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Love is a disaster

von

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ein Neuanfang

Sonnenstrahlen fielen durch die leicht getönten Scheiben des dunkelblauen Familienwagens, der in einer normalen Geschwindigkeit über die Autobahn fuhr. Es fühlte sich warm auf ihrer Haut an und trozdem war ihr kalt. Ihren Geschwistern schien der Umzug nicht wirklich viel auszumachen, im Gegenteil. Kenta, ihr 21 Jahre alter Bruder schien sich eher zu freuen aus seinem alltäglichen und langweiligen Dorfleben zu entkommen und auch der um ein Jahr jüngere Naoki sah der Sache wohl positiv entgegen. Wie konnten sie nur so entspannt damit umgehen? Kageris Blick war starr aus dem Fenster gerichtet. Bäume, Häuser, Schilder und anderes zogen daran vorbei und je weiter sie fuhren umso fremder kam ihr die Gegend vor. Schon jetzt hatte sie unglaublich großes Heimweh. Kageri hatte sich in ihrem kleinen Dörfchen immer wohl gefühlt. Es war nie wirklich viel los. Die Schule, auf die sie, ihre zwei Brüder und ihre Schwester gingen, war ziemlich klein, fast jeder verstand sich dort miteinander, mobbing gab es nicht und genau diese Dinge waren es, was ihr an ihrem Dorfleben so gefallen hatte. In einer größeren Stadt zu wohnen war etwas, was sie sich nie vorstellen wollte und trozdem musste sie es nun tun, denn heute war dieser Tag gekommen an dem sich ihr Leben und das ihrer ganzen Familie änderte. Ihr Vatter hatte ein Angebot einer sehr großen Firma bekommen, welches einfach viel zu gut geweßen war um es abzulehnen. Doch der Weg zur Arbeitsstelle war zu weit, also beschlossen sie in die Stadt zu ziehen.
 

Kageri gab ein enttäuschtes seufzen von sich, während sie weiterhin aus dem Fenster blickte. "Ach komm schon Kageri. Das wird bestimmt richtig cool! In ´ner so großen Stadt gibt´s einfach alles! Wir müssen nie wieder Ewigkeiten mit dem Auto fahren um zur nächsten Stadt zu kommen...außerdem haben wir ein Haus in einem etwas friedlicherem Gebiet", versuchte Naoki sie aufzumuntern. Im Gegensatz zu ihr konnte er es kaum erwarten ein Leben in einer Großstadt zu beginnen. In der Nacht leuchtende Geschäftschilder von Geschäften, die 24 Stunden am Stück geöffnet haben, immer ist etwas los und immer wieder gibt´s was neues zu entdecken - ein richtig abwechslungsreiches Leben, welches in dem kleinen Dörfchen einfach nicht möglich war. Gut gelaunt blickte er zu dem jungen Mann, der nebem ihm saß und ohne jegliche emotionen in seinem Blick aus der vorderen Fensterscheibe des Autos starrte. Wie er wohl darüber dachte? Selbst wenn Naoki ihn nun fragen würde, würde er es sowieso nicht sagen. Kenta sprach nie über seine Gefühle und kam immer total launisch rüber. Mit ihm zu reden war schwierig und machte nicht wirklich spaß. Selbst mit seinen Geschwistern redete er nicht gerade wirklich viel. Direkt neben Kenta saß eine junge Frau, die tief und fest schlief - Kyouko. Ein weiteres Geschwisterchen.
 

Wie lange würde es wohl noch dauern, bis sie endlich an ihrem Ziel ankommen würden? Wie würde das neue Haus aussehen und die neue Schule? Naoki hoffte darauf, dass die Schüler und vor allen Dingen seine neuen Klassenkammeraden nette Leute sein würden, und dann gab es da noch etwas, was ziemlich wichtig war: Die neuen Nachbarn. Naoki war total aufgeregt und versank in seinen Gedanken. Er stellte sich die Großstadt vor, die Gegend in der er wohnen würde und die Schule. "Hoffentlich werden unsere neuen Nachbarn so extrem freundlich wie die, die wir in unserem Dorf hatten...aber hoffentlich auch jünger", dachte Naoki sich, als er über seine Nachbarn nachdachte. Es war ein altes, sehr freundliches Ehepaar geweßen. Allgemein gab es in der Straße, in der Naoki mit seinen Geschwistern und Eltern gewohnt hatte, fast nur alte Leute. Vielleicht würde sich das nun endlich ändern. "Mum wie weit ist es noch?", wollte Naoki wissen. "Ungefähr 90 kilometer". Schon 140 kilometer vom eigentlichen Zuhause entfernt - der Gedanke gefiel Kageri nicht, doch sie musste damit wohl irgendwie klar kommen. Noch 90 kilometer waren es, bis sie ihr neues Zuhause betrachen konnte. Darauf freuen tat sie sich jedoch nicht.
 

Ungefähr eine halbe Stunde verging, bis man plötzlich durch die Fensterscheiben des Wagens von weitem eine große Stadt sehen konnte. Sie war größer, viel größer als es sich Kenta, Naoki, Kyouko und Kageri vorgestellt hatten. "Krass! Guckt euch mal diese rießen Stadt an! Wie lang denkt ihr wird es wohl dauern bis wir uns da richtig zurecht finden können?", die Begeisterung war deutlich in Naokis Stimme hörbar. Kenta zuckte mit den Schultern, ein Wunder, dass er überhaupt irgendwie eine Antwort gab. Wiedermal schien er komplett desinteressiert zu sein, zumindest sagte das seine Körpersprache. Jedoch verriet dies nicht was er wirklich empfand, doch was er wirklich empfand wusste ja sowieso niemand außer er selbst. Auch Kyouko gab ihrem Bruder keine Antwort, da sie noch immer tief und fest schlief. Kageri seufzte erneut laut und enttäuscht. Sie schien nicht antworten zu wollen, doch Blicke sagten ja mehr als 1000 Worte. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Kenta, merkte man bei Kageri sofort wie sie sich fühlte und wann etwas nicht stimmte. Sie war sehr emotional, ja, überemotional. Naoki konnte verstehen, dass ihr der Umzug schwer fiel. Im kleinen Dorf hatte sie wenigstens einige Bekanntschaften gemacht, mit denen sie ab un zu, wenn sie sich traute, sprechen konnte. In der Großstadt würde es auf jedenfall um so einiges schwerer werden. Für so eine schüchterne, emotionale und ängstliche junge Frau war ein Stadtleben wohl nicht gerade angenehm. "Anfangs wird es schwer werden, aber mit der Zeit werdet ihr euch dort immer besser auskennen", antwortete Akio seinem Sohn, Naoki. Naoki blickte auf seine Uhr: 17:28 Uhr. Der Tag ging langsam zuende. Es war der letzte Ferientag. Morgen würde ein neuer Schultag eines neuen Schuljahres beginnen.
 

Immer näher und näher kam der Wagen an die großen Wolkenkratzer, modernisierten Häuser und leuchtenden Schilder der Großstadt heran, bis er dann schließlich in einem abgelegeneren Teil anhielt. "Siehst du Kageri? Ich hatte doch gesagt, dass wir in einem etwas abgelegeneren und friedlicheren Teil der Stadt leben würden, also ist es doch halb so schlimm, oder?", versuchte Naoki sie erneut ein wenig aufzumuntern worauf er von ihr nur ein leises "hmm" als antwort bekam. Das brummende Motorengeräusch des Autos war nicht mehr zu hören. Akio und Yumiko öffneten die Autotüren und stiegen aus. Kurze Zeit später hielt auch der Umzugswagen hinter ihnen. "Was für ein schönes Haus und dazu auch noch in einer friedlicheren Umgebung..da haben wir wirklich Glück gehabt", meinte Yumiko und lief auf das Haus zu. "..Für mich sieht es eher so aus, als würde es bald zusammen fallen..ich hab keine Ahnung was sie daran schön findet..", grummelte Kenta vor sich hin. Letztendlich folgte er seiner Mutter, Yumiko, mit der Hoffnung, dass es wenigstens von Innen mehr akzeptabel war. "Dich kann man ja auch nie zufrieden stellen. Erst wenn du in einem Penthouse wohnst hast du wohl nichts mehr zu meckern", meinte Naoki dazu, worauf Kenta sich zu ihm umdrehte. "Naja...muss dann aber auch gut eingerichtet sein...", nachdem er dies gesagt hatte lief er weiter. "War klar, dass so ein dummes Kommentar jetzt noch kommen musste...", murmelte Naoki und seufzte dann. Sein um ein Jahr älterer Bruder nervte ihn öfters mal mit seinen blöden Kommentaren und seiner Art. Naokis Meinung nach war er die meißte Zeit über unausstehlich. Die Beiden hatten kein gutes Verhältnis zueinander. "Naja.....Kageri? Kommst du?", Naoki wendete sich wieder seiner Schwester zu, welche immer noch im Auto saß. Ihre hellblauen, klaren Augen waren noch immer auf die leicht getönten Fensterscheiben des Wagens gerichtet und starrten melancholisch gerade aus. Naoki lief zur rechten Hintertür des Autos und öffnete diese. "Hey..Kageri..wir sind da du kannst jetzt ausszeigen..". Nun blickten die aus ihren Gedanken gerissenen unschuldigen blauen Äuglein ihn an und Kageri fing an sich wieder zu bewegen. Zögernd stieg sie aus dem Auto aus und betrachtete die neue Umgebung, wobei sie noch immer nicht wirklich glücklich aussah. Kurz blickte Naoki auch noch zu seiner zweiten Schwester, doch da sie noch immer so fest schlief, ließ er sie in ruhe. Kyouko konnte wirklich extrem fieß und aggressiv sein, wenn man sie weckte. "Was meinst du zu dem neuen Haus?", wollte Naoki wissen und sah nun wieder Kageri an. Sie schwieg. "Äh...vielleicht kannst du ja was dazu sagen wenn wir uns drinnen ein wenig umsehen? Dir wird es bestimmt gefallen und..." - "Naoki?", Kageri unterbrach ihren großen Bruder und sah ihm traurig in sein linkes Auge, welches nicht von seinem Seitenponny bedeckt war. "Hm?". "Ich...kann nicht in fremden Häusern schlafen....und Nachts auch nicht alleine in einem Zimmer sein...", murmelte sie nun. "Achso ja..das....naja dann übernachte ich eben die ersten zwei drei Nächte bei dir..oder Kyouko übernachtet bei dir...bis du dich an dein neues Zimmer gewohnt hast", meinte er und lächelte sie an. "Ich will mich nicht an ein neues Zimmer und ein neues Haus gewöhnen! Ich will nach Hause!".
 

"Kageri...manchmal benimmst du dich wirklich wie ein kleines Kind...akzeptier den Umzug einfach ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist aber du wirst dich bestimmt daran gewöhnen...uns wird es hier bestimmt besser gehen", versuchte Naoki sie zu beruhigen. "Die Umgebung hier ist doch auch wirklich schön oder? Ich meine...wir liegen ja eigentlich noch ziemlich außerhalb der Stadt...und unsere Nachbarn werden bestimmt auch ganz nett sein". "Genau, Naoki hat recht also stell dich nicht so an Kageri..außerdem gibt es in der Stadt viel mehr zu erleben und viel mehr jüngere Leute...nicht so alte Säcke wie in unserem Gammeldorf...vielleicht kannst sogar DU hier in der Stadt endlich mal deine erste Liebe finden Kageri", mischte sich Kenta ein der seit kurzem wieder bei ihnen stand. "Obwohl...vielleicht doch nicht...ich meine..wer interessiert sich schon für so eine?", murmelte er dann vor sich hin. "Kenta! Mach ihr nicht erst Hoffnungen und mach sie dann wieder mit irgendwelchen blöden Kommentaren runter!", fing Naoki gleich wieder an zu maulen. "Wenn´s doch so ist? Ich meine..guck doch mal! Winzig....dunkelgraues dreckiges Haar....total zerzaust.....und sie hat nichtmal Brüste!".
 

Glücklicherweiße hörte Kageri diesem Gespräch nach dem Wort "Liebe" nicht mehr zu. Sie hatte noch nie einen Freund gehabt, noch nie ihren ersten Kuss und ein Liebesgeständnis hatte sie auch noch nie bekommen. Natürlich war sie schon öfters mal verliebt geweßen, doch traute sie sich nie ihre Gefühle zuzugeben, nicht einmal in Form eines anonymen Briefes. Außerdem hatten die Jungs, in die sie sich verliebt hatte sowieso immer nur Augen für Andere. Klar, wer dachte denn auch schon, dass ein kleines Mauernblümchen, welches nie ein Wort mit einem gesprochen hatte, in einen verliebt ist? Naja, vielleicht hatte sie schon das ein oder andere mal mit den Jungs, in die sie sich die Jahre verliebt hatte gesprochen, aber das war dann wohl eher nur ein Satz wie "t-tut mir leid!" oder ein normales freundliches "bis morgen" geweßen. Konnte sie so, wie sie jetzt war, wirklich jemanden finden der sie so akzeptiert? Wie sollte das gehen? Um jemanden kennen zu lernen muss man mit demjenigen reden, doch gerade das war es ja, was Kageri so verdammt schwer fiel. Sie hatte immer Angst irgendetwas falsches zu sagen oder wusste erst gar nicht, was sie sagen sollte. Sie bewunderte ihre älteren Brüder dafür, dass sie Beide so selbstbewusst waren und es ihnen egal war was andere von ihnen dachten. Sie waren nunmal so wie sie sind und wem das nicht passte der sollte einfach nicht mit ihnen reden. Auch Kyouko war unglaublich selbstbewusst und tat was sie wollte. Sie hatte nicht wirklich Probleme damit Jungs näher zu kommen. "Stimmt doch garnicht! Du laberst wiedermal nur Unfug! Hör auf ihr was einzureden! An unserer Schule haben doch einige gesagt, dass sie ganz putzig ist!", Naoki und Kenta diskutierten immer noch. "Ja...die Mädels fanden sie putzig...wie ein kleines Püppchen oder ein Hündchen...aber von ´nem Typen hab ich da nie gehört, dass Kageri hübsch oder süß sei". "Weil du ja eh nie mit Typen redest! Ist klar, dass du wiedermal nur die Meinung der Mädels so gut kennst", Naoki seufzte.
 

Hatte Kenta eigentlich wirklich nur Frauen, große Brüste und Sex im Kopf? Es kam einem zumindest wirklich so vor. "Die Typen an unserer Schule waren eben nur Volltrottel. Kann ich doch nix dafür, wenn die nicht so cool wie ich sind", meinte Kenta dazu und lief wieder in den Garten des neuen Hauses. "Übrigends ist das neue Haus echt so schrottig wie es auch schon von Aussen aussieht...ich denke ich werde mein Zimmer komplett neu einräumen müssen", nachdem er dies gesagt hatte verschwand er wieder im Inneren des Hauses. "Oh gott...bin ich wirklich mit dem Typen verwandt?", murmelte Naoki vor sich hin bevor er sich dann wieder Kageri zuwendete. "Äh..Kageri hör einfach nicht darauf was er gesagt hat...du weißt ja, dass er die meißte Zeit eh nur Unsinn von sich gibt...wenn er mal überhaupt was redet ist es wirklich meißtens nur Müll". Naoki bekam weder eine Antwort noch eine Reaktion von seiner Schwester, sie schien total in Gedanken vertieft zu sein....oder vielleicht doch nicht? Nein, sie war nicht mehr in ihren Gedanken. Jetzt gab es etwas, was ihre Aufmerksamkeit auf sich gerichtet hatte. Im warmen Abendlicht der Sonne strahlten die weißen Ziegel des Nachbarshauses etwas heller. Es war ein wirklich schönes Haus, doch das, was noch schöner geweßen war und Kageris Aufmerksamkeit geweckt hatte, war der wundervolle Blumengarten. Noch nie hatte sie einen so bezaubernden Blumengarten gesehen, der mit so vielen verschiedenen Blumenarten bedeckt war. Einige dieser Blumen hatte Kageri noch nie gesehen. Sie hatten etwas tropisches an sich. Andere Blumenarten kannte sie. Auch ihre Lieblingsblumen wuchsen in diesem Garten: Rosen, weiße und rote und auch Orchideen. Sogar einige Kirschblütenbäume standen in diesem Garten. Sie blühten prächtig und in sanften rosanen Farbtönen. Der steinige Weg, der durch den Garten führte, war umgeben von großen Blumenfeldern. Wer hatte die Geduld, sich um all diese Blumen zu kümmern? Wer auch immer es war, dieser jemand gab sich auf jedenfall große Mühen, denn Kageri sah keine einzige Blume, welche verwelkt war. Nachdem Naoki Kageris Blick gefolgt war, wurde auch er von diesem Garten für kurze Zeit in einen Bann gezogen. Seine Nachbarn schienen wohl wirklich eine große Vorliebe für Blumen aller Art zu haben. Er schätzte, dass seine Nachbarn nette Leute sein würden, da nur eine sanfte Person sich um einen Blumengarten so gut kümmern konnte. Aber vielleicht hatten sie auch nur einen Gärtner oder eine Gärtnerin...oder vielleicht auch mehrere, die viel Erfahrungen mit Blumenpflege hatten. Später würde Naoki das wohl herausfinden, aber nicht jetzt. Nun musste er erst einmal das Gepäck hinein tragen und sich sein neues Haus genauer ansehen. "Kageri?". Noch immer rührte sie sich nicht. Sie schien wirklich bezaubert von diesem Garten geweßen zu sein. Allgemein interessierte sich Kageri für schöne und friedliche Dinge und das war auch etwas, was sie an ihrem alten Zuhause mochte: Der Blumengarten des alten Ehepaars. Nie hätte sie gedacht, dass sie einen noch hübscheren Garten zu Gesicht bekommen würde.
 

Naoki tippte seine Schwester an. "Hey...Kageri!". "Hmm?", endlich drehte sie ihren Kopf wieder zu ihm und sah ihn an. "Schön, dass du endlich wieder ansprechbar bist....gehen wir ins Haus?", wollte er wissen. Erneut schenkte Kageri dem prächtigen Garten einen kurzen Blick, bevor sie dann wieder zu Naoki sah und nickte. "Gut..dann komm mit und wir sehen uns das Haus gemeinsam aus dem Inneren an". Lächelnd lief er auf das neue Haus zu. Ein Neuanfang...es hatte wirklich etwas aufregendes an sich. Naoki hatte das Gefühl, dass dieser Neuanfang einiges ändern würde..

Der erste Tag im neuen Leben

Schön hell war es im Inneren des Hauses, denn es hatte einige schöne Fenster, an die man Vorhänge anbringen konnte. Die meisten Räume standen leer und waren sauber. Die meisten Zimmer hatten einen hellen Holzboden. Im Badezimmer und in der Küche war der Boden gefliest worden. Die Küche war eigentlich ganz hübsch eingerichtet und die Küchengeräte nicht schlecht. Auch das Badezimmer und das Gäste Badezimmer waren sauber und nicht gerade schlecht. "Ich weiß garnicht, was Kenta an diesem Haus zu meckern hat. Es ist größer als unser altes und sieht doch eigentlich auch ganz gut aus", meinte Naoki, worauf Kageri ihm recht gab, indem sie nickte. Naoki lief die Holztreppe, auf der ein dunkelblauer Teppich lag, nach oben und ging durch den Gang. Kageri folgte ihm. "Naoki! Kageri! Wartet mal!", hörten die beiden eine Stimme hinter ihnen. "Wenn ich euch schon gerade hier erwische dachte ich mir ich zeige euch gleich mal eure neuen Zimmer", es war der Vater der beiden, Akio. "Find ich gut!", meinte Naoki dazu, der sich auf sein Zimmer freute und vor allen Dingen darauf, dass er endlich ein Zimmer für sich hatte. In der alten Wohnung musste er sich sein Zimmer mit seinem Bruder Kenta teilen. Akio lief an den Beiden vorbei und lief in die Richtung zweier Türen an denen er dann stehenblieb. Wärend er die linke öffnete sagte er: "Das ist deins, Naoki". Es war ein einigermaßen großes Zimmer. Größer als das, was sich Naoki mit seinem Bruder damals geteilt hatte. "Und..das gehört mir ganz allein?". "Ja das gehört dir ganz allein. Wurde ja auch mal Zeit, dass jeder von euch Beiden sein eigenes Zimmer bekommt", antwortete Akio seinem Sohn. Das Zimmer war wirklich mehr als nur akzeptabel. Naoki gefiehl es sehr und es war auch schon eingerichtet. Auch die Einrichtung gefiel ihm, es gab nicht viel daran zu ändern. "Und wo ist mein Zimmer?". Naoki und Kageri drehten sich um und sahen zu der jungen Frau die gerade müde gähnte. "Oh...Kyouko..auch mal endlich wach? Ich wollte dich nicht wecken deswegen hab ich dich einfach noch etwas schlafen lassen", antwortete Akio ihr. "Dein Zimmer zeig ich dir auch gleich". Er öffnete die Tür, welche direkt in das Zimmer neben Naokis führte. "Hier ist erstmal Kageris Zimmer. Dein Zimmer ist aber auch nur 2 Türen entfernt", erklärte Akio seiner jüngsten Tochter, Kyouko. "Dann seh ich´s mir mal an", meinte sie darauf und verschwand dann in ihrem neuen Zimmer. Kageri war inzwischen dabei ihr neues Zimmer zu betrachten. Eigentlich gab es auch bei ihrem neuen Zimmer nichts zu meckern. Es war schön groß und hübsch eingerichtet. Trozdem änderte das nichts daran, dass es für sie einfach fremd war und sie in einem für sie vollkommen fremden Haus war. Wieder seufzte sie enttäuscht. In diesem Moment strich ihr Vater ihr ein paar mal über den Kopf, als wäre sie ein Hündchen und versuchte sie aufzumuntern: "Ach komm schon Kageri.....du wirst dich hier nach einer Weile bestimmt wohl fühlen...und wenn es dir noch nicht so ganz gefällt räumen wir das Zimmer so lange um und verändern die Dinge, bis du dich hier richtig wie Zuhause fühlst und selbst wenn du eine andere Tapete und einen komplett anderen Boden möchtest ändern wir das". "Dann will ich, dass das Zimmer so aussieht wie das, was ich Zuhause habe..", murmelte sie. "Wirklich? Wenn du das möchtest dann versuchen wir es fast genauso einzurichten....einige der alten Möbel haben wir ja mitgenommen da ist auch noch einiges von dir dabei...aber..bist du dir sicher, dass du sowas möchtest? Bei einer Chance neu anzufangen ist es doch viel besser, wenn man mal was neues ausprobiert oder?". Nachdem Akio dies zu seiner Tochter gesagt hatte, schien sie wirklich nachzudenken.
 

Bisher hatte Kageri noch nichts posivites in dieser großen Veränderung ihres Lebens gesehen. Nun bekam sie die Chance ihr Zimmer komplett neu zu renovieren. Keine großartige Sache, die sie plötzlich glücklich machen könnte, das war klar. Aber würde sie ihr Zimmer genauso einrichten wie ihr altes, wäre es trozdem nicht das alte. Letztendlich entschied sie sich: "Ich denke...ich werde vorerst einmal alles so lassen wie es ist und dann....überleg' ich mir vielleicht noch ob ich es ändern möchte...eine Nachahmung meines alten Zimmers wäre wohl doch doof....". Akio nickte. "Alles was du möchtest, solange du dich dann in deinem neuen Zimmer wohl fühlen wirst". Er drehte sich zu seinem Sohn und erwähnte: "Das gilt übrigends auch für dich. Wenn dich irgend etwas an dem Zimmer stört sag mir bescheid, ja? Ich hoffe ihr werdet euch hier alle wohl fühlen, wenn ihr euch an das neue Haus gewohnt habt". "Ich denke ich werde mich schnell an das neue Haus gewöhnen....das neue Zimmer mag ich jetzt schon", meinte Naoki grinsend. "Und ich denke ich werde nun auch meine Sachen aus dem Auto holen und anfangen sie in mein neues Zimmer einzuräumen". Nachdem Naoki das gesagt hatte war er auch schon wieder verschwunden. "Eh....ich denke ich ruhe mich etwas aus....", sagte Kageri bevor sie ihre Zimmertür schloss und es plötzlich still im Gang wurde.
 

Das Bett auf dem sie saß war weich und bequem - es gefiel ihr sogar besser als ihr zuvoriges. Sie starrte aus dem Fenster, wärend sie ihren MP3 Player in der Hand hielt der momentan eines ihrer Lieblingslieder spielte. Wärend sie durch die Kopfhörer Musik hörte versank sie in Gedanken. Störte dieser Umzug sie? Bisher hatte Kyouko noch nicht darüber nachgedacht. Schon seit ungefähr einem Monat wusste sie, dass sie und ihre Familie umziehen würden aber trozdem hatte sie sich nicht viele Gedanken darüber gemacht. Nun war es so weit, sie saß in ihrem neuen Zimmer, auf ihrem neuen Bett und blickte aus dem Fenster. Von dort aus konnte man gut die abgelegeneren Wohnungen sehen. Es schien wohl doch so einige zu geben, die das Stadtleben direkt im Inneren der Stadt nicht mochten. Hätte sie es gestört, wenn sie ins Stadtinnere gezogen wären? Kyouko wusste es nicht aber sie wollte sich auch nicht unnötig Gedanken über solche unwichtigen Dinge machen. Stattdessen fing sie an über die Jungs der Großstadt nachzudenken. Bestimmt waren da jede Menge unglaublich gut aussehende Kerle dabei. Der nächste Gedanke der ihr kam war die Frage: "Ob wohl in meiner Klasse ein paar heiße Typen sein werden?". Sie hoffte jedenfalls, dass sie auf der neuen Schule den ein oder anderen heißen Typen kennenlernen könnte. Je mehr sie über solche Dinge nachdachte, umso mehr fand sie eine Antwort auf die Frage, ob sie der Umzug störte: Nein, er tat es nicht. Auch sie war wohl erleichtert darüber dem Dorfleben zu entkommen. Alles was sie etwas nervig fand war, dass dieser Umzug ausgerechnet am letzten Ferientag stattgefunden hatte. Mussten sie und ihre Geschwister wirklich schon morgen zur Schule gehen? Sie hatten doch noch nicht einmal ihr Gepäck vollkommen ausgepackt und Schulsachen hatten sie auch noch nicht. Gerade als sie sich diese Frage stellte klopfte es an der Tür. "Hmm?". Leicht genervt entfernte sie einen der Ohrstecker ihres MP3 Players. Es dauerte nicht lange bis sich danach die Tür ihres neuen Zimmers öffnete und ihr ältester Bruder, Kenta, das Zimmer betrat. Skeptisch sah er sich im neuen Raum um. "Da muss aber noch einiges verändert werden an dieser Bruchbude....findest du nicht auch?", fragte er sie nun, wobei er wirklich nicht begeistert klang. Kyouko zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht...aber eins ist klar...das Bett behalte ich". Kenta zog eine Augenbraue hoch. Dann setzte er sich auf das neue Bett. "Naja....okay..ist wirklich ziemlich bequem", musste er zugeben. "Aber...das war nicht der Grund warum ich in dein Zimmer gekommen bin". "Sondern?", wollte sie nun wissen. "Mum und Paps sprechen gerade mit den neuen Nachbarn...die sehen irgendwie ziemlich interessant aus...vor allen Dingen...", Kenta fing an zu grinsen. "Gefallen an der Nachbarin gefunden?". "Könnte man so sagen ja...woher weißt du das?". Kyouko konnte auf diese Frage ohne lange nachzudenken eine Antwort geben: "Immer, wenn du so grinst, heißt das, dass du ein Mädel attraktiv findest und gern mal wieder deine perversen Fantasien realität werden lassen möchtest". "Du kennst mich wirklich gut Schwesterchen", meinte Kenta dazu. "Jedenfalls wie gesagt ich wollte dir einfach mal bescheid sagen. Falls du vielleicht auch interesse an den neuen Nachbarn hast...vielleicht is da ja auch ein toller Kerl für dich dabei", fügte er hinzu. "Bisher habe ich ja nur die junge Dame entdeckt mit diesen rießen Megabrüsten....aber vielleicht wohnen da ja auch noch andere Leute". Kenta beendete seinen Satz und stand auf. Danach lief er zur Tür. "Ich denke...ich werde auch gleich einmal einen Blick auf die neuen Nachbarn werfen", meinte Kyouko dazu und drückte auf den Ausschaltknopf ihres MP3-Players. "Mach das". Kenta verließ das Zimmer wieder.
 

Noch eine kurze Zeit blieb Kyouko ruhig auf ihrem Bett sitzen und bewegte sich dabei nicht. Danach stand sie auf und verließ ihr Zimmer. Doch bevor sie die Treppe herab ging um das Haus zu verlassen, ging sie den Weg zu einem anderen Raum des Hauses. Dort angekommen klopfte sie und wartete auf ein "herein" oder ähnliches. "Wer ist da?", eine leise und sanfte Stimme war hinter der Tür zu hören. "Ich bin´s nur. Ich komm rein ja?", antwortete Kyouko ihr und ohne auf eine weitere Antwort zu warten betrat sie auch schon das Zimmer. Kageri stand an dem Fenster ihres neuen Zimmers und blickte in den Blumengarten des Nachbarhauses. "Kageri? Willst du dich vielleicht auch mal den neuen Nachbarn vorstellen?", wollte Kyouko wissen und sah zu ihr. Kageri drehte sich um. Ihr Gesicht war leicht errötet und sie antwortete nicht. "Hey..was ist los? Hast du geheult oder warum ist dein Gesicht rot?". Kageri schüttelte den Kopf. "N-Nein es ist nur....". Sie seufzte. "Was ist es? Rauß mit der Sprache! Lass dir nicht immer alles aus der Nase ziehen. Du weißt doch mir kannst du ruhig alles sagen". "...Hier wohnen wohl wirklich.....gut aussehende Jungs..", murmelte Kageri leise. "Hö? Hast du die neuen Nachbarn also schon gesehen?? Sind da viele Jungs dabei?", sofort fing Kyouko an ihre ältere Schwester auszufragen. Das Kageri älter als sie war merkte man allerdings nicht wirklich. Kyouko sah älter aus und benahm sich sogar reifer als ihre ältere Schwester. Außerdem beschützte sie sie sogar manchmal vor irgendwelchen Idioten die meinten sie müssten schüchternen Mädchen noch mehr das Selbstvertrauen rauben. Kageri zuckte mit den Schultern. "Hab bisher..nur zwei gesehen...der eine hat mit Paps und Mum geredet...der Andere stand eher im Hintergrund...außerdem war da noch eine total schöne Frau...", erzählte Kageri nun. Danach drehte sie sich noch einmal zum Fenster und berichtigte sich: "Oh...jetzt ist da noch ein junger Mann dazugekommen...". Drei Typen und eine Frau...bestimmt war mindestens einer noch Single oder sie waren alle Geschwister und lebten zusammen in einer Art WG. Kyoukos Interesse an der ganzen Sache wurde ziemlich schnell geweckt. Sofort packte sie Kageri an der Hand und zog sie mit sich mit. Es dauerte nicht lange, bis sie auf dem Grund und Boden der Nachbarn stand und sich die Jungs etwas genauer betrachtete. "Hey!", begrüßte sie alle laut und mischte sich somit frech in das Gespräch ein. "Oh..wenn man vom Teufel spricht..", meinte ihr Vater plötzlich und lächelte etwas. Kyouko warf ihm einen kritischen Blick zu und verschrenkte die Arme. "Was meinst du damit, Paps?". "Naja...wir haben gerade eben über dich und deine Geschwister geredet", antwortete er ihr. "Na dann...passt´s doch kann ich mich gleich persönlich vorstellen....ich bin Kyouko!", sie stellte sich ihren neuen Nachbarn vor und grinste. Noch einmal musterte sie alle ein wenig genauer. Der Kerl, der am nähesten bei ihnen stand und sich schon die ganze Zeit mit ihrem Paps zu unterhalten schien hatte schwarzes, struppeliges Haar. Seine Haut war blass und er trug ein Piercing in seiner Lippe. Irgendwie sah er ziemlich freundlich aus. "Ah..freut mich dich kennenzulernen ich bin Takuya", stellte er sich vor. "Deine Eltern haben gut von dir geredet". Erneut lächelte Kyouko ihren neuen Nachbarn an. Kageri beobachtete das geschehen nur von weitem und seufzte leise. Schonwieder war Kyouko dabei Kontakte zu knüpfen und etwas zu flirten. Die ganze Zeit über starrte sie einfach nur auf den Boden und wusste nicht was sie tun oder sagen sollte. Nach einer Weile jedoch traute sie sich einen Blick auf die anderen Beiden Jungs zu werfen die bei dem Gespräch nicht wirklich teilnahmen sondern auch nur dabei waren alles zu beobachten. Der eine hatte weißes, struppeliges Haar, welches ihm etwas über die Schultern fiel. Auch seine Haut war blasser und auch er trug ein Piercing in seiner Lippe. Seine Augen leuchteten in einem schönen orange-braunen Ton. Der junge Mann neben ihm hatte schwarzes Haar, welches in einem leichten blauton glänzte. Seine Haare ebenfalls zerstruppelt und gestylt. In seinen Lippen trug er Snakebites. Seine Augen ähnelten denen des weißhaarigen Mannes und leuchteten klar. Waren die Jungs der Großstadt alle so attraktiv oder hatten Kageri und Kyouko einfach nur glück gehabt, solche gut aussehenden Nachbarn zu bekommen?
 

Noch immer unterhielt sich Kyouko eine Weile mit dem so unglaublich gut aussehenden Takuya. "Übrigends das ist meine Ehefrau, Noriko", erzählte er nun und zeigte auf die Frau, welche sich momentan mit Yumiko unterhielt. "Oh gott....so jung und schon verheiratet...na toll", dachte sich Kyouko genervt. Da wurde es wohl nichts aus ´nem kleinen flirt. Sie drehte sich etwas zur Seite um sich anzusehen wer sich diesen Mann geangelt hatte und staunte. Diese Frau, Noriko, war wirklich wunderschön. Sie hatte weißes langes Haar und strahlende türkise Augen, die von einem sanften rosanen Lidschatten umrandet waren. Ihre Haut war blass und sie hatte ein liebevolles, sanftes Lächeln. Auf jedenfall wollte sie diese junge und atemberaubend hübsche Frau noch einmal genauer kennenlernen, doch nicht jetzt. Nun blickte sie erst mal zu den anderen hübschen Jungen, die sich noch immer nicht an dem Gespräch beteiligten. Danach blickte sie kurz zu ihrer Schwester und fing an ein wenig zu grinsen. Kageris Blick war eindeutig richtig starr auf einen der Beiden jungen Männer gerichtet. "Hey...du da!", Kyouko lief zu den Beiden Typen und blieb bei dem schwarzhaarigen stehen. Alles was sie als Antwort bekam war ein kurzer auf sie gerichteter Blick. "Sag mal...wie heißt du?", fragte sie ihn nun. "Wer will das wissen?", stellte er als Gegenfrage, worauf sie seufzte. "Man..ich kann solche komplizierten Kerle nich leiden...er könnte doch einfach seinen blöden Namen sagen", dachte sie sich. "Ich, Kyouko, will´s wissen", murmelte sie. "Hmm...Yasuo", antwortete er ihr nun. "Achso? Nadann...freut mich dich kennenzulernen, Yasuo!", meinte sie nun und hielt ihm freundlich ihre Hand hin, doch Yasuo wandte nur desinteressiert den Blick ab. "Gut..wie du willst...dann eben nicht", meinte sie dazu nur und drehte sich von ihm weg, um wieder zu ihrer Schwester zu laufen, die das ganze beobachtet hatte. Als sie bei Kageri ankam flüsterte sie etwas in ihr Ohr: "Hey...dieser Yasuo ist doch eigentlich ganz süß oder?". Sofort wurde Kageri ein wenig röter und blickte wieder zu Boden. Kyouko fing wieder an zu grinsen. "Ich wusste es! Sie hat interesse an ihm gefunden", dachte sie sich. Das war alles, was sie mit dieser Aktion erreichen wollte. Ihre Vermutung war wirklich richtig geweßen. "So denkst du doch zumindest oder? Aber warte..du musst garnichts dazu sagen ich weiß die Antwort schon und keine Sorge...er ist nicht mein Typ ich denke ich habe eher ein anderes Ziel..", beruhigte sie die im Moment wohl etwas verwirrte Kageri und blickte kurz zu dem jungen weißhaarigen Mann. Kageri gab ihr nickend eine Antwort auf ihre Frage und stellte selber leise eine: "...w-wirklich? Nicht dein Typ?" Kyouko fing an etwas zu lachen. "Wirklich. Für mein Geschmack eher ein Kumpeltyp. Mehr nicht. Ich weiß nicht einmal ob er ein Kumpeltyp ist....der ist ziemlich unhöflich mit solchen Leuten komm ich nicht so gut klar...aber du hattest ja irgendwie eh schon immer einen komischen Jungsgeschmack, Kageri", antwortete Kyouko und blickte danach noch einmal zu Yasuo und direkt danach zu dem weißhaarigen Mann, mit dem sie noch kein Wort gewechselt hatte, doch das hatte sie schon bald vor nachzuholen. "hm", war das einzige was Kageri ihr als Antwort gab, doch war sie eigentlich ganz froh, dass sie wenigstens dank Kyouko nun seinen Namen wusste. Was war das eigentlich für ein Gefühl? 'Liebe auf den ersten Blick'? Oder eher eine Vorstufe von so etwas? Leichtes verknallt sein vielleicht? Kageri wusste es nicht, doch war ihr so etwas schon öfters passiert. Öfter hatte sie sich schon in Jungs verknallt, die sie gar nicht richtig kannte. Würde sie auch dieses mal mit dem Jungen, auf den sie nun ein Auge geworfen hatte, niemals ein Wort wechseln? Wahrscheinlich. Sie wusste ja nicht einmal wie alt er war oder ob er vielleicht schon vergeben war. Außerdem war er wirklich unfreundlich geweßen. Sie hatte Angst, dass er sie vielleicht auch so unhöflich ansprechen würde, wenn sie versuchen würde mit ihm zu reden. Kageri seufzte. Es war wirklich schwierig für sie Kontakte zu knüpfen. Ständig brauchte sie Hilfe von einem ihrer Geschwister. Alleine kam sie sich hilflos und unwichtig vor, als könnte sie nichts alleine schaffen und wäre jedem nur im Weg. "Übrigends...wusstest du, dass er dir vorhin einen kurzen Blick zugeworfen hatte? Und das sage ich jetzt nicht nur so...ich denke du kennst mich gut genug um zu wissen, dass ich nie lüge. Zumindest belüge ich nie meine Familie", ließ sie Kageri wissen. "Oh..?", verlegen blickte Kageri noch immer auf den erdigen Boden. Mit der Schuhspitze ihrer schwarzen Chucks bohrte sie leicht darin herum. "Vielleicht solltest du es dieses mal richtig versuchen...auch wenn er etwas unhöflich zu sein scheint. Hinter einer harten Schale steckt ein weicher Kern...zumindest öfters mal", versuchte sie Kageri ein wenig Mut zu machen. "Möchtest du nicht einmal versuchen mit ihm zu reden?". Heftig schüttelte Kageri ihren Kopf. "Naja...okay du musst ja nicht direkt jetzt versuchen mit ihm zu reden....aber diese Woche oder nächste Woche versuchst du es mal!", meinte Kyouko. Nachdem sie dies gesagt hatte fiel ihr etwas auf. Der weißhaarige Kerl stand noch immer an derselben Stelle an der er auch schon zuvor gestanden war und blickte etwas interessiert zu den beiden jungen Frauen herüber, als würde er er dem Gespräch zuhören. Allerdings war dies unmöglich. In so einem leisen Ton war es für einen Menschen unmöglich aus so einer Entfernung auch nur ein Wort mitzubekommen. Der junge Mann mit den schwarz, leicht bläulich wirkenden Haaren, Yasuo, war gerade dabei zurück ins Haus zu gehen. "Naja..wie auch immer...wir sollten jetzt langsam mal wieder in unser neues Haus gehen. Hast du schon deine ganzen Sachen ausgepackt?", wollte Kyouko nun von ihrer älteren Schwester wissen. "Äh...nein..", antwortete Kageri. "Dann solltest du das jetzt langsam mal machen es wird langsam spät und morgen sollen wir doch schon in die neue Schule gehen".
 

Kageri seufzte erneut. Jedoch sagte sie nichtsmehr zu dem Thema "neue Schule". Sie lief nun einfach an Kyouko vorbei und ging zum Auto. Mit mühe hob sie ihr schweres Gepäck aus dem Wagen herauß, ließ es dann jedoch auf den Boden sinken. "Schaffst du es nicht alleine?", fragte Kyouko sie, welche ihr gefolgt war. Für eine kurze Weile schwieg Kageri, doch dann nickte sie. "Ich helfe dir, ja?". Kyouko nahm ihr das schwierigste Gepäck ab. "Wow..das ist wirklich etwas schwer", meinte sie dazu, doch schaffte sie es den großen Koffer ins Haus zu tragen. Mit dem übrig gebliebenen kleineren Koffer und der Handtasche folgte Kageri ihr. Nach einer Weile hatten sie es geschafft das Gepäck in Kageris Raum zu transportieren und gönnten sich eine Pause auf dem gemütlichen Bett. "Kyouko?" - "Hm?", Kyouko sah Kageri an. "...Kannst du heute vielleicht bei mir schlafen?", wollte Kageri wissen. Kyouko kicherte kurz und nickte dann. "Hatte ich mir schon gedacht, dass diese Frage noch kommen würde....du hast noch immer Angst vor fremden Häusern". Wieder errötete Kageri etwas. Es war ihr ein wenig peinlich, aber es stimmte. Sie hasste das Übernachten in fremden Häusern und sie hasste große Veränderungen. Jedoch war es ihr klar, dass die Zeit und alles andere nicht einfach stehen bleiben konnte. Es gab immer Veränderungen, jeden Tag, auch wenn man sie vielleicht manchmal nicht merkte. Ohne Veränderungen würde es nicht mehr voran gehen, doch vielleicht wollte es Kageri ja manchmal - zumindest für eine kurze Zeit - so. "Ich denke das wird immer so bleiben", murmelte sie nun und setzte sich ihre blau-schwarz gestreifte Mütze ab. Nun zeigten sich noch mehr struppelige Spitzen ihres dunkelgrauen Haares. Auch ihre blau gestreiften zwei Spangen nahm sie sich nun aus den Haaren und legte sie auf den hölzernen Nachttisch. "Macht ja nichts..jeder hat seine Schwächen", meinte Kyouko und lächelte. "Nur leider habe ich viel zu viele..", dachte Kageri sich und schwieg. Sie stand auf und öffnete ihre Koffer. "Willst du das jetzt auspacken?", wollte Kyouko wissen. Kageri nickte und fing auch schon sofort an ihre Klamotten und andere Dinge, die sie von ihrem alten Zuhause mitgenommen hatte, einzuräumen. Darunter waren einige Bilder und auch eine Pflanze - diese war allerdings nicht in den Koffer gestopft worden. Ungefähr ein bis zwei Stunden vergingen, bis Kageri endlich mit dem einräumen fertig war. Müde ließ sie sich auf ihr Bett sinken. Auch die Matratze für Kyouko hatte sie bereits auf den Boden gelegt und ihren blauen schlafanzug mit den hellblauen Blümchen drauf hatte sie sich schon angezogen. Kyouko hatte sich ein Unterhemd und ein bequemes Höschen zum Schlafen angezogen und legte sich auf die Matratze. "Möchtets du jetzt schlafen oder noch ein wenig reden?", wollte Kyouko wissen und sah zu Kageri hoch, welche auf dem Bett saß. Sie wirkte ein wenig nachdenklich und blickte zum Fenster. Ein Vorhang war vor das Fenster gezogen worden. Alles, was den Raum momentan noch erhellte, war das Licht der Nachttischlampe. "Ich weiß nicht...", antwortete Kageri. "..Gibt es denn irgendetwas was dich momentan beschäftigt?". "Blöde Frage...der ganze Umzug und unser neues Leben beschäftigt mich...ich..habe Angst", antwortete Kageri leise. "Du brauchst keine Angst zu haben...ich bin da...und Naoki auch...und Mum und Paps sind auch immer für dich da", versuchte sie Kageri etwas zu trösten. Gerne hätte sie auch noch gesagt, dass Kenta für sie da sei, doch vielleicht wäre das eine Lüge geweßen. Ihm war so vieles gleichgültig. "Klar..wir wissen nicht, was auf uns zukommt...aber versuchen wir doch das Beste aus diesem Neuanfang zu machen...", fügte sie hinzu. Kageri seufzte erneut und nickte dann. "Du hast recht...ich wünschte ich könnte so locker wie du denken...alles einfach so hinnehmen wie es nunmal ist...und akzeptieren, dass selbst wenn es mir nicht passt ich nichts daran ändern kann egal wie sturr ich bleibe". Kageri legte sich hin und deckte sich zu. Sie machte es sich in ihrem neuen Bett so bequem wie möglich. "Ach naja...aber so bist du nunmal...auch wenn du dir manchmal wirklich zu viele Sorgen machst", meinte Kyouko dazu. "Aber das ist ja egal...ich hab dich genau so lieb wie du bist". Kageri lächelte etwas. Sie war erstaunt darüber, dass Kyouko, obwohl sie ein Jahr jünger war, um so einiges reifer als sie war. Im Gegensatz zu Kyouko war Kageri sogar wohl noch etwas kindisch. "Danke Kyouko...was würde ich nur tun, wenn ich dich nicht hätte? Ich denke ich würde total verzweifeln....". "Denk nicht über 'was wäre wenn' nach...ich bin hier und werde es bleiben so lange du mich brauchst...und jetzt schlaf wir müssen morgen früh rauß". "Hmm...okay...gute Nacht, Kyouko". "Gute Nacht, Kageri". Zögernd bewegte Kageri ihre Hand in Richtung ausschalt Knopf der Lampe hin. Als sie ihn berührte und ihn nach unten drückte, gab er ein kurzes leises klicken von sich und der Raum verdunkelte sich. Kageri verkroch sich etwas unter ihrer Decke und dachte über den Tag nach. Sie dachte über das Packen nach. Dachte über die Zeit nach, in der sie im Auto gesessen war und über die Zeit, in der sie im Garten der neuen Nachbarn stand. Danach dachte sie darüber nach wie wohl der nächste Tag laufen würde. Noch immer hatte sie Angst davor, Angst vor einer neuen Klasse und einer neuen Schule. Angst vor dem neuen Leben...

Das neue Schuljahr beginnt

Nervige, laute Geräusche eines Weckers störten den friedlichen Schlaf des Mädchens. Genervt öffnete sie langsam die Augen. Grelles Tageslicht der Morgensonne blendete sie, als sie sich aufsetzte. Wer hatte die Vorhänge zur Seite geschoben? Mürrisch fing sie an irgendwelche Dinge vor sich hinzugrummeln und stand danach auf. Langsam lief sie zum Badezimmer. Im Zimmer angekommen stellte sie sich vor den Spiegel. Ihre weißen Haare waren komplett zerzaust, standen wirr nach links und rechts ab. Anscheinend hatte sie heute Nacht wohl wieder einen etwas unruhigeren schlaf gehabt. Das Mädchen zog sich an und fing danach an ihre Haare wieder an die richtigen Stellen zu bringen. Danach stylte sie ihre Haare und schminkte sich etwas. Sie trug sich einen Lidschatten mit sanftem blauen Farbton auf. "Itsuka?? Bist du schon wach?", hörte sie ihre Mutter rufen, worauf sie eine Antwort gab: "Ja!". Sie verließ das Badezimmer und lief die Treppe herunter in die Küche. Dort angekommen setzte sie sich an den großen Küchentisch. "Wo sind Takeo, Yasuo und Saori?", wollte Itsuka wissen. "Takeo ist schon mit Yasuo vorgegangen", antwortete Noriko, Itsukas Mutter. "Saori zieht sich noch um", fügte sie hinzu. Kurz danach blickte Itsuka etwas erstaunt. Eigentlich kam so etwas eher seltener vor. Yasuo schlief eigentlich öfters sogar noch etwas länger. "Achso?", meinte sie dazu nur und fing dann an etwas zu essen. Nachdem sie damit fertig war setzte sie sich ihren Rucksack auf die Schultern und lief zum Gartentor, an dem sie dann auf ihre Schwester, Saori, wartete die immer noch dabei war sich ein wenig vorzubereiten. Itsuka kramte in ihrer Jackentasche herum und zog ihren MP3-player herauß. Sie stecke einen der Ohrstecker in ihr linkes Ohr und hörte der Musik zu. Dies tat sie eine Weile lang. Sie hörte ein bis zwei Lieder durch, als sie plötzlich wieder den Kopf hob, weil sie sich beobachtet fühlte. Es war wirklich so, dieses Gefühl war keine Einbildung geweßen. Tatsächlich waren an ihr zwei Kerle vorbeigelaufen. Der eine hatte sie die ganze Zeit angestarrt. Noch nie zuvor hatte sie die Zwei in der Gegend gesehen und auch noch nie in der Schule. Der eine dunkelgrauhaarige, mit der Narbe am rechten Auge und dem Piercing an der linken Seite seines Mundes schien desinteressiert und betrachtete eher die Umgebung. Doch der andere, der ebenfalls dunkelgrauhaarig war und einen Pony über seinem rechten Auge trug, schien sie die ganze Zeit, während sie an ihr vorbeigelaufen waren beobachtet zu haben. Sein klares, grünes Auge war die ganze Zeit auf sie gerichtet geweßen. Langsam verschwanden die zwei Kerle aus ihrem Blickfeld und Itsuka wendete sich wieder ihrem kleinen MP3-Player zu. Jedoch wurde sie schon kurze Zeit später wieder unterbrochen: "Sorry, dass du so lange warten musstest, Itsuka". Itsuka drehte sich um und sah Saori an. "Ach..macht nichts". Sie öffnete das Gartentor und lief die Straße entlang. Saori folgte ihr und schloss das Tor hinter sich. Den Weg über waren beide eigentlich ziemlich still, bis Itsuka ihrer Schwester eine Frage stellte: "Hey...Saori...hast du in unserer Schule schon einmal so zwei dunkelgrauhaarige Kerle gesehen? Der eine hat so einen Pony über seinem rechten Auge und grüne Augen. Der andere hat eine Narbe über dem rechten Auge, ein blaues und ein graues Auge und hat auch noch ein Piercing an der linken Seite seines Mundes. Der andere hat übrigends drei Piercings am Mund...also...sagt dir das etwas?". Saori sah sie etwas verwirrt an. "Hö? Nein...noch nie gesehen...warum?", stellte sie ihr nun eine Gegenfrage. "Nur so". Itsuka fing an nachzudenken. Vielleicht waren sie neu in der Stadt. Wenn es so wäre, würden sie dann auf dieselbe Schule gehen? Den Rest des Schulweges versank sie total in Gedanken.
 

"Kenta?", Naoki blickte zu seinem Bruder, der direkt rechts neben ihm auf dem steinigen Gehweg lief. "Hmm?". "Hast du dieses Mädchen auch gesehen?". Kenta hob eine Augenbraue und sah seinen Bruder komisch an. "Was für ein Mädchen meinst du?", wollte er wissen. "Die eine...mit den weißen Haaren....und mit den wunderschönen türkisen Augen..", antwortete Naoki. "Nö". "Achso...sonst hätte ich dich gefragt, ob sie dich vielleicht an irgend jemanden erinnert". Kenta seufzte etwas genervt. "Stell mir nich immer so viele fragen ich merk mir keine Weibernamen oder sonstiges..außerdem woher soll ich irgend eine Großstadt Tussi kennen?". "Hey...ich hab nur ganz normal mit dir geredet kein Grund mich gleich wieder so anzumotzen", antwortete Naoki ruhig. Auf einen Streit mit seinem Bruder hatte er nun wirklich keine Lust. Stattdessen entschied er sich dazu einfach nichtsmehr zu sagen und über die weißhaarige junge Frau nachzudenken. Warum hatte er sich so wohl gefühlt als er sie angesehen hatte? Dieses Gefühl...es war, als würde er dieses Mädchen schon lange kennen, doch eigentlich hatte er sie noch nie gesehen, zumindest konnte er sich an niemanden erinnern, der ihr ähnelte. Trozdem ließ ihn dieses Gefühl nicht in ruhe. "Warhscheinlich..ist es irgendwie nur eine Einbildung oder so..", dachte er sich. Er beschloss nicht weiter darüber nachzudenken und das Thema zu wechseln: "Kenta?". "Was willst du jetzt schonwieder?", fragte Kenta genervt und verdrehte seine Augen. "Denkst du es war wirklich in Ordnung, dass wir Kageri haben weiterschlafen lassen?", fragte Naoki. "Weiß ich nich. Is mir auch scheißegal", grummelte Kenta. Naoki seufzte. "Man kann wirklich nicht mit ihm reden und ihm ist wirklich jeder andere Mensch auf dieser Welt egal...alles was wichtig für ihn ist, ist er selber", dachte Naoki und lief weiter. "Naja...Kyouko ist ja auch noch daheim...denke ich...und wenn nicht würde sie Mum bestimmt bald wecken".
 

"Kageri! Steh auf du kommst zu spät!", liebevoll wurde sie diesen Morgen von ihrer Mutter nicht begrüßt. Müde öffnete Kageri ihre Augen. Letzte Nacht hatte sie nicht viel geschlafen. Viel zu beschäftigt war sie damit geweßen sich über ihren ersten Schultag gedanken zu machen. Einen kurzen Blick auf die Uhr ließ sie plötzlich ganz schnell aufstehen. 7.50 Uhr war es schon geweßen. Kageri hatte noch genau zehn Minuten Zeit, sonst würde sie an ihrem ersten Schultag zu spät kommen. Schnell zog sie sich ein paar ihrer Klamotten aus ihrem Kleiderschrank und eilte ins Badezimmer. Dort angekommen schloss sie die Tür ab, zog sich um, wusch ihr Gesicht und kämmte danach ihr zerstruppeltes, dunkelgraues Haar. Kurz überlegte sie sich, ob sie vielleicht einen sehr sanften hellblauen lidschatten um ihre hellblauen Augen zu machen, doch erstens dachte sie es würde dann wohl doch irgendwie blöd aussehen und zweitens hatte sie sowieso keine Zeit mehr für so etwas. Kageri schminkte sich nie. Nicht einmal ein bisschen. Sie rannte die Treppen herunter und schnappte sich ihren fast komplett leeren Rucksack, bevor sie dann das Haus verließ. Es waren noch fünf Minuten bis Schulbeginn. Wenn sie es zu Fuß schaffen wollte, musste sie sich nun wirklich beeilen - und das tat sie dann auch. Total abgehetzt kam sie nach einer Weile an der großen Schule an und es war noch schlimmer als sie es sich vorgestellt hatte. Gab es wirklich Schüler, die sich in diesem rießigen Gebäude zurecht fanden!? Am liebsten wäre Kageri wieder nach Hause gegangen. Sie mochte ihre Schule jetzt schon nicht. Etwas langsamer lief sie nun die Treppen zum Gebäude hoch und öffnete die große Eingangstür. Sie sah sich in der gigantischen Aula um, die zu einer Mensa und einem Pausenhof führte. Dann war da noch die Tür zum Sekretariat und vier breite Gänge. In den Gängen führten Treppen nach oben ins zweite Stockwerk. Kageri seufzte. Wie sollte sie nun ihr Klassenzimmer finden? In dem Moment, als sie sich diese Frage stellte, ertönte auch noch der Schulgong, der damit bescheid gab, dass die erste Schulstunde begann. "Na toll...jetzt bin ich doch zu spät gekommen...dann hätte ich mich gar nicht so sehr abhetzen müssen....", dachte Kageri sich leicht deprimiert. Warum passierte eigentlich ausgerechnet immer ihr so etwas? Sie war wohl wirklich ein Pechvogel. "So werde ich bestimmt keine guten ersten Eindrücke bei meinen neuen Mitschülern sammeln....warum kann ich nicht einfach wieder nach Hause gehen? Ich will hier nicht bleiben...". Kageri verspürte ein total seltsames und nicht wirklich schönes Gefühl in ihrem Magen, welches sich mit ihrer Angst und Hilflosigkeit vermischte. Am liebsten hätte sie die Zeit angehalten um sich wieder zu beruhigen und darüber nachzudenken was sie nun tun sollte. Doch die Zeit ließ sich leiter nicht anhalten. Kageri kam sich in diesem Moment richtig blöd vor. Desorientiert stand sie einfach in der Aula und starrte verzweifelt auf die Uhr, als sie plötzlich jemanden hinter ihr fragen hörte: "Solltest du nicht langsam in dein Klassenzimmer gehen?". Rasch und erschrocken drehte Kageri sich um und sah den Mann, der sie angesprochen hatte, an. Um dies zu tun musste sie etwas nach oben blicken, denn er war ungefähr ein Kopf größer als sie. Er hatte schwarze Haare die leicht zerstruppelt waren und braune Augen. Irgendwie erinnerte er sie an die Jungs der Nachbarschaft. "I-Ich weiß aber garnicht wohin...", antwortete Kageri leise und blickte zu Boden. "Achso? Bist du neu hier?", wollte der Fremde von ihr wissen. Als Antwort nickte Kageri einfach nur. "Weißt du deine Zimmernummer oder wenigstens die Klasse in die du jetzt gehen wirst?". Kageri antwortete leise: "Raum B12". "Gut dann komm mit ich zeig dir wo das ist...da die Schule auch wirklich groß ist und es dein erster Schultag ist, ist es wohl auch nicht so dramatisch, dass du zu spät kommst. Aber ab heute solltest du dir dann schon merken können wo sich dein Klassenzimmer befindet", meinte der Fremde und lief auf einen der Gänge zu. Hatte Kageri ihn falsch verstanden oder hatte er gerade wirklich gesagt, sie solle sich nach einmal durchs Schulhaus gehen merken, wo sich ihr Klassenzimmer befindet? Wie sollte so etwas gehen? Die Schule war wirklich rießig und Kageri war nur ein kleines Schulhaus gewohnt. Sie war nunmal nicht in der Großstadt aufgewachsen für sie war fast alles, was sie in dieser Großstadt sah, neu. Kageri folgte dem fremden, jungen Mann und fing an sich zu fragen, ob er wohl Lehrer oder Schüler war. Sie schätzte aber eher, dass er ein Lehrer war, denn sie glaubte kaum, dass es einen Schüler gab, der sich so gut im Schulhaus auskannte und sie sofort zu ihrem Klassenzimmer führen konnte. Er lief die erste Treppe hoch und bog dann rechts ab. Nach einer Weile blieb er dann an einer Zimmertür stehen, über der ein Schild mit der Beschriftung "B12" stand. "Das müsste dein Klassenzimmer sein", meinte der Mann, von dem Kageri noch immer nicht den Namen wusste und sah sie an. "Äh...vielen dank...ähm...." - "Masato Kireda, also Kireda-San. Bin einer der Lehrer hier", antwortete er ihr. Kireda? Irgendwoher kam Kageri das bekannt vor. "Achso...dann...vielen dank Kireda-San", bedankte sich Kageri und sah nun zur Tür. Kurz zögerte sie doch dann hob sie die Hand und klopfte. "Herein", hörte man eine Frauenstimme aus dem Inneren des Raumes. Mit starkem Herzklopfen und vor nervösität leicht zitternden Händen berührte Kageri die Türklinke und drückte sie langsam nach unten. Sie öffnete die Tür und trat in das Zimmer ein. "E-Entschuldigen Sie....die verspätung...", entschuldigte Kageri sich leicht stotternd und blickte die Lehrerin an. Kageri hoffte, dass man es ihr nicht anmerken würde, wie sie sich gerade fühlte. Sie hatte Angst und war nervös. "Ach..du musst die neue Schülerin sein. Das macht nichts diese Schule ist ziemlich groß es ist schon öfters vorgekommen, dass neue Schüler sich verspätet hatten, weil sie sich einfach nicht zurecht fanden", Kageris neue Lehrerin schien Verständnis dafür zu haben. "Nun..jetzt wo du da bist kannst du dich ja mal kurz deiner Klasse vorstellen". Verlegen blickte Kageri in die Klasse hinein und war geschockt. Für sie war es eine rießige Klasse, garnicht zu vergleichen mit ihrer kleinen Klasse, welche damals aus 14 Personen bestand. Mehr als 24 fremde Menschen sahen sie an. Schüchtern ließ Kageri ihren Blick wieder in Richtung Boden sinken. "I-Ich....ich bin..Kageri Shinsui", murmelte sie leise und unverständlich, was die Klasse ziemlich unterhaltsam fand. Einige der Schüler kicherten etwas über das Benehmen Kageris. "Könntest du das....noch einmal etwas lauter wiederholen?". Kageri wiederholte leise was sie gesagt hatte: "Ich.....bin Kageri Shinsui....". Trozdem war es noch immer in einem zu leisen Ton um ihr gemurmel verstehen zu können und das gekichere im Raum wurde lauter. Genau vor so einer Situation hatte Kageri Angst gehabt. Sich vor ihrer neuen Klasse zu einem Deppen zu machen. Ein neues Mobbingopfer an ihrer Schule zu werden. Sie wurde etwas zittriger und fühlte sich noch schlechter. Noch einmal atmete sie tief ein und aus bevor sie dann all ihren Mut zusammen nahm und sich endlich richtig vorstellte: "Ich bin Kageri Shinsui! 18 Jahre Alt...Ich habe zuvor mit meinen Eltern in einem kleinen Dorf gelebt deswegen ist alles hier etwas neu für mich...". Das gekichere wurde wieder leiser und Kageri seufzte kaum hörbar. Hatte sie sich damit vielleicht noch davor gerettet ein Mobbingopfer zu werden? "Okay..dann darfst du dich nun auf einen der freien Plätze setzen", sagte die Lehrerin ihr nun. Erneut sah sich Kageri im Klassenzimmer um. Aber eigentlich hatte sie bereits schon einen Platz gefunden. Da war ein freier Platz neben dem weißhaarigen Mädchen. Ihr Haar leuchtete silbern im warmen Sonnenlicht, welches durch das große Fenster des Klassenzimmers auf sie fiel. Die ganze Zeit über hatte sie mit ihren türkis-grünlichen Augen aus dem Fenster geschaut. Nur kurz hatte sie zu Kageri herübergesehen und sie gemustert. Nicht einmal ein kleines schmunzeln war auf ihren Lippen geweßen, als Kageri sich so zum Deppen gemacht hatte. Wahrscheinlich war dieses Mädchen sogar ganz nett. Kageri entschied sich zu dem freien Platz neben ihr zu gehen und sich dort zu setzen, nachdem sie ihren Rucksack auf dem Boden abgestellt hatte. Nachdem Kageri sich gesetzt hatte fuhr die Lehrerin mit dem Unterricht fort.
 

Itsuka blickte gelangweilt aus dem Fenster und sah zu, wie einige Kirschblüttenblätter der prächtig blühenden Bäume sanft zu Boden fielen. Sie sah zu, wie die weißen und rosanen Blätter in der Luft tänzelten, bevor sie auf dem steinigen Kiesboden des Pausenhofs liegen blieben. Ihr Blick wanderte in Richtung Himmel und fing an die vorbeischwebenden Wolken zu betrachen. Vom Klassenzimmer aus sahen diese hellen und komplett weißen Wolken ganz weich und flauschig aus . Zwischen ihnen war der strahlend blaue Himmel zu sehen. Einige Vögel flogen vorbei und einige saßen auf Bäumen. Durch den offenen Spalt der Fenster konnte man dem friedlichen gezwitschere gut zuhören und sich vom langweiligen Unterricht ablenken. Lineare funktionsgleichungen, Wurzeln und Bionomische Formeln - das alles waren Dinge, die sie in Mathematik lernen musste. Dinge, die sie nicht verstand und bei denen sie sich sicher war, dass sie sie sowieso niemals in ihrem ganzen Leben brauchen würde. Während dem japanisch- , fremdsprachen- oder Kunstunterricht war sie gerne wieder dabei, aber nicht in Mathe. Jedes andere Fach war ihr lieber. Nachdem Itsuka noch eine Weile damit beschäftigt war aus dem Fenster links neben ihr zu blicken, bemerkte sie etwas. Die ganze Zeit schon hatte sie jemand von rechts aus angestarrt. Genervt und langsam drehte sie nun ihren Kopf um und sah diese Person ohne jede emotion in ihrem Blick an. "Dacht ich mir schon.....die Neue", dachte Itsuka sich leicht genervt und fragte nun: "Was guckst du so?". "Ehh.....", ohne eine richtige Antwort zu geben blickte sie einfach wieder nach vorne zur Tafel. Itsuka zog eine Augenbraue hoch. Danach wandt auch sie wieder ihren Blick ab.

Vielleicht war dieses Mädchen doch nicht so nett, wie Kageri es sich vorgestellt hatte. Sie fühlte sich ganz verloren in dieser Klasse. Als würde es hier niemanden geben, der sie wenigstens etwas verstand. Kageri hoffte, dass bald die erste Pause sein würde, damit sie einen ihrer Geschwister hätte suchen können. Alles kam ihr fremd vor. Die Klasse war viel zu groß geweßen. Sie wollte zurück in ihre kleine Klasse, welche gerade mal aus 14 Personen bestanden hatte.

Die ersten zwei Schulstunden gingen in wirklich extrem langsamen Schritten vorbei. Saori hatte das Gefühl, die Zeit wäre stehengeblieben. Zudem gab es heute auch noch eine Sache, die sie belästigt hatte. Der neue Klassenkamerad, Kenta. Kenta, war irgendwie ein seltsamer Kerl - zumindest hatte Saori kein gutes Gefühl bei ihm. Sein Bruder hieß Naoki, ging seit heute auch in diese Klasse und schien einigermaßen freundlich zu sein. Als die beiden das Klassenzimmer betreten hatten, wurden sie vom Lehrer freundlich gebeten sich vorzustellen. Naoki hatte sich höflich und freundlich vorgestellt: "Ich bin Naoki Shinsui. 20 Jahre alt und komme aus einem kleineren Dorf, deswegen ist so ziemlich alles, was ich hier sehe neu für mich und ziemlich erstaunlich". Er hatte sich so vorgestellt, wie es sich nunmal gehörte. Kenta jedoch hielt es nicht für nötig sich seiner neuen Klasse vorzustellen. "Wenn jemand was über mich wissen will, soll er gefälligst fragen", war alles, was er dazu gesagt hatte, bevor er sich dann einen Sitzplatz ausgesucht hatte. Unglücklicherweiße war dieser Sitzplatz genau hinter Saori geweßen, welche leicht genervt geseufzt hatte, als er sich hinter sie saß. Gerade erst zwanzig Minuten waren seit diesem Moment vergangen. "Nun, da geklärt ist, was ihr euch für den Schulbeginn an Arbeitsmaterial besorgen müsst und der Stundenplan ausgefüllt ist, können wir nun mit der Klassensprecherwahl beginnen", teilte der Lehrer mit und fing auch schon an kleine Zettel auszuteilen. Die einzigen zwei Personen, welche keine Zettel bekamen waren Kenta und Naoki. "Da ihr noch keinen Schüler aus dieser Klasse richtig kennt werdet ihr aus der Wahl ausgeschlossen aber ich denke das könnt ihr verstehen", erklärte der Lehrer und lief zurück zur Tafel. Nach einer Minute sammelte er die Zettel wieder ein und die Auswertung begann. Es dauerte nicht lange, bis die Auswertung zuende war und das Ergebnis an der Tafel stand: Yasuo Kireda. Er hatte mit Abstand die meisten Stimmen der Klasse bekommen.

Saori glaubte ihren Augen kaum als sie das Ergebnis in weißer Kreidenfarbe an die Tafel geschrieben sah. Ihr Bruder Yasuo als neuer Klassensprecher!? Das passte einfach überhaupt gar nicht! Dieses Ergebnis konnte nur ein schlechter Scherz geweßen sein. Aber...wenn es das doch nicht war.....wenn es das richtige war....dann hoffte Saori, dass Yasuo einfach ablehnen würde.
 

Lässig kippte Yasuo auf dem Stuhl herum. Es sah so aus, als würde ihn die ganze Sache nicht einmal ein bisschen interessieren. "Hey...Mister cool....was meinst du dazu? Nimmst du an?", wollte der Lehrer wissen und sah zu Yasuo, welcher noch immer unbeeindruckt in Richtung Fenster blickte. "Yasuo! Ich rede mit dir!". Yasuo blickte zur Tafel und meinte gelangweilt: "Wenn´s sein muss..". Sein Lehrer verdrehte die Augen. "Wird deinem guten Ruf schon nicht Schaden...eher im Gegenteil, Junge". Yasuo zuckte mit den Schultern. Nachdem auch der zweite Klassensprecher gewählt wurde und auch dieser mit der Wahl einverstanden war, durften die Schüler sich leise unterhalten. Die Schulbücher würden erst in der dritten Schulstunde ausgeteilt werden.
 

Genervt blickte Kenta zu diesem Typen mit den seltsamen blauschwarzen Haaren, der gerade zum ersten Klassensprecher ernannt wurde. "Möchtegern", dachte er sich und warf ihm einen verachtenden Blick zu. Kenta hasste diese Kerle, die sich so aufführten, als wären sie übercool und was verdammt besonderes. Würde dieser Yasuo ihm weiterhin negativ und nervig auffallen, würde er ihm bald so einige Dinge sagen müssen.
 

Naoki sah sich in seiner neuen Klasse um. Die meisten Leute sahen irgendwie interessant aus. Jetzt, wo sie eine Schulstunde und noch etwas mehr Zeit hatten, ihre neuen Klassenkammeraden kennenzulernen überlegte er sich, wen er wohl ansprechen sollte. Letztendlich entschied er sich jedoch einfach sitzen zu bleiben. Irgendwer würde ihn schon nach einer Weile ansprechen. Noch einmal wanderten seine Blicke durch die Klasse. Kenta saß hinter dem schwarzhaarigen Mädchen. Ihre Haare schimmerten in einem wunderschönen blauton. Ihre türkisblauen Augen blickten verträumt ins nichts. Scheinbar war sie gerade in Gedanken. Worüber sie wohl nachdachte? Naoki blickte noch einmal zu seinem Bruder, der gerade dabei war etwas auf seinen Block mit den weißen Blättern zu kritzeln. Kenta hatte immer extra einen Block für seine Zeichnungen dabei, welcher einfach leer war, ohne irgendwelche nervigen Striche oder Kästchen. Einen karierten Block benutzte er nur für Schulaufgaben. Beim Zeichnen störte es ihn. Auch er hatte wohl beschlossen, dass er erst einmal niemanden aus seiner Klasse ansprechen würde. Naokis blick ging weiter durch die Klasse und endete irgendwann wieder bei Yasuo. Dieser schien sich wohl immernoch nicht für irgend etwas zu interessieren. War ihm die Sache mit dem Klassensprecher wirklich so gleichgültig? Er nahm es einfach so an. Hatte er sich überhaupt Gedanken darüber gemacht, was für eine arbeit es war, ein guter Klassensprecher zu sein? Naoki wusste es nicht, aber der Kerl wusste bestimmt schon was er tat.
 

"Ach..Yasuo vergiss nicht, dass morgen auch noch die Schulsprecherwahl stattfindet", meinte der Lehrer nach einer Weile zu ihm. "Jo", war alles was Yasuo dazu zu sagen hatte und kippelte weiter auf seinem Stuhl herum. Nach einer Weile holte er seinen MP3-player aus seiner Hosentasche und schaltete ihn ein. Da seine Klasse ja sowieso eine Freistunde hatte, ging das wohl in Ordnung. Er lauschte der Musik, wärend er sich in seine Gedanken vertiefte. "Was hab ich eigentlich jetzt schonwieder getan?", dachte er sich, als er anfing die ganze Sache zu realisieren. Es war das erste mal, dass er zum Klassensprecher gewählt worden war. Eigentlich hatte er nicht vor ja zu sagen. Yasuo seufzte leise. Wieder einmal hatte er etwas getan was er eigentlich nicht wollte. Alles was er nun hoffen konnte war, dass er nicht auch noch Schulsprecher werden würde. Und wenn man ihn doch zum Schulsprecher wählen würde, würde er versuchen nein zu sagen. Ob ihm das wohl gelingen würde...das war eine andere Sache. Yasuo wusste nicht warum es ihm so oft geschah, es passierte einfach. Jedoch hoffte er wirklich, dass er bei der Schulsprecherwahl nicht 'versehentlich' ja sagen würde. Nach einer Weile riss ihn ein Geräusch aus seinen Gedanken: Der Pausengong. Yasuo schaltete seinen MP3-player wieder aus und stand auf. Er lief aus dem Klassenzimmer und wollte in den Pausenhof, doch plötzlich merkte er, dass er an etwas gestoßen war, oder eher etwas an ihn gestoßen war. Er drehte sich um und sah etwas nach unten, als er das dunkelgrauhaarige Mädchen entdeckte, welches ihn angerempelt hatte. "T-Tut mir Leid, d-dass wollte ich nicht", entschuldigte sie sich leise, wobei ihre Stimme etwas zittrig klang. "Pass etwas besser auf, ja? Wenn man den falschen anrempelt könnte es böse enden", meinte Yasuo. Seine Stimme klang dabei ernst. Sein Blick ohne irgendeine Emotion. Danach drehte er sich um und lief weiter.
 

Obwohl der junge Mann schon wieder den Gang entlang lief, nickte Kageri leicht und ging den anderen Weg. Ihr Herz klopfte ein wenig schneller, als sie noch einmal über dieses kurze Geschehen nachdachte. Dieser Kerl...es war einer ihrer neuen Nachbarn geweßen, Yasuo. "Pass etwas besser auf, ja? Wenn man den falschen anrempelt könnte es böse enden", diese Warnung klang nicht wirlich freundlich - eher wie eine Drohung. Kageri verstand darunter: "Rempel mich noch einmal an und es gibt ärger". Waren denn wirklich alle in der Großstadt solche groben und gefährlichen Menschen? Kageri seufzte. Gerade dieser Kerl, welchen sie irgendwie anziehend fand..warum musste sie ausgerechnet ihn anrempeln? Und dann bekam sie von ihm auch noch eine 'Drohung' zu hören. "Wirklich toll...wenn schon der erste Schultag so super verläuft, will ich garnicht wissen wie das restliche Jahr ablaufen wird", dachte Kageri sich und lief deprimiert die Treppen herab. Mit mühe fand sie auch den Weg zum Pausenhof, der für sie rießig war. Aber das wunderte sie nicht mehr. An dieser Schule war irgendwie alles rießig, nein, in dieser Stadt war alles rießig. Verzweifelt setzte Kageri sich auf eine der kleinen, steinigen Mauern und beobachtete die ganzen Schüler. Irgendwie sah es so aus, als würde keiner von ihnen alleine sein. Kageri kam sich total ausgeschlossen vor. Es kam ihr so vor, als wäre sie in diesem Moment die Einzige, die niemanden zum Reden hatte. In diesem rießen Pausenhof hatte sie bestimmt nicht einmal die Chance, eine ihrer Geschwister zu finden. "Naja...wenn ich schon hier alleine herum sitze...hoffe ich wenigstens, dass mich die fießen Leute aus meiner Klasse in ruhe lassen und mich nicht ärgern", hoffte sie in Gedanken.
 

Nur noch eine Schulstunde..in einer Schulstunde war der erste Schultag vorbei. Die letzte Schulstunde würde wohl wieder genauso langweilig werden wie die ersten Zwei. Es würden nur die Bücher ausgeteilt werden. Diese würden beschriftet und unter die Bank gelegt werden. Danach würde der Rest der Stunde wieder eine Freistunde werden. Der richtige Unterricht begann erst morgen. Saori saß auf einer Bank im Pausenhof, als sie plötzlich angesprochen wurde: "Hey Saori..gibts in deiner Klasse dieses Jahr auch ein paar neue Schüler?". Saori hob ihren Kopf und sah in das Gesicht ihrer Schwester, Itsuka. Einige Strähnen ihrer weißen Haare fielen ihr etwas über die Schultern und strahlten leicht silbern. Saori nickte. "Zwei Jungs", berichtete sie. "Sind übrigends Brüder. Der eine ist eigentlich ganz nett...dem anderen trau ich nicht so wirklich....er ist mir unsympathisch...und ziemlich unfreundlich..er hat sich nicht einmal der Klasse vorgestellt", erzählte sie. "Wie sieht es bei dir aus?". "Naja...nur ´ne kleine graue Maus.....ein schüchternes Mädel..so wie sie sich benimmt wird sie hier nicht lange durchhalten....entweder sie wird zu einem neuen Mobbingopfer oder niemand wird sie wahr nehmen, dann würde sie einfach von allen ignoriert und ausgeschlossen werden", erzählte Itsuka ihrer Schwester. Nichts der beiden varianten hörte sich schön an, armes Mädchen. Saori fand es ziemlich traurig und irgendwie machte es sie auch etwas sauer, wenn man jemanden ausschließen wollte, nur weil er nicht so aufgeschlossen wie andere war. Es erinnerte sie an jemanden, den sie sehr gut kannte und der seinen schüchternen Charakter ständig verbarg. Was würden seine Freunde und die Mädels, die an ihm interessiert waren wohl denken, wenn sie seinen richtigen Charakter kennen würden? Saori blickte wieder zu ihrer Schwester und musste nun plötzlich bemerken, dass ihr Blick auf zwei junge Männer gerichtet war. "Hey....Saori! Da sind diese Typen, die ich heute früh gesehen habe!", meinte Itsuka nun und sah wieder kurz zu Saori. Danach zeigte sie auf diese zwei Kerle. "Hä? Das sind Naoki und Kenta...die..sind neu in meine Klasse gekommen", antwortete Saori etwas verwirrt. Kurz dachte sie noch einmal über Itsukas Beschreibung der zwei Kerle heute morgen nach: beide dunkelgraues Haar. Der eine hatte ein grünes Auge, das andere war vom Seitenpony bedeckt. Beide hatten blasse Haut und Piercings in den Lippen. Der eine hatte ein blaues und ein graues Auge. Über das grauen Auge zog sich eine Narbe.
 

Die Beschreibung passte perfekt zu den Beiden und als der eine der Beiden, Naoki , die zwei Schwestern entdeckte, bemerkte Saori es sofort. Er starrte ihre Schwester, Itsuka, tatsächlich richtig an. Hatte er interesse an ihr? "Itsuka...der eine von denen, also Naoki, starrt dich voll an..", berichtete Saori ihre Feststellung. "Ich weiß...", Itsuka seufzte. "Das hat er heute früh auch schon getan..". "Glaubst du er interessiert sich vielleicht für dich?". Itsuka zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung". "Vielleicht solltest du mal zu ihm gehen und ihn fragen warum er dich öfters so anstarrt?", schlug Saori vor. "Hmm...vielleicht", doch bevor Itsuka überhaupt dazu kam, darüber nachzudenken, ob sie ihn deswegen ansprechen sollte, ertönte der Schulgong und deutete somit das Ende der Pause an.

Das Kennenlernen

Bereits schon nach kürzester Zeit versammelten sich alle Schüler wieder in ihren Klassenräumen und setzten sich zurück auf ihre Plätze. Auch Kyouko setzte sich wieder. Ihr erster Schultag war eigentlich okay. Das einzige was sie gestört hatte war, dass sie mit dem Unterrichtsstoff nicht nachkam - und das obwohl sie die Klasse doch schon einmal wiederholt hatte. Sie seufzte als sie darüber nachdachte. War sie wirklich so ein hoffnungsloser Fall? Irgendwie brauchte sie Hilfe...vielleicht Nachhilfe. Ein kostenloser Lehrer wäre gut geweßen, doch wo fand man sowas schon? Nachhilfelehrer verlangten ja immer Geld, war eben ihr Job Schüler nachmittags zu unterrichten. Sie hätte aber auch einen ihrer Brüder fragen können. "...Nein...meine Brüder zu fragen ist vielleicht doch keine so gute Idee...", entschied sie jedoch und sie hatte ihre Gründe. Kenta war zu grob. Wenn man nicht verstand was er meinte war er sauer und wurde leicht beleidigent. Naoki wollte sie nicht fragen. Manchmal hatte sie einige Probleme mit ihm. Seine "ich bin der netteste Junge der Welt"-Art ging ihr auf die nerven. Sie hatte ihn trozdem lieb, doch um Nachhilfe bitten wollte sie ihn irgendwie nicht. Ihre Schwester Kageri konnte sie auch vergessen. Kageri war nämlich genauso schlecht in Mathe wie Kyouko. Aber wen sollte sie sonst fragen? In ihrer Schule kannte sie ja noch niemanden den sie fragen konnte. Doch dann, plötzlich, bekam sie eine Idee: "Vielleicht ist einer der Nachbarn gut in Mathe...wenn das so wäre könnte ich mich mit einem von denen anfreunden...". Sie lächelte etwas. "Am besten wäre es, wenn der eine gut aussehende mir helfen könnte..". Noch einmal dachte sie über den Jungen nach, der ihr so gut gefallen hatte. Sein gestuftes weiß-silbernes Haar und die braunorange leuchtenden Augen hatten ihr gut gefallen. Irgendwie wirkte er wie ein cooler Typ, den man nicht so leicht beeindrucken konnte. Wie war er wohl wirklich? War er freundlich oder eher kalt? Sensibel oder grob? Konnte er gut mit Mädels umgehen oder war er unhöflich? War er ein Playboy oder einer, der es mit Beziehungen ernst meinte? Kyouko wollte gerne etwas mehr über ihn wissen. Ob sie wohl je etwas mehr über ihn erfahren würde? "Ich denke ich werde heute nach der Schule einfach zu ihnen rübergehen und mich etwas mit ihm unterhalten", entschied sich Kyouko und wartete auf das Ende des ersten Schultags.
 

"Itsuka?", eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie schnell nach vorne an die grüne, von weißer Kreide verstaubten Tafel blicken. Wiedermal war diese mit Zahlen und Formeln voll geschrieben. "Kannst du uns das Ergebnis dieser Gleichung sagen?", hörte sie die Stimme ihrer Lehrerin erneut und sie klang eindeutig etwas ungeduldig und gereizt. Itsuka war wegen ihrer verträumten Art schon öfters negativ aufgefallen. Ihrer Lehrerin passte es nicht, dass Itsuka wärend des Matheunterrichts ständig aus dem Fenster blickte oder irgendwelche bunten Sterne auf ihren Matheblock kritzelte. "Ähm...", Itsuka starrte auf die Tafel, doch sie sah nur Zahlen und seltsame Zeichen, die für sie zusammengefügt einfach keinen Sinn ergaben. "Ja?", ihre Lehrerin hob eine Augenbraue und sah Itsuka erwartungsvoll an, während sie dabei ihre Arme verschrenkte. "Du hast doch aufgepasst oder? Dann müsstest du den Lösungsweg ja eigentlich kennen..". "Ähm....ich weiß das Ergebnis aber trozdem nicht...", murmelte Itsuka, während sie sich innerlich aufregte. Warum sollte sie versuchen etwas zu lernen, was sie für ihr restliches Leben nicht mehr brauchen würde? Sie sah nicht ein, dass sie so etwas ihrer Meinung nach unlogisches und unwichtiges lernen solle. "Achso? Dann bleibst du nach Schulschluss noch etwas hier ich würde gerne ein sehr wichtiges Gespräch mit dir führen", die Stimme ihrer Lehrerin klang ernst und nicht gerade zu einem freundlichen Gespräch einladend. "Na ganz toll", dachte Itsuka sich. Somit war ihre Laune nun wirklich am Boden. Auf ein ernstes Gespräch mit ihrer Lehrerin hatte sie am ersten Schultag nun wirklich keine Lust. Warum mussten sie denn auch schon am ersten Tag mit einer Wiederholungsaufgabe des alten Stoffs anfangen? Die meisten anderen Klassen nahmen den ersten Schultag noch ziemlich gelassen. Itsukas Lehrerin jedoch mochte es wohl irgendwie ihre Schüler zu quählen. Leise seufzte Itsuka und blickte auf ihren Block, der wiedermal mit allen möglichen Mustern vollgekritzelt war. Ihre Lehrerin hatte inzwischen einen anderen Schüler aufgerufen, der ihr die richtige Antwort gegeben hatte. Kurz blickte Itsuka auf die runde Uhr mit dem dunkelgrünen Rand. In ungefähr 20 Minuten war dieser langweilige Schultag endlich zuende.
 

Naoki saß auf seinem Platz und beobachtete noch immer seine miteinander plaudernden Klassenkameraden. "Warum lässt man uns eigentlich noch eine Stunde hier herumsitzen und schickt uns nicht nach Hause, wenn wir doch eh nichts mehr richtiges machen?", dachte er sich. Seit 20 Minuten hatten sie sich nun schon selbst beschäftigt, während der Lehrer wohl dabei war sich um einige Vorbereitungen und Dinge für´s neue Jahr zu kümmern. Naokis Blick wanderte zu seinem Bruder, der inzwischen dabei geweßen war sich mit einigen hübschen Mädchen zu unterhalten, die auf ihn zugekommen waren. "Das hätten sie lieber lassen sollen...wenn sie wüssten auf was sie sich da einlassen..", war Naokis nächster Gedanke, der ihm durch den Kopf ging. Ihm taten diese Mädchen jetzt schon leid. Kenta konnte nämlich nichts anderes als mit den Herzen solch hübscher Mädchen zu spielen. Seine Taktik war simpel: Den netten und einfühlsamen Jungen zu spielen, dem man jedes Problem anvertrauen konnte. Dann, nach einigen Tagen um ein Treffen bitten. Nach diesem Treffen kam es zur zweiten Verabredung bei ihm Zuhause. Meistens schaffte er es dann auch schon bei diesem zweiten Treffen sein Ziel zu erreichen - ein Mädchen ins Bett zu kriegen. Dadurch, dass er wirklich ziemlich gut aussah, einen gut gebauten Körper hatte und es ihm leicht fiel jemanden zu verführen, war es für die Mädels wohl fast unmöglich ihm zu wiederstehen, vor allen Dingen, wenn er ihnen etwas erzählte wie: "Weißt du...seit dem ersten Moment an, als ich dich gesehen habe wusste ich schon, dass du etwas besonderes bist und mich wirklich verstehst. Ich denke ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt". Hörte sich ziemlich schnulzig und schwer zu glauben an, doch seltsamerweiße schaffte Kenta es immer wieder, solche Worte unglaublich überzeugend rüberzubringen. Ja, für die Mädels war er auf den ersten Blick immer ein total toller und liebevoller Typ, doch in Wirklichkeit war er hinterhältig. So ziemlich alles, was er den Mädchen erzählte waren Lügen. Wahrscheinlich war das einer der härtesten Gründe, warum Naoki ihn nicht leiden konnte. Natürlich gab es noch eine Menge anderer Gründe, beispielweiße, dass Kenta total arrogant und selbstverliebt war. Auch sein Egoismus ging Naoki total auf die Nerven. Irgendwie war Kenta so ziemlich das genaue Gegenteil seines Bruders. "Natürlich habe ich total Heimweh...ich vermisse meine alten Freunde...das Stadtleben ist total ungewohnt für mich...irgendwie fühlt es sich seltsam an, dass jetzt alles plötzlich von gestern auf heute anders ist...", konnte Naoki mit hören was Kenta den Mädels gerade vorjammerte. Mindestens 90 Prozent davon war gelogen. Die einzige Wahrheit die Naoki in diesen Worten entdecken konnte war: "Das Stadtleben ist total ungewohnt für mich". "Oh..du Armer....aber ich denke du wirst dich bei uns in der Klasse ziemlich wohl fühlen und dich, wenn du hier einige neue Freunde gefunden hast, bestimmt schnell an die Großstadt gewöhnen!", hörte Naoki zu, wie eines der hübschen Mädchen versuchte Kenta etwas aufzumuntern. "Sie fallen schonwieder auf seinen Trick rein...", dachte Naoki sich leicht genervt und seufzte. Sein Blick wanderte etwas weiter nach vorne zu dem Mädchen mit den schwarzblauen Haaren, welches vor Kenta saß. Irgendwie sah sie etwas genervt aus. Vielleicht war sie ja genervt, weil sie keine Lust mehr hatte im Klassenzimmer zu sitzen und nichts zu tun. Oder...vielleicht hatte sie Kentas gejammere mitbekommen und hatte bemerkt, dass dieses Jammern gar nicht ernst gemeint war? Das wäre dann wohl das erste Mädchen geweßen, welches auf diesen Trick nicht hereinfallen würde. Naoki entschied sich dazu, ersteres für den Grund ihrer genervten Laune zu halten. Schließlich drehte sich ja nicht alles in dieser Welt um Kenta.
 

Endlich ertönte der Gong und ließ somit jeden wissen, dass der erste Schultag nun vorbei war. Für Itsuka war es so, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Außerdem durfte sie sich ja noch nicht auf den Heimweg machen. "Itsuka...hast du dieses Jahr wieder vor nichts für Mathe zu lernen? Mathe ist eines der Hauptfächer es ist ziemlich wichtig, dass du es kannst um in der Schule weiter zu kommen", fing ihre Lehrerin nun an sie zu belehren, worauf Itsuka eigentlich überhaupt garkeine Lust hatte. "Doch doch..", grummelte sie. "Nur wollte ich mich noch nicht direkt am ersten Schultag schon so extrem auf Mathe konzentrieren". "Naja...so lange dir bewusst ist wie wichtig es für dich ist dieses Jahr zu lernen. Keiner verlangt von dir, dass du am ersten Schultag schon vollgas gibst. Allerdings sollten sich deine Noten in Mathe dieses Jahr schon etwas bessern...nicht nur etwas, sondern ein ganz schönes Stück. Denk daran, normaleweiße wärst du nun in der Abschlussklasse nebenan, aber da deine Mathenoten letztes Jahr zu schlecht waren, musst du erst diese Klasse noch einmal wiederholen", erklärte ihre Lehrerin. Jedoch erreichte sie damit nicht, dass Itsuka ihre denkweiße änderte, nein, sie war dadurch nur noch schlechter gelaunt. Sie wusste warum sie sitzengeblieben war. Diese dumme Lehrerin musste es nicht noch einmal erwähnen. "Ich weiß warum ich hier bin und wie ich schon sagte ich werd schon was dagegen tun", grummelte Itsuka schlecht gelaunt. "Kann ich nun endlich gehen?". Ihre Lehrerin seufzte und antwortete danach: "Ja du kannst jetzt gehen...und ich hoffe, dass du wirklich etwas dagegen tun wirst". Itsuka sagte dazu nichtsmehr und verließ das Klassenzimmer. "Nervige alte Frau! Lass mich doch machen was ich will, ist doch meine sache!", dachte sie sich total genervt. Was für ein ätzender erster Schultag. Itsuka war so gereitzt, dass jede Kleinigkeit gereicht hätte, um sie total ausflippen zu lassen - und unglücklicherweiße geschah es dann auch...
 

Naoki schnappte sich seinen noch ziemlich leeren, schwarzen Rucksack und lief aus dem Klassenzimmer. Auf dem Weg hinunter in die Aula versank er total in Gedanken. Er dachte über viele verschiedene Dinge nach: Seine neue Klasse, der Heimweg, die Großstadt, wie wohl der erste Schultag für seine Geschwister war und...über das Mädchen, welches er heute früh gesehen hatte. Auch in der Pause hatte er sie wieder gesehen. Noch immer hatte er dieses seltsame Gefühl. Er hatte das Gefühl sie zu kennen und fühlte sich seltsamerweiße viel wohler, wenn sie in der nähe war. Woran lag das? Ihm wollte einfach kein Grund einfallen. Stattdessen vergaß er den Gedanken fürs erste und dachte darüber nach, was er als nächstes tun sollte. Vielleicht sollte er in die Stadt gehen und sich dort ein wenig umsehen. Schließlich hatte ihm sein Lehrer wohl nicht umsonst die Stadtkarte gegeben. Während Naoki den Weg entlang lief griff er sich in seine Jackentasche und zog seinen dunklen Geldbeutel herauß. Seine Hand zog etwas Kleingeld darauß und Naoki begann zu zählen. Ob es wohl für eine Eintageskarte reichen würde? Total vertieft in das Zählen seines Geldes achtete er nun noch weniger darauf, wo er hinlief, was schon bald dazu führte, dass er an etwas dranrempelte - und das nicht gerade wirklich leicht. Sofort stoppte er das Zählen und blickte auf. "Verdammt! Du Arschloch! Kannst du nicht aufpassen wo du hinrennst!? Blinder Affe!", ein extrem wütendes Mädchen saß nun auf dem Boden. Ihre türkisgrünen Augen waren sauer auf ihn gerichtet. Für ungefähr eine Sekunde war Naoki leicht geschockt, denn das Mädchen, welches ihn so angemault hatte, war kein anderes als das von heute morgen. Kurz betrachtete Naoki ihr weiß-silbernes Haar und blickte ihr in ihre noch immer wütend funkelten und dennoch wunderschönen Augen. "Oh..tut mir wirklich leid ich war ziemlich in Gedanken das wollte ich nicht", entschuldigte Naoki und bot ihr seine Hand an. Das Mädchen jedoch schlug diese genervt weg und stand alleine auf. "Pass einfach besser auf, Vollidiot!", maulte sie, drehte sich um und lief weiter."Na die hat ja ne super Laune...ist sie wirklich so sauer weil ich sie angerempelt habe?", dachte sich Naoki etwas verwirrt. Irgendwie war er auch etwas enttäuscht darüber, dass dieses ziemlich kurze Gespräch so endete. Er hatte gehofft, dass er durch diesen kleinen Unfall vielleicht die Chance bekam sie besser kennenzulernen. Da hatte er aber wohl falsch gedacht. Ein leicht enttäuschtes Seufzen gab er von sich, bevor er dann den Gang weiterlief.
 

"Na ganz toll...", dachte Itsuka sich schlecht gelaunt und setzte sich auf eine der kleinen dunkelroten Mauern vor der Schule. Eigentlich hatte sie nicht vor ihn so sehr zu beleidigen. Jedoch war ihr erster Schultag so nervig geweßen, dass sie einfach nicht anders konnte. "Dabei hatte ich doch eigentlich sogar gehofft, dass ich ihm über den Weg laufen würde...". Ja sie hatte gehofft, dass sie ihm noch einmal zufälligerweiße über den Weg laufen würde, damit sie ihn ansprechen konnte und fragen konnte, warum er sie heute früh und in der Pause so angesehen hatte. Ansehen war da schon nicht mehr das passende Wort geweßen, eher anstarren. "Vielleicht sollte ich morgen noch einmal versuchen mit ihm zu reden...ja, ich denke das werde ich tun", beschloss sie in Gedanken und sprang danach die kleine Mauer herab. Elegant, wie eine Katze, landete sie wieder auf ihren Beinen ohne dabei auch nur in geringster weise ins Schwanken zu geraten. Danach machte sie sich auf den Weg nach Hause. Es dauerte nicht lange, bis sie dort angekommen war. Kurz danach wurde sie schon gleich von ihrer Mutter begrüßt. "Hey Itsuka. Wie war der erste Schultag?", die Stimme ihrer Mutter, Noriko, klang ruhig und sanft, wärend sie ihr diese Frage stellte. Jedoch reichte allein schon Itsukas Blick, um ihr klar zu machen, dass es nicht gerade ein schöner Tag geweßen war. "Ist etwas passiert, Itsuka?", besorgt sah Noriko ihre Tochter an. "Naja...nichts wirklich dramatisches...bin wohl einfach nur vom ersten Schultag genervt", grummelte Itsuka und lief die Treppe hinauf. "Oh? A-Aber hey! Itsuka warte doch mal! Möchtest du nichts essen?". "Hab grad keinen hunger", antwortete Itsuka, die auf der obersten Treppenstufe stehen geblieben war und zu ihrer Mutter herab blickte. "Achso? Naja..falls du nachher hunger bekommst, das Essen steht im Kühlschrank", ließ Noriko sie wissen und plötzlich, nach weniger als eine Sekunde, blickte sie kurz überrascht, als wäre ihr gerade wieder etwas eingefallen, was sie zuvor für eine Weile vergessen hatte. "Oh...und bevor ich es wieder vergesse...hast du schonmal mit den neuen Nachbarn geredet?", wollte ihre Mutter wissen. Itsuka schüttelte den Kopf. "Bisher noch nicht". "Solltest du mal machen. Sie sind wirklich nett und außerdem haben sie Kinder die ungefähr in deinem alter sind!", ließ Noriko sie wissen und kurz schien es so, als hätte Itsuka ein wenig interesse gezeigt. "Vielleicht gehe ich heute oder morgen mal rüber", war das Letzte, was Itsuka gesagt hatte, bevor sie in ihr Zimmer verschwand.
 

Itsuka ließ sich in das frisch gedeckte Bett fallen und seufzte. Was nun? Der Schultag war vorbei und ihr fiel nichts ein, was sie nun hätte tun können. Jedoch gab es da noch immer einen Gedanken, der ihre neugier weckte: Die neuen Nachbarn und ihre Kinder. Wie viele Kinder hatten sie wohl? Wie alt waren sie genau und gingen sie auch auf Itsukas Schule? Hatten die Nachbarn hübsche Söhne und auch freundliche Töchter, mit denen man sich hätte anfreunden können? Vielleicht hätte sie ihre Mutter um genauere Infos bitten sollen. Aber..wahrscheinlich hätte diese wohl auch noch nicht so viel gewusst. Immerhin lebten die neuen Nachbarn ja erst seit gestern im neuen Haus. Vielleicht sollte sie sich nachher einfach mal selbst schlau machen, indem sie einen Blick auf die neuen Nachbarn warf. Itsuka stand auf und lief zu ihrem Fenster. Von dort aus hatte sie einen guten Ausblick in den Garten ihrer neuen Nachbarn. Auch in zwei Zimmerfenster der Wohnung nebenan konnte sie blicken...wären da nicht diese Vorhänge geweßen. Naja, selbst wenn die blauen Vorhänge nicht geweßen wären, so viel hätte man wohl doch nicht vom Inneren des Hauses gesehen, da es doch ein wenig zu weit weg stand um genau in das Zimmer zu blicken. Itsuka blickte zurück in den Garten der Nachbarn. Dieser bestand momentan jedoch nur aus dunkelbrauner Erde. War aber auch kein Wunder, denn das Nachbarshaus war schon eine längere Zeit lang nicht mehr bewohnt worden. Itsuka zog wieder ihren Vorhang vor´s Fenster. Sie hatte genug gesehen. Sollte sie nun vielleicht mal nach drüben gehen und sich ihren neuen Nachbarn vorstellen? Die Antwort kam ihr sozusagen ins Zimmer gelaufen: "Hey Itsuka...ich gehe jetzt mal rüber zu den neuen Nachbarn...möchtest du mitkommen?". Plötzlich stand Saori in ihrem Zimmer und sah sie an. "Hmm...ich habe gerade darüber nachgedacht, ob ich vielleicht mal rüber gehen soll...also wenn du es mir schon anbietest denke ich gehe ich mit", entschied Itsuka und verließ mit ihrer Schwester das Zimmer und direkt danach das Haus.
 

Sie liefen durch den prächtigen Blumengarten ihres kleinen Anwesens und betraten schließlich das Grundstück ihrer Nachbarn. Gerade, als Saori an der weißen Haustür klingeln wollte, öffnete sich diese, als hätte man den Besuch schon erwartet und hätte genau gewusst, dass Saori und Itsuka da waren. Ein grauhaariges Mädchen, welches etwas größer als die Beiden war, blickte sie mit ihren wunderschönen hellgrünen Augen an, wobei sie etwas überrascht aussah. "Äh....hi. Wir sind die neuen Nachbarn", ließ Saori das Mädchen wissen und stellte sich direkt danach richtig vor: "Ich bin Saori Kireda". "Und ich bin Itsuka Kireda, Saoris ältere Schwester", fügte Itsuka hinzu. "Oh..hey..ich bin Kyouko Shinsui", antwortete das Mädchen. Ihr verwirrter Blick wurde schon bald etwas freundlicher und es schien so, als würde sie sich darüber freuen ihre neuen Nachbarn kennenzulernen. "Wirklich ein lustiger Zufall, das ihr gerade jetzt rüber kommt", meinte sie. "Eigentlich hatte ich nämlich gerade vor euch besuchen zu kommen". "Hm ja, ist wirklich ein lustiger Zufall", meinte Saori und lächelte etwas. "Möchtet ihr reinkommen?", fragte Kyouko die Beiden. "Gerne", antwortete Saori. Kyouko ging etwas zur Seite, um den zwei Mädchen einlass zu gewähren. Nachdem beide in das Haus gegangen waren, schloss Kyouko die Tür hinter sich. "Wenn ihr wollt, könnt ihr ins Wohnzimmer gehen und ich hole meine Geschwister. Sie wollen euch bestimmt kennenlernen". Kyouko beschrieb den Weg zum Wohnzimmer und lief dann die Treppe hoch ins erste Stockwerk.
 

Itsuka nahm auf dem dunkelroten Ledersofa platz und machte es sich auf einem der weichen Kissen bequem. Saori setzte sich neben sie. Kurze Zeit später kam eine braunhaarige Frau ins Zimmer, die schon etwas älter aussah. "Oh...ihr müsst die Mädels der Nachbarn sein...freut mich euch kennenzulernen!", sagte die Frau, wobei ihre Stimme sehr freundlich klang und sie etwas lächelte. "Ich bin Yumiko Shinsui. Eure Eltern haben wirklich gut über euch gesprochen". "Ich bin Itsuka und das neben mir ist meine jüngere Schwester, Saori", stellte auch Itsuka sich vor und erwiderte das Lächeln warmherzig. Nun kam eine weitere Person in den Raum. Es war ein dunkelgrauhaariges Mädchen mit schönen, klaren hellblauen Augen. Sie wirkte schüchtern. Itsuka kannte dieses Mädchen. Es war Kageri, die Neue aus ihrer Klasse. Kyouko kam direkt nach ihr in den Raum. Nach ihr kamen zwei weitere Leute ins Zimmer. Zwei Jungs, die ebenfalls dunkelgraues Haar hatten. Plötzlich war Itsuka geschockt. Die beiden Kerle kannte sie! Da war der Typ, der sie immer anstarrte! An seinem Gesichtsausdruck konnte sie genau erkennen, dass auch er ziemlich überrascht war und...wiedermal seinen Blick nur auf sie gerichtet hatte. Noch immer konnte sie es nicht fassen. Dieser Kerl war einer der neuen Nachbarn?! Wie sollte sie sich nun verhalten? Hätte sie sich einfach verhalten sollen, als wäre sie ihm heute im Schulgang nicht begegnet? Jedenfalls hatte sie auf keinen Fall vor sich zu entschuldigen. Itsuka hasste es sich zu entschuldigen. Es war ja auch nicht ihre Schuld geweßen, er war es doch, der nicht aufgepasst hatte und sie angerempelt hatte. Plötzlich merkte Itsuka noch etwas, was schnell anfing sie zu stören: Der dunkelgrauhaarige Typ neben ihm, mit der Narbe und dem grauen Auge, hatte wohl auch interesse an ihr gefunden, zumindest sah es durch seinen Blick, den er auf Itsuka gerichtet hatte, so aus. "Hey, Schönheit. Bist du eine der neuen Nachbarinnen?", fragte er sie, wärend sich ein charmantes Lächeln auf seine Lippen zauberte, an denen sein Hufeisen-Piercing silbern glänzte. "Ja bin ich. Ich bin Itsuka Kireda", antwortete Itsuka ihm, doch wandt sie sich schon sehr schnell wieder dem anderen jungen Mann zu, der nun noch erstaunter blickte. "Wer bist du eigentlich?", wollte sie von ihm wissen. "Naoki..Shinsui", gab er als Antwort. "Irgendwie..ist der Kerl seltsam", dachte Itsuka sich. Kurz darauf fragte sie sich, ob es wohl ein Grund für sein seltsames benehmen gab. Vielleicht hatte der Kerl sich ja in sie verknallt? Sowas in der Art wie Liebe auf den ersten Blick?

Fühlst du wie ich?

"Itsuka Kireda", nachdem sie ihren Namen gesagt hatte, fühlte sich Naoki noch seltsamer. Das Gefühl, er würde dieses Mädchen kennen wurde immer stärker und stärker je öfter er sie sah und je mehr er von ihr erfuhr. Ja, er war sich auch sicher, dass er diesen Namen schon einmal gehört hatte..und...sogar öfters schon einmal selbst ausgesprochen hatte. Aber wenn er sich da so sicher war, warum wollte es ihm einfach nicht einfallen? Warum wusste er nicht, woher er diesen Namen kannte? "Alles okay, Naoki? Du siehst irgendwie ziemlich abwesend aus...während die neuen Nachbarn da sind solltest du nicht träumen!", Kyoukos Stimme zog Naoki aus seinen Gedanken. "Ich hab nicht geträumt..hab nur kurz über etwas nachgedacht", antwortete er nun und setzte sich auf das kleinere Sofa.

Durch Itsukas Reaktion sah der grauhaarige Kerl mit der Narbe über seinem Auge ziemlich genervt aus. Es schien so, als mochte er es überhaupt nicht, wenn man ihn ignorierte. Eigentlich hatte er aber kein Recht wegen so etwas genervt zu sein, denn Itsuka hatte dasselbe wie er getan. Auch er hatte sich nur auf eine Person fixiert und wollte nur Itsukas Namen wissen, anstatt auch noch nach Saori zu Fragen. "Wie heißt du eigentlich? Wir sind in derselben Klasse aber ich habe deinen Namen noch gar nicht mitbekommen", meinte Naoki nun und sah Saori an. "Ich heiße Saori", antwortete sie. "Schöner Name", freundlich lächelte Naoki sie an. "Übrigends...das Mädchen da...", Naoki zeigte auf seine Schwester mit den hellblauen Augen, die immer noch im Raum stand und schüchtern zu Boden blickte. "Sie heißt Kageri...seid ihr nicht sauer, dass sie sich nicht selbst vorstellt. Sie ist gegenüber Fremden ziemlich schüchtern und hat es mit dem Umzug auch nicht wirklich leicht". In diesem Moment, als Naoki über sie redete, zuckte Kageri etwas zusammen. Was hatte sie? Wohl dasselbe Problem wie immer. Wiedermal hatte sie etwas nicht selbst geschafft. Ihr Bruder Naoki musste für sie reden. Wie sollte sie so Freunde finden? Wiedermal kam sie sich total blöd vor, als wäre sie nicht in der Lage selbst zu sprechen. "Achso? Naja vor uns muss sie keine Angst haben...wir beißen nicht", meinte Saori lächelnd. "...Zumindest keine kleinen ängstlichen Mädchen", fügte Itsuka hinzu und konnte sich ein leichtes grinsen nicht verkneifen. Saori blickte zu Itsuka herüber und piekte sie mit dem Ellenbogen etwas in die Seite. "Hör auf solche doofen Späße zu machen", murmelte sie.

Yumiko lief zur Tür des Wohnzimmers. "Ich hol euch mal ein Paar meiner selbstgemachten Kekse", sagte sie, bevor sie das Zimmer verließ. "Diese Frau scheint ganz freundlich zu sein", dachte Saori sich. Ja, diese Frau war wohl ganz nett, während es aber eine Person im Raum gab, welche sie störte. "Erzähl doch mal ein wenig über dich damit wir uns ein wenig besser kennen lernen..man sollte schon ein wenig über seine neuen Nachbarn informiert sein, nicht wahr?", inzwischen war Kenta ziemlich nah an Itsuka gerutscht und lächelte sie freundlich an. "Wieder so´n Playboy", dachte Saori sich ziemlich genervt während sie ihn ansah. "Der brauch nicht zu glauben, dass Itsuka auf solche Typen reinfällt". Leicht feindseelig blickte sie ihn an, doch er schien es nicht einmal zu bemerken. Wahrscheinlich war er zu sehr darauf konzentriert Pluspunkte bei Itsuka zu sammeln. "Was willst du denn über mich wissen?", fragte Itsuka ihn und sah ziemlich unbeeindruckt aus. Es schien so, als würde man bei ihr etwas mehr als nur ein charmantes Lächeln brauchen um sie herum zu kriegen. Doch das störte Kenta nicht. Eher im Gegenteil - es gefiehl ihm, sehr sogar. Immer diese Mädchen, die sich so leicht ins Bett kriegen ließen, war doch langweilig. Ab und zu brauchte er auch mal eine herausforderung. "Naja..wie alt du bist...was du so magst und was du nicht magst...vielleicht auch noch deine Hobbys und sowas...". Itsuka dachte kurz nach und fing dann an zu erzählen: "Ich bin 20, mag Tiere, Musik, singen, tanzen und was ich nicht mag sind aufdringliche Typen". Ohne irgendetwas über Kenta zu fragen stand sie auf.
 

"Was ich nicht mag sind aufdringliche Typen", das war bestimmt an Kenta gerichtet. Klar, an wen auch sonst? Kenta grinste innerlich. Das Mädel war wirklich schwer zu kriegen. Itsuka lief zum anderen Sofa und blieb genau vor Naoki stehen. "Mit dir will ich nachher noch sprechen...ich habe eine Frage an dich..", sie blickte zu Naoki, der auf dem Sofa saß und sie anblickte herab. "He?...Was willst du denn wissen?", leicht verwirrt sah Naoki sie noch immer an. Vielleicht konnte er ja auch gar nicht wegsehen. Immerhin starrte er sie ja ständig an, als wäre sie ein Magnet für seine Augen. "Wie gesagt...nachher", wiederholte sie sich. Wahrscheinlich wollte sie darauf hinaus, dass sie nur mit ihm reden wollte. Naoki war ziemlich verwirrt. Über was wollte sie mit ihm reden...und zwar nur mit ihm? Vielleicht ging es ihr ja genauso wie ihm? Vielleicht hatte sie auch das Gefühl, sie würde ihn von irgendwoher kennen. Irgendwie hätte es Naoki sogar erleichtert, würde sie dieses Gefühl auch haben. Dann würde er nicht alleine dastehen. Außerdem hätte er dann wohl wirklich die Bestätigung dafür, dass er sie irgendwoher kennen würde. "Achso?". Itsuka nickte. "Ich denke du weißt schon was ich damit sagen wollte". "Ihr wollt auf ein vier Augen Gespräch aus oder? Warum geht ihr dann nicht einfach nach draußen? Ich weiß zwar nicht was es da jetzt schon für private Besprechungen geben könnte, da ihr euch erst seid...jetzt kennt? Aber naja..", mischte sich Kyouko ein, die sich an eine Wand im Wohnzimmer lehnte. Auch Kageri stand noch immer im Raum herum und wusste nicht was sie tun oder mit wem sie sprechen sollte. Kenta blickte Itsuka und Naoki ohne jede emotion in seinem Blick an. Innerlich jedoch fühlte er leichte wut. Es störte ihn, dass Itsuka ihn so ignorierte, jedoch mit Naoki sogar unter vier Augen reden wollte. Saori saß noch immer auf dem Sofa, auf dem auch Kenta saß. Allerdings war sie weiter von ihm weg gerutscht. "Wäre auch eine Idee...gut, dann denke ich sollten wir nach draußen, wenn du jetzt bereit bist meine Frage zu beantworten", meinte Itsuka und sah erneut Naoki an. "Äh..klar". Was sollte das für eine Frage geweßen sein? Naoki würde es wohl gleich wissen. Er stand auf und lief nach draußen in den Gang. Itsuka folgte ihm.
 

"Gibt es einen Grund warum du mich ständig so anstarrst?", sofort rückte Itsuka mit der Frage herauß. Dabei dachte sie gar nicht mehr daran, wie unhöflich sie heute mittag zu ihm geweßen war. "Äh?", war das einzige, was Naoki in diesem Moment als Antwort herauß bekam. So eine Frage hatte er irgendwie nicht erwartet, obwohl sie ja irgendwie recht hatte. Er hatte es garnicht mitbekommen, dass sie es bemerkt hatte. "Denk nicht ich hätte das nicht mitbekommen. Ich hab es schon heute früh bemerkt. Da habe ich aber noch gedacht das wäre irgendwie Einbildung...aber du bist einfach viel zu auffällig", ließ Itsuka ihn wissen und verschrenkte ihre Arme. "Also? Gibt es einen Grund?", fragend blickte sie ihn an und wartete auf eine Antwort. "Naja....vielleicht...wirst du den Grund etwas seltsam finden aber...ja, es gibt einen", antwortete Naoki. "Und dieser seltsame Grund wäre..?". "Du...kommst mir bekannt vor..sehr bekannt....als hätte ich dich schon einmal getroffen und schon öfter mit dir geredet...sogar dein Name kommt mir bekannt vor......aber ich wüsste nicht woher....", antwortete Naoki und sah in Itsukas leicht überraschtes Gesicht. So eine Antwort hatte sie wohl nicht erwartet. "Achso..? Naja..sorry aber...ich wüsste nicht woher du mich kennen solltest....du kommst mir nicht wirklich bekannt vor und dein Name erst recht nicht". "Achso...naja dann...ist es vielleicht doch nur Einbildung oder ich habe dich einfach mit jemandem verwechselt..", meinte Naoki dazu. "Tut mir Leid, wenn du dich von mir belästigt gefühlt hast ich werde es nicht mehr tun..also..dieses angestarre meine ich..". "Macht nichts..ich wollte es einfach nur mal klären....übrigends die Sache heute mittag...ich wollte dich eigentlich nicht so anmotzen nur hatte ich einen ziemlich schlechten Tag", versuchte Itsuka sich ohne ein "es tut mir leid" zu entschuldigen. "Mach dir nichts drauß ich kenn das. Jeder hat mal einen schlechten Tag", lächelnd schien Naoki ihre entschuldigung zu akzeptieren. Eigentlich war dieser Kerl garnicht so seltsam. Er konnte ja wirklich ganz nett sein.
 

Leichte Enttäuschung spürte Naoki in seinem Inneren als er erfuhr, dass sie nicht so empfand wie er. Sie kannte ihn nicht. Weder seinen Namen, noch sein Aussehen erinnerte sie an jemanden. Dabei war er sich noch immer sicher er würde sie kennen. Auch wenn sie meinte sie kannte ihn nicht wollte er trozdem noch nicht aufgeben. Irgendwie würde er schon heraußfinden woher er sie kannte, da war er sich sicher. "Naja...vergessen wir erstmal diese 'du kommst mir bekannt vor' Sache, ja? Ist jetzt zwar ein wenig ärgerlich, dass dein erster Eindruck von mir wohl etwas negativ ist, vor allen Dingen weil ich ja dein neuer Nachbar bin, aber ich denke ich werde das schon ändern können", meinte Naoki lächelnd. "Werd' dich schon davon überzeugen können, dass ich kein Stalker bin, sondern eigentlich ein netter Kerl". Itsuka erwiderte sein lächeln etwas. Eigentlich hatte er sie schon ziemlich überzeugt. Er schien ehrlich zu sein und das gefiehl ihr. "Ich hoffe wir können auch öfters mal reden...wir sind ja jetzt Nachbarn...ich denke wir sollten uns gut verstehen". "Natürlich werden wir öfters reden du kannst ja auch mal ab und zu rüber kommen wenn du möchtest...und außerdem kennt ihr ja alle unsere Brüder noch gar nicht richtig...also wie wäre es, wenn ihr morgen mal bei uns vorbei kommt? Habt ihr da Zeit?", wollte Itsuka wissen. "Ich denke wir haben nichts vor....auf jedenfall werde ich morgen vorbei kommen", antwortete Naoki. "Schön". "Hmm..naja gehen wir jetzt wieder ins Wohnzimmer?", wollte Naoki wissen. "Also..eigentlich sollte ich jetzt wieder nach drüben weil es langsam schon spät wird", antwortete Itsuka. "Okay dann öh..sehen wir uns ja morgen Nachmittag". Itsuka nickte. "Ich gehe noch einmal kurz mit rein und hole meine Schwester". Sie ging zurück ins Wohnzimmer. "Saori lass uns gehen es wird langsam spät". Saori nickte und verabschiedete sich von der Person, mit der sie geredet hatte: "Bis irgendwann mal Kageri, war ganz nett, mit dir zu reden". Plötzlich schien Naoki ein wenig überrascht zu sein, was auch seine Gründe hatte. Kageri hatte mit jemandem gerdet. Wie viel hatte sie wohl erzählt? Fiel es ihr leicht oder hatte sie Probleme damit gehabt? Vielleicht sollte er sie später einfach noch einmal fragen. Schüchtern und leise antwortete Kageri: "j-ja...bis bald...". Saori verließ den Raum und folgte Itsuka nach draußen. Nun hatten beide das Haus verlassen. Noch immer saß Kenta auf dem dunkelroten Sofa. Dieses mal sah man sogar an seinem Gesichtsausdruck, dass ihm etwas ganz und gar nicht passte. "Hey Kenta. Warum ziehst du so ´ne Fratze?", fragte Naoki und grinste etwas. "Geht dich nix an!", meckerte Kenta ihn sofort an. "Is ja gut musst nicht gleich wieder so aggressiv werden", meinte Naoki ruhig.
 

"Er geht mir wirklich auf die nerven...", dachte Kenta sich verärgert. Innerlich kochte er wieder einmal vor Wut. Ja, er war wirklich sehr leicht reizbar. Naoki, dieser dumme Idiot der sein Bruder war, ging ihm ständig auf die Nerven. Immer war er nur am grinsen, sah alles positiv und versuchte jedes Problem ruhig und auf friedliche Art und Weise zu lösen. Für Kenta war Naoki 'die Grinsefresse, die in der friedlichen Regenbogenwelt lebt', was ihn wirklich störte. Er verstand Naokis Weise zu Denken nicht. "Man kann nicht immer alles mit friedlichen Mitteln lösen!", das war es, was Kenta dachte, während sein Bruder fest überzeugt war, dass es eben wohl ging. Ebenso war er davon überzeugt, dass man alles mit fairen Mitteln bekommen könnte. "Er ist und bleibt wohl eben ein naiver Idiot..", dachte sich Kenta schlecht gelaunt. Doch eigentlich war nicht Naokis Charakter das, was Kenta heute so aufregte. Natürlich nervte ihn Naokis Art, doch dieses mal war der Grund, weshalb Kenta so mieß gelaunt war, dass Itsuka sich anscheinend viel mehr für Naoki interessieren würde. Immerhin hatte sie die ganze Zeit, in der sie da war mit Naoki verbracht und sogar auch noch ein privates Gespräch mit ihm geführt. Worüber es in diesem Gespräch wohl ging? Was für Geheimnise könnten die Beiden jetzt schon haben? Der Gedanke, dass Naoki überhaupt ein Geheimnis mit eines von Kentas Zielobjekten hatte, ging ihm wirklich extrem auf die Nerven. So etwas war bisher noch nie vorgekommen. Kenta hatte auch nie erwartet das so etwas vorkommt und gewollt hatte er es erst recht nicht. Auf keinen Fall wollte er sich ein neues Zielobjekt suchen. Sie war die Erste, die er sich in dieser Großstadt ausgesucht hatte, also wollte er sie auch haben. Er wollte sie haben und war sich sicher, dass er sie bekommen würde und dabei war ihm fast jedes unfaire Mittel recht.
 

"Na? Was hällst du von den beiden neuen Nachbarinnen?". Kyouko sah Kageri an. "Hmm...Saori ist ganz nett...mit Itsuka habe ich noch nicht geredet...eigentlich ist sie in meiner Klasse und sitzt auch neben mir aber...sie macht mir Angst", antwortete Kageri leise. Kyouko hob eine Augenbraue. "Angst?". "Ja..", murmelte Kageri. "Wieso das?". "Weil sie mich immer böse anguckt...ich glaube sie mag mich nicht wirklich". "Sie kennt dich doch noch garnicht richtig also warum sollte sie dich nicht mögen?", fragte Kyouko. Kageri zuckte mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht...es kommt mir halt so vor!". "Dir kommt vieles anders vor...ich denke du übertreibst wieder etwas...". "Tu ich nicht! Ich denke die neuen Nachbarn mögen mich einfach nicht! Genauso wie...d-dieser Yasuo! Der hat mir heute im Schulgang gedroht!", erzählte Kageri nun. "Gedroht?", nun sah Kyouko ihre ältere Schwester noch etwas verwirrter an. "Ja...also eh...ich bin an ihn dran gerannt weil ich nicht richtig aufgepasst habe und dann hat er mir gedroht 'Pass besser auf ja? Wenn man jemanden falsches anrempelt könnte es böse enden' ", erzählte Kageri. "Kageri.......was verstehst du unter einer Drohung? Das war eine freundlich gemeinte Warnung!". Kyouko seufzte. Ihre Schwester macht wirklich aus jeder kleinen Fliege einen rießen Elefanten und verstand alles immer anders, als es eigentlich gemeint war. Sowieso dachte sie öfters ziemlich negativ. "Nein war es nicht! Er wollte bestimmt sowas sagen wie 'wenn du das nächste mal an mich dranrempelst kannst du was erleben# oder sowas in der Art!". "Kageri..wie kannst du nur so etwas aus einem freundlich gemeinten Satz herauß interpretieren?". Wiedermal war Kyouko ziemlich überrascht darüber, was Kageri sich manchmal in ihrem Kopf für Zeugs zusammen dichtete. "Weil es sich doch voll so anhört als wäre das so eine Drohung!", meinte Kageri noch immer fest überzeugt davon, dass sie Recht hatte. Erneut seufzte Kyouko. "Wenn du meinst....ich bin mir jedenfalls sicher, dass er es nicht böse gemeint hat". Kyouko lief zur Tür, die in den Gang führte. "Du solltest dir nicht immer so viele Gedanken machen und auch nicht immer alles so negativ und schlimm sehen. Ich glaube nicht, dass dich irgendjemand der Nachbarn hasst. Jedenfalls...ich gehe jetzt mal ins Bett ich bin müde, gute Nacht", nachdem sie dies zu ihrer älteren Schwester Kageri gesagt hatte verschwand Kyouko in den unbeleuchteten Gang und man hörte, wie sie langsam die Treppen nach oben lief. Nach einer Weile wurden die Schritte leiser und verschwanden letztendlich komplett in der Stille.
 

Kyouko betrat ihr im dunklen liegendes Zimmer, welches nur von einer der Straßenlaternen leicht beleuchtet wurde. Sie drückte auf den Lichtschalter, der ein leises klickendes Geräusch von sich gab und das Zimmer mit Licht erfüllte. Kyouko schloss die frisch aufgehängten dunkelroten Vorhänge und zog sich ihre neue Schuluniform aus. Kurz danach landeten auch das rote Unterhemd, der schwarze BH und das dazugehörende schwarze Höschen auf dem Boden. Danach zog sie sich ihren blauen Schlafanzug an. Sie hob ihre Kleidung auf und hängte sie über den schwarzen Schreibtischstuhl mit dem weichen Leder und den dunklen Lehnen. Sie legte sich in ihr Bett, welches sie heute mit einem rosanen Bettbezug, auf dem rote Blumenmuster zu sehen waren, bezogen hatte. Schlafen wollte sie allerdings noch nicht. Erst wollte sie ein wenig über den heutigen Tag nachdenken. Wie war ihr erster Schultag geweßen. Eigentlich wohl ganz in Ordnung. Allerdings war sie heute nicht zu der einen Sache gekommen, die sie unbedingt erledigen wollte: Sich einen Nachhilfelehrer suchen. Die zwei Nachbarsmädchen waren ihr dazwischen gekommen. Gerade, als sie dabei geweßen war das Haus zu verlassen kamen sie vorbei. Sie fand es nicht schlimm, dass die Beiden nach drüben gekommen waren. Es hatte sie nicht gestört, nur musste sie nun eben die Suche nach einem Nachhilfelehrer auf den nächsten Tag verschieben. Machte aber nicht wirklich viel, denn die Schule hatte ja sowieso noch nicht richtig angefangen. Ob sie es wohl schaffte einen ihrer Nachbarn zu überreden sie zu Unterrichten? Naja, das konnte sie nur tun, wenn ihre Nachbarn wirklich schlau geweßen wären. Jedoch zweifelte sie daran. "Ein Versuch ist es Wert...aber ich denke nicht, dass darauß was wird", dachte sie sich. Langsam schloss sie ihre hellgrünen Augen. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sie einschlief.

Ein kleines Chaos

Angenehme lauwarme Luft füllte das Zimmer und ließ es nach Kirschblüten und frischem Frühling riechen. Langsam öffnete er seine orangebraunen Augen und blickte zum Fenster. War er gestern eingeschlafen und hatte vergessen es wieder zu schließen? Die hellen Vorhänge wehten leicht im Wind, als würden sie tanzen. Takeo stand auf und lief zum Fenster. Vögel zwitscherten ihre Morgenlieder. Blätter der Bäume raschelten leise. Es war ein ruhiger Morgen. Wahrscheinlich war dies im Inneren der Stadt nicht der Fall. Dort war immer was los, zu jeder Uhrzeit, 24 Stunden am Tag. Es hatte wohl wirklich seine Vorteile weiter auserhalb zu leben. Takeo blickte herab in den Blumengarten seiner Mutter. Von Tag zu Tag schienen die Blumen prächtiger zu blühen. Frühling, die Jahreszeit, in der der Schnee und die Kälte verschwindet. Die Jahreszeit, in der die Blumen wiederkommen. Man sagt sogar, es wäre die Jahreszeit, in der man sich am häufigsten neu verliebt. Für Takeo jedoch war das einfach nur Schwachsinn. Warum auch sollte eine Jahreszeit dazu führen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man sich verlieben könnte höher ist als sonst? Verliebt sein war eh was lästiges. Genauso gingen ihm Sachen wie der Valentinstag auf die Nerven. Wie vielen Leuten wurden an diesem Tag wohl die Herzen gebrochen, weil sie abgelehnt wurden? Takeo seufzte leise und schloss danach sein Fenster. Ein Blick auf seine Uhr, welche auf seinem Nachttisch stand verriet ihm, dass es kurz vor sieben Uhr geweßen war. Gähnend lief er den Gang entlang und öffnete die Tür, welche ins Badezimmer führte. Er zog die schwarze Boxershort, welche er beim Schlafen getragen hatte, aus und betrat danach die Duschkabine. Das warme Wasser fühlte sich sehr angenehm an. Nachdem er geduscht hatte, schnappte er sich ein Handtuch, mit dem er sich durch das nasse weißsilberne Haar struppelte und es somit etwas mehr trocknete. Danach trocknete er sich seinen restlichen Körper ab und zog sich seine frisch gewaschene Schuluniform an. Er richtete sich sein Haar und verließ danach das Badezimmer wieder. Direkt danach richtete er seinen Blick wieder auf eine Uhr, welche in der Küche stand, in die er nun gelaufen war: 7.40 Uhr. Seinen Rucksack hatte er bereits gestern schon mit neuem Schulmaterial gepackt. Nun packte er nur noch sein Bento ein und zog den Reißverschluss seines Rucksacks zu. Er verließ das Haus und lief durch den blühenden Blumengarten richtung Ausgangstor. "Ob wohl alle schon auf dem Schulweg sind? Yasuo wohl nicht...der wird wohl gerade mürrisch und schlecht gelaunt aufstehen..", dachte Takeo sich und öffnete das Gartentor. Gerade als er es wieder geschlossen hatte und sich auf den Weg zur Schule machen wollte, hörte er etwas von rechts: "Ja Mum. Ich habs nicht vergessen, hab´s dabei!". Kurz danach spürte er, wie etwas heftig an ihn rempelte. Schnell drehte er sich um und blickte in die Richtung, aus der er auch die Stimme gehört hatte. Ein grauhaariges Mädchen mit grünen Augen saß auf dem Boden und rieb sich mit einer Hand über ihren Hintern. "Autsch...das hat wehgetan..", murmelte sie, wobei sie ein mit leich schmerzvollem Blick ein Auge zukniff. "Vielleicht solltes du beim nächsten mal aufpassen wo du hinrennst?", noch immer sah Takeo zu ihr herab. Das Mädchen öffnete ihr Auge wieder und sah Takeo überrascht an. "Oh...ja das sollte ich wohl...", meinte sie dazu und stand langsam wieder auf. "Sorry, meine Mutter hatte mich abgelenkt beim nächsten mal passe ich etwas besser auf", entschuldigte sie sich. "Naja...wie auch immer. Geht´s dir gut?". "Ich denke schon...tut ein bisschen weh aber es wird nichts weiter schlimmes sein", antwortete das Mädchen leicht grinsend. "Warum warst du eigentlich so in Eile? Es ist doch noch gar nicht so spät", wollte Takeo nun wissen. "Nun...ich wollte meine Brüder einholen..sie sind schon vorgegangen dabei hatte ich ihnen gesagt sie sollten auf mich warten weil ich keine Lust habe alleine zur Schule zu laufen", plötzlich schien sie ein wenig beleidigt zu sein und verschrenkte ihre Arme. Ihr Blick wirkte nun etwas leicht genervt, doch das hielt nicht lange. Kurze Zeit später veränderte sich ihr Gesichtsausdruck wieder und sie sah Takeo so an, als hätte sie irgendeine Idee bekommen. "Hey! Würde es dir denn etwas ausmachen wenn ich stattdessen mit dir zur Schule laufe?", wollte sie nun wissen und sah ihn so an, als würde sie nur noch auf ein ja warten und ein nein vollkommen ausschließen. "Immerhin sind wir ja Nachbarn und da schadet es doch nicht, wenn wir uns auf dem Schulweg etwas unterhalten!". Takeo seufzte. "Wenn´s sein muss..", grummelte er und lief auch schon los. "Cool!". Lächelnd folgte das Mädchen ihm. "Ach..wie heißt du eigentlich? Ich glaube ich habe das noch gar nicht mitbekommen", sie sah ihn fragend an. "Takeo Kireda", gab er ihr als Antwort. "Ah? Ich heiße Kyouko Shinsui", antwortete Kyouko ihm. "Sag...macht es dir was aus, wenn ich dich mit deinem Vornamen anspreche? Oder soll ich dich Kireda-kun nennen?", war ihre nächste Frage an ihn. "Ganz schon annähernd irgendwie...", dachte Takeo sich etwas genervt und antwortete grummelnd: "Mach was du willst". "Wirklich?? Dann nenne ich dich einfach Takeo!", meinte Kyouko lächelnd. "Du darfst mich natürlich auch mit meinem Vornamen ansprechen!". Takeo seufzte leise und sagte nichts mehr dazu.
 

"Schein wohl nicht so ein gesprächiger Typ zu sein oder?", dachte Kyouko sich. Äußerlich war er aber wirklich ihr Typ. Seine weiß silbernen Haare und seine blasse Haut gefielen ihr. Er wirkte kühl und doch strahlten seine braunorangenen Augen eine seltsam anziehende wärme aus. Er trug einige Piercings die ihr auch sehr gut gefielen. Wie war sein Charakter wohl? Bis jetzt kam er ihr ziemlich verschlossen und still vor. Was er wohl von Kyouko dachte? Wie war wohl sein erster Eindruck? Um die Stille zwischen beiden wieder zu brechen wechselte Kyouko zu einem anderen Thema: "In welche Klasse gehst du eigentlich?". "A14", antwortete Takeo. "Oh? Du bist in der Abschlussklasse?". Sie war etwas erstaunt und irgendwie auch etwas neidisch. Takeo war gerade dabei, sein letztes Schuljahr abzuschließen. Sie war davon noch weit entfernt und der Fakt, dass sie sogar einmal sitzen geblieben war ließ sie noch länger an die Schule 'gefesselt'. "Ja. Warum?". "Naja..ich bin erst in der Zehnten..", murmelte Kyouko. "Wow sogar einmal sitzen geblieben hm?", irgendwie wunderte es Takeo nicht. Sehr intelligent sah das Mädchen ja nicht aus. "Jaa...d-das lag aber nur an unserer Lehrerin! Ich habe den Unterricht bei ihr nie verstanden...", erzählte Kyouko, wobei man bemerkte, dass sie das Thema wohl nicht so sehr mochte. "Achso?". "Dieses Jahr werde ich das Schuljahr wohl problemlos beenden können", meinte Kyouko fest entschlossen, zumindest sah es so aus, als wäre sie sich ziemlich sicher geweßen. Innerlich jedoch war es das Gegenteil. Normalerweiße sollte sie nach diesem Jahr auf die Hochschule kommen, was natürlich ziemlich von den Noten abhing, die sie schrieb. Da sie aber schon ein Jahr sitzen geblieben war musste sie sich wirklich mühe geben und ziemlich gute Noten schreiben um es auf eine gute Hochschule zu schaffen. "Na dann ist ja gut", meinte Takeo dazu nur. Nun waren sie an der Schule angekommen. Gemeinsam betraten sie die große Aula und gingen schließlich getrennte Wege, nachdem sich Kyouko verabschiedet hatte: "Also dann geh ich jetzt mal in meine Klasse. Wir sehen uns wahrscheinlich heute mittag Itsuka hat uns zu euch eingeladen". "Dann bis heute mittag", verabschiedete sich auch Takeo und lief eine der Treppen hoch. Begeistert war er davon nicht wirklich.
 

Wiedermal ertönte für Itsuka einer der nervigsten Töne überhaupt: Der Schulgong, der jeden Schüler wissen lies, dass die erste Stunde nun begann. Wie immer begann ihre Lehrerin auch direkt am zweiten Tag überpünktlich mit dem Unterricht. Allein schon der Anblick dieser überschminkten Frau reichte Itsuka bereits schon um ihr den Schultag zu vermiesen und jede winzige Lust an Unterricht vergehen zu lassen. "Holt bitte alle eure japanisch Bücher heraus. Die erste Stunde handelt heute wieder über Literatur". Itsuka gab ein leises seufzen von sich. Schön, dass der erste Schultag so langweilig anfing. Kurz blickte sie zu ihrer Nachbarin herüber und glaubte ihren Augen kaum: Das grauhaarige kleine Mädel hatte sogar einen Notizblock herauß geholt um sich Notizen machen zu können! "..Eigentlich sieht sie gar nicht aus wie eine Streberin....eher wie..........ein.....Chihuahua", dachte Itsuka sich und musste bei diesem unsinnigen Gedanken erst grinsen. Doch als sie sich Kageri genauer ansah erinnerte Kageri sie wirklich an einen Chihuahua: klein und irgendwie putzig. Graue Öhrchen und ein wedelndes Schwänzchen würden an ihr bestimmt gar nicht mal so seltsam aussehen. Ein wenig kichern musste Itsuka bei dieser Vorstellung schon. Jedoch widmete sie sich dann wieder anderen Dingen. Wie immer fing sie nach einer Weile wieder an aus dem Fenster zu blicken. Es war einfach jedesmal ein viel schönerer Anblick, als diese hässliche staubige Tafel. An dem Wetter hatte sich seit gestern nicht viel verändert. Das einzige, was anders war, war die Anzahl der Wolken. Heute waren es noch weniger geweßen als gestern. Obwohl es erst April war, war es schon angenehm warm. Viel lieber würde Itsuka nun draußen ein wenig spazieren gehen, anstatt in diesem Schülergefängnis herumzusitzen und dem langweiligen Gelaber dieser nervigen Stimme zuzuhören. Die letzten Schuljahre waren eigentlich ja eh nur noch unlogisch für Itsuka. Man lernte nur noch Dinge, die man eh nicht brauchte. Bestimmt würde Itsuka diese Dinge schon bald wieder vergessen. Warum auch sollte sie sich so etwas merken? Sachen, die man im Leben nicht mehr brauchen wird, vergisst man nunmal. Noch immer verstand sie nicht, warum ihre neue Klassenkameradin immernoch dabei war fleißig aufzupassen. Sie würde es sicherlich auch irgendwann wieder vergessen. Ihr Schulabschluss schien ihr wohl wichtig zu sein. Itsuka musste sich wegen dem Thema "Schulabschluss" nicht viele Gedanken machen. Eigentlich könnte sie so oft sitzen bleiben wie sie wollte, da ihr Leben nicht so...'zeitbegrenzt' war wie das von Anderen. Jedoch war diese Sache eher etwas, was niemanden was anging.
 

Nach den ersten zwei Stunden Kunst, ertönte der Pausengong und es dauerte nicht lange, bis das Klassenzimmer leer war. Eine Person wurde vom Lehrer aufgehalten das Klassenzimmer zu verlassen: "Yasuo! Warte mal kurz". Yasuo blieb kurz vor der Klassenzimmertür stehen und drehte sich wieder um. Lässig lehnte er sich an den dunklen Türrahmen und sah seinen Lehrer leicht gelangweilt an. "Was gibt´s?", wollte er wissen und gähnte, wobei er jedoch eine leichte nervösität verheimlichte. Es kam nicht oft vor, dass ein Schüler davon abgehalten wurde in die Pause zu gehen. Worüber wollte sein Lehrer mit ihm sprechen? Was auch immer es war er würde es wohl gleich erfahren müssen ob er wollte oder nicht. "Du weißt noch, dass nach der Pause die Schulsprecherwahl in Zimmer C9 stattfindet?", erinnerte sein Lehrer ihn noch einmal daran. "Stimmt ja..", dachte Yasuo sich. Diese Sache hatte er schon wieder total vergessen. Yasuo seufzte und antwortete: "Ja und?". "Ja und du darfst als Klassensprecher unserer Klasse bei der Wahl nicht fehlen!" Auch das hatte er schon wieder vergessen und er empfand das Gefühl daran erinnert zu werden nicht gerade als schönes- oder freude Gefühl. Im Gegenteil - Yasuo verspürte ein mulmiges Gefühl in seinem Bauch. Warum hatte er überhaupt ja gesagt? Er wollte kein Klassensprecher sein. Es war eine große Verantwortung und auch, wenn er es nicht zugeben wollte, fühlte er sich vielleicht mit so einer Sache ein klein wenig belastet. "Ach ja..stimmt ja", murmelte er und versuchte wieder einmal möglichst cool zu wirken. "Gut das dir das auch wieder einfällt du Schlaukopf! Also vergiss ja nicht zu den Wahlen nach der Pause zu gehen!", war das letzte, was Yasuo von seinem Lehrer hörte, bevor er den Klassenraum verließ. Auch Yasuo verließ kurz danach den Klassenraum wieder, noch immer mit dem mulmigen Gefühl im Magen, welches ihn störte. Er lief in den Pausenhof. Dort angekommen lehnte er sich an eine der Wände des großen Schulgebäudes. Direkt danach nahm er seinen MP3-Player aus seiner Jackentasche und steckte sich einen der Hörer in sein Ohr. Er drehte die Musik etwas lauter und schloss die Augen. Gedankenlos lauschte er der Musik, die in sein Ohr drang.
 

Wieder einmal hatte Kageri es irgendwie in den Pausenhof geschafft und wieder einmal war es für sie ein Wunder, dass sie diesen Weg erneut gefunden hatte. Auch an der Sache, dass der Pausenhof dank der ganzen Schüler ziemlich unübersichtlich war, hatte sich nichts geändert. Ein leicht verzweifeltes seufzten gab sie von sich und setzte sich auf eines der hellbraunen Schulbänke. Sollte sie diese Pause wieder dasselbe tun, wie das, was sie letztens getan hatte? Wiedermal nur die Schüler dabei beobachten, wie sie sich unterhielten, lachten und in ihrer Pause gemeinsam spaß hatten? Kageri fühlte sich wieder einmal unbehaglich und einsam. Sie hasste dieses Gefühl mehr als jedes andere. Einsamkeit. Am liebsten würde sie es nie fühlen, doch sie tat es, sehr oft sogar. Es fühlte sich nach einer seltsamen Art kälte an und gab einem das Gefühl von trauer. So etwas konnte einem echt fast den ganzen Tag verderben. "Ob ich wohl je an dieser Schule Freunde finden werde?", fragte Kageri sich in Gedanken. "Wohl nicht...". Wie immer gab sie ziemlich schnell auf. Kageri war einfach keine Kämpferin. In großen Menschenmengen ging sie einfach unter und verkroch sich sozusagen in einer Ecke. Als sie genauer darüber nachdachte fiel ihr auf, dass sie auch nie eine beste Freundin gehabt hatte. Auf der Schule, auf die sie zuvor in ihrem kleinen Dorf gegangen war hatte sie zwei bis drei Freundinnen gehabt, doch das waren auch nur Schulfreunde geweßen. Doch wenigstens hatte sie dort Schulfreunde gehabt. Auf dieser neuen Schule hatte sie nichts, bis auf ihre Geschwister, die in der Menge nicht wirklich leicht zu finden waren. "Da habe ich wohl keine andere Wahl, als meine Pause alleine zu verbringen...", dachte Kageri sich und seufzte enttäuscht. Unglücklicherweiße verging die Pause für sie auch noch ziemlich langsam. Wie sonst sollte es auch sein, wenn man nichts zutun hatte, nicht wusste wohin und mit niemandem reden konnte? Ja, ihr neues Schulleben machte ihr so einige Probleme. Was sie nicht wusste war, dass es in diesem Moment auch noch andere gab, die über das ein oder andere Problem nachdachten....
 

Noch immer hörte Yasuo der lauten Musik, die aus seinem MP3-Player in sein Ohr drang, zu. Es war jedoch nur für kurze Zeit eine Ablenkung geweßen um nicht nachzudenken. Inzwischen war er schon komplett in Gedanken versunken und dachte darüber nach, was genau es bedeutete Klassensprecher zu sein und was es wohl bedeuten würde ein Schulsprecher zu sein. Sicherlich liegt auf einem Schulsprecher ziemlich viel Verantwortung, viel mehr als auf einem normalen Klassensprecher. Deswegen würde Yasuo auch ablehnen, wenn er bei dieser Wahl die meisten Stimmen bekommen würde. Aber das bezweifelte er ja sowieso, also gab es eigentlich keinen Grund sich solche Sorgen zu machen. Außerdem war es ja seine Wahl ob er annehmen oder ablehnen möchte. Das richtige Problem bei dieser Sache war wohl seine 'coole' Seite, die immer Dinge sagte, die er nicht sagen wollte. So war es ja auch dazu gekommen, dass er es ohne Wenn und Aber akzeptiert hatte ein Klassensprecher zu werden. Yasuo öffnete seine Augen wieder und blickte in den hellblauen Himmel. Verschiedene Arten von Vögeln flatterten ab und zu fröhlich vorbei und zwitscherten Lieder vor sich hin. Yasuo schaltete seinen MP3-Player aus und steckte ihn zurück in die Jackentasche seiner Schuluniform. Ein Blick auf die Uhr hatte ihm verraten, dass die Pause schon so gut wie vorbei geweßen war. Er stoß sich von der Wand ab und lief in das Schulgebäude zurück. Kurz danach ertönte auch schon, wie erwartet, der Gong, der das Ende der Pause und somit für Yasuo den Beginn der Wahlen andeutete.
 

Mit nicht gerade guter Laune lief er die Treppe hoch und ging den Gang entlang, der zu dem Zimmer mit der Nummer C9 führte. Dort angekommen betrat er das Zimmer und setzte sich. Die Wahl zum Schulsprecher dauerte nicht lange. Jeder der Klassensprecher schrieb einen Namen eines Klassensprechers auf einen Zettel. Danach wurde ausgewertet. Yasuo war leicht erschrocken, als er das Ergebnis, welches an der Tafel stand, sah. Man hatte tatsächlich ihm die meisten Stimmen gegeben. "Wir scheinen hier ein eindeutiges Ergebnis zu haben. Yasuo akzeptierst du das?", fragte die Lehrerin, welche für die Wahl zuständig war und sah ihn fragend an. "Wenn´s sein muss...meinetwegen, ja". Schonwieder! Es war schonwieder passiert! "Verdammt! Dabei hatte ich mir vorgenommen nein zu sagen, wenn es überhaupt so weit kommen würde...", dachte Yasuo sich und fühlte sich in diesem Moment wirklich mehr als nur unwohl. Klassensprecher, das war ja noch etwas, was zu schaffen war. Wenn man so darüber nachdachte war es gar nicht so schlimm ein Klassensprecher zu sein. Aber...ein Schulsprecher? Das war wieder etwas anderes! Yasuo hatte nie vor gehabt Schulsprecher zu werden. Er hatte es ja nicht einmal vorgehabt Klassensprecher zu werden. "Gut. Dann haben wir ja jetzt unseren Schulsprecher für das neue Schuljahr", antwortete die Lehrerin lächelnd. "Ihr könnt nun alle wieder in eure Klassen zurück gehen". Leicht verzweifelt ging Yasuo zurück in sein Klassenzimmer. Kurz bevor er es betrat, gab er noch ein leises seufzen von sich. Danach, als er die Türklinke nach unten drückte, zeigte sich wieder seine 'coole Fassade' und er setzte sich auf seinen Platz.
 

Letztendlich war der zweite Schultag ziemlich schnell und problemlos vergangen, zumindest für Saori. Alles was sie an diesem Tag gestört hatte war der Kerl, welcher hinter ihr saß und ab und zu herumgrummelte. Irgendwie war er ihr wirklich nicht sympathisch und es störte sie, dass er heute höchstwahrscheinlich bei ihr Zuhause vorbei kommen würde. Itsuka hatte ja die Nachbarn eingeladen um mal herüber zu kommen, also würde er wahrscheinlich mitgehen um sich wieder etwas bei Itsuka einzuschleimen. Vielleicht sollte Saori sie auch einmal warnen, dass er kein netter Kerl war. Vielleicht war es aber auch gar nicht nötig. Itsuka fiel normalerweiße nicht auf solche Schmeichler Kerle rein. Außerdem schien sie sich viel mehr für den anderen Jungen der neuen Nachbarn zu interessieren. Ja, wenn sie überhaupt irgendwas mit einem der Nachbarn anfangen würde, dann auf jedenfall mit Naoki und nicht mit diesem seltsamen Kenta, zumindest schätzte Saori, dass es wohl so sein würde, wenn es überhaupt so weit kommen würde. Wahrscheinlich hatte Itsuka aber an keinem von Beiden interesse. Gerade, als Saori sich auf den Heimweg machen wollte, drehte sie sich noch einmal um und entdeckte ihren Bruder, Yasuo. Sofort wusste sie was sie ihn als erstes Fragen wollte: "Und? Wie ist die Wahl gelaufen? Wer ist der neue Schulsprecher?". Wortlos hob Yasuo seinen Finger und zeigte schließlich auf sich. Danach seufzte er verzweifelt. Mit großen, geschockten Augen wurde er nun von seiner Schwester angesehen. "DU!?", sie konnte es nicht glauben, was man wohl an ihrer Stimme deutlich hörte. "Ja", murmelte er und zuckte mit den Schultern. "Du...hast wieder ungewollt ja gesagt...oder?". "Ja", Yasuos antwort blieb gleich. Saori seufzte und schlug sich leicht mit der Hand gegen die Stirn . "Yasuo...du solltest das wirklich..irgendwie in den Griff bekommen...du machst dir nur Probleme...", meinte sie und sah ihn an. "...So schlimm wird es schon nicht sein...denke ich...", murmelte er, wobei Saori deutlich hören konnte, dass er verunsichert war und selber nicht gerade glücklich über die momentane Situation. Während sie weiter diskutierten machten sie sich auf den Heimweg. "Also echt...wer hätte gedacht, dass Yasuo dieses Jahr Schulsprecher werden würde?", dachte Saori sich noch immer ziemlich erstaunt darüber und wollte es auch noch nicht ganz glauben. "Und was hast du jetzt vor? Willst du nicht vielleicht doch noch versuchen es irgendwie rückgängig zu machen? Du könntest morgen sagen, dass du die Nacht lang drüber nachgedacht hast und es doch nicht so richtig etwas für dich ist und du keine Lust darauf hast", schlug Saori ihm vor. "Naja..jetzt habe ich es schon angenommen und ich denke ich würde gar nicht dazu kommen mich heraus zu reden", antwortete Yasuo ihr. Saori zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst". Nach einer Weile kamen sie endlich Zuhause an und betraten gemeinsam das Haus.
 

Itsuka war bereits Zuhause angekommen und saß am Küchentisch. Sie dachte darüber nach, ob Naoki und seine Geschwister heute wohl wirklich vorbei kommen würden. Würden wirklich alle vorbei kommen? Wenn Kenta nicht dabei sein würde, würde das Itsuka nicht wirklich großartig stören. Die anderen drei würde sie aber gerne ein wenig besser kennen lernen. Warum wollte sie Kenta nicht besser kennen lernen? Die Antwort war, dass sie den verdacht hatte, er würde sowieso seinen richtigen Charakter nicht zeigen. Itsuka blickte auf die Uhr: 13.50 Uhr. Wann würden Naoki und seine Geschwister wohl kommen? Itsuka entschied sich ein bisschen zu warten.

Besuch bei Familie Kireda

"Kageri jetz sei doch nicht so!", leicht genervt und ungeduldig stand Kyouko an der Tür des Hauses und verdrehte die Augen. "So schlimm wird es schon nicht werden", versuchte auch Naoki sie zu überreden. "A-Aber...ich will nicht...geht ohne mich rüber..", murmelte Kageri leise als Antwort während sie schüchtern zu Boden blickte. "Macht doch einfach was sie sagt", grummelte Kenta und lief an allen dreien vorbei und aus dem Haus hinaus. "Warum willst du nicht? So ist es doch klar, dass du keine Freunde findest! Außerdem verstehst du dich doch ganz gut mit diesem Mädchen da, Saori!", noch immer gab Kyouko nicht auf. "Du wirst es doch wohl schaffen deine Nachbarn ein wenig besser kennen zu lernen". Sie verschrenkte ihre Arme und wartete auf eine Antwort. "Hmm....aber.....da ist dann wieder dieser Kerl....Y-Yasuo", antwortete Kageri und wurde noch leiser. Kyouko seufzte laut und deutlich hörbar. "Wie oft denn noch? Er hat dir nicht gedroht vor dem brauchst du keine Angst zu haben!". "Angst? Ich denke auch nicht, dass du angst vor ihm haben musst. Yasuo tut zwar ziemlich auf cool aber ich denke nicht, dass er jemals einem kleinen, schüchternen und leicht zu verängstingendem Mädchen drohen oder gar etwas antun würde", meinte Naoki dazu. "Siehst du? Sogar Naoki sagt das!", fügte Kyouko hinzu. Letztendlich überredeten sie Kageri und gingen gemeinsam nach drüben. Doch selbst diese ganzen Worte hatten Kageri nicht wirklich geholfen, ihre Angst zu überwinden. Ihr Herz klopfte noch immer viel schneller als sonst. Sie wusste gar nicht was sie denn sagen sollte. "Hoffentlich...wird dieses mal alles gut ausgehen", hoffte sie in Gedanken und seufzte leise.
 

Natürlich war der ungeduldige Kenta wieder einmal vor gegangen und hatte bereits geklingelt. Jedoch dauerte es nicht lange, bis seine Geschwister auch an der Tür standen und mit ihm warteten, dass sie geöffnet wurde. Wenn man sich das Haus von außen her mal etwas genauer betrachtete, dachte man, dass die Bewohner dieses Haus etwas wohlhabender waren. Nicht streinreich, aber auf jedenfall wohlhabender als ein normaler Bürger.
 

Itsuka stand auf und ging zur Tür, welche sie danach öffnete. Überrascht blickte sie alle an. Sie waren tatsächlich alle gekommen. Keiner hatte gefehlt. "Hey, Schönheit" - "Hi Itsuka", Kenta und Naoki hatten sie beide zur selben Zeit begrüßt. "Warum wundert es mich nicht, dass ihre Begrüßungen beide so unterschiedlich sind?", dachte Itsuka sich. "Hey Naoki", begrüßte sie Naoki lächelnd. "Und hi Kyouko, Kageri....und...eh..wie hießt du gleich noch mal?". "Kenta", grummelte Kenta und man sah es wiedermal, dass ihn das eindeutig nervte. Jedoch änderte sich sein Blick gleich wieder, sodass man ihm nichts mehr ansehen konnte. "Achso stimmt ja, sorry", meinte Itsuka. Natürlich hatte sie seinen Namen nicht vergessen, doch sie wollte ihn ein wenig ärgern, weil sie es lustig fand, wenn er für ca. eine Sekunde sein warhes Gesicht zeigte. "Kommt doch rein", bot Itsuka freundlich lächelnd an und ging etwas zur Seite. Naoki nickte und betrat das Haus. Direkt danach folgten ihm Kageri, Kyouko und zu guter letzt auch Kenta. "Nette Eingangshalle..", meinte Kente und stieß einen kurzen Pfiff aus. Dieses mal schien seine Meinung sogar nicht nur Schmeichelei zu sein. Er sah wirklich ein wenig begeistert aus. Auch Kageri und Kyouko sahen sich begeistert um. Die Beiden zeigten sogar noch viel mehr, wie erstaunt sie waren. "Das ist wirklich ein hübsches Haus..nicht nur äußerlich, sondern auch aus dem Inneren betrachtet", meinte Naoki und sah sich auch ein wenig um. "Wenn euch das schon so gefällt dann kommt mal mit ins Wohnzimmer ich werde euch meine Eltern vorstellen und danach auch noch meine Brüder", erzählte Itsuka und lief ins Wohnzimmer. "Hey Mum, hey Paps. Die Nachbarn sind vorbei gekommen!". Die junge Frau, die neben einem Mann auf dem großen Sofa saß, sah zur und musterte jeden der dort stehenden Personen äußerst genau. "Oh? Freut mich, euch kennen zu lernen. Ich bin Noriko Kireda, die Mutter von Takeo, Itsuka, Yasuo und Saori", stellte sie sich höflich vor, wobei ihr Lächeln unglaublich warm und verzaubernd wirkte. Es war wirklich seltsam, was für eine Vertrautheit dieses Lächeln erweckte, als würde man diese Person schon eine längere Zeit kennen. "Und ich bin Takuya Kireda, der Vater von ihnen", stellte sich der junge Mann neben ihr vor und lächelte ebenfalls sehr freundlich. "V-Vater?...Mutter?...", Naoki schien geschockt. "Oh je...schon wieder so eine Reaktion...irgendwie ist es immer dasselbe, nicht wahr, Takuya?", meinte Noriko und seufzte. "Ja, scheint so", antwortete er. "Was meinen die Beiden damit?", wollte Kyouko wissen. "Naja...immer, wenn Leute erfahren, dass die Beiden meine Eltern sind reagieren sie so geschockt", erklärte Itsuka. "Naja..kann man eigentlich verstehen", meinte Kenta dazu. "Sehen ja auch wirklich verdammt jung aus. Sogar mich hat das jetzt überrascht...ach übrigends..ich will ja nicht als total unhöflich dastehen daher denke ich sollte ich mich nun auch einmal vorstellen. Ich bin Kenta Shinsui. Es freut mich sehr Sie kennenzulernen". "Er tut es schon wieder...was für ein Schmeichler..", dachte Itsuka sich. "Ich..bin Naoki Shinsui", stellte auch Naoki sich vor. "Und ich bin Kyouko, aber Takuya-san müsste meinen Namen schon kennen, da ich neulich einmal kurz mit ihm geredet habe", erwähnte Kyouko und zu guter letzt traute sogar Kageri sich etwas von sich zu geben: "I-Ich bin...Kageri". "Oh..freut mich euch alle kennenzulernen", meinte Noriko lächelnd. "Und zu dem Altersthema...sehen wir wirklich so jung aus? Für wie alt schätzt ihr uns?". Auf diese Frage bekam Noriko verschiedene Antworten. "24", war Naokis Meinung. "26", die von Kenta. "Ich denke...hmm...vielleicht 25 bis 30?", schätzte Kyouko, während Kageri nur leise hörbar "25.." murmelte. Noriko lacht etwas. "Ach wirklich? Ich bin aber 39", ließ sie alle wissen, wobei sie wirklich überrascht wirkten. "Und Takuya ist 41". Unglaublich, denn diese Personen sahen eher wie weitere Geschwister Itsukas aus. Naoki dachte darüber nach, ob das ganze wohl einfach nur ein kleiner Scherz war, oder die Beiden wirklich einfach nur verdammt jung aussahen. Jedoch sahen sie nicht aus als würden sie scherzen. "Das..sieht man Ihnen wirklich nicht an", meinte Kenta. "Danke für dieses Kompliment", antwortete Noriko, wobei ihr lächeln noch immer sehr vertraut schien. Klar, dass gerade er wieder so einen Satz sagen musste. Itsuka fragte sich, ob er irgendwann einmal irgendwem, der nicht aus seiner Familie war, komplett seinen richtigen Charakter zeigen würde. Sie fragte sich, wie sein richtiger Charakter wohl sein würde. War er ein richtiges Arschloch oder vielleicht doch gar nicht so schlimm wie man dachte? Was genau steckte hinter so einer schmeichelnden Fassade? Vielleicht würde Itsuka es eines Tages ja einmal heraus finden. Aber wollte sie es überhaupt heraus finden? Wahrscheinlich interessierte sie das ganze ein klein wenig, weil er ja ihr neuer Nachbar war. Mehr war das aber nicht..oder?
 

"Nun, wir gehen jetzt in die Küche und lassen euch ein wenig alleine. Zuvor sagen wir aber noch Yasuo und Takeo bescheid, dass sie mal aus ihren Zimmern kommen sollen um sich vorzustellen", meinte Noriko nun und stand auf. Sie lief aus dem Wohnzimmer und Takuya folgte ihr. "Setzt euch doch", bot Itsuka an und setzte sich ebenfalls auf eines der Sofas. Schweigend und auch etwas zögernd nahm Kageri ihr angebot an und setzte sich auf das andere Sofa. Kyouko nickte und auch sie setzte sich. Naoki und Kenta taten das selbe. Es dauerte danach nicht mehr lange, bis zwei Jungs ins Zimmer liefen. Auch ein Mädchen folgte ihnen. Es war Saori. Einer der Beiden Jungs gähnte und sah ein wenig verschlafen aus. Es war der mit den blauschwarzen Haaren. Kageri kannte diesen Jungen. Es war Yasuo, der Kerl, der ihr auf dem Schulgang gedroht hatte. Sofort fing sie wieder an nervös zu werden. Bestimmt war er ziemlich genervt darüber, dass sie in seinem Wohnzimmer saß. Sofort verspürte sie wieder dieses seltsame und unwohle Gefühl - Angst. Sie fürchtete sich davor, wie er reagieren würde und vor dem, was er sagen würde. Jedoch schien er keinesfalls von ihrer Anwesenheit genervt zu sein. Kurz blickte er müde zu ihr. Danach sah er die anderen an. "Ich bin Yasuo", murmelte er und setzte sich, wobei es so aussah als würde er nicht wirklich große Lust auf so ein Massentreffen haben. "Takeo Kireda", stellte sich der andere so kurz wie möglich vor.Takeo blickte kurz zu Kyouko. Irgendwie sah er danach leicht genervt aus. Woran das wohl lag? Vielleicht bildete Kageri es sich auch einfach nur ein, dass er danach ein wenig genervt zu sein schien. "Ich bin Naoki", stellte sich Naoki den beiden noch einmal vor, wobei Yasuo ihn ja nun eigentlich schon etwas kennen müsste, da die beiden ja in dieselbe Klasse gingen. "Und ich bin Kenta", Kentas Stimme hörte sich etwas genervter an, als er Yasuo ansah. Er konnte es nicht fassen. Dieser nervige möchtegern Typ war einer seiner Nachbarn!? Das war nun wirklich etwas, was ihn extrem störte. Yasuo jedoch schien Kenta nicht zu beachten. Er saß einfach nur im Raum und blickte ab und zu gelangweilt zur Uhr. Wollte er, dass die Zeit schneller vergeht? Wenn es nach Kenta ginge, hätte er auch einfach den Raum wieder verlassen können. Sowieso wäre er gerne nur mit Itsuka in diesem Zimmer gewesen, damit er sie endlich etwas mehr um seinen Finger wickeln könnte. Wenn sie nämlich mit Naoki zusammen war interessierte sie sich seltsamerweise nur für ihn, was Kenta überhaupt nicht verstehen konnte. Immerhin sah er ja viel besser als Naoki aus. Während er darüber anfing nachzudenken, wie er es wohl schaffen würde mit Itsuka alleine in einem Raum zu sein, hatte Saori sich zu Kageri gesessen. "Hey Kageri", begrüßte sie sie mit einem freundlichen und sehr warmherzigen Lächeln. "H-Hey..", begrüßte auch Kageri sie leise wobei sie ihren Blick in Richtung des schönen Teppichs richtete. Er hatte zwei Farben. Viele verschiedene arten rot, von hell- bis dunkelrot. Sie verliefen ineinander in schönen Mustern und Formen. "Wie geht´s dir? Hattest du ´nen schönen Schultag?", wollte Saori wissen. "Eh..m-mir gehts gut danke..und..dir? Naja..war ganz okay", antwortete Kageri. "Mir geht es auch gut", meinte Saori und lächelte noch immer. "Es stimmt wirklich, dass du ziemlich schüchtern bist eh?". Kageri nickte verlegen. "Vor mir brauchst du aber nicht schüchtern sein..keine Angst..wirklich ich tu dir nichts ich denke du bist ziemlich nett deswegen will ich dich einfach ein wenig besser kennen lernen", meinte Saori freundlich. "Sie..ist wirklich ein freundliches Mädchen", dachte Kageri sich und sah sie an. Vielleicht würde Kageri es sogar schaffen sich mit diesem Mädchen anzufreunden. Sie schien Geduld zu haben. Genug Geduld, um zu warten, bis Kageri endlich gesprächiger werden würde.
 

Kyouko saß noch immer auf dem Sofa neben Kageri und Saori. Sie blickte hinüber auf das andere Sofa, auf dem Itsuka, Naoki, Takeo und Yasuo saßen. Kenta war inzwischen schon wieder aufgestanden und stand am Fenster. Es schien so, als würde er dabei sein sich den prächtigen Blumengarten anzusehen. "Hm..was soll ich jetzt tun?", dachte Kyouko sich. Noch einmal blickte sie zu Yasuo und erinnerte sich daran, was ihre ältere Schwester ihr heute erzählt hatte: "Aber er hat mir auf dem Schulgang gedroht!". Sollte sie die Sache klären? Es dauerte nicht lange, bis sie sich entschieden hatte. "Kireda-Kun?". Takeo reagierte nicht, denn er fühlte sich nicht angesprochen, da er wusste, dass Kyouko ihn nicht meinte. Sie hatte sich ja bereits auf dem Schulweg heute früh dazu entschlossen ihn einfach mit seinem Vornamen anzusprechen. Sie würde weder seinen Nachnamen, noch ein "kun", "san" oder "senpai" bei ihm benutzen. Doch auch Yasuo reagierte nicht, da er sich mit Naoki und Itsuka unterhielt. "..Kireda-kun?", wiederholte Kyouko noch einmal etwas lauter. Yasuo bemerkte nun, dass er gemeint war, schließlich sah sie ihn und nicht Takeo an. "Was ist?", wollte er wissen. Sein Blick änderte sich nicht wirklich viel während er sie ansah und einfach darauf wartete was sie zu sagen hatte. "Stimmt es, dass du meiner älteren Schwester, Kageri", Kyouko zeigte auf ihre dunkelgrauhaarige, nun auch neugierig zu ihr blickende Schwester, "gedroht hast?". Sofort blickte Kageri erschrocken. Warum erwähnte Kyouko das!? Warum ausgerechnet jetzt vor allen anderen? Wollte sie Kageri ärgern? Auch Yasuo schien nun für eine kurze Weile überrascht zu blicken. Es schien so, als hätte er so eine Frage überhaupt nicht erwartet. "Gedroht?..", vergewiserte er sich und sah Kageri an, welche kurz darauf sofort stark errötete. Kurz hatte sie ihm sogar in seine wunderschönen orangebraunen Augen gesehen, doch nun war sie wiedermal dabei den roten Teppich anzustarren. Ihr Herz pochte wie wild. Warum genau eigentlich? Angst? Nervösität? Oder war der Moment einfach nur wirklich so extrem peinlich? Vielleicht alles zusammen oder gab es da etwa noch einen anderen Grund? Gerade in diesem unpassenden Moment fiel ihr erst richtig auf, wie schön seine Augen waren. Zuvor hatte sie sich nicht wirklich getraut so direkt in seine Augen zu sehen. Eigentlich war es auch nur Zufall geweßen, dass sich ihre Bilcke so getroffen hatten. "Ja sie hat gesagt, dass du ihr auf dem Schulgang gedroht hättest, sie solle besser aufpassen wo sie hinläuft, weil das beim nächsten mal sonst böse enden könnte", erzählte Kyouko. "Oh? Ach das. Das war aber keine Drohung", antwortete Yasuo. Sein überraschter Blick war bereits wieder verschwunden und er sah wieder zu Kyouko. "Das hatte ich ihr auch gesagt aber sie wollte es mir nicht glauben. Deswegen wollte ich dich einfach mal vor ihr fragen", erklärte Kyouko ihm. Wieder richtete Yasuo seinen Blick auf Kageri. "Mädel du hast das wohl etwas falsch verstanden es war keine Drohung ich hab´s anders gemeint. Es war eher eine freundliche Warnung", sagte er zu ihr. "A-Achso...tut..mir leid", entschuldigte Kageri sich und fasste ihren Mut zusammen um ihn kurz anzusehen. Ihr Gesicht war nun noch etwas röter geworden, denn ihr war die Sache wirklich peinlich. "Siehst du Kageri? Ich hatte es dir von Anfang an gesagt er hat es nicht böse gemeint..sogar Naoki hat dir gesagt, dass es nicht böse gemeint war...also denk nicht immer das aller schlimmste vom schilmmsten", belehrte Kyouko sie und lächelte etwas. Sie war froh, dass sie dieses Missverständnis zwischen Yasuo und Kageri geklärt hatte und er dadurch sogar mit Kageri geredet hatte, auch wenn es nicht wirklich viel war. Besser als nichts war es auf jedenfall. "Naja..macht ja nichts. Sorry wenn es von mir so rüberkam, als wär es böse gemeint geweßen", antwortete Yasuo ihr. Kyouko grinste innerlich zufrieden. Nun hatte er noch einen Satz gesagt. Am schönsten hätte sie es ja gefunden, wenn Kageri nun noch einmal geantwortet hätte und zwischen den Beiden ein Gespräch begonnen hätte. Doch so weit kam es nicht. Yasuo drehte sich wieder zu Itsuka und Naoki, als er bemerkte, dass Kageri wohl nichts mehr zu sagen hatte. Kurz danach gab Kyouko einen leicht enttäuschten Seufzer von sich. Schade eigentlich, dass es nicht zu einem richtigen Gespräch gekommen war. Wenn Kyouko versuchte sich die Zwei als Päärchen vorzustellen fand sie das irgendwie süß, auch wenn sie nicht wusste ob die Beiden von ihren Charakteren her überhaupt zusammen passen würden. Vom Aussehen her jedoch war es irgendwie süß. Allein schon der Größenunterschied. Yasuo war bestimmt ungefähr 1.76 meter groß. Kageri jedoch war 1.54 meter groß. So ein größenunterschied ließ den coolen Yasuo dann wie ein Beschützer für sein kleines Mädchen wirken. Natürlich musste es aber zwischen den Beiden nun auch noch Charakterlich irgendwie passen. Wenn sie sich nicht gut verstehen konnten, Yasuo etwas gegen zu schüchterne und überemotionale Mädchen hatte oder sie einfach so gut wie garkeine Gemeinsamkeiten hatte konnte man es wohl vergessen, dass darauß etwas werden würde.
 

Irgendwie fand Kyouko das ganze richtig interessant. Ob aus Yasuo und Kageri wohl wirklich etwas werden könnte? Allerdings sollte sie sich nun erst einmal um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Schließlich hatte Kyouko sich vorgenommen sich endlich mit Takeo besser anzufreunden. Sie stand auf und lief zu dem anderen Sofa. Vor Takeo blieb sie dann stehen und sah ihn an. "Takeo?". "Hm?", er erwiderte ihren Blick. "Ich weiß, dass wir uns noch nicht so wirklich gut kennen...aber...könntest du mir mal kurz bei etwas helfen?", fragte sie ihn mit einem süßen Blick. "Was genau?", wollte er wissen. "Naja...du bist doch in der Abschlussklasse...also..kannst du mir nur ganz kurz eine Aufgabe erklären?". "Wenn´s sein muss", antwortete er. "Danke! Wird auch nicht lange dauern!", sie zog ein Blatt aus ihrer Tasche und zeigte es ihm. Auf diesem Blatt stand eine Mathematikaufgabe, die Kyouko nicht verstand. Normalerweiße war so eine Aufgabe doch sicherlich kein Problem für einen Schüler, der in der Abschlussklasse war.

Nicht einmal mehr rüber gehen um das Aufgabenblatt zu holen musste sie. Seltsam, als hätte sie es geplant gehabt ihn um Hilfe zu bitten. "Bei der Aufgabe hast du also Probleme, ja?", vergewiserte er sich und sah sie an. "Genau", Kyouko nickte zustimmend. "Is doch einfach", meinte er, nahm ihr das Blatt weg und schnappte sich einen Stift. Mit dem Stift fing er an auf das Blatt zu schreiben. Es dauerte nicht einmal 5 minuten und schon stand auf diesem zuvor halb leeren Blatt Papier eine Gleichung und das Ergebnis der Aufgabe. "Kapiert wie´s geht?", fragte er. "Wie soll ich, wenn du mir nicht sagst wie du das gemacht hast?", dachte sie sich, antwortete aber etwas anderes: "Äh...ja". Takeo hob eine Augenbraue und sah sie skeptisch an. "Ach wirklich?", er gab ihr das Blatt zurück. "Dann erkläre mir, was ich getan habe um auf das Ergebnis zu kommen". "Ähhm....", Kyouko sah sich die Gleichung und das Ergebnis an. Die einzelnen Schritte standen neben jeder Reihe der Gleichung und trozdem verstand Kyouko es nicht. "Ja?", noch immer blickte er sie skeptisch an. "Is ja gut! Ich versteh es nicht", grummelte sie. Takeo seufzte. "Sag´s doch gleich". Ehe Kyouko sich versah hatte er ihr das Stück Papier auch schon wieder abgenommen. "Also gut...pass genau auf ich erkläre es dir nur einmal..", Takeo fing an wirklich ausführlich zu erklären was genau er getan hatte um die Gleichung zu lösen. Kyouko hörte ihm dabei zu und es dauerte auch nicht lang bis sie die Gleichung verstanden hatte. Doch es war nicht nur diese Gleichung, die sie verstanden hatte. Während sie Takeo zugehört hatte, hatte sie verstanden, dass er wirklich gut war. Er wäre tatsächlich ein perfekter Nachhilfelehrer für jemanden wie sie geweßen. Nicht nur, weil er ziemlich schlau war, sondern auch, weil er in der Lage war Dinge so zu erklären, dass selbst Kyouko es verstand. "Hast du es jetzt verstanden?", wollte er wissen. Kyouko nickte und lächelte. "Danke!". "Nichts zu danken", antwortete er.
 

Noch ungefähr eine weitere Stunde verbrachten Kyouko und ihre Geschwister bei ihren neuen Nachbarn. Kyouko fiel dabei auf, dass Naoki und Yasuo sich wirklich gut verstanden, während Kenta Yasuo die ganze Zeit ziemlich genervt angeguckt hatte. Sowieso war es seltsam, dass er diesen Tag so still geblieben war und mit niemandem geredet hatte. Kageri hatte wohl endlich eine Freundin gefunden, denn Saori hatte sich viel Zeit und Geduld genommen um sich mit Kageri richtig zu unterhalten und zum Schluss war das dann auch was geworden. Derjenige, der sich an diesem Tag wohl am meisten mit den neuen Nachbarn angefreundet hatte, war Naoki. Die ganze Zeit hatte er mit Yasuo und Itsuka gesprochen. Ab und zu hatte er auch mit Saori geredet, die ihn öfters mal angelächelt hatte. Kyouko hatte sich mit Takeo noch eine Weile über Schulaufgaben unterhalten. War zwar kein wirklich interessantes Thema geweßen, aber sie hatte wenigstens etwas darauß gelernt. Nun waren die Vier gerade dabei wieder in ihr Haus zu gehen. Kyouko dachte noch immer über den heutigen Tag bei ihren Nachbarn nach und hatte nun wirklich beschlossen Takeo bald zu fragen, ob er ihr öfters bei einigen Aufgaben helfen könnte.

Ein sinnloser Traum?

Der Rest der ersten Schulwoche verging schnell. Naoki und seine Geschwister konnten es gar nicht glauben, dass die erste Woche so schnell vergangen war. Ja, nun lebten sie schon eine Woche in ihrem neuen Haus. Zu beginn des Wochenendes hatten sie sogar schon besuch bekommen. Besuch von jemandem, den sie schon eine sehr lange Zeit nicht mehr gesehen hatten...
 

Flashback:
 

Kyouko lag in ihrem Bett. Der stressige Schultag war endlich vorbei. Glücklicherweiße war auch endlich Freitag. Sie überlegte, was sie heute tun sollte. Es war ein schöner, sonniger Freitag. Die Vögel zwitscherten und Blätter raschelten sanft. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. Es war ein perfekter Tag geweßen, um die Stadt endlich einmal zu erkunden. "Vielleicht sollte ich ja einmal rübergehen und Takeo fragen ob er mir ein wenig die Stadt zeigt?", dachte sie sich. Das letzte mal, als sie ihn gesehen hatte war gestern in der Schule. Geredet hatten sie nicht. Das letzte Gespräch, was zwischen den Beiden stattgefunden hatte war das 'Nachhilfegespräch' geweßen, welches sie in seinem Wohnzimmer miteinander gehalten hatten als auch alle anderen dabei waren sich kennenzulernen. Sie stand auf und verließ ihr Zimmer. Gerade als sie die Treppe hinunter in den Gang lief, klingelte es an der Eingangstür. Wer das wohl hätte sein können? Neugierig öffnete sie die Tür und wollte es erst nicht glauben. Schwarzes zerstruppeltes Haar, hellblaue Augen und blasse Haut. War er es wirklich? "Hey, Kyouko! Hast dich ja ganz schön verändert seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben", meinte er und lächelte sie freundlich an. "Aiji!", rief sie und nahm ihn sofort in die Arme. "..Aber vom Charakter her wohl gar nicht hm? Lass mich los ich hab dir schon oft gesagt, dass ich kein Kuscheltier bin!", natürlich fing er sofort wieder an zu meckern, so war er schon immer geweßen. "Jaja", meinte Kyouko und ließ ihn los. "Du hast dich aber auch ziemlich geändert...die Piercings stehen dir gut". "Danke", bedankte er sich und lächelte noch immer freundlich. "Als ich gehört habe, dass ihr in die Stadt gezogen seid wollte ich euch unbedingt besuchen kommen...ist aber trozdem noch ´ne ganz schöne Weile, bis man von Numazu nach Kyoto kommt", meinte er und trug einen Koffer ins Haus. "Würdet ihr was dagegen haben, wenn ich das Wochenende bei euch bleibe?". "Überhaupt nicht! Meine Eltern würden sich bestimmt auch freuen dich endlich mal wieder zu sehen!", antwortete Kyouko. Bestimmt hatte niemand etwas dagegen. Aiji, der Cousin von Kyouko und den Anderen, hatte sich wirklich verändert. Er war wirklich um einiges gewachsen. Das letzte mal, dass man ihn gesehen hatte war vor drei Jahren geweßen, als er vierzehn geweßen war. Nun war er siebzehn und man konnte ihn auf den ersten Blick gar nicht wieder erkennen. Er hatte sich ein Piercing in seiner Lippe stechen lassen und auch eins in seiner linken Augenbraue. Auch seine Ohren waren reichlich mit den silbernen Ringen und Kugeln verziert. Hatte sein Vater ihm die Erlaubnis dafür gegeben? Irgendwie bezweifelte Kyouko das. Ihr fiel auch die Narbe an seinem Ohr auf. Damals hatte er diese noch nicht. Wie das wohl passiert war? "Komm! Gehen wir zu den anderen!", schlug sie vor und zog ihn, ohne auf eine Antwort zu warten, in Naokis Zimmer. "Naoki! Schau mal wer zu Besuch bei uns ist!". Naoki sah den Gast an. Auch sein Blick wirkte sehr überrascht. "Aiji...?". Aiji nickte. "Lange nichtmehr gesehen, Naoki!". "Wow! Du hast dich ziemlich verändert! Wo ist der kleine junge hin?". Naoki grinste. Er freute sich eindeutig darüber, dass er seinen Cousin nach so einer langen Zeit endlich mal wieder sehen konnte. "Tja der kleine Junge ist halt auch gewachsen und älter geworden", antwortete Aiji ihm. "Hey, was isn hier fürn Lärm?", hörte man plötzlich eine Stimme. Kyouko drehte sich um und entdeckte ihren älteren Bruder, Kenta. "Kenta! Schau mal wer mal wieder zu besuch ist!", rief Kyouko noch immer total begeistert und glücklich. Mit einem komischen Blick sah Kenta zu seinem Cousin Aiji. "Wer ist das?", wollte er wissen. "Was!? Das fragst du noch!? Das ist Aiji!", schimpfte Kyouko nun. "Kyouko..reg dich nicht darüber auf du und ich wir haben ihn doch anfangs auch nicht wieder erkannt", meinte Naoki dazu. "Hmm!", Kyouko grummelte. "Jedenfalls...er ist wirklich ziemlich groß geworden, nicht wahr?". "Ach? Mir kommt es eher so vor, als wäre er geschrumpft..", meinte Kenta und es sah sogar nicht einmal so aus als würde er scherzen. "Hö? Ich bin gewachsen! Sogar ziemlich viel! Du bist einfach nur viel zu groß geworden!", regte sich Aiji sofort wieder auf. "Oh..ihr habt recht..das ist wirklich Aiji..nur er könnte sich bei jeder Kleinigkeit so aufregen", meinte Kenta. Desinteressiert verließ er danach jedoch gleich wieder den Raum. "Ich reg mich doch gar nicht auf!", meckerte Aiji laut. Ja, so laut, dass schon die nächste Person seine Anweßenheit mitbekommen hatte, denn kurze Zeit späterstand auch schon Kageri mit erstauntem Blick und offenem Mund im Raum. Auch sie schien es wohl nicht glauben zu können, dass ihr kleiner süßer Cousin vor ihr stand. "Aiji!?". "Jap. Hey Kageri", begrüßte er nun auch sie. Kurz danach dauerte es nicht einmal mehr eine Sekunde, bis Kageri ihn umarmt hatte und ihn durchkuschelte. "H-Hey! Warum tut ihr das eigentlich immer wenn ihr mich seht?", grummelte Aiji genervt. "Weil du einfach total süß bist", meinte Kyouko und lachte danach etwas.
 

Flashback ende.
 

Ja, so hatten ihn alle wieder getroffen, nach drei Jahren. Leider war dieses Wochenende wirklich schnell vergangen. Allerdings war es ein wirklich lustiges Wochenende geweßen. Die meiste Zeit hatten Kyouko und Kageri mit ihrem Cousin verbracht. Gemeinsam waren sie durch die Stadt gegangen und waren sogar shoppen. Eines der besten Dinge an Aiji war es wohl geweßen, dass es ihn nicht störte beim Shoppen mitzugehen. Im Gegenteil: Er gab Tipps. Normale Kerle würden wohl etwas sagen wie: "Jaja. Das Kleid ist schon okay kauf es einfach und dann gehen wir weiter". Doch Aiji sagte etwas wie: "Ich weiß nicht..probier lieber ein anderes an, was besser zu dir passt..wie wäre es damit?". Ja, er gab wirklich gute Tipps, deswegen hatte wohl so ziemlich jedes Mädchen spaß, wenn sie mit Aiji shoppen war. Doch leider war nun wirklich Schluss mit der lustigen Zeit geweßen. Es war Sonntagnachts. Aiji hatte seine Sachen bereits wieder zusammen gepackt und war bereit für die Heimfahrt. Auch er sah aus, als fand er den Abschied nicht gerade wirklich schön...ja, als würde er viel lieber noch bleiben. In diesen drei Tagen, die vergangen waren, hatten alle viel mit ihm geredet, doch noch immer hatten sie sich nicht alles erzählt, was in den drei Jahren geschehen war. "Kannst du nicht noch ein bisschen länger bleiben?", fragte Kyouko und sah ihn traurig an. Sie wollte nicht wieder drei Jahre warten, bis sie ihren Cousin wieder sehen würde. "Das geht leider nicht..ich würde auch noch etwas länger bleiben aber morgen ist wieder Schule..ich muss nach Hause. Aber keine sorge ich denke, dass wir uns schon bald wiedersehen werden", antwortete er. Danach zeigte sich ein aufmunterndes Lächeln auf seinen Lippen. Von Kageri bekam er noch eine Umarmung zum Abschied. Naoki und Kenta verabschiedeten sich einfach mit Worten. "Bis bald Aiji. Hoffentlich kommst du gut Zuhause an", verabschiedete Naoki sich. "Bye", war alles was Kenta zu sagen hatte. "Tschüss Leute", nachdem Aiji sich verabschiedete hatte er auch schon das Haus verlassen, wonach Kyouko deprimiert seufzte. "Ach komm Kyouko..nicht so deprimiert sein...wir wohnen nun näher bei ihm er kann uns nun sicherlich öfter besuchen", versuchte Naoki sie aufzumuntern. Kenta lief einfach wieder zurück in sein Zimmer. Für gewöhnlicherweiße hätte er seine jüngere Schwester wohl auch getröstet, denn Kyouko tröstete er wirklich öfters mal. Jedoch tat er das nur, wenn er den Grund, weshalb sie traurig war verstehen konnte. Und wegen Aiji traurig zu sein war etwas was er nicht wirklich verstehen konnte. "Ich..hoffe du hast recht", meinte Kyouko. "Das hoffe ich auch..", meinte Kageri leise dazu. Auch sie sah ziemlich deprimiert aus. Die Beiden hatten ihren kleinen Cousin wirklich lieb. "Er wird wiederkommen. Bestimmt schon sehr bald", wiederholte Naoki sich und lächelte. "Jedenfalls sollten wir uns jetzt langsam bett fertig machen", fügte er hinzu. "Ist schon ziemlich spät". Kageri nickte. "Stimmt, du hast recht", antwortete Kyouko. Sie verschwand kurze Zeit später ins Badezimmer.Nachdem sie fertig war ging Naoki in das Badezimmer. Er putzte seine Zähne und wusch sich das Gesicht. Danach ging er in sein Zimmer und zog sich eine andere Boxershort zum Schlafen an. Müde fiel er danach in sein Bett. Heute dachte er nicht lange nach bevor er einschlief. Er war so müde, dass es wirklich schnell ging. Jedoch erwartete ihn auch diesen Abend seit langem wieder einmal nichts gutes....
 

Blut, überall Blut. Ein Garten, der ihm bekannt vorkommt und heute doch so fremd. Die Frau, die am Boden liegt, blutüberströmt. Das Mädchen sieht ihn mit leeren Augen an. Ihr weißes Kleid ist mit roten Flecken bespritzt. Alles wirkt verschwommen, kaum etwas ist richtig zu erkennen. Weder der Ort, noch die Frau oder das Mädchen neben ihr. Er hat Angst, will schreien, doch bleibt er still. Das nächste, was er zu sehen bekommt, sind Zähne. Spitze, blutige und gefährlich wirkende Zähne. Vampirzähne...oder sind sie doch noch zu klein dafür? Es ist zu schlecht zu erkennen. Plötlzlich wird alles schwarz. Ein Geräusch ertönt. Es wiederholt sich, piepst und wird immer lauter. Es sorgt dafür, dass Naoki aus diesem Alptraum erwacht..
 

Plötzlich schreckte Naoki hoch. Wo war er? Er sah sich um und bemerkte bald, dass er sich in seinem Zimmer befand und in seinem Bett saß. Erleichtert seufzte er. Noch immer waren seine Muskeln leicht angespannt. Schweiß lief ihm die Stirn herab. Er zitterte leicht. "Warum...träume ich wieder diesen seltsamen Traum?", dachte er sich verwirrt und fasste sich an seine Stirn. Naoki wusste nicht mehr genau wann es angefangen hatte, doch hatte er diesen Alptraum schon öfters geträumt und das auch regelmäßig. Jedoch hatte es wieder aufgehört. Seit ungefähr einem Jahr hatte er nicht einmal mehr an diesen Traum gedacht. Doch nun, plötzlich, kam er wieder. Woran lag es? In dieser Woche hatte er ihn bereits zwei mal gehabt. Würde es wieder noch öfter werden? "Seit dieser Woche ist er wieder zurück...ist in dieser Woche irgendetwas passiert?", Naoki dachte nach. Vielleicht war es der Umzug der dafür sorgte, dass Naoki wieder anfing diesen seltsamen Traum zu träumen? Doch..was sollte ein Umzug mit einem so seltsamen Traum zutun haben? Und warum hatte Naoki seltsamerweiße...Angst vor diesem Traum? Alpträume waren etwas ganz normales..doch..dieser Alptraum, der sich ständig wiederholte, fühlte sich so real an. In diesem Traum ging es höchstwahrscheinlich um etwas übermenschliches. Naoki vermutete, dass es sich um Vampire handelte, was es umso seltsamer machte, dass ihn dieser Traum so verängstigte. Schließlich hatte Naoki nie an Dinge wie Vampire oder ähnliches geglaubt. Trozdem änderte das nichts daran, dass es ihn verängstigte, sich alles so real anfühlte und sich Naoki nach diesen Träumen immer so fühlte, als hätte er etwas oder sogar jemanden vergessen...
 

Plötzlich klopfte es an seiner Tür. "Naoki? Bist du schon wach?", hörte er eine Stimme. Es war eine leise und liebevolle Stimme, die Stimme seiner Schwester, Kageri. "Ja, ich bin wach", antwortete er. "Kommst du runter in die Küche? Wir sind heute früh genug dran um in aller ruhe Frühstücken zu können". "Klar, ich komme gleich runter", antwortete Naoki. Er stand langsam aus seinem Bett auf. Sollte er vielleicht noch schnell duschen gehen? Vielleicht sollte er das tun, um sich und seine leicht angespannten Muskeln etwas zu entspannen und zu lockern. Naoki lief durch den Gang und betrat das Badezimmer. Er zog den silbernfarbenen, glatten Griff der Dusche und ließ somit das Wasser laufen. Sofort fing es an wie ein leichter Regenschauer auf den hellen Boden der Dusche zu plätschern. Irgendwie ergab es ein beruhigendes Geräusch, als würden Regentropfen auf das Dach eines Hauses fallen, nur etwas anders. Naoki zog sich seine restliche Kleidung aus und betrat die Kabine. Das kühle Wasser lief ihm nach kurzer Zeit über den ganzen Körper und ließ ihn wieder einen klaren Kopf bekommen. Naoki versuchte sich zu entspannen, versuchte, an etwas anderes oder einfach für einen kurzen Moment an nichts zu denken.Doch trozdem - das Bild dieses jungen Mädchens wollte ihm nicht mehr aus seinem Kopf entweichen - und das obwohl er sie nicht einmal richtig erkennen konnte. Sein Kopf ließ es weder zu, dass er sie vergass, noch dass er sich komplett an ihr Gesicht, ihre Haare oder ihren Körper erinnern könnte. Hatte er sie in seinem Traum gut erkennen können? Hatte er erst danach vergessen, wie genau sie aussah oder war sie selbst in seinem Traum eine verschwommene Gestalt geweßen? Schon nach so einer kurzen Zeit konnte er sich nicht mehr genau daran erinnern. Warum träumte er immer den selben Traum? Warum immer dieses Mädchen und warum ergab es einfach keinen Sinn? Egal wie sehr er darüber nachdachte er kam auf kein Ergebnis. Es war einfach sinnlos. Dieser ganze Traum war sinnlos. Naoki glaubte nicht an Vampire oder ähnliches und hatte es auch noch nie getan. Trozdem änderte das alles nichts daran, dass er sich noch immer unwohl fühlte, wenn er daran dachte. "Warum musste dieser bescheuerte Alptraum wiederkommen? Ich dachte es hätte aufgehört..", dachte er weiterhin darüber nach und seufzte, als er bemerkte, dass er nicht aufhören konnte über diese Sache nachzudenken. Schon wieder waren seine Muskeln leicht angespannt. Diese Dusche hatte wohl nicht viel gebracht.
 

Nach einer Weile stellte er das Wasser wieder ab. Er blickte zu Boden und sah zu, wie das restliche Wasser in strudelförmigen Bewegungen verschwand. Nachdem er die Dusche verlassen hatte, zog er sich seine frisch gewaschene Schuluniform an. Danach lief er in die Küche hinunter, in der seine Geschwister, bis auf Kenta, der noch immer schlief, schon warteten. Letztendlich entschied er sich dann auch noch nichts zu essen, da seine Gedanken und vor allen Dingen dieser seltsame Traum ihm seinen Appettit verdorben hatten. "Was? Du hast doch gesagt wir Frühstücken heute in aller ruhe!", meinte Kageri leicht enttäuscht. "Ja schon..aber ich habe nicht wirklich hunger und so sehr sollten wir nun auch nicht rumtrödeln. Ihr könnt ja noch fertig essen aber ich denke ich werde erst in der Mensa etwas essen", antwortete Naoki und setzte sich trozdem zu ihnen. Kageri seufzte. "Wie du meinst". Kyouko sah ihn etwas besorgt an. Es schien so, als hätte sie bermerkt, dass mit ihm irgenetwas nicht stimmte. Auch Kageri schien es bemerkt zu haben, denn sie sah nun auch nicht mehr so fröhlich aus. Nachdem die Beiden mit dem Frühstück fertig geworden waren machten sie sich auch schon auf den Schulweg. "Ach mist", murmelte Naoki plötzlich, als sie am Gartentor standen. "Was ist los Naoki?", wollte Kageri wissen. "Nichts..ich hab nur was vergessen. Geht schon mal vor, ja?". "Wie du willst", antwortete Kyouko ihm ein wenig überrascht und öffnete das Gartentor, welches ein leicht unheimlich hoch quietschiges Geräusch von sich gab, was alte Tore und Türen ja so an sich hatten. Naoki ging schnell in das Haus zurück. "Findest du nicht, dass wir auf ihn warten sollen?", fragte Kageri Kyouko etwas verunsichert. "Er hat selber gesagt, dass wir schon mal vorgehen sollen. Vielleicht will er heute auch etwas seine ruhe auf dem Schulweg haben", vermutete Kyouko. "Hmm....naja okay...". Gemeinsam liefen sie nun den Weg zur Schule entlang.
 

"Wo hab ich es hingelegt?", dachte Naoki leicht genervt und durchwühlte seinen Schreibtisch. Er hatte dank diesem bescheuerten Alptraum heute früh vergessen die Hausaufgaben einzupacken. "Verdammt. Ich sollte diesen blöden Tisch echt mal wieder aufräumen". Nach einer Weile fand er die gesuchten Arbeitsblätter endlich und packte sie schnell in seinen Rucksack. Danach eilte er die Treppe hinunter und verließ das Haus wieder. Gerade, als er los gehen wollte, erblickte er im Vorgarten seiner Nachbarn Saori und Itsuka, die wohl auch gerade los gehen wollten. Saori bemerkte ihn schnell und winkte ihm lächelnd zu. "Hey Naoki!", begrüßte sie ihn. "Willst du mit uns zur Schule laufen?". Er erwiderte das lächeln und antwortete: "Klar". Er ging zu ihnen. Danach liefen sie den Schulweg gemeinsam. "Du bist heute etwas später dran oder?", fragte Saori ihn. "Hm? Naja...eigentlich ist es ja noch nicht so spät, aber ja, normalerweiße bin ich etwas früher dran. Liegt wohl daran, dass ich noch mit Kyouko und Kageri gefrühstückt habe..wenn man das Frühstücken nennen kann...und naja..dann habe ich Dussel auch noch beinahe meine Hausaufgaben daheim liegenlassen und musste sie noch suchen", erzählte Naoki nun. Itsuka grinste etwas. "Dein Tag fängt ja schon gut an eh?", fragte sie. Naoki seufzte. "Oh ja...das tut er..". Wieder dachte er kurz über seinen Alptraum nach, wobei man ihm ansah, dass er davon gestresst war. "Naoki? Alles okay mit dir?", wollte Saori wissen und sah ihn an. "Hm?..Jaja...alles in Ordnung", er zwang sich zu einem lächeln. Den Rest des Weges jedoch schwieg er. "Wir sehen uns dann nachher", verabschiedete Itsuka sich, als sie in ihr Klassenzimmer lief. Selbst dazu hatte er nichts gesagt. "Naoki? Sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte Saori erneut. "Eh...klar. Tut mir Leid ich bin heute einfach etwas zu sehr in Gedanken", entschuldigte er sich und seufzte erneut. Danach lief er in sein Klassenzimmer und setzte sich an seinen Platz.
 

"Er benimmt sich heute wirklich seltsam finde ich..", dachte Saori sich und folgte ihm ins Klassenzimmer. Auch sie setzte sich an ihren Platz, ließ Naoki jedoch für eine ganze Weile nicht aus den Augen. Normalerweiße sah er immer ziemlich gut gelaunt aus, doch heute war sein Blick viel nachdenklicher und...vielleicht auch besorgt? Ob wohl irgend etwas bei ihm Zuhause vorgefallen war? Sie hoffte, dass dies nicht der Fall geweßen war. "Man..irgendwie ist seine Laune leicht ansteckend", dachte sie. Sie entschied sich nach einer Weile wieder einmal aus dem Fenster zu blicken. Jedoch war auch der Tag heute nicht gerade der schönste. Es war ziemlich bewölkt geweßen. Eine graue Wolke nach der anderen verband sich mit der nächsten. Der wunderschöne blaue Himmel war heute nicht zu sehen. Ab und zu fielen ein paar Sonnenstrahlen durch die düsteren Wolken, doch das war wirklich eher seltener der Fall. "Ob es heute wohl regnen wird? Es sieht zumindest so aus..", dachte Saori sich und beobachtete die Wolken dabei, wie sie am Himmel vorbei zogen. Nach einer Weile betrat der Lehrer das Klassenzimmer. "Guten Morgen", begrüßte er seine Klasse, "als erstes holt ihr bitte eure Hausaufgaben heraus. Ich werde herum gehen und sie kontrollieren". Er sah sich in der Klasse um und überprüfte so die Anwesenheit der Schüler. "Wo ist Kenta?", fragte er schließlich. "Er liegt noch Zuhause. Wahrscheinlich hat er wieder verschlafen oder er hat noch keine Lust in die Schule zu kommen", antwortete Naoki launisch. "Ach?", sein Lehrer sah ihn an und hob eine Augenbraue. "Du kannst ihm mitteilen, dass er das lieber lassen sollte, es sei denn er möchte gerne eine weitere Klasse wiederholen". "Mach ich", antwortete Naoki, wobei sich seine Stimme noch immer launisch und auch etwas leicht abwesend anhörte. Seinen Kopf hatte er schon die ganze Zeit auf seiner Hand abgestüzt und war auch schon die ganze Zeit lang damit beschäftigt gewesen ins Leere zu starren. "Hoffen wir, dass er heute nocht auftaucht, sonst muss ich ihm wohl schon die erste Verwarnung nach Hause schicken", nachdem der Lehrer das gesagt hatte lief er durch die Klasse und überprüfte, ob wirklich jeder seine Hausaufgaben ordentlich erledigt hatte. Naoki fand das unnötig. In so einer hohen Klassenstufe sollte jeder fähig sein die Hausaufgaben zu erledigen. Und wenn einer das aus Faulheit nicht tat war es doch sein Pech, wenn er dadurch dann schlechtere Noten schrieb. Die ersten zwei Stunden lang war nun jeder damit beschäftigt gewesen mathematische Gleichungen zu lösen. Zwischendurch, irgendwann, kam auch Kenta in die Klasse...und das ohne anzuklopfen oder sich für die Verspätung zu entschuldigen. Ob er überhaupt daran gedacht hatte, dass man sowas normalerweiße tat? So unhöflich wie immer saß er sich an seinen Platz ohne ein "guten Morgen" oder irgend etwas anderes. "..Kenta? Dir ist klar, dass du ziemlich spät dran bist heute?", fragte der Lehrer ihn, wobei sein Blick nicht wirklich freundlich wirkte. "Jo". "..Jo? Und du weißt..dass du dir dadurch eine Runde nachsitzen verdient hast?". "Ne, kein Bock", grummelte Kenta.
 

"Wirklich ätzend der Kerl..", dachte Saori sich und man sah es ihr an, dass er sie wirklich nervte. Seltsamerweiße zeigte er den Schülern in dieser Klasse sein wahres Gesicht. Vielleicht tat er dies, weil es in dieser Klasse kein Mädchen gab, an dem er wirklich interessiert war? Oder dachte er, dass die Mädels in dieser Klasse mehr auf seinen richtigen Charakter, anstatt auf die Fälschung standen? Vielleicht war das aber auch ein weiterer Trick nach dem Motto: "Ihr denkt ich bin ein Arschloch, aber in Wirklichkeit bin ich ein netter Junge". Könnte also ein Versuch geweßen sein seinen richtigen Charakter zu zeigen und danach vor den Mädchen ganz nett zu tun, als wäre die nette Seite dann sein richtiger Charakter. Saori kannte all diese Varianten bereits. Bei ihr konnte er jedenfalls vergessen, dass sie auf solche Tricks hereinfallen würde. Schon längst hatte sie seinen richtigen Charakter erkannt.
 

Nachdem der Pausengong ertönte verließ jeder, bis auf Kenta, der von seinem Lehrer aufgehalten wurde, den Raum.

Ein normaler Schultag..?

"Itsuka? Fandest du nicht auch, dass Naoki sich auf dem Schulweg heute etwas seltsam benommen hat? Ich meine..ich weiß, wir kennen ihn nun erst seit einer Woche..aber trozdem hat er sich bisher noch nicht so komisch verhalten. Ich finde er benimmt sich so, als hätte er irgendein Problem", erzählte Saori ihrer Schwester Itsuka, mit der sie gerade in der großen Mensa saß. "Nun ja....ich hatte mir auch gedacht, dass heute etwas mit ihm nicht stimmen könnte..", Itsuka stocherte mit den Essstäben in ihrem Reis herum, während sie ihren Kopf auf ihrer Hand abgestützt hatte. "Was denkst du was mit ihm los ist?", fragte Saori. "Hmm...woher soll ich das wissen? So gut kenne ich ihn ja auch wieder nicht..und erst recht weiß ich nichts über seine privaten Angelegenheiten", antwortete Itsuka und schnappte sich mit den Stäbchen eins der Hühnerstückchen. "Anscheinend möchte er ja auch nicht darüber reden sonst hätte er uns wohl etwas gesagt. Es sei denn er vertraut uns wirklich gar nichts an. Aber Naoki kommt so rüber, als wäre er ein offener Mensch der nicht so misstrauisch gegenüber anderen ist", fügte sie hinzu, während sie sich noch etwas Reis in den Mund schob. "Ich denke ich werde ihn heute fragen ob er etwas mit mir unternehmen will oder ob er bei uns vorbeikommen möchte". "Oh? Schön aber..wie wärs wenn du erstmal fertig kaust bevor du weiter erzählst?", meinte Saori, die ihrer Schwester beim Essen zusah. "Jaja", murmelte Itsuka, während sie noch immer dabei war zu kauen.
 

Schlecht gelaunt verließ Kenta das Klassenzimmer. "Dieser beschissene Lehrer hat mir die Hälfte meiner Pause genommen...so ein Penner", dachte Kenta wütend. Am liebsten hätte er nun seine Wut an irgend jemandem ausgelassen. Die hässliche Fresse von diesem Yasuo wäre in diesem Moment dafür einfach zu perfekt geweßen. Kentas Meinung nach hatte Yasuo ja sowieso eine 'hau-rein'-fresse. Es machte einen einfach schon aggressiv ihn anzusehen. Leider war er momentan unauffindbar, also entschied Kenta sich dazu in die Mensa zu gehen. Dort angekommen blickte er genervt auf die rießige Reihe, welche sich anstellte. "Diese Schule hat eindeutig viel zu viele Schüler..", grummelte er leise vor sich hin und überlegte, ob er nicht vielleicht einfach drängeln sollte. Jedoch kam ihm dann eine bessere Idee, die nicht so stressig werden würde: Jemanden einfach Fragen, ob er ihn vorlassen würde oder etwas für ihn kaufen würde. Sicherlich ließ sich da schnell ein dummes Mädchen finden. Er blickte durch die Reihen und entdeckte schon bald ein hübsches Mädchen, welches ziemlich weit vorne stand. Sie hatte orangebraunes Haar. Ihre grünen Augen zogen den ersten Blick eher auf ihr hübsches Gesicht, als auf ihre mittelgroße Oberweite. Ohne seinen Plan noch einmal zu überdenken lief Kenta zu ihr und sprach sie ohne zögern an: "Hey..sorry, wenn ich dich störe aber..könntest du mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun? Ich wäre dir sehr dankbar". Sofort hatte er das Mädchen mit seinem freundlichen Lächeln verzaubert. Sie schien etwas schüchterner zu sein und wurde leicht rot. Verlegen versuchte sie möglichst selten direkt in sein Gesicht zu blicken. "Äh..k-klar..was ist es denn?", wollte sie wissen. "Kannst du mir vielleicht etwas zu essen kaufen? Ich geb dir natürlich das Geld dafür ich will mich nur nicht hinten anstellen. Ich weiß es ist vielleicht etwas unfair und ich sollte mich wie jeder andere hinten anstellen nur hab ich wirklich ziemlich viel hunger und hätte mich auch schon viel früher angestellt, wenn mein Lehrer mich nicht aufgehalten hätte...", erzählte Kenta nun. "A-Achso? Naja...ich kann dir etwas zu essen kaufen wenn du willst..ist schon okay", antwortete das Mädchen ihm leise. "Wirklich? Danke! Du bist wirklich nett...auch wenn ich trozdem noch ein ziemlich schlechtes Gewissen habe, weil die Anderen sich ja richtig anstellen müssen und ich dann so etwas mache...", Kentas Blick wirkte traurig, als hätte er wirklich ein schlechtes Gewissen wegen der ganzen Sache. "N-Naja einmal wird das schon okay gehen denke ich..und...es machen ja einige ab und zu mal...", meinte das Mädchen. Es schien so als hätte sie irgendwie versucht ihn zu trösten. "Naja...wenn du meinst wird es wohl stimmen...", meinte Kenta und gab ihr nun das Geld. "Mir ist eigentlich auch egal was du mir kaufst solange es nichts mit Mandeln zutun hat". "O-Okay". Nach diesem Gespräch hatte es nicht mehr lange gedauert, bis Kenta mit dem Mädchen gemeinsam an einem Tisch saß und mit ihr etwas aß. Sie hatte ihm etwas Sushi und Reis mitgebracht. "Noch mal danke, dass du das für mich getan hast", bedankte Kenta sich mit einem liebevollen Lächeln. Sofort errötete das Mädchen wieder etwas. "Ach..und bevor ich es vergesse...wie heißt du eigentlich?". "Ich heiße Ayaka. Ayaka Ito", stellte sie sich nun vor. Kenta zuckte kurz ein wenig zusammen. "..Äh...alles in Ordnung?", fragte sie nun etwas überrascht von seiner Reaktion. "Was?...Öh...ja..alles okay", antwortete er. "Was für ein nerviger Zufall", dachte Kenta sich. Plötzlich war er total genervt und sauer. Dieser Nachname hatte ihn an eine Vergangenheit erinnert, über die er nicht mehr nachdenken wollte. "Ich bin Kenta Shinsui. Ich werde dich mit deinem Vornamen ansprechen okay?". Wieder zwang er sich zu einem möglichst glaubwürdigen lächeln. "Ähm o-okay dann....d-darf ich dich auch mit deinem Vornamen ansprechen oder?", vergewiserte sich Ayaka. "Darfst du", Kentas lächeln verschwand nicht. Er blieb freundlich. "Und..wenn du möchtest können wir ja öfter zusammen in der Pause essen", schlug er vor. Ayakas schönen grünen Augen fingen an zu strahlen und sie lächelte fröhlich. "W-Wirklich?". Kenta nickte. Innerlich grinste er vor sich hin. Schonwieder so ein dummes Mädchen, welches so leicht auf ihn hereingefallen war. Er war sich ganz sicher, dass er sie ziemlich schnell ins Bett kriegen würde.
 

Alleine saß Naoki an einem der Mensatische, wärend er in seinem Reis rumstocherte. Seine Mutter hatte ihm wie immer ein Bento gemacht. Heute bezweifelte er jedoch, dass er es komplett leer kriegen würde. Er fühlte sich nicht hungrig, da konnte es in diesem Raum noch so köstlich riechen und es würde sich nicht ändern. Total gedankenversunken sah er seinen Reis an und stocherte noch immer mit den Essstäbchen darin herum. "Hey! Naoki!", selbst die Stimmen überhörte er. "Sagmal...ignorierst du mich du Idiot!?", plötzlich spürte er, wie etwas an seine Stirn tippte. Er blickte auf und sah in Itsukas ungeduldiges Gesicht. "Weißt du...ich mag es überhaupt nicht, wenn man mich ignoriert..". "Oh..sorry...ich war etwas in Gedanken", entschuldigte Naoki sich. Dass selbst in diesem Moment nicht der gedankenversunkenen Ton aus seiner Stimme verschwand nervte Itsuka tierisch. Was sollte das? So war er die ganze Woche nicht geweßen. So plötzlich konnte er seinen Charakter doch nicht geändert haben. "Mal ganz ehrlich...was soll dieses gedankenabwesende geschwafel eigentlich? Den ganzen Tag lang bist du schon so! Sag doch endlich was mit dir los ist!", meinte Itsuka verärgert. Nun wurde sie von Naoki überrascht angesehn. "Äh..I-Itsuka? D-Du solltest ihn damit in ruhe lassen wenn er es nicht sagen will sollten wir ihn nicht dazu drängen..", hörte er eine Stimme, welche von links kam und sehr nah war. Naoki hatte es garnicht bemerkt. Er hatte nicht bemerkt, dass auch Saori an seinem Tisch saß. Wann waren die Beiden zu ihm gelaufen? Er war heute wohl wirklich ziemlich abwesend. Noch immer ziemlich überrascht blickte er zwischen beiden hin und her. "Öh..ja..stimmt. Sorry", grummelte Itsuka. "Eigentlich war ich wegen etwas anderem zu dir gekommen..ich wollte dich nicht über irgendwelche dinge ausfragen die mich nix angehen...eigentlich wollte ich nur fragen ob du heute etwas Zeit hast". "Achso?..Naja..Zeit hätte ich heute, ja", antwortete Naoki. Seine Stimme wirkte nun nicht mehr so abwesend wie zuvor. "Wirklich? Also kannst du vorbeikommen?", wollte Itsuka wissen. Naoki nickte und lächelte leicht. Endlich war das lächeln wieder zurück gekommen. Ein lächeln stand ihm viel besser, als dieser traurige nachdenkliche Blick. Das dachten sowohl Itsuka als auch Saori. "Schön! Dann bis nachher!", verabschiedete Itsuka sich lächelnd und verließ die Mensa mit Saori. Kurz danach ertönte auch schon der Gong, der das Ende der Pause bedeutete.
 

Der Rest des Schultages verging einigermaßen schnell. Kageri verließ ihr Klassenzimmer seufzend. Die erste Schulwoche war vorbei. Heute hatte die zweite Schulwoche begonnen und noch immer hatte Kageri keine neuen Freunde gefunden. Gedankenversunken lief sie den Gang entlang und danach die Treppen herab. "Ob ich hier wohl je eine gute Freundin finden werde oder...ob ich wie Kenta es gesagt hatte...hier wirklich meine erste Liebe finden könnte?", gerade, als sie noch mehr in Gedanken versank geschah es. Eine Treppenstufe hatte sie ausgelassen, was gereicht hatte, um sie aus dem gleichgewicht zu bringen. Kageri spürte, wie sie fiel und bereitete sich verängstigt auf einen schmerzvollen Aufprall vor..
 

Hart und kalt - so wie der Schulboden aussah, so hatte er sich bestimmt auch angefühlt, zumindest hatte Kageri das immer gedacht. Jedoch fühlte er sich warm an, weich und samtig wie sich eher die Schuluniform anfühlte. Doch, moment..das konnte nicht sein. Ein Fließenboden konnte sich nicht nach Samt anfühlen, das war total unrealistisch! Vorsichtig öffnete Kageri die Augen und sofort hörte sie auch schon eine Stimme: "Man...du kannst echt nicht aufpassen, oder?". Direkt danach war auch noch ein angestrengter Seufzer zu hören. Danach dauerte es auch nicht mehr lange, bis Kageri realisierte, dass sie nicht auf dem kalten und harten Fußboden, sondern in den Armen eines Schülers lag. Als wäre das nicht schon peinlich und schlimm genug geweßen, war der Schüler niemand anderes als ihr Nachbar, Yasuo. "Oh nein! Warum musste mir so etwas denn schonwieder ausgerechnet jetzt passieren!? Ich hab mich doch schon genug vor ihm blamiert!", dachte Kageri sich verzweifelt. Sofort fing ihr Herz wieder an zu raßen und sie spürte, wie ihr Gesicht wärmer wurde, was wohl auch bedeutete, dass sie gerade dabei war extrem rot zu werden. "K-Kireda-kun! T-Tut mir Leid!", stammelte sie nervös vor sich hin und stand sofort auf. Mit zittrigen Händen klopfte sie sich ihren leicht zerknitterten Schulrock ab. "E-Es wird nicht mehr vorkommen! I-Ich pass ab jetzt wirklich besser auf!". Ungläubig hob Yasuo eine Augenbraue. "Wirklich?", seine Stimme klang ironisch. "W-Wirklich!". "Wäre wohl wirklich besser so. Und bevor du das wieder irgendwie falsch interpretierst, ich drohe dir nicht, auch wenn ich dieses mal wirklich nicht wüsste was man daran falsch verstehen könnte...nur wollte ich es sicherheitshalber erwähnen", machte Yasuo ihr klar und stand danach auf. Er erwähnte nun auch noch die Sache, die Kageri total falsch verstanden hatte, was für sie die ganze Situtation nur noch schlimmer machte. Sofort wechselte der rötliche Farbton ihres Gesichtes in einen noch stärkeren. "T-Tut mir leid, dass ich das falsch aufgefasst habe...", was war das für ein seltsames Gespräch? Alles was Kageri von sich gab waren Entschuldigungen. Sofort bemerkte sie, dass es genauso war wie damals. Es war genauso wie immer. Der Junge, in den sie sich verguckt hatte, beachtete sie nicht wirklich und sprach nur mit ihr wenn sie an ihn dranrannte oder irgend etwas anderes. Jedes Mädchen hätte Situationen wie diese ausgenutzt um die Aufmerksamkeit ihres Schwarms zu bekommen und ihn besser kennen zu lernen. Doch Kageri war wieder einmal nur damit beschäftigt den Mut zu fassen um sich wenigstens zu entschuldigen. Sie war wirklich ein komplett hoffnungsloser Fall. Langsam fing sie an nicht mehr daran zu glauben, dass sie jemals jemanden finden würde, der zu ihr passen würde und all ihre negativen Seiten und vor allen Dingen ihre extreme Schüchternheit akzeptieren würde. Wie denn auch? Wie sollte es funktionieren, wenn sie es nicht schaffte ein richtiges Gespräch anzufangen? "Du musst dich nicht wegen allem entschuldigen. Ach und..alles okay? Hast du dir irgendwie wehgetan oder so etwas?", wollte er wissen. "Äh...", kurz dachte Kageri ganz genau darüber nach, was sie nun sagen sollte. Vielleicht war auch das eines ihrer negativen Eigenschaften: viel zu viel nachdenken. Mit Mut versuchte sie endlich einen richtigen Satz ohne irgendein stottern von sich zu geben: "Nein..ich hab mir nicht wehgetan...und du? Immerhin bin ich es ja geweßen, die auf dich gefallen ist und nicht umgekehrt". "Mir geht´s gut. Du bist ja nicht gerade schwer geweßen oder sowas", antwortete er ihr. Plötzilch kam Yasuo ihr gar nicht mehr so ruhig und unfreundlich vor, wie zuvor. Eigentlich fand sie ihn ganz freundlich und bekam langsam den Wunsch öfters mit ihm zu reden. "Sagmal..soll ich dich vielleicht auch noch nach Hause bringen oder so? Nicht, dass du noch vor einen Bus rennst. Könnte man dir wirklich zutrauen", machte er ihr ein Angebot, von dem Kageri ziemlich überrascht war. "Was? Äh nein..mach dir wegen mir keine Umstände...ich laufe alleine nach Hause..", antwortete sie. "Warum habe ich abgelehnt? Er hat doch sowieso denselben Heimweg wie ich...das war gerade eine perfekte Chance ihn besser kennenzulernen und ich habe abgelehnt...", dachte sie sich und seufzte leise. "Du machst mir keine Umstände wir haben den selben Weg und mit mir würdest du wohl schneller ankommen. Aber wenn du lieber laufen willst dann lauf". "Schneller?", wie sollte es mit ihm schneller gehen? Wortlos zog Yasuo einen Schlüssel aus seiner Jackentasche. War das ein Autoschlüssel? Es sah so aus. Wow, Yasuo hatte schon seinen eigenen Wagen. Was das wohl für ein Wagen war? "Äh..achso...n-naja ich denke ich werde trozdem laufen", antwortete Kageri verunsichert. Warum hatte sie schon wieder abgelehnt? War es nicht vielleicht sogar ein wenig unhöflich dieses Angebot abzulehnen? "Gut dann..." - "Ach was! Kageri fährt mit! Weißt du..ich hab heute nämlich gar keine Zeit um mit dir nach Hause zu laufen, Kageri, ich gehe nach der Schule noch woanders hin", Yasuo wurde plötzlich von Kyouko unterbrochen. Seit wann war sie wohl schon da geweßen? Wahrscheinlich hatte sie das Gespräch zwischen Yasuo und Kageri nur zufälligerweiße mitbekommen. "Vermassel dir doch deine Chance nicht!", flüsterte Kyouko ihr ganz leise ins Ohr und fuhr dann fort: "Tut mir wirklich Leid, dass ich dir nicht eher bescheid gesagt habe. Wirklich gut, dass ich dich jetzt noch erwischt habe um dir das sagen zu können. War wohl gerade der beste Moment..ich meine..heute, wo ich mal nicht mit dir laufe, kann Yasuo dich doch mal nach Hause fahren. Er hat es ja schon angeboten also fahr einfach mit!". Wie immer hatte Kyouko schon angefangen all ihre Nachbarn mit dem Vornamen anzusprechen. "Hey...wann habe ich dir erlaubt mich mit meinem Vornamen anzusprechen?", fragte Yasuo sie. "Öhm...gar nicht, aber hey, du kannst mich doch auch einfach Kyouko nennen also ich habe kein Problem damit! Jedenfalls lassen wir einfach mal diese Diskussion jetzt ich muss langsam mal los. Bis später Kageri!", verabschiedete Kyouko sich schnell und ging dann auch schon. Yasuo seufzte. "Deine Schwester ist ziemlich unfreundlich..und irgendwie kommt sie ziemlich aufgedreht und laut rüber". "I-Ich weiß...ich entschuldige mich dafür..ich werde später noch einmal mit ihr darüber reden!", und wieder hatte Kageri sich für etwas entschuldigt. "Teilt es euch auf. Du bist zu höflich und entschuldigst dich wegen allem und sie scheint von Höflichkeit noch gar nichts gehört zu haben". Irgendwie hatte er wohl recht. Vielleicht sollte sie sich einfach entspannen und das ständige Entschuldigen lassen. Sie seufzte leise und wechselte mit Mut das Thema: "J-Jedenfalls....da Kyouko heute nicht mit mir nach Hause laufen kann.....darf ich dein Angebot vielleicht doch annehmen..?". "Klar", antwortete Yasuo und lief aus der Schule. Kageri folgte ihm und war ziemlich überrascht. So schwierig war es gar nicht geweßen ihn zu fragen und er hatte auch noch einfach ja gesagt.
 

"Naoki! Warte doch mal!", wieder einmal riss ihn dieselbe Stimme aus den Gedanken. Leicht keuchend kam Itsuka endlich bei ihm an. "Warum bist du schon so weit vorgelaufen? Saori und ich wollten heute mit dir nach Hause laufen", während sie sprach war sie noch immer damit beschäftigt nach Luft zu schnappen. "Oh äh..sorry". "Sorry? Nein, wirklich! Das hättest du dir doch denken können! Ich meine, ich hab doch sogar gesagt, dass wir nach der Schule was unternehmen!", schimpfte sie. "Itsuka..mecker ihn doch nicht so an", meinte Saori dazu, die die Beiden nun auch mal eingeholt hatte. "Jaja..", grummelte Itsuka. "Ach ja..verdammt. Ich hatte das total vergessen", dachte Naoki sich und langsam fing es auch ihn selbst an zu stören. Ja, es störte ihn, dass dieser Traum wieder angefangen hatte ihn zu verfolgen und das er den ganzen Tag damit beschäftigt war über ihn nachzudenken. Es war einfach nur ein Traum und würde auch weiterhin ein Traum bleiben. Deswegen gab es gar keinen Grund so heftig darüber nachzudenken. "Schon gut Saori. Itsuka hat recht. Ich denke ich bin heute wirklich etwas daneben..ich hätte mir das wirklich denken können", antwortete Naoki mit einem leichten lächeln. Den Rest des Weges liefen sie Gemeinsam.
 

Extrem sauer verließ Kenta die Schule. "Ich glaub´s ja nicht. Kaum hatte er das Klassenzimmer verlassen, schon laufen die Beiden ihm sofort nach! Was soll der Mist!?", dachte Kenta sich genervt. Es störte ihn wirklich, was Naoki da für ´ne Nummer abzog. Warum musste er sich gleich zwei Mädchen auf einmal angeln? Hätte er nicht wenigstens Itsuka in ruhe lassen können? Kenta hatte wirklich angefangen sich für sie zu interessieren. Er mochte ihre Art und das sie ihm dieses Gefühl gab, dass sie unereichbar für ihn war. Allerdings war er sich sicher, dass dieses Gefühl bald verschwinden würde. Bestimmt würde er bald schaffen ihr näher zu kommen. Bei ihr musste er nur einfach etwas geduldiger sein. Auch wenn er es jetzt schon nicht mehr erwarten konnte ihren Körper einmal ohne die Schuluniform und danach auch ohne die reizende Unterwäsche zu sehen. Der Gedanke ihres nackten und erotischen Körpers gefiehl ihm wirklich. Kurz konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Jedoch war dieses Grinsen schon schnell wieder verschwunden und sein Blick wurde wieder ernster, so wie er immer war - zumindest, wenn er seine richtige Seite zeigte. Nach diesem nervigen Schultag machte sich Kenta nun auf den Heimweg.

Lass uns etwas spaß haben

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Zuviel ist zu viel

Früh am Morgen weckte sein iPhone ihn. Gereizt öffnete Kenta seine Augen und schenkte dem lärmenden Gerät einen grimmigen Blick. Genervt seufzend griff er nach dem Teil und schaltete den Handywecker aus. Am liebsten hätte er noch einmal die Augen geschlossen und weiter geschlafen, doch es war bereits spät. Kenta stellte seinen Wecker immer auf die letzte Minute. Er war morgends wie ein Faultier, nur bösartiger. "Ich bin ja immernoch dafür, dass die Schule später anfängt und früher endet", dachte er sich und stand nach langem mit sich selber kämpfen auf. Gemütlich zog er sich seine Schuluniform an, als hätte er noch ewig Zeit dazu. Danach packte er seinen schwarzen Rucksack, auf den er vor kurzem mit weißem Tipp-Ex fett und breit "Fuck you" an die untere linke Ecke geschrieben hatte. Seine Hausaufgaben hatte er wieder einmal vergessen oder eher gesagt hatte er ab und zu mal daran gedacht, nur eben keine Lust dazu gehabt sie zu erledigen. Er zog sich seine silberne Gliederkette an, schnappte sich seinen Rucksack und verließ sein Zimmer. Im Gang angekommen zog er sich ganz bequemlich seine Jacke an und setzte sich dann seinen Rucksack auf. Er verließ das Haus und machte sich genauso langsam auf den Schulweg wie er auch aufgestanden war und sich angezogen hatte. "Scheiß drauf ob ich zu spät komme oder nicht. Die sollten froh sein, dass ich überhaupt komme", grummelte Kenta vor sich hin und blickte noch einmal auf die Uhr: 8.08 Uhr. Schon acht Minuten verspätung, doch das war ihm ziemlich egal. Heute war er jedoch nicht der Einzige geweßen, der zu spät geweßen war...
 

Schnaufend riss Kyouko die Klassenzimmertür auf. "Entschuldigung für die Verspätung!", zwar war ihre Entschuldigung höflich, doch war das bei ihrem gesammten Auftritt dann wohl doch nicht der Fall. "Kyouko....was für ein unpassender Moment um einfach ins Klassenzimmer zu stürmen. Hat man dir nicht beigebracht, dass man bei einer Verspätung anklopft?", belehrte ihr Lehrer sie ungeduldig. "Öh..sorry!", entschuldigte sie sich erneut, was dieses mal durch ihre Wortwahl wohl auch nicht gerade höflich klang. Ihr Lehrer seufzte. "Kyouko...setz dich einfach hin". Ohne ein weiteres Wort tat sie, was man ihr gesagt hatte und setzte sich auf ihren Platz, nachdem sie ihren Rucksack abgestellt hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Lehrer nicht die einzige Person, der vorne an der Tafel war. Ein ziemlich gut aussehender, junger Kerl stand ebenfalls dort. Kyouko versuchte seine Haarfarbe irgendwie zu erraten, doch sie konnte sie nicht genau definieren. Es war...braunrot mit..leicht violettem farbton? So etwas ähnliches wird es wohl geweßen sein. Irgendwie eine seltsame Haarfarbe, die Kyouko auch noch nie gesehen hatte. Ob die wohl so gefärbt war? Oder war es seine natürliche Haarfarbe? Er hatte schöne dunkelblaue Augen. Dunkelblau, wie die tiefen des Meeres. Seine Haut war blass. Er trug ein silbern glänzendes Piercing in seiner rechten Augenbraue. Außerdem hatte er auch noch eine blond gefärbte Haarsträhne. Rotbraun-violett, meereslblau und blond - eine seltsame Farbmischung, die insgesammt aber irgendwie gut miteinander harmonierte. Nachdem Kyouko sich endlich still auf ihren Platz gesetzt hatte redete ihr Lehrer weiter über das momentane Thema: "Jedenfalls wird Kireda-san euch nicht unterrichten..noch nicht. Erst wird er nur für einige Stunden zusehen und mir vielleicht etwas helfen und sich notizen machen. Allerdings schätze ich nicht, dass es noch lange dauern wird, bis er eine Unterrichtsstunde bei euch mit Beaufsichtigung einer erfahreneren Lehrkraft übernimmt". Moment...Kireda-san? Kyouko verstand in diesem Moment nur Bahnhof. Sprach ihr Lehrer über den jungen Kerl, der ebenfalls an der Tafel stand? Aber..wenn er Kireda hieß, dann hatte er den selben Namen wie ihre Nachbarn. Was für ein seltsamer Zufall. Hinter Kyouko war einiges Geflüstere und gekichere von den Mädels zu hören. Schien so, als wäre der auszubildende Lehrer schon jetzt ziemlich beliebt gewesen. Wie es wohl für ihn sein musste auszubildender Leher zu sein? Sicherlich ein harter Job, wenn man sich niemanden dieser schönen Schülerinnen nähern durfte. Außerdem sah dieser Kerl überhaupt nicht aus wie einer, der wirklich Lehrer werden wollte.
 

"Fahren wir mit Mathe fort", inzwischen saß nun auch Kenta auf seinem Platz. Ganze 20 Minuten verspätung hatte er kassiert. Nach einer Weile stellte der Lehrer der Klasse eine Frage: "Was ist das Ergebnis dieser Gleichung?". Einige Schüler der Klasse meldeten sich. Es waren die selben wie immer, die Mathe Profis. "Yasuo? Weißt du vielleicht die Antwort?", obwohl Yasuo sich nicht gemeldet hatte, hatte er ihn aufgerufen. "Hm?", gelangweilt blickte Yasuo in Richtung grüner, staubiger Tafel. "Keine Ahnung", er zuckte mit den Schultern. Der Lehrer seufzte. "Ich frage mich immer noch wie du Klassensprecher und dann sogar noch Schulsprecher werden konntest, Yasuo". "Das frage ich mich auch", dachte Kenta sich und blickte grimmig nach rechts, wo dieser 'tolle' Kerl saß. Dieser Yasuo war doch echt ätzend. Nichr nut hässlich und nervig war er - nun hatte er sich auch noch als Idiot geoutet. Was Kenta an dieser Sache am meisten störte war die Tatsache, dass Yasuo trozdem noch immer total gut bei den Mädchen ankam. "Der dümmste Bauer erntet wohl wirklich immer die dicksten Kartoffeln", fiel Kenta in diesem Moment ein Sprichwort ein. In diesem Fall wohl auch der dümmste, nervigste und hässlichste Bauer, Kentas Meinung nach. Yasuo war arrogant und ein Möchtegern, mehr nicht. Kaum zu glauben, dass so einer so beliebt war. Diese 'ich bin ja so cool' Art sollte ihm nun aber anfangen Probleme zu geben - denn nun reichte es Kenta eindeutig. Vielleicht würde ja ein Schlag ins Gesicht helfen, um dem Kerl klar zu machen, dass seine Art andere Leute wirklich ankotzte. Vielleicht würde ein Schlag aber nicht reichen, dann würde es Kenta aber nichts ausmachen ihm einen zweiten zu verpassen. In der Pause oder nach der Schule würde es so weit sein. Ja, Kenta hatte beschlossen diesem arroganten Yasuo mal deutlich die Meinung zu sagen und wenn Worte nicht reichen würden würde er eben handgreiflich werden - er hatte selbst die Wahl. Je nachdem wie er reagieren würde, könnte Kenta vielleicht gnädig mit ihm sein.

Gelangweilt saß Itsuka im Klassenzimmer. Nur zur Hälfte bekam sie mit was ihre Lehrerin sagte. Irgend etwas mit "Gruppenarbeit oder Tischnachbar", hatte sie verstanden, während sie wieder einmal die grauen Wolken beim Vorbeiziehen beobachtete. In den letzten drei Tagen war das Wetter so geweßen. Bewölkt und grau - und heute schien es sogar etwas stürmischer zu werden. Wild tänzelnd flogen weiße und rosarote Kirschblütenblätter durch die Luft und den Pausenhof. Sogar die Bäume bewegten sich heute mit all ihren raschelnden Blättern stärker als sonst. Vielleicht würde es heute auch endlich mal wieder regnen? Itsuka mochte regnerische Tage. Noch schöner war so ein regnerischer Tag, wenn es gewitterte. "I-Itsuka-san?", eine schüchterne, leise und süße Stimme, die Itsuka an das Piepsen eines Mäuschens erinnerte, ließ sie zurück in den Klassenraum blicken. Kageri stand direkt vor Itsukas Tisch. Zittrig hielt sie ihr Geschichtsbuch, ihren Block und ihren hellblauen Füller mit Blümchenmustern darauf, in ihrer Hand. "S-Sensei hat gesagt, dass wir Gruppenarbeit oder A-Arbeit mit dem Banknachbar machen sollen...A-Also wäre es nett, wenn du die Gruppenaufgabe m-mit mir erledigst", ihr leises und schnelles gemurmel war für normael Leute bestimmt unverständlich geweßen. Itsuka war sich sicher, dass niemand, außer ihr, in dieser Klasse dazu fähig geweßen wäre dieses gemurmele zu verstehen. "Meinetwegen", antwortete Itsuka. Sie schob den leeren Stuhl, der an ihrem Tisch stand, etwas nach hinten. "Setz dich". Kurz huschte ein leichtes Lächeln über Kageris Lippen und sie zögerte nicht sich neben Itsuka zu setzen. Wahrscheinlich war sie ziemlich glücklich darüber, dass sie nicht alleine war. Das arme Mädel hatte wohl wirklich mit ihrer Schüchternheit zu kämpfen."Also...was sollten wir noch mal machen?", fragte Itsuka sie. "Eh? Hast du nicht zugehört? Sensei hat doch zweimal wiederholt was wir machen sollen..", erzählte Kageri. Itsuka seuzfte leicht genervt und verdrehte dabei ihre Augen. "Nerv nicht mit sowas und sag mir einfach was wir machen müssen ja?". "Äh..o-okay. Also wir sollen uns Notizen über das neue Thema machen und darauß einen Hefteintrag gestalten", erklärte Kageri leise. "Oh man..wie das nervt ey", grunmmelte Itsuka vor sich hin. Letztendlich entschied sie sich jedoch dafür mit Kageri an einem Hefteintrag zu arbeiten. Es dauerte auch gar nicht so lange und Itsuka merkte nach einer Weile, dass Kageri sogar ziemlich hilfreich sein konnte. Zum Schluss hatten sie beide dann auch einen guten Hefteintrag hinbekommen. "D-Danke für die Hilfe..", bedankte Kageri sich. Eigentlich hatte sie sich gar nicht zu bedanken. Sie hatte sich mehr mühe gegeben. "Ich denke ich habe mich geirrt. Sie ist wirklich kein böses oder schlechtes Mädchen....ich würde eher sagen, dass sie sogar zu lieb ist...sie scheint ziemlich zerbrechlich zu sein", dachte Itsuka sich und antwortete schließlich: "Nichts zu danken. Wir haben das ja gemeinsam gemacht". Kurz danach klingelte auch schon der Pausengong. Kageri stand auf. "Ich..gehe dann mal in die Pause", schüchtern lächelnd verabschiedete sie sich und verließ das Klassenzimmer. Irgendwie war dieses dunklelgrauhaarige Mädchen, welches an einen kleinen und treuen Hund erinnerte, süß.
 

Kageri setzte sich wieder einmal auf eine der Bänke, welche im Pausenhof standen. Sie hasste Pausen, weil sie eh nichts zutun hatte. Ohne Freunde waren Pausen wirklich blöd. Leicht deprimiert über die ganzen Schulcliquen, die auf dem Pausenhof herumhingen, blickte sie zu Boden und fing wieder an in ihren Gedanken zu versinken. Sie dachte darüber nach, ob es vielleicht an ihrem äußeren lag oder ob es wirklich ihr Charakter war, den niemand leiden konnte. War sie so schlimm oder war sie vielleicht einfach langweilig? Klar - so ein winziges Mädchen sah sicherlich nicht besonders interessant aus. Leicht enttäuscht seufzte sie. "Hey, Kageri! Warum sitzt du hier so alleine rum und guckst so deprimiert?", Kageri blickte auf. Saori sah sie an und lächelte etwas. "Oh..Saori..hey", begrüßte Kageri sie etwas überrascht. "Ist irgend etwas oder warum sitzt du hier so alleine und traurig herum?", wollte Saori wissen und setzte sich neben sie. "Äh..n-nichts..ich..war nur in Gedanken..mehr nicht", meinte Kageri leise. "Über was hast du nachgedacht?". "Nichts besonderes..ich..hab nur nichts zutun da versink ich schnell mal in irgendwelche Gedanken und wechsele vom einen Gedanken zum Anderen", erzählte Kageri ihr. "Achso? Aber..du bist nicht immer alleine in der Pause..oder?", war Saoris nächste Frage. Wieder ließ Kageri ihren Blick zu Boden sinken. "Naja.....doch eigentlich schon". "Was? Warum?". Kageri zuckte mit den Schultern. "Der Pausenhof ist zu groß ich hab keine Ahnung wo Naoki und meine anderen Geschwister die ganze Zeit sind..". "Oh..aber du könntest doch auch zu deinen Klassenkammeraden und mit denen Zeit verbringen..oder so..", schlug Saori vor. Heftig schüttelte Kageri den Kopf. "Warum? Sind sie unfreundlich zu dir?". "M-Manchmal..etwas..", antwortete Kageri. Saori seufzte. "Du hast´s echt nicht leicht hm? Klar..die Schule ist ziemlich groß..eure alte Schule war sehr klein und dazu bist du auch noch total schüchtern...armes Ding". Saori dachte nach und es dauerte nicht lange, bis sie weiter redete: "Gut..dann verbringen wir ab jetzt öfters die Pausen zusammen!". "Was?". "Jap! Hast richtig gehört! Ich finde nämlich, dass du ganz nett bist. Irgendwann wirst du bestimmt auch noch richtig gesprächig! Bei den meisten schüchternen Leuten ist das ja so ", meinte Saori lächelnd. Sie hatte so ein wunderschönes Lächeln. Ein Lächeln, welches Kageri Mut gab und Hoffnung auf eine neue Freundin. Sie konnte gar nicht anders, als einfach ebenfalls zu lächeln. Leider wurde dieser schöne Moment plötzlich unterbrochen: "Saori!". Ein Mädchen mit dunkelbraunem Haar und braunen Augen rannte zu den beiden. War es vielleicht eine Klassenkammeradin Saoris? "Hm? Was ist?", fragte Saori etwas überrascht. "Hast du´s schön gehört? Sieht irgendwie nicht so aus...also...der Neue aus unserer Klasse, Kenta, provoziert Yasuo ziemlich! So wie´s aussieht ist er wirklich auf Streit oder eine Schlägerei aus". "Was!? Nicht dein ernst oder?", sofort stand Saori auf. Sie konnte nicht glauben was sie da gehört hatte. Es ließ sie wütend werden, sehr wütend. Dieser ätzende Kenta, der doch anfangs auf so lieb und unschuldig getan hatte - sie hatte ihm diese Nummer von anfang an nicht abgekauft! Und nun versuchte er auch noch Yasuo zu belästigen. Er sollte ihn in ruhe lassen! Gerade jetzt, wo Yasuo doch Schulsprecher geworden war und sich nichts schlechtes leisten durfte, musste dieser Idiot ihn versuchen zu provozieren. Es dauerte nicht lange, bis Saori innerlich kochte vor Wut. Sie hasste solche Typen, die einfach einen sinnlosen Streit mit anderen begannen um cool dazustehen. "Würde ich scherze über so etwas machen?", ihre Klassenkammeradin schien es wirklich ernst zu meinen, denn sie sah leicht besorgt aus. "Ich finde es nicht gut, dass die Zwei sich miteinander anlegen..". "Wo sind sie?", wollte Saori wissen wobei ihre Stimme sehr angespannt und gestresst klang. Auch Zorn war in ihrer Stimme zu hören.
 

Kageri stand ebenfalls von der Bank auf. Auch sie sah nicht wirklich begeistert aus, sondern ziemlich besorgt. Schnell fühlte sie sich schlecht wegen dem, was Kenta nun schonwieder anstellte. Warum musste sie so einen katastrophen Bruder haben? Und warum musste er sich ausgerechnet mit Yasuo anlegen? "Komm mit!", Saoris Klassenkammeradin lief los und Saori folgte ihr schnell. Kageri entschied sich ihnen zu folgen, denn es war ja ihr Bruder, der schon wieder Unfug anstellte. Schon bald waren sie an der Stelle des Pausenhofes angekommen, an der sich schon viele Schüler versammelt hatten - und tatsächlich, da waren Kenta und Yasuo. "Ich mag deine Arrogante art wirklich nicht...du kotzt mich an", maulte Kenta. "Ist mir ziemlich egal. Habe ich je gesagt, dass mich so etwas interessieren würde? Ich hab dich nie darum gebeten mich zu mögen", antwortete Yasuo vollkommen ruhig. Saori jedoch sah, dass er nicht so ruhig war wie er sich gab. Die Situation stresste ihn. "Nerv nicht mit deinem 'ist mir eh alles egal' scheiß! Möchtegern-typen wie du gehen mir wirklich auf den Sack! Benehm dich mal normal Idiot". "Vielleicht solltest du anfangen dich normal zu benehmen? Immerhin maulst du mich hier doch gerade so an? Ist doch meine Sache wie ich mich verhalte und in diesem Moment benehme ich mich bestimmt um einiges normaler als du, Brüllaffe", noch immer blieb Yasuos Stimme ruhig, genauso wie sein Blick auch. "Es reicht! Ich hatte dich gewarnt!", ohne zu zögern stürmte Kenta auf ihn los, ballte seine Hand zu einer Faust und schlug zu.
 

Panisch hielt sich Kageri beide Hände vor ihre Augen. Ob er ihn wohl getroffen hatte? Die Menge der Schüler, die sich versammelt hatten, schienen erstaunt geweßen zu sein. Sie flüsterten über irgend etwas. "Glückstreffer!", murmelte Kenta. Überrascht davon, das aus Kentas Mund zu hören, blickte Kageri durch ihre nun leicht auseinander gespreitzten Finger. Noch überraschter blickte sie, als sie sah was geschehen war: Kenta hatte einen Schlag abbekommen. Yasuo schien unverletzt. "Ach? Sicher?". "Ziemlich sicher! Einen zweiten Schlag erlaube ich dir nicht!", maulte Kenta sofort wieder und schlug erneut zu. Yasuo wich diesem Schlag perfekt aus, als hätte er ihn schon genau vorhersehen können. Direkt danach stellte er seinem Gegner ein Bein. Kenta stolperte, konnte aber das Gleichgewicht halten und fiel nicht. "Weißt du...ich bin eigentlich gegen Gewalt, also wenn du mich jetzt in ruhe lässt können wir das ganze vergessen", schlug Yasuo ihm vor. "Tse! Ich denke nicht einmal daran das ganze zu vergessen!", meinte Kenta dazu nur und wischte sich mit seinem Handrücken über seine blutende Lippe. Yasuo seufzte. "Ich habe aber keine Lust auf diesen Kindergarten Unfug". "Du willst mich wirklich provozieren oder!?", maulte Kenta wieder los. "Eigentlich nicht aber dich scheint wirklich jeder kleine Scheiß zu reizen". "Was mich reizt ist einfach deine scheiß Fresse!". Wieder stürmte Kenta auf ihn los und machte sich zu einem gut gezielten und schnellen Schlag bereit, doch auch diesem konnte Yasuo einfach ausweichen. "Gut..ich hatte dir ja einen Vorschlag gemacht, aber wenn du ihn nicht annehmen willst habe ich wohl keine andere Wahl". Blitzschnell packte er Kenta von hinten. Er schlang seinen Arm um seinen Hals und drückte zu, sodass Kenta keine Luft mehr bekommen konnte. Für eine Weile drückte er ihm weiterhin die Luft weg, bis dann ein Lehrer eingriff. "Hey! Yasuo! Kenta! Schluss jetzt!". Sofort ließ Yasuo ihn los und schubste ihn leicht weg. Kenta rang heftig nach Luft. "Der Typ wollte mich umbringen!", erzählte er dem Lehrer, während er immernoch stark schnaufte und sich mit einer Hand an seinen Hals fasste. "Er übertreibt. Er wollte mich einfach nicht in ruhe lassen obwohl ich ihm angeboten hatte, dass wir das auch friedlicher kären könnten". "Ihr! Alle beide! Ab ins Sekretariat!", dem Lehrer schien es egal zu sein was sie ihm zu sagen hatte. Er sah ziemlich sauer aus. "Kommt mit! Sofort!", nachdem er das gesagt hatte machte er sich auf den Weg ins Sekretariat. Genervt folgte Kenta ihm. Auch Yasuo folgte ihm, doch er sah noch immer ziemlich ruhig aus. "Es..hat ihn wirklich gestresst...und nun hat er auch noch ein Problem mit dem Lehrer..", dachte Saori sich besorgt. Alles nur wegen diesem Vollidioten. Es machte Saori verdammt wütend. Was dachte sich dieser Kenta eigentlich?! Dass er jeden so behandeln konnte wie er das wollte und dass sich jeder nach ihm richten musste?? "S-Saori?", Saori drehte sich um und sah Kageri an. "Hm?". "Tut mir Leid, dass mein Bruder so ist..", entschuldigte sie sich. "Eh? Dafür kannst du doch nichts", meinte Saori dazu. "J-Ja aber..trozdem....er macht uns ständig Probleme und...selbst entschuldigt er sich ja nicht...also entschuldige ich mich..", erklärte Kageri. Saori lächelte. "Du bist ein wirklich nettes Mädchen..aber du brauchst dich wirklich nicht wegen Dingen entschuldigen, an denen du nicht Schuld bist". "A-Achso?". "Ein wirklich nettes Mädchen also...", dachte Kageri sich und freute sich über dieses Kompliment sehr. "W-Wenn du das sagst wirst du wohl recht haben...dann werde ich mich nur noch für Dinge Entschuldigen an denen ich wirklich Schuld habe..oder...versuche es zumindest", meinte Kageri. "Gut so". Gerade als diese Sache geklärt war ertönte auch schon wieder der Gong und die Schüler machten sich wieder auf den Weg zu ihren Klassenzimmern.

Die besondere Art von Fieber

Still, ja, wirklich verdammt still war es momentan im Sekretariat. Das einzigen zwei Geräusche welche zu hören waren, war das brummen eines Computers und das piepsen, wenn der Direktor auf die Tasten des Telefons drückte. Es war der zweite Anruf geweßen. Zuvor hatte er Yasuos Eltern kontaktiert, nun waren Kentas Eltern dran zu erfahren, was die beiden angestellt hatten. "Spreche ich da mit Shinsui Akio? Ja? Gut, Ich möchte, dass sie bescheid wissen was ihr Sohn, Kenta, getan hat", fing der Direktor an zu erzählen. "Er hat sich mit einem seiner Mitschüler geprügelt. In der Pause, mitten auf dem Schulhof". Kenta saß in dem Sekretariat, konnte alles hören, was seinem Vater erzählt wurde. Direkt gegenüber von ihm saß dieser ätzende Kerl, Yasuo. Sie würdigten sich gegenseitig keines Blickes und sprachen nicht einmal ein Wort miteinander. "Der Grund ist mir bisher unbekannt. Jedoch sollten Sie wissen, dass das Verhalten Ihres Sohnes in solch einer Art und Weise auf dem Schulgrundstück nicht erwünscht ist. Er sollte diese aggressive Art unterlassen". "Als wäre nur ich daran Schuld was geschehen ist...und außerdem hat der kranke Typ mich doch hier fast erwürgt..nicht ich ihn", dachte Kenta sich genervt wärend sein grimmiger Blick dabei war die Wand zu durchbohren. "Was er getan hat wird Folgen haben, aber nicht nur für ihn. Immerhin ist er nicht der einzig Schuldige an dieser Sache. Beide werden eine Mitteilung nach Hause geschickt bekommen". Das gelabere des Direktors wurde langsam wirklich nervig. Da hörte Kenta ja lieber den Lehrern zu, anstatt zu hören, wie dieser alte Mann seinem Vater erzählte wie 'böse' Kenta doch geweßen war. Am liebsten wäre Kenta jetzt einfach aufgestanden, aus dem Skretariat gegangen und danach aus der Schule, um eine Zigarette zu rauchen. Schon vor ein paar Jahren hatte er damit angefangen das ab und zu mal zu tun. Manchmal war es irgendwie wirklich entspannend. Doch leider konnte er in diesem Moment nicht abhauen. Der Direktor behielt sie alle beide im Auge, wie ein Wolf seine Beute. Wie lange musste er wohl noch mit diesem kranken Freak namens Yasuo in einem Zimmer bleiben? Es kotzte ihn langsam wirklich an. "Hoffentlich lässt man uns nicht bis Schulschluss hier drinnen", dachte Kenta sich, während er noch immer grimmig in Richtung Wand starrte.
 

Für Saori verging der Rest des Schultages sehr schnell. Die restliche Zeit über war sie in ihren Gedanken geweßen. Mehr als eine Schulstunde hatte es gedauert, bis Kenta und Yasuo gemeinsam in die Klasse zurück gegangen waren. Saori dachte die ganze Zeit darüber nach was wohl genau passiert geweßen war und ob Yasuo viel ärger bekommen hatte. Wie stand es nun um seine Position als Schulsprecher? Saori war wirklich wütend. Es war einfach nicht fair geweßen. Yasuo hatte nichts böses getan, er hatte sich doch nur verteidigt. Nach weiteren 2 Stunden nachdenken erklang der Schulgong, der das Ende des Schultages ankündigte. Saori stand auf und schnappte sich ihren Rucksack. Schnell verließ sie das Klassenzimmer und lief den Weg zur Aula. Sie verließ die Aula und lief den Weg entlang. Das erste was sie heute vor hatte, wenn sie zu Hause ankommen würde war Yasuo ausfragen ob er eine große Strafe bekommen hatte. Wenn dies der Fall geweßen wäre würde sie sich ganz bestimmt an Kenta rächen und ihm klar machen, dass er nicht jeden so behandeln konnte wie er das wollte. "Saori! Warte doch mal!", Saori drehte sich um und blickte zu der Person, welche sie gerufen hatte.

"Saori! Warte doch mal!", endlich hatte Naoki sie gefunden. Nach Schulschluss war das Gebiet um Aula und Schulausgang wirklich wie in einem Ameisenhaufen. Diese Schule hatte eindeutig zu viele Schüler. Lag aber wohl daran, dass es eine Schule für alle Arten von Klassen waren. Es gab Grundschul-, Mittelschul-, Oberschul- und Hochschulklassen. Saori blieb stehen und drehte sich um. Ihre türkisblauen, klaren Augen blickten in sein vom Pony unbedecktes. "Was war denn gestern los mit dir? Du bist plötzlich verschwunden und danach habe ich dich den Rest des Tages nicht mehr gesehen". "Naja...ich war in meinem Zimmer. Warum interessiert es dich eigentlich? Warst doch mit Itsuka beschäftigt", meinte Saori kalt. "Was?", Naoki war etwas verwirrt. Ihre Aussage hörte sich an, als würde sie sagen wollen, dass sie gestern unwichtig oder gar lästig geweßen war. Wenn Naoki darüber nachdachte was er mit Itsuka, im wahrsten Sinne des Wortes, getrieben hatte, passte Saori da wirklich nicht dazu. Jedoch empfand Naoki sie keinesfalls als lästig und sie war ihm auch nicht unwichtig, sie war eine Freundin. Nur wollte er diesen Moment, diese Sache, die gestern geschehen war, nur mit Itsuka teilen. Was hätte Saori auch tun können, wenn sie mit im Zimmer geweßen wäre? Zusehen? Darauf konnte sie wohl wirklich verzichten. Dachte Saori, dass Itsuka ihm wichtiger war und er sie mehr mochte, weil er den ganzen Tag mit ihr verbracht hatte? Was genau die beiden getan hatten konnte sie ja nicht wissen, nur, dass sie fast den ganzen Tag alleine verbracht hatten. Jedoch stimmte es nicht, es stimmte nicht, das Itsuka ihm wichtiger war. Für beide empfand er das gleiche: Freundschaft. Er bervorzugte keine der beiden. Wenn Saori ihm an diesem Tag angeboten hätte, dass er mit ihr schlafen könne, dann hätte er es mit ihr getan. Warum auch nicht? Wieso ablehnen, wenn man so ein Angebot bekommt? Es war keine ernste oder romantische Sache. "Willst du damit sagen, dass du denkst, dass du uns irgendwie gestört hast?", vergewiserte Naoki sich nun. "Ob ich es denke? Ist es denn irgendwie anders?", stellte Saori eine Gegenfrage. "Natürlich ist es anders!". "Ach? Wie soll ich es denn dann verstehen?". "Ich wusste nicht, dass du dich unwichtig fühlen würdest, wenn ich einmal einen Tag nur mit Itsuka verbringen würde", versuchte er es zu erklären. "Nun, vielleicht fühle ich mich nicht direkt unwichtig. Nur habe ich gemerkt, dass du wahrscheinlich deine Zeit viel lieber mit ihr alleine verbringst. Aber das geht mich ja eig. nichts an. Hab' ja nichts damit zu tun ist nicht meine Sache. Nur weiß ich jetzt eben, dass du deine Zeit lieber mir ihr verbringst", meinte Saori dazu, wobei man ihr aber - auch wenn sie es zu verbergen versuchte - ansehen konnte, dass es sie störte. "Stimmt nicht!", sagte Naoki sofort. "Nur weil ich jetzt einen einzigen Tag nur mit Itsuka verbracht habe heißt das nicht, dass ich sie viel mehr mag und viel lieber mit iht Zeit verbringe. Ich will nicht, dass du da was missverstehst."
 

"Achso?". Ob er das wohl ernst gemeint hatte? Sein für gewöhnlich lächelndes Gesicht blickte sie heute ernst an. "Ja und heute habe ich übrigends nichts zu tun, also wenn du heute nichts vor hast..", hörte sich so an, als wollte er darauf hinaus, dass er gerne den Tag alleine mit ihr verbringen woltle. "Du willst was mit mir unternehmen?", vergewiserte Saori sich. Naoki nickte. Sein ernster Blick wurde bald wieder zu dem lächeln, welches man von ihm gewohnt war. "Wenn du das wirklich möchtest, dann können wir was miteinander unternehmen, aber nicht weil du irgendwie ein schlechtes Gewissen oder sowas hast. Mir wäre es egal, wenn du nichts mit mir unternehmen möchtest", Saori betonte bei diesem Satz das "wirklich" vor dem "möchtest". "Ich möchte aber etwas mit dir unternehmen ich hab´s dir doch schon erklärt! Alles was ich dir gesagt hatte habe ich ernst gemeint", wiederholte Naoki sich. "Er scheint es wirklich ernst zu meinen...", dachte Saori sich und begann ihm zu glauben. "Eh..gut...also ich würde gerne etwas mit dir unternehmen", antwortete Saori ihm nun. "Gut", Naoki lächelte zufrieden. "Dann lass uns doch gemeinsam in die Stadt gehen", schlug er vor. "Okay, hört sich gut an. Ich kenne da ein paar gute Läden und Orte an denen was zu essen richtig gut schmeckt", erwähnte Saori. "Freut mich. Ich kenne mich in dieser Stadt nämlich so gut wie garnicht aus und kann es kaum noch erwarten die Stadt zu erkunden".
 

Etwas später ging die Tour durch einen großen Teil der Stadt los. "Hier kenne ich mich am besten aus", ließ Saori Naoki wissen. "Diese Stadt ist wirklich groß. Wahrscheinlich gibt es einige kleinere Bezirke der Stadt, die nicht einmal ich richtig kenne". "Achso? Du lebst aber schon ziemlich lange hier, oder?", wollte Naoki wissen und lief ihr weiterhin hinter her, während er auch noch die schönen Häuser dieser großen Stadt betrachtete. Es war einfach nur erstaunlich. So viele verschiedene Autos fuhren auf der Straße entlang - und dann auch noch von solch bekannten Marken. BMW, Mercedis, Nissan, Toyota und vieles mehr. Es gab so viele Hochhäuser. Es gab Untergrund- und Straßenbahnen. So viele Dinge gab es zu sehen, die Naoki noch nie zuvor gesehen hatte - und das schon am ersten Tag. Sein leben lang hatte er in diesem kleinen Dorf verbracht. Nun war die Zeit gekommen um endlich das wahnsinnig aufregende Stadtleben zu genießen. "Hm..ja ich denke schon", antwortete Saori. Irgendwie wirkte sie ein wenig verunsichert. "Wie lange eigentlich schon? Hast du denn schon mal woanders gewohnt oder lebst du schon dein ganzes leben hier?", war Naokis nächste Frage. "Naja..also..ich weiß nicht....es kann sein, dass sich das jetzt etwas seltsam anhört aber....ich bin mir sicher, dass es eine Zeit gab in der ich nicht hier lebte...ich weiß aber nicht wann es war und wie lange..ich...weiß nicht einmal genau wo es war...schien wohl eine wirklich kurze Zeit geweßen zu sein....jedenfalls lebte ich in dieser Zeit bei meinem Onkel weil-....", plötzlich brach Saori ihren Satz ab. "Weil?", Naoki blickte etwas verwirrt. Auch zeigte sich ein wenig neugier in seinen Augen. "Weil....ach....lass uns über etwas anderes reden, ja?". Anscheinend wollte sie nicht über dieses Thema reden. Woran lag es? Vielleicht hatte sie an ihrem zuvorigen Wonort kein schönes Leben gelebt. Hatte sie eine sehr dramatische Vergangenheit? Die Sache interessierte Naoki, doch er entschied sich dazu nicht weiterhin nach Dingen zu Fragen, die für Saori hätten unangenehm sein können. Ob wohl irgend etwas in ihrer Familie vorgefallen war? Saori hatte gesagt, dass sie bei ihrem Onkel gewohnt hatte. Was war mit Itsuka, Takeo und Yasuo geweßen? Wo hatten sie zu dieser Zeit gelebt? Bestimmt auch bei ihrem Onkel, oder?
 

Saori fühlte sich unwohl. Irgendwie war ihr plötzlich schwindelig. Die Stadt drehte sich. In ihren Ohren rauschte es. Von einer Sekunde auf die Andere wurde ihr wärmer, obwohl der Tag heute doch so bewölkt und windig war. Ihr Kopf fühlte sich leer an, als würde eine große Lücke in ihren Erinnerungen existieren. Sie schwankte leicht. Plötzlich spürte sie halt. "Alles okay Saori?", Naoki hielt sie fest, um einen Gleichgewichtsverlust zu verhindern. "J-Ja...können wir uns vielleicht kurz hinsetzen?". Naoki nickte. "Klar". Er stützte sie und half ihr zur nähsten Bank, auf die sie sich dann setzten. "Besser?", wollte Naoki wissen und blieb nah bei ihr. "Na ja...es geht. Aber ich denke mir geht´s gleich wieder besser, wirklich. Liegt bestimmt am Wetter", vermutete Saori. Einen anderen Grund konnte sie sich nicht vorstellen. Oder hatte es mit der Sache ihrer Vergangenheit zu tun? Vielleicht. Saori hatte sich schon öfter gefragt, warum sie sich nicht an die Zeit, die sie bei ihrem Onkel verbracht hatte, erinnern konnte. Natürlich waren da noch mehrere Bilder in ihrem Kopf geweßen, wie Beispielsweise Erinnerungen an ein großes Fest, zu dem sie mit ihrem Onkel gegangen war. Es war lustig geweßen. Eine schöne Erinnerung, an die sich Saori sehr gerne erinnerte. Trozdem, es war seltsam. Obwohl sie noch viele schöne Erinnerungen an diese Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr genau erinnern wann genau sie dort geweßen war und wie lange. Auch konnte sie sich gar nicht mehr daran erinnern, wo sie diese Zeit verbracht hatte, ja, sie hatte den alten Wohnort ihres Onkels komplett vergessen. Er war wie ausgelöscht, verbannt aus all ihren Gedanken. Wie viele Menschen hatte sie dort getroffen? Hatte sie dort Freunde gefunden? Sie konnte sich nicht erinnern. "Hm..ja, das könnte es sein. Aber vielleicht solltest du doch zum Arzt gehen?", schlug Naoki vor. Er sah aus, als wäre er etwas besorgt um sie geweßen. "Nein..mir geht´s gut, keine Sorge", beruhigte sie ihn und lächelte leicht. Irgendwie gefiehl es ihr, wenn er sich Sorgen um sie machte. "Sicher?", Naoki berührte mit seiner Handfläche Saoris Stirn und danach ihre Wangen. "Du bist aber etwas wärmer...fühlt sich wie leichtes Fieber an". "Es ist nichts. Ich bin mir sicher, dass es gleich wieder weg sein wird". Sie war ziemlich sturr. "Naja gut, wenn du meinst...dann warten wir eben eine Weile hier", meinte er und blickte in den Himmel. Wie lange würde dieser den beiden wohl noch erlauben unter freiem Himmel sitzen zu bleiben? Immer mehr graue Wolken zeigten sich. Es war eindeutig, dass es bald beginnen würde zu regnen - und so wie es aussah nicht gerade wirklich wenig. Auch roch man zwischen dieser Stadtluft einen sanften erdigen Regenduft. Weiterhin zogen die Wolken vorbei und Naoki spürte nach einer Weile einen kalten, nassen Regentropfen auf seinem Gesicht. Es war nur ein kleiner Tropfen geweßen, doch war er ein Anzeichen dafür, dass es bald wohl wirklich zu schütten begann. Mittlerweile sah Saori aber wieder einigermaßen gesund aus. "Ich denke wir können bald weitergehen. Das Restaurant zu dem ich gehen wollte dürfte auch gar nicht mehr allzu weit entfernt sein", meinte Saori. Sie blieb noch einige Minuten sitzen und stand auf. "Wie weit ist es denn noch ungefähr?", wollte Naoki wissen. "Schon noch zwei bis drei Straßen. Aber dann müssten wir wirklich da sein", antwortete Saori. "Na ob wir da wohl trocken ankommen?", fragte Naoki sich in Gedanken. Mittlerweile musste er gar nicht mehr nach oben blicken, um zu schätzen, wann es wohl zu Regnen anfangen würde, denn es hatte schon in ganz leichten Tropfen begonnen. "Scheint so als würden wir nicht trocken ankommen hm?". "Wenn wir uns beeilen vielleicht schon", antwortete Saori. Plötzlich zog Naoki seine Jacke aus und stand nur noch in seinem schwarzen T-Shirt da. "Was machst du da?", fragte Saori etwas verwirrt. "Ich geb dir meine Jacke, falls wir es doch nicht rechtzeitig schaffen sollten, dann bist du nicht so durchnässt. Ich will nicht, dass du dir ein noch schlimmeres Fieber holst", antwortete Naoki lächelnd und gab ihr seine schwarze Jacke mit den weißen Mustern und der weißen Kapuze. "Behalt sie. Wenn du dann krank wirst ist es meine Schuld", meinte Saori. "Ach was. Ich kann einiges weg stecken. Von ´nem bisschen Regen werde ich nicht krank. Aber du bist ja schon leicht erkältet da kann schnell was noch schlimmeres drauß werden". Da Saori seine Jacke nicht freiwillig nehmen wollte, zog er ihr die Jacke über die Schultern. Danach setzte er ihr auch noch die Kapuze auf. "Hey! Du zerstörst meine Frisur!". "Ich denke der Regen würde deine Frisur noch mehr zerstören", meinte Naoki dazu. Die Zeit blieb während dieser Diskussion nicht stehen, sodass beide schnell merkten, dass die sanften Regentropfen häufiger wurden. Jedoch wurden sie nicht nur häufiger, sondern auch noch stärker. "Vielleicht sollten wir jetzt wirklich mal los gehen?". Saori nickte nur und lief auch schon mit eilenden Schritten los. Nachdem sie die erste Straße hinter sich hatten fing es an wie aus Eimern zu schütten.

"Nur noch ein bisschen! Wir sind gleich da!", rief Saori ihm zu während sie gezielt zur nächsten Straße rannte. Naoki eilte ihr hinterher. Stark schnaufend kamen sie dann bei dem Restaurant an. Es war ein wirklich kleines Restaurant, doch schon äußerlich her sah es hübsch aus. Saori und Naoki öffneten die Tür und betraten es. Auch die Inneneinrichtung war sehr ansehnlich. "Glaubst du ich bekomme so einen Sitzplatz?", als Naoki ihr diese Frage stellte sah sie ihn genauer an. Er war komplett durchnässt - von oben bis unten - und tropfte den Boden voll. "Hmm...ich weiß nicht. Du siehst aus wie ein durchnässter Wischmopp...nur ein wenig anders", bei dieser Antwort konnte Saori sich ein schmunzeln nicht verkneifen. "Wow..danke", Naoki grinste und kurze Zeit später fing er an loszulachen. Saori wusste nicht worüber genau er lachte. Vielleicht lachte er über das, was sie gesagt hatte - oder er lachte darüber, dass die beiden sicherlich ziemlich idiotisch ausgesehen hatten während sie so abgehetzt durch die Straßen rannten. Vielleicht lachte er aber auch über beides. Obwohl Saori nicht genau wusste über was er da lachte, musste sie anfangen mitzulachen. Sein lachen wirkte irgendwie ansteckend. "Naja..aber hey...wenigstens sitzt deine Frisur noch einigermaßen...siehst du? Meine Jacke hat dir wohl doch was genutzt", meinte er wobei er immernoch etwas lachte. "Hmm...ja scheint so. Hätte ich sie nicht angehabt würde ich wohl genauso durchnässt aussehen wie du..wobei sie meine Hose ja nicht wirklich geschützt hat". "Naja..kann man wohl nix dran ändern. Jedenfalls bist du im Gegensatz zu mir noch ziemlich trocken geblieben". Lächelnd sah Naoki sie an und plötzlich merkte sie, dass er ein total süßes Lächeln hatte. Es war ein warmes und freundliches Lächeln, ein Lächeln, welches einem gute Laune machte - ein ehrlich gemeintes Lächeln, kein gefälschtes. "Hmm..da hast du wohl recht", sie erwiderte sein lächeln. "Na ja..lass uns mal einen sitz platz suchen....", schlug Naoki vor. "Ich denke ich weiß schon wo wir uns hinsetzen. Ich habe hier einen Lieblingsplatz", antwortete sie. "Achso? Dann setzen wir uns dort hin". Saori lief zu einem der Sitzplätze. Es war einer der Eck-sitzplätze. Einer der Plätze, die eine Sitzbank hatten. Dort standen einige schöne Blumen. Diese Ecke sah sehr gemütlich aus. Eine Kerze stand auf dem Tisch. Die Sitzbank und die Stühle waren aus Holz. Auf ihnen lagen rote Kissen. "Denkst du es geht okay, wenn ich mich so durchnässt setze?", wollte Naoki wissen. "Naja...nach Hause gehen können wir bei dem Wetter nicht und im Restaurant herumstehen wäre auch dumm oder? Ich meine..wir sind Gäste also dürfen wir uns auch hinsetzen. Du kannst ja nichts dafür, dass du so durchnässt bist das war der Regen", antwortete Saori. "Hm..wirst wohl recht haben", ohne weiterhin zu zögern setzte Naoki sich. Saori zog Naokis Jacke aus und hängte sie an die Gaderobe. Dann lief sie wieder zum Sitzplatz zurück. In der Zwischenzeit war die Hälfte von Naokis Gesicht hinter der dunkelgrünen Speisekarte verschwunden. Nach einer Weile klappte er sie zu. Als eine der Mädchen, die für die Bedienung zuständig waren, bemerkte, dass Naoki die Karte zugeklappt hatte lief sie zu dem Tisch. Natürlich fiel beiden auf, dass die junge Frau Naoki etwas seltsam ansah. Aber wer hätte das bei einem komplett durchnässten Kerl nich getan? Jedoch wandt sie nach einer Weile wieder ihren Blick von ihm ab und klickte auf ihren Kugelschreiber. "Ihre Bestellung bitte?". "Ich nehm die Frühlingsrollen", entschied sich Naoki spontan. "Ich nehme Huhn mit Reis und süßsauer Sauce", bestellte Saori. Schnell huschte der Kugelschreiber über das kleine Blatt. "Sonst noch irgend welche Wünsche?". "Ich denke ich nehme noch ein Wasser", meinte Naoki. "Willst du auch was trinken Saori?". "Nein ich nehme nichts", antwortete sie ihm. Die Bedienung klickte erneut auf ihren Kugelschreiber und lief wieder in Richtung Küche. "Ich bin erstaunt, dass du noch ein Wasser bestellst. Normalerweiße müsstest du heute genug von Wasser haben oder?", wieder konnte Saori sich ein grinsen nicht verkneifen. "Du findest das wirklich lustig hm?", wollte Naoki wissen. "Vielleicht?". "Die meisten Leute hier starren mich ziemlich seltsam an..als wäre ich ein Fisch, der aus dem Aquarium geflohen wäre und nun hier herum sitzt..", meinte Naoki dazu und musste kurz selber über diesen Vergleich grinsen. "Nicht schlecht, der Vergleich". "Ich weiß", antwortete er grinsend.
 

Nach einer Weile brachte die Bedienung das Essen. Naoki probierte die frisch riechenden und knusprigen Frühlingsrollen. "Hmm...die schmecken verdammt gut", meinte er erstaunt. "Ich habe ja gesagt, dass das Essen hier gut schmeckt", meinte Saori dazu und aß auch etwas. "Hm ja. Ich hoffe ich kann irgendwann auch mal so gut kochen", meinte Naoki dazu. "Hm?", plötzlich schien Saori etwas überrascht zu sein. "Ja...Nicht viele Leute wissen etwas davon, aber ich habe irgendwann mal vor Koch zu werden. Und nicht irgendwie kleiner Koch....sondern einer, der sein eigenes Restaurant führt....", erzählte Naoki ihr. "Wow..ich wusste nicht, dass er so einen großen Traum hat...", dachte Saori erstaunt und sah ihn an. "Dachte ich mir schon, dass du so guckst. Man denkt wirklich nicht, dass ich Koch werden will, wenn man mich so ansieht..nicht wahr?". "Hmm..", Saori nickte. "Ich hatte wirklich nicht gedacht, dass du Koch werden möchtest...aber ich denke wenn es wirklich dein großer Traum ist kannst du das schaffen". "Wirklich? Du glaubst daran?", vergewiserte Naoki sich. Erneut nickte sie lächelnd. "Wow..danke", plötzlich fing Naoki wieder an zu lächeln. Bildete Saori es sich dieses mal ein, oder war dieses Lächeln noch süßer geweßen, als die zuvorigen? Irgendwie..wirkte es leicht verlegen aber auch irgendwie sehr glücklich - noch fröhlicher als sein gewöhnliches Lächeln. Es schien so, als hätte es ihn wirklich gefreut, dass Saori an ihn und seinen Traum glaubte. "Sagmal...kann ich vielleicht irgendwann etwas probieren, dass du gekocht hast?", wollte sie wissen. "Klar", noch immer hatte Naoki dieses unglaublich süße Lächeln. Es gefiel Saori irgendwie sehr. Bei so einem Lächeln konnte man kaum noch wegsehen. Jedoch schaffte sie es dann doch ihren Blick wieder abzuwenden. Sie blickte in Richtung Fenster. Draußen regnete es noch immer stark. "Sieht nicht so aus, als würde es so schnell nachlassen". "Dann werden wir wohl noch eine weile hier bleiben müssen", meinte Naoki dazu und aß weiter. Saori fiel auf, dass er langsam wieder trockener wurde. Seine gestylten Haare waren nun allerdings komplett im Eimer. Sie waren nun total durcheinander und noch immer nicht ganz trocken. Wenigstens hatte er aufgehört den ganzen Boden vollzutropfen. "Bist du dir eigentlich sicher, dass du dich so nicht erkälten wirst?", wollte sie wissen. Naoki nickte. "Wie gesagt ich kann so einiges wegstecken. So schnell werde ich nicht krank". "Wie du meinst", Saori zuckte mit den Schultern. "Aber ist dir nicht kalt?". "Nicht wirklich. Hier drinnen ist es ja angenehm warm", antwortete er. "Dann ist ja gut". Nach einer Weile hatten beide ihre Teller leer. "Sicher, dass du nicht doch was trinken möchtest?", vergewiserte Naoki sich. Saori schüttelte den Kopf. "Ich möchte nichts. Ich habe wirklich keinen Durst". "Zumindest nicht...auf die Getränke, die in diesem Restaurant angeboten werden..", dachte sie sich. Sie seufzte kurz. "Hm..okay". Naoki leerte sein Glas Wasser und bezahlte die Rechnung komplett. "Äh..danke, dass du meinen Teil auch noch bezahlt hast, Naoki", bedankte Saori sich etwas überrascht. "Nichts zu danken", auch Naoki lächelte. Erneut blickte Saori nach einer Weile aus dem Fenster. Noch immer war der Himmel bewölkt, doch der Regen hatte so gut wie komplett aufgehört. "Gehen wir?", fragte Naoki sie. Saori nickte. Naoki stand auf und verließ das Restaurant. Saori folgte ihm. Ein kurzer blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits fast 18 uhr geworden war. "Soll ich dich nach Hause bringen?". "Hm...wenn es dir nichts ausmacht". Naoki grinste und antwortete: "Natürlich macht es mir nichts aus..ich meine ich wohne direkt neben dir und selbst wenn ich nicht direkt neben dir wohnen würde, würde es mir nichts ausmachen dich mit nach hause zu begleiten". "Gut, dann komm". Gemeinsam gingen sie den Heimweg und kamen nach ungefähr einer halben Stunde auch schon an.
 

"Danke, dass du den heutigen Tag mit mir verbracht hast. War ganz lustig", bedankte sich Naoki und lächelte sie wieder einmal freundlich an. "Nichts zu danken. Mir hat es auch spaß gemacht". "Naja..dann sehen wir uns morgen in der Schule wieder..falls du dich nicht noch mehr erkältest", meinte Naoki. "Geh früher ins Bett damit dein Fieber nicht schlimmer wird". "Hm...mal gucken", antwortete Saori. "Also bis morgen", verabschiedete Naoki sich und ging rüber zu seinem Haus. "Bis morgen", Saori winkte ihm und öffnete dann ihre Haustür. Sie lief die Treppen hoch und ging in ihr Zimmer, wo sie sich dann in ihr Bett legte. Dann dachte sie eine Weile nach. Über den Tag, die Zeit, die sie damals bei ihrem Onkel verbacht hatte, Naoki und sein lächeln. Wenn sie genauer darüber nachdachte fiel ihr wirklich immer wieder auf, dass es wirklich eines der schönsten Lächeln überhaupt war. Außerdem war er so fürsorglich, so anders, als gewöhnliche Jungs, ja, irgendwie besonders. Es gab Saori ein schönes Gefühl, wenn sie darüber nachdachte wie sehr er sich heute um sie gekümmert hatte. Ein warmes, kribbelndes Gefühl in ihrem Bauch. "Pass auf, dass dein Fieber nicht noch schlimmer wird", erinnerte Saori sich an einen der Sätze, die Naoki gesagt hatte. Doch...vielleicht war es schon zu spät. Vielleicht hatte Saori schon ein lange anhaltendes, nicht wirklich leicht heilbares Fieber abbekommen...Liebesfieber.

Strafe

Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint. Keine einzige Wolke am Himmel. Er sitzt auf einer Blumenwiese, alleine. Zumindest denkt er, dass er alleine ist. Plötzlich fallen weiße Flocken vom Himmel, nein, jemand wirft etwas auf ihn. Naoki blickt nach oben und sieht eine blasse Hand, welche Samen einer Pusteblume über ihn streut. "Hey!", sofort steht er auf. Er dreht sich um und blickt das Mädchen an, welches amüsiert grinst. Sie ist nicht alleine. Sie hat noch ein weiteres Mädchen mitgebracht, doch egal wie sehr Naoki sich bemüht, er sieht sie nicht genau, obwohl sie doch direkt vor ihm stehen. Die eine hatte weißes Haar, welches im Sonnenlicht leicht silbern strahlte. Sie trug eine rote Schleife im Haar. Ihr Gesicht jedoch war kaum richtig zu erkennen. Schnell pflückt er ein paar Pusteblumen und rächt sich, indem er das eine Mädchen mit ihnen bewirft. Sie lacht. Nach einer Weile sind alle drei von oben bis unten mit den weißen fluffeligen Pusteblumensamen bedeckt. Alle lachen und haben eine schöne Zeit gemeinsam. "Naoki..hast du spaß?", bevor er dem schwarzhaarigen Mädchen antworten kann verschwindet alles in seinem Blickfeld. Alles wird schwarz um ihn herum. Die schöne Atmosphäre und das warme, wohle Gefühl verschwinden. Es wird kalt und dunkell. Er findet sich an einem anderen Ort wieder. Er Blickt zu der Frau, welche mit starrem Blick am Boden liegt. "Blut...hat eine sehr schöne Farbe..findest du nicht auch?", er hört ihre Stimme. Die Stimme des Mädchens mit dem weißen Kleid. Die Farbe, die einst so rein geweßen war, hatte sich nun mit roten Blutflecken vermischt. Ihre Augen leuchten rot. Es macht ihm Angst. Naoki hat angst vor ihr obwohl er nicht einmal richtig erkennen kann vor was er angst hat. Seine Beine zittern. Er kann sich nicht bewegen obwohl er wegrennen will. Er bekommt keinen Ton rauß, ist starr wie eine Statue. Ihre leuchtend roten Augen starren ihn an. Blut läuft von ihrem Mund auf ihren Hals herab. Sie grinst finster und zeigt ihre Zähne...

Naoki schreckte auf. Sein Herz schlug wie wild. Wieder lief ihm der Schweiß von der Stirn. Schnell sah er sich um und seufzte erleichtert, als er merkte, dass er sich in seinem Zimmer befand. Was war das nur für ein seltsamer Traum, der Naoki schon richtig heimsuchte? Es ließ ihm keine ruhe. Heute war es noch schlimmer geweßen. Heute hatte das Mädchen mit ihm geredet. Sie hatte ihm in die Augen gesehen. Er hatte ihre roten Augen gesehen. Noch immer hatte er dieses Bild in seinem Kopf: Das Mädchen mit den leuchtend roten Augen und dem blutverschmierten Mund. Dieses Bild ließ ihn Gänsehaut bekommen. Wie alt war sie? Er konnte es nicht wirklich schätzen, da er sie nie genau erkennen konnte. Wie viel Uhr war es überhaupt? Ein klick auf den Digitalen Wecker ließ die Zahlen hell aufleuchten: 6.50 Uhr. In zehn Minuten würde der Wecker klingeln, also entschied sich Naoki ihn auszustellen und schon jetzt aufzustehen, da er nun sowieso nicht mehr schlafen konnte.
 

"Nur noch ein paar Minuten...bitte...", grummelte Saori, während ihr Wecker gnadenlos weiter klingelte. Dabei hatte sie doch gerade eben so schön geschlafen und lag so bequem. "Na los Saori! Steh auf!". Plötzlich wurde es um einiges heller im Zimmer. Jemand hatte die Vorhänge vom Fenster weg gezogen. Langsam öffnete Saori ihre Augen leicht und blickte in Richtung Fenster. Das helle Tageslicht blendete sie. "Itsuka? Was soll das?", wollte Saori wissen, wobei sie sich nicht wirklich freundlich anhörte. Es war eher das Gegenteil - sie hörte sich ziemlich genervt an. "Na ja...ich war heute ziemlich früh wach und mir war langweilig so ganz alleine. Takeo will ich nicht wecken der meckert dann immer so rum und bei Yasuo kann man das eh vergessen, dass der mal früh aufsteht", erklärte Itsuka. "Ach...wo wir´s grad von Yasuo haben...ich denke ich werde heute beim Frühstück warten, bis er wach ist". "Wieso?". "Naja ich muss ihn noch was Fragen", antwortete Saori. "Hm? Was denn?". "Na ja...hast du die gestrige Schlägerei nicht mitbekommen?", wollte Saori wissen. "Schlägerei?", es schien wohl nicht so, als hätte sie etwas davon gewusst. "Kenta hat Yasuo provoziert und..dann wurde eine Schlägerei darauß", erzählte Saori und seufzte. "Natürlich hat einer der Lehrer die beiden erwischt und...ich will wissen ob Yasuo eine große Strafe abbekommen hat....obwohl es einfach nicht fair ist! Er hat keine Strafe verdient er wollte die Sache mit Worten lösen!". "Achso..ich dachte mir ja schon, dass dieser Kenta nicht so ein lieber Kerl ist", meinte Itsuka dazu. Auch sie war nicht wirklich begeistert darüber so etwas zu hören. Sie war verärgert darüber zu hören, dass jemand Yasuos guten Ruf beschmutzte. "Ich denke ich werde heute auch warten", fügte sie hinzu. "Los zieh dir deine Schuluniform an", meinte Itsuka und veließ dann das Zimmer.
 

Itsuka lief ins Badezimmer, um sich zu schminken und danach ihre Haare zu stylen. Sie zog den schwarzen Kayal um ihre wunderschönen türkis grünen Augen. Auf ihre Augenlieder trug sie einen sehr sanften, blauen Lidschatten auf. Ihre Lippen betonte sie mit frablosem Lipgloss, der für leichten Glanz auf ihren Lippen sorgte. Danach kämmte und glättete sie ihr silberweißes Haar, um es danach etwas aufzustylen. Danach lief sie in die Küche und wartete auf Saori.

Inzwischen hatte Saori sich ihre Schuluniform angezogen. Auch sie ging ins Badezimmer um sich etwas zu stylen. Nachdem sie dies getan hatte ging sie ebenfalls in die Küche. Während ihre Schwester damit beschäftigt war, auf ihrem Handy herum zu tippen, machte Saori sich ans Frühstück. Sie war nicht sauer darüber, dass sie das Frühstück alleine machen musste - im Gegenteil: Sie war erleichtert darüber geweßen, dass Itsuka es dieses mal nicht schon wieder alleine versucht hatte. Immer, wenn Itsuka versuchte etwas zu machen, was mit Kochen zu tun hatte, ging irgend etwas kaputt. Im schlimmsten Falle ging sogar etwas in die Luft oder es kam zu einem kleinen Brand, weil Itsuka das Essen in der Pfanne vergessen hatte. Ihre Hände waren einfach nicht zum Kochen geeignet. Jedes Gerät, welches von ihr zum Kochen genutzt wurde, war eigentlich schon zum Scheitern verurteilt und endete mit einem dramatischen Schicksal. Saori holte alles aus dem Kühlschrank, was sie benötigte um das heutige Frühstück zu machen: Fisch, Reis, verschiedene Gemüsesorten und die nötigen Nahrungsmittel um eine Misosuppe zu kochen. Auch kochte sie grünen Tee. Danach schnitt sie Gurken und Karotten in kleine Stückchen, um darauß eingelegtes Gemüse zu machen. Sie kochte den Reis in einem Reiskocher. Kurz nahm sie sich die Zeit um den Tisch zu decken. Danach stellte sie geräucherten Lachs auf den Tisch. Direkt daneben stellte sie das eingelegte Gemüse. Danach kochte sie Dashi für eine Misosuppe. Sie würzte sie mit einigen Gewürzen und warf noch etwas Tofu hinein. Zu guter letzt fügte sie das Miso dazu. Nachdem der Reis fertig gekocht war schaltete sie den Reiskocher aus und stellte diesen auf den Tisch. Auch die restlichen gekochten Sachen und den grünen Tee stellte sie auf den Tisch. "Hey..Itsuka was machst du da eigentilch?", wollte sie nun langsam wissen, da Itsuka sehr interresiert auf ihr Handy starrte und noch immer tippte. "Ich spiele", ließ Itsuka sie wissen und blickte dabei nicht von ihrem Handy weg. "Und was?", war ihre nächste Frage. "Irgend ein Spiel halt". Wie informativ Itsuka heute doch wieder war. Neugierig blickte Saori auf den Bildschirm des neumodernen Handys. Saori kannte dieses Spiel. Es war das Spiel mit den vielen verschieden farbenen Kugeln, auf die man weitere Kugeln der gleichen Farbe schießen musste. Ab drei aneinander gereihten Kugeln derselben Farbe verschwanden die drei Kugeln. Ziel dieses Spiels war es also, die Kugeln farbig zuzuordnen, damit sie verschwanden und nicht mehr wurden. Waren die Kugeln so viele geworden, dass sie am Ende des Bildschirms angekommen waren, war das Spiel zu ende. Ja, man war dann Game Over. Eigentlich war dieses Spiel ganz lustig. Wenn einem mal wirklich langweilig war, war es auf jedenfall ein guter Zeitvertreib. Saori setzte sich an den Tisch und nahm sich etwas zu essen. Danach schenkte sie sich den grünen Tee ein. Er roch sehr angenehm. "Hol dir den Rest, den du noch brauchst aus dem Kühlschrank, falls du noch irgend etwas extra dazu haben möchtest", meinte Saori zu ihrer Schwester. "Ich brauche nichts extra". Itsuka steckte endlich ihr Handy zurück in ihre Jackentasche.
 

Nachdem die beiden schon fast mit ihrem Frühstück fertig waren, betrat jemand das Zimmer. "Morgen. Ihr seid heute aber schon ziemlich früh am Frühstücken". Takeo gähnte und setzte sich zu den beiden. "Jap. Itsuka war heute ziemlich früh wach und war der Meinung, dass sie mich auch wecken müsste", erzählte Saori ihm. "Achso". Schon nach kürzester Zeit kam nun auch die größte Schlafmütze von allen in die Küche: Yasuo. Er war gerade dabei sich sein weißes Schulhemd zuzuknöpfen. Seine Haare waren noch total durcheinander. "Yasuo! Ich muss mit dir reden", meinte Saori sofort, als er ins Zimmer kam. "Ach? Mit was willst du meine Laune schon so früh am morgen verderben?". "Ich wollte dich fragen, ob du ärger wegen dieser Schlägerei bekommen hast". "Schlägerei?", auch Takeo schien nicht viel davon mitbekommen zu haben. "Hm...", Yasuo zuckte mit den Schulten und blickte in Richtung Wand. Man sah es ihm an, dass er dieses Thema wirklich nicht mochte und ihn die ganze Sache ein wenig belastete. Er war nun mal kein Schläger-Typ. Vielleicht kam er manchmal durch seine coole Fassade so rüber, aber in Wirklichkeit war er friedlich. Er seufzte und fing an zu erzählen: "Na ja...ich habe eine Mitteilung nach Hause geschickt bekommen und natürlich wurden unsere Eltern sofort darüber informiert was ich getan habe. Außerdem haben mich einige Lehrer angemault. Sie meinten sowas wie 'denk ja nicht, dass du dich jetzt so aufführen kannst nur weil du jetzt der Schulsprecher bist! Auch für den Schulsprecher gelten die Schulregeln, die für jeden anderen Schüler auch gelten!' und 'wenn du weiterhin so negativ auffällst müssen wir dich von deinem Dienst als Schulsprecher für eine Weile suspendieren!' ". "Wie gemein!", schimpfte Saori. Es war einfach nicht fair geweßen, dass Yasuo sich solche Dinge anhören musste, nur wegen diesem arroganten und streitsüchtigen Kenta. "Aber du hast doch nichts falsches getan! Was du getan hast war Notwehr weil der dumme Sturrkopf ja nicht aufgehört hat dich anzugreifen!", meckerte Saori weiter. "Hast du den Lehrern denn nicht die Wahrheit erzählt!?". "Doch habe ich. Aber mir glauben die ja nicht. Allerdings haben sie auch Kentas Story nicht abgekauft. Sie haben gemeint, dass wir beide gleich schuld daran wären", antwortete Yasuo und schnappte sich ein Stückchen eingelegte Gurke, welches er dann aß. Saori schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Neue machte nur Probleme. Sollte er doch wieder dort hin zurück gehen wo er auch hergekommen war! Hier brauchte ihn Saoris Meinung nach keiner. "Das kriegt er noch zurück!", dachte Saori sich. Sie wusste noch nicht wie, aber sie hatte wirklich vor es ihm heimzuzahlen. Irgendeinen Weg musste es doch geben ihm klar zu machen, dass nicht jeder nach seiner Pfeife tanzte. Saori hatte vor es ihm bald klar zu machen, ja, schon sehr bald.
 

"Kageri! Jetzt trödel doch nicht immer so rum!", Kyouko seufzte. "T-Tut mir Leid!", entschuldigte Kageri sich und eilte mit ihrem Rucksack zur Eingangstür des Hauses, wo Kyouko schon ungeduldig auf sie wartete. "Da wir zur Schule laufen wird es noch ´ne Weile dauern, bis wir ankommen also wenn du weiter so rumtrödelst kommen wir zu spät!". "I-Ist ja gut bin ja schon fertig!". Kageri verließ das Haus mit ihr. Gemeinsam machten sie sich auf den Schulweg. "Na? Was hast du heute so vor, Kageri?", wollte Kyouko wissen, während beide auf dem Weg waren. "Eh? Nichts..", antwortete sie. "Wie langweilig! Versuch doch was mit Yasuo auszumachen oder so!", schlug Kyouko ihr vor. "W-Was??", sofort erötete Kageri wieder etwas. "I-Ich kann nicht..". "Warum nicht?". "Naja weil...weil ich ihn doch gar nicht kenne...und dann wäre es doch irgendwie blöd wenn ich ihn jetzt frage ob er was mit einer halbfremden unternimmt...", meinte Kageri. "Du bist keine Halbfremde. Du bist seine Nachbarin und er hat dich ja auch schonmal nach Hause gefahren". "J-Ja aber...trozdem....ich würde mich dabei total blöd fühlen ihn einfach zu fragen...". "Dann besuch einfach mal alle", schlug Kyouko vor. "Eh?". "Mensch! Kageri! Du sollst einfach mal nach neben an gehen und ihnen einen spontanen Besuch abstatten! Was ist daran nicht zu verstehen?", meinte Kyouko mit leicht genervtem Ton in ihrer Stimme und verdrehte ihre Augen. "J-Ja aber..was soll ich denn dort? Alleine trau ich mich nicht..". "Du verstehst dich doch gut mit Saori..also frag sie ob du heute mit ihr was unternehmen kannst oder ob du sie heute besuchen kommen kannst und dann unterhällst du dich einfach auch noch ein wenig mit Yasuo, ja? Es wird langsam Zeit, dass du auch mal was alleine schaffst. Du musst endlich mal ein wenig mehr Selbstvertrauen bekommen", meinte Kyouko, "außerdem tut es dir bestimmt mal gut, wenn du aus dem Haus kommst. Seit wir hier her gezogen sind sitzt du nur im Haus herum....die einzige ausnahme bei der du mal herauß gehst ist, wenn wir gemeinsam einen Familienausflug machen oder gemeinsam nach drüben zu den Nachbarn gehen. Warum versuchst du es nicht einfach mal alleine? Glaub mir, Kageri, so schlimm, wie du es dir vorstellst ist es nicht. Es ist einfach etwas alleine zu tun. Werde einfach nur ein klein wenig mehr Selbstständig". Vielleicht hatte Kyouko ja recht? Vielleicht sollte Kageri es einfach mal alleine versuchen. Endlich einmal den Mut fassen nicht "Ich trau mich alleine nicht" zu sagen. "N-Na ja...ich...ich denke ich kann es versuchen...", antwortete Kageri leise. "Sehr gut!", Kyouko lächelte zufrieden. "Und am Abend, wenn du wieder nach Hause kommst, erzählst du mir alles was so passiert ist und wie du es fandest einmal etwas alleine zu schaffen!". Etwas verlegen und unsicher nickte Kageri. Sie blickte in Kyoukos zufrieden lächelndes Gesicht und ihre fröhlichen hellgrünen Augen. "Ach..wie viel Uhr haben wir jetzt eigentlich?", fiel ihr ein. "Moment...", Kyouko blickte auf ihr Handy. Plötzlich wirkte ihr Gesicht erschrocken. 8.07 Uhr! Ich komme schon wieder zu spät!!". "W-Was!?", auch Kageri erschrak. Sie war bisher noch nie zu spät gekommen und hatte es so schnell auch nicht vor gehabt. "Beeilen wir uns lieber!", rief sie etwas panisch und rannte auch schon los. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn sie zu spät kam. Es war peinlich. Immer dieses anklopfen an die Tür und dann, wenn man reinkommt, starren alle einen an und dann muss man sich vor allen für die Verspätung entschuldigen.
 

Noch immer blickte Kyouko auf ihr Handy. "Beeilen wir uns lieber!", hörte sie ihre ältere Schwester rufen. Gerade, als sie wieder ihren Kopf hob, sah sie wie Kageri schon vor rannte. Dann, plötzlich, war Kyouko geschockt. "Kageri! Pass doch auf!", rief sie ihrer Schwester zu und ließ vor Panik ihr Handy fallen. Danach hörte man ein lautes quietschendes Geräusch, welches von den Reifen verursacht wurde....
 

Kageri erschrak und blieb stehen, als sie ihre Schwester so laut schreien hörte. Danach geschah alles in Sekundenschnelle. Quietschende Geräusche. Das Auto, welches Kageri zuvor gar nicht bemerkt hatte. Sie zuckte zusammen und schloss panisch ihre Augen. Wieder hatte sie nicht aufgepasst, was dieses mal wirklich gefährlich für sie geworden war. Doch obwohl sie dieses laute Geräusch gehört hatte, welches die Reifen von sich gegeben hatten während sie heftig abgebremst hatten, geschah danach erst einmal für einige Sekunden nichts mehr. Kurze Zeit später hörte man ein knallen. Wurde eine Tür geschlossen? Langsam öffnete Kageri wieder die Augen. Ehe sie diese komplett geöffnet hatte, wurde sie schon am Arm gepackt. "Spinnst du eigentlich!? Willst du das ich dich umbringe oder was? Dieses mal war es wirklich gefährlich!". Kageri glaubte ihren Augen kaum. Schonwieder Yasuo!? Er sah sauer aus. Sofort erötete Kageri wieder. Ihr Herz fing an zu rasen, so wie immer, wenn er mit ihr sprach...was meistens aber eigentlich auch nur dann war, wenn Kageri sich wieder einmal vor ihm blamiert hatte. "T-Tut mir Leid....", entschuldigte Kageri sich leise. "Ach..und wenn ich jetzt nicht mehr rechtzeitig gebremst hätte..könntest du dich dann immer noch entschuldigen?", sein Blick wirkte ernst. "Pass einfach besser auf deine Umgebung auf...äh...". "K-Kageri...Kageri Shinsui", wiederholte sie ihren Namen. Hatte er ihn schon wieder vergessen? "Ach so ja", anscheinend hatte er ihren Namen wirklich vergessen. Wahrscheinlich war es ihm auch gar nicht so wichtig, dass er ihren Namen kannte. Sie war ja sowieso nur ein unwichtiges Mädchen. "Jedenfalls..pass einfach besser auf", wiederholte er sich und stieg wieder zurück in sein Auto. Mitten vor dem Eingang konnte er es ja so nicht stehen lassen. Kageri nickte leicht und eilte danach in die Schule. Aber..moment. Yasuo war heute auch spät dran, oder? Immerhin war es nun schon 8.13 Uhr geweßen. Yasuo war 13 Minuten zu spät, genauso wie sie und Kyouko auch. Warum er wohl zu spät war? "Kageri! Warte doch mal, nicht so schnell!", rief Kyouko, die sie nun eingeholt hatte. "Nicht so schnell? Wir müssen uns aber beeilen! Wir sind eh schon total spät dran!", meinte Kageri nervös. "Naja stimmt...also gut, dann reden wir in der Pause miteinander!", nachdem Kyouko das gesagt hatte verschwand sie in den Schulgang. Kageri seufzte leise und rannte dann in den ersten Gang. Danach rannte sie die Treppe hinauf und bog links ab. Endlich kam sie bei der Tür mit dem Schild "B12" an. Nun kam die unangenehmste Sache: Das Anklopfen und Entschuldigen für die Verspätung. Zittrig hob Kageri ihre Hand und klopfte leise an die Tür. Danach öffnete sie diese. "E-Entschuldigung für die Verspätung!", entschuldigte sie sich, als sie das Klassenzimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. "Ach, das macht nichts. Kann jedem mal passieren. Setz dich", antwortete die Lehrerin ihr lächelnd. Kageri nickte und eilte auch schon zu ihrem Sitzplatz. Sie stellte ihren Rucksack auf den mit einigen Papierkügelchen voll liegenden Fußboden ab. Einige aus dieser Klasse waren wirklich unordentlich, das konnte man diesem Boden wirklich ansehen. "Machen wir mit Geschichte weiter", die Lehrerin führte den Unterricht fort.
 

Schlecht gelaunt, wie fast immer, saß Kenta auf seinem Stuhl. Den Kopf hatte er auf eine Hand abgestützt. Sein Blick war starr an die grüne Tafel gerichtet, auf die wieder einmal irgendwelche Zahlen geschrieben wurde. Was darauf geschrieben wurde interessierte ihn nicht. Er brauchte nur einen Punkt, auf den er seinen bösen Blick fixieren konnte. Gerade in diesem Moment klopfte es dann an der Tür. "Herein?", der Lehrer und auch so ziemlich alle Schüler blickten in Richtung Tür. Auch Kenta fixierte seinen Blick langsam auf die Tür, welche direkt danach auch schon geöffnet wurde. "Sorry. Bin etwas spät", entschuldigte Yasuo sich und lief zu seinem Sitzplatz. "Was sonst? Der Klassensprecher kann sich ja alles erlauben, was? Er erlaubt es sich ja auch unschuldige Schüler beinahe zu erwürgen", rief Kenta ihm einfach ganz frech zu. Yasuo seufzte genervt und setzte sich stumm. Wieder fing das geflüstere in der Klasse an. Saori blickte unglaublich wütend zu Kenta. Noch immer versuchte dieses hinterhältige Arschloch die ganze Schuld auf Yasuo zu schieben, dabei hatte er doch angefangen! Es ärgerte sie und brachte sie innerlich zum kochen, dass die Lehrer ihrem unschuldigen Bruder nicht glauben wollten. "Kenta! Fang nicht schonwieder damit an! Ihr wart beide an dieser Sache Schuld und da sie geklärt wurde gibt es keinen Grund mehr weiterhin darüber zu streiten! Benehm dich nicht wie im Kindergarten!", schimpfte der Lehrer ihn an. "Jaja", grummelte Kenta genervt. Trozdem, nun, da sie wieder auf dieses Thema gekommen waren, dachte Kenta wieder darüber nach. Es war ihm noch immer nicht klar wie dieser ätzende Yasuo seinen präzisen Angriffen so leicht und ohne jegliche mühe ausweichen konnte. Es war ihm ein Rätsel. Und dann war da ja auch noch diese Schnelligkeit geweßen. Obwohl Kenta sich bei einer Schlägerei immer auf die Angriffe des Feindses konzentriert hatte und es so gut wie immer schaffte auszuweichen, hatte er Yasuos angriff so gut wie gar nicht erkennen können. Es war irgendwie zu schnell geweßen um auszuweichen. War das irgendein billiger Trick geweßen? Was auch immer es war, beim nächsten Mal würde Kenta nicht mehr darauf reinfallen. Er würde sich für diese Niederlage schon noch rächen, wenn dieser Idiot namens Yasuo wieder zu nervig und frech wurde.
 

Wütend blickte Saori auf die silberne, runde Uhr, welche an der vorderen Wand hing. Noch immer waren es 30 Minuten bis zur Pause. Hoffentlich würde die Zeit schnell genug vergehen, sonst würde sie ihm vor allen Schülern in der Klasse in die Fresse schlagen müssen. Dieser arrogante Kotzbrocken regte sie unglaublich auf. Schon lange hatte es niemanden mehr gegeben, der sie so genervt hatte. Kurz drehte sie sich zu ihm um und blickte ihn an. Seltsamerweiße hatte er in diesem moment gar nicht seinen arroganten, fast emotionslosen Blick, den er doch sonst immer drauf hatte. Nein, dieses mal schien sein Blick konzentriert, doch diese Konzentration war eindeutig nicht dem Unterricht gewidmet, sondern seinem Block. War es ein Notizblock? Wenn ja, dann war so ein Block keine gute Wahl für Notizen. Er war weder karriert noch liniert. Einfach nur ein Block mit leeren, weißen Blättern. Doch, moment, er nutzte ihn nicht für Notizen. Er....zeichnete? Ja, er schien wirklich etwas zu zeichnen oder war es einfach nur Kritzelei aus langweile? Für Kritzelei aus langweile war er aber viel zu konzentriert geweßen. Ab und zu blickte er auch mal aus dem Fenster und schien Saoris Blick, der leicht neugierig auf ihn gerichtet war, gar nicht zu bemerken. "Saori?", eine Stimme zwang Saori sofort wieder nach vorne zu blicken. "Könntest du dich bitte auf den Unterricht konzentrieren, anstatt mit Kenta zu plaudern?", wollte der Lehrer wissen. "Äh..ja, tut mir leid", entschuldigte Saori sich und blickte wieder nach vorne. "In der Pause habt ihr schon noch genug Zeit um ein Gespräch zu führen", fügte der Lehrer hinzu. "Um ein Gespräch zu führen, hm? Vielleicht. Aber es wird kein sehr freundliches Gespräch werden..", dachte Saori sich und als sie wieder darüber nachdachte, woran Kenta Schuld geweßen war, stieg in ihr erneut die Wut auf...

Die Liebe nimmt ihren Lauf

"Wie will sie eigentlich in der Pause mit mir reden, wenn sie doch gar nicht weiß wo ich mich während der Pause aufhalte?", fragte Kageri sich selbst in Gedanken. "Vielleicht hätten wir einen Treffpunkt oder sowas ausmachen sollen...obwohl ich sowieso nicht weiß, worüber ich mit Kyouko so dringend reden müsste". Kageri entschied sich einfach am Eingang des Pausenhofes zu warten. Vielleicht hatte sie ja Glück und würde Kyouko entdecken, wie sie in den Pausenhof lief. Wenn sie Pech hatte würde Kyouko wohl die Pause in der Mensa verbringen. Kageri wartete eine Weile und hatte sogar Glück. "Kageri! Komm!", während Kyouko an ihr vorbei lief zog sie ihre Schwester mit sich. Sie zog sie so lange durch den Pausenhof, bis sie einen Platz fanden, der etwas ruhiger war und an dem weniger Schüler waren. "Also..du weißt doch bestimmt warum ich mit dir reden möchte?". "Ehrlich gesagt...nicht wirklich", antwortete Kageri leise. "Mensch, Kageri! Es geht um die Sache heute früh!", meckerte Kyouko sofort. "Wegen dir hätte ich beinahe einen Herzinfakt gehabt! Du musst wirklich mal besser aufpassen Kageri...deine Dusseligkeit bringt dich noch um". Kageri seufzte leise. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken. Nochnie in ihrem Leben hatte sie in einem solch kurzen Moment so starke Angst gespührt. Angst davor, dass gleich alles vorbei sein könnte. Das nichts passiert war hatte sie wohl wirklich Yasuos guten Reflexen zu verdanken. Ja, Yasuo. Bei dieser Person fühlte sich Kageri immer seltsam. Er war immer in der Nähe, wenn Kageri sich blamierte, wirklich immer! "J-ja..vielleicht hast du recht...tut mir Leid ich..werde besser aufpassen", antwortete Kageri. "Gut! Aber..wie auch immer..irgendwie hat es auch seine Vorteile, oder?". "Vorteile? Wo siehst du daran Vorteile über alles und jeden drüber zu stolpern?", wollte Kageri wissen und verstand in diesem Moment wirklich nicht was Kyouko meinte. Kyouko lächelte. "Nun..du kommst Yasuo irgendwie näher oder? Auch wenn es nur ein winziges Stückchen ist. Es ist ein Grund wegen dem ihr öfters in Gespräche kommt. Egal ob du ihn anrempelst oder vor sein Auto läufst..auch wenn ich letzteres wirklich nicht so super fand", erklärte Kyouko. "I-Ich komme ihm nicht näher...er denkt dadurch nur ich bin zu dumm um auf mich selbst aufzupassen..", murmelte Kageri leicht errötet. Kyouko seufzte. "War klar, dass du wiedermal das negativste vermutest. Aber hey! Kageri es gibt Kerle die finden Dusseligkeit ganz niedlich!". "Und du denkst, dass ausgerechnet Yasuo so einer sein könnte? Ich weiß ja nicht...es kommt mir nicht so vor, als wäre er an kleinen, süßen Mädchen interessiert..", meinte Kageri verunsichert. "Kannst du nicht wissen. Vielleicht hast du dieses mal glück und er mag niedliche Mädchen", versuchte Kyouko sie zu ermutigen. "Aber um das herauszufinden musst du ihm irgendwie näher kommen und deswegen habe ich dir vorgeschlagen Saori zu fragen ob du heute mal vorbei kommen darfst!". Schien so, als hätte Kyouko vor Kageri und Yasuo zu verkuppeln. "Na ja...ich denke ich...ich werde Saori mal fragen..aber ich weiß nicht ob ich mit Yasuo reden werde..". "Versuch es einfach", meinte Kyouko dazu. Kageri nickte.
 

Wieder einmal saß Kenta alleine in der Mensa. Dieses mal hatte er niemanden zum vordrängeln gebraucht. Er war pünkltich genug da geweßen um sich etwas selbst zu kaufen. Nun saß er am Tisch und aß etwas Sushi. Auf einmal unterbrach jemand seine ruhe: "S-Shinsui?". Er blickte nach oben und sah in das schöne Gesicht Ayakas. Sie hielt ein Bento in ihrer Hand. "Ach...It-...", gerade, als er ihren Nachnamen komplett aussprechen wollte, erinnerte er sich daran, dass er sie gefragt hatte, ob er sie mit dem Vornamen ansprechen könne und er erinnerte sich auch wieder an den Grund. Wieder fühlte er sich unwohl..da..war sogar ein leichtes stechen in seinem Herz. "Ayaka..was ist?", wollte er wissen und zwang sich zu einem lächeln. "Darf ich..mich vielleicht zu dir setzen?", fragte sie leise und wurde etwas röter. "Klar", noch immer lächelte Kenta. "Ach übrigends..hatte ich dir nicht erlaubt mich mit meinem Vornamen anzusprechen?". "Äh..d-doch...nur....es fühlt sich irgendwie seltsam an..als würden wir uns schon länger kennen und..als wäre ich schon richtig gut mit dir befreundet..", meinte Ayaka, wobei sie verlegen zu Boden blickte. "Na ja...vielleicht sind wir nicht super gut befreundet...aber Freunde sind wir doch..oder?". Plötzlich schien Ayaka überrascht, doch dieser überraschte Blick wechselte von einer Sekunde zur anderen zu einem unglaublich glücklichen lächeln. "A-Also wenn du das meinst..d-dann sind wir das wohl!", antwortete sie fröhlich. Ihre schönen Augen strahlten. Kenta lächelte. "Na dann ist ja gut. Übrigends...wusstest du, dass du ein verdammt hübsches Lächeln hast?". "Äh...d-danke", bedankte Ayaka sich und setzte sich nun zu ihm. "Nichts zu danken". Gemeinsam aßen die beiden weiter. "Shin-.....K-Kenta?". "Hm?", Kenta blickte ihr mit einem charmanten und warmherzigen Lächeln direkt in die Augen. "A-Also..ich..wollte Fragen ob das wirklich stimmt also..diese Sache mit der Schlägerei zwischen dir und..Kireda Yasuo. Ich war an dem Tag nicht in der Schule geweßen und fast jeder spricht über diese Sache..". Kenta seufzte und blickte leicht zur Seite. Wieder einmal veränderte er spielerisch seinen Blick, sodass es aussah, als würde er leicht deprimiert sein. Als würde er sich in diesem Moment sehr unwohl fühlen. "Es..stimmt, leider. Irgendwie kamen wir in einen Streit..ich weiß auch nicht mehr wie es passierte...jedenfalls war es eigentlich ganz harmlos..bis er mir ganz plötzlich mitten ins Gesicht schlug", erzählte Kenta. Es war eine Lüge, doch seine Stimme wirkte rein und ehrlich. Er war wirklich ein Meister der Täuschung. Hinterhältig und gemein - er wusste, dass es eigentlich nicht okay war, doch das war ihm egal. Manchmal musste man eben Lügen um zu bekommen was man wollte. "Oh..wie fieß". Kenta nickte. "Aber...können wir nicht über etwas anderes reden? Ich mag dieses Thema nicht...". "N-Natürlich! Tut mir leid, dass ich dich an so etwas erinnert habe..", entschuldigte Ayaka sich. "Du..musst dich dafür nicht entschuldigen. Du wusstest das ja nicht". Trotz allem schien Ayaka ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie blickte in ihre Bento Box, welche sie vor einigen Minuten geöffnet hatte. Auch Kenta blickte nun hinein. Reis, geräucherter Lachs, eingelegtes Gemüse und sogar ein Glückskeks. "Sieht ja lecker aus. Darf ich auch etwas davon probieren?", fragte Kenta nun. "J-Ja klar! Nimm dir ruhig was. Für mich ist es sowieso zu viel". "Danke", Kenta lächelte erneut und nahm seine hölzernen Essstäbchen in die Hand. Dann nahm er sich etwas geräucherten Lachs und aß ihn. Direkt danach schnappte er noch beim Reis zu und gönnte sich auch noch ein kleineres Stück eingelegte Gurke. "Schmeckt ja genauso wie es auch aussieht und sogar noch etwas besser", meinte Kenta. "Hast du das selbst zubereitet?". "Na ja..meine Mutter hat mir etwas geholfen aber eigentlich habe ich es gemacht...ich versuche nämlich kochen zu lernen", antwortete Ayaka ihm. "Es freut mich, dass es die so gut schmeckt". Wieder lächelte Kenta sie liebevoll an. Nachdem beide fertig gegessen hatten stellte er ihr eine Frage: "Sagmal...würdest du heute vielleicht gerne mit zu mir kommen?". Wieder schien Ayaka etwas überrascht, doch sie brauchte nicht lange um ihn zu antworten: "Gerne doch!". Kentas lächeln änderte sich nicht. Jedoch war seine äußerliche, liebevolle Erscheinung nur eine Fassade. "Läuft ja alles genau so wie ich es geplant hatte...die Kleine hab ich mir richtig schön um den Finger gewickelt..", dachte er sich, während er innerlich grinste. "Dann treffen wir uns heute vor der Schule, ja?". Ayaka nickte verlegen.
 

Die letzten Schulstunden vergingen schnell. Vielleicht lag es daran, dass dieser mieße Lehrer ausgerechnet in den letzten zwei Schulstunden die Zeit mit einer Probearbeit vorbei gehen lassen wollte. Kenta war nicht wirklich darauf vorbereitet und selbst, wenn er von dieser Arbeit gewusst hätte, hätte er sich nicht vorbereitet. Das Leben war seiner Meinung nach viel zu kurz, um auch noch den Nachmittag mit lernen und Hausaufgaben verschwenden zu können. Nach Schulschluss redete die ganze Klasse nur über diese Probe. "Hast du Aufgabe 5 gekonnt? - "Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass wir ausgerechnet heute eine schreiben!" - "Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl..diese Arbeit war wirklich nicht meine beste..", solche Sätze hörte man an allen Ecken. "Wieso machen die sich alle so einen Kopf nur wegen einer dummen Probe?", dachte Kenta sich genervt und lief aus der Aula. Vor der Schule wartete er dann auf Ayaka, mit der er heute ja den Heimweg laufen wollte und ihr sein Zuhause zeigen wollte. Jedoch wurde er erst einmal von jemandem anderes angesprochen. Von jemandem, von dem er es gar nicht erwartet hätte...
 

"Hey!", Kenta drehte sich um und blickte dem schwarzblauhaarigen Mädchen in die Augen. "Ach..das Kireda Mädchen? Was willst..", Saori ließ ihn nicht ausreden. Sie zögerte nicht länger und schlug zu. Perfekter treffer. Mitten ins Gesicht, da Kenta nicht erwartet hatte, dass sie zuschlagen würde. "Hast du verdient, dreckiger Lügner!", schimpfte sie ihn an. Wut zeigte sich in ihren sonst so wunderschön freundlichen Augen. "Spinnst du!? Wolltest du mir die Nase brechen oder was!?", maulte er sie an. "Vielleicht!?". Blut lief ihm aus seiner Nase. "Dann muss ich dich enttäuschen gebrochen ist sie nicht aber falls es dich aufmuntert...du hast ein kleines Äderchen zum platzen gebracht", grummelte er angepisst und sah sie leicht böse an. "Schade, dass es nur ein kleines Äderchen ist!". "Ziemlich frech..", dachte Kenta sich, doch irgendwie brachte ihn das kurz zum grinsen. Er mochte Mädchen, die sich wehren konnten. "Was habe ich getan, dass du so sauer auf mich bist?", wollte er wissen. Erneut ballte Saori ihre Hände zu Fäusten zusammen. "Das fragst du noch!? Wie dumm bist du eigentlich!?", schimpfte sie ihn schon wieder an, wobei nun langsam einige Schüler aufmerksam auf die beiden wurden. Kenta hob eine Augenbraue, als er zu einer Vermutung kam: "Du..regst dich doch nicht so wegen dieser Schlägerei Sache auf?". "Wow! Er ist ja doch noch drauf gekommen!". "Oh gott..das ist doch schon vergessen", Kenta verdrehte die Augen und seufzte. "Die Lehrer haben das doch schon geklärt. Wir haben beide unsere Strafe bekommen und gut ist". Saoris böser Blick veränderte sich nicht und sie verschränkte ihre Arme. "Ach? Warum hast du dann heute früh schon wieder auf diesem Thema herumgehackt?", sie blickte ihm direkt in die Augen, ohne ihren ernsten Blick auch nur einmal abzuwenden. "Der Klassensprecher denkt ja er kann sich alles erlauben, auch unschuldige Schüler beinahe zu erwürgen", wiederholte Saori was Kenta gesagt hatte und verstellte ihre Stimme absichtlich so, dass es sich dumm anhörte. "Und wo wir da bei dem Thema 'beinahe erwürgen' ankommen...wer hat den mit diesem Streit angefangen? Du hast ihn doch provoziert! Yasuo hat dir gar nichts getan! Du warst der, der zuerst angegriffen hatte! Er hat sich nur gewehrt! Nur wegen dir hat er jetzt Probleme!". "Mädel..reg dich mal ab...mecker mich deswegen nicht so an", meinte Kenta dazu nur. War ihm wohl unangenehm, dass sich inzwischen so viele Schüler um sie herum befanden die sich Dinge zuflüsterten und die beiden anstarrten. Mit dem war er sagte schien er Saori aber nur noch mehr wütend zu machen. Als er sah, dass sie gleich wieder los meckern würde nahm er sie einfach an die Hand und zog sie von der Schülermenge weg. "Hey! Was machst du da!? Lass deine dreckigen Finger von mir!", schimpte Saori wütend und wollte sich wehren, doch er war zu stark und zog sie um eine Ecke. "Du hast vielleicht nerven so eine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen!", grummelte Kenta. "Hm? Ich dachte du magst es eigentlich im Mittelpunkt zu stehen!?". "Ja aber nicht bei solchen Themen!". "Ohh armer Junge". Langsam machte sie ihn ein wenig wütend. Sie wurde ihm zu frech. "Es reicht jetzt! Vergess das Thema einfach!", in seiner Stimme war leichte unruhe zu hören, man hörte, dass er leicht gereitzt war. "Und wenn ich es nicht vergessen will?". "Vergiss es einfach! Wenn dein Bruder mich nicht mehr nervt werde ich die Sache nicht mehr erwähnen". Wieder schien sie wütender zu werden. "Ach er nervt? Mit was soll er denn bitteschön nerven!? Er tut dir doch gar nichts du Idiot!", beschimpfte sie ihn. "Allein schon, dass er sich so arrogant benimmt! Dieses 'ich bin so cool ich kann mir alles erlauben die Mädchen lieben mich' getue geht auf die nerven ich hasse solche Kerle!". "Ach? Du bist doch nicht anders! Du bist noch schlimmer als mein Bruder, nur dass es bei dir dein wirklicher Charakter ist! Dein wahrer Charakter ist wirklich zum kotzen, während der meines Bruders total toll ist!", Saori verlor ihren Mut und ihre Frechheit nicht. Sie hielt seinem ernsten und bösen Blick mit Leichtigkeit stand. Kenta verlor langsam die Geduld. Er schlug Mädchen nicht oft, doch wenn sie ihn einfach zu stark nervten hatte er auch damit keine Probleme. "Ich weiß nicht was du mit diesem Gespräch bezwecken willst, aber langsam wird es richtig nervig". "Mein Gott du bist wirklich total dumm oder? Ist doch klar! Ich will dir sagen, dass du andere Leute nicht behandeln kannst, als wären sie dein Eigentum, als könntest du sie steuern!", machte sie ihm klar. "Na ja...die meisten Leute lassen sich ziemlich leicht manipulieren...", murmelte Kenta, womit er Saori wieder mehr provozierte. Nie hätte Saori gedacht, dass es jemanden geben würde, der sie so wütend machen könnte. Er brachte sie nicht nur auf 180, nein, sondern noch viel höher. "Du mießer, kleiner, arroganter Mistkerl! Egoistisches Arschloch!", beschimpfte sie ihn, wobei nun sein Geduldsfaden riss. Kenta packte sie und drückte sie gegen die Wand. Seine blauen Augen blickten sie bösartig an. Er war mit seinem Gesicht sehr nah an ihrem. "Hör mal zu...kann sein, dass ich egoistisch bin und vielleicht auch etwas arrogant...aber im Moment bin ich eigentlich noch ziemlich nett zu dir..ich könnte auch anders..", hörte sich nach einer Drohung an. Noch immer blickten seine Augen ernst in ihre, todernst. Kurz blickte Saori leicht erschrocken. So eine Reaktion hatte sie nicht erwartet. Doch danach wurde ihr Blick wieder selbstbewusst und stark. "Ich werde aufhören dich zu 'nerven', wenn du meinen Bruder in ruhe lässt!". "Und ich habe schon gesagt, dass das die Entscheidung deines Bruders ist! Wenn er aufhört mich zu nerven lass ich ihn in ruhe", meinte Kenta dazu. Mit ihm zu reden war wirklich Hoffnungslos. Es war, als würde man mit einer Wand reden. Diese Diskussion kam zu keinem Ergebnis. Stattdessen kamen nun die ersten Wiederholungen. Was sollte Saori tun um diesen Sturrkopf zu besiegen? Gab es überhaupt einen Weg um seine Art zu denken zu verändern? Manche Menschen waren einfach schon so verdorben, dass man ihnen nicht mehr helfen konnte. Deswegen mochte Saori sie nicht. Sie mochte die meisten Menschen nicht. Die meisten waren einfach nur hinterhältig und lügner. Kenta gehörte zu dieser Art von Mensch. Ein mieser hinterhältiger Betrüger, dem es nur um sein eigenes Wohl ging und das Vertrauen anderer eiskalt missbrauchte. Solche Menschen hatten es gar nicht verdient auch noch zu bekommen was sie wollten und das immer wieder. Warum wurden solche Leute nie richtig bestraft? "Tse..ist gut...lass mich los", grummelte Saori und wandt nun ihren Blick von ihm ab. Sie wollte ihn nicht mehr ansehen und sie hatte nun auch keine Lust mehr auf diese Diskussion. Für einige Sekunden reagierte Kenta überhaupt nicht darauf, doch dann ließ sein fester Griff nach. "Dieses mal lass ich dich noch davon kommen, auch wenn du mich ziemlich genervt hast", meinte er und ließ sie danach komplett los. "Tse", Sofort nachdem Kenta sie losgelassen hatte lief sie los. "Idiot", sagte sie, gerade noch so laut, dass Kenta es noch einigermaßen verstehen konnte und lief dann ihren Heimweg weiter.
 

"Ich glaube ich habe sie verpasst..", meinte Kageri leise und etwas enttäuscht. "Und? Wo ist das Problem? Dann gehst du eben nachher rüber und fragst sie dann ob ihr etwas Zeit miteinander verbringen könnt", sagte Kyouko dazu. "A-Aber was ist, wenn jemand anderes die Tür öffnet?", fragte Kageir. Kyouko seufzte. "Kageri...du bist wirklich hoffnungslos....dann fragst du halt einfach nach ob Saori da ist! Wo ist dein Problem verdammt?". "I-Ich weiß auch nicht..", murmelte Kageri leise. "Dann lass uns jetzt nach Hause gehen und dann klingelst du bei den Nachbarn!". "Ähh...o-okay...".
 

"Saori! Warte!", Saori blieb stehen und plötzlich verschwand die Wut in ihr. Diese Stimme, welche sie gerufen hatte, verbesserte ihre Laune seltsamerweiße unglaublich schnell. Saori drehte sich um und sah Naoki an. "Was ist?", wollte sie etwas überrascht wissen, als sie merkte, dass er leicht schnaufte, was wohl bedeutete, dass er sie unbedingt einholen wollte. "Was war das gerade eben? Hat Kenta dich belästigt?", wollte er wissen und wirkte wieder ernst. Saori fand es seltsam ihn so ernst zu sehen. Es war etwas, was seltener vorkam. Jedoch gefiel es ihr, dass Naoki in seinen emotionen immer die Wahrheit zeigte. Seine Gesichtsausdrücke, die Dinge, die er sagte und seine Gefühle waren nicht gefälscht. Wenn er ernst blickte, dann war es ihm auch ernst. Wenn er lächelte, war er wirklich gut gelaunt. Wenn er besorgt blickte, dann machte er sich wirklich sorgen um jemanden. Menschen wie ihn hätte es öfters geben sollen. "Na ja...ich will nicht drüber reden", antwortete sie ihm, denn wenn sie wieder über diesen falschen Typen nachdachte, verschwand dieses schöne Gefühl, welches sie hatte, wenn sie über Naoki nachdachte. Ja, Kenta löste bei ihr genau das Gegenteil an Gefühlen aus, welche sie bei Naoki empfand. "Wirklich? Aber, wenn er dir etwas getan hat oder dich erpresst oder belästigt hat..oder sonst irgendwas getan hat...sag es mir", meinte Naoki und da war es wieder: Gesichtsausdruck wechsel. Er blickte leicht besorgt, was Saori wieder dieses schöne Gefühl gab. Sie wusste nicht warum es so war. Sie wusste nicht, warum sie es so mochte, wenn Naoki sich um sie sorgte. Sie wusste nur, dass es einfach so war. "Naoki..mach dir keine Sorgen. Es war nichts schlimmes, wirklich. Er hat mich etwas genervt, aber es war nicht gefährlich oder so etwas. Einfach nur eine nervige Diskussion mehr nicht", erklärte Saori ihm. "Na ja..wenn du das so sagst. Aber wirklich, wenn er dich mal zu sehr belästigt mit irgendwelchen Anmach-Versuchen, dann sag mir bescheid". Saori nickte und lächelte. Auch Naoki lächelte sie an. "Ach und jetzt wo ich dich schon eingeholt habe können wir den Heimweg ja gemeinsam gehen oder?", fragte Naoki sie. "Klar". Gemeinsam liefen sie den rest des Heimweges. Saori hoffte, dass sie nicht so schnell ankommen würden. Irgendwie genoss sie die Zeit, die sie mit ihm verbrachte. Sie wäre gerne öfter mit ihm alleine geweßen. Alleine, unter vier Augen, nur zu zweit.
 

16.00 Uhr. Seit zwei Stunden war die Schule vorbei. Zeit um mit den Hausaufgaben zu beginnen. Kyouko entschied sich ihre Hausaufgaben heute auf dem Balkon zu machen, da das Wetter heute endlich wieder schöner war. Zwar waren immernoch einige Wolken am blauen Himmel zu sehen, doch waren sie auch gar nicht mehr so duster und grau geweßen. Es waren schöne weiße Wolken. Kyouko legte ein knallrosanes Kissen auf den hellbraunen Holzstuhl und setzte sich. Danach nahm sie ihren Notizblock, ihr Mäppchen und ihr Mathebuch aus ihrem Rucksack. "Das schlimmste zuerst", murmelte sie und seufzte. Danach öffnete sie die Seite 56 ihres Buches und laß sich Aufgabe 5b durch. Sie legte den Stif an dem Blockblatt an und wollte los schreiben, doch ihre Hand bewegte sich nicht, was auch einen Grund hatte: Was denn überhaupt schreiben? Sie verstand die Aufgabe nicht. "Gut, dann fange ich erst mal mit der 7. an", dachte Kyouko sich und versuchte ruhig zu bleiben, doch auch bei Aufgabe 7 hatte sie kein Glück. "8..", langsam verließ die ruhe sie. 8 War ihr dann auch zu schwierig. "Ach verdammt! Was sind das denn für schwachsinnige Aufgaben!?", fing sie an laut los zu schimpfen. "Da scheint ja jemand schlechte laune zu haben", hörte sie nun. Sie hob ihren Kopf und blickte in die Richtung, aus der sie die Stimme wahrgenommen hatte. Es war von der Seite des Nachbar Hauses. Takeo stand auf dem Balkon und blickte rüber. Er schien sich darüber zu amüsieren, dass Kyouko solche Probleme mit ihren Hausaufgaben hatte. "Und?", grummelte sie. "Brauchst du hilfe bei irgendwas? So wie neulich bei den einfachen Aufgaben?", wollte er wissen. "Na jaaa...dieses mal sind sie wirklich schwierig!", meinte Kyouko fest überzeugt. "Also soll ich dir Helfen, ja?". "Neiiiin......doch...ein wenig". Takeo lachte leise. "Was denn jetzt?". "Ja", wiederholte Kyouko. "Also dann erzähl mal, was dein Problem ist". "Warum liest du es dir nicht einfach selbst durch?", fragte sie. "Natürlich. Heb das Buch hoch ich setze meinen Fernglas Blick ein", meinte er ironisch. "Du könntest doch einfach rüberkommen", schlug Kyouko vor. "Du könntest mir aber auch einfach diese blöde Aufgabe vor lesen und ich schreib sie mir auf einem Blatt auf und rechne sie mit den einzelnen Rechenschritten aus", war sein Angebot. "Und wie soll ich mir dann das Blatt ansehen?", Kyouko war immernoch der Meinung, dass ihr Vorschlag besser war. Er hätte neben ihr sitzen können und ihr alles genau erklären können. "Lass das mal meine Sache sein", meinte er und lief wieder zur Tür seines Balkons. "Bin gleich wieder da". Es dauerte nicht lange, bis er mit einigen Blättern und einem Kugelschreiber wieder kam. "Also dann. Fang mal an". Kyouko laß ihm die Aufgabe vor und er fing sofort an sich seine Notizen zu machen. "Das ist alles?", fragte er. Kyouko nickte. "Das ist alles". "Wo ist dabei dein Problem?", fragte er. "Bei....na ja...allem", grummelte sie. Takeo hob eine Augenbraue. "Im ernst?". "Wenn ich´s doch sage, ja!". "Du bräuchtest Nachhilfe, denke ich", erzählte er, während er das Blatt...faltete. "Ach wirklich?", fragte sie ironisch. "Ich weiß, aber meine Eltern können sich so etwas momentan nicht leisten, auch wenn mein Vater jetzt einen besser bezahlten Job hat. Erstmal müssen wir uns um die neue Wohnung kümmern und so Zeug", erzählte sie. "Och. Dann frag jemanden aus deinem Bekanntenkreis oder jemanden deiner Geschwister oder deiner Eltern", schlug er vor und warf nun den gefalteten Papierflieger zu ihr herüber. Kyouko öffnete den Papierflieger und sah sich den Rechenweg an. Es war wirklich leicht geweßen, jetzt wo sie den genauen Rechenweg mit den einzelnen Schritten gesehen hatte. Wahrscheinlich war dies der perfekte Moment geweßen, um ihm eine Frage zu stellen. Da er ihr ja schon diesen Vorschlag machte, sagte sie es nun einfach: "Werde du doch mein Nachhilfelehrer". "Was?". "Schon richtig gehört. Wenn du mir was erklärst verstehe ich es immer", meinte sie. "Toll. Aber was bekomme ich dafür, wenn du nicht mit Geld bezahlen kannst?". Wie fieß. Er hätte ihr es umsonst anbieten können. Immerhin waren sie ja Nachbarn und verstanden sich doch ganz gut. "Ich weiß nicht", antwortete sie. "Lass dir was einfallen". Sie seufzte leicht genervt. "Alles was du willst". Takeo blickte etwas überrascht. "Alles?", vergewiserte er sich. "Alles". Kyouko hoffte, dass er nicht auf irgendwelche dummen Gedanken kommen würde. "Okay? Ich weiß zwar noch nicht was ich genau haben möchte, aber mir wird schon was einfallen. Sobald mir was eingefallen ist machst du das für mich, ja?". "Jap", Kyouko nickte.
 

Takeo grinste etwas. "Sie ist wirklich nicht besonders schlau oder?", dachte er sich. Er hätte nicht gedacht, dass sie ihm 'alles' anbieten würde. Immerhin war das ein Wort, mit dem man einige fieße Dinge anstellen konnte. Alles...war nunmal alles. Und wenn er so einen Unfug wie "raube eine Bank für mich aus" gewollt hätte? War natürlich absoluter Schwachsinn, so etwas hätte er nie verlangt, doch was wäre wenn? Immerhin sagte sie ja, sie würde 'alles' tun. Jedoch hatte er nicht vor irgend etwas gemeines zu verlangen. Irgendeine Kleinigkeit, die er irgendwann wollen würde. Regelmäßig mal eine Kleinigkeit. So schlimm würde er den Nachhilfeunterricht für sie schon nicht finden. Er hatte ja sowieso nichts zu tun. War dann wohl ein guter Zeitvertreib, immerhin half er dummen Leuten dabei gebildeter zu werden. "Wann fängt die erste Nachhilfestunde an?", wollte Kyouko wissen. "Hmm...ich denke Morgen". "Wird´s täglich sein?", wollte sie wissen. "Na ja...eher wann du Probleme mit einem gewissen Schulstoff hast", antwortete er. Kyouko murmelte: "Also täglich". "Ja, sie ist wirklich nicht die Schlauste. Eindeutig nicht", dachte Takeo sich und lachte wieder leise. Mit so einer unterbeleuchteten Schülerin konnte es ja spaßig werden.

Ein neuer Tag

Ein Tag verging. Der neue Tag begann friedlich. Saori wachte ohne Hilfe des Weckers auf. Eine angenehm warme Brise drang durch das leicht gekippte Fenster in den Raum. Vogelgezwitschere und sanftes rascheln war zu hören. Ab und zu fuhren ein oder zwei Autos am Haus vorbei. Saori lag in ihrem Bett, blickte an die Decke und dachte über den Traum nach , den sie diese Nacht gehabt hatte. Es war ein sehr schöner Traum geweßen
 

Saori und ihr Onkel, umgeben von vielen Lichtern und hübschen Dekorationen. Traditionelle japanische Festmusik ist zu hören. Es riecht nach den verschiedensten Leckereien, da jeder Stand etwas anderes anbietet. Saori trägt einen hübschen weißen Kimono mit roten Blumen darauf. In ihren Haaren trägt sie hübschen Schmuck, den ihr Onkel für sie an einem der Stände gekauft hat. "Saori! Guck mal! Da ist ein Stand, der leckere Dangos verkauft!", ruft jemand begeistert. Es ist Itsuka. Sie lächelt und hat spaß. "Onkel Masato, kaufst du uns welche?", fragt sie und setzt ihren unglaublich süßen Dackelblick ein. Für ein 12, fast 13 - jähriges Mädchen, kann sie das noch ziemlich gut. Ob sie diesen Blick wohl je verlernen wird? Onkel Masato seufzt. "Wenn ihr unbedingt wollt...". "Danke Onkel! Du bist der beste Onkel überhaupt!", ruft Itsuka fröhlich. "Jaja...das bin ich immer, wenn ich euch beiden gebe was ihr wollt, nicht?". "Nein du bist immer der beste Onkel egal was du tust!", meint Itsuka und kichert etwas. Mit einigen Dangos, die Masato für die beiden gekauft hat, laufen sie weiter und sehen sich die restlichen Attraktionen an. Irgendwann bleibt Saori stehen. Sie sieht etwas, was ihr sehr gefällt. Ein großer Kirschblütenbaum, der mit japanischen Papierlaternen geschmückt ist. Es ist ein größerer Kirschblütenbaum und er sieht mit diesen ganzen Laternen richtig schön aus. Plötzlich wird sie angerempelt und bekommt direkt danach auch schon gemeckere zu hören: "Hey! Pass doch auf! Was stehst du hier so im Weg herum?". Ehe er weiter meckern kann greift einer der Älteren ein. "Na..so benimmt man sich aber nicht vor einer Dame. Habe ich dir nicht beigebracht, dass man vor einer Dame immer anständig sein soll?". Ist er ein Verwandter des Jungen? "Jaja..", der Junge sieht Saori an. Er murmelt: "Tut mir Leid". Danach pustet er seine Backen auf. "So ist gut", der Erwachsene lächelt etwas und struppelt dem Jungen durchs Haar. "Und jetzt komm, die anderen warten auf uns", der Mann läuft weiter. Kurz blickt der Junge noch einmal Saori an und folgt ihm dann. Irgendwie komisch. Saori war nicht einmal dazu gekommen irgend etwas zu sagen. "Saori? Was machst du denn da?", gerade in diesem Moment kommen Itsuka und ihr Onkel zurück. "Wir haben dich schon gesucht. Wieso bist du denn einfach so stehengeblieben?, fragt ihr Onkel sie. Saori wendet sich wieder ihrem Onkel zu. Danach zeigt sie auf den großen Baum. "Im ernst? Wegen dem Baum da? Das ist doch nur ein normaler Kirschblütenbaum", meint ihr Onkel dazu. Saori schüttelt den Kopf. "Er ist viel größer und außerdem hängen schöne Lampen dran!". "Gut okay..dann ist es ein normaler großer Kischblütenbaum, der für das heutige Fest dekoriert wurde..". "Er wurde schön dekoriert!", meint Saori. "Naja, wenn er dir so gut gefällt, dann stell dich vor ihn", sagt ihr Onkel plötzlich. Saori ist verwirrt und weiß nicht, was ihr Onkel vor hat. Trozdem nickt sie und läuft zu dem hübsch dekorierten Baum. "Itsuka? Stellst du dich bitte neben Saori?". Auch Itsuka denkt nicht großartig darüber nach und stellt sich neben Saori. Masato schaltet seine Kamera an und richtet diese auf die beiden Mädchen. Die Kamera gibt ein klickendes Geräusch von sich, dann erscheint das blitzlicht für weniger als eine Sekunde. "Ich hab ein kleines Andenken an diesen schönen Tag gemacht", erzählt er und lächelt. "Es ist bestimmt hübsch geworden".
 

Ja, es war ein schöner Traum geweßen. Saori stand auf und lief zu ihrer Kommode. Sie nahm das Bild, welches in einem schwarzen Rahem eingerahmt war. Es zeigte sie und ihre Schwester, Saori auf einem großen Fenst. Im Hintergrund waren einige Äste eines Kirschblütenbaumes zu sehen, an dem Laternen hängen. Saori trug einen schönen Kimono, Itsuka ebenfalls. Saori lächelte. Sie stellte das Foto wieder zurück auf die Komode und öffnete die unterste Schublade ihrer aus dunkelholz gemachten Kommode. Sie zog einen schwarzen BH und das passende Höschen dazu herauß und zog sich aus. Danach zog sie die gerade frisch aus der Kommode geholte Unterwäsche an. Darüber zog sie sich noch ein Unterhemd an und darüber kam dann die Schuluniform.
 

"Morgen Kageri! Heute bist du ja mal früh wach", begrüßte Kyouko sie, als sie mit zersturppelten Haaren die Küche betrat. "Du aber auch", meinte Kageri gähnend. "Na ja, konnte irgendwie nicht mehr schlafen. Keine Ahnung warum". Kyouko stützte ihren Kopf auf ihrer rechten Hand ab und rührte mit dem Löffel in ihrem Milchkaffee. "Ach und..wegen gestern..warst du außer Haus? Du wolltest doch Saori fragen ob du den Tag bei ihr drüben verbringen darfst oder?", fragte Kyouko. "Äh...ja das hatte ich vor gehabt...aber irgendwie..habe ich es dann doch gelassen", murmelte Kageri. "Warum?". Kageri zuckte mit den Schultern. "Du bist wirklich hoffnungslos..", in letzter Zeit wiederholte Kyouko das öfter. Sie seufzte. "Ich werde Saori einfach heute fragen ob wir was unternehmen", meinte Kageri leise. "Wie du meinst". Kyouko trinkte ihren Kaffee leer und stand auf. "Willst du noch irgendwas frühstücken?", wollte sie wissen. "Äh nein...hab keinen Hunger". "Gut, dann lass uns doch schon mal los gehen. Dann können wir uns heute endlich mal beim Schulweg richtig schön Zeit lassen". "Äh..okay", antwortete Kageri. Gemeinsam machten sie sich auf den Schulweg.

"Siehst du? Ziemlich pünkltich angekommen und wir konnten richtig schön trödeln!", meinte Kyouko und setzte sich auf eine der bequemen Stühle der Aula. "Wir haben noch etwas Zeit und müssen noch nicht sofort in unsere Klassenzimmer". Kageri blickte auf die Uhr: 7.50. Sie hatten tatsächlich noch etwas Zeit. Einige wenige Schüler waren noch in der Aula versammelt und unterhielten sich. Kageri entschied sich, sich zu ihrer Schwester zu setzen. Dann sah sie durch die Aula. Kageri bemerkte, dass obwohl nur noch wenige der Schüler in der Aula waren, alle ziemlich verschieden waren. Jeder sah total anders aus. Trotz der Schuluniform konnte man erkennen, welche Richtung von Stil die Schüler mochten. Einige hatten sogar an ihrer Uniform etwas herum geschnitten oder einige Buttons und andere Dinge hinzugefügt. Da es so viele taten beschwerte sich in der Schule niemand mehr, solange sie wenigstens nicht in Straßenklamotten kamen, sondern die normale Schuluniform trugen. Natürlich entstanden dadurch aber kosten. Wer seine Schuluniform 'stylte' musste sie kaufen, denn eine zerschnippelte Schuluniform konnte an keinen anderen Schüler mehr weitergegeben werden, zumindest war das die Meinung des Schuldirektors. Plötzlich piekste Kyouko ihre ältere Schwester. "Psst! Kageri! Guck mal da!", flüsterte sie ihr zu und zeigte auf einen Typen. "Hm?". Kageri sah ihn an. Er sah jung aus und hatte eine..seltsamere Haarfarbe. Rot..braun und..violett? Irgend so ein Mischmasch. Er hatte eine blonde Strähne im Haar und trug ein Piercing in seiner rechten Augenbraue. Kageri fand seine meeresblauen Augen sehr schön - und wieder ein gut aussehender Junge mehr an dieser Schule. In dieser Großstadt gab es wirklich viele hübsche Kerle. Was ihr jedoch bei diesem Kerl auch noch auffiel war die größe. Er war wohl einer der größten Jungs, die sie an dieser Schule gesehen hatte. Aber was war mit diesem Kerl? Warum hatte Kyouko auf ihn gezeigt? "Was ist mit diesem Kerl?", flüsterte Kageri zurück? Alles was ihr auffiel war, dass er keine Schuluniform trug. "Na ja..ob du es nun glaubst oder nicht...er ist einer der neuen Lehrer hier", antwortete Kyouko ihr. "Was?", Kageri blickte ziemlich überrascht. Das sollte einer der neuen Lehrer sein? "Zufälligerweiße heißt er 'Kireda' ", fügte Kyouko hinzu. Die Sache wurde ja immer interessanter. "Glaubst du..es könnte sein, dass...?". Kageri brauchte ihren Satz nicht zu beenden, denn Kyouko wusste schon was sie dachte und konnte ihr deswegen auch schon antworten: "Ob er mit Yasuo und Takeo verwandt sein könnte? Wer weiß? Vielleicht sollte ich ihn mal fragen. Immerhin ist er, wenn er mal an der Schule ist, in meiner Klasse zuständig. Er unterrichtet nicht selbst, noch ist er mit seiner Ausbildung nicht so weit um schon unterrichten zu können, aber er macht sich notizen und passt auf, wie unser Leher uns unterrichtet". "Was glaubst du wie lange es noch dauern wird, bis er selbst unterrichten darf?", wollte Kageri wissen. Kyouko zuckte mit den Schultern. "Bin kein Hellseher. Allerdings hatte unser Lehrer irgendwas davon gemeint, dass er ziemlich schnell Fortschritte macht und sowas. Er könnte angeblich schon bald mal ein oder zwei Stunden unsere Klasse übernehmen". "Achso?", Kageri bewunderte ihn etwas. So jung und doch hat er schon ein großes Ziel vor Augen. Sicherlich war es nicht einfach eine Ausbildung als Lehrer abzuschließen. "Ja und wie es aussieht scheint er schon jetzt ziemlich beliebt bei den Mädels zu sein..", bemerkte Kyouko, während einige Schülerinnen mit ihm redeten. Manche wurden sogar richtig annähernd. Der Lehrer zeigte jedoch kein interesse und schickte die Kletten in ihre Klasse. Nach einer Weile waren auch die letzten kichernd in ihre Klassenzimmer verschwunden. Wie viel Uhr war es nun eigentlich? Ehe Kyouko und Kageri auf die Uhr blicken konnten, lief der neue Lehrer auf sie zu und sprach sie an: "Ihr zwei solltet nun auch in eure Klassen gehen. Der Unterricht beginnt in zwei Minuten". Er sah sie beide an. "Ach? Hab gar nicht bemerkt, dass die Zeit so schnell vergangen ist!", meinte Kyouko dazu und stand auf. "Also dann, bis nachher, Kageri!", verabschiedete sie sich. "Äh j-ja bis nachher!", auch Kageri stand auf und verschwand schnell.
 

Der Gong ertönte wie immer pünktlich auf die Sekunde. "Guten Morgen", begrüßte der Lehrer seine Klasse. "Erst einmal zu den Neuigkeiten". "Neuigkeiten? Muss man da unbedingt zuhören?", dachte Kenta sich und kritzelte wieder einmal auf seinem Block herum. "Als erstes...da wir nun die ersten zwei Schulwochen hinter uns haben sollten wir noch einmel die Clubaktivitäten erwähnen. Bis zum Schulfest ist es erlaubt, neue Clubs anzumelden und an den Pinnwänden um Mitglieder zu werben. Am Schulfest wird jeder Cub etwas vorführen", erzählte der Lehrer weiter. Kenta verstand nach den zwei Wörtern "Club" und "Schulfest" nur noch "bla bla bla", denn solche Themen fand er mehr als nur langweilig. Wen interessierten schon Clubaktivitäten? "Übrigends sucht auch unsere Schulband noch nach neuen Mitgliedern", erwähnte der Lehrer nun. "Na toll. Jetzt kommt er auch noch mit dem Unfug", grummelte Kenta und seufzte leise. "Ich denke ihr wisst alle wo ihr euch anmelden könnt. Wenn nicht seht einfach auf den Pinnwänden in der Aula nach". Der Lehrer lag das Blatt zur Seite, sah sich das nächste an und schob mit einem Finger seine Brille wieder zurecht. "Als nächsten Punkt haben wir die Klassenfahrt. Natürlich werden wir dieses Jahr wieder einmal einige Klassenfahrten, also Ausflüge, unternehmen. Ob etwas richtig großes dabei ist steht noch nicht fest. Bei so etwas müsst ihr aber auch über den Preis nachdenken". "Nimmt sein Gelaber denn auch irgendwann wieder ein ende?", dachte Kenta sich leicht genervt. Ja, es nahm ein ende. Zwar nicht so schnell wie Kenta es sich erhofft hatte, doch es nahm ein ende. "Hat noch irgend jemand eine Frage?", wollte der Lehrer letztendlich wissen, doch niemand hob seine Hand. "Gut, dann können wir ja nun mit dem Unterricht beginen".
 

Die ersten zwei Schulstunden vergingen . Nun stand Saori im Pausenhof und drank einen Schokokakao. Sie dachte noch einmal über die ganzen Sachen nach, die heute mitgeteilt wurden. Neue Clubaktivitäten...Klassenfahrten....Schulband. "Die Schulband...suchen sie nicht eigentlich auch eine neue Sängerin?", Saori blickte nach links und hörte kurz bei dem Gespräch zweier Mädchen zu. "Wirklich? Davon habe ich noch nichts mitbekommen!". "Es steht auf dem kleinen Plakat, dass an den Pinnwänden in der Aula hängt. Ich habe gehört der Grund ist, dass die zuvorige Sängerin letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hat, aber es hat mich auch ziemlich gewundert, dass sie nicht die Background Sängerin zur neuen Front Sängerin gemacht haben". "Sie hat doch auch die Schule verlassen oder?". "Achso? Dann heißt das also, dass die meisten, der älteren Schulband Mitglieder, entweder die Schule gewechselt haben oder komplett mit der Schule fertig sind?". Das eine Mädchen nickte. "Scheint so". "Dann haben wir ja vielleicht gute Chancen in die Band zu kommen!".
 

"In die Band kommen...", Saori dachte nach. Ihre Eltern hatten ihr öfter gesagt, dass sie gut singen könnte, aber sie hatte nie über die Schulband nachgedacht. Die zuvorigen Sängerinnen waren ziemlich gut geweßen. Sie war sich nicht sicher ob sie mit ihnen hätte mithalten können. Wahrscheinlich hätte Itsuka es geschafft. "Sollte ich vielleicht Itsuka darüber erzählen, dass die Schulband neue Mitglieder sucht?", fragte sie sich selbst in Gedanken. Gerade als sie darüber nachgedacht hatte, sah sie ihre Schwester auch schon, doch sie war nicht alleine. Naoki saß neben ihr. Die beiden lächelten sich an und schienen sich irgend etwas zu erzählen. "Ich...denke ich sollte sie wohl jetzt nicht stören", murmelte Saori und sah in eine andere Richtung. Doch, moment...stören? Hatten sie nicht schon öfters etwas zu dritt unternommen? Niemandem hatte es etwas ausgemacht, wenn sie zu dritt unterwegs waren. Warum dachte Saori nun, dass sie die beiden stören konnte? Sie waren doch alle drei Freunde. Trotzdem, irgendwie störte es Saori plötzlich, wenn Naoki seine Zeit nur mit Itsuka teilte. Aber..war das nicht irgendwie etwas egoistisch? Er hatte doch erst vor kurzem einen ganzen Tag mit Saori verbracht. Außerdem waren sie erst gestern gemeinsam nach Hause gelaufen. Saori seufzte. "S-Saori..?", eine süße Stimme brachte sie aus ihren Gedanken zurück in die Realität. Es war die kleine Kageri mit dem dunkelgrauhaarigen Struppelkopf und den hellblauen unschuldigen Äuglein. "Oh..Kageri, hey", begrüßte Saori sie nun lächelnd. "H-Hey...ähm..ich wollte dich etwas fragen", schüchtern blickte Kageri in Richtung Boden und bohrte mit der Spitze ihrer Chucks leicht im Boden herum. "Okay? Dann mal rauß damit!. "A-also ich...wollte fragen ob..wir...was unternehmen können o-oder eher....ob ich heute nach der Schule mit zu dir darf?", wieder einmal sprach Kageri schnell und undeutlich, doch Saori hatte ihre frage trozdem verstanden. "Das fragst du noch? Kageri, wir sind Nachbarn! Du kannst jederzeit zu mir rüberkommen und mich besuchen kommen! Wann immer du Lust dazu hast! Aber ja, du kannst heute direkt nach der Schule mit zu mir kommen", antwortete Saori ihr und lachte etwas. Kurz war ihr Kummer wie fortgespühlt. "O-Okay..". Nach einiger Zeit blickte Saori wieder in die andere Richtung. Sie blickte in die Richtung, in der Naoki und Itsuka auf der Bank saßen. Bildete sie es sich ein, oder waren die beiden tatsächlich näher aneinander gerutscht? In ihrem Magen kribbelte es plötzlich seltsam. Was sollte dieses seltsame Gefühl? "Saori? Alles okay?", wollte Kageri wissen und traute sich dieses mal sogar sie zwei mal anzutippsen. "Hä? Äh...ja..", antwortete Saori und blickte wieder zu ihr.
 

Naoki saß auf einer Bank. Er hatte einen seiner Ohrstecker im Ohr und hörte Musik auf seinem schwarzen MP3-Player. Den anderen Stecker hatte Itsuka in ihrem Ohr. Sie waren etwas näher zusammengerutscht, weil das Kabel etwas kurz war. "Hey..wir haben gleich Sport, oder?", fragte Itsuka ihn. "Jap", antwortete er. Itsuka seufzte. Sie hatte keine Lust auf Sport. "Ich hab heute nicht wirklich lust darauf, aber ich seh´s positiv. Immerhin ist Sport besser, als irgendwelche anderen Unterrichtsfächer und nach diesen zwei Sportstunden haben wir Schulschluss. Ist doch cool", meinte Naoki. "Ach, stimmt ja. Aber irgendwie seltsam, dass wir da mal so einen ähnlichen Stundenplan haben", fiel Itsuka auf. "Stimmt irgendwie. Sonst sehen unsere Stundenpläne immer total anders aus". "Ich frag mich nur, wie Yasuo sich ansellen wird..", dachte Itsuka sich, schließlich war Yasuo ein absoluter Sporthasser. Schon in der Grundschule war es ein großes Problem der Lehrer geweßen, ihn zum Sport zu motivieren. Er war schon immer ein Sturrkopf geweßen, wenn es um Sport ging. Wieder ertönte der Gong und die Schüler liefen zurück in ihre Klassenzimmer.
 

"Saori?", Kageri sah Saori an. "Hm?". "Hast du jetzt eigentlich auch Sport?". wollte Kageri wissen. Saori nickte. "W-Wirklich??", vergwisserte Kageri sich. "Ja, warum?". "N-Naja ich..ich hab jetzt auch Sport..", murmelte Kageri. "Ach so?". Plötzlich wurde sie ganz panisch. Wenn Saori nun Sport hatte dann....hatte doch auch Yasuo Sport!? Glücklicherweiße hatten sie trozdem nicht in der gleichen Halle Sport. Die Halle war in zwei Teile getrennt geweßen, sodass mindestens zwei Klassen zur selben Zeit Sport haben konnten ohne die andere dabei zu stören. "Na ja dann viel spaß, falls du Sport magst", meinte Saori zu Kageri und ging dann in ihre Umkleide. Kageri lief in die, in der die Mädchen ihrer Klasse waren.
 

"Fangen wir mit den Aufwärmübungen an", meinte der Lehrer und fing auch schon an mit den Jungs und Mädels der Klasse B13 in der Turnhalle zu joggen. Nach einer Weile blieb Naoki bei den Sitzplätzen stehen. "Yasuo? Warum sitzt du hier rum? Machst du nicht beim Sport mit?", wollte er wissen und sah Yasuo an, der einen ziemlich grimmigen Blick drauf hatte. "Hab mir den Fuß vorhin verstaucht", grummelte er. "Wirklich? Na dann gute Besserung", meinte Naoki und lief dann weiter seine Runden. Seltsamerweise hatte Yasuo an Sporttagen immer etwas anderes. Mal hatte er sich den Fuß verstaucht, dann schmerzte mal seine Hand ganz schilmm und an einem anderen Tag bekam er plötzlich ungefähr zehn Minuten vor Sportbeginn Kopfschmerzen. Nach zehn Minuten aufwärm Joggen kam die nächste 'Quahl' : "Als nächstes Spielen wir Fußball". Die meisten Kerle der Klasse freuten sich darüber, die Mädchen mochten es überhaupt nicht und einige Kerle, darunter auch Kenta, grummelten auch launisch über diese Sportart. "Ohne mich", meinte Kenta genervt. "Hab eh schon genug vor dem herum gerenne". Sturr setzte er sich auf die Bank. Nun saß er genau an dem anderen Ende, weit weg gesetzt von Yasuo. Auch wenn Saori am liebsten nicht mitgemacht hätte seufzte sie und tat es einfach, auch wenn sie es hasste. In diesem Moment wusste sie noch nicht, was passieren würde...
 

"Schieß ihn zu mir!", rief ein Schüler zum anderen, der dann einen Pass ausführte. Momentan stand es zwei zu null für das Team, in dem Naoki und Saori geweßen waren. Naoki verteidigte das Tor als rechte Verteidigung ziemlich gut. Bisher hatte er ja noch keinen Ball in die nähe des Tors gelassen. Genervt sah Kenta dem Spiel von der Bank aus zu. "Kenta! Wenn du nicht endlich mitmachst trage ich dir eine 6 ein!", wurde ihm schon gedroht, doch das hatte ihn nicht wirklich interessiert. Stattdessen hatte er sich verteidigt: "Die faule Sau da drüben macht doch auch nicht mit". Während er das gesagt hatte, hatte er auf Yasuo gezeigt. "Yasuo hat sich ja auch den Fuß verletzt!". "Unglaublich, dass sie ihm das glauben", hatte Kenta gegrummelt. Nun saß er noch immer auf der Bank, mit einer 6 eingetragen in der Noten Zusammenfassung. Jedoch interessierte es ihn wirklich nicht. Was ihn viel mehr interessiert hatte war, dass nun der Ball an Saori gegangen war. Es hatte aber irgendwie nicht so ausgesehen, als wäre es gewollt geweßen, denn sie blickte total veplant durch die Gegend und wusste nicht genau was zu tun war. Letztendlich entschied sie sich, den Ball einfach wieder wegzutreten. Bevor sie jedoch dazu kommen konnte geschah etwas.

"Saori!", rief Naoki und rannte sofort zu ihr, nachdem er gesehen hatte, was passiert war. Auch Yasuo stand nun von seiner Bank auf und eilte zu seiner Schwester. Dank einem ihrer so 'rücksichtsvollen' Klassenkammeraden lag sie nun auf dem Boden. Statt dem Ball hatte er ihr Bein wohl ziemlich gut erwischt. "Idiot! Kannst du nicht etwas aufpassen!? War es wirklich nötig so auf sie zuzurasen!?", maulte Naoki ihn sofort an. "Tut mir Leid..", murmelte der Mitschüler. "Schieb dir dein nicht ernst gemeintes 'tut mir leid' sonst wo hin!", schimpfte Naoki wütend. Sofort wendete er sich Saori zu. "Saori..gehts dir gut? Hast du schmerzen?", wollte er wissen, wobei sich sein Gesichtsausdruck wieder wechselte. Ja, er tat es schonwieder. Naoki blickte besorgt, sehr besorgt sogar.
 

Leicht errötet blickte Saori in sein Gesicht. Dieses besorgte Gesicht ließ sie mehr als die Hälfte ihrer Schmerzen vergessen. "N-Naoki....äh...es geht..", antwortete sie ihm leise. "Wo hast du schmerzen?". "An meinem rechten Bein", meinte sie. "Aber sonst hast du nichts oder?", wollte Naoki wissen. Saori schüttelte den Kopf. "Mir geht´s gut...es tut nur etwas an meinem Bein weh das ist alles..". "Ich bring dich ins Arztzimmer". "Ich komm mit", meinte Yasuo. Auch er blickte leicht besorgt. Gerade als er sich zu seiner Schwester hinunterbücken wollte um ihr aufzuhelfen wurde er an der Schulter gepackt. "Yasuo? Ist dein Fuß nicht verstaucht?", sein Lehrer sah ihn ernst an, todernst. "Ähm...", dazu fiel Yasuo nun nichts mehr ein. "Scheiße", dachte er sich leicht panisch. Sein Sportlehrer verschrenkte die Arme und sah ihn böse an. "Du gehst jetzt erstmal nirgends wo hin. Naoki wird Saori ins Arztzimmer bringen, während du mir mal erklärst warum du behauptet hast, dass dein Fuß verletzt wäre!". Yasuo seufzte. "Ich habe das Gefühl, dass diese Schule langsam immer mehr zur Hölle für mich werden wird..", dachte er sich leicht verzweifelt. Erst die Wahl als Schulsprecher, dann wird er als böser Schläger abgestempelt und dann auch noch als ein fauler Lügner. Was würde wohl als nächstes kommen und welche Strafe ist wohl dieses mal dran?

Weggesperrt

Saoris Herz klopfte schneller. Der Schmerz, der zuvor von ihrem Fuß aus ihr ganzes Bein hinauf gewandert war, war verschwunden. Sie fühlte sich federleicht, als würde sie auf einer Wolke schweben, während Naoki sie in seinen starken Armen ins Arztzimmer trug. Sie fühlte sich sicher. Es war wiklich ein schönes Gefühl von ihm getragen zu werden, als wäre sie eine Prinzessin. Zu Schade, dass dieser Moment nicht lange anhielt, denn die beiden kamen schon nach kürzester Zeit im Arztzimmer an. Vorsichtig legte er sie auf das Bett. "Ich werde einen der Schulärzte holen, ja?". Saori nickte. "Bin gleich wieder da. Ich verspreche, dass es nicht lange dauern wird". Und schon war Naoki aus dem Zimmer verschwunden. Saori starrte aus dem Fenster auf den großen Platz, der zu der Turnhalle gehörte. Darauf befanden verschiedene Spielfelder für Fußball- oder Basketballspiele. Saori seufzte. Was war das denn jetzt eigentlich für ein Gefühl, welches sie immer empfand, wenn Naoki bei ihr war? Seltsamerweiße empfand sie es wirklich nur, wenn er da war, also musste es auf jedenfall mit ihm zu tun haben. Wieso gab er ihr dieses seltsame kribbelige Gefühl, als hätte sie Schmetterlinge im Bauch? Nach einer Weile drehte Saori ihren Kopf in Richtung Tür, als sie hörte, wie jemand die Türklinke nach unten drückte und sich die Tür öffnete. Ein Mann, ungefähr ende 30, der wohl einer der Schulärzte war, betrat den Raum. Naoki kam ebenfalls wieder in den Raum hinein. "Siehst du? Hatte doch gesagt, dass es nicht lange dauern würde", er lächelte. Schon wieder wirkte dieses lächeln ansteckend. Saori konnte einfach nicht anders. Sie musste ebenfalls lächeln. "Na ja, tut mir Leid Saori, aber ich muss jetzt wieder zurück in die Turnhalle. Aber ich hol' dich ab, wenn der Sportunterricht vorbei ist", meinte Naoki nun zu ihr. "Äh..okay", sie nickte.
 

Yasuo seufzte. Nun stand er da, in der Turnhalle, umgeben von Vollidioten, die tatsächlich diesem blöden Ball hinterher hetzten. Die zweite Verwarnung war wohl gerade auf dem Weg zu ihm nach Hause und das gemaule seines Sportlehrers war auch ziemlich lang geweßen. "Ab sofort wirst du eine schriftliche Entschuldigung bei dir haben, wenn du beim Sport nicht mitmachen kannst! Ausreden wie plötzliche Kopfschmerzen gelten jetzt nicht mehr!", war einer der Sätze geweßen, die man ihm total wütend an den Kopf gebrüllt hatte. Dieses Schuljahr war wirklich nicht gerade eins der Besten geweßen. Eher im Gegenteil - Yasuo vermutete, dass es das schlimmste überhaupt geweßen war, auch wenn es erst angefangen hatte oder wahrscheinlich eben aus dem Grund, dass es erst angefangen hatte und schon so viele schlechte Dinge geschehen waren. Er seufzte leicht verzweifelt. Als Schulsprecher war die Last auf seinen Schultern nur noch viel schwerer geworden. Nun musste er wirklich ein total anständiger Schüler sein, sonst würde es schon wieder heißen: "Da Yasuo jetzt Schulsprecher ist denkt er wohl wirklich, dass er sich einfach alles erlauben darf". Dabei hatte er wirklich angefangen zu versuchen seinen Job als Schulsprecher einigermaßen gut zu machen. Aber warum tat er das überhaupt? Er wollte nie Schulsprecher werden. Klassensprecher war ja noch okay, aber gleich Schulsprecher? Eigentlich hätte er ganz einfach sein 'Amt' als Schulsprecher ablehnen können, aber er hatte es damals nicht getan. Seine 'coole' Seite konnte nicht nein sagen. Vielleicht sollte er weiterhin so einen Unsinn machen, damit man ihn entlassen würde? Dann hätte er eine Last weniger. Allerdings wollte er sich nicht noch mehr Probleme machen. Er entschied sich einfach dazu seinen Job als Schulsprecher weiterzumachen und möglichst wenige Verbote zu brechen.
 

Nach einer kurzen Weile kam Naoki wieder zurück und machte wieder beim Fußballspiel mit. Es dauerte danach nicht mehr lange, bis die zwei Schulstunden vorbei waren. "Naoki, räumst du die Sachen heute weg?", fragte der Lehrer. "Kann ich machen". Er räumte die Bälle in den Geräteschuppen in der Halle direkt nebenan, in der die andere Klasse auch gerade dabei war aufzuräumen - oder eher nur einige wenige Schüler. Itsuka war eine der wenigen Schülerinnen, die beim Aufräumen half. Jedoch verriet ihr Blick schon, dass sie es nicht freiwillig tat. Naoki grinste etwas und lief zu ihr. "Soll ich dir helfen?", wollte er wissen. "Oh, Naoki. Wenn´s dir nichts ausmacht", meinte sie, wobei sich ihr genervter Blick in ein leichtes lächeln verwandelte. Naoki nickte und half ihr und ihren wenigen noch da gewesenen Klassenkammeraden beim Aufräumen der Turngeräte. Dabei fiehl sein Blick ab und zu wieder auf Itsuka zurück, die nur in einer knappen Sporthose und einem Top steckte. Ihm fiehl auf, dass er ihre Figur wirklich mochte. Große Brüste, schlank aber nicht zu dünn, lange und schöne Beine und dazu auch noch ein klasse Hintern. Wieder bekam er Lust darauf sie zu berühren. "Nur noch die letzte Matte wegräumen!", teilte eine der Klassenkammeradinnen Itsuka mit, worauf sich Itsuka leicht genervt an die Arbeit machte. Naoki folgte ihr, wobei er ihren Hintern dabei beobachtete, wie er sich bei jedem Schritt, den sie tat, in der knappen Sporthose bewegte. "Komm schon! Nicht jetzt! Du kannst nicht wann immer du willst so lüstern werden", dachte er sich und schaffte es mit mühe seinen Blick abzuwenden. "Das war´s..endlich ist der ganze Mist aufgeräumt", grummelte Itsuka, während sie mit Naoki im Geräteraum stand und seufzte. "Naja, da wir nun fertig sind können wir ja nach Hause gehen", meinte Naoki. "Ach und wo wir von nach Hause gehen reden da fällt mir ein...", plötzlich schloss sich mit einem lauten knall eine Tür. Nicht irgendeine Tür, sondern die Tür des Geräteraums. Jedes Licht, welches von außen hinein gekommen war, war nun erloschen. Es war dunkel. "Hey! Was soll das!?", rief Naoki laut mit der Hoffnung, dass jemand ihn hören würde und die Tür wieder öffnen würde. Sie war von außen abgeschlossen worden, wie man es immer tat, wenn die Sportstunden vorbei waren. Naoki bekam keine Antwort. Nichts geschah. "Na ganz toll..", meinte er und seufzte. "Was nun?", fragte er. "Was denkst du, wie lange es dauert, bis jemand kommt und uns hier rauß holt?". "Na ja...", Itsuka dachte kurz nach. "Auf jedenfall werden wir 30 Minuten hier drinnen eingesperrt sein....und...die längste Zeit, die sie uns hier drinnen lassen könnten wäre...hmm....bis heute Nachmittag". "Und wie kommst du nun auf diese Antwort?", wollte Naoki wissen. "Also...jetzt haben wir erst einmal eine 15 Minütige Pause. Danach wird eine andere Klasse Sport haben. Die werden sich aber auch erst umziehen und aufwärmen müssen, bevor sie überhaupt auf den Gedanken kommen werden etwas aus dem Geräteraum zu holen. Allerdings weiß man ja nicht zu hundert Prozentiger Wahrscheinlichkeit, ob sie etwas aus dem Geräteraum brauchen werden. Heute Nachmittag hat dann die nächste Klasse sport und ich denke schon, dass mindestens eine der beiden Klassen etwas aus dem Sportraum benötigen wird". "Und wenn nicht?", war Naokis nächste frage. Itsuka zuckte mit den Schultern, obwohl es nichts brachte, da Naoki es gar nicht sehen konnte. "Na ja...dann....moment, warum denkst du über diese Möglichkeit nach? Passt gar nicht zu dir. Normalerweiße müsstest du optimistisch denken und denken, dass schon die erste Klasse uns hier herauß holen wird", meinte Itsuka dazu. Naoki lächelte etwas. "Wow. So gut kennst du mich also schon nach ein einhalb Wochen?". "Scheint so". "Hmm..", Naoki setzte sich auf den leicht staubigen und kalten Fußboden. "Wäre gar nicht so schlimm hier drinnen, wenn wenigstens etwas Licht wäre". Direkt nachdem Naoki das gesagt hatte, ging plötzlich das kleine Lichtchen des Geräteraumes an. Itsuka stand am Lichtschalter und hatte ihn betätigt. "Den hast du aber ziemlich schnell gefunden", meinte Naoki leicht überrascht. "Ähm..na ja....also..ich kenn mich hier eben aus", antwortete Itsuka, wobei sie nicht so aussah, als wäre das ihre ehrliche Antwort geweßen. Jedoch fragte Naoki sie nicht weiterhin aus und antwortete ihr einfach gelassen mit einem: "Achso". Itsuka setzte sich auf eine der dunkelblauen Sportmatten. "Und jetzt?", wollte sie wissen. "Keine Ahnung". "Wie langweilig! Wenn wir nichts tun vergeht die Zeit bestimmt nicht schneller!". "Na ja...mach du doch einen Vorschlag, was wir tun könnten", meinte Naoki, dem die Sache anscheinden nicht wirklich viel ausmachte. Er sah ziemlich entspannt und geduldig aus, als könnte er die ganze Zeit nur an dieser Wand sitzen und warten, bis jemand die Tür öffnet und sich in dieser Zeit, in der rein gar nichts geschehen würde, auch noch richtig entspannen. "Mhh...willst du wirklich, dass ich etwas Vorschlage?", plötzlich fing Itsuka an zu grinsen. Es war kein freches, freundliches oder böses Grinsen. Es war spielerisch, verführend...und...vielleicht auch etwas pervers? "Will sie etwa....doch nicht hier..oder?", Naoki war verwirrt. "Was für ein Vorschlag hättest du denn?", wollte Naoki wissen. Itsuka grinste noch immer vor sich hin. "Na jaaa....was denkst du denn?", stellte sie ihm als Gegenfrage und ließ 'versehentlich' einen ihrer Träger ihre Schulter hinunter rutschen. "Das kann doch nicht ihr ernst sein...sie will wirklich...jetzt und hier?", Naoki dachte nach. Verstand er diese ganze Sache irgendwie falsch? Nein, eine andere Bedeutung konnte ihr benehmen doch gar nicht haben..oder? "Ich denke irgendwie an Sex im Sportraum", gab Naoki ganz ehrlich zu. "Naoki du bist pervers", meinte Itsuka dazu. Naoki zuckte mit den Schultern. "Ja ich weiß, aber war es denn das, worauf du hinaus wolltest oder liege ich falsch?", wollte er nun wissen. "Du liegst wohl richtig. Ist doch ein netter Zeitvertreib". "Aber ich hab nichts dabei", murmelte er. "Wie nichts dabei? Hat dich neulich auch nicht gestört mit mir unverhütet zu schlafen oder?", meinte Itsuka dazu. "Ja..da hatte ich andere Gedanken im Kopf aber reicht schon, dass wir das einmal ohne Schutz gemacht haben". Nun da Naoki darüber nachdachte fühlte er sich etwas unwohl. Es war ja noch gar nicht so lange her, dass er mit ihr geschlafen hatte. "Mach dir keine Gedanken darüber ich hatte vor einer Woche meine nervigen Probleme..du weißt schon was ich meine. Kann also nichts passieren", ließ sie ihn wissen. "Achso?". "Ja. Also was machen wir denn jetzt?". Natürlich brauchte Naoki nicht lange um sich zu entscheiden: "Hmm...lass uns etwas spaß haben", meinte er. Wer konnte denn auch schon bei so einem Angebot nein sagen? "Irgendwie habe ich auch gar nichts anderes erwartet", antwortete Itsuka grinsend und winkte ihn mit einem Zeigefinger zu sich.
 

Auch Naoki konnte sich ein Vorfreude-Grinsen nun nicht mehr verkneifen und stand auf. Danach lief er zu der dunkelblauen Matte, auf der Itsuka saß und setzte sich vor sie. Ohne zu zögern zog diese ihm sein schwarzes T-Shirt aus. Danach rutschte sie noch näher an ihn heran und fuhr ihm über seinen muskulösen Oberkörper. Ihr Gesicht näherte sich dem seines. Wieder einmal strich sie ihm den Pony, welcher ihm über eines seiner grünen Augen hing, aus dem Gesicht und blickte ihm danach tief in die Augen. Ihre türkisgrünen Augen verzauberten ihn. Selten sah man solch wunderschöne Augen. Itsukas weiche Lippen küssten seine. Eins-, zwei-, dreimal. Kurze und sanfte küsse. Jeden einzelnen hatte er erwiedert, hatte immer wieder die Augen geschlossen und die kurze Zeit genossen, in der ihre Lippen aufeinander trafen. Der vierte wurde länger. Naoki öffnete seinen Mund etwas. Er gewährte ihrer Zunge eintritt und machte aus einem sanften Kuss einen Zungenkuss. Ihre Zungen spielten leidenschaftlich miteinander. Obwohl er es eigentlich nicht wollte, löste er nach einer Weile diesen wundervollen Kuss, denn er wollte ihr das ärmellose Top ausziehen. Direkt danach zog er ihr die kurze Sporthose aus. Kurz danach zog er ihr den BH runter. Er betrachtete ihren Körper erneut. Der schöne blasse und schlanke Oberkörper, die langen glatten Beine und die großen Brüste - ja, wieder fand er nichts an ihr, was ihn störte. Sanft strich er mit seinen Fingern über ihren Oberkörper. Von ihren Brüsten bis hin zu ihrem Höschen und wieder zurück. Er spürte ihre weiche Haut und fing an ihren Bauch zu küssen. Langsam küsste er bis zu ihren Brüsten hoch und fing an, an ihrer linken Nippel mit kreisenden Bewegungen zu lecken. Itsuka gefiehl es, sie ließ es zu und strich ihm dabei durch sein struppeliges, weiches Haar. Naoki hörte nicht auf. Er machte weiter und fuhr mit seiner rechten Hand zwischen ihre Beine. Seine Hand rutschte in ihr Höschen und streichelte ihre Scheide sanft. Es dauerte nicht lange, bis sie anfing feucht zu werden und Itsuka einige - wenn auch nur leise - lüsterne Stöhner von sich gab. Auch Naokis Penis war bereits steif geworden. Es ging wirklich schnell, wenn er ihren wunderschönen und attraktiven Körper ansah und ihn berührte. Langsam zog er ihr das Höschen aus. "Wenn uns jetzt jemand entdecken würde wäre es wohl wirklich blöd..", dachte er sich. Jedoch verdrängte er diesen Gedanken schnell wieder. Vor Pausenende würde keiner kommen. Naoki öffnete seine Hose und zog seine Boxershort etwas herab. Vorsichtig drang er mit seinem Penis ein. Itsuka stöhnte auf und schlang sich mit ihren Armen um ihn. Naoki küsste ihren Hals bis hinab zu ihren Brüsten. Er bewegte sich langsam in ihr, doch dieses Tempo blieb nicht lange. Schon nach kurzer Zeit wurde er schneller und auch härter. Itsuka stöhnte. Sie schmiegte sich eng an seinen warmen Körper und krallte sich mit ihren langen schwarz und neontürkisen Nägeln fester in seinen Rücken. Wieder küssten sie sich. Der Gong, welcher das Ende der Pause bedeutete, ertönte, doch davon ließen sie sich nicht stören. Ungefähr 15 Minuten waren nun übrig geblieben, würde wohl reichen müssen. Naokis Finger fuhren durch Itsukas langes, weißsilbernes Haar. Es fühlte sich weich an, wie edle samtige Seide. Sie hatte wunderschönes Haar, wieder etwas, an dem man einfach nicht herum meckern konnte. Naoki bewegte sich schneller in ihr und wurde wieder etwas härter. Itsuka stöhnte immer öfter und erregter in den Kuss hinein. Er bewegte sich weiterhin in ihr, verwöhnte sie mit Küssen und zärtlichen Berührungen, bis er sie zu ihrem Höhepunkt brachte. Auch er brauchte danach nicht mehr lange. Nachdem beide ihren Höhepunkt erreicht hatten zog Naoki seinen Penis aus ihrer Scheide heraus und zog Boxershort und Hose wieder hoch. Itsuka, welche auf der Matte lag und stark keuchte, zog er ihr Höschen wieder hoch. Mit leicht geöffneten Augen sah sie ihn an. Naoki lächelte und auch er schnaufte etwas. So hätte Sportunterricht seiner Meinung nach öfter mal sein können. War wenigstens eine spaßige Sportart, fand er zumindest. Er beugte sich über sie und gab ihr erneut einen Kuss, der sich wieder in die Länge zog. Dieses mal gewährte Itsuka ihm den Einlass in ihren Mund. Naoki nahm dieses Angebot leidenschaftlich mit seiner zunge an. Er spielte mit ihrer Zunge, ertastete ihren Mund spielerisch...und...erschrak etwas.

Urplötzlich löste er diesen leidenschaftlichen Kuss und rutschte etwas weg. "Was..ist?", fragte Itsuka ihn ziemlich verwirrt. "N-Nichts es ist nur..ich habe nur...", Naoki stoppte kurz und beendete seinen Satz in Gedanken: "Ich habe nur gerade bemerkt, dass du wirklich verdammt spitze Zähne hast..". Bruchstücke seines Traumes störten diesen Moment. Sie tauchten einfach wieder in seinem Kopf auf..diese Bilder dieses kleinen Mädchens und dem Blutverschmierten Gesicht. "Komm schon Naoki...das ist kindisch! Nur weil sie spitzere Zähne hat ist sie kein Monster oder irgend so ein Ding...du kannst dich doch jetzt nicht so benehmen, nur weil dein Hirn dir seit neuestem fast jeden Abend wieder einen Streich spielt!", dachte Naoki sich. Doch plötzlich wurde es hell vor seinen Augen.
 

"Findest du? Ich fand es eher seltsam, dass du keine spitzen Zähne hast, weil Onkel Masato immer meint, dass solche Zähne ganz normal sind! Onkel Masato hat sie auch!", sie sieht ihn an und pustet beleidigt ihre Backen auf. Hat sie das nun als Beleidigung verstanden? Das wollte Naoki nicht. Er findet es nur komisch, dass sie so spitze Zähne hat, denn die können bestimmt ganz schön wehtun.
 

Der Gedanke verschwand aus seinem Kopf und ein anderer drang ein.
 

Onkel Masato hat wirklich welche. Er wollte sie eigentlich nicht zeigen, doch Naoki hat sie dann zufällig doch gesehen. Gegen Masatos Zähne sind ihre Zähne noch richtig klein und ungefährlich. Irgendwie machen diese Zähne Naoki Angst. Sie erinnern ihn an Raubtiere. Irgendwie ein seltsamer Gedanke, doch es erinnert ihn wirklich an so etwas. "Es..liegt in der Familie. Für unsere Familie sind diese Zähne normal, hat Onkel Masato mir gesagt!", erzählt das Mädchen ihm. Also ist es etwas, was durch die Familie vererbt wurde. Seltsam, dass so etwas vererblich ist.
 

Naoki hielt sich mit seiner rechten Hand an die Stirn. "Naoki? Was ist los? Geht es dir nicht gut?", Itsuka sah ihn etwas besorgt an. Sie zog schnell ihren BH wieder hoch und rutschte dann wieder näher zu ihm. "Mir..geht es gut, wirklich. Ich hab nur leichte...Kopfschmerzen", meinte er leise, wobei seine Stimme irgendwie ungewohnt klang. "Dann gehen wir nachher gemeinsam ins Arztzimmer vielleicht hat der Arzt dort Schmerztabletten", sagte Itsuka dazu. "Wahrscheinlich wird bald jemand den Raum wieder aufschließen, dann können wir gehen", vermutete sie, als sie hörte, wie einige Leute durch die Turnhalle joggten. Sie zog sich ihre kurze Hose und das Hemd wieder an und warf Naoki sein schwarzes T-Shirt zu. Er reagierte darauf gar nicht, es flog ihm an den Kopf und blieb auf seinen zerwuschelten Haaren liegen. Was war nur plötzlich mit ihm los geweßen? Itsuka seufzte. "Hey..Naoki, wenn du irgend ein Problem hast...wenn es irgend etwas gibt, was dich bedrückt, dann rauß damit". Naoki zuckte etwas zusammen. Warum hatte er das Gefühl, dass er so einen ähnlichen Satz schon einmal vor langer Zeit aus ihrem Mund gehört hatte? Wieder kam dieses Gefühl hoch: Das vertraute Gefühl, welches er für Itsuka empfand. Die ganze Zeit über, wenn er sie gesehen hatte, war es da geweßen, doch nun wurde es wieder unglaublich intensiv. Es fühlte sich wieder an, als würde er sie schon für eine so lange Zeit kennen, als hätte er schon so viel Zeit mit ihr verbracht. Es fühlte sich schon an, doch gleichzeitig auch seltsam. Irgendetwas an dieser Sache machte ihm Angst und das wiederum gab ihm das Gefühl ein Vollidiot zu sein. Wieso macht ihm ein schönes Gefühl angst? Vielleicht, weil dieses Gefühl, welches er für Itsuka empfindet, mit einem anderen stark verbunden ist: Eine große Leere in seinem Kopf. Er fühlte sie immer, wenn er versuchte stärker über Itsuka nachzudenken. So lange er darüber nachdachte, was in diesen ein einhalb Wochen geschehen war, fühlte er es nicht. Sobald er jedoch versuchte darüber nachzudenken, was Itsuka wohl vor dieser Zeit so alles erlebt hatte, bekam er dieses Gefühl, als wüsste er etwas, was ihm einfach nicht mehr einfallen wollte. "Naoki? Bist du überhaupt noch anwesend?", nun, endlich, riss ihre ruhige Stimme ihn wieder aus seinen Gedanken. "Was..?". "Scheint so, als wärst du wieder da", murmelte Itsuka und seufzte. "Tut mir Leid..ich war gerade etwas in Gedanken..also..ähm..was hattest du gesagt?", wollte er nun wissen. "Ich hatte gesagt, dass du mir deine Probleme ruhig anvertrauen kannst. Außerdem hatte ich auch noch erwähnt, dass wir den Arzt im Arztzimmer nach Tabletten gegen Kopfschmerzen fragen können", wiederholte Itsuka sich. "Mist! Das Arztzimmer!", Naoki erinnerte sich wieder an die Sache, die er zu Saori gesagt hatte: "Ich bring dich nach dem Sportunterricht nach Hause. Bis nachher!". Er musste unbedingt aus diesem Raum rauß. Hoffentlich war sie noch nicht gegangen. Was würde Saori sich sonst wieder denken? Wahrscheinlich würde sie sofort wieder denken, dass er keine Lust hatte sie nach Hause zu bringen und sie schon längst vergessen hatte. Nun, eigentlich stimmte es ja auch, dass er sie vergessen hatte, doch wer hätte das an seiner Stelle nicht getan? Und selbst wenn er sie nicht vergessen hätte, hätte er sie nicht abholen können. "Verdammt! Ich muss hier unbedingt rauß!", rief er nun. "Hä? Warum jetzt auf einmal so dringend?", wollte Itsuka wissen und sah ihn etwas seltsam an. "Ich hab´s total vergessen! Mist!", fluchte er nur. "Was hast du vergessen?". "Saori hat sich vorhin im Sportunterricht verletzt..oder eher gesagt hat einer ihrer Klassenkammeraden sie verletzt..ich wollte sie heute nach Hause bringen", erzählte Naoki und seufzte. "Oh? Fragt sich nur, ob sie jetzt noch wartet. Immerhin sind mehr als 30 Minuten vergangen". 30 Minuten und noch immer hatte niemand bemerkt, dass die Beiden im Geräteraum eingesperrt waren. Naoki zog sich sein schwarzes T-Shirt an und setzte sich wieder auf die Matte. Wie lange würde es noch dauern, bis jemand den Raum aufsperren würde? Eins war jedenfalls klar - die Halle wurde in diesem Moment von einer Schulklasse benutzt, doch würden sie überhaupt Geräte aus dem Raum brauchen?
 

Weitere zehn Minuten vergingen. Ruhig saß Naoki auf der dunkelblauen Matte. Plötzlich hörte er ein klimpern, welches ihn in Richtung Tür blicken ließ. "Das ist eindeutig ein Schlüssel", meinte Itsuka dazu und blickte ebenfalls in Richtung Tür. Tatsächlich hörte es sich nun so an, als würde jemand das Türschloss öffnen und nachdem dieses Geräusch endete öffnete sich auch schon die Tür. "Ach du meine Güte! Wie lange sitzt ihr beiden denn schon hier drinnen!?", rief die Lehrerin entsetzt. Es war Kobayashi-san, eine der Lehrerinnen, die eigentlich nur für den Sportunterricht zuständig waren. Sie hatte unglaublich viele Sportstunden in ihrem Unterrichtsplan stehen. Kaum zu glauben, dass jemand so oft in der Woche sport machen konnte und es sogar mochte. Manchmal führte sie auch einige normale Unterrichtsstunden als Ersaztlehrerin, falls eine Lehrkraft durch Krankheit oder anderen Dingen ausfiehl. Eigentlich war sie sogar noch ziemlich jung. Erst seit ungefähr zwei Jahren unterichtete sie an dieser Schule. Naoki schätzte sie nicht über 30. Ihre braunen Haare waren lang und glatt. Sie hatte sie mit einem dunkelgrünen Haarband zu einem Zopf zusammengebunden. Geschockt blickten ihre graufarbenen Augen auf die Beiden, die friedlich auf der dunkelblauen Matte saßen, als wäre in diesem Raum nie etwas zwischen ihnen geschehen. "Nicht soo lange. Wir sind seit Pausenbeginn hier drinnen", antwortete Naoki und verhielt sich genauso, wie er es sonst auch immer tat. Keine verdächtigen Reaktionen. Es wirkte, als wäre er ganz brav geweßen und hätte seine Mitschülerin nie angefasst. "Gott sei dank habe ich euch einigermaßen früh hier drinnen entdeckt", Kobayashi-san seufzte erleichtert. Sie stellte keine weiteren Fragen darüber, was die beiden in der Zeit in diesem Raum getan hatten und ließ sie einfach aus dem Raum. Naoki stand auf und verließ ihn schnell. "Endlich draußen", meinte er leicht lächelnd. "Und nun geht´s zum Artztzimmer". Itsuka nickte. "Ich komme mit. Hier geht es ja schließlich um meine Schwester, die verletzt wurde". "Obwohl ich nicht denke, dass sie jetzt noch im Artztzimmer herum sitzt", dachte sie sich. Naoki eilte in das Arztzimmer, doch es war leer. "Na ganz toll", murmelte er und seufzte.

Das ängstliche Mädchen wird mutig

"Saori! Was ist passiert?", fragte Kageri total besorgt, als sie sah wie Yasuo Saori stützend aus der Schule brachte. "Oh..Kageri. Na ja...". "Ein totaler Vollidiot aus unserer Klasse hat sie beim Fußball spielen gnadenlos umgerannt", antwortete Yasuo leicht sauer. "Ich sag´s ja ständig! Sport ist Mord!". "Hmm..vielleicht ist an dem Spruch wirklich was dran. Jedenfalls...tut mir leid, dass du wegen mir aufgeflogen bist, Yasuo..", entschuldigte Saori sich bei ihm. Yasuo zuckte mit den Schultern. "Kann man nix dran ändern. Irgendwie bin ich ja auch selbst dran Schuld". Kageri blickte zwischen beiden hin und her, während sie miteinander sprachen. "Ähm...also..wegen dem Treffen heute...wenn du dich verletzt hast sollte ich lieber nicht kommen...o-oder?", wollte Kageri wissen. "Hm? Doch. Was sollte das mit einer kleinen Verletzung zu tun haben? So schilmm ist es gar nicht. Jetzt hast du schon gefragt, ob du zu mir kommen kannst. Keine Chance mehr dich da raußzureden, Kageri!", meinte Saori leicht grinsend. "Äh n-nein du verstehst das falsch ich wollte nicht..." - "Vielleicht denkst du, dass du dich nicht raußreden wolltest aber deine Angst davor ohne deine Geschwister wo hinzugehen bringt dich eindeutig dazu einen Grund zu finden um doch nicht zu kommen", vermutete Saori und grinste etwas mehr. Woher wollte sie das jetzt schon so genau wissen? Kageri fand es unheimlich, dass Saori irgendwie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Saori hatte etwas festgestellt, was Kageri erst bemerkte, nachdem Saori es gesagt hatte. "Ähh....n-nein stimmt nicht ich..suche keine Chance mich raußzureden...i-ich komm mit und..so...", murmelte Kageri leise und verlegen. Saori lächelte. "Gut. Dann komm mit zum Auto", meinte Saori. Auto? Meinte sie damit Yasuos Auto? "D-Darf ich denn...?", fragte Kageri ganz leise. "Natürlich darfst du! Nicht wahr Yasuo?". "Meinetwegen. Sie ist ja schon mal mitgefahren...und bevor du wieder vor ein Auto rennst wäre es wirklich besser, wenn ich dich fahre", meinte Yasuo dazu. Sofort wurde Kageri wieder rot und blickte zu Boden. Diese Sache war ihr wirklich unangenehm geweßen. "D-Danke..", bedankte Kageri sich leise. "Und...noch einmal..Entschuldigung wegen dieser Sache...also..wegen...na ja...weil ich so dusselig war und dir vors Auto gerannt bin...", entschuldigte Kageri sich erneut. "Kageri! Ich hatte dir doch neulich schon gesagt, dass du dich nicht so oft entschuldigen musst! Einmal reicht wirklich", meinte Saori dazu, wobei Yasuo nickend zustimmte. "Egal wie oft du dich entschuldigst ändern kann man nichts mehr dran und es ist ja auch nichts schlimmes passiert...allerdings solltest du wirklich lernen besser aufzupassen". "I-Ich werde besser aufpassen...", antwortete Kageri leise und verlegen. "Gut". Yasuo lief zu seinem Auto. Er zog den Autoschlüssel aus seiner Jackentasche und drückte auf einen Knopf darauf, der die Lichter des Wagens kurz zum aufblinken brachte. Ein klickendes Geräusch war zu hören, die Autotüren waren aufgeschlossen. Yasuo half seiner Schwester ins Auto und stieg danach selber ein. "Steig ein, Kageri", sagte Saori zu ihr, bevor sie die Autotür schloss. Kageri tat was sie gesagt hatte, auch wenn sie kurz gezögert hatte. Nun saß sie wieder in diesem Auto. Sie errötete wieder bei dem peinlichen Gedanke, dass sie erst vor kurzem genau vor dieses Auto gerannt war.
 

Nach einer Weile kamen sie am Haus der Kiredas an. Yasuo parkte seinen Wagen am Gehweg. Er drehte den Schlüssel um und zog ihn aus dem Zündschloss. Der brummende Motor des gebrauchten BMWs verstummte und knisterte nun leise vor sich hin. Yasuo öffnete die Tür des Autos und half seiner Schwester durch den Blumengarten in das etwas größere Haus hinein. Auch Kageri stieg aus dem Wagen. Für kurze Zeit sah sie den Beiden nach und folgte ihnen dann zögernd. Plötzlich wirkte sie ganz nervös. Es war das erste mal, dass sie dieses Haus alleine, ohne ihre Geschwister, betrat. "Bringst du mich in mein Zimmer, Yasuo?", bat Saori ihren Bruder. "Klar". Yasuo half seiner Schwester die Treppe hoch und brachte sie in ihr Zimmer. Kageri folgte ihnen. Saori setzte sich auf das Doppelbett, welches aus schwarzem Metall bestand. Der Anfang und das Ende des Bettes sah durch die schön geformten Metallstangen richtig künstlerisch und auch etwas majestätisch aus. Auf das Bett war ein weißes Bettbezug gespannt, welches einen schönen Kontrast zu den Schwarzen Metallstäben des Bettes zauberte. Die Kissen waren hell- und dunkelrot. Kageri stand einfach in dem Raum und sah sich - so neugierig wie sie war - jedes Möbelstück des Zimmers genau an. Schon nach kurzer Zeit bemerkte sie das Foto in dem schwarzen Rahmen, welches auf der dunkelholz Kommode stand. Sie ging etwas genauer zur Kommode und sah sich das Bild an. Es zeigte zwei Mädchen. Ein weißsilbern haariges und ein schwarzblau haariges. Beide trugen Kimonos. Im Hintergrund war ein Kirschblütenbaum zu sehen. "Was für ein hübsches Foto...sind das Saori und Itsuka? Die Beiden waren ja richtig süß, als sie kleiner waren", dachte Kageri sich lächelnd und empfand ein schönes Gefühl, als sie das Bild so ansah. Irgendwie..ein vertrautes Gefühl, als würde sie die Mädchen auf dem Bild lange kennen. "Das ist ein schönes Bild. Wo wart ihr da?", fragte Kageri und lächelte etwas. "Hm? Ach..das war ein Fest, auf dem ich und Itsuka mit unserem Onkel waren. Ich weiß aber gar nicht mehr wo genau das war...irgend wo in der nähe seines alten Wohnortes..", meinte Saori. "Ist schon lange her, deswegen erinnere ich mich wahrscheinlich nicht mehr so gut daran". "Achso...weißt du...der Kirschbaum der da steht erinnert mich an einen aus meinem Nachbarsdorf damals..da war immer ein großes Fest, wo so ein großer Kirschbaum mit Laternen und sowas geschmückt wurde. Aber naja..sowas gibt´s wohl öfter ich meine Kirschbäume sind ja nicht gerade wirklich unterschiedlich im aussehen", meinte Kageri dazu. "Achso?". Es war irgendwie etwas seltsam, zum ersten mal spürte Kageri dieses Gefühl. Sie hatte Saori schon öfter in die Augen gesehen, hatte sie schon öfter angesehen und es nicht gemerkt. Doch dieses mal, nachdem sie sich das Bild angesehen hatte, ließ dieses stärkere Freundschaftsgefühl sie nicht mehr gehen. Warum war es nun so plötzlich da, obwohl sie Saori nur zwei Wochen kannte? "Kageri..ist irgendwas?", wollte Saori auf einmal wissen und sah sie fragend an. "Hm? Äh..nein. Warum fragst du?". "Na ja weil du mich so angestarrt hast". "Hab ich das? T-Tut mir Leid..", entschuldigte Kageri sich leise.
 

Warum fühlte es sich so unschön an über die Zeit bei ihrem Onkel nachzudenken? Sie hatte viele schöne Erinnerungen an diese Zeit und doch fühlte sie sich unwohl, manchmal sogar leicht verängstigt, wenn sie darüber nachdachte. Es war dieses Gefühl fehlender Erinnerugen, die diese Angst verursachte. Saori wollte das Thema wechseln. "Na ja ist ja nicht schlimm. Mal was anderes: Wie denkst du eigentlich über meinen Bruder, Yasuo?". "Ehh? W-Wie kommst du denn jetzt so plötzlich auf die Frage?", wollte Kageri wissen und schien nun leicht nervös zu werden. "Hmm..nur so. Mir is gerade wieder eingefallen, dass ich dich das mal Fragen wollte, weil du ihn immer so anguckst und in seiner nähe öfters rot wirst". "N-Na ja..a-also..ich..ich weiß nicht! Wir sind eben Nachbarn...und..reden nur ziemlich selten miteinander...meistens nur dann, wenn ich wieder irgendetwas peinliches getan hebe..", antwortete Kageri leise, wobei sie enttäuscht wirkte. "Aber du würdest gerne öfters mit ihm reden, nicht wahr?", wollte Saori wissen. Ihr Blick wirkte so, als würde sie dieses Thema irgendwie interessieren. "Ähh..i-ich denke schon..a-aber ich würde mit all meinen Nachbarn gerne öfter reden!", meinte Kageri nervös. Mit diesem Satz versuchte sie wohl den Verdacht, dass sie verknallt sein könnte und an Yasuo mehr als an den anderen Geschwistern interessiert sein könnte, zu lindern. "Also auch mit Takeo und Itsuka hm?". Kageri nickte. "Aber bei denen wirst du nicht so rot und nervös", stellte Saori fest und verschrenkte die Arme. "W-Weil ich mich vor ihnen noch nie richtig blamiert habe..", redete Kageri sich aus der Sache rauß. "Wie du meinst". Für eine kurze Weile baute sich eine unschöne Stille zwischen den Beiden auf, die Saori jedoch schnell unterbrach: "Tut mir Leid, dass wir wegen meinem Fuß nicht so viel unternehmen können". "Das macht nichts..du brauchst dich deswegen nicht zu entschuldigen". "Aber falls du keine Lust mehr hast hier einfach so herum zu sitzen, dann kannst du ja vielleicht mal zu meinen Geschwistern gehen und mit denen reden. Hast ja vorhin gesagt, dass du gerne öfters mit ihnen sprechen würdest", schlug Saori vor und lächelte leicht. "Ähh...i-ich weiß nicht... ", meinte Kageri verunsichert. "Na los mach schon. Ich bin eh ein bisschen müde vom anstrengenden Schultag. Wenn es meinem Fuß in ein paar Tagen besser gehen wird können wir ja gemeinsam shoppen gehen oder irgendwas, ja?". Kageri seufzte leise. Ihr Blick wirkte unglaublich verunsichert und wanderte in Richtung Boden. "Geh doch mal ein bisschen zu Yasuo oder so", nachdem dieser Satz über Saoris Lippen kam, fuhr Kageris Blick ruckartig nach oben und sah sie leicht erschrocken an. "I-Ich weiß nicht ob ich das wirklich tun sollte...i-ich meine er fühlt sich bestimmt schon von mir belästigt oder so...". "Wieso sollte er sich belästigt fühlen?", wollte Saori wissen. "Weil ich schon an ihn drangerannt, von einer Treppe auf ihn gefallen und vor sein Auto gelaufen bin..", Kageri seufzte enttäuscht. Wieder einmal wurde ihr klar, wie oft sie sich ausgerechnet vor Yasuo blamierte. "Ich glaube nicht, dass er sich deswegen von dir belästigt fühlt..du bist einfach etwas dusselig und du hast ihm ja gesagt, dass du nun versuchst besser aufzupassen", meinte Saori aufmunternd. "A-Aber trozdem..er will bestimmt nicht seine Freizeit mit mir verschwenden", murmelte Kageri leicht deprimiert. "Unsinn! Du bist unsere neue Nachbarin er hat bestimmt nichts dagegen, wenn du mal versuchst ihn etwas besser kennenzulernen!". "B-Bist du dir da sicher?". Saori nickte und wirkte fest entschlossen. Sie schien zu wissen was sie sagte. Kageri vertraute ihr. Saori würde schon wissen wie ihr Bruder denken würde. Sollte Kageri vielleicht..wirklich einmal versuchen mit Yasuo zu reden? Wahrscheinlich würde sie sich nicht trauen. "Na los, geh ruhig zu ihm. Sein Zimmer ist nur ein Raum weiter". Kageri seuftze leise. Mit Yasuo alleine in seinem Zimmer. Nie hätte sie gedacht, dass sie so ein Angebot bekommen würde. Würde sie es annehmen oder ablehnen? Welches Mädchen wäre so dumm und würde es ablehnen? Ein Mädchen, welches so wenig selbstvertrauen besaß, dass selbst ein normaler Schultag für sie die Hölle war. Doch würde dieses Mädchen solche Gelegenheiten ständig ablehnen, würde sich nichts an ihrem Leben und ihrem wenigen Selbstbewusstsein ändern. Kageri versuchte es. Sie wollte sich ändern, also versuchte sie es. Noch immer leicht zögernd lief sie zur Tür, die in den Gang führte. "G-Gut, wenn du nichts dagegen hast werde ich kurz zu ihm gehen..", murmelte Kageri leise. "Geh ruhig. Wie gesagt es macht mir nichts aus", ließ Saori sie mit warmherzigen lächeln wissen. Ein wunderschönes Lächeln. Es wirkte wie warme Sonnenstrahlen. Kageri verließ das Zimmer und lief zur Tür direkt nebenan. Vor dieser Tür blieb sie stehen. In diesem Zimmer war wahrscheinlich Yasuo. Was er darin tat, wenn er darin war wusste sie nicht und wie er darauf reagieren würde, wenn sie anklopfen würde und es betreten würde war auch etwas, was sie nicht wusste. Es gab einige Dinge, die man erst wusste, wenn man es tat. Kageri fasste ihren Mut zusammen und klopfte, wenn auch nur leise, an die hölzerne Tür. Innerlich hoffte sie aus Angst ganz fest, dass er nicht im Zimmer war. Ihre ängstliche Seite hoffte, dass er gar nicht Zuhause war.
 

"Ja?", ein einziges Wort. Es war ein einziges Wort geweßen, welches Kageris Herz erneut zum raßen gebracht hatte. Yasuos Stimme hinter dieser Tür. Sie klang ruhig - wie immer. Kageris ängstliche Seite wollte schnell wieder in Saoris Zimmer eilen. Wahrscheinlich hätte Saori ihm dann aber gesagt, dass Kageri geklopft hatte, was wieder irgendwie peinlich geworden wäre. Kageri entschied sich also einfach ohne weiteres nachdenken die Türklinke hinunterzudrücken und das Zimmer zu betreten. Was sie betrat war ein hübsches Zimmer mit rot gestrichenen Wänden. Der Boden war mit hellem Holz belegt und sauber. Ein großer Teppich mit verschiedenen brauntönen Lag auf dem Boden. Er war mit Zeichen bedruckt. Die Farben dieser Zeichen vermischten sich mit den natürlichen brauntönen so, dass um die aufgedruckten Zeichen ein goldfarben-ähnelnde Umrandung entstand. Im Raum roch es nach frischem Waschpulver. Die Kissen und der Bettbezug waren wohl erst vor kurzem neu bezogen worden.

Yasuo hatte seinen drehbaren Schreibtischstuhl in Richtung Tür gedreht. Mit einem Arm stützte er seinen Kopf auf der Armlehne ab und sah Kageri fragend an. "Äh...K-Kireda-kun..", leise fing sie an zu stammeln. Sofort wurde sie wieder total nervös und das nur darurch, dass er sie so ansah. Warum musste er auch so ein schönes Gesicht und diese warmen orangebraunen Augen haben? "Was gibts?", wollte er wissen. Sein Gesichtsausdruck blieb fragend. "A-Also..S-Saori schickt mich..". "Braucht sie etwas?". "N-Nein..also doch..also...sie braucht ruhe! D-Denke ich..". Yasuo hob eine Augenbraue, als würde er nicht genau wissen was sie ihm damit versuchte zu sagen. Eindeutig wusste er nicht, was er mit Saoris Ruhe zu tun haben sollte. "Ah? Aber ich mache doch gar keinen lärm". "Ja ich weiß..d-das meinte ich damit auch nicht...sie braucht irgendwie ruhe von mir...o-oder so...", versuchte Kageri es zu erklären. "Sie hat gesagt sie sei müde vom anstengenden Tag und dass wir heute sowieso nicht viel gemeinsam tun könnten und ich deswegen meine Zeit lieber mit ihren Geschwistern verbringen sollte..". Es war nicht haargenau das geweßen was Saori gesagt hatte, aber Kageri gab wirklich ihr bestes um es einigermaßen verständlich zu erklären. "Achso? Naja meinetwegen kannst du ´ne Weile hier bleiben wenn du mich nicht zu sehr störst", das bedeutete in Kageris Augen so viel wie: "Bleib halt hier wenn´s unbedingt sein muss aber nerv mich nicht mit irgend ´nem Scheiß". Doch gerade in diesem Moment erinnerte sie sich an die Worte ihrer Schwester: "Versteh nicht immer alles so negativ, Kageri", und danach kam ihr ein weiterer Gedanke..
 

Alle sitzen sie gemeinsam in dem Wohnzimmer der Familie Kireda. Auch Yasuo sitzt auf einem der Sofas. Er sieht nicht wirklich aus, als hätte er großartige Lust darauf die neuen Nachbarn kennenzulernen, doch er sitzt trozdem dort und tut es. Kageri fühlt sich nicht wohl in seiner nähe. Schließlich hat er ihr gedroht. Hat er ihr wirklich gedroht?
 

Zu dieser Zeit wusste sie nicht, dass sie diese Frage bald beantwortet bekam und die Antwort war für sie peinlich. Ja, es war peinlich, dass sie seine Worte so falsch verstanden hatte. Verstand sie seine Worte dieses mal wieder falsch? Yasuo drehte seinen Stuhl in Richtung des Tisches zurück. Nun waren nurnoch seine struppeligen Haare und der schwarze Stuhlrücken zu sehen. Neugierig versuchte Kageri zu sehen was auf den Blättern, die auf dem Tisch lagen, stand. Was auch immer auf diesen Blättern stand - es waren Blätter, die Yasuo störten. Genervt starrte er sie an, blätterte sie durch, eines nach dem anderen. "K-Kireda-Kun?". "Was ist?", grummelte er ohne sie anzusehen. "W-Was sind das denn für Blätter wenn ich fragen darf?", sie fragte leise, so leise, dass ihre Lippenbewegungen beinahe keinen Ton mehr von sich gaben. Es war so leise, dass er es eigentlich nicht hätte hören können. Der Grund, warum diese Frage nur so leise aus ihr drang war einfach: Unentschlossenheit. Fragen oder nicht fragen? War diese Frage schon zu neugierig oder war es okay zu fragen, was auf Blättern stand, die auf seinem Schreibtisch lagen? Ob sie nun die Antwort wirklich wollte oder nicht, Yasuo antwortete: "Clubanmeldungen und so ein Zeug". Kageris Augen wurden durch ihre Überraschtheit größer. Er hatte sie gehört? Unglaublich! Noch nie hatte Kageri eine Person mit solch guten Ohren getroffen. Eine Person, die selbst ihre leisesten und unsichersten Fragen hören konnte. "A-Achso? Sind es so viele?". Man konnte sehen, wie sich der Kopf, der von struppeligem schwarem Haar verdeckt war, zu einem nicken bewegte. Mit kurzen, vorsichtigen Schritten näherte Kageri sich dem Schreibtisch. Jeden Schritt, den sie tat, konnte sie auf dem sauberen Holzboden deutlich hören. Letzendlich hatte sie es wirklich zum Tisch geschafft und sah auf die Blätter. "Gibt es irgend etwas, dass du beim Akzeptieren der Clubbewerbungen beachten musst?", fragte sie und bemerkte sogar, dass ihre zittrige Stimme stärker und lauter wurde. Ihre Stimme war deutlich hörbar geworden, normale Raumlautstärke. So leicht hatte Kageri es sich nicht vorgestellt. Es zauberte für einen sehr kurzen Moment ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. "Klar. Es gibt ´ne Menge Dinge zu beachten..", Yasuo sah sie an und gab sich die Mühe ihr einiges über das akzeptieren der Clubbewerbungen zu erklären. Kageri verstand alles ziemlich schnell, denn wenn es etwas gab, was sie gut konnte, dann war es seltsamerweiße Haushalt und irgendwie Papierkram. Perfekte Hausfrau und Sekretärin, nun ja, Sekretärin ohne Selbstvertrauen. "Darf ich dir...vielleicht helfen?", fragte Kageri leise. Ihre Stimme war wieder leiser geworden, doch hätte auch eine Person mit normalen Gehör ihre Frage verstanden. "Denkst du denn, dass du das wirklich hinbekommst? Wenn du einen Fehler machst ist es mein Fehler und mein Problem". Plötzlich wirkte Kageri verunsichert. Sie wollte helfen, doch konnte diese Hilfe dazu führen, dass sie ihm eher Probleme machte. "Kann ich...es bei einem Blatt versuchen?". "Kannst du". Yasuo reichte ihr eines der Clubaktivitätenblätter. Es war ein Club für kreative Aktivitäten. Kageri gefiehl der Gedanke einen Kunstclub an der Schule zu haben. Sie dachte dabei an ihren Bruder, Kenta. Auch wenn er nicht so aussah, als würde er zeichnen, hatte er wirklich spaß an einigen Kunstrichtungen. Kageri versuchte ihr Glück im Korrigieren des Zettels. Letzendlich bekam der Zettel von ihr ein "Ja". "Ich bin fertig", ließ sie ihn wissen. "Schon?", Yasuo schien etwas misstrauisch. Zögernd nickte Kageri. "Lass mal sehen", ehe Kageri ihm das Blatt freiwillig hatte geben können, riss er es ihr aus der Hand und sah es sich an. "Keinen Fehler gemacht. Der Club kann wirklich durchgeführt werden. Du hast sogar die Frist darunter geschrieben, bis zu welchem Tag der Club genügend Mitglieder habe muss. Nicht schlecht". Plötzlich strahlte Kageri. Es sah so aus, als hätte dieser Satz von ihm ihr Selbstbewusstsein stark gefördert. "Lass mich noch ein paar machen! Ich werde auch keine Fehler machen, versprochen!". "Meinetwegen", Yasuo reichte ihr einige Clubbewerbungen. Plötzlich war Kageri wirklich glücklich darüber, dass sie sein Zimmer betreten hatte. Noch nie war sie in dem Zimmer des Jungen geweßen, in den sie sich verguckt hatte und noch nie hatte sie mit dem Jungen in den sie verknallt war so viel geredet. Nun, so viele Sätze waren es auch nicht geweßen, doch für den Anfang reichten sie Kageri auf jedenfall. Vielleicht war sie ihm heute sogar ein klein wenig näher gekommen - auch wenn es wirklich nur ein sehr sehr kleines bisschen geweßen war, es reichte, um Kageri zufrieden zu stellen.

Zerbrochen?

"Es ist...das dritte mal in diesem Monat", murmelte er und seufzte, als die Autotür des Wagens hinter ihm laut zugeknallt wurde und die Reifen durchdrehten, bevor es dann in erhöhtem Tempo losfuhr. Dieses mal war sein alter Herr sogar so großzügig geweßen und hatte ihn bis vor das Haus gefahren. Natürlich war der Abschied so wie immer geweßen - wortlos. Schlecht gelaunt lief er durch den Garten, in dem nun einige Pflänzchen wuchsen, die durch den Nachbarsgarten jedoch in den Schatten gestellt wurden. Dieser rießen Garten war echt ein hingucker, da achtete niemand mehr auf die kleinen Pflänzchen nebenan. Der Junge kam an der Tür an und wagte kurz einen Blick auf die Uhr: 23.00 Uhr. Der Alte hatte sich wieder mal eine perfekte Uhrzeit ausgesucht um ihn loszuwerden. Bevor er auf den Knopf der Türklingel drückte, verschwand sein düsterer Blick und er zwang sich zu einem leichten Lächeln. Der Knopf des Schildes, auf dem "Shinsui" stand, gab ein klickendes Geräusch von sich. Danach war ein Klingeln zu hören. Einige Lichter im inneren des Hauses gingen an und man hörte Schritte, die lauter wurden und der Tür immer näher kamen. Die Haustür wurde von innen aufgeschlossen und öffnete sich. "..Aiji?", die braunhaarige ältere Frau sah ihn an. Ihr Blick wirkte sehr überrascht. "Hey..Tante Yumiko", Aiji zwang sich weiterhin dazu das fröhliche Lächeln auf seinen Lippen nicht zu verlieren, auch wenn die Schmerzen in seinem Inneren brannten. Auch sein Rücken schmertzte wieder einmal. "Was machst du denn so spät noch hier? Hast du morgen keine Schule?", fragte Yumiko irritiert. "Paps schickt mich", Aiji zeigte ihr ein weißes Briefcouvert. Yumiko nahm es und öffnete es. Sie zog ein weißes Briefpapier darauß und laß, was auf ihm stand. "Du sollst für eine Woche hier bleiben?", fragte sie, nachdem sie den Brief gründlich durchgelesen hatte. Aiji nickte. "Richtig. Am 1.Juni soll ich wieder abgeholt werden". "Ach so? Hmm..das ist nun schon das dritte mal in diesem Monat, dass du zu uns geschickt wirst...zwischen dir und deinem Vater läuft es momentan nicht so gut...oder?". Aijis warmherziges lächeln verschwand. Länger konnte er es nicht halten und sein Blick wurde kühl. "Kann sein", er zuckte mit den Schultern, sein Blick blieb ernst und die Stimme leise ohne jedes Gefühl. Es schockte Yumiko. Von einer Sekunde auf die andere war er wie ausgewechselt. Der liebe Junge, der sonst immer lächelte, sah nun aus wie ein Junge mit zerbrochener Seele. "Darf ich nun reinkommen oder nicht?", diese kalte Stimme gab ihr durch schlechtes Gewissen ein verkrampftes Gefühl im Magen. Was hatte sein Vater mit ihm angestellt, dass er so reagierte? Die zuvor mit freude gefüllten Augen blickten sie kühl an. Er erinnerte sie in diesem Momen stark an Kenta. Auch er war mal ein netter Junge geweßen, bis das Leben seinen Verstand noch mehr zerissen hatte. "Natürlich! Komm rein bevor du dir da draußen noch eine Erkältung holst!", Yumiko machte den Weg frei. "Du darfst wie immer im Gästezimmer schlafen. Warte ich beziehe das Bett neu und schüttele die Kissen auf". Sofort eilte sie in das Gästezimmer. Aiji seufzte. Er schloss die Tür hinter sich und lief ihr nach.
 

"So! Jetzt ist alles fertig! Gute Nacht Aiji ich hoffe du kannst gut schlafen. Ach und wenn du irgendein Problem hast..falls es irgend etwas gibt, was dich bedrückt..dann komm zu mir, ja? Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst", Yumiko hatte versucht ihm das Bett so bequem wie möglich zu machen. Wenigstens diese Woche sollte er so gut wie möglich schlafen. Yumiko hoffte, dass es ihm in dieser Woche gut gehen würde. Sie wünschte sich, dass sie diesen Blick nicht wieder sehen müsste. Es war das erste mal, dass sie ihn so gesehen hatte und wollte alles mögliche tun, damit es nicht wieder vorkam. "Danke", bedankte er sich und stellte seine Koffer ab. "Nichts zu danken. Das Auspacken kannst du ja noch auf morgen verschieben. Hol dir einfach deinen Schlafanzug aus dem Koffer und leg dich hin". Aiji nickte. "Willst du morgen mit in die Schule gehen?", fragte Yumiko vorsichtig. Aiji zuckte mit den Schultern. So still war er nie. Eigentlich war er ein gesprächiger Kerl geweßen. "Na ja..entscheide dich bis morgen...gute nacht..". "Gute Nacht, Tante Yumiko", Aiji kniete sich zu seinem Koffer herab, wobei er kurz ein schmerzverzerrtes Gesicht zeigte. Tante Yumiko hatte das Zimmer bereits schon verlassen. Erneut seufzte Aiji und fasste sich an seinen schmerzenden Rücken. Danach zog er sich vorsichtig seine Jacke aus. Das T-Shirt ließ er an. Er zog eine neue Boxershort aus seinem Koffer. Seine Hose und die zuvor getragene Boxershort fielen zu Boden. Danach zog er sich die Frische an. Erschöpft legte er sich auf das Bett. Er knippste das Nachttischlämpchen aus und blickte zur Decke hoch. Nur noch das Licht der Straßenlaterne beleuchtete den Raum sanft durch die Vorhänge. Er schloss die Augen und versuchte dem heutigen Tag zu entkommen. Schlaf - es war die einzige Zeit, in der er seine ruhe hatte - wenn er nicht von seinen Alpträumen gequählt wurde. Erneut seufzte er, doch dieses mal war es ein erleichtertes Seufzen, denn er wusste, dass er nun wenigstens für eine Woche entspannen konnte. Am liebsten wäre er gar nicht mehr nach Hause gegangen. Wenn er sein Leben in diesem Haus, bei seiner Tante, seinem Onkel, seinen Cousins und Cousinen verbringen könnte, könnte er vielleicht wieder anfangen sein Leben zu genießen. Aiji dachte ein wenig über die letzte Zeit nach, aber nur über die schönen Zeiten. Alle waren sie in diesem Haus geweßen oder beim Shoppen mit Kageri und Kyouko. Bei diesen schönen Gedanken konnte er das Lächeln auf seiner Lippe nicht verhindern. Nach einer Weile schlief er ein.
 

"Kyouko..du bist schon so früh wach?", Yumiko war ein wenig überrascht. Sie war gerade erst mit dem Decken des Tisches fertig geworden. "Na ja..ich konnte nicht mehr schlafen, also bin ich aufgestanden und habe mich fertig gemacht". Kyouko setzte sich auf ihren Platz am Esstisch. "Gibt es einen Grund warum du nicht mehr schlafen kannst?", wollte ihre Mutter wissen. "Vielleicht ist es die Mathe Probearbeit, die wir vor ein paar Tagen geschrieben haben. Ich bin ziemlich gespannt was für eine Note ich habe. Normalerweiße hatte ich mich schon auf eine vier eingestellt..aber dieses mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass es was besseres werden könnte", erzählte Kyouko ihrer Mutter. "Oh? Wirklich? Der Nachhilfeunterricht bei Takeo-kun hilft dir ziemlich gut oder? Ich finde, dass er ein sehr netter Junge ist". Auch wenn Kyouko es nicht gerne zugab nickte sie zustimmend. Ohne ihn wäre sie wohl vollkommen verloren. Er war wirklich ein verdammt guter Nachhilfelehrer. Seit einem Monat gab er ihr ungefähr drei bis vier mal in der Woche einen kleinen Nachhilfeunterricht. Meistens war es Mathe. Bei ihm verstand man einfach alles. "Ob er wohl in allen Dingen so gut Nachhilfe geben kann?", Kyouko konnte sich bei diesem Gedanken ein Grinsen nicht verkneifen. Schon länger hatte sie sich gefragt wie der Junge wohl unter seiner Kleidung aussah. Ein T-Shirt und eine leicht zerissene Jeans - das war das knappste geweßen, was er bisher in ihrer nähe getragen hatte. Es stand ihm wirklich gut. Genauso gut wie der schwarze Kayal um seine Augen, den er so gut wie immer trug. Er ließ seine schönen orangefarbenen Augen noch leuchtender wirken. Kyouko aß etwas Reis und dazu Miso-Suppe. Danach stand sie auf, schnappte sich ihr Bento, welches ihre Mutter frisch für sie zubereitet hatte, packte dieses in ihren Rucksack und setzte sich diesen auf ihren Rücken. Danach verließ sie das Haus und kam auch schon ziemlich früh an der Schule an. Sie setzte sich in die Aula, in der auch noch andere Schüler herumsaßen, die auf Unterrichtsbeginn warteten und sich so lange als Zeitvertreib unterhielten. Kyouko sah sich um, doch entdeckte sie niemanden, mit dem sie hätte reden können. Sie entschied sich dazu einfach sitzen zu bleiben. Ab und zu warf sie einen Blick zur großen digitalen Uhr, die in der Aula hing. "Hey, Kyouko", nachdem einige Minuten vergangen waren ließ eine Stimme sie aufblicken. "Aiji!? Was machst du denn hier??", fragte sie total überrascht und blickte ihrem lächelnden Cousin ins Gesicht. "Ach...ihr habt es gestern nicht mitbekommen, richtig? War ja auch schon etwas später, als ich bei euch angekommen bin. Mein Vater hat mich mal wieder bei euch abgeschoben. Es gab wieder einen...kleineren..Streit", erzählte Aiji ihr. "Achso? Du Armer..", etwas traurig sah sie ihn an. So ein 'kleiner' Streit zwischen Aiji und seinem Vater war in letzter Zeit öfters mal vorgekommen. Es machte sie traurig, dass Aiji und sein Vater sich nicht gut verstehen konnten. Was genau zwischen Aiji und seinem Vater in den letzten Jahren geschehen war und wie genau sie nun zueinander standen - davon wusste Kyouko so gut wie gar nichts. Jedoch wollte sie Aiji auch nicht über Dinge aufragen, die ihm vielleicht hätten unangenehm sein können. Kyoukos seufzen hörte sich leicht deprimiert an. Ihr Blick wanderte erneut durch die Aula, die sich nun minütlich immer mehr mit Schülern füllte. Plötzlich stand sie auf, als sie jemanden entdeckte. "Wart mal kurz", nach diesen Worten lief sie zur Treppe, die zum Lehrerraum führte. Vor dieser Treppe blieb sie bei einem Kerl mit rotbraunvioletten Haaren stehen. "Seltsame Haarfarbe", war Aijis erster Eindruck. Damit meinte er aber nicht, dass es schlecht aussah, sondern, dass diese Farbe einfach..seltener war. In der linken Seite seiner Haare trug er eine blond gefärbte Strähne. Kyouko sprach eine Weile mit ihm. Nach einer Weile drehte sich der Kopf des jungen Mannes in Aijis Richtung. Ein oder zwei Sekunden lang trafen sich ihre Blicke, bis Aiji schnell seinen Blick abwandt. Es war wirklich nur eine kurze Zeit geweßen, doch es hatte gereicht, um sich die dunkelblauen Augen des jungen Mannes anzusehen. Es war eine sehr schöne blaue Farbe, wie die tiefen des Meeres. Die digitale Uhr leuchtete in roten Zahlen: 7.54 Uhr. Die meisten Schüler begaben sich nun in ihre Klassenräume. "Alles klar, Aiji?", Aiji blickte die Person an, die ihn angesprochen hatte. Kyouko stand neben ihm und lächelte. "Sahst gerade irgendwie leicht abwesend aus". "Ne, alles okay. Wer war der Kerl da gerade eben? Hab ihn hier noch nie gesehen. Neuer Schüler hier? Hast ja richtig gelächelt, als du mit ihm geredet hast", der leichte Funken neugier in seinen Augen war nicht zu übersehen. "Der Kerl? Der ist kein neuer Schüler. Es ist ein auszubildender Lehrer, der seit ungefähr einem Monat hier ist und meistens beim Unterricht in meiner Klasse dabei ist. Ich habe ihn gefragt, ob er weiß ob unser Lehrer denn die Mathe Proben kontrolliert hat. Seine Antwort war ja. Das ist der Grund, warum ich so lächele. Was hast du denn gedacht?", Kyoukos lächeln wurde zu einem fröhlichen grinsen. "Lehrer also..", erneut blickte Aiji zur Treppe, doch der rotbraunvioletthaarige Kerl war nicht mehr da. "Sah gar nicht aus wie ein Lehrer", dachte er. "Aber moment...warum freust du dich darüber, dass Mathe Proben kontrolliert wurden? Ich finde diese Sache sehr verdächtig..", murmelte er skeptisch und setzte einen grübelnden Blick auf. Was stimmte an dieser Sache nicht? Es war doch Kyoukos Hassfach. Normalerweiße konnte man sich perfekt eine graue Regenwolke über ihrem Kopf vorstellen, wenn die korrigierten Matheproben verteilt wurden. "Was denkst du dir zusammen?", seine Cousine verschränkte ihre Arme, zog eine Augenbraue hoch und wartete gespannt auf eine Antwort. "Ich weiß schon! Du stehst auf diesen neuen Lehrer! Deswegen strengst du dich mehr in der Schule an um dich bei ihm einzuschleimen! Richtig?", war seine Vermutung. Kyoukos fordernder Blick verschwand. Für einige Sekunden war sie komplett still und dann, plötzlich, fing sie an laut zu lachen. "Was?? Was ist jetzt los?". "Das war ja sowas von daneben, Aiji!", noch immer lachte sie, während sie ihm eine Antwort gab. "Warum freust du dich dann über eine Mathearbeit?", wollte er wissen und verstand nichts mehr. Er war sich sicher, dass es so ein Grund geweßen sein musste, so wie sie diesen Kerl angelächelt hatte. "Ich freuem ich einfach, weil ich ein gutes Gefühl habe und das liegt nicht an irgendeinem neuen Lehrer. Mein Nachbar, Takeo, hat mir diesen Monat ein wenig Nachhilfeunterricht gegeben. Er ist wirklich klasse! Bei ihm versteht man alles!", war das ein wenig Schwärmerei? "Ach so?". "Will gar nicht wissen, in was er ihr noch nachhilfe gegeben hat, wenn er so klasse ist", dachte Aiji sich und versuchte Vorstellungen in seinem Kopf zu unterdrücken. "Jap. Und wenn ich eine Eins habe, dann bekommt er ein Küsschen!". "Oh wow. Glaubst du wirklich, dass er das will? Ich bezweifle es ja...". "Was genau willst du damit sagen?", Kyoukos Blick verdüsterte sich. Aiji verdrehte die Augen. Als hätte er sich nicht schon deutlich genug ausgedückt, aber klar, seine dumme Cousine verstand ihn wieder einmal nicht. "Welcher Kerl will schon gerne von dir geküsst werden?", meinte er frech. Natürlich schertzte er wieder, denn er mochte es einfach, wenn sie sich aufregte. "Idiot!", maulte sie und gab ihm einen Schlag auf den Kopf, keinen zu festen, aber trozdem noch so, dass es ein wenig schmerzte. "Autsch", Aiji kniff ein Auge zu und rieb sich über seinen Hinterkopf. "Hexe", grummelte er. "Was hast du gesagt du kleiner Kobold!?".
 

"He-xe!", wiederholte er lauter, wobei er das Wort in die länge zog und danach sogar frech seine Zunge herauß streckte. Danach rannte er los.

"Mieser kleiner Zwerg!", fluchte Kyouko sauer und rannte ihm hinterher. Glücklicherweiße war er schneller. Kyouko war langsamer, hatte jedoch mehr Ausdauer. Es brachte ihr nur dieses mal leider nichts, da die Strecke zum Klassenzimmer nicht so lang war. Aiji riss die Tür auf und eilte leicht schnaufend zu seinem Platz, wo er seinen dunkelgrauen Rucksack absetzte und sich friedlich auf seinen Platz setzte. Einige der Schüler sahen ihn erschrocken an, da er die Tür so brutal aufgerissen hatte, als wäre er total aggressiv und wütend. Kyouko folgte ihrem jüngeren Cousin und sah ihn wütend an. "Duuu...". "Reg dich ab Kyouko! War doch nur ein kleiner Scherz! Du weißt, dass ich es nicht böse gemeint habe. Ich finde es einfach nur lustig, dass du dich immer bei jeder Kleinigkeit aufregst!", meinte Aiji und versuchte sie etwas zu beruhigen. Es war wirklich unglaublich, wie schnell man sie auf die Palme bringen konnte. "Tseee!". Kyouko stürmte an seinen Platz und packte mit beiden Händen an seine Backen, die sie dann lang zog. "Frecher Rotzlöffel du!", auch sie schien nun eher wieder mit ihm herumzublödeln, auch wenn es ein wenig weh tat, da sie etwas fester zukniff. "Au au! Is gut! Es reicht!", versuchte er so gut wie möglich mit lang gezogenen Backen von sich zu geben. Mehr als die Hälfte der Klasse sahen die beiden verdutzt an. "Sicher?". "Sicher!". Kyouko ließ seine Backen los und fing an ihm durch die Haare zu struppeln. "H-Hey! Dafür habe ich heute früh ziemlich lange gebraucht! Weißt du wie schwierig es manchmal ist meine sturren Haare zu richten?". "Nun, wenn sie so sturr sind wie du, dann kann ich es mir wirklich vorstellen wie schwierig das ist", meinte Kyouko und grinste frech. "Ha ha". "Wie wärs wenn ihr beide aufhört herumzublödeln? Setz dich hin Kyouko. Ich will mit dem Unterricht anfangen", sofort hörte Kyouko auf und blickte in die Richtung, aus der die Stimme zu hören war. "Spaßverderber", murmelte sie leise, kaum hörbar, worauf der auszubildende Lehrer eine Augenbraue hochzog, als hätte er gehört, was sie gesagt hatte. Das war aber nicht möglich geweßen, es sei denn er hatte ein Gehör wie das einer Fledermaus und konnte selbst solch leise Flüstereien wahrnehmen. Störrisch setzte sie sich auf ihren Platz, der direkt neben Aijis Sitzplatz geweßen war. "Ich werde euch heute das erste Mal ohne Hilfe einer ausgebildeten Lehrkraft für zwei Schulstunden übernehmen", ließ er die Klasse wissen. Er sah durch den Klassenraum und nach kurzer Zeit blieb sein Blick bei Aiji stehen. "Bist du neu hier? Willst du dich deiner neuen Klasse nicht vorstellen?", fragte er ihn. Wieder wich Aiji seinem Blick aus und sah aus dem Fenster. Frech tat er so, als hätte er die Frage überhört. "Er ist nicht neu. Die Klasse kennt ihn schon", meinte Kyouko. "Ach? Seltsam, dass ich ihn hier noch nicht gesehen habe, wo ich nun schon einen Monat lang öfters mal bei euch bin", meinte er, doch als niemand etwas gegen Kyoukos Antwort einzuwenden hatte, was darauf hinwieß, dass sie wohl Recht hatte und jeder ihn kannte, fing er mit dem Unterricht an.
 

"Er ist also wirklich ein Lehrer..", in der ersten Pause dachte Aiji genauer darüber nach. "Hey Aiji". "Ah, Kyouko. Zufrieden mit deiner Nothe in der Matheprobe?". Kyouko strahlte richtig, als sie darauf angesprochen wurde. "Jap! Und Takeo bekommt ein Küsschen!". "Der arme Junge wird bestraft obwohl er dir doch geholfen hat", leichte ironie war in Aijis Stimme zu hören und er lachte kurz. "Aber hey, bevor du ihm seine Strafe gibst beantworte mir noch ein paar Fragen". "Okay?". "Wegen diesem neuen Lehrer....wie heißt er? Und weißt du wie alt er ist?", es waren nur ein paar Fragen aus neugier, die er in seinem Kopf hatte. "Soweit ich weiß heißt er Seito Kireda. Er könnte also mit den Nachbarn verwandt sein...oder es ist einfach nur Zufall, dass er genauso heißt. Wie alt er ist..hm..woher soll ich das wissen?". "Keine Ahnung", Aiji zuckte mit seinen Schultern. "Hätte ja sein können". "Warum willst du überhaupt wissen wie alt er ist?", stellte nun Kyouko eine Frage. "Nur so...er sieht halt so jung aus". "..Gefällt er dir?", Kyouko sah ihren jüngeren Cousin an. Ihr Blick wirkte etwas ernster, keine Scherzfrage. "Was? Was meinst du?", Aiji war etwas verwirrt. Kyoukos Blick veränderte sich nicht. Sie wiederholte ihre Frage etwas verständlicher: "Ob du ihn attraktiv findest will ich wissen". "A-Attraktiv? Spinnst du eigentlich!? Wieso sollte ein Kerl attraktiv auf mich wirken?", fragte Aiji geschockt. "Ach komm schon Aiji...wie lange willst du es noch verheimlichen?". "Verheimlichen? Ganz ehrlich..willst du mich jetz gerade wieder verarschen oder sowas? Ich hab keine Ahnung was für´n Müll du da jetz gerade wieder von dir gibst", grummelte er. "Aiji..du musst es wirklich nicht mehr verheimlichen wir Frauen haben ein Gespühr für sowas", Kyouko grinste rechthaberisch. "Ich verheimliche überhaupt nichts!", wiederholte Aiji genervt und verdrehte die Augen. "Wie du meinst", seine Cousine zuckte mit den Schultern. "Irgendwann gibst du mir recht. Du bist Schwul auch wenn du es nicht wahr haben willst. Du kannst es nicht dein ganzes Leben lang verneinen". Ein kribbelndes Gefühl, welches weniger als eine Sekunde anhielt fuhr durch seinen Magen, wie ein Stromschlag. Erwähnte sie dieses nervige Thema tatsächlich noch einmal. Aiji kniff seine Augen zusammen und sah sie giftig an. "Ich bin nicht, ich wiederhole, NICHT schwul!", fauchte er genervt, worauf Kyouko nur lachte. "Natürlich". Seltsam und nervig zugleich war es dann, dass Seito, der auszubildende Lehrer, gerade die Treppe, die zum Lehrerraum führte, hinunter lief und einige Mappen und Bücher mit sich trug. "Gefällt er dir? Findest du ihn attraktiv?", spuckten ihm die Fragen noch einmal im Kopf herum und er ertappte sich selbst dabei, wie er seinen Lehrer anstarrte. Seito schien es zu bemerken, denn er drehte seinen Kopf und erneut trafen sich ihre Blicke. Schnell wandte Aiji seinen Blick von diesen wunderschönen meeresblauen Augen ab und sah Kyouko an. "Du hast gestarrt", erwähnte sie grinsend. "H-Habe ich nicht! Na ja gut...vielleicht ein bisschen..", murmelte er verunsichert. "Also findest du ihn attraktiv", beantwortete Kyouko ihre zuvor gestellte Frage selbst. "Tu ich nicht! Hör auf irgendwelche nervigen Vermutungen aufzustellen!", maulte Aiji. "Jaja. Ich bin ja schon still", Kyouko kicherte etwas und stand auf. "Wie auch immer. Ich gehe jetzt mal zu Takeo und gebe ihm seine Belohnung", sie schmunzelte. "Mach das. Bestrafe ihn für seine guten Taten", murmelte Aiji. Grinsend lief Kyouko davon. Sie ärgerte ihren jüngeren Cousin gerne, doch dieses mal war es kein ärgern. Sie hatte es ernst gemeint. Was er noch nicht wahr haben wollte, wusste sie schon längst: Er hatte kein interesse an Frauen. Noch nie. Wahrscheinlich würde er es auch nie haben.

Normaler Alltag?

"Takeeeoooo~", mit diesem einen Wort wurde seine Ruhe wieder einmal zerstört und er bereitete sich schon auf eine nervende Pause vor. Irgendetwas - und er wusste natürlich schon was es war - sprang ihn von hinten an und drückte sich an ihn. Runde 'Kugeln' drückten sich an seinen Rücken. "Ja, auch hallo", grummelte er und seufzte dann. "Heeey rate mal was ich in der Matheprobe geschrieben habe!", das überglückliche Mädchen hob ihre Hand und wedelte mit einem Blatt Papier vor seiner Nase herum. "Warum soll ich raten, wenn du mir die Eins vor die Nase hällst?". "Öh...gute Frage...jedenfalls..ich denke ich sollte dir eine Belohnung geben!", meinte sie fest überzeugt und wartete damit auch nicht lange. Kyouko stellte sich auf ihre Zehenspitzen, schloss ihre Augen und spitzte ihre weichen Lippen etwas um ihm einen sanften Kuss auf seinne Lippen zu drücken. Seine Lippen fühlten sich unerwartet kühl an, jedoch waren sie sehr weich. Weder kratzig, noch rissig oder trocken. Kyouko beendete den kurzen Kuss und lächelte. Takeo schien nicht wirklich überrascht. Sein Blick blieb unbeeindruckt. "Eigentlich musst du mir keine 'Belohnung' geben. War ja abgemacht, dass du alles dafür tun würdest, dass ich dich unterrichte", erinnerte er sie. "Ja schon, aber du hast diesen Monat gar nichts von mir verlangt". "Mir ist noch nichts gutes eingefallen. Kommt schon noch". Kyouko zuckte gelassen mit den Schultern. "Wie du meinst. Trozdem war mir danach dich zu belohnen". Takeo seufzte. "Wie läuft´s eigentlich mit deinem Abschluss?", wollte Kyouko wissen. "Wie soll es da schon laufen? Ich hab keine Probleme, bin ja nicht so hohl wie du", antwortete er und klopfte leicht auf ihrem Kopf herum, als würde er klar machen wollen, dass sich im inneren nichts befindet. Kyouko pustete ihre Backen auf, wie ein beleidigtes Kleinkind. "Ich bin nicht dumm!", entgegnete sie. Ihre Stimme etwas lauter als sonst und in einem leicht sauren Ton. Seltsamerweiße begann Takeo immer in diesen Momenten zu grinsen. Hatte er so viel spaß daran sie zu ärgern? "Natürlich nicht", ironie war in seiner amüsierten Stimme zu hören, doch es machte Kyouko nicht mehr wütend. Bei diesem süßen grinsen konnte man einfach nicht lange sauer sein. Ein leises seufzen kam über ihre Lippen, die sich danach zu einem leichten lächeln formten. "Du bist wirklich ein Idiot, wenn es darum geht, wie man Frauen richtig behandelt", ihre Stimme beruhigte sich wieder. Sie sprach sanft und freundlich zu ihm und blickte ihm dabei in seine golden schimmernden Augen. "Kann sein", unbekümmert zuckte er mit den Schultern. "Nicht nur 'kann sein'. Es ist so", Kyouko war von ihrer Meinung fest überzeugt. Sie setzte sich auf eine der dunkelbraunen Holzbänke, die in der Pause standen und atmete die frische nach Frühlingsblüten riechende Luft ein. Die Sonne schien hell am Himmel ohne von störenden Wolken bedeckt zu werden. Strahlendes Himmelbau wohin man auch sah. Takeo blickte in den Himmel. Er hob seine Hand und hielt sie über seine Augen, um sie vor den warmen und hellen Sonnenstrahlen zu schützen. Das Wetter schien ihn ein wenig zu stören. "Ist dir zu warm?". "Es geht eigentlich", murmelte Takeo und setzte sich zu ihr. Er legte seinen Kopf auf die Rückenlehne und schloss die Augen. Nach einer Weile wirkte sein Blick entspannt und er bewegte sich nicht mehr. Kyouko fragte sich, ob er vielleicht eingeschlafen war. Irgendwie war es ein süßer und friedlicher Anblick. Takeo einfach mal nichtstuend und entspannend - sowas sah Kyouko nicht oft. Spöttische Grinsereien, oder nachdenkliche Blicke beim Lösen von Matheaufgaben, dass war etwas, was für sie gewöhnlicherweiße an ihm zu sehen war. Als sie genauer darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie sowieso nur bei ihm war, wenn sie wieder einmal Probleme wegen einigen Aufgaben hatte. Sie hatten also wirklich nur ein Lehrer-Schüler-Verhältnis...oder war da vielleicht doch auch Freundschaft? Vielleicht. Immerhin würde er nicht einfach so mit jedem seine Freizeit für so etwas verschwenden, zumindest dachte Kyouko das. "Takeo?", leise nannte sie seinen Namen, worauf der Junge sein linkes Auge öffnete und zu ihr rüber schielte. "Ähm...", in diesem Moment fiel ihr ein, wie blöd es jetzt herüber gekommen wäre, wenn sie gesagt hätte: "Ach, ich wollte nur testen, ob du noch wach bist". "Können wir heute vielleicht was unternehmen?", fragte sie stattdessen. "Hmm...was unternehmen oder gemeinsam deine Mathe Hausaufgaben erledigen?", wollte er wissen, während er sie noch immer mit einem offenen Auge ansah. "Wie wärs mit beidem?", schlug Kyouko vor. "Meinetwegen". Takeo schloss sein Auge wieder. Kyouko entschied sich dazu ruhig neben ihm sitzen zu bleiben.
 

"Wo rennt dieser Kerl jetzt schon wieder rum?", dachte Naoki und seufzte, wobei 'rennen' wohl das falsche Wort für Yasuos Fortbewegung war. Selbst in der Pause hatte er nicht wirklich seine Ruhe. Das Leben als Schulsprecher war bestimmt was anstrengendes. Für Naoki wäre der Stress nichts geweßen, obwohl er eigentlich stark belastbare Nerven hatte. Nach einer Weile suchen gab er auf und setzte sich in die Aula. Vielleicht würde Yasuo ja irgendwann mal vorbeikommen. "Naoki? Warum sitzt du hier so alleine herum?", wollte eine ihm sehr bekannte Stimme wissen. Naokis Blick erhob sich und sah der Schönheit, die die Frage gestellt hatte, ins Gesicht. "Na ja..ich warte auf deinen Bruder". "Mein Bruder? Der müsste wieder im Klassenzimmer herumsitzen und irgend ein Schulsprecher-zeugs machen", ließ Itsuka ihn wissen. "Klar, was sonst? Er kann einem manchmal wirklich leid tun", Naoki seufzte. "Er hätte auch einfach ablehnen können..." - "..wenn da nicht diese 'coole' Seite an ihm wäre, die sowas verhindert, eh?", beendete Naoki ihren Satz, worauf Itsuka ein wenig überrascht wirkte. Es erstaunte sie, dass er so schnell hinter die Fassade gekommen war. "Eigentlich ist er ja eher einer, der seine ruhe haben möchte hm? Das Coolsein ist gar nicht seine Absicht", stellte Naoki fest und grinste ein wenig, weil er Itsukas überraschten Blick lustig fand. "Woher weißt du..?", die Antwort auf ihre nicht fertige Frage bekam sie sofort: "Weil ich diesen Monat öfters mal Zeit mit ihm verbracht habe und ich will nicht sagen, dass es stimmt, aber mir wurde schon öfter gesagt, dass ich eine gute Menschenkentniss habe". "Ach? Menschenkenntnis also?", wiederholte Itsuka und lächelte. Dieses Lächeln jedoch war kein normales, sondern eher ein geheimnisvoll wirkendes und sogar leicht düsteres Lächeln. Naoki verwirrte es ein wenig. Was hatte er falsches gesagt - was hatte zu diesem Ausdruck geführt? "Ähm...ja". "Na dann...gut zu wissen", Itsuka lächelte vor sich hin und schien sich über irgend etwas stark zu amüsieren. "Was ist eigentlich so witzig daran? Glaubst du mir nicht? Ich habe ja gar nicht behauptet, dass ich wirklich ein gutes Menschenkenntnis hätte....ich habe nur erzählt, dass schon einige zu mir gesagt haben, dass es so wäre", versuchte Naoki zu klären. "Nein nein....es ist nicht so, als würde ich dir nicht glauben", ließ Itsuka ihn wissen. "Was denn dann?", ehe Itsuka ihm diese Frage beantworten konnte, gab der Schulgong einen deutlich hörbaren klang von sich, der das Ende der Pause bedeutete. Die meisten Schüler begaben sich nun sofort wieder in ihre Klassen zurück. "Na ja...ist nicht so wichtig, vergiss es. Bis später, Naoki", mit einem grinsen verabschiedete sie sich und lief dann in Richtung ihres Klassenzimmers. "Seltsam..", dachte Naoki sich leicht verwirrt und sah ihr seufzend hinterher.
 

Genervt setzte sie sich auf ihren Platz und schenkte der grünen verstaubten Tafel den grimmigsten Blick den sie konnte. In letzter Zeit hieß es immer öfter nur noch "Itsuka, Itsuka, Itsuka". Natürlich, beide waren nur normale Freundinnen von ihm, doch er übertreibte es nun langsam, zumindest dachte Saori das. Den ganzen Monat lang hatte sie sich oft genug ansehen müssen, dass er mit Itsuka in der Pause redet, mit Itsuka nach Hause geht und etwas mit Itsuka unternimmt. Als der Unfall mit ihrem Fuß geschehen war, da war er auch nicht gekommen um sie abzuholen, wie er es ihr eigentlich versprochen hatte, nein, denn er hatte nicht gekonnt. Schließlich war er ja im Sportraum eingesperrt...mit wem? Itsuka! Es war nicht so, als wäre Saori eifersüchtig darauf geweßen, es störte sie einfach nur. Warum es sie störte wusste sie nicht genau. Vielleicht fühlte sie sich wieder einmal etwas vernachlässigt. Was war, wenn Naoki Itsuka nun doch bevorzugte? Wenn Saori eine Freundin war und Itsuka so etwas wie eine beste Freundin? Saori verdrängte diesen Gedanken schnell und seufzte. Warum machte sie sich für diesen Menschen solche Gedanken? Warum sorgte dieser Mensch dafür, dass sie sich schlecht fühlte und sie innerlich anfing zu brennen, wenn sie ihn mit ihrer Schwester sah? Es war seltsam und als wäre diese ganze Sache nicht nervig genug geweßen waren da auch noch diese kichernden Gänse, die vor ihr saßen und sich ständig über Kerle unterhielten. Saoris Miene verdunkelte sich, als sie den Namen Kenta hörte und direkt danach den Satz verstand. Ihr wurde durch die Dummheit und Naivität der beiden jungen Frauen schlecht. "Wusstest du, dass Kenta angeblich ein total netter sein soll?". "Ja, angeblich tut er nur so auf Arschloch und ist in Wirklichkeit ein total toller Kerl". "Kenta als netter Kerl..der Gedanke gefällt mir ich finde das süß! Vielleicht sollten wir testen ob an dem Gerücht was dran ist?". "Gibt es auf dieser Welt denn keine Grenzen wie dumm und naiv ein Mensch sein kann?", dachte Saori sich genervt und versuchte das Gespräch vor ihr zu ignorieren. Wohin sollte sie blicken, um nervige Dinge aus ihrem Sichtfeld verschwinden zu lassen? Sah sie nach vorne waren da diese Weiber. Nach rechts blickte sie in die Klasse, wo Naoki saß. Hinter ihr saß Kenta. Der einzige Ausweg war wohl links: der Blick in den von Sonnenstrahlen bedeckten Pausenhofes. Saori versuchte ihren Kopf abzuschalten und sah zu, wie einige Vögel fröhlich auf dem Boden des Schulhofes herumhüpften. Den ganzen Rest, der sich im Klassenzimmer abspielte, blendete sie aus. Alles um sie herum begann zu verschwinden. Selbst der Pausenhof verschwamm und Saori sinkte komplett in Gedanken. Sie suchte ein wenig ruhe, doch in ihr brannte es weiter. Was war dieses Gefühl? Doch nicht etwa Eifersucht? Saori seufzte. Plötzlich ließ sie ein stechendes Gefühl im Rücken erschrecken und sie drehte sich ruckartig um. "Was ist dein Problem, Kireda?", mit einem Arm stützte Kenta seinen Kopf an und blickte ihr direkt in die Augen. "Ich habe kein Problem! Außerdem was fällt dir ein mich mittem im Unterricht mit deinem übertrieben spitzen Bleistift in den Rücken zu piexen!?", zischte sie ihn bösartig an. Obwohl es sie extrem sauer machte, dass Kenta sie nervte und sie sowieso schon schlecht gelaunt geweßen war, blieb ihre Stimme leise. Jetzt im Unterricht aufzufallen und ärger zu bekommen war das letzte, was sie heute gebraucht hätte. "Sicher? Bist aber ziemlich aggressiv. Außerdem starrst du schon die ganze Zeit total gedankenversunken und deprimiert aus dem Fenster". Saoris Blick wurde düster. "Selbst wenn ich etwas hätte wärst du der letzte Mensch dem ich es erzählen würde", ließ sie ihn mit verachtender Stimme wissen. "Is ja gut piss mich nicht so an Kireda-Göre", grummelte er. "Dann versinke meinetwegen in deinen depressiven Gedanken und zerbreche an Kummer". Saori zog ihre linke Augenbraue hoch und sah ihn komisch an, ehe sie sich dann wieder nach vorne drehte und zur Tafel sah, die wiedermal mit der quietschenden weißen Kreide gequählt wurde. Kenta interessierte sich eher für seinen Block mit den weißen Blättern. Die Zeit verging, bis irgendwann die Klingel leutete um das Ende des Schultages mitzuteilen.
 

"War wieder ein anstrengender Tag, hm?", Naoki verließ das Klassenzimmer, wärend er sich mit Yasuo unterhielt. "Hmm...ja", grummelte Yasuo. "Hast Glück, dass Kageri nie nein sagen kann und dir ab und zu hilft. Sie wär' die beste Sekretärin eh?". "Wahrscheinlich", gleichgültig zuckte Yasuo mit den Schultern. "Wo wir gerade von Kageri sprechen...was genau läuft zwischen euch?". "Hä? Was soll da laufen? Ab und zu frag ich sie ob sie mir bei der ein oder anderen Sache hilft weil sie´s ja wirklich gut kann. Dann gebe ich ihr meistens ein paar Blätter mit. Das war´s". "Wow", meinte Naoki wobei jegliche Ernstheit in seiner Stimme fehlte. Die ironie war nicht zu überhören. "Du lässt sie nicht einmal mit dir zusammen arbeiten? Ich dachte ihr währt wenigstens sowas wie Freunde oder so". "Na ja, so oft haben wir ja auch wieder nicht miteinander zu tun. Kann man keine Freundschaft nennen, wenn man nur miteinander redet wenn es um 'arbeit' geht, oder?". "Also meinst du zwischen euch läuft sowas wie ´n Arbeitsverhältnis? Sie ist eine Mitarbeiterin?", vergewiserte Naoki sich. "Wahrscheinlich sowas in der Art". "Aber du weißt, dass sie das normalerweiße nicht machen müsste? Ich denke das tut sie, weil sie dich mag", versuchte Naoki ihm klar zu machen. "Ich glaube ihr solltet öfters was gemeinsam machen was auch mal nicht mit dieser Schulsprecher sache zu tun hat. Kageri braucht Freunde und ist zu schüchtern um auf andere Leute zuzugehen. Aber sie scheint dich wirklich zu mögen und ich weiß ja aus eigener Erfahrung, dass du ein guter Kumpel bist. Ich denke ihr könntet euch gut verstehen. Versuch doch mal sie besser kennenzulernen!", schlug Naoki vor. Yasuo seufzte. "Meinetwegen. Versuchen kann man´s ja mal". "Brauchst auch nicht nervös sein. Sie hat mehr Angst vor dir als du vor ihr", versicherte Naoki ihm grinsend. "Angst? Ich hab keine Angst vor kleinen Mädchen", grummelte Yasuo. "Ich weiß. War´n Witz. Ändert aber trozdem nix dran, dass du eigentlich schüchtern bist". Yasuos überraschter Blick, der nur wenige Sekunden anhielt, war nicht zu übersehen. Naokis grinsen wurde breiter als er die Bestätigung von Yasuo selbst bekam. "Passt doch. Du ist schpchtern, sie ist schüchtern.." - "Ich bin doch gar nicht schüchtern!", maulte Yasuo, wie ein kleiner Junge, der ertappt wurde und trozdem noch versuchte die Wahrheit zu verbergen. Naoki fand die Sache sehr unterhaltsam. "Wie du meinst", er zuckte mit den Schultern, wobei das grinsen in seinem Gesicht nicht verschwand. "Ach ja, Kageri wollte nach der Schule in die Schulbücherei. Du könntest zu ihr gehen, in der Bücherei braucht sie so gut wie immer Hilfe, weil...", Naoki unterbrach seinen Satz. Schmunzelnd hilet er seine Handfläche ausgestreckt und schätzte damit die Höhe seiner Schwester. Yasuo seufzte erneut. "Wenn´s sein muss. Aber nur, weil ich sowieso nichts besseres zu tun habe", grummelte er und lief dann in die Richtung des Ganges, der zur Schulbücherei führte. "Schön, dass er sich heute wieder so leicht zu Dingen überreden lässt", dachte Naoki sich und fing wieder an leicht zu grinsen. Auch wenn er sich dieses mal eigentlich vorgenommen hatte seiner Schwester nicht mehr zu helfen, konnte er damit nicht komplett aufhören. Es ging einfach nicht, egal wie sehr er es versuchte er nutzte noch immer einige Chancen um ihr zu helfen. Schon längst hatte er bemerkt, was Kageri für Yasuo empfand. Wiedermal eine Schwärmerei für einen gut aussehenden Jungen, aber vielleicht konnte ja mehr darauß werden? Wissen konnte man es erst, wenn es versucht wurde. "Hey, Naoki. Was stehst du hier so blöd in der Aula rum und machst dieses Idiotengrinsen?", Naoki sah die Person, von der er angesprochen wurde, an. "Oh, hey Itsuka. Ich grinse doch so, wie ich es immer tue". "Sag ich ja, Idiotengrinsen", wiederholte sie sich während sie ihn ansah. "Danke?", Naoki fing kurz an zu Lachen. "Ich grinse nur so vor mich hin. Kein bestimmter Grund eigentlich". "Ach so?". "Jap", Naoki nickte. "Aber gut, dass ich dich treffe. Laufen wir gemeinsam nach Hause?". "Klar", antwortete sie ihm. "Warten wir auch noch auf Saori?". "Saori ist vorgegangen. Eigentlich wollte ich mit ihr nach Hause gehen, so wie immer, aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, sie würde mir aus dem Weg gehen", antwortete Itsuka ihm mit leicht besorgtem Blick. "Oh? Habt ihr euch vielleicht gestritten oder sowas?". Itsuka schüttelte den Kopf. "Hmm...seltsam. Hast du schon mal mit ihr darüber geredet?". "Nein. Ich hab gedacht ich bilde es mir vielleicht nur ein. Aber wenn es so weiter geht werde ich sie ansprechen", entschied Itsuka. "Ja, würde ich auch tun". Man merkte eindeutig, dass dieses Thema für Itsuka ein wenig unangenehm war. Naoki verstand die Situation, denn er hatte nie bemerkt, dass zwischen Itsuka und ihrer Schwester irgendwann mal ein so starker Streit geweßen war, dass sie sich so aus dem Weg gingen. Normalerweiße hatten sie sich immer gut verstanden. "Na ja...gehn wir mal nach Hause, ja?", Naoki wechselte das Thema. Itsuka nickte.
 

"Gleich hab ich´s...gleich hab ich´s wirklich...", dachte Kageri optimistisch während sie sich nach oben streckte um das Buch im Regal zu ergreifen. Es waren nur wenige Zentimeter zwischen ihrer Hand und dem Buch. Egal wie sehr sie sich streckte und bemühte, diese Zentimeter - und wenn es auch nur wenige waren - waren einfach zu viele. Das kleine Mädchen gab einen lauten, enttäuschten Seufzer von sich. Trozdem wollte sie noch nicht aufgeben und versuchte es nun mit springen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie ulkig es wohl aussah, dass ein kleines Mädchen an einem Bücherregal herumsprang. Nach kurzer Zeit funktionierte ihre Hüpf-Technik: Sie erwischte mit ihren Fingern zwei Bücher, die dann gnadenlos auf ihren Kopf fielen. "Aua...", jammerte Kageri während sie ihren Kopf rieb und wurde noch deprimierter, als sie feststellte, dass das gewünschte Buch sich noch immer im Regal befand - und das war noch nicht einmal das schlimmste an der Sache. Plötzlich hörte sie ein lachen. Sie drehte ihren Kopf nach rechts und erschrak. Sofort färbte sich ihr Kopf rot, als sie Yasuo sah. "Naoki hatte wirklich recht, du brauchst echt Hilfe wenn es um solche Dinge geht, eh?", meinte Yasuo lachend. "He? M-Mein Bruder redet mit dir über solche Dinge?", murmelte Kageri leise und kaum verständlich, während sie auf die Bücher starrte. Auf keinen Fall wollte sie ihm jetzt ins Gesicht sehen. Schon wieder hatte sie sich vor ihn blamiert und sie fing an sich selbst zu fragen, ob es überhaupt irgend einen Ort in dieser Schule gab, an dem er in solchen Momenten mal nicht in der Nähe wäre. "Na ja. Ich habe mich gerade mit Naoki unterhalten und er hat gemeint, dass du in die Schulbücherei gegangen bist und vielleicht Hilfe wegen deiner größe gebrauchen könntest", ließ Yasuo sie wissen und lief zu ihr. Kageri blickte nach oben, als Yasuo seinen Arm hob un das Buch mühelos aus dem Regal zog. "Es war doch dieses Buch, oder?". Still und verlegen nickte sie und vermied immernoch Blickkontakt. Yasuo reichte ihr das Buch, welches sie annahm und sich leise stotternd bedankte: "D-Danke..". "Nichts zu danken".
 

Yasuo fiel auf, dass Naoki wirklich recht hatte. Kageri war nicht nur schüchtern, sie war verdammt schüchtern. So ein Mädchen hatte es sicherlich unglaublich schwer mit Freunde finden. Wie sollte sie sich in dieser Großstadt durchkämpfen? "Shinsui?". "J-Ja?", noch immer kein Blickkontakt. Sie vermied es eindeutig ihm ins Gesicht zu blicken. "Hast du dich eigentlich ans Stadtleben gewöhnt?", wollte Yasuo wissen und sah das kleine Mädchen mit den dunkelgrauen Haaren an. "Eh?...Ich weiß nicht...i-ich...denke schon?", ihre Stimme klang verunsichert. "Also weißt du schon wo sich die beliebtesten Orte der Stadt befinden, wo die meisten Schüler nach der Schule herumhängen und hast Freunde mit denen du unterwegs bist hm?". Nun wirkte sie noch verunsicherter. "N-Naja...also...ja ich...hab Saori...", murmelte sie. "Und wen noch?". "S-Saori..", wiederholte Kageri. "...Außer Saori?". "Nur Saori". Yasuo seufzte. "Was ist mit Itsuka?", wollte er wissen. "S-Sie...ist etwas unheimlich...a-aber sag ihr nicht, dass ich so über sie denke! Bitte! A-Außerdem...w-was sollen eigentlich die ganzen Fragen, K-Kireda-kun?", stotternd bemühte Kageri sich einige Sätze zusammenzubringen. "Äh...Naoki hat mir erzählt, dass du´s schwer hast mit dem Thema Freunde und so....aber warum findest du Itsuka unheimlich? Sie ist eigentlich ganz nett, wenn man sie mal besser kennenlernt". "E-Erzählt dir Naoki alles über mich?", wollte Kageri wissen, wobei sie sich etwas panisch anhörte. "Eigentlich nicht. Wir sind nur zufällig in einem Gespräch auf dich gekommen und haben dann kurz über dich geredet, mehr nicht", ließ er sie wissen.
 

"A-Achso...", in diesem Moment gab es nichts mehr, worüber Kageri hätte reden können. Eigentlich war sie aber schon erstaunt darüber geweßen, dass sie überhaupt so weit gekommen war. Normalerweiße wäre sie nach den ersten zwei bis drei Sätzen wohl abgehauen. Sie schien sich wirklich langsam zu bessern, auch wenn es ihr peinlich war, dass nun eine plötzliche Stille auftrat. Kageri bückte sich zu den zwei herabgefallenen Büchern hinunter und hob sie hoch. Danach versuchte sie die Bücher an ihren Platz zurück zu stellen. Yasuo nahm sie ihr ab und erleichterte ihr die Arbeit. "N-Nochmal danke..", bedankte Kageri sich erneut. Noch immer war ihr Gesicht leicht errötet. Das kleine Mädchen brachte Yasuo zum Lächeln. Irgendwie war sie ja schon süß. Schade, dass so ein nettes Mädchen keine Freunde hatte und die ganze Zeit allein sein musste. "Wie gesagt, nichts zu danken". "O-Okay...also äh...ich geh dann mal...", wollte Kageri sich verabschieden und lief an ihm vorbei. "Soll ich dich vielleicht nach Hause bringen?". "Ähh...", Kageri blieb stehen. Anscheinend überlegte sie, was sie nun antworten sollte. "Denk nicht so sehr über antworten nach. Sag einfach ja. Ist ja nicht wirklich ein Umweg für mich, da du nebenan wohnst und du kommst schneller nach Hause. Außerdem ist es bestimmt sicherer, als dich nach Hause laufen zu lassen. Ich meine, bevor du wieder vor ein Auto läufst...".
 

"Denkt er ich bekomme mein Leben nicht alleine auf die Reihe?", fing Kageri wieder an nachzudenken. "Natürlich...so wie ich mich ständig anstelle denkt er bestimmt, dass ich total dumm bin, zu dumm um auf mich selber aufzupassen". Sie seufzte verzweifelt. "A-Also eigentlich....", sie beendete den Satz nicht und gab einfach nach, "also gut, okay...w-wenn es dir nichts ausmacht fahre ich mit..". "Wenn es mir was ausmachen würde, würde ich es gar nicht erst anbieten. So lästig bist du ja gar nicht". "Wow...ich bin also gerade noch so ertragbar", dachte Kageri sich leicht deprimiert. Sie fing an sich zu fragen, welche Art von Mädchen Yasuo gefiehl, welche Art von Mädchen er nicht als lästig, sondern als anziehend empfand. Kageri vermudete, dass Yasuos Geschmack ungefähr das Gegenteil von Kageri war: hübsch, selbstbewusst und sexy. Die meisten Kerle standen auf diese Art von Frauen. Vielleicht war das der Grund warum Kageri glaubte, dass sie bei niemandem eine Chance hatte. Sie war klein, nervig, schüchtern und übertrieben 'putzig', also eher wie ein kleines, unreifes Mädchen. Vielleicht war sie das ja auch. 18 Jahre alt und trozdem noch jungfrau, hatte noch nie ihren ersten Kuss und noch nie ihren ersten Freund. Yasuo verließ die Bücherrei und Kageri folgte ihm total in Gedanken versunken. "Shinsuuii", hörte sie ihn schon nach kurzer Zeit und er packte sie und zog sie etwas zur Seite, da sie beinahe an einen der Pfosten in der Aula gerannt wäre. "Eh? Oh..t-tut mir leid..", Kageri errötete erneut, als sie merkte, dass seine Hand noch immer auf ihrer Schulter lag. Yasuo seufzte. "Du solltest wirklich besser aufpassen. Hattest du nicht neulich erst gesagt, dass du es versuchen willst?". "J-Ja..eigentlich schon...tut mir leid...", entschuldigte sie sich schon wieder. "Außerdem wolltest du auch aufhören dich wegen allem zu entschuldigen". "T-Tut mir...äh.......nicht leid?", konnte sie gerade noch so verhindern, dass sie sich schonwieder entschuldigte, auch wenn "tut mir nicht leid" nicht gerade die beste Antwort dafür geweßen war. Wieder lachte Yasuo kurz. Lachte er sie aus? Kageri errötete und sah verlegen zu Boden. Endlich nahm Yasuo seine Hand von ihrer Schulter und lief aus der Aula. Danach gingen beide zu seinem Wagen.

Das letzte Wochenende

Die letzte Maiwoche verging wie im Fluge. Deprimiert lag Aiji auf dem Bett im Gästezimmer. Es war warm, weich und bequem. Das genaue Gegenteil des Bettes, welches in seinem gewöhnlichen Zimmer stand. Aiji seufzte. Er wollte nicht zurück zu seinem Vater und hoffte, dass er ihn noch ein wenig länger hier lassen würde. Er hoffte, dass sein Vater ihn wieder einmal vergessen würde, damit er noch länger bei seinen Cousinen bleiben konnte. Er hatte spaß, wenn er mit ihnen unterwegs war. Er shoppte gerne mit ihnen. Plötzlich klopfte es an seiner Tür. "Aiji? Kommst du rauß? Kageri und ich gehen jetzt shoppen! Wir wollten dich mitnehmen", es war Kyouko. "Hm? Klar!", Aiji sprang auf und lief zur Tür. Mit einem fröhlichen Lächeln öffnete er sie und beschloss, dass er dieses Wochenende noch unglaublich viel spaß haben wollte.
 

"Also, was gibts?", Itsuka rührte mit dem Strohalm in ihrem Eiscocktail herum. "Nichts. muss ich einen Grund haben um mit einem Mädchen auszugehen?", stellte er ihr mit kühlem Blick eine Gegenfrage. "Nein, eigentlich nicht", meinte sie auf ihren dunkelrosa farbenen Kirscheis-Cocktail konzentriert. "Ich war nur überrascht darüber, dass du mich gefragt hast ob wir was unternehmen". "Und ich war überrascht, dass du angenommen hast", Kenta fing an, an seinem alkoholischen Fruchtcocktail zu schlürfen. Seine von schwarzem kayal umrandeten hellblauen Augen sahen sie an. "Hatte heute nichts besseres zu tun". "Ach so?". Itsuka nickte. "Und vielleicht ist es auch...eine kleine Belohnung dafür, dass du seit ´ner Weile damit aufgehört hast mir deine falsche Seite zu zeigen", erwähnte sie. "Na ja...ich dachte, dass es bei dir sowieso nichts bringen würde, also habe ich irgendwann damit aufgehört mich vor dir zu verstellen. Du hattest ja sowieso schon von anfang an heraußgefunden wie ich wirklich bin". "Richtig. Vielleicht hätten wir schon früher was gemeinsam unternommen, wenn du dich nicht die ganze Zeit so verstellt hättest. Nicht, dass ich deinen wahren Charakter so toll finden würde. Es ist eher, dass ich Leute, die sich verstellen, überhaupt nicht ausstehen kann", erklärte Itsuka und nahm einen schluck ihres süßen Cocktails. "Also bin ich dir so sympathischer?", wollte Kenta wissen. "Nicht wirklich. Du bist immernoch ein Arschloch", diese Eigenschaft war eine, die Kenta wohl am meisten an ihr mochte - ihre Direktheit. Sie zögerte nicht die Wahrheit zu sagen, egal wie schmerzhaft sie vielleicht hätte sein können. "Ja, ich weiß", meinte er grinsend. "Einsicht ist der erste Weg zur Besserung", fiel Itsuka dazu ein. "Kann sein. Ich hab' aber nicht vor mich zu bessern. Ich bleib' wie ich bin". "Sicher?". "Sicher", bei dieser Sache war sich Kenta vollkommen sicher. Auf keinen Fall würde er sich ändern, nur damit andere anfangen würden ihn zu mögen. "Aber in ein paar Jahren wirst du dich ändern", meinte sie ziemlich überzeugt und sah ihn so an, als wäre ihr dieses Thema seltsamerweiße wichitg. "Ich denke nicht". "Aber du hast dich schon einmal geändert. Wie kannst du dir dann so sicher sein, dass es kein zweites mal passiert?", plötzlich blickte Kenta skeptisch. "Moment...woher willst du das wissen?", fragte er. Seine Stimme klang seltsam, misstrauisch und zugleich verwirrt. "Äh? Ich...ich hab´s vermutet...", Lüge. Zum ersten mal nicht die direkte, knallharte Wahrheit. Es ließ Kenta neugierig werden. In ihm fing es an gespannt zu kribbeln, als würde man auf etwas besonderes, wie das Schuljahres Zeugnis warten. "Hat sich aber so angehört, als würdest du ganz genau wissen, worüber du redest", hackte Kenta weiterhin darauf herum. "Ach! Vergiss es! Ich dachte halt, weil sich doch jeder mal verändert! Spätestens in der Pupertät! Das hab ich damit gemeint nichts anderes!", Itsuka wirkte angespannt. Ihr Blick leicht genervt, die Sitzhaltung plötzlich gar nicht mehr so entspannt. Sie hatte eindeutig etwas gesagt, was sie nicht sagen wollte, da war Kenta sich sicher. "Ach so? Na dann..", er entschied trozdem vorerst nichts mehr zu dem Thema zu sagen. Wahrscheinlich hätte er sowieso nichts mehr aus Itsuka herauß bekommen. Letztendlich wäre sie wohl gegangen, weil sie genug von der Ausfragerei gehabt hätte. Er würde wohl warten müssen, bis Itsuka sich das nächste mal Verplappern würde. Ihm war es auch egal, wie lange das dauern würde. Geduld hatte er eigentlich genug. Bis jetzt hatte er ja auch genug Geduld mit seinem Plan gehabt, seinem Plan, ihr näherzukommen - und dieser Plan schien ihm ja irgendwie, wenn auch nur langsam, zu gelingen...
 

"Jetzt wartet doch mal!", maulte Aiji genervt und hetzte seinen Cousinen hinterher. "Trödel halt nicht so rum!", äußerte Kyouko, die Kageri am Arm gepackt hatte und hinter sich her zog, als wär sie ein kleines Hündchen, welches sie Gassi führte. "Trödeln? Du rennst doch durch die Gegend, als würden wir verfolgt werden, als ginge es um leben und tod!", motzte Aiji und fragte sich, ob Kyouko ihn überhaupt hörte. Er verlor die Lust sich durch die Menschenmengen zu zwängen und verlor die beiden schließlich komplett aus den Augen. "Na ganz toll", grummelte er. Schlecht gelaunt lief er die Einkaufsstraße entlang. "So soll also mein letzter Freitag hier sein", dachte er, während er sich auf ein langweiliges Wochenende vorbereitete und seufzte. Er steckte die Hände in seine Hosentaschen und senkte seinen Blick. In einem Atemzug nahm er den Geruch von zuckersüßem Naschzeug wahr, der von einem Süßigkeitenstand entrann. Schon nach kürzester Zeit, als er etwas weiter von diesem entfernt war, mischten sich die verschiedensten Düfte wieder. Frauenparfüm, Männerdeo und Zigarrettenrauch. Aiji seufzte. Die grelle Sonne blendete seine Sicht und er fühlte sich ein wenig verloren. Langsam verschwand der Frühling im kommenden Sommer. Es wurde immer wärmer. Immer mehr verschwand Aiji in seinen Gedanken, in denen er dann über eine bestimmte Sache intensiv nachdachte: Wie lange? Wie lange genau hatte er noch Zeit? War sein Vater schon in der Stadt oder dachte er noch nicht einmal daran Aiji langsam abzuholen? Aiji fühlte sich einsam. Ungefähr zwanzig Minuten lief er nun schon alleine durch die Gegend und bekam so langsam das Gefühl, dass er sich verlaufen hatte. Ja, wo genau war er eigentlich gerade? "Verdammt..", grummelte er und lief weiter, in der Hoffnung, dass er zufällig wieder auf Kyouko und Kageri treffen würde, doch es kam anders...
 

"Ahh! Das ist es!", Kyoukos begeisterung war deutlich wahrnehmbar. Sie packte Kageri erneut am Handgelenk und zog sie zu einem Platz in der kleinen Eisdiele. "Was ist es?", fragte Kageri verwirrt. "Die Eisdiele, in der ich vor einigen Wochen mit Kenta war. Ich fand das Eis hier einfach total lecker, aber ich wusste nicht mehr wo genau sie war". "Ach so?". Kyouko nickte und sah sich um. "Ah...wo ist eigentlich Aiji hin?". "D-Dir fällt wirklich erst jetzt auf, dass er weg ist?". "Hm? Ja. Wie lange ist er denn schon weg?". "Ungefähr...", Kageri zog ihr Handy aus ihrer Tasche um auf die digitale Uhr zu sehen. "na ja...eine Stunde?", schätzte sie. "Ohh...", Kyouko schien wirklich überrascht über diese Antwort zu sein. Sie seufzte. "Warum hast du mir nicht gesagt, dass er weg ist?". "Ich dachte du hättest das selbst bemerkt...". "Habe ich nicht. Aber naja, ändern kann man da jetzt wohl nichts mehr dran. Wir gehen ihn nachher suchen". "Ich hoffe er verläuft sich nicht..", murmelte Kageri mit besorgtem Blick. "Wird er schon nicht", versichterte Kyouko ihr. "Ihre Bestellung bitte?", inzwischen war die Bedienung mit einem weißen, sauberen und kleinen Papierblock an den Tisch getreten und war bereit sich eine Bestellung zu notieren. "Hmm..ich nehme einen Vanillebecher mit extra viel Schoko!", bestellte Kyouko und leckte sich vorfreudig über die Lippen. "Ähh..i-ich nehme...ich denke ich nehme ein mittelgroßes Sphaghettieis ohne sahne...", Kageris murmeln war unverständlich. "Entschuldigung, könnten Sie das noch einmal wiederholen?", die junge Dame, die die Bestellung aufgenomnen hatte, hatte eindeutig nicht so gute Ohren wie Yasuo oder Saori. Wahrscheinlich hätten die beiden sie problemlos verstanden. "Sie sagte, dass sie ein Sphaghettieis möchte, mittelgroß und ohne Sahne", Kyouko konnte die Bestellung perfekt wiedergeben, da Kageri so gut wie immer das selbe bestellte, wenn die beiden eis essen gingen. Ab und zu nahm sie die Eissorte amarena-kirsch oder mal einen erdbeerbecher, aber meistens war es Sphaghettieis, mittelgroß ohne Sahne - das mochte sie einfach am liebsten. Verlegen nickte Kageri einfach nur und die junge Dame notierte sich die bestellung. "Wollen Sie vielleicht etwas zu trinken?". "Momentan nicht", ließ Kyouko sie wissen. Die Bedienung klickte auf den dunkelblauen Kugelschreiber und ließ die beiden alleine. "Hey..denkst du nicht wir sollten Aiji ein Eis mitbestellen?". "Jetzt schon? Dann ist es geschmolzen, bis wir ihn wieder gefunden haben. Wir bestellen ihm eins, wenn wir fertig gegessen haben. Weißt du denn, welches Eis er am liebsten mag?", Kyouko sah ihre ältere Schwester fragend an. "Ähh.....vielleicht sollten wir ihm einfach Schokoladeneis mitbringen?". "Wie viele Bällchen?". "Drei?", schätzte Kageri verunsichert. "Also gut. Wird schon passen". "I-Ich hoffe er wird nicht zu sauer auf uns sein..", murmelte Kageri besorgt. "Ach was. Aiji doch nicht. Er ist ein netter Junge. So schnell kann man den nicht sauer machen, glaub mir", versichterte Kyouko ihrer älteren Schwester.
 

"Solche Idioten", grummelte Aiji beleidigt. "Lassen die mich einfach alleine...Kyouko ist wirklich rücksichtslos". Von dem ganzen herumgelaufe war Aiji nun noch müder geworden. Sein Magen knurrte laut und er errötete Leicht, weil es ihm peinlich war. "Ich habe keine Lust mehr hier herum zu laufen", dachte er sich und seufzte verzweifelt. Unaufmerksam bog er in eine andere Straße ab. Den Blick hatte er währenddessen wieder einmal gesenkt, damit die Sonne ihn nicht zu stark blenden konnte. Gerade in diesem Moment rempelte er heftig an etwas. "Ah..sorry..", entschuldigte er sich grumelnd, während er seinen Blick wieder nach oben richtete, um geschockt festzustellen an wen er denn gerannt war. "S-Sensei!". "Aiji. Wie ich sehe bist du auch außerhalb des Unterrichts so rücksichtslos wie immer", sein Lehrer hatte seinen Kopf ein wenig gesenkt, damit er seinem 1,67 meter großen Schüler ins Gesicht blicken konnte. Seine meeresblauen Augen sahen ihn an. Für Aiji fühlte es sich ziemlich seltsam an, als würde sein Lehrer versuchen ihn mit diesem Blick zu durchbohren. Es war immer so. Aiji mochte es nicht, wenn er ihn so ansah. Sofort weichte Aiji dem Blick aus, wie er es immer tat. "Ich habe meine Gründe, warum ich unaufmerksam durch die Gegend laufe", murmelte Aiji leicht nervös. Warum musste er ausgerechnet jetzt auf diese Person treffen? Noch immer konnte Aiji dieses gesietze und respekt getue nicht aktzeptieren. So viel älter konnte dieser Kerl doch gar nicht sein! Aiji schätzte seinen neuen Lehrer auf ungefähr 20. "Na ja, auch wenn´s mir nicht gefällt werde ich ihn wohl heute noch einmal sietzen müssen. Danach werde ich den Kerl ja nicht mehr sehen", dachte Aiji sich und sein Blick wirkte plötzlich betrübt. "Achso? Alles okay? Du siehst ein wenig mitgenommen aus". "Mir geht´s gut. Ich habe mich nur ein wenig verirrt denke ich...ich bin ja nicht so oft in dieser Stadt". "Ach ja, wegen dieser Sache wollte ich mal mit dir reden". Aiji nervten diese "wir müssen reden" Sätze. Ihm war schon klar, worauf sein neuer Lehrer, Seito, hinaus wollte. Aiji war durch das ständige Schulwechseln nicht gerade wirklich der beliebteste Schüler. Öfters hatte Seito nun schon versucht mit Aiji über diese Sache zu reden, aber ihm war immer eine Ausrede eingefallen wie: "Kann grad nicht, hab jetzt gleich einen Artzttermin" oder "Tut mir Leid, ich fühle mich gerade nicht wirklich gut, ich hätte jetzt lieber gerne meine ruhe". Was würde ihm dieses mal als Ausrede einfallen? Wenn es jemand gab, dem er nicht erzählen wollte warum er ständig die Schule wechselte, dann waren es Lehrer. Vor allen Dingen Seito wollte er es nicht sagen. Aiji wusste nicht genau, warum er sich in Seitos nähe immer so seltsam fühlte und warum er ausgerechnet ihm nie richtig ins Gesicht blicken konnte. "Äh..sorry...aber eigentlich hab ichs eilig...", versuchte Aiji sich heraußzureden, wobei er sich mühe gab nicht unglaubwürdig herüberzukommen. "Ach? Was ist es dieses mal?", sein Lehrer verschränkte die Arme und sah ihn skeptisch an. "Ich war mit meinen Cousinen unterwegs und habe sie aus den Augen verloren. Ich bin schon die ganze Zeit auf der Suche nach den beiden ich will sie so schnell wie möglich wieder finden", dieses mal war es wenigstens eine Ausrede, die nur halb eine Ausrede war. Aiji hatte eigentlich wirklich vor gehabt sie so schnell wie möglich zu finden. Allerdings wusste er, dass er in dieser großen Stadt keine Chance hatte. Er würde sich nur weiter verlaufen. Er hatte sich also dazu entschieden fremde nach dem Weg zu Kageri und Kyoukos Haus zu fragen, die Adresse wusste er ja, nur nicht wie man dort am einfachsten hin gelangte. Von dort aus wollte er die beiden dann mit seinem Handy anrufen, welches er dort liegen gelassen hatte. "Achso? Und du denkst du findest sie, wenn du weiter so herumirrst?", wollte Seito von ihm wissen. "N-Nein..also..eigentlich...ach man! Das ist doch nicht Ihre Sache lassen Sie mich einfach gehen!", fing Aiji an zu meckern. Er hatte keine Lust mehr auf dieses Gespräch, doch mit seinem frechen gemotze hatte er die ganze Sache nur verschlimmert: "Du weichst mir ständig immer wieder mit irgend einer Ausrede aus und das reicht mir langsam! Es ist wichtig, dass du über einige Dinge mit jemandem redest!". Schien so, als war der Geduldsfaden seines Lehrers dabei zu reißen. Plötzlich packte Seito seinen Schüler am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. "H-Hey! Was soll das!? Lassen Sie mich los! Sie dürfen Ihre Schüler nicht so anpacken!", die Tatsache, dass Aiji recht hatte, hinderte Seito trozdem nicht daran ihn bis zur nächsten etwas weiter abgelegeneren Bank zu ziehen. Es war eine dunkelbraune Holzbank, die im Schatten eines alten Baumes stand. "Setz dich", Seitos Stimme klang ernst und auffordernd. Aiji fühlte sich in diesem Moment noch unwohler, als er sich sonst sowieso schon in Seitos nähe fühlte. Kurz zögernd und zugleich mürrisch setzte er sich auf die dunkle Bank in den kühlenden Schatten des großen Baumes. "Ich mag diese Situation nicht...", dachte er sich und seufzte leise, während sein Blick wieder alles mögliche musterte, nur Seito nicht. "Und jetzt erzähl mir mal...was bringt dich dazu immer und immer wieder zwischen zwei Schulen zu wechseln? Das kann nicht ewig so weiter gehen", sofort, ohne um den heißen Brei herumzureden, kam er auf den Punkt. "Das geht Sie nichts an", meinte Aiji, wobei er versuchte eine selbstbewusste Stimme zu behalten. "Das geht mich eben wohl was an. Ich bin dein Lehrer und wie ich schon sagte du kannst nicht ewig so weitermachen. Irgendwann sagt eine der beiden Schulen nein. Wenn du dich nicht entscheiden kannst wird es eine der Schulen tun oder im schlimmstenfall sagen beide Schulen nein, dann wirst du dir eine komplett andere Schule suchen müssen. Willst du das? Allgemein ist es doch nicht wirklich schön für dich ein Leben auf zwei Schulen führen zu müssen, oder? So kann man doch nicht wirklich Freunde finden". "Es ist nicht meine Entscheidung auf welche Schule ich gehe. Falls Sie es noch nicht wussten, mein Vater übernimmt diese Entscheidungen er schickt mich hin und her", ließ Aiji ihn wissen und hatte somit eigentlich schon viel mehr verraten, als er eigentlich vor hatte. Warum hatte er schon wieder so viel gesagt? Seitos durchdringende meeresblauen Augen zwangen ihn irgendwie dazu. Sein ernster Blick ließ Aiji weiche Knie bekommen und ihn nervös fühlen. Es verwirrte ihn. Er bekam das Gefühl, dass er diesem Kerl alles sagen sollte, was ihn bedrückte. "Warum wehrst du dich nicht? Sag ihm, dass du das nicht willst. Sag ihm, dass du nicht ständig zwischen den Schulen wechseln willst". Auf Aijis Lippen zeigte sich ein Lächeln, doch es war kein fröhliches Lächeln, in diesem Lächeln spiegelte sich trauer und hoffnungslosigkeit. "Ich rede nie richtig mit ihm und werde es auch nie tun. Ich hab auch gar keine Lust dazu. Außerdem, wer weiß, was dann passieren würde, wenn ich so etwas sagen würde?", Aiji sprach in Rätseln, zumindest wusste Seito nicht, was er ihm sagen wollte. "Was meinst du damit? Erklär mir das mal genauer", meinte Seito leicht auffordernd. Inzwischen hatte auch er sich in den Schatten gestellt und lehnte sich an dem großen, alten Baum an. Die ganze Zeit über waren seine Augen auf Aiji gerichtet, was Aiji unglaublich nervös machte. "Kann er nicht wenigstens aufhören so zu starren?", dachte er sich leicht panisch. "Müssen Sie nicht wissen". "Doch, muss ich als dein Lehrer schon wissen", langsam ging es Aiji wirklich auf die Nerven. "Als dein Lehrer", immer wieder diese Betonung auf "Als dein Lehrer". "Idiot. Lehrer sind auch nur Menschen, die nicht wirklich alles über ihre Schüler wissen müssen. Geht mir sowieso auf die Nerven, dass Lehrer sich nur wegen ihrem Beruf um die Sorgen ihrer Schüler kümmern. Ich denke nicht, dass irgendeiner aus der Schule sich wirklich Sorgen um das Wohl eines Schülers macht. Nur weil sie Geld bekommen fragen sie nach", dachte Aiji sich leicht verärgert. Ja, auf dieser Welt gab es sowieso niemanden, der sich wirklich um ihn sorgte. Vielleicht sorgten sich seine Tante und sein Onkel etwas um ihn, aber das wollte er irgendwie nicht, denn so sah er sich nur als Last, die anderen aufgedrückt wurde. "Nur weil Sie mein Lehrer sind müssen Sie nicht gleich alles über mich wissen. Mein Privatleben geht Sie doch überhaupt gar nichts an, so lange ich gut in der Schule bin", grummelte Aiji. "Findest du es denn gut, dass du die Schule ständig wechselst?". "Wie gesagt, das ist die Entscheidung meines Vaters". "Aber ich frage dich nicht wessen Entscheidung es ist. Ich frage dich ob du es gut findest". Aiji seufzte. Langsam riss ihm der Geduldsfaden. Das ganze Ausgefrage ging ihm an die Nerven und das schlimmste war, dass er sich wirklich mühe geben musste, um seinem Lehrer nicht alles zu erzählen. Aiji wusste, dass er endlich jemanden brauchte, dem er seine Probleme erzählen konnte. Er wusste, dass er nicht stark genug war um das alleine auszuhalten. Doch gleichzeitig wollte er niemanden anderes damit belasten und erst recht nicht wollte er sich einem halbfremden anvertrauen. Aiji schwieg. Er wollte nicht mehr antworten. Seito blieb weiterhin sturr und wiederholte seine Frage einfach: "Findest du es gut, dass du ständig die Schule wechseln musst?". Aijis geballte Faust traf wütend auf das dunkle Holz der Sitzbank. "Nein ich finde es nicht gut! Um ehrlich zu sein es kotzt mich extrem an! Genauso wie es mich ankotzt, dass Sie mich so ausfragen! Sind Sie jetzt endlich zufrieden!? Kann ich jetzt endlich wieder meine ruhe haben!?", maulte Aiji, während seine hasserfüllten Augen in die seines Lehrers blickten. Innerlich erschrak Aiji vor sich selbst. So kannte er sich nicht. Es stimmte, dass er ein ziemlich frecher Kerl war, aber so aggressiv war er nie geweßen. Gefühle, die er ständig versuchte zu unterdrücken kamen nun einfach so aus ihm herauß. Sein Herz brannte, während er die Stimme seines Vaters im inneren seines Kopfes hörte: "Du bist daran Schuld, dass deine Mutter nicht mehr hier ist. Du musst die Konsequenzen dafür tragen". "Dich braucht keiner. Es war ein Fehler deiner Mutter dich auf die Welt zu bringen". "Du bist sowieso für jeden eine Last", so viele Sätze, die ihn so stark verletzt hatten. Aiji wünschte sich in diesem Moment nichts lieber, als im Gästezimmer des Hauses seiner Tante und seines Onkels zusammengerollt unter der Bettdecke zu liegen und seine Schmerzen freizulassen. Egal auf welcher Art und Weise, egal ob es Schläge gegen die Matratze oder Tränen waren. Nur wollte er nicht hier sitzen, nicht seinen Lehrer so wütend in die Augen blicken. "Die typische Reaktion für einen Jugendlichen mit unglaublich vielen Problemen", meinte Seito dazu ruhig, nachdem der nur für wenige sekunden anhaltende überraschte Blick aus seinem Gesicht verschwunden war. "Gut, ich werde dich nicht mehr ausfragen, aber ich will, dass du weißt, dass du zu mir kommen kannst, wenn du darüber reden willst", Seito drehte sich von ihm weg und lief einige Schritte davon. "Und jetzt komm, ich bing dich nach Hause oder willst du weiterhin ziellos umher irren?". Aijis zorniger Blick verschwand. Er beruhigte sich schneller, als erwartet und antwortete mit leicht zittriger Stimme: "Wissen Sie denn überhaupt wo ich wohne?". "Nein weiß ich nicht, also sag´s mir, dann bring ich dich hin". Aiji zögerte kurz, doch er wusste, dass Seito recht hatte. Würde er hier bleiben, würde er sowieso nur durch die Gegend irren. Außerdem wollte er nun wirklich nach Hause gehen, also entschied er sich dazu, seinem Lehrer seine Hausnummer und die Straße zu sagen. "Moment...ist es für einen Lehrer überhaupt erlaubt einen Schüler nach Hause zu bringen?", fragte Aiji sich in Gedanken, doch dachte er nicht allzu lange darüber nach. Vielleicht war es okay, vielleicht auch nicht. Wie auch immer es war, es war die Entscheidung seines Lehrers. "Alles klar", Seito nickte und lief weiter. Aiji stand auf und folgte ihm.
 

"Genau so wie ich es mir gedacht hatte! War doch super lecker oder?", Kyouko stand auf und seufzte zufrieden. "Ja es hat wirklich toll geschmeckt", meinte Kageri leicht begeistert und stand ebenfalls auf. Kyouko legte das Geld auf den Tisch, legte ihre Jacke auf ihren Rechten Arm und schwang ihre Handtasche auf ihre linke Schulter. "Nimmst du Aijis Eis mit?", fragte sie ihre ältere Schwester. "Kann ich machen..", antwortete Kageri leise und nahm das in eine Papiertüte eingepackte Eis vorsichtig. "Ob sie es wohl wirklich bis nach Hause schafft das Eis sicher zu transportieren?", fragte Kyouko sich selbst. "Ich bezweifle es", antwortete sie sich selbst danach. "Hey...wie wärs wenn du meine Tasche trägst und ich trage das Eis?", fragte Kyouko. "Hä? Wieso?", wollte Kageri wissen. "Zwing mich nicht dazu dir den Grund zu nennen, Kageri", dachte Kyouko sich. "Ähm..also..najaaa...nur so?". "Eh? N-Nein ich kann das schon tragen....". "Sicher?", vergewisserte Kyouko sich. "Sicher! Man!", motzte Kageri leise, doch es hörte sich nicht wirklich genervt oder sauer an, eher süß. "W-Wie du meinst...ich vertrau dir mal", meinte Kyouko, doch es hörte sich nicht wirklich so an, als würde sie ihrer Schwester bei dieser Sache wirklich vertrauen. "Als wäre es so schwer Eis durch die Gegend zu tragen..", murmelte Kageri. "H-Hast ja recht..du schaffst das schon..". Gerade, als Kyouko das Eiscaffee verlassen wollte, entdeckte sie etwas, was sie zum Grinsen brachte. "Hey..Kageri..ich würde sagen wir bringen das Eis gleich nach Hause, anstatt Aiji zu Suchen", schlug Kyouko vor. "Eh? Warum?". "Weil er gerade besseres zu tun hat, als von uns gesucht zu werden und von uns ein Eis zu bekommen", antwortete Kyouko, während sie Kageri angrinste. "...Eh?", Kageri verstand überhaupt nichts. "Woher willst du das wissen?". "Na ja...weil er gerade eben vorbei gelaufen ist...mit Seito-Sensei", antwortete Kyouko noch immer grinsend.

Chaos

"Na, Aiji? Wie war dein Date gestern?", ein breites grinsen zeigte sich auf Kyoukos Lippen, während sie ihrem jüngeren Cousin in die Seite piekte. "Was für ein Date?", unwissend und verwirrt sah Aiji sie an. "Ach tu doch nicht so. Ich hab dich gestern gesehen, also brauchst du gar nicht so nichts ahnend zu tun!". "Was laberst du da für einen Schwachsinn? Bei was hast du mich gestern gesehen?", Aiji hob seine rechte Augenbraue. "Na gut, wenn du es so direkt willst...ich habe dich und Seito-Sensei gestern gesehen wie ihr gemeinsam spazieren wart! Gib´s zu das war alles so geplant!". "Hä!? Geplant!? Was erzählst du da wieder für einen Unfug? Ihr wart es doch, die mich alleine zurück gelassen habt! Und ich war ewig lange damit beschäftigt euch zu suchen!", motzte Aiji sauer. "Wie sollte ich da irgendwas geplant haben? Erkläre mir mal wie mein Plan so war!". "Wie du willst. Ich werde es dir genau erklären von anfang bis ende!", besserwissend hob Kyouko ihren Zeigefinger, ehe sie mit diesem auf ihren jüngeren Cousin zeigte und anfing seinen 'Plan' aufzudecken, "also...als ich dich gestern fragte ob du mit uns shoppen gehen möchtest hast du natürlich total begeistert ja gesagt, wie immer eben. Hättest du anders reagiert hätte ich sofort einen verdacht gehabt oder hätte dich nach einem Grund gefragt warum du nicht wolltest. Deswegen hast du dich einfach dazu entschieden mit uns zu gehen, obwohl du ein Date mit Seito-Sensei hattest. Dann, zu der Zeit, in der ihr euch verabredet hattet, hast du angefangen langsamer zu laufen und so getan, als würdest du uns immer mehr aus den Augen verlieren. Letztendlich waren wir dann aus deinem Blickfeld verschwunden und du bist zu dem eigentlichen Treffpunkt von dir und Seito-Sensei gegangen". Man konnte in diesem Moment die Emotionen, die Aiji in sich trug nicht erahnen. Sein Blick blieb gleich. Scheinbar brauchte er erst eine Weile um zu realisieren, was für einen Schwachsinn seine Cousine sich da ausgedacht hatte. "Du spinnst doch", war das erste, was er fassungslos von sich geben konnte und dann langsam wie eine Bombe hoch ging. Aiji flippte einfach viel zu schnell aus. "Das war überhaupt nicht geplant du hohle Nuss! Warum sollte ich mich in meiner Freizeit mit meinem ätzenden Lehrer treffen wollen!? Du schiebst die ganze Schuld wieder mit irgendwelchen deiner dummen Fantasien auf mich, obwohl du daran Schuld warst, dass ich verloren ging! Ich werde dir jetzt erzählen wie es wirklich war!", Aiji fühlte sich wie in einem Gerichtssaal oder wie auf einer Polizeistation vor einem möchtegern Detektiv, "Ich habe euch aus den Augen verloren, weil DU ja vorne weg gerannt bist wie ein rennender Elefant der alles nieder trampeln will! Dann habe ich euch auch noch Ewigkeiten gesucht! Und nach einer weile hatte ich voll hunger! Ich habe Kireda-Sensei nur rein zufällig getroffen und glaub mir, gefallen hat´s mir überhaupt nicht!", Aiji rechtfertigte sich vor dem Detektiv und erzählte die ganze Wahrheit, obwohl er es eigentlich nicht hätte tun müssen. "Ach so?", Kyouko dachte nach, "hört sich schon ehrlich gemeint an, auch wenn mir die Sache mit dem Elefanten nicht wirklich gefällt". "Warum sollte ich dich bei so einer Sache anlügen? Der Kerl hat wirklich genervt", grummelte Aiji. "Was hat er denn getan?". "Na ja...er hat mich über meine Probleme ausgefragt und meinte, dass der ständige Schulwechsel nicht mehr lange ginge", erzählte Aiji und seufzte, "Dabei ist es doch gar nicht seine Sache. Der soll sich um sein Zeug kümmern". "Na ja...Aiji, ich weiß, dass du es nicht magst, wenn sich andere Leute in dein Leben einmischen...aber..irgendwo hat er ja recht...das kann so nicht weitergehen. Ich versteh auch gar nicht, wie dein Vater immer so rücksichtslos sein kann und dich außerhalb der Ferienzeit durch die Gegend schickt..".

"Weil er mich loswerden möchte...", Aiji rückte einfach mit der Wahrheit herauß. "Loswerden? Warum? Was meinst du damit?", Kyouko schien irritiert. "Es ist genauso wie ich es sage. Manchmal soll ich bleiben, weil er mich für Fehler bestrafen möchte. Manchmal hat er genug von mir und will mich so schnell wie möglich abschieben", Aijis Stimme wurde zittrig. Sein Magen verkrampfte sich. Es war das erste mal, dass er mit jemandem über diese Sache sprach. "Bestrafen? Aiji..? Irgendwas..stimmt zwischen dir und deinem Vater nicht..habe ich recht? Ich kenne keinen Grund, weshalb man dich bestrafen könnte und was meinst du überhaupt mit Strafe? Wie genau bestraft er dich?", so viele Fragen die Aiji nicht beantworten wollte. Aus diesem Grund hatte er es immer verschwiegen. Schmerz wanderte seinen Rücken hinab, wie ein Stromschlag, der durch jeden einzelnen Nerv seines Rückens fuhr. Wie oft hatte dieser Rücken peitschen und zerbrochene Flaschenscherben zu spüren bekommen? Wie oft waren es schläge und tritte geweßen? Aiji zitterte. Er hatte Angst - Angst vor dem Moment, in dem die Klingel ertönen würde und sein Vater vor der Tür stand um seinen Sohn abzuholen. Er wollte nicht weg. Nie wieder wollte er an diesen Ort, welches sich "Zuhause" nannte, zurück. "A-Aiji?", er nahm die besorgt klingende Stimme seiner Cousine wahr, doch war er nicht in der Lage zu antworten. Stattdessen begann er in Erinnerungen zu verschwinden, die so furchtbar geweßen waren, dass er sich wünschte, man würde ihm einfach all seine Erinnerungen nehmen und ihm einen neuen Anfang erlauben. Aiji schwankte. Er verlor das Gleichgewicht und seine Atmung wurde schwerer. "H-Hey! Was ist los mit dir?", panisch eilte Kyouko ihm zur hilfe. Sie stützte ihn vorsichtig und half ihm in sein Zimmer. Sanft half sie ihm in das Bett. "Beruhige dich, ja? Du musst nicht mehr weiterreden..ich denke du hast vorerst genug gesagt...". Langsam schloss Aiji seine Augen und versuchte sich zu beruhigen. Als er plötzlich eine kühlende Hand auf seiner Stirn spührte, entspannte er sich etwas. "Du hast leichtes Fieber...", Kyoukos Stimme war besorgt und leise. Ihre Hand fuhr durch Aijis weiches, schwarzes Struppelhaar. Sofort fing er an diese Berührungen zu genießen. Öfters sehnte er sich nach sanften Berührungen, die er sonst nie bekam. Der zerbrechliche Junge beruhigte sich wieder. Die Atmung wurde ruhiger und leiser, als wäre er dabei ganz langsam einzuschlafen. Aiji suchte nach einem schönen Gedanken, einer schönen Erinnerung, bis er eine gefunden hatte: Die Erinnerung an ein buntes Volksfest, welches er mit seinen Cousins und Cousinen besucht hatte. "Wenn ich jetzt einschlafe...will ich darüber träumen....dann will ich über diesen Tag träumen, der so lange zurück liegt.....über diesen schönen Tag.....keinen Alptraum...ich will einen schönen Traum", Aiji konzentrierte sich auf diesen einen Gedanken, auf dieses spaßige Fest. Er konzentrierte sich darauf so lange wie er nur konnte, bis die Müdigkeit, die ihn immer und immer mehr überkam, jeden Gedanken blockierte und er einfach ruhig einschlief.
 

Mit großen Augen mustert er alles um sich herum bis aufs kleinste Detail. Aiji liebt traditionelle Volksfeste. Es ist ein schöner Abed und die Sommerzeit sorgt dafür, dass es selbst zu solch einer Uhrzeit noch angenehm warm ist. Obwohl es noch gar nicht so dunkel ist, sind die bunten Laternen schon angeschaltet. Rosa, rot, grün, orange und viele weitere Farben lassen die verschiedenen Laternen wunderschön den Straßenweg beleuchten. Die Kirschblütenbäume blühen prächtig und der Größte ist mit einigen Laternen beschmückt, die noch hübscher als die anderen wirken. Aiji beobachtet die an ihm vorbeilaufenden Leute, während er einige Reisbällchen isst, die Onkel Akio ihm gekauft hat. Alle scheinen sehr glücklich zu sein, was Aiji sehr gefällt. Ihn selbst macht es glücklich, die ganzen Menschen zu sehen, wie sie lachen und spaß haben. Eine ganze Woche ist er nun schon bei Onkel und Tante und er genießt die Zeit dort sehr. Als er erfuhr, dass er heute mit Kenta, Naoki, Kageri und Kyouko mit auf das Fest gehen darf, zeigte sich sofort ein breites, zufriedenes und glückliches Grinsen auf seinem Gesicht und seine Augen strahlten. "Das wird total toll!", hatte er gesagt und nun war er mit ihnen hier. Alles war noch schöner und atemberaubender, als er es sich vorgestellt hatte. Besonders die hübschen Frauen in ihren bunten, schön verzierten Kimonos bewundert er. Sofort zupft er am schwarzen, ledernen Jackenende seines Onkels herum. "Onkelchen? Darf ich auch mal so einen hübschen, bunten Kimono tragen?". Aiji ist verwirrt, denn sein Onkel fängt plötzlich an zu lachen. "Was? Was ist denn nun so lustig?", will er wissen und pustet beleidigt seine Backen auf. Er versteht wirklich nicht, was es nun zu lachen gibt. Es war doch nur eine normale Frage. "Na ja...wenn du willst, dann könntest du. Wir Männer tragen aber eher schlichtere Kimonos, wenn überhaupt. Die bunten, mit blumenmuster und anderen Dingen verzierten Kimonos sind eher für die Frauen gemacht", erklärt Onkel Akio ihm. "Waaas? Das ist ja doof! Die schlichten sind langweilig!", meckert Aiji herum und ist beleidigt. "Das ist nicht fair". Wieder lacht sein Onkel, struppelt seinem kleinen Neffen durch das weiche, struppelige, schwarze Haar und schweigt, denn er weiß, dass es nun egal ist was er sagen würde, denn Aiji würde so oder so nicht aufhören zu schmollen. Es dauert allerdings nicht lange, bis er sich dazu entscheidet aufzuhören, da er denn schönen Tag nicht mit seiner Laune zerstören möchte. Stattdessen läuft er weiter und betrachtet die schönen, bunt geschmückten Stände. Direkt vor ihm läuft sein Cousin, Kenta und es dauert an diesem Tag auch nicht lange, bis dieser wieder zu einem, wenn auch nur kleinen, unhöflichen Problem wird. Kenta rempelt ein Mädchen an und entschuldigt sich nicht einmal. Stattdessen meckert er das Mädchen auch noch an und meint, sie solle besser aufpassen. Natürlich greift Akio sofort ein und belehrt seinen 14 Jahre alten Sohn, der sich für sein Alter noch recht kindisch verhält: "Na..so benimmt man sich aber nicht vor einer hübschen, jungen Dame. Du solltest dich entschuldigen, Kenta". Kenta murmelt jedoch nur vor sich hin. In dem ganzen gegrummele kann man nur schwer das "ja ja, tut mir leid", hören. "Na also, geht doch", Akio klopft ihm zweimal auf die Schulter. "Und jetzt komm, die anderen warten auf uns". Akio geht weiter und Kenta folgt ihm störrisch. Auch Aiji entscheidet sich weiterzulaufen, bevor er die beiden noch aus den Augen verliert. Auf keinen Fall wollte er in diesen Menschenmengen verloren gehen.
 

Besorgt saß Kyouko auf dem weichen, frisch bedeckten Bett und beobachtete ihren schlafenden Cousin. Sein Gesicht wirkte endlich wieder ruhig, nicht mehr verängstigt und leidend. Kyouko fühlte sich schuldig. "Ich hätte schon viel früher bemerken sollen, dass irgendetwas zwischen ihm und seinem Vater nicht stimmt...es war doch eigentlich offensichtlich...vielleicht hat Takeo doch recht und ich bin wirklich ´ne hohle Nuss...", Kyouko machte sich selbst Vorwürfe und seufzte. Danach stellte sie sich selbst die Frage: "Warum?". Ja, warum hatte Aiji niemandem davon bescheid gesagt? Warum verschwieg er so viele Dinge? Warum tat er auf glücklich, wenn er es doch gar nicht war? Und Kyouko wurde klar, dass man ihm eindeutig hatte helfen müssen. Aber wie? Wie, wenn er es niemandem erzählt? Selbst Kyouko wusste immer noch nicht genau worum es sich handelte. Bestrafungen, was für Bestrafungen denn? Für was? Viel zu viele Fragen - und Antworten, die nur Aiji wusste. Kyouko stand vorsichtig auf und schlich sich leise zur Tür des Gästezimmers. Sie öffnete diese und trat aus dem Zimmer. Was sollte sie nun tun? Auf jedenfall wollte sie keinem etwas davon sagen, zumindest nicht ohne Aijis Erlaubnis. Sie würde wohl schweigen müssen, bis er wieder aufgewacht war und die beiden darüber ernsthaft geredet hatten, doch war er überhaupt in der Lage über diese Sache zu reden? Kyouko seufzte. Ihre ganzen Gedanken drehten sich nur noch um Aiji und sein Leben, von dem sie nun immer mehr dachte, sie hätte überhaupt keine Ahnung und vielleicht war das auch so. Gedankenversunken durchquerte sie den langen Gang, bis sie im Wohnzimmer angekommen war, die große Fenstertür öffnete und ruhe auf dem mittelgroßen Holzbalkon suchte.
 

Nach einem langen Tag betrat Kenta den Gang seines nicht wirklich geliebten Zuhauses. Er fand die Einrichtung noch immer grottig. Seiner Meinung nach hatten seine Eltern wirklich keinen Geschmack. Mit einem leichten zufriedenen Grinsen lief er den unteren Gang um ins Badezimmer zu gelangen. "Hey, bleib mal kurz stehen", zufälligerweiße, wie immer, wenn er es gerade nicht wollte, traf er auf Naoki. "Was willst du?", das grinsen in Kentas Gesicht verschwand. Sein Blick wirkte wieder einmal kühl. Die eisblauen Augen blickten direkt in Naokis smaragdgrün schimernden. "Stimmt es, dass du heute mit Itsuka unterwegs warst?", Naokis Stimme und auch sein Blick wirkten beide unglaublich ernst. Die sonst so viel freude ausstrahlenden Augen zeigten feindseeligkeit. "Ja das stimmt. Was hast du dagegen und woher weißt du es überhaupt?". Naoki ging nicht auf seine Fragen ein; "Was hast du vor? Ich warne dich, wenn du vor hast ihr irgendwie wehzutun wirst du das bitter bereuen!". "Ohh? Du willst mir drohen? Da hab ich jetzt aber angst", ein spöttisches grinsen zeigte sich auf Kentas Lippen. "Was ist dein Problem? Ich denke Itsuka weiß selbst was sie tut du brauchst sie nicht zu beschützen, oder denkst du etwa, sie sei ein schwaches, hilfloses Mädchen?", das grinsen wurde breiter, während Kenta immer mehr und mehr merkte, dass er Naokis Schwachpunkt getroffen hatte und ihn nun bis zu seiner Grenze bringen konnte. Die Geduldsgrenze, die Naoki so gut wie nie überschritt, da er so ruhig und friedlich war. "Du weißt ganz genau was mein Problem ist! Es nervt mich, dass du denkst du könntest alles und jeden flachlegen und dann abservieren! Außerdem, gehst du nicht momentan mit dieser Ayaka?", Naoki klang angespannt. "Ich denk´s nicht nur, ich kann es auch. Selbst schuld, wenn diese dummen Mädchen alle auf mich hereinfallen oder? Bei Ayaka ist es dasselbe. Ich habe ihr nie gesagt, dass wir irgendwie zusammen wären, aber sie ist seltsamerweiße fest überzeugt davon, dass es so ist", gleichgültig zuckte Kenta mit seinen Schultern. "Du bist echt zum Kotzen..", grummelte Naoki mit wütendem Ton in seiner Stimme und Kenta betrachtete schadensfreudig seine Hände, die sich zu Fäusten zusammenballten. "Lass einfach Itsuka in ruhe, ja!? Und Saori auch!". "Saori? Was hat die Sache mit der Tussi zu tun?", Kenta hob eine Augenbraue. Dachte Naoki, er hätte ein Auge auf Saori geworfen? "Ich hab gesehen wie du sie gepackt hattest und ihr irgendwas gesagt hattest und dabei sahst du nicht wirklich freundlich aus". "Ach? Das ist doch schon länger her. Sie hat mich genervt. Keine Sorge, von der will ich nichts, die nervt wirklich nur", grummelte Kenta und kam danach zurück zum Thema, "..allerdings hast du recht, wenn du denkst, dass ich vorhabe dir Itsuka wegzunehmen". "Wegzunehmen? Was willst du damit jetzt sagen?". Kenta seufzte und schlug die Hand gegen seine Stirn. "Sag mir jetzt bitte nicht, dass du es noch nicht gemerkt hast? Allein schon deine jetzige Reaktion zeigt doch, wie sehr du dich in das Mädchen verguckt hast", erklärte er für Unterbeleuchtete. "Verguckt? Nicht wirklich. Auch wenn du es nicht weißt, ein Junge und ein Mädchen können auch einfach nur Freunde sein", erklärte Naoki seinem Bruder, der noch nie auf Freundschaften aus war, "deswegen ist es ganz normal, wenn ich so reagiere, weil ich alle meine Freunde vor solchen ekelhaften Typen, die nur lügen und betrügen können, schützen will"."Naoki..du bist wirklich dumm..und viel zu brav bist du auch noch. Mädchen mögen viel lieber die bad Boys. Deswegen werde ich es auch schaffen Itsukas Herz zu gewinnen und du kannst mich davon nicht abhalten. Weißt du, Itsuka ist ein besonderes Mädchen, deswegen habe ich dieses mal vielleicht mehr vor als nur einen One Night stand..vieleicht gehe ich mit ihr ja eine wirklich ernste Beziehung ein?".
 

"Als könnte jemand wie du eine ernste Beziehung eingehen!", nun war Naoki wirklich wütend. Es stimmte, wenn jemand versuchte seine Freunde zu verletzen, so wurde Naoki wirklich das Gegenteil seiner normalen Persönlichkeit. Ein freundlicher Junge, der nie jemandem etwas antat, wurde innerhalb weniger Sekunden zu einem aggressiven Tieger. Doch dieses mal war sein Gefühl anders. Diese Wut in ihm war anders, als sie es sonst war, wenn seine Freunde auf irgendeine Art und Weise bedroht wurden. In ihm brannte ein wütendes Feuer, noch stärker als sonst. Auch sein Beschützerinstinkt, den er für jeden seiner Freunde hatte, war bei Itsuka seltsamerweiße stärker. Er spürte plötzlich, dass er sie auf keinen Fall an jemanden wie Kenta verlieren wollte. "Man kann es doch mal versuchen. Itsuka ist es wirklich Wert", meinte Kenta und drehte sich weg. Anscheinend hatte er keine Lust mehr auf diese Diskussion und hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte. Jedoch ließ Naoki ihn nicht gehen. Er packte ihn ohne rücksicht, drehte ihn wieder um und packte ihn sofort am Kragen seines schwarzen Shirts. "Du lässt deine Finger von ihr...ich schwör´s dir du wirst es wirklich bitter bereuen, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst", Naokis Blick war hasserfüllt, seine Stimme gefüllt mit bedrohlichem Zorn. "Hey, ganz ruhig kleiner", Kenta grinste, wobei in seinen Augen die Schadensfreude funkelte. "Klar, diese miese Ratte hat wieder einmal spaß daran mich so zu sehen", dachte Naoki sich und versuchte das Feuer in seinem inneren zu löschen. Er lockerte den Griff und ließ Kenta schließlich ganz los. "Verpiss dich bevor ich dir noch die Nase breche oder dir versehentlich ein paar Zähne ausschlag", Naoki drehte sich um und lief den Gang entlang. Kenta schwieg und auch er fing nun wieder an einige Schritte zu gehen, allerdings in die andere Richtung.
 

"Ehrlich..was soll ich nur tun?", Kyouko seufzte verzweifelt. Noch immer konnte sie keine Ruhe finden und ihre Gedanken drehten sich weiter nur darum, was sie tun konnte um ihrem Cousin zu helfen. Kyouko atmete die frische Sommerluft ein, die nach Blumen duftete. Sie wusste auch woher dieser erfischende Duft kam, denn der Nachbarsgarten der Familie Kireda blühte noch bezaubernder, als er es im Frühling getan hatte. Es war ein unglaublicher anblick. Er war so hübsch wie der Garten eines Schlosses im Wunderland. Gedankenversunken starrte Kyouko Löcher in die Luft und seufzte erneut. "Hey, was ist denn mit dir los?", Kyouko blickte nach links, zum Balkon des Nachbarhauses. "Ach, öhm..es ist nichts", murmelte Kyouko und blickte wieder weg. "Sicher?", Takeo stützte sich mit seinen Armen auf dem Balkongeländer ab und sah zu dem besorgt wirkenden rothaarigen Mädchen. "Es ist...nicht so wichtig..", log Kyouko leise und senkte ihren Blick. "Klar, deswegen auch so eine Reaktion". "Takeo, vielleicht hattest du echt recht. Vielleicht bin ich wirklich total dumm". "Hm? Wie kommst du jetzt gerade darauf? Hat dir ein Kerl ´n Korb gegeben weil er dich zu hohl findet?", wollte Takeo wissen, wobei er sich bei dieser Vorstellung ein leichtes schmunzeln einfach nicht verkneifen konnte. "Nein du Idiot!", maulte Kyouko, "Ich lass mir doch nich von ´nem Kerl ´nen Korb geben un bin danach auch noch deprimiert! Was denkst du von mir!?". "Ich denke, dass du hohl und zickig bist", meinte Takeo ehrlich. "Idiot", grummelte Kyouko und blickte beleidigt zur Seite. "Weißt du eigentlich, dass du total unsensibel bist? Du weißt echt überhaupt gar nicht, wie man mit einer Frau richtig umgeht!". "Jaja, ich weiß", wie immer nahm Takeo die Sache ganz entspannt mit Humor, "Aber hey..du warst gestern gar nicht bei mir. Gar keine Probleme mit den Hausaufgaben gehabt?". "Hausaufgaben...? Verdammt! Die habe ich ganz vergessen!", dachte Kyouko sich. "Jap! Die hab ich dieses mal alleine hinbekommen!", gab sie an und verschrenkte stolz ihre Arme. "Was sag ich da eigentlich?", war ihr nächster Gedanke. "Achso? Komm mal rüber ich will sie korrigieren". "Ähh...musst du nicht! Paps hat sie korrigiert, der meinte, es sei alles richtig!", versuchte sie sich heraußzureden, doch es half nichts. "Du hast deine Hausaufgaben nicht gemacht, stimmts?", Takeo hatte es sofort kapiert. "Ähhh...", Kyouko wusste nicht was sie darauf sagen sollte und seufzte. "Warum lügst du mich an? Du weißt doch, dass ich das sowieso raußkrieg. Es war schon viel zu auffällig, dass du behauptet hast, du hättest sie alleine hinbekommen. Soll ich rüberkommen und dir helfen?". "Hmm...na jaaa...also...", erneut seufzte Kyouko und gab auf, "..wenn du nichts besseres zu tun hast komm rüber und helf mir". "Gut, mach ich. Aber..der weg nervt mich darf ich ´ne Abkürzung nehmen?". Eine Abkürzung? Sie wohnte direkt nebenan, wie wollte er da eine große Abkürzung nehmen? Aus neugier stimme sie zu: "Mach ruhig". "Super", was nun kam, hätte Kyouko nicht erwartet. Ohne zu zögern stieg Takeo auf das hölzerne Balkongeländer. "T-Takeo!? Was machst du? Geh da runter!", rief sie sofort panisch, doch er ignorierte es und setzte zum sprung an. Kyoukos Augen weiteten sich erschrocken, welche sie kurze Zeit danach mit ihren Händen bedeckte. Sie konnte nicht hinsehen. "Idiot! Das schaffst du doch niemals! Das ist zu weit! Du wirst dir irgendwas brechen oder schlimmstenfalls...", Kyouko brach ihre Gedanken ab, die ihr in rasender Sekundenschnelle durch den Kopf flitzten. Es ging alles unglaublich schnell, doch dann hörte sie auf einmal ein dumpfes Geräusch neben ihr. Verängstigt linste sie durch ihre leicht gespreitzten Finger und sah in Takeos grinsendes und eindeutig amüsiertes Gesicht. "Ging doch viel schneller", meinte er, als wäre es etwas ganz normales geweßen. "Sagmal...spinnst du eigentlich!? Das hätte verdammt gefährlich ausgehen können! Mach das nie wieder! Ich hatte ´ne scheiß verdammte Angst!", schrie Kyouko ihn mit Tränen in den Augen, die durch den großen Schock verursacht wurden, an. "Du hast echt glück, dass du den Sprung geschafft hast!". "Beruhig dich mal. Ist doch nichts passiert und selbst wenn ich gefallen wäre, wär´s nicht soo dramatisch geweßen", meinte er ganz locker. "Nicht so dramatisch!? Da drüber zu springen ist fast so wie ein Selbstmordversuch! Du bist doch lebensmüde!", schimpfte sie weiter. Takeo lachte etwas. "Ich mein´s ernst. Beruhig dich. Ich erklär´s dir auch", tröstend wuschelte er dem 1.68 großen Mädchen durchs rote Haar, "ich bin ein wenig..wie soll ich sagen...'zäher' als andere...mich kriegt man nicht so schnell kaputt. Außerdem war das gar nicht so eine große Entfernung". "Das ist keine ausreichende Erklärung! Mach´s einfach nicht mehr!", verlangte sie, während sie nicht verhindern konnte, dass zwei von schminke schwarz gefärbte Tränen aus den glasigen Augen liefen. "Ist ja gut", Takeo seufzte. "Wobei es wirklich eine klasse Abkürzung wäre, aber hey, kein Grund zu heulen mir geht´s doch gut". "Ich heul doch gar nicht! Das ist einfach nur, weil du mir ´nen verdammt großen Schock eingejagt hast!". "Wie du meinst", Takeo zog ein Taschentuch und gab es ihr. "Falls die 'Schocktränen' doch noch schlimmer werden sollten". "Werden sie nicht", grummelte Kyouko vor sich hin und wischte sich die zwei Tränen weg. "Wegen dir ist meine Schminke leicht verlaufen, Idiot". Leicht beleidigt lief Kyouko ins Haus zurück, um ihre Schulsachen zu holen. Als sie zurück kam hatte Takeo sich an den Tisch, der auf dem Balkon stand, gesetzt. Ohne Worte setzte Kyouko sich zu ihm und zeigte ihm dann alle Matheaufgaben, welche als Hausaufgabe aufgegeben worden waren.

Wahrheit

Aiji erschrak so heftig, dass er das Gefühl gehabt hatte, sein Herz wäre für ungefähr zwei Sekunden komplett stehen geblieben. "In meinem Unterricht wird nicht geschlafen, Aiji!", schimpfte sein Lehrer, Seito, der mit einem Stock direkt vor ihm auf den Tisch geschlagen hatte. Es hatte ein furchtbar lautes, peitschendes und erschreckendes Geräusch gegeben. Noch immer schlug Aijis Herz rasend schnell. "Wollen Sie mich umbringen oder was!?", motzte er sofort los und sah seinen Lehrer wütend an. "Nein, alles was ich will ist, dass du in meinem Unterricht aufpasst und ausgeschlafen zur Schule kommst. Kriegst du das hin oder muss ich dich erst mit Nachsitzen bestrafen?", wollte Seito wissen. "Ich kriegs hin..", grummelte Aiji extrem genervt. "Gut", Seito lief zur grünen Tafel zurück. Aiji hielt sich daran: Er passte im Unterricht auf, während er die ganze Zeit damit beschäftigt war seinen Lehrer finster anzustarren. Niemand hatte ihm gesagt, wie er blicken sollte, während er aufpassen sollte. Er gab sich mühe den finstersten Blick hinzubekommen, den er draufhatte. Allerdings schien das seinem Lehrer nicht viel auszumachen, denn der laberte einfach weiter irgendeine unnötige Mathematische Gleichung. Zwei ganze Matheschulstunden musste Aiji bis zur Pause ertragen, bis ihn der Pausengong endlich von den Fängen der Mathematik und den bösartigen Gleichungen, in denen mal gerne die ein oder anderen Brüche vorkamen, befreite.
 

Sofort stand Aiji auf und lief zur Klassenzimmertür. "Aiji bleib bitte kurz ich muss mal mit dir reden", langsam aber sicher fing Aiji an diesen Satz zu hassen. "Was ist?", grummelte er und drehte sich wieder um. "Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, aber mich die ganze Zeit finster und grimmig anzustarren bringt dir auch nichts, wollte ich mal erwähnen. Aber darum geht es eigentlich nicht. Es geht eher um deinen Gesundheitszustand oder eher gesagt darum, dass du dir deine Gesundheit kaputt machst, wenn du zu wenig schläfst", erklärte Seito ernst. "Nur weil es jetzt einmal vorgekommen ist?", wollte Aiji grummelnd wissen. "Es ist das dritte mal in den sieben Schultagen, in denen ich dich kenne", berichtigte Seito ihn und seufzte. "Ach ja, stimmt ja. Wird nicht mehr vorkommen, bin sowieso bald wieder weg". "Ja, vielleicht für immer weg, wenn dein Vater dich dieses mal abholt", erwähnte Seito und kam somit zum nächsten Problemthema. "Wie..meinen Sie das?", fragte Aiji überrascht. Davon wusste er nichts. "Ich hatte es doch neulich schon erwähnt. Der ständige Schulwechsel kann so nicht weiter gehen, deswegen hat diese Schule beschlossen dich nicht mehr aufzunehmen sobald du weg bist". "Achso...", Aiji blickte zu Boden. "Na ja...eigentlich ist es noch nicht fest beschlossen. Vielleicht kann ich die Entscheidung ändern und du kannst bleiben", ließ Seito ihn wissen. "Das würden Sie tun?". "Unter einigen Bedingungen". Und wieder zeigte sich in Aijis Blick leichter zorn. "War ja klar, dass der Arsch irgendwas dafür verlangt", dachte Aiji angepisst. "Und diese Bedingungen wären?". "Erstens kann ich dir höstens ein bis zwei Monate mehr Zeit auf dieser Schule verschaffen, heißt also du müsstest dich in disen ein bis zwei Monaten auch für eine Schule entscheiden. Zweitens erzählst du mir dafür den genauen Grund des ständigen Schulwechselns und was da zwischen dir und deinem Vater abläuft". Warum wollte er das unbedingt wissen? "Der gibt wohl nie nach", dachte Aiji und murmelte dann: "Das ist Erpressung". "Ist es nicht. Es ist ein Angebot". "Sagen Sie mir erst einmal warum Sie das so unbedingt wissen wollen und wehe sie kommen jetzt mit dem beschissenen Satz 'weil ich dein Lehrer bin' ", frech äffte er seinen Lehrer mit den zuletzt genannten Worten nach und sprach dann weiter: "das ist für mich nämlich kein Grund. Lehrern können die privaten Angelegenheiten ihrer Schüler egal sein. Ich will meine Probleme nur Leuten anvertrauen, die sich auch wirklich sorgen um mich machen und nicht nur nach solchen Dingen fragen, weil es ihr Job ist"". "Du denkst also ich mach mir den ganzen Stress nur wegen dem Lohn und dem ganzen Zeug? Du bist dumm". "Hey! Ein Lehrer dar seine Schüler nicht beleidigen!", motzte Aiji sofort los. Wieder einmal flippte er bei der kleinsten Kleinigkeit aus. Er war wie ein kleiner Donald Duck. "Das war keine Beleidigung. Es war eine Tatsache. Denkst du wirklich, irgendein Lehrer würde sich wegen dem Lohn und dem Beruf die ganzen Mühen machen? Selbst wenn ich Psychologe spiele bleibt mein Lohn gleich, da könnte ich es auch gleich lassen. Manchen Lehrern gehen das Wohl der Schüler auserhalb der Schule wirklich am Arsch vorbei und sie verdienen genauso viel wie die, die sich mal hinhocken und mit ihren Schülern reden", machte Seito klar und es überraschte Aiji, dass Seito dabei so aussah, als wüsste er ganz genau wovon er redet. Er war noch nicht einmal ein richtiger Lehrer und schien doch schon besser zu sein als einige andere Lehrer dieser Schule. "Warum tun Sie sich den extra Stress dann an?", wollte Aiji wissen. "Weil ich meinen Schülern helfen will. Sowohl im schulischen Wissen als auch mit gesundheitlichen, privaten Problemen", antwortete Seito ohne groß nachdenken zu müssen. In diesem Moment änderte sich Aijis denkweiße über diesen viel zu jungen und viel zu talentierten Lehrer komplett. Nun kam er sich wirklich dumm vor, er hatte ihn die ganze Zeit missverstanden. Von einem Moment auf den anderen sprang Seito von "nervigster Lehrer überhaupt" auf den Titel "einer der besten". Höchstwahrscheinlich gab es noch bessere als ihn, doch die Tatsache, dass er in diesem Alter schon so talentiert war und keine Probleme mit dem Umgang seiner beinahe gleichaltrigen Schüler hatte machte ihn doch eigentlich schon zu einem richtigen Lehrer. "Aber wie wollen Sie mir helfen, wenn ich Ihnen meine Probleme anvertraue?", war Aijis nächste frage. Allerdings hatte er sich nun wieder beruhigt, der angenervte Blick war verschwunden und auch seine freche Klappe hatte nachgelassen. "Das werde ich dir sagen können sobald ich weiß was dein Problem ist". "Mein Problem...hmm...lange Geschichte". Seito blickte auf die silberne Uhr, die an der Wand hing, "Ich hab Zeit". Aiji war verwirrt. Hatte er nun wirklich vor alles einem noch immer halbfremden zu erzählen? Warum hatte er dieses seltsame Gefühl, dass er diesem Lehrer hätte alles anvertrauen können? In seinem Magen kribbelte es und er bekam das Gefühl, als würde alles aus ihm herausplatzen wollen, genau jetzt. Das Gefühl, als wäre jetzt der richtige Zeitpunkt endlich irgendjemandem zu erzählen was er mit sich hatte machen lassen ohne sich irgendwie richtig wehren zu können. Doch wo sollte er anfangen? Er musste gar nicht nachdenken, denn irgendwie fing er von selbst an irgendwo zu beginnen: "Ich hasse meinen Vater und mein Vater hasst mich". Verschiedene Gefühle mischten sich in ihm zusammen: Hass, Wut, Verzweiflung, Trauer, Leid. "Er sagt, ich sei Schuld daran, dass meine Mutter nicht mehr da ist. Er sagt, ich müsse dafür bestraft werden. Er ist verdammt streng und ich muss tun was er will und selbst wenn ich alles tue was er will, dann bekomme ich trozdem ab und zu die Strafen, die ich verdiene, weil ich für jeden eine Last bin. Er sagt immer, es sei besser geweßen, wenn meine Mutter mich nicht auf die Welt gebracht hätte", Aiji ließ all seine Gedanken aus ihm herauß platzen. Ohne große Pausen einzulegen erzählte er alles, was ihm in den Kopf kam. All diese schrecklichen Erinnerungen. Er dachte einfach nicht mehr darüber nach, ob er dies und das wirklich sagen sollte, nein, dieses mal ließ er einfach all die Wahrheit ans Licht kommen. "Er bestraft mich meist immer wenn er betrunken ist. Dann schlägt er mich und lässt seine ganze Wut an mir aus. Es wäre gar nicht so schlimm, wenn er nur meinen Körper verletzen würde....aber dann kommen immer diese schmerzhaften Sätze, bei denen ich denke, mein Herz würde bei jedem weiteren Wort einfach endgültig in tausende Teile zerspringen", Aiji erzählte einfach weiter, "außerdem..darf ich wirklich nichts tun was ich will...mein Vater hasst Piercings, also darf ich keine haben...beim ersten Piercing, welches ich mir hab stechen lassen gab es schon ein rießiges Chaos, welches aber größtenteils nur aus Worten bestanden hatte. Beim zweiten wurde es gebrüll und Schläge...das Dritte hat er mir raußgerissen und seitdem habe ich mir erstmal keine mehr machen lassen". Aiji schob sich seine schwarzen Haarsträhnen hinters Ohr und machte somit die weißliche Narbe an diesem sichtbar. "Wenn er genug von mir hat schickt er mich weg. Dann bin ich für eine Weile bei meiner Tante und meinem Onkel. Will er mich dann wieder haben um mich fertig zu machen holt er mich einfach ab. Meistens kommt er total unangemeldet. Manchmal macht er Termine aus an die er sich nicht hällt", nach diesen Sätzen kam Aiji endilch zum Schweigen. Er nahm einen tiefen Luftzug. Er fühlte sich erleichtert und zerissen zugleich. Dieses Gefühl verwirrte ihn und plötzlich wurde ihm ganz schwindelig. Vielleicht war es doch zu viel geweßen alles auf einmal loszuwerden? Doch um darüber nachzudenken war es nun zu spät. Ob er es nun im nachhinein wollte oder nicht - sein Lehrer wusste nun so gut wie alles. Erneut kam Verzweiflung auf, als Aiji wieder einmal nicht verhindern konnte, dass die schlimmsten Bilder vor seinem inneren Auge an ihm vorbeizogen. Die Stimme seines Vaters schallte laut durch seinen Kopf. Sämmtliche, verletzende Worte wiederholten sich immer und immer wieder. "Du bist Schuld daran, dass deine Mutter nicht mehr hier ist", "Es wäre besser geweßen, du wärst nie geboren worden", "Hör auf zu jammern. Du hast kein Recht zu jammern. Diese Strafen hast du verdient". Plötzlich bekam Aiji kaum noch Luft. Er fühlte ein Engegefühl über seiner Brust, begann zu zittern und heftig nach Luft zu schnappen. Aijis Blickfeld begann sich zu drehen. Er schwankte. Es dauerte nicht lange, bis er das Gleichgewicht komplett verlor und fiel. An diesem Tag bekam er jedoch nie den harten Boden des Klassenzimmers zu spüren, denn da war stattdessen etwas weiches, stützendes. Aiji ertappte sich selbst dabei, wie er sich hilfesuchend an das Hemd seines Lehrers klammerte, der ihn abstützte. Jedoch hatte Aiji in diesem Moment andere Probleme, als sich über zu starke nähe zu beschweren. Er schnaufte laut, hatte Angst davor zu ersticken. Es fühlte sich an, als würde sich alles über seiner Brust komplett einengen. Fest auf seine Atemprobleme konzentriert spürte er nur schwach, wie er gepackt und danach wohl hochgehoben wurde. Danach kam es ihm nur wie ungefähr zwei Sekunden vor, bis er im Bett des Arztzimmers war. War er kurz weggetreten oder wie konnte dies so schnell geschehen? Aijis Augen waren geschlossen. Seine Atmung schnell, viel zu schnell und unkontrolliert, panisch. Plötzlich spürte er, wie ihm etwas über Mund und Nase gezogen wurde. Es raschelte, fühlte sich wie Papier an. Wahrscheinlich eine Papiertüte und diese half ihm in diesem Moment unglaublich gut. Nach kürzester Zeit wirkte seine Atmung wieder relativ normal. Langsam öffnete Aiji seine Augen. Seine Augen wanderten langsam durch den Raum, bis sie das Gesicht seines Lehrers entdeckten. "Ruh dich aus. Erhol dich vom Schock", Seito zog die Papiertüte zurück und stand auf, "wir können später reden". Er drehte sich weg, um in seine Klasse zurück gehen zu können, da die Pause schon bald ein ende gefunden hatte. Jedoch hinderte ihn der zu dieser Zeit schwach wirkende Junge im weißen und sauberen Bett daran, indem er ihn einfach am Arm fest hielt. Aiji wusste in diesem Moment nicht warum er es tat, schließlich dachte er darüber auch gar nicht nach. Vielleicht wollte er einfach nicht alleine gelassen werden. Seine Hand klammerte sich an Seitos Arm und er dachte gar nicht mehr daran loszulassen. Seito seufzte, schenkte der Uhr, die im Raum hing, einen kurzen Blick und setzte sich wieder auf den Arzthocker. "Ist ja gut, ich bleib noch ´ne Weile. Du kannst meinen Arm loslassen", ließ Seito ihn wissen. Aiji schloss seine Augen erneut und ließ den Arm seines Lehrers los. Schwach sank Aijis Arm, bis er dann am Bettrand herabbaumelte.
 

Noch immer hatte Seito einen leichten Schock, denn was er von Aiji erfahren hatte, hatte er nicht erwartet. Es war ihm klar geweßen, dass Aiji die ein oder anderen privaten Probleme hatte, aber solch eine gefährliche Angelegenheit war wirklich unerwartet. Aijis Vater war ein Verbrecher, ein psychisch kranker Mann, der hinter Gitter gebracht werden musste - und das so schnell wie möglich. Es war nicht fair, dass so ein empfindlicher und netter Junge, wie Aiji es geweßen war, bei so einem Mann lebte und solch ein Leiden über sich ergehen lassen musste. Aiji war zwar frech und motzte oft rum, doch keinesfalls war er böse oder hatte irgendwelche fießen absichten. Seito war sich sicher, dass dieser Junge eine friedliche und sehr nette Person war. Allein schon wie er auf dieses Thema so empfindlich reagiert hatte und er zusammenbrach, nur weil er darüber sprach, war Beweis genug für seinen empfindlichen und unschuldigen Charakter. Nicht einmal selbst laufen konnte er noch, nachdem er Hyperventiliert hatte. Seitos einzige Chance ihn ins Arztzimmer zu bringen war ihn zu tragen. Das Tragen war jedoch kein Problem geweßen, denn Aiji war ein richtiges Fliegengewicht, zumindest für einen Jungen. Es fühlte sich an, als würde man ein Mädchen tragen. Vielleicht lag es an Aijis größe, denn der Junge war 1.67 meter groß und nicht wirklich übergewichtig. Wahrscheinlich lag er sogar ein wenig unter seinem Normalgewicht. Hätte Seito bei den Sachen, die Aiji verkraften musste, nicht gewundert. Mit seinen 16 Jahren würde Aiji aber höchstwahrscheinlich noch ein wenig wachsen. Nein, es stimmte nicht ganz - nun war er 17. Seit heute war es so weit. Seito wusste das, da er erst heute noch einen Blick auf die Klassenliste und die beiliegenden Informationen geworfen hatte. Irgendwie bemitleidete er den Jungen ein wenig, denn keiner hätte seinen Geburtstag gerne so verbracht. Für die meisten war es wohl das schönste geweßen, den Geburtstag mit Familie und Freunden zu verbringen, doch Aiji hatte nichts von beiden. Er war ziemlich allein. Wenigstens war er in diesem Moment an einem Ort, an dem ihn sein Vater nicht verletzen konnte. Er konnte seinen Geburtstag ohne seinen Vater verbringen, auch wenn er es momentan in einem Bett im Arztzimmer der Schule tat. Der zerbrechliche Junge hatte nun sogar seine normale Atmung zurück erlangt. Sein Blick wirkte endlich wieder ruhig. Die Verzweiflung und die Angst waren aus seinem Gesicht gewichen. Nun sah es aus, als würde er schlafen. Seito erhob sich vorsichtig und leise. Auf keinen Fall wollte er ihn wieder wecken. Ein wenig schlaf tat Aiji bestimmt gut. Seito bemühte sich ein wenig, um den Raum so leise wie möglich zu verlassen. Letztendlich schaffte er es und schloss die Tür hinter sich kaum hörbar, ja, so gut wie geräuschlos.

Verlorene Erinnerungen

"Lass mich raten, du willst zu meiner Schwester?", es wäre ja nicht überraschend geweßen. "Na ja, ich wollte zu euch beiden", auch, dass er so antworten würde war Saori schon klar geweßen. "Ausrede", dachte sie sich sicher, "das sagt er, damit ich mich nicht vernachlässigt fühlre, aber ich weiß schon längst, dass ich aus dieser 'Freundschaft' verdrängt werde und immer uninteressanter auf ihn wirke". "Ach so? Dann komm rein", Saori gewährte ihm einen leicht unfreundlich wirkenden Einlass. Naoki schien leicht verwirrt über ihre störrische Laune. Es hinderte ihn jedoch nicht daran ihre Erlaubnis anzunehmen und ins Haus zu kommen. "Ist alles okay?", wollte er wissen. "Klar, alles okay", grummelte sie. "Aber vor einer Weile..zwei Wochen, schätze ich, hast du immer gelächelt, wenn ich euch besucht habe. Wo ist das süße Lächeln hin? Ich habe dich schon länger nicht mehr lächelnd gesehen", bemerkte Naoki und Saori errötete. Hatte er wirklich behauptet, Saori habe ein süßes Lächeln? "Itsuka hatte neulich schon erwähnt, dass du ihr aus dem Weg gehst. Was ist los mit dir?", und schon wieder erwähnte er sie. Es störte Saori. Immer dieses Gefühl, dass Itsuka ihm viel mehr bedeutete, immer wichtiger wurde, als Saori es für ihn war. Es ließ sie wütend werden, innerlich brennen. Ja, sie war eifersüchtig. Eifersüchtig auf diese so besonders vertraut wirkende Beziehung zwischen ihrer Schwester und ihm. "Nichts besonders wichtiges", murmelte Saori beleidigt. Die röte in ihrem Gesicht verschwand wieder. "Komm schon, erzähls mir", Naokis smaragdgrünes Auge blickte in ihres. Es war so eine wunderschön leuchtend reine Farbe. Es war, als würde er versuchen in ihre Gedanken zu dringen, als würde er versuchen heraußzufinden was sie bedrückte. Saori wich seinem Blick aus. In ihrem Bauch kribbelte es. "Es ist nichts", wiederholte sie leise, "Übrigends, meine Schwester ist nicht zuhause. Willst du immernoch da bleiben?". "Klar will ich trozdem da bleiben. Dann unternehmen wir halt mal wieder was zu zweit. Aber wo ist sie denn eigentlich?". "Sie ist mit diesem Kenta unterwegs soweit ich weiß. Keine Ahnung warum die beiden plötzlich ab und zu abhängen...ich kann ihn ja nicht wirklich leiden, aber es ist ja ihre Sache. Sie wird schon wissen was sie tut". Plötzlich zeigte sich Erschrockenheit in Naokis Gesicht. Erschrockenheit und vielleicht auch ein Funken Wut? "Was ist? Warum guckst du plötzlich so?", wollte Saori wissen, obwohl sie sich schon denken konnte was los war, und es nervte sie. "Ist das nicht logisch?", doch, für Saori war es logisch, zumindest dachte sie das, "Kenta ist ein Dreckskerl! Ich will nicht, dass sie mit ihm zutun hat! Alles was er im Kopf hat ist Sex und Herzen brechen! Er ist wohl so ziemlich der schlimmste Kerl, dem ich je begegnet bin!". Ja, auch wenn Saori so etwas erwartet hatte, so überaschte sie es doch, dass er alles so aggressiv herauß schimpfte und auch wenn sie es eigentlich nicht vor gehabt hatte konnte sie es sich einfach nicht verkneifen eine bestimmte Frage zu stellen: "Wärst du auch so sauer, wenn ich mit ihm unterwegs wäre?". "Was ist das denn für ne Frage!? Natürlich wäre ich das du Dummkopf! Ich will nicht, dass ihr etwas mit ihm zu tun habt! Er hat wirklich nichts gutes im Sinn also wehe du fängst nun auch noch an mit ihm abzuhängen! Denk nicht mal dran Saori!". Saori erschrak. Es war erschreckend, dass Naoki in der Lage war sie wegen solch einer Frage so anzumaulen. Jedoch löste es kein verängstiges oder unwohles Gefühl in ihr aus - im Gegenteil. Saori war glücklich. Vielleicht war sie doch nicht so unwichtig, wie sie es die ganze Zeit vermutet hatte. Man konnte es ihm nämlich in diesem zornigen Blick deutlich ansehen, dass er es ernst meinte, ja, dass er wirklich besorgt um sie war und nicht wollte, dass sie verletzt wurde. Saori erlaubte sich ein kleines Lächeln, welches Naoki zu überraschen schien. Der zornige Blick verschwand. Seine smaragdgrünen Augen schimmerten wieder unschuldig und wirkten überrascht und zugleich verwirrt. "Warum lächelst du jetzt?", wollte er wissen, wobei die Verwirrung in seiner Stimme deutlich hörbar war. "Ach...na ja...es ist schön zu wissen, dass du dich so sehr um mich sorgst". Naoki seufzte. "Ernsthaft? Ist das nicht offensichtlich? Natürlich sorge ich mich um dich, das solltest du wissen, Saori! Oder hattest du wieder angefangen zu denken du seist unwichtig?". "Ähh...ach was! Nein!", flunkterte sie und wandte ihren Blick ab. Ab diesem Moment war ihr schon klar, dass Naoki sie durchschaut hatte. Leider erkannte er solche Lügen immer. Plötzlich spürte Saori seine warmen Hände an ihren Wangen, die ihr Gesicht so zu ihm drehten, dass sie gezwungen wurde ihn anzusehen. Naokis Gesicht kam ihrem näher und näher, sodass ihre Nasenspitzen nicht mehr weit voneinander entfernt waren. Das grüne Auge blickte sie an, während das andere vom dunkelgrauen Pony verdeckt blieb. "Saori..du bist nicht unwichtig..du wirst nie unwichtig für mich sein. Wir sind Freunde und werden es auch immer bleiben. Ich bin immer für dich da und wenn es etwas gibt, was dich belastet dann sag es mir einfach. Ich werde alles mögliche tun um dir irgendwie zu helfen. Und vergiss nicht, denk nie wieder, dass du unwichtig bist. Das ist einfach Schwachsinn, okay?", Naoki sprach ruhig und leise zu ihr und blickte ihr tief in die Augen. Es brachte Saoris Herz zum Raßen. Tausende Schmetterlinge tobten in ihrem Bauch oder vielleicht war es doch ein kribbelndes, rießiges Feuerwerk? Ihre Wangen erröteten, während sie seinem Blick nicht ausweichen konnte. Naoki ließ sie wieder los und entfernte sich von ihr. "Ich hoffe das ist nun endgültig geklärt", meinte er und fing wieder an zu lächeln, so wie er es immer tat. "J-Ja ist es...und..äh..dasselbe gilt für dich..a-also ich meine...wenn du Probleme hast dann..kannst du immer zu mir kommen ich werde dir helfen...ich bin immer für dich da", antwortete Saori leise, wobei sie leicht ins stottern kam. Es war ihr ein wenig peinlich. Endlich konnte sie sich wieder glücklich fühlen und war erleichtert. "Danke", Naoki nickte und lächelte weiter. "Okay ich denke wir haben jetzt lang genug im Gang herum gestanden. Gehen wir in dein Zimmer?", wechselte er dann das Thema. "Klar", Saori lief in Richtung ihres Zimmers und Naoki folgte ihr. "Ach ja, tut mir leid, dass ich dich so angeschimpft habe. Ich wollte nicht so laut werden", entschuldigte Naoki sich auf dem Weg. "Macht nichts. Ist schon okay. War ja auch irgendwie blöd von mir so zu denken. Ich werd´s nicht mehr tun, versprochen", Saori kam an ihrem Zimmer an und öffnete die Tür.
 

Gerade in diesem Moment fiel Naoki erst auf, dass er noch nie Saoris Zimmer betreten hatte. Er war schon oft im Haus der Familie Kireda geweßen, doch nie hatte er ihr Zimmer gesehen. Meistens war er in der Küche, wenn er mal beim Abend- oder Mittagessen dabei war. Oft war er auch im Wohnzimmer oder er verbrachte Zeit in Itsukas Zimmer. Dann war er auch mal öfters bei Yasuo um ihn ein wenig zu nerven, aber nie hatte er Saoris Zimmer betreten. Es ließ ihn ein wenig neugierig werden. Welchen Geschmack für Inneneinrichtung hatte Saori wohl? War es ein süßes oder eher cooleres Zimmer? War es ein typischer Mädchenraum? Hingen dort Poster und wenn ja von wem oder was? Holz- oder Teppichboden? Naoki ging in das Zimmer und suchte die Antworten auf seine Fragen. Schon auf den ersten Blick sah er, dass es ein sehr schön eingerichtetes Zimmer war. Irgendwie passte es zu Saori. Poster hingen dort keine. Die Wand war magenta-lilafarbig bestrichen. An einigen Stellen befanden sich hellere Streifen, auf denen Kirschblüten aufgedruckt waren. Der Boden war mit dunkelholz bedeckt, was gut zu dem dunkelholz Möbeln passte. Im Zimmer stand ein Doppelbett aus schwarzem Metall. Es wirkte majestätisch. Naoki setzte sich dort und gönnte sich einen Blick in den großen Blumengarten. Es war ein märchenhafter und bezaubernder Anblick. Ein Garten, der aus einem fantasievollen Bilderbuch stammen könnte, aus einem Märchen. "Saori? Habe ich eigentlich schon eimal gefragt wer sich um den Garten kümmert?", wollte Naoki wissen. "Nein hast du nicht. Meine Mutter kümmert sich um den Garten. Warum wolltest du das wissen?", stellte Saori als Gegenfrage und setzte sich zu ihm. "Nur deine Mutter? Na ja, weil ich wissen wollte wer in der Lage ist sich um so einen großen Garten mit diesen Mengen an Pflanzen zu kümmern. Es scheint jeder dieser Blumen wirklich gut zu gehen ich hab noch nie entdeckt, dass eine verwelkt war". "Meine Mutter liebt das Gärtnern eben. Manchmal helfen Itsuka und ich ein wenig, aber eigentlich sind es ihre Mühen und ihre liebevolle Arbeit, die diesen Garten so erblühen lassen", erzählte Saori, "Er ist wirklich schön, nicht? Als ich für eine lange Zeit bei meinem Onkel lebte habe ich diesen Garten richtig vermisst. Mein Onkel ist nicht gerade wirklich jemand, der sich Zeit für Blumen und solche Natur Sachen nehmen würde. Er verbringt nicht viel Zeit außerhalb des Hauses und lebt alleine. Ich denke es hat ihm gut getan, dass Itsuka und ich eine Weile bei ihm lebten. Jedenfalls...ich kann mich noch an einen Garten der Nachbarn erinnern..er war sehr schön und ich denke er hat mir manchmal ein wenig Heimweh genommen, weil er mich an diesen Garten hier erinnerte. So fühlte ich mich etwas heimischer". "Ach ja..stimmt, du hattest ja schon einmal erwähnt, dass du einmal bei deinem Onkel gelebt hattest", Naoki stellte keine weiteren Fragen, denn er erinnerte sich daran, dass sie beim letzten mal nicht gerade positiv auf Fragen wie "warum hast du denn für eine Weile bei ihm gelebt?" reagiert hatte. Es würde ihm wohl noch eine längere weile ein Rätsel bleiben. "Ich würde gerne mehr erzählen aber..ich hatte ja auch schon erwähnt, dass ich mich nicht mehr richtig an diese Zeit erinnere...ich weiß nicht mehr wie lange ich dort lebte...ich weiß nicht mal mehr wie alt ich war und wie lange es her ist", Saori seufzte und wirkte betrübt. "Saori kann es sein....dass als du dort warst irgend etwas schlimmes passiert ist und du deswegen die meisten Details vergessen hast?", Naoki wollte keine unangenehmen fragen stellen, doch diese war einfach aus ihm herausgeplatzt. "Hm? Ich..weiß nicht", antwortete sie anscheinend leicht verwirrt und fasste sich an ihre Stirn, "Aber irgendwie habe ich das Gefühl, als wäre damals irgendwas passiert...ich hatte dieses Gefühl schon öfter deswegen habe ich Itsuka mal gefragt..aber sie meint es wäre Einbildung sie wüsste nicht, dass irgend etwas geschehen wäre und wir hätten eine schöne Zeit bei unserem Onkel gehabt". Saori seufzte. "Trozdem werde ich einfach dieses Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt". Könnte es wirklich jemals etwas geben, was Itsuka vor ihrer jüngeren Schwester verschweigen würde? Naoki dachte nach. Sein gedankenversunkener Blick wanderte durch den Teil des Gartens, den man durch das Fenster betrachten konnte. Seufzend erhob Saori sich und lief ans Fenster. "Aber vielleicht ist es ja wirklich Einbildung". Ihre blassen Finger fuhren über den silbernen Griff des Fensters, ehe sie ihn nach oben zogen und sie das Fenster einen Spalt weit öffnete. Es ließ einen frischen Sommerduft in das Zimmer fließen. Nach kürzester Zeit roch es nach Flieder und Lavendel. Friedliches gezwitschere eines Vögelchens, welches auf dem Dach herumhüpfte, drang ins Zimmer. "Vielleicht", vermutete Naoki und ließ sein Blick erneut durchs Zimmer wandern. Bald entdeckte er das Bild auf der dunkelholz Kommode und stand rasch auf um es näher zu betrachten. Das Bild hing in schwarzem Rahmen und zeigte zwei kleine Mädchen. Wahrscheinlich waren sie neun oder zehn, vielleicht auch elf. Sie standen vor einem großen Kirschblütenbaum, der mit bunten Laternen geschmückt war. "Hey...das...bist du und Itsuka nicht wahr?", vergewiserte Naoki sich, während ihn ein seltsames Gefühl überfiel. "Ja klar", antwortete Saori und drehte sich zu ihm. "Wo...wart ihr auf diesem Bild?", Naoki bemerkte schnell, wie sich die Lautstärke seiner Stimme verringerte. Immer mehr fühlte es sich so an, als hinge ihm ein Kloß im Hals. Das Blickfeld verschwamm, wurde immer dünkler. "Weiß ich nicht mehr. Seltsam. Kageri hat nämlich genau dasselbe gefragt, als sie sich das Bild angesehen hat. Sie meinte es erinnerte sie an ein Fest, dass sie als Kind oft besucht hatte". Richtig, das Volksfest im Nachbarsort, daran hatte auch Naoki sofort gedacht. Nicht nur das dieses Bild wirklich so aussah, als wäre es an diesem Ort geschossen worden, nein, da gab es auch noch etwas anderes, was dafür sorgte, dass Naoki beinahe das Gleichgewicht verlor. Kopfschmerzen begannen sich in seinen Schädel zu bohren und düstere Bilder begannen ihn heimzusuchen. Diese beiden Mädchen...nein, eines dieser beiden Mädchen, die so glücklich auf diesem Foto wirkte hatte ihm schon so oft Albträume bescherrt und als Naoki anfing das zu begreifen wurden all diese Bilder in seinem Kopf klarer.
 

"Blut hat so eine schöne dunkelrote Farbe, findest du nicht auch?", leuchtend rote Augen starren ihn mit furchteinflößendem Lächeln an. Das wunderschöne Gesicht des Kindes ist blutbefleckt, genauso wie ihr langes, schwarzes Haar. In diesem verfluchten Garten stinkt es nach Eisen und Angst. Warum hat sie das getan? Das Mädchen beginnt zu grinsen, entblößt ihre schrecklich spitzen Eckzähne, die denen eines Raubtieres gleichen. "Warum siehst du mich so an, Naoki? Warum weinst du? Hast du etwa Angst?", warum hört sich ihre Stimme in diesem Moment so kalt an? Es ist nicht die liebevolle und sanfte Stimme, die Naoki sonst immer hört und kennt. Sie macht ihm angst und ist ihm fremd. Ihr Blick bleibt duster, während das dunkelrote, frische Blut weiterhin ihren ganzen Hals herabläuft und das zuvor strahlend weiß geweßene Kleid beschmutzt. Was soll er tun? Wird sie ihn auch töten? Sein Blick wandert immernoch wild hin und her. Auf dem Boden liegt die Frau, die doch immer so nett zu ihm geweßen war. Ihr Hals brutalst zerfetzt und zerfleischt, als hätte sich ein Tier von ihr ernährt. Blut lief in die Ritzen der orangebräunlichen Terassenfließen und wanderte diese wie ein kleiner entstehender Fluss entlang. "Du brauchst doch keine Angst zu haben. Ich bin satt, auch wenn es gar nicht soo lecker war", sie spricht zu ihm, als wäre es etwas ganz normales einen Menschen zu töten und dessen Blut zu sich zu nehmen. Naoki versteht es nicht. Die Tränen hören einfach nicht auf seine Wangen herabzufließen. Er hatte seine Nachbarin und dieses plötzlich furchteinflößend wirkende Mädchen wirklich gemocht. "Warum bist du so!? Warum hast du das getan!? Ich dachte wir wären Freunde, aber mit einem bösen Menschen will ich nicht befreundet sein!", Naoki weiß nicht was er sagt, weiß nicht was er tut. Die Worte fließen aus seinem Mund, ehe er überhaupt die Zeit dafür findet über das, was er sagt nachzudenken. Es sind Worte, die seine Angst und Verzweiflung ausdrücken. Worte, die seine Enttäuschtheit ausdrücken. Er ist doch noch ein Kind und schon muss er solch eine grausame Tat, die auch noch durch seine Freundin verursacht wurde, mit ansehen. "Ich mag dich nicht mehr, hörst du!? Ich hasse dich!", schreit er in seinem verwirrenden Gefühlschaos das unheimliche Mädchen an, welches kurz darauf ihren Blick senkt und letztendlich sogar komplett zusammenbricht. Naoki will wegrennen, doch seine Beine lassen es nicht zu. Wie eine Statue steht er an diesem Ort und weint Tränen der Furcht und Verzweiflung. "Um Himmels Willen! Naoki!", nicht einmal diese Stimme kann ihn in diesem Moment beruhigen. Yumiko rennt so schnell wie sie kann zu ihrem Sohn und überprüft ihn genaustens. "Hast du dich verletzt!? Geht es dir gut!? Was ist hier passiert!?". Selbst wenn er ihr eine Antwort geben wollte, so wäre er zu dieser Zeit nicht in der Lage. In seinem Kopf herrscht ein Chaos, genauso wie in seinem Herzen. Dieser Tag ist eindeutig der schlimmste seines Lebens, welches zuvor doch so spaßig und schön geweßen war.
 

"Naoki! Wach auf!", als Naoki seine Augen öffnete fand er sich in Saoris Armen wieder. Was ist passiert? War er zusammengebrochen und bewusstlos geworden? Wie viel Zeit war vergangen? "Naoki!", erneut rufte Saori seinen Namen. "Was ist los mit dir? Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht...geht´s dir gut?". Sprachlos sah er sie an, blickte in ihre besorgt wirkenden Augen und stellte etwas fest, was sein raßendes Herz beruhigte. Saori war es nicht geweßen. Das Mädchen aus seinem Traum war nicht sie geweßen. Sein Traum, seine verlorene Erinnerung an den Mord der damaligen Nachbarin, bei der nur er den Mörder je gesehen hatte. Trozdem war es furchteinflößend wie ähnlich Saori diesem Mädchen geweßen war. Sie hätten Zwillinge sein können. Doch da war eine Sache, eine einzige Sache, die Naoki versicherte, dass sie es nicht geweßen war: diese Augen. Augen, die all ihre Unschuld beweißten. Augen, die nie in der Lage geweßen wären einen Menschen einfach so aus Lust zu töten. Saori war eine freundliche Person, ein unschuldiger und sanfter, liebevoller Mensch. "Mir..geht es gut..", flüsterte Naoki leise und ließ seinen schmerzenden Kopf wieder an diese weiche Stelle fallen, auf der er die ganze Zeit gelegen hatte. Saori erötete. "A-Achso....und..i-ist es bequem?", murmelte sie und blickte leicht zur Seite. "Hm? Ja, ziemlich", antwortete Naoki leise, ohne überhaupt nachzudenken wo er gerade lag. "A-Achso? Liegst du schön weich?", fragte sie leicht stotternd. Naoki nickte. "Oh...a-also Itsuka meinte ja immer, dass meine Brüste so klein wären, dass man sie gar nicht spüren könnte!". "..Was?", Naoki öffnete seine Augen und blickte nach oben, direkt in Saoris errötete Gesicht. "Da hat sie unrecht. Die sind wirklich ziemlich bequem". "D-Du! Naoki du bist ein Idiot! Wie kannst du bei sowas einfach ganz ruhig liegen bleiben und sowas sagen?", schimpfte Saori, wohl leicht überrascht darüber, dass Naoki so gelassen reagierte und einfach seinen ersten Gedanken aussprach. "Ist´s so unangenehm? Dann geh ich runter", bot Naoki an. "A-Ach mach doch was du willst, Idiot!". "Dann bleib ich liegen", nicht einmal eine Sekunde hatte er sich Zeit gelassen um sich zu entscheiden. "Du bist wirklich unverbesserlich..warum hab ich mir überhaupt Sorgen um dich gemacht? Dir scheint´s ja gerade Pudelwohl zu gehen", grummelte Saori, worauf Naoki nur grinste. Ja, Saori war es wirklich nicht geweßen. Saori war kein Mörder. Obwohl dieser Fakt für Erleichterug sorgte, gab es noch die ein oder anderen Dinge, die ihn bedrückten. Wer war das Mädchen aus dieser Szene seiner Vergangenheit, die er vergessen hatte, weil sie so verstörend für ihn geweßen war? Und warum hatte Naoki sich von anfang an bei Itsuka so vertraut gefühlt? Noch immer tat er das, nun, da er das Bild der beiden gesehen hatte, sogar noch mehr. Aber warum? Naoki war sich sicher, dass er die beiden schon einmal vor langer Zeit getroffen hatte, doch er wusste, dass Saori ihm nicht antworten konnte und irgendwie hatte er auch das Gefühl, dass dieses furchteinflößende Mädchen seines Traumes irgendetwas mit Saori zu tun hatte. Die ganze Zeit über hatte Saori in Kyoto gelebt, doch an diese eine Zeit, in der sie mal außerhalb dieser Stadt war konnte sie sich nicht erinnern und sie fühlte sich noch immer unwohl, wenn sie darüber sprach. "Saori?". "Was ist?". "Kann ich noch ein wenig so liegen bleiben? Ich hab kopfschmerzen und außerdem bin ich auch ein wenig müde". "Wie gesagt...m-mach doch was du willst", die Nervösität und Verlegenheit war ihr durch ihre stotternde Stimme deutlich anzuhören. Vermutlich war sie einem Jungen schon länger nicht mehr so nahe geweßen. Naoki lächelte etwas. "Cool danke. Aber sobald es dir zu nervig oder unangenehm wird sag lieber bescheid". "Mach ich". Naoki schloss die Augen und dachte weiterhin nach. Er wusste, an wen er sich wenden musste, um etwas zu erfahren: Itsuka. Mit ihr musste er sowieso noch ein Wörtchen reden. Die Sache mit Kenta gefiehl ihm überhaupt nicht und das sollte sie auch erfahren, denn Kenta war wirklich kein guter Kerl und Naoki hatte gedacht, dass Itsuka das auch gewusst hätte. Vielleicht wusste sie es und gab ihm trozdem eine Chance? Doch Naoki wollte es nicht zulassen und er würde es auch nicht zulassen. Er würde verhindern, dass Kenta ihr zu nahe kommt und wieder irgendwelche dummen Dinge planen würde, um ihr das Herz zu brechen.

tödliches Geheimnis

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Veränderung

Heute verzichtete Naoki auf das übliche Frühstück, welches er normalerweiße wirklich mochte. Doch heute war er nicht in der Stimmung, um am Frühstück teilzunehmen. Stattdessen verließ er früh das Haus. Die sommerliche Morgenbriese wehte ihm durch´s Haar. Es war angenehm warm. Einige Wolken hatten sich am strahlend blauen Himmel gebildet. Naoki setzte sich auf die strahlend weiße Hollywoodschaukel. Die Kissen, die darauf lagen, waren mit einem weißen, mit verschiedenen brauntönen gestreiften, Kissenbezug bedeckt worden. Sanft pendelte Naoki mit ihr vor und zurück. Er setzte sich im Schneidersitz und blickte nach oben. Während er die Wolken beim vorbei ziehen beobachtete versank er immer mehr in Gedanken. Er konnte fast nichts mehr anderes tun, konnte nur noch an eine Sache denken: Itsuka. Es ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Ihre bedrohliche Stimme, ihr ernster Blick. "Naoki..lass die Vergangenheit ruhen", er konnte diesen Satz nicht vergessen. "Du begibst dich langsam in Gefahr". Was war nur los? Woher kannte Naoki Itsuka? Und warum war sie so mysteriös? Furchtbar spitze und scharfe Eckzähne, blasse Haut, die wirklich nie bräuner zu werden schien, egal wie lange sie in der Sonne war und ein eisig kalter Körper, der sich zwar erwärmen konnte, die Wärme jedoch wieder abgab, als wäre er ein toter Gegenstand. Und dann auch noch diese Geschwindigkeit, mit der Naoki innerhalb einer Sekunde unter ihr, statt auf ihren Brüsten lag. Es schien fast schon so, als wäre sie kein Mensch. Nein, das war Schwachsinn. Wie konnte Naoki auch nur für eine Sekunde an so etwas kurioses denken? Dieser Alptraum raubte ihm wohl den gesunden Menschenverstand. Es ließ ihn glauben, dass wirklich Dinge existierten, die ein Mensch sich bis jetzt noch nicht erklären konnte. Doch warum sollte ausgerechnet Itsuka, seine bezaubernd hübsche Nachbarin, eines dieser Dinge sein? Wäre dann nicht ihre ganze Familie etwas anderes geweßen? Naoki dachte noch einmal genauer nach. Ihre ganze Familie war blass. Auch Saoris Haut war kühl. Auch wenn Naoki es nicht wollte, so bekam er doch immer mehr diese seltsame Vermutung, dass Itsuka und somit ihre ganze Familie etwas waren, was für Menschen ungewöhnlich war. Noch einmal sprangen diese Bilder vor seine Augen: Blut, das kleine finster lächelnde Mädchen mit den glühend roten Augen und die tote Frau. Verzweiflung, Angst, Verwirrung - die Gefühle, die ihn in diesem Moment heimsuchten. Seit er dieses Bild gesehen hatte, schienen die Bilder in seinem Kopf klarer als je zuvor. Brachte es ihn in Gefahr? Er wusste doch nicht einmal wer dieses Mädchen seines Traumes geweßen war, doch wenn er weiter herumwühlen würde, so würde er es vielleicht herauß finden. Definitiv wollte Itsuka das verhindern. Aber warum? Naoki seufzte und senkte seinen Blick bis in das grüne Gras unter sich. Er fasste sich an seine Stirn. So viele Fragen und keine Antwort, zumindest noch nicht. Itsukas Drohung hinderte ihn nicht daran weiterhin wissen zu wollen was geschehen war. Er hatte sich schon längst entschieden. Er wollte wissen was damals passiert war, wollte sich wieder an den Mörder seiner Nachbarin erinnern. Naoki stand auf, nahm einen tiefen nach frischen Blüten riechenden Luftzug und betrat das Haus wieder.
 

Kyouko gab ein verzweifeltes seufzen von sich, als sie sich ihre Hausaufgaben ansah. Wieder einmal schaffte sie es nicht alleine. Um auf andere Gedanken zu kommen verließ sie erst einmal ihr Zimmer. Welche ihrer Geschwister wollte sie nun nerven? Ihr Cousin Aiji war ja nicht da. Seit gestern war er verschwunden und über nacht nicht nach Hause gekommen, da Kyouko ihm ja erzählt hatte, dass sein Vater da geweßen war. Mittlerweile war er stinksauer nach Hause gegangen, doch Kyouko hielt es für sicherer, wenn Aiji erst einmal für eine Weile weg blieb. "Ich hoffe Aiji geht es auch gut..", dachte sie leicht besorgt. Um sich zu versichern schickte sie ihm eine SMS. Danach steckte sie das schwarze Handy zurück in ihre Hosentasche und entschied sich zu ihrer Schwester, Kageri, zu gehen, um sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Anklopfen fand sie unnötig. Stattdessen lief sie einfach ins Zimmer ihrer älteren Schwester. "Hey Kageri", Kyouko lief zu ihr ans Bett und sah sie an. Irgendwie wirkte Kageri deprimiert. "Hey...", murmelte Kageri leise und seufzte. "Was ist los?", wollte Kyouko wissen und setzte sich neben sie. "Ach äh..nichts. Mir geht´s gut..", leider war Kageri die schlechteste Lügnerin die auf dieser Welt existierte. Man merkte es sofort, wenn sie etwas bedrückte. "Klar. Deswegen ziehst du ja auch so ein Gesicht, als wäre der Weltuntergang nicht mehr weit entfernt". "Mach ich doch gar nicht..", Kageri versuchte zu lächeln, doch es wirkte unglücklich. "Kageeeri...", Kyouko hob nichtglaubend ihre Augenbraue. "Sag es!", forderte sie ihre Schwester auf. "Sag was dich bedrückt!". "Ich hab heute ein Gespräch einiger Mädchen mitbekommen..", murmelte Kageri und zog ihre Beine an ihren Oberkörper. "Und?". "Die haben halt was gesagt..". "Mensch, Kageri! Lass dir doch nicht alles so aus der Nase heraußziehen! Was haben sie denn gesagt?", Kyouko wurde ungeduldig. "...Dass Kireda-kun Mädchen, die klein, süß und schüchtern sind und kleine Brüste haben nicht mag", erzählte Kageri ganz leise und wurde röter. "Und deswegen sitzt du nun deprimiert in deinem Zimmer herum?". "Ich...glaube schon", murmelte Kageri und nickte leicht. Kyouko seufzte. "Woher wollen diese Mädels das wissen, hm? Ist vielleicht nur irgendein Gerücht. Du kannst nie sicher sein, ehe du ihn nicht selbst gefragt hast, also warum fragst du ihn nicht einfach?", schlug Kyouko vor. "W-Was?! N-Nein das kann ich nicht!". "Wieso nicht?". "D-Dann...dann weiß er es doch sofort...wenn ich ihn fragen würde, ob es wirklich stimmt, dass er keine kleinen, süßen Mädchen mag....dann weiß er doch sofort, dass ich mich für ihn interessiere...". "Hmm..", Kyouko dachte nach. "Vielleicht hast du recht...also sollte ich ihn fragen!". "Nein!". "Wieso denn nicht?", Kyouko verschränkte ihre Arme und wartete auf eine Antwort. "Weil er dann denken könnte, dass ich dich geschickt hätte um nachzufragen..". "Okay dann...frag ich eben Naoki. Vielleicht weiß der ja was über Yasuos Geschmack, immerhin hängen die Beiden in letzter Zeit öfters miteinander ab. Scheinen wohl Freunde geworden zu sein", schlug Kyouko vor. Als Kageri einfach nur vor sich hinschwieg, vergewiserte Kyouko sich sicherheitshalber noch einmal: "Keine Einwände?". Kageri schüttelte den Kopf. "Gut. Dann frage ich ihn nachher. Mach dir keine Gedanken mehr über dieses Thema. Ich bin mir sicher, dass Yasuo dich mag. Außerdem glaube ich auch nicht, dass er so einen rießen großen Wert auf äußere Werte legt und du bist doch ein nettes Mädchen, das ihm immer hilft, also mag er dich bestimmt", versuchte Kyouko ihre ältere Schwester aufzumuntern und streichelte ihr tröstend über ihr dunkelgraues Struppelhaar. In solchen Momenten konnte man denken, dass Kyouko die Ältere war, die sich fürsorgilch um ihr kleines Schwesterchen sorgte. Sowieso wirkte Kageri durch ihre größe und ihr leicht kindliches Verhalten jünger als Kyouko. "Weißt du..ich denke du und Yasuo, ihr könntet ein wirklich süßes Päärchen abgeben. Vielleicht wird dieses mal ja was drauß? Ich meine..es ist das erste mal, das du mit dem Jungen, in den du dich verguckt hast auch mal öfters redest, nicht wahr?". Unsicher wirkend nickte Kageri und errötete noch etwas mehr. "Na also. Dann mach dir mal wie gesagt nicht zu viele Sorgen, ja?". Erneut nickte Kageri einfach nur und wirkte auch schon viel erleichterter, auch wenn sie jetzt nicht sofort wieder die fröhlichste geworden war. "So ist´s gut", Kyouko umarmte ihre Schwester noch einmal kurz, bevor sie aufstand und zur Tür lief. "Ich werde Naoki suchen gehen", sagte sie kurz bevor sie das Zimmer verließ und sich auch schon auf die Suche begab. Zum besten Zeitpunkt, wie es sich bald heraußstellte, um einige schmerzhafte Dinge zu verhindern.
 

"Weißt du, dass mir die ganze Sache momentan wirklich auf die Nerven geht?", Naoki wusste nicht, wie er schon wieder in diese Situation geraten war. Wahrscheinlich war es seine Wut geweßen, die es so weit kommen ließ. Nun saß er auf seinem Bruder, den schwarzen Kragen hielt er in seiner Hand, seine andere zu einer Faust geballt, während Kenta einfach nur schadensfreudig grinste. Naoki hatte geplant ihm aus dem Weg zu gehen, doch nur wenige Sätze hatten gereicht um diesen Plan durch ein Gefühlschaos zu vergessen. "Itsuka hat mir erzählt, dass du sowieso nur ein Spielzeug für sie bist. Ein Zeitvertreib", hatte Kenta ihm vor einigen Minuten noch erzählt. Naoki hielt es eindeutig für eine Lüge und trozdem machte es ihn unglaublich wütend. "Was hast du nun vor? Willst du mir eine reinhauen? Soll ich Itsuka erzählen, dass du mich schlägst nur weil es dir nicht passt, dass ich ab und zu etwas mit ihr unternehme? Soll ich ihr erzählen was du für scheiß Aktionen abziehst, damit ich mich von ihr fern halte?", Kentas grinsen wurde breiter, als hätte er diese Situation vollkommen unter Kontrolle. "Und du denkst sie würde dir das glauben!? Außerdem was für scheiß Aktionen!? Wenn hier einer scheiß Aktionen abzieht, dann bist du das! Immerhin bist du doch das Arschloch, das Frauen den supertollen Traumjungen vorspielt, das blaue vom Himmel verspricht, sie flachlegt und sie dann mit gebrochenem Herzen einfach sitzen lässt!", brüllte Naoki wütend. Er hatte seinen Bruder satt. Mit diesem Kotzbrocken konnte er doch nicht verwandt sein. "Ich hab dir schonmal erklärt, dass ich nicht schuld dran bin, wenn die alle so naiv sind", meinte Kenta dazu nur. "Du missbrauchst das Vertrauen dieser wunderschönen Mädchen und verletzt sie und deswegen bist du einfach ein Arschloch, das mieße Aktionen abzieht. Da ist es egal ob die Mädchen nun naiv waren oder nicht!", maulte Naoki. "Und? Wenn du Itsuka vorschreiben willst mit welchen Leuten sie ihre Zeit verbringen darf und mit welchen nicht, als wäre sie dein Eigentum, dann bist du auch nicht besser". "Das tue ich nicht! Wenn ich das tun würde, dann würde ich anders mit ihr umgehen! Aber ich weiß, dass ich nichts daran ändern kann, dass ihr Zeit miteinander verbringt, da es ihre Entscheidung ist und bleibt", grummelte Naoki genervt. "Na also. Warum lässt du mich dann jetzt nicht los? Kannst doch eh nix dran ändern, dass sie bald meine Freundin sein wird", Kentas grinsen blieb auf seinem Gesicht, als würde es nicht mehr enden. Dieser Satz brachte die Flamme aus Wut und Hass, die sich in Naoki befand, erneut zum aufsteigen und Naoki schlug ohne weiterhin nachzudenken zu. Er hasste dieses ekelhafte grinsen. Kenta sollte endlich aufhören so zu grinsen. Er sollte endlich anfangen normal zu denken. Endlich aufhören Frauen und Gefühle als Spielsachen anzusehen. Endlich aufhören ein verdammtes Arschloch zu sein und wenn er das nicht von selbst tat, dann mussten eben Schläge nachhelfen. Direkt nach diesem harten Schlag folgte noch einer und danach ein weiterer, bis Kenta den nächsten dann abblockte und Naoki von sich runterschmiss. Er wischte sich das dunkelrote, frische Blut, welches an seiner aufgeplatzten Lippe herablief, ab und packte Naoki in sein dunkelgraues Haar. Dann zog er daran und schlug Naokis Kopf einmal heftig gegen seinen dunklen Nachttisch, ehe er dann losließ und ihm noch einmal in den Bauch trat. "Was macht ihr denn da!?", eine erschrockene und schockierte Stimme unterbrach diesen Kampf, der durch Kentas provozierende und streitsüchtige Art ausgebrochen war. "Hört sofort auf! Ihr spinnt doch!". Kyouko rannte zu ihren Brüdern und kniete sich zu Naoki nieder, der nun auf dem Boden lag und trozdem noch immer mit zornigem Blick zu Kenta blickte. Kenta seufzte und blickte genervt, als würde es ihn stören, dass Kyouko diesen 'Spaß' unterbrochen hatte. Mit mühe stand Naoki wieder auf und schwankte leicht. "Ich werde nicht zulassen, dass du Itsuka wehtust", Naokis Stimme klang drohend, aber auch leicht von Schmerz erfüllt.
 

Kyouko war verwirrt. Ging es bei diesem Kampf um Itsuka? Die brüderliche Beziehung zwischen Naoki und Kenta war so den Bach hinunter gegangen wegen..Itsuka? Es stimmte, dass Naoki und Kenta nie eine wirklich gute Beziehung zueinander gepflegt hatten, doch so schlimm war es zwischen den Beiden schon lange nichtmehr geweßen...oder...war es überhaupt wirklich je so schlimm geweßen, dass sie sich so geschlagen hatten? Kyouko wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn sie nicht rechtzeitig diesen Kampf unterbrochen hätte. Blut lief die Stirn ihres Bruders, Naoki, herab. Die linke Seite seiner Stirn hatte die Kante des Nachttisches getroffen - und das nicht gerade sanft. Der Aufprall hatte eine aufgeplatzte Wunde ergeben. "Los, komm!", Kyouko stützte ihren Bruder ab und half ihm aus dem Zimmer. "Wir bringen dich zu Mum und die fährt dich dann ins Krankenhaus..das sieht wirklich gefährlich aus..". Kyouko drehte sich um. Ihr zorniger Blick war auf Kenta gerichtet. "Und mit dir rede ich nachher noch! Das gilt aber auch für Naoki! Ihr bekommt beide noch was zu hören!".
 

"...Was..tust du da?", Seito war ein wenig verwirrt, als er von der Schule nach Hause kam und Aiji in einer Schürze steckend kochen und zugleich Geschirr spühlen sah, als wäre er eine multitask fähige Hausfrau. "Ah, hallo Kireda-Sensei. Ich koche nur und spüle das Geschirr von heute früh. Irgendwie sollte ich mich ja schon dafür bedanken, dass ich hier bleiben darf", antwortete sein Schüler ihm. "Musst du nicht", ließ Seito ihn wissen, doch eigentlich fand er es recht lustig Aiji in einer Schürze am Ofen zu sehen, als wäre er tatsächlich erfahrene Hausfrau. Das leichte lächeln verschwand jedoch wieder, als Seito darüber nachdachte, dass es vielleicht wirklich so hätte sein können. Aijis Vater war ein brutaler Alkoholiker. So jemand tat nichts für den Haushalt und sorgte auch nicht dafür, dass etwas zu essen da war. Wegen diesem Mann war Aiji einen Tag und auch noch die gestrige Nacht bei Seito geblieben. Auch in die Schule war Aiji heute nicht gegangen, da die Gefahr hätte bestehen können, dass sein Vater dort geweßen wäre. "Jetzt ist es schon zu spät ich werde das ganz bestimmt nicht wegwerfen! Außerdem hab ich selbst ja auch hunger", das glaubte Seito ihm sofort, als er direkt danach Aijis laut knurrenden Magen hörte. Seito lachte kurz und setzte sich dann an den Tisch. "Also gut, dann mach mal weiter". Sitzend beobachtete er Aiji dabei, wie dieser frisches Gemüse auf einem Tablett schnitt. Dies tat er sogar recht schnell und die Stücke waren auch ziemich gleichmäßig geschnitten. Er hatte also wirklich schon viele Kocherfahrungen gesammelt. "Aiji?". "Was ist?", Aiji wandte seinen Blick nicht vom Gemüse ab. "Bleib so lange wie du willst, ja?". Plötzlich schien Aiji überrascht. Das Küchenmesser, welches er in der Hand hielt, hörte auf gleichmäßige Gemüsestückchen zu schneiden. Es lag still in seiner Hand und Aiji drehte seinen Kopf kurz in Richtung seines Lehrers. "Ich..hatte vor heute wieder zu gehen", ließ er Seito wissen, wobei er leicht verwirrt klang. "Bleib doch einfach hier. Ich hab kein Problem damit und es ist sicherer für dich oder?", es hörte sich an, als hatte Seito wirklich vor ihn zu überreden, was auch wirklich stimmte. Dieser Junge musste vorsichtig behandelt werden. Heute war das Seito noch klarer geworden, als er durch einige kleine Nachforschungen erfahren hatte, was in Aijis Vergangenheit geschehen war.
 

"Du willst etwas über Aiji wissen?", der Direktor scheint nicht wirklich überrascht zu sein und gibt Seito den Ordner des Schülers. "Er ist der Problemschüler deiner Klasse, in der du als auszubildender Lehrer ab und zu unterrichten darfst, nicht wahr?". "So würde ich das nicht sagen. Er ist vielleicht ein wenig schwierig, aber das hat wohl auch seine Gründe", antwortet Seito und nimmt den Ordner an sich. "Ja, Gründe wird er wohl wirklich haben. Allerdings will er über diese mit niemandem reden", erzählt der Direktor. "Nicht einmal unseren besten Vertrauenslehrern hat der Junge etwas gesagt". "Es gibt nunmal Dinge, über die man nicht so einfach reden kann. Schon gar nicht mit Lehrern oder anderen Menschen außerhalb der Familie". "Da hast du wohl recht. Jedenfalls wollte ich dich auch noch darauf hinweißen, dass du in diesem Ordner wohl etwas finden wirst, dass dich überraschen oder gar vielleicht etwas erschrecken oder schockieren wird". "Danke für den Hinweis", mit diesen Worten verlässt Seito das Sekretariat und macht sich auf den Weg in das Lehrerzimmer. Dort angekommen setzt er sich auf einen der dunklen Stühle und blättert die Akte durch. Tatsächlich findet er dort etwas, dass er nicht wusste und auch nicht erwartet hätte. Ein Artikel über einen Suizidversuch, der wohl vor langer Zeit in der Zeitung stand. Aiji hatte versucht sich das Leben zu nehmen? Es muss für ihn wirklich belastend sein, was auch immer sein Vater ihm heute noch sagt. Was er für Anschuldigungen tut und wie er ihn bestraft. Damals, vor ein einhalb Jahren, war Aiji vom Schuldach des Gebäudes in Numazu gesprungen. Gebüsche waren wohl seine Rettung geweßen und linderten die Schäden auf die ein oder anderen Knochenbrüche. Was wäre nun, wenn Aijis Vater ihn wieder zurück holen würde? Wenn Aiji nun wieder in Numazu war und nicht mehr zurück kam, da die Schule in Kyoto, auf die er momentan ging, den Schulwechsel nicht mehr akzeptierte? Seito würde nicht mehr mitbekommen was mit Aiji geschah und was sein Vater mit ihm anstellte. Vielleicht würde Aiji es wieder versuchen? In diesem Moment entschied Seito sich. Er wollte diesem zerbrechlichen Jungen aus dem Chaos helfen. Er würde Aiji mindestens so lange unterstützen, bis sein krimineller Vater keine macht mehr über ihn hatte.
 

"Auch wenn Sie sagen, dass Sie kein Problem damit haben, kann ich nicht hier bleiben. Ich will niemandem eine Last sein", antwortete Aiji leise. "Du bist mir keine Last. Eher im Gegenteil. Ich find´s gut, dass du kochst und dich auch noch um den abwasch kümmerst". "Im ernst? Sowas schaffen Sie wohl noch selber ziemlich leicht. Ist ja nicht wirklich ´ne große Sache. Außerdem ist es doch bestimmt ein unangenehmes Gefühl mit einem halbfremden Schüler zusammenzuleben". "Nicht wirklich. Ich fühl mich eher nicht mehr so allein in diesem großen Haus", ließ Seito ihn wissen. "W-Wie auch immer...ich kann nicht bleiben". "Was hindert dich daran?", Seito blieb sturr. "Na ja..a-also...Sie würden doch bestimmt ärger bekommen, wenn jemand erfahren würde, dass einer Ihrer Schüler bei ihnen lebt oder?". "Schon wieder dieses Thema? Hatten wir nicht schon geklärt, dass das eigentlich eine Ausnahmesituation ist?". "T-Trozdem..". "Trozdem was?". "Ach! Bleibe ich eben! Aber Sie werden schon sehen was Sie davon haben! Ich bin ´ne verdammte Nervensäge! Spätestens nach zwei oder drei Tagen hällt man es nicht mehr mit mir aus! Ich brauche Aufmerksamkeit oder irgendwas zu tun, sonst wird mir langweilig. Außerdem bekomme ich ziemlich schnell hunger und ich esse auch recht viel, könnte also teuer werden!". Seito lachte. "Selbst damit habe ich keine Probleme also vergiss es du findest kein so starkes Argument, das dagegen spricht hier zu bleiben". "Sie sind ein Idiot", grummelte Aiji und drehte sich wieder um. Das Küchenmesser in seiner Hand begann wieder schnell zu schwingen und schnitt die Gemüseteile noch kleiner.
 

18.39 Uhr. Noch immer keine neue Nachrichten auf ihrem Handy. Kyouko seufzte besorgt. Der heutige Tag war wieder einmal eine Katastrophe. Wenigstens war Naoki nun behandelt worden. "Es ist nichts gefährliches, machen Sie sich keine Sorgen er wird keine Schäden davon tragen. Er wird ein wenig ruhe brauchen, aber er kann schon wieder mit nach Hause gehen", hatte der Arzt gesagt. Nun waren sie schon wieder auf dem Heimweg. Kyouko seufzte erneut. "Mal ehrlich, was hattet ihr euch dabei gedacht? Seid ihr dumm oder so?", ihre Stimme klang ruhig und müde. "Ich..weiß es auch nicht, Kyouko. Ich weiß nicht, warum Kenta mich ständig so provozieren muss und ich weiß auch nicht, warum Itsuka meine Schwachstelle ist....warum ich immer wegen ihr so ausflippe", Naokis Augen waren geschlossen, während er mit seiner Schwester sprach. Ein Vernand bedeckte seine Stirn. "Vielleicht ist es, weil du sie liebst?", vermutete Kyouko. "....Ja, vielleicht", Naokis Stimme klang leise, als wäre er kurz davor einzuschlafen und als würde er nun, in diesem Moment, nicht mehr wirklich viel darüber nachdenken was er sagte. Hätte er es nicht verneinen sollen? Nein, denn er sagte die Wahrheit. Die Wahrheit, die er nicht wahr haben wollte. Die Wahrheit, die er für weitere Zeit nicht akzeptieren würde.

Pakt mit dem Teufel

Naoki saß am Küchentisch. Er schwieg. "Na los! Redet!", forderte Kyouko die beiden auf. Fünf Tage waren vergangen und trozdem herrschte zwischen den beiden Kerlen noch immer Stille. Kyouko seufzte. "Ihr seid wirklich hoffnungslos. Wie lange soll das jetzt noch so weiter gehen? Könnt ihr euch nicht einfach mal vertragen und euch benehmen wie es zwei richtige Brüder tun?". "Nein", antworteten beide zur selben Zeit. "Idioten", grummelte Kyouko genervt. "Naoki..sei doch wenigstens du so gescheit..mach du doch den ersten Schritt, dann wird das wieder". "Ich hab ihm nichts zu sagen. Es ist hoffnungslos mit ihm kann man sich nicht vertragen", antwortete Naoki ihr. "Kenta..kannst du dich nicht einfach bei Naoki entschuldigen?". "Für was soll ich mich entschuldigen? Es gibt nichts zu entschuldigen. Er hat was gegen meine Persönlichkeit dafür kann ich doch nix. Manchen ist man eben unsympathisch", grummelte Kenta. "Gut, ich gebs auf! Aber lasst wenigstens die Schlägereien! Wenn ihr euch nicht leiden könnt, dann geht euch aus dem weg!". "An mir liegt´s nicht. Er soll aufhören mich zu provozieren oder mich anzusprechen, dann habe keine Probleme damit deinen Vorschlag durchzuziehen", meinte Naoki dazu. "Er soll einfach aufhören im selben Haus wie ich zu leben und dieselbe Luft zu atmen", grummelte Kenta genervt. "Kenta!", es war furchtbar, als würde man mit zwei Kindegartenkindern diskutieren. Kyouko verzweifelte an dieser Sturrheit. "Was denn? Lass mich doch", Kenta stand auf und schwang sich seinen Rücksack über die Schulter. "Ich geh jetzt mal. Danke für die Zeitverschwendung", und somit verließ Kenta auch schon die Küche. Eine unangenehme Stille herrschte nun, bis Naoki sie durchbrach: "Das wird irgenwann schon wieder..ich glaube nicht, dass wir ewig so weiter machen. Aber ich denke du weißt, dass ich mich nie ganz mit ihm vertragen werde". "Ich weiß...aber ich will, dass ihr wenigstens ein paar Sätze miteinander reden könnt und im selben Raum sein könnt ohne euch die ganze Zeit finster anzustarren". "Es wird irgendwann wieder so sein. Zwar nicht morgen und auch nicht übermorgen...die nächste Zeit über wird es so angespannt bleiben..aber es wird wieder friedlicher werden", beruhigte Naoki sie, während er dachte: "Sobald das mit Itsuka geklärt ist...sobald er sie endlich in ruhe lässt..". "Hast du inzwischen eigentlich endlich mal was von Aiji gehört?", wechselte Naoki das Thema. Kyouko nickte. "Er hat auf meine SMS geantwortet, dass er bei einem Freund sei". "Ach, Aiji hat Freunde?". Kyouko zuckte mit den Schultern. "Ist mir auch neu, dass er hier in unserer Stadt Freunde hat, aber normalerweiße belügt er uns nicht". "Dann wird er wohl in der Zeit, in der er nun wieder hier ist, jemanden gefunden haben". "Wahrscheinlich", Kyuoko stand auf, nahm noch ein bissen von ihrem mit Marmelade beschmierten Brot und nahm ihren Rucksack. "Und jetzt sollten wir mal langsam los gehen. Wir wollen ja nicht zu spät in die Schule kommen". Naoki nickte. Auch er nahm seinen Rucksack und lief nach draußen.
 

Der Schultag verging wie im Fluge. Alles war wie immer, bis auf die ein oder anderen Probearbeiten. Saori war auf dem Weg in den Pausenhof, während sie nach einem bestimmten Klassenkammeraden ausschau hielt. In dieser Menge an Schülern war es jedoch nicht wirklich einfach eine bestimmte Person herauß zu suchen. Dazu kam auch noch die gigantische Schulgröße. Der Pausenhof war auch nicht der kleinste - im Gegenteil. Nach einer Weile des Suchens fand sie die gewünschte Person an dem Ort, an dem diese Person öfters war. Es war ein Ort des Pausenhofs, der weiter abseits der Menschen überfüllten Plätze lag. Eine helle Holzbank auf Steinblöcken, die quadratisch eine erdige, blumige Fläche umrandete. Ein mittelgroßer Ahornbaum sorgte für einen kühlenden Schatten. Naoki saß, wieder einmal im Schneidersitz, auf dieser Bank und aß ein Brot, welches mit Butter geschmiert und mit Wurst belegt war. Irgendwie sah es wirklich ulkig aus, wie er dort in Schuluniform im Schneidersitz saß, doch Naoki war es schon immer egal geweßen was andere über ihn und seine Verhaltensweiße dachten. Er war er und zeigte jedem wie er war. Er scheute sich nicht davor jedem seine Angewohnheiten oder Emotionen zu zeigen. Wahrscheinlich war das einer der Gründe weshalb Saori ihn liebte. "Hey Naoki", begrüßte Saori ihn mit einem warmen lächeln und setzte sich. "Schön, dass man dich auch mal wieder sieht. Dich hat man ja fünf Tage nicht gesehen. Was ist passiert?", sie zeigte auf den weißen Verband, der Naokis Stirn bedeckte. "Ach..das war ´ne kleine Auseinandersetzung mit Kenta", Naoki zuckte mit den Schultern. "Sieht wohl ziemlich bescheuert aus dieser Verband, denke ich". "Was hat dein idiotischer Bruder mit dir angestellt?", wollte Saori wissen. "Er hat meinen Kopf an seinen Nachttisch geknallt und das nicht gerade wirklich aus versehen und sanft war´s auch nicht gerade. Wie gesagt...war eben eine kleine Auseinandersetzung", erneut zuckte Naoki gelassen mit seinen Schultern. "Der Arzt hatte gesagt, dass keine große Narbe bleiben würde und ich auch keine weiteren Schäden davon tragen werde, also ist alles in Ordnung". Saori seufzte. "Naoki du nimmst die ganze Sache wieder einmal viel zu gelassen, wie immer". Leicht besorgt sah sie ihn an. "Es ist gut, wenn man nicht alles sofort kritisch sieht, aber due bist wirklich zu gelassen". "Hmm ja vielleicht", er war wirklich viel zu entspannt für das, was geschehen war. Saori fragte sich warum es zu einem Kampf zwischen beiden gekommen war, doch bestimmt war es eine Sache geweßen über die er nicht gerne reden wollte. Durch welchen Grund hatte Naoki sich auf einen Kampf mit Kenta eingelassen? Saori wusste, dass Naoki ein friedlicher Mensch war, der alles auf die möglichst friedliche Art lösen wollte. Wie war es also zu einem Kampf gekommen? Saori konnte sich keinen Grund vorstellen, der Naoki so wütend machen würde, dass er zuschlagen würde. Auch wenn Saori wirklich neugierig geweßen war wusste sie nicht, ob sie diese Frage stellen sollte. Stattdessen entschied sie sich dazu das Thema zu wechseln: "Wo ist Itsuka eigentlich? Normalerweiße hängt sie doch immer mit dir zusammen ab". "Ah..Itsuka", als sich Naokis sonst so gut gelaunte und gelassene Stimme so in einen traurigen Ton herab sinken ließ fragte Saori sich ob die Frage, die sie eigentlich stellen wollte nicht vielleicht doch besser geweßen wäre. "Wir...hatten seit meinem letzten Besuch keinen Kontakt mehr". "Ist irgendwas passiert? Habt ihr euch gestritten?", wollte Saori wissen und war leicht verwirrt. Sie hatte gar nichts von einem Streit zwischen den beiden mitbekommen. "Äh..ich weiß nicht...vielleicht", antwortete Naoki. Sein Blick war auf den asphaltfarbenen Boden des Pausenhofs gerichtet. "Worum..ging es denn bei eurem 'vielleicht' Streit?", wollte Saori als nächstes wissen. "Ähm...das...ist nicht so wichtig. Es ist nur ein kleiner Streit, wirklich", meinte Naoki zu ihr. Schonwieder ein Geheimnis, welches Saori nicht wissen durfte. Immer wurde ihr etwas verheimlicht, wenn es um die Beziehung zwischen Naoki und Itsuka ging und es nervte sie. "Für mich ist es wichtig! Vielleicht kann ich ja helfen?", vemutete Saori und blieb sturr. "Saori..vergiss es einfach, ja?", Naoki seufzte leicht gestresst. "Meinetwegen! Dann sagt mir eben nicht was zwischen euch in letzter Zeit los ist! Aber denk nicht, dass ich irgendwie dumm wäre! Ich kann mir da schon die ein oder anderen Sachen denken!", rutschte Saori ihr Kommentar in wütendem Ton herauß. Sätze, die sie eigentlich nicht sagen wollte. "Warum..reagierst du jetzt so? Ich hatte doch gesagt es ist einfach nur ein kleiner Streit ohne dramatischen Grund", meinte Naoki und sah Saori leicht verwirrt an. "Jaja!", antwortete Saori motzend und stand auf. "Sag was du willst! Wenns nur ein normaler kleiner Streit wäre wärst du wohl kaum so deprimiert deswegen! Aber mir kanns egal sein hat ja nichts mit mir zu tun, geht mich nichts an!", Saori wusste, dass sie es wohl bereuen würde, dass sie so gemeckert und ihrer Eifersucht freien lauf gelassen hatte. Doch ihr Zorn war stärker und brachte sie dazu alles heraußzumaulen. Um weitere Worte zu verhindern lief sie nun davon ohne noch weiteres zu sagen.
 

Leicht durcheinander blickte Naoki ihr mit schlechtem Gewissen hinterher. "Super...jetzt hab ich auch noch mit ihr streit..", dachte er sich und seufzte. Wie konnte plötzlich alles so schief gehen? Langsam bereute er es, dass er Itsuka der Vergangenheit wegen ausgefragt hatte. Nicht gerne verheimlichte er das geschehene vor Saori, doch was sollte er sonst machen? "Ich habe deine Schwester nach der Vergangenheit gefragt, weil ich das Gefühl habe, dass ich euch kannte und dann hat sie mir gedroht, ich solle die Vergangenheit in ruhe lassen, da es sonst für mich gefährlich werden könnte", hätte er ihr so etwas ganz einfach erzählen können? Vergangenheit, das war einfach nicht das richtige Thema für Saori, die die Zeit, die sie bei ihrem Onkel verbracht hatte, so gut wie komplett vergessen hatte. Naoki hätte sie damit nur belastet, denn dadurch hätte sie wohl noch mehr das Gefühl bekommen, dass Itsuka ihr irgend etwas aus ihrer Vergangenheit verheimlichte, etwas schlimmes - und vielleicht war es ja auch so. Itsuka verheimlichte definitv etwas und vielleicht war es wiirklich gefährlich. Sicherlich würde sie nicht aus spaß behauptet, dass etwas für Naoki lebensgefährlich werden könnte. Nein, das war wirklich todernst. Noch immer hatte Naoki ihren ernsten Blick in Erinnerung, genauso wie ihre drohende Stimme. "Naoki, lass die Vergangenheit ruhen". "Und wenn wir uns das nächste mal sehen und miteinander reden ist das Thema vergessen", das war der letzte Satz, den er von Itsuka zu hören bekam. Seit diesem Moment hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen und hatten sich auch nicht mehr gesehen. "Ich glaube das wird nicht funktionieren", dachte Naoki sich. "Es wird nicht funktionieren, dass ich dieses Thema vergesse. Dann werden wir wohl für die nächste Weile nicht mehr miteinander reden können..".
 

Sauer über sich selbst und Naoki zugleich lief Saori weiter sturr gerade aus ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Doch schon nach kürzester Zeit erwartete sie das nächste Übel. "Das hat sich aber nicht schön angehört", allein schon diese Stimme ließ Saori innerlich nun noch mehr kochen. Wütend drehte sie sich um und blickte Kenta bösartig an. "Hey, was guckst du mich so an?", fragte er ganz unschuldig. Während Naoki einen ganzen Verband um den Kopf trug, war Kenta mit einer einfachen Wunde an seiner Lippe davongekommen, die nun nur noch leicht als kleiner Riss zu sehen war. Bald würde sie ganz verheilt sein. "Das fragst du noch? Gut, dass ich dich hier treffe! Mit dir wollte ich eh noch reden, Arschloch!", maulte sie ihn sofort wütend an. "Passt ja gut. Ich mit dir auch", Kenta blieb locker. Über was wollte er mit ihr reden? Was hatte diese falsche Schlange nun schonwieder vor? Saori nahm einen tiefen Luftzug und versuchte sich abzureagieren. "Du zuerst", sprach sie, wobei ihre Stimme langsam ruhiger wurde, jedoch misstrauisch blieb. "Wie du wohl gerade eben schon im Gespräch mit deinem ach so tollen Naoki bemerkt hast will er dir wohl nichts erzählen was mit ihm und Itsuka zu tun hat. Woran das wohl liegt? Ich sag´s dir, damit du dir nicht zu sehr den Kopf zerbrechen musst", meinte Kenta, der sich nun mit dem Rücken an die Wand lehnte. Seine Hände hatte er sich in seine Jackentaschen gesteckt. "Du musst es mir nicht erzählen. Du wirst nämlich eh nur versuchen mir irgend einen Mist einzureden ich glaub dir nicht", lehnte Saori ab. "In dieser Sache habe ich keinen Grund dich zu belügen. Ich werde dir etwas erzählen was jedes Kind bemerken würde. Etwas, was du auch schon bemerkt hast, es aber nicht wahr haben willst. Naoki hat sich in Itsuka verliebt. Das weißt du genau so gut wie ich, denn der Typ ist wirklich nicht gut darin seine Gefühle für andere zu verstecken. Außerdem habe ich auch schon kapiert, dass du total auf meinen Bruder stehst, was bedeutet, dass es dir total auf die Nerven geht wenn es ständig nur um Itsuka geht", Saori erschrak. War es so offensichtlich, dass sie sich in Naoki verliebt hatte? Schmerz wanderte durch ihren Oberkörper, als sie auch noch die Bestätigung bekam, dass jemand anderes, der Naoki gut kannte, vermutete, dass Naoki Itsuka liebte. "Und was hast du jetzt davon, dass du mir das erzählt hast?", Saori versuchte so kühl wie möglich ihm gegenüber zu bleiben, doch man merkte, dass die Sache sie ein wenig belastete. "Na ja..noch nichts. Aber ich biete dir ein Angebot an". Ehe er dazu kam seinen Vorschlag zu äußern, wurde er auch schon abgelehnt: "Angebot abgelehnt". "Hör mir doch wenigstens erst einmal zu, kleine". Saori blickte ihn erneut sauer und misstrauisch an. "Dann sag mir eben was du zu sagen hast, aber es wird nichts ändern ich werde nie ein Angebot von dir annehmen". "Oh? Aber du solltest drüber nachdenken..es könnte dir helfen..", meinte Kenta und fing dann an seinen Vorschlag zu erzählen: "Lass uns zusammen arbeiten um Itsuka und Naoki wieder etwas mehr auseinander zu bringen. Ich verlange nicht, dass man ihre Freundschaft komplett zerfetzt oder irgend sowas...sagen wir es eher so...sie bleiben Freunde, nur werde ich versuchen Naoki mehr auf dich zu lenken und damit das klappt tust du was ich sage". "Ach? Und was würde das für dich bringen? Was würdest du dafür von mir wollen wo ist da der Haken? Und würdest du nicht auf unfaire Art und Weise spielen? Ich will nichts kaputt machen...und ich will Naokis Herz nicht mit fießen Tricks gewinnen..", warum stellte sie ihm überhaupt diese ganzen Fragen? Saori hatte doch eigentlich von anfang an vor gehabt das Angebot abzulehen. Vielleicht stellte sie die Fragen einfach nur aus neugier um heraußzufinden was Kentas Ziel dabei war. "Na ja..jeder Eingriff in eine Beziehung ist manipulation und dadurch vielleicht ein wenig fieß..aber hey, die beiden sind nicht zusammen, also machen wir keine Beziehung kaputt. Die beiden werden Freunde bleiben du änderst da nichts daran, wenn du dich an Naoki ranmachst. Ich habe bis jetzt noch nicht bemerkt, dass Itsuka irgendwelche romantischen Gefühle für ihn emfpindet, also ist es in Ordnung", meinte Kenta dazu. "Also lass uns einfach zusammen arbeiten. Wir werden beide etwas davon haben ich werde dich nicht betrügen und damit du mir glaubst werde ich dir einen einfachen Grund nennen. Ich will Itsuka und Naoki ist mir dabei im Weg. Wenn du ihn dir schnappst sehe ich ihn nicht mehr als lästig. Wie gesagt..wir werden beide etwas davon haben". Saori konnte es nicht glauben. Langsam ergab es für sie einen Sinn. Kenta hatte auch ein Auge auf Itsuka geworfen. Naoki wusste etwas davon und hatte deswegen wohl Streit mit ihm. Dünne Nadeln begannen in Saoris Herz zu stechen, als sie wirklich die Bestätigung für Naokis Gefühle bekam. Warum drehte sich alles um Itsuka? "Ich lehne immernoch ab. Mach doch was du willst, aber ohne mich". Kenta seufzte. "Man..das ist wirklich schade. Ich hatte erhofft, dass ich das mit dir duchziehen könnte..hätte es mir um einiges erleichtert...denk doch noch einmal darüber nach ja?", noch immer gab er nicht auf. "Eigentlich würden wir uns gegenseitig einfach nur helfen das zu bekommen was wir wollen..und das eigentlich recht fair...denk dran, Saori, wir würden nichts zerstören...ich denke du wärst in der Lage meinen kleinen Bruder recht glücklich zu machen. Also wenn du es dir noch anders überlegst, ruf mich an", und ehe Saori noch irgendetwas dazu sagen konnte drückte Kenta ihr auch schon einen kleinen Zettel in die Hand, auf der seine Handynummer stand. Wahrscheinlich hatte er sich schon die verschiedensten Szenen, die hätten passieren können, im Kopf ausgedacht und war deswegen so gut vorbereitet. Er war wohl doch nicht so dumm wie Saori es gedacht hatte, zumindest nicht, wenn es um seine Pläne ging. Ohne auf eine Antwort von Saori zu warten machte er sich auch schon auf den Weg zurück in die Aula. "Wir sehn uns", mit diesem Satz verabschiedete er sich noch und verschwand irgendwann zwischen den anderen Schülern.
 

Saori war durcheinander. Was sollte sie tun? Kentas Angebot klang seltsamerweiße verlockend. Was war schlimm daran, wenn sie sich gegenseitig ein wenig helfen würden? Nein, sie durfte auf ihn nicht hereinfallen. Irgendwo war da doch ein Haken an dieser Sache. Irgendein fießer Trick war da bestimmt dabei. Kenta konnte nichts fair machen. Es kam ihr so vor, als würde sie über einen Deal mit dem Teufel nachdenken. War auch passend mit seiner roten Haarfarbe. Irgendwie erinnerte er ja schon an einen Teufel in Menschenform. Der Gong ertönte und deutete somit das Ende der Pause an. Von dem Gong aufgeschreckt steckte Saori sich das Zettelchen, welches ihr in die Hand gedrückt wurde, einfach in ihre Jackentasche, ohne großartig darüber nachzudenken. Danach ging sie zurück in ihre Klasse.

Schicksalsrad

"Wie jetzt? Du weißt das nicht?", unglaubwürdig verschränkte Kyouko ihre Arme. "Nicht wirklich. Warum sollte ich sowas wissen?", Naokis Stimme klang ehrlich und gelassen, so wie es immer war. "Vielleicht, weil ihr sowas wie die besten Freunde geworden seid? Ihr hängt doch in letzter Zeit total oft miteinander herum und da weißt du so ´ne Kleinigkeit nicht?", Kyouko klang skeptisch. Ihr Bruder zuckte mit seinen Schultern. Statt ihr eine weitere Antwort zu geben stellte er ihr eine Gegenfrage: "Warum willst du überhaupt sowas wissen?". "Wegen Kageri". "Ach ja..", Naoki lächelte etwas. "Unsere Kageri hat sich ein wenig in ihn verguckt hm? Vielleicht kann ich ihn ja mal Fragen was für ´ne Art von Mädchen er mag", er reagierte aufs Wort: Aus seiner schwarzen Kapuzenjacke wühlte er sein schwarzes iPhone und fing an auf dem Bildschirm herumzutippen. "Was tust du da?", Kyouko hob eine Augenbraue. Neugierig blickte sie auf den leuchtenden Bildschirm, auf dem sich immer mehr schwarze Buchstaben zeigten. "Nicht dein ernst..du schickst ihm das in ´ner sms?". "Klar, warum nicht?". "Na ja...vielleicht weil das halt mal was is was man nich in ´ner sms fragt du Idiot?". "Warum denn nicht?", Naoki schien wirklich kein Problem an dieser Sache zu sehen. Seufzend fasste sich Kyouko an ihre Stirn und schüttelte ihren Kopf. "Du bist Hoffnungslos". "Ich verstehe dein Problem nicht. Soll ich extra rüber rennen und ihn dann erst fragen was für ´ne Art Mädchen er mag? Wäre doch umständlich so gehts leichter", Naoki beendete die sms und sendete sie auch dann ohne großes überlegen ab. "Jetzt müssen wir nur noch warten. Wenn wir glück haben antwortet er jetzt. Wenn wir Pech haben ist er zu faul um jetzt zu antworten und schreibt nachher zurück. Wenn wir ganz großes Pech haben schläft er und wacht morgen erst wieder auf". "Schön, dass du wenigstens darüber bestens bescheid weißt", grummelte Kyouko. Recht erstaunlich war es, als nicht einmal eine Minute später Naokis Handy ein klingeln von sich gab und in leuchtenden Buchstaben "eine neue sms" auf dem Bildschirm stand. "Wir haben Glück". "Was hat er denn geantwortet?", wollte Kyouko wissen und war schon total gespannt auf die Antwort. "Er fragt, warum ich das wissen will und warum ich für sowas ´ne sms schreibe, statt einfach rüber zu gehen". "Sag ich doch! Wärst du einfach rüber gegangen wäre die Sache jetzt wohl schon längst erledigt", erwiderte Kyouko rechthaberisch, nickte und stemmte ihre Arme in die Hüfte. "Ist ja schon gut. Ich bewege meinen Hintern", und schon saß Naoki nicht mehr auf seinem Bett, sondern war dabei sich seine Jacke anzuziehen und das iPhone in die Jackentasche zurückzustecken. "Wollte sowieso heute nochmal zu ihm rüber gehen. Ich brauch einfach mal wieder jemanden dem ich auf die nerven gehen kann da ist Yasuo die beste Wahl. Aber mal ein anderes Thema..statt dich um Kageris Liebesangelegenheiten zu kümmern solltest du doch mit lernen beschäftigt sein oder? Du weißt doch, dass bald die Tests sind um heraußzufinden wer in den Sommerunterricht muss und wer seine Ferien voll und ganz genießen darf", erinnerte Naoki sie. Sommerschule. Bei diesem Gedanken bekam Kyouko Gänsehaut. Die Vorstellung, dass andere sich draußen in der schönen Sonne am Strand vergnügten, wärend sie mit den letztlich übrig gebliebenen Idioten in der Schule saß und weiter lernen musste, war mehr als nur abneigend. "Ähh..jaa.....lass mich mal machen! Takeo kommt heute wieder vorbei um mir beim Lernen zu helfen!". "Soso..Takeo hm?", ein breites Grinsen zeigte sich auf Naokis Lippen, als würde er gerade über irgendwelche Dinge nachdenken, die sich in seinem idiotischen Kopf bildeten, der meist sowieso nur für schwachsinnige Ideen zu gebrauchen war, wie Kyouko meinte. "Ja. Wie immer eben". "Das der Kerl dafür nichts verlangt ist ja ein wunder". Das rothaarige Mädchen schüttelte den Kopf. "Das stimmt nicht ganz. Wir haben die Abmachung, dass ich alles mache was er will, solange er mir Nachhilfe gibt. Allerdings hat er immernoch keinen Wunsch geäußert...". "Na dann mach dich auf was gefasst..wenn dem was böses einfällt bist du dran, denke ich". Kyouko entgegnete fest entschlossen: "Nein nein, wird schon nicht passieren. Takeo ist ein netter Kerl". "Wie du meinst. Ich kenne ihn nicht so gut...jedenfalls viel spaß bei..der Nachhilfe", wieder zeigte sich dieses Grinsen auf Naokis Gesicht. Kyouko wusste nicht warum er bei diesem Thema so blöd herum grinste, aber darüber wollte sie nun auch nicht mehr nachdenken. Sie musste ihre Schulsachen auspacken und sich auf den Nachhilfe unterricht vorbereiten.
 

"Wirklich? Das haben sie sich versprochen?", die Augen des Jungens wiren unglaublich groß und sind mit Überraschung gefüllt. Itsuka nickt. "Aber ich finde es kindisch! Jeder weiß, dass aus so einem Ehe versprechen nichts werden kann. Außerdem kennen sie sich erst zwei Jahre und küssen sich nicht mal und solche Sachen..". Es ist wie an fast jedem Tag. Gemeinsam mit ihm sitzt Itsuka in dieser unglaublich weiten Wiese. Es riecht nach Blumen und frisch gemähtem Gras. Die Sonne erwärmt ihre kühle Haut, es fühlt sich wohltuend an, denn der heutige Tag ist nicht allzu heiß. Der Wind weht sanft und bringt die Gräser zum rascheln. Irgendwie ist es ein beruhigendes Geräusch und außerdem ein wunderschönes Gefühl, wie die Brise Itsukas weißsilbernes Haar durchfährt. "Irgendwie...ist es doch ein wenig seltsam...warum machen die denn sowas? Wir sind doch alle gute Freunde und heiraten ist doch so ´ne komplizierte Erwachsenen Sache".
 

Ja, er war schon immer so geweßen. "Wir sind doch alle gute Freunde". Andere Gefühle gab es für ihn nicht so schnell. Andere Gefühle wollte er nie so schnell war haben. Schon damals war es so.
 

"Sage ich ja. Es ist kindisch darauß wird nichts. Saori ist doch erst 12 und er benimmt sich für sein alter auch noch recht unreif, einfach so ja zu dieser Sache zu sagen", beschwert Itsuka sich. Die ganze Sache findet sie einfach unrealistisch. "Mum und Paps haben immer gesagt, dass Liebe ne komplizierte Sache ist, die man erst begreifen kann, wenn man älter wird und selbst dann ist es manchmal noch schwierig. Ich glaube nicht, dass Saori in ihn verliebt ist, sonst würde sie ihn küssen wollen", behauptet sie. Doch sie selbst ist zu dieser Zeit nicht sehr viel reifer und versteht diese Kinderliebe nicht.
 

Es war damals wirklich nur eine Kindersache. Itsuka beendet ihren Rückblick in die weit entfernt liegende Vergangenheit. Im hier und jetzt leben - das fiel ihr manchmal schwer. Ehe sie sich versah landete sie wieder in einer Erinnerug, die weit entfernt lag und doch noch immer so schön war.
 

"Denkst du..wir sind langsam alt genug um es zu verstehen?", über was redet er? Verwirrt sieht Itsuka ihn an. "Über was redest du?". "Über Liebe. Man versteht es doch, wenn man älter wird oder?". "Ich weiß es nicht..ich denke..bei jedem ist das anders. Der eine versteht es früher der andere später", vermutet Itsuka und zuckt mit den Schultern. Sie sitzt auf einer Bank und betrachtet das Feld, auf dem Mengen an Gras und wunderschönen Blumen wachsen. Es ist wie immer ein angenehmer Sommer. Die Grillen zirpen, Bienen summen. Der Junge sitzt neben ihr im Schneidersitz. "Ich glaube ich weiß es...wie es sich anfühlt jemanden zu lieben meine ich". "Achja? Wie denn?", will Itsuka wissen. Irgendwie ist sie neugierig und wartet gespannt auf eine Antwort. Was versteht er unter dem Wort 'Liebe'? "Also..da gibt´s ja verschiedene Arten...man kann Menschen familiär lieben...oder freundschaftlich...oder nunmal auch...na ja..partnerschaftlich..oder wie man das nennen soll...und ich denke..diese Art von liebe fühlt sich an wie..na ja...man hat ein kribbeln im Bauch und freut sich den anderen so schnell wie möglich wieder zu sehen. Das Herz klopft schneller, wenn man demjenigen nahe kommt und man denkt man bekommt Fieber, weil es auf einmal so warm ist...man will ganz nah in der nähe der Person sein..so nah wie es nur geht..un man will sie umarmen und küssen", nun wird er ein wenig rot. Es sieht aus, als wäre ihm das Erklären peinlich, doch Itsuka ist erstaunt. Auch sie kennt dieses Gefühl. Sie weiß nicht wie lange sie es schon empfindet, doch sie kennt es und spürt es - gerade in diesem Moment, für diesen Menschenjungen. Er sieht sie an. Sein Blick wirkt schüchtern. "Es..ist das erste mal das ich so empfinde und ich weiß auch gar nicht wie das passieren konnte..es war auf einmal da", erzählt er ihr leise. "Und für wen empfindest du das?", will sie wissen und hofft, dass er ihr die Antwort geben würde, die sie erwartet. Ihr Herz klopft schnell. Ihre Wangen erröten leicht, ohne das sie es will. "Für ein Mädchen, das eine gute Freundin ist...ein Mädchen, dem ich es nicht sagen kann, denn es könnte das ende der Freundschaft bedeuten....die Erwachsenen hatten recht...Liebe ist ´ne verdammt komplizierte Sache...und man weiß nie ob dieses Gefühl überhaupt erwidert wird".
 

"Ich erwiderte es", dachte Itsuka und öffnete ihre Augen. Sie fand sich in ihrem Zimmer wieder und blickte an die hölzerne Decke. "Ich erwiderte es und werde es vielleicht wieder tun, wenn du mir weiterhin so nahe bleibst", sie seufzte. Fünf Jahre waren vergangen und doch hatte er sich nicht verändert. Nun, er war reifer geworden, selbstbewusster und entspannter, doch seine Ansicht der Dinge, seine Meinung und seine Ehrlichkeit, ja, sein reiner Charakter war geblieben. Es war, als hätte sie dem unschuldigen Jungen von damals ins Gesicht geblickt, als sie ihn nach dieser Zeit zum ersten mal wieder sah. Sie hatte es sofort gewusst. Diese Erinnerung an diesen Tag war geblieben. Der Tag, an dem sie ihn das letzte mal sah. Der Tag, bevor die Katastrophe geschah. "Ich liebe ein Mädchen, dem ich es nicht sagen kann, denn es könnte das Ende der Freundschaft bedeuten", es war ein Liebesgeständnis, auch wenn es indirekt geweßen war. Verhüllt durch Unsicherheit, aus Angst was danach geschieht. Itsuka fand die Zeit nicht mehr um darauf zu antworten. Es geschah alles zu schnell. Es geriet alles zu schnell außer Kontrolle und ehe sie sich versah landete sie samt Gepäck in der Großstadt wieder, inklusive Schwester Saori. Itsuka hatte versucht es zu vergessen. Diesen Jungen, sein idiotisches Grinsen und all die Erinnerungen, die sie mit ihm teilte. Es funktionierte. Er war verschwunden, doch eines Tages war er wieder da. Eines Tages sah er ihr ins Gesicht. Die grünen Augen noch immer so wunderschön leuchtend wie damals. "Haben wir uns..vielleicht schon einmal getroffen?", auf diese Frage, die er ihr gestellt hatte, konnte Itsuka nur lügen. Plötzlich klingelte es an der Tür, was Itsuka nun komplett aus ihren melancholischen Gedanken riss. Momentan war sie nicht in der Stimmung um an die Tür zu öffnen und irgend jemanden reinzulassen. Sollte sich wer anders darum kümmern, doch das klingeln ertönte erneut und niemand der Anwesenden im Haus schien zu reagieren. Wer sollte denn auch? Takeo hatte sich auf den Weg nach drüben gemacht, um seiner hohlen Freundin bei den leichtesten Aufgaben zu helfen, Itsukas Eltern waren nicht da, Yasuo pennte höchstwahrscheinlich oder war einfach nur zu faul seinen Hintern zu bewegen und Saori dachte wohl auch "Soll doch wer anders die Tür öffnen". Halb trotzend erhob sie sich und lief launisch zur Eingangstür. Lieber wäre sie nun einfach liegen geblieben. Genervt öffnete sie die Tür und bekam kurze Zeit später einen leichten Schock, der sich wie ein kleiner Nadelstich in ihr Herz anfühlte und danach durch den ganzen Körper wanderte. Naoki sah sie an. Er schien ebenfalls überrascht zu sein und hatte wohl nicht erwartet, dass ausgerechnet Itsuka die Tür öffnen würde. Was sollte sie nun nach der Sache, die geschehen war, sagen? Konnte sie es wirklich ignorieren, als wäre nie etwas geschehen? Ausgerechnet nachdem sie über die Vergangenheit nachgedacht hatte musste er auf einmal vor ihrer Tür stehen. Es war immer so. Er verschwand und war dann wieder da, wenn man es überhaupt nicht erwartete und es nicht wollte. Itsuka öffnete ihren Mund, wollte etwas sagen, doch kein Ton, kein Wort, kam ihr über die Lippen. Sie stand einfach dort, der Mund leicht geöffnet, die Augen auf Naokis leicht erschrockenes Gesicht gerichtet. "Ich....Ich wollte....ist..Yasuo da?", seine Stimme klang durcheinander, als könnte er sich nicht genau auf das konzentrieren was er sagte, als würden ihm währenddessen tausende von Gedanken durch den Kopf schwirren. "Er..ist in seinem Zimmer..", mit mühe antwortete Itsuka ihm leise und gewährte im einlass ins innere des Hauses. "Oh okay danke", war das letzte, was Naoki rasch von sich gab, ehe er vor einem weiteren Gespräch floh und schnell im Gang verschwand.
 

"Also wenn du so weiter machst wirst du hundert prozentig durchfallen", versicherte er ihr eiskalt. "Vielen dank auch! Noch besser kannst du mich nicht zum Lernen motivieren oder!?", wütend zeigte Kyouko mit ihrem grauen Bleistift auf die gegenüber sitzende Person, welche ihren Kopf auf einem Arm abstützte und sie unbeeindruckt ansah. "Ich sag dir nur die Wahrheit. So musst du auf jedenfall in die Sommerschule", Takeos orangebraunen Augen sahen sie ehrlich und zugleich leicht gelangweilt an. "Ich hab einiges zu tun, wenn ich dich wirklich so sehr aufpeppen soll, dass du den Test schaffst". "Dann wirst du eben einiges zu tun haben! Du hast doch sonst nie was vor". "Stimmt auch wieder. Wenigstens irgend ein Zeitvertreib..aber dafür schuldest du mir wirklich einiges", meinte er und streckte sich, wobei er auch noch zu gähnen anfing. Als er damit fertig war landeten seine Arme wieder verschränkt auf dem Tisch. "Also gut, dann lass uns mal anfangen". Sofort zeigte Kyouko ihm die ersten Übungsblätter zum großen Test, worauf Takeo schon nach kürzester Zeit mit dem Schmunzeln begann. "Das ist problemantisch für dich? Du bist echt dümmer als ein Toast". "Idiot! Das sagst du nur, weil du in der Schule schon viel weiter als ich bist und das alles schon kannst verdammt! In meiner Klasse haben einige damit Probleme! Also lass deine blöden Kommentare und brings mir bei!", forderte Kyouko ihn auf. "Schon gut, schon gut. Hör auf so zu motzen. Also pass auf..du musst das so machen..", und schon fing Takeo an ihr jede Aufgabe zu erklären. Es war wirklich seltsam. Wenn er ihr diese Dinge erklärte verstand sie jedes Wort. Sie verstand jede Formel und sie verstand warum die Dinge so waren wie sie nun einmal waren. Außerdem fühlte Kyouko sich in seiner nähe wohl, auch wenn er sie öfter mal auf die Palme brachte. "Achso...jetzt versteh ichs auch!", rief Kyouko fröhlich. "Ach wirklich? Hatte gedacht du könntest länger brauchen bis du das kapierst, aber gut zu wissen". "Als wäre ich wirklich soo begriffsstutzig!", als Antwort bekam Kyouko nur ein unglaubwürdiges husten. "Wie auch immer...können wir ja mit dem nächsten Teil weitermachen oder? Worum geht´s dabei?". "Englisch", antwortete Kyouko kurz und holte die englisch Übungen aus ihrem Rucksack. Als sie sich zurück an den Tisch setzte, setzte sie sich dieses mal nicht gegenüber Takeo - sie setzte sich direkt neben ihn. Wieder einmal versuchte sie ihm etwas näher zu kommen und wieder einmal musste sie bemerken, dass er diesen versuch abblockte, denn er rutschte mit seinem Stuhl ein wenig weg um Berührungen zu vermeiden. "Scheint so, als wäre ich wirklich nicht sein Typ. Er reagiert immer so. Schade eigentlich", Kyouko seufzte. "Hey, Takeo". "Was ist?", nicht einmal einen Blick würdigte er ihr in diesem Moment. Stattdessen laß er nebenbei die Aufgaben durch. "Du kannst mich nicht wirklich leiden oder?". Plötzlich schielten seine Augen, die zuvor auf das Blatt gerichtet waren, zur Seite und sahen Kyouko an. "Schonwieder so eine dumme Frage, die nur von dir kommen kann", antwortete er. "Wenn ich dich nicht leiden könnte, dann würde ich nicht meine Zeit mit dir verschwenden". "Was ist es dann? Warum bist du so abweisend? Ist es nicht normal, dass Freunde manchmal etwas näher beisammen sitzen?". "Ja, dass ist wohl normal. Aber es ist nicht normal, dass du mir dabei so auf die Pelle rückst. Du klebst ja schon beinahe richtig an mir manchmal". "Aber es ist doch auch schön, wenn man mal etwas nähe und wärme bekommt oder?". Plötzlich wirkte Takeo noch etwas abweisender. "Nicht wirklich..", grummelte er. "Wow, dann bist du ja echt ein richtiger Berührungsmuffel". "Kann sein". "Kann nicht nur sein, ist so", meinte Kyouko. "Oder stört es dich nur, wenn du von mir berührt wirst?". "Nein, es stört mich allgemein. Bin nunmal nicht so der Kuschelfan okay?". "Hmm....okay..also lässt du niemanden an dich heran?", Kyouko war neugierig und konnte nicht aufhören ihn auszufragen. "Niemanden außer vielleicht Familie". "Hat das einen bestimmten Grund?". "Nein ich mag es nur einfach nicht", Takeos Stimme klang angespannt und gestresst, als würden ihn die ganzen Fragen unglaublich nerven. "Glaub ich dir irgendwie nicht. Man ist doch nicht einfach so Behrürungsscheu da muss doch-..". Plötzlich stand Takeo auf. "Die englisch Übungen mache ich morgen mit dir, bis dann", er lief zur Tür. "H-Hey! Warte mal! Was ist denn jetzt los??", sofort stand auch Kyouko auf. Sie eilte zu ihm und hielt ihn mit beiden Händen an seinem muskulösen Arm fest. Seine Haut war wie immer seltsam kühl. Kurz darauf bekam sie auch schon einen leicht feindseelig wirkenden Blick zugeworfen und Takeo befreite sich aus ihrem Griff. "Nichts ist los. Ich hab nur für heute keine Lust mehr auf Nachhilfe geben", redete er sich herauß und öffnete dann die Tür. "Bis morgen", mit diesen Worten schloss er sie auch schon hinter sich - und das nicht wirklich leise. Kyouko seufzte. "Was ist los mit ihm..?", fragte sie sich selbst in Gedanken und setzte sich auf ihr Bett. Was war so schlimm daran, wenn sie ihn berührte? Was war überhaupt so schlimm daran, wenn ihn irgendwer berührte? Bestimmt gab es einen Grund. Einen Grund, über den Takeo nicht gerne sprach, der ihm ein unwohles Gefühl gab und vielleicht auch schmerzte. Ein leichtes schlechtes Gewissen plagte Kyouko. Sie hätte diese Fragen nicht stellen sollen, doch so etwas fiel ihr wieder einmal zu spät ein. "Vielleicht bin ich ja wirklich so dumm wie er immer sagt..". Erneut gab sie ein verzweifeltes seufzen von sich. Morgen sollte sie sich eindeutig entschuldigen und dieses Thema vorerst ruhen lassen.
 

Wenige Vögel zwitscherten ihre letzten Lieder. Die Sonne war dabei unterzugehen und der Himmel in ein wunderschönes abendrot und ein zartes rosa getränkt. Saori blickte gedankenversunken aus ihrem Fenster. Der Himmel war wolkenlos. Sie seufzte und blickte auf ihr iPhone. Sie hatte mit ihrem Finger in ihre Nummernliste geklickt und seitdem einfach nur auf das iPhone gestarrt. Nun tat sie auf einmal den nächsten Schritt. Sie tippte auf die gewünschte Nummer und schon begann es zu wählen. Der Signalton war gleichmäßig zu hören. Ein-, zwei-, dreimal, doch plötzlich hörte man ein klicken. "Was gibt´s?", meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. Diese erkannte sie sofort. Er war es wirklich. Saori wusste nicht was sie sagen sollte. Warum hatte sie ihn überhaupt angerufen? Sekundenlang schwieg sie, ehe sie dann einfach wieder auflegte. "Was für eine dumme Aktion..ich bin doch bescheuert", dachte sie sich. Ihr iPhone hielt sie fest in ihren blassen Händen und starrte es an. "Anruf beendet", stand auf dem Bildschirm mit dem Katzenhintergrund. Sie seufzte und fühlte sich auf einmal unwohl. Dieses Gefühl wurde mit dem Schrecken verstärkt, welche sie durch das kurze aufklingeln ihres iPhones bekam. Mit leicht zittrigen Händen sah sie auf den Bildschirm: "Eine neue sms". Sofort laß Saori diese: "Also hast du es dir letztendlich doch anders überlegt. Schön, dass ich doch noch eine Chance bekomme mit dir zusammen an dieser Sache zu arbeiten. Ich werde dich nicht enttäuschen und ich hoffe auch du enttäuschst mich nicht". Was sollte das? Sie hatte doch noch nicht einmal ja gesagt oder bedeutete seit neuestem jemanden anzurufen "ja"? "Wo habe ich mich da jetzt schon wieder reingeritten? Ich bin doch ein Idiot, wenigstens meine Nummer hätte ich als unbekannt einstellen können, dann hätte er nun nicht meine Nummer", dachte Saori sich. Genervt schaltete sie das Gerät aus und legte es auf ihren Nachttisch. Morgen sollte sie dieses Missverständnis unter vier Augen klären.
 

Mit einem bösen grinsen sitzte Kenta in seinem Bett. "Wieder einmal ´ne erfolgreiche Manipulation", dachte er sich. Neben diesem zufriedenen Gefühl verspürte er jedoch zugleich eine kleine Enttäuschung. Es war zu schnell gegangen sie zu überreden. Kenta hatte sich erhofft, dass Saori vielleicht doch ein wenig schwieriger zu überzeugen war. "Also ist sie wohl doch nur ein kleines naives Mädchen, wie ich es mir schon anfangs gedacht hatte", ging durch Kentas Kopf. "Sie kann froh sein, dass dieser Plan wirklich positiv für sie enden wird. Ich benutze sie zwar für meine Zwecke, doch hat sie auch etwas davon...obwohl ich wirklich nicht verstehen kann wie man so eine Geschmacksverirrung haben kann. Vielleicht wird sie´s ja auch bald schon bereuen mit gemacht zu haben, weil dieser Kerl ja wirklich ein totaler Langweiler ist. Lange wird sie´s mit dem nicht aushalten", vermutete er. Doch das war nicht sein Problem. Ziel war es ihn von Itsuka wegzulocken, egal wie. Da kam Saori eben gerade recht. "Auf eine gute Zusammenarbeit, naives kleines Mädchen", dachte Kenta mit einem zufriedenen, fießen schmunzeln auf seinen Lippen. Den morgigen Tag konnte er kaum noch erwarten.

Lügen, Misstrauen und Schwäche

"Sagmal spinnst du eigentlich!?", motzte er und funkelte ihn bösartig an. "Ich hatte dich doch gewarnt, aber du wolltest mir ja nicht zuhören. War der einzige Weg dich zu wecken", argumentierte Seito und stellte den großen Topf, der gerade eben noch mit eiskaltem Wasser gefüllt war, auf dem Boden ab. "Verdammter Idiot!", fluchte der von oben bis unten durchnässte Aiji und sprang aus seinem Bett. "Scheint so, als hättest du nicht einmal mehr ein Fünkchen Respekt vor mir", seufzend verließ Seito das Zimmer. "Beeil dich und mach dich jetzt endlich für die Schule fertig, sonst kommen wir zu spät". "Als wäre er meine Mutter", grummelte Aiji leise. Nach einer ganzen Woche, die er bei diesem viel zu jugendlich wirkenden Lehrer verbracht hatte, war das dutzen zur Gewohnheit und das 'Kireda-sensei' zu einem 'Seito-san' geworden. Natürlich blieb dieses Leben bei seinem Lehrer ein Geheimnis. Nicht einmal Familienmitglieder wussten davon. Für sie lebte Aiji bei einem 'guten Freund'. Genervt und müde lief Aiji den Gang entlang. Im Badezimmer angekommen schnappte er sich ein frisches Handtuch, mit dem er sich durch die Haare struppelte, damit diese endlich wieder ein wenig trockener werden würden. Zeit für Haare föhnen und stylen hatte er dank diesem Idioten nun nicht mehr. Schnell wusch er sich das Gesicht und zog sich seine Schuluniform an. "Es wird wirklich Zeit, dass ich langsam mal wieder woanders lebe..ewig kann das nicht so weiter gehen", dachte Aiji und gähnte. Mit mühe versuchte er seine noch immer leicht nassen Haare wenigstens etwas herzurichten, wobei er nicht gerade wirklich viel Erfolg hatte. Seufzend verließ er das Badezimmer und gerade, als er die Küche betreten wollte, spürte er wie eine Kraft ihn zurückzog. "Dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr, guck doch mal auf die Uhr". "Willst du mich verarschen!? Ich hab hunger!", motzte Aiji sofort wieder los. "Du kannst in der Pause was in der Mensa kaufen und da essen", schlug Seito vor und verließ danach das Haus. "Komm jetzt, sonst fahr ich ohne dich los!". "Ist ja schon gut!", abgehetzt eilte Aiji zum Auto. "Dieser Kerl ist wirklich ein böser Dämon", dachte er währenddesen genervt. "Ich sollte mir einen Teilzeitjob und ´ne Einzimmer-Wohnung suchen, dann hätte ich endlich wieder mehr ruhe vor ihm. Außerdem ist diese Sache sowieso unheimlich. Welcher Schüler lebt schon bei seinem Lehrer und lässt sich auch noch jeden Tag von ihm mir zur Schule nehmen und wieder nach Hause fahren?". Die Fahrt über blieb es still. Aiji blickte schlecht gelaunt aus dem Fenster, während Seito damit beschäftigt war sich auf die Straße zu konzentrieren. Kurz vor der Schule bremste er und ließ Aiji aussteigen, denn es wäre vielleicht problematisch geweßen, wenn irgendjemand gesehen hätte wie Seito einen seiner Schüler zur Schule bringt. Nachdem Aiji ausgestiegen war fuhr Seito weiter und bog auf die Schulparkplätze ab.
 

"Aiji?". "Was ist?", Aiji drehte seinen Kopf leicht nach links und sah seine Cousine an. "Wegen diesem Kumpel..erzähl doch mal mehr von ihm", flüsterte Kyouko und grinste etwas. "Denkst du, es ist jetzt wirklich die richtige Zeit um über solche Sachen zu reden?", so unauffällig wie möglich flüsterte er zurück. "Ach komm...ich kann bei dem Unterricht nicht aufpassen. Kobayashi ist soo langweilig..", murmelte Kyouko und gähnte. "Trozdem bekommen wir ärger, wenn wir beim labern erwischt werden, also erzähl ich dir vielleicht in der Pause etwas über ihn". Innerlich hoffte Aiji, dass er es nicht tun müsste. Er hoffte, dass Kyouko dieses Thema vergessen würde, denn er lügte nicht gerne. "Ich wohne bei Seito, unserem Lehrer!", auf keinen Fall konnte er das sagen. Allein schon wie verrückt und seltsam sich dieser Satz anhörte. Was würde Kyouko nur denken? Vermutlich würde sie anfangen total dumm und breit zu grinsen. Dann würde sie wohl noch so einen unnötigen Spruch wie "du stehst also doch auf ihn!" los lassen. Sowieso wusste Aiji nicht was diese seltsame Vermutung sollte. War ihr der Fakt, dass beide Jungs waren total egal? Nein, eben deswegen vermutete sie es wohl. Sie war sich ja schon lange so sicher geweßen, dass Aiji schwul war. Stimmte aber nicht - das wusste er natürlich besser. Doch es half nicht, egal wie oft er versuchte es klar zu machen. Kyouko war wohl viel zu sturr und auch zu dumm um zu begreifen, dass Aiji ein normaler Junge war, wie jeder andere auch. Ein Junge, der auf seine große Liebe wartete. Ein schönes Mädchen mit einem tollen Charakter. Aiji hatte sein Traummädchen noch nicht gefunden, wusste auch gar nicht wie genau sein Traummädchen denn hätte aussehen sollen. Schon öfters wurde er von der ein oder anderen Mitschülerin geküsst, hatte aber nichts gebracht, gefunkt hatte es nie. Leicht verzweifelt fühlte er sich schon. 17 und noch immer keine erste Liebe. Aiji strich sich seine Gedanken aus dem Kopf und folgte leicht gelangweilt dem Unterricht. Kobayashi-san war wirklich nicht die beste Lehrerin. Zumindest nicht in Hauptfächern. Sport war ihr Gebiet. In dieser Klasse war sie dieses mal nur eine Vertretrung, da der eigentliche Leher krank und Seito erst in der dritten Stunde mit Unterricht dran war. Aiji konnte sich nicht richtig konzentrieren. Irgendwie kam diese Frau ihm unsympathisch vor. Ihre Unterrichtsmethoden waren unglaublich langweilig und sie tat viel zu sehr auf überlieb und gnädig. Auf die Schüler wirkte sie wie ein Unschuldsengel, der fast nie Strafarbeiten verteilte. Aiji seufzte. Die Zeit verging unglaublich langsam.
 

Endlich, nach zwei Stunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, ertönte der rettende Pausengong. Sofort stand Aiji auf und stürzte sich in das Schülergetümmel. Durch die verschiedenen Gänge eilte er in Richtung Mensa. Er war verdammt hungrig, wie ihm sein Magen auch noch extra durch lautes knurren mitteilte. Ja, heute früh hatte ihn ja ein gewisser jemand gehindert ein nahrhaftes Frühstück zu sich zu nehmen. Allein schon bei dem Gedanken an diese Person bekam Aiji leichte Stress-Bauchschmerzen. Wieder einmal liefen viel zu viele Schüler durch die Gänge, was zu einigen anrempeleien führte. Aiji machte das nichts aus, das war man an dieser Schule eigentlich schon gewohnt, doch ein Schüler übertrieb es dann doch, indem er Aiji wirklich heftig anrempelte. "Hey! Pass doch etwas auf!", motzte Aiji. "Huh? Oh, tut mir leid", eine fremde Stimme entschuldigte sich. Sie klang irgendwie süß. Aiji drehte sich um und sah den Schuldigen an. Es war ein Mädchen, welches etwas kleiner als er war. Sie hatte wirklich schönes schwarzesblaues Haar und hübsche türkisblaue Augen. Trotz dieser Haarlänge, die bis zum Ende des Rückens reichte, behielten die Haare eine unglaubliche Fülle. Sie waren weder dünn, noch splissig oder strohig. Sie glänzten und fühlten sich bestimmt seidenweich an.Gerne hätte Aiji sie berührt. Doch ehe er noch ein Wort von sich geben konnte drehte sich das Mädchen, nachdem sie ihn kurz angelächelt hatte, weg und legte dann den restlichen Weg zum Pausenhof zurück. Aiji hatte nicht die perfekte Menschenkenntnis - und doch war er sich sicher, dass dieses Mädchen eine liebevolle und sanfte Persönlichkeit hatte. Schnell war sie aus seinem Blickfeld verschwunden. Warum sie es wohl so eilig hatte? Aijis Magen knurrte erneut. Seufzend bog er nun endlich in die Mensa ab und stellte sich an einer der langen Warteschlangen an. Der wohle Geruch frisch gebratenen Fleisches ließ ihn schnell ungeduldig und noch hungrigr werden. Es war eine Quahl an dieser Schule Essen zu kaufen. Gewöhnlicherweiße machte sich Aiji ein Bento, doch dafür war ja heute früh keine Zeit mehr, wie 'Mister-Perfekter-Pünktlichkeits-Lehrer' heute doch so schön gesagt hatte. Aijis Miene verdunkelte sich und wirkte genervt. Es war der typische Blick, wenn er an Dinge dachte, die ihn furchtbar störten. Nach ungefähr sechs Minuten des wartens kam er endlich am ende der Warteschlange an. Er bestellte sich ein paar Spieße Rindfleisch mit Reis und dazu noch ein wenig Gemüse in Süßsaurer-sauce. Ungeduldig eilte er zum nächsten freien Tisch und schlang sofort gierig den ersten Rindfleisch-Spieß herab. "Wow..der Anblick erinnert einen an ein ausgehungertes Tier...aber du und Naoki, ihr schlingt ja öfters mal so", erwähnte jemand, dessen Stimme Aiji sehr gut kannte. Eine Stimme, die er heute nicht hören wollte, zumindest nicht in dieser Pause. "Wir reden nachher in der Pause darüber", erinnerte er sich an die Dinge, die er sagte. Kyouko setzte sich neben ihn und sah ihn an. "Also? Nun erzähl mir mal was von deinem guten Freund!", sie kam sofort auf den Punkt. "Ich hab´s gewusst...verdammt", fluchte Aiji in seinem Kopf, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. "Also..na ja..mein guter Freund...hmm...er heißt..öhm....Gyu!". Plötzlich sah Kyouko ihn etwas seltsam an. "Gyu..? Was ist das für ein seltsamer Name?", fragte sie skeptisch. Fiel sie nicht darauf rein? Konnte sie es nicht einfach akzeptieren? Sonst war sie doch auch nicht die hellste, also musste es doch klappen sie reinzulegen. "Ja..ich weiß...ich musste auch ziemlich lachen, als ich seinen Namen zum ersten mal gehört habe, aber wer kann schon was dafür, was sich die Eltern so alles ausdenken?", Aiji lachte leicht angespannt und sah seine Rindfleischspieße an, die ihn auf diesen dummen Namen gebracht hatten. Kyouko folgte seinem Blick. "Wenn meine Eltern mich so benannt hätten könnte ich's ihnen nie verzeihen. Aber wie auch immer...wie lange kennst du....Gyu....denn schon?", war Kyoukos nächste Frage. "Na ja..ich habe ihn kennen gelernt, als ich euch das erste mal in der neuen Stadt besucht habe. Wir haben uns sofort super gut verstanden", lügte Aiji. Er kam sich vor wie ein Idiot, wenn er über die Realität nachdachte. "Oh ja..ich verstehe mich super gut mit dem Dämon", dachte er. Noch immer hatte er Seito die Sache mit dem Topf voll Wasser nicht verziehen. Aijis Haare sahen heute total zerzaust aus, da er so in Eile geweßen war. "Ach so? Geht er auf diese Schule?". Aiji schüttelte den Kopf, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. "Auf welche Schule geht er?", wollte Kyouko nun wissen. Hatte dieser Regen an Fragen kein Ende? Gab es keinen Weg ihn aufzuhalten? "Öhm..weiß ich nicht hab ich ihn noch gar nicht gefragt", mogelte Aiji. "aach?". "Ja! Was soll eigentlich dieser misstrauische und richtende Blick? Du wolltest doch was über ihn erfahren!", Aiji motzte gespielt. "Hmm...aber die Sache hört sich irgendwie seltsam an". "Es ist aber so! Was hört sich daran, außer seinem Namen, komisch an!?". Kyouko dachte nach. "Nun ja, vielleicht, dass du nicht viel über ihn weißt?". Sie verschränkte ihre Arme. "Ich weiß viel über ihn! Er ist 19, ungefähr 1.80 meter groß, hat blaue Augen und.....braune Haare!..Außerdem zockt er total gerne an seinen Spielekonsolen und ist ziemlich faul wenns um schulische Angelegenheiten oder den Haushalt geht". "Ach so?". Aiji nickte. "Hmm...nadann..", langsam schien sie es zu glauben. "Und wie ist eure Beziehung nun so?". "Wie Katz' und Maus", dachte Aiji sich. "Wie gesagt, wir sind sehr gute Freunde geworden", antwortete er schließlichlich. "Ach? Nicht vielleicht doch ein wenig mehr?", plötzlich fing Kyouko ein wenig an zu grinsen. "Eh? Worauf willst du hinaus?", wollte Aiji wissen. "Nun ja...vielleicht verbotene Gefühle oder so? Hast du dich vielleicht endlich mal verliebt?", Kyoukos grinsen wurde etwas breiter. "Spinnst du eigentlich!?", sofort erhöhte sich die Lautstärke Aijis Stimme stark, doch der Lärm, der in der Aula stattfand, übertönte ihn für die anderen Tische, "wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht schwul bin!?". "Wann akzeptierst du es endlich?", wollte Kyouko wissen und schien keinen Scherz zu machen, "dein Benehmen...dieser Shopping Drang....und sogar dein Style...ich meine..welcher Junge steckt sich rosa Spängchen ins Haar?". "Die trage ich, weil Kageri sie mir geschenkt hat! Außerdem is rosa doch ´ne schöne Farbe!", motzte Aiji sofort. "Aiji..du hast sogar ab und zu den Drang Kageri zu schminken oder ihre Haare zu stylen...du hörst Mädchen wirklich bei Problemen zu, statt nur auf ihre Titten zu starren und die ganze Zeit nur an Sex zu denken...", zählte Kyouko weitere Dinge auf. "Ja und? Nur weil ich nicht immer nur an Sex denke und nicht ununterbrochen auf Brüste starre heißt das nicht, dass ich nicht an Mädchen interessiert bin", verteidigte Aiji sich, "beispielweiße habe ich erst vorhin im Gang ein Mädchen getroffen, welches ich ziemlich süß fand!". "Süß hm? Du findest auch Kageri süß..du hast schon viele Mädchen süß gefunden und dann hast du gesagt 'ich wäre gerne mit ihr befreundet'. Ein normaler Kerl würde sagen 'ich würde sie gerne flachlegen' oder vielleicht 'die wäre mein Typ vielleicht sprech ich sie an und es wird mehr darauß'. Merkst du den Unterschied?". Kyouko zeigte richtend mit ihrem Zeigefinger auf ihn. "Außerdem habe ich aus deinem Mund noch nie gehört, dass du ein Mädchen sexy fändest". Aiji riss der Geduldsfaden. Mit seinen Händen schlug er auf den Tisch und stand auf. "Es reicht! Mir ist egal was du denkst! Ich werd´s wohl besser wissen!". Wütend nahm er sein Tablett und wechselte den Tisch. "Schwul..romantische interesse an einem Mann....und dann behauptet sie auch noch, dass ich vielleicht Gefühle für IHN entwickelt haben könnte? Kyouko kann wirklich nur Schwachsinn von sich geben!", dachte Aiji sich. Kyouko hatte versucht ihm zu folgen, doch im Getümmel der Mensa ging sie verloren. Aiji suchte sich einen Tisch, der sehr weit von dem zuvorigen entfernt geweßen war. Nach einiger Zeit fand er einen, der komplett leer war und setzte sich an ihn. Eigentlich war ihm sein Appettit vergangen, doch er zwang sich dazu die restlichen Stücke zu sich zu nehmen.
 

"Was soll das?", mutig trat sie ihm gegenüber. Sie verschränkte ihre Arme und blickte leicht nach oben, direkt in seine Augen. Von Verunsicherung war in ihren türkisblauen Augen keine Spur. "Was soll was?", wollte er wissen und grinste amüsiert über ihre Heraußforderung. Die Stimmung war angespannt, feindlich. "Ich habe nie ja gesagt!", kam sie sofort auf den Punkt und hielt seinem Blick stand. "Dein Anruf hat deine Unsicherheit bewiesen", Kenta trat einen Schritt näher zu ihr. Die feuerroten Haare waren so zersturppelt wie immer und seine eisig blauen Augen gefüllt mit Selbstbewusstsein. Der schwarze Kayal zog sich in perfekten Linien um sie. Man konnte es diesem Kerl genau ansehen, dass er fest überzeugt war zu wissen was er zu tun hat, doch Saori ließ sich von dieser Aura nicht einschüchtern. "Vielleicht war ich für eine kurze Zeit verunsichtert, aber das bin ich jetzt nicht mehr! Ich brauche deine Hilfe nicht! Ich kann das auch alleine!". "Klar..du kannst es alleine versuchen. Mit mir ist die Wahrscheinlichkeit, dass du es schaffst aber um so einiges höher", meinte er. Keiner von beiden wandte den Blick ab. Beide behielten sie den Gegenüberstehenden genau im Auge. Was um sie herum geschah nahm keiner der Beiden mehr wahr. Es war unwichtig. "Was macht dich da so sicher?". "Soll diese Frage dein ernst sein? Das ist doch klar. Dir müsste es schon aufgefallen sein, dass ich immer die ein oder anderen Pläne parat habe. Wenn ich etwas will, dann bekomme ich es auch. Und ich will Itsuka, also wirst du Naoki bekommen, damit er nicht mehr im Weg steht". "Du bist wirklich mieß", die Verachtung in ihrer Stimme war deutlich zu hören. "Warum? Nun erzähl ich dir doch schon ehrlich was ich vorhabe. Außerdem willst du ihn nicht auch erlösen?", wollte Kenta wissen. "Erlösen?". "Er leidet unter dieser unerwiderten Liebe..siehst du es denn nicht? Siehst du nicht wie er leidet? Du kannst ihn glücklich machen". Es war nicht einmal eine Sekunde, doch Kenta begann sofort zu grinsen, als er diesen kurzen Funken an Verunsicherug in ihren Augen entdeckt hatte. Er nutzte diese Chance deutlich aus: "Hast du darüber noch nicht nachgedacht? Itsuka liebt ihn nicht..vielleicht geht er an dieser unerwiderten und schmerzhaften Liebe ja kaputt? Dabei wäre es doch so einfach ihn wieder glücklich zu machen...meinst du nicht auch?". Saori gab seinem Blick nach, sie wandte ihre Augen ab und starrte an die dunkelrote Mauernschulwand. "Dir gefällt es nicht, dass er sie immer so ansieht...dir gefällt es nicht, dass sich alles immer nur um sie dreht und dir gefällt es nicht, dass er wegen ihr leidet...also änder es". Kentas Worte trafen auf ihre Gefühle, genau so wie er es sich gewünscht hatte. Es machte sie wütend, dass er nur durch Worte bekommen konnte was er wollte. Warum hatte sie das Gefühl, dass sie dieses Angebot wirklich hätte annehmen sollen? Dieser Kerl..mit seiner blassen Haut, seinem kühlen Ausdruck in den eisigen Augen und seinem feurig roten Haar ähnelte er wohl wirklich dem Teufel. Einen Pakt mit dem Teufel bereute man immer, doch trozdem war er auch immer so verlockend, dass man einfach nicht nein sagen konnte. Ging es nun auch Saori so? War sie so naiv und ließ sich so leicht austricksen? "Ich werde ihm helfen, ja. Aber dafür brauche ich dich nicht", Saori versuchte stark zu bleiben. "Sei nicht so sturr. Je schneller umso besser oder? Oder willst du ihn noch länger so deprimiert sehen? Ich kenne meinen Bruder und ich könnte dir helfen, damit du viel schneller an dein Ziel kommst. Jetzt sag endlich ja, dann sind wir beide zufrieden", auch Kenta blieb sturr und so ging der Kampf weiter, "diese ewige Diskussion bringt doch nichts". Saori öffnete ihren Mund, doch kein Ton trat aus ihm herauß. War sie dabei ihm zuzustimmen? Vielleicht könnte man es versuchen? Wenn es ihr zu dumm wurde konnte sie doch trozdem aussteigen. "Was ist? Was möchtest du sagen? Willst du mitmachen? Hilfst du Naoki aus dieser unangenehmen Situation herauß und lässt ihn diese unschönen Liebesgefühle für Itsuka vergessen?". "Man...kann es versuchen. Das heißt nicht, dass ich wirklich durchgehend mitmache und wir es sofort gemeinsam durchziehen! Ich will nur sehen wie du vor hast mir zu helfen. Außerdem habe ich meine Meinung über dich dadurch nicht geändert. Ich finde immernoch, dass du ein verdammt ätzendes Arschloch bist und das werde ich auch immer meinen", ließ sie ihn wissen. Ihre Augen wirkten verunsichert. In ihrem Magen war ein unwohles Gefühl. Es fühlte sich an, als hätte sie eine falsche Entscheidung getroffen. "Ach wirklich?", Kenta begann erneut amüsiert zugrinsen, "keine Sorge, Kireda-Göre. Meine Meinung wird sich auch nicht ändern. Denk ja nicht, dass wir Freunde werden oder ich anfangen würde dich zu mögen". Saori sah ihn an. "Gut zu wissen", mit diesem abschließenden Satz ertönte auch schon der Pausengong, der die Pause enden ließ. Kenta lief an ihr vorbei, legte dabei kurz eine Hand auf ihre Schulter und sprach leise in ihr Ohr: "Wir reden nachher noch einmal". Saori bekam eine leichte Gänsehaut. Es war nicht so, als hätte sie Angst. Nie könnte ein Mensch ihr das Fürchten lehren, da war sie sich sicher. Trozdem hatte er etwas düsteres an sich. Dieser Mensch war wirklich verdorben. Vielleicht hatte sie diese Gänsehaut aus Anwiederung bekommen. Sie wollte nicht in seiner nähe sein, doch das musste sie von nun an wohl öfter. Was hatte sie getan? Warum hatte sie ja gesagt? Wie konnte ein Kerl wie er ihren Kopf so durcheinander bringen? Saori ärgerte sich. Sie war wirklich unglaublich wütend, doch diese Wut verschwand bald und wandelte sich in trauer um, als sie jemanden entdeckte: Naoki. Sein Blick wirkte mehr als nur betrübt, als er in die Schule zurück lief. Es stimmte, man musste ihm helfen, so schnell wie möglich. Was auch immer zwischen ihm und Itsuka vorgefallen war zerbrach ihm seinen Kopf und ließ ihn immer öfter abwesend wirken. Diese Sache musste ein Ende finden, so schnell wie es nur ging.

neuer Mut für dich, Abweisung für mich

Gerade, als Aiji seinen Rucksack auf seinen Rücken schwang, fing sie schon wieder mit diesem Thema an: "Aiji? Wegen deinem Kumpel...tut mir leid, wenn ich dich sauer gemacht habe. Erstens tut es mir leid, weil ich behauptet habe da könnte was zwischen euch laufen und zweitens glaube ich dir die ganze Sache mit diesem Kerl nun. Ich hätte nicht so misstrauisch sein sollen du wirst mir schon die Wahrheit sagen". Warum musste sie so etwas sagen? Es machte Aiji ein schlechtes Gewissen, denn er hasste es wirklich zu lügen. "Schon okay. Vergiss es ich bin nicht mehr sauer. Ich denke ich bin vielleicht wieder einmal zu schnell an die Decke gegangen". "Nein ich denke ich habe es wirklich übertrieben..die ganze Zeit habe ich dir das mit Gyu nicht geglaubt und ich würde es auch nicht mögen, wenn jemand irgend was zu mir sagt und ich die ganze Zeit versuche ihm klar zu machen das es nicht so ist, er aber sturr bleibt und weiter nervt...", Kyouko schien wirklich ein leichtes schlechtes Gewissen zu haben. "Kyouko, lass uns die Sache einfach vergessen ja?", bot Aiji ihr an, denn auch er wollte diese seltsame Stimmung nicht mehr um sich und sie herum haben. Kyouko nickte und lächelte leicht. "Aber wirklich...dein Kumpel bei dem du lebst hat echt ´nen seltsamen Namen", erwähnte sie wieder und lacht etwas. Aiji zuckte mit den Schultern. "Ich weiß". Er war erleichtert, dass diese Sache geklärt war und Kyouko endlich mit dem Misstrauen aufgehört hatte. Doch diese Erleichterung hielt nicht lange an, denn schon kam die nächste Frage - und diese sollte die schlimmste werden..: "Kann ich Gyu mal kennen lernen?". "W-Was?", Aiji dachte, er hätte sich verhört. "Ob ich Gyu mal kennen lernen kann? Seit einer Woche wohnst du bei ihm, hast noch gar nichts von ihm erzählt und ihn uns noch nicht mal vorgestellt! Also wie wäre es, wenn ich heute mit zu ihm gehe und ihn kennen lerne?". "Ahh..achso...ja..äh...das liegt daran dass...Gyu ziemlich schüchtern ist! Deswegen kann ich dich auch nicht einfach mit zu ihm nehmen...da sollte ich ihn erstmal fragen ob das in Ordnung ist..", redete Aiji sich erneut herauß und merkte, dass er sich immer dümmer fühlte, je öfter er lügen über 'Gyu' erfand. "Schüchtern...das wird langsam immer mehr das Gegenteil von ihm", dachte Aiji über den 'Dämon' nach. Nein, schüchtern war er wirklich nicht, eher viel zu offen. "Achso okay...kannst du ihn dann heute mal fragen?". "Klar, kann ich machen", meinte Aiji. "Super! Bin echt gespannt wie dein Kumpel ist, mit dem du dich ja sofort super gut verstanden hast!", Kyouko lächelte zufrieden und verließ dann das Klassenzimmer. "Bis morgen, Aiji!", verabschiedete sie sich. "Bis morgen", mit letzter Kraft gab Aiji sich die größte Mühe um das Abschiedslächeln so natürlich wie möglich aussehen zu lassen.
 

Als die Schritte seiner davon gehenden Cousine endlich nicht mehr zu hören waren seufzte er genervt. "Was soll ich tun? Ich kann ihr nicht erzählen, dass ich bei Seito wohne...", dachte er und verließ leicht verzweifelt das Klassenzimmer. Dann machte er sich auf den Heimweg. Seito brachte ihn seit einer Woche zwar ständig in die Schule, doch nach hause bringen konnte er ihn nicht. Es wäre zu auffällig geweßen und außerdem hatte Seito manchmal noch zu arbeiten, während Aiji schon Schulschluss hatte. Auch heute war es wieder so geweßen. Für ungefähr ein- bis zwei Stunden würde er alleine in Seitos Haus herumsitzen. "Vielleicht sollte ich mal duschen gehen..", überlegte Aiji. In dieser Woche hatte er noch nicht geduscht. Ständig, wenn er darüber nachgedacht hatte, hatte er ein unwohles Gefühl bekommen. "Ich werde duschen gehen, wenn ich wieder bei Tante Yumiko und Onkel Akio wohnen kann", hatte er sich damals vorgenommen, denn er hatte nicht gedacht, dass sein Aufenthalt bei Seito für so lange Zeit hätte anhalten können. Erneut stößte er einen verzweifelten Seufzer aus. "Jetzt denke ich wirklich darüber nach im Haus dieses Dämons duschen zu gehen", grummelte er und lief weiter.
 

Bei dem Haus angekommen nahm er sich den Schlüssel, der unter einem der Blumentöpfe leicht von Erde überdeckt war und öffnete damit die Haustür. Er zog seine schwarzen Chucks mit den knallpinken Neonschnürsenkeln aus und stellte sie in das Schuhregal. "Welcher Junge trägt schon pinke Spängchen?", hallte es kurz durch seinen Kopf. "Als würde eine Farbe darüber entscheiden können wie man zu Beziehungen steht", dachte Aiji sich genervt. Was war schlimm daran, wenn ein Kerl die Farbe rosa oder pink mochte? Kyouko spinnte, Aijis Meinung nach. Nun zog er sich seine schwarzen Socken aus und die Hausschuhe an. Gestern erst hatte er den hölzernen Boden des Gangs gewischt. Er glänzte so schön sauber und sollte nicht mehr so schnell dreckig werden. Aiji lief durch den Gang des Hauses. Außer dem Geräusch seiner Schritte war nichts zu hören. Alles war still. Im Badezimmer angekommen verschloss Aiji die Tür hinter sich. Zwar war momentan keiner Zuhause, doch wollte er trozdem auf Nummer sicher gehen. Danach zog er sich die Hausschuhe aus. Es folgten Hose, Jacke und Hemd der Schuluniform. Letztendlich zog er sich auch das Unterhemd und die Boxershort aus. Er betrat die Dusche und zog an dem silbernen Griff. Rauschend begann das Wasser aus dem Duschkopf zu schießen. Es hörte sich an, als würde es regnen. Ein beruhigendes Geräusch. Aiji schloss die Tür der Dusche hinter sich und ließ das warme Wasser über seinen Kopf laufen. Die warmen Wassertropfen liefen über seine Schultern, den Brustkorb und den Körper hinab. Seine Muskeln entspannten sich. Er schloss die Augen und genoss die warme dusche. Für eine Weile gönnte er seinem Kopf ruhe vor jedem Gedanke. Danach wollte er an etwas schönes denken. Etwas schönes, wie das öftere Shoppen mit Kageri und Kyouko, die Spieleabende mit Tante, Onkel und all den Cousins und Cousinen oder....das Lächeln seiner Mutter, welches er schwach in seiner Erinnerung geborgen hielt. Es was das schönste Lächeln, welches er je gesehen hatte. Wie lange war es her geweßen, dass er es gesehen hatte? Wohl nicht allzu lange, wenn man von Bildern spricht. Wenn man von einer Realität spricht, etwas mit eigenen Augen in diesem Moment gesehenes, dann waren es wohl 13 bis 14 Jahre. Eine Zeit, an die sich Aiji nicht mehr wirklich erinnern konnte. Aiji seufzte. Mit mühe versuchte er unangenehme Gedanken zu verhindern, doch es funktionierte nicht ewig. Er war zu kaputt um alles vergessen zu können. Zerstört, sowohl von Schlägen als auch von Worten. Zerstört von Hass. Und es nahm einfach kein Ende. Würde es überhaupt enden können? Aiji wusste es nicht, doch er hoffte es. Er hoffte, dass er es eines Tages beenden könnte, durch seine eigene Stärke, seine eigene Kraft. Er drehte an dem silernfarbenen Griff und ließ den 'Regen' somit aufhören, nachdem er sich fertig gesäubert hatte. Er verließ die Dusche und schnappte sich das große Handtuch, das er sich zurechtgelegt hatte. Bevor er sich mit diesem abtrocknen konnte, fiel sein Blick jedoch in Richtung Spiegel. Halb zu diesem gedreht sah er das, was er nie sehen wollte: Narben, sichtbare Narben seines Körpers. Sein Rücken war bedeckt mit ihnen, sowohl mit kleinen, als auch mit großen. Schmerz stach in seine linke Brust, wie ein Messer. Schnell wandte er seinen Blick wieder ab und trocknete sich mit dem Handtuch ab, welches er sich dann um den Körper band, damit er das Badezimmer nicht nackt verlassen musste.. Mit total durchnässtem Haar öffnete er die Tür und lief in sein Zimmer. Dort angekommen zog er sich frische und bequeme Kleidung an. Er blickte in den Spiegel seines Zimmers und sah sich selbst in seine schwarzen, betrübten Augen. Nach kurzer Zeit wandte er sich ab und verließ das Zimmer. Aiji versuchte auf andere Gedanken zu kommen und überlegte: "Was..soll ich jetzt tun?". Er sah auf die Uhr. Ungefähr eine halbe Stunde war noch übrig geweßen, bis Seito den Unterricht beenden würde. "Gibt es eigentlich etwas, was ich in diesem Haus nicht tun würde, wenn er anwesend wäre, außer duschen?", Aiji wollte all die Dinge, die er nun tun konnte, ohne dass Seito es heraußfinden würde, ausnutzen. Plötzlich fiel ihm etwas ein: Noch nie war er in Seitos Schlafzimmer geweßen. Dieses Zimmer war zugleich auch das Zimmer, in welchem er arbeitete, also so etwas in der Art wie ein Zimmer, welches nur für ihn war, wie ein eigenes Zimmer im Elternhaus. Schon seit er in diesem Haus war hatte ihn eine kleine neugier geplagt. Wie sah dieses Zimmer wohl aus? War es groß? War es hübsch eingerichtet? Waren darin einige geheimnise versteckt? Seito hatte nie gesagt, dass Aiji es nicht betreten dürfte. Trozdem wollte Aiji es nicht tun, wenn Seito da war und vielleicht war es ihm ja auch wirklich nicht recht. Immer wenn Seito in sein Zimmer verschwand, dann war es um zu arbeiten und da wollte er nicht gestört werden und schloss die Tür von innen ab. Sonst nutzte er das Zimmer erst dann wieder, wenn er schlafen ging. Aijis neugier wurde größer. Vielleicht hatte Seito ja wirklich etwas in diesem Zimmer versteckt. Ehe Aiji sich versah stand er auch schon vor der Tür dieses Raumes. Sollte er wirklich die Tür öffnen? Aber vielleicht war sie auch einfach abgeschlossen. Wenn Seito nicht wollte, dass jemand dieses Zimmer war, hätte er es doch wohl einfach abgeschlossen..oder? Also wenn sie sich nun öffnen ließ, dann hatte er bestimmt kein Problem damit. Mit diesen Vermutungen drückte Aiji nun einfach die Klinke der Tür nach unten und erschrak etwas, denn sie ließ sich tatsächlich öffnen. Seine neugier konnte er nun schon längst nicht mehr zurück halten, also entschied er sich einfach dazu die Tür komlpett zu öffnen, doch vielleicht war das ein Fehler...
 

"Was...", vor Schock bekam Aiji keinen vollständigen Satz herauß. Dieses Zimmer war ein Chaos! Aktenordner lagen auf dem Boden. Neben dem Schreibtisch stappelten sich haufenweiße Blätter und Stifte. Es sah aus, als hätte Seito für ein Jahr lang keinen Mülleimer mehr gesehen. Wie kam es, dass ein Zimmer so ein Chaos sein konnte, während die anderen doch so sauber schienen? Tatsächlich war dies wohl ein typisches Zimmer eines Singlemannes, der viel arbeit hatte. Das einzige, was einigermaßen ordentlich zu sein schien, war der Schreibtisch. "Klar, irgendwie muss er ja seine Arbeit erledigen...was er nicht mehr braucht wird wohl einfach gnadenlos auf den Boden geworfen...", vermutete Aiji und seufzte, "was ist nur los mit diesem Kerl?". Aiji lief zum Bett. Der Bettbezug und auch die Bettdecke rochen frisch, also waren wohl wenigstens diese regelmäßig ausgewechselt worden. Das Bett jedoch war nicht gemacht worden. Es sah total chaotisch und zerknittert aus. Aiji wusste nicht, warum er es tat, doch plötzlich nahm er eines der Kissen, schüttelte es aus und tat es dann an den Platz zurück, an den es hin gehörte. Dies tat er dann auch mit dem zweiten. Letztendlich schüttelte er auch noch die Decke aus und legte sie ordentlich zusammen. "Vielleicht sollte ich auch die unordnung auf dem Boden beseitigen...was besseres habe ich ja sowieso momentan nicht zu tun", überlegte Aiji. Nachdem er einen großen Müllsack geholt hatte setzte er sich zwischen das ganze Blätterchaos und begann alte Stifte und Blätter wegzuräumen. Blätter und Akten die noch nicht zu alt waren stappelte er sorgsam. Die Zeit verging, während die Blätterberge immer kleiner und kleiner wurden. Zuvor auf dem Boden verstreute Ordner wurden in den Schrank oder in die Schreibtischfächer geräumt, die Aiji auch schon aussortiert hatte. Total vertieft in das Ordnung schaffen bemerkte er gar nicht, dass er schon seit ungefähr einer Minute nicht mehr der einzige in diesem Zimmer geweßen war. "Was zum teufel tust du da!?", Aiji erschrak heftig und drehte sich ruckartig um. Sein Blick wanderte nach oben und sah in Seitos Gesicht. Sein Gesichtsausdruck wirkte durcheinander. Leicht sauer und verwirrt zugleich. "I-Ich mache Ordnung!", antwortete Aiji und war saß weiterhin auf dem Boden. "Was soll das? Du weißt doch gar nicht ob ich diese Blätter noch brauche! Und warum gehst du einfach in mein Zimmer?", Seito schimpfte ihn nicht an, doch konnte man es in seiner Stimme hören, dass er sauer war. "N-Naja...so...wie die auf dem Boden verteilt waren...hast du sie bestimmt nicht mehr gebraucht...a-außerdem hab ich die, die weniger als ein halbes Jahr alt waren zusammengestapelt...", Aiji zeigte auf einen der zwei Blätterstapel. "Du hast mir immernoch keine Antwort auf meine Frage gegeben. Was hast du in meinem Zimmer zu suchen?", wiederholte Seito seine Frage. Er klang gereizt. "I-Ich....ich weiß nicht...ich war neugierig", murmelte Aiji und sah ein wenig zur Seite, "und..als ich dann das Chaos gesehen habe konnte ich einfach nicht anders". Aiji errötete etwas, da ihm die Sache peinlich und unangenehm war. Was hatte er sich dabei gedacht dieses Zimmer zu betreten? "Du..bist wirklich noch ein Kind", meinte Seito und seufzte, "wer hätte gedacht, dass man dich nicht alleine im Haus lassen darf?". "Was soll das jetz bedeuten? Ich bin kein Kind mehr! Und wenn, dann bist du auch noch eins! Weil so viel älter als ich kannst du nicht sein!", Aiji fing wieder an leicht zu motzen. "Denkst du das?", Seito hob eine Augenbraue, "für wie alt schätzt du mich denn?". Aiji drehte seinen Kopf wieder in Seitos Richtung. Er sah ihn genau an, von oben bis unten. Dann schätzte er: "18 oder 19?". "Dein Ernst?". Aiji nickte. "Ich bin 22. Fünf Jahre älter als du", erzählte Seito, "Ich hab die Pupertät hinter mir und bin ein Erwachsener, während bei dir noch nicht einmal die ersten Anzeichen eines Bartwuchses zu sehen sind, kleiner". Man sah es Aiji an, dass er überrascht war. 22, das sah man Seito nicht an. Trozdem war er noch recht jung für einen Lehrer. Viel zu jung um gesietzt zu werden, wie Aiji doch dachte. "H-Hey! Mir wächst schon ein Bart! D-Den rasier ich nur immer weg!", mogelte Aiji, was man sofort bemerkte. "Wirklich?", plötzlich kniete sich Seito zu dem auf dem Boden sitzenden Jungen herab. Er hob sein Kinn an und kam ihm recht nahe. Seine Augen schienen den Bereich um Aijis Lippen genau anzusehen. "Ich sehe da nicht mal ein einziges Stoppelchen. Wie kommt´s, dass ich noch nie eins gesehen habe?". Plötzlich zog ein kribbeln durch Aijis Magen. Es war nur ganz kurz, vielleicht war es geweßen, weil er überrascht darüber war, dass Seito ihm plötzlich unglaublich nah gekommen war. Seitos Finger, die unter Aijis Kinn lagen, fühlten sich kühl an. "Er ist wirklich verdammt nah", bemerkte Aiji und sah ihn leicht nervös an. Wäre er noch näher mit seinem Gesicht gekommen, hätte er wohl schon seinen Atem spüren können. Bei dieser nähe war es fast nicht möglich seinen Blicken auszuweichen und dadurch, dass Seito ihm das Kinn mit seinen Fingern festhielt, war es wohl wirklich nicht mehr möglich. Nun fing er auch noch an mit dem Daumen unter Aijis Lippen entlang zu fahren. "Alles glatt, kein einziges stoppeliges Häärchen", stellte Seito fest. Die dunkelblauen Augen blickten in Aijis. Blau, wie die Farbe des Meeres und sie schienen nicht nur diese Farbe zu besitzen, nein, sie waren wohl auch in der Lage jemanden wie die tiefen des Meeres zu verschlingen. Das seltsame kribbeln kehrte in Aijis Bauch zurück. Warum fing sein Herz an schneller zu schlagen? Plötzlich rutschte Aiji ruckartig ein ganzes Stück nach hinten. "W-Wer erlaubt dir eigentlich mich so anzufassen!? I-Ich dachte Lehrer dürfen ihre Schüler nicht belästigen!?", ohne dass Aiji es wollte errötete er stark. Seine Backen wurden um einiges wärner, doch er konnte es nicht verhindern. Was war hier los? "Belästigen? Wie sollte ich dich belästigt haben? Ich habe nur nachgeprüft ob es stimmt was du sagst", meinte Seito und lächelte, doch es war kein freundliches lächeln, eher ein freches, als wollte er Aiji ärgern und mit ihm spielen. "D-Dafür musst du mir nicht so v-verdammt nahe kommen!", meckerte Aiji laut, "m-mach das nicht nochmal, okay!?". "Hmm...was passiert wenn ich es nochmal mache?", was war das für eine dumme Frage? Dieser Kerl war definitiv nicht dafür gemacht ein Lehrer zu sein! "Eh? D-Dann....", Aiji brach seinen Satz ab, denn er wusste nicht weiter. "...Dann?", plötzlich kam dieser Kerl ihm wieder näher. "D-Dann sag ich dem Direktor bescheid und dann kannst du den Ausbildungsabschluss vergessen!", drohte Aiji nun aus Panik. "Würdest du nicht tun, dafür wohnst du viel zu gerne bei mir". Was war das nun wieder für eine Behauptung? "Hatte ich das je gesagt?", wollte Aiji grummelnd wissen und rutschte wieder ein Stück nach hinten. Nun saß er an dem Anfang des Bettes. "Nein, aber man sieht es dir an. Sonst würdest du nie die Hausarbeiten erledigen und hättest wohl auch nie mein Zimmer aufgeräumt". "Ich..schätze da hat er wohl irgendwie recht..", dachte Aiji sich. Ihm viel kein Gegenargument ein. Plötzlich stand Seito wieder auf. "Wie auch immer...merk´s dir für die Zukunft, dass ich es eigentlich nicht so gerne habe, wenn jemand einfach in mein Zimmer geht und alles umräumt", er lief zur Tür, als wäre nie etwas geweßen. "Und jetzt komm, es gibt was zu essen". "Z-Zu essen? Du hast gekocht?", wollte Aiji wissen und stand nun auch wieder auf. Noch immer war dieses seltame Gefühl in seinem Magen und seine Wangen leicht rot. "Nein. Ich hab was von ´ner Pizzeria geholt", antwortete Seito und lief in die Küche. "Oh klasse! Pizza!", auf einmal funkelten die Augen des kleinen Jungen wieder glücklich und er eilte Seito hinterher."Iss auch schön viel, musst ja noch wachsen oder willst du ewig so´n Zwerg bleiben?", fing Seito sofort wieder an ihn zu ärgern, als sie in der Küche ankamen und er die Pizzas aus den Kartons packte. "Ich bin kein Zwerg! Du bist einfach nur viel zu rießig! 1.90 meter is für einen Japaner definitiv abnormal!", regte sich Aiji sofort wieder auf. Seito lachte amüsiert. "Hey pass auf. Wenn ich will kann ich dir auf den Kopf spucken", wieder eine spottische Andeutung auf Aijis Körpergröße. "Idiot", grummelte Aiji beleidigt und biss in das erste Stück seiner Salamipizza. Gerade in diesem Moment kam ihm ein unschöner Gedanke: "Ich will deinen Kumpel unbedingt mal kennenlernen!". Kyouko wartete auf eine Antwort und es war unmöglich sich ewig aus dieser Sache heraußzureden. "..Seito-san?". "Hm?", mit einer hälfte eines Pizzastückes im Mund, die andere noch in der Hand haltend, sah Seito seinen Schüler an. "Na ja also...meine Cousine, Kyouko...sie möchte dich kennen lernen..also nicht dich..also..du weißt schon! Sie will meinen Kumpel bei dem ich wohne kennen lernen...", murmelte Aiji vor sich hin. "Und?". "Wie und? Ist das denn okay wenn sie weiß, dass ich bei dir lebe?". Seito zuckte mit den Schultern und kaute genüsslich auf seinem Pizzastück herum. "Wenn sie nicht so ´ne Person ist die alles gleich weiter plappert und es für sich behalten kann, ja". Aiji dachte nach. War Kyouko vertrauenswürdig genug? Noch nie hatte sie Aijis Geheimnise außerhalb ausgeplaudert. Manchmal konnte sie im Kreis der Familie nicht die Klappe halten, doch dann war es meistens auch nur weil sie sich versehentlich verplappert hatte. Richtig, es war kein misstrauen, welches ihn zum nachdenken brachte, nein, es war ihre Dummheit. Natürlich, so unterbeleuchtet war sie auch wieder nicht, da gab es Menschen, die wirklich dümmer waren, doch normale Intelligenz war bei ihr wohl nicht mehr der Fall. Doch selbst ihre Dummheit hatte sie nicht dazu gebracht Geheimnise in die Welt zu plaudern. Ja, Kyouko würde wirklich kein Geheimnis durch die Gegend brüllen und es würde ihr auch nicht vor vielen Leuten einfach so heraußrutschen. "Wahrscheinlich kann ich damit rechnen, dass Naoki und Kageri dann wohl auch bald davon bescheid wissen...und Kenta wohl auch...aber dem wird die ganze Sache wohl sowieso ziemlich egal sein er wird´s wohl überhören wenn Kyouko sich verplappern würde...hört ja eh ziemlich selten zu", dachte Aiji, "nach außen wird es aber nicht kommen, also ist es okay..". "Kann ich sie morgen vorbei bringen?", vergwiserte Aiji sich. Seito nickte. "Wenn du´s ihr unbedingt erzählen willst, dann bring sie morgen eben vorbei. Ich hab morgen nichts zu tun", ließ Seito ihn wissen. "Gut, dann kommt sie morgen hier vorbei...ich denke sie wird mich umbringen, wenn sie erfährt, dass ich bei dir Lebe..", Aiji dachte über all die Lügen nach, die er ihr erzählt hatte - und das schlechte Gewissen war wieder zurückgekehrt. Seine Strafe würde er wohl morgen bekommen. Sie würde schimpfen, ihn rütteln und wohl eine Weile lang nicht mehr mit ihm reden, aber da musste er nun durch. Aiji gab ein leicht angestrengt und verzweifelt klingendes Seufzen von sich, ehe er dann zum nächsten Stück seiner köstlichen Pizza griff.
 

Nervösität ließ ihren Körper kribbeln. Kyouko lief durch den Gang ihres Hauses und dachte noch einmal genau über die Situation nach. Gestern hatte sie Mist gebaut. Sie hatte Takeo mit Dingen genervt, die ihn vielleicht verletzt hatten. Vielleicht gab es ja irgend etwas in seiner Vergangenheit, weshalb er so seltsam auf Annäherungen reagierte? Vielleicht war er aber auch wirklich nur Berührungsscheu und war genervt durch Kyoukos Sturrheit. Oder vielleicht war auch einfach nur Kyouko allgemein das Problem. "Wenn wir keine Freunde wären würde ich meine Zeit hier nicht verschwenden", ging es ihr wieder durch den Kopf und ausnahmsweiße hatte sie einmal verstanden, dass sie nicht das Problem war. Zumindest war es nicht so, als würde er sie hassen oder nicht mögen. An der Treppe, die in den Eingangführte, angekommen, öffnete sich eine Tür des Ganges. "Ach Kyouko, warte mal!", es war Naokis Stimme, welche zu hören war. Sie klang leicht bedrückt. "Hm?", Kyouko drehte sich zu ihrem älteren Bruder um, "was gibt´s?". "Bevor ich es wieder vergesse..ich habe Yasuo nach seinem Mädchengeschmack gefragt", kurz war in Naokis Stimme ein noch bedrückterer Ton wahrnehmbar. Hatte er sich kurz an etwas erinnert, was für ihn unangenehm geweßen war? "Oh? Cool! Was hat er geantwortet?", sofort reagierte Kyouko neugierig. "Er hat gefragt warum ich sowas wissen will". "Und dann?". "Dann habe ich gemeint, dass es keinen bestimmten Grund hat. Einfach nur neugier". "Hat er´s dir geglaubt?", wollte Kyouko wissen. Naoki zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Jedenfalls hat er gemeint er weiß es nicht so genau". "Nicht dein ernst oder? Man hat doch den ein oder anderen Wunsch oder eine Vorstellung von einem Traumpartner!", Kyouko motzte leicht. "Hmm..ehrlich gesagt...habe ich auch nicht wirklich große Ansprüche...ich mag lange Haare..aber der rest ist, zumindest vom äußerlichen her, nicht so wichtig. Klar, hässlich sollte sie nicht sein, aber ich brauche auch kein Topmodel", meinte Naoki. "Toll. Ich will aber nicht wissen was du magst, sondern was Yasuo mag! Was du magst hilft Kageri nicht weiter, Schlaukopf!". "Ist ja gut. Beruhig dich", Naoki blieb entspannt, "am Gerücht, dass er keine süßen Mädchen mag, ist jedenfalls nichts dran. Er hatte noch erwähnt, dass er diese Superpüppchen mit rießen Brüsten nicht leiden kann und die megadürren Mädchen, die nur noch wie ein Strich aussehen mag er auch nicht". "Oh? Woher weißt du jetzt so genau, dass an dem Gerücht nichts dran ist?". "Hab ich ihn extra noch gefragt", antwortete Naoki, "wahrscheinlich vermutet er nun auch wohl, dass ich wegen Kageri gefragt habe..vielleicht aber auch nicht. Ich denke Yasuo ist nicht so der Typ der über jede kleine Frage und jedes Gespräch genau nachdenkt um heraußzufinden warum welche Frage gestellt wurde und warum das so und so war". "Hmm...alles klar! Dann sag ich Kageri bescheid! Die wird sich wohl rießig freuen...ich meine...du kennst sie ja..jede schöne Kleinigkeit macht sie überglücklich...ist aber leider auch bei den negativen Dingen so..Kageri ist so übersensibel". "Richtig. Wir müssen auf das zerbrechliche Blümchen gut aufpassen, hm?", auf Naokis Lippen zeigte sich ein leichtes Lächeln. Es war schön endlich ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. Für gewöhnlicherweiße grinste er so oft, doch in letzter Zeit wurde es immer seltener. Es war offensichtlich, dass irgend etwas nicht stimmte. Doch was war es? Kyouko wusste es nicht. Für sie war es ein Rätsel, doch sie wusste auch, dass man aus Naoki nur selten etwas heraußbekam, da er andere Leute nie mit seinen Problemen belasten wollte. "Genau", Kyouko erwiderte sein lächeln. "Na ja..ich erzähl es ihr nachher. Takeo gibt mir jetzt erst einmal wieder Nachhilfestunden! Die sind jetzt wirklich verdammt wichtig, damit ich nicht in diese ätzende Sommerschule...", Kyouko wurde durch ihr Handy unterbrochen, welches einen piependen Ton von sich gab. Sie zog es aus ihrer schwarzen Jeans und sah auf den aufleuchtenden Bildschirm. "Eine neue SMS" war zu lesen. Absender war 'Takeo-kun'. "Der Nachhilfeunterricht klappt heute nicht. Frag Naoki oder irgendwen anders aus deiner Familie, der nicht so hohl ist wie du", laß sie, wobei hinter dem letzten Satz ein Smiley gesetzt wurde, der die Zunge herauß streckte. Kyouko war verwirrt. War er immer noch sauer oder nicht? Der Abschluss der SMS schien als neckender Scherz gemeint zu sein, doch im Gesammten ging es um die Absage des Treffens. Wollte er sie also nicht sehen? Gründe warum die Nachhilfe ausfiel gab es keine, zumindest waren sie nicht in der SMS enthalten. Kyouko seufzte. Sie bekam ein schlechtes Gewissen und stellte sich selbst Fragen: "Was wäre wenn ich ihn gestern nicht so genervt hätte? Dann würde ich wohl nun gerade in diesem Moment bei ihm klingeln oder? Dann hätte er den Unterricht nicht ausfallen lassen..da bin ich mir sicher..". "Kyouko?", ruckartig wendete sich Kyoukos Blick vom Bildschirm ab. "Hä?". "Alles okay? Du starrst deinen Bildschirm ziemlich durcheinander an und hast noch nicht zuende gesprochen..". "Ähh...also..ja..jedenfalls gehe ich jetzt zu Kageri und rede mit ihr..". "Wolltest du nicht gerade noch zu Takeo? Gerade eben meintest du doch noch die jetzigen Nachhilfestunden seien besonders wichtig", wiederholte Naoki. "Äh...die Nachhilfestunden fallen heute aus...frag mich nicht warum ich weiß es selber nicht", Kyouko lief an ihrem Bruder vorbei und ging zur Tür, welche in Kageris Zimmer führte. "Achso?", selbst Naoki schien ein wenig verwirrt, zumindest klang seine Stimme so. Kyouko äußerte sich dazu nicht mehr. Sie öffnete die Zimmertür und schloss sie, nachdem sie das Zimmer betreten hatte, hinter sich.
 

"Kageri?". Das Mädchen lag auf ihrem Bett und schlief eingemummelt in warmen, weichen Bettdecken und Kissen. Es sah süß aus und zugleich irgendwie lustig. "Hey..Kageri...wach auch ich habe tolle Neuigkeiten für dich..", Kyouko lief ans Bett und warf einen genaueren Blick auf ihre schlafende Schwester. Ein leises lachen konnte sie sich nicht verkneifen und kurz danach zückte sie auch schon ihr Handy, um diese süße Pose zu fotografieren. Ob Yasuo diesen Anblick wohl auch so niedlich finden würde? Vielleicht. So gut kannte Kyouko diesen Kerl nicht. Eigentlich hatten sie noch nie wirklich miteinander gesprochen. Ab und zu hatten sie ein paar Worte ausgetauscht, aber einfach mal so nach der Schule zu zweit getroffen um was freundschaftliches zu unternehmen - das war noch nie passiert. Wahrscheinlich waren sie auch keine Freunde. Sie waren wohl einfach Nachbarn, die sich ganz gut verstanden. Reichte ja eigentlich auch schon. Hauptsache war es doch, dass man mit den Nachbarn nicht auf Kriegsfuß stand. "Ach komm schon..es geht um deinen 'Kireda-kun'! Also wach auf!", Kageris schlafendes Gesicht hielt Kyouko nicht davon ab ungeduldig zu werden. Sie blieb sturr und setzte sich ans Bett, ehe sie Kageri an ihren schultern packte und leicht rüttelte. Danach dauerte es auch nicht mehr lange bis diese aufwachte. "Kyouko?..Warum weckst du mich?", fragte Kageri gähnend und leise. In diesem Moment sah sie aus wie ein kleiner müder Hamster, der aus seinem Nest gezerrt wurde. "Weil ich dir endlich deine Frage beantworten kann auf welche Art von Mädchen Yasuo steht!", rief Kyouko stolz. "W-Wirklich?", sofort wirkte Kageri neugierg und plötzlich war der kleine Hamster wach. Die blauen unschuldigen Äuglein blickten Kyouko erwartungsvoll an. "Diese Sache da..also..das er keine süßen Mädchen mag..das is nur ein Gerücht! Was er wirklich nicht leiden kann sind diese übertriebenen weiber die sich überschminken, mega Titten haben und wie Schlampen durch die Gegend laufen! Und diese weiber, die total dürr sind mag er auch nicht. Du bist in keinen dieser beiden Kategorien", verkündete Kyouko fröhlich. Kageri zeigte ein herzerwärmendes strahlen in ihrem Gesicht. Ihre Augen glänzten erleichtert und glücklich und sie erötete leicht. "Unglaublich wie glücklich sie diese Sache macht..sie weiß immer noch nicht wie sehr sie Yasuos Geschmack trifft, ist aber schon davon überglücklich, dass sie weiß, dass sie nicht in die Kategorie der Mädchen fällt, die er nicht mag", dachte Kyouko, doch es freute sie natürlich ihre große Schwester so glücklich zu sehen. "Dann...kann ich vielleicht doch..", Kageri sprach leise und verlegen. Sie brach ihren Satz ab und wurde noch röter. Das kleine Mädchen war wirklich frisch von Amors Pfeil getroffen worden. "Richtig! Wenn du dir mühe gibst klappt es dieses mal vielleicht wirklich. Ich meine..es ist das erste Mal, das du mit deinem Schwarm schon öfters im selben Zimmer warst und mit ihm geredet hast, nicht wahr? Eins ist klar, dieses mal ist es keine 'von-weitem-still-beobachten'-Schwärmerei!", gab Kyouko ihrer Schwester Mut. "J-Ja..stimmt schon aber...eigentlich stehen meine Chancen trozdem ziemlich niedrig oder..?", Kageri seufzte. Ihr Gesicht blieb rot, doch das glückliche Funkeln ihrer hellblauen Augen verschwand. "Warum?". "Na ja..ich bin nunmal nicht so wie du...du hast´s so gut du kannst so super mit Jungs reden...a-aber ich kann das gar nicht...ich kann Kireda-kun nicht einfach mal so näher kommen und sowas...". "Und wenn er auf schüchterne Mädchen steht? Vielleicht ist alles was du momentan tust genau perfekt! Du darfst nur nicht immer die Flucht ergreifen..wird ja nichts wenn du ihm komplett aus dem Weg gehst", Kyouko gab ihr weiterhin ein paar Tipps, "wegen einem Jungen solltest du dich nie verändern. Du bist nunmal schüchtern aber es gibt Kerle die auf sowas stehen. Dein Problem ist aber, dass du wirklich ein wenig zu schüchtern bist, aber wie gesagt..hör auf zu fliehen und dann ist alles gut. Stotternde Worte und leises Sprechen ist erlaubt. Ich glaube irgendwann gewöhnst du dich auch daran in seiner nähe zu sein und dann kannst du mit ihm reden wie mit mir auch!". "B-Bist du dir sicher..? Was ist wenn ich mich wieder einmal blamiere? Ich habe mich schon so oft vor Kireda-kun blamiert...", jammerte Kageri. "Ach quatsch. Du bist ein klein wenig dusselig, ja. Aber hatte ich nicht schon einmal gesagt, dass er so wie es aussieht wohl keine Probleme damit hat? Könnte ja sein, dass er es süß findet", meinte Kyouko leicht schmunzelnd. "D-Denkst du wirklich...d-dass Kireda-kun sowas süß finden könnte?", Kageri wurde noch röter. Kyouko zuckte mit den Schultern. "Vielleicht. Ich sage nicht, dass es zu hundert Prozent der Fall ist. Aber es könnte sein. Wie gesagt, bleibe einfach du selbst und sieh was passiert. Das wird schon. Ich glaube wirklich, dass darauß was werden könnte. Ich denke ihr wärt süß!". Kyouko achtete genau auf die Reaktion ihrer älteren Schwester und merkte sofort, dass sie genau in diesem Moment versuchte sich selbst und Yasuo als Päärchen zu sehen. Natürlich wurde sie in diesem Moment so rot, das man sie mit einer Tomate hätte vergleichen können. "Vorsicht Kageri. Dein Kopf glüht", Kyouko lachte, "stell dir nichts zu versautes vor du böses Mädchen!". "Hä!? I-Ich habe keine p-perversen Gedanken!", machte Kageri sofort klar und wirkte dabei panisch. "Natürlich nicht", ironie war in Kyoukos Stimme zu hören und sie lief zur Tür. "W-Wirklich! Ich..bin nicht pervers..". "Richtig. Unsere Kageri ist ´ne ganz brave. Wie auch immer. Ich gehe wieder in mein Zimmer, wenn du irgendwas brauchst oder reden willst komm zu mir ich bin immer für dich da, kleine", mit einem lächeln verabschiedete Kyouko sich und beendete die Konversation. "D-Danke..Kyouko". Ehe sie die Tür schloss antwortete sie: "Nichts zu danken".

In Kyoukos innerem mischten sich die Gefühle. Glücklich darüber, dass Kageri endlich neuen Mut gefunden hatte, doch besorgt und deprimiert darüber, dass sie einen Fehler begangen hatte, der die Entfernung zwischen Takeo und ihr um einiges vergrößerte.

Das ist der Plan

"Aiji? Ist alles okay?". "Nein..denn ich glaube heute bin ich auf dein niederes Niveau gesunken..", diese Antwort ließ Kyouko kurz mit dem Auge zucken. "Was genau meinst du damit?", ihre Stimme klang bedrohlich. "Ich meine, dass ich den Test total vermasselt habe. Was denkst du wie viele Punkte du bekommst? Sei ehrlich!". "Hmm...40?", schätzte Kyouko. "40 von 100? Du? Nie im leben! Wenn ich glück habe schaffe ich wohl..20...verdammt...der Idiot wird mich wohl umbringen..". "Der Idiot? Meinst du Gyu?", wollte Kyouko wissen. Wieder einmal war Aiji erstaunt darüber, wie leicht man Kyouko von einem Thema zu dem anderen lenken konnte. Der Funken ihrer Wut war durch ihre Neugier ausgelöscht worden. Ja, so schnell hatte sie das beleidigende Kommentar vergessen. "Ja, den meine ich". "Ich kann´s kaum erwarten ihn heute kennenzulernen!", rief Kyouko begeistert. "Äh..ja...ich freu mich auch...also..darüber dass ihr euch endlich kennenlernt..", Aiji zwang sich zu einem gefälschten lachen. "Das wird mein Untergang..", dachte er. "Also? Gehen wir los?", wieder einmal war Kyouko total ungeduldig. "Jap", Aiji nickte und lief auch schon los. Währenddessen gingen ihm zwei Fragen durch den Kopf. Erstens: Wie würde Kyouko reagieren, wenn sie heraußfinden würde wer Gyu wirklich war? Zweitens: Wie würde sie reagieren, wenn sie heraußfinden würde, dass er nur zwei Häuser weiter entfernt lebte? Außerdem fragte sich Aiji auch noch wie sie darauf reagieren würde, dass Aiji sich so einen bescheuerten Namen für Seito-sensei ausgedacht hatte.
 

Nach einer Weile kamen sie an dem Haus an. "Wir sind da". "Wir sind..da?", Kyouko schien verwirrt, "du bist..nur zwei Häuser weiter gezogen?". "Ähm...jap". "Du...bist zwei Häuser..weiter gezogen?". "Ja Kyouko", Aiji seufzte. War das denn wirklich so eine große Sache? "Und wenn du jetzt noch ein drittes mal fragst ändert das nichts daran". "Es ist halt nur ein wenig überraschend! Das hättest du doch ruhig sagen können! Ich mach mir hier totale sorgen und denk, dass du vielleicht irgendwo am anderen Ende der Stadt rumhängen könntest!", schimpfte Kyouko. "Tut mir ja leid aber...na ja...du wirst den Grund noch früh genug erfahren...spätestens wenn du...Gyu..gesehen hast", murmelte Aiji leicht genervt. Er hatte keine Lust auf diese Aktion. "Ich frage mich was an ihm so schlimm ist, dass du ihn nicht zeigen möchtest. Ist er wirklich so schüchtern? Oder hast du Angst ich schnapp ihn dir weg?". "Zweiteres kannst du liebend gern tun wenn er dein Typ ist", grummelte Aiji. "Wobei ich kaum glaube, dass Kyouko sich an Lehrer ranmacht..obwohl..bei ihr weiß man nie", dachte er sich. "Sicher? Nicht das du am ende jammerst!". "Werde ich ganz bestimmt nicht..". An der Tür des Hauses angekommen holte Aiji den Schlüssel aus dem Versteck und schloss die Tür auf. "Ich weiß gar nicht ob er schon da ist...aber komm trozdem schon mal rein". Aiji betrat das Haus und zog sich die Schuhe aus. "Nicht vergessen die Schuhe auszuziehen! Der Boden ist nur dank mir so sauber!", erwähnte Aiji. "Mein Gott du redest wie so ´ne Hausfrau..Mum regt sich auch immer tierisch auf wenn wir mit Schuhen durchs ganze Haus laufen", auch wenn sie etwas motzte tat Kyouko was er wollte und stellte ihre Schuhe neben seine. Aiji lief in die Küche. "Möchtest du vielleicht irgendwas?". "Was zu trinken wäre nett", Kyouko setzte sich und grinste etwas, "der Kerl hat dich ja echt zu ´ner Hausfrau gemacht..du benimmst dich wirklich, als wärst du hier die Frau im Haus!". "Lass die blöden Sprüche Kyouko", grummelte Aiji, "ich war schon immer so gastfreundlich tut mir leid, dass das irgendwie an eine Hausfrau erinnert, wobei ich nicht finde dass es so ist". Aiji stellte ihr ein frisches Glas Wasser auf den Tisch. "Jaja ist ja schon gut. Danke", sofort nahm seine Cousine einige schlücke davon. Plötzlich hörte man, wie sich die Küchentür öffnete und dann dauerte es auch schon nicht mehr lange, bis Kyouko vor Schock den Tisch mit Wasser bespuckte: "Ah da seid ihr ja. Hey Kyouko. Hey Aiji", nachdem Kyouko diese Stimme gehört hatte war der Tisch nass geweßen. "Was machen Sie denn hier!?", rief sie sofort und drehte ihren Kopf Richtung Tür. "Hier wohnen? Und wisch bitte das Wasser von meinem Tisch auf". In einer bedrohlich langsamen Geschwindigkeit drehte Kyouko ihren Kopf zurück in Aijis Richtung. Dieser konnte sich schon genau vorstellen welchen Blick sie ihm gleich zuwerfen würde: Den Todesblick. Und so war es auch. "Aiji..? Erklärst du mir das?". Es war wieder einer dieser Momente, in denen Kyouko Aijis Meinung nach einem fetten, roten und feuerspeienden Drachen ähnelten. "Na ja...", meinte Aiji und kratzte sich am Hinterkopf, "das ist...der Bekannte bei dem ich lebe..". "Achso!? Dein schüchterner Freund Gyu hm!?". "Was zum....wer oder was ist Gyu?", auch Seito schien nun auf eine Antwort zu warten. "Das öhm...irgendwas musste ich ihr ja erzählen oder!?", versuchte Aiji sich zu verteidigen. "Und...von all den Namen die es auf dieser Welt gibt...benennst du mich nach einem Nutzvieh?". "Ich hatte gerade Rindfleischspieße gegessen! Da ist mir eben Gyu eingefallen!". "Du bist wirklich ein Idiot", meinte Seito seufzend während seine Hand seine Stirn bedeckte, "unglaublich, dass Kyouko dir das abgekauft hat..obwohl..na ja sie ist ja nicht wirklich die hellste". "Bitte was!? Das sehe ich als eine Beleidigung!", schimpfte Kyouko. "Sehe ich nicht so. Immerhin hast du im letzten Test stolze 5 von 100 Punkten erreicht. Glänzende Meisterleistung im schlecht sein. Nicht einmal Aiji ist so schlecht und allein der schon ist ziemlich.....na ja....schlecht". "Ziehen Sie mich da nicht auch noch mit rein!", motzte nun auch noch Aiji los. "Ihr könnt also beide nicht die Wahrheit verkraften? Man merkt ziemlich gut, dass ihr Verwandt seit. Einer bockiger als der andere". "Unglaublich auf ihn so viele Mädchen abfahren...naja..die kennen seinen wahren dämonischen Charakter ja auch nicht..", dachte Aiji mit dunkler Miene. "Tsee!", Kyouko schien beleidigt. Sie hatte ihre Arme verschränkt und sagte nichts mehr. "Ja ja wie auch immer! Kyouko tut mir Leid das ich dich belogen habe aber es waren nur Notlügen! Jetzt kennst du ja die Wahrheit!". "Nun ja...das war wirklich überraschend...und jetzt..als Entschuldigung...wirst du mir alles erzählen was vorgefallen ist! Erzähl mir alles was zwischen euch läuft und was ihr in der letzten Woche alles getrieben habt!", meinte Kyouko wobei kurz ein erwartungsvolles Funkeln in ihren Augen zu sehen war. Was hatte sie nun erwartet? Wahrscheinlich irgendeine verbotene Liebes Story. Aiji verdrehte die Augen. "Wenn du darauf bestehst....ich habe ein paar Sachen im Haushalt wie beispielweiße kochen und Geschirr spülen übernommen da ich nicht einfach so kostenlos ohne irgendwas zu tun oder zu helfen hier leben wollte. Ansonsten ist mein Leben hier ziemlich...normal bis auf die Ausnahme das ich mit diesem Kerl zusammen lebe", erzählte Aiji und zeigte auf Seito. "Außerdem hat er so ziemlich jeden respekt vor mir verloren", äußerte Seito dazu, "der Rotzlöffel dutzt mich sogar". "Wie soll man dich auch nicht dutzen können!? Du bist viel zu jung um gesiezt zu werden! Und hör auf mich Rotzlöffel zu nennen!", motzte Aiji. Kyouko sah dem Gespräch amüsiert zu. "Ihr seht wirklich nicht mehr aus wie Schüler und Lehrer...vielleicht könnt ihr ja gute Freunde werden oder so!", meinte sie. Sicherlich hatte sie dabei irgendwelche hintergedanken. "Niemals!", versichtere Aiji ihr sofort in leicht erhöter Lautstärke. "Komm schon Aiji, stell dich nicht so an! Ist es wirklich so schlimm bei ihm zu wohnen?". "Ja! Er weckt mich, indem er mir eiskaltes Wasser über mein Kopf schüttet und lässt mich nicht mal Frühstücken! Er ist ein Dämon!". "Ein Dämon?", mischte sich Seito amüsiert lächelnd ein, "so nennst du mich?". Eigentlich war es Aiji heraußgerutscht. Er hatte nicht vorgehabt diesen Spitznamen, den er Seito gegeben hatte, direkt vor ihm zu nutzen. "Hast du ein Problem damit?", murmelte Aiji. "Nun ja..bis auf das ich kein Dämon bin eigentlich nicht". "Du benimmst dich aber wie einer", grummelte Aiji. Je nachdem wer den nächsten Satz sagte wanderte Kyoukos Blick zwischen Aiji und Seito hinterher. Es schien so, als hatte sie wirklich spaß dabei zuzusehen. "Ach..findest du?", plötzlich lief Seito auf Aiji zu. Als er bei ihm angekommen war legte er seine Hand auf Aijis Schulter und kam ihm bedrohlich nahe. Nach kürzester Zeit hatte er mit seinem Mund Aijis Ohr erreicht und flüsterte in dieses: "Dann werde ich dir bald mal zeigen wie ein richtiger Dämon sich benimmt..". Sofort reagierte Aiji panisch und zappelte: "G-Geh weg von mir!!". Mit einem amüsierten und vorfreudigen grinsen nahm Seito wieder abstand. "Verdammter Idiot!", fluchte Aiji. Kyouko sah der Situation einfach nur grinsend zu. Es schien, als habe sie sich schon an die ganze Sache gewöhnt. Als wäre es etwas ganz normales, dass Aiji bei seinem Lehrer lebte und die beiden so locker miteinander umgingen. "Ach ja, Kyouko", Aiji wandt dem 'bösen Dämon' den Rücken zu, "versprich mir, dass das unter uns bleibt! Sag niemandem, dass ich hier wohne. Erwähn´s nicht mal Zuhause!". "Hm? Klar! Kannst dich auf mich verlassen!", meinte Kyouko und schien dabei fest überzeugt von sich selbst zu sein, doch Aiji zweifelte etwas. Er hoffte, dass Kyouko in der Lage war dieses Geheimnis wirklich für sich zu behalten. Es wäre eine Katastrophe geworden, wenn irgendjemand in der Schule etwas über diese Sache heraußgefunden hätte. "Gut!". Kyouko stand auf. "Ich denke ich geh dann mal wieder", sie verabschiedete sich, "bis morgen und habt noch viel spaß gemeinsam". Zum Abschied zeigte sich ein seltsames Grinsen in ihrem Gesicht. "Hey! Moment! Ich hatte gesagt du sollst den Tisch, den du vollgespuckt hast, sauber machen!", rief Seito ihr hinterher, doch Kyouko war schon längst in den Gang verschwunden und kurze Zeit später war auch schon die Haustür zu hören. Aiji seufzte. "Ich werd´s weg machen". Er nahm einen Wischmopp und säuberte den Tisch. Hauptsache war es, dass er etwas zu tun hatte und nicht mit dem Dämon reden musste. Erst recht nach dieser unheimlichen Drohung wollte er ihm aus dem weg gehen. "Dann werde ich dir bald mal zeigen wie ein richtiger Dämon sich benimmt..", wenn sich Aiji an diesen Satz erinnerte lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Ja, es war eindeutig das beste ihm aus dem weg zu gehen. Doch wie sollte das gehen, wenn man unter dem selben Dach lebte? Aiji gab ein verzweifeltes seufzen von sich.
 

In ihren typischen Freizeitklamotten lief Saori den Weg entlang. Ihr Top war pink-schwarz karriert. Sie trug eine kurze schwarze Jeans und einen Nietengürtel. Eine Halskette, an der ein Kirschanhänger hing zierte ihren Hals. An ihrem linken Arm trug sie einige Neonfarbene Armbänder. Ihre Füße steckten in schwarzen Chucks. Kaum zu glauben, dass sie sich mit solch knappen Klamotten an einen Ort traute, an den sie sich nur mit einer bestimmten Person treffen würde. Eine Person, die sie nicht wirklich leiden konnte. Auch wenn dieser Ort ein recht belebter Ort war, so war es für Kenta bestimmt eine Leichtigkeit sie an einen etwas abgelegenreren zu bringen. Doch Saori glaubte nicht, dass sie sein Ziel war. Sie war sich ziemlich sicher, dass er wirklich an Itsuka heran wollte. Schon bald war sie an dem See im Park angekommen. Und von weitem hatte sie ihn schon gesehen, denn mit seinem roten Haar und seiner Kleidung stach er schon etwas herauß. Er trug ein ziemlich eng anliegendes schwarzes Hemd. Unter diesem Trug er noch ein Netzhemd. Seine schwarze Jeans war zerissen. Am Gürtel hing eine silberne Schlüsselkette herab und um seinen Hals hing die silberne Gliederkette, die er immer trug. Seine Augen waren wie immer mit schwarzem Kayal umrandet und seine hellblauen, eiskalten Augen sahen Saori an. Nun stand Saori vor ihm. Der Kopf leicht nach oben blickend, da Kenta größer war als sie. "Wow, du bist tatsächlich gekommen", Kentas Stimme klang amüsiert und spielerisch, als würde er sich auf großen Spaß freuen. "Klar. Ich will wissen was du vor hast und anders willst du ja nicht drüber reden", grummelte Saori leicht genervt. Noch immer störte es sie, dass sie zu diesem ganzen Schwachsinn ja gesagt hatte. "Komm mit", forderte Kenta sie auf und lief los. Kurz zögernd tat Saori was er verlangte und folgte ihm skeptisch. Bei einer der Parkbänke angekommen blieb er stehen. Er setzte sich und sah Saori dann erneut an. Ihr war schon klar was er wollte, also setzte sie sich ebenfalls. Jedoch achtete sie dabei darauf, dass zwischen den beiden noch eine Person platz gefunden hätte. "Du musst nich so weit von mir wegrutschen. So gefährlich bin ich nun auch wieder nicht", meinte er grinsend. Auch wenn Saori genervt von der gesammten Situation war, so fand sie es wenigstens gut, dass dieser Idiot seinen Charakter nicht wieder einmal verstellte. Es schien, als hatte er es gar nicht mehr nötig vor Saori einen netten und anständigen Jungen zu spielen. Er zeigte ihr seine wahre Persönlichkeit. "Jaja. Trozdem rutsche ich nicht näher an dich heran", grummelte Saori extrem misstrauisch. "Wie du meinst", Kenta schien es realtiv egal zu sein. "Fängst du jetzt endlich mal an über die wichtigen Dinge zu reden?", wollte Saori ungeduldig wissen. "Meinetwegen", antwortete Kenta und sah sie wieder an, "erstmal sollten wir vielleicht versuchen Naoki klar zu machen, dass du ihm wichtig bist". "Aber..das weiß er doch schon er sagt doch immer, dass ich ihm wichtig bin..", antwortete Saori. Kenta seufzte. "Das reicht nicht. Er muss das Gefühl haben dich zu verlieren damit er kapiert, dass du ihm wirklich sehr sehr wichtig bist". "Ah? Und wie hast du vor ihn das merken zu lassen?". "Geh öfter mit mir aus", antwortete Kenta ganz gelassen, als wäre es keine große Sache. "Ich soll was!?", sofort erhöte sich die Lautstärke Saoris Stimme. "Beruhig dich. Es hat wirklich alles seine Gründe im Plan. Naoki kann mich wirklich nicht leiden, das müsstest du doch wissen. Er hat dir doch bestimmt schon mindestens einmal gesagt, dass du dich mir nicht nähern solltest oder?". "Ich will auf keinen Fall, dass du nun auch noch anfängst irgendwas mit dem Kerl zu unternehmen!", erinnerte Saori sich an Naokis wütende Worte und nickte zustimmend. "Siehst du? Wenn er mitbekommt, dass du was mit mir unternimmst wird er viel besser auf dich achten, so wie er es bei Itsuka tut. Dann hast du wenigstens schon mal mehr seine Aufmerksamkeit". "Und wie bekomme ich es dann hin, dass er von Itsuka los kommt?". "Hey, ganz langsam kleine. Alles nach dem anderen", antwortete Kenta, "das gehört erst zu Stufe Zwei unseres Planes". 'Unseres Planes' nun war es für ihn wohl wirklich schon ´ne Bündnis-Sache. "Wenn er sich besser auf dich konzentriert kannst du ihm langsam versuchen klar zu machen das du mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn empfindest". "Toll, aber was ist wenn ich es dann versuche und du mich in ruhe lässt? Steht dann nicht wieder Itsuka im Mittelpunkt, weil sie dann immernoch von dir belästigt wird?". Kenta seufzte leicht genervt, als wäre diese Frage überflüssig. "Ist doch klar, dass ich sie in der Zeit in ruhe lassen werde..zumindest werden wir uns nicht mehr so oft treffen. SMS schreiben muss wohl in der Zeit reichen". SMS schreiben? Hatte er ihre Handynummer? Wie nah waren sich Kenta und Itsuka in Zwischenzeit schon gekommen? "Hmm..", Saori fiel nichts mehr ein was sie fragen oder sagen konnte. Noch immer fühlte sie sich etwas unwohl bei diesem Plan. Was wäre passiert, wenn Naoki heraußgefunden hätte, dass die bevorstehenden Treffen zwischen ihr und Kenta ein Plan waren um ihn von Itsuka wegzubekommen? War diese Aktion vielleicht doch gemein? Nein, sie war nicht gemein. Alles was Saori bei dieser Sache im Kopf hatte war sein Wohl. Sie wollte nicht, dass er an unerwiderter Liebe litt. Sie würde sich liebevoll um Naoki kümmern und ihn glücklich machen. "Wäre nun vorerst alles geklärt?", wollte Kenta wissen. "Ähm..ja eigentlich schon..aber! Nur weil ich bei deinem seltsamen Plan mitmache bin ich dann nicht dafür verantwortlich, dass es zwischen dir und Itsuka klappt! Wenn das nicht funktioniert habe ich damit nichts zu tun!", wollte Saori klar stellen. Kenta grinste etwas. "Das Mädchen macht sich immernoch sorgen, dass hinter der ganzen Sache irgend ein Hacken steckt, der ihr nicht gut tun könnte", dachte er sich und antwortete: "Natürlich nicht. Ich brauche deine Hilfe auch gar nicht um den Rest zu schaffen. Alles was ich will ist, dass du Naoki von ihr weglockst. Was du mit ihm tust ist mir egal. Hauptsache diese 'Liebesgefühle' die er für Itsuka hat verschwinden. Wenn du das geschafft hast brauche ich dich nicht mehr". Er war wirklich eiskalt. In Saori sah er nur ein Gegenstand, mit dem er der Sache, die er haben wollte, näher kam. Wenn der Gegenstand seinen Zweck erfüllt hatte wurde er weggeworfen. Saori war wirklich genervt über die Art und Weise wie er dachte. Doch noch mehr störte es sie, dass sie sich auf den Plan mit ihm eingelassen hatte. "Gut zu wissen", Saori stand von der Bank auf. "Da wir jetzt alles geklärt haben kann ich ja gehen oder?". "Wenn du unbedingt jetzt schon abhauen willst, ja", antwortete Kenta. "Als würde ich freiwillig bei so ´nem Spinner wie dir sitzen bleiben", grummelte Saori mit leicht verachtendem Ton in ihrer Stimme. Kentas blick wirkte wieder amüsiert. "Na ja, wenn du unserem Plan folgen willst wirst du mich wohl oder übel noch ein paar mal ertragen müssen". "Leider", murmelte Saori und lief dann davon ohne sich zu verabschieden.
 

Auf dem Heimweg begann sie nachzudenken. "Dann machst du ihm langsam klar, dass du mehr als nur Freundschaft für ihn empfindest", es war simpel, doch für Saori hörte es sich unglaublich schwer an. Sie hatte angst vor diesen Momenten, in denen sie versuchen musste Naoki näher zu kommen. Doch ihr war es mittlerweile auch klar geworden: Wenn sie es nicht tun würde, würde dieser Idiot nie heraußfinden, was Saori für ihn empfand. Er war sosehr auf Freundschaft konzentriert, dass er so etwas einfach nicht merkte. Vielleicht hatte er noch nicht einmal kapiert, dass er in Itsuka verliebt war und vielleicht erzählte er deshalb immer, dass sie und Saori ihm gleich wichtig waren. Dann hätte er Saori auch gar nicht belogen. Dann hätte er einfach nur nicht gewusst, dass er damit eigentlich sich selbst belügt, da er nicht einmal seinen wahren Gefühlen bewusst war. Saori seufzte. Wie sollte sie Naoki klar machen, dass sie ihn liebte? Sie blieb stehen. Sommerwind wehte ihr durchs lange Haar. Es fühlte sich unglaublich schön an. Ein sanfter, warmer Wind, der nach frisch gemähtem Gras und blühenden Blüten roch. Saori schloss die Augen und lauschte dem rascheln der Blätter, die an Bäumen und Gebüschen hingen. Kurz erinnerte sie sich sogar an eine Zeit, die dieser sehr ähnlich war. Sie erinnerte sich an die Zeit, in der sie mit Itsuka bei ihrem Onkel lebte. Es waren nur schwummrige Erinnerungen, die in ihren Kopf zurück fanden.
 

Ein friedliches Dorf. Es ist ein friedliches und schönes Dorf, in dem sich jeder mit jedem gut versteht. Ja, an solch einem Ort lebt Onkel Masato mit Saori und Itsuka. Sie haben jeden Tag aufs neue unglaublich viel spaß. Außerdem sind die Kinder der Straße, in der sie wohnen, auch total nett. Bis auf diese eine Ausnahme. Ja, da gibt es einen Jungen, der ziemlich frech ist. Er macht ständig Streiche und zerstört andauernd Sachen. Aber eigentlich mag Saori ihn, denn sie kennt ihn anders. Er hat ihr nämlich schon seine nette Seite gezeigt. Schon ganz oft. Und sie sind im laufe der Zeit gute Freunde geworden. Heute haben sie sich wieder zum spielen verabredet und die kleine Saori freut sich, dass er bald bei Onkel Masato vorbei kommt.
 

Saori öffnete ihre Augen. Ihr Kopf fühlte sich auf einmal unglaublich leer an. Es war, als würden all die zurückgewonnenen Erinnerungen wieder davon schwinden. Auf einmal drehte sich alles. Ihr wurde unglaublich schwindelig und ehe sie irgendetwas dagegen tun konnte verlor sie auch schon komplett das Gleichgewicht und fiel. Jedoch kam es nicht so weit, dass sie auf dem Boden aufkam. "Hey, Kireda-Göre, alles okay?", als sie nach oben blickte sah sie in das Gesicht einer Person, die sie nicht wirklich leiden konnte. Warum traf sie ihn schonwieder - un das, nach so einer kurzen Zeit?? "Ja! Mir geht´s blendend! Lass mich los!", motzte sie und riss sich von ihm los, wobei sie wieder leicht ins schwanken gerat. "Klar, dir gehts also so blendend, dass du vor freude umfallen willst?", Kenta hob eine Augenbraue und sah sie an. Die ironie in seiner Stimme war deutlich zu hören. "Gegenfrage! Warum bist du überhaupt hier? Verfolgst du mich oder wie?", lenkte sie vom Thema ab. "Bitte was?", plötzlich sagte Kentas Blick so viel aus wie: "Die Kleine spinnt doch". "Sorry, dass ich den selben Heimweg wie du habe und mich gewundert habe warum du hier so dumm rumstehst. Das nächste mal wenn du umkippst lass ich dich fallen so willst du´s doch haben oder?". "Lieber würde ich auf den Boden fallen, als noch einmal in deinen Armen zu liegen, ja", grummelte Saori mit düsterem Blick. "Wow. Dann wäre das Thema ja geklärt. Und noch was: Du solltest dich vielleicht etwas ausruhen, wenn das öfters passiert. Vielleicht verträgst du ja die Hitze nicht", schlug Kenta vor und kurz war Saori ein wenig überrascht. Doch ihr wurde schnell klar, weshalb er sich um sie sorgte: Sein Plan. Saori wäre nicht in der Lage geweßen ihm zu helfen, wenn es ihr schlecht ginge. Ihre Miene verdunkelte sich noch mehr. "Jaja", grummelte sie nur und lief weiter. "Idiot".
 

"Was für ´ne Zicke", dachte sich Kenta in diesem Moment und sah ihr nach. Nachdem sie in die nächste Straße abgebogen war lief er ihr nach, jedoch nicht, um sie auszuspionieren, sondern nur, weil er nunmal denselben Heimweg hatte. Er fragte sich ob die Zusammenarbeit mit diesem Mädchen wohl wirklich funktionieren könnte. Ob sie es überhaupt schaffen würde Naokis Herz zu erobern? Kenta wurde neugierig. Wie würde sich dieses Mädchen schlagen? Würde sie erreichen was sie wollte? Er würde es bald heraußfinden.

Vergangenheit oder Zukunft?

"Hm?", das dunkelgrauhaarige unschuldig blickende Mädchen blickte auf. "Das Foto in Saoris Zimmer? Das ist sie und Itsuka". "Ja das ist mir klar..aber ich wollte wissen ob dich das nicht vielleicht an irgendwas erinnert. Als du es gesehen hast..war da kein vertrautes Gefühl oder sowas?", Naoki stocherte in dem Kuchenstück herum, welches auf seinem Teller lag. "W-Warum fragst du denn sowas?", Kageri klang leicht verwirrt. "Na ja, weil ich das Gefühl habe wir hätten Itsuka und Saori schon mal getroffen...damals", meinte Naoki und schob sich ein kleines Stückchen Kuchen in den Mund. Es schmeckte zuckersüß und schokoladig. "Es kommt mir so vor, als hätten wir damals öfters mit ihnen zu tun gehabt". "Das ist irgendwie ein wenig unheimlich", murmelte Kageri ganz leise und verunsichert. "Wieso?", plötzlich blickte Naoki neugierig auf. "Na ja..ich hatte mir das auch gedacht, als ich das Bild gesehen habe...". "Wirklich??". Kageri nickte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Naoki schon in seiner Kindheit mit Itsuka und Saori zutun hatte stieg heftig an. Vielleicht konnte sich ja auch Kenta daran erinnern? Aber diese Person wollte Naoki nicht fragen. Er würde sich dazu sowieso nicht äußern. Nicht nach diesem Streit, den sie neulich wieder gehabt hatten. Allgemein war es ja schon schwer geweßen etwas aus Kenta heraus zu bekommen, doch nach einem Streit ging da für lange Zeit nichts mehr. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden uns was verheimlichen..aber ich weiß nicht warum". "Für mich ergibt das auch keinen Sinn...warum sollten sie vor uns verheimlichen, dass wir mal Freunde waren? Vielleicht verwechseln wir sie ja..", vermutete Kageri, doch Naoki schüttelte sofort seinen Kopf. "Es waren Saori und Itsuka", meinte er fest überzeugt. "Warum bist du dir so sicher?". "Itsukas Reaktion neulich..hat es verraten. Ich habe zu sehr in dem Thema rumgebohrt und dann wurde sie wütend und meinte, dass ich dieses Thema endlich lassen solle". "Lass die Vergangenheit ruhen, Naoki, sonst begibst du dich in Gefahr", diesen Satz verheimlichte er. Diesen Satz wollte er nicht mehr erwähnen. Er wollte ihn vergessen und er wollte den Grund heraus finden, weshalb Itsuka so dagegen war, dass Naoki sich an sie erinnerte. Und Saori schien wirklich nichts mehr zu wissen, als hätte sie ein Ereignis erlebt, welches dafür gesorgt hatte, dass sie die Zeit bei ihrem Onkel vergessen hatte. "Aber...ich versteh das trozdem nicht..", murmelte Kageri, "warum ist sie dann nicht froh uns wieder zu treffen?". "Das werde ich schon noch heraus finden. Die Frage ist nur wie..", Naoki grübelte, "vielleicht sollte ich Yasuo fragen". Es war erstaunlich, dass Kageri leicht erötete, nur weil man diesen Namen genannt hatte. Naoki grinste etwas, da er es lustig fand. Danach stand er auf und lief zur Tür. "Ja, ich denke ich versuch es mal bei Yasuo. Ein Versuch ist´s wohl wirklich wert". "O-Okay dann bis..nachher..", murmelte Kageri leise. Naoki verließ das Zimmer und kurze Zeit später das Haus.
 

Um dieses mal sicher zu sein, dass Itsuka die Tür nicht öffnen würde rufte er Yasuo an. Es dauerte eine Weile, bis er abhob, doch Naoki blieb geduldig. Bei Yasuo war es normal, dass er nicht sofort an sein Handy ging. Man musste ihn erst eine Weile nerven, ehe er sich zu seinem Handy bewegte. Nachdem Naoki das dritte mal Sturr durchklingeln ließ hörte man ein grummeln an der anderen Leitung: "was ist?". "Guten Morgen Yasuo, auch wenn es schon abends ist, aber ich denke das interessiert dich wohl nicht. Wollte dir sagen, dass ich vorbei komme und du deinen faulen Hintern aus dem Bett bewegen sollst. Ich will nicht schonwieder Itsuka über den Weg laufen". Für kurze Zeit entstand Stille. Danach hörte man undeutliches gegrummele, bis Yasuo dann wieder etwas verständliches von sich gab: "Jaja". "Alles klar dann bis gleich und wehe du öffnest die Tür nicht. Dann fange ich wieder mit meinen fießen Methoden an dir die Nerven zu rauben", Naokis Stimme klang amüsiert, doch Yasuos Laune schien anders. Ohne weiteres Wort legte er auf. Naoki eilte zum Haus nebenan und schon dauerte es auch nicht mehr lange bis ein Yasuo mit düsterer Miene die Tür öffnete. "Hey..komm schon, guck doch nicht so. Freust du dich nicht mich zu sehen?". "Na ja also.." - "Sag nichts falsches Yasuo", meinte Naoki leicht grinsend und ging ins Haus hinein. "Wie könnte ich nur", grummelte Yasuo ironisch, schloss die Tür hinter sich und drehte sich zu seinem leicht nervtötenden Freund. "Warum bist du überhaupt vorbei gekommen?". "Darf ich dich nicht einfach mal besuchen?", stellte Naoki als Gegenfrage. "Doch, schon, aber du bist nur so sturr, wenn es um irgendeinen Grund geht. Wenn du mich einfach nur besuchen wolltest hättest du nicht so ein Sturmklingeln veranstaltet", stellte Detektiv Yasuo fest. Alles was nun fehlte war der Detektivmantel und eine Pfeife. "Ich denke du hast mich auf frischer Tat ertappt, Yasuo Holmes", Naoki spielte leicht schockiert. Ein kurzes lächeln huschte über Yasuos Lippen. Danach fragte er erneut: "Also, was gibt´s? Warum störst du mich beim entspannen?". "Darüber reden wir gleich", antwortete Naoki und lief den Gang entlang. Yasuo folgte ihm. In Yasuos Zimmer angekommen setzte Naoki sich auf den drehbaren Bürostuhl, der an dem Schreibtisch stand und machte es sich gemütlich. "Also..", begann er zu erzählen, "es geht um Itsuka". Yasuo hob eine Augenbraue. "Ernsthaft? Du nervst mich wegen Itsuka?". "Na ja..wegen Itsuka und Saori. Ich wollte dich Fragen ob du genaueres über..die Zeit weißt bei der sie bei eurem Onkel waren". "Warum fragst du sowas?". "Einfach so. Saori reagiert immer so komisch, wenn sie danach fragt...ist irgendwas passiert während sie dort war?". "Ach, jetzt spielst du auf einmal den Detektiv? Na ja..sagen wir es mal so..es ist etwas passiert, ja. Aber sie hat es vergessen deswegen sollte es keiner mehr aufwühlen. Frag besser nichts mehr zu dem Thema". "Ach so..okay hab´s kapiert", liebend gerne hätte Naoki gewusst was genau damals passiert war, doch wusste er, dass er auch bei Yasuo keine Chance hatte dies herauszufinden. Dieses Thema war in dieser Familie wohl endgültig beendet. War es wirklich eine so große Sache? Hatte Saori so sehr unter einem Geschehnis gelitten? Vielleicht war es ja wirklich besser, dass sie sich an nichts erinnerte. Vielleicht sollte Naoki mit diesen Nachforschungen aufhören. Ja, es wäre wohl besser geweßen, doch war es nicht einfach. "Du begibst dich in lebensgefahr, Naoki, lass die Vergangenheit ruhen", wenn Itsuka diesen einen bedrohlichen Satz nie gesagt hätte, dann hätte er wohl in diesem Moment aufgehört. Doch wenn Itsuka schon solch bedrohliche Dinge sagte, so musste damals wirklich etwas unglaublich schlimmes vorgefallen sein. Was war damals passiert und in welcher Verbindung standen diese Geschehnisse mit diesem Alptraum, der Naoki so oft heimsuchte? Es war, als würden immer mehr und mehr Fragen auftauchen. Je mehr Naoki versuchte herauszufinden, umso mehr fragen tauchten auf, umso unübersichtlicher wurde es. Es war verwirrend. "War das alles?", wollte Yasuo wissen. "Von meinen Fragen her eigentlich schon. Würde aber trozdem gerne bleiben, es sei denn du willst unbedingt weiter pennen", meinte Naoki. Yasuo öffnete seinen Mund und wollte Antworten, doch ehe er eine Gelegenheit dazu hatte, riss jemand plötzlich die Tür des Zimmers auf. "Yasuo!", rief eine Stimme, die Naoki nur zu gut kannte. Kurz blickte Itsuka Naoki an, sah ihm direkt in die Augen, doch dabei handelte es sich nur um eine Sekunde. Sie wandte den Blick rasch ab und sah wieder zu ihrem Bruder. "Komm schnell! Saori ist schon wieder ohnmächtig geworden!". Yasuos Miene veränderte sich in sekundenschnelle. Ohne weiteres Zögern stürmte er aus dem Zimmer. Wieder ohnmächtig geworden? Was war hier auf einmal los? Itsuka sah Naoki an. Ihr Blick traurig und besorgt. "Geh nach Hause", forderte sie ihn mit leiser Stimme auf. Danach verschwand auch sie. Wie angewurzelt stand Naoki im Zimmer. Er war durcheinander. Was war mit Saori? Auch ihn begannen die Sorgen zu quählen. Er wollte wissen was los war, doch wäre er wahrscheinlich nur im Weg geweßen, zumindest momentan. Naoki beschloss Itsukas Wunsch zu erfüllen und zu verschwinden, für heute.
 

Kenta saß auf der Fensterbank seines Zimmers. Wieder einmal blickte er auf den leuchtenden Bildschirm seines iPhones, während die Ohrstecker durch die die Heavy Metall Songs dröhnten, in seinen Ohren steckten. Die Sonne wärmte seine blasse Haut. Plötzlich huschte ein amüsiertes schmunzeln über seine Lippen. "Na sowas..was soll diese Nachricht? Warum ist die Göre plötzlich so frech? Will sie mit mir spielen?", er dachte nach. "Dein Treffen kannst du dir dahin stecken wo die Sonne nicht scheint du Penner. Als würde ich bei deinen idiotischen Plänen mitmachen nur damit ein Volltrottel anfängt mich zu beachten. Auf den Mist kann ich verzichten. Und denk nicht einmal daran mir eine weitere nervende SMS zu senden", stand in der Nachricht, welche er von der sonst so liebevollen Saori bekam. Was war vorgefallen? Hatte sie sich mit Naoki gestritten oder hatte sie einfach so ganz plötzlich bemerkt, dass er ein Volltrottel war? Wie auch immer es geweßen war, Kenta fand diese Nachricht mehr als nur amüsant. Er hatte noch gar nicht bemerkt, dass dieses Mädchen eine böse Seite haben konnte. Ohne auf die SMS zu antworten legte er das iPhone beiseite und hörte der Musik zu. Nebenbei blickte er aus dem Fenster, dort war aber nichts besonderes zu sehen. Kenta gähnte gelangweilt. Wieder einmal nichts zu tun und niemanden zum Streit anfangen. Sein Plan musste dringen ausgeführt werden, damit er endlich wieder etwas zu tun hatte. Direkt morgen würde er Saori ausfragen was diese Sache sollte. Schlimmstenfalls würde er wohl auf ihre Hilfe verzichten müssen, wenn sie sich weiterhin so anstellen würde. Allzu schlimm wäre das aber auch nicht geweßen, er schaffte es auch locker alleine. Mit ihr wäre es jedoch um einiges leichter geweßen.
 

Den Rest des Tages hatte Naoki sich nur noch Gedanken gemacht. Gedanken über alles was geschehen war. Angefangen mit seinen Alpträumen, bei denen er noch immer keine Antwort gefunden hatte was diese mit Saori und Itsuka zu tun hatten. Als nächstes darüber nachgedacht was Itsuka als so bedrohlich sah, dass es für Naoki hätte gefährlich werden können. Und was war Saori damals geschehen? "Sagen wir es so: Es ist etwas passiert, aber Saori hat es vergessen, also ist es besser, wenn keiner mehr über diese Sache redet", waren Yasuos Worte, die Naoki noch einmal durch seinen Kopf gehen ließ. Außerdem, wie stand es mit Saoris Gesundheit? "Saori ist schonwieder in Ohnmacht gefallen!", schonwieder? Wie oft denn schon allgemein? Und warum? Naoki fasste sich an die Stirn. Sein Kopf schmerzte. Zu viele Gedanken auf einmal rasten durch seinen Kopf. Naoki legte sich in sein Bett, auch wenn er wusste, dass er heute Nacht nicht schlafen würde. Unruhe plagte ihn. Wie es wohl Saori gerade ging? Hatte sie Schmerzen oder schlief sie gerade friedlich? Naoki hoffte, dass zweiteres der Fall war. Nach weiterem Kopfzerbrechen schlief er letzendlich doch irgendwann ein.
 

"Onkel Masato! Spiel mit uns!", ruft die hohe, süße und kindliche Stimme. "Seid ihr nicht schon genug Spieler?", der Mann mit dem schwarzen, bläulich schimmernden Haar setzt sich zu ihnen. Seine Haut ist blass, sehr blass, doch seine Augen strahlen eine freundliche wärme aus. Das Mädchen mit den schwarzen, langen Haaren schüttelt den Kopf. "Je mehr Spieler, umso lustiger! Aber schummel nicht! Ein Schummler ist schon genug!". "Hm? Wer schummelt denn hier?", will der Mann, Onkel Masato, wissen und schaut durch die Runde. "Kenni!". "Hä!? Stimmt doch garnicht!", der Junge mit dem roten, zerstruppelten Haar pustet seine Backen auf und spielt beleidigt. Er verschrenkt seine Arme und motzt: "Ich schummel nicht! Und das Spiel ist doof! Ich mach nicht mehr mit!". "Ach sei doch kein Spielverderber!", auch das weißhaarige Mädchen mischt sich nun ein. "Du hast eben wohl geschummelt! Du schummelst ständig!", behauptet die Schwarzhaarige. Naoki beobachtet einfach nur das geschehen. Die Karten des Spiels hällt er in seiner Hand. "Ähm..nicht streiten, ja? Lasst uns doch einfach weiter spielen, als wäre nichts passiert", meint er nun vorsichtig. "Dann soll sie sich für diese Behauptung entschuldigen!", verlangt der Junge. "Aber ich sag doch die Wahrheit, warum soll ich mich dann also entschuldigen?", das schwarzhaarige Mädchen verschränkt ihre Arme und sieht ihn erwartungsvoll an. "Ich schummel nicht..", grummelt der Rothaarige. "Okay, okay. Kein Streit anfangen Kinder", Onkel Masato hebt die Tischdecke an und sieht unter den Tisch. "Kenta auf deiner Seite liegen Karten unter dem Tisch. Ich glaube nicht, dass die da hingehören. Das nennt man dann schummeln, wusstest du das?". Die Augen des rothaarigen Jungen wirken kurz überrascht. Er schüttelt den Kopf. "N-Nein wusste ich nicht", mogelt er sich aus der Sache heraus. "Dann weißt du es nun. Also leg die Karten auf den Tisch und dann können wir das nächste Spiel ohne Schummlereien anfangen, ja?". Kenta zögert kurz, doch dann legt er die Karten auf den Tisch. Kurz gibt er sogar ein leises murmeln von sich: "Tut mir leid..". Er blickt zu dem schwarzhaarigen Mädchen und entschuldigt sich auch bei ihr: "T-Tut mir leid das ich dich angemotzt hab Saori". Saori jedoch scheint ihm schon längst verziehen zu haben, denn sie zeigt ein warmes lächeln. "Schon okay"

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Deprimiert sitzte Kyouko auf ihrem Platz und wusste nicht über was sie deprimierter sein sollte: Die 5 Punkte in ihrem Mathe Test oder die Tatsache, dass Takeo sich einfach nicht mehr bei ihr meldete. "W-Was!? Unmöglich!", schimpfte eine total entsetzte Stimme neben ihr plötzlich lautstark los. "Und wie das möglich ist! Herzlichen glückwunsch Aiji, dieses mal ist deine Punktzahl noch niedriger als die von Kyouko du Idiot!", schimpfte 'Seito-Sensei' und schlug seinem Schüler einen zusammengerollten Papierbündel auf den Kopf. Selbstverständlich war es nur ein leichter Schlag. "Und was ist mit dieser Antwort! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die richtig ist!", schimpfte Aiji seinen Lehrer komplett respektlos an. "Die ist grottenfalsch! Falscher als falsch!", maulte Seito zurück. Einige der Schüler starrten die Zwei fassungslos an. Auch Kyouko beobachtete die Sache überrascht. "0 Punkte in einer Arbeit zu schreiben ist unmöglich! Geben Sie´s zu! Sie hassen mich!". Seito zog eine Augenbraue hoch. "Ich soll was? Wohl kaum. Das ist einfach das Ergebnis deiner Faulheit". Glücklicherweiße wurde diese Streiterei durch den Pausengong unterbrochen. Die meisten Schüler verließen unterneinander flüsternd den Klassenraum. Auch Kyouko lief aus dem Raum. Sie hatte noch etwas vor und das konnte nur während der Pause geklärt werden.
 

Aiji lief Richtung Tür. "Stehengeblieben", Seitos Stimme klang sauer. "Was ist?", grummelte Aiji. "Das fragst du noch? Deine Noten werden schlechter und schlechter. Wenn das so weitergeht bleibst du sitzen. Willst du das?". "Ist mir eigentlich egal", murmelte Aiji schulterzuckend, auch wenn er eigentlich anders dachte. Er wollte nicht sitzenbleiben. "Idiot", meinte Seito dazu nur, "du bist wirklich hohler als deine Cousine". "Bitte was!?", und so ging erneut eine Aiji-Bombe hoch, "du spinnst doch! Ich bin total schlau ja!?". "Oh ja..das sieht man", Seito tippte auf die mit einem dicken roten Stift geschriebene Null. "Das war ein Ausrutscher! Wenn ich wollte, dann würde ich die nächste Probe mit der vollen Punktzahl schaffen!", meinte Aiji fest überzeugt. "Ach so?". "Ja!". "Wollen wir drauf wetten?". "Wetten..? Was wäre der Einsatz?", Aiji wurde neugierig. "Mach mir einen Vorschlag. Was möchtest du?". "Hmm..also wenn ich..zwischen 95 und 100 Punkten liege, dann habe ich gewonnen und...dann muss ich eine Woche lang keine Hausaufgaben machen! Außerdem darf ich dir dann für Zuhause all mögliche Spitznamen geben! Dann darfst du nicht mehr herummotzen, wenn ich dich Dämon oder so nenne!". "Gut. Aber wenn ich gewinne dann...tust du eine Woche was ich sage". "Wette angenommen!", rief Aiji fest entschlossen. Kurz zeigte sich ein leicht bösartiges lächeln auf Seitos Lippen. "Dann kann ich dir ja bald mal zeigen wie sich ein richtiger Dämon benimmt..". Kurz lief Aiji ein Schauer über den Rücken. "Nein, so weit wird es nicht kommen, denn ich werde diese Wette auf jedenfall gewinnen", beruhigte er sich jedoch in Gedanken.

Endlich fand Kyouko was sie gesucht hatte: Takeo stand in der Aula. Mit dem Rücken hatte er sich an eine der weißen Wände gelehnt. Kurz zögerte Kyouko, doch dann lief sie auf ihn zu. "Takeo-kun?". Der weißhaarige Junge senkte seinen Kopf etwas und sah sie an. "Was gibt´s?". Kyouko holte kurz Luft. In ihrem Magen kribbelte es. Wann war sie das letzte mal so nervös, als sie mit einem Jungen sprach? "Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, weil ich dich neulich genervt habe...aber musst du deswegen wirklich so stark den Kontakt zu mir abbrechen? Ich hab keine Ahnung was dir damals so passiert ist...was du für erfahrungen mit Mädels gemacht hast...tut mir leid das ich so neugierig und aufdringlich geweßen war...aber ich denke, wenn du sauer auf mich bist und den Kontakt irgendwie abbrechen willst solltest du das direkt sagen anstatt mich öfters abzuwimmeln!". Takeo blickte überrascht. Dann aber lachte er kurz. "Du bist wirklich dumm". "Hä? Wieso? Was habe ich jetzt schonwieder falsches gesagt?", Kyouko war verwirrt. "Denkst du wirklich, dass ich so lange sauer bin? Ich hatte Gründe, weshalb ich mich nicht um deinen Nachhilfeunterricht kümmern konnte. Meiner Schwester, Saori, geht´s in letzter Zeit nicht wirklich gut". Plötzlich fiel Kyouko ein Stein von Herzen. Er hatte nie versucht sie abzuwimmeln. "A-Ach so? Na ja..ich wollte mich trozdem mal entschuldigen..", murmelte Kyouko. "Schon okay". "Also ähm...ich denke dann sollten wir den Nachhilfeunterricht für eine Weile ausfallen lassen, bis es deiner Schwester wieder besser geht. Und wünsch ihr gute Besserung von mir, ja?". Takeo nickte. "Mach ich". Mit einem lächeln verabschiedete sie sich.
 

Naoki seufzte. Wie immer saß er auf seinem Lieblingsplatz, dem Sitzplatz unter einem Schatten gebenden Baum. Ein Platz, der etwas weiter weg von den ganzen Schülermengen war. Wieder einmal versank er Gedanken. Saori hatte heute im Unterricht gefehlt und Naoki wusste ja auch weshalb. Wieder einma wünschte er sich, er wüsste was mit ihr los war. Er wünschte sich, dass er jemanden fragen könnte. Plötzlich hörte er Schritte, die sich der Bank, auf die er saß, näherten. Er blickte auf die schwarzen Schuhe vor ihm, die glatten, blassen und langen Beine. Seine Augen wanderten die Schuluniform herauf und blieben bei Itsukas hübschen Gesicht stehen. Plötzlich, eine Sekunde auf die andere, zog ein kribbeln durch Naokis Bauch. Die ganze Zeit über hatte er sich gewünscht endlich wieder mit ihr sprechen zu können doch nun, als sie direkt vor ihm stand, war sein Kopf leer. Die Gedanken waren verstummt. Jede Frage, jeder Satz und jedes Wort - alles was Naoki hatte sagen wollen war vergessen. Itsuka setzte sich neben ihn, als wäre nie etwas geschehen. "Was ist?", wollte Naoki wissen und durchbrach die Stille. "Nichts. Muss ich einen Grund haben um zu dir zu kommen?", stellte Itsuka als Gegenfrage. "Nein musst du nicht", eine seltsame Stimmung entstand. Plötzlich war es wirklich so, als wäre nie etwas geschehen. Erneut wurde es Still. "Du..machst dir Sorgen wegen Saori, stimmts?". "Natürlich mache ich mir Sorgen wegen Saori", antwortete Naoki. "Ihr geht es wieder gut". "Aber..sie hat sowas öfter..oder?". Itsuka nickte. "Saori hat..eine Krankheit..aber ich kann dir nichts genaueres erzählen ich glaube nicht, dass sie das will. Und denke bitte nicht den Rest des Tages darüber nach, es ist nichts lebendsbedrohliches oder so etwas". "Achso..na ja solange keine lebensgefahr besteht..", Naoki seufzte erleichtert. "Ich verspreche dir, dass das nicht der Fall ist, also mach dir keine Sorgen", plötzlich lächelte Itsuka ihn an und schlagartig durchströmte Naoki ein glücksgefühl. Schon so lange hatte er dieses bezaubernde lächeln nicht mehr gesehen. Auf einmal wurde ihm klar wie sehr er es vermisst hatte. "Itsuka?". "Was ist?". "Dein Lächeln..das..habe ich wirklich vermisst. Allgemein habe ich es vermisst mit dir zu reden". "Ich fand´s auch seltsam dich auf einmal nicht mehr um mich herum zu haben. Sonst warst du ja immer ´ne ziemliche Klette, aber plötzlich warst du weg", meinte Itsuka schmunzelnd. Ihre Stimme wirkte sanft und fröhlich. Naoki fühlte sich unglaublich wohl, während er endlich wieder mit Itsuka reden konnte, als wäre nie etwas geschehen. "Lass die Vergangenheit ruhen", erinnerte sich Naoki an ihre Worte. Vielleicht sollte er das wirklich tun. Was auch immer geschehen war, verändern konnte man es nicht. Doch die Zukunft war veränderbar. Die Zukunft konnte er in seine Hände nehmen und selbst entscheiden. Ja, in diesem Moment konnte er entscheiden, ob er mit dem Gewühle in der Vergangenheit aufhören sollte oder sich weiter gegen Itsuka stellen wollte und damit eine schöne Zukunft gefährden wollte. Doch leider war er in manchen Dingen ein Sturrkopf. Wenigstens einige Fragen hätte er gerne beantwortet gehabt. Wie stand er damals zu Itsuka und Saori? Wie viel Zeit hatten sie miteinander verbracht? Warum konnte er sich an nichts von alldem für so lange Zeit erinnern? Noch vor einigen Monaten existieren diese beiden Mädchen in seinem Leben nicht und plötzlich tauchen sie auf und waren auch schon damals da. Gerne würde Naoki alles wissen. Er würde sich gerne wieder an all diese schönen Dinge erinnern können, die er mit diesen beiden Mädchen damals erlebt hatte. Doch auch spürte er, dass sich in dieser Zeit irgendetwas düsteres verbarg. Eine blutige Erinnerung, eine dunkle und furchteinflößende Erinnerung. Eine Erinnerug, welche alles zerstört hatte. "Hat es dich denn genervt, dass ich so an dir klebte?", wollte Naoki wissen und grinste, als würde in diesem Moment nichts seltsames in seinem Kopf vorgehen. Konnte er mit einem Erinnerungsloch leben? Konnte er seine Zukunft mit diesen Menschen verbringen, die er aus einem dusteren Grund vergessen hatte? Konnte er das einfach so, ohne jemals eine Frage zu stellen über das, was damals geschah? "Hmm..ich glaube nicht. Ich denke es hat mir gefallen". "Dann..darf ich wieder deine persönliche Klette werden?". Itsuka nickte und grinste. "Wenn du möchtest". "Liebend gern". Die Vergangenheit ruhen lassen und endlich die Zukunft sehen. Naoki musste sich langsam entscheiden.



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