Von Zetteln, Gummibären und Feenstaub
Mir war noch nie aufgefallen, dass die Fenster im Ethikraum so dreckig waren. Bis jetzt dachte ich immer, dass sie sauber sind. Vielleicht waren sie auch sonst nicht so schmutzig und es lag nur am Licht.
Ich wendete mein Augenmerk wieder nach vorn.
Herr Ethik erzählte gerade etwas über Gott und die Welt, als mich Schmetterling von hinten anstupste und mir einen Zettel vor die Nase hielt. „Lesen, beantworten und weitergeben,“ flüsterte sie und wedelte mit dem Stück Papier hin und her. Ebenso leise wie sie fragte ich:„Von wem?“
„Spongebob,“ antwortete sie. Kurze Wortgruppen, so redete fast jeder bei uns in der Klasse.
War Spongebob nicht der Typ, der oft solche Sprüche wie:„Ich Spongebob, du nichts“ heraus haute?
Schweigend nahm ich den Zettel an. Was wohl drauf stand? Gespannt las ich den Text auf dem Zettel:
„Ist Ethik langweilig? Ja-Nein?“
Was?Der Kerl gibt im Ethikunterricht so einen Zettel um?
Obwohl, irgendwie interessierten mich die Antworten. Ich war nie eine besonders gute Schülerin, aber was die Anderen dachten, hätte ich schon gern gewusst.
Ich sah wieder auf das Blatt und las weiter:
„Hängt vom Thema ab.“
„Ist egal, aber ich hab Hunger.“
„Ethik nervt.“
„Du nervst auch“
Schmunzelnd nahm ich einen Stift und schrieb, auch etwas auf das Papier:
„Nicht nur Ethik ist nervig...“
Nun hatte ich auch meinen Senf dazu gegeben.
Immer noch lächelnd, gab ich den Zettel weiter.
Das Blatt wanderte durch die gesamte Klasse, ohne dass Herr Ethik etwas bemerkte.
Als der Zettel wieder bei Spongebob war, dachte ich schon der Rest des Tages würde langweilig werden...
Ich irrte mich...
Endlich war die Ethikstunde zu ende und wir konnten alle auf den Hof runter.
Unten angekommen gesellte ich mich zu meines Gleichen.
Panda hatte Gummibären bei und natürlich wollten wir alle etwas ab haben. Als nur noch zwei da waren, packten Cinderella und ich zeitgleich eine Ecke der Tüte. „Lass los,“ zischten wir uns gleichzeitig an. Ich zog die Verpackung an mich, doch sie ließ nicht locker und zog selbst dran.
Fünf Minuten lang stritten wir uns um die Gummibären.
Irgendwann fragte Panda uns, ob etwas am Vertretungsplan stand, dass vielleicht wichtig war.
Ziemlich ratlos zuckte Cinderella nur mit den Schultern und ging Richtung Plan. Natürlich folgte ich ihr, immerhin hielten wir beide die Tüte noch fest. Keiner unserer Lehrer war zurzeit krank, dementsprechend war auch keine Vertretung oder dergleichen.
Wir kehrten wieder zu Panda zurück und wollten ihm erzählen, dass keine Vertretung für uns war, als er uns breit angrinste und fröhlich verkündete:„Alice hat gesagt, dass nichts wichtiges am Plan steht.“
Wir sind ganz umsonst zum Plan gerannt? Das gibt Ärger!
„Panda...,“ knurrte ich und ging einen Schritt auf ihn zu. Allerdings zog Cinderella wieder an der Gummibärentüte und ich ließ los. Sofort öffnete sie die Tüte und schob sich ein Gummibärchen in den Mund, dann sah sie wieder in die Verpackung und holte den letzten Gummibär raus. Statt ihn aber zu essen, gab sie ihn mir. Wir waren eben doch Freunde. Gerade als ich die Süßigkeit in den Mund steckte, klingelte es zum Pausenschluss.
Schnell rannte ich zum Unterricht. Herr Mathe hatte zu meinem Glück noch nicht angefangen.
Fix setzte ich mich und packte aus. Von weiter hinten hörte ich Buddha sagen:„Hör auf deinen Feenstaub in meine Richtung zu pusten!“ Tatsächlich hatte Tänzele irgendeinen Puder in das Gesicht von Buddha gepustet. Klar, dass dieser das nicht mochte. „Aber, wie soll ich den sonst das Zeug von meinem Buch abbekommen?“ fragte Tänzele unschuldig.
Wie immer begann der Lehrer den Unterricht mit einer einfachen Frage.
Ich meldete mich und wartete bis er mich aufrief. Glücklicherweise war meine Antwort richtig, als er mich loben wollte, sah er mich wieder mit diesem wie-war-dein-Name-noch-gleich- Blick an.
„Ich bin Nobody, Herr Mathe,“ antwortete ich betrübt. Ein Jahr lang war er jetzt schon mein Lehrer und er wusste immer noch nicht wie ich hieß.
Da ich meine Antwort bereits gegeben hatte, konnte ich mich in Ruhe anderen Dingen zuwenden.
Mein Blick fiel wieder auf die Fenster. Seltsam wie sauber die Fenster hier sind...
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NA?
was denkt ihr :)
Von einem alten Greis
Wahrscheinlich wurden die Fenster schon seit fünf Wochen nicht mehr gereinigt.
Seltsam, wenn man bedenkt, dass die Naturwissenschaftsräume täglich gesäubert werden.
Wieso denke ich so etwas jetzt?
Ich soll den Kindern doch eigentlich etwas über Gott und die Welt beibringen.
Mich langweilt dieses Fach nicht. Die Schüler schreiben aber lieber Zettel, als dass sie aufpassen. Ich bin doch kein Alleinunterhalter. Also wirklich, mindestens zwei Zettelchen sind mal wieder im Umlauf.
Glauben diese Kinder etwa ich bin ein alter Greis und bekomme nichts mehr mit?
Ich, Gunther Ethik, gehöre noch lange nicht zum alten Eisen.
Mittlerweile kenne ich alle Techniken zum abschreiben oder zum kommunizieren im Unterricht. Immerhin war ich auch mal jung.
Ich weiß doch sogar schon, dass auf dem einen Zettel gefragt ist, ob Ethikunterricht langweilig ist. Ich müsste mal nachsehen, was auf dem Anderen steht.
Wenn ich mich vorbeuge müsste ich eigentlich sehen, was auf dem anderen Stück Papier steht.
Ha, sie wollen wissen ob es Außerirdische gibt?
Haben meine Schüler nichts besseres zu tun?
Na toll, einige glauben sogar, dass die Außerirdischen bereits unter uns sind.
Eigentlich müsste ich doch weiter unterrichten, aber offensichtlich beschäftigen sich meine Schüler sehr gut alleine.
Na ja, zwei Minuten eher frei wird denen nichts ausmachen. Wahrscheinlich werden sie aus dem Raum stürmen, als wäre der Teufel hinter ihnen her...
Na also, auf einmal sind sie wach und können rennen. Irgendwie war mir das jetzt klar.
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In der Kürze liegt die Würze.^^
Von teilenden Freundinnen
Ich war eben erst einkaufen.
Hoffentlich glauben sie mir, dass ich beim Arzt war...
Jetzt ist es soweit, die Mädchen kommen. Ich sollte am besten schnell die Gummibärchen aufessen.
Oh Gott, sie haben die Tüte gesehen. Keine Panik, Panda, gib ihnen einfach den Rest und sage, dass sie zu langsam waren.
Da sind ja nur noch zwei Stück drin! Was mache ich jetzt? Das reicht nicht für alle und ich habe auch keine Kaugummis mehr.
Ich hab's! Ich halte die Tüte einfach zwischen Cinderella und Nobody. Deren Art sich um so etwas zu streiten ist einzigartig.
Es ist immer sehr lustig ihnen zu zusehen, so auch dieses mal. Abwechselnd ziehen sie an der Tüte und zischen sich an. Manchmal nehmen sie sogar ihre Füße zur Hilfe. Das sieht seltsam aus.
Einige Minuten vergehen und langsam sollte ich deren Streit wohl beenden. Nur wie?
Vielleicht schicke ich sie ein Stück laufen?
Genau, ich lasse die Beiden zum Vertretungsplan rennen.
Hoffentlich sagt Alice ihnen nicht, dass ich weiß das nichts Wichtiges dran steht.
Super, einmal geschwindelt und sie rücken ab.
Ich muss es irgendwie schaffen, eine von ihnen aus dem Konzept zu bringen, wenn sie sich immer noch streiten.
Die kommen jetzt schon wieder? Wahrscheinlich wollen sie mir sagen, dass nichts Besonderes am Vertretungsplan steht.
Was mache ich jetzt? Nur nichts anmerken lassen, Panda. Du schaffst das.
Ich... lüge und sage Alice hätte schon nachgesehen.
Genau, dass mache ich jetzt.
Ich grinse also breit und verkünde gestellt fröhlich:„Alice hat gesagt, dass nichts Wichtiges am Plan steht.“
Natürlich merke ich, dass Alice mich komisch von der Seite ansieht. Doch genau in diesem Moment knurrt mich Nobody an. Hilfe, die kann ja richtig bedrohlich gucken.
Zum Glück reißt Cinderella gerade jetzt die Tüte an sich. Oh mein Gott, wie wird Nobody reagieren, wenn sie mich schon mit den Augen erdolcht hat?
Cinderella ist ziemlich schlau. Sie besänftigt Nobody indem sie mit ihr teilt. Immerhin waren zwei Gummibärchen in der Tüte.
Na ja, Freundinnen teilen halt miteinander.
Allerdings sollte ich mich vorsichtshalber zurückziehen. Nicht das Nobody mich doch noch anfällt.
Welch ein Glück, es klingelt zum Unterricht. Meine Rettung.
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Hat es euch gefallen?
Von senilen Lehrern
Nach und nach finden sich meine Schüler im Raum ein. Einige packen still ihre Utensilien aus, andere albern dabei rum. Genau wie dieser Tänzele.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.
Seine Augen funkeln schalkhaft auf, als ES zu Buddha schlendert und Platz nimmt. Langsam holt ES seine Bücher heraus, doch irgendwas anderes hatte ES außerdem in der Hand.
Als ES Buddha das Zeug direkt ins Gesicht pustet, kann ich sehen das es ein glitzerndes Puder ist.
Irgendwie muss ich Buddha zustimmen, wenn er sagt, dass das Zeug Feenstaub ähnelt.
Aber so wie Tänzele sich verhält sollte ich ihn im Auge behalten.
Jetzt sollte ich langsam mal mit dem Unterricht beginnen.
Am besten frage ich zu erst etwas leichtes damit auch die „benachteiligten“ Schüler ein Erfolgserlebnis haben. Ich frage einfach mal nach der Formel zu linearen Funktionen.
Sehr schön, fast alle Hände sind oben.
Das Mädchen da, das so gelangweilt guckt und sich trotzdem meldet. Wie heißt sie eigentlich?
Irgendwas sagt mir, dass, wenn ich sie nur richtig angucke, sie mir ihren Namen schon sagt.
Erstmal soll sie die Frage beantworten, dann mir ihren Namen verraten.
Natürlich kennt sie die Antwort.
„Ich bin Nobody, Herr Mathe.“, sagt das Mädchen.
N-o-b-o-d-y, wieso kann ich mir den Namen nicht merken? Der ist doch so einfach.
Ich werde wohl doch langsam senil.
Wo guckt sie denn jetzt hin?
Ha, zu den Fenstern also. Ja, die sind mein ganzer Stolz, immerhin besteche ich die Putzfrau, damit sie die Fenster auch ja jeden Tag säubert.
