Revival von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Der Killer London Das Abenteuer begann in einer lauen, londoner Nacht. Eine Gestalt huschte durch die Straßen, auf dem Weg zu ihrem Ziel. Die Gestalt wurde angeheuert, um jemanden zu beseitigen. Das gesuchte Gebäude rückte immer näher. Es handelte sich um das Konsulatsgebäude. Dort würde die Zielperson bereits warten. Der Killer bewegte sich enorm schnell. So schnell, wie es für einen normalen Menschen eigentlich unmöglich war. Aber handelte es sich bei ihm überhaupt um einen? Oder war es nur ein Dämon, der beauftragt wurde, eine weitere Seele ins Jenseits zu bringen? Das Gebäude tauchte vor seinen Augen auf und die Gestalt hielt kurz inne. Sie war zum ersten Mal an diesem Ort und fand sich noch nicht zurecht. Die Wachen verrieten ihm allerdings, dass er richtig war. Die Zielperson war gewarnt worden, und hatte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Gestalt entdeckte mindestens fünf Wacheleute, welche um die Villa patrollierten. Doch sie würden den Killer nicht aufhalten können. Er besaß übermenschliche Kräfte und konnte fast von niemanden gestoppt werden. Außerdem besaß er die Fähigkeit mit der Nacht zu verschmelzen und somit unsichtbar zu werden. Diese Technik benutzte er um die ersten beiden Wachen anzugreifen. Er hatte etwas bei sich, das beim ersten Blick wie ein Schild aussah. Mit dieser Waffe schlug er die Wachen bewußtlos. Er tötete sie absichtlich nicht. Er hatte nur den Auftrag ihren Boss zu beseitigen. Etwas anderes kam nicht in Frage. Er war sich über seine Motive mehr als bewusst. Er tat es nicht für Geld, oder Macht, nein. Er tat es, weil es ihm aufgetragen wurde. Sein Meister hatte ihm befohlen jemanden zu töten. Von seinen Wachen hatte er nichts erwähnt, und der Killer nahm dies sehr genau. Nachdem die restlichen Wachen ausgeschaltet waren, steuerte er direkt auf die Villa zu. Er wusste, dass das noch nicht alles war. Sein ‘Opfer’ hatte bestimmt noch mehr Hindernisse geplant. Im inneren der Villa war es gezwungen auf einen Video-Monitor zu starren. „Herr Minister, das muss noch nichts bedeuten. Wir wussten, dass er sehr gut ist. Aber an unseren Wachen im inneren des Komplexes wird er scheitern.”, versicherte sein Assistent. Der Minister klopfte mit seiner Faust auf den Tisch, auf dem alle möglichen Gerätschaften aufgebaut waren. „Können Sie mir das garantieren? Können Sie mir versprechen, dass ich morgen früh aufwachen werde?”, fragte er seinen Assistenten fordernt. Dieser war kurz geschockt und konnte nicht antworten. Natürlich konnte er seinem Boss dieses Versprechen nicht geben, aber trotzdem ließ er sich nichts anmerken. „Wissen wir schon, wer ihn angeheuert hat?“, fragte der Minister weiter. Der Schweiß tropfte ihm bereits von der Stirn. Das lag nicht nur an der Furcht, sondern auch an seinem üppigen Körpergewicht. Sein Assistent war sein genaues Gegenteil. Er sah eher schmächtig und unsicher aus. „Noch nicht. Sie haben leider einen riesigen Vorrat an Feinden. Wir glauben, dass es einer Ihrer Konkurrenten ist. Dieser wollte Sie aus dem Weg haben und hat deshalb den Killer engagiert, der sich selbst ‚Hapi‘ nennt.“ Der Assistent wollte noch weiter reden, doch einer der Wachleute stürmte herein und störte. „Habt ihr ihn?!“, schrie der Minister richtig. Der Wachmann musste leider verneinen. „Tut mir Leid. Aber Ihr Besuch ist eingetroffen.“, erklärte er. Der Minister zog ein ratloses Gesicht. Schnell blickte er zu seinem Assistenten. „Können Sie mir das erklären, William? Ich kann doch jetzt niemanden empfangen.“, fragte er aufgebracht. Sein Assistent versuchte ihn zu beruhigen. „Unser Gast ist ebenfalls jemand aus der Szene. Sein Deckname ist Schemu. Er hat uns die nötigen Informationen geliefert, die wir brauchten. Jetzt ist er bereit sich um unser Problem zu kümmern. Allerdings nur… gegen einen kleinen Aufpreis.“, rechtfertigte William seinen Alleingang. „Ist er gut?“, war alles, was den Minister interessierte. William bejahte. „Er hat sich einen Namen in der Unterwelt gemacht.“ Der Minister war bereit Schemu nun zu empfangen. Als jedoch wenig später ein Punk mit lila Haaren und protzigen Lederklamotten hereinspazierte, bereute er seine Entscheidung. Er sah William an, doch dieser nickte bejahend. „Zahlen Sie?“, fragte Schemu zuerst. Der Minister hatte jedoch noch Fragen. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Aber können Sie diesen Wahnsinnigen wirklich schlagen? Was können Sie, was meine gut ausgebildeten Wachleute nicht vermögen?“, fragte der Minister, als führte er gerade ein Bewerbungsgespräch. Schemu grinste nur überheblich. „Die Frage ist einfach. Ihre Wachleute sind Menschen. Hapi aber nicht.“, erklärte er. Der Minister wusste nicht, ob er seinen Gast ernstnehmen sollte. „Und was ist er dann?“, hinterfragte er trotzdem. „Ein Schatten.“, antwortete Schemu kurz und bündig. „Er galt als Tod, deshalb hat mich sein Auftauchen auch sehr überrascht. Mich würde interessieren, warum er in diese Welt zurückgekehrt ist.“, redete Schemu unverständliches Zeug. Das fand zumindest der Minister. „Haben Sie eine Ahnung wer ihn beauftragt hat?“ Schemu konnte aber nur spekulieren. „Es kann nur einer ihrer Feinde gewesen sein. Und zwar der, der so ein Amulett trägt.“, antwortete er und griff unter seine Lederjacke. Er trug ein Halsband, welches er dem Minister zeigte. Darauf waren alte ägyptische Zeichen gemalt. Es musste bereits mehrere hundert Jahre alt sein. „Das ist ein alter Stein, na und? Ich kenne niemanden, der noch sowas trägt. Aber mich interessiert nur eines. Können Sie diesen Hapi für mich ausschalten? Ich zahle jeden Preis.“, engagierte der Minister den geheimnisvollen Punk. Er war so mit den Nerven am Ende, dass er ihm jedes Wort glaubte und auch alles zahlte. Schemu nahm den Job an und versprach sie um Hapi zu kümmern. Doch zum Überraschen aller ließ er sich einfach auf einen Stuhl fallen. William wollte ihn bereits beschwichtigen zu gehen, doch Schemu blieb ruhig. „Ganz locker Leute. Es lohnt sich nicht meine Beine zu beanspruchen. Ich lasse Hapi kommen. Er besitzt einen großen Namen in der Unterwelt. Und ich werde derjenige sein, der ihm seinen Titel wegnimmt.“, amüsierte er sich. William blickte zu seinem Boss, und dieser war durch das selbstbewußte Auftreten seines neuen Mannes tatsächlich etwas ruhiger geworden. Doch das sollte sich ändern. Einer der Monitore verriet, dass der Auftragskiller in das Gebäude eingedrungen war. Natürlich hatte er nicht die Tür benutzt, sondern eines der Fenster. Davon gab es in der Villa nämlich mehr als ausreichend. Im inneren konnte er zuerst keine Wachen entdeckten. Schemu behielt Recht. Der Killer war tatsächlich ein Schatten. In dem Gang, in dem er sich gerade befand war es stockdunkel. Nur das Mondlicht erhellte den Raum. Der Killer trug normale Kleidung, welche zwar zur Tarnung nicht dienlich war, ihm jedoch gefiel. Noch etwas anderes stach ins Auge. Hapi trug wie Schemu ein Amulett. Es war der selbe Stein am Ende der Kette. Oder doch nicht? Die Symbole darauf waren anders angeordnet, als hätten sie eine Bedeutung. Plötzlich wurden Schüsse abgefeuert. Mehrere Wachen standen hinter einer Tür, welche zum Gang hinausführte. Sie hatten inzwischen verstanden, wen sie vor sich hatten und schossen deshalb durch die Tür hindurch. „Weiter feuern!“, befahl einer von ihnen streng. Die Wachen hatten ihr gesamtes Magazin leergeschossen und stießen die Tür auf. Sie erwarteten eine Leiche vorzufinden, doch Fehlanzeige. „Ist er noch rechtzeitig geflohen?“, fragte ein Wachmann, der sichtlich verwirrt war. Die anderen konnten es ihm nicht sagen. „Ich lebe.“, kam es nun von oben. Verdutzt blicken die Wachleute zur Decke. Hapi schien wie eine Spinne darauf zu kleben. Es brauchte etwas bis die Wachen kapierten und ihre Pistolen auf den Eindringling richteten. Doch ihr Einsatz kam zu spät. Hapi ließ sich fallen und begrub zwei Männer unter sich. Die anderen zögerten zuerst, aus Angst ihre Kollegen zu treffen. Doch Hapi verlagerte sein Gewicht auf seine rechte Hand und sprang geschickt auf. Bei dieser Gelegenheit entwaffnete er gleich einen der Wachen. Mit einem weiteren Tritt streckte er ihn zu Boden. Der Mann, der noch eine Waffe besaß war schnell erledigt. Doch nun rappelten sich die anderen zwei Wachen wieder auf. „Vorsicht, ich glaube er ist ein Ninja, oder sowas.“, warnte einer den anderen. Hapi glaubte nun widersprechen zu müssen. „Falsch. Ich bin ein Krieger. Ich Krieger, der seinem Meister dient.“, antwortete er und holte wieder sein Schild hervor. Es ähnelte seinem Amulett sehr. Ägyptische Symbole waren darauf angereiht und es konnte nicht nur zur Verteidigung, sondern auch zum Angriff verwendet werden. Mit seiner Hilfe streckte Hapi einen der Wachleute nieder. Er fiel bewusstlos zu Boden, und leistete seinen Kollegen damit Gesellschaft. Nun stand nur noch ein Hindernis vor Hapi und seinem Auftrag. Der letzte Wachmann wollte seine Waffe ziehen, doch Hapi kam ihm zuvor. Der Mann glaubte, dass er seinen Feind austricksten konnte, da er selbst einige Kampfsportarten beherrschte. Das war jedoch nicht der Fall. Er konnte kaum einen richtigen Schlag ausführen, bevor Hapi auch ihn k.o. schlug. Auch von diesen Männern musste er keinen töten. Würde sich das im nächsten Raum nun ändern? Der Minister tobte und bekam einen Angstanfall. Er hatte alles auf den Monitoren mitangesehen. William versuchte vergebens ihn zu beruhigen. Schemu machte sich nun die Mühe und stand auf. „Ganz ruhig. Ich bin ja da. Hapi wird mich nicht besiegen können.“, war er die Ruhe selbst. Er riss die Tür zum Vorzimmer auf und wartete dort auf Hapi. Dieser hatte mittlerweile den Vorraum durchquert und stand vor der nächsten Tür. Er spürte, dass ihn dahinter jemand erwartete. Es war jedoch nicht sein Opfer. Er betrachtete sein Amulett und bemerkte, dass es glühte. Das sagte nur eines aus. Ein weiterer Amulettträger war im Gebäude. Damit hatte Hapi natürlich nicht gerechnet. Er bezweifelte, dass es sich um einen Freund handelte. Trotzdem grinste er. Er liebte das Spiel und ließ sich überraschen. Er öffnete die Tür und blickte in die Augen seines Gegners. „Du bist der tote Krieger.“, begrüßte ihn Schemu. „Und wie ist dein Name?“, erwiderte Hapi seinerseits. „Den will ich dir gerne sagen, bevor ich dich vernichte. Ich bin Schemu und trage eines der göttlichen Amulette. Genau wie du. Ich besitze die selbe Kraft, und bin somit gleich stark. Deshalb dürfte der Kampf wohl ziemlich aufregend werden.“, erzählte er. Hapi zeigte sich wenig beeindruckt. „Das wage ich zu bezweifeln. Gehe mir aus dem Weg. Ansonsten werde ich gezwungen sein dich zu töten. Aber mein Auftrag lautet nur den Minister auszuschalten.“, unterbreitete Hapi Schemu sein Angebot. Dieser wurde nun etwas wütend. „Ich weiß nicht, wie du die Schlacht in Ägypten überlebt hast, aber hier ist Endstation. Auch wenn du stark sein magst, mich wirst du niemals besiegen.“, war Schemu weiterhin von sich überzeugt. Der Minister kaute inzwischen an seinen Fingernägeln. Wenn Schemu verlor, war auch sein Leben zu Ende. Im Vorzimmer hatte er keine Kamera, und konnte den Kampfverlauf deshalb nicht verfolgen. Das war der größte Horror. Schemu besaß ebenfalls eine Waffe, wie Hapi. Allerdings kein Schild, sondern eine lange, harte Peitsche. „Nette Waffe.“, nahm Hapi den Feind nicht ernst. Schemu wollte ihm vom Gegenteil überzeugen und griff ihn an. Hapi verteidigte sich mit seinem Schild. „Du bist verloren. Dein Schild kann mir nichts anhaben. Und du wirst dich auch nicht ewig hinter ihn verstecken können.“, sah sich Schemu bereits als Sieger. Doch Hapi wollte sich beeilen. Ihm gefiel dieser Ort nicht. Schemu schlug wieder zu, und seine Peitsche umwickelte Hapis Handgelenk. Schemu sah sich im Vorteil. Doch Hapi konzentrierte sich auf sein Amulett und die Peitsche wurde von Feuer umschlungen. Schemu hatte keine andere Wahl als sie fallen zu lassen. Doch anstatt aufzugeben, brachte er sich in Verteidigungsstellung. „Du hast keine aktive Waffe. Als ist der Kampf noch ausgeglichen.“, schrie Schemu, der jetzt doch etwas beunruhigt war. Hapi schritt auf ihn zu. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“, meinte er nur. Schemu wollte seine Chance nutzen und angreifen. Das war ein Fehler. Er hatte sich bei Hapis Schild heftig geirrt. Wieder reagierte das Amulett und aus der Mitte des Schildes schoss eine lange Klinge heraus. Schemu konnte nicht mehr ausweichen und musste mit ansehen, wie sich die Klinge in seinen Körper bohrte. Die Kraft seines Amuletts erlosch und er spürte, wie es auch mit ihm zu Ende ging. Doch anstatt zu schreien, begann er zu lachen. „Der unbesiegbare Killer Hapi! Warum bist du von den Toten auferstanden? Was suchst du hier?“, fragte er mit seiner letzten Kraft. Die Antwort blieb ihm Hapi schuldig. Schemu sackte zusammen und blieb regungslos liegen. Hapi beließ es dabei und blickte auf die Tür. Sie führte zu seinem Ziel. William und sein Boss hörten Schritte näher kommen. Ihre Herzen hatten noch nie so laut geschlagen wie jetzt. Wer war der Sieger? Wer würde den Raum betreten? Hapi oder Schemu? Die nächste Sekunde entschied über das Leben des Ministers. Die Tür sprang auf und William erkannte Schemu. Erleichtert atmete er auf. Allerdings zu früh. Hapi hielt Schemu am Kragen gepackt und ließ ihn in den Raum fallen. William fiel vor Entsetzen auf die Knie. Hapi betrat nun das Büro des Ministers. Es war hell erleuchtet, und beide konnten das Gesicht des Killers sehen. Zu ihrem Entsetzen erkannten sie, dass es sich noch um einen Teenager handelte. Damit lagen sie gar nicht so falsch. Hapi war tatsächlich nicht älter als 20. Er besaß blaues Haar, dass er sich ohne Zweifel gefärbt hatte. Außerdem prangte an seinen beiden Wangen eine Narbe. Sie war jedoch absichtlich herbeigeführt worden. An diesen Stellen hatten sich Tätowierungen befunden, welche Hapi loswerden wollte. Ansonsten sah er aus wie jeder andere. Bis auf seine Augen. Sie waren starr und nur auf sein Ziel gerichtet. Auf dieses ging er nun auch zu. Der Minister fühlte sich als Geist, der irgendwie aus seinem Körper gewichen war. William war so ängstlich, dass er sich unter dem Schreibtisch verkroch. „Warum? Warum willst du mich töten?“, versuchte der Minister sein Glück und wollte Hapi umstimmen. „Weil mein Gott es mir befohlen hat. Und sein Wunsch ist mir Befehl.“, antwortete er. Der Minister schluckte. Er zweifelte jetzt nicht mehr daran einen Verrückten vor sich zu haben. „Habe keine Angst. Der Tod ist nicht schlimm.“, meinte Hapi und hob sein Schild mit der Klinge. Langsam schritt er auf den Minister zu. „Was? Woher…woher willst du das wissen?“, fragte er entnervt. „Ganz einfach. Ich war schon einmal tot.“, erwiderte Hapi. Der Minister verschwand jedoch keinen Gedanken darüber, sondern packte sein letztes Ass aus. Unter seinem breiten, schwarzen Bürostuhl hatte er eine Waffe angeklebt. Mit seiner letzten Kraft griff er nach ihr und schoss auf Hapi. Dieser stand direkt vor seinem Opfer. William zitterte immer noch. Hatte sein Boss den Killer erschossen? Nein. Hapi stand noch. Er hatte nicht einmal einen Streifschuss abbekommen. Die Hände des Ministers, der nebenbei noch krumme Geschäfte am Laufen hatte zitterten dermaßen, dass er nichtmal ansatzweise getroffen hatte. Dies war seine einzige Chance gewesen. Er wusste, dass er um sein Leben gespielt und verloren hatte. Er ließ die Waffe fallen und spürte, wie Hapi ihm den tödlichen Stich verpasste. Die Klinge war noch immer von Schemus Blut befleckt, als das des Ministers auf sie tropfte. Hapi hatte seinen Auftrag erledigt. William hatte bereits einen Nervenzusammenbruch. Er blickte Hapi ungläubig an. Er wartete der nächste zu sein, doch Hapi steuerte wieder auf die Tür zu. William verstand selbst nicht, was nun in ihm vorging. Er sprang unter dem Schreibtisch hervor und schrie Hapi wagemutig an. „He, du verdammter Mörder! Was hast du davon unschuldige Menschen zu töten? Bedeutet dir Geld soviel?“, schrie er ihn an. Hapi drehte sich um. Warum hatte William das getan? Jetzt würde auch er sterben. „Ich tu das nicht für Geld. Außerdem war er kein Unschuldiger. Ich diene nun einem Gott, der dieser Welt nicht schaden will. Ich bin glücklich darüber sein Werkzeug zu sein.“, erwiderte der Profikiller. William gab sich nicht zufrieden und griff Hapi an. Er schien eine Art von Blackout zu haben, der ihn zu selbstmörderischen Taten bewegte. Hapi ließ sein Schild jedoch verschwinden. Ein Schlag mit der Faust genügte um William niederzuschlagen. Gleich darauf hörte er ein Geräusch. Es waren die Wachen, die wieder zu sich gekommen waren. Sie stürmten schwer bewaffnet das Büro, konnten Hapi aber nicht entdeckten. Wo war er hin? Das Büro besaß nur einen Ausgang und kein Fenster? War er tatsächlich ein Schatten? Einer der Wachen hielt sich die Hand vor den Mund. Sie fanden ihren Boss und den Punk, der so großspurig getan hatte tot auf. Welches Monster hatte das nur getan? Hapi konnte nur dank seines Amuletts unbemerkt entkommen. Es war eine Art von Teleportation, die es ihm erlaubte, das Gebäude zu verlassen. Sein Anhänger verlieh ihm große Kräfte, was man bereits an seinem Kampf mit Schemu gesehen hatte. Er hörte die Stimmen der Wachen, die panisch das Gebäude verließen. Wenn die Polizei kam, wollten sie keine unliebsamen Fragen beantworten. Sie dachten nicht einmal daran ihren Boss zu rächen, geschweige denn Hapi zu verfolgen. Dieser wusste, dass sein Job erledigt war. Er verwandelte sich wieder in den Schatten, der er am Anfang seines Auftrages war. Schnell und vorsichtig verließ er das Grundstück und fand sich wenig später auf den Straßen Londons wieder. Er versteckte sein Amulett unter seinem Hemd, so dass niemand er bemerken konnte. Dann gab er sein Dasein als Schatten auf und trat ins Licht. Um genauer zu sein, in das einer Straßenlaterne. Es war noch immer stockfinstere Nacht und es waren kaum Menschen unterwegs. Hapi begann zu gehen, doch niemand beachtete ihn. Keiner von den Leuten ahnte, wer da an ihnen vorbeiging, und auch nicht was er soeben getan hatte. Hapis Ziel war der Eingang zur U-Bahn. Er schritt die Treppe hinunter und wartete. Es dauernde nicht einmal eine volle Minute bis die nächste Bahn vor ihm stehenblieb. Hapi stieg ein und setzte sich an einen Fensterplatz. Er musste einige Stationen fahren, bis er zu seinem Ziel kam. Wieder an der Oberfläche setzte er seinen Weg unbeirrbar fort. Hapi wohnte in einem Dorf, dass nicht wirklich viele Einwohner besaß. Er war glücklich darüber. Wenn jemand behaupten konnte, dass er schon überall auf dieser Welt war, dann er. Seine Aufträge hatten ihn quer durch die Welt geführt. Sie kamen immer von anderen, was sich nun allerdings geändert hatte. Vor wenigen Monaten war Hapi gestorben. Er war lange damit beauftragt das Grab von Sepa zu schützen. Als dieser wieder Auferstand wurde er zu Hapis neuem Meister. * Dadurch was Hapi gezwungen gegen einen Feind zu kämpfen, gegen den er verlor. Es war ein junges Mädchen, deren Mutter Hapi auf dem Gewissen hatte. Es war vor langer Zeit passiert. Hapi konnte sich nicht einmal richtig daran erinnern. So viele Aufträge hatte er bereits ausgeführt und nie die Motive seiner Meister hinterfragt. Nicht einmal nach seinem Tod. Er war in Ägypten gestorben und wiedergeboren. Hapi wusste nicht wieso man ihm eine zweite Chance gegeben hatte. Damit er sein Leben änderte? Oder damit er weiterhin seinem Meister dienen konnte? Es war Hapis größter Wunsch diese Frage beantworten zu können. Das Dorf besaß viele Häuser. Alte, neue, große, kleine… . Hapis Ziel war keines von ihnen. Er steuerte direkt auf die Kirche des Ortes zu. Nur in ihr fühlte er sich wirklich heimisch. Nach seiner Wiedergeburt wurde er dort herzlich aufgenommen. Und zwar vom Pfarrer der Gemeinde. Sein Name war Jonathan. Das war zumindest einer davon. Der Pfarrer besaß wie Hapi eines der geheimnisvollen Amulette. Allerdings gab es Unterschiede. Jonathans Amulett verbarg noch mehr als das von Hapi. Dieser benutzte nicht große Tor, sondern den Seiteneingang. Dieser führte nicht in den großen Saal, sondern zu einem Gang, welcher mehrere Türen bereithielt. Hapi wusste nicht, in welchem Zimmer sich Jonathan momentan aufhielt, weshalb er sich alle der Reihe nach abklapperte. Sein Zimmer war das Erste. Es war nicht sonderlich groß, reichte aber zum Leben. Das Bett knarrte bereits, wenn man sich drauflegte. Ansonsten befanden sich wenig Einrichtungsgegenstände darin. Außer dem Bett standen noch ein Tisch und ein Stuhl in einer Nische. Auf dem Tisch stapelten sich Unmengen von Büchern. Auf einem stand ‚Bibel‘ geschrieben. Der Rest bestand aus Lehrbüchern. Höhere Mathematik, Englisch, Naturkunde, Geographie, und anderes. Man konnte Hapi leicht für einen Streber halten. Der wahre Grund aber, war, dass Hapi lange keine Schule mehr besucht hatte. Er konzentrierte sich auf das Lernen, um sich wenigstens etwas weiterzubilden. Da er Jonathan in seinem Zimmer nicht vorfand, durchsuchte er die Restlichen. Keine Spur von ihm. Trotzdem war sich Hapi sicher, den Pfarrer in der Kirche anzutreffen. Er konnte sich nur am Altar aufhalten. Dort war er von Zeit zu Zeit um zu beten. Was sollte ein Pfarrer auch anderes tun? Hapi schritt auf die Tür zu, welche den Saal mit den großen Ornamenten und den vielen Bänken preisgab. Nichts hatte sich verändert. Hapi sah sich um, entdeckte Jonathan jedoch nicht. Ein Blick auf die Uhr löste das Rätsel jedoch. Hapi war entgangen, dass sich die Sonne bereits zeigte. Es war noch sehr früh, und um diese Zeit hockte Jonathan immer im Beichtstuhl. Dort wartete er auf seine Gemeindemitglieder und schrieb nebenbei seine Reden für den Gottesdienst. Hapi marschierte auf die kleine Kammer zu und öffnete sie. Er trat hinein und setzte sich auf den Stuhl. „Vergib mir, den ich habe gesündigt.“, begrüßte er seinen Meister auf seine Weise. Dem Pfarrer entkam ein Lacher. „Lass diesen Unsinn. Wenn du wirklich alle deine Sünden beichten möchtest, würde das länger als die Fastenzeit dauern.“, versuchte er einen Witz zu machen. Hapi ließ es jedoch nicht dabei. „Ich habe die Zielperson getötet. Und einen Amulettträger, der ihr untergeben war. Ich habe Euren Auftrag ausgeführt, wie Ihr es wolltet.“, erzählte er. „Das war das Richtige.“, beruhigte ihn Jonathan. Hapi blickte durch das Gitter, welches die beiden Kammern voneinander trennte. „Wirklich? Was haben wir dadurch erreicht?“, fragte er, wünschte sich aber gleich darauf es nicht getan zu haben. „Verzeiht mir. Ich habe nicht das Recht an Euch zu zweifeln.“, hängte er noch schnell dran. Jonathan lachte. „Du bist wie immer loyal und tust alles was man dir aufträgt. Außerdem brauchst du nicht so zu reden. Bata ist nicht hier. Er schläft, und sucht sein neues Opfer. Du redest mit mir. Mit dem Mann, der dich aufgenommen und dir seine Freundschaft angeboten hat.“, erklärte der Pfarrer. Hapi sah ihn ungläubig an. „Das mag schon sein. Und ich bin Euch auch für alles dankbar. Ich respektiere Euch genauso wie Bata.“, sprach er. Jonathan zweifelte daran. „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht so recht glauben. Seit du ein Kind warst hast du immer Göttern, oder Amulettträgern gedient. Das du dich jetzt Bata unterworfen hast, ist verständlich. Gott hat dir ein zweites Leben geschenkt. Was glaubst du will er, dass du damit anfängst?“, hinterfragte der Pfarrer. Hapi stutzte kurz. „Ich verstehe Euch nicht. Ihr wisst über die Zeit des Chaos Bescheid. Ihr kennt die Geschichte wie Serapis die ägyptischen Götter erschuf. Und wie alle vernichtet wurden. Ihre Lebensenergie verbannten sie in diese Amulette, und nur wenige Menschen sind auserwählt eines zu tragen. Ihr wisst von der Existenz anderer Götter und bleibt Eurem trotzdem treu. Obwohl Ihr keinen Beweis für seine Existenz habt.“, stellte Hapi den Pfarrer auf die Probe. „Ach Hapi. Ich kenne deine Geschichte. Ich weiß, was in deiner Vergangenheit schief gelaufen ist. „Auch du warst einmal gläubig. Doch Gott konnte dir nicht helfen, worauf du dich an etwas festeres geklammert hast. Indem du Göttern wie Sepa oder Seth gedient hast, hast du gehofft an Stärke zu gewinnen. Für dich und deine Familie. Das ist auch mein Ziel. Nur habe ich einen anderen Weg. Ich brauche kein Amulett, das irgendein Gott vor Jahrtausenden geschaffen hat. Ich habe anderes, zu dem ich beten kann.“, meinte er nur. Hapi starrte auf das Amulett, dass ihm seine Eltern hinterlassen hatten. „Hast du Informationen über den Zyklopen erhalten?“, fragte Jonathan weiter. Hapi musste verneinen. „Nein, aber ich hatte auch keine Gelegenheit irgendjemanden zu fragen.“, antwortete er. „Verratet Ihr mir endlich was es mit diesem Fabelwesen auf sich hat?“, versuchte er sein Glück. Jonathan seufzte. „Das ist eigentlich Batas Aufgabe. Also gut. Bata sucht die Opfer nicht willkürlich aus. Die Gauner, die du bereits eliminiert hast, unterstehen einem Verbrecher, der sich selbst der Zyklop nennt. Er trägt ebenfalls ein Amulett und benutzt es dazu Anhänger zu finden. Seine Organisation gewinnt von Tag zu Tag mehr an Macht. Hapi! Bata hat dich auserwählt den Zyklopen unschädlich zu machen. Du siehst, dein Werk hat einen Sinn.“, erzählte er Hapi nun die ganze Wahrheit. Doch dieser fühlte sich nicht zufriedener. „Kann man diesen Zyklopen und seine Anhänger nicht einsperren, oder sowas?“, wagte er es nachzufragen. Jonathan verneinte. „Dazu ist niemand in der Lage. Nur ein mächtiger Krieger kann diesen Wahnsinn stoppen. Und dieser bist du!“, redete er Hapi ein. Dieser verstand und war wieder motiviert. „Wer ist der nächste?“, wollte er wieder zurück an die ‚Arbeit‘. Jonathan schüttelte den Kopf. Lass dir Zeit. Wenn ich mich nicht irre ist morgen dein erster Schultag.“, erinnerte er Hapi. Dieser nickte zögerlich. Nach seiner Wiedergeburt hatte er sich an der Uni eingeschrieben. Damals ahnte er noch nicht, dass seine Fähigkeiten wieder gebraucht wurden. „Ich muss heute nicht mehr lernen. Ich bin schlau genug. Ich möchte Bata dienen.“, erklärte er. Jonathan verstand. „Also gut, Kevin. Kevin… . Diesen Namen solltest du dir wieder aneignen. Besonders wenn du morgen wieder unter Leute gehst.“, schlug er vor. Kevin nickte. „Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr verwendet. Oder halt… . Sepa hat darauf bestanden mich so zu nennen. Aber diesmal ist Kevin im Jenseits geblieben. Er ist nicht mit mir zurückgekehrt. Nun existiert nur noch Hapi.“, stand für den Jungen fest. Jonathan sah das anders. „Entschuldige wenn ich daran zweifle. Ich sehe dich doch jeden Tag. Wenn du nicht über deinen Büchern sitzt, liegst du auf deinem Bett und betrachtest ein Bild. Tut mir Leid, dass ich dich beobachtet habe. Du solltest nicht so daran hängen.“, meinte der Pfarrer. Das war das einzige, was Kevin nicht für seinen Meister tun wollte. Dieses Bild war alles was er noch hatte. Und niemals würde er auf es verzichten. „Kann ich mit Bata reden?“, hakte er nach. Jonathan bejahte. „Ich wecke ihn auf. Hoffentlich ist er kein Morgenmuffel.“, bangte er spasseshalber. Der Pfarrer warf seinen Kopf zurück murmelte ein paar Worte. Sein Amulett glühte so hell, dass die ganze Kammer erleuchtet war. Das leuchten nahm wieder an und Jonathans Gesichtszug hatte sich verändert. „Jonathan?“, fragte Kevin vorsichtig. Dieser verneinte jedoch. „Nein. Ich bin es. Bata.“, erwiderte er. Kevin blickte ehrfürchtig zu Boden. „Gebieter, es ist mir eine Ehre Euch zu sprechen.“, benahm er sich ganz unterwürfig. „Ich habe dein Gespräch mit Jonathan belauscht.“, gestand Bata. Es war noch immer Jonathans Körper und seine Stimme, aber sonst war alles anders. Das Verhalten des Pfarrers hatte sich von grundauf verändert. Das liebenswerter und Verständnisvolle war verschwunden. Es war, als hätte Jonathan eine multiple Persönlichkeit. Oder war es gar das Amulett, das nun sprach? Befand sich in ihm eine weitere Person, die Jonathan nun als Medium benutzte. Hapi erinnerte sich. Manche Amulette trugen die Seelen der jeweiligen Götter in sich. Bata und Jonathan schienen den selben Körper zu benutzen. Wenn Bata sprechen wollte, gab Jonathan nach bot ihm seinen Körper an. „Du hast gute Arbeit geleistet. Ich bin stolz auf dich. Aber die Mission ist noch nicht erfüllt.“, erklärte der Geist des Gottes. „Wer ist der nächste? Dieser Zyklop? Wer ist er?“, hakte Kevin nach. Bata zögerte mit der Antwort. „Ich weiß es nicht. Seine Identität ist Geheim. Aber er ist sehr reich und berühmt. Außerdem besitzt er ein Amulett. Und zwar das des mächtigen Gottes Kuk, der Urfinsternis. Es verleiht ihm sehr viel Kraft, doch ich bin sicher, dass du ihn besiegen kannst, Junge.“, setzte er seine ganzen Hoffnungen in Kevin. Dieser betrachtete sein Amulett und versprach sein Möglichstes zu tun. „Was ist meine nächste Aufgabe?“, hakte er nach. Bata überlegte kurz. „Ich habe wieder jemanden. Aber das hat Zeit. Jonathan hat schon ganz Recht. Ruhe dich aus und lerne noch etwas. Morgen ist doch dein großer Tag.“, wusste Bata bestens Bescheid, Kevin wagte es nicht dem Gott zu widersprechen. Bata warf seinen Kopf zurück und das Amulett begann wieder strahlen. Kurze Zeit darauf war Jonathan zurück. „Habt ihr nett geplaudert?“, fragte er Kevin nun wieder fröhlich und wohlgelaunt. „Ja. Er meint auch, dass ich mich ausruhen solle. Ich werde noch etwas lernen und mich mental auf morgen vorbereiten.“, erklärte der Junge. Jonathan verstand. „Und siehst du dir auch wieder dein Bild an?“, konnte er es sich nicht verkneifen zu fragen. Kevin verzichtete darauf eine Antwort zu geben. Er verließ den Beichtstuhl und trat in die große Halle. Er machte sich auf den Weg zurück zu seinem Zimmer, wo er wieder den riesigen Stapel Bücher vorfand. Er seufzte und setzte sich auf den Stuhl. Dann stutzte er. Er stand wieder auf und ließ sich auf sein Bett fallen. Unter dem Kopfkissen holte er ein Foto hervor. Es war das, das Jonathan erwähnt hatte. Kevin sah es sich mehrmals am Tag an und träumte jedes Mal. Das Foto zeigte ein sehr junges Mädchen, das kaum älter als 8 sein konnte. Sie besaß blondes Haar und ein kindliches Lächeln. Wie es sonst auch der Fall war begann Kevin wieder zu träumen und in Erinnerungen zu schwelgen. Emma Kevin ist nicht bei seinen Eltern aufgewachsen. Diese waren nämlich bei einem Unfall gestorben und hatten ihren Sohn und ihre kleine Tochter zurückgelassen. Kevin war damals erst 5 und seine Schwester war 3. Ihr Name war Emma. Im Gegensatz zu Kevin verstand sie noch nicht was mit ihren Eltern passiert war. Kevin allerdings schon. Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen. Er weinte nur dann, wenn seine Schwester ihn nicht sah. Zu groß war die Angst ihr antworten zu müssen. Die beiden Geschwister hatten nur noch einander. Kevin hatte es sich zur Aufgabe gemacht sie für immer zu beschützen. Die Kinder wurden sofort in ein katholisches Waisenheim gesteckt. Es wurde von Nonnen geführt, die einem Mönch unterstanden. Dieser achtete besonders auf die beiden Problemkinder. Die Familien kamen und gingen. Aber niemand interessierte sich für die beiden. Ein paar sahen sich Emma genauer an, doch Kevin ließ es nicht zu, dass die beiden getrennt wurden. Die Jahre verstrichen. Der Mönch, dessen Name Adrian war hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Deswegen adoptierte er sie selbst. Kevin und Emma freuten sich, da sie wussten, dass sie von nun an für immer zusammen sein würden. Aber ob das das Richtige war? Die beiden spielten ihren Aufpassern einen Streich nach dem anderen. Einmal stellten sie einen Eimer voller Wasser oberhalb der Tür ab, und einmal schlossen sie eine Nonne in der Besenkammer ein. Die beiden Geschwister lachten sich jedes Mal tot. Adrian schüttelte den Kopf und zog Kevin zu sich. „Hör mal. Du wirst langsam erwachsen und musst deiner Schwester ein Vorbild sein. Hast du das verstanden?“, hämmerte er Kevin ein. Dieser war nicht dumm. Er war sogar sehr intelligent für sein Alter. Das Heim besaß eine Schule, in der Kevin der beste Schüler war. Freunde hatte er in seiner Klasse aber keine. Ständig kamen neue dazu und alte wurden adoptiert. Kevin hatte also nur Emma zum Spielen. Das änderte sich, als Kevin Zehn wurde. Ein neuer Schüler kam in seine Klasse und beide verstanden sich prächtig. Sein Name war Ethan, und er interessierte sich so ziemlich für die selben Sachen wie Kevin. Dieser war glücklich darüber endlich einen gleichaltrigen Freund gefunden zu haben. Er erzählte ihm von seiner Schwester und wie diese manchmal nerven konnte. Die beiden spielten gerade ein Brettspiel in Kevins Zimmer, als Emma hereinrannte. Sie zog ihren Bruder am Ärmel und wollte, dass er mit ihr kam. „Komm, ich will dich meiner neuen Freundin vorstellen. Sie hat ein tolles Spiel mitgebracht, von da, wo sie herkommt.“, drängte sie ihren Bruder. Dieser zog jedoch nur seinen Arm weg. „Siehst du? Wie ich gesagt habe, eine unreife Nervensäge.“, meinte Kevin zu seinem Freund. Das ließ sich Emma nicht gefallen. Sie verpasste ihrem Bruder einen Tritt gegen das Bein und verschwand dann. Wütend stapfte sie auf den Gang hinaus. Dort wartete bereits ihre Freundin. „Und? Wo ist jetzt dein Bruder?“, fragte sie, als sie Emmas böses Gesicht sah. „Vergiss den Blödmann! Der ist mir doch Schnuppe. Er hat mich eine unreife Nervensäge genannt.“, erzählte sie und marschierte dann weiter. Ihre Freundin hinterher. „Warte, wo willst du jetzt hin?“, hinterfragte sie. Emma hatte ein bestimmtes Ziel. „Ich… will ins Dorf!“, sprach sie. Das Waisenhaus stand auf einem Berg, und darunter befand sich ein Dorf. Es war nicht sehr groß und hatte hin - und wieder Probleme mit der Wirtschaft. Die Häuser sahen sehr alt aus und waren alle aus Holz gebaut worden. Nur das Rathaus bestand aus Beton. Das war die einzige Erneuerung, die sich das Dorf leisten konnte. „Ins Dorf? Nein, das dürfen wir nicht. Adrian hat es uns verboten!“, erinnerte sie ihre Freundin. Emma wusste das, aber es war ihr auch egal. Wenn ihr Bruder sie für ein Kind hielt, würde sie ihm das Gegenteil beweisen. Sie würde ihm zeigen, dass sie auch erwachsen war, und alles konnte, was auch dieser Ethan so anstellte. Ihre Freundin redete immer wieder auf sie ein, doch es half nichts. Wenig später verließen beide das Kloster. „Wenn du erwischt wirst, bekommst du mächtig Ärger!“, warnte die Freundin nochmals. Emma ging dieses Risiko ein. „Und du kommst mit!“, erklärte sie ihrer Freundin. Diese wehrte sich mit Händen und Füßen. „Niemals! So bekomme ich doch nie eine neuen Familie.“ „ Willst du etwa immer ein Kind bleiben? Die Eltern, die hier auftauchen wünschen sich und kluges und reifes Kind. Du willst eine Familie? Ich auch! Ich, dass mein Bruder wieder mehr Zeit mit mir verbringt!“, gelang es Emma doch ihre Freundin zu überzeugen. Danach ging sie los. „Warte, sollten wir nicht irgendwas zu Essen mitnehmen?“, wollte Emmas Begleiterin an alles denken. Emma verzichtete darauf. Es ging steil bergab, und die beiden Mädchen mussten aufpassen, dass sie nicht abrutschten. Ansonsten würde ihr kleines Abenteuer ein schnelles Ende finden. Das Dorf kam immer näher. Und mit jedem Schritt bekam Emmas Freundin mehr Angst. „O.k, wir sind fast da. Das reicht doch, oder?“, fragte sie vorsichtig nach. Emma sah das anders. „Du kannst ja zurückgehen. Ich sehe mich im Dorf etwas um.“, erklärte sie. Ihre Freundin nahm sie beim Wort. „Ich will wirklich keinen Ärger bekommen. Ich finde bis hier hin reicht es. Wir sehen uns, wenn du wieder zurück bist.“, verabschiedete sie sich hastig und machte sich auf den Rückweg. Emma war etwas sauer. Nie hätte sie ihre Freundin für so feige gehalten. Sie verzichtete auf einen Abschiedsgruß und wanderte weiter in Richtung Dorf. Vor ihr tat sich eine völlig neue Welt auf. Die Konsequenzen warn ihr egal. Die Neugier hatte sie gepackt und ließ sie nicht mehr los. Tapfer und mutig setzte sie ihren Weg fort. „Ich wünschte ich hätte auch so eine Schwester.“, begann Ethan. Kevin schnitt ein ungläubiges Gesicht. „Wieso den das? Warum willst du dir so etwas antun?“, hakte er nach. Ethan grinste. „Schwestern können sicher manchmal nervig sein. Aber es ist doch schön jemanden zu haben, der einem so nahe steht.“, stellte Ethan seine Ansicht dar. Kevin musste ihm rechtgeben. Emma war für ihn das Wichtigste auf der Welt. „Ich gehe mich gleich entschuldigen.“, entschuldigte er sich bei seinem Freund und rannte ins Emmas Zimmer. Doch es war leer. Er erinnerte sich, dass seine Schwester mit einer Freundin spielen wollte. Da er nicht wusste mit welcher, blieb ihm keine andere Wahl, als alle Zimmer der Mädchen abzuklappern. Manche warfen ihm böse Blicke zu, da sie sich gestört fühlten. Andere beschimpften ihn sogar. Bald hatte er alle durch, und er bat eine der Nonnen ihm zu helfen. Sie gingen ihn das Zimmer von Emmas Freundin, doch es war ebenfalls leer. Es gab noch einige Spielzimmer, in denen sich die beiden aufhalten konnten. Bald hatten sie alles durch. Jedes Zimmer, die Küchenräume, sogar die privaten Räume hatten sie betreten. Die Suche blieb erfolglos. „Emma!“, rief Kevin immer wieder. Ohne Wirkung. Kevin rannte nach draußen, doch selbst dort war sie nicht. Dafür erkannte er jemand anderen. Ein Mädchen kam den Hügel herauf. Er kannte sie und hatte sie auch schon einmal zusammen mit seiner Schwester gesehen. Das Mädchen keuchte, da der Aufstieg noch beschwerlicher war. „Wo ist Emma?“, fragte Kevin laut, aber bestimmt. Das Mädchen fuhr zusammen. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Emma würde sie dafür sicher hassen. „Sie will dich nicht mehr sehen.“, erwiderte sie mutig. Das hielt Kevin aber nicht auf. Er schüttelte sie und verlangte Antworten. „Emma könnte sich vielleicht in Gefahr begeben haben. Sie ist noch zu klein.“, erklärte er. Emmas Freundin sah das etwas anders. „Eben nicht! Sie ist nicht mehr so klein, wie du denkst. Kapiere das mal. Deswegen ist sie auch ins Dorf, um…“ Zu spät realisierte sie, dass sie sich verplappert hatte. Kevin ließ sie einfach stehen und rannte sofort los. Er war schon einmal im Dorf gewesen. Damals zusammen mit Adrian. Er hatte eine schlimme Grippe und der Arzt im Kloster konnte nicht helfen. Deshalb besuchten sie den, der im Dorf lebte. Kevin gefiel der Ort nicht. Die Menschen grüßten einander nicht und waren sehr unfreundlich. Deshalb hatte er seiner Schwester auch nichts davon erzählt. Kevin rannte so schnell er konnte. Emma würde so gerne erwachsen sein und zeigen was in ihr steckte. Trotzdem war sie noch zu jung und unerfahren. Ihr konnte leicht etwas zustoßen. Kevin fiel mehrere Male hin, rappelte sich aber sofort wieder auf. Emma war inzwischen im Dorf angekommen. Vor ihr erstreckte sich eine völlig neue Welt. Sie lief auf eine der Straßen und sah sich alles haargenau an. Die Leute, die an ihr vorbeigingen, ignorierten sie völlig. Sie kamen nichtmal auf die Idee, einen Polizisten zu rufen, oder das Mädchen nach seiner Mutter anzusprechen. Im Dorf fuhren nur sehr wenige Autos. Das lag auch daran, dass früher Vormittag war. Eines störte Emma. Sie sah nirgendwo Kinder. Waren sie alle zu Hause, oder gab es im Dorf einen Ort, wo alle hingingen? Dann ging Emma ein Licht auf. Die Kinder waren natürlich in der Schule. Emmas Schulstunden waren über den ganzen Tag verstreut, weswegen sie den Ausflug auch unternommen hatte. Sie wusste, dass sie nie pünktlich zurück sein würde, was ihr aber auch egal war. Sie war viel zu vernarrt in ihr Abenteuer. Also fasste sie einen Plan. Sie wollte unbedingt die Schule ausfindig machen und sich mit anderen gleichaltrigen unterhalten. Aber wo sollte sie anfangen zu suchen. Die einfachste Idee kam ihr erst nach einigem überlegen. Sie beschloss jemanden nach dem Weg zu fragen. Ein älterer Mann kam ihr entgegen, und sie begann ihn zu fragen. Doch der Passant hörte ihr nicht einmal zu und schlenderte einfach an ihr vorbei. Emma wurde zornig. Sie beschloss sich einfach das ganze Dorf anzusehen. Irgendwann würde sie schon an der Schule vorbeikommen. Nach einiger Zeit sprangen ihr die verschiedenen Geschäfte ins Auge. Sofort begutachtete sie die Schaufenster. Im Kloster gab es sowas nicht. Das Mädchen hatte noch nicht einmal Geld in der Hand gehabt. Sofort lief sie zur Eingangstür und stemmte sie auf. Dann hörte sie eine Glocke. Sie war ober der Tür montiert und verriet dem Verkäufer, wenn ein Kunde den Laden betrat. Dieser staunte nicht schlecht, als er Emma ganz ohne Begleitung entdeckte. „He, Kleine, bist du etwa ganz alleine hier? Wo sind den deine Eltern?“, verwickelte er sie in ein Gespräch. Emma zögerte etwas. Sie erinnerte sich wieder, was ihr Bruder erzählt hatte. „Die sind gestorben.“, antwortete sie brav, obwohl sie keinen Schimmer hatte, was das bedeutete. Der Verkäufer schien Kinder gern zu haben und drückte sein Beileid aus. „Und wo lebst du jetzt?“, hakte er nach. Er überlegte bereits die Polizei zu verständigen. „Ich lebe mit meinem Bruder bei Adrian. Der ist echt voll nett.“, erzählte sie. Das beruhigte den Verkäufer. „Und was führt dich zu mir?“, fragte er erst jetzt. Emma wusste das genau. Sie hatte Hunger bekommen. Obwohl sie kein Geld besaß, spendierte er Verkäufer ihr ein paar Süßigkeiten. Im Waisenhaus waren diese rar, und Emma freute sich riesig. „Sag mal, wieso bist du eigentlich nicht in der Schule?“, fragte der Verkäufer weiter. Jetzt erinnerte sich Emma wieder an ihren Plan. „Ach richtig. Wissen Sie, wo ich diese finde?“, fragte sie ganz höflich. Der Verkäufer hob die Augenbrauen. „Das solltest du schon wissen. Aber gut. Sie ist gleich hinter dem Rathaus. Du hast dich wohl verlaufen. Soll ich mit dir gehen?“, bot er an. Emma verneinte und bedankte sich. Der Verkäufer gab ihr noch ein paar Bonbons mit, bevor sie das Geschäft verließ. Jetzt wusste sie zwar wo sich die Schule befand, aber nicht das Rathaus. Sie wollte schon zurück, als sie sich wieder erinnerte. Es war das einzige Gebäude, dass aus Beton gebaut wurde. Und das zu finden konnte nicht so schwierig sein. So durchquerte Emma alle Straßen und Gassen, bis sie an ihrem Ziel ankam. Sie marschierte am größten Gebäude des Dorfes vorbei und erblickte kurz darauf die Schule. Von Kindern war aber nichts zu sehen. Bestimmt saßen sie in ihren Klassen und lernten fleißig. Emma betrat eine große Wiese, die wohl als Pausenhof dienen sollte. Die Tür stand offen und Emma trat ein. Auch auf den Gängen blieb es still. Sie schlich zur ersten Tür und presste ihr Ohr gegen sie. Drinnen waren deutlich Stimmen zu hören. Erst sprach ein Erwachsener, dann ein paar Kinder. Emma wollte die Tür bereits öffnen, als sie eine laute Glocke hörte. Drinnen wurde es lauter und Stühle wurden bewegt. Alle Kinder redeten durcheinander. Für Emma bestand kein Zweifel, dass die Pause begonnen hatte. Die Tür sprang auf und die ersten stürmten hinaus. Einige musterten Emma argwöhnisch. Andere ignorierten sie einfach. Einige liefen aus der Schule, auf die große Wiese, während andere auf dem Schulgang blieben und sich unterhielten. Sie kauten auf ihren Pausenbroten und dachten nicht einmal daran Emma anzusprechen. Also musste das Mädchen den ersten Schritt tun. Sie schlenderte zu einer Gruppe Mädchen, die gleich alt sein mussten, wie sie. „Hallo.“, sagte sie ganz unschuldig. Die Mädchen drehten sich zu ihr und erwiderten ihren Gruß. „Sag mal, ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du neu?“, fragte eine von ihnen misstrauisch. Emma schüttelte den Kopf. „Nein, ich gehe woanders zur Schule.“, antwortete sie. Nun hatte sie das Interesse der Mädchen. „Cool. Und wo kommst du her? Und was führt dich zu uns?“, redeten sie nun durcheinander. Emma erzählte vom Waisenhaus, und von ihrem Abenteuer ins Dorf. Sie erwartete Jubel, oder wenigstens Begeisterung. Sie wäre auch mit Gleichgültigkeit klar gekommen, aber nicht mit Gelächter. Die Gruppe von Mädchen schien Emmas Geschichte mehr als komisch zu finden. „Was sagt man dazu? Eine Nonne!“, machte sich eine von ihnen über sie lustig. Immer mehr Kinder kamen dazu, und die Mädchen erzählten alles weiter. Mit so etwas hatte Emma nicht gerechnet. Sie war stocksauer und traurig. Sie beschimpfte ihre Gesprächspartner als Zicken und rannte weg. Kaum war sie aus der Tür gelaufen, hasste sie sich selbst. Wie war sie nur auf diese Idee gekommen? Wieso musste sie ihrem Bruder beweisen, was in ihr steckte? Sie rannte und rannte. Dann geschah das Unglück. Sie stieß mit jemandem zusammen. Unsanft krachte sie zu Boden. Es schmerzte nur kurz. Sie blickte auf und erkannte einen Jungen. „Entschuldigung.“, flüsterte sie leise. Irgendwie hatte sie plötzlich Angst bekommen. Der Junge, der vor ihr stand, war kaum älter als ihr Bruder. Trotzdem hatte er etwas gefährliches an sich. Kevin suchte verzweifelt nach seiner Schwester. Er war im Dorf angekommen, doch von Emma fehlte jede Spur. Er fragte einige Leute, doch die konnten ihm nicht helfen. Trotzdem gab er nicht auf. Den nächsten, den er fragen wollte, schloss gerade sein Geschäft ab. Er besaß einen Süsswarenladen, und nahm sich gerade eine Mittagspause. Kevin fragte ihn nach seiner Schwester, und der Verkäufer konnte ihm tatsächlich weiterhelfen. Er erzählte ihm, dass sich Emma nach der Schule erkundigt hatte. Er beschrieb Kevin den Weg, und dieser stürmte sofort los. „Sag mal, was fällt dir eigentlich ein? Glaubst du, du bist ganz allein auf der Welt?“, warf der Junge Emma an den Kopf. Diese wich etwas zurück. „Ich habe mich doch entschuldigt.“, erinnerte sie. Doch schien dem Jungen nicht zu interessieren. Plötzlich schmerzte Emmas Hand. Jemand war auf sie getreten. „Ups. Ich sollte wohl besser aufpassen.“, sprach jemand. Ein weiterer Junge hatte sich eingemischt. Die beiden waren anscheinend Kumpel. Außerdem zweifelte Emma nicht mehr daran, dass sie an üble Schläger geraten war. Sie wagte es aufzustehen und unternahm einen Versuch wegzulaufen. Dieser scheiterte. Einer der Jungen passte sie ab und schubste sie. Sie torkelte rückwärts und fiel seinem Kumpel in die Arme. „Was sollen wir jetzt mit dir machen?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Emma packte nun wirklich die Angst. Was würden diese Brutalos mit ihr anstellen? Ihr Bruder hatte Recht gehabt. Sie konnte noch nicht allein auf sich aufpassen. Sie war in einen Schlamassel geraten, aus dem sie nicht mehr so einfach herauskam. Die Schläger behandelten Emma wie einen Ball und schubsten sie sich gegenseitig zu. Kevins jüngere Schwester begann zu weinen. „He, sieh mal! Jetzt heult sie!“, machten sich die Jungen über sie lustig. Einer von ihnen wollte sie wieder schubsten, als er einen harten Schlag ins Gesicht abbekam. Geschockt und stöhnend fiel er zu Boden. Sein Kumpel kapierte nicht sofort, was passiert war. Dann erkannte er den Einmischer. Ein fremder Junge, den er noch nie gesehen hatte, hatte seinen Kumpel ohne Vorwarnung attackiert. „Kevin!“, rief Emma glücklich. Ihr Bruder war ihr zu Hilfe gekommen und würde sie nun retten. Aber hatte er überhaupt eine Chance, gegen die Schläger? „Niemand bringt meine Schwester zum Weinen!“, schärfte er den beiden ein. Der verletzte Schläger hatte sich wieder aufgerappelt und sah zu seinem Freund. „Willst du, oder soll ich?“, fragte er ihn. „Emma, du läufst jetzt sofort weg!“, rief Kevin seiner Schwester zu. Diese wollte nichts davon hören. Kevins Gegner lief auf ihn zu. Emmas Bruder hatte keine Ahnung davon, wie man kämpfte. Er wusste nur eines. Er musste seine Schwester unter allen Umständen beschützen. Der Schläger verpasste Kevin einen Schlag gegen die Brust, sodass er zu Boden fiel. Doch Kevin ließ sich nicht so einfach besiegen. Er trat nach dem Schienbein seines Feindes, womit er diesen sofort kampfunfähig machte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich das Bein. Sein Freund und wollte ihm zu Hilfe kommen und stürzte sich Kevin. Er nahm ihn in den Schwitzkasten, was Kevin gar nicht gefiel. Er wehrte sich so gut er konnte, doch sein Gegner war ihm überlegen. Dann ertönte ein Schrei. Sein Gegner ließ von ihm ab und hielt sich Hand. Der Grund war Emma. Diese wollte ihrem Bruder helfen und hatte ihm, so fest sie nur konnte, in die Hand gebissen. „Emma, wir müssen jetzt weg!“, drängte Kevin. Das Mädchen sah ihn verdutzt an. „Aber wir haben sie doch besiegt.“, erinnerte sie. Kevin sah das anders. „Vielleicht für die nächste Minute. Wenn sie wieder o.k. sind, haben wir keine Chance. Die machen uns fertig.“, versuchte er seiner Schwester klar zu machen. Diese verstand. Kevin ergriff ihre Hand und zog sie mit sich. Sie begannen zu rennen und nahmen extra Seitengassen, um eine Verfolgung unmöglich zu gestalten. Bald waren sie am Ende des Dorfes angekommen. „Kevin…es…“, versuchte Emma ihre Zwickmühle zu erklären. „Spar dir das. Das klären wir später. Jetzt gehen wir erstmal zurück.“, meinte Kevin nur. Ihm war anzusehen, dass er sauer auf seine Schwester war. Emma tat die Sache wirklich Leid. Sie wollte unbedingt einen Weg finden, ihren Fehler wieder gut zu machen. Es dauerte etwas, als sie wieder vor dem Kloster standen. Dort warteten bereits zwei ihrer Betreuerinnen. Emmas Freundin hatte ihnen alles erzählt, und es würde sicher heftige Strafen hageln. Auch Adrian kam aus dem Gebäude und musterte die beiden Ausreißer. Sofort begannen die Aufpasserinnen zu schimpfen und zu belehren. „Bitte bestraft Emma nicht. Das ganze war meine Idee. Ich habe sie nur mitgeschleift.“, nahm Kevin die Verantwort auf sich. Die Nonne nahmen ihn beim Wort und brummten ihm Hausarrest und eine Strafarbeit auf. Außerdem durfte er eine Woche lang nichts mit seiner Schwester unternehmen. Kevin war das alles egal. Hauptsache alles war gut ausgegangen. Emma blickte zu ihrem Bruder hoch und verstand ihn nicht. Wieso hatte er für sie gelogen? Kevin saß gerade vor seiner Strafarbeit, als Adrian ins Zimmer kam. „Wie geht es mit deiner Arbeit voran?“, fragte er gleich. Kevin musste zugeben, dass er erst wenige Sätze geschafft hatte. Adrian nickte langsam. „Gut, dann hebe ich diese Strafe auf.“, bot er an. Für Kevin kam das überraschend. Er kannte Adrian als strenger. „Womit habe ich das verdient?“, hakte er skeptisch nach. Adrian setzte sich auf Kevins Bett. „Ich weiß, dass du nur gegangen bist, um deine Schwester zurückzuholen.“, schien er die Sache durchschaut zu haben. Kevin schluckte. „Bitte bestrafe sie nicht.“, bettelte er. Adrian musterte seinen Schüler. „Sie bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?“, fragte er. Kevin bejahte. „Sie ist alles, was ich noch habe.“ Adrian verstand den Jungen durchaus. „Komm mit.“, sagte er und erhob sich. Kevin fragte wohin, doch Adrian ließ ihn im Dunkeln. Die beiden schlenderten durch die Gänge, bis ihr Ziel klar war. Adrian wollte in sein Zimmer. Es war mehr als ordentlich. Adrian wollte immer, dass alle dachten, er wäre der reinlichste Mensch der Welt, und sich ein Beispiel an ihm nahmen. Dabei wussten bereits alle, dass er die Putzfrau des Waisenhauses bestochen hatte. „Was tun wir hier?“, wollte Kevin nun endlich erfahren. Adrian bat den Jungen sich zu setzen. „Deine Eltern waren nicht die reichsten. Sie haben euch nur ein paar Klamotten und Spielzeuge vermacht. Diese liegen unten im Lager. Aber ein Erbe, habe ich hier in meinem Zimmer.“, erklärte er und stieg auf sein Bett. Er rückte ein Bild zur Seite, und Kevin erkannte dahinter einen Safe. Dort befand sich sicher das ganze Geld des Klosters. Adrian öffnete den Safe und holte etwas heraus. Es handelte sich um eine kleine, rechteckige Schachtel. „Ist das… etwa von meinen Eltern?“, wurde Kevin nun neugierig. Adrian bejahte. „In ihrem Testament stand, dass du es an deinem achtzehnten Geburtstag bekommen solltest.“, erzählte er. Kevin wollte die Schachtel an sich nehmen, doch Adrian ließ es nicht zu. „Ich sagte achtzehnten. Aber ich möchte dir schon vorher zeigen, was dich erwartet.“, sagte er geheimnisvoll. Voller Anspannung beobachtete Kevin wie Adrian eine Kette herausfischte, an der ein staubiger Stein hing. Kevin brummte. Er hatte mehr erwartet. Etwas wertvolleres, oder wenigstens brauchbareres. „Das haben mir meine Eltern vererbt? Und was soll das sein?“, hakte er nach. „Das hat einmal einem Gott gehört.“, sagte Adrian etwas, was Kevin nie von dem Mann erwartet hätte. „Einem? Das ich sowas von dir höre. Du bist der gläubigste Mensch, den ich kenne.“, meinte er. Adrian begann zu lachen. „Das bleibe ich auch. Ich weiß nicht ob ich glauben soll, was in diesem Testament stand, aber du solltest es. Dieses Amulett ist das Erbe deiner Eltern. Wenn die Zeit reif ist, wirst du es tragen.“, bestand er darauf. Kevin wusste zwar nicht, wofür das gut war, aber er versprach es. Dann begann ihm Adrian zu erzählen, was er im Testament gelesen hatte. Kevin hörte aufmerksam zu, als Adrian ihm von ägyptischen Göttern erzählte, die ausgelöscht wurden und ihre Kraft in die Amulette verbannten. Natürlich glaubte der Junge kein Wort davon. Seit er klein war, erzählten ihm Adrian und die anderen immer nur von Gott. Das hatte ihn lange Zeit geprägt. Also warum fing Adrian nun mit dieser Geschichte an? Und warum glaubte er sie selbst? Adrian legte den seltsamen Stein zurück in die Schachtel und verstaute diese im Safe. „Du wirst noch etwas auf dein Erbe warten müssen.“, sprach er und führte Kevin wieder hinaus. „Und jetzt geh an die frische Luft, die tut dir sicher gut.“, schlug er vor. Kevin beherzigte den Rat und marschierte zum Hinterhof. Dort war nämlich ein Spielplatz angelegt worden. Der Junge setzte sich auf die Schaukel. Das tat er öfters. Besonders wenn er nachdenken wollte. War es tatsächlich möglich, dass Adrians Geschichte wahr war? Oder waren seine Eltern verrückt? Er beschloss sich mit Emma darüber zu unterhalten, auch wenn es ihm verboten wurde. Langsam spazierte er zurück ins Haus und steuerte auf das Zimmer seiner Schwester zu. Das sollte sich jedoch als Fehler herausstellen. Emma befand sich nicht im Gebäude, sondern amüsierte sich im Freien. Zirka hundert Meter vom Kloster entfernt gab es mehrere Bäume. Einige ältere Kinder hatten dort ein Baumhaus gebaut, und es war Emmas Lieblingsplatz. Eigentlich sollte sie in ihrem Zimmer sitzen und irgendwelche Strafarbeiten erledigen. Nur dank ihres Bruders war ihr das erspart geblieben. „Die finden wir doch nie!“, erklang plötzlich eine Stimme. Emma erschrak und guckte aus einem kleinen Fenster. In der Nähe standen zwei Jungen. Emma kannte sie nicht. Sie wohnten bestimmt nicht im Kloster, das hätte Emma gewusst. Das Mädchen sah sich die beiden genauer an und erschrak. Es waren die Schläger, die sie in die Flucht geschlagen hatten. Aber was taten sie hier? Wollten sie Rache? „Wir müssten das ganze Gebäude absuchen. Wir bekommen eine Menge Ärger, wenn uns jemand erwischt.“, meinte einer. Der andere machte nur eine abfällige Handbewegung. „Ach was. Da drin wohnen soviele Kids, da fallen wir doch nicht auf.“, erwiderte er. Sein Freund hatte da aber noch Zweifel. Emma kauerte sich in eine Ecke. Zum Glück kamen die beiden nicht auf die Idee im Baumhaus nach ihr zu suchen. Dann wäre sie verloren. Sie versuchte so leise wie möglich zu sein. Selbst atmen wollte sie nicht zu laut. Dann geschah das unvermeidliche. Kevin tauchte auf. Als er seine Schwester in ihrem Zimmer nicht vorgefunden hatte, begann er sich wieder Sorgen zu machen. „Wenn das nicht unser alter Freund ist.“, begrüßten ihn die Schläger. Erschrocken und unsicher wich Kevin zurück. „Holen wir ihn uns!“, rief einer der Schläger. Kevin hatte nur noch eine Chance. Rennen! Er musste schnell zurück ins Kloster, wo er geschützt war. Allerdings war er kein besonders guter Sprinter. Doch in diesem Fall hatte er keine andere Wahl. „Kevin! Lauf weg!“, schrie Emma nun aus ihrem Versteck aus. Das war ein Fehler. Die Schläger wussten nun, wo sie sich befand. „Das nenne ich Glück.“, sagte einer der beiden. „Du nimmst dir die Göre vor, und ich begleiche unsere Rechnung!“, befahl der andere. Sein Freund machte sich sofort auf den Weg zum Baumhaus. Durch eine Strickleiter kletterte er hinauf. Wenn er oben ankam sah es nicht gut für Emma aus. Sein Freund griff währenddessen Kevin an. Dieser versuchte sich so gut wie es nur ging zu wehren, doch sein Gegner war stark. Er hatte bestimmt schon viel Erfahrung mit solchen kämpfen. Emma taumelte in die hinterste Ecke des Baumhauses. Der Schläger war oben angekommen. Gierig lief er Emma entgegen. Das Mädchen nahm nun all ihren Mut zusammen und lief auf das Fenster zu. Es war klein, aber Emma gelang es durchzuschlüpfen. Einem anderen wäre dies nicht gelungen. Auch nicht dem Schläger. Oder doch? Er wollte einfach nicht aufgeben und versuchte sein Glück. Es gelang ihm tatsächlich zur Hälfte durch die Öffnung zu kommen. Kevin musste währenddessen einiges einstecken. Schläger Nummer 2 hatte ihm ein blaues Auge verpasst, und war noch lange nicht mit ihm fertig. Er boxte ihm in den Magen, worauf Kevin stöhnend zusammenbrach. Sein Gegner wollte ihn treten, bis er einen Schrei hörte. Sein Freund hatte nun zwar einige Schrammen, und sein Hemd war zerrissen, doch es war ihm gelungen Emma zu folgen. Diese war vom Fenster aus auf einen Ast geklettert, welcher auf das Dach des Baumhauses führte. Da der Schläger jedoch größer war, brauchte er nur zu springen, um zu Emma zu gelangen. Diese suchte nach einem Versteck, fand jedoch keines. „Jetzt bist du dran, Kleine. Uns tanzt ihr nicht mehr auf der Nase herum.“, keifte er und ging auf Emma zu. Diese schritt immer weiter zurück. Dann geschah es. Sie stolperte und verlor das Gleichgewicht. Sie kippte nach hinten und begann zu fallen. Zwar konnte sie sich noch kurz am Holz des Baumhauses festhalten, jedoch nicht lange. Sie fiel mehrere Meter in die Tiefe. Entsetzt sahen Kevin und die Schläger zu. „Emma! Emma!“, schrie Kevin erschrocken. Emma war unten angekommen und rührte sich nicht. „He! Lass uns hier verschwinden!“, schrie der Schläger, der Kevin bearbeitet hatte seinem Kumpel zu. Dieser reagierte nicht. Zu tief saß der Schock, dass er Schuld an dem Unfall war. Sein Freund musste ihn erst ein paar mal anschreien, bis er herunterkletterte. Dann nahmen die beiden ihre Beine in die Hand und liefen los. Unter keinen Umständen wollten sie die Konsequenzen tragen. So verletzt Kevin auch war, er rappelte sich wieder auf und torkelte zu seiner Schwester. Diese hatte sich noch immer nicht bewegt. Entsetzt musste Kevin feststellen, dass sie unglücklich gefallen und auf einem großen Stein aufgeschlagen war. Der Student In den ersten Sekunden wusste Kevin nicht, was er tun sollte. Er versuchte Emma wachzurütteln, doch es gelang nicht. „Adrian! Adrian!“, schrie er um Hilfe. Dieser hörte ihn natürlich nicht. Dafür eine der Nonnen, welche gerade den Hof fegte. Sie kam angerannt und sah voller Entsetzen, wie Emma da lag. Neben ihrem Kopf sammelte sich Blut. Ihr Herzschlag erhöhte sich und atmete laut. „Mein Gott! Kevin, was hast du angestellt?“, fragte sie den Jungen. Unter anderen Umständen hätte sich der Junge sofort verteidigt, doch nun brauchte Emma Hilfe. Sie war bestimmt verletzt und brauchte einen Arzt. Oder war es schon zu… . Da die Nonne zuerst nichts unternehmen wollte und einfach nur da stand sprintete Kevin los. So schnell er konnte rannte er zum Kloster zurück. Adrian war schnell gefunden. Er berichtete ihm alles in Stichworten, und dieser erkannte den Ernst der Lage. Er zog ein Handy aus seiner Tasche, welches er sonst nur selten benutzte. Das Waisenhaus besaß einen eigenen Arzt. Allerdings lebte dieser im Dorf. Er kam nur herauf, wenn er Dienst hatte. Kevin betete, dass er noch hier war. Freizeichen. Dann nahm jemand ab. Adrian und er wechselten ein paar Worte, und der Arzt versprach sofort zu kommen. Adrian beschrieb ihm den Weg und lief dann selbst los. Kevin war ziemlich außer Atem. Trotzdem folgte er ihm. Erschöpft kam er beim Baumhaus an. Adrian und der Arzt waren bereits eingetroffen. Sie hatten irgendein Tuch unter Emmas Kopf geschoben und der Arzt schob ihre Augenlieder nach oben. Er sah wie die Nonne mit Adrians Handy telefonierte. Sie redete sehr hastig, aber es war erkennen, dass sie mit jemandem aus dem Dorf telefonierte. Als sie fertig war, fragte sie den Arzt, ob sie noch was tun könnte. Dieser verneinte. „Was ist mit ihr?“, fragte Kevin. Er hatte noch nie soviel Angst wie jetzt. Emma war doch alles, was er hatte. Er musste erst nervig werden, bevor ihm jemand zuhörte. „Ich habe mit den Ärzten unten im Dorf gesprochen. Sie verständigen einen Krankenwagen, aber das kann dauern. Außerdem kann er nicht hier hoch, und es wird schwierig das Mädchen runterzubringen. Und das alles nur wegen eurem dummen Versteckspiel.“, rief ihm der Arzt zu. Er wusste nicht, was wirklich passiert war, verurteilte Kevin aber schon vorher. Adrian biss auf seine Unterlippe. „Uns läuft die Zeit weg. Sie ist bewußtlos, oder liegt im Koma. Der Arzt hat ihre Blutung gestoppt, aber solange wir nicht wissen wie schwer sie wirklich verletzt ist, können wir ihr nicht helfen. Sie muss ins Krankenhaus, aber das kann gut mehrere Stunden dauern.“, konfrontierte er Kevin mit der Wahrheit. Für diesen war das zu viel. Er fiel auf seine Knie und starrte gebannt auf seine Schwester. Er begann zu heulen, da nicht wusste, was weiter passieren würde. Wenn er seine Schwester verlor, wusste er nicht weiter. Er hatte ihr doch versprochen sie zu beschützen und nun hatte er versagt. Der Arzt hielt es für keine gute Idee Emma zu tragen, worauf er eine Trage anforderte. Adrian reagierte sofort und lief an Kevin vorbei. Dieser wollte helfen, doch er wäre bestimmt nur im Weg. Adrian kam mit einer Trage zurück, und er und der Arzt hievten Emma langsam darauf. Die beiden begannen Emma reinzutragen, während Kevin nur zusah. Sollte er einfach nur dasitzen und nichts tun? Nein! Seine Schwester brauchte ihn nun. Er begleitete die beiden und wich ihr von der Seite. Sie brachten das Mädchen ins Krankenzimmer. Dort stand ein Bett bereit. „Geht jetzt. Ich untersuche sie genauer. Dann geht alles mit den Sanitätern schneller.“, erklärte der Arzt. Doch Kevin weigerte sich. Adrian sagte ihm jedoch, dass er im Moment nichts für Emma tun konnte. Bedrückt verließ er zusammen mit Adrian das Krankenzimmer. „Was soll ich jetzt tun?“, fragte er seinen Mentor. „Ruhe dich aus. Mehr kannst du im Moment nicht tun.“, riet er ihm. Kevin sträubte sich, als musste Adrian es ihm befehlen. Völlig außer sich stapfte Kevin in sein Zimmer. An Schlaf, oder Ruhe war nicht zu denken. Was, wenn er seine Schwester nicht mehr wieder sah? Er legte sich in sein Bett und weinte. Bald war er so erschöpft, dass er einschlief. Stunden später riss er wieder die Augen auf. Sofort kamen seine Erinnerungen zurück. Er sah auf die Uhr, stand auf und rannte zum Krankenzimmer. Er wollte nach seiner Schwester sehen. Die Tür war verschlossen und er wollte sie gerade öffnen, als er Stimmen hörte. Adrian und der Arzt unterhielten sich. „Die Zeit ist nicht auf unserer Seite. Der Krankenwagen wird es nicht rechtzeitig schaffen.“, sagte der Arzt. „Können Sie sie nicht irgendwie behandeln? Sie haben hier doch jede Menge Zeugs.“, ließ Adrian nicht locker. Der Arzt entschuldigte sich. „Ich habe nicht die passenden Geräte. Ich habe sie genau untersucht. Sie hat innere Verletzungen. Selbst wenn in der nächsten Minute die Sanitäter hereinstürmen würden, sieht es schlecht aus. Tut mir Leid.“, versuchte er es Adrian beizubringen. Dieser nickte betroffen. „Dann werde ich es mal Kevin sagen.“, murmelte er und öffnete die Tür. Draußen stand ein völlig verängstigter Junge. „Kevin…“, begann Adrian, doch der Junge wollte nichts hören. Dicke Tränen quollten über sein Gesicht. Er erhob sich und begann zu laufen. Er hatte kein wirkliches Ziel, lief aber immer weiter. Adrian dachte darüber nach ihm zu folgen, ließ es dann aber. Er fand nicht die richtigen Worte. Kevin lief und lief. Bald stand er vor einem Eingang. Die beiden riesigen Säulentüren waren geöffnet. An beiden Seiten waren Schalen aus Stein in die Wand gehauen worden. Darin befand sich Wasser. Kevin drang in das riesige Innere vor. Er marschierte den langen Gang endlich, an dessen Seiten lange Bänke angereiht waren. Er befand sich in der Kapelle des Klosters. Er war der Einzige um diese Zeit. Er war am Altar angekommen und ließ sich auf die Knie fallen. Er presste seine Hände aneinander, schloss die Augen und begann zu beten. Gott war der einzige, von dem er noch Hilfe erwarten konnte. Adrian und die Nonnen hatten ihn sehr gläubig erzogen. „Bitte lieber Gott. Mach meine Schwester wieder gesund. Ich tu alle dafür!“, flüsterte er. Seine Umgebung beachtete er nicht mehr. So bekam er auch nicht mit, wie jemand die Kapelle betreten hatte. Kevin öffnete seine Augen und entdeckte einen langen Schatten. Jemand kam den Gang entlang. Er hatte Kevin zweifellos belauscht. „Du solltest aufhören zu falschen Göttern zu beten.“, sagte eine tiefe Stimme, welche der Junge noch nie gehört hatte. Kevin drehte sich um und entdeckte einen Mann. Sein Erscheinungsbild verharrte in Kevins Augen. Irgendwie war er von ihm beeindruckt. Die Sonne strahlte ins Innere, was zur Folge hatte, dass man das Gesicht des Fremden nicht gut erkennen konnte. Er trug einen langen Weinroten Mantel, er bis zu den Füßen reichte. Die Hände hatte er in seinen Taschen verstaut. Kevin richtete sich auf und konnte so sein Gesicht erkennen. Es sah sehr selbstbewusst und zufrieden aus. Die Gestalt trug lange Haare, die sie aber als Zopf trug. Doch eines viel Kevin sofort auf. Das Amulett! Es sah genauso aus wie das, welches ihm seine Eltern hinterlassen hatten. Nur die Zeichen darauf waren anders, als bei dem Fremden. „Zu einem falschen Gott beten? Wer sind Sie überhaupt?“, fuhr ihn Kevin an. Der Fremde grinste. „Ich bin ein Diener des wahren Gottes.“, säuselte er. Kevin verstand kein Wort. „Wenn du nicht an Gott glaubst, warum bist du dann hier?“, hakte er nach. Die Antwort fiel dem Fremden leicht. „Deinetwegen. Du betest hier zu einem Gott, der der Fantasie der Menschen entsprungen ist. Es ist witzig, dass sie an so etwas glauben. Aber noch witziger ist, dass sie nicht zu echten Göttern beten, welche ihre Wünsche wahrscheinlich erfüllen könnten.“, redete er. Kevin folgte seinen Worten zögerlich. Sie klangen irgendwie gruselig. Fast so sehr wie die Person selbst. „Und zu welchem wahren Gott betest du?“, hakte er nach. Auf diese Frage schien der Unbekannte gewartet zu haben. „Zu dem, der meine Wünsche erfüllt hat, und sich auch deinen annehmen will. Zu dem letzten der ägyptischen Götter. Dem mächtigen Baal.“, erwiderte er. Der Fremde besaß noch immer eine gruselige Stimme, doch der Name, den er gerade ausgesprochen hatte, war der Höhepunkt. Kevin wusste nicht, was er antworten sollte. Der Fremde kniete sich nun nieder und begann zu beten. „Betest du jetzt zu diesem Baal? Wenn es ihn wirklich gibt, kann er meine Schwester dann wieder gesund machen?“, fragte Kevin. Der Fremde ließ sich nicht beim Beten stören. Kevin war nun soweit jede Hilfe anzunehmen. Er wusste nicht, ob der Typ im Mantel verrückt war, oder Adrians Geschichte nun doch stimmte. „Adrian, das Oberhaupt des Klosters, hat mir mein Leben lang von Gott erzählt. Und das alles soll gelogen gewesen sein?“ Der Fremde war mit dem beten fertig. „Wie schon gesagt. Die Menschen versuchen zwanghaft an etwas zu glauben. Zu den Mächten, die aber tatsächlich existieren, finden sie keinen Zugang. Bein uns ist das anders.“, redete er. „Bei uns?“, hinterfragte Kevin. Der Fremde zeigte dem Jungen sein Amulett. „Den Erben der Götter. Du besitzt ebenfalls eines davon. Hol dir dein Amulett, und Baal wird dir deinen Wunsch erfüllen. Er wird deine Schwester retten.“, versprach er ihm. In Kevin keimte wieder Hoffnung auf. „Adrian sagte, ich solle das Amulett erst an meinem achtzehnten Geburtstag bekommen.“, erzählte er. Der Fremde schnaufte. „Es ist deine Entscheidung.“, meinte er nur. Kevin verstand. „Warte bitte hier.“, sprach er und rannte so schnell er konnte. Sein Ziel war Adrians Zimmer. Zum Glück befand sich dort niemand. Adrian hatte ihm gezeigt, wo er seinen Safe versteckte. Er kannte nun sogar die Kombination. Knarrend schwang er auf. Im Prinzip tat Kevin nichts verbotenes. Das Amulett gehörte ihm. Er hatte er so eilig, dass sogar darauf verzichtete den Safe wieder zu schließen. Er wollte das Zimmer wieder verlassen, doch vor ihm stand Adrian. Dieser musterte den Jungen. „Ach Kevin.“, seufzte er. „Nein, ich gebe es nicht wieder zurück. Dieser Mann sagte, sein Gott kann Emma helfen. Ich muss es versuchen.“, bestand der Junge darauf. „Noch hast du die Zeit, dich anders zu entscheiden. Willst du wirklich dein Leben einbüßen? Nur um deiner Schwester Willen?“, wollte er es genau wissen. Kevin nickte. „Ja. Das will ich.“, antwortete er und lief dann an Adrian vorbei. Der Fremde hatte auf ihn gewartet. „Ich habe es.“, zeigte Kevin stolz seinen Anhänger. „Dann hänge ihn dir um.“, forderte der Fremde. Kevin zögerte keinen Moment. Als er ihn um den Hals trug begann er zu leuchten und verlieh Kevin eine unglaubliche Kraft. „Erhört mich Baal jetzt?“, fragte Kevin zitternd. Der Fremde nickte. „Ja. Er wird dich persönlich empfangen. Nimm meine Hand.“, meinte er und streckte sie Kevin entgegen. Dieser ergriff sie zaghaft. Der nächste Schrecken ließ jedoch nicht auf sich warten. Kevin und der Fremde begannen sich vollständig aufzulösen. Bald war nichts mehr von ihnen zu sehen. Sie hatten sich an einen anderen Ort begeben. Und zwar dort, wo Baal herrschte. „Vielleicht sollte ich doch noch umdrehen.“, murmelte Kevin, als er vor dem riesigen Universitätsgebäude stand. „Ich habe mal was von einem Internet-Studium gehört.“, kamen ihm die ersten Zweifel. Er drehte sich um und wollte wieder gehen, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. „Du musst der Neue sein.“, begrüßte ihn ein Junge. „Kevin…“, stotterte der frischgepackene Student. „Unser Professor hat mir schon von dir erzählt. Er erwähnte, dass das deine erste richtige Schule ist. Du sollst zu Hause gelernt haben. Das finde cool. Zwar etwas schräg, aber cool.“, schien der Junge äußerst geschwätzig zu sein. „Freut mich dich kennenzulernen…“, begann Kevin. Sein neuer Freund klopfte sich an die Stirn. „Mist! Manchmal bin ich total vergesslich. Mein Name ist Jason, aber nenn mich Jas. Jedenfalls bin ich dein neuer bester Freund. Zumindest hier.“ Kevin schien an den selbstbewusstesten Menschen der Welt geraten zu sein. „Also wenn du Fragen hast, ich bin für dich da. Welche von den Professoren cool sind, wo die Vorlesungen stattfinden, und welche Bräute du anbaggern kannst.“ Kevin wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Ahhmm, danke, aber ich glaube nicht, dass ich dich brauchen wer…“ Jas schleifte ihn nun einfach mit. „Komm, du willst doch nicht zu spät zu deiner ersten Vorlesung kommen.“ Kevin war sich zwar nicht sicher, was gerade abging, aber er war froh, in den wenigen Minuten, in denen er hier war, einen Freund gefunden zu haben. Obwohl dieser wohl eher ihn gefunden hatte. Jas versprach einen Schnelldurchlauf durch die Uni zu veranstalten. Ihr erstes Ziel war die Kantine, wo Jas auch gleich eine längere Pause einlegte. Dann ging die Tour weiter. Bald kamen sie am Turnsaal vorbei. „Hier trainieren unsere Fußballprofis. Alles Hohlköpfe, aber wenn sie mich brauchen würden, würde ich sofort ja sagen. Allerdings sagen sie jedes Mal, ich wäre zu schlecht.“, erzählte er und öffnete die Tür. Die Mannschaften schienen gerade ein Match auszutragen. Plötzlich wurde es Kevin ganz warum unter dem Pullover. Er blickte zu der Stelle, und erkannte ein Leuchten. Es war sein Amulett. Das konnte nur eines heißen. Es war gerade Anstoß und die Spieler kämpften erbittert um den Ball. Einem von innen gelang es ihn zu schnappen. Er trug ein weißes Trikot, und spielte sehr gut. Trotz seiner langen, wuschigen Haare. Kevin erkannte ein rotes Band um seiner Hand. Er schien der Captain der Mannschaft zu sein. Außerdem ein guter Fußballer. Er trickste jeden Gegner nach dem anderen aus. Keiner konnte ihm den Ball abjagen. Er verzichtete sogar darauf den Ball abzugeben. Er stand nun vor dem Tor und schoss. Ob er es geschafft hatte, wusste Kevin nicht. Jas hatte die Tür wieder zufallen lassen und war weitergegangen. Kommst du?“, drängte er. Kevin nickte. „Ich habe noch etwas zu erledigen. Die erste Vorlesung beginnt in einer halben Stunde in Saal 7C. Kannst du dir das merken?“, kontrollierte Jas. Kevin wiederholte es. „Gut, wir sehen uns dann.“, verabschiedete sich Jas. Kevin überlegte, was er als nächste tun sollte. Dann viel es ihm ein. Er sollte sich vorher noch beim Sekretariat melden. Dort angekommen wurde er schnell begrüßt. Es schien Hochbetrieb zu sein. Man gab ihm einen Zettel und schickte ihn dann wieder fort. Auf dem Papier stand eine Nummer und ein Code. Das mussten die Daten für den Spind sein, der Kevin zur Verfügung gestellt worden war. Es dauerte etwas, bis er ihn gefunden hatte. Er trug noch immer einen schweren Rucksack und freute sich bereits darauf seine Sachen verstauen zu können. Doch das war leichter gesagt als getan. Er nahm den Rucksack ab und drehte an dem Code-Schloss. Keine Regung. Er kontrollierte noch mal die Nummer des Spinds und den Code. Er hatte alles richtig gemacht. Erst beim fünften Mal klickte das Schloss. Kevin packte seine Bücher aus und legte sie hinein. Viel hatte in diesem Spind nicht Platz. Er schloss ihn wieder und wollte gehen. Dann fiel ihm ein, dass er für die Vorlesungen sicher noch ein, oder zwei Bücher brauchen konnte. Er drehte wieder am Schloss, doch vergebens. Er rüttelte daran, was aber auch nichts brachte. Leises Kichern war hinter ihm zu hören. Sofort drehte sich Kevin um. Er bekam den Schock seines Lebens. Ein Mädchen hatte ihn beobachtet. Sie trug langes, blondes, lockiges Haar und war stylisch gekleidet. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um über Kevins Pech nicht zu lachen. „Deine Show ist wirklich besser als die letzten Music Awards.“, scherzte sie. Bevor Kevin noch etwas sagen konnte, schlenderte sie an ihm vorbei und klatschte mit der offenen Hand gegen das Metall. Sofort sprang es auf. „Gewusst wie.“, rettete sie den armen Kevin. Dieser war zuerst ziemlich verunsichert. Das Mädchen erinnerte ihn an jemanden. „Emma.“, streckte sie Kevin die Hand entgegen. Verwirrt tat Kevin das selbe. Das Mädchen schien auf etwas zu warten. „Kevin!“, kam nun die Stimme von Jas. Er und Emma schienen sich zu kennen. Es war verrückt! Das Mädchen ähnelte Kevins Schwester nicht nur, sie hieß auch so. Gut, Emma war kein seltener Name, aber Kevin war mehr als verdutzt. „Jetzt brauche ich euch nicht mehr vorzustellen. Das ist meine Freundin, Emma. Aber nenn sie einfach Avril, das bringt sie auf die Palme.“, witzelte Jas. Dafür erntete er einen Ellbogenschlag. „He, schon gut! Er ist neu, er braucht alle Informationen.“, verteidigte er sich. Kevin brachte noch immer kein Wort heraus. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Außerdem spürte er bei Emma etwas eigenartiges. „Nenn mich ja nie so, O.k?“, wandte sie sich ihm zu. Kevin nickte schwach. „Du brauchst nicht schüchtern zu sein.“, lächelte sie. „Tut mir Leid.“, meinte Kevin nur. „Du bist also der Neue. Wenn du ein Freund von Jas bist, bist du auch meiner. Außerdem kannst du bei einigen Dingen hier sicher meine Hilfe brauchen.“, ließ sie ihren Blick auf den Spind werfen. Jas verstand sofort. „Hattest du Probleme damit? Hatte ich bei meinem ersten Tag auch. Ich habe versucht ihn mit einem Lineal aufzustemmen. Kann ich dir aber nicht empfehlen.“, erzählte er. Dann läutete eine Glocke. „Wir müssen. Komm Kevin, ich zeig dir den Weg.“, bot sie dem Neuen an. „Wir kommen gleich nach.“, antwortete Jas. Emma musterte die Jungen argwöhnisch, ging dann aber weiter. „Wir müssen.“, wies Kevin darauf hin. Jas nickte schnell. „Du brauchst noch ein paar Grundinformationen.“, meinte er. Kevin sah das genauso. „Ich habe tatsächlich Fragen. Über Emma, und über dich. Wie kann man nur versuchen mit einem Lineal etwas aufzubrechen?“, versuchte Kevin nun seinerseits witzig zu sein. Jas hustete demonstrativ. „Du meinst sicher das ‚Avril‘. Emma ist das Gesangsgenie an der Uni. Unser Lokalpromi. Nur ohne Fans…“, begann Jas zu erzählen. „So richtig mit Band und so?“, hakte Kevin nach. Jas bejahte. „Bist du etwa an ihr interessiert?“, wurde er neugierig. Kevin nickte. „Ja, aber nicht so, wie du denkst.“ Ihm kam an der Uni vieles merkwürdig vor. Warum hatte sein Amulett aufgeleuchtet? Trug hier noch jemand eines? Und warum sah diese Emma seiner Schwester so ähnlich und hieß auch so? Oder kam es Kevin nur so vor? Und warum konnte dieser Jas so nerven? Es wurde Zeit und die beiden rannten los. Sie wollten nicht zu spät kommen. Der Saal 7C war riesig. Kevin erinnerte er an einen Kirchensaal, wie den in Jonathans Kirche. Viele Sitze waren bereits besetzt, doch dann sahen sie Emma winken. Sie hatten den beiden Plätze freigehalten. Kevin und Jas drängten sich an den anderen Studenten vorbei und ließen sich fallen. Kevin fieberte gespannt seiner ersten Vorlesung. „Erwarte dir nicht zu viel. Wenn du eine Vorlesung gehört hast, hast du alle gehört.“, bemerkte Jas Kevins Fieber. Dieser blickte seinen neuen Freund ungläubig an. Emma hatte einen Ratschlag. „Jas redet oft zu viel. Dann musst du einfach das machen, wie ich bei deinem Spind. Nur mit seiner Schulter.“, verriet sie Kevin das Geheimnis. Jas meckerte sofort. Kevin probierte es sofort aus. Es war so, als würde er damit eine Art Freundschaftspakt zwischen den Dreien schließen. „Ihr seit gemein…“, murmelte Jas in sich hinein. Dann begann der Professor zu sprechen. Ein paar Dinge hatte Kevin bereits gelesen, andere waren neu. Im großen und ganzen fand er seinen ersten Tag recht spannend. Dann hatte Emma die passende Idee. „Kevin, hast du schon die Kantine gesehen?“, fragte sie, und erwartete ein Nein. „Ahhmm…ja. Kann man sagen.“, entgegnete er. Emma blickte zu Jas. Dieser tat ganz unschuldig. Auf dem Weg zur Kantine geschah es dann. Jemand kam auf die Drei zu. Es war der Fußballspieler. „He, Leute, wer ist den das?“, fragte Kevin. Jas brummte. Diesmal schien er keinen flotten Spruch auf der Zunge zu haben. Dafür sprang Emma ein. „Das ist Connor, der Star unserer Fußballmannschaft. Er ist unsere große Hoffnung, aber mir ist er irgendwie unheimlich.“ Kevin gab ihr Recht. Connor strahlte eine gewisse Gleichgültigkeit aus. Je näher er Kevin kam, desto heller leuchteten die Amulette der beiden. Zum Glück bemerkten Emma und Jas nichts davon. Kevin und Connor waren nun auf Augenhöhe. Connor warf nur einen kurzen Blick zu Kevin. Sonst nichts. Kein Gruß, keine Fragen, keine Regung in seinem Gesicht. Obwohl Kevin ein Amulett trug, schien er ihn nicht für interessant genug zu halten. War er vielleicht so stark? Oder nur überheblich? Kurz darauf war Connor an den Dreien vorbei gegangen. „Kommt jetzt.“, meinte Emma und setzte ihren Weg zur Kantine fort. „Geht klar. Ich habe seit heute früh nichts mehr gegessen.“, erzählte Jas. „Es ist Neun Uhr.“, zeigte Kevin seine Armbanduhr. Jas wiegte mit dem Kopf. „Deswegen ja.“ Connor hatte natürlich über Kevin nachgedacht. Allerdings sah er ihn nicht als ernsthaften Gegner an. Er fragte sich, ob der Junge sein Amulett für das Gute, oder das Böse einsetzte. Wenn zweiteres zutraf, war es Connors Pflicht, Kevin zu beseitigen. Er holte sein Amulett hervor und betrachtete es. „Das Zeichen des Gottes Behedit. Ich werde mich seiner als würdig erweisen und diesen Jungen prüfen.“, flüsterte er und setzte seinen Weg fort. „Ich nehme das selbe wie vorhin.“, rief Jas der Kantinenhilfe zu, die er anscheinend persönlich kannte. „Verfressen wie immer.“, meckerte Emma. Jas sah das anders. „Schon mal was von Studentenfutter gehört? Für die Vorlesungen müssen wir doch fit sein. Stimmst du mir nicht auch zu, Kevin?“, fragte er seinen Freund. Dieser konnte nur nicken. Dann sah Jas zu einem Studenten, der hinter ihm saß. Er las gerade eine Zeitung und Jas sprang sofort ein Artikel ins Auge. „Sorry, darf ich mal?“, erkundigte er sich ohne eine Antwort abzuwarten und borgte sich ein Blatt aus. Er schien keine scheu vor einer Kritik zu haben. „Was spannendes? Hast du vielleicht im Lotto gewonnen?“, scherzte Emma. Jas antwortete nicht. Er las gerade den Artikel. „Habt ihr schon von diesem Serienkiller gehört?“, fragte er schließlich. Kevin und Emma warfen sich fragende Blicke zu. „Hier steht, dass dieser Killer hier in der Nähe operiert. Das gibt einem doch zu denken.“, warf Jas ein. „Und du glaubst, er hat es jetzt auf dich abgesehen, oder was?“, hakte Kevin nach. Jas presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein, aber es interessiert mich einfach. Vorgestern Nacht hat er wieder zugeschlagen. Er hat einen Minister auf dem Gewissen. Hier steht die meisten Serienkiller wählen ihre Opfer wahllos, aber diese hat prominente Persönlichkeiten im Visier. Die Zeitungsfritzen glauben, dass er politische Motive hat.“, berichtete Jas. Kevin hatte natürlich sofort verstanden, dass er damit gemeint war, zeigte aber keine Regung. „Das bezweifle ich.“, nahm er Stellungnahme zu dem Motiv. Jas und Emma blickten ihn erwartend an. Kevin hatte sich verplappert. Die beiden erwarteten eine Antwort. „Ich meine… er will sicher nur Aufmerksamkeit. So wie Jas!“, fand er die richtigen Worte. Sein neuer bester Freund brummte. „Das habe ich wahrscheinlich verdient. Jetzt habe ich also zwei Freunde, die meine coole Art nicht würdigen.“, sagte er dramatisch. „Ist doch egal, welche Motive er hat. Solange er nur auf alte Knacker aus ist, und nicht auf gutaussehende Frauen, bin ich sicher.“, versuchte es Emma nun auf Jas Weise. Die drei plauderten noch etwas, bis die nächste Vorlesung anstand. So brachten sie den Tag hinter sich. „He, Kevin, was hast du heute noch vor?“, fragte Jas, als die drei die Uni verließen. Kevin suchte nach einem Grund, zurück zur Kirche zu kommen, doch ihm fehlte die Fantasie. „Nichts weiter.“, musste er zugeben. Jas wechselte ein paar Blicke mit Emma. „Du hast enormes Glück, Kumpel. Wir verraten dir nun unser Geheimnis.“, verriet er. Kevin verzog die Augenbrauen. „Lass nur. Geheimnisse sollten geheim bleiben.“, wollte er nicht darauf ein gehen. Doch Jas war der hartnäckigste Mensch, den er je kennengelernt hatte. Er legte seine Hand auf Kevins Schulter und zwang ihn praktisch zum Mitgehen. Ihr Ziel schien ein Café zu sein. Mit solchen Verpflichtungen hatte Kevin bereits gerechnet. „Das ist euer Geheimnis?“, hakte er nach. Jas nickte bekräftigend. „Ja, das beste der ganzen Stadt. Ich habe es gefunden. Drinnen ist es echt schön und die Getränke sind auch spitze.“, erklärte er und trat als erstes ein. Kevin wandte sich zu Emma. „Es liegt doch gerade mal hundert Meter vom Unigebäude entfernt.“, wunderte er sich. Emma kicherte. „Lass ihm den Triumph. Die meisten Studenten kommen hier her, um sich auszuspannen. Aber der Laden hat wirklich einiges zu bieten. Ich durfte hier sogar mal auftreten.“, erzählte sie. Als Kevin genauer nachfragte, überredete sie ihn im Café weiter zu plaudern. Kevin hatte mit Tischen und Stühlen gerechnet, doch Fehlanzeige. Er entdeckte eine lange, Sitzgarnituren und weitere gemütliche Plätze. Jas hatte es sich am Tresen gemütlich gemacht und winkte seine Freunde zu sich. „Ich wusste ja, dass Mädchen immer länger brauchen, aber du Kevin?“, wollte er Emma ärgern. Kevin sah sich nach einem Kellner um. „Ich habe schon bestellt.“, informierte ihn Jas. Kevin sah ihn fragend an. „Du weißt doch gar nicht, was ich trinke.“, warf er ein. Jas schien das nicht zu stören. „Du bist eindeutig ein Cola Typ.“, stand für ihn fest. Kevin seufzte. „Dann hast du dir wohl ein Mineralwasser bestellt.“, tauchte er nun auf. Jas schnipste mit den Fingern. „Du hast Potential.“ „Bitte nicht! Mit zwei Jas werde ich nie fertig. Eher wechsle ich die Uni.“, drohte sie. Bald war eine Stunde vergangen. „O.k Leute, ich werde mich mal zu Hause blicken lassen. Meine Eltern glauben sonst, ich wäre diesem Serienkiller zum Opfer gefallen. Das würden sie tatsächlich, weil ich meine Paraneuer von ihnen habe.“, verabschiedete sich Jas. Kaum war er weg, fiel es Kevin wieder ein. „Ach Emma, du hast doch erwähnt, dass du hier einmal aufgetreten bist.“, erinnerte er das Mädchen. „Ja, ich kenne die Besitzerin. Sie ist echt nett.“, erzählte sie. Kevin trank seine inzwischen zweite Cola aus. „Ich will ja nicht unverschämt klingen, aber kann ich mal was von dir hören?“, fragte er vorsichtig. Doch Emma hatte nichts dagegen. „Klar, du kannst mal zu unserer Probe kommen. Jeden zweiten Tag, vor der ersten Vorlesung. Weißt du, wo der Turnsaal ist?“ Kevin nickte und erinnerte sich an Connor. „Gleich daneben.“, verriet ihm Emma. „Ich werde mal vorbeischauen. Schließlich kenne ich nicht soviele Berühmtheiten.“, wollte er Emma schmeicheln. Diese stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Wehe du fängst so an wie Jas.“, warnte sie. Kevin hob entschuldigend die Hände. „Aber wenn er sagt, dass du gut bist, hat er sicher Recht.“, verteidigte er sich. Emma hatte sich einen Fruchtmix bestellt und trank gerade aus einem Strohhalm. „Morgen früh.“, sagte sie nur und legte ein paar Münzen auf den Tisch. Sie schenkte Kevin noch ein Lächeln und verabschiedete sich grußlos. Kevin sah auf die Uhr und wollte zurück zu Jonathan. Eine Stunde später lag er wieder auf seinem Bett. Das war er also. Sein erster Studientag. Er erinnerte sich an Connor und suchte Jonathan auf. Er erzählte ihm von dem Spitzenfußballer, doch der Pfarrer schien keine Bedenken zu haben. „Ich bezweifle, dass er sich als Feind herausstellen wird. Er benutzt die Magie seines Amuletts für seinen Sport. Denke nicht weiter über diesen Jungen nach. Aber erzähl. Was hast du heute alles erlebt?“, wollte Jonathan alles ganz genau wissen. Kevin erzählte alles nur im groben. Er erwähnte seine neuen Freunde, verriet aber nicht seine Namen. Auch nicht, dass Emma seiner Schwester so ähnlich sah. Plötzlich leuchtete Jonathans Amulett. Es bestand kein Zweifel, dass Bata mit dem Jungen reden wollte. Aber was würde er von ihm wollen? Welchen Auftrag würde er ihm diesmal erteilen? Der Auftrag „Auf dem Blatt steht alles, was du wissen musst. Der Stadtrat kommt morgen früh von einer Reise zurück. Lass ihn nie bei sich zu Hause ankommen.“, befahl ihm Bata. Kevin zuckte. Morgen früh? Er hatte Emma doch versprochen sich blicken zu lassen. „Geht es… vielleicht auch am Vormittag?“, wagte er es zu fragen. Bata konnte manchmal etwas aufbrausend sein, doch dieses mal blickte er Kevin nur skeptisch an. „Warum? Du versäumst deine erste Vorlesung doch nicht.“, erinnerte er. Kevin nickte. „Ich habe aber noch etwas dringendes zu erledigen. Ich habe Euch gegenüber noch nie einen Wunsch geäußert.“, gab er zu bedenken. Bata zeigte sich großzügig und gewährte Kevin den Wunsch. Er verzichtete darauf nachzufragen und schärfte Kevin ein, es nicht zu vermasseln. Dieser versprach es. Er wollte den Job zwischen den Vorlesungen erledigen. Langsam wurde es draußen dunkel, und Kevin wollte den heuten Stoff nochmals durchgehen und das Geschehene verarbeiten. Als er schlaffen ging, viel ihm etwas ein. Er hatte heute wieder an seine Schwester gedacht, aber nicht ihr Bild angesehen. Dies war das erste mal gewesen. Er dachte darüber nach, dies noch nachzuholen, doch er war zu müde. Bald schlief er ein. Kevin hielt alle seine Versprechen. Deswegen stand er auch am nächsten morgen im großen Musiksaal und hörte Emma und ihrer Band zu. Das Mädchen winkte ihren Kollegen zu, dass sie eine Pause wollte und begrüßte ihren Freund. „Sag jetzt nicht, dir gefällt meine Musik nicht.“ Kevin rang nach einer Antwort. „Eigentlich verstehe ich nicht viel von Musik. Ich weiß nur, dass du einen neuen Fan hast.“ Emma schien die Antwort zu gefallen. „Danke, aber das war noch gar nichts. Wir sind sicher ganz gut, aber wenn ich an Jas Sprüche denke…“, erinnerte sie an dessen Bemerkungen. „Jas hat doch keine Ahnung. Schreib noch ein paar Lieder, und nächstes Jahr sehen wir dann zusammen deine Clips bei M-TV an.“, versprach er. Emma schien der Gedanke zu gefallen. „Das wäre gar nicht so schlecht. Aber ich bezweifle, dass ich wirklich Mal unter den Top 10 bin.“, wollte sie realistisch bleiben. Kevin sah das anders. „Nachdem, was ich gerade gehört habe? Du wirst sicher bald berühmt. Dann trittst du in Talkshows auf, hast Gastrollen in Serien, verkaufst eine Menge Alben und ziehst dich für diverse Hefte aus.“, wollte er Emma aus der Ruhe bringen. Seine neue Freundin wusste nicht, ob sie ihm danken, oder ihn schlagen sollte. Also tat sie beides. „Pass auf! Jas ist kein guter Umgang für dich. Noch so eine Bemerkung, und…“, warnte sie. Kevin versprach es hoch und heilig. „Und ihr seit auch super, Jungs!“, rief er den übrigen Bandmitgliedern zu. Diese antworteten aber erst gar nicht. „Wenn du willst gebe ich dir eine CD. Ich habe alle meine Songs gebrannt.“, bot das Mädchen an. Kevin fand das eine tolle Idee. „Die erste Vorlesung beginnt gleich. Wollen wir danach irgendwo hingehen?“, fragte sie weiter. Kevin schnitt ein entschuldigendes Gesicht. „Liebend gern, aber nach der Vorlesung habe ich bereits etwas vor.“, gestand er. Emma fragte nach, doch Kevin fand eine Ausrede. Niemals durfte sie erfahren, wer er in Wirklichkeit war, und was er tat. Zitternd betrachtete der Junge seine Hände. „Meine Hände… sie waren verschwunden.“, stotterte er. Sein Begleiter beruhigte ihn. „Wir haben uns an einen anderen Ort teleportiert. Kein Grund zur Sorge. Dir geht es gut.“ Kevin war sich da aber nicht so sicher. Er befand sich in einer völlig neuen Situation. Sein Amulett besaß tatsächlich magische Kräfte. „Wo sind wir hier?“, fragte er, als er seine Umgebung genauer betrachtete. Kalter, glatter Stein umgab ihn und seinen Begleiter. „Wir sind in einer Höhle. In Baals, um genauer zu sein.“, klärte der Fremde die Situation auf. „Dein Gott haust in einer Höhle?“, kamen dem Jungen die ersten Zweifel. „Normalerweise zieht Baal gemütlichere Orte vor. Allerdings liegt er im Moment im Sterben, und ist für seine Feinde angreifbar.“, verriet sein Führer. Kevin erschrak? „Er stirbt? Aber er ist doch ein Gott, sagtest du!“, wurde er ganz aufgeregt. Sein Führer nickte. „Ja, das ist er auch. Auch wenn Baal nur noch wenige Monate, oder Jahre zu leben hat, wird er, wenn die Zeit gekommen ist neu geboren werden, und stärker als je zuvor sein. Und jetzt folge mir.“, verlangte er. Kevin war mehr als mulmig zumute, tat aber, was man ihm auftrug. Der Fremde führte ihn durch ein Gewirr von Gängen, die zweifellos ein Labyrinth waren. Baal wollte wohl nicht so einfach gefunden werden. „Wir sind gleich da.“, entgegnete sein Diener. Und er behielt Recht. Er und Kevin betraten den letzten Gang, der zu einer großen Halle führte. Er war so dekoriert, dass man nicht mehr an eine Höhle dachte. „Endlich.“, hörte Kevin jemanden. Er sah sich in der Höhle um und entdeckte einen Thron. Darauf saß jedoch niemand. Kevin ließ seinen Blick weiter schleifen und erblickte ein Bett. Darin schlief jemand. Mit Schmerzen versuchte dieser aufzustehen. „Mandulis hat dich also für unsere Sache gewonnen.“, begrüßte er ihn. „Kevin…“, begann der Junge. Baal knurrte. „Nein! Du bist Hapi. Und ab heute dienst du mir!“, sagte er streng. Der Junge nickte. „Das werde ich tun. Aber nur, wenn du meiner Schwester hilfst.“, wollte er einen Deal. Baal lachte. An seiner Stimme war zu erkennen, dass er bereits sehr alt war. Das konnte man auch an seiner Haut erkennen. Sie war faltig und rau. „Kannst du das überhaupt? Du bist nur ein alter Mann. Mandulis sagte, du wärst ein Gott.“, wagte es Kevin, Baal zu beleidigen. Dieser ging darauf ein. „Ich weiß nicht, was du dir unter einem Gott vorstellst, aber du hast Recht. Ich bin alt. Ich brauche bald wieder einen neuen Wirt. Allerdings gibt es nur wenige, die mit mir kompatibel sind.“, flüsterte er. Kevin verstand kein Wort. „Du brauchst einen neuen Körper? Ich werde dir helfen. Wenn du Emma gesund machst.“, drängte er nun. Baal steuerte auf Kevin zu. „Du gefällst mir. Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen, Hapi.“, versprach er. „Vielen Dank. Aber warum nennst du mich Hapi?“, wollte er es genau wissen. Baal wies auf sein Amulett hin. „In deinem Amulett befindet sich die göttliche Kraft des Hapi, einem der vier Kanopengötter. Als Seth den Gott auslöschte verbannte er seine Kraft in das Amulett. Du wurdest auserwählt es zu tragen.“, erklärte er. Kevin sah nun klarer. „Gehen wir nun zu meiner Schwester?“, hakte er nach. Baal verneinte. „Ich werde zu deiner Schwester gehen und sie heilen. Du wirst sie nie wieder sehen. Das ist die Bedingung. Manchmal muss man sich für seinen Gott aufopfern.“, sprach er. Das versetzte Kevin einen Schlag. Er durfte Emma nie wieder sehen? Das war hart. Aber Hauptsache, sie blieb am Leben. „Woher weiß ich, dass du ihr wirklich hilfst?“, verlangte Kevin einen Beweis. „Du musst lernen, deinem Gott Bedingungslos zu vertrauen.“, erklärte Baal. Kevin hatte da seine Zweifel. Er wurde zwar religiös erzogen, hatte heute aber zum ersten Mal etwas von Baal gehört. „Nun den. Während ich fort bin, wird dich Mandulis der ersten Prüfung unterziehen.“, verriet dieser. „Prüfung?“, wiederholte Kevin fragend. Doch Baal begann sich aufzulösen. War er jetzt bei Emma? Würde er ihr tatsächlich helfen? „Es ist Zeit für deine erste Teleportation.“, begann Mandulis. Kevin verstand nicht. Wie sollte er das anstellen? „Ich werde ab heute dein Lehrer sein. Ich hatte die große Ehre von Baal zu lernen. Erinnerst du dich noch an die Schläger, die deiner Schwester das angetan haben? Natürlich tust du das. Konzentriere dich jetzt auf sie.“, befahl Baals Diener. Kevin wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Er schloss die Augen und dachte an die beiden Rüpel. Als er sie wieder öffnete befand er sich vor der Schule, vor der er den beiden zum ersten Mal begegnet war. Kevin war äußerst überrascht ausgerechnet an diesem Ort gelandet zu sein. Was sollte er hier. „Mandulis? Wie sieht meine Prüfung aus?“, konnte er sich nichts darunter vorstellen. Mandulis half ihm auf die Sprünge. „Sag jetzt nicht, du willst dich nicht an den beiden rächen. Sie haben deine Schwester schwer verletzt und dafür müssen sie zahlen.“, stand für ihn fest. Kevin verstand zwar, wollte aber nicht noch mehr Leid verursachen. „Ich verzichte darauf.“, wollte er die Sache einfach nur abhaken. Mandulis ließ aber nicht locker. „Wenn du es nicht für dich tun willst, dann für deinen Gott. Es ist der Test für deine Einstellung.“, meinte er nur. Kevin wollte bereits widersprechen, als die beiden Schläger aus der Schule kamen. Kevin drehte sich um, doch Mandulis war verschwunden. „Ach ne! Sie mal, wer uns schon wieder besucht.“, sagte einer der Rüpel. „Jetzt können wir endlich unsere Rechnung begleichen.“, erwiderte der andere. Normalerweise hätte Kevin nicht gegen sie gekämpft. Doch sie erwähnten mit keinem Wort Emma. Sie fragten nicht, ob es ihr gut ging, oder entschuldigten sich. Sie waren so arrogant wie immer. Das setzte dem ganzen den Hut auf. Kevin war stocksauer. Er wollte den beiden eine Abreibung verpassen. Der beiden liefen mit erhobenen Fäusten auf ihren Feind zu. Kevin hob die Hand, um sich zu wehren, und erlebte eine Überraschung. An seinem Handgelenk war ein Schild aufgetaucht, welches den Schlag abblockte. „Was ist das?“, wunderte er sich mehr, als die beiden Schläger. „Dein komisches Teil wird dir nicht weiterhelfen.“, sagten sie und führten den Kampf fort. Kevin spürte die Energie, die ihm das Amulett verlieh. Er fühlte sich stärker und wurde mit den Schlägern fertig. Die beiden hatten keine Chance. Einen streckte er mit einem Faustschlag nieder, und der andere bekam eine Kopfnuss mit dem Schild. „Mist! Wieso ist der Kerl plötzlich so stark?“, fragte einer verdutzt. „Sehr gut.“, war Mandulis wieder neben Kevin aufgetaucht. „Zufrieden.“, fragte dieser. Doch das schien Mandulis nicht zu sein. „Noch nicht ganz.“, meinte er und vollzog eine Handbewegung. Aus Kevins Schild schoss eine lange, scharfe Klinge. „Was… soll ich damit?“, kam er nicht zurecht. Wollte dieser Mandulis etwa…? „Räche deine Schwester und schicke diese beiden Nichtsnutze in die Hölle.“, befahl Mandulis mit einem eiskalten Ton. Kevin war starr vor Angst. Er sollte die beiden Jungen töten. Nein! Dazu war er nicht in der Lage. Die Unsicherheit führte dazu, dass sein Schild, samt Klinge verschwand. Mandulis brummte unzufrieden. „Nun gut. Du brauchst scheinbar noch etwas. Du bist noch jung, also werde ich es dir verzeihen.“, hauchte er und griff nach Kevins Schulter. Kurz darauf befanden sie sich wieder in Baals Höhle. Der Gott selbst hatte auf seinem Thron Platz genommen. „Baal! Was ist mit meiner Schwester?“, fragte Kevin sofort. Baal blickte zu Mandulis und dieser schüttelte den Kopf. „Er hat zumindest seine Kraft entdeckt.“, warf er ein. Baal schien nur zur Hälfte zufrieden. „Deiner Schwester geht es gut. Vergiss dein Versprechen nicht. Du dienst mir, solange ich es will. Vielleicht gestatte ich es dir deine Schwester eines Tages wiederzusehen. Doch bis dahin trainierst du mit Mandulis. Er wird mir berichten, wenn du stark genug bist, an der Front zu kämpfen.“, erklärte der Gott. „An der Front?“, erkundigte sich Kevin genauer. Baal gab Mandulis ein Zeichen es zu erklären. „Wir haben noch weitere Anhänger. Alle tragen Amulette. Sie kämpfen gegen Gegner, die uns bedrohen. Wenn du soweit bist, wirst du dich ihnen anschließen. Und töten.“ Letzteres betonte Mandulis besonders. Kevin schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde niemals jemanden töten. Das ist eine Todsünde.“, stand für ihn fest. Baal lachte. „Nicht nach meinen Regeln. Du dienst jetzt einem anderen Gott, klar? Du hast mir ein Versprechen gegeben. Vergiss nicht, dass ich mein Werk jederzeit rückgängig machen kann. Ich weiß du willst deine Schwester beschützen. Aber würdest du auch für sie töten?“, drohte er seinem neuen Diener. Sofort bekam Kevin wieder Angst um seine Schwester. Baal gab den beiden nun ein Zeichen zu verschwinden. Mandulis führte Kevin in einen anderen Gang. An dessen Ende gab es einen weiteren Saal. Dieser wurde von den frisch Rekrutierten benutzt. Dort wurde Kevin von Mandulis trainiert. Drei Jahre lang. Kevin war nun dreizehn und Mandulis hatte ihm alles beigebracht, was er auch konnte. Für ihn bestand kein Zweifel, dass der Junge großes Potential hatte, doch die wichtigste Prüfung stand noch aus. Baal empfing die beiden und betrachtete Kevin genau. „Er ist sehr viel stärker geworden.“, berichtete Mandulis. Baal verstand. „Ist er. Aber gegen mich hätte er keine Chance. Wie auch immer. Dein erster Auftrag.“, verkündete er und reichte dem Jungen etwas. Es handelte sich um eine Akte, in der sich mehrere Unterlagen befanden. Kevin öffnete sie und begann zu lesen. „Sam…Amulett…Hemen…ausschalten.“, überflog er die Seite. Verwirrt sah er zu Mandulis. „Dein erster Gegner ist ein Amulettträger. Er besitzt das, des Gottes Hemen.“, wurde er direkter. Kevin hatte verstanden. „Dann hat er auch magische Kräfte und ist so stark wie ich?“, wollte er wissen. „Ja, hat er. Aber ob er so stark ist wie du, werden wir bald sehen. Er ist der perfekte erste Gegner. Er wird ein harter Gegner sein und dir keine andere Wahl lassen. Entweder du tötest ihn, oder er dich.“, bereitete Mandulis seinen Schüler darauf vor. Kevin verstand. Er wusste noch immer nicht, ob er bereit war, so eine Tat zu vollbringen, folgte Mandulis aber widerspruchslos. Er beherrschte das Teleportieren inzwischen perfekt. Er konnte sich an jeden Ort beamen, an dem sich jemand befand, den er kannte. In diesem Fall war es Mandulis. „Wo sind wir hier?“, fragte Kevin, als er die Umgebung betrachtete. „Paris.“, war Mandulis knappe Antwort. „Mit diesem Amulett kann ich mir also auch einen schönen Urlaub machen. Ich hätte übrigens einen verdient.“, fand er. Mandulis stimmte ihm zu. „Den bekommst du. Aber nur, wenn du deinen Auftrag erfüllst.“, verlangte er. Kevin atmete noch mal tief durch, bevor die beiden ihren Weg fortsetzten. Ihr Ziel war ein verlassender Acker. Nun gut, ganz verlassen war er nicht. Hemen wartete dort auf seinen Gegner. „Das ist er also…“, murmelte Kevin. Hemen hatte die beiden Neuankömmlinge entdeckte und steuerte auf sie zu. „Das ist mein Gegner?“, erkundigte er sich. Mandulis war vor einigen Tagen bei Hemen aufgetaucht und ihm von einem Gegner erzählt, dem er sich stellen musste. Gewann war, würde Baal ihn in Ruhe lassen. Kevin wollte es schnell hinter sich bringen und rief sein Schild. „Dagegen habe ich die passende Waffe.“, reagierte Hemen und ließ aus dem Nichts eine Lanze erscheinen, wie man sie aus dem Mittelalter kannte. „Jetzt wird es also ernst.“, sagte Kevin und trat näher. Mandulis hielt sich gänzlich zurück. Kevin und sein Gegner standen sich nun auf dem einsamen Feld gegenüber. „Er belästigt mich zum letzten Mal!“, brüllte Hemen und ging auf Kevin los. Dieser versuchte einen guten Kampf hinzulegen. Er hatte viel mit Mandulis trainiert, was er jetzt in die Tat umsetzen konnte. Hemen stieß zu, traf aber nur Kevins Schild. Der Schlag war hart und stieß Kevins Arm zurück. „Kämpfe, mein Schüler! Setze deine Feuertechnik ein.“, riet ihm Mandulis. Kevin folgte und plötzlich entflammte sein Schild. Die Flammen gingen auf Hemens Lanze über, welche augenblicklich schmolz. Kevin war es gelungen seinen Gegner zu entwaffnen. Doch dieser gab noch lange nicht auf. Er versuchte sein Glück mit seinen Fäusten. Er verpasste Kevin einen Kinnhaken, worauf dieser zu Boden krachte. Hemen wollte sich auf ihn stürzten, doch Kevin hielt schützend sein Schild vor seinen Körper. Später wusste er nicht mehr, ob er es gewollt hatte, oder es sich um einen Zufall handelte. Jedenfalls schoss die Klinge im richtigen Moment heraus und durchbohrte den Feind. Kevin erschrak fürchterlich und rappelte sich wieder auf. Seine Waffe verschwand und der Junge beugte sich Hemen. „Er braucht Hilfe!“, rief er Mandulis zu, als er bemerkte, dass Hemen noch lebte. Sein Lehrer kam zu ihm. „Nicht mehr lange.“, sprach er und ließ seine eigene Waffe erscheinen. Es handelte sich um einen dreizackigen Dolch, welchen Kevin sonst nur von Ninjas kannte. Mit dieser Waffe beendete Mandulis das Spiel. „Beim nächsten Mal, beendest du deine Aufgabe ganz.“, sagte er streng und begann sich wieder aufzulösen. „Wer bist du?“, fragte der Stadtrat verwirrt, als Hapi plötzlich vor ihm stand. „Was wissen Sie über den Zyklopen?“, fragte dieser mit gepresster Stimme. An der Regung des Beamten erkannte er, dass er etwas wissen musste. Doch er schwieg. Nun beschwor Hapi sein Schild und ließ die Klinge herausfahren. Der Stadtrat erschrak. „Also gut! Ich kenne den Zyklopen, aber ich weiß nicht, wer er ist. Niemand kennt sein Gesicht. Ich sollte nur einige von seinen Projekten unterstützen, mehr nicht!“, schwor der verängstigte Mann. „Ich glaube Ihnen.“, entgegnete Hapi. Der Stadtrat atmete erleichtert. Doch dazu hatte er keinen Grund. Hapi beendete nämlich seine Aufgabe. So, wie er es immer tat. „Jetzt fuchtelst du uns schon wieder mit diesem Ding vorm Gesicht herum.“, beschwerte sich Emma. Jas las schon wieder Zeitung. Kevin riskierte einen Blick. „Schon wieder dein Serienkiller?“ Jas schien die Sache ernst zu nehmen. „Jetzt hat es einen Stadtrat erwischt.“, berichtete er. Kevin und Emma zeigten sich aber wenig beeindruckt. Jedenfalls versuchte es Kevin. „Also gut, Kevin. Wir kennen uns jetzt schon etwas besser. Es wird Zeit, dir den geheimen Ort zu verraten.“, sprach er ganz geheimnisvoll. Emma klatschte sich an die Stirn. „Nicht das schon wieder.“ „Jas ließ sich von nichts abhalten. „Hier an der Uni gibt es einen Ort, wo nur die älteren Studenten hindürfen. Es ist dort echt gemütlich und nicht viele kennen den Platz.“, genoss er es sichtlich, Kevin alles zeigen zu können. Dieser aß gerade ein Brötchen und sprach mit vollem Mund. „Meinst du, die Stofftreppe, neben dem Computerraum? Die kenne ich schon.“, ließ er Jas ins Leere laufen. Dieser versteckte sich beleidigt hinter seiner Zeitung. Plötzlich fiel Emma etwas ein. Sie griff in ihre Tasche und reichte Kevin eine CD. „Da sind alle drauf.“, erklärte sie. Kevin bedankte sich und verstaute sie. „Die lege ich ganz oben auf meinen CD-Stapel.“, versprach er, erwähnte aber nicht, dass er ansonsten gar keine hatte. Jas schnitt ein fragendes Gesicht. Kevin erzählte ihm von Emmas Probe. „Was soll den das? Ihr könnt mich doch nicht so einfach ausschließen.“, beschwerte er sich. Emma riss ihm die Zeitung aus der Hand. „Ich habe dich schon zehnmal gefragt, ob du zuhören willst.“, erinnerte sie. Bevor Jas antworteten konnte, trat ein Mädchen an den Tisch. „He, ist hier noch Platz?“, fragte sie höflich. Während Jas und Emma mit offenem Mund dasaßen, bat Kevin sie doch Platz zu nehmen. Das Mädchen hatte blonde Haare und sah sehr sportlich aus. „Ich bin Kevin. Ich weiß nicht, ob du Emma und Jas kennst.“, stellte er sich vor. Das Mädchen schüttelte ihm die Hand. Kevin dachte sofort an ein Modell. Sie besaß eine natürliche Schönheit. „Emma, ich weiß schon. Du hast doch eine Band.“, begrüßte sie das staunende Mädchen. Emma nickte mit offenem Mund. „Und du bist…?“, schien sie Jas nicht zu kennen. Dieser stellte sich einfach schnell vor. „Ich bin übrigens Torri. Kevin, ich habe gehört du bist neu hier.“, begann sie ein Gespräch. Dieser nickte. „Ja, bin ich.“ „Cool, ich würde dir gerne den ganzen Tratsch von den anderen Studenten erzählen. Wie wäre es mit einem Spaziergang durch den Campus? Ich kenne auch noch ein gutes Café, in der Nähe.“, schlug sie vor. Kevin wollte antworten, doch Emma kam ihm zuvor. „Er hat bereits ein Stammlokal.“, antwortete sie für ihn. Torri musste lachen. „Etwa dieses morsche Teil, am Ende der Straße?“, stichelte sie Emma an. „Also ich würde gerne etwas mit dir unternehmen.“, mischte sich Kevin ein. „Klasse.“, freute sich Torri. „Ich habe noch einiges zu erledigen. Ich warte die nächste Pause auf dich.“, versprach sie. Bevor sie ging, warf sie Kevin noch einen Blick zu. „Tja, sie ist wirklich nett.“, stellte er seine Naivität zur Schau. „He, Mann, du hast keine Ahnung, wer das war!“, redete Jas auf ihn ein. „Torri?“, fragte Kevin unschuldig. „Bist du vielleicht blind? Das schönste Mädchen der Welt hat dich gerade um ein Date gebeten.“, sprach er weiter. Kevin zweifelte an dieser Aussage. „Ich weiß nicht, ob es ein Date ist. Aber wieso das schönste Mädchen?“, wollte er es genauer wissen. Jas wollte antworten, doch Emma kam ihm zuvor. „Ach, manche Jungs glauben, dass sie die Schulschönheit ist.“, klärte sie auf. „Manche? Alle!“, ergänzte Jas. Kevin tat so, als würde er überlegen. „Die Schulschönheit? Ich dachte, das wärst du?“, meinte er zu Emma. Dafür erntete er einen strafenden Blick. „Erinnere dich an dein Versprechen!“, warnte sie. Solche Scherze konnte sie nicht leiden. „Kevin, hast du nicht verstanden? Torri scheint sich für dich zu interessieren, und du nimmst das einfach so hin? Du solltest Luftsprünge machen. Viele Jungs würden sicher mit dir tauschen wollen. Übrigens, brauchst du deine Haut noch? Ich würde sie gern haben.“, regte sich Jas tatsächlich auf. „Ich kann sie ja fragen, ob sie eine Schwester hat.“, erwiderte Kevin. Jas riss wieder die Zeitung an sich und steckte seinen Kopf hinein. „Vergiss sie einfach. Die ist ohnehin nur oberflächlich. Am besten du gibst dich gar nicht mit ihr ab.“, schlug Emma vor. Kevin sah das aber anders. „Also ich finde sie nett.“, stellte er seinen Standpunkt dar. Emma brummte nur und stand dann auf. Wortlos verließ sie den Tisch. „Sieh mich nicht an.“, meinte Jas, obwohl er nicht sehen konnte, ob Kevin das wirklich tat. „Also ich weiß nicht, was ihr habt. Ich finde diese Torri voll in Ordnung.“, fand Kevin. Torri hatte die Kantine inzwischen verlassen. Vor ihr stand ein Junge gegen die Wand gelehnt. Er sah Torri nicht an, sondern wartete, bis sie vor ihm stand. „Wie ist es gelaufen?“, fragte er ruhig. Torri grinste. „Wie immer. Keiner kann meinem Charme widerstehen.“, gab sie an. „Wir werden erst noch sehen, ob dieser Kevin anbeißt. Und ob er einer von den Guten, oder von den Bösen ist.“, meinte der Junge. „Ich kann ihn ja nachher fragen.“, bot Torri an, obwohl sie es natürlich nicht ernst meinte. „Ich will, dass du mir alles wichtige berichtest.“, bestand der Junge darauf. „Einverstanden. Wenn ich mir einmal dein schickes Amulett borgen darf.“, schlug sie vor. Ihr Gesprächspartner lachte nur. „Ach Torri, du weißt doch, dass es bei dir nicht funktioniert. Es hat sich seinen Besitzer selbst ausgewählt, und das bin nunmal ich. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe noch ein Spiel.“, verabschiedete sich Connor und erinnerte Torri vorher noch an ihre Aufgabe. Baal lud Kevin noch mehr Aufgaben auf. Die meisten bestanden aus Kämpfen. So wie jetzt. Er hatte sein Amulett aktiviert und seine Waffe gerufen. Es handelte sich um ein gewöhnliches Schild, das nur zur Verteidigung diente. Das sollte zumindest Hapis Feind denken. Mandulis beobachtete den Kampf von einem Versteck aus. Diesmal würde er Kevin nicht beistehen und ihm die Arbeit abnehmen. „Anuki, du hattest die Chance dich dem großen Baal anzuschließen. Du hast sein großzügiges Angebot ausgeschlagen, dafür wirst du nun mit deinem Leben bezahlen.“, warnte er. Sein Gegner nahm Hapi zwar ernst, ließ sich aber nicht einschüchtern. Er fühlte sich ihm überlegen, da er eine stärkere Waffe besaß. Er hielt eine große Sense in den Händen, mit der er alles spalten konnte. Hapis lächerliches Schild konnte ihn nicht schützen. Anuki griff an, doch Hapi konnte sich noch verteidigen. Der preschte mit seinem Schild vor und verletzte Anuki an der Hand. Dieser erschrak und ließ seine Sense fallen. Darauf hatte Hapi gewartet. Aus der Mitte seines Schilds schoss plötzlich eine Klinge. „Jetzt siehst du, wie mächtig meine Waffe ist.“, grinste er und beendete seinen Auftrag. Er ließ Anuki liegen und machte sich auf den Rückweg zu Baal. Dort angekommen, berichtete er vom Erfolg der Mission. Baal lobte ihn und versprach ihm eine Belohnung. Er besaß inzwischen einen neuen Wirt. Er war jünger und stärker. „Danke, Gebieter. Ich werde mich nun zurückziehen.“, wollte Hapi gehen. Baal war jedoch noch nicht fertig. „Warte. Tut mir Leid, dass ich dich damit belästige, aber ich habe einen weiteren Amulettträger ausfindig gemacht. Ich weiß, du hast einen harten Kampf hinter dir, und du hast zum Ersten Mal getötet. Trotzdem. Du musst dich darum kümmern.“, befahl er. Hapi war etwas erschöpft, wollte Baal aber nicht enttäuschen. „Sag mir wo ich ihn finde, und ich wickle die Sache schnell ab.“, versprach er. Baal reichte seinem Diener ein Bild. „Du wirst nach China reisen müssen, um sie zu finden. Sie trägt das Amulett der Sechmet. Du dein bestes.“, erklärte er. Hapi sah sich das Bild genauer an und versprach bald zurückzukehren. Kaum war er weg, tauchte Mandulis auf. „Ich denke er ist soweit.“, meinte er. Baal nickte. „Vielleicht. Aber noch steckt Gutes in ihm. Es wird seine Zeit brauchen, bis auch noch der letzte Funke ausgelöscht ist.“ Kevin sah das Bild einer Frau vor sich. Er wusste nicht, ob sie stark, aber er würde dein bestes geben. Für Baal. Aber warum kämpfte und tötete er für ihn? Er sagte sich immer, dass er es für einen Gott tat. Aber würde seine Schwester wirklich wollen, dass andere Menschen auslöschte? Er hatte sie über drei Jahre nicht mehr gesehen. Lebte sie überhaupt? Oder tat Kevin das alles umsonst? Es wurde Schlafenszeit und die Frau brachte ihre kleine Tochter zu Bett. Sie las ihr noch eine Gutenachtgeschichte vor und wartete bis ihre Tochter einschlief. Sie wollte ihr noch einen Kuss auf die Wange geben, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Jemand stand in der Tür. „Wärst du so nett, und wecken die Kleine nicht auf? Wir können gerne nach Draußen gehen.“, schlug die Frau vor. Kevin musterte das Kleinkind und war einverstanden. Sie erinnerte ihn an Emma. Trotzdem würde er die Mutter nicht schonen, wenn es zum Kampf kommen sollte. Die beiden gingen vor das Haus und Hapi erklärte sein Anliegen. „Ich diene dem Gott Baal. Ich wurde zu dir geschickt, um dir ein großzügiges Angebot zu unterbreiten. Schließe dich uns an und erfahre hohe Privilegien.“ Die Mutter musste kurz überlegen. Sie musterte Hapi argwöhnisch. Ich habe bereits von euch gehört. Ihr missbraucht die Kraft eurer Amulette und setzt sie für eure eigenen Ziele ein. Was triebt dich an, Junge?“, wollte sie von Kevin erfahren. Dieser schwieg. Er erzählte nicht jedem von seiner Schwester. „Ich nehme an, das soll eine Absage sein.“, kombinierte Hapi. Die Mutter nickte zaghaft. „Tut mir Leid, meine Tochter bedeutet mir alles. Ich werde mich euch nie anschließen.“, sagte sie festentschlossen. Hapi nickte ein paar mal langsam. „Dann lässt du mir keine andere Wahl. Meister Baal möchte, dass ich jeden vernichte, der sein Angebot ablehnt.“, erklärte er. Er wollte bereits sein Schild rufen, als die Mutter ihn daran hinderte. „Ich bin bereit gegen dich zu kämpfen. Aber bitte erst morgen früh. Kannst du das arrangieren?“, hoffte die Mutter auf ein Ja. Hapi war etwas verwirrt. Warum wollte Sechmet mit dem Kampf warten? „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht gestatten.“, erwiderte er. Die Mutter sah äußerst besorgt aus. „Wenn du glaubst, dass ich fliehe, liegst du falsch. Hier ist mein Zuhause und ich werde es verteidigen. Aber lass mich bitte meine kleine Tochter in Sicherheit bringen. Ich bin bereit morgen gegen dich zu kämpfen.“, erzählte sie. Hapi rang mit sich. Sollte er Sechmet vertrauen? Er leistete gute Arbeit und Baal wäre ihm sicher nicht böse, wenn er zustimmte. Die Mutter bedankte sich. Hapi blieb jedoch in der Nähe des Hauses und wartete auf den nächsten Tag. Das Mädchen wurde unsanft geweckt. „Mama, was ist den?“, fragte sie verschlafen. „Schatz, ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber wir müssen weg.“, meinte ihre Mutter. Ihre Tochter verstand kein Wort. Sie wollte nachfragen, doch ihre Mutter zog sie an und nahm sie an die Hand. „Wo gehen wir hin?“, fragte das Kind etwas ängstlich. So kam es, dass Kevin tatsächlich bis Tagesanbruch wartete. Er war sich nicht sicher, ob die Frau zurückkommen würde. Aber er hatte es versprochen. Kurz darauf stand sie vor ihm. „Du kommst spät.“, raunte er. Sechmet rief ihre Waffe. „Ich weiß. Aber dafür wird der Kampf schnell vorbei sein.“, versprach sie. Kevin wurde wieder zu Hapi und rief sein Schild. Wieder einmal würde er für seinen Gott kämpfen und töten. Eine zweite Chance Kevin hatte den Auftrag ausgeführt. Wie er es immer tat. Seitdem waren fünf Jahre vergangen. Kevin hielt sich selbst für einen der stärksten Kämpfer unter den Amulettträgern. Eines Tages rief ihn Baal zu sich. „Du leistest gute Arbeit.“, lobte er seinen Diener. Baal hatte ihn inzwischen perfekt manipuliert. Kevin sprach nichtmal mehr die Bitte aus, seine Schwester sehen zu dürfen. „Vielen Dank, Gebieter.“, verneigte er sich richtig. „Ich weiß, die ständigen Aufträge sind lästig.“, meinte er. „Ich tue das, was du mir befiehlst.“, antwortete Kevin. Baal und Mandulis schienen ihm einer Gehirnwäsche unterzogen zu haben. „Sie sind jetzt vorbei. Ich habe ein längerfristiges Projekt geplant. Du wirst es durchführen.“, begann er zu erzählen. Hapi gab nur ein „Ja, Gebieter.“ von sich. „Tief unter dem Sand Ägyptens ruht der Sarkophag des alten Gottes Sepa. Vor Tausenden von Jahren versteckte er sich vor Seth und versetzte sich in Tiefschlaf. Und er schläft bis heute. Ich will das du den Tempel aufsuchst und den Sarkophag findest. Dann wirst du ihn bewachen und auf Sepas Wiedergeburt warten. Egal, wie lange es auch dauert. Hast du den Befehl verstanden?“, hakte er nach. Kevin hatte noch fragen, gab jedoch ein Ja von sich. Baals Befehl kam ihm wie eine Strafversetzung vor. Hatte er ihn etwa beleidigt? Kevin tat das, was Baal sagte, und wanderte Tage lang, bis er zum Hatschepsut-Tempel kam. In den Katakomben entdeckte er einen geheimen Zugang, welcher tief unter die Erde führte. Er meisterte ein Labyrinth von Gängen, bis er endlich vor Sepas Sarkophag stand. Diesmal stand er vor einem echten Gott. Baal existierte nur noch als Seele, die menschliche Wirte brauchte. Aber Sepa stammte aus dem alten Ägypten und war mächtiger als Baal. Außerdem hatte der Junge gehört, dass Sepa die Zukunft sehen konnte. Er wollte unbedingt erfahren, wie seine aussah. Und ob er seine Schwester je wiedersehen würde. Sepa erwachte zwei Jahre später. Kevin hatte schon nicht damit gerechnet. Baal war inzwischen in einer Schlacht gefallen *, und Kevin konnte nur noch Sepa dienen. Dieser verriet seinem Diener jedoch nichts über die Zukunft. Eines Tages drangen Feinde von ihm ein. Es waren dieselben, wie Baals. Darunter befand sich auch ein Junge, dessen Vater Baals letzter Wirt war. Er schien sich als Krieger zu sehen, der Rache wollte. Zwei Freunde begleiteten ihn. Kevin war gezwungen, gegen einen von ihnen anzutreten. Es war ein Mädchen. Erst während des Kampfverlaufes, verriet sie ihm, dass sie die Tochter, der Frau war, die Kevin für Baal getötet hatte. Doch Kevin kannte inzwischen keine Schuldgefühle mehr. Er gab sein bestes, doch seine Gegnerin war klüger und trickste ihn auf. Kevin verwundete sich an seiner eigenen Klinge…und starb. Sepa wurde besiegt und die Welt vor einem tyrannischen Gott bewahrt. Doch Kevin hatte in diesem Krieg alles verloren. Er dankte Gott, dass wenigstens seine Schwester noch lebte. Aber zu welchem Gott sollte er nun beten? Er hatte selbst jeden Glauben und jedes Vertrauen verloren. Das Leben entwich aus ihm, und er spürte wie er in eine andere Welt wechselte. In die Welt der Toten… „Das wird nichts.“, fluchte der Lord, bei dem Versuch einen Knoten zu binden. Er besaß viele Talente, aber Krawatten gehörten nicht dazu. Zum Glück war seine Frau in der Nähe. „Ich habe dir bereits zichmal gezeigt, wie das geht.“, meckerte sie. Ihr Mann hob entschuldigend die Hände und bat sie um Hilfe. Seine Frau griff nach dem Kleidungsstück und band einen perfekten Knoten. „Vielen Dank.“, bedankte sich der Lord mit seiner freundlichsten Stimme. Seine Frau seufzte. „Na, komm, unsere Gäste warten bereits.“, erinnerte sie. Ihr Mann nickte und versprach gleich nachzukommen. Vorher betrachtete er sich nochmals im Spiegel. Er rückte sein Jackett zu recht und richtete seine Haare. Prüfend betrachtete er sein Spiegelbild. Er sah sehr kultiviert aus. Nur seine grauen Haare gefielen ihm weniger. Doch er hatte sie in sein Styling eingebunden und hatte nun schwarze Haare mit grauen Strähnen. Das galt auch für seinen Kinnbart. Dieser bestand musterartig aus schwarz und grau. Aber eines hätte der Lord gerne an sich geändert. Sein linkes Auge. Durch einen Unfall vor ein paar Jahren, war er dort nämlich erblindet. Er konnte nun nur noch auf seinem rechten Auge, sehen, was er zutiefst bedauerte. Aber er hatte es akzeptiert und machte weiter. Er verließ sein Zimmer und stieg die Treppe zum Hauptsaal hinunter. Dort tobte eine währenddessen eine wilde Party. Oder was man darunter verstehen konnte. Der Lord mochte diese Veranstaltungen selbst nicht. Er fühlte sich in der Zeit zurückversetzt. Er hasste gesellschaftliche Verpflichtungen, auch wenn der Grund dieser Feier sein Geburtstag war. Manchmal wünschte er sich seinen Titel weg. Er wusste zwar nicht, ob er dann immer noch so reich, war, aber manches wäre sicher einfacher. Seine Frau winkte ihn zu sich. Er stand neben einem alten Ehepaar, welches ebenfalls sehr vermögend sein musste. „Herr Lord, darf ich Ihnen herzlich zu ihrem Geburtstag gratulieren.“, begrüßte ihn der Mann. Für den Lord hieß das Händeschütteln. Aber er spielte einfach mit, in der Hoffnung, dass alles bald ein Ende hatte. Es gab keinen Gast, der nicht einen Anzug, oder ein Ballkleid trug. Immer wieder wurde der Lord von Leuten angesprochen, denen er brav ihre Fragen beantwortete. Die meisten sah er heute zum Ersten Mal. Bald wurde es spät, und ein Gast nach dem anderen verließ das riesige Schloss, welches der Lord vor langer Zeit geerbt hatte. Er unterhielt sich gerade mit einem frisch verheirateten Paar und gab ihnen Tips, als eine junge Frau das Haus betrat. Im Gegensatz zu allen anderen trug sie kein Kleid, sondern stylische Klamotten. Sofort stellte sich die Frau des Lords vor sich. „Belästigen Sie meinen Mann nicht wider mit der Arbeit.“, drohte sie. Die Frau, die scheinbar die Assistentin des Lords war, lächelte. „Ihnen auch einen schönen Tag.“, erwiderte sie. „Nehmen Sie sich ja nicht zuviel heraus. Ich kann meinen Mann jederzeit überreden, Sie zu feuern.“, schien die Ehefrau nicht gut auf sie zu sprechen zu sein. Das hielt die Assistentin nicht davon ab. „Das wage ich zu bezweifeln. Ich bin viel wertvoller für Ihren Mann, als Sie glauben.“, gab sie zurück. Das beunruhigte die Ehefrau. „Sagen Sie bloß nicht, Sie beide…“, fing sie bereits an zu spekulieren. Die Assistentin antwortete nicht, sondern schob sich einfach an ihr vorbei. Der Lord hatte sie bemerkt und ging ihr entgegen. „Miss Woods, was führt Sie zu mir.“, begrüßte er sie. Diese trat näher an den Lord und flüsterte ihm ins Ohr. „James hat das Amulett des Amset gefunden. Damit besitzen wir drei.“, informierte sie ihn. Der Lord verstand. Er wandte sich an seine Gäste und bat um entschuldigen. Er wollte die Party nämlich verlassen. „Schatz, willst du jetzt wirklich noch arbeiten?“, wollte ihn seine Frau davon abhalten. Ihr Mann bedäuerte, dass es sein musste. Er und seine Assistentin gingen nach Draußen, wo bereits eine Limousine wartete. Die beiden stiegen ein und der Wagen fuhr sofort los. Die Fahr dauerte 30 Minuten und hielt vor der Firma des Lords. Er und Miss Woods stiegen aus und betraten das Innere. Es war bereits dunkel, und niemand arbeitete mehr. Nur ein Wachmann begrüßte seinen Chef. Dieser und Miss Woods stiegen in den Aufzug, fuhren aber nicht wie manche erwartet hätte nach oben. „Emily, drücken Sie bitte den Knopf.“, bat der Lord. Diese reagierte und wandte sich einer Zahlenreihe zu. Das Hochhaus besaß über 20 Stockwerke, wovon jedoch keines das Ziel war. Emily drückte auf eine leere Stelle, unter dem Knopf für das Untergeschoss. Der Aufzug reagierte und fuhr nach unten. Die Fahrt dauerte eine halbe Minute. Die beiden stiegen aus und wurden bereits erwartet. Männer in roten Kutten standen ihnen gegenüber. „Sie brauchen sich nicht umzuziehen. Wir wissen ja nichtmal, ob es diesmal funktioniert.“, meinte der Lord zu Emily. Diese verstand und ging weiter. Der Lord zog jedoch sein Jackett aus und nahm einen roten Mantel von einem seiner Diener entgegen. Er zog ihn ordentlich an und marschierte dann weiter. Sein Ziel war ein großer Raum, der irgendwie mystisch wirkte. James und Emily warteten bereits. James streckte ihm ein Amulett entgegen. „Unsere neueste Aquirisation.“, meinte er. Der Lord nahm es entgegen. „Hast du es gefunden, oder dir erkämpft.“, fragte er nach. James grinste nur, was alles verriet. Der Lord betrachtete es und gab es dann an Emily weiter. Diese legte es zu den anderen beiden. Jedes von ihnen war an der Spitze eines Dreiecks plaziert, welches in einem Doppelkreis gezeichnet worden war. Vom Dreieck führten jedoch mehrere Striche in die Mitte. Dort sollte ein weiteres Amulett liegen, welches jedoch nicht im Besitz der Sekte war. Anscheinend wollten sie es trotzdem versuchen. Dem Lord wurde eine alte Schriftrolle überreicht, auf der verschiedene Hieroglyphen standen. Scheinbar konnte er sie entziffern. Er begann mit einer Beschwörungsformel, welche er in einer anderen Sprache aufsagte. Es schien altägyptisch zu sein. Als dies vollbracht war, begannen die drei Amulette zu leuchten. Aber nur für ein paar Sekunden. Das vierte Amulett fehlte. „So funktioniert es nicht!“, fluchte der Lord. James und Emily sahen einander enttäuscht an. „Und wenn wir eines von unseren versuchen?“, wagte es James zu fragen. Der Lord schüttelte den Kopf. „Zeitverschwendung. Wir brauchen das vierte Amulett. Wir benötigen die Amulette der vier heiligen Kanopengötter. Wir besitzen die Amulette von Duamutef und Kebehsenuef. Und dank James haben wir nun auch das von Amset. Das sind aber nur drei. Wir brauchen die Kraft des vierten Kanopengottes. Und zwar die des Hapi! Sucht das Amulett! Und kommt nicht ohne leere Hände zurück!“, trug er seinen Dienern auf. James und Emily verneigten sich vor ihm und holten ihre Amulette hervor. Sie waren bereit die Wünsche ihres Anführers zu erfüllen. Erschrocken riss Kevin die Augen auf. Er atmete schwer und versuchte sich zu orientieren. Er bewegte seine Arme und Beine, um zu sehen, ob er verletzt war. Das war unnötig. Er erinnerte sich wieder an die vergangenen Ereignisse. Er war in seine eigene Klinge gestürzt und für seinen Gott gestorben. Nun war er tot, und hatte sein Leben verwirkt. Hatte er wirklich das Richtige getan? Und würde er wieder so handeln, wenn er eine zweite Chance hätte? Von wenn hatte er all die Aufträge ausgeführt? Für Emma? Oder für Baal und Sepa? Kevin unternahm einen Versuch aufzustehen. Er betrachtete seine Hände und konnte nichts ungewöhnliches an sich feststellen. Er konnte sie noch fühlen. Es war fast so, als wäre er gar nicht tot. Als er jedoch die Umgebung betrachtete, musste er es sich eingestehen. Mandulis hatte die alten, ägyptischen Legenden geliebt und keine Situation ausgelassen, um davon zu erzählen. In vielen davon kam die Unterwelt vor. Sie soll ein düsterer Ort sein, in dem die Seelen gefangen waren. Adrian hatte ihm oft vom Himmel erzählt, als er noch klein war und er wünschte im Moment er wäre dort. Dann dachte er aber an seine Taten und an die Morde. Nein, er hatte es nicht verdient. An dem Ort, wo er jetzt war, war er zurecht. Aber wo war er genau? Mandulis hatte ihm erzählt, dass Anubis die Seelen in die Unterwelt brachte und sie vor ein Totengericht stellte. Doch Kevin sah weder einen Gott mit Schakalskopf, noch irgendwelche Richter. „Hallo?“, rief er ins Nichts. Er befand sich in einer Art Höhle, welche ihn sehr an Baals erinnerte. Es war dunkel, doch Kevin konnte genug sehen. Ihm fiel ein Gang ins Auge, und da er keine bessere Idee hatte, schlug er diesen ein. Doch schon bald erschien er ihm endlos. Es dauerte wirklich einige Zeit, bis er anfing sich zu gabeln. Kevin hatte nun die Qual der Wahl. Er wählte den linken. Es war ihm egal, was ihn dort erwarten würde. Tod war er ja bereits. Bald hatte er ein Ziel vor Augen. Zwei Gestalten mit Tierköpfen warteten am Ende des langen Ganges auf ihn. Waren das Götter? Kevin dachte daran zurückzugehen, wusste aber, dass es keinen Zweck haben würde. Er musste sich seinem Schicksal stellen. Die Gestalten führten ihn in einen großen Thronsaal, wo bereits der Herrscher der Unterwelt auf ihn wartete. Er saß auf seinen Thron und musterte den Jungen. Mandulis hatte ihm einmal erzählt, dass sein Name Osiris sei. Deswegen begrüßte Kevin den Gott auch mit diesem Namen. Der Herrscher seufzte. „Osiris ist vernichtet worden. Ich bin Heh, sein treuer Diener. *“, erwiderte er den Gruß. Kevin wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. „Osiris Seele wurde zerstört. Er wird nie mehr zurückkehren. Ich bin sein Nachfolger.“, sprach Heh weiter. „Was wird mit mir geschehen?“, wollte Kevin endlich Gewissheit. Er spürte schon die ganze Zeit eine dunkle Präsenz. Um den Thronsaal herum, befand sich ein Gewirr von Gängen. Sie schien von dort zu kommen. Irgend etwas bewegte sich in ihnen. Etwas sehr großes, böses. „Die Unterwelt besteht aus Prüfungen.“, begann Heh und gab seinen Diener ein Zeichen. Kurz darauf brachten sie eine Frau in die königliche Kammer. Sie war wie Heh gekleidet und trug eine Feder auf der Stirn. Kevin erkannte sie, durch Mandulis Erzählungen. Es war die Göttin der Wahrheit. Maat. Sie war also die Prüferin. Aber wie würde dieser Test aussehen? Würde Kevin ihn bestehen? Oder würde er enden wie Mandulis? Als Seele, die in der Unterwelt herumirrte. „Ich bin bereit.“, sprach er. Heh nickte. „Du hättest auch keine Wahl.“, erwiderte er. Kevin schluckte. Nun ging es um alles. Bald würde sich herausstellen, was weiter ihm mit ihm geschah. Maat trat näher formte ihre Hände zu einer Schale. Sie schien etwas zu beschwören. Das Objekt nahm Form an und Kevin glaubte eine Waage zu erkennen. Kaum war sie komplett erschien, verstärkte sich die dunkle Präsenz. Die Kreatur, die um den Thronsaal herumwanderte nahm Witterung auf. Noch ahnte Kevin nichts von der Gefahr. „Tja, ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Mein Sternzeichen ist das jedenfalls nicht.“, wollte er mehr über seine Aufgabe erfahren. Dann kam das Unerwartete. Irgendwas tat sich in seinem Körper. Kevin schmerzte das Herz und etwas schien herauszufliegen. Etwas verließ seinen Körper und steuerte die Waage zu. Es handelte sich um ein kleines, rotes Licht. „Ist das aus meinem Herzen gekommen?“, fragte er verwirrt. Heh bejahte. „Das ist die Energie deines Herzens. Sie wird bestimmen, ob du die Prüfung bestehst.“, kündigte er an. Das Licht landete auf der rechten Schale der Waage und verharrte dort. Auf die linke Seite legte Maat die Feder, welche sie als Kopfschmuck trug. „Was passiert jetzt genau?“, kam Kevin die Prüfung ziemlich verwirrend vor. Heh wollte es ihm erklären. „Das ist die Waage der Wahrheit. Sie entscheidet über alles weitere. Es zählt nun, was schwerer ist. Fällt die Schale mit der Feder nach unten, überwiegen deine guten Taten, und du kommst nach Earu, wo du alles erleben kannst, was du willst. Ist dein Herz jedoch schwerer, wirst du von Hass angetrieben und bist dazu verflucht für immer als Seele herumzuirren.“, verriet er ihm. Kevin schluckte. Er kannte das Ergebnis bereits. Er hatte Baal gedient und viel böses getan. Sein Herz würde schwerer sein als die Feder, und sein Schicksal besiegeln. Er hatte wenig Hoffnung die Prüfung zu bestehen. Maat tat ein paar Handbewegungen und die Prüfung begann. Sie schien sich auch mit Geduld zu befassen, den die Waage schien sich nicht entscheiden zu können. Ständig wiegte sie ein Stück nach rechts und dann wieder nach links. Die Kreatur beobachtete das Schauspiel. Ihre Augen funkelten rot in der Dunkelheit. Würde das Herz schwerer sein, war ihr Abendessen gesichert. Sie fraß alle Herzen, die böses in sich trugen. Kevin zitterte am ganzen Körper. Das letzte mal war Emmas Sturz der Grund. Diesmal ging es um sein Leben. Die Waage schien sich nun zu entscheiden. Sie kippte nach rechts. Kevins Herz schien schon verloren, doch dann entschied sie sich jedoch noch mal anders und wiegte wieder nach oben. Sie blieb stehen. Die Feder und das Herz waren gleich schwer. Die Kreatur stapfte wütend davon. Heh trat zu Kevin. „Das bedeutet das jetzt?“, war er sich nicht sicher. Heh setzte zur Erklärung an. „In deinem Herzen befinden sich böse Taten. Allerdings denkt die Waage, dass du tief im Inneren gut bist. Wäre dein Herz schwerer gewesen, hätte es ein grauenvoller Dämon verschlungen, und deine Seele wäre für immer verflucht. Da, aber die Feder ebenfalls nicht gewonnen hat, ist dein Schicksal wieder offen.“ Kevin konnte nicht wirklich etwas damit anfangen. „Ist das schonmal passiert? Wo komme ich jetzt hin?“ Heh gab Maat ein Zeichen. Diese zog sich wieder zurück. „Das kommt durchaus öfter vor. In diesem Fall treten die 42 Totenrichter zusammen und entscheiden über dein Leben. Oder zumindest deine Zukunft. Sie werden über deine ganze bisherige Vergangenheit urteilen. Die Stimme der Mehrheit ist dann gültig.“, offenbarte ihm Heh. Kevin seufzte. Er hatte sich bereit so gefreut es endlich hinter sich zu haben. Aber wenn diese Richter über seine Taten Bescheid wussten, hatte er ohnehin verspielt. „Folge mir bitte.“, bat ihn Heh. Kevin folgte ihm widerstandslos. „Wer sind diese 42 Richter?“, wollte er über seine ‚Henker genauer Bescheid wissen. Heh informierte ihn ausreichend. „Ich bin einer davon. Vor mir hatte Osiris die Ehre. Nun führe ich sein Werk fort.“ Er führte Kevin in einen der Gänge, welcher zur ihrem Ziel führen sollte. Als die beiden am Ende angekommen waren, standen sie vor einem großen See. Kevin hatte nicht mit sowas gerechnet. Besonders nicht hier. „Ist das der Fluss der Unterwelt?“, fragte er nach, obwohl er sich die Antwort ja denken konnte. Heh wies auf ein Boot hin. Seufzend stieg Kevin ein. „Und wohin geht die Reise?“, wollte er nicht im Ungewissen bleiben. Heh verzichtete jedoch auf eine Antwort und versicherte ihm, dass die Fahrt nicht lange dauern würde. Er stieß das Boot ab und die Fahrt begann. Heh lenkte es anscheinend nur mit seiner göttlichen Kraft. „Mich hast du bereits überzeugt.“, begann er zu reden. „Allerdings wird das bei den übrigen Richtern nicht so einfach. Du wirst es besonders schwer haben Isdes zu überzeugen. Er führt das Gericht an, und seine Stimme zählt doppelt. Das verhindert, dass in einem äußerst unwahrscheinlich Fall ein unentschieden herauskommt.“, erklärte er. Kevin nickte betroffen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Er erblickte einen Tunnel, auf den das Boot zusteuerte. „Und ich hatte gedacht, als Toter hätte ich meine Ruhe.“, entgegnete er. Das Boot fuhr in das Innere des Tunnels und hielt zirka in der Mitte. Der Tunnel war bis jetzt dunkel gewesen. Doch nun erhellte ein gleißendes Licht den geheimnisvollen Pfad. Kevin hatte schon einige beeindruckende Dinge gesehen, doch das setzte ihnen die Krone auf. Links und rechts ragten Dutzende von Statuen aus der Mauer. Alle unterschieden sich und blickten auf die Neuankömmlinge herab. Am Ende des Tunnels tauchte eine weitere Statue auf. Sie war größer als die anderen und versperrte ihnen den Weg. „Das ist Isdes.“, kam prompt Hehs Erklärung. Kevin sah ihn ungläubig an. „Das ist doch nur eine Statue aus Stein.“, meinte er, bereute jedoch seine Aussage bald. Die Statuen begannen zu sprechen. Erst nur Isdes, doch dann alle gemeinsam. „Du bist vor das Totengericht zitiert worden. Mach dich darauf gefasst unser Urteil zu hören.“ Kevin wurde nun wirklich mulmig zumute. Isdes öffnete seine Hand und etwas entwich daraus. Es handelte sich um einen kleinen Vogel. „Das ist dein Ach, dein Gewissen sozusagen. Er wird uns Richtern alles über dich erzählen.“, klärte Heh auf. Kevin sah zu, wie ihm der merkwürdige Vogel entgegenflog. Er besaß keinen Körper, sondern war nur ein Schatten. Er landete auf Kevins Kopf und schien seine Gedanken zu lesen. Kurz darauf flog er zurück zu Isdes. Er löste sich auf und gab an jeden der Richter sein Wissen weiter. Diese begannen sich nun zu beraten. Auch Heh kommunizierte mit ihnen. Allerdings nur durch eine Art von Telepathie. Kevin blieb nichts anderes übrig als zu warten. Und das tat er lange. Heh hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen. Kevin wagte es nicht ihn anzusprechen. Dann öffnete sie der Gott wieder. „Und?“, fragte Kevin aufgebracht. Heh rang nach Worten. In Kevin schwand die Hoffnung. „Die anderen beraten noch. Sie glauben, dass du etwas besonderes bist.“ Kevin war nun noch verwirrter. „Da sind sie aber die einzigen. Wisst ihr über Baal und meine Schwester Bescheid?“, hakte er nach. Heh bejahte. „Wir wissen alles über dich. Deine Gefühle und deine Manipulation sind ein zwei der Gründe, warum die anderen noch beraten.“ Heh hatte kaum zu Ende gesprochen, da setzten sich die Steingötter schon in Bewegung. Sie hoben alle ihren rechten Arm, was ein dröhnendes Knarren zur Folge hatte. Sand rieselte von ihnen herab. „Wofür haben sie sich entschieden? Für das Paradies? Oder die Hölle?“, wollte es Kevin nun endlich wissen. Heh ließ sich jedoch Zeit. Dann seufzte er. „Jedoch noch. Wir haben beschlossen, dich der Prüfung des Lebens zu unterziehen.“, antwortete er. Kevin glaubte sich verhört zu haben. „Eine weitere Prüfung? Das ist doch ein Witz! Nein, es reicht mir. Entscheidet euch jetzt.“, verlangte er. Mit Hehs nächsten Worten hatte er aber nicht gerechnet. „Wir geben dir eine zweite Chance. Du kannst ins Leben zurückkehren. Diese Entscheidung haben die Richter seit 2000 Jahren nicht mehr getroffen. Fühle dich also geehrt.“ Kevin schluckte. Das war heftig. „Ist das euer ernst? Oder…nein. Vergiss es. Ich habe nichts mehr, wofür ich leben möchte.“, erwiderte er. Heh sah das anders. „Vergiss nicht, dass ich noch deine Erinnerungen besitze. Wenn du wieder lebst, kannst du tun was du willst. Du musst keinem Gott mehr dienen, sondern bist frei. Du kannst auch deine Schwester besuchen, wenn du es willst. Dafür musst du nur eine letzte Prüfung bestehen.“, bot Heh dem Jungen ein unglaubliches Geschäft an. Kevin akzeptierte ohne weiter nachzufragen. Er wusste noch nicht, ob er Emma wiedersehen wollte. Zuviel Zeit war vergangen. Er wollte keine bösen Überraschungen erleben. Er hatte Angst den Weg umsonst zu machen. Er fragte Heh nach Emma, doch dieser durfte ihm keine Auskunft geben. Das Licht im Tunnel erhellte sich noch mehr, als er ohnehin schon war. Als das Licht wieder abnahm befanden sich Kevin und Heh an einem völlig anderen Ort. Kevin sah sich genau um. Er war wieder in einer Höhle. Nein, bei genauerem betrachten erkannte man eine Kuppel, die sich in der Höhe immer weiter ausbreitete. Kevin dachte sofort an ein Kolloseum. Außerdem gab es nur einen Ausgang. Kevin spürte wieder die dunkle Präsenz. Er wollte Heh fragen, doch dieser war verschwunden. „Kämpfe!“, drangen seine Worte aus der Ferne. Kevin kapierte. Er bekam es also mit einem Gegner zu tun, den er besiegen musste, um wieder an die Oberwelt zu kommen. Er sah an sich herab und entdeckte, dass er wieder sein Amulett trug. Er rief sein Schild und fuhr sofort die Klinge aus. Mit angehaltenem Atem wartete er auf den Feind. Was dann geschah, würde er wohl nie vergessen. Ein gigantisches Monster betrat das Kolloseum. Es war so groß wie ein Bus und gab ein ohrenbetäubendes Brüllen von sich. Angriffslustig stapfte es auf Kevin zu. Diesem lag noch immer der Schrecken in den Beinen. Vor ihm war ein riesiges Krokodil aufgetaucht. Oder stopp! Das merkwürdige Wesen besaß nur den Oberkörper des Reptils. Der Rest glich einem Tiger, oder einer Wildkatze. Außerdem erkannte Kevin auch Teile eines Nilpferdes. Dann ging ihm ein Licht auf. Mandulis hatte davon erzählt. Vor ihm stand Ammut, die Verschlingerin. Der gefürchtetste Dämon der Unterwelt. Normalerweise verschlang er die bösen Herz bei der ersten Prüfung. Allerdings war Kevin verschont geblieben. Das hatte er zumindest gedacht. Nun war Ammut erneut aufgetaucht und bewachte den Ausgang der Unterwelt. Für Kevin bestand kein Zweifel, dass er in den Gang musste, aus dem Ammut kam. Doch wie sollte ihm das gelingen? An ein Vorbeikommen war nicht zu denken. Also blieb nur noch der Kampf. Kevin klatschte die Hände gegeneinander, um sich vorzubereiten. Ammut stapfte auf ihn zu und schnappte mit seinem riesigen Maul nach ihm. Kevin konnte nur durch die Kraft seines Amuletts ausweichen. „Das wird ein harter Brocken.“, befürchtete er. Ammut wollte Kevin unter keinen Umständen entkommen lassen und öffnete sein großes Maul. Für seine Größe war er enorm schnell. Er hob seine Pranke und schlug nach ihm. Kevin wich zurück und schnitt mit seiner Klinge zu. Ammut brüllte auf und zog sich vorerst zurück. Kevin keuchte. Er musste die Schwachstelle dieser Kreatur finden, und zwar schnell. Dann kam ihm die Idee. Anstatt auf Ammuts nächsten Angriff zu warten, rannte er einfach auf den Dämon zu. Ammut erkannte die Gefahr und wollte wieder nach ihm schnappen. Doch diesmal war Kevin darauf vorbereitet. Er hielt dem Krokodil sein Schild entgegen, und die Klinge begann zu wachsen. Sie schoss mit einem gigantischen Tempo auf Ammut zu und durchbohrte ihn. Kevin wusste, dass er nun nicht mehr verlieren konnte. „Und jetzt wird’s heiß!“, rief er und begann mit Mandulis Technik. Seine Klinge wurde von Feuer umhüllt, welche Ammut völlig verbrannte. Der Kampf war vorbei. Der verkohlte Dämon lag regungslos da. Kevin musterte den Gang, der ihn aus der Unterwelt führen sollte. Noch hatte er Zweifel, ob er diesen Schritt auch wirklich wagen sollte. Dann atmete er jedoch wieder tief durch und trat hinein. Ein Licht umgab ihn, welches ihn zurück ins Leben rufen würde. Zu seiner zweiten Chance. Die Entscheidung „Und der letzte Löffel.“, unternahm Torri einen Versuch Kevin zu füttern. „Lass das! Ich bin kein Kind mehr. Und selbst wenn, würde ich nicht gern gefüttert werden.“, kam Kevins die Aktion peinlich vor. „Pech, wenn du so gutes Eis verkommen lässt.“, meinte Torri und aß den letzten Rest selbst. Kevin machte eine abfällige Handbewegung. „Egal, ich hole mir noch eins. Diesmal mit Apfelzimt.“, erklärte er und schlenderte zur Essensausgabe. Dort musste er feststellen, dass kein Eis mehr übrig war. Missmutig ließ er die Schultern sinken. Da gab die Kantine einmal ein Eis aus, und Kevin bekam nur eine kleine Portion. Es hatte sogar sein Lieblingseis gegeben, doch er war zu spät. Er wollte schon zurück zu Torri, als Emma hinter ihm auftauchte. Er drehte sich um und blickte in einen riesigen Eisbecher. „Hi, Emma, wie geht’s?“, fragte er, starrte dabei aber nur auf das Eis. Seine inzwischen beste Freundin ließ das Eis sofort hinter ihrem Rücken verschwinden. „Vergiss es. Frag doch deine Freundin.“, schien sie nicht gut gelaunt zu sein. Kevin hörte bereits seinen Magen Knurren. „Ach, komm, nur einen Löffel. Freunde teilen doch, kennst du den Spruch nicht.“, unternahm er einen Versuch. Doch Emma wollte nichts davon hören. „Sind wir das noch? Du hängst die ganze Zeit mit Torri rum. Mich…äh uns hast ganz vergessen.“, antwortete sie und wies auf Jas hin, der noch an der Essensausgabe stand. Kevin klatschte seine Hände zusammen und bat vielmals um Entschuldigung. Doch Emma blieb hart und ließ ihren Freund einfach stehen. Dafür trat Jas zu seinem Kumpel. „Willst du etwas von mir abhaben?“, fragte er freundschaftlich. Kevin nickte dankend. Er rechnete mit einem Eis, doch Jas reichte ihm sein Wurstbrot. Kevin zuckte mit den Schultern. „Ach, was solls.“, meinte er und biss ab. Jas brummte, da er nicht erwartet hatte, das Kevin wirklich abbiss. Er legte seine Hand auf dessen Rücken und begleitete ihn zurück zum Tisch. Emma hatte sich inzwischen zu Torri gesetzt und plauderte mit ihr. Das die beiden sich nicht ausstehen konnten, lag in der Luft. „He, redet ihr über mich.“, erwartete Kevin wieder das schlimmste. Torri ergriff seine Hand, um ihn zum Hinsetzen zu bringen. „Kevin, wir haben ein neues Lied einstudiert. Willst du später nicht vorbeischauen und es dir anhören.“, schlug Emma vor. Kevin wollte bereits antworten, doch Torri war schneller. „Das geht nicht. Wir wollen später noch in den neuen Club, der aufgemacht hat.“, erzählte sie. Emma versuchte nett und freundlich ihr gegenüber zu bleiben. „Naja, Pech. Wieso gehen wir drei nicht wiedermal ins Café? Du bist natürlich auch eingeladen Torri.“, kam ihr nächster Vorschlag. Doch auch diesen schmetterte Kevins Freundin ab. „Nein, danke. Kevin und ich haben ein besseres gefunden.“ Da Kevin ohnehin nicht zu Wort kam, lehnte er sich einfach zurück und blickte zu Jas. Dieser verzog seine Lippen. Bei einer Konversation unter Mädchen wollte auch er sich nicht einmischen. „Sag mal, bist du Kevins Anrufbeantworter? Dann soll er gefälligst selbst rangehen und dich altes Teil endlich wegwerfen.“, begann Emma nun einen richtigen Streit. Darauf reagierte Torri natürlich. „Du bist wohl sehr witzig. Nur weil Kevin es satt hat sich dein blödes Gejaule anzuhören, brauchst du mich nicht so anmachen, klar?“, redete sie so laut, dass es auch die anderen Studenten es mitbekamen. Das war zuviel für Emma. Keiner durfte ihren Traum beleidigen, und schon gar nicht, so eine Tussi. Sie nahm ihren Eisbecher kippte den Rest, der sich darin befand auf Torris T-Shirt. Kevin und Jas blickten ihre Freundin entgeistert an. Nun begannen andere Studenten zu lachen und Torri betrachtete entsetzt ihre Klamotten. „Du hast sie doch echt nicht mehr alle!“, schrie sie und stand auf. Sie drängte sich an Kevin vorbei und versuchte so schnell wie möglich auf die Toilette zu kommen. Sie musste ihr Shirt unbedingt wieder sauber bekommen. Auch Emma war aufgestanden und verließ die Kantine. Zuerst fehlten Kevin und Jas die Worte. Aber nicht lange. „Wieso habe ich ausgerechnet heute meine Kamera nicht dabei.“, versuchte er die Situation witzig zu finden. Dafür erntete er einen strafenden Blick von Kevin. „Das war nicht witzig. Rate mal, wer das zum Schluss ausbaden kann!“, erinnerte er und stand auf. Jas wollte ihn zurückhalten. „Wo willst du jetzt hin?“, hakte er nach. Kevin fand die Frage überflüssig. „Na wohin wohl? Ich muss ihr doch nach.“ Jas nickte ein paar mal langsam. „Und wem? Torri oder Emma?“, stellte er eine Frage, die Kevin zum Denken brachte. „Wieso ist die Situation wohl eskaliert? Weil Emma Torri von Anfang an nicht mochte, oder…“, begann Jas laut zu spekulieren. Kevin ahnte auf was sein Freund hinauswollte, ließ ihn aber nicht ausreden. „Torri und ich sind zusammen. Damit ist deine Frage sicher beantwortet.“, meinte er, bevor auch er die Kantine verließ. Jas lehnte sich zurück und seufzte. „Kevin hat mal erzählt, dass er im Kloster aufgewachsen ist. Da werde ich auch bald hingehen. Keine Schule, keine Probleme, und keine Frauen.“, führte er ein Selbstgespräch. Seitdem Kevin seinen letzten Auftrag absolviert hatte waren mehrere Monate vergangen. Bata meinte, dass Kevin keine unnötige Kraft verschwenden sollte, und er mehr über den Zyklopen herausfinden wollte. Er würde dann Kevins nächster Gegner sein. Da Kevin bereits länger auf der Uni war, kannte er sich in den Gängen bereits perfekt aus. Er versuchte Torri zu finden. Die beiden hatten sich nach ihrem gemeinsamen Spaziergang angefreundet und waren bald darauf zusammengekommen. Kevin freute es, alles auszuprobieren. Als er in Baals Diensten stand, hieß es nur trainieren, kämpfen, und töten. Durch sein vieles Zusammensein mit Torri, vernachlässigte er natürlich seine Freunde. Jas sah das ganz cool, doch Emma stand mit Torri seit Monaten auf dem Kriegsfuß. Was war der Grund dafür? Bei seiner Suche, fand er nicht Torri, sondern Emma. Dieser war der Zwischenfall sichtlich peinlich. „Heh…“, begrüßte sie ihn. Kevin wollte sie vor peinlichem Schweigen bewahren und suchte nach Worten. „Mach dir nichts draus. Das kann schon mal passieren.“ Emma entkam ein Lacher. „Ja, aber wenn ich und Torri zusammentreffen, passiert sowas ständig. Wir sind eben zwei Moleküle, die sich nicht vertragen. Ich glaube es ist besser, dass wir in nächster Zeit eigenen Interessen nachgehen. Solange du mit Torri rumhängst, hat etwas anderes ohnehin keinen Sinn.“, schlug sie vor, dass die beiden sich in nächster Zeit lieber nicht über den Weg laufen sollten. Normalerweise hätte Kevin dies für eine vernünftige Idee gehalten, vorallem wegen Torri. Doch aus irgendeinem Grund wollte er das nicht. „Ach, das ist doch Quatsch. Wir sind Freunde. Ich werde Torri einfach sagen, dass ich wieder mehr Zeit mit dir verbringen möchte. Und natürlich mit Jas.“, fügte er noch hinzu. Doch dann hielt er inne. „Oder lieber doch nicht, er geht mir in letzter Zeit zu sehr auf die Nerven.“, wollte er cool rüberkommen. Emma lächelte. „O.k. Treffen wir uns dann morgen im Café?“, fragte sie nach. Kevin fand das eine gute Idee und sagte zu. Emma verabschiedete sich. Dafür bog Torri um die Ecke. „Was hattet ihr den wieder zu bereden?“, fragte sie kritisch. Kevin versuchte den Schlichter zu spielen. „Ich weiß, dass ihr euch nicht sonderlich mögt. Aber Emma gehört zu meinen Freunden, und die möchte ich eben nicht vernachlässigen. Ich habe auch schon eine super Idee. Ich sage dir immer vorher wenn ich mit ihnen abhängen will. Dann kannst du dir was anderes vornehmen und läufst Emma nicht über den Weg.“ Torri dachte kurz nach und legte ihre Hand dann auf Kevins Oberarm. „Tut mir Leid. Ich verhalte mich total blöd. Natürlich kannst du soviel Zeit mit ihnen verbringen, wie du willst.“, stimmte sie dem zu. Kevin beruhigte das und wollte mit ihr bereits das Unigelände verlassen. „Kevin!“, rief nun jemand. Der Junge drehte sich um und erkannte Connor. „So heißt du doch, oder?“, erkundigte er sich. Kevin nickte. „Torri, geh doch schonmal vor.“, bat er seine Freundin. Diese verstand und ging voraus. „Was kann ich für dich tun?“, wandte er sich Connor zu. Dieser holte sein Amulett heraus. „Ich besitze das Amulett von Behedit.“, begann er. Das beeindruckte Kevin allerdings wenig. „Schön für dich. Was habe ich damit zu schaffen?“, gab er sich gleichgültig. Connor versteckte die Quelle seiner Kraft wieder. „Ich möchte nur wissen, ob du zu den Guten, oder zu den Bösen gehörst. Das ist alles.“, erklärte er. Kevin brummte. Was wollte dieser Junge von ihm. „Nur weil du ebenfalls eines der göttlichen Amulette trägst, zwingt mich das nicht, mich mit dir zu unterhalten. Ich weiß nicht, ob ich ‚Gut‘, oder ‚Böse‘ bin. Was von den beiden bist du?“, hakte er nach. Connor schmunzelte. „Ich bin selbstverständlich einer von den Guten.“, meinte er. „Selbstverständlich. Deswegen benutzt du deine Kraft auch zum Fußballspielen.“, erwiderte Kevin. Connor lachte. „Wie? Du glaubst ich brauche die Kraft meines Amuletts, um den Ball ins Tor zu schießen? Du enttäuscht mich.“, schien er sehr von sich überzeugt. „Wie du meinst. Ich werfe jedenfalls lieber Körbe. Also wenn du mich jetzt entschuldigst?“, wollte er bereits gehen. „Wenn es sich herausstellt, dass du doch einer von den bösen bist, dann werde ich dich bekämpfen.“, rief Connor ihm noch nach. „Tu, was du nicht lassen kannst.“, antwortete Kevin nur. Er sah sich nach Torri um, konnte sie aber nirgendwo sehen. Bestimmt war sie bereits zum Club gegangen. Doch damit irrte er. Torri war in der Nähe geblieben und hatte das Gespräch belauscht. „Hast du mir etwas zu sagen? Du hängst schon ziemlich lange mit diesem Kerl rum. Hast du wirklich keine Informationen? Oder kann es sein, dass du dich in ihn…“, sprach Connor. Er schien sich gerne selbst zuzuhören. „Quatsch nicht. Entweder er ist der langweiligste Typ der Welt, oder er benutzt sein Amulett so gut wie gar nicht. Ihn interessieren nur seine Freunde und die Uni. Er hat kein Leben.“, berichtete Torri. Connor lachte auf. Jeder hat ein Leben. Man muss es nur finden und durchstöbern. Ihn interessieren nur seine Freunde, und seine Bildung? Und dich nicht? Ich denke schon. Beschatte ihn noch ein wenig. In ein paar Tagen geben wir auf. Was du dann mit ihm machst, liegt bei dir.“, gab Connor weitere Instruktionen und ging dann weiter. Torri wollte nun so schnell wie möglich vor Kevin am Club ankommen. Der restliche Tag verlief unspektakulär. Kevin und Torri sahen sich den Club an, bis es Abend wurde. Kevin verabschiedete sich und begab sich auf den Rückweg. Er hatte die letzten Monate sein Training dem Studium geopfert. Er war also aus der Übung und bekam nicht mit, wie ihm jemand folgte. Dieser jemand war Torri. Sie hatte ihren Freund bereits öfters beschattet. Bisher ohne Erfolg. Sie wusste, dass er in einer Kirche wohnte, konnte ihren aber nie danach fragen. Niedergeschlagen ließ sich Kevin auf sein Bett fallen. Dann krachte es. Er griff unter die Decke und holte Teile einer CD hervor. „Mist!“, schimpfte er. Es handelte sich um die CD, die ihm Emma gegeben hatte. Sie wäre bestimmt sauer, wenn sie das erfuhr. Er hörte sie so gut wie jeden Tag, da ihm die Musik wirklich gefiel. Da das schimpfen nichts half, steckte er die übrigen Teile ein, um sie später wegzuwerfen. Bei dieser Gelegenheit, dachte er gleich daran sich einen eigenen Abfalleimer zuzulegen. Heute war wieder viel passiert. Jonathan war oft etwas langweilig, weswegen er Kevin immer um einen kleinen Bericht bat. Den wollte ihm Kevin auch heute nicht verwehren. Er suchte Jonathan, fand ihn in seinem Zimmer aber nicht vor. Also musste er in der Kirche sein. Kevin behielt Recht und sah Jonathan vor dem Altar knien und beten. Er setzte sich dazu und tat das selbe. „Zu wem betest du?“, fragte der Pfarrer. Kevin blicke wieder auf. „Ich weiß es nicht mehr.“, musste er zugeben. „Bei deiner Wiedergeburt hattest du die Wahl. Ein neues Leben, oder ein altes. Dein Studium ist dein Neues, doch deine Gehörigkeit zu Bata, dein Altes. Es fällt dir schwer Entscheidungen zu fällen, das ist mir schon aufgefallen.“, redete er. Kevin konnte ihm nur zustimmen. „Es gibt neue Arbeit.“, rückte Jonathan nun mit der Sprache heraus. Kevin stutzte. „Warum erst jetzt wieder?“, hakte er nach. Die Aufträge fingen also wieder an. „Bata wollte dich in Ruhe leben lassen. Er hat sich ganz auf den Zyklopen konzentriert. Und er hat ihn auch identifiziert.“, erklärte Jonathan und zeigte auf eine Akte, die auf dem Altar lag. Kevin griff nach ihr und sah sie durch. Darin standen Name, Adresse und ein Bild. „Das ist also der Zyklop… . Was passiert, wenn er ausgeschaltet ist?“, fragte Kevin unsicher. Jonathan konnte ihm die Frage leicht beantworten. „Nichts. Bata hat dann keine Verwendung mehr für dich und wird dich aus seinem Dienst entlassen.“, verriet er ihm. Kevin verstand. Er wollte seinem Gott den gefallen tun. Und dann… dann würde er leben, wie es auch seine Freunde taten. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“, versprach er. Er verließ die Kirche im Eiltempo, bemerkte aber nicht, dass Torri ihn noch beobachtete. Sie hatte Erfahrung in Beschattungen und konnte ihrem Freund ohne große Mühe folgen. Kevin nahm die U-Bahn, um an sein Ziel zu gelangen. Er bereitete sich darauf vor seinen letzten Auftrag auszuführen. Er rechnete nicht mit Schwierigkeiten, obwohl es sich um den Zyklopen handelte. Er stieg an der Endstation aus und bemerkte nichtmal, dass ihn seine eigene Freundin verfolgte. Er stieg die Treppe nach oben und versuchte sich zu orientieren. Er war der Adresse in der Akte bereits sehr nahe. Er setzte seinen Weg unbeirrbar fort. Er schlich durch die Gassen, um von der Dunkelheit geschützt zu werden. Torri konnte ihm trotzdem folgen, auch wenn sie sich anstrengen musste. Dann stand Kevin vor einem Zaun. Hinter ihm erstreckte sich ein großes Grundstück, auf dem eine Villa stand. Dort musste sich der Zyklop befinden. Kevin rief sein Schild und wurde so wieder einmal zu Hapi, den Killer. Er benutzte seine Klinge, um ein Loch in den Zaun zu schneiden. Er kroch hindurch und lief geduckt auf das Haus zu. Torri durchquerte den Durchgang ebenfalls und versteckte sich hinter einem Baum. Kevin hatte seine Waffe gerufen, was nur bedeuten konnte, dass er kämpfen wollte. Dann entdeckte sie etwas auf der Wiese. Kevin musste es verloren haben. Torri schlich sich vorsichtig hin und hob es auf. Es war das Bild eines Mannes. Nun ging Torri ein Licht auf. Kevin sollte ihn ausschalten. Er gehörte also zu den Bösen. Wie Connor es vorausgesagt hatte. Torri hasste sich, dass sie Kevin vertraut hatte. Er war der Serienkiller, von dem Connor einmal geredet hatte. Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte Connor anrufen, doch dieser wer nie rechtzeitig hier. Es musste ihr lediglich gelingen, Kevin zu vertreiben. Sie hatte einen Plan, wenn sie rufen könnte… . Kevin war nicht aus der Übung. Er schlich sie wie ein Schatten die Hauswand entlang. Er suchte einen Eingang, von dem aus er nicht entdeckt werden konnte. Er hatte Glück. Ein Fenster war nur angelehnt, und im Inneren befand sich keine Menschenseele. Er drückte das Glas nach Innen und stieg ein, wie ein Einbrecher. Er war sich sicher, den Zyklopen im Arbeitszimmer vorzufinden. Er entdeckte eine Wendeltreppe, welche in das obere Stockwerk führte. Kevin hörte kein Geräusch. Keine Stimme, kein Lärm, Nichts. Irgendwie fühlte er sich unwohl. Er wusste nicht was, aber etwas stimmte hier nicht. Sollte er die Mission abbrechen und zu Jonathan zurück? Nein! Unmöglich! Bis jetzt hatte er noch jede Aufgabe erfüllt. Er lief die Treppe nach oben und fand sich in einem Gang wieder, auf dem ein roter Teppich aufgelegt war. Am Ende des Ganges entdeckte er eine Tür auf der ein Schild geklebt war. „Arbeitszimmer“ stand in handschriftlich darauf. Kevin fand das ganze zu leicht. Er hatte es hier mit dem Zyklopen zu tun. Warum waren nirgends Wachen, oder wenigstens eine Alarmanlage? Handelte es sich vielleicht um eine Falle? Wusste der Zyklop, dass Kevin seine Leute ausgeschaltet hatte und wartete nun auf ihn? Was würde ihn hinter dieser Tür erwarten? Mutig schritt er auf sie zu und betätigte den Türknauf. Knarrend ging sie auf. Kevin war in diesem Moment egal, ob er gehört wurde. Das Arbeitszimmer sah ziemlich gewöhnlich aus. Ein breiter Schreibtisch, ein Computer, und Berge von Akten. Und dann entdeckte er sein Opfer. Die Zielperson schlief auf der Couch, gegenüber vom Schreibtisch. Er schien ein echter Workaholic zu sein. „Das ist zu leicht.“, murmelte Kevin nur. Der Zyklop schlief seelenruhig. Kevin brauchte nur zuzustechen, um Batas Auftrag auszuführen. Er sah sich noch genauer im Zimmer um, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Als sein Blick auf ein Bild fiel, welches auf dem Schreibtisch stand, stockte ihm der Atem. Sein Schild verschwand automatisch, da er seine Konzentration verlor. Ungläubig schritt er näher. Er nahm das Bild in die Hand und kniff die Augen zusammen. Spielte ihm seine Fantasie einen Streich ein? Auf dem Bild waren drei Personen. Der Mann, der hinter ihm schlief, eine Frau, die wahrscheinlich seine war, und… und Emma. Kevin verstand die Welt nicht mehr. Es dauerte etwas, bis ihm die einfachste Möglichkeit wieder einfiel. Bei dem Zyklopen musste es sich um Emmas Vater handeln. Völlig verschreckt ließ er das Bild fallen. Das Glas zersplitterte, wovon der Mann aufwachte. Völlig verträumt und verdattert versuchte er etwas in dem dunklen Arbeitszimmer zu erkennen. Kevin erschrak und rief sein Schild mit der Klinge. Kaum war der Blick des Mannes auf die gefährliche Waffe gefallen begann er lauthals zu schreien. „Nein! Bitte du das nicht! Du kannst alles haben!“, hielt er Kevin für einen Einbrecher. Nun hörte der Junge Polizeisirenen. Wer hatte sie alarmiert? War es doch eine Falle? Warum sollte er ausgerechnet Emmas Vater töten? War er wirklich der Zyklop? Emmas Vater hielt sich die Hand vor Augen, weswegen er auch Kevins Gesicht nicht erkennen konnte. Dieser musste sich nun entscheiden. Er ging auf sein Opfer zu, machte dann aber wieder kehrt. Die Sirenen wurden lauter und Kevin rannte auf das Fenster zu. Er verzichtete sogar es zu öffnen, und sprang einfach durch die Scheibe. Er befand sich im ersten Stock, was bei einer Villa viel war. Trotzdem kam er unverletzt unten an. Kevin verwandelte sich wieder in den Schatten, der er zu Beginn der Mission war. Doch diesmal hatte er versagt. Das war das erste Mal, dass er seinen Auftrag nicht ausgeführt hatte. Er verschwand vom Grundstück, in dem Unwissen, dass er versehentlich etwas zurückgelassen hatte. Etwas, was auf seine Spur führte… „Sir, hätten Sie kurz Zeit?“, wagte es Emily ihren Chef zu stören. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ein Meeting. Und danach noch eines. Und danach… . Naja, was kann ich für Sie tun? Haben sie endlich das fehlende Amulett?“ Emily kaute darauf herum. „Leider noch nicht. Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Wir haben seine Spur zu ein paar Eltern zurückverfolgt, die einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Nun müssen wir nur noch ihre Kinder finden. Aber es geht um einen Ihrer Geschäftspartner.“, begann sie. Der Lord wusste gleich, was Sache war. „Und ich dachte, es hätte ein Ende. Wer ist dieser Kerl? Warum eliminiert er alle meine Kontakte? Sucht er mich? Ich weiß nicht, was ich ihm getan haben könnte. Wer ist es diesmal?“, fragte er nach. Emily erzählte es ihm. Aber auch, dass der Killer seine Arbeit diesmal nicht beendet hatte. „Merkwürdig. Sonst zeigt dieser Typ doch keine Gnade. Noch merkwürdiger ist aber, dass sein Opfer nichts von meinen Plänen wusste. Er arbeitete lediglich für mich.“, dachte der Lord laut nach. Dann vergass er das ganze wieder. „Nunja, wenn dieser Killer hier auftaucht, verlasse ich mich auf Sie und James.“, schien er seinen Dienern zu vertrauen. Emily nickte gehorsam. „Wir brauchen aber unbedingt das fehlende Amulett. Nur mit ihm können wir das Portal nach Daut öffnen und die Urfinsternis freisetzen.“, sprach er und betrachtete sein Amulett. „Kuk, der Gott der Urfinsternis. Er wurde aus ihr geboren und hat sie anschließend in einer anderen Dimension versiegelt. Der Zugang zu dieser fremden Welt liegt in Daut. Wir müssen das Ritual bald beginnen.“, schärfte er Emily ein. Diese versprach alles in die Wege zu leiten. „Mein Gott. Ich dachte bereits, dass er etwas verheimlicht, aber, dass es sowas ist.“, war Connor von Torris Erzählungen entsetzt. „Nicht nur du hast dich geirrt. Ich war die ganze Zeit mit ihm zusammen, und…“, konnte Torri es noch immer nicht glauben. „Zum Glück hat er diesmal nicht zugeschlagen. Die Polizei war rechtzeitig am Tatort.“, erzählte sie. Connor lachte auf. „Torri, Torri. Glaubst du wirklich Kevin hätte sich davon abhalten lassen? Er hätte seinen Job jederzeit erledigen können. Nein, er wollte das Opfer nicht töten. Wir müssen nur noch herausfinden, warum.“, meinte er. Torri sah ihn fragend an. „Aber willst du nicht gegen ihn kämpfen?“, hakte sie nach. Connor nickte schwach. „Das werde ich. Aber wenn ich den Kampf verliere, wirst du so tun, als wüsstest du nichts. Du wirst weiter mit ihm zusammen sein.“, trug er ihr auf. Torri glaubte sich verhört zu haben. „Glaubst du das im Ernst?“, konnte sie nicht fassen, was ihr Connor befahl. „Ich will dich nur schützen. Wenn Kevin weiß, dass du von seinem Geheimnis weißt, bist du in Gefahr.“, klärte er auf. Torri verstand ihren Freund, wusste aber nicht, ob sie weitermachen konnte. Deswegen wünschte sie ihrem Freund viel Glück für den Kampf. „Es ist alles schiefgelaufen.“, stürzte Kevin schnaufend in den Beichtstuhl. Er war die ganze Strecke gerannt, als Angst die Polizei könnte ihn aufhalten. Jonathan musterte den Jungen argwöhnisch. „Dein erster vermasselter Auftrag. Nun gut, ich denke auch du bist nicht perfekt.“, schien er nicht sehr verärgert zu sein. Aber was war mit Bata? Jonathan ließ ihn nun sprechen. „Du hast versagt? Falsch, ich war es. Ich habe erst erkannt, dass ich den falschen habe, als du weg warst.“, verriet er. Kevin glaubte sich verhört zu haben. Das alles war umsonst? Er hätte Bata am liebsten angeschrien, doch dafür hatte er zuviel Respekt vor ihm. Aber warum eigentlich? Nur weil ein Gott zu ihm sprach? „Ich verstehe.“, wollte er bereits gehen, doch Bata hielt ihn zurück. „Du wolltest das Opfer ohnehin nicht töten, habe ich Recht? Das ist schon gut. Erledige nur noch den Zyklopen für mich. Dann führe dein eigenes Leben.“, erklärte er. Kevin war dankbar darüber und verließ den Beichtstuhl. Es war bereits spät und er ließ sich müde in sein Bett fallen. Aber auf das Morgen war er nicht gefasst. „Geht es Ihnen gut, Sir?“, erkundigte sich einer der Polizisten. Emmas Vater bejahte, obwohl er es nicht genau wusste. „Dad!“, kam nun auch seine Tochter hereingestürzt und umarmte ihn. „Es ist alles gut, Schatz.“, beruhigte er sie. Emma erkundigte sich was genau passiert war. „Ach, Liebling. Es war wohl ein Einbrecher. Einer der Nachteile, wenn man Vermögend ist. Aber ich bin dankbar, dass er nicht weitergegangen ist, und euch in Ruhe gelassen hat.“, sprach er. Dann trat einer der Polizisten an ihn heran. Er trug einen Anzug, woran man erkennen konnte, dass er wohl die Leitung führte. „Wir konnten ihn leider nicht schnappen, obwohl wir das hätten müssen. Haben Sie sein Gesicht gesehen?“, erkundigte er sich. Emmas Vater verneinte und musste zugeben, dass er zu feige war. Emma fand das allerdings nicht. Sie lobte ihren Vater, da dieser eine schwierige Situation durchgestanden hatte. „Jedes Detail kann uns helfen. Wir wurden anonym alarmiert. Dieser jemand sagte uns, dass es dieser Serienmörder sei, der bereits vor einigen Monaten sein Unheil getrieben hat.“, verriet der Kommissar. Emma erschrak. „Doch kein Einbrecher? Einer meiner Freunde hat ihn mal erwähnt. Dann hat Vater richtig Glück gehabt.“, redete Emma ganz aufgewühlt. Der Meinung war auch der Kommissar. „Da sagen Sie was. Bis jetzt hat er noch nie jemanden am Leben gelassen. Zum Glück waren wir diesmal rechtzeitig. Aber leider haben wir wieder keine Spuren.“, erzählte er bedrückt. Dann wurde er von einem seiner Kollegen aufgemuntert. „Das haben wir unten sichergestellt.“, überreichte er seinem Chef einen Plastiksack, mit metallenem Inhalt. Der Kommissar prüfte es und erkannte eine CD. Er reichte sie Emma, welche genaueres sagen sollte. „Haben Sie das schonmal gesehen?“, hakte er nach. Emma fuhr Angst durch die Glieder. Sie erkannte eine Aufschrift, welche sie selbst angefertigt hatte. Es war eine ihrer CDs. „Die gehört mit.“, sagte sie fast tonlos. Der Kommissar verstand und nahm sie wieder an sich. „Also gehört sie nicht dem Täter. Schade.“, meinte er und verließ die beiden wieder. Doch Emma wusste genau Bescheid. Sie erinnerte, wem sie die CD gegeben hatte. Allerdings viel es ihr schwer das ganze zu glauben. Warum sollte er ihren Vater umbringen? Und war er wirklich ein Serienmörder? Nein! Das überstieg Emmas Vorstellungs – vermögen. Es gab mit Sicherheit einen plausiblen Grund. Vielleicht wollte Kevin sie nur zurückbringen. Doch als immer mehr Zeit verging, musste Emma die Wahrheit einsehen. Er hatte sich die ganze Zeit als Freund ausgegeben und Emma hatte sich sogar… . Die Polizisten stellten noch mehr Fragen, doch Emma sagte kein Wort. Aber warum nicht? Jetzt hatte sie die Chance Kevin hinter Gittern zu bringen. Die Nacht dehnte sich noch weiter aus, bis die Polizisten alles aufgenommen hatten und zufrieden waren. Für Emmas Familie war diese Nacht nicht mehr an Schlaf zu denken. Ihrem Vater saß noch immer die Angst im Nacken, und er musste von seiner Frau getröstet werden. Und Emma dachte über Kevin nach. Schon an dem Tag, an dem sie ihn kennengelernt hatte, kam er ihr merkwürdig vor. Emma hatte das damals alles einfach so abgetan, doch jetzt… . Und was befand sich an der Kette, die Kevin immer trug, jedoch verbergte. Emma hatte diese Kette schon einmal gesehen. Bei Connor. Was hatten die beiden gemeinsam? Und was würde Jas zu der Geschichte sagen? Er und Kevin waren die besten Freunde geworden. Es half nichts. Emma musste ihren Freund selbst zur Rede stellen. „Sir, James hat es gefunden.“, informierte Emily den Lord. Dieser erhob sich von seinem Schreibtisch. „Sehr gute Arbeit. Bringt es mir. Und wagt es nicht zu versagen!“, warnte er. Emily gab ihr Versprechen. „Zufälligerweise befindet sich der Amulettträger gerade in London. Es geht auf die Universität und besitzt das Amulett des Hapi. Das vierte Kanopenamulett ist uns sicher. Bald können wir das Tor öffnen, Sir.“, prophezeite sie. Der namenlose Gott „He Jas, hast du Emma gesehen?“, erkundigte sich Kevin. Sein Freund blickte ihn grinsend an. „Du fragst gar nicht nach Torri.“, wollte er ihn provozieren. Doch dafür hatte Kevin jetzt keinen Nerv. Er drängte Jas, bis dieser endlich damit herausrückte. „Sie ist den ganzen Tag schon so merkwürdig. Sie hat sogar ihre Probe sausen lassen, und das ist mehr als ungewöhnlich.“, zeigte Jas, dass er sich Sorgen um seine Freundin machte. „Weißt du jetzt wo sie ist, oder nicht?“, unternahm Kevin einen letzten Versuch. Die Frage konnte ihm Jas aber beantworten. „Sie ist im Park, gleich hinter der Uni. Da ist sie, wenn sie Probleme hat. Ein weiteres Zeichen, dass…“, redete Jas weiter, doch Kevin ließ ihn einfach stehen. Jas brummte. „Ich werde schon wieder ausgeschlossen. Mich interessiert, was die beiden zu quatschen haben. Als guter Freund sollte ich ihnen vielleicht nachgehen. Allerdings gibt es heute Pizzastangen in der Kantine… . Ich werde am besten was essen gehen, damit wenigstens ich meinen Freunden nicht auf der Sorgenbank sitze.“, führte er wieder ein Selbstgespräch. Auch ohne das jemand anwesend war, zog er seine Nummer durch. „Ich gebe dir nun die Möglichkeit mit jemandem zu reden.“, tauchte nun Connor hinter ihn auf. „Schleich dich gefälligst nicht so an mich ran. Nur weil du uns zur Meisterschaft führst, brauchst du dir nicht soviel herausnehmen.“, spielte Jas nun den Vernünftigen. Doch dazu hatte Connor keine Zeit. „WO ist Kevin?“, fragte er laut und deutlich. Er schnitt ein wütendes und besorgtes Gesicht, weswegen Jas beschloss ihm nicht zu antworten. Connor schnaubte und rannte weiter. Sein Amulett würde ihn schon zu seinem Feind führen. Kevin durchsuchte währenddessen systematisch den Park. Er war menschenleer. Nur Tauben tummelten sich auf dem Stein und auf den Bänken. Dann hörte er etwas. Er spitzte seine Ohren und hörte ein Weinen. Obwohl es jedem gehören konnte, wusste er sofort, dass es Emma war. Er rannte weiter und sah sie vor einem Teich sitzen. „Emma…“, begann er. Seine Freundin zwang sich auf und drehte sich um. Sie hatte tatsächlich geweint. Nun wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und tat ein paar Schritte rückwärts. „Halte dich bloß von meinem Vater entfernt. Und von mir, du Mörder!“, schrie sie ihn an. In Kevins Gesicht zeigte sich keine Regung. Von außen hin blieb er völlig ruhig. Doch in seinem Kopf rasten alle möglichen Gedanken zusammen. Das Spiel war eindeutig aus. Er hatte alles verloren. Wie damals, seine Schwester und sein Leben. Warum musste er Ammut besiegen und in die Welt der Lebenden zurückkehren? Das hatte er nun davon. Es tat ihm Leid, dass er Bata enttäuscht hatte, aber noch mehr um Emma. Normalerweise hätte Bata den Vorrang gehabt, aber Kevin musste zugeben, dass ihm Emma mehr bedeutete. „Ich. Kann dir das erklären…“, setzte er an. Emma setzte ein gespieltes Lächelnd auf und sah ihren Freund entsetzt an. „Das glaube ich. Ich will gar nicht wissen wieso du das tust. Ich will nur wissen, warum du mir und meinem Vater so weh tust.“, zwang sie sich zum Reden. Kevin wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte einfach improvisieren. „Ich… wusste nicht, dass er dein Vater ist.“, fing er an. Emma entkam ein Lacher. „Als hast du es dir anders überlegt? Meinetwegen? War eigentlich irgendwas echt?“, wollte sie nun Antworten. Kevin nickte. „Alles. Ich habe dich nie belogen, dir aber viel verschweigen. Wenn ich dir alles erzähle, könntest du mich vielleicht ein kleines Bisschen verstehen.“, sprach er. Emma hielt das für Unmöglich. Dann holte Kevin sein Amulett hervor. Es begann zu glühen. „Du wirst mir das vielleicht nicht so einfach glauben, aber dieses Amulett verfügt über magische Kräfte.“, erzählte er. Emma blickte durch ihn hindurch. Natürlich musste sie ihn jetzt für geisteskrank halten. Doch dann beschwor Kevin sein Schild. Emma schreckte zurück. „Ich weiß nicht, was mich mehr schockiert. Die Wahrheit über dich, oder das gerade.“, stotterte sie. „Emma, ich habe deinen Vater verwechselt. Ich habe einen Feind, der sich selbst der Zyklop nennt. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, aber ich wollte jemand anderen bekämpfen.“, verriet er. Emma war noch lange nicht überzeugt. „Aber diesen Jemand hättest du rücksichtslos getötet.“, warf sie kreischend ein. Ihr Tonfall änderte sich nicht, egal was Kevin sagte. „Hör mir bitte zu. Dieser Zyklop besitzt wie ich ein Amulett. Er stellt damit böses an. Wenn es meine Wahl wäre, würde ich ihn nicht bekämpfen.“, schwor er. Emma glaubte ihm kein Wort. „Man hat immer eine Wahl. Du hast unschuldige Menschen getötet.“, erinnerte sie an die vorigen Opfer. Das musste sich Kevin eingestehen. „Sie waren Anhänger von meinem Feind.“, gestand er. Für Emma machte das nichts leichter. „Deswegen musst du sie nicht gleich töten. Oder wollten sie auch ‚böses‘.“, hakte sie nach. „Ja.“, log Kevin. In Wirklichkeit wusste er, dass sich die Diener des Zyklopen nicht wehren konnten, da sie kein Amulett besaßen. Er hatte Batas Befehl brav ausgeführt. Wie auch Baals, Sepas und Seths. Immer hatte er mächtigen Göttern gedient und nur Schmerz erfahren. Baal hatte seine Schwester geheilt, doch zum ersten Mal kamen Kevin Zweifel. War es das alles wert? „Emma, ich… ich tue das alles nur für jemanden, der gut ist, und weiß, was das beste. Sein Name ist Bata, und er ist ein… er trägt ein Amulett.“, wollte Kevin Emma nicht überfordern. „Toll, du hast einen Auftraggeber.“, erwiderte diese nur. Kevin wusste nicht weiter. Er war knapp am verzweifeln. „Glaube mir bitte. Ich möchte niemanden weh tun. Ganz besonders dir nicht. Der Zyklop und seine Anhänger wollen vielen Menschen böses tun. Jemand muss sie aufhalten.“ Emma konnte das alles nicht verarbeiten. „Sie verstehe wenn du mich jetzt hast. Ich habe getan, was kein anderer tun will. Ich habe bereits alles verloren. Ich kann nicht noch auf mehr Menschen verlieren, die mir etwas bedeuten.“, verwendete Kevin seine letzte Kraft um Emma zu überzeugen. Emma dachte angestrengt nach. „Tja, manchmal kann man sich das eben nicht aussuchen.“, antwortete sie und wollte weggehen. Sie machte einen großen Bogen um Kevin. „Warte bitte noch!“, sprach dieser und reichte Emma einen Zettel. Widerwillig nahm ihn diese entgegen. „Was ist das schon wieder? Eine weitere deiner Lügen?“, starrte sie verwirrt auf den Zettel, auf dem eine Adresse stand. „Ich weiß es ist vermessen dich jetzt um etwas zu bitten. Aber such bitte diese Adresse auf. Bitte.“, wollte sie Kevin einfach nicht so gehen lassen. Ohne zu antworten, steckte Emma den Zettel ein und lief weg. Dann erklang ein langes, gespieltes Geklatsche. „Connor.“, murmelte Kevin erschöpft. Der Fußballprofi kam näher und musterte seinen Feind. „Gratuliere. Deine Show war bühnenreif. Aber ich kaufe sie dir nicht ab. Deine ersten Opfer trugen keine Amulette.“, wollte er anscheinend einen Kampf beginnen. Kevin brummte nur. „Nein, das taten sie nicht. Aber ich musste es tun.“, erwiderte er. Connor verstand ihn nicht. „Ich habe in der Tat ein paar Fragen, bevor ich dich auslösche. Ich glaube dir die Story mit der Verwechslung. Aber bedeutet dir dieses Mädchen wirklich was? Ich habe bereits vom Zyklopen gehört. Es ist nobel, dass du ihn beseitigen willst. Als ich das gehört habe, dachte ich eine Sekunde, du wärst so wie ich. Aber wirklich nur eine Sekunde. Seine Handlanger trugen keine Amulette. Sie waren vielleicht böse, aber keine Gefahr. Das ist der unterschied zwischen uns. Du kämpfe nur, wenn es sein muss. Du bekämpfst alles böse.“, sprach er. Darauf wusste Kevin bereits eine Antwort. „Ich kämpfe gegen jeden, wenn es mir nur befohlen wird. Ich bin vor langer Zeit einen Pakt eingegangen. Ich diene den ägyptischen Göttern, um so alle zu beschützen, die ich liebe.“, gab er Connor sein Geheimnis preis. Dieser kam nun ins grübeln. Gehörte Kevin doch nicht zu den bösen? Nein! Er tötete normale Menschen und dafür musste er zahlen. Er aktivierte sein Amulett und rief seine Waffe. Um seine rechte Hand bildete sich eine Art Handschuh. Darüber war etwas zu erkennen, was für Kevin wie ein kleiner Raketenwerfer aussah. „Was ist das für ein Ding?“, fragte er verwundert nach. Diese Frage beantwortete ihm Connor. Aus den Röhren des Geräts kam etwas geschossen. Es handelte sich um kleine, metallene Sterne, die nur wenige Zentimeter an Kevin vorbeiflogen. Dieser dachte sofort an Ninjasterne. „Kämpfe!“, brüllte Connor nun und ging auf seinen Gegner zu. Doch Kevin tat das genaue Gegenteil. Er streckte seine Arme nach links und rechts aus. Er aktivierte nichtmal sein Amulett. „Bitte töte mich. Ich habe bereits alles verloren. Ich will auch keinem Menschen mehr weh tun. Wenn du mein Leben jetzt beendest werde ich frei sein.“, stachelte er Connor sogar noch an. Dieser bekam Zweifel, ließ seine Waffe jedoch nicht sinken. „Los, tu es!“, rief Kevin laut. Connor presste die Lippen zusammen. Sollte er es wirklich wagen? Würde er das Richtige tun? Kevins Konzentration war nun enorm. Er spürte, wie etwas in seine Richtung flog. Er gab seine Deckung auf und stürmte auf Connor zu. Er packte ihn und zog ihn mit sich. Beide krachten zu Boden. Connor rappelte sich sofort wieder auf, da er an einen Angriff dachte. Doch dann bemerkte er Kevins Wunde. Etwas hatte seine Schulter getroffen und einen Schnitt verursacht. Schmerzend hielt sich Kevin die Verletzung. Connor begriff, dass ihm Kevin das Leben gerettet hatte. „Wieso?“, fragte er seinen Feind, weil er ihn nicht verstehen konnte. „Weil er ein Idiot ist.“, antwortete jemand anders. Connor suchte die Umgebung ab, entdeckte aber niemanden. Doch dann sprang eine Gestalt von einem der hohen Bäume. Ohne Verletzung landete er auf der Erde. Connor bereitete sich auf einen möglichen Kampf vor. Der Mann war fein gekleidet und trug ohne Zweifel ein Amulett. „Wer bist du?“, schrie ihn Connor an. Der Mann schmunzelte und richtete seinen Anzug. „James.“, nannte er lediglich seinen Namen. Connor musterte ihn misstrauisch. „Na gut, James. Was willst du hier?“, hakte er nach. Der Diener des Lords sah zu Kevin. „Ihn. Ich will ihn beseitigen, also geh zur Seite.“, drohte er Connor. Doch dieser dachte nicht daran. „Vergiss es. Er steht unter meinem Schutz.“, erklärte er. Kevin konnte nicht glauben, was er da hörte. „Wieso? Wieso setzt du dich für mich ein? Warum tötest du mich nicht?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Connors Erklärung war einfach. „Das werde ich vielleicht noch. Aber du hast mir das Leben gerettet, was ich wieder gut machen muss. Außerdem bekämpfe ich solche Kerle wie diesen James. Vorallem, wenn er auf mich gezielt hat.“, erwiderte er. Beim letzten Satz blickte er zu James. Dieser knurrte und hob seinen Arm. „Wenn du dich so entschieden hast!“, sprach er und ließ sein Amulett aufleuchten. Sein Arm schickte eine Energiewelle los, welche auf Kevin und Connor zusteuerte. Connor ergriff seinen Lebensretter und sprang weg. Die Energiewelle hatte eine tiefe Furche in der Erde hinterlassen. „Kannst du kämpfen?“, fragte Connor den Verletzten. Dieser hatte ein Auge zugekniffen, nickte aber. Er rief sein Schild und stellte sich neben Connor. „Ich dachte nicht, dass wir noch mal Seite an Seite kämpfen würden.“, behandelte er Kevin schon fast freundschaftlich. James stellte sich den Kampfpartnern. „Wie ihr wollt. Nun bekommt ihr es mit der Kraft des Gottes Buchis zu tun!“, brüllte er und beschwor seine Waffe. Es handelte sich um eine riesige Keule, wie man sie aus der Steinzeit kannte. „Tja, da ist uns wohl ein Höhlenmensch ins Netz gegangen.“, scherzte Connor. „Du darfst ihn nicht unterschätzen.“, warf Kevin ein. Doch das wusste Connor selbst. „So James. Hier hast du ein paar Hah-Sterne.“, kündigte er den Abschuss an. Wieder zischten die Sterne durch die Luft. Doch James hob einfach seine Keule, welche die Sterne abfing. Der Kampf würde nicht so leicht werden. „Ich bin schon sehr auf deinen Kampfstil gespannt.“, grinste Connor. Die beiden Kämpfer trennten sich, um Buchis von verschiedenen Seiten anzugreifen. Dieser schwang seine Keule und bereitete sich vor. „Kommt nur, ich verpass euch ein paar Beulen.“, schrie er. Von rechts tauchte nun Kevin auf, der mit seinem Schild zuschlug. Buchis blockte den Angriff mit seiner Keule ab. Doch Kevin war noch nicht fertig, sondern ließ seine Klinge ausfahren. Diese bohrte sich durch das Holz, erreichte Buchis jedoch nicht. Dieser stieß den verletzten Kevin von sich weg. Das Schild blieb samt Klinge im Holz stecken, was zur Folge hatte, dass Kevin seine Waffe verlor. Buchis spürte, wie jemand auf ihn zulief. Dieser jemand schoss nun seine Hah-Sterne ab. Buchis wendete sich schnell und blockte die Attacke mit Kevins Schild ab. Der Besitzer der Waffe hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und stürmte auf den Feind zu. Mit erhobener Faust schlug er auf Buchis ein. Dieser verlor das Gleichgewicht und krachte zu Boden. Connor war bereits zur Stelle und schoss weitere Sterne ab. Doch Buchis verblasste. Er hatte sich ohne Zweifel fortteleportiert. Kevin und Connor stellten sich Rücken an Rücken der Gefahr. Buchis konnte jederzeit wieder auftauchen und sie fertig machen. „Wenn er wieder auftaucht, versuch ihn festzuhalten.“, bat Kevin seinen Kampfgefährten. Connor war sich nicht sicher. „Was hast du vor?“, hinterfragte er Kevins Strategie. „Vertrau mir.“, bat dieser. Connor schien dies etwas schwer zu fallen. „Tut mir Leid, wenn ich das nicht so einfach kann. Aber ich werde tun, was du verlangst. Wehe du vergeigst es!“, warnte er. Die beiden liefen nun auseinander, um kein Ziel abzugeben. Buchis entschied sich Connor anzugreifen. Er teleportierte sich zu ihm und schwang abermals seine Keule. Damit zerschmetterte er Connors Abschussvorichtung. Doch dieser beherzigte Kevins Plan und griff nach Buchis Armen. Diese hielt er nun an den Rücken zusammen. So verhinderte er, dass sich der Feind fortteleportierte. Doch Buchis wehrte sich mit ändern und Füßen. „Kevin, wenn du etwas tun willst, dann tu es jetzt.“, schrie er ihm entgegen. Dieser ließ wieder seine Klinge aus seinem Schild schießen. „So Buchis, jetzt wird’s heiß.“, kündigte er an und verwandelte seine Klinge in Feuer. So hatte er bereits einige Gegner besiegt. Das Feuer schoss wie aus einer Kanone auf Buchis. „Bring dich in Sicherheit, Connor.“, warnte der seinen Freund. Doch dieser wartete bis die Flammen ganz Nahe war. Buchis gab sein Bestes, konnte sich aber nicht befreien. Wenige Zentimeter, bevor die Flammen ihr Ziel erreichten ließ Connor los und sprang zur Seite. Buchis sah entsetzt den Flammen entgegen. Sein Körper begann sich wieder aufzulösen. Hatte er es doch geschafft sich fort zu teleportieren? Nein, seine Klamotten hatten Feuer gefangen, und er stand in Flammen. Trotzdem hatte er den Ort verlassen. „Mist, er ist uns entkommen.“, fluchte Connor. Kevin sah das anders. „Vergiss ihn. Er hat einiges abbekommen und wird nicht mehr so schnell aufstehen können. Vor dem haben wir einige Zeit Ruhe.“, beruhigte er ihn. Doch Connor richtete seinen Sternenwerfer auf Kevin. „Du hast dir Zeit gelassen.“, schien alles von vorne zu beginnen. „Ohne dich hätte ich nicht gesiegt.“, antwortete Connor. Nach einigen Sekunden ließ er seinen Arm wieder sinken. „Glaub ja nicht, dass wir jetzt Freunde, oder dergleichen sind. Ich behalte dich im Auge. Wenn du noch einen Unschuldigen tötest, bist du dran.“, warnte er und wollte gehen. Kevin hielt ihn zurück. „Warte! Du sagtest, du weißt etwas über den Zyklopen.“, erinnerte er. Connor blieb noch mal stehen. „Richtig. Aber ich weiß nicht, wer sich hinter diesem Namen versteckt. Allerdings haben wir einen gemeinsamen Feind. Ich glaube nämlich, dass er für den Tod meines Vater verantwortlich ist. Er hat sein Amulett für die Wohltätigkeit benutzt. Dem Zyklopen war er wohl ein Dorn im Auge.“, verriet er. Kevin staunte. „Das tut mir Leid. Du sagtest du vertraust mir nicht. Warum erzählst du mir dann deine Geschichte?“, interessierte ihn. Connor grinste. „Nachdem ich mir deine rührseligen Worte anhören musste… . Falls du weißt, wer der Zyklop wirklich ist, wäre ich dir dankbar, wenn du m ich informierst. Und nochwas. Torri ist eine Freundin von mir. Ich habe ihr von dir erzählt. Sei ihr nicht böse, sie mag dich wirklich. Auch wenn mir das nicht sonderlich gefällt…“, meinte er noch, bevor er ging. Kevin ließ ihn einfach gehen. Aber was sollte er jetzt machen? An diesem Tag hatte er seine Freunde verloren und Feinde dazugewonnen. Dieser Buchis diente dem Zyklopen, was hieß, dass dieser wusste, wer Kevin wirklich war. Es war gut, dass ihn Emma nun hasste. Niemals hätte er sie in solche Gefahr bringen wollen. Kevin hatte noch einige Vorlesungen an diesem Tag, konnte aber nicht mehr. Er war erschöpft und müde. Er sah auf die Uhr und beschloss zu Jonathan zurückzukehren. Erst jetzt fiel ihm seine Wunde wieder ein. Die Blutung hatte aufgehört, aber sie war der perfekte Grund, um zu schwänzen. Doch was würde ihn weiter erwarten? Würde sein Geheimnis auffliegen? „Ist er tot?“, fragte Torri kritisch. Connor sah sehr mitgenommen aus. „Nein. Er ist einer von den Guten.“, meinte er. Torri glaubte sich verhört zu haben. „Ist das dein ernst? Ist er nicht dieser Killer?“, fragte sie verwirrt. Connor nickte. „Er ist es. Aber wir jagen den selben Feind. Erst dachte ich, er ist wie ich. Aber nun weiß ich, dass er ist, wie ich einmal sein werde. Allerdings will ich das nicht. Ich hänge mein Amulett an den Nagel. Aber erst wenn ich Kuk beseitigt habe.“, offenbarte er. Torri wollte sich um seine Wunden kümmern, doch dieser blockte. „Schon o.k. Kevin sieht schlimmer aus. Wir haben zusammen gegen einen von Kuks Schergen gekämpft. Wir haben ihn besiegt.“, berichtete er. Torri verstand. „Soll ich nun noch weiter mit Kevin zusammensein, oder…“, wollte sie weiterwissen. Connor schmunzelte. „Ganz wie du willst. Ich habe ihm von dir erzählt.“, überließ er es ihr. Torri überlegte. Sollte sie alles beim Alten lassen? Nein, das war unmöglich. Kevin wusste, dass sie sein Geheimnis kannte. Er würde ab nun bestimmt anders mit ihr umgehen. Torri beschloss den ersten Schritt zu wagen. „Das kann unmöglich stimmen.“, seufzte Emma, als sie vor der großen Kirche stand, in der Kevin zur Zeit wohnte. Sie begutachtete nochmals die Adresse, die ihr Kevin gegeben hatte. Was tat sie hier überhaupt? Warum hatte sie Kevins Wunsch respektiert? Würde sie hier tatsächlich Antworten finden? Die Tore der Kirche standen offen und Emma trat ins Innere. „Hallo?“, rief sie in den großen Saal. „Haaallllooo.“, halte das Echo von allen Seiten. Emma ging weiter und steuerte direkt auf den Altar zu. Dort sah sie nämlich jemanden sitzen. Er trug schwarzes Gewand und betete. Es konnte sich nur um den Pfarrer handeln. „Ent…entschuldigen Sie.“, wagte es Emma ihn zu stören. Der Pfarrer erhob sich und musterte das Mädchen skeptisch. „Du gehörst nicht zur Gemeinde.“, sagte er. Emma bejahte und entschuldigte sich nochmals für die Störung. „Kennen Sie vielleicht einen Kevin?“, fragte sie vorsichtig. Jonathan hob überrascht die Augenbrauen. „Du kennst ihn?“, hakte er nach. Emma nickte. „Ja, wir… gehen zusammen auf die Uni. Aber. Wie soll ich sagen… gestern hat er versucht meinen Vater umzubringen und heute zeigt er mir einen komischen Stein, der scheinbar magische Kräfte besitzt. Ergibt das für Sie irgendeinen Sinn?“, faselte das Mädchen. Der Pfarrer musste sie nun für verrückt halten. Doch im Gegenteil. Jonathan bat sie sich zu setzen. „Hast du Zeit? Natürlich hast du. Sonst hättest du den weiten Weg nicht unternommen.“, sprach er. Emma setzte sich auf eine der Bänke und hörte Jonathan zu. „Ich bin hier, weil mich Kevin darum gebeten hat. Aber ich glaube nicht, dass es viel bringt. Er hat mir alles erzählt.“, berichtete sie. Jonathan nickte immer wieder. „Ich glaube aber, dass du hierher gekommen bist, weil du Kevins glauben möchtest. Liege ich damit richtig?“, wollte er es wissen. Emma sah zu Boden. „Kann sein.“ Jonathan setzte sich neben ihr und zeigte ihr sein Amulett. „Sie besitzen auch so eines?“, fragte sie überrascht. Jonathan bejahte. „Wie Kevin. Und wie dein Bekannter Connor, und viele andere. Sie besitzen magische Kräfte. Um genauer zu sein, die, der ägyptischen Götter. Diese Amulette sind ihr Erbe. Und eine handvoll auserwählter Menschen trägt sie nun.“, erzählte er. Emma hatte Schwierigkeiten ihm zu glauben. Bisher hatte sie noch nie an Magie, oder ähnlichem geglaubt. „Ist Kevin wirklich böse?“, stellte Emma die wichtigste Frage. Die konnte ihr Jonathan leicht beantworten. „Nein. Er ist nur verwirrt und kann sich nicht entscheiden. Manche Menschen missbrauchen die Macht ihrer Amulette um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. So auch der Zyklop. Er besitzt das Amulett des Kuk und besitzt viele Anhänger.“, berichtete er. „Und die hat Kevin er…mordet.“, stotterte Emma. Jonathan seufzte. „Glaubst du er hat es aus Spass getan? Mein Amulett unterscheidet sich von den anderen. In ihm befindet sich die Seele einer der Götter. Die des Bata. Manchmal benutzt er meinen Körper um Kevin die Aufträge zu erteilen.“, verriet er. Emma staunte. „Dann gibt er ihm diese Befehle? Aber warum befolgt Kevin sie? Was kann ihm dieser Bata bieten?“, wollte Emma wissen. „Ruhe und Freiheit. Und ein Leben.“, antwortete Jonathan. Emma verstand nicht. „Das hat er doch alles schon. Er hat die Uni, seine Freunde…“, erzählte sie. Doch der Pfarrer schien das anders zu sehen. „Glaubst du wirklich? Er tut das, weil er dich beschützen will. Und seine Zukunft. Genau wie damals seine Schwester.“, meinte er. Emma konnte ihm nicht folgen. „Seine Schwester?“, hinterfragte sie. Jonathan bejahte. „Ich weiß nicht, ob es Kevin Recht ist, wenn ich es dir erzähle, aber ich denke es muss sein. Seine Geschichte wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“, meinte er und begann von Kevins Vergangenheit zu erzählen. Wie seine Eltern starben, seine Gefühle für seine Schwester, und wie sie schwer verletzt wurde. Dann kam er zu dem Teil, in dem Baal auftauchte. Dieser überredete Kevin zu einem Pakt. Er sollte ihm dienen und er würde seiner Schwester helfen. Jonathan erzählte dem Mädchen sogar, dass Kevin bereits gestorben und ins Leben zurückgekehrt war. Diese hatte Schwierigkeiten alles zu verstehen. „Aber dieser Baal ist jetzt doch tot. Warum dient er jetzt einem anderen. Gott, oder was auch immer? Er ist doch frei!“, warf Emma ein. Jonathan schüttelte bedrückt den Kopf. Kevin hat zuviel erlebt. Bis jetzt musste er auf alles verzichten. Er weiß was passiert, wenn jemand wie Kuk an die Macht kommt. Er macht keinen Unterschied zu Baal oder Sepa. Sie haben Kevin immer nur manipuliert. Er ist sehr religiös erzogen worden. In dem Kloster, in dem er aufgewachsen ist, und von verschiedenen Amulettträgern. Er wurde manipuliert und überzeugt, dass er den Göttern dienen musste. So konnte er sich immer sicher sein, dass seinen Freunden und Verwandten nichts zustieß. Den sie standen unter dem Schutz der Götter.“, beendete Jonathan seine Erzählungen. Emma wusste nicht, was sie sagen wollte. Kevin hatte es wirklich schwer gehabt. „Er muss also erst diesen Kuk besiegen, habe ich Recht?“, hakte sie nach Jonathan nickte. „Ja. Dann hat er Batas Wünsche erfüllt.“, verriet er. „Was soll ich jetzt tun? Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten?“, fragte Emma unsicher. „Keine Ahnung. Aber du wirst dich schnell entscheiden müssen.“, meinte er und sah zum Eingang. Dort stand Kevin und beobachtete die beiden seit einiger Zeit. Emma ballte ihre Hände zu Fäusten und ging Kevin entgegen. Dieser blickte ihr in die Augen. Er konnte nicht voraussagen, was sie gleich tun würde. Würde sie ihn ohrfeigen? Oder einfach wieder an ihm vorbeigehen? Kevin überraschte es sehr, als ihn Emma plötzlich in den Arm fiel. „Jonathan hat erzählt, dass ich deiner Schwester ähnlich sehe.“, suchte sie nach Worten. Kevin schluckte und bestätigte es. „Und witzigerweise heißt du auch noch so.“, stammelte er. „Du musst mich nicht vor irgendjemandem beschützen, den ich nichtmal kenne.“, wollte sie Kevin von dem Kampf abhalten. „Ich weiß.“, erwiderte er. Allerdings musste er Kuk besiegen. Für alles, was er noch hatte. „Du bist verletzt!“, entdeckte Emma die Verletzung erst spät. Kevin hatte sie verbunden, doch Emma sorgte sich. „Das ist schon o.k. Halb so schlimm.“, versicherte er. Dann klingelte es. Es handelte sich dabei um Kevins Handy, das er in seinem Rucksack verstaut hatte. Er öffnete ihn und nahm ab. Er wechselte ein paar Worte und wandte sich dann wieder Emma zu. „Torri.“, erklärte er. Emma nickte langsam. Nun trat Jonathan zu den beiden. „Kevin, geh doch in dein Zimmer. Ich werde mir deine Wunde genauer ansehen.“, versprach er. Dieser sah zu Emma. „Schon gut. Wir sehen uns spätestens Morgen.“, versicherte sie. Kevin nickte und verabschiedete sich. Emma wollte ebenfalls gehen, doch Jonathan hielt sie zurück. „Warte bitte noch. Das wird dir helfen es besser zu verstehen.“, meinte er und überreichte Emma ein Amulett. Diese stutzte. „Es sieht aus wie Ihres und Kevins. Warum geben Sie mir das?“, hinterfragte sie. Jonathan bat das Mädchen den Stein genauer anzusehen. „Auf diesem hier ist kein Symbol. Hat es auch einem Gott gehört?“, hakte Emma nach. Jonathan nickte. „Ja, und zwar dem Namenlosen. Bevor das Chaos den Gott verschlungen hat, verbannte er seine Macht in das Amulett. Allerdings kam er nicht wie alle anderen Götter dazu seinen Namen auf es zu schreiben. Nur wenn man seinen Namen kennt, kann man die Kraft des Amuletts freisetzen. Emma. Ich möchte dir dieses Amulett schenken. Es kommt vielleicht die Zeit, in der du Kevin beschützen musst, und nicht umgekehrt.“, gab Jonathan preis. Emma verstand auf was der Pfarrer hinauswollte. „Ich soll kämpfen? Muss ich auch…“, fragte sie vorsichtig. Jonathan antwortete zuerst nicht. „Das liegt ganz bei dir.“, erklärte er. Emma nahm das Amulett entgegen. „Und wie heißt dieser Gott?“, wollte sie wissen. Jonathan schien es nicht zu wissen. „Das weiß selbst ich nicht. Du musst seinen Namen selbst herausfinden. Dann wird dich das Amulett als seinen Besitzer anerkennen und dir große Kraft schenken.“, verriet er. Emma steckte es ein und versprach über alles nachzudenken. Dann verabschiedete sie sich und sah nochmals zu dem Ort, an dem Kevin hinverschwunden war. „Wie geht es ihm?“, fragte der Lord nervös. Emily hatte schlechte Nachrichten. James war im Kampf verletzt worden. „Er hat schwere Verbrennungen. Dieser Hapi schien Hilfe gehabt zu haben. James hatte keine Chance.“, berichtete sie und öffnete die Tür zum Krankenzimmer. Der Lord musterte James unruhig. „Er ist nicht bei Bewusstsein. Aber keine Angst. Ich werde gehen und ihn rächen.“, versprach Emily. Der Lord knurrte. „Nein! Dich würden sie auch fertig machen. Allein hast du keine Chance.“, stand für ihn fest. Emily musste ihrem Chef leider rechtgeben und sah zu James. „Was sollen wir tun?“, hinterfragte sie. Der Lord seufzte. „Nichts. Wir warten. Wir brauchen das Amulett, aber auch James. Wir dürfen jetzt kein Risiko eingehen. Wir werden warten bis er genesen ist und sie dann zu dritt angreifen. Dann holen wir uns das Amulett des Hapi!“, befahl er und musterte nochmals seinen Diener James. Kuk – Die Urfinsternis Ein Monat war vergangen, seit Emma die Wahrheit über Kevin herausgefunden hatte. Kevin hatte nicht erwartet, dass die beiden sich wieder so gut verstehen würden. Sie unternahmen wieder etwas zu dritt, gingen ins Café, lernten zusammen, so wie früher. Das Semester war bald vorüber und Kevin paukte für die Abschlussarbeiten. Natürlich beriet er sich auch manchmal mit Connor. Die beiden lebten in der Angst, dass sie jederzeit von den Schergen des Zyklopen angegriffen werden konnten. Deswegen trainierten sie zusammen, um einen solchen Angriff abzuschmettern. Sein Verhältnis zu Torri hatte sich ebenfalls nicht groß geändert. Er hatte nun sogar jemanden mit dem er über sein Geheimnis sprechen konnte. An diesem Tag kam es, dass sie in der Kantine wild mit ein paar Papierkarten vor seinem Gesicht herumwedelte. „Was ist das?“, fragte er überrascht. Torri setzte sich neben ihn und legte die Karten auf den Tisch. „Bin ich gut, oder bin ich gut? Ich habe uns Karten für Übermorgen besorgt.“, erzählte sie stolz. Kevin betrachtete die Karten genauer. „Und was ist übermorgen?“, wagte er es zu fragen. Torri rollte mit den Augen. „Connor sagte ja, dass du hinterm Mond bist. Aber, dass du das Konzert des Jahres verbennst kann ich nicht glauben.“, sagte sie aufgeregt. Nun verstand Kevin. Ein Konzert also. Ihm viel ein, dass er noch nie bei einem richtigen Konzert war, weshalb er zusagte. „Cool, kenn ich die Band?“, hakte er nach. Torri wollte schon den Namen nennen, ließ dann aber. „Nein. Du nicht.“, schien sie Kevin für einen Hinterwäldler zu halten. „Ich freue mich schon auf übermorgen.“, sagte er nun. Torri küsste ihm noch auf die Wange und wollte gehen. Dann schien ihr jedoch nochwas eingefallen zu sein. „Ich weiß, du hast jetzt viel zu lernen, naja ich auch, aber hast du dir schon Gedanken über den Abschlussball gemacht?“, fragte sie nach. Kevin musste zugeben, dass er daran nicht gedacht hatte. Das Semester fand bald ein Ende, welches mit einer gebührenden Feier ausklinkte. „Nein, aber ich bin sowieso ein schlechter Tänzer.“, gab er zu. Torri bot ihm an, ihm alles nötige beizubringen. „Ahhhh.“, schrie Emily, als sie plötzlich eine Hand packte. Sie gehörte James, der sich wieder bewegen konnte. „Wo ist dieser verdammte Hapi?“, knurrte er. Emily rief den Lord ins Zimmer. „James. Schon, dass es Ihnen wieder gut geht.“, begrüßte er ihn. Dieser sah sich um. Er spürte an seinem ganzen Körper Schmerzen. Dann versuchte er aufzustehen, doch Emily hielt ihn davon ab. „Du bist noch nicht soweit.“, meinte sie. James sah das anders. „Oh doch. Ich bin wieder fit und werde mich rächen!“, stand für ihn fest. Emily sah zum Lord. „Wenn er denkt, dass er kämpfen kann. Dann holen wir uns jetzt das vierte Amulett.“, kündigte er an. Er hatte inzwischen einen Plan entworfen, wie sie ihre Feinde besiegen konnten. Sie würden Kevin in eine Falle locken. Der Lord hatte ihn ständig beschatten lassen und darauf gewartet, dass James aufwachte. Nun war der Zeitpunkt gekommen, endlich das Tor nach Daut zu öffnen… . „Kevin!“, kreischte Emma, als sie ihn sah. Sofort fiel sie ihm in die Arme. Dieser blickte verwirrt zu Jas. Dieser hob nur seine Hände, um zu signalisieren, dass von ihm keine Hilfe zu erwarten war. „Über was freust du dich den so?“, kam er nicht ganz mit. Die drei hatten im Café verabredet, und Emma brachte super Neuigkeiten mit. „Rate mal wer einen Termin mit einem Plattenproduzenten bekommen hat.“, verriet sie ihm die freudige Nachricht. „Ähhmm, du?“, fragte Kevin. Emma freute sich wie schon lange nicht mehr. „War auch nicht so schwer. Er sagte, dass er eventuell eine Platte mit mir aufnehmen will.“, berichtete sie aufgeregt. „Toll. Glückwunsch.“, nahm Kevin Anteilnahme. „Wünsch mir Glück.“, bat ihn Emma. Doch das hielt Kevin nicht für nötig. „Achwas. Wenn er dich hört, bist du ihm nuh berühmt.“, versicherte er ihr. „He, wie wäre es, wenn ich mitkomme?“, fragte er. Emma fand das eine tolle Idee. „Du bist ein Schatz. Allein wäre ich auch sicher zu aufgeregt. Der Termin ist Mittwoch Nachmittag.“, verriet sie. Kevin brummte unzufrieden. „Mist, da habe ich keine Zeit. Torri hat diese ultraseltenen Konzertkarten aufgetrieben.“, musste er seine Freundin enttäuschen. Im nuh verschwand die Vorfreude aus Emmas Gesicht und sie suchte nach Worten. „Verstehe. Das ist schon o.k. Wenn ihr Karten für so ein Konzert habt, ist das natürlich super. Ich erzähle dir dann alles.“, meinte sie und drängte sich dann an Kevin vorbei. „Du hast es vermasselt.“, machte ihn Jas darauf aufmerksam. Kevin verstand seinen Freund nicht. „Wieso? O.k. ich kann sie nicht zur ihrem Termin begleiten, aber deswegen kann sie doch kaum sauer auf mich sein.“, rechtfertigte er sich. Jas klatschte sich auf die Stirn. „Du checkst mal wieder gar nichts. Du hättest Torri auch absagen und deine Karte jemand anderes geben können. Mir zum Beispiel…“, erklärte Jas. Kevin verstand. „Du bist also scharf auf die Karten.“, glaubte er die Situation richtig erkannt zu haben. „Nein, um mich geht’s hier nicht.“, meinte Jas und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. Zwei Tage später war es soweit. Kevin hatte das Gefühl zerquetscht zu werden. Eine riesige Menschenmenge war entstanden. Und alle wollten in das große Gebäude, in dem das Konzert stattfand. „Vielleicht war das doch keine so gute Idee.“, meinte er zu Torri. Doch diese schien in ihrem Element zu sein. „Achwas, du wirst die Band lieben.“, versicherte sie ihm. Doch da war sich Kevin nicht so sicher. Er wünschte er könnte Emma beistehen, obwohl er wusste, dass sie es bestimmt schaffen würde. „Nochwas. Ich habe ein Kleid für den Ball aufgetrieben.“, rief ihm Torri zu. „Bereit für den Hall? Was soll den das heißen?“, verstand Kevin kein Wort. Es war inzwischen richtig laut geworden. Alle redeten wild durcheinander und erwarteten gespannt das Erscheinen ihrer Lieblingsband. Kevin fühlte sich fehl am Platze, blieb aber für Torri. Die Band betrat die Bühne und die Fans kreischten. „Ich bekomme bestimmt einen Hörschaden. Und davor kann mich nichtmal mein Amulett beschützen.“, jammerte Kevin. Die Band bereitete alles vor, und begann dann zu spielen. Im Mittelpunkt stand eine junge Frau. Sie war die einzige, die sang. Die Fans jubelten ihr zu und freuten sich, als sie mit dem Lied anfing. Kevin fühlte sich unwohl, da nur die Jugendlichen neben ihm kreischten. Trotzdem verfolgte er die Show. „He, Kevin. Gib zu, es ist gar nicht so schlecht.“, fand Torri. Doch Kevin reagierte nicht. Er sah wie hypnotisiert auf die Bühne. Seine Gedanken kreisten um etwas anderes. „Ist alles o.k.?“, fragte Torri besorgt. Kevin versuchte die passenden Worte zu finden. „Tut… tut mir Leid, aber ich muss weg.“, versuchte er Torri beizubringen. Dieser verstand zuerst nicht. Sie dachte, dass Kevin die Show nicht gefiel, oder etwas mit seinem Amulett war. Doch dann sah sie zur Bühne und zur Sängerin. Dann war ihr klar, warum Kevin nicht bleiben konnte. „Torri…“, versuchte er etwas zu sagen. Doch diese ließ ihn vom Haken. „Schon gut. Du kannst gehen. Ich habe mich ohnehin gewundert, wieso du es solange ausgehalten hast.“, schien sie kein Bisschen traurig. Oder verbarg sie sie nur? „Tut mir Leid.“, sprach Kevin und drängte sich zwischen den Menschen hindurch. Torri ließ ihn widerstandslos gehen. Sie presste ihre Lippen zusammen und verfolgte weiter das Konzert. „Viel Glück.“, dachte sie noch. Kevin brauchte etwas, um zum Café zurückzukommen. Sein Blick durchkämmte es, doch er konnte Emma nirgends finden. Dafür aber Jas. Eines musste man ihm lassen. Er war immer zur Stelle. „Jas!“, begrüßte er seinen Kumpel eilig. „Kevin? Wieso bist du nicht beim Konzert?“, fragte er überrascht. Doch Kevin antwortete nicht, sondern kam gleich zur Sache. „Jas, hast du Emma gesehen?“, fragte er hastig. Jas seufzte. „Nicht schon wieder. Ich wette du hast Emma noch nie gefragt ‚Wo ist Jas?‘ “,beschwerte sich sein Freund. Doch Kevin ließ nicht locker. „Sie ist im Park. Sie hat ihren Termin in den Sand gesetzt. Dieser Idiot hat sie abblitzen lassen.“, erzählte er. Kevin bedauerte das zu hören. Emma war bestimmt niedergeschmettert. Ohne sich zu verabschieden rannte Kevin wieder aus dem Café. Zurück blieb ein unzufriedener Jas. Es dauerte etwas, bis Kevin im Park ankam. Sofort suchte er die Stelle mit dem See. Als er sie gefunden hatte, sah er Emma bereits dort sitzen. Sie schien nachzudenken. Kevin trat zu ihr und ließ sich neben ihr auf den Boden fallen. „Der Typ ist ein Idiot.“, sagte er, ohne seine Freundin anzusehen. Emma schien anderer Meinung zu sein. „Er ist Profi, er weiß es besser.“, meinte sie. Kevin war anderer Meinung. „Ach, es ist wie bei Ärzten. Dem ersten darfst du nie vertrauen. Hol dir sofort eine zweite Meinung.“, wollte er Emma aufmuntern. Dieser entkam ein Lacher, obwohl sie sich nicht wirklich besser fühlte. „Wird ich tun. Wenn ich mal wieder die Gelegenheit dazu habe.“, ging sie auf den Vorschlag ein. Dann staunte sie aber. „He, wieso bist du nicht beim Konzert? Das kann doch noch nicht aus sein.“, fragte sie verwundert. Kevin dachte darüber nach, was er sagen sollte. „Ich war auch dort, bin aber gleich wieder gegangen.“, erzählte er. „Hat dir die Musik nicht gefallen?“, hinterfragte Emma. Kevin wiegte mit dem Kopf. „War ganz O.k, aber an dich kommt diese Sängerin nicht heran. Aber der wirkliche Grund ist… . Torri und ich haben Schluss gemacht.“, rückte er nun mit der Sprache heraus. Das überraschte Emma. „O man. Da erzähle ich dir die ganze Zeit meine Sorgen und dabei hast du selbst genug.“, versuchte sie Anteilnahme zu zeigen. Doch irgendwie spürte sie mehr Freude. „Ist schon gut. Ich denke wir haben wohl nicht zusammengepasst. Und wenn ich ehrlich bin, haben mir unsere gemeinsamen Unternehmungen nie wirklich Spass gemacht. Es war nie so, wie… bei dir. Oder… bei Jas, oder sowas.“, stammelte er nun unverständliches Zeugs. „Mir haben unsere Unternehmungen auch immer Spass gemacht.“, erwiderte Emma. „Weißt du, mir ist gerade was eingefallen. Wir hatten in der letzten Zeit ja ziemlich viel um die Ohren. Hast du schon jemanden, mit dem du zum Abschlussball gehst?“, fragte er nun. Emma verneinte. „Wir wär’s wenn wir einfach zusammen hingehen?“, schlug er vor. Doch Emma reagierte anders als erwartet. Sie sprang auf und sah Kevin böse an. „Jetzt wo du Torri nicht mehr hast brauchst du wohl Ersatz?! Vergiss es, ich spiele nicht den Lückenbüßer.“, erklärte sie. Kevin wollte das Missverständnis sofort aufklären, bis es dann geschah. „Du!“, schrie jemand. Kevin ließ sofort seinen Blick schweifen und entdeckte einen Mann. „Sieh dir mein Gesicht an! Du hast es verbrannt!“, schrie James. Er hatte Narben zurückbehalten, wofür er sich nun teuer rächen wollte. Emma wich ängstlich zurück. „Ist das einer von diesen Typen?“, fragte sie verunsichert. Kevin nickte. „Lauf weg, oder… . Nein bleib am besten hier stehen. Ich kümmere mich um ihn.“, versprach er. Er rief sein Schild und stellte sich dem Gegner. Er wollte Emma um jeden Preis beschützen. Wenn er sie verlieren würde, wäre das auch sein Ende. „Du rührst sie nicht an, verstanden?“, verlangte er von James. Doch dieser grinste nur. „Kevin!“, rief Emma plötzlich erschrocken. Hinter ihr war Emily aufgetaucht, welche sie festhielt. Kevin erkannte sofort, dass auch sie ein Amulett trug. „Tja, wir haben dich lange beschatten lassen und kennen nun deine Schwachstelle.“, lachte James. Kevin bekam nun richtige Angst. Emma durfte auf keinem Fall etwas passieren. „Gib sie frei!“, verlangte er von Emily. Doch dieser reagierte nicht. „Hör gut zu. Wir erwarten dich in einer Stunde im Keller des Gabriel-Towers. Dort wirst du deine Freundin zurückbekommen. Komm alleine, sonst ist die Kleine tot. Du darfst allerdings dein Amulett mitbringen. Kuk wird sich dann mit dir unterhalten.“, gab Emily genaue Instruktionen. Kevin wusste nicht was er unternehmen sollte. Angreifen? Nein, das wäre Emmas Ende. Emily begann sich zu teleportieren und nahm Emma mit. Kevin wollte sich James schnappen, doch dieser verschwand ebenfalls. Kevin ballte die Fäuste und dachte angestrengt nach, was er tun sollte. Dann tauchte plötzlich Connor auf. „Wie lange hast du dich schon versteckt gehalten?“, brüllte er ihn an. „Du hättest mir helfen können.“ Connor sah das anders. „Hätte ich. Aber dann hätte diese Amulettträgerin deine Freundin getötet. Und das willst du doch um jeden Preis verhindern. Aber diese Trottel haben uns verraten, wo wir den Zyklopen finden. Manchmal müssen Opfer gebracht werden, wie deine Freundin. Um andere Menschen zu beschützen.“, war Connors Meinung. Kevin knurrte in praktisch an. „Für dich vielleicht. Ich will nur die beschützen, die mir etwas bedeuten. Das war schon immer so!“, erklärte er. Connor zeigte sich kaum beeindruckt. „Wie auch immer. Wir gehen zu diesem Tower und schnappen uns den Zyklop. Wenn deine Freundin noch lebt, werde ich sie beschützen. Wie hört sich das an?“, kam sein Vorschlag. Kevin akzeptierte. Er musste Emma aus Kuks Armen befreien. „Pass auf. Du gehst durch die Eingangstür. Diese Typen erwarten dich alleine. Aber keine Angst, ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich komme vom Dach her und unterstütze dich. Ich will den Zyklopen genauso wie du!“, offenbarte er seinen Plan. Kevin war damit einverstanden. „Dann lass uns loslegen.“, drängte er. „Aua, pass doch auf, du Schnepfe!“, schimpfte Emma. Sie schien keine Angst vor Emily zu haben. Diese hatte das Mädchen in ein kleines Büro gesperrt, von dem sie dachte, dass es kein Entkommen gab. Emily schloss von außen zweimal ab und bewachte die Gefangene. Emma wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Sie griff in ihre Hosentasche und holte das Amulett hervor, welches sie von Jonathan geschenkt bekommen hatte. Konnte es ihr helfen? „Hol mich hier raus, Simsalabim“, versuchte sie ihr Glück. Keine Regung. Sie erinnerte sich wieder an Jonathans Worte, dass sie zuerst den Namen des Gottes herausfinden musste. Doch wie sollte sie das anstellen? „Tja Rumpelstilzchen wird es wohl kaum sein. Wie wäre es mit Zeus, Ares, Jupiter, Odin…“, rief sie sich alle möglichen Götternahmen aus dem Geschichtsunterricht wach. Nichts half. Dann wanderte ihr Blick auf den Computer. Bestimmt konnte er ihr weiterhelfen. Sie setzte sich vor ihn hin und rief eine Suchmaschine auf. Dann gab sie Ägypten ein. Da die Suche nicht speziell genug war, ergänzte sie sie mit ‚Götter‘. Bald hatte sie eine Seite gefunden, las jedoch über hundert Namen. Emma seufzte. Sie hatte wohl keine andere Wahl. Oder doch? Sofort zog sie den Balken nach unten und suchte den Gott der Musik. Jonathan hatte ihr das Amulett nicht ohne Grund gegeben. Emma fand den Namen Ihi. Ihi war der Gott der Musik, was auch Emmas Interessensgebiet war. Sie sprach den Namen laut aus, doch nichts geschah. Dann suchte sie nach einem Stift und schrieb den Namen auf den Stein. Wieder nichts. Dann erinnerte sie sich aber an Kevins Amulett, und an die Zeichen. Neben Ihis Namen standen auch Hieroglyphen. Emma versuchte sie abzuzeichnen und auf das Amulett zu übertragen. Dann geschah es. Emma spürte wie etwas ihren Körper durchflog. Sie fühlte sich plötzlich unglaublich stark. Dann bemerkte sie, dass sie etwas in der Hand hielt. Als sie sah was, schreckte sie zurück. „Ich werde dich befreien, Emma.“, sagte sich Kevin selbst und durchschritt die Tür. Der Empfangsmann begrüßte ihn freundlich. „Was kann ich für sie tun?“, fragte er. Kevin erblickte sofort die Tür zum Keller. „Meine Name ist Kevin. Ich habe einen Termin.“, sprach er. Der Empfangsmann schien Bescheid zu wissen. „Bitte die Tür hinunter.“, erklärte er. „Danke.“, brummte Kevin und öffnete die Tür zu Emma und Kuk. Die stieg die Treppe hinunter und fand sich im Keller wieder. Er ließ seinen Blick schweifen, entdeckte jedoch niemanden. Dafür bemerkte er eine Tür, die offen stand. Sie besaß aber einen schweren Riegel, der verriet, dass die Tür normalerweise geschlossen war. Kevin wagte den Schritt und durchquerte auch diese. Es gab also noch ein Untergeschoss. Dort würde er Kuk vorfinden. Connor war inzwischen unbemerkt auf der Dachterrasse angekommen. „Mein Plan scheint aufzugehen. Niemand hier.“, freute er sich. Allerdings zu früh. Kaum hatte er die Tür geöffnet, die nach unten führte, wurde er unsanft zurückgestoßen. Vor ihm war James aufgetaucht, der ihn bereits erwartet hatte. „Glaubst du, ich bin blöd? Mir war klar, dass dieser Versager nicht allein kommt. Und der einzige unbewachte Eingang ist dieser hier.“, hatte er Connors Plan durchschaut. Dieser beschwor sofort seine Waffe und machte sich kampfbereit. James rief ebenfalls seine Keule und trat Connor entgegen. „Zuerst werde ich dich erledigen. Du hast mich diesen Flammen ausgesetzt. Und dann wird dein Freund sterben. Ich weiß nur nicht, wen ich qualvoller behandeln soll.“, schien er sichtlich erregt. „Du weißt doch gar nichts. Kuk hat meinen Vater getötet. Du kannst mich nicht aufhalten, ich greife ihn mir!“, verriet Connor. James begann lautstark zu lachen. „Ich erinnere mich. War das nicht dieser Wohltäter? Da kennst du Kuk wirklich schlecht. Er tötet nie selbst. Das war ich.“, verriet er Connor die grausame Wahrheit. In ihm keimte die Wut auf und er griff den Mörder seines Vaters an. Er benutzte dazu seine Faust, welche James aber mit der Keule blockte. Connor durchschaute seinen Feind. Seine gefährlichste Waffe war seine Keule. Wenn es Connor gelang ihn zu entwaffnen, war er im Vorteil. Doch wie sollte er an ihn rankommen? Er war im Moment viel zu aufgewühlt. Die Wahrheit über seinen Vater hatte ihn sehr mitgenommen. Doch er wollte Rache. Um jeden Preis. Er schoss seine Sterne auf James ab, doch dieser brauchte sich nur geschickt zu wenden, um der Gefahr auszuweichen. Dann schwang er seine Keule und schlug auf den Boden. Connor wusste zuerst nicht, was das sollte. James hatte ein Loch in den Beton geschlagen, welches einen Riss verursachte. Dieser steuerte genau auf Connor zu. Der Junge spürte schon förmlich, wie alles um ihn herum einstürzte. Er sprang zurück und landete auf dem äußersten Rand. Er musste aufpassen, dass er nicht hinabstürzte. James sah den Vorteil. Er streckte wieder seine Hand aus, aus welcher eine Energiewelle auf Connor zustürmte. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Er wich zurück und verlor das Gleichgewicht. James sah mit an, wie Connor vom Rand stürzte. Er hatte gesiegt. Er ließ seine Keule verschwinden und trabte zum Rand. Er beugte sich vor und sah hinunter. Das Hochhaus war riesig, und James musste seine Augen anstrengen. Doch unten lag niemand. Wie war das möglich? Wo war Connors Leiche? Dann spürte er einen harten Schlag von hinten. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte ebenfalls. Nur mit Mühe konnte er sich festhalten. James verstand die Welt nicht mehr. Wer war das? Ober ihm tauchte das Gesicht von Connor auf. Er war zwar gefallen, hatte sich aber festhalten können. Dann hatte er eine Scheibe eingetreten, und war lediglich ein Stockwerk unter James gelandet. „Hilf mir!“, flehte ihn Kuks Diener nun an. „Habe ich mich verhört? Du hast meinen Vater ermordet.“, erinnerte ihn Connor. James knurrte. Natürlich konnte er keine Gnade von seinem Feind erwarten. Doch dann dachte Connor an Kevin. Wollte er wirklich weitermachen? Wollte er so werden wie er? Er packte James Arm und zog ihn hoch. „Wie…wieso?“, fragte er überrascht. Ein Antwort bekam er nicht. Connor versetzte ihm einen Schlag gegen den Rücken. Sofort wurde James bewusstlos. Connor entriss ihm sein Amulett und steckte es ein. „Das Töten hat nun ein Ende. Ich werde wie Kevin ein normales Leben führen.“, sagte er dem Bewusstlosen. Dann setzte er seinen Weg in den Keller fort. Er hatte seinen Vater zwar nicht gerächt, dafür war er aber auch nicht zum Mörder geworden. Nun musste er Kevin beistehen. Emma ließ ihre Waffe vor Schreck fallen. Wo war sie auf einmal hergekommen? Kaum hatte sich die Kraft ihres Amuletts aktiviert, hielt sie Pfeil und Bogen in der Hand. Sie hatte mit einem Schild gerechnet, wie auch Kevin eines besaß. Sollte sie mit dieser Waffe etwa kämpfen? Unmöglich. Sie war nicht wie Kevin und das war gut so. Allerdings steckte sie ernsthaft in der Klemme. Sie hob den Bogen wieder auf und betrachtete ihn. Sollte sie auf Kevin warten? Nein! Emma wollte ihm klarmachen, dass sie sich selbst aus dieser Situation retten konnte. Aber sollte sie ihre Waffe wirklich benutzen? Sie unternahm einen Probeversuch und spannte den Bogen. Sie erinnerte sich daran als sie noch klein war. Sie besuchte einen Jahrmarkt und musste einige Dosen treffen. Sie spannte den Pfeil und schoss ihn ab. Sie erwischte das Fenster, das daraufhin zersplitterte. Scheinbar hatte der Laut ihre Bewacherin angelockt. Sofort stürzte Emily ins Büro und musterte Emma prüfend. Dann fiel ihr Blick auf das Amulett. „Ich wusste nicht, dass du eines besitzt. Der Lord befahl mir dich nicht anzurühren, aber unter diesen Umständen… .“, schien sie kämpfen zu wollen. Emma bereute ihren Entschluss bereits. „Lerne jetzt die Macht der Göttin Ipet kennen!“, kündigte Emily ihre Waffe an und ließ sie erscheinen. Emma kippte beinahe um, als sie sah, dass es sich um eine Feder handelte. „Ich habe ja gehört, die Feder ist stärker als das Schwert, aber ich glaube du hast sie nicht mehr alle. Ich halte eine echte Waffe in den Händen, was heißt, dass du mich jetzt gehen lässt!“, befahl sie. Doch Emily dachte nicht daran. Sie ließ zwei weitere Federn erscheinen, deren Spitzen sich auf Emma richteten. Emily ließ sie fliegen. Sie bohrten sich nur knapp neben Emma in die dicke Mauer. Nun bekam Emma doch Angst. Was tat sie da überhaupt? Sie blaffte nur, doch Emily schien es ernst zu meinen. Sie kam mit diesem Magiezeugs doch überhaupt nicht klar. Trotzdem richtete sie den Bogen auf Emily. Doch war sie auch im Stande zu schießen? Dann kam ihr die Idee. Sie wollte einen Schuß wagen, der alles entscheiden sollte. Emily ließ neue Feder erscheinen, welche auf Emma zuflogen. Doch das Mädchen ließ sich absichtlich auf den Boden fallen und spannte den Bogen. Sie zielte den schoss. Der Pfeil traf. Allerdings hatte sie darauf geachtet Emily nicht zu verletzen. Der Spitze des Pfeils hatte sich nämlich in das Amulett gebohrt. Dennoch zerbrach es nicht. Emily lachte auf. „Vergiss es. Diese Teile sind robuster, als du denkst.“, musste sie ihre Feindin enttäuschen. Doch das lachen verging ihr, als sie mitansah, wie ihr Amulett Risse bekam. Die Spitze des Pfeils war scheinbar doch hart genug. Das Amulett zerbrach und Emily verlor ihre Kraft. Emma freute sich wie ein kleines Kind. Sie hatte bewiesen, dass sie keinen Beschützer brauchte. Und ließ sie ihre Waffe fallen und rannte einfach an Emily vorbei. Außer ihr gab es noch weitere solcher Spinner. Sie wollte unbedingt fliehen. Sie wusste nicht wo sie sich befand, weswegen sie einfach die Treppe nach unten nahm. Im Erdgeschoss traf sie dann auf Connor. Diesem entging Emmas neues Amulett ebenfalls nicht. Allerdings fand er es nicht für notwendig zu fragen. „Wir müssen weg.“, sagte sie schnell. Connor verneinte. „Gute Idee, verschwinde hier. Ich muss zu Kevin. Er kämpft gerade gegen Kuk.“, berichtete er. Emma erschrak. Sie sorgte sich um ihren Freund und rannte sogar noch vor Connor zur Kellertür. Connor blieb ihr aber dicht auf den Fersen. Im Untergeschoss entdeckten sie einen weiteren Abgang, welcher noch tiefer in die Erde führte. Dort unten würden sie Kevin und Kuk vorfinden. „Die bauen ein so riesiges Hochhaus, und hier unten sparen sie an Glühbirnen.“, fand sich Kevin in der Dunkelheit schwer zurecht. Am Ende der Treppe entdeckte er jedoch ein rotes Licht. Vor ihm baute sich ein großer Saal auf, den wohl nur der Zyklop und seine Anhänger kannten. Kevin erblickte mehrere Personen, die vor einer anderen knieten. Diese hatte Kevin den Rücken zugewandt und war wie ein Priester gekleidet. Das musste der Zyklop sein. Seine Diener knieten inmitten eines Doppelkreises, indem drei Amulette zu einem Dreieck angeordnet waren. „Ich nehme an, ihr wollt irgend etwas mit diesem Ritual beschwören.“, wagte es Kevin auf sich aufmerksam zu machen. Der Lord drehte sich nun um. Seine Diener folgten ihm. „Du musst Hapi sein. Schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist.“, begrüßte er ihn. Kevin erblickte sofort das blinde Auge. Deswegen trug er also diesen Namen. „Wo ist Emma?“, fragte Kevin nachdrücklich. Der Lord beschloss es ihm zu verraten. „Meine Assistentin hat mich gerade angerufen und berichtet, dass sie entkommen ist. Ich erzähle dir das, weil ich weiß, dass du nicht fliehen wirst. Du willst etwas von mir und ich etwas von dir. Siehst du das Symbol auf dem Boden? Darin liegen drei der vier Kanopenamulette. Die Kanopengötter waren die Söhne des Horus. Jeder der damals starb bekam eine Kanope, in denen die Organe aufbewahrt wurden. Vergleichbar mit einer Urne, allerdings etwas barbarischer. Als Seth die vier Götter auslöschte verbannten sie ihre Kraft in ihre Amulette. Ich besitze drei davon. Die Götter hießen Duamutef, Amset, Kebehsenuef und… Hapi! Rate welches Amulett mir noch fehlt.“, gab er sein Vorhaben preis. Kevin stutzte. „Dann… ging es die ganze Zeit nur um mein Amulett? Ehrlich gesagt brauche ich es ohnehin nicht mehr. Aber du wärst der letzte, dem ich es geben würde!“, stand für ihn fest. Der Lord knurrte und gab seinen Dienern ein Zeichen. Diese zogen Schwerter hinter ihren Kutter hervor und griffen Hapi an. Dieser wehrte die Schläge mit der Klinge seines Schilds ab. Er verteilte großzügig Tritte und Schläge, bis er den letzten Gegner niedergestreckt hatte. Dann stellte er sich Kuk. Er war nun stärker, da er wusste, dass Emma außer Gefahr war. „Und jetzt sag mir was du mit den Amuletten vorhast!“, verlangte er. Kuk musterte ihn. „Ich nehme an, du kennst die alten Geschichten der Unterwelt. In jeder Himmelsrichtung gab es einen Zugang. Die vier Kanopengötter bewachten den des Westens. Den Eingang nach Daut.“, erklärte er. Kevin konnte ihm nur schwer folgen. „Daut?“, wiederholte er ungläubig. „Der Urgott Kuk und seine Gefährtin Kauket wurden aus der Urfinsternis geboren, welche sich in Daut befindet. Damit sie nicht ausbricht, hat Kuk sie dort versiegelt. Ich trage nun sein Amulett. Mein Ziel ist es nach Daut zu gehen und die Urfinsternis freizulassen.“, redete er mit einer diabolischen Stimme. Kevin hatte noch immer nicht alles verstanden. Allerdings wollte der Zyklop sein Amulett, und das musste er verhindern. „Du wirst dafür kämpfen müssen. Beschwöre deine Waffe!“, verlangte er. Kuk begann zu lachen. „Meine Waffe? Meine Waffe ist die Finsternis!“, brüllte er und sein Körper begann sich verändern. Er verlor seine feste Form und verwandelte sich in reine Dunkelheit. Schwarze Striche zogen sich über seine Haut und seine Muskeln schwollen an. Bald erinnerte er Kevin an ein Ungeheuer. „Was du gerade vor dir siehst ist die Urfinsternis!“, erklärte Kuk mit einer dunklen, grausigen Stimme. Er begann laut zu brüllen und ging auf Kevin los. Dieser wehrte den Faustschlag mit seinem Schild ab. Allerdings würde Kuk nicht so einfach zu besiegen ein. Sein Körper bestand aus der Urfinsternis, welche er befreien und auf die Menschheit loslassen wollte. Das Ende der Reise Wieder brüllte der schwarze Riese, um zu zeigen wie mächtig er war. Hinter Kevin tauchten nun auch Connor und Emma auf. Entsetzt starrten sie das Monster an. „Kevin, was ist dieses Ding?“, schreckte Emma zurück. „Kuk.“, antwortete dieser kurz. Connor beschwor seinen Sternenwerfer und trat neben seinen Freund. „Du kannst sicher Hilfe gebrauchen.“, bot er an. Die schlug Kevin nicht aus. Als jedoch auch Emma zu kam, protestierte er. „Emma, verschwinde lieber. Hier wird’s gefährlich.“, wollte er sie vom Kampfort fernhalten. Doch seine Freundin dachte nicht daran. „Ich besitze jetzt auch ein Amulett. Genau wie du und Connor.“, meinte sie. „Lass sie ruhig. Sie hat ganz allein Kuks Dienerin besiegt.“, berichtete Connor. Kevin hatte noch Zweifel, aber zu dritt, würden sie Kuk bestimmt besiegen. „Ach Emma… . Wegen des Balls. Du bist keine Notlösung für mich. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du zusagst.“, musste er dies noch loswerden. Emma fand erst die richtigen Worte nicht. „Das sollten wir vielleicht später besprechen.“, schlug sie vor. Connor feuerte seine Sterne ab, musste aber zusehen, wie Kuks schwarzer Körper sie absorbierte. „Wir dürfen dieses Ungeheuer nicht unterschätzen.“, stand für ihn fest. Emma rief wieder den Bogen und spannte einen Pfeil. „Jetzt versuche ich es.“, rief sie und schoss. Doch auch der Pfeil traf zwar, wurde aber absorbiert. „So können wir ihn nicht besiegen.“, meinte Kevin, hatte aber keinen Ratschlag auf der Hand. „Wir brauchen Licht!“, sagte Emma nun. Kevin und Connor sahen sie fragend an. „Seht ihr nicht diese ganzen Animes? Wenn so ein Finsternis-Monster auftaucht braucht man einen Engel, oder vergleichbares.“, schlug sie vor. Kevin hielt nichts davon und drehte sich zu Connor. „Weit du was?“, wollte er Emma damit ärgern. Connor hatte tatsächlich einen Plan. Das Ungeheuer trug noch immer sein Amulett. Wenn es den dreien gelang, Kuks Quelle der Macht zu stehlen, konnten sie den Kampf gewinnen. Connor schoss Sterne auf die Kette ab, welche das Amulett trug. Doch Kuk war wendig und fing die Sterne mit seiner Pranke ab. Nun rannte er auf die drei Kämpfer zu. Diese liefen auseinander und nicht angegriffen zu werden. Kuk entschied sich Emma zu verfolgen. „Geh weg, du widerliches Ding!“, schrie sie entsetzt. Sie schoss einen Pfeil auf das Amulett ab, doch Kuk fing ihn ab und knickte ihn in der Mitte durch. Das war Kevins Chance. Er spurtete los und sprang auf Kuks Rücken. Er ließ seine Klinge aus dem Schild fahren und zielte auf die Kette. Kuk war dermaßen mit Emma beschäftigt, dass er den Angriff nicht vorhersah. So gelang es Kevin Kuk von seinem Amulett zu trennen. Es fiel auf den Boden und Kuk wollte es wieder aufheben. Dann flog ein Stern durch die Luft und schoss es meterweit fort. Kuk hatte versagt und begann sich zurückzuverwandeln. Hilflos musste der Lord zu sehen, wie er seine Macht verlor. Bald war er wieder ein ganz normaler Mensch. Er besaß nichtmal mehr sein Amulett. „Tja, aus Daut wird wohl nichts.“, meinte Kevin und verpasste dem halbblinden Mann einen Schlag. Dieser krachte zu Boden und blieb liegen. Dann richtete Kevin seine Klinge auf ihn. Emma stieß einen kurzen Schrei aus. Connor hielt Kevins Arm fest gepackt. „Nein! Das Töten hat jetzt ein Ende!“, redete er auf ihn ein. Doch Kevin sah das anders. „Bata wünscht, dass Kuk beseitigt wird.“, erklärte er. Connor ließ dies aber nicht zu. „Das hast du auch! Wir haben sein Amulett. Die Gefahr ist gebannt!“, sprach er. Kevin dachte angestrengt nach. Was würde Bata dazu sagen, wenn er zurückkehrte. „Ich weiß nicht, ob er mich dann gehen lässt.“, stotterte er. Emma rüttelte ihn fest. „Na und? Du bist frei und kannst hingehen wo immer du willst. Vergiss diesen falschen Gott!“, flehte sie ihn an. Es kostete Kevin einige Überwindung die Klinge wieder einfahren zu lassen. „Er hat noch immer jede Menge Diener. Er kann uns noch gefährlich werden.“, meinte er. Connor hatte aber eine Idee. „Verschwindet von hier. Ich weiß schon was ich tun muss, damit er uns in Ruhe lässt. Keine Angst, ich tu ihm nichts an.“, versicherte er. Kevin und Emma blickten ihn unsicher an. Dann ergriff Kevin jedoch Emmas Hand und teleportierte sich und seine Freundin fort. Connor griff in seine Tasche und holte einige Papierfetzen heraus. Der Lord stöhnte und versuchte zu erkennen, was vor sich ging. Doch Connor verpasste ihm einen weiteren Schlag, der ihn schachmatt setzte. Dann ergriff er sein Handy und wählte. Das war das Ende des Zyklopen. „Was ist jetzt mit ihm?“, fragte Kevin ungeduldig. Er wollte endlich von Connor erfahren, was dieser mit Kuk angestellt hatte. Doch Connor verriet es nicht. Kevin hatte seine beiden Freunde zu sich nach Hause eingeladen, damit diese Jonathan bzw. Bata kennenlernten. Connor, der den Gott noch nicht kannte, verbeugte sich ein Stück vor ihm. Emma kam das eher seltsam vor. „Ihr habt Kuk also tatsächlich besiegt. Alle Achtung.“, sprach Bata zu ihnen. „Ist. Ist meine Aufgabe nun erfühlt?“, fragte Kevin vorsichtig. Bata nickte. „Ja, ich lasse dich ziehen. Lebe dein eigenes Leben.“, ließ der Gott Kevin als Belohnung gehen. Dieser freute sich riesig und nahm sein Amulett ab. „Ich schenke es Euch. Ihr habt bestimmt mehr Verwendung dafür.“, meinte er. Bata nickte. Auch Emma überließ ihm ihr Amulett. Connor wollte seines für Notfälle aufbewahren. Außerdem überreichte Kevin Bata Kuks Amulett und die der Kanopengötter. Bata behandelte sie besonders behutsam. Warum wusste Kevin zu dieser Zeit noch nicht. Bata gratulierte den Dreien noch mindestens viermal, bevor er sich von ihnen verabschiedete. Er zog sich in sein Gemach zurück und betrachtete prüfend die Amulette. „Jetzt reichts!“, schrie Kevin genervt. Emma musste ihn zurückhalten, damit sich dieser nicht auf Jas stürzte. Dieser starrte die beiden nämlich seit einer vollen Minute mit halbzugekniffenen Augen an. Als er erfahren hatte, dass die beiden zusammen zum Ball gingen, schien er in eine Art von Hypnose verfallen zu sein. Dann gab er es auf. „Na schön, wie ihr meint. Es wurde ja auch langsam Zeit.“, fand er. Emma sah ihn fragend an. „Was? Wir haben uns doch erst vor kurzem dazu entschlossen.“, meinte sie. „Ja, wenn wir beide sonst niemanden haben.“, fügte Kevin hinzu. Jas verzog die Lippen. „Ich bezog mich auf etwas anderes, aber wie ihr meint.“, schien er mehr als die beiden zu wissen. „Wieso warst du vorhin eigentlich so aufgeregt?“, hakte Kevin nach. Jas schnipste mit den Fingern und griff nach einer Zeitung. Er schob sie seinen Freunden direkt unter die Nase. „Erinnert ihr euch noch, wie ich mal von diesem Serienmörder erzählt habe?“, fragte er. Kevin und Emma sahen einander zögernd an. „Aber Jas. Wir hören dir doch nie zu.“, scherzte Emma, um nichts falsches zu sagen. Jas brummte. „Jedenfalls haben sie ihn jetzt geschnappt. Es soll ein Lord oder so gewesen sein. Verrückt.“, meinte Jas nur. Kevin hob überrascht die Augenbrauen. Das hatte er nicht erwartet. Wie Connor das wohl angestellt hatte? „Ach übrigens, Kevin. Du wirst für einen Teil des Balls wohl auf mich verzichten müssen.“, sagte Emma. Kevin fragte sie sofort nach dem Grund. Doch Emma meinte, dass es ein Geheimnis sei. „Musst du um Mitternacht etwa zu deiner Kürbiskutsche zurück?“, machte Jas eine Anspielung auf Aschenbuttel. Emma schwieg zu dieser Bemerkung. Als Kevin und Jas aber anfingen zu nerven, verriet sie es. „Ich trete dort auf. Die Lehrer fanden das eine super Idee und jetzt gebe ich mit meinen Bandkollegen ein Konzert. Aber wehe ihr verratet jemanden etwas!“, schärfte sie den beiden ein. Ihre Freunden fanden das eine prima Idee. „Jetzt kommst du doch noch groß raus.“, wünschte ihr Kevin viel Glück. „Jas, mit wem gehst du hin?“, fragte Emma die Nervensäge. Jas hatte tatsächlich jemanden. „Sie heißt Jasmin. Allerdings redet sie für meinen Geschmack etwas zu viel.“, berichtete er. Kevin und Emma sahen einander an und sparten sich ihr Kommentar. Dann war der große Abend gekommen. Kevin hatte sich extra einen Smoking besorgt, der ihm sehr gut stand. Zumindest wenn es nach Jas ging. Er hatte seine Begleiterin mitgebracht und Kevin musste Jas Kommentar Recht geben. Die beiden passten wirklich zueinander. Sie betraten den großen Ballsaal und Kevin staunte. Sie hatten wirklich einiges aus dem Turnsaal gemacht. Er sah sogar Connor und begrüßte ihn. „Nette Nummer mit den Beweisen.“, gratulierte er ihm. „Er hat’s nicht anders verdient.“, meinte dieser. Dann sah er Torri. Sie schien zusammen mit Connor gekommen zu sein. Kevin wollte nicht weiter stören, sondern verließ den Ball wieder. Sein Ziel war die Umkleide, die an diesem Abend zur Vorbereitung für Emma und ihrer Band diente. „Darf ich reinkommen?“, fragte er und klopfte gegen die Tür. „Natürlich, wir proben doch nur.“, rief Emma zurück. Kevin öffnete die Tür und schloss sie hinter sich. „Was gibt’s? Wir sind sehr im Stress.“, erklärte sie. Kevin wollte etwas sagen, bekam aber kein Wort heraus. „Alles .o.k.?“, fragte Emma nach. Kevin nickte schwach. „Wow.“, brachte er nur heraus. Emma sah hinter sich. Dort lagen die ganzen Instrumente. „Ja, jetzt wird es ernst.“, meinte sie locker. Kevin schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine dich. Ähh, dein Kleid. Also deine Aufmachung.“, wies er auf Emmas Ballkleid hin. Diese nahm Kevins Bemerkung als Kompliment auf. „Ja, Himmelblau scheint mir zu stehen. Aber du siehst im Smoking auch nicht schlecht aus.“, gab sie zurück. Kevin sah sich genauer um. „Bist du nervös?“, hakte er nach. Emma wollte sich nicht festlegen. „Nein, gar nicht. Achwas, ich kriege gleich die Krise!“, jammerte sie. Kevin versuchte ihr Mut zu machen. „Ich habe dich tausendmal bei den Proben gesehen. Du bist spitze. Und ihr natürlich auch Jungs!“, rief er den restlichen Bandmitgliedern zu. Doch diesmal antwortete ihm jemand. „Wer bist du eigentlich?“ Kevin versprach nicht weiter zu stören und ging wieder. Vorher wünschte er Emma nochmals viel Glück. 15 Minuten Später trat Emma samt Band auf die Bühne. Sie sagte ein paar unverbindliche Worte und nahm dann das Mikro in die Hand. Kevin hatte sich einen guten Platz ausgesucht und beobachtete alles. Emmas Songs gefielen ihm viel besser als beim Konzert, bei dem er neulich war. Emma gab drei Songs zum besten und die Studenten tanzten miteinander. Kevin fühlte sich etwas ausgeschlossen, doch dann beendete Emma das Konzert. Sie bedankte sich noch bei ihren zuhören und verließ die Bühne. Damit die Musik weiterging, legte ein DJ eine Platte auf. „Wie war ich?“, fragte Emma, als sie zu Kevin zurückkam. „Unglaublich.“, gab dieser sein Statement ab. „Willst du tanzen?“, fragte Emma und zeigte beiläufig auf die übrigen Studenten. Dieses Angebot nahm Kevin liebend gern an. Emma beschwerte sich nichtmal, dass ihr Kevin dabei zweimal auf den Fuß trat. Sie wusste, dass er dafür andere Qualitäten hatte. Der Abend nahm seinen Lauf und immer mehr Gäste verschwanden. Bald waren nur noch Kevin, Emma, Jas und ein paar andere anwesend. Jas verabschiedete sich gerade. „Wenn du die Gelegenheit jetzt nicht ergreifst, bist du ein Idiot.“, flüsterte er Kevin noch ins Ohr. Dieser sagte aber nur Tschüs zu seinem Freund. „Wir sollten auch bald gehen.“, meinte er zu Emma. Dieser pflichtete ihm bei. „Ich habe ohnehin ein Problem. Ich habe noch meine Gitarre und ein paar andere Sachen, die ich heute unbedingt mitschleifen muss.“, erklärte sie. Kevin verstand. „Soll ich dir vielleicht beim Tragen helfen? Ich schleppe die Sachen gern zu dir.“, bot er sich als Träger an. Das Angebot konnte Emma nicht abschlagen. Wenig später befanden sie sich auf dem Weg zu Emmas Haus. Kevin erinnerte sich an den Weg, wollte die Geschichte aber schnell vergessen. Er wünschte sich er hätte noch sein Amulett, da er wirklich schwer schleppen musste. Die beiden unterhielten sich den ganzen Weg, über alles was den beiden bereits widerfahren war. Emma kannte Kevins Geschichte, und erzählte nun ihm ihre. Es war bereits stockfinster, als die beiden an der Villa ankamen. „Tja, wir sind da.“, meinte Emma. Kevin stellte die schwere Gitarre ab. „Ja, soll ich sie noch reintragen?“, bot er an. Doch Emma verzichtete darauf. Das schaffte sie schon alleine. „O.k., dann… der Abend hat mir wirklich Spass gemacht.“, verriet Kevin. Emma dachte genauso. „Ja, jetzt bist du doch froh, dass du mit mir dort warst und nicht mit Torri.“, meinte sie. Kevin lächelte. „Ja, aber ehrlich gesagt, wäre sie auch nicht meine erste Wahl gewesen.“, gestand er. Das überraschte seine Freundin. „Wieso hat du sie dann eigentlich abserviert?“, fragte sie nach. Kevin rang nach Worten. „Ehrlich gesagt, habe ich dich etwas angeschwindelt. Genau gesagt, haben wir uns nicht einvernehmlich getrennt. Sie hat mich gewisserweise abserviert.“, gestand er. „Achso, aber das ist auch nicht schlimm. Wenn sie so blöd ist und dich gehen lässt. Wieso hat sie dich abserviert?“, kam in Emma Interesse auf. Kevin kaute darauf herum. „Also… sie meinte, dass sie nicht mehr mit mir zusammen sein kann, weil… ich eine andere lieben würde. Ich weiß, das hört sich bescheuert an.“, erzählte er. Normalerweise würde er mit niemandem so reden. Emma spürte wie sich ihr Herzschlag erhöhte. „Oh, tatsächlich? Und wen?“, wollte sie s genauer wissen. Kevin ließ sich Zeit, antwortete dann aber. „Dich.“, gestand er. Emma durchfuhr es wie ein Blitz. „Das hat sie gesagt?“, schien sie sehr überrascht. Kevin biss sich auf die Unterlippe und dachte angestrengt nach. „Hör mal… . Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das peinliche Gerede jetzt überspringen und uns gleich küssen? Mir fällt nämlich rein gar nichts mehr ein.“, musste er sich eingestehen. „Einverstanden.“, erwiderte Emma und begann Kevin zu küssen. Kevin hätte nie geglaubt, dass er sowas mal erleben würde. Wenn ihm das jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass er keinem Gott mehr diente, hätte er es nicht geglaubt. Doch jetzt stand er da und hatte Emma gefunden. „He, vielleicht möchtest du doch noch reinkommen.“, schlug sie ihm vor. Kevin nahm das Angebot dankend an. Auch bei Connor und Torri schien es gut zu laufen. Doch dann schreckte Connor auf. Er sah zum Himmel und entdeckte etwa unglaubliches. Torri bemerkte es auch. „Was ist das?“, fragte sie ungläubig. Connor biss die Zähne zusammen. In einiger Entfernung hatte sich am Himmel eine tiefe, schwarze Wolke gebildet. Sie konnte niemals natürlichen Ursprungs sein. „Das kann nur ein Amulettträger sein. Es kommt von dort, wo Kevin zurzeit wohnt.“, knurrte er. Torri wusste nicht, was sie sagen sollte. Als Connor gehen wollte, hielt sie ihn zurück. „Geh nicht! Du hast kein Amulett mehr.“, erinnerte sie. Doch Connor musste das tun. Er entschuldigte sich bei Torri und rannte dann los. Auch an Kevin war die drohende Gefahr nicht vorübergezogen. Er und Emma ließen das Semester gerade ‚ausklinken‘, als Kevin die böse Kraft auffiel. Er sah die Wolke nicht nur, sondern spürte auch ihre böse Energie. Es war die selbe, die er bereits bei Göttern wie Baal, Seth oder Sepa gespürt hatte. Die eines bösen Gottes. „Ich muss weg.“, sagte er nun. Doch Emma wollte ihn nicht gehen lassen. „Du sagtest es wäre jetzt vorbei!“, erinnerte sie ihn. Kevin nickte. „Ja, aber dieses Ding schwebt direkt über der Kirche. Jonathan ist vielleicht in Gefahr. Vielleicht ist Kuk zurück, jedenfalls stimmt etwas nicht.“, erklärte er. Emma akzeptierte, dass Kevin weg musste, wollte ihn aber begleiten. Ihr Freund hielt wenig von der Idee, doch Emma ließ keine Widerrede zu. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg und trafen bald auf Connor. „Kevin, was geht hier vor?“, fragte er verwirrt. Doch dieser konnte ihm die Frage nicht beantworten. Die drei stießen das Tor auf und drangen ins Innere ein. Er erblickten Jonathan, wie er vor dem Altar saß und etwas sprach. Es hörte sich an wie altägyptisch. Neben ihm lag eine Schachtel voller Kreise, die er verwendet hatte um einen Doppelkreis mit einem Dreieck zu zeichnen. Darin lagen die Amulette aller vier Kanopengötter. Auch das von Kevin, welches er seinem Mentor hinterlassen hatte. Es bestand kein Zweifel. Jonathan vollzog das Ritual. „Jonathan, was tun sie da?“, fragte Emma aufgeregt. Doch Kevin wusste, mit wem sie es zu tun hatten. „Nein, nicht Jonathan. Bata. Und zwar schon die ganze Zeit.“, berichtete er. Connor konnte ihm nicht folgen. „Warum? Was hat er vor?“, verstand die das ganze nicht. Kevin wollte antworten, doch Bata kam ihm zuvor. „Na was schon?! Ich öffne das Tor nach Daut. Meiner Welt! Dort werde ich die Urfinsternis freisetzen und diese Welt unterwerfen.“, verriet er seinen teuflischen Plan. „Aber warum? Arbeitest du für Kuk?“, hakte Connor nach. Bata gab als Antwort nur ein Lachen. „Kuk? Dieser Versager hat verdient was ihm zusteht. Ich werde meine Kraft zurückbekommen, wenn erst die ganze Welt in Finsternis liegt.“, verriet er. Kevin war sprachlos. Die ganze Zeit hatte er Bata vertraut, dabei war er nicht anders wie Baal, oder die anderen, denen er gedient hatte. „Warum hast du mich benutzt?“, fragte er schwach. Als ihm Bata aber nicht antwortete, wurde er lauter. „Wieso?!“, brüllte er und kam fast zum Heulen. Bata gewährte ihm eine Antwort. „Du solltest mir den Zyklopen vom Hals schaffen, damit ich das Tor öffnen und die Urfinsternis absorbieren kann!“, erklärte er. Kevin wurde damit nicht fertig. Die ganze Zeit dachte er gutes zu tun. Er wollte seine Freunde beschützen, dabei hatte er für ihren Untergang gesorgt. „Gib jetzt nicht auf!“, gab ihm Emma eine Ohrfeige. Kevin verstand seine Freundin nicht. „Aber wir haben keine Amulette mehr.“, erinnerte er. Doch Emma war festentschlossen Bata auch ohne einen solchen Stein in die Schranken zu weisen. Sie lief voran, wurde aber zurückgestoßen. Bata hatte um sich ein Energiefeld geschaffen, welches ein Durchkommen verhinderte. Er sprach weiter und sagte das letzte, notwendige Wort. Die vier Amulette reagierten und zeigten eine Reaktion. Ober dem Doppelkreis erschien eine schwarze Wolke. Sie war das Portal nach Daut. Bata sah zufrieden zu. „Keine Angst, ihr werdet mich bald wiedersehen!“, versprach er den Dreien und sprang. „Wir müssen ihm hinterher!“, rief Connor. Doch Kevin hatte Zweifel, und Emma war nun auch unsicher geworden. „Ohne Amulette können wir wohl tatsächlich nichts ausrichten.“, schimpfte das Mädchen. Connor knurrte missmutig. Doch Kevin hatte eine Idee. „Eines haben wir doch.“, sagte er und lief los. Seine Freunde verstanden. Bata hatte zwar ihre Amulette, doch Kevins lag noch zusammen mit den anderen auf dem Boden. Kevin griff danach und hing es sich um. Seine Freunde rannten ihm nach, weil sie ihm zur Seite stehen wollten. Doch kaum hatte Kevin Hapis Amulett vom Dreieck entfernt begann sich das Portal zu schließen. Kevin konnte gerade noch hineinspringen, bevor es sich auslöste. Connor und Emma kamen zu spät. Hilflos mussten sie zusehen, wie ihr Freund von einer fremden Welt verschluckt wurde. „Was sollen wir jetzt tun?“, wollte Emma unbedingt wissen. Connor wusste es nicht. „Vielleicht kann er Bata aufhalten. Allerdings kann er das Tor ohne die anderen drei Amulette nicht öffnen. Das heißt, er wird niemehr zurückkehren.“, musste er Emma die traurige Wahrheit berichten. Hatten die beiden ihren Freund für immer verloren? Batas Geschichte begann 5000 Jahre zuvor. Er fungierte als Totengott und war der Bruder von Anubis. Auch er kümmerte sich um die Seelen der Verstorbenen. Allerdings besaß er ein völlig anderes Ziel. Er wollte nach Daut. Daut war der Teil der Unterwelt, in den die Seelen kamen, wenn sie das Totengericht nicht bestanden und Ammut ihr Herz fraß. Er beschwichtigte Osiris und seinen Bruder immer wieder, doch sie wollten seinen Wunsch nicht erfüllen. Aber warum nicht? Die beiden taten immer so geheimnisvoll. Befand sich etwas in Daut, das er nicht sehen durfte? War das der Grund? Seine Neugier nahm überhand. Er wollte unbedingt herausfinden, was sich in Daut befand. Da ihm Osiris nicht gewährte dort hin zu gehen, musste er ohne sein Wissen handeln. Allerdings gab es da ein Problem. Der Eingang zu Daut lag westlich des Nils und wurde von den vier Kanopengöttern bewacht. Sie waren alles starke Krieger, und Bata würde sie alleine nie besiegen können. Er wusste aber auch, dass keiner so dumm war, und sie ihm anschloss. Er wollte das Geheimnis von Daut aber unbedingt herausfinden. Deswegen schmiedete er einen Plan. Er versprach Petbe, dem Gott der Rache, eine handvoll Seelen mit denen er anstellen konnte, was er wollte. Dafür sollte ihn dieser unsichtbar machen. Das war nämlich Petbes Spezialität. * Mit seiner neuen Kraft schlich er einfach an den vier Kriegern vorbei. Diese ahnten nichts. Der Eingang nach Daut war eine pechschwarze Wolke. Auch die Welt dahinter sah düster aus. Überall flogen Seelen herum. Es waren die von Dieben, Mördern, oder Verrätern. Sie hatten alle die Prüfung nicht bestanden und mussten dafür büßen. Bata folgte dem langen, dunklen Gang bis zum Ende. Dort fand er eine Statue vor. Sie zeigte die Götterachtheit. Götter, die Serapis aus den Elementen geschaffen hatte. Die Urgötter des Wassers waren Nun und Naunet, Huh und Hauhet, welche die Unendlichkeit repräsentierten, Amun und Amunet für Luft und Kuk und Kauket für die Finsternis. Die letzten beiden hatte Serapis allerdings nicht erschaffen. Sie entstanden aus dem Herzen der Menschen, welche Serapis zu Göttern erhoben hatte. Sie hatten ihn verraten und getötet. So stiegen Kuk und Kauket aus einem finsteren Ort hervor. Konnte es etwa sein… . Bata untersuchte die Statue und fand Inschriften. Der Ort, wo die beiden Urgötter auferstanden waren, befand sich hier. In der Wand, hinter der Statue lauerte die Urfinsternis. Wenn Bata es gelang sie zu kontrollieren, konnte er zur mächtigsten Gottheit aufsteigen. Er versuchte die Wand einzuschlagen, aber ohne Erfolg. Dafür lockte er jemand anderes an. Hinter ihm standen plötzlich die vier Kanopengötter. Bata erschrak und wollte kämpfen. Allerdings hatte er gegen die vier keine Chance. Sie würden es nie zulassen, dass Bata die Urfinsternis befreite. Sie brachten ihn weg und stellten ihn vor Gericht. Die Triade entschloss ein eine Verbannung in die göttlichen Sphären. Dort könnte er keinen Schaden mehr anrichten. Bata konnte sein Exil erst verlassen, als er von Seth ermordet wurde. Es gelang ihm seine Seele in sein Amulett zu sperren. So hoffte er, dass er eines Tages doch noch die Chance bekam nach Daut zurückzukehren. Und dieser Tag war nun gekommen. Ungeduldig streifte er durch den Gang, den er bereits vor Jahrtausenden durchschritten hatte. Bald war bei der Wand. Er wusste sogar, was er tun musste. Nur Kuk konnte die Urfinsternis wieder freisetzen. Da der Gott nicht mehr lebte, musste sein Amulett herhalten. Damit würde er die Wand zum Einsturz bringen und ungeheure Macht erlangen. Niemals hätte er gedacht, dass ihn diesmal wieder ein Kanopengott aufhielt. Kevin war es gelungen ihm zu folgen. Bata hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er das Portal hinter sich nicht geschlossen? Er war aus Vorfreude äußerst leichtsinnig gewesen. Kevin stand nun vor ihm. „Nun wirst du für alles bezahlen!“, prophezeite er ihm. Doch Bata ließ sich nicht beeindrucken. „Was fällt dir ein? Knie nieder vor ihm! Ich bin dein Gott!“, befahl er ihm. Doch Kevin dachte nicht daran. „Diese Zeiten sind vorbei. Ich habe jetzt ein eigenes Leben und diene keinem Gott mehr. Ich habe schon zuviel diesem albernen Pakt geopfert.“, stand für ihn fest. Dann beschwor er seine Waffe. Bata tat es ihm nach. Plötzlich hielt er eine doppelseitige Axt in den Händen. Er griff an und Kevin blockte. Er setzte wieder sein Feuer ein, und die Axt begann auch tatsächlich zu brennen. Doch Bata ließ sie nicht los, egal wie heiß sie war. Er war bereits zu nahe am Ziel. „Ich habe noch eine Überraschung für dich.“, verriet er und holte die Amulette von Emma und Emily hervor. Kevin machte sich aber keine Sorgen. „Du kannst sie nicht kontrollieren. Das können nur die Auserwählten.“, meinte er. Allerdings schien er Bata schlecht zu kennen. Seine Göttlichkeit verlieh ihm die Macht auch andere Amulette zu benutzen. Er hängte sie sich um und wurde dadurch noch stärker. Auch seine Axt wuchs. War er nun noch zu stoppen? Kevin gab nicht auf, sondern griff erneut an. Bata brauchte nur einen Faustschlag, um Kevin niederzustrecken und zu verletzen. Dieser wollte gleich wieder aufstehen, allerdings schmerzte sein Bein. War es gebrochen? Nein, er konnte es noch bewegen. Allerdings war er schwächer als der angebliche Gott. Bata ließ ihn einfach liegen und setzte seinen Weg fort. Er stand vor der Statue und suchte sie ab. Dann entdeckte er eine Öffnung. Das war der Platz, in dem er das Amulett legen musste. Kevin kroch auf allen Vieren auf ihn zu. Er konnte es nicht zulassen, dass Bata die Urfinsternis freisetzte. Doch es schien zu spät. Bata legte das Amulett in die Vorrichtung, und es gab eine kleine Eruption. Die Wand vor im bebte und gab eine Öffnung preis. Die Tür zur Urfinsternis. Kevin spürte eine unglaubliche Kälte und Hoffnungslosigkeit. Außerdem hatte er sich noch nie so einmal gefühlt. Kam das von der Dunkelheit vor ihm? Niemals konnte er es zulassen, dass auch Emma und seine anderen Freunde so fühlen mussten. Plötzlich sprach jemand zu ihm. „Kevin, es tut mir Leid. Bata hat meine Worte kontrolliert. Ich konnte dir nie die Wahrheit sagen.“, redete die Stimme. Kevin stutzte. War das Jonathan? Er musste sich sehr anstrengen, um mit ihm reden zu können. „Bitte erfülle meinen Wunsch. Du sagtest einmal, du respektierst mich genauso wie Bata. Du kannst mich nicht mehr reden. Versiegle Bata in der Welt der Finsternis. Nur so kannst du deine Welt retten.“, wollte er sich selbst opfern. Kevin war durchaus dazu bereit. Er sah, wie Bata die Urfinsternis in sich aufnahm. Nun gab er alles. Unter den größten Schmerzen stand er auf. Er biss die Zähne zusammen und torkelte auf Bata zu. Mit einem gewaltigen Stoß beförderte er ihn in die Kammer. Doch Bata stand wieder auf und rannte zum Ausgang. Er ahnte was Kevin grausames vorhatte. Es war zu spät. Kevin entfernte Kuks Amulett aus der Vorrichtung, und das Tor schloss sich. Bata war darin eingeschlossen. Nun sank Kevin wieder zusammen. Er hatte es geschafft. Allerdings hatte er dadurch auch Jonathan verloren. Er war unschuldig gewesen. Trotzdem half es nichts. Bata würde nie mehr aus der Welt der Finsternis zurückkehren. Um ganz sicher zu gehen, vergrub Kevin Kuks Amulett im Sand. Tief im Sand. Dann ließ er sich zurückfallen. Er war erschöpft. Doch schnell dachte er wieder an Emma. Er konnte ihr das nicht antun und nicht mehr zurückkehren. Er lief zum Eingang, doch das Portal war verschwunden. Wie sollte er Daut nun wieder verlassen? „Es muss doch eine Möglichkeit geben!“, jammerte Emma. Sie verschob die drei übrigen Amulette zichmal, doch nichts geschah. Das Portal blieb verschwunden. Connor hatte sich auf eine der Kirchenbänke gesetzt und sah ihr wortlos zu. „Es tut mir Leid.“, meinte er. Doch das wollte Emma nicht hören. Sie konnte Kevin nicht im Stich lassen. „Ich werde ihn niemals aufgeben! Ich liebe ihn!“, gestand sie Connor gegenüber. Doch auch das, brachte ihn nicht zum Reden. „Wirklich?“, hörte Emma nun eine vertraute Stimme. Hinter ihr stand Kevin. Ungläubig starrte sie ihn an. Auch Connor war überrascht. „Aber… wie?“, fragte sie verwirrt. Kevin zeigte auf sein Amulett. „Teleportation. Reinkommen ist schwer, aber rauskommen war einfach.“, berichtete er. Emma fiel ihm überglücklich die Arme. Connor interessierte mehr die Lage. Kevin konnte ihn jedoch beruhigen. Die Gefahr war gebannt. „Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht.“, verriet Emma. Kevin ging es ähnlich. „Ich mir auch um dich. Deswegen habe ich auch mein bestes gegeben.“, erzählte er. Connor gab ein genervtes Brummen von sich. „Küsst ihr euch heute noch mal, oder können wir nach Hause gehen?“, fragte er mürrisch. Kevin und Emma kicherten, erfüllten aber Connors Wunsch. Beide… . „Was tut ihr da?“, fragte Jas verdutzt. Kevin und Emma saßen auf dem Sofa im Café und sahen sich gerade einen Katalog über die Uni durch. „Wir informieren uns über das nächste Jahr.“, erklärte Kevin. Jas schüttelte seine Hände. „Nein, das meine ich nicht. Kevin, du hast deinen Arm um Emma gelegt.“, machte er seinen Freund darauf aufmerksam. Beide taten ganz unschuldig. „Tatsächlich? Habe ich gar nicht bemerkt.“, erwiderte er, ließ den Arm aber, wo sie war. Jas musterte beide skeptisch. „Trotzdem, das tun nur Leute, die zusammen sind. Anders wär’s irgendwie schräg.“, meinte er. Kevin und Emma gaben ihm Recht. „Und was ist mit dem?“, fragte Kevin und küsste seine Freundin. Jas klopfte auf den Tisch. „Das hättet ihr mir auch gleich sagen können. Ihr habt euch aber auch ewig Zeit gelassen. O.k, dann suche ich mir jetzt wohl besser neue Freunde.“, sprach er. Kevin und Emma sahen ihn fragend an. „Na, jetzt werde ich doch immer das dritte Rad am Wagen sein. Ich kenne das schon. Zwei Freunde kommen zusammen, und vergessen mich vollständig.“, sah es Jas bereits vor sich. „Ach, Jas. Da kannst du ganz beruhigt sein. Dich vergessen wir nie!“, beruhigten ihn seine Freunde. Damit gab er sich zufrieden. „O.k, was machen wir? Wir haben Ferien! Wie wäre es mit einem richtigen Jas-Tag? Der besteht aus faulenzen, kinogehen, faulenzen, shoppen, faulenzen und schlafen.“, schlug er einen Tagesplan vor. Doch Kevin musste ihn enttäuschen. „Tut mir Leid, aber ich habe mir vorhin ein Bahnticket besorgt. Ich… möchte ein paar Verwandte besuchen, die ich lange nicht mehr gesehen habe.“, verriet er. Jas seufzte und akzeptierte die Abfuhr. Dann ging er an den Tresen um Cola für alle zu besorgen. „Du willst zu deiner Schwester, nicht?“, hakte Emma nach. Kevin bejahte. „Ich weiß nichtmal, ob sie noch lebt. Ob Baal sich an die Vereinbarung gehalten hat. Oder ob alles umsonst durchgemacht habe.“, dachte er laut. Emma verstand den Jungen. „Wann fahren wir?“, hakte sie nach. Kevin verstand nicht ganz. „Wir? Du musst nicht mitkommen.“, meinte er. Doch davon wollte Emma nichts hören. „Vergiss es. Du bist jetzt nämlich nicht mehr allein.“, bestand sie darauf. Kevin war glücklich über diese Ansage. „Weißt du was? Eigentlich könntest du uns auch mit deinem Amulett hinteleportieren.“, fiel dem Mädchen ein. Kevin nickte zaghaft. „Ja. Aber anders dauert es länger. Außerdem muss ich mich an ein Leben ohne das Ding gewöhnen.“, wollte er damit sagen, dass er Zeit zum Nachdenken brauchte. Emma verstand das. Am Abend stiegen beide in den Zug ein. Die Fahrt dauerte mehrere Stunden und die beiden übernachteten im Bahnhofshotel. Als Emma am nächsten Morgen aufwachte war Kevin verschwunden. Sie suchte alles nach ihm ab, fand ihn aber nicht. Bestimmt war er bereits vorausgegangen. Als er aufwachte, konnte er einfach nicht mehr warten. Emma zog sich an und, bezahlte die offene Rechnung und fragte nach ihrem Freund. Wie sie es sich gedacht hatte, war dieser bereits auf dem Weg zum Kloster. Emma durchquerte das Dorf und machte sich an den Aufstieg des Berges. Sie hasste wandern, wollte Kevin aber unbedingt einholen. Oben angekommen schnaufte sie wie wild,und musste sich erstmal ausruhen. Dann entdeckte sie ihren Freund. Vor dem Kloster war ein Spielplatz angelegt worden. Kevin saß auf einer Schaukel und stieß sich immer wieder mit den Füßen ab. Emma schlenderte zu ihm. „Warst du schon drinnen?“, wollte sie erfahren. Kevins Verhalten verhieß nichts Gutes. Doch ihr Freund schüttelte den Kopf. „Nein, ich wurde aufgehalten. Als ich ein Kind war, habe ich hier immer gespielt.“, verriet er. Emma verstand. „Und wann war das? Gestern?“, wies sie auf die Schaukel hin. Sie konnte Kevin kaum tragen. „Es ist doch schön hier.“, fand er. Emma griff nach seiner Hand. „Du kannst aber nicht ewig hierbleiben. Du musst dich nach deiner Schwester erkundigen.“, meinte sie. Kevin gab ihr Recht. Er stand auf und marschierte auf das Kloster zu, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Dann hörte er Kinderschreie. Jemand lief auf ihn zu. Es war ein Kleinkind, das die Neuankömmlinge scheinbar begrüßen wollte. „Hallo!“, rief es vergnügt. Kevin stockte. „Sie… sie sieht aus wie meine Schwester. Aber noch viel jünger.“, sagte er zu Emma. Diese verstand die Situation auch nicht. „Joan!“, rief jemand nach der Kleinen. Es schien ihre Mutter zu sein. Vor dem Kloster tauchte nun eine Nonne auf, welche auf die Besucher zusteuerte. „Ich hoffe sie hat euch nicht belästigt.“, begrüßte sie die zwei. Als Kevin in ihr Gesicht sah, kamen alle Erinnerungen auf einmal zurück und sein Herz blieb fast stehen. „Emma?“, fragte er zögernd. Die Nonne und seine Freundin antworteten gleichzeitig. „Kenne ich dich?“, fragte die Nonne unsicher. Irgendwie kam ihr der Fremde bekannt vor. Kevins Freundin wollte bereits etwas sagen und Wiedervereinigung feiern, doch Kevin hielt sie davon ab. „Nein, ich glaube nicht. Ich bin nur hier um ein paar alte Freunde zu besuchen.“, erzählte er. Emma konnte nicht verstehen, wieso ihr Freund sich nicht zu erkennen gab. „Ich bin gleich wieder da.“, sagte dieser zu ihr und ließ sie allein. Emma spielte mit der Tochter von Kevins Schwester, bis dieser zurück war. Es war eigenartig. Im Inneren des Klosters hatte sich nichts verändert. Er kannte den Weg zu Adrian genau. Aber arbeitete er überhaupt noch hier? Kevin stieß die Tür zu seinem Zimmer auf, doch es war leer. „Ich habe auf dich gewartet.“, sagte nun eine Stimme hinter ihm. Kevin drehte sich blitzschnell um und erkannte Adrian. „Es ist lange her.“, begrüßte er ihn. Adrian pflichtete ihm bei. „Ja. Zehn Jahre. Du bist groß geworden. Aber warum bist du gekommen?“, wollte er erfahren. Kevin reichte ihm sein Amulett. „Deswegen. Ich möchte es zurückgeben.“, gestand er. Adrian verstand nicht ganz. „Es gehört dir.“, erinnerte er. An das Testament. Kevin nickte zaghaft. „Trotzdem, ich brauche es nicht mehr. Ich habe nun ein eigenes Leben.“, erzählte er. Adrian verstand und nahm das Amulett an sich. Er öffnete seinen Safe und verstaute es in der Schachtel. „Ich nehme an, du willst mir davon erzählen.“, sprach er. Kevin sah bedrückt zu Boden. „Ich wünschte das könnte ich. Aber es tut zu sehr weh hier zu sein. Ich werde heute noch abreisen. Ich wollte dir nur für alles danken.“, verabschiedete er sich sofort wieder. Adrian verstand und wünschte ihm alles Glück der Welt. Draußen spielte Emma noch immer mit Joan. „Wir gehen.“, tauchte Kevin wieder auf und informierte seine Freundin. Emma wollte nach dem Grund für die plötzliche Rückkehr fragen, sah aber, dass Kevin weinte. Er kniete sich zu Joan und strich ihr über das Haar. „Pass gut auf deine Mutter auf, ja?“, bat er die Kleine. Diese schien zu verstehen und nickte. Kevins Schwester hielt ihn zurück. „Du kannst jederzeit wiederkommen um deine Bekannten zu besuchen.“, bot sie ihm an. Hatte sie ihn etwa wiedererkannt? Kevin wollte sie nicht danach fragen. „Es war schön mal wieder hier zu sein.“, meinte er und drehte sich dann um. Ohne sich nochmals umzudrehen entfernte er sich vom Kloster. Emma griff nach seiner Hand und gemeinsamen stiegen sie den Berg hinunter. Kevin hatte nun Gewissheit, dass es allen, die er liebte gut ging. Das machte ihn glücklich, und er war bereit für sein neues, überfälliges Leben. Was es auch bringen würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)