Boku wa shiritai aisurutte donna koto von Kirihara_Kayare ================================================================================ Kapitel 2: May I stay here? --------------------------- Der König bedeutete ihnen mit einem Räuspern, sich aufzurichten. Er war ein alter, aber nicht minder erhaben als sein Sohn wirkender Mann. Seine goldenen Augen lagen sanftmütig auf Ryo, die ihm entgegenblickte, den Kopf noch immer leicht geneigt, als würde sie sich gleich wieder tief verbeugen wollen. “Wen hast du mitgebracht, Ryo Hoshitaka?” , fragte Jeong-ou. Ryo wandte sich an Shaolan und die anderen. “Das sind Kurogane, Shaolan und Fye. Sie sind gestern Abend angekommen und haben letzte Nacht bei mir verbracht.” , stellte sie die drei Reisenden vor. “Und dann ist da noch Mokona.” , meinte sie und genau in dem Moment sprang Mokona aus Kuroganes Kleidung, wo er sich bis jetzt versteckt hatte, auf ihre Schulter. Der König sah das weiße Wesen interessiert an. “Du kommst sicher von Yuuko-san, kleiner Mokona.” , meinte er. Mokona nickte. “Mokona wurde von Yuuko an Shaolan, Kurogane, Fye und Sakura gegeben, damit sie reisen können.” , entgegnete das kleine Wesen lächelnd. Der König nickte lächelnd. “Das ist typisch für Yuuko-san. Viele meiner jetzigen Untertanen kamen durch ihre Hilfe in dieses Land, weil sie sich ein Land wünschten, in dem sie Frieden finden würden. Geht es ihr gut? Ich habe schon lange keine neuen Mitmenschen in dieses Land bekommen.” Mokona schien ein wenig deprimiert nach dieser Frage. “Yuuko ist tot.” Das Lächeln wurde aus dem Gesicht des Königs gewischt. “Oh, das tut mir leid.” Und mit einem Räuspern wandte er sich an die drei Reisenden. “Nun denn. Da ich nicht weiß, wie lange ihr bleibt, schlage ich vor, ihr sucht euch eine Bleibe. Vielleicht lässt Ryo euch bei sich wohnen, aber hofft nicht zu sehr darauf. Sie nimmt die Reisenden immer nur für eine Nacht auf und schmeißt sie dann raus. Ich empfehle, im 21. westlichen Bezirk zu schauen, ob ihr einen Wohnort findet.” , sprach der König. Dann schickte er sie weiter zu einem seiner Schreiber, damit sie sich für ihren Aufenthalt in das Staatsbuch eintragen konnten. “Schmeißt du uns echt raus, Ryo-chan?” , fragte Fye das Mädchen. Ihr Blick war seid den Worten des Königs unverändert kühl und abweisend gewesen. “Ich habe euch aufgenommen, da ihr keinen Schlafplatz für die Nacht gefunden hättet. Jetzt schicke ich euch natürlich weg. Ich will keine Menschen in meiner Umgebung haben.” Damit ließ sie die drei Reisenden und Mokona im Büro des Staatsbeamten zurück. “Was war das denn?” , fragte Kurogane, während er sich in das Staatsbuch eintrug. Shaolan und Fye zuckten nur fragend mit den Schultern. Der Beamte seufzte. “So ist Ryo immer. Sie möchte keine Bindung zu anderen Menschen aufbauen. Damals, als sie herkam, war sie ein schätzungsweise vierjähriges Mädchen, vielleicht auch fünf, wer weiß. Und immer schon hat sie erst den Menschen weis machen wollen, dass sie mit ihnen eine Art Freundschaft aufbauen wolle. Aber dann, ganz plötzlich bricht sie jeden Kontakt ab. So hat sie es auch mit Prinz Yuhin gemacht, als die beiden noch kleine Kinder waren.” Shaolan, Kurogane und Fye hatten sich schweigend die Erzählung des Beamten angehört. “Ryo-chan muss aber ganz schöne Angst vor Bindungen mit anderen Menschen haben.” , meinte Fye. “Ach ja, wie ist das mit den Bezirken hier zu verstehen, Herr Beamter?” , fragte er dann noch, bevor sie gingen. “Ich verstehe die Karte nicht.” , meinte Fye und reichte sie an Kurogane weiter. Der sah auch nur fragend auf das Papier mit der Zeichnung einer Karte. Shaolan bekam sie in die Hand. “Ich kann das auch nicht lesen.” , seufzte er bedrückt. Sie suchten sich grade den Weg zurück aus dem Schloss zum Marktplatz. Als sie an der Brücke ankamen, saß auf deren Brüstung Ryo. “Hey, ihr da. Soll ich euch in den 21. Westlichen Bezirk bringen?” , rief sie ihnen entgegen. “Das wäre sehr nett von dir, Ryo-chan.” , meinte Fye grinsend. “Wir verstehen nämlich diese Karte nicht.” Ryo nahm Shaolan die Karte aus der Hand. “Kein Wunder. Sie ist in der Landessprache des Königs verfast. Nicht mal ich kann das lesen, auch wenn ich die Sprache fließend sprechen kann.” , meinte sie und zerriss die Karte. Die Schnipsel legte sie in eine der Laternen, wo sie nachts sicherlich verbrannt wurden. Jenseits des Tores empfing sie der Markt und die eisige Kälte des Winters. Mokona verkroch sich schon wieder unter der Kleidung von Kurogane. Ryo bog sofort scharf nach rechts ab, um dem Marktrummel zu entgehen. Sie führte die Reisenden durch Seitenstraßen. “Wie sind die Bezirke hier aufgebaut, Ryo?” , fragte Shaolan, während er versuchte, sich den Weg zu merken, was er bald aufgab. “Es gibt 66 Bezirke. Der Marktplatz und das Schloss bilden den ersten Bezirk. Der Tempelbezirk, in dem ich lebe, bildet den 33. Bezirk. Und dann gibt es die Bezirke eins bis 32 westlich und eins bis 32 östlich vom Schloss aus gesehen. Ihr müsst euch eine Übersichtskarte in eurer Sprache besorgen, sonst kann ich euch auch nicht weiterhelfen.” , erklärte sie. “Hast du sowas nicht?” , fragte Fye lächelnd. Insgeheim hoffte er aber, ähnlich wie Shaolan und Kurogane, dass sie einfach sagen würde, dass sie sie immer rumführen würde. “Nein. Sowas besitze ich nicht mehr.” , war ihre knappe Antwort. Einige Zeit gingen sie schweigend ihres Weges. Dann blieb Ryo vor einem großen, aus Stein gebauten Haus stehen. “Hier müssten ein oder zwei Zimmer für euch frei sein, wenn nicht zufällig etwas mir unbekanntes passiert wäre.” Und damit klopfte sie an die Tür des Gebäudes. Eine ältere Frau mit Mondgesicht öffnete und als sie Ryo sah, strahlte sie freundlich. “Ryo, bringst du mir neue Gäste für meine bescheidene Stube?” , fragte die Frau. Ryo nickte. “Dann kommt rein, ihr Lieben. Euch muss doch kalt sein. Auch wenn Ryos Kimonos eine exzellente Qualität haben. Die Stoffe in diesem Land sind einfach zu dünn, um dem kalten Winter zu trotzen.” Ryo kam mit in das Haus. Es schien ein Gasthaus zu sein, denn sie betraten sofort eine große Stube mit vielen Tischen und einer kleinen Theke. In der hinteren, linken Ecke führte eine Treppe nach oben in den ersten Stock. “Ihr könnt sofort eure Zimmer beziehen. Da einer meiner Gäste gestern das Land verlassen hat, habe ich sogar ein drittes Zimmer frei.” , meinte die nette Frau und stieg die Stufen der Treppe hinauf. “Ah, das ist sehr freundlich von Ihnen.” , sagte Fye. Aber dann wandte er sich an Ryo. “Aber wir müssen noch unsere Sachen von dir holen.” Ryo winkte ab. “Die lasse ich euch schon bringen. Ihr müsst nicht durch diese Kälte laufen. Ist besser für euch.” Kurogane und Shaolan waren sichtlich dankbar dafür, dass sie nicht mehr in das kalte Wetter zurück mussten, denn nachdem sie die frühlingshaften Temperaturen des Palastes gespürt hatten, war ihnen die Kälte des Winters nur noch mehr unter die Haut gefahren. Aber Fye schüttelte den Kopf. “Mir macht die Kälte nichts. Ich komme mit dir und hole unsere Sachen selber ab.” Ryo sah Fye ins lächelnde Gesicht. “Wenn du unbedingt willst.” , gab sie schließlich mit einem Seufzer nach. Dann wandte sie sich zur Tür und trat hinaus. “Aber dann komm auch, Fye D. Flourite.” , rief sie ungeduldig. Fye folgte ihr sofort. “Komme schon.” , flötete er grinsend. “Na, wenn das mal gut geht.” , murrte Kurogane und setzte sich an einen der Tische im hinteren Teil der Schankstube. Fye folgte Ryo mit zwei Schritten abstand. Aber sein Lächeln und seine Stimme hat er nicht verloren, trotz der kalten Art des Mädchens. “Und wieso lässt du dir dann nicht von den Leuten in der Stadt helfen?” Fye hatte sie gefragt, ob sie morgen Zeit hätte, ihnen die Stadt noch etwas genauer zu zeigen. Sie hatte mit einem schroffen ‘Ich habe zu tun. Muss den Tempel aufräumen.’ geantwortet und ihm damit, leider ungeglückter Weise, sagen wollen, er solle sie in Ruhe lassen. “Weil ich für den Tempel zuständig bin. Yuhin ist ja nun einmal ein Prinz. Wäre der Kerl doch bloß ein Mädchen.” , entgegnete sie mit einem genervten Seufzer. “Du bist so abweisend heute.” Fye schmollte und schob die Unterlippe etwas vor, um seine Worte noch durch seine Mimik zu unterstreichen. Aber Ryo sah ihn nicht einmal an. Es dauerte eine Weile, bis sie in ihrem Haus ankamen. Aber den Rest des Weges hat Fye geschwiegen. Kurze Zeit später hatte er alle Sachen von Shaolan, Kurogane und sich zusammengepackt. “Alles andere müsste Mokona haben.” , meinte er und wandte sich an Ryo. “Danke für die Tragetasche.” Ryo stand die ganze Zeit an der Schiebetür. Mit verschränkten Armen und kühlem Blick beobachtete sie ihn. Die Sonne ging früh unter im Winter und im Abendlicht glühten ihre Augen wie Kohlen. “Geh einfach, Fye D. Flourite.” , sagte sie. Ihre Stimme klang nicht unfreundlich, nicht abweisend. Eher leer und emotionslos. “Kann ich nicht hier bleiben? Draußen wird es schon dunkel.” Flehend und spielerisch sah er sie an, wie es einfach seine Art war. Oder aber gewesen war? Hatte er sich nicht geändert? “Raus!” , schrie sie ihn nun fast an. Fye nahm die Tasche und stand auf, blieb aber eine ganze Weile noch stehen. Er sah nur tief in ihre Augen. “Deine Augen sind auch von Schmerz gefüllt.” , flüsterte er. “Raus.” , wiederholte sie, ohne auf sein Geflüster einzugehen. “Dabei würde ich dir gerne helfen und ein Freund für dich sein.” Fye seufzte, schloss die Augen und hörte das dritte ‘Raus!’ des Abends. Fye gehorchte endlich. Er sah ein, dass er hier nichts tun konnte. Als er direkt neben ihr herging, flüsterte er aber noch: “Du bist nicht alleine, Ryo-chan.” Sie schloss sofort die Schiebetür. Fye warf einen Blick über die Schulter, bevor er ging. Wieso hatte er das gesagt? Was war bloß in ihn gefahren? Sie wollte keine Hilfe, also wieso bemühte er sich so? Sie wollte keinen Kontakt zu anderen Menschen. Was wollte sie überhaupt? Langsam glaubte er, sie würde es auch nicht wissen. Und während er zurück zu dem Gasthaus ging, erinnerte er sich an den letzten Abend. Wie sie ihm die Decke gebracht hatte und sie gemeint habe, sie warte auf jemandem, der ihr sagen kann, wer sie ist. Und er schwor sich einfach, ihr zu helfen, ob sie es wollte oder nicht. “Kann ich nicht hier bleiben?” Rote Augen unter schwarzen, fransigen Haarsträhnen sahen in das liebenswürdige Gesicht einer Frau. Das Gesicht des Mädchens war blut- und dreckverschmiert und doch erkannte man, dass dieses Mädchen niemandem wehtun würde. Nicht aus eigenem Antrieb. “Draußen wird es doch schon dunkel, Tantchen.” Die flehenden Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen. “Wer bist du, Fye?” Ryos Stimme erstickte in einem Schluchzer. Sie hatte sich auf dem Futon zusammengerollt, auf dem der Blonde die Nacht zuvor geschlafen hat. “Wer bist du, dass du meinst, mir helfen zu müssen?” Das Kissen wurde von Tränen benetzt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wer meint, er habe schon erkannt, worauf das alles hier hinausläuft? Wer, wer? Der kann jetzt zu mir kommen und sich Schokolade abholen. Als Belohnung. Muss ich irgendwas zum Kapitel an sich sagen? Naja, Ryo hat die Jungs und Mokona rausgeschmissen und in ein Gasthaus gebracht. Und Fye weiß nicht, wieso und vorallem womit er diesem Mädchen helfen will. Aber eins ist sicher. Er fragt sich, wer sie ist. Und sie fragt sich, wer er ist. Irgendwie fast schon philosophisch... Ich bin an sich nciht gut darin, Menschen zu durchschauen, aber in Fye konnte ich immer lesen, wie in einem Buch. Und genau deswegen kann Ryo das nicht. Sie hat in Shaolan und Kurogane gelesen, was ihr Herz bedrückt, aber Fyes Augen waren zu tief, um seine Seele ergründen zu können. Oh mein Gott... Ich verkomme in meiner Philosophie! Tut mir Leid! Liebe Grüße Eure Kirihara_Kayare Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)