Der schwarze Engel von Thaea (Von Schatten und Dämonen) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Was für eine unerwartete Wendung. Er neigte das Haupt vor ihr. „Vergebt mir Durchlaucht!“ Lächelnd krempelte sie ihren Ärmel wieder runter. „Ich vergebe dir. Du konntest es ja nicht wissen.“ Sie sah in den Himmel und dann wieder zu ihm. „Und nun Dämon muss ich mich verabschieden. Meine Pflichten rufen mich. Es war interessant mit dir zu plaudern!“ Sie lächelte. „Das Vergnügen war auf meiner Seite Durchlaucht!“ Sie nickte und verschwand dann. Nun da er wusste wer und vor allem was sie war, sah er auch wovon sie umgeben war. Dämonen hatten nur einen beschränkten Blick in die Schattenwelt. Es sei denn sie konzentrierten sich darauf. Er tat es nun und sah wie die Schattenfürstin mit ihrem kleinen Gefolge vom Turm verschwand. Jetzt ergab der Witz beim Essen natürlich einen Sinn. Eine ruhige Nacht würde sie kaum haben, eine angenehme schon. Schatten schliefen nicht, niemals. Doch nun war es auch für ihn Zeit zu verschwinden. Er nahm wieder die Gestalt einer Krähe an und verließ den Turm. Eine Schattenfürstin! Wenn er das gewusst hätte, wäre er ganz anders an die Sache rangegangen. Nun war die erste Runde an sie gegangen. Aber aufgeben würde er nicht, ganz im Gegenteil, jetzt war sie noch begehrenswerter geworden. Er flog eine Weile bis er bei einer ganz ähnlichen Burg ankam. Hier lebte eine Bekannte von ihm schon einige Jahre. Sie hatte mit dem Grafen einen Vertrag geschlossen, dass sie alle Feinde des Grafen fern hielt und gab sich dazu als dessen Frau aus. Sie genoss ihr Leben in vollen Zügen. Von Zeit zu Zeit besuchte er sie. Und sie hatte ihn schon vor einigen Wochen gebeten mal wieder vorbei zu kommen. Diesem Wunsch wollte er heute nachgehen. Er fand sie im Kaminzimmer. Ein halbtoter Mann lag zu ihrem Füßen und sie wollte ihm zweifellos gerade den Gnadenstoß geben, als er den Raum, wieder in menschlicher Gestalt, betrat. Überrascht drehte sie sich um und dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Du bist es! Wie schön dich zu sehen!“ Sie ließ den Mann zu Boden gehen und trat über ihn hinweg. „Ich hoffe ich störe dich nicht bei irgendetwas.“ Er sah zu dem Mann am Boden. „Hilf mir!“ krächzte er und streckte die Hand nach ihm aus. Sie trat auf die Hand, ein Schrei erfüllte den Raum. „Keineswegs, er kann warten!“ Sie setzte sich und deutete auf einen anderen Sessel. „Es ist lange her mein Freund. Ich dachte schon du wärst sesshaft geworden, weil du dich solange nicht gemeldet hast.“ Sie leckte das Blut von ihren Fingern. „Ich befand mich tatsächlich auf einer Spur, dies betreffend.“ Eine ihrer Brauen fuhr in die Höhe. „Nein tatsächlich!“ sagte sie und lächelte. „Auf die Geschichte bin ich ja sehr gespannt! ... Doch was bin ich für eine schlechte Gastgeberin. Kann ich dir etwas anbieten? Wein oder etwas Stärkeres?“ Ihr Lächeln zeigte deutlich, was sie damit meinte. Auch sein Blick glitt zu dem Mann am Boden, der vor Schmerz immer wieder stöhnte. „Nein danke, Wein reicht vollkommen!“ „Wie du wünscht!“ Sie klingelte und kurz darauf erschien eine Magd. „Bring Wein und Gläser für mich und meinen Gast. Danach wünsche ich nicht mehr gestört zu werden!“ „Se… Sehr wohl!“ sagte sie zitternd und verließ den Raum dann wieder. „Ist es gut, wenn sie dein Hobby kennen?“ fragte er und deutete auf den Mann. Doch sie winkte ab. „Sie hat nichts gesehen. Außerdem gehört das…“ Sie deutete zu dem Mann. „Zu meinen Vertragspflichten!“ „Die natürlich selbstlos erfüllst!“ „Selbstverständlich. Und ein bisschen Spaß sollte doch auch für mich dabei sein!“ Sie lächelte, er tat es ebenfalls. Er wusste genau welche Freude sie daran hatte. Sie konnte ein sehr grausames Wesen sein, ein Dämon wie die Menschen ihn sooft beschrieben. Die Magd kam wieder und brachte den gewünschten Wein. Mit zitternden Händen stellte sie ihn auf den kleinen Tisch. „Du kannst jetzt zu Bett gehen!“ sagte die Burgherrin. Das Mädchen nickte nur und verschwand dann mit einer kleinen Verbeugung. Wahrscheinlich würde sie die ganze Nacht betend unter ihrer Decke verbringen. „Dummes kleines Ding.“ Sagte sie und füllte den Wein ein. „Mal sehen wann die Pfaffen sie holen, weil sie Dämonen sieht!“ Er nahm sein Glas entgegen. „Verdächtigen sie dich wirklich nicht?“ Sie legte ihren Kopf schief und sah ihn unschuldig an. „Warum sollte man mich denn verdächtigen? Ich bin eine einfache Frau, die den Wünschen ihres Mannes gehorcht!“ Er musste lachen. „Du beherrscht deine Rolle wirklich perfekt.“ „Vielen Dank. Aber nun genug von mir. Du sagtest du hättest jemanden gefunden an den du dich binden möchtest!“ Sie versuchte gar nicht erst ihre Neugier zu verbergen. Er nahm einen Schluck. „Ja das habe ich. Ich habe nur etwas vorschnell gehandelt!“ Er seufzte. „Hm? Wie das? Ist die Person bereits tot?“ „Oh nein, das meinte ich nicht. Nein der Zeitpunkt sich zu zeigen war noch nicht gekommen!“ „Wenn sie dich abgelehnt hat muss die Person aber einen starken Willen gehabt haben. Selbst wenn der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen war!“ Er fuhr mit einem Finger um den Glasrand. „Oh ja, einen starken Willen hat sie!“ sagte er leise. Sie lehnte sich gespannt vor. „Warum hat sie dich denn abgelehnt?“ „Weil ich ihr nichts anbieten konnte, was sie nicht schon hat!“ gestand er. Die Burgherrin sah ihn verwirrt an. „Das ist unmöglich. Kein Mensch kann den Diensten von uns Dämonen etwas entgegen bringen!“ „Ein Mensch nicht. Schatten schon!“ „Schatten?“ fragte sie verwundert. „Aber Schatten dienen keinem Menschen. Sie dienen nur ihren Fürsten oder der Königin selbst.“ Sie legte einen Finger an die Lippen. „Sie dienen keinem Menschen. Aber wir verbünden uns nicht mit Schatten. Wie merkwürdig!“ Sie sah ihn an und dachte nach. „Klärst du dieses Rätsel für mich?“ „Sehr gern!“ Er räusperte sich. „Eine junge Frau, nicht Mensch, nicht Schatten. Der Fluch blieb unvollendet!“ „Ein Halbwesen also.“ Sie legte ihren Kopf wieder schräg. „Ich dachte nur Engel hätten es mit Halbwesen. Wie kann ein Dämon auf sie kommen?“ „Weil sie kein gewöhnliches Halbwesen ist. Jede andere Seele würde daran zu Grunde gehen. Diese ständige Belastung zwischen den Welten und das ohne Pause. Sie hat die menschliche Fähigkeit des Schlafens verloren und wandelt ununterbrochen. Und doch ist ihre Seele nach 10 Jahren noch immer vollkommen!“ Ein Lächeln zierte ihre Lippen. „Du bist ja richtig besessen von ihr!“ stellte sie ruhig fest. „Ich stimme dir zu, das klingt mehr als nur interessant… Doch wieso dienen die Schatten ihr?“ „Sie ist eine Schattenfürstin!“ „Das erklärt es natürlich.“ Sagte sie leise. „Und wie lautet ihr Name?“ „Prinzessin Anna von Weitelburg!“ „Ah die verfluchte Prinzessin. Ich habe schon viel von ihr gehört, aber sie noch nie gesehen. Man sagt sie habe ein schwarzes Auge mit dem sie den Menschen in die Seele blickt!“ „Ihr linkes Auge. Du weißt der Schattenfluch beginnt immer auf der Herzseite zu wirken.“ Sie lachte. „Uhi ist das spannend. Das ist wirklich mal eine Abwechslung, aber…“ Die Tür ging auf. Beide Dämonen sahen hin. Wer würde es wagen sie zu stören? Doch ihr Blick wurde augenblicklich heller. „Richard was für eine Überraschung. Möchtest du dich zu uns gesellen?“ fragte sie fröhlich. „Hast du deine Aufgabe erledigt?“ fragte Richard im Gegenzug und sah auf den Mann am Boden. Sie sah zu ihm und dann bedauernd zu ihrem Vertragspartner. „Er ist noch am Leben. Aber ich versichere dir, zu keinerlei böswilligen Taten mehr in der Lage!“ Richard nickte. „Was ist nun, möchtest du dich zu uns gesellen?“ Er trat unsicher einen Schritt in den Raum. „Ihr habt von Anna von Weitelburg gesprochen? Ist der schwarze Engel auch mit Dämonen im Bunde?“ „Der schwarze Engel?“ fragte er verwundert. Richard nickte. „Das ist ihr Titel im Volk.“ „Ach sie ist das!“ rief die Burgherrin dazwischen. „Ich hatte keine Ahnung, dass die Prinzessin dahinter steckt. Wenn das so ist, kenne ich sie ebenfalls!“ „Schwarzer Engel ist ein sehr merkwürdiger Titel!“ stellte er fest. „Allerdings. Ein sonderbarer Titel für eine sonderbare Person.“ Sagte sie. Richard hatte den Raum inzwischen wieder verlassen. „Er wirkt recht schwächlich!“ stellte er fest. Sie seufzte bedauernd. „Ja er hat ziemlich Federn gelassen. Seit sein Sohn und Bruder ihn stürzen wollten, ist er sehr ängstlich geworden. Dabei kann ihm doch gar nichts passieren!“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber zurück zu ihr. Allem Anschein nach, hast du noch nie etwas vom schwarzen Engel gehört?“ „Nein, der Titel ist mir noch nie begegnet.“ „Nun wenn sie dich so interessiert. Hier habe ich jemanden, der sie gut kennen müsste. Martin!“ rief sie und Augenblicklich erschien ein älterer Mann. „Ihr habt gerufen?“ „Mein Freund hier ist sehr interessiert an der Geschichte Annas von Weitelburg!“ Er verneigte sich und sah dann zu ihm. „Prinzessin Anna von Weitelburg war immer ein gut behütetes und liebes Kind. Sie hat keinerlei Grund geliefert für Hexen interessant zu sein. Außer einen. Ein Freund von ihr, ein Junge im gleichen Alter namens Alexander, war der Sohn einer Hexe. Einer sehr begabten Hexe. Sie gehörte zu dem Zirkel der die Schattenkönigin verbannt hat.“ Martin seufzte. „Durch üblen Verrat wurde der arme Junge getötet und der Hexe die falsche Information gegeben, der Graf hätte ihn töten lassen, weil er ihn loswerden wollte. Weil er kein guter Umgang für seine Tochter war. Die Hexe war voller Zorn und verschaffte sich Zugang zur Prinzessin. Sie wollte dem Grafen das gleiche antun, was er ihr angetan hatte. Auge um Auge, das Kind sollte sterben. Aber nicht irgendwie. Sie begann den Schattenfluch zu sprechen. Doch sie wurde unterbrochen, der Fluch nicht vollendet und Anna in ein Halbwesen verwandelt.“ Er machte eine Pause. „Man rief mich als Arzt hinzu. Die Prinzessin hätte Halluzinationen. Sie sehe und höre Dinge, die es nicht gab. Ich eilte zu ihr und erkannte was sie war. Ein Mensch mit der Fähigkeit in die Schattenwelt zu sehen, mit ihrem so viel genannten schwarzem Auge. Ich sagte ihrem Vater sie wäre auf diesem Auge blind. Und sie hat diese Ausrede weiterverwendet. Doch instinktiv wissen die Menschen, dass sie sehr wohl damit sehen kann und zwar direkt in ihre Seelen.“ Martin seufzte noch einmal. „Ich hatte leider nicht die Möglichkeit sie lange zu begleiten. Ich fiel demselben Verräter zum Opfer wie der junge Alexander und ihre Erzieherin. Ein Mann namens Anton, der nach dem Titel des Grafen trachtet, wollte alle Menschen aus dem Weg räumen, die Anna nahestehen. Er will sie, die einzige Erbin des Grafen, aus dem Weg räumen. Aber er darf sie nicht direkt töten. Nur hat er sich mit seinen Plänen eine Gegnerin geschaffen, der er keineswegs würdig ist!“ Stolz klang aus Martins Stimme. Man hörte deutlich, wie stolz er auf die Prinzessin war. „Nachdem ich weg war, trat ein Schatten an Anna heran und ihre wahre Ausbildung begann. Das war dann auch das erste Auftreten des schwarzen Engels. Zu Anfang überbrachte sie den Familien der Schatten nur die Nachricht, vom angeblichen Tod ihrer Angehörigen. Dann, nachdem sie zur Schattenfürstin wurde, begann sie auch Jagd auf Hexen und Hexer zu machen, die ihre Kräfte missbrauchten. Vor allem jene die den Schattenfluch nutzten. Auf der anderen Seite wurden ebenso Hexenjäger die ihr Amt missbrauchten und Ankläger, die nur aus persönlichen Motiven Unschuldige anklagten, zu Opfern ihrer eigenen Taten. Gleichzeitig schützt sie die Herrschaft ihres Vaters und beschützt ihr Land vor schädlichen Einflüssen. Der schwarze Engel ist unter dem Volk ebenso beliebt, wie gefürchtet. Niemand weiß wer sie ist oder was ihre Ziele sind.“ Damit schloss er seinen Bericht. „Ich denke nicht, dass sie ein Ziel hat, außer Gerechtigkeit zu stiften. Was auch immer das für sie sein mag!“ sagte die Burgherrin und zeigte Martin an, dass er wieder gehen könnte. Mit einer Verbeugung verließ dieser dann den Raum. „Sie will das Beste für ihr Land!“ sagte er und erinnerte sich an das Gespräch zwischen Vater und Tochter. ‚Ich kenne meine Pflichten Vater, du musst mich nicht an sie erinnern!‘ hatte Anna gesagt. Ihr Vater hatte gar keine Vorstellung was er seine Tochter alles zu verdanken hatte. Nachdenklich blickte er auf sein Glas zurück. Es stimmte, ein wirkliches Ziel war in ihren Handlungen nicht zu erkennen. Sie war ein Schatten, sie würde sich nicht verändern. Sicher die Sicherheit ihres Landes und ihres Volkes, aber das würde niemals zu einem Ziel führen. Es würde immer Gefahren geben. Nein, es musste etwas anderes geben. Irgendetwas das zu Ende geführt werden konnte. Ansonsten würde diese wunderbare Seele am immer gleichen Trott zu Grunde gehen. „Worüber denkst du nach?“ „Ihre Ziele.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht will sie ja die neue Schattenkönigin werden.“ Sagte sie ungerührt und nahm einen Schluck Wein. Er lächelte. „Ich werde es schon herausfinden!“ Auch sie schmunzelte. „Ich sehe, du gibst nicht auf.“ „Oh nein, ihre Seele werde ich gewiss nicht aufgeben!“ sagte er. „Dann bleibt mir nichts anderes, als dir Glück zu wünschen!“ Sie prostete ihm zu. Auch er hob seinen Kelch. Den Rest der Nacht verbrachten sie mit anderen Themen. Dingen die für die Ohren von Menschen nicht geeignet waren und die Dämonen nur besprachen, wenn sie unter sich waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)