All I want... von Okkasion (...is my freedom) ================================================================================ Kapitel 2: Mukti ---------------- 1947 Heute… heute war der Tag der Entscheidung. Heute würde sich entscheiden, ob sich die Mühen der Englischen Kolonie gelohnt hatten. Ob sie endlich, nach so vielen Jahren – Nein, Jahrhunderten ihre Freiheit wiedererlangen würde. So oft hatte sie es versucht, so oft war sie gescheitert, schon auf dem Weg wieder unterworfen worden. Doch diesmal war es anders. Sie würde sich derartiges nicht noch ein einziges Mal bieten lassen. Sie hatte gelernt. War stärker geworden. Ihr Volk war stärker geworden. Zwar keine militärische oder körperliche Stärke…Aber Willensstärke. Sie waren durchsetzungsfähig. Sie würden es schaffen. Entschlossen blickte die Kolonie aus dem Fenster des Hauses, ihres Hauses, der langsam aufgehenden Sonne entgegen. Bald war es so weit… ~*~ Entnervt schritt England durch die Straßen der Metropole, der Hauptstadt seiner Kolonie. Die Straße war brechend voll mit Menschen, Arthur hatte Mühe wirklich voranzukommen. Warum musste er sich überhaupt durch diese verdammte Stadt quälen?! Arthur zischte wütend, als er von einem der Passanten angerempelt wurde. „Verdammter Idiot…“ Alles wieder wegen dieser einen verdammten Kolonie… Andauernd versuchte sie ihre Freiheit wiederzuerlangen. Konnte sie nicht einfach einsehen, dass das alles nichts nützen würde? Konnte sie wirklich nicht einsehen, dass sie gerade dazu verurteilt war erneut zu scheitern? Gut, sie war verdammt stur. Aber ihre ganze Sturheit und Verbohrtheit würde ihr hier nicht helfen. Es war so gut wie beschlossene Sache, dass sie wieder scheitern würde, zu oft hatte Arthur es geschafft sie mit halbherzigen Versprechen abzuwiegeln. Warum sollte es diesmal nicht auch so verlaufen? Andererseits… falls sie wirklich frei würde –für Arthur eigentlich keine Option- wäre es dann ein Verlust? Das Land hatte Potential, dass stimmte wohl und England konnte es hervorragend zum Ex- und Import nutzen. Einige wertvolle und auf dem europäischen Absatzmarkt beliebte Güter wurden hier angebaut und hergestellt. Arthur hätte nichts wirklich Schlechtes zu sagen gehabt, hätte sich nicht in letzter Zeit herauskristallisiert, dass die Einheimischen nicht sonderlich auf Handel aus waren. Seit diesem… diesem verdammten Revolutionär war die Kolonie mitsamt seinen Bürgern unkooperativ geworden, die Exporte den Bach hinunter gegangen. Versuchten ihre Freiheit statt durch militärische Mittel mit solchen Trivialitäten zu erlangen. Wobei… so trivial war dieses Problem inzwischen gar nicht mehr… Zudem Spitze sich die Lage auch innerhalb des Landes immer mehr zu, es kam zu Demonstrationen. Ja, es musste etwas getan werden… Unabhängigkeit war aber vielleicht etwas weit hergeholt. Arthur fluchte, als ihn eine ganze Traube Menschen an den Straßenrand drängte. Verdammte… Waren sogar noch unfreundlicher als die Amerikaner. Hoffentlich würde er bald hier rausfinden, die Verhandlung hinter sich bringen und diesen ganzen Quatsch, so wahr er hier stand, für alle Mal beenden…. War ja nicht auszuhalten, wie anmaßend sie war… Nach so vielen Jahren. In Gedanken versunken verweilte Arthur noch ein bisschen an der Hauswand, an die er gedrängt worden war. Aber… war es nicht bei jeder Kolonie so gewesen? Schier ewig hatten einige seiner Kolonien unter seinem Einfluss gestanden und irgendwann waren sie ihm doch alle in den Rücken gefallen. Sei es im Zweiten oder Ersten Weltkrieg gewesen… oder sogar noch früher. Vor seinem geistigen Auge spielte sich wieder die Szene ab, die er so oft zu verdrängen versuchte und die sich trotzdem irgendwie den Weg in seine Erinnerung bahnte. Er, dem Vereinigte Königreich, durchnässt vom Regen, schmutzig und durch und durch von Gefühlen überwältigt und… Und Alfred, der ihm das alles angetan hatte. Dieser Name transportierte ihn zurück in die Wirklichkeit. Gott, wie er diesen Namen, diesen einen Amerikaner hasste! Mit ihm hatte das ganze Übel begonnen. Dank seiner ehemals liebsten Kolonie, heute größter Verfechter der Freiheit und des Kapitalismus, hatte mit seiner tollen Unabhängigkeitserklärung eine regelrechte Welle an Versuchen andrerer Kolonien, die Unabhängigkeit zu bekommen ausgelöst… Warum waren seine meisten Probleme immer auf eine seiner verdammten Kolonien zurückzuführen? Von wegen selbst verschuldetes Unglück… ~*~ Aufgeregt, wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag wartete die Kolonie, dass es endlich Zeit würde, dass die Verhandlung endlich begann, dass sie frei werden würde. Bald war es so weit. Bald. Denn noch immer saß sie in ihrem Haus, blickte aus dem Fenster, wartete einfach nur, die Gedanken kreisten nur um ein einziges Wort. Frei. Der süße Duft der Freiheit… Oft hatte sie davon geträumt. Doch wie würde es wirklich werden? Würde sie es schaffen, sich als eigenständiges Land zu etablieren, nach so vielen Jahren der Kolonialzeit, der Besetzung, der Unterdrückung? Aber gleichzeitig auch nach so vielen Jahren der finanziellen Sicherheit, dem Bewusstsein, dass England sie nie –so schlimm die Lage auch war- aufgeben durfte? Kurze Gedanken des Zweifels wallten in ihr auf. Sie wusste, dass es die richtige Entscheidung war… Ihre Leute, sie selbst wollte Freiheit, keine unwichtige Kolonie mehr sein… Doch man musste auch an die Zukunft des Landes denken. Hier gab es so viele Menschen, so viel Armut… Und so wenig Emanzipation! Ein letzter, kurzer Blick aus dem großen Fenster, ein Blick zum Horizont. Ein letzter, kurze Gedanke, eine letzte Überlegung. Eine letzte Entscheidung. Sie würde unabhängig sein. Entschlossen drehte sich die junge Frau vom Fenster weg und ging bedächtig zu ihrer Haustür, legte ihre Hand auf die Klinke. Sie war bereit. Jedenfalls mental. Schnell ließ sie noch ihren Blick über ihre Kleidung schweifen. Nichts vergessen. Sie trug, symbolisierend für ihren Nationalstolz keines dieser langweiligen westlichen Frauenkleider, sondern ihr traditionelles Kostüm, das nun auch ordentlich saß. Ob ihr dieser Aufzug etwas nützen würde war fraglich... Aber einen Versuch war es wert. Sie öffnete die Tür, trat hinaus und machte sich beschwingten Schrittes auf dem Weg zum Gebäude, in dem die Verhandlung stattfinden würde. ~*~ Als Arthur endlich im Regierungsgebäude, speziell dem Raum der Verhandlung, seiner Kolonie ankam erwartete man ihn bereits schon. Zwar war weit und breit kein Politiker zu sehen, aber seine Kolonie war bereits da. Im traditionellen Aufzug, als wollte sie England damit eins auswischen wollen. Lächerlich. Das einzige, was ihn wirklich daran störte waren diese Unmengen an Armreifen, die bei jeder Bewegung der impulsiven, jungen Frau auf die nervtötendste Weise klimperten. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit Alfred. Schrecklich nervtötend. „Was machst du denn schon hier?“, kam die mehr oder weniger erstaunte Frage seiner Kolonie. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen…“, murrte Arthur nur, er war nicht sonderlich an einem Gespräch interessiert. Nun, seine Kolonie sah das offenbar anders. „Ich bin hier, weil ich nicht sooft hierherkommen kann. Du weißt ja, hier hat man Frauen nicht so gerne.“, sagte sie schnippisch und wartete offenbar auf eine Reaktion von Arthur, der sich eben entnervt auf einen Stuhl am Verhandlungstisch hatte fallen lassen. „Ich hätte dich hier auch nicht hereingelassen… Nicht solange du noch unter meiner Kontrolle stehst.“ „Arthur.“, begann sie und sprach den Namen mit sichtlichem Missfallen aus. „Wir wissen doch beide, dass, nachdem das hier vorbei ist, ich nicht mehr unter Kontrolle des Britischen Empires stehen werde.“ „Ich finde es immer so niedlich, wenn du in Tagträume versinkst.“, erwiderte der Brite sarkastisch. Offenbar hatte er seine Kolonie mit seiner Aussage gereizt. Ziemlich sogar. Aufgebracht erhob sie sich von ihrem Platz und umrundete den Tisch, bis sie sich vor ihm aufbaute… Oder es versuchte. Sie wollte gerade zu einer ihrer üblichen Widerreden ansetzen, da ertönte das Geräusch der Türklinke. Zahlreiche Politiker betraten den Raum, platzierten sich am Tisch. Die englische Kolonie machte sich währenddessen schnell daran auf ihren Platz zurückzugelangen, es war etwas ungünstig, sich bereits zu Beginn der Verhandlung unbeliebt zu machen. „So ein Pech…“, flüsterte Arthur ihr noch zu als sie verschwand. Er bemerkte, wie ein Ruck durch ihren Körperging und sie sich verärgert umwand, sich es dann aber anders überlegte und sich setzte. Das würde ein leichtes Spiel werden. ~*~ Vorbei. Es war vorbei. Vorbei. Aus. Zu Ende. Verloren. England hatte bis zum Schluss nicht geglaubt, dass so etwas passieren würde. Dass er das Spiel, das doch so leicht erschien verlieren würde. Was war es gewesen Schicksal, Zufall? Was auch immer. Tatsache war, dass die Kolonie nicht mehr unter seinem Einfluss stand. Und wahrscheinlich auch nie wieder darunter stehen würde. Wenigstens hatte er das Ganze hinter sich gebracht. War einfach gegangen mit nichtssagendem Gesichtsausdruck. Um Längen besser als das Desaster vor mehreren hundert Jahren. Lange Gedanken darum machen würde er sich jetzt auch nicht mehr. Einfach als gegebene Tatsache hinnehmen, so war das im Leben. Vielleicht war es auch besser so. ~*~ Vorbei. Es war vorbei. Vorbei. Aus. Zu Ende. Wieder und wieder hallten diese Worte im Kopf der englischen Kolonie wieder. Die Verhandlung war nun zu Ende. Das Ergebnis stand fest. Festgeschrieben auf einen unwichtig aussehenden Blatt Papier. Trotzdem so wertvoll. Und so endgültig. Nahezu vollkommen entgeistert starrte die junge Frau besagtes Blatt an, las immer wieder die Zeilen, die dort geschrieben standen, in Englisch und in ihrer Sprache. Sie. War. Frei. Keine Kolonie mehr. Endlich. Vor Freude war die junge Frau nicht im Stande zu sprechen, war sich nicht ganz sicher ob das wirklich einer ihrer Tagträume war. Wieder las sie die Zeilen, die ihr unreal, fast magisch erschienen. Bhārat Gaṇarājya, unabhängige Republik Indien. Das war sie. Sie war unabhängig. Sie war Indien. ~*~*~*~*~ Ja, das war der andere OS für meine Anni~ Die nicht auf Animexx ist -.- Naja, ich hoffe trotzdem, es hat euch gefallen... Mir hat's nicht gefallen, ich bin zu unsicher beim schreiben. Immernoch. Nach einem Jahr.. oder so. Verdammt. Egal, die Kolonie ist jedenfalls Indien und das gewünschte Drabble schon in Arbeit~ Lg Neko-chan~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)