Given Up von Katherine_Pierce (I'm my own worst enemy) ================================================================================ Prolog: Bloodlust ----------------- Durst. Hunger. Wie auch immer man es nennen wollte. Vielleicht Verlangen? Quälend und unmenschlich und reißend, zerfetzend. Aber wenigstens lenkte es ab von dem, was eine Welt hatte einstürzen lassen. Außer dem Verlangen nach Blut war da nichts. Das Innenleben eines Vampirs konnte psychisch zerstört werden, was für eine Sensation. Und genau das war geschehen. Die Volturi hatten dem Clan der Cullens keine Gnade erwiesen. Jeder, der ihnen Widerstand geleistet hatte, war beseitigt worden. Wirklich jeder. Auch der Denali- Clan und die Nomaden, die sich der Familie Cullen angeschlossen hatten, waren vor die Wahl gestellt worden. Die weniger Mutigen hatten Abbitte geleistet. Die anderen waren hocherhobenen Hauptes in den Tod gegangen. Und übrig blieb ein einziger: ich. Früher war mein Name Jasper Hale. Ich hatte eine Pseudo- Zwillingsschwester namens Rosalie und eine wunderbare Geliebt, Alice. Ich hatte zwei Brüder und eine weitere Schwester, eine Mutter und einen Vater. Kurz gesagt: eine Familie. Eine intakte, wunderbare Familie. Von der nun nichts mehr übrig war. Nur ich. Ein kläglicher Überrest einer einstmals guten Sache. Ja, ausgerechnet ich, der ich als Letzter zu den Cullens gestoßen war, Bella ausgenommen. Der immer Probleme mit der vegetarischen Lebensweise gehabt hatte. Der seine Schwägerin in spe angegriffen hatte. Ich hatte überlebt. Warum? Weil ich in den Vampirkriegen der Südstaaten gekämpft hatte. Mein Körper war von Narben übersät, entstellt. Eine stetige Erinnerung an meine unliebsame Vergangenheit. Eine Zeit, in der ich mich von Menschenblut ernährt hatte. Und ausschließlich davon. Eigentlich war es auch eine nette gewesen. Zumindest solange, bis ich realisieren konnte, dass man mich nur benutzt hatte. Danach war es aus mit dem Kämpfen und dem Lieben und dem Trainieren. Ich schloss mich zwei Freunden an, zog mit ihnen durch die Staaten, labte mich am roten Lebenssaft von Homo sapiens und konnte meine vampirische Existenz zum ersten Mal halbwegs genießen. Und dann traf ich 1948 SIE. In Philadelphia in einem Café, na ja, eigentlich war es ein Diner. Alice war wie ein Wirbelwind. Sie brachte mein Leben komplett durcheinander und doch wusste ich, sie war die, nach der ich mich all die Jahre gesehnt hatte. Mit ihr wurde alles perfekt. Bis die Volturi kamen und sie mir wegnahmen. Diese Bastarde! Hass. Das Wort war nicht annähernd ausdrucksstark genug, um die Regung zu beschreiben, die meine Innereien durchwühlte, in meinem Kopf bohrte. Neben dem Durst und dem Schmerz ob Alices Verlust war es das einzige, was ich fühlen konnte. Natürlich hatte ich Washington verlassen. Ich hatte mein Nomadenleben wieder aufgenommen. Ich trank menschliches Blut und es war eine Erleichterung. Endlich musste ich meine Natur nicht mehr verleugnen. Auch, wenn ich mir gewünscht hätte, einen anderen Weg finden zu können. So wie es jetzt aussah, würde ich für immer und ewig ein Einzelgänger bleiben. Und ein Mörder. Aber das war mir egal. Mir war einfach alles egal. Ohne Alice war der Sinn meiner Existenz verschwunden. Ich folgte blind meinen Trieben. Und die forderten mal wieder ihr Recht. Zuletzt hatte ich vor einer Woche Nahrung zu mir genommen. Viel zu lange her, um unerkannt durch die Südstaaten der USA zu tingeln. Aber es zog mich hierher. Lag es daran, dass ich ursprünglich aus Texas kam und mich den ehemals konföderierten Staaten noch immer verbunden fühlte? Vielleicht. Ich wusste es nicht und es kümmerte mich noch weniger. Das Einzige, das bedauerlich war, war die Sonne, die heiß und lange schien. North Carolina bildete da keine Ausnahme. Ich musste also warten, bis die Nacht hereinbrach und die Dunkelheit mir Schutz gewährte. Das konnte im Sommer lange dauern und nun war es bereits nach elf. Ich beschloss, mich heute mit einem verirrten Spaziergänger am Strand zufrieden zu geben. Das Schlagen der Wellen hatte etwas Beruhigendes an sich und es minderte irgendwie den Schmerz und den Hass und den Zorn und den Hunger. Ich begab mich also den Strand von Wrightsville Beach. Und da roch ich es: Blut. Köstliches, appetitanregendes Blut. Der Jäger in mir erwachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)