Allison von Mad-Dental-Nurse (Das Erbe des Wolfes) ================================================================================ Kapitel 8: Die Feuertaufe ------------------------- (Ja, endlich mal wieder ein neues Kapitel. Es tut mir sooooo leid, dass ich solange gebraucht habe. Aber leider hatte ich keine Motivation, weiterzumachen, und wenn dann hatte ich Probleme, meine Ideen zu Papier zu bringen. Liest das überhaupt einer?!) Laura Shane arbeitete schon gut zehn Jahre im St. Mary Hospital und kannte alle Gänge und Winkel wie ihre Blusentasche. Die Vierzigjährige Krankenschwester war für die Geburtenstation verantwortlich und nahm ihren Job sehr ernst. Sie wusste um die Sorge der frischgebackenen Eltern und dass sie ihr vertrauten. Und dieses Vertrauen wollte sie nicht enttäuschen. So machte sie wie jeden Abend einen Kontrollgang. In Gedanken ging sie nochmal alles durch, was sie über die kleinen Würmchen wissen musste, als ein Geräusch sie innehalten ließ. Hatte sie sich verhört? Oder hatte sie etwas gehört, was wie ein Klagelaut klang? Laura Shane schaute sich um. Außer ihr und der anderen Schwester, die an der Rezeption beschäftigt war, war niemand hier. Die anderen hatten ihre Schicht schon längst beendet. Sie war die einzige auf der Geburtenstation.Sie dachte schon, sie hätte es sich eingebildet, als dieser Laut wieder erklang. Diesesmal war es näher. Als käme es direkt hinter ihr. Laura drehte sich um und blickte in den Gang hinter ihr. „Jennifer? Bist du das?“, fragte sie und sie erschrack, wie ihre Stimme zitterte. Sie glaubte, dass es einer ihrer Kolleginnen war, die sich einen Spass machen wollten. „Wenn ja, kannst du was erleben!“, rief sie und versuchte, ruhig zu bleiben. Nichts passierte. Weder hörte sie ein Kichern noch zeigte sich ihre Kollegin. Laura wurde das langsam unheimlich. „Komm auf der Stelle raus. Das ist nicht komisch!“ Und endlich sah sie einen Schatten auf dem Gang auftauchen. Ein Kopf lugte hervor und Laura atmete erleichtert auf. „Wusste ich es doch!“, sagte sie und wollte gerade zu einer Predigt ansetzten. Doch im nächsten Moment gefor ihr Blut in den Adern. Wo sie zuerst geglaubt hatte, dass man ihr einen bösen Streich spielte, glaubte sie nun, dass es ihr Verstand tun würde. Was sie da im Gang sah, konnte es unmöglich geben. Ein menschlicher Kopf, der frei in der Luft schwebte. Ein klagender Laut drang über die bleichen Lippen und es lief Laura kalt über den Rücken. Es war also dieses Ding gewesen, was sie so erschreckt hatte und sie nun vor Angst lähmte. Gebannt blickte sie zum Kopf, der auf sie zuschwebte. Ihr Blick fiel auf die Därme, die hinunterbaumelten, wie Schläuche und von einer Flüssigkeit glänzte, die zischte als sie auf den Boden tropfte. Ein phosphoreszierendes Leuchten ging von ihnen aus. Laura wich zurück, als der Kopf näher kam und die dunklen Augen sie anschauten. Der Mund öffnete sich und wieder war dieser Laut zu hören, der sie schüttelte. Sie wischte sich über die Augen. Hoffte damit, dass dieses Ding, welches nur aus ihrer Einbildung entstanden war, verschwinden würde. Doch als sie wieder hinschaute, musste sie feststellen, dass dieses Ding immernoch da war und diesesmal war es ihr näher gekommen. Die Krankenschwester holte tief Luft und sah ihm ins Gesicht an. „Was…was bist du?“, stammelte sie und für einige Minuten schien das Ding sie nicht zuverstehen. Aber dann lächelte es und im nächsten Moment spürte sie einen entsetzlichen Schmerz in ihrem Gesicht und auf ihrem Hals. Laura stiess einen schrillen Schrei aus und hielt sich ihr Gesicht. Torkelte nach hinten. Der Schmerz war kaum zuertragen. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase und als sie weitertaumelte, nahm sie die Hände vom Gesicht und schaute in eine spiegelnde Glassscheibe. Ihr Schrei war schrill und blankes Entsetzen lag darin, als sie sah, wie sich tiefe Verbrennungen durch ihre Haut zogen. Wie sich die Haut an den Rändern rollte, dunkel wurde und das Fleisch darunter feucht glänzte. Laura glaubte den Verstand zuverlieren. In blinder Panik stürmte sie davon, hatte das Monster ganz vergessen und wollte nur noch eins: Zu ihrer Kollegin und Hilfe! Collete war bis jetzt mit einem Telefongespräch beschäftigt gewesen und war zuerst erschrocken über die Schreie ihrer Kollegin. Sofort eilte sie zu dem Gang, in den sie gangen war und da kam auch schon Laura ihr entgegen. Collete war entsetzt, als sie das Gesicht der älteren Krankenschwester war und wie hysterisch sie war. „Laura…um Gottes willen, was ist passiert?“, reif sie aufgebracht, doch Laura konnte nicht antworten sondern deutete mit zitternen Händen in die Richtung aus der sie gekommen war. „Was ist da? Ist da jemand? Hat er dir das angetan?“, hackte sie nach. Doch Laura stammelte nur:„ Das Monster…das Monster!“ Collete wusste beim besten Willen nicht, was sie damit anfangen sollte. Aber was oder wer auch immer ihr das angetan hatte. Er war bestimmt schon längst über alle Berge. Und das wichtigste war, dass sie sich um ihre Kollegin kümmerte. So griff sie zum Telefon und rief die Polizei und den Arzt. „Und Sie sind ganz sicher?“, bohrte ein Beamter, Sergant Jones, von Scotland Yard und schaute die traumatisierte Krankenschwester skeptisch an. Bis jetzt hatte er sich alles ordentlich aufgeschrieben. Und eigentlich klang es wie ein heimtückischer Angriff mit Säure. Wäre da nicht die Erwähnung von diesem Monster ohne Körper gewesen. Jetzt glaubte der Mann, dass die Krankenschwester sich, durch ihre eigene Unvorsichtigkeit die Verletzung selber zugefügt hatte und das Monster eine Folge von dem Schock war. Doch Laura beharrte darauf, dass sie sich das nicht eingebildet hatte. „Ja…ja ja ja. Ich habe mir das nicht eingebildet!“, wimmerte Laura, dessen Gesicht von einigen Mullbinden umwickelt war. Sie glich nun einer Mumie. Einer sehr verzweifelten Mumie. „Das müssen Sie mir glauben!“ Der Mann seufzte schwer. In seinen Beruf hatte er schon einige Zeugen vernommen, die sich die verrücksten Geschichten ausdachten, weil sie von ihrer eigenen Dummheit ablenken wollten. Oder einfach nur Aufmerksamkeit haben wollten. Bei der Krankenschwester tippte er auf das erste. „Das würde ich gerne. Aber Sie müssen zugeben, dass Ihre Aussage sehr verrückt klingt!“, sagte er nachdrücklich und die Schwester biss sich auf die Unterlippe. Nachdem sie den Schock und den Schmerz überwunden hatte, hatte sie der Polizei, die eingetroffen war, alles erzählt und wusste selber, dass sich das alles viel zu unglaublich klang, als wirklich ernstgenommen zuwerden. Gerne hätte sie sich das als eine Ausgeburt ihrer Phantasie gehalten, die durch den Stress entstanden war, aber die Verletzungen und der dumpfe pochende Schmerz, sprachen eine andere Sprache. „Ich habe mir das nicht eingebildet!“, sagte sie und wischte sich die Tränen weg. Wielange würde das noch dauern und wie oft musste sie noch darauf bestehen, dass sie die Wahrheit sagte? Jones seufzte erneut. Es würde nichts bringen noch weiter die Zeugin zu befragen. „Wir werden der Sache nachgehen!“, erklärte er. Die Untersuchungen dauerten noch einige Minuten, dann gingen die Beamten. Der Fall im St. Mary Hospital wurde untersucht. Doch die Ermittlungen verliefen sich im Nichts. Niemand, abgesehen von der verletzten Schwester, konnte genug Hinweise liefern, um den Täter zuüberführen. So wurde der Fall zu den Akten gelegt und beinahe vergessen. Bis zum nächsten Vorfall. Und bis zum übernächsten. Und schon bald berichtete die Zeitung von den Vorkommnisen. Oder zumindest über die mysteriösen Todesfällen der Säuglinge. Ich wurde kreidebleich, als ich den Artikel sah. „Nicht zu klärende Todesfälle von insgesamt zehn Babys im St. Mary Hospital. Polizei ratlos. Eltern verzweifelt!“ In meinem Hals bildete sich ein fetter Kloss. Meine Vision hatte sich wiedermal bestätigt. Und wiedermal konnte ich nichts dagegen tun. Esmeralda und Brian, die den Zeitungsartikel ebenso entdeckt hatten, tauschten Blicke. Offenbar war die Zeit des Wartens vorbei. Aber darüber freuen konnte ich mich nicht. Zehn. Zehn Babys waren tot und schuld war dieses Ding. Dass die Polizei dagegen nichts tun konnte, war klar. Sie glaubten sicherlich an plötzlichen Kindstot. Aber so häufig mussten auch sie einsehen, dass das nicht normal sein kann. Aber wie sollte man den Beamten das klarmachen. „Ein Kopf hatte die Kinder getötet, in dem er ihnen das Blut ausgesaugt hatte?“ Nein, die würden mich auslachen oder schlimmstenfalls einweisen lassen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich geknickt und las mir immer wieder den Artikel durch. Mir zog sich immer mehr der Magen zusammen. „Ich sage Lex und Fay bescheid. Sie sollen der Sache nachgehen!“, erklärte Brian. „Esmeralda, ruf bei Sir James an. Verlange nach der Akte dieses Falls!“, wies er seine Frau knapp an. Sie nickte. Dann, bevor sie aufstehen wollte um anzurufen, schaute sie mich an. „Und Allison? Soll sie hier dumm rumsitzen und Däumchen drehen?“, fragte Esmeralda und ich schaute auf. Wollte sie mich wirklich mit dabei haben? Irgendwie freute ich mich schon. Aber wenn man bedenkt, dass ich noch nicht soweit war, um gegen einen von diesen Dämonen persönlich zukämpfen, dann war ich nicht so glücklich darüber. Brian schien meine Meinung zuteilen. „Bist du sicher? Sie kann noch nicht gerade viel. Um ehrlich zusein, gar nichts!“ Danke, das hätte wirklich nicht sein müssen. Mir war klargewesen, dass ich noch ein blutiger Anfänger war, aber dass er mir das so hart ins Gesicht sagen musste, war wirklich zuviel des Guten. „Mag sein. Aber immerhin sieht sie dann, wie man sich wehren kann. In Aktion. Sie muss ja nicht mittendrin sein. Sondern sich etwas abseits halten!“, sagte Esmeralda und zwinkerte mir dabei zu. Okay. Jetzt fragte ich mich, auf wesen Seite sie wirklich stand. Brian versuchte in diesem Moment mich aus dieser Gefahr rauszuhalten. Ein Punkt für ihn. Während Esmeralda darauf pochte, dass ich mich mit Fay und Lex auf Dämonenjagd machte. Hm, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sie mich ins kalte Wasser schubsen wollte. Und Brian wollte mich wohl noch etwas auf der Reservebank haben. Brian sah erst sie, dann mich an. Schien kurz nachzudenken. Dann nickte er. „Also gut. Aber halte dich raus, verstanden!“, sagte er mit Nachdruck und ich nickte. Fay und Lex staunten nicht schlecht, als wir ihnen erzählten, dass es einen neuen Fall gab und vorallem dass ich diesen Fall schon vorhergesehen hatte. Ihre Gesichter sprachen Bände, während sie mich ansahen, als sei ich ein Alien. Mir war, zugebeben, alles andere als wohl dabei. Ich hatte immer gewollt, dass meine Gabe nicht so schnell bekannt wurde. Zumindest nicht hier. Nun aber war es raus. „Heisst das, du kannst in die Zukunft schauen?“, fragte mich Fay dann staunend und ich nickte. Lex schien im Gegensatz zu ihr begeistert zusein, denn er grinste breit. „Wow, dann sollten wir beide Mal nach Las Vegas gehen!“ Dabei zwinkerte er mir verschwörerisch zu. Ich verzog das Gesicht. Sehr witzig, dachte ich nur. „Das ist nicht komisch, Lex!“, rückte ihn Esmeralda zurecht und ich setzte nach:„ Leider sehe ich nicht, welche Farbe beim Roulette gewinnt, oder welche Maschine den Jackpot ausspukt. Sondern nur Katastrophen!“ „Oh!“, gab Fay zurück und ihr Gesicht spiegelte nun Betroffenheit. Auch Lexs breites Grinsen verschwand. Offensichtlich weil er seine Gewinnchancen schwinden sah. „Und du denkst, dass deine Vision etwas mit diesen Todesfällen zutun haben?“, fragte Fay dann. Ich nickte. „Ich denke es nicht nur. Sondern ich weiss es!“ „Aus diesem Grund werdet Ihr Euch das mal anschauen!“, sagte nun Brian. „Wo sollen wir anfangen?“, fragte Lex, der nun seine lässige Art abgelegt hatte und klang, wie jemand, der ganz bei der Sache war. Nun war es an mir, nicht schlecht zustaunen. Wow, so schnell konnte man sich in jemanden irren. „Ihr solltet erstmal zu dem Hospitel gehen, in dem der erste Todesfall war. Fragt nach, ob jemand was gesehen hatte!“, erklärte Brian und hörte sich auch wie jemand an, der wusste, was zutun war. Deutete dabei auf die aufgeschlagene Zeitung, die vor ihm auf dem Tisch lag. „Welches Hospital wäre das?“, kam es wieder von Lex. „St. Mary Hospital!“, sagte er. „Ich weiss nicht, was sie von mir wollen? Ich habe nichts mitbekommen und habe auch schon meine Aussage, die das beinhaltet, schon gemacht!“, antwortete die Stationsschwester schroff und sah sie uns mit genervten Blicken an. „Sie kommen doch von Scotland Yard oder etwas nicht?“ „Doch. Aber wir würden es trotzdem gerne von Ihnen hören. Es kann sein, dass die Kollegen nicht alles aufgeschrieben haben!“, erklärte Lex, der sich selber zum Sprecher erklärt hatte, während Fay und ich hinter ihm standen und das ganze beobachteten. Nachdem ich ihnen von meiner Vision erzählt hatte und wir uns einen Plan zurechtgelegten hatten, wie wir vorgehen, hatte Esmeralda noch zur späten Stunde im Büro eines gewissen Sir James angerufen* und nach der Akte über den Fall im St. Mary Hospital verlangt. Diese kam auch am nächsten Morgen sogleich und wir lasen uns den Bericht durch. Es stand drin, dass die Betroffene, eine Laura Shane, wohl sich selber aus reiner Ungeschicklichkeit die Verbrennung zugefügt hatte und sich das Monster, welches ihrer Meinung nach angegriffen hatte, nur durch den Schock der Verletzung entstanden war. Doch ich glaubte das nicht. Und Fay und Lex ebenso wenig. So besuchten wir das Hospital und wollten mit der Verletzten reden. Aber Larua Shane war nicht da. Nur ihre Kollegin, die am selben Abend dagewesen war und die Polizei und den Arzt gerufen hatte. Offenbar musste sie zigmal befragt worden sein. Von der Polizei und von der Presse, denn sonst würde sie uns nicht so ansehen, als würden wir ihr noch den Rest geben. „Soviel und oft wie wir Steuer zahlen, schlampen Sie auch noch?“, fragte sie wieder und schüttelte den Kopf. Ich musste mir eine grantige Bemerkung verbeissen. In Krankenhäusern wird noch viel mehr geschlampt, wollte ich sagen. Instrumente in den Patienten zuvergessen ist doch schon Tagesordnung. Aber ich hielt mich zurück. „Bitte. Es ist sehr wichtig!“, bat Lex nun und setzte einen Hundeblick auf, die selbst das härteste Frauenherz zum schemlzen bringen würde. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Fay die Augen verdrehte. Anscheinend kannte sie diese Masche. Und die Krankenschwester auch, denn sie gab einen entnervten Seufzer von sich und klappte die Krankenakte, die sie gerade eingehend studiert hatte zu. „Ich weiss nichts!“, sagte sie und ich hörte deutlich heraus, dass sie mit dieser Aussage hoffte, uns loszuwerden. „Da müssen sie schon Mrs. Shane fragen. Sie hat ja angeblich dieses Monster gesehen!“, erklärte sie. „Wo wohnt sie?“, fragte Lex und die Krankenschwester hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. „Die Adresse finden Sie in der Akte, die Ihre Kollegen erstellt haben!“, raunzte sie und wandte sich der nächsten Akte zu. Lex nickte und drehte sich um. „Dann schauen wir eben in die Akte!“ Ich und Fay nickten auch und folgten ihm. Noch bevor wir aber das Hospital verließen, drehte Le den Kopf herum und sagte zu der Schwester höflich „Danke!“, worauf sie nur ein „Auf nimmerwiedersehen!“, murmelte. Laura Shane wohnte mitten in der Großstadt, die Londen hieß. Es war ein Altbau, der schon mal bessere Tage gesehen haben musste. Die Wände waren mit Grafitie beschmiert, die Wörter bildeten, die alles andere als Jungendfrei waren. Ich seufzte. Das soll London sein? Ich habe mir London irgendwie anders vorgestellt. Viel eleganter und vor allem sauberer. Vermutlich war das hier nur ein Teil davon, in dem es so aussah und der Rest war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zumindest hoffte ich das. Wir stiegen die Eigengsstufen hoch und suchten auf dem Klingelschild nach Shane. Den fanden wir auch und Lex drückte. Ein leises Surren war zu hören und erstmal passierte nichts. Dann knisterte es im Lautsprecher und eine schwache weibliche Stimme meldete sich. „Ja, bitte?“ „Mrs. Shane? Wir sidn von Scotland Yard. Wir hätten einige Fragen an Sie!“, sagte Lex, nach dem er sich geräuspert hatte und wir hörten einen Wimmern. „Ich habe doch schon alles gesagt!“ Ratlos sahen wir uns an. Natoll. Sackgasse! Aber Lex wollte nicht so schnell aufgeben. „Das wissen wir. Aber wir würden trotzdem gerne zu Ihnen raufkommen und alles von Ihnen persönlich erfahren!“ Dann herrschte kurzes Schweigen. „Bitte lassen Sie mich in Ruhe. Ich will nichts mehr davon hören, noch dazu etwas sagen!“ „Wir können Ihnen helfen!“, platzte es nun auch mir und ich war selber erstaunt, dass ich das gesagt hatte. Konnten wir das wirklich? Es war schließlich schon passiert! Lex und Fay sahen mich mit einer Mischung aus Verblüffung und Skepsis an, die ich mit ihnen teilte. „Niemand kann das!“, erklang wieder die Stimme von Shane und wir hörten deutlich, dass sie weinte. „Niemand glaubt mir!“ Lex wollte daraf etwas sagen, doch Fay hielt ihm an Arm fest und schob mich zu der Sprechanlange. Ich sah sie verwirrt an. Hob nur ratlos die Schultern. „Überrede sie. Versuche es zumindest!“, forderte sie und ich überlegte krampfhaft, wie ich der verzweifelten Frau Mut zusprechen kann. Dann holte ich Luft und begann zusprechen. „Wir glauben Ihnen. Sie haben Recht, dass Ihnen niemand mehr helfen kann. Trotzdem. Sie müssen uns nunhelfen, damit das nicht nochmal passiert. Dieses Ding, was sie da angegriffen hat, saugt den Neugeborenen das Blut aus. Und nur wenn Sie uns sagen, wie es aussah und was es wollte, können wir das verhindern. Bitte!“, flehte ich. Ich wusste ja eigentlich schon, wie es aussah. Dieses Bild würde ich nicht mehr vergessen, aber irgendwas musste ich sagen, um sie dazu zu zubewegen. Fay klopfte mir auf die Schulter. Wollte mir damit sagen, dass ich das gut machte. Als dann aber nichts passierte, hegte ich Zweifel, ob mir nun die Frau glaubte. Die Minuten dehnten sich wie Kaugummi und wir befürchteten schon, sie habe aufgelegt. Aber dann passierte das Wunder und die Türöffnung summte. Das Treppenhaus, welches nur von einigen gelblichen Glühbirnen erhellt wurde, brachten wir schnell hinter uns. Zum Glück. Denn es roch widerlich nach Pisse. Laura Shane erwartete uns im vierten Stock. In der Tür stehend und einem Morgenmantel bekleidet. Darunter trug sie eine ausgeleierte Jogginghose. Wir begrüßten sie höflich und sie erwiederte den Gruß. Ließ uns dann ein. Laura führte uns in das Wohnzimmer und bat uns Platz zu nehmen. „Kann ich Ihnen was zutrinken anbieten?“, fragte sie und ich sah, wie sie zitterte. Sie tat mir leid. Die Narben auf ihrem Gesicht sprachen deutlich Bände von ihrem Leid und von dem Schrecken, den sie erlebt hatte. Fay und Lex schüttelten den Kopf. Ich nickte. „Gerne!“ Irgendwie fühlte ich mich schuldig und ich wollte nicht unhöflich sein. Laura nickte, stand auf und ging in die Küche. Währenddessen sagten wir nichts. Lex und Fay vermutlich, weil sie sich die passenden Fragen zurescht legeten und ich, weil ich mich unwohl fühlte. Ich rutschte etwas auf dem Sofa hinundher. „Was ist los?“, fragte Fay leise. „Ich weiss auch nicht. Aber ich habe ein echt mieses Gefühl. Wenn ich es eher gesehen hätte…!“, begann ich, doch Fay fuhr mir über den Mund. „Du kannst doch nichts dafür!“, sagte sie und strich mir über die Schulter. Ich sagte daraufhin nichts, denn auch wenn ihre Worte mich aufmuntern sollten, konnten sie es nicht. Und ob ich etwas dafür konnte, schrie es in mir und ich wollte schon etwas sagen, doch da kam schon Laura Shane wieder. Trug ein Tablett mit einer dampfenden Teekanne und einer Tasse. Beides im alten Stil gemustert. Rose Blüten und aus weissem Porzellan. „Hier bitte!“, sagte sie und reichte mir die Tasse. Ich nickte und bedankte mich. Nahm einen Schluck. Dann herrschte langes Schweigen. Lex war es, der es brach. „Mrs. Shane ich weiss, dass es nicht leicht sein wird für Sie. Aber ich biete Sie: Erzählen Sie uns, was Sie gesehen haben!“, bat er sie und ich konnte der Ärmsten ansehen, dass es ihr nicht leichtfiel. Sie blickte mich an, als ob sie bemerkt hätte, dass ich sie ansah und ich lächelte aufmunternt. Nickte. Laura schluckte schwer, dann leckte sie sich über die Lippen und holte tief Luft. Als sie ausatmete, begann sie zu berichten. Wir hörten aufmerksam zu und mit jedem Satz zog sich mein Hals mal zumal enger zusammen. Alles passte. Es war kein Irrtum gewesen. Trotz der Gewissheit, die ich durch die Vision und dem Zeitungsausschnitt hatte, hatte ich dennoch die schwache Hoffnung gehabt, dass das alles nur ein Zufall war. Ein verrückter Zufall. Nun aber wusste ich es besser. „Können Sie es uns aufzeichnen. Dieses Ding, was Sie da angriffen hat?“, fragte Lex, der immernoch die Rolle des Sprechers innhehatte. Laura nickte. Nahm dann ein Stück Papier und kritzelte mit einem Kulli eine grobe Skizze. Dabei zitterten ihre Finger. Als sie fertig war, schon sie die Skizze hnüber. Ich nahm diese an mich und als ich sie mir ansah, wurde mir wieder schlecht. Fay beugte sich zu mir. Schaute sich ebenso die Zeichnung an und ein Schauern ging ihr durch Mark und Bein. „Ist es das?“, flüsterte sie und ich nickte. Lex nahm mir die Zeichnung ab und steckte sie sich in die Hemdtasche. „Danke, das wär soweit alles!“, sage er und stand auf. Auch ich und Fay erhoben uns. Er ging und wir wollten ihm folgen. Doch ich blieb stehen und schaute zu Laura. Sie saß da, ihr ganzer Körper zitterte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte Mitleid mit ihr. Nicht nur dass sie den Schock ihres Lebens hatte. Sie war auch schrecklich entstellt. Gezeichnet für den Rest ihres Lebens. Mir wurde das Herz schwer. So wollte ich sie nicht allein lassen. Behutsam legte ich dir Hand auf die Schulter. Als sie aufschaute, lächelte ich. „Es wird alles wieder gut!“, sagte ich, auch wenn ich wusste, dass diese Worte mehr als überflüssig waren. Aber ich wollte sie nicht einfach so hier sitzen lassen. Laura Shane sah mich bekümmert an und wollte erst den Kopf schütteln, doch dann nickte sie. Tätschelte dann meine Hand mit ihrer. „Danke!“, sagte sie. „Egal was es ist. Lassen Sie nicht zu, dass es weiter mordet!“ Ich nickte wieder. „Das werden wir. Versprochen!“ „Hier, ich glaube ich habe etwas!“, rief Lex und wir unterbrachen unsere Suche. Gespannt hörten wir zu. „Das Ding nennt sich Penanggalan. Ein weiblicher Vampir aus Malaysia. In den alten Legenden heisst es, dass sie ihren Kopf des Nachts von dem Rest des Körpers löst und so auf die Suche nach Blut geht. Vorzugsweise tötet sie Säuglinge. Aber auch gebärende Frauen stehen bei ihr auf der Speisekarte!“, erklärte Lex, der in einem alten Buch blätterte und klang dabei ziemlich nüchtern. Mich machte das allerdings ziemlich fertig. Gut drei Stunden hatten wir die Bibiliothek von Brian, der jedes Buch über Dämonen, Hexen und andere Schattenwesen hatte, durchstöbert und nichts gefunden. Bis jetzt. Ich schluckte, als ich mir das bildlich vorstellte. Auch Esmeralda und Fay schien es nicht anders zu gehen. Ihre Gesichter wurden kreidebleich. Brian hörte nur zu. „Und weiter!“, sagte er dann und Lex blätterte weiter. Suchte wohl nach einem Satz, der ihm weiteres über dieses Ding, diesen Penanggalan, sagte. Doch er schien nichts zu finden, sodass er nur mit den Schultern zuckte. „Da steht nicht drin, wie man ihn aufhält!“ „Etwas wie man ihn abwehren kann?“, hakte er nach. „Hmm!“, machte Lex, suchte weiter. Dann hielt er inne. „Äh…Ja, hier. Um den Penanggalan vor einer gebärenden Frau zuschützen, muss man die Hauswand mit dornigen Zweigen ausstatten. An denen bleibt sie hängen, solange bis die Sonne aufgeht und sie dabei ihre Macht verliert!“ „Das hört sich doch gut an!“, meinte Fay. Ich konnte deutlich aus ihren Worten hören, dass sie das sarkastisch meinte. Und ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Wie sollten wir gegenso ein Ding ankommen, wenn wir nicht genau wissen, wie man es aufhalten konnte? „Besser als nichts!“, erwidere Lex darauf und schlug das Buch zu. Brian sagte jedoch nichts. Schien selber nachzudenken. Es schien ewig zudauern, bis er weitersprach. „Ich vermute mal, dass dieser Penanggalan, jetzt wo er entdeckt wurde, sich ein neues Jagdrevier suchen wird!“, sagte er und mir wurde bei dem Wort „Jagdrevier“, schlecht. Soll das heissen, dass dieses Monster weiter morden wird? Lex nickte. Schien die Meinung seines Vaters zuteilen. „Fragt sich nur welches Krankenhaus er sich als nächstes aussucht?“ „Darum werdet Ihr, du, Fey und Allison undercover in die Krankenhäuser gehen, um dieses Ding ausfindig zumachen!“ „Und welche wären das?“ Da wandte sich Brian an Esmeralda. „Esmeralda kannst du noch einige Akten anfordern, die sich ebenso um Kindstode in Krankenhäusern, drehen?“, fragte er. Esmeralda hob die Schultern, nickte dann. „Kann ich machen. Ich denke, da wird es noch einige geben, über die nicht berichtet wurde!“, sagte sie und stand auf um zu telefonieren. Wie es Esmeralda prophezeit hatte, kamen einige weitere Akten, in denen dieselben Vorfälle dokumentiert waren. Nur handelten diese nicht von dem Penanggalan. Zumindest nicht direkt. Ich zählte ungefähr zwanzig Kindestode. Und ich fragte mich, ob meine Vision viel viel zuspät kam, als ich es vorher schon gedacht. Wenn es schon soviele Opfer gab, wievele Babys würde es noch holen? Ich schüttelte mich dabei und versuchte diesen Gedanken loszuwerden. Brian breitete auf dem Tisch einen Stadtplan aus und nahm sich die Akten vor. Warf kurz einen Blick hinein und nahm sich einen Stift. Systematisch kreuzte er dann mit diesem die Krankenhäuser an, die dem Dämon als Futterkrippe dienten. Es waren fünf Krankenhäuser. Und diese waren so verstreut, sodass sich dabei kein Muster ergab. Dieser Penanggalan konnte sich entweder nicht entscheiden wo er sich einen Snack gönnte oder aber er war clever genug, um keine Spuren zu hinterlassen. Ließ man dabei die Narben von Laura Shane außer Acht. „Das macht es uns nicht gerade leicht!“, sagte Fay und ich teilte ihre Meinung. Wo sollten wir nur anfangen zusuchen? Brain selber schien ebenso darüber zudenken. Er blickte auf den Stadtplan, als könnte er ihm sagen, wo und wann der Penanggalan zuschlug. „Ich sage es nicht gern. Aber uns bleibt keine andere Möglichkeit, als zu warten, bis Allison wieder eine Vision hat!“, mischte sich nun Lex ein und er klang dabei genauso wenig begeistert, wie wir uns fühlten. Ich warf ihm daraufhin einen entsetzten Blick zu. „Was?“, kam es erstickt aus mir. „Machst du Witze?“ „Fällt dir eine bessere Idee ein?“ Ich schüttelte den Kopf. Nicht nur, weil ich keine andere Lösung sah, sondern weil ich nicht abwarten wollte. Nocheinmal zusehen, wie der Dämon ein unschuldiges Baby umbrachte, würde ich ertragen. „Dann bleibt uns keine andere Wahl!“, raunzte er. Ich wollte gerade schon sagen, dass er wirklich unsensibel ist und wie er nur konnte. Doch Fay legte mir die Hand auf den Arm und als ich sie anschaute, schüttelte sie nur den Kopf. Plötzlich erfasste mich Wut. Wut darüber, dass ich jetzt schon die Chance hatte, etwas dagegen zu unternehmen, und es doch nicht konnte. Dass wir nichts tun konnten und auch dass sie nichts tun wollten. Außer warten. Ich riss mit einem wütenden Fauchen meinen Arm aus ihrer Hand und stürmte dann davon. Hinauf die Treppen und zu meinem Zimmer. Mittlerweile kannte ich mich gut genug aus. Mit einem Fluch stiess ich die Türe zu meinem Zimmer auf und warf mich aufs Bett. „Verdammt!“, rief ich in die Kissen. Schlug mehrmals darauf ein. Warum konnten meine Vision nicht noch etwas mehr nützlicher sein? Wieso zeigten sie mir nicht gleich, wo wir als nächstes suchen mussten? Waren sie wirklich nur dafür da, um mir zu zeigen, dass es in dieser Welt nur Grauen und Tod geben konnte? „Hör auf, dich darüber aufzuregen. Sondern denk nach. Gebrauch dein Köpfchen!“, hörte ich plötzlich eine Stimme und schaute auf. Auf dem Bett, mit übereinander geschlagenen Beinen und vor der Brust verschränkten Armen saß Erik, der mich mit einem tadelnden Blick ansah. Ich hatte nicht bemerkt, wie es darußen dunkel geworden war. Natoll, der und seine neunmalklugen Sprüche haben mir gerade noch gefehlt. Ich knurrte und richtete mich auf. „Wofür soll ich mein Köpfchen gebrauchen? Um zu akzeptieren, dass wir keinen weiteren Anhaltspunkt haben und deshalb warten müssen, bis dieses Ding wieder zuschlägt!“, fauchte ich und meine Finger gruben sich in das Bettlaken. Eriks Miene, die vorher ausdrucklos, beinahe schon weltfremd war, wurde nun düster und seine Lippen wurden zu einem blassen Strich. „Nein! Denk nach. Du müsstest selber darauf kommen. Du hast gesehen, wie dieses Ding aussah. Hast sein Gesicht gesehen. Dass müsste dir eigentlich schon reichen!“, konterte er scharf und ich zuckte etwas zusammen. Seine Stimme war wie die eines Lehrers, der einem dummen Schüler, der ich war, das einfachste beibringen wollte und es zum hundertsten Mal erklärte. Aber dann straffte ich wieder meine Schultern und sah ihn herausfordernt an. „Tut mir leid, aber ich habe mehr auf die heraushängenden Organe geachtet, als auf das Gesicht dieses Monsters!“ Erik knurrte etwas, was wohl wie „Wie kann man nur so dämlich sein?“, klang woraufhin ich ihn ebenso beleidigen wollte, kam aber nicht dazu, da er mich direkt an sah und ich glaubte in die Finsterniss zu sehen. „Deine Mutter hätte sofort, als sie das erste Mal des Gesicht des Dämon gesehen häte, gewusst, wo sie suchen musste. Sie wusste immer was zutun war!“, kam es prompt und versetzte mir damit einen Stich. Meine Mutter hätte es gewusst, dass bestritt ich nicht. Aber ich war nicht wie sie! Ich war…ich war ich! Dennoch tat es weh. Ich schluckte und wandte mich von ihm ab. „Sie mag zwar so gewesen sein, aber ICH bin nicht so!“, kam es mir kaum über die Lippen und mehr an mich, als an ihn gerichtet. „Nein, das bist du nicht!“, hörte ich seine kalte Stimme und seine Worte schnitten noch tiefer. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Erik mich anschaute. Dann seufzte er. „Aber du hast einen Teil ihrer Gabe geerbt. Mach dir das zunutze!“, sagte er und diesesmal war es ein guter Rat. Ich schaute auf, weil ich ihn fragen wollte, wie ich das genau anstellen sollte. Doch Erik war verschwunden. Ich schnaubte nur. Danke auch für diesen tollen Tipp. Aber irgendwie schien er damit recht zuhaben. Ich hatte das Gesicht des Dämons gesehen. Hatte aber wie gesagt nicht darauf großartig geachtet, weil ich zu entsetzt von seinem Erscheinen war, als dass ich mir diese genauer einprägen konnte. Nun aber meinte ich mich deutlich daran zuerinnern und mir wurde sogleich übel. Dennoch zwang ich mich weiter daran zuerinnern. Und je mehr ich das tat, desto deutlich sah ich es. Die dunklen, eigentlich schönen Mandelaugen. Der wohlgeformte Mund, die etwas flache, dennoch zierliche Nase. Das rabenschwarze Haar. Ein jugendhaftes Gesicht eben, in das man sich verlieben würde. Wäre dieses Ding kein Dämon, so hätte ich meinen können, dass der Penanggalan ein schönes Mädchen oder eine schöne Frau war. Doch das war wohl nur Fassade. Zur Täuschung um auf die Jagd zugehen. Und mit dieser Erinnerung hatte ich nun doch einen Anhaltspunkt. Mit schnellen Schritten verließ ich das Zimmer. Eilte die Treppe und in da Wohnzimmer. Brian, Esmeralda, Fay und Lex schienen gerade weiter zu diskutieren, was nun als nächstes getan werden muss, als ich mittendrin reinplatzte. Ihre Blicke waren nun auf mich gerichtet. „Was ist los, Allison?“, fragte Esmeralda. Mehr besorgt als neugierig, weil ich eben noch halsüberkopf davongestürmt war. „Ich…ich weiss jetzt, wonach wir suchen müssen. Oder eher nach wem!“, brachte ich hervor und war selber ertaunt, wie außer Atem ich war. „Eine Krankenschwester aus Malaysia? Warum fragen Sie das?“, kam es von der Stationsschwester. Es war das vierte Krankenhaus, dem wir einen Besuch abstatteten. Und bisher hatten wir keinen Erfolg. Die Dame sah uns an, als zweifelte sie an unserem Verstand. „Wir…wir ermitteln in dem Fall des St. Mary Hospitals. Wir gehen von der Möglichkeit aus, dass diejenige, die für die Kindstode verantwortlich ist, in einem anderen Krankenhaus abreitet. Leider wissen wir nicht in welchem. Darum müssen wir jedes Krankenhaus, bezwiehungsweise, das Personal befragen!“, erklärte Lex und ich bewunderte ihn dafür, dass er klang wie ein waschechter Polizist. Papa hätte ihn sicher gemocht. Dabei musste ich etwas lächeln. Die Frau sah ihn mit gehobener Braue und skeptischer Miene an. Offensichtlich glaubte sie ihm nicht. Und wäre ich sie, würde ich das auch nicht glauben. „Tut mir leid. Ich kann mich nicht an eine Krankenschwester aus Malaysia erinnern!“, sagte sie nach langem Überlegen. Ich seufzte innerlich frustiert. Natoll, wieder Sackgasse. Es war später Mittag und für London, das bekannt war für Regen, Nebel und kalten Wind, war es warm und sonnig. Wir saßen auf einer Bank im St. James Park und gönnten uns eine Pause. Lex war so freundlich gewesen und hatte mir und Fay ein Eis spendiert. Er selber begnügte sich mit Fish and Chips. Dem typisch englischen Lieblingessen. „Und was jetzt?“, fragte ich während ich an meinem Eis schleckte und auf den See schaute, auf dem Enten schwammen. Fay schaute zu Lex, der wiederum vor sich hinfutterte, und mit seinen Gedanken weit war. Lange Zeit sagte er nichts, dann aber wischte er sich mit der Serviette den Mund ab und warf die Pappschale in den Mülleimer. „Ich werde wohl Mum und Dad anrufen müssen und ihnen sagen, dass wir nichts gefunden haben!“, sagte er und holte sogleich sein Handy raus. Tippte die Nummer ein und legte das Mobiltelefon ans Ohr. Es klingelte eine Weile, ehe sich jemand am anderen Ende meldete. „Mum…ja…ich bin es. Wir haben jetzt alle in Frage kommenden Krankenhäuser abgeklappert. Bis jetzt noch keine Spur. Kannst du Sir James anrufen und fragen, ob er uns nicht etwas unter die Arme greifen kann?“, fragte er und einige Minuten lang schien Esmeralda selber nachzudenken. Gespannt sahen ich und Fay zu ihm. Dann nickte Lex, bedankte sich und legte auf. „Tja, jetzt müssen wir doch noch warten. Bis Sir James sich meldet!“, erklärte er und setzte sich wieder. Diesesmal fühlte ich mich nicht so niedergeschlagen. Immerhin wussten wir nun, wie nun dieses Ding aussah. Und so viele malaysische Krankenschwestern gab es in London ja wohl nicht. Zumindest hoffte ich das. Das warme Wetter schlug am Abend in einen heftigen Regenschauer um. Draußen donnerte es und alle fünf Sekunden blitze es. Nie hatte ich so ein heftiges Gewitter gesehen. Und es fesselte mich. Ich konnte es mir selber nicht erklären, aber ich konnte nicht anders, als aus dem kleinen Balkon zuschauen und mitzuverfolgen, wie die Blitze einschlugen und ihr Donnern darauf folgten. Es erinnerte mich daran, wie ich auf der Brücke stand und mich umbringen wollte. Und dann wie mich Erik davor bewahrte, er war einfach da gewesen und hatte mich davor bewahrt einen Fehler zumachen. Es war irgendwie komisch. Ich hatte mich vorher vor ihm gefürchtet. Er selber hatte es ja wunderbar geschafft, mir eine heidenangst zumachen und nun stellte er sich als der Retter aus großer Not heraus. Ich fragte mich wirklich, was ich von ihm halten sollte. Er schien ein Wesen mit zwei Gesichtern zusein, Vermutlich auch eins, mit vielen. Und jedes war anders. Auf seine Weise. Man konnte fast schon sagen, dass er irgendwie wie ein Mensch war. Doch dann musste ich mich daran erinnern, wie er sich in einen Schatten verwandelt hatte und mit der Finterniss verschmolzen war. Wie er diesen Ghoul gefressen und diesen Parasiten vernichtet hatte. Er war kein Mensch. Etwas in mir sträubte sich daran zuglauben, dass er etwas Menschliches hatte. Wobei er wie ein Mensch sprach und wie einer aussah. Trotzdem. Erik war kein Mensch. „Reizend dass du mich als ein Monster siehst!“, hörte ich sagen und machte einen Satz nach vorn. Drehte mich dabei um die eigene Achse und sah, wie kann es anders sein, Erik da stehen. Völlig in der Dunkelheit verborgen und nur durch das Aufleuchten des Blitzes zusehen. „Mach das nie wieder, kapiert!“, rief ich und griff mir an die Brust, weil ich fürchtete mein Herz wäre stehen geblieben. Erik schmunzelte. Das konnte ich selbst in der Dunkelheit sehen und wünschte ihn zum Teufel. „Da war ich schon. Ist nicht gerade witzig da unten beim Gehörnten, glaub mir!“, sagte er lässig und schlenderte zum Bett. Grrr! Musste der immer das letzte Wort haben? „Ja!“, sagte er und setzte sich. Ich verbiss mir die nächste Antwort. „Sehr gute Idee!“ „Lass das gefälligst!“ „Was denn?“ „Meine Gedanken zu lesen. Das nervt!“ „Dann lern deine Gedanken für dich zubehalten!“, grunzte er zurück. „Und wie?“ „Benutzt die Matschbirne, die auf deinen Schultern sitzt!“ „Was hast du gesagt?“ „Matschbirne. Bist wohl taub!“ „Du mieser, kleiner…!“ „Sag ja nichts Falsches!“ „Willst du mir drohen?“, fragte ich wütend und auch entsetzt. Was dachte sich dieser Scheisskerl eigentlich. „Dieser Scheisskerl denkt sich, dass du dich wie ein Kleinkind benimmst!“, sagte er und das reichte. Mit einem Schrei warf ich mich auf ihn und wir beide gingen zu Boden. Rauften miteinander wie wirklich kleine Kinder. Dabei war es mir egal, wie lächerlich ich mich dabei verhielt. Ich hatte einfach die Naae voll von Eriks Besserwisserei. Sie verkeilten wir uns immer mehr ineinander und waren nur noch ein Knäuel aus Armen und Beinen. Ich schaffte es irgendwie, mich auf ihn zu rollen. Wütend versuchte ich ihm eins auf die Nase zu geben. Der wich jedoch geschickt aus. Packte meine Hand mitsamt Arm und drehte sie so, dass ich schmerzhaft aufschrie. Dann folgte ein harter Schlag seiner flachen Hand auf meine Wange und ich rollte wie betäubt von ihm runter. Kurz drehte sich alles und ich versuchte mich wieder aufzurichten. Doch da war schon Erik über mir und presste mich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Boden. „Werde endlich erwachsen, Allison. Die heile Welt, die du zu haben glaubst, ist nur Schein. In Wahrheit ist sich jeder selbst der nächste!“, zischte er. Das war nicht nötig mir das zu sagen. Ich wusste schon, dass es keine heile Welt gab. Man musste ja nur Nachrichten sehen. Nur Mord und Totschlag. Entführungen und Vergewaltigungen. Doch das war allerdings hilflos, wenn man bedachte, dass es neben dieser noch eine andere Welt gab, die noch viel schlimmer war. Eriks Worte waren wirklich nicht nötig um mich daran zuerinnern. Oder glaubte ich doch noch daran, dass das alles nur ein böser Traum war? War ich wirklich so naiv? „Willst du wirklich darauf eine Antwort haben?“, knurrte Erik über mir und wieder war diese Wut da. Ich schrie auf. Drückte mich gegen ihn und schaffte es wirklich, mich von ihm zubefreien. Selbst Erik war darüber erstaunt, wenn nicht sogar entsetzt. Denn kurz wusste er nicht, was er tun sollte. Und das war meine Chance. Ich griff mir seinen Arm. Zog ihn über mich, so wie es Brian im Training gemacht hatte und hievte ihn über mich hinweg. In dem Moment als er gegen die Wand prallte, ging meine Zimmertür auf und Esmeralda stand m Rahmen. „Was ist denn hier los?“, fragte sie als schon Erik, wie zur Antwort gegen die Wand donnerte und sich erstmal nicht rührte. Still war auch Esmeralda, als sie die zusammengesunkene Gestalt Eris sah und mich dann anschaute. Ich atmete heftig und durch das Adrenalin konnte ich erst nicht richtig begreifen, was eigentlich passiert war. Doch dann sah ich es und konnte ein erstauntes Keuchen nicht unterdrücken. Wow! „Wow!“, gab Esmeralda ebenso von sich. Der Hunger trieb das Ungeheuer aus seinem Versteck. Seit gut drei Wochen hatte es keine Nahrung mehr zu sich genommen. Die Ratten und die Obdachlosen, waren kein Ersatz für die Sepise, die es für gewöhnlich zu sich nahm und es fühlte, wie es immer schwächer wurde. Es musste bald zu Nahrung, zu richtiger Nahrung kommen, sondern würde es aus mit ihm sein. Doch in ein Krankenhaus konnte es nicht gehen. Man hatte es entdeckt und als es mal in eines hineingesehen hatte, hatte es ein Mädchen gesehen, dass für die zweite Welt nicht blind war. Den Weg mit diesem zukreuzen würde alles andere als klug sein. So musste es sich einen anderen Weg suchen, um an Kraft zu kommen. Doch bevor er sich an dem Blut eines Säuglings laben konnte, musste es sich erstmal am Leben halten. So löste der Penanggalan seinen Kopf vom Leib und schwebte in die Nacht dahin. Auf der Suche nach Nahrung. Was sich in meinem Zimmer abgespielt hatte, schwieg Esmeralda tot, wofür ich ihr sehr dankbar war. Denn auch wenn es irgendwie ein kleiner Sieg war und ein Fortschritt, dass ich mich gegen Erik behaupten konnte, war es mir dennoch unangenehm. Was würde ich sagen, wenn sie mich fragen würden, wie und warum es dazugekommen war. Werde endlich erwachsen, hatte Erik gezischt und mich damit so richtig wild gemacht und je mehr ich mir das sagte, desto sicherer war ich mir, dass er Recht hatte. Irgendwie war ich immer noch ein Kind. Ich glaubte an etwas, was es nicht gab. Ein normales leben und glaubte nicht an das, was war. Das Böse! Es war überall. Jetzt, nach all diesen Jahren, wenn ich so darüber nachdenke, muss ich gestehen, wie blind ich dafür gewesen war, auch wenn ich die Schattenwelt sah und mithineingezogen wurde. Offensichtlich war da was dran. Wenn man älter wird, sah man manche Dinge wirklich anders. Die Tage dehnten sich wie Kaugummi und ich wurde immer unruhiger. Ich hatte auch keine Vision mehr von diesem Monster. Was entweder bedeuten konnte, dass es irgendwie zu Tode kam, was ich bezweifelte oder aber, dass dieses Ding vorsichtiger geworden war. Dass es gemerkt hatte, dass ich es gesehen hatte oder was auch immer. Jedenfalls saß ich auf heissen Kohlen. Während Fay, Lex, Brian und Esmeralda die Ruhe weg hatten. Oder waren sie genauso nervös, ließen sie es sich aber nicht anmerken. Ich beneidete sie dafür. Draußen regnete es und ich schaute aus dem Fenster. Ich war im Wohnzimmer aufundabgelaufen. Fay saß in einem bequemen Sessel und las ein Buch. Lex schien wohl was anderes zu machen und ihre Eltern waren ausgegangen. Wohin haben sie nicht gesagt. Das ging mich auch gar nichts an. Mich machte es schon verrückt genug, nichts mehr von dem Penanggalan zu hören oder zusehen, als dass ich mich überflüssigerweise fragte, wohin sie noch in so später Stunde und vorallem bei solch einem Wetter noch hingehen wollten. Der Anruf kam wie aus heiterem Himmel und beendete mein Warten. Er kam am Morgen und Esmeralda ging ran. „Matthews…Sir James, haben Sie was rausgefunden…das ist ja interessant…ja…ja…ich schicke Fay und Lex zu Ihnen!“, sagte sie und schaute dann mich an. „Und noch eine Freundin…keine Angst, Sie können Ihr vertrauen!“, versichterte sie ihm am Telefon und legte dann auf. Dann wandte sie sich an uns. „Sieht so aus, als wäre der Penanggalan wieder aktiv. Sir James möchte dass du, Fay und auch Allison zu ihm fahrt. Alles andere wird er euch in seinem Büro erklären!“, sagte sie. Sir James war ein mitfünfziger Mann. Auf seiner Nase saß eine Brille und sein Haar, das Mal schwarz gewesen, war ergraut. Dennoch hatte er genug Energie um als Leiter von Scotland Yard zuarbeiten. Man konnte es ihm deutlich ansehen. Als wir in sein Büro kamen, grüßte er Fay und Lex mit einem Nicken und einen knappen „Guten Tag!“, während er mich neugierig anschaute. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte er dann, als sich eine peinliche Stille breitmachte. „Das ist Allison Adea. Eine Freundin der Familie!“, erklärte Fay. „So?“, fragte Sir James und nun wurde sein Blick misstraurisch. Ich nickte. „Ja, sie hat uns auf diesen Fall gebracht. Der, der im St. Marys-Hospital!“, sagte sie schnell und dabei wurde sein Blick noch misstraurischer. Ich warf Fay einen flüchtigen Blick zu. Doch sie schien sich keiner Schuld bewusst geworden zusein. Nun hoben sich die Brauen des Mannes, der hinter dem Schreitbtisch saß. „Wie das?“ „Sie hat eine Freundin, die in dem Krankenhaus gearbeitet hat und bei diesem einen Vorfall verletzt wurde!“, sagte nun Lex und wurde nicht mal rot im Gesicht als er log. „Sie meinen Laura Shane?“ „Ja. Sie hat uns davon erzählt und wir hörten uns um. Wollten das ganze auf eigene Faust herausfinden. Als wir jedoch nichts herausbekamen…!“, wollte er sagen und Sir James beendete den Satz:„ Baten Sie mich um etwas Unterstützung!“ „So ist es!“ „Ihnen ist schon klar, dass Sie, auch wenn Sie hervorragende Ermittler sind und Ihre Mutter eine noch viel bessere war, nicht alle Sonderechte geniessen können, die Sie gerne hätten. Sie hätten mir etwas sagen sollen!“ Nun blickte Lex betroffen ein, doch ich und Fay wussten sofort, dass das gespielt war. „Das stimmt und ich bitte um Verzeihung. Beim nächsten Mal werde ich Ihnen bescheid sagen, wenn ich gegen die Regeln verstosse!“, scherzte Lex, wobei Sir James nur ein Grummeln nur von sich gab. „Sie sagten am Telefon, dass Sie etwas herausgefunden haben!“, wechselte Lex schnell das Thema und Sir James holte eine Akte hervor. „Ja. Wir haben indirekt einen Aufruf an Paare und ledige Frauen gestartet, die Kinder bekommen haben. Wir haben um ihre Mithilfe gebeten und dass, wenn ihren Kindern etwas zugestossen ist, uns bitte bescheid sagen. Da es der öffentlichen Sicherheit dient!“, erklärte und Lex musste bei diesem Begriff etwas schmunzeln. Sir James verstand es wohl genauso gut wie Lex die Sache unter einem flaschen Deckmantel zuhalten. „Und haben Sie was rausgefunden?“, fragte Lex und Sir James nickte. „Ja. Einige Paare haben sich daraufhin gemeldet. Offenbar sind bei diesen auch Kinder verstorben, die außerhalb von einem Krankenhaus zur Welt kamen!“, erklärte er. „Sie meinen, bei Geburten im eigenen Haus. Durch einen Hausarzt!“, kam es prompt von ihm und der Mann ihm gegenüber nickte. Um dann gleich etwas den Kopf zuschütteln. „Das schon. Aber da war das Kind noch bei bester Gesundheit. Erst als das Kindermädchen die Stelle antrat, verstarb das Kind!“ „Sieh mal einer an!“, murmelte Lex und auch ich wurde etwas hellhörig. „Das Beste kommt ja noch: Alle Neugeborene, die durch sie zur Welt kamen, verstarben nach kurzer Zeit!“ Mit stockte der Atem und ich versuchte erst gar nicht mir auszurechen, wieviele es waren. So wie er es sagte, reichte es schon, zudenken, dass es viele waren. „Es war immer die eine und dieselbe!“ Daraufhin reichte er ein Foto rüber. Kaum hatte es Lex in die Hand genommen, schon sahen ich und Fay über seine Schulter auf dieses. Auf dem Foto war eine Frau mittleren Alters zusehen. Hatte asiatische Gesichtszüge und zuerst fragte ich mich, ob sie das wirklich war. Das Gesicht dieses Penanggalan war wesentlich jünger gewesen. War fast mädchenhaft. Aber vielleicht hatte er sich auch älter gemacht, nur damit ich ihn nicht wiedererkenne. Lex merkte, wie ich das Bild anschaute und hielt es mir hin. „Ist sie das?“, fragte er und ich nickte. „Ja, wir hatten ein Kindermädchen aus Malaysien. Warum fragen Sie das?“, fragte Cassandra Mc John und sah uns mit gehobenen Brauen an. Deutlich konnte man ihr ansehen, dass der plötzliche Tod ihres Kindes sie sehr belastete. Sie trug schwarz und hatte ihr blondes Haar, was wohl einmal wunderschön war, zu einem strengen Knoten zusammen gebunden. Ihre Hände zitterten schon jetzt und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Angestrengt versuchte sie ruhig und gefasst zu wirken, was jedoch bei der Frage gründlich daneben ging. Ihre Hände zitterten dadurch noch mehr und sie krallte sie in den dunklen Stoff ihres Rockes. Lex schien für solche Reaktionen aber blind zusein. Er nickte und beugte sich vor. „Wir haben erfahren, dass Ihre Tochter einen Tag nach ihrer Geburt gestorben ist!“, erklärte Lex und ich gratulierte ihm für seine taktvolle Art. Ich hätte es anders, ruhiger ausgedrückt. Tja, aber Lex… War eben nur ein Mann. „Ich weiss nicht, wie ich Ihnen dabei helfen kann!“, kam es sogleich heiser von Mrs.Mc John und schaute sich unsicher um. Ihr war es wirklich unangenehm und ich konnte es ihr nicht verbeln. Ich hätte ebenso reagiert. „Darum haben wir Sie gefragt, ob sie ein Kindermädchen aus Malaysien hatten. Wir nehmen stark an, dass das Kindermädchen irgendwas den Babys antut. Sie und ihr Baby waren die nicht einzigen!“, sagte er und klang dabei sehr betroffen. Wollte wohl seinen Tritt ins Fettnäpfchen wieder gut machen. Mrs. Mc Johns Augen wurden groß, als sie das hörte und ihr Gesicht wurde kreidebleich. Als ob sie eine Offenbarung hätte. Eine schreckliche Offenbarung. Panisch blickte sie von einem zum anderen und ihr Gesicht wurde noch blasser. „Sie meinen,… dass sie eine…Serienkiller ist?“, fragte sie und ihre Stimme zitterte. Fay, Lex und ich sahen uns an. Dann blickte Lex wieder zu der gebeutelten Frau und nickte. „Das ist stark anzunehmen!“, meinte er und Mrs. Mc John schnappte hörbar nach Luft. Ich konnte mir gut vorstellen, was ihr gerade durch den Kopf ging. Eine Mörderin freiwillig ins Haus geholt und bei der Geburt des eigenen Kindes nach dessen Hilfe verlangt zu haben, musste sie wirklich schockieren. Sicherlich machte sie sich schreckliche Vorwürfe. Und fragte mich, wie ihr Mann dazustand. Er hatte die ganze Zeit neben ihr gesessen und nichts dazugesagt. Sondern nur den Arm um ihre Schulter gelegt und vor sich hin gestarrt. Er war ebenso weggetreten wie sie. „Warum?“, flüsterte er. „Warum unsere kleine Elisbabeth?“ In seinen Augen standen Tränen und ich fühlte wie sich mir der Hals zuschnürrte. Ich hörte Lex räuspern. „Mr. und Mrs. Mc John, ich weiss, dass es schwer für Sie ist, aber wir brauchen den Namen des Kindermädchens, um ihr das Handwerk zulegen. Bitte helfen Sie uns!“, bat Lex nun und seine Stimme war eindringlich. Ich verstand einfach nicht, wie er so kalt und unemfpindlich sein konnte. Ihn müsste es genauso nahe gehen, wenn er nur ein bisschen Menschlichkeit in sich hatte. Wäre ich er, so hätte ich das ganze abgebrochen. Ich sah Fay an, diese schien meine Gedanken bemerkt zu haben, denn sie schlug die Augen nieder und schien sich für ihren Bruder fremdzuschämen. Mrs. Mc John überlegte einen Moment. Schien selber mit sich zu kämpfen. Ob sie es wirklich sagen sollte oder uns trauen konnte. Die Minuten schienen sich lang hinzuziehen, dann nickte sie und holte einen Zettel und einen Stift schrieb etwas darauf auf. Gab dann den Zettel Lex und irgendwie schien sie davon erleichtert zusein. „Das hier ist der Name der Frau. Mehr kann ich Ihnen leider nicht geben!“, sagte sie. „Das reicht aus. Ich danke Ihnen!“, sagte Lex und steckte den Zettel ein. Diesesmal lang es wirklich ehrlich gemeint. „Du hättest ruhig etwas taktvoller sein können!“, warf ich ihm vor während wir wieder nachhause fuhren vom Rücksitz aus und sah ihn dementsprechend grimmig an. Lex hingegen hob nur die Brauen und sagte in einer unschuldigen Tonlage:„ Ich weiss nicht, was du meinst?“ „Und ob du das weißt. So blöd bist nicht mal du!“, konterte ich scharf. Fay hörte ich einen Glukser unterdrücken und sah wie Lex mich nun mit seinen Augen erdolchte. Oh, habe ich den Guten gekränkt. Das tat mir jetzt aber wirklich leid. „Das sie ihren Mann und dann das Kind verloren hat, ist tragisch ich weiss. Aber wir müssen auch an die anderen denken. Wenn wir nicht schnell handeln, dann werden noch weitere Neugeborene sterben und wenn ich mich noch gut erinnern kann, dann, dass du es warst, die auf biegen und brechen darauf bestanden hat, gleich jetzt was dagegen zu unternehmen!“, sagte er und ich sah, wie sich seine Hände auf dem Lenkrad verkrampften, so dass seine Knöchel weiss hervorstachen. Okay, vielleicht geht es ihm doch nicht so an den Arsch vorbei. Ja, ich war es gewesen, die unbedingt sofort etwas dagegen machen wollte und damit nahm er mir eindeutig den Wind aus dem Segeln. Ich schloss den Mund und schaute dann hinunter. Nickte nur. „Also dann hör auf, auf mir rumzuhacken und lass uns darauf konzentieren, wie wir dieses Miststück finden!“, schnaufte er und lenkte den Wagen in eine Seitenstrasse. Das Kindermädchen ausfindig zumachen war leichter als gedacht. Wir gaben die Adresse an Sir James weiter und diese leitete alles in die Wege um sie ausfindig zu machen. Zu unserem Entsetzen, war sie wieder von einer Familie ins Haus geholt worden, um der Frau bei der Geburt behilflich zu sein. Und sie war im neunten Monat. Uns rannte also die Zeit davon. Das Haus lag etwas abseits, wie das von Esmeralda und Brian und war nicht minder elegant. Es stand auf einer künstlichen Lichtung und eine Alee von Linden säumte die Strasse, die eine kleine Kurve machte und hinter der schon das Haus erschien. Es war zweigeschossig und wirkte ebenso alt, wie das in dem ich lebte. Doch kein Zaun umgab das Haus. Offensichtlich fühlte man sich hier sicher. Zumindest was die Bedrohung eines Menschen anging. „Was sagen wir eigentlich? Hast du dir schon was überlegt?“, fragte ich Lex während auf das Haus zufuhren. „Was soll ich schon grossartig sagen? Ich sage, dass wir ihr Kindermädchen für die Morde im Krankenhaus und bei den anderen Familien verantwortlich machen und dass sie sie schnell loswerdenn sollten, wenn sie ihr Baby nicht sterben lassen wollen!“, erklärte er. „Meinst du wirklich, das haut hin?“, fragte ich wieder. „Das muss es. Sonst können sie ihr Baby gleich beerdigen!“ „Unser Kindermädchen soll eine Mörderin sein?“, fragte Claudia Jankins und ihre gezupften Brauen hoben sich. Sie war einer dieser Frauen, die sich mit jungen Jahren einen reichen Mann geangelt hatten. Bei ihr war es wohl ein Rechtsanwalt, so wie man das an den Auszeichnungen sehen konnte, die die Wand zierten. Und so wie die sich aufführte. Uns mit ihren Blicken anschaute, als wären wir Nichts im Vergleich zu ihr, passte das Klischee der verzogenen Anwaltsfrau wirklich. Doch ich versuchte darüber hinweg zusehen. Sondern blickte auf ihren Bauch. Man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie bald ihr Kind zur Welt bringen würde. Ihr Bauch war kugelrund und ihre Augen wirkten alles andere als wach. Auch das ließ mich ihre hochnäsige Art vergessen und verzeihen. Doch sie wie das sagte, klang es mehr als würde sie uns nicht glauben. Kein Wunder, ihr Mann war Anwalt und der, glaubte garantiert nicht an Geister und Dämonen. Es würde also nicht leicht werden. Ich begann unruhig auf meinem Platz, eine bequeme Ledercouch hinundher zurutschen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie uns nicht glauben und uns stattdessen für Geisteskranke halten würde. Ich schaute deshalb zur Tür. Um abzuschätzen, wie lange wir brauchen würden, bis wir hier raus waren, bevor sie die Männer in Weiss holte. „Nun, die anderen Paare, bei denen die Säuglinge gestorben waren, haben die Frau eindeutig erkannt. Es war die einunddieselbe!“, erklärte Lex sachlich. Er schien sich nicht aus der Ruhe bringen zulassen. „Und warum ist kein Steckbrief oder etwas in den Nachrichten gekommen? Wie kann Scotland Yard sowas denn einfach so durchgehen lassen?“, fragte Mrs. Jankins empört und ich schaute Lex an. Bin mal gespannt, was für eine Antwort er dafür parat hat. Sie hatte ja Recht. Wenn etwas dran wäre, wenn es wirklich ein Mensch gewesen wäre, wäre Scotland Yard schon längst aktiv geworden und hätte die Bevölkerung, beziehungsweise die schwangeren Frauen warnen sollen. Dass nun aber drei komische Gestalten vor der Tür standen und behaupteten, dass das Kindermädchen eine Mörderin sei, muss ihr wirklich suspekt vorkommen. „Scotland Yard wollte eine Massenpanik vermeiden. Ich hoffe Sie verstehen das!“, sagte er ohne rot zuwerden und ich staunte nicht schlecht. Der hatte wirklich für jede Frage eine passende Ausrede. Doch Mrs. Jankins schien sich damit nicht zufrieden zugeben. Sie schnaubte und setzte sich in eine bequemere Position. „Verständniss habe ich zwar ehrlich gesagt nicht dafür!“, sagte sie und sah uns grimmig an. „Aber Sie sind jetzt leider hier…!“ „Befindet sich das Kindermdächen momentan hier?“, fuhr Lex unbeirrt fort und Mrs. Jankins schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Sie wartetb, bis das Kind da ist und dann tritt sie ihre Stelle an!“, antwortete sie schroff und ich fragte mich, ob es wirklich nur die Schwangerschaft ist, die sie so fertig macht. Ich hatte schon gehört, dass Frauen, die kurz vor der Entbindung standen, etwas, naja, angesäuert waren. Selbst Papa hatte es mit Mama nicht leicht, als sie mit mir schwanger war. Aber was Mrs. Jankins da machte, war schon Zickenterror pur. „Und wissen Sie, wann es soweit sein wird?“ „Natürlich, weiss ich das. Übermorgen. Sieht man das nicht!“, giftete sie und atmete paarmal tief durch. Ich schluckte. An dieser Frau würden wir uns die Zähne ausbeissen. Lex muste das wohl auch erkannte haben, denn er stand auf, richtete sich seine Klamotten und reichte ihr eine Karte. „Wenn Sie dennoch Zweifel haben und unsere Hilfe brauchen, bitte rufen Sie uns an!“, sagte er. Mrs. Jankins nahm die Karte mit einem abfälligen Schnauben und knäulte diese sogleich zusammen. Okay, die Frau würde den Teufel tun und uns anrufen. „Nadas da war wohl nichts!“, bemerkte ich, als wir zurück fuhren. Lex sagte darauf nichts. „Und was machen wir jetzt? Hast du einen Plan?“, fragte Fay. „Und ob. Wir kommen übermorgen wieder. Legen uns auf die Lauer und warten ab, bis dieses Ding auftaucht!“, erklärte er kurz und knapp. „Wird die nicht die Polzei rufen und uns wegen Hausfriedensbruch verklagen?“, fragte ich mittendrin. Der Plan war an sich wirklich nicht schlecht. Denn ich bezweifelte, dass Mrs. Jankins uns nocheinmal die Tür öffnen wird. Aber bammel hatte ich trotzdem. Und das lag nicht nur an meine bevorstehende Begegnung mit dem Monster. Da grinste Lex mir in den Rückspiegel zu. Frech und so, als würde die Lösung so offensichtlich sein. „Hey, wir sind doch die Polizei!“ „Euch ist schon klar, dass das auch in die Hose gehen kann. Wir haben bisher nur Vermutungen und keine Gewissheit, dass dieses Kindermädchen auch wirklich der Dämon ist!“, sagte Esmeralda, als Lex ihr von seinem tollen Plan erzählte. Sie klang wenig überzeugt davon, dass das wirklich klappen würde und ich teilte ihre Skepsis. Lex schien sich bei ihren Worten nun auch unsicher zusein und er hob die Schultern. „Naja…ein Versuch ist es zumindest wert!“, kam es von ihm. Esmeralda hob eine Braue. Eine wirklich beeindruckende Gabe. Damit sah sie noch schöner aus, als sie es schon vorher war. „Und was, wenn Ihr Euch damit ins eigene Fleisch schneidet?“, fragte nun Brian. Er hatte bisher nur zugehört. Nun mischte er sich ein. „Dann werde ich mich selber dafür verantworten!“, sagte Lex aufrichtig. Aber Fay rollte mit den Augen. Ein Zeichen dafür, dass er übertrieb und das nicht ernst meinte. Na grossartig. „Lex, hör auf mit den blöden Witzen!“, sagte nun Brian, der wohl dassselbe dachte, wie ich und Fay. Lex hob nur schuldbewusst die Schultern. „Esmeralda hat recht. Bis auf einige Berichte und Verhöre, die ihr selber durchgeführt habt, haben wir praktisch nichts!“, begann er und meine Hoffnung, diesem Ding den Garaus zumachen, sank ins Bodenlose. „Trotzdem müssen wir es versuchen!“, flüsterte ich innerlich. „Trotzdem müssen wir es versuchen!“, sprach Fay meine Gedanken aus, wofür ich wirklich dankbar war. Wenn jemand ihn umstimmen könnte, dann sicherlich Fay. „Mal angenommen, ihr habt Erfolg und erwischt es. Was dann? Wie wollt Ihr es auslöschen? In dem Buch steht nichts, wie man es vernichten kann!“, sagte dann Brian, der wohl einsah, dass man mit Logik und Vorsicht nicht weit bei seinen Kindern kam. Fay wollte darauf etwas sagen, hielt aber inne und sah Lex dann fragend an. Ich war es sowieso. Und Lex zu meiner Überraschung auch. „Habe ich es mir doch gedacht!“, murmelte er und schüttelte den Kopf. „Das ist doch kein Problem!“, warf Lex plötzlich ein und klang dabei mehr als nur optimistisch. Ich fragte mich nun, was jetzt kommen würde. „Wir nehmen einfach ein paar Dornenranken, wie es im Buch steht, mit. Tun sie um das Bett des Babys verteilen und sobald dieser Dämon aufkreuzt und sich an das Kind rann machen will, bleibt er daran hängen und wir schnappen ihn uns!“ Für einen langen, langen Moment schwiegen wir und sahen ihn entgeistert an. Okay, nichts gegen seinen Vorschlag. Er war wirklich besser als nichts. Aber das klang wirklich etwas zu einfach. So nach guter Spruch: Yeah, wir marschieren einfach rein, killen den Dämon und spazieren wieder raus! Total easy! „Also ich habe Zweifel, ob das wirklich so einfach sein, wie du das sagst!“, meinte Brian. „Was ist zum Bespiel, wenn der Penanggalan sich auch noch die Mutter holen will!“ Damit hatte Brian Recht. Dieser Dämon saugt auch gebärenden Frauen das Blut aus. Warum also nur den Hauptgang nehmen, wenn man das Dessert haben kann? Und diese Frage schien Lex erstmal den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dann aber sagte er:„ Dann werden wir wohl schneller sein müssen!“ Und ich fragte mich, woher er diesen Optimissmus hernahm. Wir fuhren wieder zu dem Haus von Mr. und Mrs Jankins. Einen Tag nach der Geburt. Denn sicherlich würde der Penanggalan es sich nehmen lassen, gleich das Kind zuverspeisen.Und ich hoffte, wir kamen nicht zuspät. Denn wie Mrs. Jankins ja sagte, würde das Kindermädchen kommen, wenn das Baby da ist. Die Dornen, die wir für dieses Ding als Falle verwenden wollten, hatten wir in einen Rucksack verstaut, den ich mir über die Schulter geworfen habe. Es stach durch den Stoff, sobald ich mich falsch bewegte. Als wir schon das Haus aus der Ferne sehen konnten, parkte Lex nicht direkt vor dem Tor. Sondern hielt etwas einige Meter an und wir stiegen aus um den Rest liefen zufuss zugehen. Es dämmerte bereits und ich fragte mich, ob wir nicht doch zuspät kamen. Immerhin hatte sie nicht gesagt, wann genau, also welche Uhrzeit, das Baby kommt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass der Penangallan sich in diesem Moment über die Wiege des Neugeborenen beugte, um ihm das Blut auszusaugen, war groß. Ich betete, dass wir noch rechtzeitig kommen würden. Wir liefen statt zum vorderen, zum hinteren Teil des Haus. Lex schien dann kurz zu prüfen, ob es hier versteckte Auslöser von Alarmanlagen gab. Fay und ich warteten, dann drehte er sich zu uns herum und sein Gesicht spiegelte höchste Konzentration. „Okay, hier wimmelt es nur so von Auslösern. Wir müssen extrem vorsichtig sein, wenn wir nicht erwischt werden wollen!“, sagte er. Fay nickte. Ich hatte keine Ahnung, wir wir das machen sollen. Wenn hier überall Auslöser waren und die bei Nacht nicht zusehen waren, sie wollten wir da aufpassen? Fay bemerkte mein Zaudern. „Kannst du mir sagen, woher du das weißt? Ich sehe nichts!“, murmelte ich. Lex grinste und das konnte ich selbst in der Dunkelheit sehen. „Ich habe eben gute Augen!“ Gute Augen, naklar. Irgendwie konnte ich ihm das nicht glauben. Aber darüber konnte ich mir noch später Gedanken machen. Fay unterdrückte ein Kichern. „Keine Sorge, ich lotse dich schon sicher durch!“ „Jetzt sag bloss, du kannst sie auch sehen?“, brachte ich staunend hervor. Fay hob die Brauen. „Kann sein!“, sagte sie und zog es dabei in die Länge. Ich runzelte nur die Stirn. „Also, legen wir los!“, sagte Lex dann. „Tretet dahin, wo ich hintrete!“ Dann drehte er sich um und lief los. Ich und Fay folgten ihm. Buchstäblich Schritt auf Schritt. Lex machte fünf Schritte geradeaus und bog dann nach links. Wir machten es ihm nach. Dann lief er nach rechts. Wir klebten förmlich an seinen Fersen. Nach ewigen Minuten, hatten wir dann die Alarmauslöser hinter uns gebracht und drückten uns gegen die Hauswand. „Okay, wo denkst du ist das Kinderzimmer?“, fragte Lex dann Fay. Diese stellte sich auf die Zehenspitzen und linste ins Fenster. „Wird schwierig werden!“, sagte sie. „Am besten, wir arbeiten usn von unten nach oben vor!“ Lex schien damit einverstanden zu sein. Ich jedoch fragte mich, ob das wirklich gut gehen kann. Ich kam mir wie eine Einbrecherin vor. Und ehrlich gesagt, waren wir ja das auch. Wir brachen in ein Haus ein. Ich versuchte mir einzureden, dass es einem guten Zweck diente. Nämlich dass wir so ein neues Leben retteten. Und diesen Penanggalan zurück in die Hölle zu schicken. Aber wenn wir scheiterten und dabei erwischt werden, können wir uns auf eine satte Portion Ärger gefasst machen. Ich vorallem. Da mein Papa ja nicht wusste, was ich hier trieb. Wie würde er wohl reagieren, wenn er erfuhr, dass seine Tochter kriminell geworden ist. Er würde vom Glauben abfallen. Sagen, dass er mich dazu nicht erzogen hatte und seine Kollegen würden ihn auslachen. Ihn damit aufziehen, dass seine Tochter, die Tochter eines Polizisten zur Einbrecherin geworden ist. Ich schüttelte den Kopf. Versuchte mir darüber nicht weiter den Kopf zuzerbrechen. Es gab schließlich größere Probleme. Und dieses war in einem der Zimmer in diesem Haus und wollte das Leben des neugeborenen Babys aussaugen. Fay hatte, während ich mir Sorgen um meine Zukunft machte, mit Hilfe eines Glasschneiders ein faustgroßes Loch in das Glas geschnitten und ihre schmale Hand reingesteckt. Blind suchte sie nach der Verriegelung und als sie sie fand, rüttelte sie daran und versuchte sie zu öffnen. Als es dann klickte, legte sie die Hände auf die Fensterbank und zog sich auf das Fensterbrett hoch. Schob dann das Fenster auf und kletterte hinein. Ich und Lex blieben draußen stehen und warteten, bis sie sagte, dass die Luft reinwar. Es schien Stunden zu dauern, ehe sie sich aus dem Fenster lehnte und die, aus der kaum auszuhaltenden Warterei, erlösenden Worte aussprach:„ Okay, ihr könnt reinkommen!“ Erst half sie mir durch das Fenster, dann ihren Bruder. Wir waren im Abreitszimmer der Jankins. Es war schwer etwas zuerkennen, da das Arbeitszimmer auf der Seite lag, auf der kaum Licht fiel. Weder Tages-noch Mondlicht und ich musste mich wirklich anstrengen, um etwas zuerkennen. Ich sah die beiden Ledersessel vor dem Schreibtisch stehen, auf dem sich Papiere, Bücher und noch anderen Büromaterialien türmten. Dahinter ein weiterer Ledessessel. Ein Glas, in dem ein Rest Gin war und eine Leselampe. Die beiden Wände, links und rechts, wurden von zwei enormen Bücherschränken dominiert, die vollgestopft waren, mit dicken Welzern und Ordnern. „Wohin jetzt?“, fragte ich soleise, wie möglich und versuchte genug zuerkennen, um nicht gegen einen Stuhl, Hocker oder sonst was zu treten. Auf keinen Fall wollte ich, dass wir durch meine Ungeschicktheit aufflogen. „Raus auf den Flur und dann nehmen wir uns jedes Zimmer vor!“, sagte Lex ebenso leise. „Abgesehen von dem Schlafzimmer der Jankins!“ Wir schlichen uns zur Tür. Dabei war ich so konzentriert leise zusein, dass ich nichtd arauf achtete, wo ich meine Füsse lenkte und stiess mit dem Knie gegen irgendwas an, was rumpelte, polterte und etwas ging klirrend zu Boden. Ich unterdrückte einen Schmerzenslaut. „Pass doch auf!“, zischte Lex vom anderen Ende des Zimmers und ich musste mich beherrschen, ihn nicht ebenso anzufauchen. „Jaja!“, murmelte ich daher nur und machte einen Bogen um das, gegen das ich gelaufen war. Die Tür öffnete sich ohne ein Geräusch zu verursachen und wir traten auf den Flur. Auf diesem waren die Lampen angeschaltet. Doch statt helles warfen sie gedämpftes Licht und machten es uns so leichter, etwas zusehen. Ich atmete erleichtert auf, da wir nicht mehr blind durch das Haus stolpern mussten. Der Flur war mit einem dicken Läufer ausgelegt war und dämpfte unsere Schritte. Wir liefen an jeder Tür vorbei und lauschten dann. Wir gingen dann weiter, als wir nichts hörten und dann die Treppe hoch. Vorbei an einigen teueraussehenden Gemälden und kamen dann in den ersten Stock. Dieser lag jedoch im Dunkeln. Ich warf Fay und Lex einen etwas nervösen Blick zu. Ich ahnte schon jetzt, dass ich wieder gegen etwas stoßen und uns schließlich doch noch verraten würde. Lex verstand und ging vor. Ich bemühte mich, ebenso einen Bogen über die umherstehenden Dinge zu machen wie er und ich fragte mich wirklich, ob es daran lag, dass er bessere Augen hatte als ich. In ersten Stock gab es nur zwei Türen. Die eine, gehörte zu dem Schlafzimmer der Jankins, hinter der wir das laute Schnrachen eines Mannes, Mr. Jankins hören konnten. Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken. Ob Rechtsanwalt oder Richter. Er ist auch nur ein Mann und das Schnarchen würde selbst dieser Frau mächtig auf die Nerven gehen. Wir schlichen weiter. Das nächste Zimmer gehörte wohl dem Kindermädchen, hinter deren Tür wir nichts hörten. Das berunruhigte mich schon etwas. Ich sah Lex an und deutete auf die Tür. Doch Lex schüttelte den Kopf. „Das Baby ist wichtiger. Sollte das Kindermädchen der Penangallan sein, würde er/ sie / es in das Kinderzimmer gehen. Wir gingen weiter daher und meine Nerven waren allmählich bis zum Zerreissen angespannt. Mein Atmen schien in der ganzen Stlle doppelt so laut zusein und in meinen Schläfen pochte es. Angestrengt versuchte ich mich zu beruhigen und mir zusagen, dass wir es bald hinter uns haben. Ich tastete nach dem Riemen des Rucksacks, wollte sicher sein, dass ich ihn nicht verloren hatte, als ich im Arbeitszimmer über, was auch immer das war, stolperte. Als ich den Riemen unter meinen Fingern fühlte atmete ich erleichtert auf. Er gab mir ein kleines Gefühl von Sicherheit. Ich schaute dann auf meine Uhr. Wir hatten achtuhrdreiunddreisig. Meine Güte war schon soviel Zeit vergangen. Das kam mir gar nicht so vor. Als wir an der dritten Tür ankamen, hörte ich gedämpft eine Spieluhrmusik und ein glückliches Glucksen. Bingo! Und mir fiel ein kleiner zwar, aber immerhin, ein Stein vom Herzen. Wir kamen nicht zuspät. Das kleine Würmchen lebte noch. Vorsichtig legte Lex die Hand auf den Türknauf und drehte ihn. Öffnete ebenso leise die Tür und betrat als erster das Kinderzimmer. Dann ich und Fay. Dunkelheit umgab uns und ich rührte mich nicht von der Stelle. Zwar lebte das Baby noch und wir kamen rechtzeitig, doch das hiess nicht, dass wir laut sein können. Wir müssen vorsichtig sein, um nicht erwischt zuwerden. Weder von den Jankins noch von dem Penangallan, wenn er hier aufkreuzte. Da die Vorhänge dick und vor das Fenster zugezogen waren, war es dunkel. Noch dunkler, als im Arbeitszimmer. Lex holte daher eine kleine Bleistifttaschenlampe hervor und schaltete sie ein. Leuchtete damit auf den Boden, ließ den kreisrunden Licktkegel über den Boden wandern und blieb dann an der Wiege stehen, in der das Baby schlief. „Okay, beeilen wir uns!“, sagte er, streckte die Hand aus und ich reichte ihm den Rucksack. Sogleich öffnete er diesen und verteilte die Dornenranken um die Wiege. Im Buch stand zwar, dass man diese um das Haus verteilten musste, aber hier war das Haus eindeutig zu groß und wir mussten umdisponieren. Lex wies mich an, Wache zuhalten und an der Türe zulauschen, falls doch noch jemand in das Zimmer kommt. Fay leuchtete mit der Taschenlampe Lex, der die Dornen rund um die Wiege legte und dabei ganz versunken in die Arbeit war. Ich versuchte mich ganz und gar auf die Türe zu konzentieren. Legte das Ohr an das Holz und lauschte. Nichts rührte sich. Also schaute ich zu Lex, der schon fast fertig war und sich erhob. Aus reiner Neugier schaute ich auf meine Uhr. Wir hatten nun kurz vor neun. Als Lex fertig war, ging er zu Fay, der er etwas zu flüsterte und sie nickte. Auf leisen Sohlen schlich sie sich in die Zimmerecke, die dunkel dalag und Lex kam zu mir. „Versteckt dich hinter den Vorhängen!“, flüsterte er und ich tat, was er mir sagte. Wie immer hatte er das Kommando und es störte mich nicht, da er wusste, was zutun war. Ich ging zum einem der Vorhänge und schlüpfte dahinter. Zog sie aber etwas bei Seite, so dass ich noch etwas sehen konnte. Lex selber versteckte sich gleich hinter der Tür. Wir alle drei hatten Verstecke, die einen guten Blick auf die Wiege ermöglichten und aus diesen wir angreifen konnten. Ich schaute durch den Schlitz, zwischen den beiden zugezogenen Vorhängen zu Fay, die sich, wie ein Schatten an die Wand drückte und keinen Mucks von sich gab. Still und ruhig schaute sie zur Tür. Ich bewunderte sie darum, dass sie sich ruhig und lautlos zuverhalten konnte. Mein eigener Puls schien dagegen noch heftiger in meinen Schläfen zu wummern und ich fürchtete, dass ich nur einen Muskel rühren musste, um laut zuwerden. Als sich kurz unsere Blicke trafen und das konnte sehen, trotz dass es dunkel war, schenkte sie mir einen mutmachendes Lächeln und ich lächelte, nicht ganz so optmisstisch zurück. Nun hiess es warten und ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich auf meine Uhr schaute und feststellte, dass die Zeit sich nun dahin zog, wie Kaugummi. Neunuhr. Viertelnachneun. Halbzehn. Viertelvorzehn. Zehnuhr. Zwanzig nach. Halbzehn. Inzwischen war ich jenseits von Nervösität und Angst erwischt zu werden. Ich glaubte, wenn nicht bald etwas passierte, würde ich hinter dem Vorhang springen und aus der Tür rennen. Ich hielt es einfach nicht aus. Wo war eigentlich Erik? Warum war er nicht da? Es war doch schon Nacht draußen und er hatte gesagt, dass er mich unterstüzen würde. Also warum ließ er mich hier jetzt allein stehen? Und während ich mich das fragte, begann ich über seine Unzuverlässigkeit zufluchen. Beschützer, dass ich nicht lache, fluchte ich und hörte prompt seine Antwort. „Ich bin doch hier!“, nicht minder giftig als meine Vorwürfe ihm gegenüber. Ich drehte mich um und wirklich. Hinter mir sah ich einen Schatten, der nicht meiner und um einiges größer war. Trotzdem war ich sauer. „Wo hast du gesteckt?“ „Ich war die ganze Zeit da!“ „Achja und warum habe ich dich dann nicht gesehen?“ „Weil es überall Licht gab und wie du weißt, ich bei Licht nicht keinen festen Körper habe!“ „Ach, aber im Arbeitszimmer war kein Licht. Wo warst du da?“ „Bist du schwer von Begriff? Ich sagte doch, dass ich die ganze zeit bei dir war, auch wenn du mich nicht gesehen hast!“, zischte er. „Außerdem soll diese Missgeburt gleich wissen, dass ich hier bin. Ich dachte, es wäre nützlicher, wenn ich ihn überrasche!“ „Weißt du denn, wie du ihn besiegen kannst?“ „Ähm, nein. Aber fällt bestimmt schon was ein!“ „Natoll, und wann? Wenn er das Baby ausgesaugt hat?“ „Anstatt mit mir hier rumzustreiten, wann und wie ich den Dämon beseitige, solltest du lieber den Mund halten und dich bereit halten!“ Gerade wollte ich sagen, dass ich nicht meinen Mund halten werde und dass ich ihm erst vertraue, wenn er mir sagt, wie er es machen will, als ich plötzlich Schritte hörte. Schritte, die näher kamen. Auch Lex und Fay schienen das zuhören, denn sie machten sich bereit. Ich konnte deutlich sehen, wie sie ihre Muskeln anspannten und in ihre Jacken griffen. Vermutlich hatten sie darin Waffen, wie Dolche oder Schusswaffen versteckt, um den Penanggalan erstmal festzuhalten. Ich schaute zu ihnen. Fay sah mich an und nickte. Ein Zeichen, dass es losging. Ich erwiederte das Nicken nur. Fühlte, wie die Anspannung und Ungeduld immer mehr zu nahm und mich förmlich elektresierte. Kurz ging mein Blick zu den Dornen. Bitte lass es klappen, dachte ich. Da merkte ich, wie sich etwas auf meinen Arm legte. Eine Hand. Zuerst zuckte ich zusammen, doch dann fühlte ich, wie ich mich etwas entspannte. Die Berührung fühlte sich gut und beruhigend an. Fast so wie bei meiner Mama, wenn sie mich tröstete. Ich schaute hinunter und sah sie. Sie war schwarz und schemenhaft. Ich wusste, wessen Hand das war. Es war Eriks Hand und ich war erstaunt, dass er nun versuchte mir Mut zumachen. Ich drehte den Kopf herum, versuchte sein Gesicht in der Dunkelheit zuerkennen. Doch ich sah es nicht. Konnte nur seine Anwesenheit spüren. Mit einem Mal hatte ich einen dicken Kloss im Halse. Wo ich zuvor dachte, dass er mit verdeckten Karten spielte und ich ihm niemals vertrauen könnte, hatte ich nun ein schlechtes Gewissen. Mochte er undurchschaubar sein und seine eigenen Ziele haben. Wenn es darauf ankam, konnte ich mich auf ihn verlassen. Dass er mich beschützte und mir das Leben gerettet hatte, sprach eindeutig dafür. Auch wenn er sich bedeckt hielt und offenbar Dinge von meiner Mutter wusste, die mir verschlossen waren. „Schau auf die Tür!“, hörte ich Erik sagen, als mir bewusst wurde, dass ich nur ihn angesehen habe. Schnell wandte ich mich der Tür zu. Sah wie unter dem Schlitz ein Schatten auftauchte und sich der Türknauf dann drehte. Lansam, als wollte derjenige, der die Tür öffnete, verhindern, dass man ihn bemerkte. Ich atmete tief ein, machte mich bereit, einzugreifen, sollte es der Penanggalan sein. Die Tür wurde geöffnet. Ebenso leise, die der Türknauf gedreht wurde und als die Tür aufschwang, tauchte eine Gestalt in dieser auf. Mein Atem setzte kurz aus. Da das Licht von hinten auf sie fiel, war ihr Gesicht im Dunkeln. Doch ich ahnte, dass es sich hier bei um das Kindermädchen handelte. Mrs. Jankins war fiel zu hager und zu groß, als dass es sie sein konnte. Ich machte mich klein und lugte durch den Schlitz. Angestrengt versuchte ich zuerkennen, ob es wirklich die war, die wir suchten. Zwar hatte ich keine Zweifel, da alles so gut zusammenpasste, dennoch wollte ich nicht halsüber Kopf rausstürmen und diejednige sein, die alles vermasselte. Wenn ich so heute darüber nachdenke, überrascht es mich, dass ich dennoch so ruhig und vorallem bei Verstand sein konnte. In Anbetracht, dass ich meinen ersten Dämon zur Strecke bringen sollte. Doch vermutlich lag es daran, dass Fay und Lex bei mir waren. Zwei erfahrerne Jäger. Und Erik, der mir den Rücken stärkte. Ein „Pst!“, holte mich aus meinen Gedanken und ich schaute zu Lex, der die Hand hob und auf seine Finger zeigte. Dann krümmte er den ersten Finger. Damit zeigte er mir den Conutdown. Ich nickte. Mittlerweile war die Gestalt eingetreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Eigentlich hätte sie das Licht einschalten sollen, um etwas zusehen. Doch das tat sie nicht und alles in mir spannte sich bis zum zerreissen an. Meine Muskeln schrien förmlich vor der nahenden Konfrontation und ich spürte das Adrenalin in meinen Adern, dass mein Herz schneller schlagen und meinen Puls rasen ließ. So musste man sich fühlte, wenn man mit der Achterbahn auf den höchsten Punkt fuhr und kurz davor war, in die Tiefe zurasen. Ich blickte zu Lex. Nun hielt er nur noch drei Finger hoch. Das Kindermädchen, der Penanggalan, war näher an die Wiege herangetreten. Ich versuchte ruhig zubleiben und tastete dann in meiner Jacke nach dem silbernen Dolch, den mir Esmeralda in weiser Vorrausicht gegeben hatte. Auch wenn ich nicht wusste, wie ich mich damit wehren konnte. „Wenn er dir zunahe kommt, stichst du einfach zu!“, hatte sie mir geraten. Dies wollte ich mir als festen Vorsatz nehmen. Als meine Finger den Dolch fanden und ihn umschlossen, merkte ich, wie sie zitterten. Ich schloss die Augen und zwang mich, ruhig zu bleiben. Scheisse! Wenn wir nicht bald zuschlugen, würde ich noch vor lauter Zitterei alles ruinieren. Ich schaute flehend zu Lex und sah mit einer Mischung aus Erleichterung und Aufregung, wie nur noch zwei Finger ausgestreckt waren. Dann krümmte sich der zweite und es war nur noch einer. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Fay sich etwas vorbeugte. Sie sah dabei aus, wie eine Raubkatze, die gleich loschlagen würde. Ihre Augen schienen nun unheilvoll zu leuchten an und sie schien die Zähne zu blecken. Täuschte ich mich, oder waren ihre Eckzähne spitzer, als sie es eigentlich bei Menschen sein sollten? Kurz trafen sich unsere Blicke und etwas in ihrem Blick sagte mir, dass es gleich so weit war. Da hörte ich, wie das Baby einen wimmernden Laut von sich gab und ich schaute schnell zu der Wiege. Das Kindermädchen hatte sich über die Wiege gebeugt und griff hinein. Flüsterte dem Kind etwas zu. Schien es wohl beruhigen zuwollen. Ich verzog das Gesicht angewidert und wütend darüber, dass sie es auch noch in Sicherheit wiegen wollte. Ehe sie ihm das Blut aussaugte. Schnell schaute ich zu Lex. Ein Finger, der Daumen, und wenn dieser ihn senkte, würden wir angreifen. Ich zählte innerlich bis zehn, dann krümmte er auch schon den Daumen und als dieser unten war, stürmten wir gleichzeitig aus unseren Verstecken und zu dem Kindermädchen. Dieses schrie entsetzt auf, als Lex sie packte und zu Boden riss. Fay und ich hielten sie an den Armen fest. „Haben wir dich, Miststück!“, knurrte Lex und zog etwas hveror, dass meinem Dolch entfernt glich, dessen Klinge aber wesentlich länger war. Er hob es hoch und setzte die Spitze über die Brust des Penanggalan an. Obwohl es dunkel war, konnte ich das Entsetzen sehen, welches sich in dessen Augen spiegelte und hörte ihr Flehen, das in einem gebrochenen Englisch über ihre Lippen sprudelte. Sie versuchte sich aus unserem Griff zubefreien. Doch Fay hielt sie so fest, dass sie wie ein Käfer auf dem Boden zappelte. Presste ihre Hand auf den Mund der Mörderin, um ihre Hilferufe zu dämpfen. Ich hatte hingegen Mühe, sie am Boden zuhalten. Ich sah zu Lex, fragte mich, worauf er wartete. Wir hatten ihn doch? Haben verhindert, dass er das Kind tötete? Warum also zögerte er. „Lex?“, fragte ich. Lex schie mich erstmal nicht zuhören, doch dann schüttelte er den Kopf. „Etwas stimmt nicht!“ „Was meinst du damit?“, flüsterte ich. Auch Fay schien es nicht zuverstehen. „Wenn sie es wirklich ist, warum löst sie ihren Kopf vom Rumpf?“, fragte Lex und einen kurzen Moment zögerten wir. Er hatte Recht. Warum floh sie nicht, in dem sie ihren Kopf abtrennte? Ich und Fay tauschten verwirrte Blicke. Und noch ehe wir zu einer Antwort kommen konnten, ging die Tür ein weiteres Mal auf und das Licht ging. In der ganzen Hektik und unsere Verwirrung, ließ uns eine Stimme zusammen zucken. „Was zum Teufel machen Sie hier?“ Unsere Köpfe ruckten gleichzeitig hoch und sahen Mrs. Jankins, die ihren Morgenmantel trug und verschlafen und vorallem wütend ansah. Ich fühlte, wie mir alles Blut aus dem Gesicht wich und ich kreidebleich wurde. Wo cih vorher voller Adrenalin war, war ich voller Panik. Scheisse! Scheisse! Scheisse! Lex schien erstmal ebenso paralyisert zusein, als er die Hausherrin, in Begleitiung ihres verschlafenen Mannes sah. Das Messer, welches er immernoch in der Hand und über der Brust der Frau hielt, verharte und erweckte wahrhaftig den falschen Eindruck. Bei der ganzen Stille, die sich nun über uns gesenkt hatte, schaffte es das Hausmädchen, ihren Mund von Fays Hand zubefreien und flehte ihre Arbeitgeberin an, dass wir von ihr weggehen. „Lassen Sie gefälligst unser Kindermädchen los!“, herrschte sie uns an und wir standen gleichzeitig auf. Lex steckte das Messer ein und machte eine mehr als betretrende Miene. Das Kindermädchen, froh darüber, dass sie nun nicht mehr bedroht wurde, richtete sich auf und eilte an die Seite von Mrs. Jankins. Mrs. Jankis sah uns, zu Recht an, wie gemeine Einbrecher und ich ahnte schon, dass sie bald, sehr bald, die Polizei rufen würde. Ich blickte zu Lex, und betete, dass er auch diesesmal eine gute Ausrede hatte. „Was machen Sie hier?“, blaffte sie uns an. Lex räusperte sich und trat vor. „Ich weiss, dass das alles einen falschen Eindruck hat. Aber ich kann Ihnen versichern, dass das alles Ihrer Sicherheit dient!“, erklärte er. Ich und Fay tauschten Blicke und wir beide wussten, dass Mrs. Jankins uns das niemals abkaufen würde. Das wäre auch wirklich reines Narrenglück. Ich meine, was macht das denn für einen Eindruck, wenn die Leute, die vorher noch, aus ihrer Sicht, reinen Unsinn erzählten und plötzlich wieder auftauchten, und das im Kinderzimmer, um das Kindermädchen zuerstechen? Ich an ihrer Stelle würde auch außer mir sein. „Verschonen Sie mich mit Ihren Gewäsch. Ich will wissen, warum Sie mein Kindermädchen umbringen wollen?“ „Nun, wie ich Ihnen bereits sagte, halten wir Ihr Kindermädchen für die Mörderin und wollten das schlimmste verhindern!“, sagte er ruhig. Ich hätte ihm das locker abgekauft. Denn Polizisten, durften durchaus schiessen oder sich anders zurwehr setzen, wenn der Verdächtige sie oder andere bedrohte. Allerdings war das ein Warnschuss, in dem ein Beamter die Waffe hoch hielt und in die Luft schoss. Das wusste ich von Papa. Als ich an ihn dachte, zog sich mein Magen zusammen. Ich sah mich schon in einer Untersuchungzelle und meinen Vater, der extra aus Paris hierherflog, um seine straffällige Tochter abzuholen. Ich hoffte inständig, dass dies Mrs. Jankins zufriedenstellen würde. Aber sie schien ihm das nicht glauben zuwollen. Und ich spürte, wie mein Magen immer mehr zu einem Eisblock wurde. „Ich glaube Ihnen kein Wort. Schatz, ruf die Polizei!“, keifte sie und ihr Mann schlurfte davon. Nun war deutlich zusehen, wer hier die Hosen anhatte und er tat mir schon etwas leid. Doch ich sagte nichts. Lex seufzte. „Mrs. Jankins. Sie müssen uns glauben. Diese Frau ist gefährlich. Sie…!“ „Halten Sie den Mund!“, schrie sie hysterisch. „Ich habe keine Lust mehr, mir das anzuhören. Dass können Sie der Polizei erklären. Wobei ich bezweifle, dass man Ihnen glauben wird!“ Ich sah Lex an, dass er noch etwas agen wollte, doch kaum, dass er den Mund aufmachen wollte, fuhr sie ihm wieder über den Mund, mit nur einem einzigen Wort:„ Raus hier!“ Irgendwie schaffte es Mrs. Jankins uns aus dem Kinderzimmer zujagen und die Treppe hinunter. Währenddessen versuchte Lex es weiterhin, sie zuberuhigen und sie davon zuüberzeugen, dass wir die Guten waren. Doch Mrs. Jankins wollte nichts mehr hören und schimpfte, wie ein Rohrspatz. Wir waren schon in der Eingangshalle, als ihr Mann uns entgegenkam. „Die Polizei ist in zehn Minuten da!“, sagte er und versuchte zu lächeln. Aber angesichts der Wut seiner Frau, verging ihm dieses. Sie drehte sich zu und herum und sie brauchte uns nur anzusehen, um uns klarzumachen, dass wir es nicht mal versuchen sollten, abzuhauen. „Dafür werden Sie ziemlich lange sitzen. Einbruch. Ruhestörung und Körperverletzung!“, sagte sie und grinste nun triumphierend. Wenn mir nichts an ihrem Baby liegen würde, würde ich den Penanggalan zugerne auf sie loslassen. „Sie machen einen Fehler!“, sagte Lex mit Nachdruck. Mrs. Jankins hatte jedoch nur eine abfällige Handbewegung und ein Zischen durch die Zähne dafür übrig. „Das einzige, was ich bereure ist, dass ich monatlich meine Steuern an solche Stümper wie Sie zahle!“, sagte sie und es lag mir wirklich auf der Zunge, ihr deswegen die Meinung zugeigen. Dass sie sich nichts darauf einbilden sollte, dass ihr Mann Anwalt ist. Als jä ein schriller Schrei uns zusammenfahren ließ und uns alarmierte. Unsere Köpfe ruckten allesamt gleichzeitig nachoben, zu der Treppe, in den ersten Stock und sahen, wie das Kindermädchen, mit blanker Panik im Gesicht rücktwärts hinauskroch. Auf allen Vieren und als Mrs. Jankins sie ansprach, was los sei, deutete das Kindermädchen nur mit zitterndem Finger zu der Tür. In diesem Moment erklang ein erneuter Schrei. Das eines Säuglings. Und ich, Fay und Lex rannten sofort hoch. Hiner uns hörten wir Mrs. Jankins wütend rufen, dass wir auf der Stelle hierbleiben sollten, ehe sie uns auch hinterrannte. Wir drei stürmten in das Kinderzimmer, ich voran und blieb mitten auf der Schwelle stehen. Ich hatte das Gefühl als würde jemand einen Eimer mit Eiswasser über mich schütten, als ich den Penanggalan sah, der sich über die Wiege beugte. In meiner Vision sah dieses Ding schon abartig hässlich aus. Aber jetzt in Natura schien es dreifach so schlimm zusein. Der Kopf schwebte einige Zentimeter über dem Boden und aus dessen abgetrennten Hals baumelten die Organe. Lunge, Herz, die verschiedenen Därme, der Magen, ecetera. Ich musste krampfhaft ein Würgen unterdrücken, wobei ich spürte, wie mir das Mittagessen wieder hochkam. Ich machte einen Schritt zurück und stiess prompt mit Fay zusammen. Diese schrie kurz überrascht auf und fragte mich, was los sei. Als ich auf den Penaggalan zeigte, hörte ich sie nach Luftschnappen. „Ach du Scheisse!“, flüsterte sie. Ich nickte. Genau das gleiche habe ich mir auch gedacht. „Man ist dieses Ding hässlich!“, kam es von Lex. Der Penanggalan, der sich nun zu uns umwandte, funkelte uns wütend an. Offenbar kamen wir gerade rechtzeitig um ihn den Snack zu ruinieren. Mit einem Fauchen rollte er seine dolchenähnliche Zunge wieder ein und bleckte die Zähne. Noch ehe wir uns richtig überlegen konnte, was als nächstes zutun war, hörten wir einen neue Schrei und dieser kam von Mrs. Jankins. Sie war uns gefolgt und sah nun, was das Kindermdächen so in Angst versetzt hatte. „Was ist das zum Teufel?“, hörte ich sie und ich drehte mich kurz um. Zusagen, dass sie eigentlich wegbleiben, oder erst gar nicht hierherkommen sollte, hätte keinen Zweck gehabt, da sie es sah und irgendwie freute ich mich. Denn nun sah sie es mit eigenen Augen und würde uns glauben. Doch ich wagte auch gar nicht daran zudenken, was das für ein Träume in ihr auslösen würde. Ihr Mann kam nun auch und als er hinter ihr stand und ihre Frage wiederholte, verdrehte sie ihre Augen und kippte nachhinten. Wurde ohnmächtig. Ihr Mann fing sie auf. Schüttelte dabei ungläubig den Kopf, als er unentwegt zu dem Penanggalan starrte. „Was ist das bloss?“, fragte wieder und Lex befehlte ihm:„ Schaffen Sie Ihre Frau weg. Und bleiben Sie weg. Wir kümmern uns drum!“ Mr. Jankins konnte nur nicken und schleifte seine bewusstlose Frau hinaus. Lex und Fay drehten sich um. Und ich ebenso. Der Penanggalan hatte sich bis jetzt nicht gerührt, sondern uns nur angesehen. Das Baby schien er völlig vergessen zuhaben. Ein Glück! „Allison. Schnapp du dir das Baby und schaffe es weg. Ich und Fay werden uns dieses Mistvieh kaufen!“, sagte er und ich nickte. Was sollte ich auch anderes tun? Fay und Lex tauschten kurz einen Blick, dann gingen sie nach Links und nach rechts. Wollten so den Penanggalan einkesseln. Und sobald Lex mir das Zeichen gab, würde ich so schnell wie möglich zu der Wiege rennen, dass Baby rausholen und und wieder zurück rennen. In Sicherheit. Dadurch würde der Penanggalan abgelenkt sein und damit ein leichtes Ziel für die beiden werden. Ich machte mich bereit, schaute zu Lex und Fay, die sich nun in Position gebracht hatten. Der Penanggalan ahnte wohl, was wir vorhatten. Denn der Mund, der vorher voller Wut verzogen war, grinste nun boshaft und wieder schon sich die Zunge aus seinem hässlichem Maul. Wand sich wie eine Schlange, langsam und lockend, als wollte sie mich damit auffordern, den ersten Schritt zutun, dann aber stiess sie vor. Geradewegs in die Wiege. „Nein!“, schrie ich und stürzte nachvorne. Alles passierte wie in Zeitlupe. Ich sah, wie ich mich auf den Penanggalan bewegte, ihn zur Seite stossen wollte. Da zog Lex sein Messer und warf es. Wirbelnt und durch die Luft sirrend drehte es sich im Flug und bohrte sich, mit der Klinge voran in das Geflecht der Därme. Daraufhin schrie der Penanggalan und ließ seine Därme sogleich nachvorne zucken, sodass die ätzende Flüssigkeit, die seine Organe benetzte, zu Lex spritzte. Ich schrie ihm zu, dass er aufpassen solle. Schneller, als ich es für möglich hielt, wich Lex der Säure aus und ging dabei zu Boden. Nun war es an Fay, sich ihn zuholen. In dem Moment, als der Penanggalan für einen Bruchteil einer Sekunde abgelenkt war, schnappte ich mir das Baby und schaffte es aus dem Zimmer. Draußen lief die Zeit wieder ganz normal. Ich drückte das Kind in die Arme von Mr. Jankins. Rannte dann wieder zurück. Es war, als wäre ich niemals aus dem Zimmer gegangen. Fay sprang nachvorne, griff in ihre Jacke und holte eine Schusswaffe hervor. Mit dem Lauf zielte sie genau auf den Kopf des Penangallans. Doch noch ehe sie andrücken konnte, schoss die Zunge des Penangallans auf sie zu und die Spitze bohrte sich mit einem widerwärtigen Schmatzen und mit dem Geräusch durchbrochener Knochen in Fays Schulter. Ich hörte die Schreie meiner Freundin tausendfach und ich glaubte, meine Trommelfelder würden platzen. Fay ging zu Boden, hielt sich ihre Schulter. „Argh, verdammt!“, fluchte sie, wollte sich aufrichten. Doch der Schmerz in ihrer Schulter war zugroß, als dass sie sich aufrichten konnte. Nun lag es an mir und ich schaute mich panisch um. Mit einer Waffe, egal ob Dolch oder Schusswaffe konnte ihm nichts anhaben. Ich suchte den Boden nach etwas ab, was ich werfeb konnte. Doch der Revolver von Fay und das Messer von Lex lagen viel zuweit entfernt, als das ich schnell genug daran herankommen könnte. Meine Gedanken überschlugen sich. Wäre es doch dunkel hier, dann könnte Erik… Ich kam nicht dazu meinen Gedanken weiterzudenken, da ich Lex rufen hörte. „Vorsicht Allison, sie kommt genau auf dich zu!“ Und als ich im nächsten Moment nachvorne schaute, sah ich auch schon in das hässliche Gesicht des Penangallans. Ich schnappte nach Luft. Ich hatte ihn nicht bemerkt und das war mein Fehler. Ich war starr vor Angst und spürte, wie mir kalter Schweiss ausbrach. Der Penangallan wusste wohl, von meiner aufkommenden Panik und meiner Unfähigkeit etwas zu unternehmen. Denn er grinste nur und zeigte mir damit seine hässlichen Zähne, hinter denen die Zunge unruhig und gierig nach Blut, meinem Blut, umherzuckte. „Stirb wohl, kleine Allison!“, hörte ich es dann aus seinem Mund krächzend. Da schoss auch schon die Zunge hervor und wollte sich in meine Kehle bohren. Plötzlich schienen alle Lampen gleichzeitig auszugehen. Mit lauten gläseren Platzen, erloschen sie und es wurde dunkel im Raum. Für einen kurzen Moment, herrschte Schweigen. Selbst die Zunge des Penangallans hielt mitten in der Bewegung inne. Offenbar hatte er selbst nicht erwartet, dass das passiert. Als dann doch wieder Leben in sein verdutztes Gesicht kam, wollte er seine Zunge zurück-und wieder vorschnellen lassen. Doch das ging nicht. Verwirrt und mit einem fluchenden Würgen riss er den Kopf zurück, versuchte seine Zunge aus der Starre zuholen. Zuerst verstand ich nicht, was das zubedeuten hatte. Aber dann spürte ich einen eisigen Hauch in meinem Nacken und ich sahe eine Bewegung, in der Höhe, in der die Zunge erstarrt war. Oder besser gesagt, sah ich den Schatten, der sich um diese gewickelt hatte und sie somit festhielt. Ich erkannte sofort, wer dieser Schatten war. „Erik!“, keuchte ich dankbar und erstaunt, dass er soschnell reagiert hatte. Ich wagte es aber nicht, den Kopf zudrehen. Die Augen des Penangallan weiteten sich nun. Auch er schien nun zusehen, wer ihn da im Griff hatte. „Lass gefälligst deine Zunge von meinem Partner!“, knurrte er und riss an der Zunge. Der Kopf des Dämons wurde dadurch nachvorne gezogen und im nächsten Moment, versetzte Erik ihm solch einen harten Schlag in sein Gesicht, sodass er im hohen Bogen aus dem Fenster flog. Das Glas zerbrach unter der Wucht und der Kopf des Penangallan verschwand in der Dunkelheit. Perplex und erleichtert, dass ich erstmal davon gekommen war, atmete ich aus, und ich spürte, wie meine Knie weich wurden und nachgeben wollten. Doch bevor ich in mich zusammensackte, packte mich Erik an dem Arm und zerrte mich auf die Füsse. „Reiss dich zusammen!“, blaffte er mich an und ich wollte ihm sagen, dass das nicht gerade leicht ist, wenn man einen fliegenden körperlosen Kopf gesehen hat, mit einer Zunge, die Knochen durchstossen konnte. Doch Lex funkte mir dabei dazwischen. „Los, wir müssen hinterher. Sonst entkommt er uns noch!“, rief er und rappelte sich wieder auf. Auch Fay erhob sich. Griff nach ihrem Revolver und steckte ihn sich wieder ein. Dabei zuckte sie nichtmal zusammen, als sie den Arm bewegte, dessen Schulter von dem Penangallan verletzte wurde. Entweder verwechselte ich ihre Schultern oder aber sie ließ sich den Schmerz nicht anmerken. Ich hob nur, wie betäubt den Kopf. Mich erfasste eine plötzliche Müdigkeit und ich konnte mich grad so auf den Beinen halten. „Was?“, brachte ich nur hervor. Doch anstatt mir zuantworten, sprangen Fay und Lex gleichzeitig zum Fenster und verschwanden, mit einem Satz aus diesem. Ich blinzelte. Von einem Moment waren sie weg. War ich nun so müde, dass ich Dinge sah, die gar nicht sein konnten. Um sicherhzuesein lauschte ich und hörte tatsächlich ihre gedämpften Stimmen von draußen, durch das zersprungene Fenster. Wie war das möglich. Wir waren hier im ersten Stock! Ich rappelte mich auf und ging zum Fenster. Blickte hinaus. Nur um ganz sicher zusein, da ich es immernoch nicht glauben konnte und kaum dass ich hinaus sah, stockte mir der Atem. Dort unten standen Fay und Lex und sahen ungeduldig wartend zu mir hoch. Ich brachte nur ein Stirnrunzeln zustande. Wie ging das denn bitteschön. Warum hatten sie nicht einen Kratzer? „Allison. Beeil dich!“, rief Fay. „Schlaf da oben nicht ein!“, kam es weniger freundlicher von Lex und ich schüttelte den Kopf. Wie auch immer sie das geschafft hatten, ich würde mir jeden einzelnen Knochen einzeln brechen. Ich wich von dem Fenster zurück. Anstatt rauszuspringen, würde ich wohl auf dem normalen Weg aus dem Haus kommen müssen. Nämlich über die Treppe, durch die Einganghalle und durch die Haustür. Und das war mir wesentlich lieber. Doch kaum, dass ich mich zur Tür umdrehte, stellte sich mir Erik in den Weg, schlang den Arm um mich und noch ehe ich etwas zum Protest äußern konnte, hetzte Erik zum Fenster und sprang ebenso hinaus, in die Nacht. Ich stiess einen schrillen Schrei aus. Für einen kurzen Moment schwebten wir einfach in der Luft, dann ging es abwärts und mein Schrei zog sich in die Länge. Als wir dann unten heil, wie ich erleichtert feststellen musste, ankamen, fühlte ich, wie wieder meine Knie weich wurden. Aber Erik ließ nicht zu, dass ich schwach wurde, sondern packte mich am Arm und zerrte mich weiter. „Mach jetzt ja nicht schlapp!“, zischte er. Der hatte gut reden. Für ihn und Fay und Lex schien ein Sprung aus dem Fenster und aus der Höhe kein Problem zusein. Aber für mich war das eine neue Lebenserfahrung. „Jaja!“, gab ich von mir und musste mich wirklich dazu zwingen weiterzugehen. Wir rannten in den Wald hinein, der mehr einem Park glich und ich schaute mich suchend nach Fay und Lex um. Doch von den beiden fehlte jede Spur. Ich sah zu Erik, der die Führung übernommen hatte und mich mehr mit sich schleifte, als dass ich selber lief. Auch er schien sich zufragen, wo die beiden steckten und stiess einen insittlichen Fluch aus. Auf französich zwar, aber ich verstand ihn. Nach einer Weile des ziellosen Rennens machten wir dann doch eine Pause und ich ließ mich auf einen Baumstumpf nieder. Ich fühlte mich so müde und schlapp, dass ich mich gleich am liebsten hingelegt hätte, um zu schlafen. Aber die Anspannung, das Adrenalin und der Dämonn, den aufzuhalten gildete, ließ das nicht zu und trotz, dass ich mich so gerädert fühlte, war ich dennoch irgendwiehellwach. Ich hatte sogar noch den Rucksack dabei. Dabei dachte ich, ich hätte ihn in dem ganzen Stress verloren. Der Dolch, den mir Esmeralda gegeben hatte, hatte ich ebenso noch in meiner Jacke. Komisch! „Was…was machen wir jetzt?“, fragte ich und rieb mir die Augen. Erik schien erstmal selber sich ein Bild der Lage machen zuwollen, ehe er mir antwortete. Schaute sich in alle Richtungen um und versuchte etwas zuhören. Doch dann schüttelte er den Kopf. „Erstmal nachdenken und abwarten, was als nächstes passiert!“ „Sollten wir nicht versuchen, Fay und Lex zufinden. Sie brauchen sicherlich unsere Hilfe“, murmelte ich. Hier rumzusitzen und nichts zutun, war noch schlimmer, als das Gefühl von Müdigkeit, was mich erfasste. Es kam einer Ohnmacht gleich. „Die beiden kommen schon klar. Mach dir deswegen keine Sorgen!“ Etwa in mir schrei bei diesen Worten auf. Wie soll ich dabei ruhig bleiben. Ich habe doch gesehen, wie gefährlich dieser Dämon war. Was wenn er wirder versucht einen der beiden mit seiner ekelhaften, spitzen Zunge zudurchbohren? Ich wollte es mir nicht vorstellen, doch das Bild von Fay oder Lex, die durch Penanggalan das Leben verloren, ließ mich zu Eis erstarren. „Aber was wenn…?“, fragte ich, doch da drückte mir Erik die Hand vor den Mund und zischte mir ins Ohr. „Schtt, da kommt etwas!“ Im ersten Moment dachte ich, es seien Fay und Lex, die nach uns suchen wollten, doch dann hörte ich den warnenden Ton in seiner Stimme und wusste, dass der Penanggalan in der Nähe war. Ich spürte es förmlich. Konnte seine dunkle und bedrohliche Anwesenheit fühlen, als würde ich genau gegenüber stehen. Mein Magen rebellierte und ich musste ein Würgen unterdrücken. Minuten lang blieb Erik so. Dicht neben mir und mit der Hand auf meinem Mund, dann nahm er diese langem weg. „Steh ganz langsam auf und geh zum Haus zurück. Warte da auf mich!“, wies er mich an. „Was ist mit dir?“ Ich kontne kaum sprechen, so beklemmend war das Gefühl, welches der Dämon in mir verursachte und ich wagte es nicht den Blick von den Bäumen vor mir zu nehmen. Versteckte er sich hinter diesen und belauerte er uns. Verfolgte jeden unserer Schritte und lauschte jedem Wort, das ich und Erik wechselten. Ich glaubte sogar eine Bewegung hinter den Bäumen und in den Schatten zusehen. Ich schaute zu Erik, wollte ihm sagen, was ich zu sehen glaubte. Ihm sogar wiedersprechen. Ihm sagen, dass er es abhacken konnte, wenn er glaubte, ich würde davon laufen. Ich war schon zuoft davongelaufen. Ein verrückter Gedanke, ich weiss. Aber er war einfach da. Und je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir und entschlossen, ihn nicht allein zulassen. Gerade wollte ich ihm das sagen, als sein Gesicht plötzlich einen, mir bisher unbekannten, entsetzten Ausdruck annahm und mich, in nächster Sekunde zur Seite stiess. Hart prallte ich auf den Boden und wusste erst nicht, was in ihn gefahren war. Als ich plötzlich seinen Schrei hörte und aufschaute. Mir gefror zum wiederholten Male an diesem Abend das Blut in den Adern. Der Penanggalan hatte aus dem Hinterhalt angegriffen. Wie ich es mir gedacht hatte, hatte er sich in den Bäumen vor uns versteckt und beobachtet und nur darauf gewartet, dass wir, beziehungsweise Erik nicht aufmerksam war, und angegriffen. Wie bei Fay zuvor, hatte er nun auch Erik seine Zunge in den Körper gestossen. Diesesmal mitten in die Brust, wo sein Herz sah. Schwarzes Blut quoll aus der Wunde und ich fühlte, wie mich eine lähmende Angst ergriff. In diesem Momen konnte ich nur an eines denken. Erik durfte nicht sterben! „Erik!“, schrie ich und meine Stimme hallten von den vielen Bäumen wieder. Der Penanggalan schaute zu mir und in seinen schwarzen Augen glänzte es boshaft. Seine Zunge steckte noch immer in der Brust von Erik und saugte das Blut auf. Sein geöffneter Mund verzog sich zu einem grausamen Lachen. Deutlich, auch wenn er nichts sagte, konnte ihn die Worte hören. „Du bist als nächstes dran!“ Dann begann er immer mehr Blut aus Eriks Wunde zusaugen und ich sah, wie mein Beschützer immer schwächer wurde. Ich schüttelte den Kopf. Obwohl es die logischste und beste Möglichkeit ihn von ihm zureissen, den Dolch nach ihm zuwerfen, konnte ich es nicht. Ich war völlig starr. Konnte nur zusehen. Ich schaute dann zu Erik, der das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse verzog. Doch dann wisch der Schmerz aus seinen Gesichtszügen und Wut machte sich darin breit. Aber auch etwas anderes. Etwas, wie siegessicherheit. Mit einem wilden Knurren packte er dann die Zunge und riss an ihre. Der Penanggalan, der sich schon als Sieger sah, öffnete überrascht die Augen soweit, dass man glauben könnte, die Augäpfel würden aus den Höhlen fallen. Dann schrie er, voller Qualen, auf, wand sich und versucht sich aus Eriks Griff zubefreien. Ich verstand nun gar nichts mehr. Für mich sah es aus, als würde Erik die meisten Schmerzen haben, aber das tat er nicht sondern der Dämon und noch bevor ich richig begreifen konnte, was das eigentlich zubedeuten hatte, hörte ich Eriks Stimme:„ Greif in den Rucksack und hol das Feuerzeug und die Spraydose raus!“ Und ich tat, was er sagte. Es passierte alles os schnel und wie in einem Film. Zwar waren es meine Händen, die in den Rucksack langten, doch ich hatte das Gefühl, nicht ganz ich selbst zusein. Wie von selbst, fanden meine Fingern die beiden Gegenstände und als ich sie rausholte, schrie Erik, ich solle dieses Ding in Brand setzen. Auch dies tat ich. Entzündete eine kleine Flamme, die aus dem Feuerzeug zuckte und hielt die Dose dahinter. Als ich auf den Druckknopf drückte, entbrannte das Gas des Sprays und eine gut einmeterlange Stichflamme schoss hervor. Direkt auf den Penanggalan zu. Und steckte ihn in Brand. Ein grässliches Kreischen und Heulen kam aus dem Dämon und er wehrte sich noch mehr. Versuchte sich in Sicherheit zubringen. Doch das Feuer begann bereits, den Großteil seines Kopfs zuverschmoren und der ekelhafte Geruch vom verbrannten Fleisch stieg mir in die Nase. Irgendwann, ich glaubte, es wären Stunden, war es vorbei. Der Penanggalan, der sovelen Babys den Tod gebracht hatte, ging brennend zu Boden und war nichts weiter, als ein verbrannter Klops aus Fleisch und Knochen. Die Organe glimmten noch etwas und erinnerten an verbrannte Pflanzen. Ich würgte und hielt mir die Hand vor den Mund. Gott, war das widerlich! Danach herrschte Schweigen und ich versuchte meinen hochkommenden Mageninhalt wieder runter zupressen. Da hörte ich Schritt und ich schaute auf. Lex und Fay kamen zu uns. Mit vor Ruß geschwärzten Gesichtern und genauso, wie ich ziemlich fertig. Dennoch grinsten sie bis über beide Ohren. „Na, alles klar bei Euch?“, fragte Lex lässig. Ich brachte erstmal keinen Ton raus. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich aus diesem Dämmerzustand befreien konnte. Dann aber, kam mir wieder in den Sinn, dass es Erik schlimm erwischt hatte und ich war mit einem Schlag wach. Mein Gott, der Penanggalan hatte ihn mitten in der Brust erwischt. Was wenn er? „Ja, mit mir schon. Aber Erik…!“, wollte ich herausbringen und schaute zu ihm. Ich erwartete, dass er immernoch auf dem Boden lag und sich seine verwundete Brust hielt. Doch Erik stand da, als wäre nichts gewesen. Selbst das Blut auf seinem Hemd war verschwunden. „Nichts aber Erik. Ich bin zwar angekratzt, aber es geht mir gut!“, sagte er und ich fragte mich wirklich, ob ich noch alle beisammen hatte. Die Verletzung sah schlimm aus. Selbst für einen wie ihn. „Nadann ist ja alles Bestens!“, mischte sich Lex in meine Gedanken ein und unterbrach mich in diesen. Ich wollte schon sagen, dass nicht alles Bestens war, als er mir wieder dazwischen funkte. „Gratuliere! Du hast deine Feuertaufe erfolgreich bestanden!“, sagte er und schlug mir auf den Rücken. Es mochte zwar gut gemeint und als Gste von Glückwunsch gemeint sein, aber bei mir sorgte es nur dafür, dass mein Mageninhalt wieder hochkam und ich mich lautstark übergab. Dann wurde ich ohnmächtig. Doch bevor ich in tiefste Schwärze hinabglitt, höte ich Lex leicht angewidert sagen: „Ich nehme alles zurück!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)