Allison von Mad-Dental-Nurse (Das Erbe des Wolfes) ================================================================================ Kapitel 6: London! ------------------ Minutenlang stand ich so auf der Brüstung der Brücke, von der ich mich stürzen wollte und schaute Erik an, der wiederum mich ansah. Es war viel zu dunkel, als das ich etwas erkennen konnte. Nur die wenigen Blitze ließen kurz sein Gesicht erkennen und immer wenn ich ihn sah, glaubte ich in diesem einen Bruchteil der Sekunde etwas wie Erleichterung in seinen Augen zusehen. Aber das konnte ich mir auch einbilden. Irgendwann, ich wusste nicht wielange ich schon auf der Brücke stand, aber dann zog mich Erik hinunter und legte die Arme um mich. Drückte mich eng an sich und ich glaubte zu fühlen, wie er mir über das Haar strich, dass klitschnass war. Wie alles andere auch an mir. Ich fing furchtbar an zufrieren und kuschelte mich auotmatisch an ihn. Mal abgesehen davon, dass er mich am Anfang beinahe zu Tode erschreckt hatte und ziemlich gefährlich werden konnte, fühlte er sich wunderbar warm an. Und auch wenn es immernoch wie aus Kübeln goss und ich immer mehr fror, störte es mich nicht. Ich fühlte mich sogar dabei sehr wohl, sowie ich in seinen Armen dastand. So wohl, dass ich augenblicklich einschlief. Die nasse Kälte wich schon bald trockener Wärme, die sich nicht so gut anfühlte, wie als Erik mich in den Armen hielt. Aber dennoch wärmte sie mich und ich vergass in diesem tiefen Schlaf, was ich erfahren hatte. Aus diesem erwachte ich aber schon bald und ich fand mich, wie konnte es anders sein, in meinem Zimmer wieder. Zuerst war ich zu müde um mich daran zuerinnern, wie ich hierhergekommen war. Doch dann sah ich Erik, der auf einem Stuhl neben meinem Bett saß und mich mit Argusaugen beobachtete. Hatte er die ganze Nacht hiergesessen und über mich gewacht? Ich konnte nicht sagen, ob ich mich darüber freute. Gerne würde ich es. Ich sollte aber nicht vergessen, dass er auch eine andere Seite an sich hatte. Die, die er denjenigen zeigte, die ihm in die Quere kamen oder mir an den Kragen wollten. Und dass er mich ebenso mit seinem zweiten Gesicht erschreckt hatte, sollte mir klarmachen, dass er kein Mensch ist, auch wenn er so aussieht und nicht der Kumpel ist, den man sich wünschte. Mochte er mich gerettet haben. Ich hatte immernoch die ersten Worte im Gedächtniss, als er mich vor diesem Monster gerettet hatte, dass mich fressen wollte. „Ich habe jegendlich dein Ende hinausgezögert!“ Immernoch lief es mir kalt den Rücken runter, als ich daran dachte. „Na, wieder wach?“, fragte er mich und holte mich damit aus meinen Gedanken. Ich nickte und wollte mich aufsetzen, als alles Blut mir in den Kopf schoss und ich rot wie eine Tomate wurde. Wo zum Teufel waren meine Klamotten? So schnell dass Erik nicht kucken konnte, zog ich die Decke bis an Kinn und schaute ihn mit entsetzen Blicken an. Mir kam ein schlimmer Verdacht. Auch wenn es absurd war, aber man konnte ja nie wissen. „Hast du etwa…?“, fragte ich, worauf Erik mir einen empörten Blick zuwarf. Offensichtlich erschreckte es ihn, dass ich so dachte. „Wo denkst du hin? Falls du es nicht mehr weißt, du hast dich selber ausgezogen. Nachdem dein Vater dich aus meinen Armen förmlich gerissen hat und mir eine ordentliche Predigt gehalten hat!“, erklärte er und machte einen angesäuerten Eindruck. „Und ich dachte deine Mutter ist unerträglich, wenn es um dich geht!“ Bei der Erwähnung meiner Mama zog sich mein Herz zusammen und wieder kam mir in Erinnerung, was ich gestern über sie erfahren habe. „Kanntest du sie denn?“, fragte ich und Eriks Gesicht nahm aufeinmal einen seltsamen Ausdruck an. So als würde er sich dazuzwingen müssen, sich an sie zuerinnern. „Natürlich, was denkst du denn. Ich habe mit ihr zusammen gearbeitet!“, erklärte er so, als sei es das logichste der Welt. Doch das für mich reichte diese Antwort nicht. Und machte mich vorallem misstraurisch. Mama hatte noch nie über ihn gesprochen. Ich fragte mich, was sie mir noch soalles verheimlicht hatte. Dass ich ihre Gabe hatte und nun auch Erik, der ihr Partner war, nun eine Art Leibwächter für mich war, schien nur die Sptze des Eisberges zusein. Das spürte ich. „Und als was habt ihr beide zusammen gearbeitet?“ Die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen. Erik sah mich für einen kurzen Moment schweigend an. „Das ist etwas schwer zuerklären!“, begann er und schien nun nach den richtigen Worten zusuchen. „So schwer zuerklären ist, wie dieser Ghoul, der mich fressen wollte und dieser Parasit, der meine Freundin getötet hat!“, sagte ich bitter, weil ich instinktiv wusste, dass diese Schrecknisse nicht nur mir passiert waren. Eriks Augen wurden etwas groß, doch dann erkannte er, dass ich nicht auf den Kopf gefallen war. Zumindest nicht oft genug, sodass ich einen Schaden hatte. „Hm, ich sehe, dass du genauso ein kluges Köpfchen bist, wie deine Mutter. Das macht es einigermassen leichter. Nun ich und deine Mutter waren Jäger. Doch anders als gewöhnliche Jäger, die Hirsche, Wildschweine und sonstige Tiere jagten, jagten wir Wesen, die nicht…animalisch waren. Sondern sich in den Schatten und in den Alpträumen der Menschen versteckten!“, erklärte er und eigentlich konnte er sich diese Umschreibung sparen. Ich wusste, was er damit meinte. Aber dass meine Mutter diese gejagt haben sollte. Dass sie eine Art Doppelleben geführt haben sollte, wollte mir nicht in den Kopf. Für mich war sie eine normale Frau, wie jede andere auch. Oder hatte ich mich da gettäuscht? Nein! Ich weigerte mich das zuglauben. „Nein, dass…dass ist doch möglich!“, flüsterte ich. „Genauso wie es nicht möglich ist, dass ich hier sitze und…!“, sagte Erik unberührt und schaute dabei aus dem Fenster. Ich folgte seinem Blick und sah, wie es zu dämmern begann. „…Wenn ich es richtig sehe, mich gleich wieder in einen Schatten verwandle?“ Das leuchtete ein. Nichts war unmöglich. Auch nicht, dass es Dämonen gab. Aber ich schauderte immernoch bei dem Gedanken, dass meine Mutter eine Jägerin war, die sie jagte. Es wollte einfach nicht zusammenpassen. Ich versuchte mir meine Mutter, wie sie an dem Herd stand und mein Lieblingsessen kochte neben einer Frau vorzustellen, die des Nachts, zusammen mit Erik, Monster jagte und sie weiss Gott wie auslöschte. Das waren zwei völlig verschiedene Personen. Zu verschieden, als das sie zusammenpassen konnten. „Wenn das so ist, warum hat sie mir nichts gesagt?“, fragte ich mich selber. Erik schwieg einen Moment, dann sagte er, in einem etwas sanften Ton:„ Sie wollte dir keine Angst machen. Und dich schützen!“ Irgendwie reichte mir diese Antwort nicht. Das mit dem nicht Angst machen, hatte meiner Meinung nach nicht geklappt. Ich fürchtete mich trotzdem. Und jetzt, wo ich von dem geheimen Doppelleben meiner Mutter erfuhr, machte mich das noch nervöser. Und verwirrter. Als ob ich nicht schon genug Probleme hatte. „Hat wohl nicht funktioniert!“, murrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wäre es dir lieber gewesen, wenn sie dich mit auf die Jagd genommen hätte und du zum ersten Mal einen echten Dämon gesehen hättest?“, fragte Erik trocken und ich musste schlucken. Nein, natürlich nicht. Mutter hatte mich immer in Watte gepackt, wenn es darum ging, mich vor jemanden schützen zu wollen und ich musste mich wieder daran erinnern, wie sie das seltsame Symbol in meinen Kleiderschrank gezeichnet hatte. Und mir wurde plötzlich eines bewusst: Ihre Versuche, mich zu schützen, hatten doch funktioniert. Zumindest als ich noch ein kleines Kind war. Nun aber wo sie nicht mehr lebte schien ich nun ein leichtes Ziel zusein. „Dachte ich es mir doch!“, sagte Erik, als er mein Schweigen für ein Ja auf seine Antwort hielt. „Wie auch immer. Erin wollte dich auch schützen, wenn sie nicht mehr lebte. Darum bin ich hier!“ Das brauchte er mir nocheinmal nicht zusagen. Aber vielleicht dachte er, dass ich ihm das immernoch nicht glaubte. Tat ich auch irgendwie nicht. Dennoch schien es aber einen Sinn zu machen. Und ich musste etwas lächeln. Dass Mama selbst nach ihrem Tode mich in guten Händen wissen lassen wollte, rührte mich. Wobei… Konnte ich ihm denn vertrauen? „Reicht es nicht, dass ich dir schon das Leben gerettet habe, damit zu mir trauen kannst?“, fragte Erik und holte mich so aus meinen Gedanken. Wie konnte er überhaupt wissen, was ich dachte. Konnte er… „Gedankenlesen? Ja, kann ich. Also pass auf was du denkst oder lerne, deine Gedanken hinter einer dicken Mauer zuhalten, sonst überlasse ich dich den Dämonen, die da draußen sind!“, drohte er. Ich biss mir auf die Unterlippe als ich das hörte. Ich zweifelte nicht an seinen Worten. Er würde sie wahr machen. „Sorry. Ich…ich wollte dich nicht kränken!“, kam es kleinlaut von mir. Erik winkte ab, wmot ihr wohl klarmachte, dass er meine Entschuldigung annahm. „Was…was machen wir denn jetzt?“, fragte ich und wickelte mich in meine Decke ein. „Wir…nichts. Du musst dir überlegen, was du nun machen willst. Mein guter Rat ist, dass du nach London gehst. Dort wird man dir helfen können. Oder aber du bleibst hier und sitzt hier praktisch auf einem Silberttablett. Wie ein Schwein, dass nur darauf wartet, geschlachtet zuwerden!“ „Was oder wer ist in London?“ „Ein alter Bekannter deiner Mutter. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass er über deinen Besuch nicht gefallen wird, aber lass das nur meine Sorge sein!“, sagte er und seine Gestalt wurde durchsichtig. Das konnte nur eines heissen. Die Sonne ging auf. „Ich werde ich schon weichklopfen!“ Eriks Worte verklungen, wie ein fernes Echo und ich schaute nochlange zu dem Stuhl auf dem er gesessen hatte. Doch dann fielen mir wieder die Augen zu. „Das hätte nicht passieren dürfen!“, murmelte Daroga, mit einem düsteren Blick auf den Boden gerichtet. Chris saß dem Perser gegenüber und nickte. Während er aber dachte, dass Daroga Allisons Ausbruch damit meinte, hatte Daroge etwas ganz anderes damit angesprochen. „Wir hätten sie besser darauf vorberieten sollen. Nicht mit der Tür ins Haus fallen lassen sollen. Wir hätten schneller als Erik sein sollen!“, erklärte er leise und wischte sich über das Gesicht. Die vergangenen Stunden in denen Allison leichenblass geworden und dann haldüberkopf losgerannt war und denen er sich große Sorgen um sie gemacht hatten. Sogar Angst hatte, dass sie sich etwas antat, schienen eine Ewigkeit herzusein. Doch sie blieben wie ein Geschwür und plagten ihn mit Selbstvorwürfen. „Das meine ich nicht!“, sagte Daroga und holte ihn aus seinen Grübeleien. Chris runzelte die Stirn. „Sondern?“ „Erik sollte…durfte nicht hier sein!“, sagte er und sah Chris mit einem unheilvollen Blick an. Chris versteifte sich und etwas in seinem Inneren wusste, was er damit meinte. „Nachdem Erin den Pakt gelöst hatte, sollte er eigentlich wieder in die Hölle zurückgekehrt sein. Dass es nicht so ist, macht mir ehrlich gesagt Kopfschmerzen!“ „Aber hat sie doch beschützt!“ „Das sicher ja. Aber ich fürchte, dass er irgendwann auch mit Allison…!“ Sofort wurde Chris blass, als Daroga weitersprechen wollte und sein Herz setzte einige Schläge aus. Er verstand nur zugut, was sein Gegenüber damit meinte. Ungläubig schüttelte daraufhin den Kopf. „Sie…sie wollen mich auf den Armen nehmen?!“, keuchte er. Darogas Blick hingegen wurd enoch düsterer und auch etewas niedergeschlagen, da Erik schon so lange und gut genug kannte. Langsam schüttelte er den Kopf. „Ich wünschte es wäre so!“ Chris wurde malzumal blasser und er sank auf die Couch zurück. Ihm wurde kalt. Eisigkalt. Und er fühlte eine lähmende Angst in sich hochsteigen. Sie kroch durch seinen Körper wie ein Gift und ließ die schrecklichsten Bilder vor seinem inneren Auge entstehen. Er sah seine Tochter, die in der Finsterniss versank und als unkontrollierbares und mordlüsternes Ungeheuer erschien, dass alles und jeden auslöschte, was sich ihm in den Weg stellte. Dabei kam die Erinnerung an seine verstorbene Frau wieder hoch. Er sah sie wie zwei übereinander- liegende, transparente Bilder. Das obere, welches sie als eine normale, menschliche Frau zeigte, die lachte und glücklich war, konnte nur wenig das verbergen, was das untere zeigte. Eine Kreatur, die kein Mensch mehr war. Die erfüllt von dunkler Rachsucht und dämonischer Freude war. Die nicht die Menschen wiedererkannte, die sie einst liebte und denen sie etwas bedeutet hatte. Die nicht Herrin über sich selber war. Sondern nur an eines denken konnte: Töten! Und das sollte nun auch aus Allison werden? Chris wurde schlecht bei diesem Gedanken und er musste schlucken, um den bitteren Geschmack der Galle loszuwerden. Schon allein die Vorstellung ließ ihn zu Eis erstarren. Er schüttelte den Kopf, um dieses Bild zu verbannen. Versuchte nicht länger daran zudenken. Doch es blieb ein dunkles Flüstern welches nicht schweigen wollte. Nein, schrie er innerlich. Das lasse ich nicht zu! Chris war sich bewusst, dass seine Gedanken aus reiner Verzweiflung geboren waren und er wusste auch, dass er nicht die dazunötige Kraft hatte, um Allison vor der Dunkelheit, in Gestalt dieses Erik, zu beschützen. Dennoch würde er einen Weg suchen. Es musste einfach einen geben. „Was können wir dagegen tun?“, fragte er und war erschrocken wie schwach seine Stimme klang. Aber war das denn verwunderlich. Er hatte soeben erfahren, dass er seine Tochter verlieren könnte. „Wir müssen einen Weg finden, Erik loszuwerden. Wie, muss ich mir selber noch überlegen!“, erklärte Daroga und sorgte mit diesen Worten immermehr, dass Chris Angst und Sorge größer wurde. „Das müssen sie nicht!“ Erschrocken drehten sich Daroga und Chris zu der schwachen jungen Frau herum, die sich müde am Türrahmen abstützte und sie mit traurigen Augen ansah. Ich hatte lange geschlafen. Zulange und das war mein Fehler! Irgedwann träumte ich wieder und das nicht gerade süß. Ich fand mich in Rom wieder. Um genau zusein, an dem Ort, andem meine Mutter sich erstochen hatte. Doch statt Helligkeit, die durch die Fensterdrang, war nur Schwärze. Meine Mutter hockte auf dem Boden, ihr Gesicht zu einer Fratze verzerrt und in ihrer Hand der Dolch. Damals als kleines Mädchen hatte ich nur gesehen, wie sie sich diesen immer wieder in die Brust gestossen. Nun aber sah ich den Dolch. Deutlicher als mir lieb war. Er war mit mir unbekannten Symbolen verzieert. Und noch etwas war seltsam daran. Sie schien irgendwie zu leuchten. Nur schwer konnte ich meinen Blick von dieser Waffe lassen. Sie zog mich beinahe magisch an. Was war das bloss? Da hörte ich das Wimmern. Es kam nicht von meiner Mutter. Sondern von mir. „Mama!“, schrie ich und eilte an mir vorbei. Ein Ruck ging durch meinen Körper als ich sah, wie ich als kleines Mädchen zu meiner Mutter rannte. Damals konnte ich es nicht. Man hatte mich zurückgehalten. Aber anscheinend war es mir nun vergönnt gewesen, dass ich zu ihr gehen konnte. Nur leider war es zuspät. Der alte Schmerz und die Trauer kehrten bei diesem wieder zurück und mein Hals schnürte sich zu als ich sah, wie meine Mutter sich immer wieder den Dolch in die Brust stiess. Das Böut förmlich aus der Wunde heraussprudelte. „Mama…Mama!“, schrie meine Vergangenheit immer wieder und ich schrie mit. Tränen rannen mir dabei über die Wangen und ich ging in die Knie. Zugroß ist der Schmerz und das Grauen, bei dieser Erinnerung als das ich mich auf den Beinen halten konnte. Zitternt und schluchzend blickte ich zu meiner Mutter und mir selbst. Inzwischen war das Loch in ihrer Brust groß und tief genug, dass sie nicht mehr lange duchhalten würde. Ich hörte mich als Kind schniefen und jammern. Mit einer letzten Kraftaufbringung warf meine Mutter den Dolch weg und sackte in sich zusammen. Die Fratze, die ihr Gesicht entstellt hatte, war entwischen und ein trauriger liebevoller Blick lag in ihren Augen. „Mein kleines Mädchen!“, flüsterte sie, wobei ein dünnes Rinnsal ihr über die Lippen floss. Zaghaft streckte sie die Hände nach mir aus, wollte mich in die Arme nehmen. Ich, oder vielmehr meine kindliche Gestalt ließ dies zu und schmiegte sich an sie. Schien sich nicht daran zustören, dass aus Mamas Brust immer mehr Blut ausströmte. Ich hätte es auch getan, wenn ich nur in der Lage wäre mich zurühren. Doch mein Körper fühlte sich schwer wie Blei und leer an. Ich konnte nichts sagen, nichts denken und dennoch glaubte ich die weiteren Worte meiner Mutter zuhören, die dem kleinen Mädchen, welches ich mal war, über den Rücken strich. „Hab keine Angst. Alles wird gut. Ich verlasse dich nicht. Niemals!“, daraufhin schien sie sich in Luft aufzulösen und ich und mein anderes Ich schrien entsetzt auf. „Niemals!“, verklang ihr Rufen und dann trat bedrückende Stille ein. „Nein, Mama!“, flüsterte ich und schlang die Arme um mich. Versuchte angestrengt das Zittern zustoppen, welches mich schüttelte. Aber dazu war ich nicht im Stande. Schaute dabei auf die in sich zusammengekrümmte Gestalt meines früheren Selbst und sah, dass es ihm nicht anders erging. Ich wollte aufstehen und das Mädchen in die Arme nehmen. Ihr zeigen, dass sie nicht allein war mit ihrem Schmerz. Mein Körper jedoch war immernoch wie gelähmt. Hatte keine Chance meinem Wunsch nachzukommen. „Niemals!“, hörte ich erneut und dann drehte sich das Mächen, was ich mal war, um. Ihr Gesicht mit Blut verschmiert. Ihre Augen immernoch feucht von den vielen Tränen, die es geweint hatte. Immernoch am Leibe zitternt genauso wie ich. Ihr Blick ging durch mich hindurch. Schienen leer zusein. Aber das änderte sich und es kehrte Leben in diese zurück. Der Blick, der in diesen Augen lag, war aber nicht das, was ich erwartet hatte. Statt Trauer in diesen zusehen, sah ich einen Ausdruck des Wissens. So als hätte sie gewusst, dass ich dawar. Sie beobachtet hatte. Ich biss mir auf die Unerlippe, weil ich mich fühlte, wie ein Spion und wollte etwas sagen. Etwas wie eine Entschuldigung. Dazu kam ich aber nicht, denn sie stand plötzlich auf und während sie das tat, veränderte sich ihr Körper. Wuchs heran. Und ich glaubte nun in einen Spiegel zusehen. Das Mädchen von damals war nun erwachsen. Hatte die gleichen Augen, dassselbe Haar und dasselbe Gesicht wie ich. Aber sie schien dennoch jemand anderes zu sein. Während mein Gesicht nur Fassungslosigkeit spiegelte, war ihres vor wilder Entschlossen erfüllt. Ihr Gesicht, welches mit dem Blut meiner Mutter verschmiert war. Ich schauderte, als mir klar wurde, dass diese Allison vor mir, nichts mit mir gemein hatte. Sie schien eine ganz andere Person zusein als ich. Trotz dass sie aussah wie ich. Noch lange standen wir uns gegenüber und sahen uns an. Dann beugte sie sich vor und hob den Dolch auf, den meine Mutter weggeworfen hatte. Schloss diesen fest in ihre Finger. Ich konnte sie nur ansehen. War nicht fähig etwas zusagen oder zudenken. Zu gebannt war ich, von der Frau vor mir, die mir bis aufs Haar glich und doch eine andere war. Da erschien hinter ihr ein dunkler Schatten. Er hob sich deutlich von der anderen Dunkelheit um uns herum ab und schien in Reglosigkeit zuverweilen. Ich spürte, wie mir kalt wurde, als ich so den Schatten ansah und glaubte, dass er auch mich anschaute. „Ich verlasse dich nicht!“, hörte ich plötzlich wieder. Diesesmal war es nicht die meiner Mutte, die das sagte. Sondern eine andere. Eine dunklere und zugleich sanfte Stimme. Sie kam mir bekannt vor. Doch noch ehe ich richig begreifen konnte, was das zubedeuten hatte und woher ich sie kannte, schälte sich auch schon aus dem Schatten eine Gestalt oder besser gesagt ein Mann, den ich nur allzugut kannte. Erik! Reglos stand er hinter meinem Ebenbild. Legte dann die Hand auf dessen Schulter, als wollte er ihr zeigen, dass er da war. Seine andere ging zu der, die den Dolch hielt. Schloss seine Finger um dieihrigen. Es war ein seltsames Bild, was sich mir da zeigte. Die Andere schien sich nicht stören, dass Erik hinter ihr war und sie berührte. Ich glaubte in ihrem Blick sogar etwas wie Erleichterung zusehen. Dass sie froh war, ihn bei sich zuhaben. Oder konnte es sein, dass ich es eigentlich war, die sich über Eriks Gegenwart freute? Zugegeben. Erik hatte mir mehr als einmal das Leben gerettet und als er mich bei den letzten Malen in die Arme gnommen hatte, fühlte ich mich so geborgen, als wäre es meine Mutter, die mich da umarmte. Konnte es daran liegen, dass ich von ihm nun träumte? „Ich verlasse dich nicht!“, sagte er nun wieder und etwas an seinen Worten ließen mich nicht daran zweifeln. Auch wenn es zuerst die Worte meiner Mutter waren. „Niemals!“ Dann erwachte ich. Eine Zeit lang lag ich nur da und schaute in Leere. Fragte mich ob dass alles nicht doch zuviel war und dass es der Grund war, für diesen Traum. Aber irgendwie glaubte ich das nicht. Wenn ich so recht überlegte war alles, was bisher passiert war, wohl nicht der ausschlaggebende Grund, dass ich nun so einen Traum hatte. Da sich dieser nicht um die Zukunft, sondern um die Vergangenheit drehte. Seltsam. Und da gab es noch etwas, was mich stutzig machte. In diesem Traum schien Erik es wirklich ernst zumeinen, mich zubeschützen. Ob das auch in der Realität zutraf? Und konnte er mich wirklich beschützen? Etwas tief in mir sagte, dass er das konnte. Dafür muss ich ihm aber vertrauen. So schwer mir das auch fiel und auch wie groß mein Unbehagen war. Erik war vermutlich der einzige, der mich beschützen konnte. Nur wie machte ich das meinem Vater und Daroga klar. Sie schienen nicht gerade von ihm begeistert zusein. Konnte ich auch irgendwie verstehen. Ich meine, wer will schon, dass die Tochter von einem wie ihm beschützt wurde? Aber was blieb mir für eine andere Wahl. So holte ich also tief Luft, um ihnen zusagen, was ich von der ganzen Sache hielt und ging auf den Flur. Da hörte ich die Stimmen meines Vaters und von Daroga, wie sie mit einander diskutierten. „Sie…sie wollen mich auf den Armen nehmen?!“ „Ich wünschte es wäre so!“ Dann herrschte lange beklemmendes Schweigen. Ich hielt dabei die Luft an, weil ich zu gespannt war, als dass ich atmen konnte. Mein Vater war der erste, der weitersprach. „Was können wir dagegen tun?“ „Wir müssen einen Weg finden, Erik loszuwerden. Wie, muss ich mir selber noch überlegen!“ Das wird nie klappen, schrie es in mir. Selbst wenn Daroga einen Weg fand. Erik schien nicht jemand zu sein, den man loswird. Zumindest nicht für eine lange Zeit. Zumal ich ihn nicht loswerden wollte. Wie gesagt, er war der einzige, der mich beschützen konnte. Und das einzige Bindeglied zu meiner Mutter und deren fragwürdiger Vergangenheit. „Das müssen sie nicht!“, sagte ich und sah, wie mich Papa und Daroga überrascht anschauten. Als hätten sie nicht damit gerechnet, dass ich sie belauschen würde. Vermutlich hatten sie das auch. „Was meinst du damit?“, fragte Papa daraufhin, kam auf mich zu und hielt mich an den Schultern, da er füchtete, dass ich umkippen würde. In Wahrheit fühlte ich mich wirklich nicht gut, jetzt da ich daran dachte, was ich sagen würde. Musste. „Ich meine, dass ich nach London gehen werde. Wenn es stimmt, was Erik gesagt hat, wird es dort jemanden geben, der mich ausbilden kann!“, erklärte ich. Für einen kurzen Moment herrschte drückendes Scweigen und ich sah erst zu Papa und dann zu Daroga, der wohl am liebsten laut und unter Protest augeschrien hätte. „Das hat er gesagt?“, fragte er stattdessen und erhob sich. Ich nickte nur. „Stimmt das Daroga. Kennen Sie jemanden, der ihr helfen kann?“, fragte nun Papa und ich hörte deutlich in seiner Stimme soetwas wie Hoffnung, aber auch Furcht. Ich ahnte, was er dachte. London war weit weg und wenn ich dorthin gehen würde, würde er den Teufel tun und mich alleine nach London gehen lassen. „Nunja, ich persönlich nicht. Aber Erin hat dort wirklich Verbündete gehabt. Sehr mächtige Verbündete sogar!“, sagte er und sah dann mich an. Ernst und auch irgendwie skeptisch. „Bist du sicher, dass Erik das sagte?“ „Ja, ich…genau das hat er gesagt!“, erklärte ich hilflos und spürte, wie ich mich immer mehr in etwas verstrickte, was ich selber nicht wollte. Es fiel mir schon so schwer genug, die beiden zu überreden, dass es das Beste wäre, wenn ich nach London ginge. Aber Darogas Misstrauen in Bezug auf Eriks Rat machte dies noch schlimmer und ich fragte mich, was zwischen den Beiden vorgefallen sein muste, dass sie wie Hund und Katz zueinander waren. Doch das war jetzt erstmal nebensächlich. „Und igrendwas muss ja dran sein, wenn Mama dort jemanden hatte, wie Sie sagen!“, sagte ich nachdrücklich. Das ließ Daroga in ein tiefes nachdenkliches Schweigen verfallen. Offenbar musste er sich die nächsten Argumente überlegen, um mich von meinem Entschkluss abzuhalten. Dann sah er mich ernst an und seine nächsten Worte trafen mich wie ein Faustschlag. „Du vertraust ihm?“ Darauf konnte ich keine Antwort. Mir war das alles ebsnso nicht geheuer, wie den beiden aber… Ich musste wieder daran denken, wieoft er mich schon gerettet hatte und wie seltsam wohl ich mich gefühlt hatte, als er mich an sich gedrückt hatte. Ob man deswegen einem vertrauen kann? Ohne zuwissen, was ich darauf denken oder tun sollte, nickte ich einfach. „Ja, er…wenn er mir schaden wollte, hätte er mich gleich angegriffen. Er wusste schließlich wo ich arbeitete und wo ich wohne!“, sagte ich dann und dies schien wirklich erstmal zureichen. Doch dann folgte der nächste Schlag von Daroga. „Das kann auch eine Täuschung gewesen sein. Erik ist dafür bekannt, dass er einem als Freund erscheint, aber dann doch im nächsten Moment demjenigen in den Rücken fällt, der ihm vertraut!“, sagte er und eine Sekunde später hörten wir etwas klirren. Wir fuhren herum und sahen, dass der große Spiegel im Flur in tausend Scherben zersprungen war. Oder vielmehr zerschlagen war. Ich wusste sofort, wer das gewesen war. „Offenbar ist Erik anderer Meinung!“, murmelte ich. „Er war schon immer jemand, der schlechte Kritik nicht mochte!“, erwiederte Daroga und war wohl bemüht ungerührt zuklingen, aber der Blick mit dem er den Spiegel ansah, sprach eine ganz andere Sprache. „Wie auch immer. Ich vertraue Erik in diesem Punkt. Wenn er sagt, dass ich nach London gehen sollte, um zulernen, wie ich mich verteidige, dann werde ich nach London gehen!“, sagte ich dann um wieder seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen. „Allison…!“, wollte Papa gerade einwenden doch ich schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Papa. Aber ich…ich tue das nicht nur für mich. Sondern auch für dich!“, begann ich und sah wie er mich verwirrt anschaute. Er schien offenbar nicht zuverstehen. „Das, was mit Marie passiert war, war kein Unfall. Kein Herzversagen. Ein…ein Dämon hat sie getötet. Vielmehr hat er sie als Köder benutzt um mich zubekommen. Und ich habe Angst, dass das bei dir genauso sein wird!“, erklärte ich. Und Papa verstand nun. Er nickte, doch er lächelte matt und umfasste meine Schultern mit seinen Händen. „Das verstehe ich, aber ich werde schon auf mich acht geben!“, sagte er und ich seufzte. Papa gab wohl niemals auf. Konnte ich auch nachvollziehen, aber er musste auch einsehen, dass, egal wie gut er sich auch gegen die Dämonen behaupten würde, keine Chance hatte. Sie würden ihn kriegen. Wobei… Auch wenn ich weggehen würde, würden sie das. Egal wie ich es drehte und wendete. Er würde immer eine gute Chance sein, um mich zu ködern. Da konnte ich genauso gut hierbleiben. Aber dann würde ich nicht lernen, wie ich mich zur Wehr setzte. Es war wirklich verzwickt. Und was blieb mir anderes übrig. „Versprichst du es mir?“, fragte ich und Papa nickte. Lächelte dabei. Es steckte irgendwie an. Doch mein Lächeln verschwand. „Dann kann ich nach London gehen!“, sagte ich dann und brach damit Papas Herz in tausend Stücke. „Alle Passagiere des Fluges 645 nach London bitte begeben Sie sich zu Gate 7. Die Maschine startet in dreißig Minuten!“ Das war mein Aufruf. Mein Magen spielte aufeinmal völlig verrückt und ich war versucht, wieder in das Taxi zusteigen, mit dem ich und Papa zum Flughafen gefahren sind und nachhause zugehen. Doch jetzt wo ich hier stand und an meinem Entschluss festhalten wollte, zwang ich mich nun zum angekündigten Gate zugehen und in das Flugzeug zusteigen, dass mich nach London bringen würde. Mein Vater legte mir due Hand auf die Schulter und ich drehte mich um. Offentsichtlich wollte er mich immernoch dazu bewegen, es mir doch noch anders zu überlegen. Ich lächelte nur schwach und umarmte ihn. „Ich melde mich, wenn ich angekommen bin!“, sagte ich leise. „Mir wäre es lieber, wenn du erst gar nicht fliegen würdest, sondern hierbleibst!“, erwiederte er dumpf und drückte mich noch etwas fester an sich. Ich seufzte. Typisch, Papa. Eben ein richtiger Polizist. Er würde niemals kleinbei geben. „Papa, darüber haben wir doch schon zigmal diskutiert!“, sagte ich. Und wie wir das hatten. Nach dem Daroga gegangen war, nicht ohne mich eindringlich zuwarnen natürlich, dass ich einen großen Fehler machte, hatten wir noch den ganzen lieben Tag darüber gesprochen. Beziehungswweise wollte er darüber reden. Doch ich bat ihn, es gut sein zulassen. Es fiel mir sowieso schon schwer genung und wenn ich daran dachte, dass ich noch zu meinem Chef gehen musste, wurde mir noch flauer im Magen. „Was du willst Urlaub haben? Jetzt? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, kam es von Jaque und er sah mich an, als hätte ich wirklich den Verstand verloren. Ich schüttelte nur den Kopf. „Nenn mir den Grund. Ich würde den zugerne wissen!“, forderte er. Und ich sprach den Satz aus, den ich mir sorgfältig zurechtgelegt hatte. „Das hat private Gründe. Eine Verwandte von mir in London ist schwer krank geworden, und außer mir gibt es niemanden, der sich um sie kümmern kann!“, erklärte ich. Zugebeben ganz schön altbacken diese Ausrede, aber was Besseres fiel mir wirklich nicht ein. „Eine Verwandte in London und keiner, der sich um sie kümmert. Abgesehen von dir?“, fragte er nach und hob die Brauen. Ich rutschte nervös hinundher, da ich irgendwie ahnte, dass er mir das nicht abkaufen würde und ich sollte rechtbehalten. „Willst du mich für blöd verkaufen!“, kam es dann und ich wollte schon ja sagen, doch dann hielt ich mich doch zurück und schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine das ernst!“ „Achja. Dir is schon klar, dass du mehr Fehltage in letzter Zeit hast, als gut ist!“, meinte er gleichgültig. Wieder nickte ich. Mir war schon klar, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Aber wie sollte ich sonst nach London können. Ich könnte auch einfach so gehen, ohne bescheidzusagen. Doch dann würde ich meinen Job verlieren. „Bitte. Es ist wichtig!“, bat ich ihn und versuchte einen Hundeblick aufzusetzen, der selbst Jaque weichkochen würde, der bekannt dafür war, dass ihn die privaten Probleme seiner Angstellten kalt ließen. „Nagut. Ich will mal nicht so sein. Du kannbst den Urlaub haben!“, sagte er und ich atmete erleichtert auf. „Danke. Ich denke, zwei Wochen werden reichen, bis sie wieder gesund ist!“, sagte ich und Jaque winkte ab. „Du kannst solange Urlaub haben, wie du willst!“, meinte er und das verwunderte mich etwas. So spendabel, wie mit dem Urlaub, war er noch nie. Das war schon seltsam. „Wirklich?“, fragte ich nach, weil ich mir nicht sicher war. „Ja. Du bist gefeuert!“ Tja, nun stand ich da. Am Flughafen mit Sack und Pack und ohne Job. Man könbnte meinen, dass man deswegen jetzt in Tränen ausbrechen sollte, weil man keine Existenz mehr hatte. Aber irgendwie war ich froh, nicht mehr bei Jaque zuarbeiten. Das Cafe weckte in mir sowieso viele schmerzliche Erinnerungen, als das ich dort noch länger arebiten konnte. Außerdem war der Job sowieso schlecht bezahlt gewesen. „Letzter Aufruf für die Passagiere des Fluges 645!“, erklang die Stimme einer Frau und ich schaute zu dem besagten Gate. Dann zu Papa. Er lächelte mich schwach an. Drückte mich nochmal. „Pass auf dich auf!“, bat er. Es war mehr eine Aufforderung als eine Bitte und ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Du bitte auch!“ Dann löste ich mich von ihm und ging zum Gate 7. Zeigte der Frau, die dort stand, meine Ticktes und ging dann weiter. Eine Stewardess zeigte mir meinen Platz und schon saß ich am Fenster des Flugzeugs und sah hinaus. Und während ich das tat, kämpfte ich darum, bei meinem Entschluss zu bleiben und nicht aus dem Flugzeug zurennen, in die Arme meines Vaters. Mich packte jetzt schon ein schreckliches Heimweh und ich wollte nicht daran denken wie es wäre, wenn ich in London bin. Nur selten, fast gar nicht, fuhr oder flog ich von zuhause weg. Man konnte mich wirklich als ein Nesthäckchen bezeichnen. Ich musste dabei lächeln und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Sagte mir stattdessen, dass ich schon sehr bald wieder nachhause kommen würde. Da ertönte die Stimme einer der Stewardessen. „Sehr geehrte Damen und Herren bitte legen Sie ihren Sicherheitsgurt an. Wir werden in Kürze starten!“, sagte sie und während sie die Sicherheitsvorkehrungen und die Notausgänge mithilfe ihrer Kollegin, die das ganze in Gebärdesprache übersetzte, erklärte sah ich hinaus und nahm still und leise Abscheid von Papa. Danach hörte ich schon die Triebwekre zum Leben erwachen und wir fingen an, langsam dann immer schneller über die Rollbahn zufahren. Bis der Pilot die Maschine in die Lüfte erhob. Es war bereits Abend, als ich die Türen des Heathrow Airport aufstiess und zum ersten Mal die englische Luft einatmete. Sie roch anders, als die, die ich aus Paris kannte. Sie war voller Smoke und mit Lärm erfüllt, der mir in den Ohren dröhnte. Ich schob es darauf, dass ich neu hier war und fragte mich sogleich, was ich mir dabei gedacht hatte. Ich hätte Papa bitten sollen, dass er mit kommt. Denn dann wäre ich nicht allein in dieser großen fremden Stadt, in der ich keinen kannte und auf mich allein gestellt war. Ich fühlte mich, jetzt, wo ich hier so dastand, einsam und verloren. So als ob ich gar nicht hierhergehören würde. Und vermutlich tat ich das auch. Aber ich hatte allen ernstes geglaubt, dass ich damit alleine klarkommen würde. Jetzt bereute ich es. Allerdings hier dumm rum zustehen und es zu berueren, würde nichts mehr bringen. Immerhin war ich hier, um nach den Bekannten meiner Mutter zusuchen und ich hatte keine Zeit um zuzweifeln. Dennoch blieb das dumpfe Gefühl des Zweifels. Ich fragte mich, ob es diese Bekannte wirklich gab. Konnte ich Erik denn wirklich trauen? „Ist mal was Neues, oder?“, hörte ich plötzlich eine Stimme und sprang zur Seite. Erik stand neben mir und schaute mich belustigt an. Ich jedoch konnte mich nicht freuen. Sondern sah ihn für einen kurzen Moment wütend an. „Musste das sein?“, fragte ich und hielt mir die Brust, weil mein Herz einige schmerzhafte Schläge tat. „Nein, aber du solltest dich daran gewöhnt haben!“, bemerkte er. Ich verbiss mir eine scharfe Antwort und suchte nach einem Taxi. Als ich eines fand, winkte ich dem Fahrer zu und er hielt an. Er wünschte mir einen guten Abend. Erik beachtete er erstmal nicht, sondern half mir die schweren Koffer in den Kofferraum zu wuchten. Erik saß schon und schien ungeduldig auf uns zuwarten. Der Fahrer warf einen flüchtigen Blick in die Rückscheibe und deutete mit einer Kopfbewegung zu ihm. „Your Lover?“, fragte er mich und mein Englisch reichte noch soweit um ihn zuverstehen und den Kopf schütteln. „Your Father?“, fragte er weiter und ich schüttelte noch heftiger den Kopf. Gott bewahre, dachte ich nur und stieg ein. „Wohin soll es denn hingehen, Miss?“, fragte er mich dann. Ich schaute nun Erik fragend an. Erik lächelte nur und sagte ihm dann die Adresse. Dieser nickte nur und startete den Wagen. Ich warf Erik einen verwunderten Blick zu. Er lächelte immernoch. „Ich habe ein sehr gutes Gedächtniss!“, meinte er nur, als ob das alles erklären würde. „Ahja!“, kam es nun von mir und ich sah ihn skeptisch an. Die Fahrt führte hinaus aus der Stadt. Die Häuser, die sich dicht an dicht drängten und die vielen Autos, die an uns vorbeifuhren, wurden weniger und schon bald fuhren wir auf einer einsamen Landstrasse, die sich wand, wie eine Schlange. Nur hierundda zeigten sich ein Baum oder ein Haus, das von einem hohen Zaun umgeben war. Dies mussten die alten Herrenhäuser sein, für die London berühmt war und ich fragte mich, ob diese Menschen, die meine Mutter kannten, in ebenso einem lebten. Der Fahrer versuchte mit mir ein Gespräch an zu fangen. Woraufhin Erik auf seine Fragen antwortete. Und immer wenn er das getan hatte, warf der Mann mir im Rückspiegel einen fragenden Blick zu. Offenbar spinnte er sich was zusammen, was nicht auf Freundschaft basierte und ich konnte mir gut vorstellen auch was. Nämlich dass Erik mich entführt haben musste und nun nach einem geeigneten Versteck suchte. Bei diesem Gedanken rutschte ich auf meinem Sitz hinundher. Die Fahrt schien ewig zudauern und ich fragte mich, warum diese Mensche soweit wegwohnten. An der Hektik in London allein konnte das nicht liegen. Irgendwann war ich so müde, dass ich die Augen kaum offen halten konnte. Ich musste wirklich tief eingeschlafen sein, denn irgendwann rüttelt Erik an mir und sagte, dass wir dawären. Ich blinzelte schlaftrunken. „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte ich müde. „Gut eine Stunde und ziemlich tief wenn ich das bemerken darf!“, sagte er. „Könntest du bitte deinen Kopf von meiner Schulter nehmen. Er wird langsam zuschwer!“ „Wie?“, fragte ich mich und begriff zuspät, dass mein Kopf wirklich auf seiner Schulter lag. Schnell richtete ich mich auf und haute mir dabei den Kopf an der Scheibe an. „Ouch!“, wimmerte ich und hörte Erik leise kichern. Sofort warf ihm einen bösen Blick zu. Dann stieg ich aus. Meine Knochen fühlten sich müde an. Ich musste ein Gähnen unterdrücken und fror erbärmlich. Nie hätte ich gedacht, dass es so kalt sein würde und ich wollte schon ins Taxi zurückklettern. Erik hatte allerdings schon dem Fahrer das Geld gegeben und der Mann war von dannen gefahren. Zurück blieben Erik und ich. „Und was jetzt?“, fragte ich. Schaute mich um. Doch ich sah weitundbreit nichts, was auf ein Haus oder so hindeutete. „Wohin jetzt?“ „Dreh dich um!“, sagte er und ich tat es. Und prompt klappte mir die Kinnlade hinunter. Wenn ich schon die voerherigen Herrenhäuser für groß und elegant hielt, so stellte dieses die bisherigen in den Schatten. Auf einem sanften ansteigenden Hügel, stand ein Haus, das gut aus einem alten Filmklassiker stammen konnte. Es war eines dieser alten viktorianischen Häuser, die für die man ein ganzes Vermögen ausgeben musste, um nur den Zaun bezahlen zu können. Ein meterhoher Zaun umgab das Haus mitsamt Gelände. In einigen der Fenster brannte Licht. Es war jemand daheim. Ich fragte mich augenblicklich, wer hier wohnen könnte. Etwa eine alte Grafenfamilie? Passen würde es. Dieses Haus war alt und noch hochheitlich, dass hier keine normalen Menschen wohnen konnten. Zumindest keine normalverdienen Menschen. „Wo wohnt hier?“, fragte ich irgendwann nach einer langen Weile und hörte etwas Quietschen. Ich drehte mich um und sah, dass Erik das Tor geöffnet hatte. Grinste dabei breit und frech. „Finde es heraus!“, sagte er und ging vorraus. „Hey, warte mal. Sollten wir nicht vorher klingeln?“ „Warum? Sie wissen doch, dass wir kommen. Sie haben uns schon längst gehört!“, erklärte er daraufhin und ich runzelte die Stirn. Kurz blieb ich stehen, als ich ihm folgte. Gehört? Haben die hier Kameras oder sowas aufgestellt. Bei so einem Haus wäre es kein Wunder. Ich schaute mich um, sah aber nichts dergleichen. Okay, keine Kameras. „Woher sollen die uns gehört haben?“, murmelte ich und folgte Erik wieder. Dieser schien sich nicht daran zustören, dass er soeben ein Privatgelände ohne Erlaubniss betreten hatte. Der Kerl hatte wirklich die Ruhe schlechthin. Irgendwie schon bewundernswert, aber wenn wir erwischt werden, dann haben wir ein großes Problem. Was wohl auf Hausfriedensbruch bei den englischen Polizisten stand? Ich versuchte mir darum keine weiteren Gedanken zumachen und ging weiter. Bis wir vor der Tür standen. Es gab keine Klingel, nur einen Messingklopfer. Ein täuschendechter Krähenkopf hielt den Ring. Schon etwas unheimlich. Ich sah Erik an, der wiederum eine Handbewegung zu dem Klopfer machte. Mich damit aufforderte zuklopfen und ich tat es. Auch wenn etwas zörgernt. Es dauerte einige Minuten, bis jemand die Tür öfnete und eine junge Frau, mit rötlichschimmernden Haaren und rehbraunen Augen stand vor mir. „Ja, bitte?“, fragte sie mich und schaute mich erstmal von oben bis unten an. „Hey, ich…ich bin Allison. Allison Adea. Ich bin aus Paris…und…!“, begann ich und sah Erik unschlüssig an. Doch Erik war weg! Für einen kurzen Moment fühlte ich mich wie vor den Kopf gestossen und die Versuchung war wirklich groß gewesen zusagen, dass ich mich an der Adresse geirrt hätte. Einfach zu gehen. Und ich wollte dieser schon nachgeben. Scheiss darauf, ob man mir hier helfen konnte. Wenn diese Frau mich nicht kannte, und sie gehörte hundertpro zu den Leuten, die meine Mutter kannten, dann wüsste ich keinen Grund, warum ich noch länger hier rumstehen sollte. Es würde ewig dauern und Nerven kosten, bis ich ihnen erkärt haben würde, wer ich war und warum ich hier war. Zeit, die ich nicht hatte und Nerven ebenso. „Tschuldige. Ich hab mich geirrt. Ich dachte, Sie kennen mich!“, sagte ich und drehte mich um, um zugehen. „Ich kenne dich, Allison!“, sagte sie plötzlich und ich blieb stehen. Drehte mich um. Sah sie verwundert an. Vorhin sah sie mich noch so an, als würde sie mich nicht kennen. Und nun…! Die Frau lächelte nun wissend. „Wie bitte? Was sagten Sie gerade?“ „Ich sagte, dass ich dich kenne!“, sagte sie ruhig und machte einen Schritt zurück. Deutete in das Hausinnere. „Komm rein. Draußen ist es kalt!“ Ich blieb einige Minuten stehen, wusste nicht, was ich machen sollte. Doch da meinte ich die Stimme von Erik zuhören, die mir sagte, ich solle ruhig reingehen. Ich schaute mich nach ihm um. Sah ihn aber nicht. Typisch! Doch darüber konnte ich später noch nachdenken. Zunächst wollte ich erstmal ins Warme. Es war wirklich kalt. In der ganzen Aufregung hatte ich das völlig vergessen. Nun aber wurde ich mir das wieder bewusst und ich begann erneut zuzittern. „Danke!“, sagte ich und ging hinein. „Schon gut!“, erwiederte sie und schloss die Tür. Wir standen in einer großen Eingangshalle, in der eine breite Treppe nach oben führte. Links und rechts waren Räume. Irgendwo hörte ich die sanften Klänge eines Klaviers. Sanftes Lampenlicht erhellte die Halle. Der Boden war mit weissen und schwarzen Fliesen gelegt. Alte und sehr kostbar aussehende Bilder hingen an den Wänden. Alles wirkte wie aus einem alten Hollywood-Klassiker. Richtig klassisch. Und ich hätte das alles noch weiter bewundert. Dann aber drehte ich mich zur Frau herum, die mir die Tür geöffnet hatte und die mich kannte. Ich sie aber nicht. Das machte mich wieder stutzig. „Woher kennen Sie mich eigentlich?“, fragte sie. Die Frau hob die Schultern. „Deine Mutter hat dich uns damals vorgestellt. Da warst du noch ein Kind!“, erklärte sie. Mir war wurde das alles noch suspekter. Ich stöhnte innerlich auf. Schon wieder eine Bekanntschaft, die ich in meiner Kindheit gemacht hatte. Hörte das denn nie auf? „Ohja, okay. Ähm…leider…hat mein Gedächtniss einige Lücken!“, sagte ich verlegen und schaute mich um, weil ich diese peinliche Situation überspielen wollte. „Macht nichts. Es ist ja schon eine Weile her!“, sagte sie mit einem charmanten Augenzwinkern. Ich musste dabei etwas lächeln. Aber dann war mein Lächeln wieder weg. Sie hatte mir gesagt, woher sie mich kannte, aber das änderte nichts. „Und wer…wer sind Sie?“, fragte ich sie dann. Sie lächelte immernoch. „Mein Name ist Esmeralda. Esmeralda Matthews!“, stellte sie sich mir vor und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie, weil ich nicht unhöflich sein wollte. Okay, jetzt wusste ich, wie sie heisst und ich versuchte dabei angestrengt mich an eine Esmeralda Matthews zuerinnern. „Freut mich, sie kennen zulernen, Mrs. Matthews!“, sagte ich. „Lass das Mrs. Weg und auch das Matthews. Schlicht und einfach Esmeralda!“, bestand sie und ich war über die Offenheit dieser Frau erstaunt. Ihr machte es wohl nichts aus, dass ich sie nicht wirklich wiedererkannte oder dass sie mich behandelte, wie eine alte Freundin. Das verblüffte mich schon irgendwie, aber es gab mir auch ein gutes Gefühl. Ich nickte daher. „Okay!“, sagte ich und fügte nach späteren Minuten hinzu: „Esmeralda!“ Esmeralda schien das zufreuen, sie lächelte noch etwas mehr, nahm mich dann an die Hand und führte mich ins Wohnzimmer. Dort saßen auf einer Couch, die mit der Lehne zu uns zeigte, ein Mann und eine Frau. Sie drehten sich um, als wir eintraten. Biede sahen mich mit großer Neugier und ebneso großem Interesse an. „Fay. Lex. Das ist Allison!“, stellte sie mich ihnen vor. „Allison, das sind meine Tochter und mein Sohn!“ Ich nickte höflich. „Hallo!“, sagte ich. Da begann Fay nun zulächeln. „Hey, Allison!“, sagte sie und nickte mir freundlich zu. Schaute mich dann kurz von oben bis unten an, wie vorher ihre Mutter und stiess einen leisen Pfiff aus. „Man, du bist ja richtig groß geworden!“ „Das kannst du laut sagen. Sie ist eine richtige Granate!“, ergänzte nun der Mann, Lex, der mir keck zuwinkerte. Ich machte einen Schrtit zurück und schaute verlegen zu Boden. Okay, das war zuviel des Guten. Und eigentlich hätte ich darauf eine passende gepfefferte Antwort gehabt. Aber ich befand mich in einem fremden Land, in einem fremden Haus, von fremden Leuten, die mich angeblich kannten und ich wollte es mir nicht verscherzen. Zum Glück kam Esmeralda mir zur Hilfe. Sie räusperte sich. Und Fay gab ihm zusätzlich einen Schlag gegen die Schulter. „Blödmann!“, zischte sie. „Was denn?“, fragte Lex unschuldig und hob die Hände. „Du weißt schon was. Kaum ist sie fünf Minuten hier, schon willst du sie anbaggern!“, kam es empört von Fay. „Ich baggere sie doch gar nicht an!“ „Tust du doch!“ „Jetzt ist gut ihr beiden!“, sagte Esmeralda, die den Streit schlichten wollte. „Sie hat doch angefangen!“, sagte Lex und deutete dabei auf Fay. Ich musste dabei etwas lächeln. Das war also der typische Streit zwischen Geschwistern. Ich war ein Einzelkind, daher kannte ich das nicht. „Doch nur weil du, du deine große Klappe nicht halten kannst!“, konterte Fay scharf. „Was spielst du dich eigentlich als die Beschützerin auf. Sie kann sich sicher selber verteidigen!“, gab nun Lex zurück. Das stimmte, aber ich kam ja nicht dazu. „Was ist das für ein Theater hierunten?“, rief nun eine vierte Person und wir schauten alle in die Eingangshalle, wo in der Tür zum Wohnzimmer ein hochgewachsener Mann stand, dessen Gesicht, sobald er mich sah, schlagartig zu einer wütenden Grimasse wurde. „Was macht sie hier?“ Ich schluckte sofort. Ich konnte mir nicht anders helfen, aber er machte mir Angst. Sowie es Erik getan hatte. Dieser aber schien nicht aus Schatten zubestehen. Er war aus Fleisch und Blut und auch wenn er das Gesicht eines Menschen hatte, hatte er die Augen eines Tieres. Sie waren dunkel. Beinahe schwarz und dennoch glühten sie, wie Kohlen in der Nacht. Ich wich einen Schritt zurück. Wollte Abstand zwischen mich und ihm bringen. Doch Esmeralda hielt mich an der Hand und zog mich wieder nahe an sich. Wollte mir so sagen, dass ich mir keine Sorgen zumachen brauchte. „Allison, das ist Brian. Mein Mann!“, sagte sie sanft, wohl sicher um ihn zu beruhigen und als sie meinen Namen sagte, sah ich, wie durch Brian ein Ruck ging. „Brian, das ist…!“, wollte sie mich vorstellen, doch ihr Mann fiel ihr derbe ins Wort. „Ich weiss, wer sie ist!“, sagte er und sah mich wieder an. In seinen Augen sah ich etwas wie Verachtung oder Zorn. Ich spürte, wie ich schrumpfte. „Was machst du hier?“, fragte er wieder feindselig und kam ein Schritt auf mich zu. Nun sah mich auch Esmeralda an und ich hatte ganz vergessen, dass ich den Grund meines Besuchs noch nicht gesagt habe. „Ich…ähm…ich bin hier um zu trainieren!“, sagte ich dann und versuchte ruhig zu bleiben. „Wenn du trainieren willst, geh in ein Fitnessstudio!“, kam seine trockene Antwort. „Äh, nein…ich will lenern, wie man sich wehrt. Gegen…Dämonen!“, wiedersprach ich und Brians Augen glimmten einen kurzen Augenblick auf. Sahen mich nun fragend an. Doch dann zeigte er sich wieder ungerührt und drehte sich halb weg. „Ich weiss nicht, woher du das hast, aber ich kann dir nicht helfen!“, sagte er und drehte sich ganz um, um zu gehen. Womöglich um mich noch rauszuschmeissen, doch da legte sich etwas wie eine dunkle Wolke über die Lampen und der Raum verdunkelte sich. Und noch bevor einer von uns begriff, was passierte, stand Erik plötzlich vor Brian. Die Arme vor der Brust verschränkt und mit einem nicht minder drohendem Blick in den Augen. Brian schien ebenso überrascht zusein, ihn zusehen, wie wir. Vermutlich noch mehr. Denn er machte einen Schritt zurück und sah Erik an, als sei er der Teufel persönlich. „Erik!“, kam es aus ihm. Er war wohl bemüht es ebenso verächtlich klingen zulassen, wie bei mir. Aber es klang wie ein Keuchen. „Ich habe ihr gesagt, dass sie hier Hilfe findet!“, kam es knurrend von ihm und schob sich an ihm vorbei. Stellte sich neben mich. Als wollte er klarmachen, dass, wenn Brian mir zukommen wollte, so musste er erstmal an ihm vorbei. Und auch wenn ich dankbar war, dass er nun endlich wieder neben mir stand, fragte ich mich wo er gesteckt hatte. Wenn Brian vorher von Eriks Erscheinen überrascht war, so verbarg er dies wieder und sah Erik mit herausfordernden Blicken an. „Ich hätte wissen müssen, dass das auf deinem Mist gewachsen ist. Es roch schon nach Hund, als ich hörte, dass jemand an der Tür klopfte!“, schnappte er. Ohje, selbst ein Blinder konnte sehen, dass die beiden nicht grün miteinander waren. „Oh, glaub nicht, dass du mich beleidigen kannst, Brian. Ich habe schon andere wie dich in Stücke gerissen und die waren wirklich ernstzunehmende Gegner. Das weißt du!“, knurrte wieder Erik und grinste, sodass jeder von uns seine Zähne sehne konnte, die scharf waren, wie Messer. Brian sog scharf Luft ein. Und ob er das wusste. Brian sah seinen einstigen Verbündeten mit zusammengekniffen Augen an. Er wusste von der Kraft von Erik und dass er ihn angrifen würde, wenn er ihn dazuzwang. Das Bündniss was er einst mit Erin geschlossen hatte, galt nicht für ihn. Er war nicht an den Friedensvertrag gebunden, den einst Erin und er schlossen. „Ja, und gerade deswegen will ich, dass du mein Haus verlässt!“, forderte er und sah kurz zu Allison. „Ihr beide!“ Mit diesen Worten drehte er ihm den Rücken zu und wollte gehen. Da aber hielt Erik ihn an der Schulter fest. „Brian. Sie braucht deine Hilfe!“ „Und was wenn ich mich weigere?“, fragte Brian. Deutlich war die Spannung zwischen dem Vampir und dem Wolfsdämon zuspüren. Und jeder hier im Raum fürchtete, dass die beiden sich gleich an die Grugel gehen würden. Erik lächelte nur und ihm nächsten Moment, schleuderte er Brian an die nächste Wand. Unter der Wucht des Aufpralls ging ein Tisch zubruch, als er zu Boden ging. Wütend fauchend rappelte sich Brian auf. Wollte Erik für diesen Angriff strafen. Doch bevor er nur einen Schritt machen konnte, war Erik schon hinter ihm und schlang seinen linken Arm um die Brust des Vampirs, während er seine rechte Hand an die Kehle Brians hielt und sich seine scharfen Krallen in seine Haut bohrten. „Dann, Brian, werde ich dir das Fleisch von den Knochen reissen!“ „Und wenn du das machst, Erik, schwöre ich dir, dass ich dich in ein Häufchen Asche verwandeln werde!“, sagte prompt Esmeralda und ließ in ihren Händen zweihelllodernde Feuerbälle erscheinen. Das Licht erhellte den Raum etwas und Erik wich zurück. Versuchte dem Schein zuentwischen. „Nur weil ich Erin gemocht habe, heisst das nicht, dass ich dich auch mag!“, waren ihre Worte und man konnte deutlich die Drohung darin hören. Erik ließ ihren Mann daraufhin los und Allison sah die beiden an, als würde sie in einem Traum stecken. Zuvor hatte sie gedacht, dass Esmeralda eine ganz normale Frau war. Doch nun, als sie sah, dass sie Feuer mir nichts dir nichts entfachen konnte, sah sie sie mit sprichwörtlich ganz anderen Augen. Was zum Teufel war sie? „Wie du willst!“, sagte Erik und trat von Brian weg. „Aber das ändert nichts daran, dass sie Eure Hilfe braucht!“ „Nenn mir einen guten Grund!“, forderte Brian, der sich von Eriks Attacke wieder erholt hatte und Erik bleckte kurz die Zähne. „Erik!“, warnte Esmeralda ihn und ließ das Feuer in ihren Händen etwas heller auflodern. Eine klare, letzte Warnung. Erik beruhigte sich daraufhin wieder und atmete tief durch. „Weil es Erins Wunsch ist…war!“, sagte er endgültig. „Oder glaubst du etwa, sie wollte, dass ihre einzige Tochter der Höllenbrut zum Opfer fällt. Ich kann sie nur bei Nacht schützen. Sie muss sich aber auch am Tage schützen können. Es gibt tausend andere, die stärker sind, als die, die ich vernichten konnte. Sie werden sie auch, wenn die Sonne scheitn, angreifen!“ Dann herrschte Stille. Keiner sagte etwas, sondern sah die beiden nur an. Erik und Brian hingegen schienen wahrlich ein Duell mit ihren Blicken auszufechten und Brian war er es, der das Schweigen dann brach. „Warum ist dir das so wichtig? Was kümmert es dich, ob sie lebt oder stirbt?“, fragte er und Erik sah man deutlich an, dass er wieder kurz davor war, Brian anzugreifen und ihm gar das Genick zu brechen. Weil Erin mich darum gebeten hat und weil ich es ihr schuldig bin!“, kam es gepresst von ihm und er deutete dann mit den Finger auf ihn. „Ebenso wie du es ihr schuldig bist!“ „Ich habe meine Schuld schon lange getilgt. Ich habe ihr im großen Kampf beigestandne, wie sie es gewollt hatte. Ich schulde ihr gar nichts mehr!“ Da musste Erik laut auflachen und sein lachen war so bitter und laut, dass die Glasscheibenklirrten und zu springen drohten. „Denk was du willst. Aber das ändert nichts daran, dass sie was bei dir gut hat!“ Brian wollte daraufhin etwas erwiedern, doch da mischte sich nun Esmeralda ein. „Brian, lass sie doch erstmal hier schlafen. Es ist schon spät und wir können auch morgen darüber reden!“, bat sie ihren Mann, weil sie nicht wollte, dass das ganze eskalierte. Sie sah deutlich, noch viel besser als die anderen, dass Erik und Brian nur darauf warteten, aufeinander loszugehen. Brian sah sie kurz an, dann zu Erik und zum Schluss zu Allison, die sich alles andere als wohl fühlte. Dann nickte er. „Also gut. Heute Nacht kann sie hier schlafen und morgen reden wir weiter!“, sagte er. Wandte sich dann zu Erik. „Allein!“ Dann ging er. Erik gab nur ein Knurren von sich. Damit war das Gespräch beendet. Ich stand da und konnte mich nicht rühren. Nicht mal denken konnte ich, da das, was ich eben gesehen hatte, mich zusehr verwunderte und Angst machte. Ich sah Esmeralda mit geweiteten Augen an. Ich konnte es einfach nicht glauben. Esmeralda schien gespürt zuhaben, wie ich sie ansah, denn sie senkte die Hände und schaute mich mit einem zaghaften Lächeln an. Fast so, als wollte sie sich entschuldigen, dass ich es sehen musste. Dann wandte sie sich zu Fay. „Fay, wärst du so lieb und zeigst Allison das Gästezimmer?“, bat sie dann ihre Tochter und Fay nickte. Nahm mich beim Arm und führte mich hinaus. Ich sah Esmeralda, Brian und Lex noch einmal an. Versuchte das eben passierte richtig einzuordnen und es mir zu erklären. Zwecklos! Auch wenn ich schon einiges gesehen hatte, was nicht natürlich war, überraschte mich dies jedoch sehr. Zuvor hatte ich noch gedacht, sie sei eine normale Frau. Aber welche normale Frau konnte Feuer in ihren Händen entfachen. Ohne ein Feuerzeug oder sonst etwas, was jemand zum Feuer machen brauchte. Solangsam fragte ich mich, ob das hier nicht irgendwie in eine Art Freak-Show war. Wenn, dann eine, die sich Leben nannte. Und ich war ein Teil davon. Dieser und noch weitere Gedanken gingen mir durch den Kopf und nahm gar nichts um mich herum wahr. Irgendwann hatten wir die Treppe, die hochführte, hinter uns gelassen und bogen dann links ab. Wir gingen durch einen Flur und blieben vor einer Tür stehen. Fay öffnete sie und zeigte mir das Zimmer, in dem ich die erste Nacht schlafen würde. Es war klein aber gemütlich eingerichtet. Ein Bett groß genug, dass zwei Personen darin schlafen konnten. Ein großer Schrank aus dunklem Ebenholz, ein Sekretär aus demselben Holz und der ziemlich alt aussah und jeweils ein Tischchen auf beiden Seiten des Bettes. Feine weisse Vorhänge hingen vor der Tür, die zu einem kleinen Balkon führte. Eine schlichte und dezente Lampe, mit einem milchigen Schirm hing an der Decke. Die Tapette war bordeauxrot und war mit klassischen Mustern bedruckt. Die Decke war weiss gestrichen. Der Boden war mit einem weichen Teppisch ausgelegt. Ich kam mir schon fast vor, wie in einem alten vornehmen Hotel. Und hier sollte ich wirklich schlafen? „Geh ruhig rein und fühl dich wie zuhause!“, sagte Fay ermutigend und ich gehorchte, wie eine Puppe. Noch immer ließ mich das, was ich im Wohnzimmer erlebt hatte nicht los. Ich hatte noch deutlich Augen, wie Erik und Brian miteinander gekämpft hatten. Wie es Erik ein leichtes war Brian gegen die Wand zuwerfen und ihn dann in den Schwitzkasten zunehmen. Und vorallem Esmeralda. Dieses Bild blieb mir noch deutlicher vor Augen, als alle anderen und ich fragte mich, was sie für ein Mensch war. War sie überhaupt einer? Fay holte mich aus meinen Grübelein, stiess mich mit dem Ellenbogen an. Wie aus einem Traum erwacht sah ich sie an und sie lächelte. „Mach es dir gemütlich. Ich wecke dich dann morgen zum Frühstück!“, sagte sie und schon hatte sie die Tür hinter sich geschlossen. Ich blieb erstmal nur dastehen und schaute vor mich hin. Tja, nun war ich hier. In London. Hatte eine Unterkunft gefunden und die Leute schienen aus sehr nett zu sein. Zumindest Esmeralda und Fay. Bei Lex, naja war ich mir nich so sicher. Und Brian, wie soll ich es sagen: Er machte mir Angst und die Feindseligkeit, die er mir offen zeigte war alles andere als aufbauend. Aber vielleicht würde sich das ändern, wenn ich erstmal eine Nacht geschlafen hatte. Das hoffte ich zumindest. Mit einem Seufzer legte ich die schweren Taschen auf den Boden und machte mich daran, für die Nacht fertig zumachen. Dabei fragte ich mich immer wieder, wie der morgige Tag aussehen würde. Ob ich doch noch bleiben würde oder morgen schon abreisen musste. Immerhin war das ihr Haus und wenn sie mich wegschicken wollen, musste ich mich damit abfinden. Trotz meiner Bitte um Hilfe oder vorallem Eriks Drohung. Inständig hoffte ich, dass sie sich, oder vielmehr Brian, erweichen, ließen mich bei sich zuhaben. Aber da steckte ich natürlich nicht drin und so war ich auf deren Entscheidung angewiesen. Ich ließ mich aufs Bett plumpsen und war zugleich angenehm überrascht, wie weich es war und wie gut sich die Bettwäsche anfühlte. Nun kam auch die Müdigkeit doppelt und dreifach und ich gähnte laut. Schlug die Decke zurück und legte mich hinein. Erleichtert darüber mich endlich auszuruhen und neue Kraft zutanken. Papa würde ich morgen anrufen müssen, da ich, kaum dass ich die Augen geschlossen hatte, in einen tiefen Schlaf gefallen war. Doch bevor ich einschlief dachte ich noch ein letztes Mal:„ London!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)