Der Weg der Assassinin von Inochi ================================================================================ Kapitel 3: Unterricht --------------------- Hallöchen zusammen Nachdem ich nun den Stress an der Uni zeitweise hinter mich gebracht habe, hier das neue Kapi. Ich freu mich wie immer über Kritik und Lob :) Viel Spass beim lesen und bis denne ^^ Inochi Al Mualim hatte seine Drohung von wegen Sprachunterricht tatsächlich in die Tat umgesetzt. Der Mann namens Malik besuchte mich jeden Nachmittag, wenn die Sonne vom Himmel brannte, es für Aktivitäten draussen zu heiss war und brachte mir die Sprache der Assassinen bei (ich ging davon aus, dass es eine Art Arabisch sein musste). „Seid gegrüsst. Ich heisse Elen.“ – „ Sei gegrüsst, Elen. Mein Name ist Malik Al-Sayif.“ Wir übten diese Sätzchen jeweils den ganzen Nachmittag, bevor Malik danach jeweils wieder seinen Pflichten als Assassine nachging. Niemand schaffte es, meinen Namen richtig auszusprechen, weshalb ich irgendwann dazu übergegangen war mich gleich Elen zu nennen. Malik schien recht zufrieden mit mir. Schon nach den ersten Tagen konnte ich einfache Sätze bilden. Irgendwann fragte ich Malik, ob er mir auch das Lesen und Schreiben beibrachte. Er sah mich etwas überrascht an. „Frauen lesen und schreiben nicht.“ Ich räusperte mich. „Ich KANN lesen und schreiben, aber nur Latein.“ Diese unfortschrittliche Sichtweise bereitete mir sehr viel Mühe. Malik bemühte sich zwar, sich nicht anmerken zu lassen, wie ungewohnt diese Situation war. Er musste einer Frau etwas beibringen und diese machte sich dann noch nicht einmal die Mühe, sich zu verschleiern. Wahrscheinlich stellte ich seine Geduld ab und zu ziemlich auf die Probe. Wie jetzt mit der offensichtlich sehr ungewöhnlichen Bitte. Er schien mir nicht recht zu glauben. Aber es schien, als hätte ich ihn doch neugierig gemacht. Am nächsten Tag brachte er eine römische Schriftrolle mit und bat mich sie ihm vorzulesen. Ich staunte nicht schlecht. Es war ein Kapitel aus „De bello gallico“ von Julius Cäsar. Ich las ihm vor. Er hörte beeindruckt zu. „Ich würde auch gerne Latein können...“ – „Du kannst es nicht?“ – „Nein... ich kann es nicht lesen. Al Mualim lässt mich nicht...“ Ich sah ihn etwas verblüfft an. Es wurde immer komischer. Warum sollte man jemandem Wissen vorbehalten? Andererseits... ich befand mich im Mittelalter. In dieser Zeit hatte ein grosser Teil der Macht der Herrscher in der Unwissenheit des Volkes bestanden. Wie sollte man auch dem offensichtlich Klügeren widersprechen, wenn man keine eigenen Gegenargumente kannte. Al Mualim schien keine Ausnahme von diesem Grundsatz zu sein. „Warum kennst du dann die Worte von Julius Cäsar?“ – „Man muss seinen Feind kennen!“ – „Seinen Feind?“ – „Cäsar war Templer!“ Ich starrte ihn an. Templer? Meiner Meinung nach waren Templer eine mittelalterliche Erscheinung und nicht eine römische. Und Cäsar war ein römischer Imperator gewesen. Der Liebhaber Kleopatras und ermordet von seinem eigenen Ziehsohn Brutus. „Templer?“ Malik nickte, als wäre es selbstverständlich und sah mich dann neugierig an. „Du kannst wirklich lesen und schreiben.“ Ich schnaubte. „Ich würde dir das nicht sagen, wenn es nicht so wäre.“ Er nickte nachdenklich. „Dennoch... dein Orden ist aussergewöhnlich. Hat es viele Frauen, die so sind wie du?“ Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Diese Ordengeschichte war mir ein Rätsel. Offenbar hatte Al Mualim ihm das aufgetischt. Warum er es aber glaubte, verstand ich nicht. „Nun ja, wo ich herkomme... dort sind Männer und Frauen gleich. Alle, egal ob arm oder reich, müssen lesen und schreiben lernen.“ Malik sah mich beeindruckt an. „Werden bei euch denn alle Assassinen? Hier können nur Assassinen lesen. Schreiben können oft nur die Rafiqs.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es werden nicht alle Assassinen. Aber... es ist nützlich... und ehm... unser Meister hält es für richtig, dass alle gleich gebildet sind...“ Malik sah noch beeindruckter aus. „Das würde ich gern einmal mit eigenen Augen sehen...“ Ich räusperte mich. Erstens wollte ich mit Malik jetzt nicht über meine „Reisedetails“ diskutieren und zweitens wollte ich jetzt endlich lesen und schreiben lernen. „Do ut des, Malik. Bringst du mir jetzt lesen und schreiben bei?“ Er schnappte sich eine kleine Wachstafel. Es schien so, als wären nicht alle Römer Templer gewesen und zumindest ein Teil ihrer Erfindungen sei brauchbar gewesen. Er begann das Alphabet darauf zu kritzeln. Es sah wunderschön aus. „Wow... sieht schwierig aus.“ Er sah mich empört an. „Du wolltest es lernen!“ Ich nickte „Ja ja... es sieht trotzdem schwierig aus...“ Nun war es Malik, der schnaubte. „Wenn du aufgeben willst...“ – „Ich gebe nicht auf!!!“ – „Dann streng dich an. Al Mualim hat grosse Pläne mit dir.“ Ich sah hoch. „Was denn für Pläne?“ – „Er sagte, du müsstest eine Assassinin werden!“ Ich sah ihn kritisch an. „Gibt es überhaupt weibliche Assassinen???“ Malik räusperte sich. „Hier ist es ungewöhnlich... aber in anderen Bruderschaften gibt es sie wohl. Kleopatra wurde von einer Frau getötet. Aber es ist doch eher selten. Frauen sollten nicht kämpfen!“ Ich hatte aufgegeben, meine Sicht der Geschichte durchsetzen zu wollen. Es schien so, als wäre diese sowieso völlig verquert. Ich sah ihn kritisch an. Malik hielt diesen Blicken kaum stand. Ich wusste zwar, dass ich mit meinem Gestarre ziemlich penetrant sein konnte (auch in meiner Zeit, oder vielleicht besser gesagt: vor allem). Dennoch war ich immer wieder überrascht, wie leicht ich Malik mit einem Blick aus dem Konzept werfen konnte. Schliesslich hatte ich einen ausgewachsenen Assassinen vor mir. Und wie er mir mit Stolz erzählt hatte, sogar einen der Ranghöchsten dieses Ordens. „Und warum genau soll ich Assassinin werden?“ Malik sah dieses Mal mich entgeistert an. „Du BIST Assassinin! Sonst wärst du nicht hier! Al Mualim hätte dich niemals hier bleiben lassen, wenn du nicht zum Orden gehören würdest. Auch wenn es sehr dumm war, dich hierher zu schicken, ohne dir irgendwelche Informationen zu geben.“ Ich runzelte die Stirn. Schon wieder diese Ordengeschichte. „Herschicken?“ – „Der Meister sagte, dein Orden hätte dich hergeschickt. Was ich aber nicht verstehe, ist dass du im Garten warst, als wir dich bemerkt haben. Das zeugt wohl von grossem Können.“ Ich schluckte. Malik sprach immer so, als ob ich aus dieser Zeit stammte und nicht aus der Zukunft. Dabei war ich mir sicher, dass Al Mualim doch in seiner Gegenwart von Zeitreisen gesprochen hatte. Malik musste das gehört haben, schliesslich verstand er ja Latein. Und die Ausrede war ja wirklich SEHR billig. Was sollte ich denn bitte darstellen? Eine Austauschschülerin? Ich lies das Thema fallen. Allerdings hatte ich die dumme Befürchtung, dass hier nicht ganz alles mit rechten Dingen zuging. Die nächsten Tage war ich damit beschäftigt, auch die arabische Schrift zu erlernen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte ich dann doch irgendwann den Bogen raus. Das verschönerte mir mein Leben doch um einiges. Schliesslich konnte ich jetzt meine Zeit mit lesen verbringen. Das war wesentlich weniger langweilig als einfach in einem Turmzimmer zu sitzen. Ich war ja schliesslich nicht Dornröschen. Und die Assassinen schienen nicht viel von Gesellschaft zu halten. Vielleicht hatte Al Mualim auch einfach Angst mich auf die Menschheit loszulassen. Jedenfalls sass ich mal von den Besuchen Maliks abgesehen, ständig allein in diesem blöden Zimmer. Das Essen wurde mir jeweils vors Zimmer gestellt. Aber das wars dann auch schon. Irgendwann hatte Malik damit begonnen mir leere Schriftrollen mitzubringen, damit ich die älteren Schriftrollen kopierte. Offenbar war der Chronist, der das sonst tat schon so alt, dass er kaum mehr eine Feder führen konnte. Ich gab mir sehr viel Mühe mit den Texten und erfuhr ganz nebenher einiges über die hiesige Kultur. Malik sah anerkennend auf mein neuestes Werk. „Es wird immer besser.“ Ich zog eine Grimasse. „Hast du etwas anderes erwartet?“ Er grinste, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, natürlich nicht...“ Ich schnaubte. Malik war höflich, doch ich wusste, dass er mir nicht vertraute. Er war misstrauisch wegen der Sache im Garten, sprach es jedoch nicht an. Wieso auch? Assassinen waren verschwiegen. Alles was die Bruderschaft gefährden könnte, wurde mit äusserstem Mistrauen bedacht. Inzwischen hatte Malik mir das Credo der Assassinen beigebracht: Nichts ist wahr, alles ist erlaubt! Haltet eure Klinge fern vom Fleisch Unschuldiger! Lasst das Volk eure Maske sein und zeigt euch nicht! Gefährdet die Bruderschaft nicht! Diese Worte kamen mir seltsam bekannt vor. Ich konnte sie aber nicht einordnen. Ich musste das Credo auswendig lernen und mir Gedanken über seine Bedeutung machen. Diese hatte ich dann auch mit ihm zu diskutieren. Malik war ein interessanter Gesprächspartner und machte es mir beim argumentieren oft nicht leicht. Es kam nicht selten vor, dass wir in höchst philosophische Themen abdrifteten. Ihm schien das genauso viel Spass zu machen wie mir. Mein Sprachgebrauch wurde ganz nebenbei auch immer besser. Abgesehen von einem leichten Akzent hörte man kaum noch, dass ich bis vor ein paar Wochen der Sprache nicht mächtig gewesen war. Irgendwann schien Malik zufrieden mit mir zu sein, denn eines Tages wurde ich von ihm in die Bibliothek geführt. Al Mualim und der andere Assassine, von dem ich inzwischen wusste, dass er Altaïr hiess, standen schon dort. Altaïr war mir nur bedingt sympathisch. Er hatte dieses leicht arrogante Auftreten. Ich mochte es nicht, wenn sich Leute für etwas besseres hielten als die anderen. Al Mualim begann zu sprechen. „Wie ich hörte, seid ihr inzwischen unserer Sprache mächtig und habt das Credo der Assassinen gelernt.“ Ich nickte. Neben der Sprache hatte mir Malik auch noch einige Verhaltensregeln beigebracht, die sich wohl als äusserst nützlich erweisen würden. Eine davon war, dass ich nur sprach, wenn es dringend nötig war. Diese Regel fiel mir nicht unbedingt leicht. Denn hatte ich mal Vertrauen zu jemandem gefasst, plapperte ich normalerweise wie ein Wasserfall. Der Grossmeister fuhr fort. „Nun denn... da ihr das Blut der Assassinen in euch tragt, sollt ihr auch als eine von uns ausgebildet werden! Ich warne euch aber! Die Ausbildung ist hart und ihr werdet keine Sonderbehandlung erhalten! Ausserdem werdet ihr wie alle anderen auch eine Prüfung ablegen müssen!“ Ich nickte. Prüfungen hatten mich noch nie abgeschreckt. Allerdings hatte ich mir in diesem Fall wohl sehr viel vorgenommen. Ich war zwar nicht unsportlich, aber da ich seit der Krankheit meines Vaters kaum noch richtigen Sport getrieben hatte, würde ich wohl ziemlich blöd da stehen. Meine Kondition war milde ausgedrückt im A****. Al Mualim sah mich mit einem undurchdringlichen Blick an. „Die Prüfungen für die Neulinge beginnen erst in zwei Wochen. Ihr solltet zusehen, dass ihr bis dahin den körperlichen Anstrengungen so gut wie möglich trotzen könnt.“ Ich nickte wieder und war wirklich unglaublich froh, dass die Prüfungen erst dann beginnen würden. Dennoch würde es hart werden innerhalb von 2 Wochen so fit zu werden, damit ich mithalten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)