Du hast dich verändert von usagi_san ================================================================================ Kapitel 9: Serenity ------------------- Die Schulglocke die den Ende des Unterrichtstages einläutete, ertönte, aber es dauerte noch ein wenig, bis er Serenity endlich zwischen ein paar weiteren Mitschülern entdecken konnte. Er stellte sich gut sichtbar hin, nahm seine Sonnenbrille ab und winkte ihr zu. Als sie ihn entdeckte kam sie ihm sogleich freudestrahlend entgegen. Doch das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, auf den letzten Schritten, bevor sie bei ihm zum stehen kam. „Großer Bruder, schön dich zu sehen, aber du siehst nicht gut aus. Ist alles okay bei dir?“ Etwas verwundert wurde sie von Joey angestarrt. „Wie kommst du darauf?“ Nun kehrte das Lächeln in Serenitys Gesicht zurück und sie zwinkerte auf Mädchenart. „Ich bin deine Schwester, ich sehe sowas schon von weitem.“ Nun musste auch Joey lächeln. Klar, sie war seine Schwester. Sowas konnte er noch nie gut vor ihr verheimlichen. „Also sag schon, was genau ist los? Weswegen bist du hier?“ „Ach naja, wir sollten uns mal unterhalten...“ „Ein Gespräch unter Geschwistern, stimmt`s?“ Er nickte eifrig. Daraufhin lief Serenity zurück zu ihren Klassenkameraden und erklärte, dass sie heute noch etwas Dringendes zu erledigen und deshalb keine Zeit mehr für anderes hatte. Als sie zu Joey zurückkehrte, fragte sie ihn sogleich, zu welchem Ort er gehen wollte. „Bei dir zu Hause ist wohl am besten. Sofern Mutter nicht da ist.“ Er wollte sie nicht sehen. Sie meldete sich sowieso viel zu selten bei ihm und das trug er ihr immer noch nach. Und dort waren sie sicher vor der Öffentlichkeit abgeschirmt. „Nein, das ist sie nicht. Sie besucht heute eine alte Freundin in der Nachbarstadt.“ ~~~~ Es herrschte Schweigen im Wohnzimmer. Vermutlich seit guten zehn Minuten saß Serenity ihrem Bruder gegenüber und wartete darauf, dass dieser endlich etwas sagen würde. Sie musterte ihn dabei und konnte es ihm deutlich ansehen, dass ihn etwas wirklich ernstes beschäftigte. Sie wusste zwar, dass er nie sofort mit solch einem Gespräch anfing, aber Serenity konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals wirklich Minutenlang keine einzige Silbe von sich gab. Das war wirklich etwas Neues. So langsam begann sie sich sorgen zu machen. Hatte er womöglich erfahren, dass er an irgendwas erkrankt war? Hatten die Ärzte bei der Operation bei den anderen Organen womöglich etwas entdeckt? „Bitte Joey, so sag doch endlich mal was.“ Der Angesprochene schaute zum ersten Mal seit den besagten zehn Minuten auf und sah in das besorgte Gesicht seiner Schwester. „Oh, tschuldige. Bitte mach dir keine Sorgen, ich bin nich krank oder sowas. Bin wegen was anderem hier.“ Er wuschelte sich etwas verlegen durch die Haare. „Naja,... es ist etwas... heikel... und es fällt mir nicht so leicht darüber zu reden, okay?“ Erleichtert atmete Serenity auf. Er war also soweit gesund und das war doch schon mal ein Anfang. Wenn auch nur ein kleiner. Jetzt konnte sie doch noch ein wenig darauf warten, bis Joey endlich sagen würde, weswegen er mit ihr sprechen wollte. Dieser saß ihr gegenüber und musste zu seinem Bedauern feststellen, dass es einfacher war, über diese Sache nachzudenken, als das Geschehene in Worte zu fassen. Das wurde ihm eben erst richtig bewusst. Dennoch... er musste es endlich los werden, sonst würde er womöglich noch die glatten Wände hoch gehen. Innerlich raufte er sich zusammen, räusperte sich kurz und schaute dann erneut seine Schwester direkt an. „Ich wurde geküsst und... das geht mir eben nicht mehr aus dem Kopf.“ So. Die erste Hürde war ja schon mal geschafft. „Das glaube ich dir nicht.“ „Eh? Wie meinst du das?“ fragte Joey sichtlich verwirrt. Serenity konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ach komm schon, du bist nicht hier wegen dem Kuss. Du bist hier, wegen der Person die dich geküsst hat. Das ist es was dich beschäftigt richtig? Also, wer war es?“ Treffer und Versenkt. Das musste wohl die berühmte weibliche Intuition sein, von der man manchmal zu hören bekam. Bei seiner Schwester war diese scheinbar besonders ausgeprägt. „ Er war es...“ „Er? Wen meinst du mit Er?“ „Na ihn... Se...to...“ die letzten zwei Silben hauchte er vor sich hin, gerade laut genug, dass seine Schwester es hören konnte. „Hast du Seto gesagt? Soll das heißen wir reden hier von Seto Kaiba? Er war es der dich geküsst hat?!“ Stumm nickte Joey und schaute verlegen zur Seite. Serenity schwieg daraufhin erst mal. Endlich konnte sie nachvollziehen, warum ihr Bruder so lange gebraucht hatte, mit der Sprache rauszurücken. Es ging hier nicht nur darum, dass ein Mann Interesse an ihm zeigte, sondern dass es auch noch Seto Kaiba war. Ob Joey sich eher für Männer, statt für Frauen interessierte, dass wusste sie bisher noch nie so genau. Denn bisher hatte sie nur ein einziges Mal gesehen, dass er mit einem Mädchen ausging. Ob das dann auch eine längere Beziehung wurde, bezweifelte sie. Das hätte sie sicher mitbekommen. Vielleicht war es eben doch so, dass Joey Männer bevorzugte. Aber das wäre ja auch nichts Verwerfliches. Sie beobachtete ihn ein wenig und merkte, dass es Zeit wurde, ihm auf diese Sache zu Antworten. „Und was genau beschäftigt dich jetzt so sehr? Hat er dir etwa auch seine Gefühle gestanden? Oder hat er sonst was zu dir gesagt?“ Innerlich fühlte sich Joey grade sehr erleichtert. Er hatte ein kleines bisschen die Befürchtung, dass seine Schwester ihn erst mal etwas auslachen oder es ihm nicht glauben würde. Aber er wurde von ihrer Art nicht enttäuscht. Sie blieb sachlich beim Thema und sicherlich hatte sie auch irgendeinen Rat für ihn. Langsam traute er sich wieder, sie während des Gesprächs direkt anzuschauen. „Nein. Er hat mich nur geküsst. Auf den Mund. Einfach so. Und Blitzschnell. Aber warum zum Henker tut man sowas? Man küsst doch nicht einfach so die Leute! Sowas macht man nicht! Und mein blödes Hirn, was sonst wie ein Sieb ist, hat ausgerechnet DAS wie ein perfektes Video abgespeichert! Jetzt geht mir der reiche Schnösel erst recht nicht mehr aus dem Kopf! Dieser blöde Mistkerl mit...“ „Stopp! Stopp! Stopp! Jetzt warte mal ne Sekunde!“, wurde er von Serenity unterbrochen. Ihr war soeben was Entscheidendes aufgefallen. Und genau darauf musste sie ihn jetzt mal hinweisen. Denn es schien so, als hätte er es selbst noch gar nicht gemerkt. „WAS?!“ fragte er beinahe grimmig. Sie legte den Kopf etwas schief und schaute ihren Bruder mit ernstem Ausdruck an. „Du magst ihn sehr, nicht wahr?“ „Das tue ich nicht!“ „Mal im Ernst Joey. Du warst derjenige, der ihn vor dem Schuss bewahrte. Und das, obwohl du doch immer gesagt hast, du kannst ihn nicht leiden.“ „Aber Schwesterchen, das hat nichts zu heißen. Keiner hat den Tod durch Mord verdient. Nich' mal er.“ „Hübsch gesprochen. Aber trotzdem spukt er dir immer noch im Kopf herum, nicht wahr? Und das nur weil er dich mal eben geküsst hat? Selbst wenn Kaiba es nur aus Spaß gemacht hat, muss es doch einen Grund geben, warum es dich trotzdem beschäftigt. Ein belangloser Kuss, von einem Menschen der dir eigentlich total egal ist, würde dich nicht weiter interessieren. Das hättest du schon längst aus deinem Kopf verbannt. Aber ganz ehrlich großer Bruder, tief in deinem Inneren muss es so sein, dass du Kaiba ganz gerne hast. Sogar auf eine ganz besondere Art. Und das er dich geküsst hat, naja könnte ja sein, dass es eben auf Gegenseitigkeit beruht.“ „Nie. Im. Leben.“ War Joey’s klare Antwort. „Mein lieber Joey, du wirst es nur herausfinden, wenn du zu ihm gehst und es mit ihm klärst. Ich kann es dir nämlich nicht sagen, ob und was er für dich empfindet. Also los, mach hinne und geh zu ihm hin.“ Mit großen Augen wurde sie von ihrem Bruder angestarrt. „Du meinst... jetzt gleich?“ „Aber natürlich. Je eher du Gewissheit hast, was los ist, desto besser. Und ich möchte nicht sehen müssen, wie du wegen sowas leiden musst. Es hat mir schon gereicht, zu sehen wie du angeschossen wirst und das du deshalb noch Beschwerden hast.“ Joey sprang auf und nahm seine Schwester in die Arme. Er drückte sie ganz fest an sich und ignorierte dabei das Druckgefühl auf seiner Narbe. „Meine kleine Serenity. Es tut mir leid, dass du es mit ansehen musstest. Ich hätte es dir so gerne erspart.“ „Schon gut.“ Murmelte sie ihm entgegen und nach einem weiteren Moment, löste sie sich aus der Umarmung. „Na los, geh endlich zu Kaiba und kläre die Sache.“ Der ältere seufzte tief. „Also schön. Vermutlich hast du recht. Bessere wäre es wohl wirklich, es so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Danke für alles. Man sieht sich.“ Mit Sonnenbrille und Kapuze erneut bewaffnet, verließ er das Haus und begab sich auf die gewagte Expedition, Seto Kaiba seine Gefühle zu gestehen. Seine Schwester schaute vom Wohnzimmerfenster aus ihm nach und lächelte etwas vor sich hin. „Ja, du hast dich verändert, großer Bruder.“ ~~~~ Etwa eine halbe Stunde später saß Joey auf einer kleinen Bank, gegenüber der großen Spielzeugfirma. Er beobachtete wie die Leute dort ein und aus gingen und fragte sich, ob er ebenfalls diesen Eingang nutzen sollte. „Oh hallo, wenn du zu meinem Bruder willst, ist der Haupteingang keine gute Wahl.“ Drang eine Jungenstimme an sein rechtes Ohr. „Sag mal Mokuba, musst du heute nicht arbeiten?“ fragte Joey etwas grinsend und drehte seinen Kopf dabei in Richtung des schwarzen Wuschelkopfes. „Doch doch, das tue ich. Hatte nur nen kleinen Außendienst zu erledigen. Also was ist? Soll ich dich zu seinem Büro bringen oder nicht?“ Joey musterte den kleinen Kaiba und fragte sich, ob Seto ebenfalls mit ihm über die Sache gesprochen hatte. Na hoffentlich nicht! Das wäre ihm jetzt dann doch zu peinlich! „Was is denn nun? Starr mich nich so an, sondern sag was!“ „Oh sorry, war keine Absicht. Hab nur kurz was nachgedacht. Aber ja... bring mich mal zu ihm.“ Verlegen wuschelte sich Joey durchs Haar. „Okay, wir nehmen aber 'nen anderen Eingang.“ „Von mir aus.“ Dicht gefolgt von dem blonden Wirbelwind, marschierte Mokuba in die Firma hinein und nach einigen Treppen, dem Personalaufzug und einem langen Flur, blieb der Kleine vor einer großen Tür stehen. „So, da wären wir. Seto's Büro.“ Mit großen Augen starrte Joey die Tür an. Er schluckte schwer. Jetzt nur nicht kalte Füße kriegen! Seine Schwester hat ihm ja gesagt, dass es richtig ist was er jetzt tun würde. „Na aber Joey, sei nicht so schüchtern!“ kam es auf einmal von Mokuba, er klopfte kurz gegen die Türe, öffnete sie dann und zerrte den älteren mit ins Büro hinein. „Seto, da is wer der dich dringend sprechen möchte.“ Dann ließ er die zwei älteren einfach stehen und machte von außen die Bürotür zu. ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)