Das erste Labyrinth von InfernalMirror (Von QueenThief) ================================================================================ Kapitel 5: Weise Worte ---------------------- ,Wenigstens ist Seto hierʻ, dachte Malik mit einem Seufzen. ,Wenigstens muss ich dieses Mal... Keine Angst haben, ganz alleine zu sterben...ʻ „Ackiana!“, fluchte Seto, während er die schwere Metalltür rüttelte. „Der Reiniger, Morast des Gestanks, seine Aufmerksamkeit hast du sicher, Malik!“ Malik antwortete nicht. Er hatte resigniert. Er würde sterben. Dieses Mal gab es wirklich keinen Fluchtweg. „Ich habe Mokuba im Stich gelassen“, wisperte er. „Ich werde sterben.“ „Könntest du bitte aufhören, dich zu bemitleiden, Kleiner“, knurrte Seto, während er immer noch an dem Eisen rüttelte. „Wir müssen hier raus.“ Malik hörte den Elfen nicht. Er hielt bloss seinen Kopf gesenkt und musterte vage den dreckigen Steinboden. Dann bemerkte er es. Eine kleine, viereckige Planke Holz, die gegen die Wand gelehnt war. Er drehte sich schnell um, um zu sehen, wie der Reiniger schnell näher kam, bevor er ein paar Schritte rannte und sich neben die Planke kniete. ,Was zum...?ʻ Der junge keuchte, als er um die Ecken herum tastete. ,Es ist Teil der Wand!ʻ Er klopfte gegen die Mitte und freute sich über das hohle Geräusch, das folgte. „Hohl ist es auch!“ „Hm?“, fragte Seto, der nun versuchte, das Schloss des Tors zu öffnen, „Was ist hohl?“ Seto richtete seine Aufmerksamkeit von seiner Aufgabe darauf, zu sehen, was Malik aus seiner Mini-Depression geholt hatte und stattdessen in einen - für was der Elf es hielt - Mini-Wahnsinn gerissen hatte und sah, dass der Junge wirklich versuchte, die Wand wegzustossen. „Seto“, drängte Malik, als er wieder gegen das Holz drückte. „Hilf mir.“ Als der Elf realisierte, was Malik wirklich erreichen wollte, war er augenblicklich an der Seite des Jungen, kniete sich neben ihn und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Holz. Malik konnte sehen, dass der Reiniger nun unbehaglich nahe an ihm und Seto war; Weniger als ein Dutzend Meter, die rapide weniger wurden. Sie drückten sich gegen das hohle Stück - - und der Reiniger kam näher. Sie stiessen - - und immer noch kam die Maschine näher! Dann hörte man ein plötzliches Knarren und Seto und Malik fielen beide nach vorne, als das starke Holzbrett an den Ecken brach. Der Tunnel dahinter hatte die Form und Grösse eines Sarges und eine Sackgasse, die ihnen nur ein paar Fuss dahinter entgegen starrte. Seto fühlte sein Herz sinken beim dem Gedanken an den vorhergesehenen Sinn des Tunnels. Jemand konnte dem Reiniger ausweichen, indem er dort hinein kroch und wartete, dass die Maschine vorüber war und ihn dann wieder verlassen, um auf den Weg zurückzugehen, den man hatte gehen wollen. Malik sah Seto mit einem Blick an, der klar sagte: ,Was tun wir jetzt?ʻ Der junge Ägypter erschrak, als er in die kleine Steinnische geschoben wurde. „Seto-“, versuchte er zu schreien, aber merkte, dass der Elf das Holzbrett vor dem kleinen Tunnel platziert hatte. Seto hielt das Holz fest an seinem Platz, sodass Malik definitiv dort gefangen war. Der Reiniger musste nun genau vor ihm sein und die Schreie des Jungen waren über den Lärm hinweg und durch das Holz hindurch kaum zu hören. „Seto!“. schrie er, „Seto! Nein! Lass mich raus! Ich will nicht, dass du stirbst! BITTE! SETO, LASS MICH RAUS! ICH WERDE AN DEINER STATT STERBEN! BITTE, TU DAS NICHT! SETO! SETO!“ Die Worte schienen in der Seele des Elfen zu echoen... „Seto! Komm schon, grosser Bruder! Lass uns spielen!“ Seine Augen begannen feucht zu werden. Er würde sterben. Wieso hatte er sich nicht einfach um seine eigenen Angelegenheiten kümmern können und diesen Malik in Ruhe lassen können? „Grosser Bruder, wo gehst du hin? Seto, warte! GEH NICHT!“ „Adina...“ Der Name war über dem Dröhnen des lauernden Reinigers kaum zu hören. „Wann werde ich dich wieder sehen?“ „SETO, BITTE HÖR MIR ZU!“ „Auf Wiedersehen, grosser Bruder... Ich liebe dich...“ „SETO! SETO! BITTE HÖR MIR ZU! HIER HAT ES EINEN TUNNEL!“ Der Elf schreckte plötzlich auf, wie aus einem Traum. Ein Tunnel...? Seto warf das Brett schnell weg und tauchte in die kleine Nische, genau als der Reiniger vorbei brüllte. Er hörte das Geräusch von Stahl, das auf Eisen traf und wusste sofort, dass die Tür von vorhin gerade auf die kraftvollen Klauen des Reinigers getroffen war. Einen Moment herrschte Totenstille, während der blauäugige zuhörte wie, die Geräusche des Reinigers sich entfernten. Sein Atem ging schnell. Seine Augen passten sich der Dunkelheit an. „Seto?“ Der Mann drehte sich um, um in ein Paar besorgte Augen zu sehen, nur ein paar Zentimeter von seinen eigenen entfernt. Schöne, helle und doch dunkle Amethysten, die im Gegensatz zu der tintenschwarzen Dunkelheit um ihn eine überirdische Leuchtkraft zu haben schienen. Und er konnte nicht anders, als sich vorzulehnen... Näher... Näher... Um scheinbar weiche, süsse Lippen vor ihm zu schmecken, von denen er wusste, dass sie zu diesen wunderschönen Augen gehörten. „Seto?“, flüsterte Malik abermals und holte den Elfen aus seiner Trance. „Bist du in Ordnung?“ Der Mann erlangte schnell seine Sinne zurück. „Mir geht es gut, Malik“, antwortete er. „Wie passen wir beide hier rein?“ Malik bewegte sich dann etwas nach hinten und schien im Boden zu verschwinden, aber der Elf sah bald, dass es nur eine enge Röhre war, die gleichzeitig nach unten zum Zentrum der Erde und nach oben zum Tageslicht führte. Hoffentlich. Eine alte, hölzerne Leiter führte an ihr entlang und Seto hielt sich an ihr fest, um seine Körper aufzurichten. „Unten oder oben. Wo wollen wir hin, Malik?“ Seto grinste, als er die rhetorische Frage stellte und sah zu Malik hinunter, der sich an der Leiter festhielt. Malik schenkte ihm einen erschöpften Blick. „Du bist nicht wie diese ,Helfenden Händeʻ-Dinger, oder?“ Seto lächelte leicht. „Nein.“ Dann begann er, an der Leiter hochzuklettern und Malik folgte ihm. ~~~~~~ "Acht Stunden und dreissig Minuten“, sagte Mariku nachdenklich und betrachtete die grossväterliche Uhr in der Ecke, als er sich auf die Armlehne der Couch im Wohnzimmer setzte. „So lange sind Mini-ich und der Zwerg schon weg und wo dieser Keith-Typ ist, wissen wir überhaupt nicht.“ „Denk nicht so negativ, Mariku!“, schalt Isis ihn von ihrem Platz bei der Küchentür aus. „Wir werden sie finden.“ „Das bezweifle ich“, antwortete der Junge, „Sogar der Polizeipräsident war sprachlos, als er hier angekommen ist. Nichts ergibt Sinn. Wieso sollte dieser Typ Malik und Mokuba überhaupt entführen wollen?“ Isis gab keine Antwort. Sie war zu beschäftigt, dem Gespräch in der Küche zwischen ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und Theodore Muldrow, dem Polizeipräsidenten, zu lauschen. Es war schon seit stunden so; man redete ohne Ende darüber, wieso man überhaupt keinen Beweis finden konnte, der besagen könnte, dass dieser Bandit Keith Howard überhaupt da gewesen war, gar nicht gesprochen davon, dass er die zwei Jungen vom besagten Ort weggebracht hatte. Es war offensichtlich ein hoffnungsloser Fall. Man konnte weder Bandit Keith noch Malik oder Mokuba finden. Es gab nichts, das die Polizei tun konnte. „Oh, meine Brüder“, weinte Isis leise, „Bitte seid in Ordnung.“ „Ihnen geht es bestimmt gut, Meisterin Isis“, versuchte Rishid sie zu trösten, führte das schwarzhaarige Mädchen zur Couch und setzte sich mit ihr. „Ich bin mir sicher.“ „Ich hoffe, du hast Recht, Rishid.“ Sie wischte ohne grossen Erfolg ihre Tränen weg. „Oh Ra, ich hoffe, du hast Recht.“ ~~~~~~ „Seto, stimmt es, was du gesagt hast?“, fragte Malik, „Zum König? Dass du mich wieder zum Anfang des Labyrinths zurückbringen willst?“ Der dunkelhaarige Elf kletterte weiter an der Leiter hoch und sah den Menschenjungen nur kurz an. „Natürlich nicht“, antwortete er, „das habe ich nur gesagt, um den König zu täuschen. Unsere Abmachung steht immer noch. Ich bringe dich zur Oberfläche und von dort an suchst du dir deinen eigenen Weg.“ „Oh.“ Malik seufzte erleichtert. „Dank sei Ra. Für einen Moment war ich wirklich besorgt. Ich meine, ich vertraue Leuten sowieso nicht allzu schnell, aber wie hätte ich das nicht tun können, nachdem du mein Leben gerettet hast?“ Seto hielt mit einem Keuchen inne. „Ich habe was?“ „Du hast mein Leben gerettet“, führte Malik aus, „Du hast mich aus dem weg des Reinigers geschafft und wolltest statt mir sterben.“ „Ich bin dazu erzogen worden, mich um jüngere zu kümmern, Kleiner“, gab Seto zu, „Nach einer Weile bemerkt man beschützende Handlungen nicht einmal mehr. Sie geschehen automatisch. Also denk nicht, ich hätte dich gerettet, weil ich dich mag oder so, denn das ist absonderlich weit entfernt von der Wahrheit.“ „Oh... Okay.“ Malik kämpfte gegen die Tränen; natürlich kümmerte er Seto nicht wirklich. Er kümmerte niemanden... „Seto.“ Maliks Stimme war leise. „Kannst du mir vom Goblinkönig erzählen? „Was würdest du gerne wissen?“, fragte der Elf zurück. „Was... Äh... Na ja... Wie ist er überhaupt König geworden, wenn ihn niemand mag?“, entschied Malik schliesslich zu fragen. „Das ist einfach zu beantworten“, sagte Seto nachdenklich. „Er hat den Titel von seinem Vater geerbt, der vor ihm der König des Labyrinths gewesen ist. So ein gutherziger Mann, unser alter König. Eine sanfte sanftere Seele hast du nie getroffen. Aber er hat das Labyrinth vor kurzer Zeit verlassen. Er lebt jetzt in deiner Welt - der Welt der Menschen - weil er sich in eine schöne Frau verliebt hat. „Wirklich?“, fragte Malik, „Aber was ist mit Bakuras Mutter?“ „Sie ist gestorben, als er geboren wurde, Malik“, antwortete Seto, „Bakura hat seine Mutter nie gekannt...“ „Oh... Das ist traurig...“ „Jetzt musst du mir eine Frage beantworten“, kündigte Seto an, „Wieso hast du diese Narben unter den Augen?“ „Was?“ Malik biss sich auf die Lippe. „Oh... Die. Naja, weisst du, meine Mutter hat gesagt, dass ich bei der Geburt etwas komisch aus ihrem Bauch gekommen bin und dabei habe ich diese zwei identischen Narben unter meinen Augen gekriegt.“ „In Ordnung.“ Seto nickte. „Wenn das hilft, sie passen wirklich zu deinem Gesicht, Kleiner.“ „Danke.“ Malik lächelte, bevor er eine weitere Frage stellte. „Hey, Seto... Wie lange ist Bakura schon König des Labyrinths?“ „Hmm...“ Seto dachte nach. „Na ja, Bakura ist König geworden, lange bevor sein Vater in die Menschenwelt gegangen ist... Er war etwa zwölf; in deinem Alter. Aber Bakura wollte, dass jeder im Labyrinth länger lebt, deshalb hat er einen Zauber über das Labyrinth gelegt, unter dem alles und jeder sehr langsam altert.“ „Wie langsam?“ „Bakura hat fünftausend Jahre gebracht, um von zwölf auf siebzehn Jahre zu altern.“ „Ein Jahr tausend Jahre!“ „Ja“, bestätige Seto. „Und wenn du im Labyrinth bleiben würdest von jetzt an, würde das auch dich betreffen. In tausend Jahren würdest du aussehen wie dreizehn.“ „Was, wenn ich gehen, in einem Jahr wiederkommen und dann bleiben würde?“ „Dann würdest du in tausend Jahren aussehen wie vierzehn. Es betrifft alle Wesen im Labyrinth von ihrem jeweiligen Alter aufwärts.“ „Wow...“, keuchte Malik. „Dann ist der frühere König immer noch in der Menschenwelt? „Ja, das ist er, aber wenn man denkt, dass er etwa wie dreissig aussah, als er gegangen ist, und das ist einiges an Jahren her, muss er jetzt mindesten wie sechzig aussehen.“ ~~~~~~ „Wie kann es dieser Narr wagen, Malik von meiner Vergangenheit zu erzählen?“, knurrte Bakura in das Kissen. Er hatte sich bis auf Weiteres aus dem Thronsaal in sein Schlafzimmer zurückgezogen und lag nun auf dem Bauch auf dem weichen,extragrossen Himmelbett und blickte den Kristall an, der auf dem hölzernen Nachttisch zu der Rechten des Bettes lag. Der Raum war unglaublich übergross, aufgedonnert mit Gold begleitet von ausgesuchten Juwelen von Diamanten über Saphiren zu Rubinen. Die gezogen Vorhänge waren aus hellblauer Seide und die roten Plüschteppiche, die den Steinboden schmückten waren aus dem exklusivsten Stoff gewoben. Neben dem König des Labyrinths war noch eine andere Person im Zimmer. Emily schauderte und drehte ihr Gesicht von ihrem Meister und König weg, der da auf dem Bett lag. Oh, was dieser Mann emotional mit ihr anstellte. All diese Geschichten von Schmetterlingen im Bauch einer Person auftauchen sollten, wann auch immer ihr Geliebter in ihre Richtung sah, waren für die Junge Harpyie nur allzu schmerzhaft war. Ein einfacher, gewöhnlicher Blick des Goblinkönigs konnte ihr Herz aufflammen lassen und in einen tiefen Strudel aus Emotionen reissen... Aber ihn so zu sehen - so elegant und aufreizend auf dem Bett liegen - war einfach zu viel. „Emily?“ Bakuras Stimme und eine sanfte Berührung weckten das Mädchen aus ihrer Trance. Der König war nun an ihrer Seite und hob ihr Kinn an, damit er ihr in die Augen sehen konnte. „Ja, Meister?“ Das Mädchen fühlte, wie sie in diesen sündig himmlischen Augen ertrank. Nur noch ein wenig. Alles, das sie tun musste, war, sich eine minimale Distanz vorzulehnen und ihre Lippen konnten seine berühren... Nur noch ein wenig... „Ich habe dir einen Befehl gegeben.“ Bakuras Stimme war nüchtern und der Ton brachte die Harpyiendame zurück in ihr Bewusstsein. Ein bisschen. „Welcher... Befehl...?“ Sie versuchte - so sehr sie es eben konnte - die Distanz zwischen ihrem Mund und dem des König zu schliessen, aber es schien, dass Bakura genug hatte von ihrer Nähe, denn nur einige Sekunden später wurde sie zurückgeworfen. Sie fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden und ihre Hand legte sich sofort auf ihre Wange, um die dunkle Prellung zu verdecken, die sich dort zu bilden begann, wo der König sie geschlagen hatte. „Dummer Schwächling...“, murmelte der König, ging zurück zu seinem Bett und setzte sich. „Ich habe dir den Befehl gegeben, etwas verführerischeres anzuziehen.“ Emilys Augen weiteten sich. Der König wollte, dass sie sich verführerischer kleidete? Hiess das, dass er wollte....? „Ihr meint“, sie kam langsam auf die Füsse, „Ich soll mich verführerisch anziehen?“ Bakura grinste. „Endlich verstehst du mich.“ Dann tätschelte er neben sich auf das Bett und drängte sie, sich zu setzen. Emily gehorchte rückhaltlos. Sie konnte nich glauben, dass der König das gerade wirklich gesagt hatte. „Etwas Schwarzes vielleicht“, meinte er nachdenklich und streckte die Hand aus um den linken Träger ihres Kleides von ihrer Schulter zu schieben. „Und nackte Schultern scheinen Männer immer wild zu machen.“ „Was auch immer ihr wünscht, mein Meister.“ Tränen des Glück sammelten sich in ihren Augen. „Mein Bakura.“ Die Hand an ihrer Schulter hielt abrupt inne und sie keuchte leise, als sie ihren Fehler erkannte. Oh nein, was hatte sie getan? Diese Worte waren praktisch verboten! Niemand sprach den König je mit seinem Namen an! Kein Labyrinthianer wagte es auch nur, ihn in der Privatsphäre ihres eigenen Zuhauses auszusprechen! Gar nicht zu denken davon, ihn in der Anwesenheit des Herrschers selber zu verwenden! Und noch schlimmer war; sie hatte das Wort ,meinʻ davor gesetzt! Ein Wort des Besitzergreifens! Ein Wort der Kontrolle! Ein Wort des Eigentums! Ein Wort des BESITZTUMS! ...Und niemand besass Bakura. ~~~~~~ „Ich sehe Licht!“, rief Seto zu Malik hinunter, als er einige wenige Lichtstrahlen von oben sah. Die Lichtstrahlen schienen von durch ein paar schmale, bogenförmige Schlitze nicht fern von dem aufsteigenden Duo zu fallen. Kein Zweifel, dass sie bald auf eine Falltür oder einen Kanaldeckel treffen würden. Setos Lippen entwich ein Seufzen der Erleichterung, als sie endlich wieder die Oberfläche erreichten. „Also, Malik“, entschied er sich, mehr über den Jungen bei ihm zu erfahren, während er noch die Gelegenheit hatte, „Erzähl mir von dir.“ Malik sah überrascht aus. Seto wollte von seinem Leben wissen? Gut, das war in Ordnung. „Okay, Seto. Ich wurde in Kairo in Ägypten geboren und jetzt lebe ich in einer grossen Stadt namens ,Dominoʻ in Nordamerika. Mein Vater... Äh, ist gestorben, als ich klein war, und jetzt habe ich einen Stiefvater.“ „Wirklich?“ Seto wollte mehr hören. Er hasste es eigentlich, vom Leben anderer zu hören, weil er schon mit seinen eigenen Problemen zurechtkommen musste, aber wenn es um Malik ging... Er konnte nicht anders, als mehr über das Kind zu wissen. „Erzähl mir mehr.“ „Na ja... Meine Mutter und meine Schwester sind oft weg. Mädchenzeug denke ich. Und ich habe zwei ältere Brüder und mein bester Freund ist Joey Wheeler.“ „Joey Wheeler?“, sagte Seto spöttisch. „Klingt wie ein Hundename.“ Malik kicherte. „Eigentlich, Seto, denke ich, dass du ihn mögen würdest, wenn ihr euch treffen würdet.“ Der Brünette kicherte amüsiert. „Denke ich nicht. Ein Köter und ich als Freunde? Du musst Witze machen.“ Malik lachte leise und Seto fühlte einen Schimmer von Glück ob der Tatsache, dass er diesem Kind so einen schönen Klang entlockt hatte, doch dann bemerkte er das Grinsen auf seinem Gesicht und lenkte seine Gedanken sofort in eine andere Richtung. Malik war ein Mensch. Nicht mehr. Wieso sollte Seto seine Zeit mit so einer kleinen, erbärmlichen Monstrosität verschwenden, geschweige denn versuchen, sie zu amüsieren? Nein. Der Elf musste sich dem Jungen so abweisend wie möglich zeigen. Sonst könnte sein Vater - oder noch schlimmer, der König - merken, dass in ihm etwas entstanden war, dass er sich selbst über Jahrzehnte hinweg zu verabscheuen gelehrt hatte; eine Schwäche. Malik fühlte die plötzlich unfreundliche Ausstrahlung, die den dunkelhaarigen Elf umgab und schluckte unbehaglich. Wie konnte Seto das? Wie konnte dieser Mann im einen Moment so natürlich lachen und scherzen und im nächsten so verschwiegen und abweisend sein? Es war so verwirrend. Zum Glück jedoch wurde Malik weiteres Unbehaglichkeit erspart, als er von oben en knarrendes Geräusch hörte und helles, weisses Licht ihn attackierte. Seto stiess den rostigen Metalldeckel mit seiner rechten Hand auf und er fiel mit einem lauten, metallischen Geräusch auf den Boden. Der Elf selber hatte seine Hände auf beide Seiten des Ausgangs der Röhre gelegt, zog sich aus dem engen Schacht und direkt ins Sonnenlicht. Dann reichte Seto zurück in das Loch und half Malik, ebenfalls hinaus zu klettern. Malik lächelte, als er endlich wieder fühlte, wie Sonnenstrahlen ihn beschienen. Er hatte die Sonne immer geliebt und so tief unter dem Boden zu sein war für ihn ein schreckliches Erlebnis gewesen. Trotzdem hatte er keine Zeit zu bemerken, wie gut sich die sanfte, warme Briese anfühlte, die wieder durch die goldenen Strähnen seines Haares strich, oder wie gesegnet sich das Licht der Sonne anfühlte, das seine Haut wieder streichelte. Jetzt hatte er keine Zeit zu verschwenden. Der Rückweg aus dem Untergrund hatte mehr Zeit gekostet als er gesollt hätte und das beinhaltete noch nicht einmal, dass der König ihm Zeit von seinen dreizehn Stunden abgezogen hatte. Malik sah in die Richtung des Schlosses und seine Augen verengten sich. ,Keine Sorge, Mokubaʻ,sagten seine Gedanken zu seinem kleinen Bruder, ,Ich bin endlich wieder aus diesen schrecklichen Untergrund-Tunnels heraus und komme dich retten.ʻ ~~~~~~ Emily hatte die Geräusche des Gesprächs von Malik und Seto aus der Kristallsphäre auf dem Tisch hinter er und dem König ertönen gehört, aber sie wagte nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen, um der Flucht des besagten Menschen und Elfen aus dem Untergrund zu sehen. Ihr Blick war auf ihren Schoss fixiert und das nun schon für eine Weile. Seit ihrem Fehler hatte der König weder etwas gesagt noch sich bewegt. Bakura - ob er nun vergesslich war oder nicht - verwehrte ihm selbst den simplen Trost, seine Hand von ihrer Schulter zu nehmen. „Emily...“ Seine Stimme war leise und tödlich und das Mädchen erbebte vor Furcht. Der Moment der Wahrheit. Das Ende ihres Lebens; getötet durch die Hand dessen, den sie mehr liebte, als das Leben. Ja, M-Meister?“, schaffte sie es zu fragen und verfluchte sich dafür, dass sie stotterte. „Ich will, dass du genau wiederholst, was du vorhin gesagt hast“, befahl Bakura, „Sprich laut und klar und ich hoffe für dich, dass es besser nicht beinhaltet, was ich denke, das es beinhalten wird.“ Das Mädchen schluckte Luft und sagte: „Ich sagte, dass ich... Tun werde, was auch immer... Ihr wünscht, Herr und... Meister... Und... Mein...“ „Warte mal, Kleiner“, unterbrach plötzlich die Stimme von Seto Kaiba vom Kristall auf dem Nachttisch aus. „Wir hatten eine Abmachung, erinnerst du dich? Ich habe dir geholfen, aus der Oubliette zu entkommen und du musst mir jetzt deine Meinung über den Goblinkönig verraten. Ein Handel ist ein Handel.“ Dann hörte man Maliks Stimme. „Ich mag ihn. Da, ich habe es gesagt. Er mag meinen Bruder entführt haben, aber wenn er das nicht getan hätte, dann wäre ich nicht einmal hier und dir nie begegnet, Seto. Ich weiss nicht, was ich von ihm halten werde, falls ich meinen Bruder nicht retten kann, aber jetzt... Mag ich ihn irgendwie immer noch.“ „Du scherzt.“ Setos Stimme klang geschockt. „Nein.“ Maliks Ton war entschlossen und Emily wurde übel, als sie ihn hörte. Wie konnte es diese kleine Ratte eines Menschen wagen, ihr Bakuras Aufmerksamkeit zu stehlen? Die junge Frau hob den Blick das erste Mal seit einer Weile und bemerkte, dass er vollkommen auf den Kristall hinter seinem Rücken fixiert war. „Bakura?“ Emily kümmerte es nun nicht einmal mehr, da sie die Regel, den Adel nicht direkt anzusprechen, sowieso schon gebrochen hatte. Bakura sollte ihr gehören und ihr allein! Er war nicht für einen erbärmlichen, schwachen Menschen aus dem Irgendwo bestimmt, wo sie doch schon seit zwei- oder dreitausend Jahren um Bakuras Aufmerksamkeit kämpfte. Es war nicht fair. „Emily“, antwortete der König, den Blick immer noch auf den Kristall gerichtet, „Malik mag diesen unbedachten, närrischen Elfen Seto und das... Gefällt mir nicht. Jetzt zum letzten Mal, ich befehle dir, etwas Attraktives anzuziehen und dann gehst du und verführst diesen hinderlichen Narren.“ „Ihr... Wollt, dass ich Seto verführe?“ Emily fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Also brauchte Bakura sie nur für seinen Plan? „Ja.“ Der König erhob sich vom Bett und nahm den Kristall in die ausgestreckte Hand. „Wenn dieser Elf erst einmal aus dem Weg ist... Wird Malik neben mir niemanden mehr haben, an den er sich wenden könnte. Sie werden bald getrennte Wege gehen... Du du sollst zuschlagen, sobald es soweit ist.“ Emily stand auf und murmelte ein hastiges „Ja, Meister“, bevor sie ging. ~~~~~~ „Oh, Hallo!“, rief eine Stimme von der Seite und Malik und Seto drehten sich um, um zu sehen, wer nach ihnen rief. Ein kleiner, alter Mann sass nicht allzu weit entfernt von ihnen auf einem grossen Sessel, der aus übergrossen Büchern bestand, die in dem Irrgarten aus grossen, grünen Hecken, der sie umgab, ziemlich deplatziert wirkten. Ein Junge etwa in Maliks Alter sass auf der linken Armlehne des Sessels. Er hatte kurzes, wasserfarbenes Haar, lange, spitze Ohren, jadegrüne Augen und trug einen weissen Anzug, der mit violetten Stickereien verziert war. „Yoo-hoo!“, rief der Junge. „oh nein“; hörte Malik Seto murmeln, als er in ihre Richtung ging. Als sie beide vor dem alten Mann standen, lächelte er. „Oh! Wenn das nicht Seto Kaiba ist! Wie geht es dir, Junge?“ Er lachte. „Und wer ist dieses verblüffend süsse Ding, das du bei dir hast?“ „Äh... Hallo“, grüsste Malik. „Mein Name ist Malik Ishtar.“ Der alte Mann nickte. „Ich bin Salomon Mutou. Erfreut, dich kennenzulernen.“ „Woo-woo-woo!“ Der grünhaarige Junge betrachtete Malik. „Sag mir Seto; wie konntest du einen Fang wie ihn machen, hmm?“ „Halt die Klappe, Noah!“ Seto knurrte. „Oh, Temperament, Temperament, lieber Bruder“, schalt der Junge mit einem Grinsen, bevor er sich umdrehte, um Malik anzusprechen. „Heisser Typ, mein Name ist Noah Kaiba. Ich bin Herr Mutous Lehrling und Setos kleiner Bruder.“ „Stiefbruder“, korrigierte der Elf. Noah machte eine abwinkende Geste. „Wie auch immer.“ Salomon verdrehte die Augen in Anblick des Streits der Brüder. Diese beiden lernten es einfach nie! „Herr Mutou?“ Maliks Stimme hatte eine hoffnungsvollen Unterton. „Äh... Ich habe mich gefragt... Kennt ihr den Weg zum Schloss in der Mitte des Labyrinths?“ „Ja, Kind“, antwortete der Alte, „Das tue ich. Ebenso wissen es Noah und Seto, Aber es ist uns verboten, ihn zu verraten.“ „Aber... Wieso?“, fragte Malik. Salomon lehnte sich zu dem Jungen und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. „Es ist uns verboten. Wir wurden alle aus dem ein oder anderen Grund aus dem Schloss verbannt und ein Zauber wurde über uns gelegt, der es uns verunmöglicht, irgendjemandem den richtigen Weg zum Schloss zu verraten. Es tut mir Leid, Junge. Ich wünschte, ich könnte helfen.“ Malik seufzte. „Schon in Ordnung. Wenigstens weiss ich jetzt, dass ihr mir helfen würdet, wenn ihr könntet.“ Der alte Man versuchte, dem Jungen Mut zu machen. „Aber ich habe ein paar weise Worte für dich. Diese Worte helfen vielen. Vielleicht würden sie auch dir helfen.“ „Bitte“, sagte Malik und lächelte. „Alles hilft.“ Salomon schloss die Augen und sprach den einfachen Satz: „Freundschaft, Vergebung und Liebe siegen über...“ Malik drängte ihn fortzufahren. „Was? Über was siegen sie?“ „Das“, der Älteste öffnete die Augen und lächelte, „musst du selber herausfinden. Es ist von Person zu Person anders... Aber die Komponenten ändern sich nie...“ „Aye“, seufzte Noah, der nun aufgehört hatte, mit Seto zu streiten. „Hör bloss nicht auf den Scheiss, den der alte Sack so gerne verzapft.“ „SEI STILL!“, schrie Salomon ihn an. „Heilige Scheisse! Alles klar!“ Noah hob verteidigend die Hände. „ALLES KLAR!“ „OKAY!“ „OKAY!“ „ALLES KLAR!“ „...Alles klar.“ Seto schüttelte den Kopf. „Ach, du heilige... Ich gehe.“ Diese Worte fingen Maliks Aufmerksamkeit. „Warte“, er griff nach einer Faust voll von Setos Umhang, um den Mann aufzuhalten. „Werde... Ich dich wieder sehen? Weil, nur dass du es weisst... Ich denke, du bist mein Freund und ich will dich wieder sehen, bevor ich gehe, wenn das geht.“ Salomon hob beide Augenbrauen und Noahs Mund öffnete sich vor Überraschung. Diesem Jungen gefiel Setos Gesellschaft wirklich? Wie war das möglich? Seto schien die Worte in Gedanken zu wiederholen, als er Malik mit leicht geweiteten Augen und einen Spalt geöffnetem Mund anstarrte. Hatte Malik wirklich das Wort „Freund“ in Bezug auf ihn gebraucht? Ja, das hatte er, und das war gefährlich. Seto konnte es sich nicht leisten, Freunde zu haben. Sein Stiefvater Gozaburo könnte ihn dafür bestrafen, von seinen ihm auferlegten Pflichten als Verwalter abgelenkt zu werden. Oder noch schlimmer, Bakura könnte sich auf eine unerwünschte Art seiner annehmen, weil Malik ihm näher gekommen war, als er es erlaubte. Aber trotzdem hatte Malik ihm ein Wort des Vertrauens und der Zuneigung schenkte. Seto hatte noch nie das Privileg genossen, so genannt zu werden. Die ganze Vorstellung von ,Freundschaftʻ war neu und fremd für ihn. Aber schlussendlich, ob es nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes war... Er mochte den Titel. Der Elf blinzelte langsam und kehrte in den Moment zurück, um Maliks offene Frage zu beantworten. „Ich weiss nicht, ob wir uns wieder sehen werden, Kleiner. Ich hoffe es. Jetzt gehe ich aber.“ „Ich verstehe“, antwortete Malik und liess den Umhang des Elfen los. „Danke für all deine HIlfe, Seto.“ Der Elf nickte und verschwand in einem der vielen Pfade, die von den grünen Hecken geformt wurden. Er schien unzweifelhaft zu wissen, wo er hinging - an den Anfang des Labyrinths. Nun war es für Malik an der Zeit zu gehen. „Auf Wiedersehen, Noah! Auf Wiedersehen, Herr Mutou! Danke für all Ihre Hilfe!“, rief er den zweien bei dem Sessel noch zu, bevor in einen anderen Pfad rannte, als der, den Seto genommen hatte. Noah sah den Jungen an, als Malik seine ganze Aufmerksamkeit nach vorne richtete und weiter in das verschlungene Labyrinth rannte. „Dieser Junge ist unglaublich, nicht, Salomon?“ Der grünhaarige Junge warf dem alten Mann einen Blick zu, nur um zu sehen, dass er tief schlief. „Uh!“, keuchte Noah sarkastisch, „Es ist so ermüdend, dein Lehrling zu sein!“ ~~~~~~ Malik hielt für den Moment inne, um wieder zu Atem zu kommen. Er war nun tief im Irrgarten und um ihn war nichts anderes als dünne, gedrehte Äste und Blätter. Er ignorierte die dünne Fessel der Einsamkeit, die sich um sein Herz geschlungen hatte. Seto war nicht mehr da und Malik war abermals wirklich allein. Aber das war in Ordnung. Er kam auch ohne jemanden bei ihm gut zurecht. Schliesslich hatte er nun schon für Jahre beinahe keine Freunde. Das hier war nicht anders. Ein tiefes, schmerzverzehrtes Heulen riss Malik heftig aus seinen Gedanken. Er zuckte erschrocken zusammen, fand dann aber schnell den Mut wieder und sah sich in der Umgebung nach der Quelle des Geräusches um. Noch immer war das Heulen hörbar und es wurde von Moment zu Moment leidender. Malik hielt es nicht aus. Er hasste es, irgendetwas Schmerzen leiden zu sehen, ob es nun ein Hund, eine Katze, ein Mensch oder was auch immer war, das dieses Geräusch von sich gab. Er entdeckte eine schmale Lücke unten in einer der Hecken und rannte zu ihr. Was auch immer dieses Geräusch machtʻ, dachte er, als er sie erreicht hatte und kniete nieder, ,ist auf der anderen Seite dieser Öffnung.ʻ Malik beugte sich zum Boden, wobei er sich mit den Händen abstützte, und spähte durch das Loch, um einen grossen, braunen Sack zu sehen, der mit dickem Seil an eine Eiche gebunden war und von seinem Gefangenen geschüttelt wurde. Was auch immer darin war schien die Quelle des Gejammers zu sein und Malik fühlte sein Herz erweichen angesichts der Grausamkeit, die es gebraucht haben musste, um dieses arme, unbekannte Geschöpf überhaupt in diese Lage zu bringen. Der blonde Junge sammelte all seinen Mut und begann, durch das Loch zu kriechen. Er wollte der Kreatur im Sack unbedingt helfen. Er war kaum ganz durch das Loch, als er fühlte, wie zwei Paar starker Arme ihn ergriffen und auf die Füsse zogen und ein fürchterliches Gesicht schob sich in sein Sichtfeld. „Na, na“, sagte der Fremde, „Was haben wir denn da...?“ Hosted by Animexx e.V. 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