Regen von Undine (Tropfen auf erhitzter Haut) ================================================================================ Kapitel 2: Der Marquise de Sade ------------------------------- Der Regen prasselte gegen das Autodach und es war ganz still im Wagen. Weder sie noch ich sagten ein Wort. Es war nun drei Uhr nachts und die letzten Stunden waren wie im Fluge vergangen. Geküsst hatten wir uns nicht mehr, dafür war unsere Unterhaltung sehr angenehm gewesen. Anna hatte eine Lehre als Buchhändlerin absolviert, bis sie den Laden übernommen hatte. Nun wohnte sie ganz allein im Haus ihrer Eltern, denn von ihrem Vater fehlte jede Spur. Da hatten sich Gesichtsregungen gezeigt, ich konnte den Schmerz sehen, aber ihn auch ihrer Stimme entnehmen, sodass ich das Thema ganz fix gewechselt hatte. Meine Finger strichen der feuchten Kühle des Fensters entlang, als ich so Gedankenverloren hinaus sah. Ich knabberte Nervös an meiner Unterlippe herum, denn ich rief mir einige ihrer Worte wieder ins Gedächtnis. Wie meinst du das mit wiederholen? Annas Blick war leicht unsicher. „Nun ja.“, ich wand mich nervös auf dem Sessel. „Keine Ahnung, und vielleicht wieder treffen und auch küssen?“, bei den letzten Worten sah ich schüchtern auf. Jetzt fehlte Annas so lockeres Lächeln, sie blickte mich eher abschätzend an. „Also ich habe nichts dagegen mich wieder mit dir zu treffen.“ Der Kloß in meinem Magen löste sich auf. „Aber was das Küssen anbelangt, so sollten wir uns besser kennenlernen und du solltest vor allem eine Nacht darüber schlafen. Ich bin schließlich keine Mann und deine Eltern sind bestimmt nicht begeistert.“ Da hatte sie natürlich Recht gehabt. Doch ziemlich schnell hatten wir beide uns wieder gefasst und hatten uns die restliche Zeit angeregt unterhalten und besser kennengelernt. Leise Musik ertönte, als ich Anna mitteilte wann sie abbiegen musste. Wir bogen in meine Straße ein, Straßenlaternen waren nicht das einzige Licht, denn im Schlafzimmer meiner Eltern brannte es auch. Anna stellte das Auto gegenüber des Eingangstores ab und legte ihre Hände auf das Lenkrad, als sie ihren BMW ausgeschaltet hatte. Sie folgte meinem Blick und fixierte das Licht. „Ich denke deine Eltern machen sich Sorgen.“, es war gut gemeint und vielleicht auch ehrlich, doch ich wusste es besser. „Sie wartet, sodass sie mir wieder vorhalten kann, was für ein schlimmes Kind ich sei.“, ich seufzte. Mein Kopf lehnte sich gegen die kühle Scheibe, aus den Augenwinkel heraus sah ich Anna an. Auf der Rückbank lagen meine Sachen in einem Beutel, ich hatte Annas Handynummer, sodass ich ihr die ausgeliehenen Klamotten später wieder geben könne. Ich sollte eigentlich aussteigen, doch meine Glieder und besonders mein Kopf wollten nicht. Anna neigte ihren Kopf mir wieder zu, ihre Augen wirkten betrübt. „So schlimm?“ „Du weißt gar nicht wie.“, kam es mechanisch von mir. Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, doch ich strich mit meiner Hand darüber. Ihre warme Hand umfasste meine Wange und sie nahm mich in ihre Arme. Sie roch angenehm, irgendwie nach Rosen und süß. Ich seufzte erneut und ihre Arme drückten mich mehr an sie. „Wer hätte gedacht, wen ich heute noch so kennenlernen würde.“ Ich gluckste, denn ihre Aussage betraf auch mich, natürlich tat sie das. Ich sog ihren Geruch tief ein, wer wusste schon wann ich sie wieder sehen würde, trotz das ich ihre Klamotten besaß. „Ich danke dir.“, hauchte ich. „Es war so ein wunderschöner Abend gewesen, ich glaube ich habe so etwas noch nie erlebt, einfach ohne Zwang sich ein wenig amüsieren.“ Sie legte ihren Kopf auf meinen ab. „Wenn was sein sollte.“, ich spürte ganz leicht ihren Kiefer, “Dann schreib mir eine SMS, ich bin für dich da.“ Ich schluckte und befreite mich schlussendlich. Anna bot mir ihren Regenschirm an, doch ich lehnte ab, ich würde gleich vor der Tür stehen. Der Regen prasselte auf mich nieder, hinterließ auf dem Beutel einen leicht klatschenden Ton und ließ mich frösteln. Blitze zuckten auf, als ich mich an meiner Haustür umdrehte und Anna zuwinkte. Ihr roter Wagen fuhr davon und ich öffnete die Tür. Der Flur war dunkel, also hatten beide noch nicht mitbekommen das ich da war. Leise schlich ich durch den Flur, räumte meine Sachen beiseite und schaltete im hintersten Winkel das Licht an. Ich schälte mich aus dem wunderschönen Kleid, nahm mir einen Bügel und hängte es in die Abstellkammer. Derweil zog ich meine noch klammen Klamotten an, richtete, damit sie wenigstens nicht allzu sehr zwickten. Ich blieb stehen, denn ein rosa Einband machte mich neugierig. Ich langte nach unten und hob ihn ins Licht. Wie versteinert besah ich mir den Umschlag. Es war der abgerissene Einband von Royal 17, meinem Lieblings Manga. Es war irgendwie schwierig in diesem Moment meine Gefühle zu beschreiben, doch irgendwie wurde mir schlecht, meine Augen tränten wieder und ich hatte das Gefühl, als ob man mir das liebste heraus reißen wollte. Ich musste mich beruhigen, ja nur keine Schwäche zeigen. Schließlich handelte es sich hier nur um einen Einband, der Manga konnte noch in Ordnung sein und selbst wenn, es handelte sich nur um einen. Ich stolperte, als ich in der sonst so perfekten Wohnung über etwas stieß. Der Lichtschalter wurde gesucht, es wurde hell und meine Augen riesig. Alle meine Seiten lagen auf dem Boden verstreut und mein Herz schlug heftig in meinem zitternden Körper. „Oh, verdammt.“, keuchte ich, jetzt glitten die Tränen meiner Wange entlang und ich wollte ernsthaft weinen. Doch erst wenn ich alleine sein könnte. Es klickte und das Licht im unteren Flur war wieder aus. Ich begab mich zur Treppe nach oben, blickte zur Seite und schluckte hart. Ich betätigte den Schalter und der ganze obere Flur wurde von gleißendem Licht durchflutet. Meine Schritten hallten leicht wieder, ich hielt mich am weißen Geländer fest und ging so nach oben. Etwas raschelte, ein Schluchzen war zu hören und ich stöhnte über dem Fußboden, denn er war über und über mit Mangaseiten gepflastert. Unverständnis wallte in mir auf, ich konnte das nicht verstehen. Wie konnte meine Mutter nur so aus der Haut fahren. Doch schon wurde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt, meine Mutter und mein Vater kamen aus ihrem Schlafzimmer, mir entgegen. Ich schüttelte den Kopf und sah meine Mutter nur betroffen an. „Weshalb hast du das getan?“, fragte ich diese und ernte ein ungläubiges Schnauben. Noch verstand ich es nicht, doch ich sollte es schon bald erfahren. Mein Vater hingegen, ganz die große, dominanter Erscheinung, fixierte mich ganz, ganz übel gelaunt. „Du wirst diese Schweinerei beseitigen!“ „Nein.“, kam es wie aus der Pistole geschossen, das sollte meine Mutter schon selbst machen. „Da siehst du es.“, ereiferte sich meine Mutter, sie klang geradezu hysterisch und da sage mal einer sie wäre nicht gestört. Ich hielt dem Blick meines Vaters stand, denn auch ich besaß das Durchhaltevermögen und den Verstand meines Vaters. „Du hast genug angestellt, ich erwarte eine Erklärung hierfür.“ Ich stutze. Wofür eine Erklärung? „Wie meinst du das?“, fragte ich sogleich nach. Doch mein Vater schüttelte nur betroffen seinen Kopf. „Meine eigene Tochter lügt mich an, welch eine Schande.“ Doch ich verstand es noch immer nicht. „Aber was meinst du?“, schrie ich nun halb, ich verstand das Versteckspiel nicht. „Verdammt! Was..“, setzte ich an, doch mein Vater unterbrach mich. „In meinem Haus wird nicht geflucht!“, nun war es an ihm, mich anzuschreien. „Und was fällt dir ein einen solchen Saustall zu veranstalten? Diese Bücher haben alle Geld gekostet, um genau zu sein mein Geld. Also was fällt dir ein mich so mit den Füßen zu treten?!“ So hatte ich ihn noch nie erlebt und ich erwischte mich dabei, wie ich mir die Ohren zuhielt und anfing zu weinen. Schluchzen entwichen mir im Sekundentakt, mein Körper bebte und ich brach keinen einzigen Ton heraus. Was war hier nur los? Ich hatte damit nichts zu tun. Dabei hatte ich mir doch immer so Mühe gegeben, eine gute Tochter zu sein. „Siehst du es jetzt ein?“, fragte mein Vater mich schon milder, er schien zu Glauben das er nun die Wahrheit aus mir herausgeschrien hatte. Weit gefehlt, aber es war eh egal. So stand ich da, total verflennt und keine Ahnung was ich tun sollte. „Räume das weg.“, waren seine letzten Worte, drehte mir seinen Rücken zu und verschwand im Schlafzimmer. Mit verschwommenen Augen sah ich ihm hinterher, ich fühlte mich so hilflos. Anna, kam mir in den Sinn, doch mit so einer Nichtigkeit konnte ich diese nicht behelligen. Er hätte mir wenigstens Gratulieren können, schoss es mir durch den Kopf. Ein Hüsteln erklang, ich hatte meine Mutter ganz vergessen. Wieder ragte ihre nase weit in den Himmel, doch mein Widerstand war gebrochen, kein Trotz war noch in mir. Sie kam mir näher, mit diesem süffisantem Grinsen im Gesicht. „Hättest du eher auf mich gehört, so wäre dies alles nicht passiert.“, daraufhin verschwand auch diese im Schlafzimmer und ich begann so langsam zu begreifen. Ich glaube nicht das es richtig begreifen war, das würde wohl später fruchten, doch das Wissen das meine Mutter mein Heiligtum zerstört hatte. So hockte ich mich gen Boden, Tränen in den Augen, die Schluchzer nicht gänzlich vertrieben. Ich hob die Schnipsel hoch, sie waren so klein zerrissen und ließ sie wieder zu Boden fallen. Davon würde ich nichts retten können. Erneut brach ich in Tränen aus und suchte mit verschwommenen Augen nach Schaufel und Besen. Mein Zimmer sah nicht besser aus, doch wenigstens hatte sie die Bücher verschont, oder war nicht mehr dazu gekommen, weil mein Vater aufgekreuzt war. So begab ich mich an die Arbeit, an meinem Achtzehnten Geburtstag um halb Vier Uhr in der frühe. Ich lag auf der Matratze und sah das mein Handy aufleuchtete, der Akku war leer, doch ich sah ein Nachrichten Symbol in der oberen rechten Hälfte. Die SMS meiner Mutter hatte ich schon alle gelöscht. Ich entsperrte die Tasten und sah wer die Nachricht geschrieben hatte. Es war Anna gewesen. Sie lautete: 3.43Uhr Hey Natha, alles ok bei dir? Wolltest du dich nicht melden? Ich mache mir sorgen.. bitte schreib zurück Anna Ich blickte auf die Uhranzeige und es war nun weit nach Fünf Uhr, ich bezweifelte zwar das Anna noch wach war, dennoch schrieb ich ihr zurück, um wenigstens mein schlechtes Gewissen zu befriedigen. Meine Mutter hatte meine Mangas zerrissen und im gesamten Flur verstreut, ok mein Zimmer auch, meinem vater hat sie gesagt, das ich es gewesen sei. Hat ein wenig gedauert, aber ich liege nun im bett, also alles ok Sollte ich oder nicht? Setzt man so einfach ein, hab dich lieb, darunter? Ich entschied mich einfach dafür und setzte das Kürzel darunter. Mir war einfach danach, und wenn, konnte ich es noch immer auf den Alkohol schieben, auch wenn ich nicht viel getrunken hatte. Ich legte mich zur Seite und blickte aus meinem Fenster. Der Wind umspielte leicht meine Gardine und lullte mich somit langsam ein. Mein Bett vibrierte und ich griff nach meinem Handy. Anna. 5.23 Uhr wirklich alles ok? Dein vater ist doch anwalt.. hat er die posse wenigstens durchschaut? ida Wie konnte man sein Gefühle am besten durch eine SMS ausdrücken? Wohl gar nicht, denn das hätte diese nur gesprengt, denn e ging mir echt bescheiden. gute nacht anna, ich werde jetzt schlafen und... nein hat er nicht und es geht mir dreckig, aber bitte ich möchte nun schlafen.. hdl Darauf folgte keine weitere SMS, auch wenn ich gerne eine gute Nacht gewünscht bekommen hätte, doch das hatte sie mir schon im Auto gesagt und ich dachte einfach zu Egoistisch. Wieder drehte ich ich zur Seite und fiel in einen tiefen Schlummer. Am nächsten Morgen, oder eigentlich schon Mittag, da es gegen Zwölf Uhr dreißig war, schleppte ich mich müde in die Küche. Meine Mutter hing schon wieder an der Strippe und bedachte mich mit einem spöttischen Blick. Mir war es egal ob meine Haare ungekämmt waren oder ich kein Make Up aufgelegt hatte, Hauptsache ich bekam meinen morgendlichen Orangensaft. Ich wühlte im Kühlschrank, doch da war er nicht, ich riss die anderen Schränke auf, doch auch dort war nichts zu finden. Vielleicht hatte meine Mutter diesen auch schon heraus gestellt. Sie konnte zwar ein Biest sein, war aber immerhin noch meine Mutter.Ich suchte, doch nirgends ließ dieser sich finden. „Mama? Wo ist der Orangensaft?“, rief ich von der Küche aus, ins nahegelegene Wohnzimmer. Aber ich bekam keine Antwort. So schritt ich zu meiner Mutter, die ihre gerade ihre weiße Couch, noch weißer wusch und mit Headset telefonierte. Ich wollte sie nicht stören, also schlich ich mich leise an sie heran. „Ma?“, sie schaute kurz auf. „Was gibt es denn?“, kam ihre bissige Antwort. „Kannst du mir sagen wo der Orangensaft ist?“ Ihr Lippen kräuselten sich zu einem gehässigem Lächeln. „Meine gute Beate meinte zu mir, das Zucker richtig gefährlich ist, gerade wenn man so viel im Prüfungsstress wie du ist. Deswegen wirst du nun jeden morgen Kaffee trinken, das wird dich munter und fit machen. Außerdem ist eine Tasse am Tag sehr gesund..“, sie zwinkerte mir überlegen zu, denn ich stand wie versteinert da. Was sollte ich nun machen? Wieder aufbegehren und den Zorn meiner Mutter erneut auf mich ziehen? So entschied ich ich dagegen und zog wie eine leblose Puppe von dannen. „Hey!“, dröhnte die Stimme meiner Mutter von hinten. „Ja, Mutter?“ „Keine Wiederworte?“, ich malmte mit den Zähnen. „Nein.“ „Gut.“, das sie immer das letzte Wort haben musste. Ich verzog mich einfach rauf auf meine Zimmer, setzte mich vor meinen PC und surfte durch das Internet. Einfach ablenken. Mangas konnte ich so oder so nicht mehr lesen und ich musste sparen, da mir auch das Taschengeld gesperrt worden war. In den Augen meines Vaters, der natürlich beste Weg. Das hatte er mir in der Frühe mitgeteilt, als er kurz vor Aufbruch nochmals in mein Zimmer kam. Er war so enttäuscht von mir und ich solle mir nun meine Lehre daraus ziehen. Ich schnaubte. Ich wollte hier einfach nur noch weg. Doch noch konnte ich es nicht. Mit einem mal kam mir eine Idee. Ich öffnete Google.de und gab Marquise de Sade ein. Mal sehen was die Suchmaschine mir so über ihn verraten würde. Die erste Seite war ein 'de-Sade-Spektakel' und stellte sich als irgendeine kranke Show heraus, was mich aber irritierte war das wir als böse Tiere betitelt wurden. War de Sade ein Forscher gewesen? Groteske Bilder weckten meine Neugierde, doch ich schloss diese bald wieder. War Gruppensex nicht verboten? Und mussten dann alle Männer die eine Frau nehmen? Das ging doch gar nicht, schließlich besaßen Frauen nur ein 'Loch' und dann müssten sich die Männer gedulden um nacheinander an die Reihe zu kommen. Ich verstand die Logik dahinter irgendwie nicht. Leicht irritiert rieb ich mir die Stirn und öffnete Wikipedia. Mal sehen was mir diese zu ihm sagten. Aber wieder waren keine brauchbaren Informationen dabei, es öffneten sich mir nur verschiedenste Namen , deren Träger und irgend ein Film. Wenn dieser Mann so bekannt war, wieso kannte ich ihn dann nicht? Das war doch irgendwie komisch. Ich öffnete die nächste Seite und dieses Mal spuckte mir Wikipedia meine lang ersehnte Antwort heraus. Als ich den Text überflog, blieb mir als erstes Wort der Begriff Sadismus hängen. Ich erschauderte leicht. War Anna eine Sadistin? So wirkte sie gar nicht. Schwangen die nicht irgendwelche Peitschen und hatten riesige Stiefel an? Ich schüttelte den Kopf und las weiter. Diese Informationen ließen mir die Nackenhaare zu Kopfe steigen. Orgien, Gotteslästerung, auch wenn ich nicht gläubig war, so war dies gewiss eine Schandtat und viele perverse Sachen. Das Sadismus aber von ihm abgeleitet wurde, war mir gänzlich neu. So klickte ich immer weiter, lass mir die Definition von Sadismus durch, kam zu Masochismus zu Dominanz und Unterwürfigkeit, schlitterte von einem zum anderen. Einige Sachen ließen mich ein kribbeln spüren, anderes schockierte mich zutiefst. Man steckte anderen Nadeln in die Haut? Das tat doch bestimmt weh und würde bluten. Einiges faszinierte mich aber, da wurden Personen kunstvoll gefesselt, es sah sehr ansprechend aus und auch das Prinzip von D/s interessierte mich, ob ich soviel Dominanz aufbringen würde um jemanden Befehle zu erteilen? Wohl eher nicht. Eine SMS erreichte mich, es war Anna die sich mit mir treffen wollte. Und ob. Denn mich interessierte brennend die Frage, ob sie sich für solche Sachen interessierte oder es einfach nur hatte, weil es zur Weltliteratur gehörte. Leicht stutzte ich, als ich im Internet eine interessante Aussage las. Die meisten, die auf SM stehen, mögen gar keine Schmerzen. War das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Wieder recherchierte ich und kam zu der Erkenntnis, das SM so vieles bedeuten konnte, und wenn es sich 'nur' um dominieren handelte. Selbst Dirty Talk und beißen wurde schon zu SM gezählt, allerdings in soft SM. Irgendwie war das ganze interessant und stellte sich als ganz anders heraus, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich loggte mich überall aus und nahm meine Sachen zur Hand. Diese neuen Informationen hatten mir etwas ganz neues eröffnet, eine neue Welt und ich wollte Anna darüber ausfragen. Während ich die Treppen runter trampelte, rief mich meine Mutter und ich folgte widerwillig ihrem Rufen. „Was gibt es?“, ich stand mit verschränktem Oberarmen da. „Morgen kommt deine Großmutter, ich erwarte dementsprechendes Auftreten.“, ich nickte ihr zu und wand mich wieder um. „Wo willst du hin?“ „Kaffee trinken.“, rief ich ihr hinterher als ich schon Tür hinaus flitze. Ich nahm die U-Bahn zum Café Latte, indem ich mich mit Anna verabredet hatte. Ganz gehetzt und mit einem strahlenden Lächeln betrat ich das Lokal und setzte mich zu Anna. Sie hatte bis eben gearbeitet und trank ihren Cappuccino. Bei der Bedienung bestellte ich mir einen Orangensaft und griente meine neue Freundin an. „Na wie geht es dir?“, begrüßte mich diese sogleich und schenkte mir ein umwerfendes Lächeln. „Ganz gut.“, und trank meinen Saft zur Gänze aus. Wenn nicht zuhause, dann eben hier. Ich lehnte mich zurück und genoss die Ruhe. Jetzt aber war ich neugierig. „Sag mal, was bist du eigentlich?“ „Wie meinst du das?“, irritiert blickte mich Anna an. „Nun ja.“, ich spielte mit meinen Fingern, ließ die Spitzen zusammen laufen und verschränkte sie nun. „Bist du Switcher, oder Dom? Oder was es auch immer noch gibt?“ Perplex sah mich Anna an. „Wie kommst du darauf?“ „Nun ja.“, ich wand mich wieder. „Ich habe mich über diesen de Sade belesen und da kam ich halt auf Sadismus und all die anderen Dinge.“, neugierig blickte ich Anna an, doch sie schien richtiggehend überrascht zu sein. „Und wie kommst du darauf das ich damit zu tun hätte?“ Irgendwie veränderte sich ihr Ton, er wurde schärfer und mich so einschüchterte. Unbewusste neigte ich meinen Blick zum Boden. Ich glaube die Dominante Rolle würde mir nicht wirklich stehen. „Ich wollte nur fragen.“, raunte ich. Ich war wahrscheinlich ein wenig zu schnell an diese Sache heran gegangen. „Ich bin Switcher.“, antwortete diese mir nun und ich blickte wieder auf. Alles in mir brannte, denn ich wollte noch etwas viel wichtigeres Fragen. Ich hielt es Zuhause nicht mehr aus, ich wollte weg, ausziehen und alles dafür tun. „Bist du dominant? Oder wo befinden sich deine Interessen? Nur wenn ich fragen darf.“ Anna neigte ihren Kopf leicht. „Wieso willst du das wissen?“ Meine Zunge befeuchtete meine spröden Lippen. „Ich habe mich belesen und..“, ich stockte. „Und?“, hackte Anna nach. „Äh.“, irgendwie musste ich mich raus winden. „Ich brauche einen Job? Kann ich vielleicht bei dir Jobben?“ Doch das schien sie mir nicht ganz abzunehmen und schüttelte ihren Kopf. „Worauf willst du hinaus?“, erst jetzt wurde mir klar, wie leichtsinnig ich handelte und wie sehr ich von Zuhause weg wollte. „Ich will deine Sklavin werden.“, flüsterte ich kleinlaut. Nun fing mein großes brabbeln an. „Ich bin Achtzehn und meine Mutter quält und erpresst mich wo sie nur kann. Ich würde jobben und mir vielleicht so eine eigene Wohnung suchen, aber ich glaube ich könnte deine Hilfe gebrauchen und da stand etwas von Meister und Sklave und Vertrag und..“, ich brach in Tränen aus. Ich war vollkommen verrückt und Anna würde mich nun verabscheuen. Doch zarte, warme Hände umfassten mich und ich wurde zu ihr gezogen. Ich senkte meinen Kopf in ihre Hals beuge, während ich schniefte und mich die ganze Zeit entschuldigte. Irgendwie hatte ich mich da hinein gesteigert, ich kannte Anna nicht einmal 24 Stunden und dennoch fühlte ich mich so geborgen und wohl. Doch ich hatte mich total bescheuert benommen, auch wenn mich Anna hier in ihre Arme nahm. „Du musst wirklich verzweifelt sein.“, hauchte diese mir entgegen. „Aber Natha, du weißt gar nicht was auf dich zu kommt. Du würdest dich auf etwas ein lassen, was dich zerstören könnte.“ Ich blickte Anna verdutzt an. „Du würdest mir bestimmt nicht weh tun.“ Anna seufzte ergeben. „Deine Naivität ist doch wirklich selten und ich dachte so etwas gäbe es nicht.“ Ich errötete leicht. „Ich könnte dir aushelfen, dir einen Job geben, auch eine Wohnung. Aber ich denke, was den Rest anbelangt.“ Sie warf mir einen ergebenen Blick zu. „So sollten wir erst einmal warten.“ Ich nickte, als ihre Hand meinen Rücken streichelte und ich am liebsten geschnurrt hätte. „Wir haben viel zu klären und zu erledigen.“ Sie blickte mich nicht an, sondern zur Seite, als sie grübelte. „Das ist wie in GZSZ.“, murmelte ich und kuschelte mich an ihren Körper. Mir war egal ob wir uns hier in in einem Café befanden, irgendwie war das Leben doch seltsam ud voller Überraschungen. „Warum machst du das?“, hauchte ich ihr entgegen. Warum half sie mir? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)