Ist die Vergangenheit das, was noch vor uns liegt? von Xx_Yoko_xX (Triffst du die richtigen Entscheidungen?) ================================================================================ Kapitel 1: Von Ninjanudeln und Tränen ------------------------------------- “Oh, bist du süß!”, Sango konnte einfach nicht anders, sie musste lächeln. Der kleine Junge mit den niedlichen, weißen Hundeohren, der mit einer großen Schüssel Ninjanudeln vor der Dämonenjägerin saß, schaute diese mit großen Augen an. “Wo ist meine Mama?” Die goldbraunen Kulleraugen wurden größer. “Deine Mama...“, Sango kratzte sich verlegen am Kopf, „Weißt du, deine Mama ist...” “Ich will zu meiner Mama!” Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln. “Nein, bitte nicht weinen! Deine Mama ist...”, versuchte Sango rasch zu erklären, doch zu spät. Die Tränen tropften in die Schüssel Ninjanudeln. Sango seufzte ratlos. War es wirklich erst einen halben Tag her, dass aus ihrem großen, vorlauten Freund dieses niedliche, kleine, schluchzende Häuflein Elend geworden war? Und noch immer konnten sie sich nicht erklären, wie es überhaupt dazu gekommen war. Alles was sie vermuten konnten war, dass das Ganze irgendwas mit dem Dämon zu tun hatte, den sie heute aus einem Haus exorzieren wollten. Gerade jetzt waren Sangos Freunde damit beschäftigt die Leute in der Umgebung zu befragen, hoffentlich brachte das ein paar Anhaltspunkte. Nachdenklich betrachtete Sango den kleinen Hanyou vor ihr. Ihn so verletzlich, verwirrt und unschuldig zu sehen war ein seltsames Gefühl. Doch im Grunde war er auch als Erwachsener nicht anders, sofern man bei Inuyasha von 'erwachsen' reden konnte. Er versuchte nur seine Unsicherheit hinter seiner großen Klappe zu verstecken, doch im Prinzip hatten sie alle diese Maske schon lange durchschaut, vor allem Kagome. Sie war ja ohnehin die einzige in deren Nähe er wenigstens ab und zu Gefühle zeigte. Doch sie wusste auch das diese ganze Inuyasha-Kagome-Kikyo-Geschichte den beiden mehr zusetzte als sie zugeben wollten. So in Gedanken vertieft, bekam die Dämonenjägerin nur beiläufig mit, dass jemand neben ihr schwer seufzend auf dem Baumstamm Platz nahm. “Weiß er was passiert ist?”, wurde sie schließlich von Miroku aus ihrer Gedankenwelt gerissen. Doch ein stummes Kopfschütteln war das Einzige was er von ihr als Antwort zurückbekam. Abermals seufzte der Mönch. Stunden lang hatte er die verschiedensten Häuser abgeklappert, alle möglichen Leute befragt. Ohne jeden Erfolg. Resigniert starrte er in die Flammen. Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu. Nur noch einmal erhellten einige Sonnenstrahlen kurz den violetten Nachthimmel, dann waren die knisternden Flammen des Feuers, die Sterne, der bereits hoch stehende Mond und einige Glühwürmchen die einzigen Lichtquellen der Umgebung. Eine ganze Weile herrschte schweigen. Auf der anderen Seite des Feuers war der kleine Junge auf seinem Baumstamm bereits eingeschlafen. „Es war ein anstrengender Tag für ihn...” Nachdenklich beobachtete Sango den Kleinen durch die Flammen hindurch. Noch nie hatte sie ihn so friedlich schlafen sehen, wenn Kagome nicht in der Nähe war. Obwohl das auch nicht ganz stimmte. Wenn Kagome bei ihnen schlief, blieb er oft Nächte lang wach und wachte über sie. Im Grunde war das schon ziemlich romantisch, wenn man es genau bedachte. Verstohlen schielte Sango zu Miroku hinüber, plötzlich erstarrte sie, lief rot an und klebte dem Mönch eine, dessen Hand sich an einer Stelle befand, an die sie definitiv nicht hingehörte. Dieser setzte jedoch nur ein schiefes Grinsen auf, legte eine Hand auf seine Wange die nun von einem Handabdruck der lieben Sango geschmückt war. Böse funkelte die Jägerin ihn an und rückte dann ein Stück weg von ihm. “Du kannst es einfach nicht lassen nicht wahr?!”, grummelte sie dem Mönch zu. Am liebsten hätte sie ihn zusammengebrüllt, aber sie wollte den Kleinen nicht wecken. Doch Miroku war schon wieder beim nächsten Thema, oder zumindest versuchte er von dem jetzigen abzulenken. “Redet er immer noch nur mit Kagome?”, doch ein Blick auf den schlafenden Jungen genügte vollkommen als Antwort. “Er ist so angreifbar...”, stellte Sango schließlich fest, und sprach damit das aus, was ihnen allen schon seit diesem Unfall durch den Kopf ging. “Tessaiga ist ja fast doppelt so groß wie er selbst. In diesem Zustand ist selbst Shippo eine größere Hilfe als er...”, erschöpft und resigniert stützte Sango den Kopf auf ihre Hände und starrte in die Flammen. “DAS HABE ICH GEHÖRT!!!” Finster erhob sich der Fuchsdämon hinter Sango. Natürlich war er eine größere Hilfe als Inuyasha, vollkommen unabhängig davon in was für einem Zustand dieser sich befand, und das würde er allen beweisen!! Aber erst morgen, heute war er zu müde. Und schließlich war er ja noch ein Kind. Kinder brauchten ihren Schlaf. “Wo bleibt denn Kagome, sie wollte doch schon längst wieder da sein”, grummelte der kleine Fuchs schließlich. “Ich glaube da hinten ist sie schon”, bemerkte Sango, Shippo entschuldigend anlächelnd. “Hey Freunde, habt ihr schon etwas herausgefunden?”, leicht außer Atem setzte Kagome sich neben den schlafenden Inuyasha auf den Baumstamm. “Nein, nichts...”, seufzend sah Miroku das Mädchen an, “Und wir haben bislang auch noch keinerlei Anhaltspunkte, wie das passiert sein könnte, geschweige denn wie wir es rückgängig machen könnten.” Leicht entmutigt musterte Kagome den etwa Sechsjährigen, konnte sich ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. Er war wirklich süß gewesen als kleines Kind, oder er ist süß als kleines Kind? “Weiß er denn was geschehen ist?”, richtete sie sich schließlich wieder an Sango und Miroku, die den kleinen Inu ebenfalls beobachteten. “Er hat keine Ahnung was geschehen ist. Nur das was er dir gesagt hat. Gerade noch war er am Spielen, und plötzlich war er in dem brennenden Haus wo du ihn gefunden hast”, berichtete Sango. “Das bedeutet, es gibt mehrere Möglichkeiten”, alle Blicke wendeten sich erwartungsvoll Miroku zu, der nun laut aussprach was ihm durch den Kopf ging. “Erstens, er ist einfach ‘geschrumpft’ und seine Erinnerungen hören an dem Punkt auf von dem er berichtet. Zweitens, er hat mit dem großen Inuyasha den Platz getauscht”, fuhr der Mönch fort. “Das würde doch bedeuten, dass Inuyasha in der Vergangenheit ist? Vielleicht sogar bei seiner Mutter? Aber ist das denn so schlimm? Ich meine natürlich brauchen wir Inuyasha wieder, aber er hat doch ziemlich unter dem Tod seiner Mutter gelitten, so hätte er die Gelegenheit sie noch einmal zu sehen...”, überlegte Kagome. Inuyasha hatte ihr damals schon so leid getan, als sie die Geschichte mit seiner Mutter erfahren hatte. Zuerst hatte sie angenommen, er würde seine Mutter hassen, weil sie menschlich war. Aber Inuyasha hatte seine Mutter geliebt, so wie sie ihre liebte. Wie könnte man seine eigene Mutter auch hassen? “Und was wenn es sich doch um Möglichkeit Eins handelt?”, gab Sango schließlich zu bedenken. “Ich meine, ist das nicht wahrscheinlicher, als dass er mal eben so eine Zeitreise macht?” “Nicht unbedingt”, meldete sich Miroku schließlich wieder zu Wort. “Beides ist gleich unwahrscheinlich. Aber solange wir nicht wissen was passiert ist, sind wir praktisch handlungsunfähig. Uns bleibt nichts, als zu versuchen herauszufinden was geschehen ist. Wir müssen nur aufpassen das dem kleinen Inuyasha nichts geschieht.” Wieder fielen alle Blicke auf das schlafende Kind. “Also gehen wir alles noch einmal durch, was an diesem Tag geschehen ist”, schlug Kagome vor. “Wir kämpften gegen diesen Dämon”, begann Sango. “Es war kein starker Dämon, nur so ein Nullachtfuffzehn Dämon”, fuhr Kagome fort, “Inuyasha benutzte Tessaiga und dann...” “ Dann hat es plötzlich überall gebrannt”, schloss Miroku. “Wir sind raus gerannt aber Inuyasha war nicht da. Irgend wie hatte Kagome gespürt das etwas nicht stimmte, also lief sie wieder in die Flammen um ihn zu holen, stimmt‘s?“ fragte Shippo um auch einen Teil beizutragen. „Aber stattdessen kam sie mit einem bewusstlosen Kind auf dem Arm wieder raus. Tessaiga fanden wir schließlich nachdem der Brand gelöscht war in dem was von dem Haus noch übrig war”, fügte er dann noch hinzu. „Es war tatsächlich ein merkwürdiges Gefühl. Irgend woher wusste ich das etwas nicht stimmte...“ Gab Kagome nach einigen Minuten des Schweigens zu. “Alle möglichen Zeugen haben wir befragt, nicht wahr?”, fragte Sango dann. “Und wir haben auch ganz bestimmt niemanden ausgelassen?” “Was glaubst du was ich den ganzen Tag getan habe?” Vorwurfsvoll schielte er zu Sango herüber, doch deren böser, anschuldigender Blick sagte alles und verlegen drehte sich der Mönch ein wenig weg. “Was ist eigentlich mit dem Dämon passiert? Hat Inuyasha ihn auch wirklich erledigt?” Neugierig kletterte der kleine Fuchs zwischen Sango und Miroku auf den Baumstamm. “Wir sind uns nicht sicher...”, gestand Sango, “Zumindest haben wir keinerlei Überreste gefunden, aber sie könnten auch einfach verbrannt sein.” Kagome, die die ganze Zeit über nichts mehr gesagt hatte, starrte auch weiterhin stumm in die Flammen und machte sich ihre eigenen Gedanken. So bemerkte sie nicht die Blicke der anderen, die bekümmert auf ihr ruhten. //Was Kagome wohl gerade denkt...// //Bestimmt nimmt diese ganze Geschichte sie fürchterlich mit...// //Ob das der falsche Moment ist, sie nach den Wachsmalstiften zu fragen?// Doch Kagome war vollkommen in ihren eigenen Gedanken versunken, wünschte sich doch insgeheim das jemand sie aus genau diesen heraus holte. Als alle anderen schließlich schlafen gegangen waren, saß Kagome immer noch vor der nur noch leicht glimmenden Feuerstelle. Ihr wäre es lieber gewesen wenn das Feuer an geblieben wäre, da es mittlerweile recht kalt geworden war, doch Miroku meiner es sei sicherer das Feuer zu löschen. Sie würde ohnehin nicht schlafen können. Den kleinen Inuyasha hatte sie in ihren Schlafsack gesteckt, sie würde sich später ein paar Decken nehmen. //Normalerweise passt er nachts immer auf mich auf, jetzt habe ich das Gefühl auf ihn aufpassen zu müssen...// Und noch ein weiterer Gedanke ließ sie die Ruhe der Nacht nicht genießen, etwas was Shippo angemerkt hatte. Sie zog die Beine näher an den Körper und legte die Arme um sie, stützte den Kopf auf die Knie und starrte in die Glut. Ernst hatte er Kagome angeschaut, dann frech gegrinst und gemeint: “Haha, Kagome ist in einen kleinen Jungen verknallt!” sofort hatten Sango und Miroku ihm eine übergezogen, aber da war es schon zu spät gewesen. Doch wenn sie den kleinen Hanyou nun so ansah, dann waren da so viele gemischte Gefühle, die sie nicht sortieren konnte. Was wäre wenn Sesshomaru sie so erwischen würde? Oder wenn Koga auf einmal auftauchte?! Wobei sie sich ernsthaft fragte was wohl schlimmer wäre... Aber wenn Naraku sie plötzlich angreifen würde... Dann wäre alles aus... In Gedanken malte sie sich die möglichen Szenarien aus. Sesshomaru der sagte: "So ist es mir ein Leichtes, Tessaiga zu nehmen und euch alle zu vernichten!!" Natürlich würde sie versuchen ihn davon abzubringen: "Nein Sesshomaru, das kannst du doch nicht machen!!" Doch wenn auch noch Koga anwesend wäre, würde das schwierig werden. Ihm wäre das vermutlich sogar ganz recht. "Lass ihn doch, ist doch egal ob dem Welpe das Spielzeug geklaut wird" Dann würde ihr nichts weiter bleiben, als Sesshomaru wild hinterherzuwinken und ihm dabei zuzusehen wie er mit Tessaiga davonschreiten würde. Sie könnte versuchen Koga zu bitten, ihr zu helfen: "Koga, tu doch was!" Doch sie konnte seine Antwort schon hören: "Was sollen wir denn tun, nun wo wir allein sind?" Sie hört die Worte als würden die Leute neben ihr stehen. Rin würde fragen: "Darf ich mit Inuyasha spielen?" Sesshomaru würde anmutig Tessaiga schwingen. Shippo würde fragen: "Kann ich meine Wachsmaler haben?" Kikyo würde sagen: "Das ist alles deine Schuld Kagome! Aber wenigstens kannst du so auch nicht mit ihm zusammen sein." Naraku würde sagen: "Und der kleine Junge da denkt, er hätte eine Chance gegen mich?" Und irgendwo da würde sie verzweifelt zusammenbrechen unter der Last all der gnadenlosen und rücksichtslosen Worten die auf sie niederprasselten. Tränen stiegen ihr in die Augen. Was, wenn sie es wirklich nicht schafften, ihren ‘erwachsenen’ Inuyasha wieder zu bekommen? Wenn sie und Inuyasha nun nie wieder zusammen sein könnten?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)