Zutidz zyjur ypbur von Iztlacoliuhqui ================================================================================ Kapitel 12: Ery's Ankunft ------------------------- Am nächsten Morgen sah man Wanavan an, dass er keine einzige Minute im Bett verbracht hatte. Er kaute schon die ganze Zeit auf irgendwelchen Pflanzen herum, die nicht einmal Iz kannte und die er mit den knappen Worten "die halten einen wach" beschrieb. Sie saßen wie am Tag davor an dem großen Tisch, nur dieses Mal war die Stimmung nicht so ausgelassen. Wanavan war mit den Gedanken noch immer bei den Akten, die er in der Nacht durchgegangen ist, völlig erfolglos. Er wusste einfach nicht, was Xai damit vorhatte. Leinem sah genervt aus und schob sich wie am Vortag haufenweise Essen in den Mund, nur heute gab er keine Kommentare ab oder ärgerte Iz. Selbst mit Jeal wechselte er nur wenige Worte. Die beiden Sklaven dieses Hauses saßen direkt gegenüber von Iz und Jeal und alle Vier tauschten verwunderte Blicke miteinander. Der Dämon glaubte nicht, dass es an dem Ausraster gestern lag, dass beide Gottwesen anscheinend irgendetwas hatten. Auch nicht, dass es an der Situation mit Akatash lag. Aber da sich niemand zu fragen traute und die Stille in diesem großen Raum langsam begann unangenehm zu werden, erhob Iz die Stimme. "Ich werde Tasha suchen." Sofort hafteten alle Blicke auf ihm und er erwartete wohl, dass ihm irgendjemand diesen Gedanken wieder ausreden wollte. Auch wenn er wusste – aus sicherer Quelle – dass Wanavan selbst diesen Vorschlag bereits gemacht hatte. Als nach einigen Sekunden keine Antworten kamen, sprach der Tualeg weiter. "Das heißt eher, wir werden ihn suchen. Natürlich begleitet Jeal mich. Und eigentlich will ich auch, dass Ery mich begleitet." Bei diesen Worten blickte er zu Wanavan und sah sein Nicken. "Dir ist aber klar, dass er...", begann das Gottwesen, doch Iz nickte schon. "Ja, ich weiß, aber das ist kein Problem. Ich bin es ihm einfach schuldig und er kann und wird uns helfen", sagte er mit fester Stimme und vollkommen von dem überzeugt, was er sprach. Wanavan seufzte kurz, obgleich der Dämon Recht hatte, es könnte trotzdem Schwierigkeiten geben. "Habt ihr bereits darüber geredet, was ich Jeal noch mitgeteilt habe?", fragte das Gottwesen und sah zwischen dem Tualeg und dem Mischling hin und her. Jeal wollte gerade etwas sagen, doch sein Freund kam ihm zuvor. "Nein." Iz verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber ich weiß es trotzdem, ich habe es bei ihm nachgesehen." Erst verstand Wanavan nicht, was er damit sagen wollte, doch dann klappte sein Unterkiefer fast hörbar nach unten. "Du hast...", begann er, doch er musste erst seine Gedanken sammeln. Wenn der Tualeg Jeals Gedanken gelesen hatte, wieviel hatte er dann gesehen? Wenn er nun weiter in die Vergangenheit gegangen ist und all das, was die Uree getrieben hatten nun wusste... "Ich habe nur", und Iz betonte das ziemlich, "nachgesehen, was ihr beredet habt über Tasha. Mehr nicht." Der Mischling, der direkt neben dem Dämon saß sah ihn verdattert an. Wann hatte er das gemacht? Und warum hatte er das nicht gemerkt? Spürte man dabei etwa rein garnichts? Etwas unwohl war ihm bei diesem Gedanken schon, konnte Iz am Ende jeder Zeit und überall einfach in seinen Kopf schauen und er würde es nicht einmal mitkriegen? "Echt unhöflich von dir in seinem Kopf rumzuwühlen", hörte man Leinem sagen, auch wenn der Satz durch die Masse an Essen in seinem Mund etwas undeutlich ankam. Iz warf einen genervten Blick in dessen Richtung, bevor er kurz zu Jeal sah. "Wir reden später darüber." Er hatte die Befürchtung, dass dies vielleicht ein Problem sein könnte und der Mischling Angst davor hatte. Dann wandte er sich wieder zu Wanavan. "Also? Wann holen wir Ery?" Das Gottwesen hatte den Schreck noch nicht überwunden, aber ließ sich das nicht anmerken. "Ich habe bereits jemanden gefunden, der den menschlichen Körper übernehmen möchte. Also könnte ich ihn auch jetzt sofort holen, wenn ich demjenigen bescheid gebe. Aber...", er sah Iz eindringlich an, "ich möchte, dass euch noch jemand begleitet. Zu eurem Schutz und damit du keine Fehler begehst." "Zu unserem Schutz?", fragte der Tualeg, etwas an seinem Stolz gekratzt, als könne er nicht auf sich aufpassen. Er bemerkte garnicht, dass er bei der Sache mit den Fehlern begehen nicht widersprach. "Viele halten deinen Bruder für dich. Und wenn man dich erkennt, egal ob durch deine eigenen Taten oder durch die deines Bruders, dann kann das sehr böse enden. Du kommst nicht gegen Zehn oder mehr Wesen an, das muss dir klar sein. Auch nicht wenn Ery bei euch ist." Jeal senkte seinen Blick. Niemand wusste so Recht, was für Kräfte er eigentlich hatte und ob er hilfreich sein konnte. Dass Wanavan ihn nicht erwähnte, schmerzte ihn. Und Iz spürte das. Er legte eine Hand auf den Rücken seines Freundes und streichelte ihn über die Mähne. Der Mischling kannte dieses Gefühl noch nicht, aber er liebte es von der ersten Sekunde an. Es war ziemlich beruhigend. "Und wer soll uns begleiten?", fragte der Tualeg weiter. Wanavan schwieg kurz. "Nunja, ich kann euch weder Qentu noch Lailam zur Seite stellen. Erstens weil ich sie beide hier brauche und zweitens, weil keiner von ihnen dich aufhalten könnte, wenn es sein muss. Und ich selbst kann euch auch nicht begleiten, auch wenn ich es wirklich gern würde." Der Blick des Gottwesens ließ sich auf seinem Bruder nieder und Iz musste unweigerlich innerlich fluchen. Warum ausgerechnet Leinem? Anscheinend hatte der Vielfraß nicht zugehört, denn es kam keine Reaktion von ihm. Deswegen räusperte sein jüngerer Bruder sich, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. "Was ist?", fragte Leinem genervt ohne zuende zu kauen. "Holen wir jetzt den Feuerfutzi?" Wanavan seufzte. "Wir haben gerade beredet, dass du sie begleitest auf der Suche nach Akatash." "Achso, ja klar, mach ich", schmatzte er als Antwort und schob endlich seinen Teller weg. "Wann gehts los?" Dieser Junge war einfach unfassbar, man konnte diesen Gedanken sehen in Iz' wie in Wanavans Gesicht. Jeal hingegen freute sich. Auch darauf, Ery endlich persönlich kennen zu lernen. Immerhin hatten die beiden in der Menschenwelt soetwas wie eine Vater-Sohn-Beziehung gehabt. Doch hatte er auch Angst davor, denn er wusste, dass Erys echter Körper behindert war. Er hatte beide Beine verloren vor ziemlich langer Zeit. Und der Mischling wusste nicht, ob er sich bei dem Anblick zusammenreißen konnte oder anfangen würde zu weinen, weil es ihm so Leid tat, dass seinem Freund und Ersatz-Vater soetwas passieren musste. Gleich nach dem Essen verschwand Wanavan um alles für die Ankunft des Feuermagischen einzuleiten. Er musste erst seinen Körper hierher schaffen und dann eine neue Seele in den menschlichen geleiten, bevor er Ery holen konnte. Iz war nicht weniger aufgeregt als Jeal. Zwar war der Feuermagische sein bester Freund, aber er kannte ihn nur als Stimme in seinem Kopf. Sie haben sich nie gesehen. Natürlich wussten sie voneinander wie sie aussahen, als Bilder in den Gedanken, aber das war natürlich nicht das Gleiche. So saß das Paar in Wanavans Arbeitszimmer, wie gestern, als das Gespräch über Akatash aus den Rudern gelaufen war. Doch statt dem Gottwesen saß nun dessen Bruder gegenüber von ihnen. Es passte Iz überhaupt nicht, dass Leinem sie begleiten sollte. Er würde doch nur mehr Schwierigkeiten machen als verhindern. Und er wusste nicht einmal, was dieser Dreikäsehoch überhaupt konnte außer dem Standartprogramm, was jedes Gottwesen draufhatte. Sie sprachen nicht, dazu war die Aufregung zu groß. Zumindest bei dem Dämon und dem Mischling, die wieder einmal schmusend dasaßen. Leinem schien das nicht allzu Nahe zu gehen, er laß irgendein Buch auf einer Sprache, die Iz nicht kannte. Die Zeit verging endlos langsam. Jeal hatte seinen Kopf an die Brust seines Freundes gelehnt und lauschte dem etwas schnellen, aber regelmäßigen Herzschlag. Durch die Stille im Raum konnte er sich nur auf dieses Geräusch konzentrieren und es beruhigte ihn so sehr, dass ihm fast die Augen zugefallen wären. Doch dann kam Wanavan schon herein. "Kommt ihr?", fragte er lächelnd und wartete, bis sich alle erhoben hatten um dann vorraus zu gehen. Sie gingen in einen bis dahin unbekannten Raum. In ihm war ein Bett, das in der Mitte des Zimmers platziert war. Es war ziemlich dunkel und Iz versuchte sich daran zu erinnern, ob er in irgendeinem anderen Raum Vorhänge gesehen hatte. Doch er glaubte, dieser hier stellte eine Ausnahme dar. Trotz dessen, dass man das Sonnenlicht aussperrte, sah man genug. Denn es brannten Kerzen. Auf dem Bett lag jemand. Seine Haut schien in diesem Licht so, als wäre sie braun, doch Jeal und Iz erkannten ihn trotzdem sofort. Und das nicht, wegen seiner Behinderung – Wanavan hatte ihn sowieso zugedeckt und man sah es nicht – und auch nicht an den Fledermausähnlichen, nackten Flügeln, die etwas vom Bett runterhingen. Sie wussten es einfach. "Er ist noch nicht anwesend", erklärte Wanavan und trat neben den unbeseelten Körper. Iz und Jeal traten ebenfalls näher heran. So sah es also aus, wenn ein Körper keine Seele in sich hatte? Man sah, wie sich die Brust senkte und hebte beim Atmen. Aber mehr als das passierte nicht. Als läge er im tiefen Schlaf oder sei in einem komatösen Zustand. Iz hatte eigentlich erwartet, dass Ery schon angegrautes Haar hatte. Doch er hatte sich geirrt. Es war tiefschwarz, trotz seines doch schon höheren Alters. Aber nicht nur sein Haar schien von seinen knapp 800 Jahren wenig mitbekommen zu haben. Er sah allgemein nicht so alt aus. "Kann ich?", fragte Wanavan und blickte in die Gesichter der beiden doch ziemlich verblüfften. Fast zeitgleich nickten sie. Und dann ging alles ziemlich schnell. Das Gottwesen formte seine Hände zu einer Kugel und schloss die Augen. Er wurde genauestens dabei von dem Paar beobachtet, wann konnte man jemand so mächtigen schon bei der 'Arbeit' zusehen? Nach wenigen Sekunden schon ließ er die Hände sinken und dort, wo sie eben noch waren, schwebte etwas. Es war rund und rauchte zu allen Seiten hin, es leuchtete matt und bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle. "Wir müssen kurz warten", erklärte Wanavan und musste lächeln, als er die Beiden erneut anblickte. Was hier passierte bekamen nicht viele zu sehen. "Das ist seine Seele", sagte das Gottwesen, "er findet von allein zu seinem Körper." "Ziemlich... klein...", kommentierte Iz und Wanavan musste lachen. Dann schon setzte sich die Kugel in Bewegung. Sie steuerte wirklich direkt auf Erys Körper zu und verschwand einfach in diesem. Als daraufhin nichts passierte, wollte der Tualeg schon fragen, ob irgendwas schief gelaufen war, doch dann regte sich der Feuermagische. Er blinzelte und sah sich um. Als erstes sah er Wanavan und kurz darauf Iz. "Scheiße, bist du riesig", murmelte er, als wäre er gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Der Tualeg grinste nur, so eine Begrüßung hatte er schon fast erwartet. Dann traf Erys Blick auf Jeal. "Hey Söhnchen", sagte er schon etwas verständlicher. Der Mischling freute sich so sehr und anstatt Mitleidstränen flossen nun Freudestränen. Als sich der Qarzba – so hieß Erys Rasse – aufsetzen wollte, hielt ihn Wanavan jedoch davon ab. "Du musst dich erst ausruhen. Du warst wesentlich länger von deinem Körper getrennt als Iz oder Jeal. Du brauchst mehr Zeit zum eingewöhnen." Sie einigten sich darauf, dass sie bei ihm blieben. Qentu und Lailam brachten Stühle, damit sie sich zu ihm ans Bett setzen konnten. Selbst Leinem schien nun endlich wieder besser gelaunt zu sein und machte Scherze mit dem Feuermagischen. Sie erzählten Ery auch von ihrem Vorhaben und dass sie ihn dabei haben wollten. Niemand verlor ein Wort darüber, dass er Probleme machen könnte, durch die fehlenden Beine. Sie hatten Angst, ihn damit zu verletzen. Und auch Ery selbst riskierte keinen einzigen Blick an sich hinab. Er spürte, dass es hier nun wieder anders sein würde, als in der Menschenwelt. Doch er war glücklich hier zu sein und er wollte keinen schlechten Gedanken zulassen. Während sie sich mit Ery beschäftigten, öffnete Qentu dem Boten von Xai die Tür. Er wusste, warum er hier war und dass Wanavan davon Kenntnis hatte, deswegen geleitete er den Mann in das Archiv. Iz' Akten lagen dort schon, doch zur Überraschung des Sklaven nahm der Bote nicht einfach den ganzen Karton, sondern griff hinein und sah nach Bestimmten. Er legte einige Ordner beiseite und Qentu konnte erkennen, dass dies die ältesten waren, von der Zeit, als Iz zum ersten Mal im Gefängnis saß. Doch der Mann nahm nicht alle Akten aus dieser Zeit mit. Keine Aufzeichnungen über Verhöre oder über die Verhandlungen, auch alles medizinische ließ er liegen. Als er hatte, was er wollte, ging er kommentarlos. Qentu konnte nicht anders und sah sich das an, was er hier gelassen hatte. Er stellte fest, dass nur die Akten fehlten, die über den psychischen Zustand von Iz berichteten, sowie die Aufzeichnungen der Gespräche, die er mit Kamar oder anderen Uree geführt hatte. Erklären konnte er sich dies nicht und er musste es Wanavan sofort sagen, wenn sie Ery zum Schlafen alleine ließen oder er aus anderen Gründen das Aufwachzimmer verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)