Romeo sucht Tybalt von Zephir ================================================================================ Kapitel 4: Brautschau?!! ------------------------ „Lady Montague!“ „Lady Capulet.“ „Ich freue mich ja so sehr über eure herzliche Einladung“, sprach die Lady in Rot und schritt auf ihre Freundin zu, um sie in die Arme zu schließen. Hinter ihr hatte sich ein ziemlich genervt dreinblickender Tybalt aufgebaut und ließ das Oberhaupt der Montagues nicht aus den Augen. „Kommt, Lady Capulet. Ich möchte euch vor der Brautschau unbedingt ein neues Kleid zeigen, welches mein Schneider...“, begann die blaue Lady und zog die Andere mit sich. Und ehe sich Tybalt versah hatte er den Anschluss verpasst und stand nun etwas verloren in einem der langen Flure, die zusammen mit endlos vielen Türen und Treppen ein riesengroßes Labyrinth bildeten. Nun hieß es auf gut Glück durch beliebige Tore schreiten, um das richtige zu finden. Dass der Capulet dadurch allerdings in Romeos Gemächern landete, musste vom Schicksal vorherbestimmt sein. Anders als seine eigenen Räumlichkeiten waren diese hier (natürlich) in ein unbeschwertes Himmelblau getaucht. Dem Bett gegenüber stand ein Frisiertisch, rechts davon eine weiche Ottomane. Rechterhand prankte ein doppeltüriger Kleiderschrank. Eigentlich wusste Tybalt, was sich gehörte und was nicht. Trotzdem verfiel er der Neugierde und hieß sich so selbst willkommen in diesem Reich, zum Träumen anregend. Würde ihn seine Tante später darauf ansprechen, wäre seine Antwort 'Das Erkunden der feindlichen Basis', denn er wollte doch nicht eingestehen, dass er sich verlaufen hatte. Wie magisch zog es Tybalt sofort zur Kommode. Dort lag eine silberne Bürste, doch diese war es nicht, welche seine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern eher das prunklose Holzkästchen daneben. Mit zittrigen Fingern, die so gar nicht zu dem standhaften Mann passen wollten, öffnete der den Deckel so vorsichtig als nur irgend möglich. Darin befand sich jedoch nicht der erwartete Schmuck, nein. Noch aufgeregter nahm Tybalt den ersten Zettel von dem Stapel und las laut vor: „Und obwohl mir deine Wut und Tyrannei missfällt, bin ich doch dem sanften Wesen hinter der Fassade verfallen. Ich liebe dich.“ Die Stirn runzelnd legte er den Abschnitt beiseite, griff ungeduldig den nächsten: „Ich liebe es, wenn du im Kampfe nur deinen Gegner achtest, wenn ich dieser bin.“ Er schüttelte sich voll düsterer Gedanken. Und nach all dem fand er nun den Brief, welchen Romeo heimlich in einer klaren Vollmondnacht geschrieben hatte, welcher immer verborgen bleiben sollte: „Liebster Tybalt, schon als Kinder kannten wir uns, doch nie, nie zuvor habe ich so empfunden, wie ich jetzt für dich empfinde. Unsere Welten sind zu verschieden. Dennoch freue ich mich immer wieder auf diesen kurzen Augenblick, in dem sie aneinander vorbeikreisen, denn dann kann ich dich sehen. Du bist das schönste Wesen, welches jemals auf dieser Welt wandelte und so war es kein Wunder, dass ich mich früher oder später in dich verlieben würde. Doch wie können niemals vereint sein, denn ach wenn unsere Welten aneinander vorbeikreisen, werden sie sich nie berühren. Ich liebe dich ja so sehr ! Auf ewig dein ROMEO“ Totenstille. Der Brief fiel zu Boden. Seine Knie knicken ein. Zorn und Glückseligkeit rangen miteinander. Die Sicherheit , Ungewissheit siegte. „Bei Gott: WARUM? Soll ich lachen oder Weinen? Töten will ich ihn in diesem Augenblick! ...und mich auch. So etwas kann er nicht, ach was darf er nicht empfinden! Ein Mann, der einen Mann liebt. Ein Montague, der einen Capulet begehrt! Nein, das verbietet man. Das verachtet man. Ein Todesurteil, das ist es ! Sind wir doch von Kindesbeinen an verfeindet, wie es schon unsere Väter waren, Obgleich wir in einer ruhigen Stunde zusammen im See gebadet – Nein! Nein! Nein! … Kurz legte Tybalt den Kopf auf seine Schenkel, dann richtete er sich auf. Mit einem Ruck zog er das Ledersäckchen an seinem Gürtel auf und entnahm ihm einen alten, verrosteten Schlüssel. Danach hob er den Brief auf und legte ihn zusammen mit dem Schlüssel auf den Frisiertisch. Sich ein gequältes Lächeln abringend sprach er: „Nun denn, Romeo. Du meintest, du liebst mich? Dann bring mir zurück den Beweis. Wenn du mein geschundenes Herz heilen kannst, welches von Füßen getreten und in die letzte Ecke der Welt verbannt wurde. Vielleicht kannst du auch den obersten Richter überzeugen, mich nicht in die Hölle zu schicken. So sei es! Die Rosen werden zum Trotz erblühen und dir die weiße Haut zerschneiden. Du wirst leiden, so wie ich gelitten habe. Und endlich werd´ ich nicht der Verhasste sein! Ich, ich kann nicht mehr weiter. Also bereite mir den Weg aus dem Dunkel ins Licht und unser Drama wird mit dem Tode enden!“ Romeo hatte es vor einer Stunde aufgegeben. Nun hob er nicht mal mehr bei jeder potenziellen Gemahlin, die alle durch einen Torbogen kamen, den Kopf, sondern schaute sich das Muster der Fliesen an. Wirklich hoch interessant. Da waren Sonnen drauf. Silberne Kreise mit blau-violetten Kreisen drumherum. Sehr sehenswert. Eine Sonderanfertigung für...äh...wie hieß seine Urgroßmutter noch gleich?? Lady Capulet schien die Brautschau ebenfalls wenig zu bedeuten. Sie plapperte unaufhörlich mit Lady Montague über Weiberkram, den Romeo sowieso nicht verstanden hätte (und auch gar nicht wollte...). Seufzend ruckelte er sich in seinem Sessel zurecht. Dabei bemerkte er, dass nun keine Mädchen mehr das Tor durchquerten. Ein erneutes Seufzen entwich seiner Kehle, dann erhob er sich mühsam, die Glieder noch ganz steif vom ewig langen Sitzen. „Mutter, die Schau ist zu Ende“, rief der junge Montague den Ladies zu. „Oh“, machte die Blaue schlicht. Die Capulet stand jedoch ruckartig auf und fragte dann mit einem falschen Lächeln: „Und hat dir eine der Frauen gefallen?“ Romeo schüttelte den Kopf. „Du hast ja so recht. Meine Julia ist viel schöner als alle Mädchen dieser Welt zusammen!“ „Natürlich, Lady Capulet“, pflichtete ihr Romeo genervt bei. Daraufhin verdrehte er an seine Mutter gewandt leicht die Augen. Es reichte ihm jetzt für die nächsten hundert Jahre. Nie wieder Frauen im Unterrock!! Etwas missmutig und auch nur auf die Bitte seiner geliebten Mutter hin, ließ sich Romeo nochmals in den weichen Sessel sinken, um sich die ach so tolle Auswertung der Brautschau anzuhören und vielleicht selbst einen Kommentar dazu abzugeben. Später würde er die kommende Ablenkung wahrscheinlich verfluchen: Nachdem alle 30 Mädchen durch den Torboden auf die Bühnenvorrichtung getreten waren, tauchte ein 31ster Schopf auf. Langes blondes Haar, leicht geöffnete Lippen und...........naja okay.......weit aufgerissene Augen. „Tybalt, da bist du ja“, kreischte Lady Capulet und wollte bereits auf die hochgewachsene Figur zueilen, aber Romeo war schneller. Wie vom Teufel besessen sprang er auf und hielt kurz vor seiner Liebe an. Da standen sie nun beide, sahen sich ungläubig in die Augen. Einen weiteren Schritt auf den Größeren zumachend tastete sich der Montague langsam an diesen heran. Tybalt wich zurück. ….Hatte wohl allerdings die Stufe vergessen, die hinter das Tor führte. Und obwohl Romeo schnell reagierte und den Fallenden festhalten wollte, plumpsten beide in den dunklen Raum. Nach einigen Minuten des Stillschweigens fauchte Tybalt zornig: „Runter von mir, Montague!“ Dieser lag nämlich mehr als ungünstig auf ihm. Das rechte Bein zwischen denen des Capulets und die Hände auf dessen Brust abgestützt. „Verzeihung“, murmelte Romeo perplex und erhob sich vorsichtig, bemüht besagtes Bein nicht auszustrecken. Als sich Tybalt dann selbst hoch gestemmt hatte, warf er dem Kleineren noch einen bösen Blick zu, verließ den Raum und hing sich an seine Tante, die im Begriff zu gehen war. Abends auf seinem Zimmer fiel Romeo die geöffnete Holztruhe auf. Daneben sein Liebesbrief an Tybalt, aufgefaltet und darauf...ein kleiner, rostiger Schlüssel? Wie war der den dahin gekommen? Nachdenklich nahm er ihn in die Hand, schätzte Gewicht und Material. Mhm, ein eingraviertes CT.......C wie ...Capulet? Capulet...T...Tybalt? Tybalt Capulet?!! Nein, das durfte nicht wahr sein!! Hatte dieser den Brief etwas gelesen? Schlecht, ganz schlecht!! Aber warum sollte er dann einen Schlüssel- Nein, das war doch alles nur Wunschdenken! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)