Elvea Aranel - Die Sternenprinzessin von Vanima ================================================================================ Kapitel 4: Die Welt Earendils ----------------------------- Hey Ho, ich bins wieder mit Kapitel 4. Nur zur Information es ist ein gaaaanz klein bisschen lang geworden^^ Tut mir leid, ich habs einfach nicht kürzer bekommen. Jedenfalls möcht ich diesmal gar nicht so viel erklären, lest's einfach, dann werdet ihr schon sehen lg Mia P.S. Worterklärungen wieder am Ende des Kapitels =P ********************************************************************************* „Das hier ist also Vényanor?“ wiederholte Lyra und versuchte sich angestrengt alles zu merken, was Míriel ihr über diese Welt erzählte. Sie hatte allerdings ihre Schwierigkeiten mit diesen vielen, fremden Worten, die sie teilweise nicht einmal aussprechen konnte. Ihr war immer noch schleierhaft, wie sie überhaupt dieses Nandorin sprechen konnte, es war nicht minder kompliziert, ging aber flüssig und ohne Schwierigkeiten über ihre Zunge. „Ja genau, Vényanor bedeutet übersetzt das grüne Land, es erstreckt sich nach Norden bis zu den Ausläufern der Mór Oronti und grenzt nach Süden an die weiten Ebenen der Eari Losta, du kennst sie, es ist der Ort, an dem du aufgewacht bist. Im Osten grenzt es an Nényamar, das küstennächste Land in Earendil, von dort aus gelangt man über den Ozean zur Tol Eressea. Richtung Westen über den Hithsîr nach Dôr Wethrin ist schon seit Jahrhunderten kein Elf mehr gekommen. Der Fluss ist tückisch, er lässt sich nur über die Brücke im Nordwesten überqueren und dort herrscht seit Langem Krieg.“ Míriel legte eine kurze Pause ein und sah nachdenklich in den Himmel hinauf. „Krieg?“ Lyras Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, die Vorstellung einer Schlacht zwischen Elfen und… was auch immer ängstigte sie. „Morion, der Dunkle, Herr über Dôr Wethrin, tötete einst den König und dafür wurde er von der Königin hinter den Nebelfluss verbannt, in die düsteren Lande. Viele sind damals mit ihm gegangen und in den verbrannten Ebenen ihrer Verbannung, schürten sie ihren Hass, bis sie eines Tages über den Fluss zurückkamen, mit der Absicht die Königin zu stürzen und alle unter ihre Knechtschaft zu zwingen.“ Fuhr die Elfe leise fort. „Sie haben es nicht geschafft, oder?“ hakte Lyra nach und wartete ungeduldig, dass Míriel erneut zu sprechen begann. „Viele tapfere Elfenkrieger fielen unter ihren verfluchten Schwertern oder wurden von ihren Bestien gerissen, doch als alle Hoffnung verloren schien, entfesselte die Tochter der Königin, die Sternenprinzessin, ihre Macht und schlug die Eroberer zurück. Für diesen vorläufigen Frieden, ließ die junge Elfe ihr Leben. Man sagt, dass ihre Seele nicht in den Hallen des großen Weltenlenkers einkehrte, sondern ab dem Tage ihres Todes umherwandelte, um auf den Zeitpunkt ihrer Rückkehr zu warten.“ Míriel lächelte traurig, während Lyra sie entsetzt ansah. Das Mädchen hatte nicht gewusst, dass hinter diesem wunderschönen Land eine so traurige Geschichte steckte. Ob das wohl stimmt? Fragte sie sich nachdenklich. Ob der Geist der Prinzessin wirklich noch irgendwo hier ist? „Ist sie denn zurückgekehrt?“ hakte sie neugierig nach und Míriel schüttelte seufzend den Kopf. „Das ist nur eine Geschichte, die man kleinen Kindern erzählt, um ihnen eine Hoffnung zu geben, die wir nicht haben.“ Erwiderte sie, man konnte ihr ansehen, dass sie einst selbst daran geglaubt hatte, nur um dann enttäuscht zu werden. „Wenn sie tatsächlich zurückkehren würde, hätte sie das längst tun müssen, schließlich bräuchten wir immer dringender ihre Hilfe.“ Und indem sie nun ihr übliches Lächeln aufsetzte und einen Weg entlang eilte, beendete sie das Thema, auch wenn Lyra noch einige Fragen gehabt hätte. „Ailinel, komm mal her.“ Sie rief ein kleines Mädchen zu sich und wandte sich lächelnd wieder zu Lyra um. „Das hier ist meine kleine Schwester Ailinel. Selerinya, das ist Lyra, sie kommt von weit her aus der Menschenwelt, sei nett zu ihr ja?“ sie fuhr der Kleinen liebevoll durch die Haare. Lyra konnte nicht anders als diese mit offenem Mund anzustarren, obwohl sie jünger war als Míriel, war sie ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, sie hatte die gleichen seidigen Haare und dieselben grünen Augen. Irritiert stellte sie fest, dass sogar ihr Lächeln identisch war. Konnten sich Geschwister denn so unwahrscheinlich gleichen, ohne Zwillinge zu sein? Es war unglaublich. „Ich muss zu meinem Vater, er ist das Oberhaupt dieses Dorfes, Ailinel wird dich solange ich weg bin weiter herumführen.“ Und damit wandte sich Míriel ab und schritt eilig davon. „Komm mit, ich stell dich meinen Freunden vor.“ Rief das Mädchen fröhlich und zog Lyra übereifrig hinter sich her. „Wir werden eine Menge Spaß haben.“ Fügte Ailinel lachend hinzu und sie hatte gar keine andere Wahl als ihr Lächeln zu erwidern. Wie sollte man auch einem Kinderlachen widerstehen können? Als Samael Lyra nach der Ratssitzung endlich fand, traute er seinen Augen kaum. Fröhlich lachend tollte sie ausgelassen mit Ailinel und deren Freunden über die Lichtung. Die Traurigkeit, die er bei ihrer ersten Begegnung gedämpft wahrgenommen hatte, war nun nicht mehr als ein feiner Nachhall, ihre Freude trieb ihm ein Lächeln ins Gesicht. Er war sich sicher, dass der Zopf, der so wunderschön in der Sonne glitzerte, Míriel geflochten hatte und lobte seine Cousine in Gedanken. Es war ihr sehr gelungen, Lyra sah bezaubernd aus. Unbemerkt verharrte er im Schatten der Bäume und sah zu, wie sie den Elfenkindern hinterher rannte und schließlich Ailinel zu fassen bekam. Kichernd fielen die beiden Mädchen zu Boden und blieben dort erschöpft liegen. Er störte diese friedliche Atmosphäre nur ungern, doch er hatte keine andere Wahl, die Tinwetári hatte eine Entscheidung getroffen und die musste er nun auch Lyra mitteilen. Schließlich holte er einmal tief Luft und trat dann langsam unter den Bäumen hervor. Zu seiner Überraschung wanderte ein Augenpaar bereits in seine Richtung, bevor er überhaupt auf sich aufmerksam machen konnte. Lyra konnte nicht genau sagen, warum sie plötzlich aufsah, es war ein unbestimmtes Gefühl in ihr, das sie trieb und auch nicht täuschte. Direkt vor ihr trat Samael aus dem Wald auf sie zu. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er ein wenig näher kam. „Ihr scheint eine Menge Spaß zu haben.“ Bemerkte er grinsend und bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, sprang Ailinel auf die Füße und huschte zu ihm hinüber. „Komm schon Samael, spiel mit uns.“ Forderte sie und griff mit beiden Händen nach seinem Arm. „Tut mir leid, Ailinel, ich kann heute nicht, Lyra und ich werden zur Königin gehen.“ Erwiderte er kopfschüttelnd und warf Lyra einen kurzen Blick zu. Wir werden zur Königin gehen? Wiederholte sie sich in Gedanken und malte sich bereits diese Begegnung aus. Wie es wohl war eine Elfenkönigin zu treffen? Das ist wie im Märchen. Dachte sie bei sich, musste aber nur einen Moment später an Míriels düstere Worte denken. Sie hatte ihr gesagt, dass Krieg herrschte, wie konnte sie da nur so euphorisch sein? „Lyra, alles in Ordnung?“ Samael riss sie wieder in die Wirklichkeit, indem er ihr leicht eine Hand auf den Arm legte, sie zuckte kaum merklich zusammen. „Es ist nichts.“ Wehrte sie kopfschüttelnd ab und hoffte, dass es halbwegs glaubwürdig klang. Er musterte sie skeptisch, hakte allerdings nicht weiter nach und drehte sich schließlich um. „Wir sollten uns sputen, es sind zwei Tagesmärsche, bis zum Sitz der Tinwetári und ihr Berater mahnte zur Eile. Es scheint, als würde sie dich bereits erwarten.“ Mit einem Stich des Bedauerns verabschiedete sich Lyra von Ailinel und den anderen Elfenkindern und folgte Samael zurück ins Dorf, wo Míriel ihnen bereits entgegenkam. „Ich habe es gerade erfahren.“ Murmelte diese leise, ihre Fröhlichkeit vom Morgen war gewichen, Sorge und Frustration prägten ihre Züge. „Es ist mir nicht erlaubt euch zu begleiten, obwohl ich nichts lieber tun würde. Nichtsdestotrotz wünsche ich euch viel Glück und eine problemlose Reise.“ Zu Lyras Überraschung verabschiedete sich Míriel mit einer herzlichen Umarmung. „Sei nett zu meinem Cousin.“ Flüsterte die Elfe ihr lächelnd zu und trat einen Schritt zurück, um ihr einen vieldeutigen Blick zu schenken, der Lyra prompt erröten ließ. Was denkt sie sich denn? Ich kenne Samael doch kaum. Kam es ihr beschämt in den Sinn, doch eine leise Stimme murmelte ihr zu, dass der junge Elf durchaus sympathisch war. Sie schüttelte energisch den Kopf. Nur weil Alex mit mir Schluss gemacht hat, kann ich mich doch nicht dem nächstbesten an den Hals werfen. So bin ich doch gar nicht. Dachte sie bei sich, konnte allerdings nicht anders als Samael verstohlen zu beobachten. Er nahm gerade zwei Rucksäcke von Míriel entgegen, Lyra vermutete, dass sie Verpflegung enthielten und warf sich einen davon sogleich auf den Rücken, den anderen hielt er ihr entgegen. „Hier bitte, Míriel hat dir genügend Essen und auch Wechselkleidung eingepackt, sowie Decken für die Nacht. Es ist nicht schwer, du wirst keine Probleme damit haben.“ Erklärte er ihr und half ihr in die Tragegurte zu schlüpfen. Er hatte Recht, die Tasche fühlte sich leichter an als erwartet. „Mein Vater kann euch leider nicht verabschieden, er hat wichtige Dinge zu erledigen, deshalb werde ich das in seinem Namen tun.“ meinte Míriel nun und lächelte leicht. „Mögen die guten Wünsche der Waldelfen Vényanors mit euch sein und euch heil an euer Ziel bringen.“ Fuhr sie förmlich fort und winkte ihnen noch hinterher, als sie bereits in den Wald hineinliefen. Lyra warf einen letzten Blick auf die aufgeweckte Elfe, bevor sie schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand. Leise seufzend wandte sie sich dem Weg vor ihnen zu, der kaum erkennbar vor ihnen durchs Unterholz führte. Eine Zwei-Tagesreise mit einem fast Fremden, das kann ja heiter werden. Dachte sie stirnrunzelnd. Auch wenn Samael wirklich sehr nett und freundlich ist. Wieder seufzte sie und strich sich die Haare aus der Stirn, die ihr der Wind ins Gesicht geweht hatte. „Was ist denn los mit dir? Du bist die ganze Zeit bereits so niedergeschlagen.“ Samael blieb abrupt stehen und hielt sie am Arm zurück, sodass sie ebenfalls stehen bleiben musste und fixierte sie besorgt, sie konnte nicht anders als seinen Blick zu erwidern. „Du kannst ruhig mit mir reden, egal was es ist.“ Fügte er hinzu, als er sah, dass sie bereits dazu ansetzte ihm eine Lüge aufzutischen, sie hielt überrascht inne. „Ich…“ es kostete sie einige Überwindung auch nur in Erwägung zu ziehen ihre Gedanken auszusprechen. „Das ist kompliziert.“ Flüsterte sie. „Ich bin sicher, dass ich dir folgen kann.“ Erwiderte er und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, das seinen Zweck nicht verfehlte, sie fühlte sich augenblicklich besser. Wie sollte sie sich auch schlecht fühlen, wenn eine so nette Person bei ihr war? „Das hier… ist nicht meine Heimat, ich muss mich erst daran gewöhnen, dass alles… alles so fremd ist.“ Begann sie stockend und er nickte verständnisvoll. „Ich bin sicher, dass die Königin dir helfen kann wieder in deine Welt zurückzukehren. Dann hat all diese Unsicherheit ein Ende.“ Meinte er beruhigend und setzte sich wieder in Bewegung. Lyra folgte ihm nachdenklich. Wollte sie überhaupt so schnell wie möglich nach Hause? Was erwartete sie denn schließlich dort, außer Einsamkeit? Schluss damit, Trübsal konnte sie auch noch blasen, wenn es einen Grund dafür gab und im Moment fühlte sie sich zu glücklich, um sich über ihre Heimreise ernsthaft Gedanken machen zu können. Lächelnd schloss sie wieder zu Samael auf, der ihr einen seltsamen Blick zuwarf. „Was?“ wollte sie wissen, als er nach einigen Momenten immer noch nichts sagte. „Nichts… ich habe nur das Gefühl, dass du nun eine Entscheidung getroffen hast.“ Meinte er kopfschüttelnd und zuckte leicht mit den Schultern. „Du hast Recht.“ Stimmte sie ihm zu und er sah sie erstaunt an. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass sie ihm Recht geben würde. „Ich werde versuchen nicht mehr so viel über Vergangenes nachzudenken und stattdessen nach vorne sehen. Es kann schließlich nur besser werden, oder?“ meinte sie lächelnd und stutzte, als er sie erneut seltsam musterte. „Was denn?“ stirnrunzelnd versuchte sie zu ergründen, was er dachte, allerdings erfolglos. In den Augen eines Elfen zu lesen schien unmöglich. „Nichts, gar nichts.“ Wehrte er kopfschüttelnd ab und schenkte ihr ein schiefes Lächeln, das ihr den Atem nahm. „Es freut mich nur, dass du so denkst.“ Fügte er hinzu. Eine Weile liefen die Beiden schweigend nebeneinander her, bis Lyra das Schweigen erneut brach. „Wohin gehen wir überhaupt?“ wollte sie neugierig wissen. „Nach Norden am Cuiviénen vorbei weiter nach Elostirion, dem Herz unseres Landes. Dort wacht die Tinwetári über alles Leben.“ Erklärte er. „Cuiviénen?“ wiederholte sie langsam und ließ sich dieses seltsame Wort durch den Kopf gehen, sie kam nicht dahinter was es bedeuten könnte. „Mit ein wenig Glück werden wir diesen Ort noch heute Abend erreichen, dann wirst du schon sehen.“ Meinte er geheimnisvoll und sie seufzte auf. Besonders geduldig war sie noch nie gewesen und ihre ungeheure Neugier machte die Sache nicht besser. „Ich werde es dir nicht verraten, das musst du mit eigenen Augen sehen, um zu verstehen.“ Erwiderte Samael lachend und zwinkerte ihr zu. Sie hatte keine andere Wahl, als dieses Thema erst einmal fallen zu lassen, aus ihm würde sie nichts mehr herausbekommen, da war sie sich sicher. „Und dieses Elostirion? Was ist das?“ stellte sie nun die zweite Frage, die ihr auf der Seele brannte. „Elostirion ist ein besonderer Ort, es bedeutet Sternwachtturm in unserer Sprache. Die Königin herrscht dort bereits seit Jahrhunderten in Güte und Weisheit, immer nach den Sternen Ausschau haltend, die ihr Teile der Zukunft zeigen und sie anleiten. Sie hält unser Volk zusammen und gibt uns Hoffnung in schweren Zeiten. Ihr Berater, der heute Morgen auch gesprochen hat, während du noch schliefst, teilte mit, dass du sofort zu ihr gebracht werden solltest. Wenn ich alles richtig verstanden habe, hat sie dich bereits gesehen, bevor du hier ankamst.“ Samael hatte die Stirn nachdenklich gerunzelt. „Und was bedeutet das?“ hakte Lyra vorsichtig nach, die Vorstellung, dass jemand etwas über sie zu wissen schien, obwohl das völlig unmöglich war, erschreckte sie. „Das bedeutet, dass sie dir womöglich sagen kann, wie du hierher gelangt bist und wieso.“ Fuhr er fort und lächelte ihr zu, als sie nach einigen Momenten Stille immer noch nichts erwiderte. „Wie wäre es, wenn ich dir auf dem Weg ein wenig Eldarin beibringe? Viele Namen, Orte und Begriffe sind aus der alten Sprache noch geblieben, es würde dir sicher helfen.“ Bot er ihr an und sie nickte, dankbar über die Ablenkung, die es ihr unmöglich machte, weiter ihren konfusen Gedanken nachzuhängen. Und so begann der Unterricht, der Lyra mehr forderte als es jeglicher Physik- oder Mathematik-Kurs vermocht hätte. „Eine seltsame Sprache sprecht ihr in eurer Welt.“ Verkündete Samael stirnrunzelnd und brachte sie damit zum Lachen. Den halben Tag waren sie nun unterwegs und nach etwa drei Stunden hatte Lyra keine neuen Fremdwörter mehr in ihrem Kopf speichern können, woraufhin sie angefangen hatte, ihm ein wenig Deutsch beizubringen. „Nicht so melodisch wie eure aber trotzdem schön.“ sie hatte das Bedürfnis die deutsche Sprache zu verteidigen selbst wenn das Nandorin wesentlich anmutiger war. „Ich sagte nicht, dass es nicht schön klingt. Es ist nur sehr schwierig.“ Erwiderte er schulterzuckend. „Und das sagst ausgerechnet du? Wo du mir die ganze Zeit dieses komplizierte Eldarin vorhältst? Das ist ja wohl schließlich nicht im Mindesten vergleichbar mit Deutsch.“ Erwiderte sie kopfschüttelnd. „Außerdem verstehe ich nicht, was du hast, du sprichst meine Sprache ebenso gut aus wie deine eigene. Ich dagegen komme mir beim Versuch Eldarin zu sprechen einfach nur lächerlich vor.“ Fügte sie seufzend hinzu. Bei ihm klang jedes noch so kleine, deutsche Wort, das er versuchte zu wiederholen, wie eine Melodie, bei Weitem besser als ihr stockendes Eldarin. „Red keinen Unsinn, du sprichst sehr schön.“ Erwiderte er lächelnd und sie errötete beschämt. „Mach dich nicht über mich lustig, ich meine es ernst.“ Gab sie zurück. „Ich würde es nie wagen mich über dich lustig zu machen.“ Er sah sie so entrüstet an, dass sie nicht anders konnte als zu kichern. „Schon gut, schon gut, tut mir leid.“ Sie hob beruhigend die Hände, bevor er erneut sprechen konnte, allerdings immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. „He, ich habe es ernst gemeint.“ Beschwerte er sich trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, ich weiß, entschuldige.“ Wiederholte sie lächelnd. „Aber du hättest dein Gesicht sehen sollen, das war einfach nur komisch.“ Fügte sie erneut kichernd hinzu. „Na warte, das bekommst du zurück.“ Prophezeite er ihr drohend und sprang mit einem Satz auf sie zu, der Schwung warf beide zu Boden. Lachend lagen sie nebeneinander im Gras und sahen sich an. „Ich hab mir Elfen immer ganz anders vorgestellt.“ Meinte Lyra schließlich nachdenklich. „Ach ja? Und wie?“ neugierig wandte er ihr wieder das Gesicht zu. „Ich weiß auch nicht… irgendwie unnahbar und zu stolz um Spaß zu haben.“ Erwiderte sie und er brach in schallendes Gelächter aus. „Faszinierende Vorstellung.“ Gab er spöttisch zurück. „Warum sollten wir keinen Spaß haben?“ „Ich weiß auch nicht, ich hab von Elfen immer nur als stolzes, ernstes Volk gelesen.“ Sie zuckte leicht die Schultern. „Allerdings hab ich diese Meinung schnell vergessen, nachdem ich dich und Míriel kennen lernte, ganz zu schweigen von Ailinel.“ Sie lachte. „Wenn es der Moment erfordert, können wir auch ernst sein.“ Stellte er lächelnd klar. „Aber ich muss zugeben, dass ich mir die Menschen auch anders vorgestellt habe.“ „Wieso?“ Lyra musterte ihn neugierig. „Ich war immer der Meinung, dass Menschen einfältig und egoistisch seien.“ Antwortete er. „Nicht sehr originell.“ Spottete sie nun ihrerseits. „Wie kommt denn eine so schlechte Meinung über etwas was du nicht einmal kennst zustande?“ wollte sie kopfschüttelnd wissen. „Das liegt wohl daran, dass unser letzter menschlicher Besuch, der überliefert ist, nicht gerade gute Meinungen zuließ.“ Erwiderte er mit einem schiefen Lächeln im Gesicht, sie hob fragend eine Augenbraue. „Es muss eine junge Frau gewesen sein, die vor meiner Geburt hier erschien, fast am selben Ort wie du selbst. Sie war eingebildet und wirkte beleidigend dumm auf die Elfe, die sie fand. Trotzdem nahm sie sie bei sich auf und bewirtete sie sehr großzügig. Doch anstatt sich zu bedanken stahl die Frau nachts ein wertvolles Diadem von eben jener Elfe und verschwand spurlos. Wir können nur vermuten, was dann mit ihr geschah. Wahrscheinlich kam sie durch Zufall wieder in die Menschenwelt zurück, sicher sind wir uns allerdings nicht. Seitdem sind wir wohl etwas voreingenommen eurem Volk gegenüber.“ Erklärte er. „Und? Hast du deine Meinung geändert?“ hakte sie neugierig nach. „Als ich dich gestern das erste Mal sah, wusste ich, dass das unmöglich auf alle Menschen zutreffen konnte.“ Erwiderte Samael leise und sah sie an. „Ich bin nur ein Mädchen, nichts Besonderes.“ Wehrte Lyra kopfschüttelnd ab und er lächelte leicht. „Du bist viel mehr als das, melima Lyra.“ Flüsterte er sanft und ließ sie so verstummen, auch wenn sie gerne gewusst hätte, was dieses Wort bedeutete, mit dem er sie angesprochen hatte. Endlose Sekunden ruhte sein Blick auf ihrem Gesicht, bevor er ihr ein Lächeln schenkte und aufstand. „Komm, wenn wir noch länger hier verweilen, sind wir bis zum Abend nicht am Cuiviénen.“ Meinte er und hielt ihr die Hand entgegen, um sie auf die Füße zu ziehen. Ein wenig durcheinander strich sie eine gelöste Strähne zurück und versuchte sich an ihr eigentliches Unternehmen zu erinnern, die Reise nach Elostirion. Wieso bringt er mich nur so durcheinander? Fragte sie sich verwirrt und folgte ihm schweigend. Wie sie jetzt erst bemerkte, dämmerte es bereits, rotgolden schimmerte das, was sie durch die lichten Baumkronen vom Himmel über ihr sehen konnte. Und mit der Erkenntnis, dass sie seit Stunden unterwegs waren, kam auch die Müdigkeit. „Ist es denn noch weit?“ wollte sie erschöpft wissen und er schüttelte den Kopf. „Wir werden wohl das letzte Stück in Dunkelheit gehen müssen, allerdings nicht mehr lange. Du kannst dich bald ausruhen.“ Nun deutlich langsamer als noch eine halbe Stunde zuvor, führte er sie durch das Zwielicht, das schnell undurchdringlicher Dunkelheit wich. „Ich kann gar nichts sehen.“ Murmelte sie nervös, sie hatte das Gefühl wieder allein zu sein und das machte ihr mehr Angst, als sie zugeben wollte. „Ich bin hier, keine Sorge, es ist nicht mehr weit.“ Flüsterte er ihr zu und griff nach ihrer Hand. Beinahe wäre sie vor der plötzlichen Berührung zurück gezuckt, sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Ihn in der Nähe zu wissen und auch zu spüren beruhigte sie allerdings und nahm ihr die Angst. Ich habe ihn gerade erst kennen gelernt und fühle mich trotzdem sicherer bei ihm als irgendwo sonst. Stellte sie überrascht fest. Wie kann das nur sein? Ein fahles Licht in der Ferne riss sie aus ihren Gedanken und lenkte ihren Blick wieder nach vorne. Was war dort verborgen in den Schatten? Nur wenige Minuten später lichteten sich die Bäume und gaben den Blick frei auf einen See, wie er traumhafter nicht sein konnte. Nur wenige Meter maß er im Durchmesser und konnte dennoch nicht berauschender sein. Das Licht, das sie noch vor wenigen Momenten wahrgenommen hatte entpuppte sich als leuchtende Blüten, die auf dem stillen Wasser trieben und diesen Ort unwirklich und phantastisch wirken ließen. Sprachlos trat Lyra einen Schritt näher ans Ufer. Nun wurde ihr klar, was Samael damit meinte, als er sagte, sie müsse es mit eigenen Augen sehen, um zu verstehen. Diese Schönheit konnte man einfach nicht in Worte fassen. „Das ist Cuiviénen, das Wasser des Erwachens.“ Erklärte Samael hinter ihr leise, sie wandte sich überrascht zu ihm um. „Eine Legende erzählt von einem Elf, der schwer verwundet durch den Wald irrte und schließlich hierher gelangte, wo ihn seine Kräfte verließen. Doch eine junge Elfe, Nienna genannt, aufgrund ihrer heilenden Tränen, die oft an diesem See verweilte, fand ihn und schloss seine Wunden. Zwei Tage lang kämpfte sie um sein Leben und pflegte ihn gesund.“ Begann er zu erzählen und Lyra lauschte gespannt. „Was ist aus ihnen geworden?“ hakte sie nach. „Sie verliebten sich und lebten von da an gemeinsam im Wald.“ Schloss er seine Geschichte ab und lächelte. „Hier entstand das erste Leben in Earendil, deshalb heißt er der See des Erwachens.“ Fügte er noch nachträglich hinzu. „Eine Liebe für die Ewigkeit…unglaublich.“ Murmelte sie vor sich hin und ließ den Blick erneut über das Wasser schweifen. „Wenn Elfen sich verlieben, ist es immer für die Ewigkeit.“ Erwiderte er. „Die Frage ist nur, ob das Glück es auch gut mit ihnen meint.“ „Menschen sind da anders, es gibt kaum jemanden, der sich nicht irgendwann von seinem Partner trennt.“ Erklärte Lyra traurig und dachte an Alex und ihre Eltern. Musste so etwas denn enden? Konnte es nicht sein, dass etwas so Schönes wie die Liebe andauerte? An diesem zauberhaften Ort war es leicht sich in solchen Gedanken zu verlieren, auch wenn es schmerzte. „Wie kann das sein?“ wollte er wissen, sie konnte deutlich die Zweifel in seiner Stimme hören. Anscheinend war es für ihn unmöglich an eine vergängliche Liebe zu glauben. „Bei Menschen können sich Gefühle ändern oder ein Streit zerstört alles.“ Sie seufzte auf, legte ihre Tasche neben sich ab und ließ sich mit geschlossenen Augen ins Gras fallen. „Ist dir das denn schon passiert?“ lautlos, wie es bei ihm üblich war, kam er näher und setzte sich neben sie. „An meinem Geburtstag vor nicht ganz einer Woche, hatten meine Eltern einen furchtbaren Streit und trennten sich.“ Begann sie flüsternd, sie konnte nicht sagen, warum sie es Samael erzählte, doch es war seltsam befreiend. „Und am Tag darauf verließ mich derjenige, von dem ich glaubte, er liebt mich, um mit meiner besten Freundin zusammen sein zu können.“ „Es tut mir leid.“ Murmelte er entschuldigend, sie sah zu ihm auf, doch sein Blick ruhte in der Ferne. „Das muss es nicht, du kannst nichts dafür.“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ich hoffe von Herzen, dass meine Eltern es sich noch einmal anders überlegen, doch meiner Freundin und dem Jungen, der mich verließ, wünsche ich viel Glück. Vielleicht werden sie ja für immer zusammenbleiben.“ Die letzten Worte hatte sie nur noch geflüstert, sie spürte, dass ihr die Tränen kamen und war sich nicht sicher, ob ihre Stimme gezittert hätte, wenn sie lauter gesprochen hätte. „Nicht.“ Bevor sie reagieren konnte, wischte er ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Tränen stehen dir nicht besonders.“ Fügte er lächelnd hinzu. „Entschuldige.“ Murmelte sie und er lachte leise. „Wofür entschuldigst du dich denn? Dafür, dass du weinst? Du bist wirklich ein seltsames Mädchen.“ Er schüttelte seufzend den Kopf und ließ sich nun ebenfalls ins Gras sinken. „Ich sagte dir doch heute Mittag, dass ich versuchen werde nach vorne zu sehen und nicht mehr in die Vergangenheit.“ Flüsterte sie, während sie zu den Sternen hinaufsah. „Ich habe meine guten Vorsätze gebrochen.“ „Es kann manchmal sehr befreiend sein über Schmerzhaftes zu sprechen.“ Meinte er schulterzuckend. „Daran ist nichts Schlimmes, dieses eine Mal zählt also nicht.“ Legte er fest und schaffte es so sie zum Lächeln zu bringen. „Danke, Samael.“ Hauchte sie und wandte ihm das Gesicht zu, er lag nicht einmal einen halben Meter von ihr entfernt, nahe genug um ihn berühren zu können. „Danke für alles.“ Zögerlich griff sie nach seiner Hand und wartete mit angehaltenem Atem seine Reaktion ab, er lächelte. „Schlaf jetzt, wir haben morgen noch einen anstrengenden Tag vor uns.“ Murmelte er ihr zu. Sie warf einen letzten ungläubigen Blick auf Samael, der bereits die Augen schloss. Konnte ein so perfekter Junge wirklich existieren? Völlig unmöglich. Flüsterte ihr Verstand ihr zu, doch sie weigerte sich, ihn als Illusion abzutun. Es gibt ihn, er liegt neben mir und er ist die wundervollste Person, der ich je begegnet bin. Beschloss Lyra in Gedanken und schloss nun ebenfalls lächelnd die Augen. ********************************************************************************* Und hier wieder Mias kleines Elbisch Wörterbuch^^ Mór Oronti - Die Dunklen Berge Eari Losta - Die Blühenden Meere Nényamar - Land des Wassers Tol Eressea - Die Einsame Insel (kleine Randnotiz, diese Insel gibts auch in Mittelerde, allerdings liegt sie dort, wenn ich mich recht erinnere weit im Westen) Hithsîr - Nebelfluss (Es ist zwar erklärt, allerdings nicht im direkten Zusammenhang, deshalb schreib ichs lieber hier nochmal dazu) Dôr Wethrin - Das Schattenland (Erinnert mich irgendwie schwer an König der Löwen... aber die elbische Übersetzung gefällt mir^^) Ailinel - Teich-Maid (Ist es nicht ein schöner Name für ein kleines Elfenmädchen? Ich fand ihn einfach toll ) Selerinya - Wortwörtlich heißt es meine Schwester, ich würde es allerdings im Zusammenhang nur mit Schwester übersetzen Eldarin - In der Geschichte der Elben, ist diese Sprache der Vorfahre beinahe aller späteren Elbensprachen, hat meiner Meinung nach, gut in den Zusammenhang meiner Geschichte gepasst Melima - schön oder lieblich Nienna - Hinweise auf die Bedeutung gibts ja schon im Text, hier noch die ganz genaue. Es heißt Die Weinende. Ich wollte unbedingt eine Elfe in meiner FF Nienna nennen, weil mir der Name so gefällt Wie auch bei Kapitel 3, ist alles Unaufgeführte im Text bereits erklärt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)