Schwarzer Drache von ferowyn ================================================================================ Prolog: Der Drachenclan ----------------------- Prolog: Der Drachenclan Die Dunkelheit drückte auf die kalten, düsteren Häuser wie eine schwere Decke, Nebel waberte über den Boden. Eine eisige Kälte war durch das Clanviertel gekrochen, weißer Dampf kam aus seinem Mund, als er leise keuchend die Straßen entlang huschte. In dem schwarzen Kapuzenmantel, der seine schlanke Gestalt verbarg, verschmolz er regelrecht mit den Schatten der Nacht; den gelblichen Lichtkegeln, die von den wenigen funktionierenden Laternen kamen, wich er geschickt aus. In den Armen hielt er eine kleine, schmächtige Gestalt, eng an sich gedrückt. Tränen rannen, von der Kapuze verborgen, seine blassen Wangen hinunter. Vor einem kalten dunkeln Haus, das aussah wie alle anderen hier, hielt er schließlich an. Sich noch einmal umsehend stieg er auf das Brett des unteren Fensters, dessen Scheibe zerbrochen war, griff nach oben und hob seine leichte Last in den ersten Stock, wo sie ihm sofort abgenommen wurde. Eilig folgte er und sah sich einer blitzenden Klinge gegenüber. Er zog seinen eigenen Dolch und wie aus einem Mund wisperten er und sein Gegenüber „Rex Caeli“, woraufhin sie die Messer wieder wegsteckten und er den Jungen, welcher inzwischen auf dem Boden abgelegt worden war, aufhob. „Willkommen zurück, Ater.“ Ater sah den anderen gehetzt an. „Ist außer mir und Pectus noch jemand weg?“ Der – ebenfalls verhüllte – Mann schüttelte den Kopf. „Dann folge mir. Schnell! Und schließ ab!“ Sie eilten zur gegenüberliegenden Seite des kahlen Raumes, welcher bis auf einen Stuhl und ein altes Bücherregal leer war und schoben ebenjenes Regal zur Seite, wodurch eine Tür offenbart wurde. Ater huschte zuerst hindurch, der andere folgte ihm auf dem Fuß, schob das Regal von hinten wieder an seinen alten Platz und das Klickten, als er das große Schloss zuschnappen ließ, hallte laut in dem ebenso kahlen Zimmer, welches sie nun betraten. Auch dort saß bereits jemand, ebenfalls mit gezogener Klinge. „Cornu Draconigenae“ war diesmal das eilig geflüsterte Passwort. Noch mussten sie leise sein. „Komm mit, Sica. Und schließ ab.“, murmelte der zweite, Ater war schon lange durch die Tür am anderen Ende des Raumes geeilt und flog nun geradezu die steile Treppe dahinter hinab. Die anderen beiden folgten ihm, Sica schloss die Holztür und schob eine schwere Metallplatte davor. Diesmal klickten acht Schlösser, zwei an jeder Seite. Zum Glück lebten sie hier und kannten jede Treppenstufe, sodass sie kein Licht brauchten und Ater hinterher in die Tiefe eilten. Schließlich, einige Meter unter den Straßen, endete die Treppe und sie rannten einen steinernen Gang entlang. Sie hörten einen hellen Gong klingen, augenblicklich wurden sie noch schneller und eilten zu einer dicken eisenbeschlagenen Tür, die bereits offenstand. „Unguo, Sica. Kommt rein, schnell! Alle warten nur noch auf euch!“, wurden sie begrüßt und auch diese Tür hinter ihnen verriegelt. Die drei verließen das kleine Zimmer, eilten einige weitere Gänge entlang und kamen schließlich in einen runden Raum, in dessen Mitte ein großer Holztisch stand, in den ein prächtiger feuerspeiender Drache geschnitzt war. Fünf Menschen standen um den Tisch und diskutierten aufgeregt, nur ein weiterer, er lehnte an der Wand, blieb stumm und drückte ein schwarzes Bündel an seine Brust. Als Sica, Unguo und ihr rothaariger Begleiter schwer atmend den Raum betraten erhob sich ein bislang vor ihren Augen verborgener Mann, der älteste der Runde, und augenblicklich wurde es still, Unguo schloss die Tür hinter sich. „Bitte nehmt Platz. Ater, was musst du uns so Wichtiges mitteilen?“ Der junge Mann löste sich von der Wand und schüttelte die Kapuze vom Kopf. Tränen rannen über die blassen Wangen, als er seine Last vorsichtig auf den Tisch legte. Angst stand allen ins Gesicht geschrieben. „Pectus?“, sprach Sica leise das, was alle fürchteten, aus, in der Stille klang es schrecklich laut. Ater nickte nur, wischte der Gestalt auf dem Tisch die Kapuze vom Kopf und schlug den Umhang zurück. Die Blicke der Anwesenden wanderten zunächst auf das zerkratze blutleere Gesicht. Die geöffneten Augen des vielleicht achtjährigen Jungen starrten blicklos an die Decke und allen traten Tränen in die Augen, welche jedoch schnell versiegten, als sie den geschändeten Oberkörper des Kindes sahen. Pectus‘ Kleider waren, bis auf den Umhang, zerfetzt und Blut sickerte aus unzähligen tiefen Wunden. Die aufgeschlitzte Bauchdecke offenbarte einen Blick auf zerstochene Organe, zwei junge Frauen liefen, die Hand auf den Mund gepresst, aus dem Raum, nur Sica blieb, doch auch sie war leicht grünlich. Eine Stichwunde direkt in das Herz des Kleinen zeigte, wie er schließlich gestorben war. „Weißt du, was passiert ist?“, wollte der Älteste wissen. Sanft schloss Ater Pectus‘ Augen bevor er den Kopf schüttelte. „Nein. Aber ich werde es heraus finden!“, schwor er mit eisiger Stimme, seine gletschergrünen Augen funkelten gefährlich. Den anderen rann es kalt den Rücken hinunter. „Ich komme mit dir.“, verkündete der Rothaarige. Ater, der ihn nicht in Gefahr bringen würde, starrte ihn warnend an, doch Rubicundus hielt dem Blick stand, wenn er auch schwer schluckte. Schließlich nickte der Grünäugige widerwillig. „Aber ich führe die Mission.“, stellte er sofort klar, der andere nickte bereitwillig. Dann wandte sich Ater an den Ältesten. „Du bist einverstanden?“ Auf ein Nicken hin fuhr er fort. „Erus, was machen wir mit Venetus?“ Der Alte seufzte. „Wir können es ihm nicht verschweigen. Du stehst ihm am nächsten, musst jedoch spätestens nächste Nacht los, wenn du wirklich heraus bekommen willst, wer Pectus auf dem Gewissen hat. Vielleicht können Nivis und Ala sich um ihn kümmern?“ Die beiden jungen Frauen, welche inzwischen zurück gekehrt waren, nickten bestätigend. Ater erhob sich. „Ich werde ihm sofort Bescheid sagen. Wir begraben Pectus und dann machen wir uns auf den Weg, okay?“ Erus nickte und stand ebenfalls auf, die anderen taten es ihm nach. Zwar war er das Oberhaupt des Drachenclans, doch Ater würde sein Nachfolger werden, das war klar, seit der Grünäugige nach seiner Genesung begonnen hatte, im Clan mitzuhelfen. Damals hatten sie ihn schwer verletzt am Rand des Clanviertels aufgeklaubt, auf der Grenze zwischen ihrem Revier und dem ihres größten Feindes, dem Samhain-Clan. „Ach ja, bevor ich es vergesse, Ater – in wessen Bereich hast du ihn gefunden?“ Die Antwort war unerwartet. „In unserem. Und den Spuren nach zu schließen wurde er auch dort ermordet.“ Damit rauschte er durch eine Tür am anderen Ende des Raumes. In den Augen aller glomm heiße Wut auf. „Das bedeutet Krieg!“, knurrte Unguo. Die anderen nickten grimmig. Sie hoben Pectus‘ toten Körper hoch und trugen ihn durch weitere steinerne Gänge und schmale Treppen hinab, bis tief unter die Stadt. Rubicundus öffnete eine schwere Tür, Unguo entzündete zwei Fackeln. Der Schein der Flammen offenbarte einige Dutzend steinerne Särge sowie einen jungen Mann, welcher auf einem davon saß und einem Kind tröstend über den Rücken strich. Der kleine Junge wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt, sah jedoch auf, als es hell wurde. Tränenverquollene Augen blickten die Erwachsenen an und Venetus stellte die Frage, welche alle von ihnen gefürchtet hatten. „Warum?“, wisperte der Zehnjährige mit gebrochener Stimme. Ater drückte ihn an sich. „Weil es das Schicksal so wollte.“, flüsterte er. Und dann erzählte er dem kleinen Jungen eine Geschichte, von der die meisten nicht ein Wort verstanden, nur die Lippen von Rubicundus, Nivis und Erus verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Auch sie hatten diese Erzählung in ihrer Kindheit gehört, als sie zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert worden waren. Es war eine magische Geschichte. ~ ~ ~ Da die Charas ziemlich unübersichtlich sind hier eine kleine 'Zusammenfassung': Ater (Magier) Erus (Oberhaupt) Venetus (Magier, Kind) Rubicundus (Magier) Unguo Ala (weiblich) Sica (weiblich) Sidus Ignis Nivis (Magier, weiblich) Bellator Pectus (Kind, getötet) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)