Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 17: Ungestüm -------------------- Und ich war immer damit einverstanden. Mit jedem Einzelnen. Keiner erschien mir widerspenstig – denn ich genoss es, an ihrer Seite zu sein. „Sie haben dich gesehen“, murmelte Shan, „Das heißt dann wohl Adieu.“ Und noch ehe er etwas erwidern konnte, verschwand Shan in den Schatten. Er seufzte. Moe winkte ihm breit lächelnd zu. Und eine Ansammlung von Dorfbewohnern gesellte sich neben diesen. Sie warteten auf ihn. Er setzte ein Lächeln auf und begann, ihnen herzhaft zu winken. Als er den Weg mit Epona zurückgelegt hatte, stieg er vor seinen Freunden ab und begrüßte jeden einzeln. Moe, Ulina, Lin, Colin, Taro … sie alle waren hier. „Link!“, rief Lin aufgeregt, „Du bist wieder da!“ Sie grinste. „Ja“, gab er ihr Recht, „Das bin ich wohl …“ „Ist alles in Ordnung, Link?“, fragte Ulina besorgt und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er lächelte aufmunternd. „Lass uns wieder alles in einem Haus besprechen“, schlug Moe vor. Sein Blick fiel auf Taro, der neben ihm stand und missmutig dreinschaute, „Colin, geh und trainiere mit Taro … Du weißt, was du zu tun hast, nicht wahr?“ Der blonde Junge nickte und zog seinen in etwa gleich großen Freund davon. Widerwillig ließ Taro es mit sich geschehen. Die beiden entfernten sich. Ulina nahm Lin auf den Arm und wandte sich der Quelle zu. „Betty! Link ist da!“, rief sie. Sie warteten. Link schritt weiter vor, um einen guten Blick auf die ihm bekannte Quelle zu haben. Hier hatte sein Abenteuer das letzte Mal begonnen … Die Erinnerung pochte erneut. Er hielt sich den Kopf. Sofort schloss er die Augen. Er atmete tief durch. Sie sollte zurückgehen … Bald würde er ihr eine Lösung verschaffen … Als er seine Augen wieder öffnete, stand Betty vor ihm. Sie war nass und die Wassertropfen glänzten in der Sonne. Ein Lichtspiel wurde durchgeführt und ließ Betty heller leuchten. Sie zwinkerte ihm zu. „Link …“, sagte sie leise. Dann fiel sie ihm um den Hals. „Ich hatte mir solche Sorgen gemacht!“, schrie sie, obwohl sie direkt neben ihm war. Er ließ sie gewähren. „Du darfst doch nicht einfach so abhauen! Ich wusste nicht, wie es dir ging! Was geschehen war! Du warst jetzt einen Monat weg! Was alles hätte passieren können …!“ Sie schritt zurück und befreite ihn aus der Umarmung. Er bemerkte, dass ihre Augen feucht waren. War das vom Wasser? Oder … weinte sie? Ein Schluchzen erübrigte weitere Fragen. Sie begann bitterlich zu weinen. Moe drehte sich weg und kümmerte sich um Epona. Ulina und Lin knieten sich zu Betty und tätschelten ihr die Schulter. „Es ist wieder gut …“, flüsterte Ulina fürsorglich, „Betty … Link ist wieder da … Er ist in Ordnung …“ Sie schluchzte unverständliche Worte. Link konnte nicht anders, als Betty anzustarren. Er hatte ja keine Ahnung … wie sehr er sie damit verletzte und ihr zusetzte. Er schaute Moe Hilfe suchend an, doch dieser widmete sich dem Pferd. Sein Blick fiel auf Eponas Schatten. Shan beobachtete das Schauspiel wohl belustigt. Er löste ihn wieder vom Boden und streckte eine Hand nach Bettys Gesicht aus. Er strich ihr zärtlich über die Wange. „Keine Sorge“, wisperte er, „Mir passiert nichts … Ich passe auf mich auf. Und ich werde Hyrule retten, um auch dich zu beschützen.“ Er lächelte sie vielsagend an. Mit bereits rot angelaufenen Augen schaute sie in seine. Sie wischte sich die Tränen weg. Ulina und Lin wichen ein wenig zurück, um Betty Platz zum Aufstehen zu machen. „Link … ich …“, sie stockte und schüttelte den Kopf, „Es war … dumm von mir …“, gab sie zu, während sie verlegen zur Seite schaute, „Wie konnte ich nur erwarten … dass …“ Sie drehte sich um und ging davon, ohne nur ein weiteres Wort zu sagen. Ulina folgte ihr, Lin an der Hand haltend, in einiger Entfernung. Vermutlich, um sie danach aufmuntern zu können. Moe räusperte sich. „Mädchen … Ach ja, ich erinnere mich …“ Link schaute erneut zum Schatten. Aber wie immer regte sich nichts. Obwohl er ein herzhaftes Lachen erwartet hätte, kam keines. Sie wartete also, bis er alleine war. „Willst du zu mir kommen und mir erzählen, was los ist? Du bist einfach so verschwunden …“ Link nickte. „Natürlich.“ Er führte Epona vor sein Haus, wo er sie an der gewohnten Stelle stehen ließ, sodass sie sich mit frischem Gras stärken konnte. Sein Blick haftete weiterhin am Schatten. Ob Shan bereits in seinen übergegangen war? Ob sie noch da war? Wollte sie überhaupt mitkommen …? Moe ging voraus, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Die Anspannung, die von ihm ausging, ließ vermuten, dass er bereits das Schlimmste erwartete. Und damit hatte er wohl oder übel Recht. Ihn erwartete Schlimmes. Aber vielleicht konnte er auch für eine schnelle Lösung von Links Erinnerungsproblem sorgen. Das wäre natürlich schön. Er sah sich im Dorf um, als er es betrat. Als erstes fiel sein Blick auf Betty, die neben Ulina saß und in den Dorfsee starrte. Ihr ging es schlecht … Und das nur wegen ihm … Er konnte es nicht ertragen. Er widmete sich dem Rest des Dorfes. Der Häuserordnung. Hier war der Markt … drüben die Mühle und dort … dort war das Geisterhaus … Link schaute das Haus an. Und die Erinnerung kam plötzlich wieder hervor. Aus irgendeinem völlig absurden Grund dachte er diesmal nicht an Midna, wie Shan es ihm geraten hatte, sondern ein Gorone kreiste durch seine Gedanken. Ein Gorone … hatte seine verlorene Erinnerung etwas mit Goronen zu tun? Er war schon am Goronenberg. Dort hatte er eigentlich keine Probleme … und er fand keine Gedächtnislücken. Was konnte das nur bedeuten …? „Alles in Ordnung?“, riss Moe ihn aus seinen Gedanken. Link nickte. „Lebte hier einst ein Gorone?“ Moe lachte. „Link, das war ein guter Witz! Es weiß doch jeder, dass Goronen kaum in andere Dörfer gehen … Und Ordon liegt am weitesten von ihnen entfernt. Hierher würde sich keiner verirren, nicht für alle Rubine der Welt. Die sind meist in Kakariko tätig. Und mittlerweile wieder in Hyrule-Stadt. Aber hier draußen?“ Er schüttelte entschlossen den Kopf. „Kein Gorone.“ „Danke“, flüsterte Link und schaute weiterhin auf dieses Haus. Hierauf reagierte die Erinnerung. Dieses Haus sollte er sich später unter die Lupe nehmen. Das „Geisterhaus“ von Ordon … Früher hatte er hier oft gespielt. Drinnen gab es sogar einen Ring. Leider durfte er nie gegen Taro oder Colin antreten, da er viel älter als die beiden war und dies deshalb unfair war. Aber manchmal hatte er den beiden Jungs dabei zugeschaut, wie sie sich bekämpften. Ach ja … Und neben ihm saß die kleine Betty, die Angst davor hatte, dass sie sich verletzen hätten können. Er lächelte. Schön, dass er diese Erinnerung besaß. „Wie kommst du auf Goronen?“ Link nickte in die Richtung von Moes Haus. „Ich erzähle es dir gleich.“ Sie eilten zu besagtem Gebäude und traten ein. Lin war nicht zuhause. Vermutlich spielte sie irgendwo in der Umgebung. Also war es still. Sie konnten sich unterhalten. „Link, was ist vorgefallen?“, fragte Moe ihn direkt, nachdem er ihm einen Stuhl angeboten hatte. Er erzählte die Geschichte, wobei er unwichtige Einzelheiten wie Shan außer Acht ließ. „Du warst in Marine …?“, wiederholte Moe überrascht. Er nickte. „Ich konnte es selbst kaum glauben.“ „Du kommst ja weiter als alle Menschen, die ich kenne!“ „Na ja, es hat aber auch viel gebracht.“ „Das Mädchen muss ziemlich süß gewesen sein, wenn du für sie soweit gehst.“ Er sah zur Seite. „Ach was, ich helfe jedem. Ich wäre auch für eine alte Frau oder einen gebrechlichen oder jungen Mann soweit gegangen. Es wäre unhöflich, sie den Monstern zu überlassen.“ Die heikle Verabschiedung ließ er weg, ansonsten spann er sich noch mehr Geschichten zusammen. Er erzählte vom Schwan, den er danach verfolgt hatte und durch den er nach Hyrule kam – hier ignorierte er Shans Verletzung. Außerdem schilderte er die Situation in und um Hyrule-Stadt. Moe riss die Augen auf. „Was? Aber … man erzählt sich, dass Prinzessin Ilya äußerst gütig zum Volk ist … und ich kann mir wirklich nicht denken …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Was dies wohl bedeutet?“ „Ich weiß es nicht“, gab Link zu, „Jedenfalls darf ich ihr nicht mehr unter die Augen kommen. Sie hat mich sozusagen verbannt.“ Moe blinzelte ungläubig. „Verbannt. Dich.“ Dies ließ ihn den Kopf heftiger schütteln. „Was ist nur falsch mit dieser Welt …?“ „Sie plant das so genannte ‚Mittsommernachtsfest’“, klärte Link auf, „Es ist ihr wichtiger als die Kämpfe – und vielleicht sogar wichtiger als ihre Volksfeste, die etwa alle drei Tage stattfinden.“ Der Bürgermeister erhob sich. „Ich werde zu ihr gehen und ihr sagen …“ „Nein“, unterbrach ihn Link widersprechend, „Das wirst du nicht überleben. Einer ihrer Hauptmänner hat ebenfalls versucht, mit ihr über die heikle Lage und ihr fehlerhaftes Verhalten zu sprechen …“ Sein Gegenüber schluckte hörbar. „Oh.“ Link nickte. „Aber als ich ihr gegenüberstand … kam eine Erinnerung zum Vorschein.“ „Eine Erinnerung?“ „Ich weiß nicht, wovon sie handelt oder von wann … oder was sie mir sagen möchte … Ich weiß nur, dass sie da ist. Und bei einigen Orten oder wenn ich an etwas denke, möchte sie ausbrechen. Doch sie kann nicht. Und davon bekomme ich Kopfschmerzen. Ich will herausfinden, was sie mir sagen möchte. Es könnte wichtig sein. Vielleicht führt es irgendwie zu einer Lösung Ganondorf betreffend.“ „Ah, und das ‚Geisterhaus’ hat sie wieder in dir wachgerufen?“ Link nickte. „War es etwa so offensichtig?“ Moe lächelte. „Keiner im Dorf glaubt wirklich daran, dass es leer steht. Jeder fühlt, dass er nur alles in diesem Zusammenhang vergessen hat. Nur weiß keiner, was. Es ist eine gähnende Leere, die wir alle ignorieren. Und das schon seit unserer Geburt, will sie uns weiß machen.“ „Weißt du, wie ich mir Hilfe anschaffen kann?“ „Das menschliche Gedächtnis kann man leicht beeinflussen, Link“, erklärte Moe, „Wenn dich ab heute jeder Moe nennt, wirst du bald glauben, dass du wirklich Moe heißt.“ „Du meinst also, jemand manipuliert unsere Gedanken?“ Er nickte. „Ja, und ich will, dass ich nur reine, originale Erinnerungen besitze. Darum, Link, will ich, dass du für meine Erinnerung die Welt rettest.“ Link erhob sich. „Sobald sich diese ‚Leere’ in dir wieder meldet, rufe mich. Vielleicht weiß meine Erinnerung etwas dazu.“ Moe stand ebenfalls auf. „Ich danke für das Gespräch. Wenn jemand im Dorf etwas für dich tun kann, dann sage es nur. Wir wollen dich alle unterstützen. Wir wollen alle in Frieden leben. Darum ist es sehr wichtig, dass du dich anstrengst und uns alle beschützt.“ Link nickte. „Natürlich gebe ich mein Bestes.“ Auf dem Rückweg versuchte Link schnellstmöglich Betty zu passieren, sodass sie ihn kaum bemerkte. Er mochte es nicht, wenn Mädchen traurig waren. Und schon gar nicht, wenn sie weinten. Und schon gar nicht, wegen ihm. Auch beachtete er das leer stehende Haus nicht. Mehr würde seine Erinnerung nicht bringen, als Kopfschmerzen zu verursachen. Und die brauchte er gerade nicht. Er musste Shan sprechen. „Link!“, ertönte plötzlich hinter ihm eine Stimme, als er den Durchgang zwischen den Felsen zu seinem Haus passierte. Er drehte sich um. „Taro, guten Tag. Schön, dich wohlauf zu sehen.“ Der Junge schaute ihn wütend an. „Du hast Betty zum Weinen gebracht!“ Link antwortete nicht. „Und du findest es nicht einmal angemessen, sie zu trösten!“ Schweigen. „Und das finde ICH alles andere als in Ordnung! Betty verdient so ein Verhalten nicht!“ „Ich hatte keine Ahnung, dass Betty …“ „Keine Ahnung? Mann, bist du blind? Sie hängt dir jetzt schon seit Jahren nach! Sie – seit Jahren – einem Mann! Das ist … das ist … Du bist so ein Idiot!“, begehrte der Junge auf und schritt auf ihn zu. Link wich nicht zurück. Auch dann nicht, als Taro direkt vor ihm stand. „Betty soll mir gehören, wenn du sie nicht würdigst! Also mache ich gefälligst klar, dass du sie nicht willst!“ Daran, dass Taro Betty mehr mochte als ein bloßer Freund, hatte Link auch schon gedacht. Aber dass er der Grund war, weshalb die beiden noch nicht zusammen waren, hatte er noch nie bemerkt. Peinlich. „Aber … ich kann doch nicht einfach zu ihr hingehen …“ „Du MUSST ihr klarmachen, dass du sie nicht willst! Sonst wird sie dir auch in dreißig Jahren noch nachhängen und als einsame Jungfer sterben müssen. Nur weil du dich nie klar vor ihr ausgedrückt hast.“ Taro stockte. „Oder … machst du es nicht klar, weil es da nichts zum Klarmachen gibt?“ Nun schaute er feindselig drein. „Kann es sein, dass du ihr gegenüber nicht so abgeneigt bist, wie du tust? Kann es sein, dass du dasselbe fühlst wie sie?“ Bevor Link auch nur zu einer negativen Erwiderung ansetzen konnte, brüllte Taro, „Du bist so ein Schwein! Du weißt doch schon EWIG, dass ich sie mag! Wie kannst du mir das nur antun, du Idiot?! Fühlst dich wohl toll, nur weil du die Welt gerettet hast?! Dass du jetzt alle Mädchen für dich beanspruchen kannst? Oh Mann, du bist …“ Er atmete tief durch, „Du bist echt verabscheuungswürdig! Hau ab aus unserem Dorf! Lass dich hier nie wieder blicken! Wenn du mir je wieder unter die Augen kommst, werde ich dir deine eigenhändig ausstechen!“, drohte der kleinere Junge, „Betty gehört MIR!“ Taro drehte sich um und rannte davon. Link schaute ihm verdutzt nach. „Das war ja ein Monolog“, stellte jemand hinter ihm fest. Er schaute zurück. Shan tauchte vor ihm auf. Sie lachte. „Erst beleidigst du das Mädchen, dann noch ihren Schatz …“ Sie schüttelte belustigt den Kopf. „Wirklich, wirklich, Link. Du solltest dich schämen.“ „Das WAR ein Monolog“, gab er ihr Recht, „Wie hätte ich etwas einwenden sollen?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du hättest ihm nachlaufen können. Da du das nicht getan hast, wirst du das nächste Mal wohl gegen ihn kämpfen müssen, falls du je zurückkehren möchtest.“ „Es wird wohl einige Zeit vergehen, bis ich wieder hierher kann.“ „Also war der Weg umsonst?“ Er schüttelte den Kopf. „Die Erinnerung hat auf eines der Häuser reagiert. Wenn ich noch etwas länger hier bleibe, könnte ich vielleicht etwas herausfinden. Außerdem war ich noch nicht am Friedhof. Und es könnte etwas mit Goronen zu tun haben.“ „Aber … wie … Na gut, wenn wir noch ein paar Stunden warten, können wir das Haus und den Friedhof betrachten. Der aufdringliche Junge wird schon nicht Wache stehen, wenn es Nacht ist.“ Link ging an Shan vorbei. „Gehen wir zu mir nach Hause. Du musst mir noch etwas über die Prinzessin erzählen. Erinnerst du dich?“ „Natürlich tu ich das. Ich bin ja nicht du“, antwortete sie spöttisch. Er eilte weiter, bis er die Leiter, die zu der oberen Etage, auf der sein Haus stand, erreichte. Er kletterte hinauf, während Shan frech an ihm vorbeischwebte. Sie blieb allerdings höflicherweise vor der Tür stehen und wartete, dass Link sie hinein bat. „Ach ja, ist schon wieder einige Zeit her, dass ich hier war“, sinnierte Shan, „Und bei dir auch.“ „Ja …“, gab er ihr leise Recht. Er öffnete die Tür und trat ein. Shan folgte ihm in einigem Abstand. „Ach ja, trautes Heim“, sagte sie laut und lächelte. „Hast du Hunger? Ich kann Suppe kochen“, bot er ihr an. „Wenn die Suppe genießbar ist, dann ja. Sonst nein“, erklärte Shan und setzte sich auf einen Stuhl. Link machte sich daran, die Zutaten zusammenzusuchen. Er hob sie alle nachhaltig auf, sodass sie nicht verdorrten und verdarben, weshalb er immer sehr lange mit seinen Sachen auskam. „Also … die Prinzessin … sie ist eines der so genannten ‚Schicksalskinder’“, begann Shan. Er sah sie fragend an. „Und … das sind?“ Sie lächelte. „’Kinder des Schicksals’. Das Schicksal ist das, was eintreffen muss. Es ist eine Vorherbestimmung, die uns alle tun lässt, was wir tun.“ „Und weiter?“ „Aber wie Eltern so sind, lassen sie ihren Kindern Dinge durchgehen, bei denen sie anderen am liebsten den Hals umdrehen würden. Kinder genießen immer Vorzüge bei ihren Eltern.“ „Ich denke, das hast du Recht“, meinte Link, als er Karotten aufschnitt und in den Kochtopf warf. „Ebenso ist es bei diesen ‚Kindern’. Natürlich haben sie auch ganz normale Eltern, aber sie sind ebenso vom Schicksal gesegnet. Das Schicksal ist auf ihrer Seite.“ „Das heißt also, ihnen widerfährt nur Gutes?“ „Du meinst also, von dir fertig gemacht zu werden, ist etwas Gutes?“ Er zuckte mit den Schultern. „Kann ich nicht beurteilen.“ Er warf Zwiebel dazu. Dann verstand er ihre Aussage. Er drehte sich unsicher zu ihr um. „Ich … habe der Prinzessin Schaden zugefügt?“ Shan kicherte. „Nein, es gab außer ihr noch ein weiteres Schicksalskind in unserer Zeit. Extrem selten, dass zwei zur selben Zeit existieren, aber möglich.“ „Ganondorf war also auch eines?“, schloss er daraus, „Ja, das wäre logisch … Er hat nämlich ungeheuer viel Glück …“ Shan unterbrach ihn barsch. „Falsch. Zanto war es.“ Dies ließ Link schweigen. „Zanto“, wiederholte Shan eindringlich, „War ein Begnadigter des Schicksals. Aber später mehr dazu. Erst einmal muss ich dich wohl über Einzelheiten zu solchen Leuten aufklären, sodass du mehr davon verstehst.“ Link nickte. „… Aber … wenn er ein Schicksalskind war … wie konnte ich ihn dann …?“ Sie unterbrach ihn erneut. „Nein. Ich erzähle dir jetzt darüber. Und zwar, dass du solche unnötigen Fragen nicht mehr stellen brauchst.“ „Na gut.“ „Schicksalskinder sind also Menschen, denen das Schicksal gut gesinnt ist. Aber sie sind zugleich auch Menschen, die zuerst einen schweren Schicksalsschock erlitten hatten. Niemand kann ein Geschenk vom Schicksal erhalten, ohne davor etwas für es durchgemacht zu haben. Und bei Zanto war es wohl der Moment, in dem er gegen Midna verlor. Immer konnte er sich aus eigener Kraft gut gegen sie halten – aber bei der Königswahl … stellte sich jeder gegen ihn. Alle, außer dem Schicksal, das von ihm geweckt wurde. Sein tiefster Traum war zerplatzt, seine Hoffnungen gestorben und seine Ideale auseinander genommen. Er war sehr verletzt. Und deshalb schenkte das Schicksal ihm die Kraft, alles zum Besseren zu wenden.“ „Und dadurch rief er Ganondorf“, kombinierte Link anschließend, „Ich verstehe.“ Sie nickte. „Und warum kann dann nicht jeder, der sein Ziel verfehlt, Ganondorf rufen?“ „Gut, dass du fragst, das war nämlich mein nächster Punkt“, erwiderte sie trocken. Er lächelte entschuldigend, während er weitere Zutaten aufschnitt und der äußerst gesunden und nahrhaften Suppe hinzufügte. „Aber man muss von Geburt an gesegnet sein, um ein solches Kind zu werden. Nicht jeder Versager kann zu einem vom Schicksal ausgewählten Kind werden, nur weil er eben das tut, was er am besten kann: versagen. Es ist wie dein Triforce: Einer hat es, einer nicht. Nur, dass das Schicksalskindsein sehr selten ist. Manchmal gibt es Generationen lang kein einziges. Deshalb ist es eine höchste Seltenheit, dass es gleich zwei in einem Jahrhundert gibt. Zur selben Zeit. Selten. Und gefährlich. Denn von ihnen gibt es zwei Gruppen – positive und negative Kinder.“ „Also … man kann sagen, dass es ein Kind gibt, das immer artig ist und tut, was man sagt und eines, das zickig, bockig und ungehorsam ist?“ Sie nickte. „So in etwa. Aber doppelt so gefährlich. Denn wer beide besitzt, der kann das ganze Schicksal kontrollieren.“ „Aber die Prinzessin will doch nur Gutes. Warum greifen die Monster sie an?“ „Vielleicht sind wir zu spät und wer-auch-immer hat sie bereits in seiner Gewalt.“ Link schaute fragend drein. Das verstand er nicht ganz. „Zanto hat durch seine Gabe als Schicksalskind eine besondere Ausstrahlung. Einem Magier wie Ganondorf fällt dies natürlich sofort auf. Und er hat es für sich genutzt. Er hat Zanto etwas angeboten, das positiv für diesen war, und ihn dadurch an seiner Seite gehalten. Geschickt. Und so konnte er Monster auf die Welt hetzen, ohne dass ihn jemand ausfindig machen konnte. Er konnte ein ganzes Königreich übernehmen, ohne dass ihn jemand aufhalten konnte. Aber dann kamst du. Und du hattest vermutlich den Wunsch des zweiten Schicksalskindes auf deiner Seite, denn sonst wärst du nie gegen Ganondorf angekommen. Und vielleicht auch, weil er nicht mit gegenteiliger Wirkung gerechnet hatte. Wer ein solches Kind besitzt, ist unbesiegbar. Es war also dein Glück, das Glück der Welt, dass Prinzessin Ilya zu dem Zeitpunkt ihre Gabe bereits erhalten hatte. Stell dir vor, was geschehen wäre, wenn es nicht so gewesen wäre? Zanto hätte dich getötet, bevor du auch nur von Ganondorf erfahren hättest.“ „Es ist … kompliziert.“ „Du musst dich ja nicht so genau auskennen“, beruhigte sie ihn, „Merke dir einfach nur das Wichtigste: Ganondorf hat Prinzessin Ilya in seiner Hand. Diese ist ein Schicksalskind. Also haben alle, die ihn bekämpfen, ein Problem.“ „Gut. Wenn … wenn ich irgendwelche Rückfragen diesbezüglich habe, kann ich mich an dich wenden?“, informierte er sich vorsichtig. „Selbstredend!“ „Danke“, meinte er und servierte die Suppe, „Ich hoffe, sie schmeckt. Shan kostete. Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Annehmbar“, kommentierte sie und aß weiter. Schicksalskinder … damit hatte er also zu tun … Das hörte sich verdammt schlecht an. Doch sie selbst waren schwer zu erhalten. Tage vergingen, bevor ich die erste fand. Tage des Suchens, des Informierens, ... Bis ich sie fand. Die erste Zutat. Und als ich sei pflückte, wurde mir klar, dass ich es wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)