Ein Jahr Später von CaptainCalvinCat (Spiegelungen II) ================================================================================ Prolog: Was bisher geschah -------------------------- Kapitel 1 Ankünfte "Wir sind Durch!" Der Ruf, durch die rauchig-samtene Stimme Agatha Silverbirds, die ihm immer einen kalten Schauer über den Rücken jagte, verkündete das Offensichtliche. Sie waren durch. Der Flug war extrem holprig gewesen und Captain Calvin Nathan Cat, vom Föderationsraumschiff USS Dragonfly hatte den überaus unangenehmen Verdacht, dass das Spiel noch nicht ganz zuende gespielt worden war. Er befürchtete, für einige Millisekunden, dass der Dimensionsspalt, durch den sie gekommen waren, sich jeden Moment wieder öffnete und eine angreifende, feindliche Flotte zeigte, die es auf sie abgesehen hatten. Unter anderem wäre SIE an Bord gewesen. Jene attraktive, blonde Erscheinung, mit der der ganze Ärger eigentlich angefangen hatte. Aber, nachdem die Sekunden heruntergetickt waren, wusste er, dass seine Vermutung nicht ganz wahr werden würde. Er atmete erleichtert aus und wandte sich zu seiner hübschen, ersten Offizierin, die ihn mit diesen unglaublichen grasgrünen Augen ansah und beinahe hypnotisierte. Er lächelte sie an: "Okay, dann..." Weiter kam er nicht. Ein Lichtbogen spannte sich vom Bildschirm und traf seinen Körper in den Rücken. Er spürte, wie sein Körper, wie sein Geist, in Millionen kleine Fragmente zersplitterte und sich anschließend wieder zusammen setzte... Und doch war nichts so wie vorher. Calvin Nathan Cat spürte die kalte Nachtluft um ihn herum und merkte, wie er fiel. Die Luft brüllte in seinen Ohren und seine Uniform flatterte im Wind. "Verdammt.", dachte er, "Was war passiert?" Der Lichtblitz. natürlich, er musste ihn von der Dragonfly teleportiert haben. Und dann schlug der Captain auf. Er landete mit voller Wucht auf dem Dach eines Gebäudes. Und während er sich aufrappelte und sich umblickte, schüttelte er den Kopf. Es war das Dach einer Schule gewesen, soviel konnte Cal jetzt schon sagen, denn unter ihm war die typisch japanische Aufteilung eines Schulhofs zu sehen, auf dem gerade einige junge Herren recht adretten schuluniformtragenden Oberschülerinnen nachstiegen. Cal warf seinen Kopf in den Nacken und fragte in die Luft: "JAPAN?!" In Los Angeles war die Stimmung mehr als angespannt. Zum Einen lag das an der Situation der letzten Tage, die nicht beschissener hätte sein können. Ein gehörntes Vieh hatte die Sonne verdunkelt, hatte sich daran gemacht, Menschen zu töten und war einfach nicht zu besiegen gewesen. Naja, bis zu dem Tag, als man Angelus auf das Biest ansetzte. Doch dies lief auch ganz anders als geplant und endete zunächst mit einem amoklaufenden seelenlosen Vampir, der all seine alten Instinkte wieder ohne die lästige Instanz des Ichs und Über-Ichs frei laufen lassen konnte, quasi auf das Es reduziert. Nach einigen durchaus kompliziert ablaufenden Handlungsbögen, gelang es Angelus schließlich das Biest zu eliminieren, bevor er selbst von Willow, einer alten Freundin aus Sunnydale, „besiegt“, sprich Angel-beseelt wurde. Wie schon gesagt, beschissener konnte der Tag auch nicht werden. Doch. Denn gerade, als man dachte, schlimmer ging es nicht mehr, trat Cordelia Chase die Treppe herunter, legte sich die Hand auf den Bauch und verkündete, dass sie schwanger sei. Peng. Das saß erstmal. Und dann, als man von diesen Informationen Atem holen wollte – merkte Angel, wie die Welt um ihn herum stiller wurde. Es war, als hole das Universum selbst tief Luft, nur um im nächsten Moment lauthals loszubrüllen. Und das tat es auch. Zunächst hörte man nur ein immer lauter werdendes Fauchen, dann drei schnell hintereinander erklingende Explosionen. „Ein Großbrand!“, schoss es Angel durch den Kopf, „Ein Großbrand und eine Schießerei.“ Und dann krachte etwas in die Fensterscheibe der Agentur. Dieses Etwas schlidderte über den geputzten Marmor, die Treppe herunter, bis vor Cordelias Füße. Diese runzelte die Stirn und lächelte, als sie sah, was da vor ihr gelandet war. Es war ein Mann. Na gut, ein junger Mann vielleicht, aber nichts desto weniger ein Mann. Er war gut und gerne 1,68 „groß“, hatte blonde Haare und braune Augen. Das Auffälligste an ihm war die merkwürdige Kleidung, die er trug. Sie war militärisch im Schnitt, hatte eine schwarze Schulterpartie und einen roten Torso. Der Mann atmete noch stoßweise, rappelte sich dann aber langsam auf und sah sich um. „Wo bin ich?“, fragte er und Connor trat instinktiv vor Cordelia, um sie vor dem Fremden zu beschützen. „Wer sind Sie?“, fragte Angels sanfte Stimme und der junge Mann schaute ihn kurz verwundert an: „Calvin Nathan Cat – USS Dragonfly. Und Sie sind?“ Ein paar Jahrhunderte früher: Calvin Nathan Cat spürte die kalte Nachtluft um ihn herum und merkte, wie er fiel. Die Luft brüllte in seinen Ohren und seine Uniform flatterte im Wind. "Verdammt.", dachte er, "Was war passiert?" Der Lichtblitz. natürlich, er musste ihn von der Dragonfly teleportiert haben. Und dann schlug der Captain auf. Er rollte sich ab, war auf den Beinen und schaute sich um. Einige Meter vor ihm waren einige... "Das kann nicht sein.", dachte er und schaute sich den 'Mutanten' an, der einige Meter vor ihm stand. Er spann doch nicht - seitwann trugen Werwölfe - und als solches musste er das Wesen vor sich ja ansehen... rote Bademäntel? Und Schwerter? Er sah sich überrascht um, als der Typ in seinem roten Bademantel auf ihn zutrat und in dem Moment, in dem er das tat, kapierte Cal, wo er war. „Oh Gott.“, murmelte er. Der Typ war Inuyasha. „Cal?“, erklang eine sanfte Stimme und eine noch sanftere Berührung streifte seine Wange, „Cal wach auf.“ Er öffnete die Augen und sah, das er immer noch auf der Brücke der Dragonfly lag. Kein mittelalterliches Japan – nicht Los Angeles im frühen 21. Jahrhundert und auch nicht Tokyo im späten 20. Jahrhundert – just plain, simple Dragonfly. Erleichterung durchpulste ihn. „Ich dachte schon, ich wäre komplett bekloppt.“, lächelte er Agatha an, die ihn mit einem sanften Kuss auf die Wange geweckt hatte. Im CIC der Galactica kam man gerade wieder zu sich. Alles um sie herum war dunkel – nur die Notfallbeleuchtung erhellte ein paar Meter des nun recht gespenstisch wirkenden Areales. Bill Adamas Kopf explodierte – so fühlte er sich zumindest an. „Bericht?“, fragte er mit kratziger Stimme und Dualla, die sich von ihrem Platz aus aufrappelte, horchte angestrengt in den Ether. „Nun, ich hör da einen Mann, der sagt, das er hier noch nie gewesen wäre, und das das alles fan-TAS-tisch sei und eine Frau, die ihn permanent ‚Doctor’ nennt – aber… sekunde, ich hab was.“, sagte sie und in dem Moment erwachte der Dradis wieder zum leben. „Diverse Kontakte.“, schrie Gaeta und ließ eine Signaturenüberprüfung durchlaufen – „Alle kolonialen Schiffe vollständig, Sir. Die Dragonfly liegt einige Meter steuerbord vor unserem Bug.“ „Gut“, meinte Adama und stand komplett auf, um Kara und Lee auf die Beine zu helfen. Anschließend reichte er dem sich gerade aufrappelnden Saul Tigh die Hand, der sie dankend annahm. „Es scheint so, als hätten wir es geschafft.“, lächelte Adama seinem Sohn zu. In diesem Moment heulte der Alarm los. „DRADIS meldet Kontakt zu einer ganzen Flotte von Schiffen. Sie nähern sich aus Koordinaten 301 zu 124 zu 234.“, schrie Gaeta und schüttelte anschließend den Kopf: „Keine Bekannte Kennung.“ Im All sah das Schauspiel verdammt spektakulär aus – ein ganzer Kampfverband näherte sich den Flüchtlingsschiffen und dem momentan ausser Gefecht gesetzten Stafleetraumer. Mehrere kleine Schiffe, deren Hülle genauso grau war, wie die der Dragonfly, flitzten auf den Konvoy zu, gefolgt von einem Schiff, das im Grunde nur aus einer Untertassensektion bestand und einem Schiff der Sovereign-Klasse. Föderationsschiffe. Als Cals Bildschirm wieder funktionierte, war das Erste, was ihm entfuhr, ein mittellautes: „Also, das ist doch…“ Jill Menacer warf einen Blick auf ihre Sensoren und atmete erleichtert aus: „… die USS Enterprise NCC 1701-E.“ Kurz herrschte beinahe andächtige Stille, bis ein leises Biepsen Jills Aufmerksamkeit erweckte. „Wir werden gerufen, Cal.“ „Auf den Schirm.“ Captain Jean Luc Picard war – gelinde gesagt – erstaunt. Sie waren eigentlich gerade mit dem taktischen Verband alpha vier, bestehend aus 13 schnellen Flitzern der Danube-Klasse, sowie der USS Defiant-A auf dem Weg zu einem taktischen Training in der neuen Dominion-Training-Facility auf Dominion-Prime gewesen. Das war der Vorteil des neuen Friedens – das Dominion war geschlagen und die Föderation, sowie der ehemalige Agressor aus dem Gamma-Quadranten arbeiteten kooperativ, Hand in Hand, um ihre Truppenstrukturen aufzubessern. Es war eine von Captain Benjamin Siskos letzten Notizen gewesen, dass die Jem’Hadar durchaus als Kampftrainer in Frage kämen, wenn man das Jem’Hadar-Training mit Starfleetwerten ein wenig aufpeppte. Kurz danach war er verschwunden und Captain Picard hatte, zusammen mit Odo, in der großen Verbindung das Okay für ein dauerhaftes Jointventure zwischen Föderation und Dominion bekommen. Dominion Prime – es klang zwar nach dem Hauptsitz des interplanetaren Verbandes jenseits des Wurmlochs, es war jedoch lediglich eine Trainingseinrichtung auf einem Asteroiden – naja, man konnte ja nicht alles haben. Gerade wollte man also in das Dominion-Prime-System einfliegen, als auf der Brücke der Enterprise sämtliche Alarme losgingen, die für Subraum-Energie-Fluktuationen zuständig waren – und dann maß man eine gewaltige Explosion. William Thomas Riker, der erste Offizier der Enterprise und sein kommandierender Offizier, Jean Luc Picard, waren sofort an dieser Sache interessiert und so setzte man einen Kurs. Sie erreichten das System nach ein paar Minuten Flugzeit. „Miss Carter?“, wandte sich Picard an die blonde Wissenschaftsoffizierin, „Was sagen die Sensoren?“ „Es ist eine Ansammlung diverser metallischer Massen, Sir – unterschiedliche Länge, unterschiedliche Dichte, unterschiedliche Formen.“, sagte Miranda Carter, deren Urahnin, wie sollte es anders sein, seinerzeit im Cheyenne Mountain Dienst tat. Dann blinkte ein Alarm auf und Miranda Carter schluckte: „Sir? Ich habe ein Starfleet-Transponder-Signal. Es gehört zur USS Dragonfly NX 0815-A.“ Deanna blickte auf. „Oh nein.“, stöhnte sie, „Nicht… er.“ Picard und Riker blickten amüsiert zu Deanna herüber – sie hatte damals, in einem temporalen Austauschprogramm mit dem frühen 21. Jahrhundert, zusammen mit Cal im Cheyenne Mountain Complex gedient – und unterhielt sich gerne mal in den Dienstpausen und nach Schichtende mit Miranda Carter über ihre schöne, wie clevere, Vorfahrin. Riker lächelte. Er hatte mit Cal eigentlich immer recht wenig zu tun gehabt – ausser, wenn es darum ging, das Daniel Anise heiraten sollte, oder bei der Sache mit der Entführung durch die Asgard. Aber, Cal war ihm eigentlich als recht sympathischer junger Mann in Erinnerung geblieben – gut, er war ein wenig stur, sehr tollpatschig, verdammt eigensinnig und wollte immer mit dem Kopf durch die Wand – aber… dafür war er Teenager. Und wenn er so daran zurückdachte, dass die Abenteuer des SG-Cal vor 6 Jahren stattgefunden hatten, wo Deanna noch immer gerne in einem fliederfarbenen, hautengen Kostümchen durch die Gegend zu schlendern pflegte, das durch einen gewagten V-Ausschnitt ihre Brüste betonte – so war er sich sicher, dass Cal inzwischen zwar nicht gerade zu einem zweiten Jean Luc Picard geworden war – aber auch von einem Jack O’Neill weit entfernt war… Zumindest hoffte er das. Nach ein paar weiteren Minuten hatte man Kontakt zur Dragonfly hergestellt und Cal winkte in die Kamera. „Hallo, Jean Luc. Wie geht’s?“ „Captain Cat.“ Picard war wieder ausgesucht höflich und lächelte sein Diplomatenlächeln: „Was führt Sie in diese Gegend?“ „Ohhh.“, rollte Cal mit den Augen, „Das ist `ne laange Geschichte – ich würde erstmal vorschlagen, wir beamen ein paar Leute rüber… wir sind in ziemlich mieserabler Verfassung. Und dann erzählen wir Ihnen, was das für „Figuren“ sind, die wir da mitgebracht haben.“ Er grinste: „Bis nachher, Deanna.“ Und zack, hatte er von Agatha erneut einen Schlag mit der Flachen Hand auf den Hinterkopf bekommen, was Deanna zu einem grinsen nötigte. „Das habe ich nicht gesehen, Commander.“, sagte Captain Picard grinsend, was Cal zu einem gespielt-genervten Augenrollen brachte: „Jaja, immer alle gegen Cal.“ Und lächelnd schaltete er den Bildschirm aus. Auf der Galactica war man inzwischen auf das Schlimmste vorbereitet… Adama sah schon, das ihr Kampf verloren war. Doch dann meldete sich Cal: „Hi Leute – gute Nachrichten. Die unbekannten Objekte sind unsere Freunde. Ihr seid vorläufig in Sicherheit.“ Was dieser eine Satz ausgelöst hatte, war wirklich beachtlich. Auf der Brücke herrschte zunächst Totenstille. Bill Adama fühlte sich wie betäubt, wie vor den Kopf geschlagen. Es war vorbei? Konnte das wirklich sein? „Das ist doch ein Trick der Zylonen.“, schoss es ihm durch den Kopf. Oder? War es ein Trick der Zylonen? Adama konnte es sich vorstellen – natürlich, das wäre, wenn man ihn fragen würde, ein probates Mittel, das der Feind anwenden konnte. Zunächst lullen wir den Gegner im falschen Gefühl der Sicherheit ein und schlagen dann zu. Den lauten Schrei hörte er in dem Moment, als er losbrach. Der Kommandant der Galactica zuckte zusammen und sah dann mit einem gewissen amüsierten Funkeln in den Augen, wie Gaeta auf Dee zusprang und die hübsche Dunkelhäutige umarmte. Felix Gaeta – er war schon ein Fall für sich. Es amüsierte Adama, zu sehen, wie die Worte des Sternenflottencaptains den eigentlich recht beherrschten Offizier zu einem derartigen Freudenausbruch hinrissen. Und dann gab es kein Halten mehr. Kara und Lee sprangen sich, lächelnd in die Arme, dann wandte sich Lee seiner Frau und Kara ihrem Mann zu und küssten ihren jeweiligen Partner… Erneut legte sich ein Lächeln auf Adamas Lippen, das sich verbreiterte, als er Saul Tigh neben sich auftauchen sah, der ihm eine Metalltasse reichte und anschließend mit goldener Flüssigkeit füllte. Ambrosia. Das stark-alkoholische Getränk der Colonien. ‚Zur Hölle, selbst wenn es eine Falle ist – der Schiffsmoral tut es sicher gut.’, dachte sich Adama und gab sich lächelnd dem Gefühl der Sicherheit hin. Er nahm dankend die Tasse und setzte sie an die Lippen an. ‚Wir haben es geschafft.’, schoss es ihm durch den Kopf, als er trank, ‚Bei den Göttern.’ Galen Tyrol konnte nicht anders, er musste lächeln. Seine Deckgang war gerade offenbar – völlig durchgeknallt. Eine halbe Stunde, nachdem er zu sich gekommen war, war das Schiff auf taktischen Alarm gegangen. Tyrol hatte gehört, dass die Flucht vor den Zylonen die entscheidende Phase erreicht hatte und befürchtete nun, da der Alarm ausgebrochen war, dass die Zylonen doch gewonnen hatten. Der Chefingenieur machte seinen Frieden mit den Göttern – und wartete, mit seiner Frau, Cally, im Arm, auf das Ende. Doch es kam nicht. Stattdessen beendete man den Alarm – und Admiral Adamas Stimme raunte durch die Lautsprecher. Es war wie damals vor drei Jahren gewesen – es war wieder eine kurze Situationsbeschreibung, ein Sit-Rep, wie man es so schön nannte – doch im Gegensatz zum damaligen, geraunten „Von diesem Moment an sind wir im Krieg.“, erklang nun die Stimme des Admirals: „Von diesem Moment an sind wir in Sicherheit.“ PENG. Das war's. Nun brachen alle Dämme. Egal in welcher Position man vorher gewesen war, welchen Rang man vorher bekleidet hatte – nicht das man groß darauf geachtet hätte, nicht mit einem Vorgesetzten zu fraternisieren, mit den Regeln war es nach dem Zusammenbruch der Kolonien verständlicherweise sowieso nicht allzu weit her - man lag sich, himmelhoch jauchzend in den Armen. Der Krieg, der soviele gute Techniker, Nuggets, Piloten, Offiziere – und auch Tyrols Sharon, die man damals Boomer genannt hatte – gekostet hatte, war vorbei. Schien vorbei. War vorbei. Und die Deckgang ergab sich ihres Freudentaumels, dem auch Tyrol sich nicht entziehen konnte – und wollte. Doch… an Bord ihrer Raptor saß Sharon Valeri und schaute nach draußen. Der Weltraum… unendliche Weiten – hatte man in dieser Welt Platz für eine Zylonin? War sie von Bedeutung? War sie von Wert? Oder konnte man sie einfach loswerden? Naja, wie man sieht – nicht alle waren glücklich… Präsident Baltar gehörte zu dieser kleinen Minderheit, die der Sache nichts Positives abgewinnen konnte… jetzt war er nicht mehr der wichtigste Mann – er war, im Gegenteil, wieder das, als was er angefangen hatte – Zylonenexperte, aber einer, in einer Welt, in der es keine Nachfrage nach Zylonenexperten gab. Im Grunde war er Überflüssig. „Was kann ich hier noch tun?“, schoss es ihm durch den Kopf und er stöhnte innerlich auf, als er sich selbst die Antwort lieferte: „Nichts – ich bin überflüssig. Ich kann genau so gut…“ Baltar war Wissenschaftler – in seiner Welt gab es keinen Platz für „Überflüssiges Dasein“. Funktionalität bestimmte die Lebensdauer und das Leben als solches. Und Gaius Baltar übte keine Funktion mehr aus – mit einer Anwesenheit in Sicherheit gab es keine Nachfrage für einen Zylonenexperten und noch weniger für einen Präsidenten eines obsoleten Systems. Die einzige Person, deren aktueller Rang noch unnötiger war, als seiner, war Laura Roslin. Doch die Frau war wenigstens noch Lehrerin, sie erfüllte also einen Nutzen. Er war ein technisches Genie, keine Frage, nur würde es in dieser Welt auch keine Nachfrage nach technischen Genies geben, denn diese Welt hatte dies alles. Das bewies die Dragonfly, sowie die anderen Schiffe, die er nun sah, wenn er aus dem Fenster der Colonial One blickte. „Nein, mein Leben ist hier völlig überflüssig. Ich kann genau so gut…“ Er hatte es schon zum zweiten Mal gesagt und nun sollten den Worten Taten folgen. Er griff nach dem scharfen Brieföffner und betrachtete ihn. Ein Wahlsieggeschenk von Gina Inviere, mit der Aufschrift „In ewiger Liebe G.I.“ – Ironie des Schicksals, dass diese Ewigkeit nicht allzu lange dauerte, im Gegenteil, sie endete als sie, Wochen, nachdem Gaius die Wahl gewonnen hatte, eine Atombombe zündete und die Cloud Nine, an deren Bord sie war, zerstörte. Baltar überlegte kurz und nahm dann den Brieföffner in die Hand, um sich die Pulsadern aufschneiden – aber die feingliedrigen Hände Natasis, der Frau, mit der alles angefangen hatte, legten sich auf die Klinge. Sie lächelte ihn an, küsste ihn sanft und raunte ihm, mit seinen Haaren spielend, ins Ohr: „Deine Zeit wird kommen, Gaius.“ An Bord der Dragonfly war die Situation recht entspannt. Man begab sich an Aufräumarbeiten und Cal war in seinem Büro verschwunden. Zumindest für einige Sekunden, denn kaum, dass er den Raum betreten hatte, erscholl ein lauter, fast schon mädchenhafter Schrei aus dem Captain’s Office. Agatha und Jill blickten einander erschrocken an. Was mochte los sein? Beide Frauen zogen ihre Phaser und machten sich mit pantherhafter Agilität auf den Weg hinunter zum Büro. Die Waffen erhoben, nickten sie einander zu, Agathas Hand schnellte vor, drückte auf den Türöffner und beide Frauen stürmten herein. Sie fanden Cal vor, der vor einer toten Asiatin stand. Der Captain war bleich wie ein Leintuch. „Sie… sie… sie lag einfach auf dem Boden.“, stammelte Cal und deutete auf das Bath’leth, das aus dem Brustkorb der Frau herausragte. „Soweit ich weiß, ist das eine Zylonin.“, sagte Agatha und schaute den Captain an. „Ach nee.“, gab der Captain zurück, „Ich weiß sogar, das sie in der Zelle war, zusammen mit Adama und Tigh.“ „Warum kreischt Du dann wie ein Waschweib?“, fragte Jill, grinsend. Der Captain blickte zu Boden: „Ich wusste nicht, dass sie in meinem Büro liegt. Und darüber hinaus auf so kreative Art massakriert.“ Beide Frauen konnten nicht anders, sie mussten einfach lächeln. Ein paar Stunden später saßen sich Cal und Agatha gegenüber, sie waren in seinem Quartier und er war fest entschlossen, das, was vor der Enterung der Dragonfly angefangen hatte, fortzusetzen. Beide hatten je ein Glas mit goldener, prickelnder Flüssigkeit in der Hand und Agatha hatte Cal schon, als er ihr das Glas gereicht hatte, überrascht angeschaut. Wobei „überrascht“ ein krasser Euphemismus ist – „sparsam“ wäre das treffendere Wort der Wahl. „Du trinkst doch sonst nie Alkohol.“, hatte sie gefragt und Cal hatte gegrinst: „Heute ist einfach ein besonderer Tag.“ Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, wusste er auch wieder, wieso er sonst keinen Alkohol trank, denn dieser Sekt, den er da vom Replikator hatte replizieren lassen, aktivierte alle seine Gesichtsmuskeln im Mund- und Lippenbereich, um alles, was verzogen werden konnte, zu einer Grimasse der Abscheu zu verziehen. Dieser Alkohol schmeckte einfach nicht. Er war zu sauer, er prikelte im Mund und … er mochte ihn einfach nicht. Agatha schien da keine größeren Probleme zu haben und trank das Glas, beziehungsweise, den Inhalt des Glases in drei großen Schlucken weg. Das Agatha „einen Stiefel vertrug“, wie man es damals nannte, wahrscheinlich bezog man sich dabei auf das „Stiefelsaufen“, was man ja wiederrum unter anderem von Klaus Störtebeeker kannte, war ihm, Cal, schon vor Jahren klar gewesen. Schon bei der Weihnachtsfeier, als sie 18 Jahre alt waren und Trinken endlich legal war, hatte es in der Klasse des Captains ein kleines Saufgelage gegeben. Agatha Silverbird „exte“, wie man im frühen 21. Jahrhundert zu sagen pflegte, 4 große Gläser Gin, Wodka und Whiskey. Scotty hielt den Gin und Wodka mit, nach dem dritten Glas Whiskey lallte er Unzusammenhängendes und fand sich in inniger Umarmung mit der Tischplatte wieder, gegen die er geknallt war. Und Cal hatte nach dem ersten große Glas Gin schon zuviel gehabt. Aber er war noch wach genug geblieben, um zu sehen, wie Agatha nach dem vierten Glas Whiskey „Issmirheiß“ murmelte und begann, am Top zu nesteln. Dann war auch er in Ohnmacht gefallen. So war das mit Cal und Alkohol. Er vertrug nicht viel und trank noch weniger – weswegen er wiederrum nicht viel Vertrug. Teufelskreis eben. Doch dem Captain war das heute – naja, egal ist hierbei das falsche Wort, er hatte nicht vor, betrunken in der Ecke zu liegen und zu lallen, wie schön Agatha doch sei, aber er wollte ein wenig feiern. Und zum Feiern gehörte Sekt nunmal dazu. Die Beiden tranken also (Cal ein Glas, Agatha zwei) und beschränkten sich darauf, den Tag Revue passieren zu lassen. So lagen sie in seinem Bett, sein Kopf ruhte in ihrem Schoß und sie erzählten einander, was sie von den aktuellen Geschehnissen hielten. Bis Cal sich irgendwann nicht mehr konzentrieren konnte, und sich aufrichtete, um Agatha einen Kuss auf die vollen, sinnlichen Lippen zu drücken. Gleichzeitig umarmte sie ihn, sie verloren ihr Gleichgewicht und lagen nun wirklich im Bett. Er schaute in ihre Augen und erlaubte sich, sich in diesen unglaublichen grünen Augen zu verlieren. Es kam ihm nur vor, als wären Minuten vergangen, seit er gestorben war – aber der Tod hatte gereicht, um seine Menschlichkeit entgültig aus seinem Körper zu verbannen. Er richtete sich im bioneuralen Schleim auf, erhob sich, trat auf die großgewachsene Six zu, die ihn anschaute und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. „Das wollte ich schon tun, seit wir uns kennengelernt haben.“, lächelte er und schaute sie an. „Prototyp der Twentythree-Reihe.“, sagte die Sixeinheit, „Hast Du etwas zu sagen?“ Der nackte Körper Captain Calvin Cats glänzte vor bioneuralem Schleim – er lächelte: „Ja, habe ich… Widerstand ist zwecklos.“ tbc Kapitel 1: Die Rückkehr ----------------------- Auf der Raumstation Deep Space Nine ging alles seinen relativ gewohnten Gang – so gewohnt, wie der Gang sein konnte, nachdem sich alles verändert hatte. Die Station war „föderal“, also der Föderation der Vereinten Planeten zugehörig, Kira Nerys, die Kommandantin, wurde Captain, die Bar Quarks wurde offiziell zur Ferengischen Botschaft erklärt – ach ja, und Benjamin Lafayette Sisko kehrte von den Propheten zurück um die Geburt seiner und Kassidy Yates-Siskos Tochter zu beobachten. Benjamin Sisko konnte gar nicht glauben, was da um ihn herum vorging. Er stand im Herzen eines Sturms, im Auge eines Orkans aus Jubelschreien und Applaus. Er – der Abgesandte – war wiedergekehrt. Die Bajoraner waren ausser sich vor Freude und ehe er sichs versah, stand er mitten auf der Promenade, beklatscht und bejubelt von den Bajoranern. Selbst Kira applaudierte, wenn auch ein wenig zurückhaltender und nicht ganz so frenetisch wie die Masse um sie herum. Es hatte sich gar nicht so viel verändert, seit er gegangen war. Gut – einige Crewmitglieder waren fort, andere waren an ihre Stelle getreten, aber ansonsten war eigentlich alles beim Alten. Dennoch vermisste er hier und da einige vertraute Gesichter. Das mürrische Gesicht Worfs beispielsweise – er hätte der Sache bestimmt nicht viel abgewinnen können – oder das eher viereckige Gesicht Chief Miles O’Briens. Er sah ihn quasi vor sich, wie er sich zu Julian Bashir beugte und ihm zuflüsterte: „Der Captain lässt es sich recht gut gehen, oder?“ Und dann glaubte er, einer Vision zu erliegen, denn – direkt neben dem lächelnd applaudierenden Julian Bashir stand Chief O’Brien und flüsterte dem Arzt etwas ins Ohr. „chief?“, fragte Sisko und trat aus der Masse auf den Mann zu, der sich umdrehte und ihm lächelnd salutierte: „Captain Sisko, es ist schön, Sie wieder zu sehen.“ „Chief, was tun Sie hier?“ Eine junge Frau räusperte sich neben ihm – Ezri Dax: „Ich muss mich schuldig bekennen, Ben. Ich konnte es nicht mehr aushalten und hab es allen aus deiner alten Kommandocrew erzählt. Worf müsste gleich…“ „Captain Sisko“, schmetterte ein tiefes Bariton die Begrüßung über die Promenade. Sisko drehte sich um und da stand er – der Klingone. Mürrisch wie immer – mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einem freundlichen Funkeln im Auge, aber ansonsten verriet die Haltung nichts von seiner offenbaren Aufgewühltheit. „Worf!“, schrie Ezri und sprang auf ihn zu um ihm in die Arme zu fallen, „Du hättest dich wirklich mal melden können.“ „Ezri, du weißt, wie das als Botschafter ist.“, sagte der Klingone und lächelte kurz. Mit Menschenmassen ist das so eine Sache – sie können Vor- aber auch sehr viele Nachteile haben. Ein Vorteil in Menschenmassen ist es, das man sich relativ unbehelligt mit selbiger mitbewegen kann, was für potentielle Mörder und Attentäter gar nicht mal so verkehrt ist. Das ist aber auch der Nachteil – es wird schwer, Mörder und Attentäter sofort ausfindig zu machen. Die Menschenmasse – oder sagen wir besser, die Menschen-Bajoraner-und-sonstige-zwei-bis-mehrbeinige-Spezies-Masse, die sich da in der Promenade tummelte, hatte zwar für das Wiedersehen zwischen dem Chief und Sisko, sowie Worf und Dax genug Platz gemacht, jetzt strömten sie aber auf den dunkelhäutigen Kommandanten und Abgesandten zu, wie eine Flutwelle, die einen Damm geborsten hatte. Kira Nerys sah sich das Spektakel mit wilder Freude im Herzen, aber nach Aussen hin so kalt wie ein Eisblock, an. So musste sie sein, sie war jetzt Captain und da erwartete man gewisse Ettikette – wenngleich sie mit der neuen Uniform nicht viel anfangen konnte. Die bajoranischen Jumpsuits waren ihr irgendwie lieber gewesen – mit dieser grauen Schulterpartie, dem schwarzen Resttorso und dem roten Rollkragenuniformshirt war sie sich in den ersten Wochen relativ – dämlich vorgekommen. Und doch kam sie nicht umher, zu denken, das sie besser so durch die Gegend lief, als Nackt, wie es die vier Personen taten, die sich gerade offenbar orientierungslos einen Weg durch die Menge zu bahnen suchten. Es war wie in alten Zeiten – kaum, das der Abgesandte auftauchte, wurde es verrückt. Sie berührte ihre Kommunikatorenbrosche: „Kira an Harriman? Ich habe vier Flitzer ausfindig gemacht.“ Damit machte sie sich auf den Weg, den ersten der „Flitzer“ zu stellen. Es war Mann, ungefähr so alt wie sie selbst, also in den späten Dreißigern, der offenbar nicht so recht wusste, wo er war. Die Situation war für ihn ein wenig eigenartig. Er erinnerte sich daran, in den Armen seiner Frau die Augen geschlossen zu haben, gespürt zu haben, wie das Leben aus seinem Körper entwich und wie er mit seinen vier besten Freunden wieder vereint gewesen war. Im Alter von 92 Jahren war er gestorben und konnte auf ein ruhiges und zufriedenes Leben zurückblicken. Nun stand er hier. Und er erinnerte sich daran, das ihm dies nicht zum ersten Mal passiert war. Nein, das erste Mal war vor ungefähr einem halben Jahrhundert gewesen. Er war auf diesem fremden Planeten radioaktiv verseucht worden und an den Folgen dieser Verstrahlung beinahe gestorben, wenn – ja, wenn nicht dieses allmächtige Wesen eingegriffen hätte. Dieses fremde Wesen, es hieß Oma Desala, hatte ihm den Aufstieg ermöglicht und ihn so vor dem Tod gerettet. Dummerweise gab es unter Omas Volk eine sogenannte „Nichteinmischungsklausel“, die ihn davon abhalten sollte, sich in die Belange „niederer“ Spezies einzumischen. Aber hier war der Wunsch der Vater des Gedanken. Er, der Wissenschaftler, Anthropologe, das Herz seines Teams, war einfach zu sehr Mensch, als das er sich von solchen Kleinigkeiten wie Nichteinmischungsklauseln abhalten lassen konnte. Und so wurde er nach einem Jahr, in dem er einen ziemlich großen Klauselnbruch zu verantworten hatte, wieder zu einem Menschen gemacht. Das der Klauselnbruch darin bestand, Anubis daran zu hindern, das „Auge des Ra“, ein ungeheuer mächtiges Artefakt, zu bergen, und die Macht im Universum zu übernehmen, störte niemanden. Er wurde bestraft und fand sich auf einem friedlichen Planeten wieder – ohne Gedächtnis. Jetzt jedoch hatte er sein Gedächtnis behalten, es war also etwas Anderes vorgefallen, das die Antiker dazu veranlasst hatte, ihn wieder in die Welt der Lebenden zu entlassen. Die nackte Blonde öffnete die Augen und erlebte einen Moment vollkommener Klarheit. Sie war wieder lebendig, auch, wenn dies merkwürdig anmutete, aber – es war ein Fakt. Sie erinnerte sich deutlich daran, gestorben zu sein, niedergestreckt von einer Jaffa-Stabwaffe beim finalen Scharmützel um Dakara. Ihr Geliebter, der Mann, den sie nach dem Erfolgreichen Ausgang der Mission hatte heiraten wollen, war mit dauerfeuerndem Maschinengewehr zu ihr gelaufen, hatte sie in den Arm genommen und in den sanften, blauen Augen des Anthropologen standen Tränen. Dann war sie gestorben und Oma Desala hatte sie gerettet. Und dann … Dann waren ihre anderen Freunde gekommen, der Mann mit den kurzen grauen Haaren, dem gewinnenden Lächeln, dem zynischen Sarkasmus sowie, der Mann, den sie als Feind kennengelernt und der ihnen ein Verbündeter und guter Freund geworden war, sogar die sexy Diebin und der gläubige Kämpfer waren aufgetaucht – die Jaffa mussten sie alle niedergemacht haben. Doch der sanfte Anthropologe war nicht erschienen. Ein Teil von ihr war froh – das bedeutete, das er noch lebte. Ein anderer Teil von ihr war traurig. Traurig darüber, das sie ihn so früh verlassen musste, traurig darüber, dass er und sie nun doch nicht zusammenkommen würden, traurig darüber, ihn verloren zu haben. Oma Desala hatte sich jedoch als gütiges Wesen herausgestellt und hatte ihr erlaubt, Kontakt mit ihrem Geliebten aufzunehmen. Und Jahre später, als er im Sterben lag, hatte sie ihn holen dürfen. Die merkwürdigen Blicke der Anderen machten ihr ihre momentane Gaderobe – oder besser gesagt, den Mangel selbiger – erst richtig bewusst. Augenblicklich errötete sie, schluckte einmal kurz und versuchte, sich hinter diesem Rundbogen so gut es ging zu verstecken. Sie war zwar damals Offizierin der Air Force gewesen, doch mit unerwartetem Exibitionistentum hatte sie keine Erfahrung gehabt. „Carter?“ Sie zuckte zusammen. Die Stimme klang vertraut rau und doch sanft, mit einem Hauch Ironie und Zynismus. „Diese Aufmachung steht ihnen.“ Abrupt drehte sie sich um. Tatsächlich. Direkt vor ihr stand, in genau das selbe Adamskostüm gehüllt, in das sie gekleidet war, ihr Chef. Die braunen Augen funkelten amüsiert. „So haben Sie sich mir noch nie gezeigt.“ Samantha Carter schluckte und schaute Jack O’Neill an. „Sir, was – was tun wir hier?“ Und dann war dieser Typ neben ihnen. Er hatte eine merkwürdig-geriffelte Nase, betrachtete sie von oben bis unten und ihn nur kurz, lächelte dann dünnlippig und räusperte sich kurz: „Darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen?“ Doktor Julian Bashir staunte nicht schlecht, als man ihm nach und nach nackte Menschen auf die Krankenstation brachte. Die erste nackte Person war ein Mann in seiner Altersklasse gewesen – so um die dreißig – mit eisblauen Augen in denen Entschlossenheit flammte. Julian hatte ihn kurz untersucht, festgestellt, das er nicht nur gesund, sondern in ausserordentlich gesunder Verfassung war – und ihm Kleidung repliziert. Schließlich sollte ein gewisses Mindestmaß an Komfort ja gegeben sein und das ging mit dem Vorhandensein an Kleidung los. „Naja“, dachte sich Julian, „Captain Sisko ist wieder da, da wird es halt turbolent. Mich wundert beim ‚Abgesandten’ gar nichts mehr.“ So wollte er die Sache eigentlich ad acta legen, als sich die Tür zur Krankenstation öffnete und der bajoranische Fähnrich Narik hereinkam, mit einem Mann im Gefolge, der ebenfalls nackt war – und einer blonden Frau mit recht kurzen Haaren, die offenbar auch nicht viel von Kleidung hielt. Wobei, wenn Julian sich die Röte im Gesicht der Frau betrachtete, konnte man schon darauf schließen, dass sie ihren athletisch-attraktiven Körper nicht unbedingt jedem und schon gar nicht von jetzt auf gleich freiwillig zeigte. „Fähnrich Narik, was bringen Sie mir denn da?“, fragte Julian und der Bajoraner grinste kurz: „Ich hab die beiden am bajoranischen Schrein gefunden. Sie versuchte sich zu verstecken, er schien schon da gewesen zu sein.“ „Verrückt.“, seufzte Julian, „Kaum das Sisko wieder hier ist…“ Narik schüttelte wild den Kopf: „Das hat rein gar nichts mit dem Abgesandten zu tun.“ Ein Lächeln stahl sich auf Julians Lippen. Ja, man sollte in der Gegenwart eines Bajoraners nicht all zu spöttisch über den Abgesandten sprechen – das kam in der Regel nicht gut. Mit einem Räuspern machte die hübsche Blonde wieder auf sich aufmerksam. „Nicht, das ich es nicht genösse, so im Mittelpunkt zu stehen“, sagte sie und man konnte deutlich hören, das sie es ironisch meinte, „aber ich hätte gerne … naja, Kleidung.“ In dem Moment kam der junge Mann von vorher um die Ecke und schaute den nackten Mann und die schöne, nackte Blonde verdattert an. „S… Sam?!“, brachte er dann hervor, stürmte auf die Angesprochene zu, die ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte und schloss sie in die Arme. Nur der Mann mit den kurzen, grauen Haaren rollte mit den Augen. „Geht das wieder los.“, murmelte er, lächelte dann aber und schaute zu dem jungen Kerl herüber, der gerade die nackte Blonde förmlich erdrückte. „Daniel, Daniel, du kannst sie los lassen – sie bekommt kaum Luft.“, lächelte er. Der mit „Daniel“ angsprochene riss den Kopf hoch, schaute zu seinem Gegenüber und war sprachlos. „J… Jack?“, fragte er und nahm nun auch diesen Mann in die Arme, ehe er sich zu Julian umdrehte, der sich vernehmlich geräuspert hatte. „Ja, ich weiß, das wird ein wenig…“, setzte ‚Daniel’ an. „Merkwürdig.“, warf Jack ein, was prompt von Daniel in den Satz eingebaut wurde: „… merkwürdig aussehen – aber, wir kennen uns, also die Frau, der Mann und ich.“ „Ja, soviel haben die – glaube ich – auch festgestellt, Danny-Boy.“, sagte Jack und schaute dann zu Julian herüber: „Ähm, wäre es wohl möglich mir ein paar Klamotten zu besorgen. Wissen Sie, es zieht hier ein wenig.“ Bashir nickte nur und schüttelte fassungslos den Kopf. Er ging zum Replikator: „Computer, Kleidungsstücke Modell 34 alpha, Größe XL in Geschlechtsspezifikation Männlich und M in Geschlechtsspezifikation Weiblich herstellen.“ „Bestätigt.“, vermeldete der Computer und Sekundenbruchteile später erschienen zwei Kleidungsbündel im Ausgabefach. Julian warf sie dem Mann und der Frau zu, die sie sofort anzogen. „Also“, wandte sich Julian an die Blonde: „Wer sind…“ Weiter kam er gar nicht, denn in diesem Moment betrat ein Hühne die Krankenstation, schwarz, nackt, mit einem goldenen Emblem auf der Stirn. „O’Neill.“, sagte er kurz angebunden und Jack drehte sich um. „Hey, T, du auch hier?“, fragte er grinsend und wandte sich an Bashir: „Ich glaube, hier wird Größe XL nicht reichen. Teal’C ist ein wenig größer, aber das sehen sie ja selber.“ Bashir saß in Kira Nerys’ Büro und fasste den Bericht zusammen. „Sie werden es nicht glauben. Die sechs Leute sind einfach so auf der Station aufgetaucht.“ „Ich glaube es, Doktor, ich habe die ersten Vier gesehen. Und sie sagen, später sind noch Zwei aufgetaucht?“ Kira erhob sich, straffte das Uniformhemd und streckte sich einmal. Sie schaute den Stationsarzt an und seufzte: „Wissen Sie, als ich das Kommando übernommen habe, dachte ich, das es nach dem Dominion-Krieg nicht schlimmer werden kann. Taran’atars Amoklauf vor Fünf Monaten belehrte mich da eines Besseren. Aber, ich habe mich damit abgefunden. Und ich dachte, das es nicht turbolenter werden kann, aber wissen Sie was? Es wird immer turbolenter.“ Bashir nickte: „Ich weiß genau, was Sie meinen, Captain.“ Erneut streckte die Bajoranerin sich und schaute dann zu Julian: „Und – haben Sie ihre Geschichte überprüft?“ Der Brite verzog nachdenklich das Gesicht und lehnte sich im Gästesessel zurück: „Wissen Sie, ich habe es versucht, ich habe es wirklich, wirklich versucht. Das Problem ist, das in der gesamten Sternenflotte keine Eintragungen zu finden waren. Also habe ich ein wenig tiefer gegraben.“ „Tiefer? Sie meinen wie in Sektion 31?“ „Versuchen Sie mal ‚vor Gründung der Föderation’.“, sagte Bashir mit einem Hauch Humor in der Stimme, „Ich habe die Namen gefunden. Im späten zwanzigsten, frühes einundzwanzigsten Jahrhundert wurde ich fündig.“ Kira schüttelte den Kopf: „Das kann nicht stimmen.“ „Das dachte ich mir auch. Aber die Namen sind da. Alle. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie Ihnen aufs PADD zu schicken.“ Die Bajoranerin nahm das PADD und überflog die Daten. „Nun, die Gesichtserkennung hat angeschlagen?“, fragte sie und Julian nickte: „Ja, auch wenn wir dafür ein altes Programm verwenden mussten und es mit der Erd-Datenbank abgleichen. Das sogenannte IAFIS, also das Integrated Automated Fingerprint Identification System.“ „Sie haben also nach ihren Fingerabdrücken gescanned?“ „Nachdem die Retinascans schon merkwürdige Daten angezeigt haben – auch dort berief sich der Computer auf diese historischen Personen – haben wir die Gesichtserkennung und das IAFIS verwendet. Beide Computersysteme nannten das gleiche Ergebnis.“, erklärte Julian und Kira nickte: „Dennoch – diese Personen sind tot. Sollten Sie zumindest sein.“ „Ich weiß. Nichts destotrotz nennt mir der Computer die Identität der Personen in der Krankenstation als die vom legendären SG 1-Team.“ Als Kira in die Krankenstation kam, befanden sich fünf Personen schon im Raum. General Jack O’Neill saß auf einem Biobett, starrte gedankenverloren ins Leere, Teal’C, der Jaffa, stand in einem Alkoven und verneigte sich begrüßend, Daniel Jackson war, genau wie Cameron Mitchell sofort auf den Beinen, während Sam Carter sich immer noch mit den Computern befasste. „Das ist alles faszinierend.“, stellte sie fest, mit einer fast schon kindlichen Begeisterung in der Stimme. Sie drehte sich um, sah Captain Kira und salutierte. „Colonel Samantha Carter meldet sich zum Einsatz, Ma’am.“ Mitchell tat es ihr gleich. „Gut, gut, sie müssen vor mir nicht salutieren.“, sagte die bajoranische Kommandantin und hob abwehrend die Hände, „Ich – weiß gar nicht, was ich sagen soll, ausser ‚Willkommen an Bord’. Ich nehme an, sie sechs…“ Sie stutzte und begann, durchzuzählen. Jetzt merkte Daniel, das jemand fehlte und er seufzte genervt. „Da ist die Frau seit knappen 400 Jahren tot und … macht immer noch Extratouren.“ Vala Mal Doran schländerte über die Promenade. Sie fühlte sich, als wäre sie im Himmel. Im richtigen Himmel, nicht in diesem weichgespühlten Himmelsverschnitt, den die Antiker ihnen hingestellt hatten. Hier war ihr Himmel – es glitzerte, es funkelte und durch die Türen erklang lautes Geschrei. Sie fühlte sich einfach nur geborgen. „Daboooooooo!“, erklang es durch die Tür, die offenbar zu einer Art Bar führte. Der Tresen, den sie durch die Tür sehen konnte, wies deutlich darauf hin. Ebenso die blinkende und glitzernde Schrift, die die Bar als „Quarks“ betitelte. Die junge Frau lächelte und betrat die Bar. Tot – Wiedergeboren – Tot – Wiedergeboren – Tot… Und nun Wiedergeboren. General Jack O’Neills Kopf schwirrte. Ja, er erinnerte sich an seinen Tod auf Dakara – ein Stabwaffentreffer in den Kopf ist in der Regel tödlich – und daran, wie er von Oma Desala gerettet worden war und in diesem weißen Nichts gestanden war. Aber – all das hier war etwas völlig anderes. Und zwar nicht nur ein wenig anders, sondern hirnverdrehend anders. Er lebte wieder, wenn auch nicht mehr im Einundzwanzigsten, sondern 390 Jahre nach seinem Todesdatum, zwei Dekaden vom der Grenze zum 25 Jahrhundert entfernt. Alle die er kannte, waren inzwischen ebenfalls tot und – nicht alle hatten das Glück, von Oma Desala das Geschenk des neuen Lebens erhalten zu haben. Das alles hinterließ bei O’Neill einen bitteren Nachgeschmack. Er hatte „Glück“ gehabt, ihn hatte man a) gerettet und b) mit neuem Leben ausgestattet. Es wollte dem General nicht gefallen, zumal er noch nicht mal eine wage Ahnung davon hatte, was Oma von ihm wollte. Er erhob sich und sah sich einer hübschen Frau mit kurzen, rotbraunen Haaren gegenüber, die in einer Uniform steckte, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Sie sah ihn an, lächelte und begann, mit einer sanft-modulierten Stimme, auf ihn einzusprechen. „Es muss für Sie sehr verwirrend sein, General O’Neill, aber – wir sind im 24. Jahrhundert.“ (eigentlich müssten sie wissen, wo sie sind) „Ach, sind wir das?“, fragte er mit beißendem Sarkasmus zurück und schüttelte den Kopf: „Soviel hab ich inzwischen selbst herausgefunden. Verraten Sie mir lieber, was wir hier tun und woher Sie mich kennen?“ Die Rotbraune räusperte sich: „Zunächst einmal mäßigen Sie sich in Ihrem Ton, General. Ich bin die kommandierende Offizierin dieser Station, Colonel Kira Nerys und ich erwarte, dass Sie mich und meine Offiziere mit demselben Respekt behandeln, mit dem ich Ihre Offiziere behandeln werde.“ Unmittelbar lag diese Schärfe in ihrer Stimme und O’Neill nickte kurz: „Werde es mir merken.“ Er wandte sich an Sam: „Colonel, kommen Ihnen diese Uniformen nicht auch irgendwie bekannt vor?“ Die Blonde überlegte kurz, dann nickte sie. „Ja, die hatte er doch auch an, oder?“ „Ja, deswegen erwarte ich eigentlich, das er gleich vorbeikommt und uns freundlich, aber wie immer ein wenig nervig, begrüßt.“, meinte Jack und schaute zu Kira: „Also, wo ist er?“ „Wer?“, fragte die Frau und Jack räusperte sich: „Na, der Typ. Wir sind ihm vor ein paar Jahrhunderten über den Weg gelaufen. Daniel, weißt Du…“ Erst da realisierte er, das Daniel nicht mehr da war. „Er ist Vala suchen gegangen.“, erklärte Sam lächelnd, „Sie hat sich offenbar wieder verselbstständigt und er fürchtet, dass sie jemanden bestiehlt, der es eventuell nicht gut mit ihr meinen könnte.“ „Wen meinen Sie?“, fragte Kira und schaute zu Sam herüber: „Wen meint General O’Neill?“ „Der Name ist mir gerade entfallen, aber vielleicht kennen Sie ihn ja.“, sagte Sam und musste kurz nachdenken: „Er ist so um die eins Achtzig groß. Blonde Haare, die wir damals in Braun umgefärbt haben und ihn zu einer Dauerfarbkur genötigt haben. Tollpatschig, nett, aber nervig.“ Kira schaute die Blonde an: „Wir haben eine Datenbank für Föderationsoffiziere, die Durchsicht könnte aber etwas dauern. Vielleicht können Sie noch ein paar Eingrenzungen vornehmen, dann finden wir ihn sicher. Sam nickte: „Okay, also – wie schon gesagt, Größe Einen Meter achtzig, Haarfarbe Braun, Augenfarbe Grün, das Alter liegt zwischen 20 und 30 – ach ja, und er kommandiert ein eigenes Raumschiff.“ Kira runzelte die Stirn: „Erscheint mir ein wenig jung um ein Raumschiff zu kommandieren.“ „Naja, er erzählte uns etwas von ‚Unfall’ und ‚Spezielles Programm’.“ Daniel Jackson war inzwischen auf der Promenade unterwegs und suchte Vala. Sie konnte ja nun wirklich überall stecken, so hell und einladend wie es hier glitzerte. Allerdings kannte er sie inzwischen einigermaßen, um sie einschätzen zu können. Den Schneidersalon schloss er gleich mal aus, ebenso das Büro des Sicherheitsoffizieres oder den Stand, der Jumja-Sticks verkaufte, was immer das sein mochte. Und dann drang ein lautes „DABOOOOOOO!“ an sein Ohr. Automatisch wusste er, wo er sie zu suchen hatte. Er lenkte seine Schritte ins Quarks. Vala saß auf einem Stuhl in der Ecke. Nein, sie saß nicht, sie thronte. Die Brust stolz herausgepresst, den Rücken durchgebogen, so saß sie da und trank ein Glas mit einer sonderbaren bernsteinfarbenen Flüssigkeit in einem Zug leer. Daniel blieb verdutzt an der Theke stehen und spürte, wie ihm jemand an den Arm tippte. Er drehte sich um – und bekam für einen kurzen Moment einen Schock. Das was ihn da ansah, war Humanoid, hatte tellergroße Ohren und spitze Zähne. Es trug eine Jacke, die auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte, und wischte ein Glas trocken. „Kennen Sie dieses Mäntschen-Weibchen?“, fragte es im besten Englisch und Daniel ließ sich für den Bruchteil einer Millisekunde von typisch-menschlicher Arroganz leiten. Dieses DING sprach Erdensprache? Das verblüffte ihn. Doch so schnell ihn die Arroganz gepackt hatte, genau so schnell war sie wieder verschwunden. Er schüttelte kurz den Kopf und schaute sein Gegenüber an: „Was?“ „Ob sie dieses Mäntschen-Weibchen kennen.“, fragte das Wesen erneut und Daniel nickte: „Ja, es ist eine gute Freundin von mir. Ich bin… Doktor Daniel Jackson.“ Damit reichte er dem Wesen die Hand, das ihn ansah und dann seine Zähne beim Lächeln weiter entblößte: „Quark ist mein Name. Willkommen in meinem Etablissement. Sie sind offenbar neu hier.“ „Ja, ich bin … quasi gerade erst angekommen.“ Quark lächelte breiter: „Möchten Sie ihren Liebsten etwas von ihrer ersten Mission mitbringen?“ „Ersten … Mission?“, echote Daniel und stockte einen Moment später, als er eine unglaublich weiche, unglaublich sanfte Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um und sah in ein unglaublich schönes, unglaublich Weibliches … und unglaublich grünes Gesicht. Die schöne Frau lächelte raubtierartig: „Quark, ich nehm ihn für dich aus.“ Sie fuhr mit ihrer Hand seinen Brustkorb entlang und hielt Augenkontakt: „Du wirst ein braver Junge sein, oder?“ Er konnte nicht anders, er war von dieser Schönheit so hypnotisiert, so fasziniert, das er nickte. Als sie ihn an der Hand fasste und mit sich zog, folgte er ihr willenlos. Vala hatte gerade das dritte Glas dieses merkwürdigen Getränkes namens Kanar getrunken, merkte die angenehme Losgelöstheit und schaute sich in der Bar um. Daniel – ihr Daniel – war hier und war offenbar auf der Suche… nach IHR! Lächelnd erhob sie sich, als diese grünhäutige Frau auf ihn zutrat und ihn mit ihrem Charme einwickelte. Das konnte Vala nicht zulassen. Erstens war er der Mann ihrer besten Freundin auf der Erde, zweitens war es immer noch IHR Daniel und wenn Sam nicht dazwischen gekommen wäre, wäre er heute ihr Mann. Sie erhob sich und ging mit langsamen, gemessenen Schritten auf Daniel und die Grüne zu, damit niemand sah, WIE angetrunken sie schon war und umfasste Daniels Hand. „Wo willst Du hin, Daniel?“ Der Anthropologe schaute sie verträumt an und murmelte ein leises: „HM?“ Vala seufzte. Das konnte noch lustig werden. „Okay, wir haben die Körpergröße, wir haben den Rang – vermutlich Captain – die Haarfarbe, das Alter. Vielleicht findet der Computer schon einmal was.“, sagte Julian Bashir und gab die entsprechenden Daten in die isolinear-gestützte Datenbank ein. Der Rechner ratterte, arbeitete, rechnete, verglich Daten und kam nach zwanzig Sekunden zu einem recht befriedigenden Ergebnis. Aus einer Datenbank die um die Milliarden Offiziere umfasste, hatte man immerhin 50 Prozent isoliert. „Das ist nicht schlecht.“, meinte Julian, „Der Computer braucht aber noch ein paar Informationen mehr.“ Sam war begeistert: „Die Technik ist wirklich schnell geworden in den letzten 390 Jahren. Früher hätten wir für eine solche Suche mindestens 2 Stunden gebraucht – ganz zu schweigen davon, das wir nicht Milliarden Offiziere in der Air Force hatten.“ Bashir lächelte und nickte: „Es hat einen ziemlichen Fortschritt gegeben. Aber was erwarten Sie nach 400 Jahren.“ „390.“, korrigierte Sam ihn, Augenzwinkernd, „Immer genau bleiben.“ „Gut, möchten Sie noch eine Eingabe machen? Haben Sie vielleicht den Raumschiffstyp? Die Klasse?“ „Die Klasse nicht, aber den Namen. Computer? Suche nach einem Offizier, möglicher Rang Captain, Alter zwischen 20 und dreißig, braune Haare, grüne Augen, der auf dem Schiff USS Dragonfly NX 0815 stationiert ist.“ „Befehl nicht durchführbar. Die USS Dragonfly NX 0815 wurde als „Zerstört“ gemeldet.“, vermeldete der Computer und Sam seufzte: „Gibt es andere Schiffe mit der Kennung USS Dragonfly und der Registriernummer 0815?“ „Positiv.“ „Name und Kennung?“ „USS Dragonfly NCC 0815-A.“ „Computer? Suche nach einem Offizier, möglicher Rang Captain, Alter zwischen 20 und dreißig, braune Haare, grüne Augen, der auf der USS Dragonfly NCC 0815-A stationiert ist.“, befahl Sam und der Computer ratterte und arbeitete und quasi sofort erhielt sie eine Meldung: „Mögliche Personenkennung gefunden. Name: Cat, Vorname Calvin Nathan. Rang Sternenflottencaptain Ehrenhalber.” “Das ist er.”, lächelte Sam, „Wir haben ihn gefunden.“ Kira nickte und betätigte ihren Kommunikator: „Kira an Ops. Stellen Sie Kontakt zur USS Dragonfly NCC 0815-A her.“ „Verstanden.“, erklang die Stimme Sam Bowers und Kira wusste, dass der junge Mann seine Arbeit gewissenhaft erledigen würde. Tbc Kapitel 2: Unter den Waffen schweigen die Gesetze ------------------------------------------------- Man hatte die Station so gebaut, dass man mit der maximalen Sensorenauflösung die neutrale Zone scannen konnte. Daher war Deep Space Seven eine militärisch-wichtige Einrichtung und durch mindestens einen Kampfverband der Föderation immer zu erreichen. Der Aufbau der Station war typisch-föderal standardisiert. Architektonisch wirkte sie nicht unbedingt spannend. Euphemistisch gesagt. Realistisch gesagt: Die Station war ein Modulbausatz, wie er langweiliger nicht sein konnte. Irgendwann in den späten 80ern des 23. Jahrhunderts hatte ein Architekt den Auftrag erhalten, das neue Weltraumlabor „Regula 1“ zu entwerfen und nachdem der Architekt dem Föderationsrat diese Bauweise vorgeschlagen hatte, stellte man fest, dass das Design recht effizient war. Also wurden bis ins späte 24. Jahrhundert und wahrscheinlich noch darüber hinaus die Raumstationen nach dem Modellbausatz Regula 1 gefertigt. Das Raumschiff, das neben der Station unter Warp ging, wurde sehnsüchtig erwartet. Es war ein Standardshuttle der Klasse 3, eines jener kleinen Kurzstreckenflieger, von denen jedes Raumschiff mindestens ein komplettes Kontingent besaß. Als das schnittige Gefährt im Hangar der Raumstation landete und sich die Kabinentür öffnete, eilte ein Mann in einem Doktorenkittel auf das Shuttle zu und lächelte: „Sir, Ma’am, wir haben Sie schon erwartet.“ Die beiden Personen, die das Raumschiff verließen, hätten unterschiedlicher gar nicht sein können. Sie eine Frau mit Maßen, die durchaus dazu geeignet waren, jede Frau im Umkreis ein wenig neidisch werden zu lassen, mit feuerroten Haaren und den grünsten Augen, die man sich vorstellen konnte, er ein Mann, dessen Körperbau zwar ebenfalls drahtig war, dessen Bewegungen jedoch davon zeugten, dass er diesen Körper nicht unbedingt koordinieren konnte. Die Augen – die sagten Doktor Oscar Goldman schon alles. In ihnen stand der Wunsch, sich zu beweisen, aber auch dass er keine wirkliche Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Doktor Oscar Goldmans Erscheinung war eine derjenigen, die diese gewisse Art von Autorität ausstrahlen. Er war eins vierundneunzig groß und seine hohe Stirn, sowie die Falten im Gesicht waren ein Zeichen davon, dass er nicht einer dieser Jungspunde war, wie sie heutzutage auf der Starbase rumliefen. Das Lächeln, das er aufgesetzt hatte, wirkte ein Stückweit ernst gemeint, aber es war auch diese durchaus feststellbare Menge an Diplomatie beigemengt. Mit eben diesem echt-falschen Lächeln schaute er nun die beiden Neuankömmlinge an und sagte: „Sir, Ma’am, wir haben sie schon erwartet.“ Als der Mann den Shuttle verließ, wandte er sich um, reichte seiner Begleitung die eine Hand, die sie ergriff und ebenfalls aus dem Gefährt ausstieg. Goldman schaute den beiden Offizieren zu, näherte sich ihnen dann und gab ihnen die Hand. „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Doktor Oscar Goldman und ich bin der Leiter des Projektes Alpha Prime.“ „Entzückt.“, sagte die Rothaarige mit einer angenehm-dunklen Stimmfärbung, während der Mann sich kurz verneigte, sich kurz räusperte und dann ansetzte, zu sprechen. „Okay, dann zeigen Sie uns doch mal den Big Mac.“ Innerlich rollte Goldman mit den Augen. Kein „Schönen guten Tag!“, kein „Na, wie geht’s?“ – nein, sofort in Medias Res. Das war so typisch für die Sternenflotte. Time is money – chop chop. „Gut, wenn Sie mir bitte folgen wollen.“, machte er dann dennoch und ging vor, sich kurz umdrehend, um zu schauen, ob die Beiden ihm wirklich folgten. Sie taten es. Lieutenant David Crane seufzte. Eigentlich hatte der Tag so toll angefangen – er hatte eine Subraumbotschaft von seinem Vater bekommen, man hatte sich wunderbar unterhalten und eigentlich hätte der Tag nur noch besser werden können, wenn seine Frau, Bethany, nicht mit Grippe im Bett gelegen hätte. So musste der 1,90 Meter große Blonde, der seine Uniform sehr gut ausfüllte, heute offenbar wieder einmal alleine in der Messe essen gehen – wie er es schon in den letzten Tagen gemacht hatte. Aber – na ja, so hatte er wenigstens Gelegenheit, sich mal wieder mit seinen Kameraden ausserdienstlich zu unterhalten, was in den letzten Wochen nicht einfach war. „Ich verstehe das“, hatte Silke Schmidt gesagt, „Ihr seid frisch verheiratet, da hat man nicht so viel Zeit für seine Kumpels.“ Somit hatte sich die Blondine mit den wasserblauen Augen zur Lage der Nation geäußert. Die beiden Sicherheitsoffiziere gingen zum Labor beta, wo Lieutenant Feng Mao schon den Campingtisch aufgebaut hatte und gerade dabei war, die Plastikschüssel mit Chips auf selbigen zu stellen. David lächelte Feng zu, die junge Chinesin erwiderte sein Lächeln und hob dann den Kopf als Alexander Poole durch die Tür kam. „Alexander“, sagte sie mit dieser exotischen Stimmfärbung, die immer ein wenig an einen Singsang erinnerte, „Willkommen zu unserer kleinen Runde.“ Poole nickte ihr zu, sie setzten sich und nach wenigen Minuten waren sie in einem Kampf der Willen gefangen – keiner wollte aufgeben, keiner war bereit, als Erster die Waffen zu strecken und zu sagen „Ich gebe auf.“. Als Goldman und die beiden Sternenflottenoffiziere das Labor erreichten, schauten sich der Captain und seine rothaarige Begleiterin erst einmal um. Das Labor selbst war ein mit etwas, das wie Glas aussah, verschlagener kleinerer Raum innerhalb eines größeren Raumes. Goldman erinnerte es immer wieder an genau jene Art der Sicherheitslaboratorien, die es natürlich auch war. Ein paar Meter vor dem Handflächenscanner stand ein Campingtisch, an dem gerade mehrere, in goldene Uniformen gekleidete Personen Poker spielten. Oscar nickte den Spielenden zu, während der Captain sich räusperte: „Haben Sie nichts zu tun?“ Der Eine, ein eins-neunzig Typ mit raspelkurzen, blonden Haaren und deutlich sichtbaren Muskelpartien, sprang auf und salutierte: „Sir, nein, Sir – das Terrain ist sicher!“ Der Captain lächelte, salutierte zurück: „Na dann macht mal weiter!“ Goldman beteiligte sich am Lächeln, ging dann auf die Konsole zu und legte als Erster seine Hand auf eine ungefähr 10 Zentimeter große, quadratische Glasplatte, die in der Wand eingelassen war. „Identifikation bestätigt“, erklang die weibliche Computerstimme, „Goldman, Oscar, Doktor. Rang: Lieutenant Commander. Projektleiter von Projekt Alpha Prime.“ Die braunen Augen des Sternenflottencaptains zeigten eine gewisse Ungeduld und Goldman drehte sich, dies registrierend, um. „Das ist eine ganz simple Sicherheitsvorkehrung – ich muss Sie bitten, sich gleich auch zu identifizieren.“ Dann drehte er sich wieder zur Labortür um, die in diesem Moment aufglitt. Kaum, dass der Wissenschaftler einen Schritt in das Labor gemacht hatte, glitt die Tür wieder zu. Ungeduldigen Blickes legte der Captain nun seinerseits seine Hand in die Glasfläche. Erneut erklang die weibliche Stimme. „Identifikation bestätigt.“, sagte sie und ratterte die Daten herunter, die mit dem Sternenflottencaptain in der Datenbank der Föderation verknüpft waren. Gleichermaßen verfuhr die Rothaarige, auch hier erfolgte eine einwandfreie Identifizierung und als alle drei im Labor standen, warfen der Captain und die Frau sich schwer zu entziffernde Blicke zu. Goldman bekam davon nichts mit, er schaute sich ebenfalls um, lächelte – hier war er in seinem Element. „Willkommen in Labor Beta, der Heimstatt des Projektes „Alpha Prime.“ Der Grund, warum Sie gerade durch diese Sicherheitskontrolle gehen mussten, Ma’am und Sir, liegt darin, dass wir hier einige hochbrisante Gegenstände haben, die, falls sie in die Hände eines potentiellen Feindes gelangen sollten, ziemlichen Schaden in der Föderation verursachen könnten.“ „Gegenstände?“, fragte die Rothaarige und Goldman nickte: „Ja. Beispielsweise einige Proben eines Virus. Dann wäre da ein Zellgift, das aus alten Aufzeichnungen einer nicht näher zu nennenden Quelle, wieder hergestellt wurde - und noch ein paar sehr interessante Sachen. Aus diesem Grund ist dieser Raum hier komplett von einem Kraftfeld umschlossen, das heißt, es kann niemand von draußen einfach so hier hereinbeamen oder sich seinen Weg durch die Glastür schießen. Wir sind hier absolut sicher.“ „Absolut sicher?“ „Sicherer als Fort Knox.“, erklärte Goldman, und ging dann mit knapp bemessenen Schritten zu einem Ding, das am Besten als eine Art „Gewehr“ zu beschreiben wäre. „Darf ich vorstellen“, sagte er mit einer Stimme, in der definitiv Stolz mitschwang, „Projekt Alpha Prime – oder auch, wie meine Kollegen es nennen: Der Borg-Striker.“ „Borg-Striker?“, echote der Captain, in dessen braunen Augen nun so was wie Unglaube zu erkennen war. „Ja.“, sagte Goldman und räusperte sich: „Doch die genaueren Erklärungen werde ich meinem Kollegen überlassen. Darf ich Ihnen Doktor Rudy Wells vorstellen?“ Ein älterer Herr, ebenfalls in einem Doktorkittel, schaute von einer Versuchsanordnung auf und runzelte verwirrt die Stirn: „Ich bin hier gerade bei der Untersuchung des von Mykotoxin betroffenen Fleischstückes einer Bos primigenius taurus, das umhüllt ist von einer Fusion eines Ovoid-Produktes und Zerfallsbeständen eines Aufbackerzeugnisses und…“ „Rudy, du kannst das Verschimmeln deines Wiener Schnitzels später untersuchen.“, sagte Goldman mit einer Stimme, die definitiv Ungeduld verriet, ehe er beruhigend zum Captain und seiner Begleitung herüberlächelte. Ja, so musste es auch damals gewesen sein, als sein Ur-ur-ur-ur-Großvater, zusammen mit dem Ur-ur-ur-ur-Großvater Rudys vor Investoren stand um das Bionic-Projekt, das sein Ahn so vorangetrieben hatte, zu bewerben. „Na gut.“, machte Rudy, stand auf und ging zu Oscar herüber, „Aber dafür wirfst Du ein Auge auf mein Schnitzel.“ „Natürlich.“, lächelte Oscar und ging. Rudy Wells II. schaute die beiden Offiziere an und nickte: „Ich nehme an, sie haben die Geheimhaltungsklausel gelesen, sonst wären Sie nicht hier.“ Die Frau nickte, der Mann schaute sie verdattert an, nickte dann aber auch. Das schien Rudy zu beruhigen. Er nahm das Gewehr in die Hand, drehte es so, dass die beiden Offiziere alle Einzelheiten erkennen konnten und strahlte förmlich. „Wie funktioniert er?“, fragte der Captain und der Wissenschaftler nickte. „Ja, das ist eine gute Frage. Nun“, setzte er an und man konnte hören, dass er diesen Monolog schon des Öfteren gehalten und ihn inzwischen zur Perfektion getrieben hatte. „Wie Sie sicherlich wissen, wurden wir alle assimiliert.“, erklärte er und stoppte, als er die verwirrten Blicke des Captains und der Frau registrierte. Das Lächeln, das sich nun auf den Lippen Wells bildete war ein krasser Kontrast zu dem etwas genervten Gesichtsausdruck, den Goldman von seiner „Schnitzel-Beobachtungs-Position“ aus, seinem Älteren Kollegen zuwarf, „Rudy, verunsichere unsere Gäste nicht!“ „Ich erkläre es ihnen ja.“, rechtfertigte sich der Andere und schaute dann zu der Frau und dem Captain herüber. „Also – zumindest wurden wir in einer alternativen Realität assimiliert, als die Borg es schafften den ersten Kontakt mit der Menschheit zu verhindern.“ „Aber die Enterprise-E ist doch in die Vergangenheit gereist und hat dies verhindert.“, schoss die Frau mit ihrer angenehmen Stimme dazwischen, während der Mann nur mit einem verwirrten Blick zu ihr herüberblickte: „Hat sie?“ „Ja, Schatz, hat sie.“ Wells lächelte. „Wie wir alle wissen, hat die Enterprise-E die Borgsphäre, die die Attacke auf Bozeman, Montana durchgeführt hatte, abgeschossen und die Sphäre ist in der Antarktis abgestürzt. Nachdem dort vor einigen Jahrhunderten mal ein paar Wissenschaftler verschwunden waren, hatte man beschlossen, diesen Ground Zero nie wieder aufzusuchen. Dann allerdings, als man erfahren hatte, was dort geschehen war, war man wieder neugierig und entsandte ein Expeditionsteam. Natürlich sind wir nicht so unbesonnen gewesen, einen kompletten Borg aus dem Eis zu befreien – aber wir konnten einen Transciever-Chip bergen.“ Während seines Vortrages hatte Wells das Gewehr geöffnet und einen kleinen, grauen Chip aus dem Gewehrlauf genommen. „Dieser kleine Teufel hier ist – rein theoretisch – mit dem Borgkollektiv verbunden und kann so feststellen, auf welcher Frequenz das Schutzschild operiert, das jeden Borg, nachdem er sich an die Waffenfrequenzen angepasst hat, operiert. Wir nutzen quasi den Vorteil, den die Borg haben, gegen sie aus.“ Die Frau räusperte sich. „Das klingt für mich danach, als hätten sie Seven of Nines Unendlichkeitsmodulator einfach nur neu Benannt.“ Mit einem Nicken schaute Wells zu der Frau herüber. „Ja, mir ist klar, dass man diesen Gedanken fassen kann – aber glauben Sie mir, wir sind noch viel eher auf die Idee gekommen, als diese Borg es ist.“ „Ach so? Und dürfte ich dann mal erfahren, warum wir in den letzten Scharmützeln mit den Borg auf diese Waffe verzichtet haben?“, eruptierte es nun aus dem Captain, „Ich weiß nicht, ob sie hier in dieser Abgeschiedenheit mitbekommen haben, was passiert ist, aber die Borg haben uns ziemlich schwer getroffen.“ „Das ist mir durchaus bewusst.“, erklärte Wells, „Das Problem ist, dass uns Forschungsgelder fehlten und immer noch fehlen, um dieses Projekt weiter voranzutreiben. Sehen Sie, Captain, Sir, es ist wie in jedem anderen Versuchslabor auch – die Gelder, die hier hereingebuttert werden, decken gerade mal die laufenden Kosten – von weiteren Ausgaben ist erstmal gar nicht zu reden.“ Der Captain hob abwehrend beide Hände: „Keine Diskussion zum Thema BWL bitte – damit stehe ich auf Kriegsfuß.“ Dann betrachtete er das Gewehr und legte den Kopf schief: „Sie wissen, dass wir es momentan mit einer weiteren Bedrohung zu tun haben?“ „Sir, bei allem Respekt, die Sternenflotte hat in den letzten 10 Jahren so viele Bedrohungen erlebt, wie seit der Kirk’schen Ära nicht mehr.“, erklärte Goldman von seinem Platz aus, stand auf und trat neben Wells, „Bitte werden Sie präziser.“ „Kann ich gerne tun.“, erwiderte der Offizier und schaute zwischen Goldman und Wells hin und her, „Können wir mit dieser Waffe auch Zylonen töten?“ Goldman runzelte die Stirn. „Sie können mit jeder Waffe einen Zylonen töten – das Problem ist, dass sie dann in einem weiteren Körper hochgeladen werden.“ Der Captain schaute Goldman an: „Ja, aber man könnte doch diesen Chip verwenden, um herauszufinden auf welcher Frequenz die Zylonen operieren, um das Bewusstsein aus den Körpern der Toten herauszuholen, richtig?“ „Das ginge rein theoretisch – wenn man die entsprechende Frequenz kennt, kann man sie sicherlich blockieren.“ „Gut, das wollte ich nur wissen.“, lächelte der Captain, ehe er auf die Waffe schaute. „Ist das Ding eigentlich schwer?“ „Nein, eigentlich nicht. Hier probieren Sie selbst, sie ist ungefähr genau so schwer wie ein Standardphasergewehr.“ Der Sternenoffizier nahm die Waffe in die Hand, wog sie kurz abschätzend, ehe er nickte: „Stimmt. Nicht schwerer als ein Phasergewehr.“ Er schaute zu seiner Begleitung: „Hast Du genug gesehen, Liebling?“ Mit einem Lächeln nickte sie, und der Blick des Captains veränderte sich. Er riss die Waffe hoch, nahm ziel und schoss. Der Strahl spannte sich von der Waffenmündung zu Goldmans Brust, wo er funkensprühend einschlug und den Mann mit einem entsetzten Schrei zu Boden fallen lies. „Was machen Sie da?“, gellte nun Wells, doch in dem Moment hatte die Rothaarige in einer unglaublich geschmeidigen Bewegung ihren Phaser herausgeholt, auf ihn angelegt und Schoss. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck taumelte der ältere Wissenschaftler gegen einen Glaskasten und rutschte daran herunter, mit blicklosen Augen ins Leere starrend. Der Alarm heulte los. Ohrenbetäubend und nervend laut blökte eine Sirene, die Beleuchtung veränderte sich, sie wurde rot, und eine Stimme verkündete: „Sicherheitsalarm im Labor beta.“ Die Rothaarige schaute sich im Labor um, sie ging von links nach rechts, stakste über die Leichen Goldmans und Wells, ehe sie einen weiteren Glaskasten sah, deren Inhalt sie zu interessieren schien. Wie eine Katze ging sie vor dem Kasten in die Knie, um hereinzuspähen, während der Captain dies sah und grinste. „Schatz, mach dein Ding, ich halte dir den Rücken frei. Damit drehte er sich zur Glastür um, vor der schon einige Sicherheitsoffiziere Position bezogen hatten. Einer von ihnen deutete auf den Captain und brüllte irgendwas, was der Mann nicht verstehen konnte, aber, da in diesem Moment die Phasersalven gegen die Tür prallten, konnte der Offizier sich denken, dass es sich dabei um einen Feuerbefehl handelte. Mit einem Grinsen erinnerte sich der Captain daran, dass Goldman gemeint hatte, dass man hier nicht so einfach reinkam. Das stimmte, das Problem war nur: Wenn der Feind im Labor war und die Sicherheitskräfte davor standen, waren diese die „Gepitschten“ – also die Gelackmeierten. Dies schien auch dem Sicherheitsoffizier durch den Kopf zu gehen, der gerade eben den Feuerbefehl gegeben hatte, denn erneut bellte er irgendwas, was der Captain nicht verstand. Lächelnd trat er zur Gegensprechanlage und öffnete einen Kanal. „Entschuldigung“, erkundigte er sich höflich, „Ich habe es gerade akustisch ganz schlecht verstanden. Könnten Sie es noch mal wiederholen?“ Die Schimpftirade, die daraufhin gegen die Scheibe aus Transparentem Aluminium losgelassen wurde, war der Captain froh, gar nicht erst hören zu müssen. „Schatz?“, riss ihn die Stimme seiner Begleitung aus den Gedanken und er schaute sie an: „Ja?“ „Ich hab’s.“, erklärte sie und schob einen kleinen Behälter in die Hosentasche ihrer Uniform. Zwinkernd schaute er ihr zu und nickte in Richtung eines weiteren Zylinders, auf dem etwas von „Achtung, Biogefährdung“ stand. Verstehend ging die Frau zu diesem Kanister, nahm ihn und gab ihn an den Mann weiter, der den Borg-Striker auf das Ding richtete. Dann nickte er ihr zu, die den Knopf der Gegensprechanlage drückte. „Okay, ich will nicht lange drumrum reden.“, erklärte er, „Sie wissen, das, wenn ich hier dieses Ding freisetze, das Labor auf Wochen lang dekontaminiert ist. Das heißt, sie können Wochenlang nicht an diesen Projekten weiterarbeiten, ganz zu schweigen davon, dass sie die Station räumen müssten und das Wildfire-Protokoll ausführen. Ich will das genau so wenig, wie sie, ich hab keine Lust, hier in dieser Station, am Arsch der Welt draufzugehen. Daher mein Vorschlag: Sie lassen uns ziehen und bekommen als Garantie, dass Sie uns anschließend vertrauen können, den Kanister wieder.“ „Das ist doch wohl ein Scherz?“, fragte der Sicherheitsoffizier am anderen Ende der Leitung und auf der anderen Seite der Scheibe aus transparentem Aluminium, „Captain, was haben Sie vor?!“ Der Captain lächelte: „Och, ich möchte nur ein paar Freunden ein kleines Geschenk machen.“ Danach wurde er ernst, fixierte den Sicherheitsoffizier und warf einen Blick auf seine Rangpins, die ihn als Lieutenant auswiesen. „Also Lieutenant “, sagte er in einem Tonfall, der deutlich machte, das er sich ob seines Ranges für etwas Besseres hielt, „Sie lassen uns gehen und ich gebe Ihnen diesen Kanister wieder.“ Erneut ein Lächeln, das so süffisant war, das der Lieutenant auf der anderen Seite der Tür am Liebsten reingeschlagen hätte: „Ist das ein Deal?“ „Jetzt kommt der dicke Hugo von der Leine.“, sagte Poole gerade, als Feng einen Blick Richtung Sicherheitslabor warf: „Was meint ihr, was die da drin besprechen?“ Schmidt zuckte mit den Schultern: „Vermutlich geheimen Starfleet-Kram der uns erst in ein paar Jahren richtig betreffen wird.“ „Ja, vermutlich wird es das sein.“, murmelte Feng, konzentrierte sich wieder auf ihre Karten, als das kurze, grelle Aufleuchten einer Art Blitz sie kurz verunsicherte. Sie schaute von ihren Karten auf, als erneut ein Blitz zu sehen war – dieses mal war der Blitz so hell, das das gesamte Labor in einem orange-farbenen Widerschein erleuchtet wurde. Ihre Muskeln spannten sich an, als Crane noch ein verdutztes „Du, ich glaube, das war ein Schuss.“ murmelte. Als der Alarm losheulte, sprang sie, wie von einer Stahlfeder getrieben auf, der Tisch kippte um und sie hatte ihr Phasergewehr in der Hand. Crane, Poole und Schmidt taten es ihr gleich, standen mit entsicherten Gewehren im Raum und hatten auf die Tür aus Transparent-Aluminium gezielt. Der Captain, der ihnen gerade noch freundlich zugenickt hatte, stand nun ebenfalls, mit entsicherter Waffe vor der Tür und schaute zu ihnen herüber. Er beriet sich offenbar noch mit der Frau, die bei ihm war, als diverse andere Sicherheitsoffiziere in den Raum kamen, ihre Phasergewehre erst locker in den Händen haltend. Als sie jedoch die Situation sahen, fielen sie in eine alte Gefechtsposition, der sich Crane, Poole, Schmidt und Mao anschlossen. Mit schnellem Blick hatte sich Crane versichert, der Dienstälteste zu sein, zielte auf die Tür und bellte den Feuerbefehl. Das laute Zischen einer Mehrzahl von Phasergewehren, die sich simultan auf ein Ziel entluden, hallte fast unerträglich Laut in den Ohren Fengs wieder, die einen Blick auf die Tür warf und feststellte, dass die Phaserstrahlen an einem Schutzschild wirkungslos verpufften. „Sinnlos!“, sagte sie und Crane warf ihr einen Blick zu: „Wieso?“ „Schau dir an, wie er da steht.“, erklärte nun Schmidt und deutete auf die Tür, hinter der der Captain stand und – lächelte. Tatsächlich er lächelte, was Crane dazu brachte, zu brüllen: „EINEN VERSUCH NOCH!“ Erneut zischten die Phaserstrahlen auf die Tür zu – doch erneut verpufften sie wirkungslos. „Entschuldigen Sie“, erklang plötzlich die Stimme des Captains aus der Gegensprechanlage und fragte nach, was er gesagt habe. Dies führte dazu, das Crane eine Schimpftirade von sich gab, die selbst dem gestandendsten Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. „Verdammt!“, dachte sich der Blonde, als plötzlich der Captain einen Kanister sichtbar vor die Tür stellte und mit dieser neuen Waffe, die im Labor Beta gefertigt und getestet worden war, auf diesen Kanister anlegte. Und dann stellte er seine Forderungen. „Das kannst Du nicht zulassen, David!“, sagte Feng und ihr Singsang legte deutlich Zeugnis darüber ab, wie aufgeregt sie war, „Das ist – diese neue experimentelle Waffe ist gefährlich. Wir wissen doch gar nicht, was der Captain mit ihr vorhat.“ „Ich weiß es auch nicht.“, erläuterte Crane, „Aber was haben wir für eine andere Wahl?“ „Er hat doch gesagt, das er keine Lust hat, da drin draufzugehen, nicht wahr?“, fragte Schmidt und Crane schaute sie an, „Ja, und?“ „Nun, das heißt, er wird sowieso nicht feuern.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern, „Oder meinst Du, er gefährdet seine eigene Gesundheit?“ David schaute zu ihr herüber, nickte dann und ging zur Gegensprechanlage: „Tut mir leid, Captain, wir können Sie nicht gehen lassen.“ „Dann erledige ich Doktor Goldman.“, schoss der Mann durch die Gegensprechanlage zurück, „Er ist noch nicht tot, aber das kann sich sehr schnell ändern.“ Mit diesen Worten richtete der Captain den Borg-Striker auf den am Boden liegenden und warf einen Blick zu Crane herüber: „Also, wie sieht es aus? Wollen Sie wirklich das Leben eines Mannes aufs Spiel setzen? Ich meine, er kann Ihnen einen neuen Borg-Striker bauen und dann ist dieses Teil nutzlos. Ich will doch nur einen kleinen Vorsprung, mehr nicht.“ Crane warf einen Blick zu Poole, Schmidt und Feng, von denen letztere mit dem Kopf schüttelte, während die ersten Beiden sich nicht sicher zu sein schinen. Der Blonde holte tief Luft und sagte: „Okay, wir haben einen Deal.“ „DAVID!“, durchschnitt Fengs ärgerliche Stimme den Raum, „Das kann nicht dein Ernst sein!“ „Da drin ist jemand, der eventuell noch am Leben ist!“, rechtfertigte sich Crane und Feng schaute ihn an: „Die Sternenflotte verhandelt nicht mit Terroristen.“ „Dann schreib einen Bericht! Mir geht es um das Menschenleben dieses Mannes!“, schnappte Crane. Der Captain geleitete die Rothaarige unter den misstrauischen Blicken eines ganzen Sicherheitsbatallions ins Shuttle, stieg selbst hinein und schaute, kurz bevor sich die Tür schloss, zu Crane herüber: „Gut gemacht, Lieutenant Crane!“ Die Tür schloss sich, das Shuttle hob ab und flog, so unbehelligt, wie es gekommen war und wenig später kam von Deep Space Seven ein Notruf. Man hatte die Station so gebaut, dass man mit der maximalen Sensorenauflösung die neutrale Zone scannen konnte. Daher war Deep Space Seven eine militärisch-wichtige Einrichtung und durch mindestens einen Kampfverband der Föderation immer zu erreichen. Der Aufbau der Station war typisch-föderal standardisiert. Architektonisch wirkte sie nicht unbedingt spannend. Euphemistisch gesagt. Realistisch gesagt: Die Station war ein Modulbausatz, wie er langweiliger nicht sein konnte. Irgendwann in den späten 80ern des 23. Jahrhunderts hatte ein Architekt den Auftrag erhalten, das neue Weltraumlabor „Regula 1“ zu entwerfen und nachdem der Architekt dem Föderationsrat diese Bauweise vorgeschlagen hatte, stellte man fest, dass das Design recht effizient war. Also wurden bis ins späte 24. Jahrhundert und wahrscheinlich noch darüber hinaus die Raumstationen nach dem Modellbausatz Regula 1 gefertigt. Das Raumschiff, das neben der Station unter Warp ging, wurde sehnsüchtig erwartet. Es war ein Standardshuttle der Klasse 3, eines jener kleinen Kurzstreckenflieger, von denen jedes Raumschiff mindestens ein komplettes Kontingent besaß. Als das schnittige Gefährt im Hangar der Raumstation landete und sich die Kabinentür öffnete, eilte ein Mann in einem Doktorenkittel auf das Shuttle zu und lächelte: „Sir, Ma’am, wir haben Sie schon erwartet.“ Die beiden Personen, die das Raumschiff verließen, hätten unterschiedlicher gar nicht sein können. Sie eine Frau mit Maßen, die durchaus dazu geeignet waren, jede Frau im Umkreis ein wenig neidisch werden zu lassen, mit feuerroten Haaren und den grünsten Augen, die man sich vorstellen konnte, er ein Mann, dessen Körperbau zwar ebenfalls drahtig war, dessen Bewegungen jedoch davon zeugten, dass er diesen Körper nicht unbedingt koordinieren konnte. Die Augen – die sagten Doktor Oscar Goldman schon alles. In ihnen stand der Wunsch, sich zu beweisen, aber auch dass er keine wirkliche Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Doktor Oscar Goldmans Erscheinung war eine derjenigen, die diese gewisse Art von Autorität ausstrahlen. Er war eins vierundneunzig groß und seine hohe Stirn, sowie die Falten im Gesicht waren ein Zeichen davon, dass er nicht einer dieser Jungspunde war, wie sie heutzutage auf der Starbase rumliefen. Das Lächeln, das er aufgesetzt hatte, wirkte ein Stückweit ernst gemeint, aber es war auch diese durchaus feststellbare Menge an Diplomatie beigemengt. Mit eben diesem echt-falschen Lächeln schaute er nun die beiden Neuankömmlinge an und sagte: „Sir, Ma’am, wir haben sie schon erwartet.“ Als der Mann den Shuttle verließ, wandte er sich um, reichte seiner Begleitung die eine Hand, die sie ergriff und ebenfalls aus dem Gefährt ausstieg. Goldman schaute den beiden Offizieren zu, näherte sich ihnen dann und gab ihnen die Hand. „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Doktor Oscar Goldman und ich bin der Leiter des Projektes Alpha Prime.“ „Entzückt.“, sagte die Rothaarige mit einer angenehm-dunklen Stimmfärbung, während der Mann sich kurz verneigte, sich kurz räusperte und dann ansetzte, zu sprechen. „Okay, dann zeigen Sie uns doch mal den Big Mac.“ Innerlich rollte Goldman mit den Augen. Kein „Schönen guten Tag!“, kein „Na, wie geht’s?“ – nein, sofort in Medias Res. Das war so typisch für die Sternenflotte. Time is money – chop chop. „Gut, wenn Sie mir bitte folgen wollen.“, machte er dann dennoch und ging vor, sich kurz umdrehend, um zu schauen, ob die Beiden ihm wirklich folgten. Sie taten es. Lieutenant David Crane seufzte. Eigentlich hatte der Tag so toll angefangen – er hatte eine Subraumbotschaft von seinem Vater bekommen, man hatte sich wunderbar unterhalten und eigentlich hätte der Tag nur noch besser werden können, wenn seine Frau, Bethany, nicht mit Grippe im Bett gelegen hätte. So musste der 1,90 Meter große Blonde, der seine Uniform sehr gut ausfüllte, heute offenbar wieder einmal alleine in der Messe essen gehen – wie er es schon in den letzten Tagen gemacht hatte. Aber – na ja, so hatte er wenigstens Gelegenheit, sich mal wieder mit seinen Kameraden ausserdienstlich zu unterhalten, was in den letzten Wochen nicht einfach war. „Ich verstehe das“, hatte Silke Schmidt gesagt, „Ihr seid frisch verheiratet, da hat man nicht so viel Zeit für seine Kumpels.“ Somit hatte sich die Blondine mit den wasserblauen Augen zur Lage der Nation geäußert. Die beiden Sicherheitsoffiziere gingen zum Labor beta, wo Lieutenant Feng Mao schon den Campingtisch aufgebaut hatte und gerade dabei war, die Plastikschüssel mit Chips auf selbigen zu stellen. David lächelte Feng zu, die junge Chinesin erwiderte sein Lächeln und hob dann den Kopf als Alexander Poole durch die Tür kam. „Alexander“, sagte sie mit dieser exotischen Stimmfärbung, die immer ein wenig an einen Singsang erinnerte, „Willkommen zu unserer kleinen Runde.“ Poole nickte ihr zu, sie setzten sich und nach wenigen Minuten waren sie in einem Kampf der Willen gefangen – keiner wollte aufgeben, keiner war bereit, als Erster die Waffen zu strecken und zu sagen „Ich gebe auf.“. Als Goldman und die beiden Sternenflottenoffiziere das Labor erreichten, schauten sich der Captain und seine rothaarige Begleiterin erst einmal um. Das Labor selbst war ein mit etwas, das wie Glas aussah, verschlagener kleinerer Raum innerhalb eines größeren Raumes. Goldman erinnerte es immer wieder an genau jene Art der Sicherheitslaboratorien, die es natürlich auch war. Ein paar Meter vor dem Handflächenscanner stand ein Campingtisch, an dem gerade mehrere, in goldene Uniformen gekleidete Personen Poker spielten. Oscar nickte den Spielenden zu, während der Captain sich räusperte: „Haben Sie nichts zu tun?“ Der Eine, ein eins-neunzig Typ mit raspelkurzen, blonden Haaren und deutlich sichtbaren Muskelpartien, sprang auf und salutierte: „Sir, nein, Sir – das Terrain ist sicher!“ Der Captain lächelte, salutierte zurück: „Na dann macht mal weiter!“ Goldman beteiligte sich am Lächeln, ging dann auf die Konsole zu und legte als Erster seine Hand auf eine ungefähr 10 Zentimeter große, quadratische Glasplatte, die in der Wand eingelassen war. „Identifikation bestätigt“, erklang die weibliche Computerstimme, „Goldman, Oscar, Doktor. Rang: Lieutenant Commander. Projektleiter von Projekt Alpha Prime.“ Die braunen Augen des Sternenflottencaptains zeigten eine gewisse Ungeduld und Goldman drehte sich, dies registrierend, um. „Das ist eine ganz simple Sicherheitsvorkehrung – ich muss Sie bitten, sich gleich auch zu identifizieren.“ Dann drehte er sich wieder zur Labortür um, die in diesem Moment aufglitt. Kaum, dass der Wissenschaftler einen Schritt in das Labor gemacht hatte, glitt die Tür wieder zu. Ungeduldigen Blickes legte der Captain nun seinerseits seine Hand in die Glasfläche. Erneut erklang die weibliche Stimme. „Identifikation bestätigt.“, sagte sie und ratterte die Daten herunter, die mit dem Sternenflottencaptain in der Datenbank der Föderation verknüpft waren. Gleichermaßen verfuhr die Rothaarige, auch hier erfolgte eine einwandfreie Identifizierung und als alle drei im Labor standen, warfen der Captain und die Frau sich schwer zu entziffernde Blicke zu. Goldman bekam davon nichts mit, er schaute sich ebenfalls um, lächelte – hier war er in seinem Element. „Willkommen in Labor Beta, der Heimstatt des Projektes „Alpha Prime.“ Der Grund, warum Sie gerade durch diese Sicherheitskontrolle gehen mussten, Ma’am und Sir, liegt darin, dass wir hier einige hochbrisante Gegenstände haben, die, falls sie in die Hände eines potentiellen Feindes gelangen sollten, ziemlichen Schaden in der Föderation verursachen könnten.“ „Gegenstände?“, fragte die Rothaarige und Goldman nickte: „Ja. Beispielsweise einige Proben eines Virus. Dann wäre da ein Zellgift, das aus alten Aufzeichnungen einer nicht näher zu nennenden Quelle, wieder hergestellt wurde - und noch ein paar sehr interessante Sachen. Aus diesem Grund ist dieser Raum hier komplett von einem Kraftfeld umschlossen, das heißt, es kann niemand von draußen einfach so hier hereinbeamen oder sich seinen Weg durch die Glastür schießen. Wir sind hier absolut sicher.“ „Absolut sicher?“ „Sicherer als Fort Knox.“, erklärte Goldman, und ging dann mit knapp bemessenen Schritten zu einem Ding, das am Besten als eine Art „Gewehr“ zu beschreiben wäre. „Darf ich vorstellen“, sagte er mit einer Stimme, in der definitiv Stolz mitschwang, „Projekt Alpha Prime – oder auch, wie meine Kollegen es nennen: Der Borg-Striker.“ „Borg-Striker?“, echote der Captain, in dessen braunen Augen nun so was wie Unglaube zu erkennen war. „Ja.“, sagte Goldman und räusperte sich: „Doch die genaueren Erklärungen werde ich meinem Kollegen überlassen. Darf ich Ihnen Doktor Rudy Wells vorstellen?“ Ein älterer Herr, ebenfalls in einem Doktorkittel, schaute von einer Versuchsanordnung auf und runzelte verwirrt die Stirn: „Ich bin hier gerade bei der Untersuchung des von Mykotoxin betroffenen Fleischstückes einer Bos primigenius taurus, das umhüllt ist von einer Fusion eines Ovoid-Produktes und Zerfallsbeständen eines Aufbackerzeugnisses und…“ „Rudy, du kannst das Verschimmeln deines Wiener Schnitzels später untersuchen.“, sagte Goldman mit einer Stimme, die definitiv Ungeduld verriet, ehe er beruhigend zum Captain und seiner Begleitung herüberlächelte. Ja, so musste es auch damals gewesen sein, als sein Ur-ur-ur-ur-Großvater, zusammen mit dem Ur-ur-ur-ur-Großvater Rudys vor Investoren stand um das Bionic-Projekt, das sein Ahn so vorangetrieben hatte, zu bewerben. „Na gut.“, machte Rudy, stand auf und ging zu Oscar herüber, „Aber dafür wirfst Du ein Auge auf mein Schnitzel.“ „Natürlich.“, lächelte Oscar und ging. Rudy Wells II. schaute die beiden Offiziere an und nickte: „Ich nehme an, sie haben die Geheimhaltungsklausel gelesen, sonst wären Sie nicht hier.“ Die Frau nickte, der Mann schaute sie verdattert an, nickte dann aber auch. Das schien Rudy zu beruhigen. Er nahm das Gewehr in die Hand, drehte es so, dass die beiden Offiziere alle Einzelheiten erkennen konnten und strahlte förmlich. „Wie funktioniert er?“, fragte der Captain und der Wissenschaftler nickte. „Ja, das ist eine gute Frage. Nun“, setzte er an und man konnte hören, dass er diesen Monolog schon des Öfteren gehalten und ihn inzwischen zur Perfektion getrieben hatte. „Wie Sie sicherlich wissen, wurden wir alle assimiliert.“, erklärte er und stoppte, als er die verwirrten Blicke des Captains und der Frau registrierte. Das Lächeln, das sich nun auf den Lippen Wells bildete war ein krasser Kontrast zu dem etwas genervten Gesichtsausdruck, den Goldman von seiner „Schnitzel-Beobachtungs-Position“ aus, seinem Älteren Kollegen zuwarf, „Rudy, verunsichere unsere Gäste nicht!“ „Ich erkläre es ihnen ja.“, rechtfertigte sich der Andere und schaute dann zu der Frau und dem Captain herüber. „Also – zumindest wurden wir in einer alternativen Realität assimiliert, als die Borg es schafften den ersten Kontakt mit der Menschheit zu verhindern.“ „Aber die Enterprise-E ist doch in die Vergangenheit gereist und hat dies verhindert.“, schoss die Frau mit ihrer angenehmen Stimme dazwischen, während der Mann nur mit einem verwirrten Blick zu ihr herüberblickte: „Hat sie?“ „Ja, Schatz, hat sie.“ Wells lächelte. „Wie wir alle wissen, hat die Enterprise-E die Borgsphäre, die die Attacke auf Bozeman, Montana durchgeführt hatte, abgeschossen und die Sphäre ist in der Antarktis abgestürzt. Nachdem dort vor einigen Jahrhunderten mal ein paar Wissenschaftler verschwunden waren, hatte man beschlossen, diesen Ground Zero nie wieder aufzusuchen. Dann allerdings, als man erfahren hatte, was dort geschehen war, war man wieder neugierig und entsandte ein Expeditionsteam. Natürlich sind wir nicht so unbesonnen gewesen, einen kompletten Borg aus dem Eis zu befreien – aber wir konnten einen Transciever-Chip bergen.“ Während seines Vortrages hatte Wells das Gewehr geöffnet und einen kleinen, grauen Chip aus dem Gewehrlauf genommen. „Dieser kleine Teufel hier ist – rein theoretisch – mit dem Borgkollektiv verbunden und kann so feststellen, auf welcher Frequenz das Schutzschild operiert, das jeden Borg, nachdem er sich an die Waffenfrequenzen angepasst hat, operiert. Wir nutzen quasi den Vorteil, den die Borg haben, gegen sie aus.“ Die Frau räusperte sich. „Das klingt für mich danach, als hätten sie Seven of Nines Unendlichkeitsmodulator einfach nur neu Benannt.“ Mit einem Nicken schaute Wells zu der Frau herüber. „Ja, mir ist klar, dass man diesen Gedanken fassen kann – aber glauben Sie mir, wir sind noch viel eher auf die Idee gekommen, als diese Borg es ist.“ „Ach so? Und dürfte ich dann mal erfahren, warum wir in den letzten Scharmützeln mit den Borg auf diese Waffe verzichtet haben?“, eruptierte es nun aus dem Captain, „Ich weiß nicht, ob sie hier in dieser Abgeschiedenheit mitbekommen haben, was passiert ist, aber die Borg haben uns ziemlich schwer getroffen.“ „Das ist mir durchaus bewusst.“, erklärte Wells, „Das Problem ist, dass uns Forschungsgelder fehlten und immer noch fehlen, um dieses Projekt weiter voranzutreiben. Sehen Sie, Captain, Sir, es ist wie in jedem anderen Versuchslabor auch – die Gelder, die hier hereingebuttert werden, decken gerade mal die laufenden Kosten – von weiteren Ausgaben ist erstmal gar nicht zu reden.“ Der Captain hob abwehrend beide Hände: „Keine Diskussion zum Thema BWL bitte – damit stehe ich auf Kriegsfuß.“ Dann betrachtete er das Gewehr und legte den Kopf schief: „Sie wissen, dass wir es momentan mit einer weiteren Bedrohung zu tun haben?“ „Sir, bei allem Respekt, die Sternenflotte hat in den letzten 10 Jahren so viele Bedrohungen erlebt, wie seit der Kirk’schen Ära nicht mehr.“, erklärte Goldman von seinem Platz aus, stand auf und trat neben Wells, „Bitte werden Sie präziser.“ „Kann ich gerne tun.“, erwiderte der Offizier und schaute zwischen Goldman und Wells hin und her, „Können wir mit dieser Waffe auch Zylonen töten?“ Goldman runzelte die Stirn. „Sie können mit jeder Waffe einen Zylonen töten – das Problem ist, dass sie dann in einem weiteren Körper hochgeladen werden.“ Der Captain schaute Goldman an: „Ja, aber man könnte doch diesen Chip verwenden, um herauszufinden auf welcher Frequenz die Zylonen operieren, um das Bewusstsein aus den Körpern der Toten herauszuholen, richtig?“ „Das ginge rein theoretisch – wenn man die entsprechende Frequenz kennt, kann man sie sicherlich blockieren.“ „Gut, das wollte ich nur wissen.“, lächelte der Captain, ehe er auf die Waffe schaute. „Ist das Ding eigentlich schwer?“ „Nein, eigentlich nicht. Hier probieren Sie selbst, sie ist ungefähr genau so schwer wie ein Standardphasergewehr.“ Der Sternenoffizier nahm die Waffe in die Hand, wog sie kurz abschätzend, ehe er nickte: „Stimmt. Nicht schwerer als ein Phasergewehr.“ Er schaute zu seiner Begleitung: „Hast Du genug gesehen, Liebling?“ Mit einem Lächeln nickte sie, und der Blick des Captains veränderte sich. Er riss die Waffe hoch, nahm ziel und schoss. Der Strahl spannte sich von der Waffenmündung zu Goldmans Brust, wo er funkensprühend einschlug und den Mann mit einem entsetzten Schrei zu Boden fallen lies. „Was machen Sie da?“, gellte nun Wells, doch in dem Moment hatte die Rothaarige in einer unglaublich geschmeidigen Bewegung ihren Phaser herausgeholt, auf ihn angelegt und Schoss. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck taumelte der ältere Wissenschaftler gegen einen Glaskasten und rutschte daran herunter, mit blicklosen Augen ins Leere starrend. Der Alarm heulte los. Ohrenbetäubend und nervend laut blökte eine Sirene, die Beleuchtung veränderte sich, sie wurde rot, und eine Stimme verkündete: „Sicherheitsalarm im Labor beta.“ Die Rothaarige schaute sich im Labor um, sie ging von links nach rechts, stakste über die Leichen Goldmans und Wells, ehe sie einen weiteren Glaskasten sah, deren Inhalt sie zu interessieren schien. Wie eine Katze ging sie vor dem Kasten in die Knie, um hereinzuspähen, während der Captain dies sah und grinste. „Schatz, mach dein Ding, ich halte dir den Rücken frei. Damit drehte er sich zur Glastür um, vor der schon einige Sicherheitsoffiziere Position bezogen hatten. Einer von ihnen deutete auf den Captain und brüllte irgendwas, was der Mann nicht verstehen konnte, aber, da in diesem Moment die Phasersalven gegen die Tür prallten, konnte der Offizier sich denken, dass es sich dabei um einen Feuerbefehl handelte. Mit einem Grinsen erinnerte sich der Captain daran, dass Goldman gemeint hatte, dass man hier nicht so einfach reinkam. Das stimmte, das Problem war nur: Wenn der Feind im Labor war und die Sicherheitskräfte davor standen, waren diese die „Gepitschten“ – also die Gelackmeierten. Dies schien auch dem Sicherheitsoffizier durch den Kopf zu gehen, der gerade eben den Feuerbefehl gegeben hatte, denn erneut bellte er irgendwas, was der Captain nicht verstand. Lächelnd trat er zur Gegensprechanlage und öffnete einen Kanal. „Entschuldigung“, erkundigte er sich höflich, „Ich habe es gerade akustisch ganz schlecht verstanden. Könnten Sie es noch mal wiederholen?“ Die Schimpftirade, die daraufhin gegen die Scheibe aus Transparentem Aluminium losgelassen wurde, war der Captain froh, gar nicht erst hören zu müssen. „Schatz?“, riss ihn die Stimme seiner Begleitung aus den Gedanken und er schaute sie an: „Ja?“ „Ich hab’s.“, erklärte sie und schob einen kleinen Behälter in die Hosentasche ihrer Uniform. Zwinkernd schaute er ihr zu und nickte in Richtung eines weiteren Zylinders, auf dem etwas von „Achtung, Biogefährdung“ stand. Verstehend ging die Frau zu diesem Kanister, nahm ihn und gab ihn an den Mann weiter, der den Borg-Striker auf das Ding richtete. Dann nickte er ihr zu, die den Knopf der Gegensprechanlage drückte. „Okay, ich will nicht lange drumrum reden.“, erklärte er, „Sie wissen, das, wenn ich hier dieses Ding freisetze, das Labor auf Wochen lang dekontaminiert ist. Das heißt, sie können Wochenlang nicht an diesen Projekten weiterarbeiten, ganz zu schweigen davon, dass sie die Station räumen müssten und das Wildfire-Protokoll ausführen. Ich will das genau so wenig, wie sie, ich hab keine Lust, hier in dieser Station, am Arsch der Welt draufzugehen. Daher mein Vorschlag: Sie lassen uns ziehen und bekommen als Garantie, dass Sie uns anschließend vertrauen können, den Kanister wieder.“ „Das ist doch wohl ein Scherz?“, fragte der Sicherheitsoffizier am anderen Ende der Leitung und auf der anderen Seite der Scheibe aus transparentem Aluminium, „Captain, was haben Sie vor?!“ Der Captain lächelte: „Och, ich möchte nur ein paar Freunden ein kleines Geschenk machen.“ Danach wurde er ernst, fixierte den Sicherheitsoffizier und warf einen Blick auf seine Rangpins, die ihn als Lieutenant auswiesen. „Also Lieutenant “, sagte er in einem Tonfall, der deutlich machte, das er sich ob seines Ranges für etwas Besseres hielt, „Sie lassen uns gehen und ich gebe Ihnen diesen Kanister wieder.“ Erneut ein Lächeln, das so süffisant war, das der Lieutenant auf der anderen Seite der Tür am Liebsten reingeschlagen hätte: „Ist das ein Deal?“ „Jetzt kommt der dicke Hugo von der Leine.“, sagte Poole gerade, als Feng einen Blick Richtung Sicherheitslabor warf: „Was meint ihr, was die da drin besprechen?“ Schmidt zuckte mit den Schultern: „Vermutlich geheimen Starfleet-Kram der uns erst in ein paar Jahren richtig betreffen wird.“ „Ja, vermutlich wird es das sein.“, murmelte Feng, konzentrierte sich wieder auf ihre Karten, als das kurze, grelle Aufleuchten einer Art Blitz sie kurz verunsicherte. Sie schaute von ihren Karten auf, als erneut ein Blitz zu sehen war – dieses mal war der Blitz so hell, das das gesamte Labor in einem orange-farbenen Widerschein erleuchtet wurde. Ihre Muskeln spannten sich an, als Crane noch ein verdutztes „Du, ich glaube, das war ein Schuss.“ murmelte. Als der Alarm losheulte, sprang sie, wie von einer Stahlfeder getrieben auf, der Tisch kippte um und sie hatte ihr Phasergewehr in der Hand. Crane, Poole und Schmidt taten es ihr gleich, standen mit entsicherten Gewehren im Raum und hatten auf die Tür aus Transparent-Aluminium gezielt. Der Captain, der ihnen gerade noch freundlich zugenickt hatte, stand nun ebenfalls, mit entsicherter Waffe vor der Tür und schaute zu ihnen herüber. Er beriet sich offenbar noch mit der Frau, die bei ihm war, als diverse andere Sicherheitsoffiziere in den Raum kamen, ihre Phasergewehre erst locker in den Händen haltend. Als sie jedoch die Situation sahen, fielen sie in eine alte Gefechtsposition, der sich Crane, Poole, Schmidt und Mao anschlossen. Mit schnellem Blick hatte sich Crane versichert, der Dienstälteste zu sein, zielte auf die Tür und bellte den Feuerbefehl. Das laute Zischen einer Mehrzahl von Phasergewehren, die sich simultan auf ein Ziel entluden, hallte fast unerträglich Laut in den Ohren Fengs wieder, die einen Blick auf die Tür warf und feststellte, dass die Phaserstrahlen an einem Schutzschild wirkungslos verpufften. „Sinnlos!“, sagte sie und Crane warf ihr einen Blick zu: „Wieso?“ „Schau dir an, wie er da steht.“, erklärte nun Schmidt und deutete auf die Tür, hinter der der Captain stand und – lächelte. Tatsächlich er lächelte, was Crane dazu brachte, zu brüllen: „EINEN VERSUCH NOCH!“ Erneut zischten die Phaserstrahlen auf die Tür zu – doch erneut verpufften sie wirkungslos. „Entschuldigen Sie“, erklang plötzlich die Stimme des Captains aus der Gegensprechanlage und fragte nach, was er gesagt habe. Dies führte dazu, das Crane eine Schimpftirade von sich gab, die selbst dem gestandendsten Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. „Verdammt!“, dachte sich der Blonde, als plötzlich der Captain einen Kanister sichtbar vor die Tür stellte und mit dieser neuen Waffe, die im Labor Beta gefertigt und getestet worden war, auf diesen Kanister anlegte. Und dann stellte er seine Forderungen. „Das kannst Du nicht zulassen, David!“, sagte Feng und ihr Singsang legte deutlich Zeugnis darüber ab, wie aufgeregt sie war, „Das ist – diese neue experimentelle Waffe ist gefährlich. Wir wissen doch gar nicht, was der Captain mit ihr vorhat.“ „Ich weiß es auch nicht.“, erläuterte Crane, „Aber was haben wir für eine andere Wahl?“ „Er hat doch gesagt, das er keine Lust hat, da drin draufzugehen, nicht wahr?“, fragte Schmidt und Crane schaute sie an, „Ja, und?“ „Nun, das heißt, er wird sowieso nicht feuern.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern, „Oder meinst Du, er gefährdet seine eigene Gesundheit?“ David schaute zu ihr herüber, nickte dann und ging zur Gegensprechanlage: „Tut mir leid, Captain, wir können Sie nicht gehen lassen.“ „Dann erledige ich Doktor Goldman.“, schoss der Mann durch die Gegensprechanlage zurück, „Er ist noch nicht tot, aber das kann sich sehr schnell ändern.“ Mit diesen Worten richtete der Captain den Borg-Striker auf den am Boden liegenden und warf einen Blick zu Crane herüber: „Also, wie sieht es aus? Wollen Sie wirklich das Leben eines Mannes aufs Spiel setzen? Ich meine, er kann Ihnen einen neuen Borg-Striker bauen und dann ist dieses Teil nutzlos. Ich will doch nur einen kleinen Vorsprung, mehr nicht.“ Crane warf einen Blick zu Poole, Schmidt und Feng, von denen letztere mit dem Kopf schüttelte, während die ersten Beiden sich nicht sicher zu sein schinen. Der Blonde holte tief Luft und sagte: „Okay, wir haben einen Deal.“ „DAVID!“, durchschnitt Fengs ärgerliche Stimme den Raum, „Das kann nicht dein Ernst sein!“ „Da drin ist jemand, der eventuell noch am Leben ist!“, rechtfertigte sich Crane und Feng schaute ihn an: „Die Sternenflotte verhandelt nicht mit Terroristen.“ „Dann schreib einen Bericht! Mir geht es um das Menschenleben dieses Mannes!“, schnappte Crane. Der Captain geleitete die Rothaarige unter den misstrauischen Blicken eines ganzen Sicherheitsbatallions ins Shuttle, stieg selbst hinein und schaute, kurz bevor sich die Tür schloss, zu Crane herüber: „Gut gemacht, Lieutenant Crane!“ Die Tür schloss sich, das Shuttle hob ab und flog, so unbehelligt, wie es gekommen war und wenig später kam von Deep Space Seven ein Notruf. Man hatte die Station so gebaut, dass man mit der maximalen Sensorenauflösung die neutrale Zone scannen konnte. Daher war Deep Space Seven eine militärisch-wichtige Einrichtung und durch mindestens einen Kampfverband der Föderation immer zu erreichen. Der Aufbau der Station war typisch-föderal standardisiert. Architektonisch wirkte sie nicht unbedingt spannend. Euphemistisch gesagt. Realistisch gesagt: Die Station war ein Modulbausatz, wie er langweiliger nicht sein konnte. Irgendwann in den späten 80ern des 23. Jahrhunderts hatte ein Architekt den Auftrag erhalten, das neue Weltraumlabor „Regula 1“ zu entwerfen und nachdem der Architekt dem Föderationsrat diese Bauweise vorgeschlagen hatte, stellte man fest, dass das Design recht effizient war. Also wurden bis ins späte 24. Jahrhundert und wahrscheinlich noch darüber hinaus die Raumstationen nach dem Modellbausatz Regula 1 gefertigt. Das Raumschiff, das neben der Station unter Warp ging, wurde sehnsüchtig erwartet. Es war ein Standardshuttle der Klasse 3, eines jener kleinen Kurzstreckenflieger, von denen jedes Raumschiff mindestens ein komplettes Kontingent besaß. Als das schnittige Gefährt im Hangar der Raumstation landete und sich die Kabinentür öffnete, eilte ein Mann in einem Doktorenkittel auf das Shuttle zu und lächelte: „Sir, Ma’am, wir haben Sie schon erwartet.“ Die beiden Personen, die das Raumschiff verließen, hätten unterschiedlicher gar nicht sein können. Sie eine Frau mit Maßen, die durchaus dazu geeignet waren, jede Frau im Umkreis ein wenig neidisch werden zu lassen, mit feuerroten Haaren und den grünsten Augen, die man sich vorstellen konnte, er ein Mann, dessen Körperbau zwar ebenfalls drahtig war, dessen Bewegungen jedoch davon zeugten, dass er diesen Körper nicht unbedingt koordinieren konnte. Die Augen – die sagten Doktor Oscar Goldman schon alles. In ihnen stand der Wunsch, sich zu beweisen, aber auch dass er keine wirkliche Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Doktor Oscar Goldmans Erscheinung war eine derjenigen, die diese gewisse Art von Autorität ausstrahlen. Er war eins vierundneunzig groß und seine hohe Stirn, sowie die Falten im Gesicht waren ein Zeichen davon, dass er nicht einer dieser Jungspunde war, wie sie heutzutage auf der Starbase rumliefen. Das Lächeln, das er aufgesetzt hatte, wirkte ein Stückweit ernst gemeint, aber es war auch diese durchaus feststellbare Menge an Diplomatie beigemengt. Mit eben diesem echt-falschen Lächeln schaute er nun die beiden Neuankömmlinge an und sagte: „Sir, Ma’am, wir haben sie schon erwartet.“ Als der Mann den Shuttle verließ, wandte er sich um, reichte seiner Begleitung die eine Hand, die sie ergriff und ebenfalls aus dem Gefährt ausstieg. Goldman schaute den beiden Offizieren zu, näherte sich ihnen dann und gab ihnen die Hand. „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Doktor Oscar Goldman und ich bin der Leiter des Projektes Alpha Prime.“ „Entzückt.“, sagte die Rothaarige mit einer angenehm-dunklen Stimmfärbung, während der Mann sich kurz verneigte, sich kurz räusperte und dann ansetzte, zu sprechen. „Okay, dann zeigen Sie uns doch mal den Big Mac.“ Innerlich rollte Goldman mit den Augen. Kein „Schönen guten Tag!“, kein „Na, wie geht’s?“ – nein, sofort in Medias Res. Das war so typisch für die Sternenflotte. Time is money – chop chop. „Gut, wenn Sie mir bitte folgen wollen.“, machte er dann dennoch und ging vor, sich kurz umdrehend, um zu schauen, ob die Beiden ihm wirklich folgten. Sie taten es. Lieutenant David Crane seufzte. Eigentlich hatte der Tag so toll angefangen – er hatte eine Subraumbotschaft von seinem Vater bekommen, man hatte sich wunderbar unterhalten und eigentlich hätte der Tag nur noch besser werden können, wenn seine Frau, Bethany, nicht mit Grippe im Bett gelegen hätte. So musste der 1,90 Meter große Blonde, der seine Uniform sehr gut ausfüllte, heute offenbar wieder einmal alleine in der Messe essen gehen – wie er es schon in den letzten Tagen gemacht hatte. Aber – na ja, so hatte er wenigstens Gelegenheit, sich mal wieder mit seinen Kameraden ausserdienstlich zu unterhalten, was in den letzten Wochen nicht einfach war. „Ich verstehe das“, hatte Silke Schmidt gesagt, „Ihr seid frisch verheiratet, da hat man nicht so viel Zeit für seine Kumpels.“ Somit hatte sich die Blondine mit den wasserblauen Augen zur Lage der Nation geäußert. Die beiden Sicherheitsoffiziere gingen zum Labor beta, wo Lieutenant Feng Mao schon den Campingtisch aufgebaut hatte und gerade dabei war, die Plastikschüssel mit Chips auf selbigen zu stellen. David lächelte Feng zu, die junge Chinesin erwiderte sein Lächeln und hob dann den Kopf als Alexander Poole durch die Tür kam. „Alexander“, sagte sie mit dieser exotischen Stimmfärbung, die immer ein wenig an einen Singsang erinnerte, „Willkommen zu unserer kleinen Runde.“ Poole nickte ihr zu, sie setzten sich und nach wenigen Minuten waren sie in einem Kampf der Willen gefangen – keiner wollte aufgeben, keiner war bereit, als Erster die Waffen zu strecken und zu sagen „Ich gebe auf.“. Als Goldman und die beiden Sternenflottenoffiziere das Labor erreichten, schauten sich der Captain und seine rothaarige Begleiterin erst einmal um. Das Labor selbst war ein mit etwas, das wie Glas aussah, verschlagener kleinerer Raum innerhalb eines größeren Raumes. Goldman erinnerte es immer wieder an genau jene Art der Sicherheitslaboratorien, die es natürlich auch war. Ein paar Meter vor dem Handflächenscanner stand ein Campingtisch, an dem gerade mehrere, in goldene Uniformen gekleidete Personen Poker spielten. Oscar nickte den Spielenden zu, während der Captain sich räusperte: „Haben Sie nichts zu tun?“ Der Eine, ein eins-neunzig Typ mit raspelkurzen, blonden Haaren und deutlich sichtbaren Muskelpartien, sprang auf und salutierte: „Sir, nein, Sir – das Terrain ist sicher!“ Der Captain lächelte, salutierte zurück: „Na dann macht mal weiter!“ Goldman beteiligte sich am Lächeln, ging dann auf die Konsole zu und legte als Erster seine Hand auf eine ungefähr 10 Zentimeter große, quadratische Glasplatte, die in der Wand eingelassen war. „Identifikation bestätigt“, erklang die weibliche Computerstimme, „Goldman, Oscar, Doktor. Rang: Lieutenant Commander. Projektleiter von Projekt Alpha Prime.“ Die braunen Augen des Sternenflottencaptains zeigten eine gewisse Ungeduld und Goldman drehte sich, dies registrierend, um. „Das ist eine ganz simple Sicherheitsvorkehrung – ich muss Sie bitten, sich gleich auch zu identifizieren.“ Dann drehte er sich wieder zur Labortür um, die in diesem Moment aufglitt. Kaum, dass der Wissenschaftler einen Schritt in das Labor gemacht hatte, glitt die Tür wieder zu. Ungeduldigen Blickes legte der Captain nun seinerseits seine Hand in die Glasfläche. Erneut erklang die weibliche Stimme. „Identifikation bestätigt.“, sagte sie und ratterte die Daten herunter, die mit dem Sternenflottencaptain in der Datenbank der Föderation verknüpft waren. Gleichermaßen verfuhr die Rothaarige, auch hier erfolgte eine einwandfreie Identifizierung und als alle drei im Labor standen, warfen der Captain und die Frau sich schwer zu entziffernde Blicke zu. Goldman bekam davon nichts mit, er schaute sich ebenfalls um, lächelte – hier war er in seinem Element. „Willkommen in Labor Beta, der Heimstatt des Projektes „Alpha Prime.“ Der Grund, warum Sie gerade durch diese Sicherheitskontrolle gehen mussten, Ma’am und Sir, liegt darin, dass wir hier einige hochbrisante Gegenstände haben, die, falls sie in die Hände eines potentiellen Feindes gelangen sollten, ziemlichen Schaden in der Föderation verursachen könnten.“ „Gegenstände?“, fragte die Rothaarige und Goldman nickte: „Ja. Beispielsweise einige Proben eines Virus. Dann wäre da ein Zellgift, das aus alten Aufzeichnungen einer nicht näher zu nennenden Quelle, wieder hergestellt wurde - und noch ein paar sehr interessante Sachen. Aus diesem Grund ist dieser Raum hier komplett von einem Kraftfeld umschlossen, das heißt, es kann niemand von draußen einfach so hier hereinbeamen oder sich seinen Weg durch die Glastür schießen. Wir sind hier absolut sicher.“ „Absolut sicher?“ „Sicherer als Fort Knox.“, erklärte Goldman, und ging dann mit knapp bemessenen Schritten zu einem Ding, das am Besten als eine Art „Gewehr“ zu beschreiben wäre. „Darf ich vorstellen“, sagte er mit einer Stimme, in der definitiv Stolz mitschwang, „Projekt Alpha Prime – oder auch, wie meine Kollegen es nennen: Der Borg-Striker.“ „Borg-Striker?“, echote der Captain, in dessen braunen Augen nun so was wie Unglaube zu erkennen war. „Ja.“, sagte Goldman und räusperte sich: „Doch die genaueren Erklärungen werde ich meinem Kollegen überlassen. Darf ich Ihnen Doktor Rudy Wells vorstellen?“ Ein älterer Herr, ebenfalls in einem Doktorkittel, schaute von einer Versuchsanordnung auf und runzelte verwirrt die Stirn: „Ich bin hier gerade bei der Untersuchung des von Mykotoxin betroffenen Fleischstückes einer Bos primigenius taurus, das umhüllt ist von einer Fusion eines Ovoid-Produktes und Zerfallsbeständen eines Aufbackerzeugnisses und…“ „Rudy, du kannst das Verschimmeln deines Wiener Schnitzels später untersuchen.“, sagte Goldman mit einer Stimme, die definitiv Ungeduld verriet, ehe er beruhigend zum Captain und seiner Begleitung herüberlächelte. Ja, so musste es auch damals gewesen sein, als sein Ur-ur-ur-ur-Großvater, zusammen mit dem Ur-ur-ur-ur-Großvater Rudys vor Investoren stand um das Bionic-Projekt, das sein Ahn so vorangetrieben hatte, zu bewerben. „Na gut.“, machte Rudy, stand auf und ging zu Oscar herüber, „Aber dafür wirfst Du ein Auge auf mein Schnitzel.“ „Natürlich.“, lächelte Oscar und ging. Rudy Wells II. schaute die beiden Offiziere an und nickte: „Ich nehme an, sie haben die Geheimhaltungsklausel gelesen, sonst wären Sie nicht hier.“ Die Frau nickte, der Mann schaute sie verdattert an, nickte dann aber auch. Das schien Rudy zu beruhigen. Er nahm das Gewehr in die Hand, drehte es so, dass die beiden Offiziere alle Einzelheiten erkennen konnten und strahlte förmlich. „Wie funktioniert er?“, fragte der Captain und der Wissenschaftler nickte. „Ja, das ist eine gute Frage. Nun“, setzte er an und man konnte hören, dass er diesen Monolog schon des Öfteren gehalten und ihn inzwischen zur Perfektion getrieben hatte. „Wie Sie sicherlich wissen, wurden wir alle assimiliert.“, erklärte er und stoppte, als er die verwirrten Blicke des Captains und der Frau registrierte. Das Lächeln, das sich nun auf den Lippen Wells bildete war ein krasser Kontrast zu dem etwas genervten Gesichtsausdruck, den Goldman von seiner „Schnitzel-Beobachtungs-Position“ aus, seinem Älteren Kollegen zuwarf, „Rudy, verunsichere unsere Gäste nicht!“ „Ich erkläre es ihnen ja.“, rechtfertigte sich der Andere und schaute dann zu der Frau und dem Captain herüber. „Also – zumindest wurden wir in einer alternativen Realität assimiliert, als die Borg es schafften den ersten Kontakt mit der Menschheit zu verhindern.“ „Aber die Enterprise-E ist doch in die Vergangenheit gereist und hat dies verhindert.“, schoss die Frau mit ihrer angenehmen Stimme dazwischen, während der Mann nur mit einem verwirrten Blick zu ihr herüberblickte: „Hat sie?“ „Ja, Schatz, hat sie.“ Wells lächelte. „Wie wir alle wissen, hat die Enterprise-E die Borgsphäre, die die Attacke auf Bozeman, Montana durchgeführt hatte, abgeschossen und die Sphäre ist in der Antarktis abgestürzt. Nachdem dort vor einigen Jahrhunderten mal ein paar Wissenschaftler verschwunden waren, hatte man beschlossen, diesen Ground Zero nie wieder aufzusuchen. Dann allerdings, als man erfahren hatte, was dort geschehen war, war man wieder neugierig und entsandte ein Expeditionsteam. Natürlich sind wir nicht so unbesonnen gewesen, einen kompletten Borg aus dem Eis zu befreien – aber wir konnten einen Transciever-Chip bergen.“ Während seines Vortrages hatte Wells das Gewehr geöffnet und einen kleinen, grauen Chip aus dem Gewehrlauf genommen. „Dieser kleine Teufel hier ist – rein theoretisch – mit dem Borgkollektiv verbunden und kann so feststellen, auf welcher Frequenz das Schutzschild operiert, das jeden Borg, nachdem er sich an die Waffenfrequenzen angepasst hat, operiert. Wir nutzen quasi den Vorteil, den die Borg haben, gegen sie aus.“ Die Frau räusperte sich. „Das klingt für mich danach, als hätten sie Seven of Nines Unendlichkeitsmodulator einfach nur neu Benannt.“ Mit einem Nicken schaute Wells zu der Frau herüber. „Ja, mir ist klar, dass man diesen Gedanken fassen kann – aber glauben Sie mir, wir sind noch viel eher auf die Idee gekommen, als diese Borg es ist.“ „Ach so? Und dürfte ich dann mal erfahren, warum wir in den letzten Scharmützeln mit den Borg auf diese Waffe verzichtet haben?“, eruptierte es nun aus dem Captain, „Ich weiß nicht, ob sie hier in dieser Abgeschiedenheit mitbekommen haben, was passiert ist, aber die Borg haben uns ziemlich schwer getroffen.“ „Das ist mir durchaus bewusst.“, erklärte Wells, „Das Problem ist, dass uns Forschungsgelder fehlten und immer noch fehlen, um dieses Projekt weiter voranzutreiben. Sehen Sie, Captain, Sir, es ist wie in jedem anderen Versuchslabor auch – die Gelder, die hier hereingebuttert werden, decken gerade mal die laufenden Kosten – von weiteren Ausgaben ist erstmal gar nicht zu reden.“ Der Captain hob abwehrend beide Hände: „Keine Diskussion zum Thema BWL bitte – damit stehe ich auf Kriegsfuß.“ Dann betrachtete er das Gewehr und legte den Kopf schief: „Sie wissen, dass wir es momentan mit einer weiteren Bedrohung zu tun haben?“ „Sir, bei allem Respekt, die Sternenflotte hat in den letzten 10 Jahren so viele Bedrohungen erlebt, wie seit der Kirk’schen Ära nicht mehr.“, erklärte Goldman von seinem Platz aus, stand auf und trat neben Wells, „Bitte werden Sie präziser.“ „Kann ich gerne tun.“, erwiderte der Offizier und schaute zwischen Goldman und Wells hin und her, „Können wir mit dieser Waffe auch Zylonen töten?“ Goldman runzelte die Stirn. „Sie können mit jeder Waffe einen Zylonen töten – das Problem ist, dass sie dann in einem weiteren Körper hochgeladen werden.“ Der Captain schaute Goldman an: „Ja, aber man könnte doch diesen Chip verwenden, um herauszufinden auf welcher Frequenz die Zylonen operieren, um das Bewusstsein aus den Körpern der Toten herauszuholen, richtig?“ „Das ginge rein theoretisch – wenn man die entsprechende Frequenz kennt, kann man sie sicherlich blockieren.“ „Gut, das wollte ich nur wissen.“, lächelte der Captain, ehe er auf die Waffe schaute. „Ist das Ding eigentlich schwer?“ „Nein, eigentlich nicht. Hier probieren Sie selbst, sie ist ungefähr genau so schwer wie ein Standardphasergewehr.“ Der Sternenoffizier nahm die Waffe in die Hand, wog sie kurz abschätzend, ehe er nickte: „Stimmt. Nicht schwerer als ein Phasergewehr.“ Er schaute zu seiner Begleitung: „Hast Du genug gesehen, Liebling?“ Mit einem Lächeln nickte sie, und der Blick des Captains veränderte sich. Er riss die Waffe hoch, nahm ziel und schoss. Der Strahl spannte sich von der Waffenmündung zu Goldmans Brust, wo er funkensprühend einschlug und den Mann mit einem entsetzten Schrei zu Boden fallen lies. „Was machen Sie da?“, gellte nun Wells, doch in dem Moment hatte die Rothaarige in einer unglaublich geschmeidigen Bewegung ihren Phaser herausgeholt, auf ihn angelegt und Schoss. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck taumelte der ältere Wissenschaftler gegen einen Glaskasten und rutschte daran herunter, mit blicklosen Augen ins Leere starrend. Der Alarm heulte los. Ohrenbetäubend und nervend laut blökte eine Sirene, die Beleuchtung veränderte sich, sie wurde rot, und eine Stimme verkündete: „Sicherheitsalarm im Labor beta.“ Die Rothaarige schaute sich im Labor um, sie ging von links nach rechts, stakste über die Leichen Goldmans und Wells, ehe sie einen weiteren Glaskasten sah, deren Inhalt sie zu interessieren schien. Wie eine Katze ging sie vor dem Kasten in die Knie, um hereinzuspähen, während der Captain dies sah und grinste. „Schatz, mach dein Ding, ich halte dir den Rücken frei. Damit drehte er sich zur Glastür um, vor der schon einige Sicherheitsoffiziere Position bezogen hatten. Einer von ihnen deutete auf den Captain und brüllte irgendwas, was der Mann nicht verstehen konnte, aber, da in diesem Moment die Phasersalven gegen die Tür prallten, konnte der Offizier sich denken, dass es sich dabei um einen Feuerbefehl handelte. Mit einem Grinsen erinnerte sich der Captain daran, dass Goldman gemeint hatte, dass man hier nicht so einfach reinkam. Das stimmte, das Problem war nur: Wenn der Feind im Labor war und die Sicherheitskräfte davor standen, waren diese die „Gepitschten“ – also die Gelackmeierten. Dies schien auch dem Sicherheitsoffizier durch den Kopf zu gehen, der gerade eben den Feuerbefehl gegeben hatte, denn erneut bellte er irgendwas, was der Captain nicht verstand. Lächelnd trat er zur Gegensprechanlage und öffnete einen Kanal. „Entschuldigung“, erkundigte er sich höflich, „Ich habe es gerade akustisch ganz schlecht verstanden. Könnten Sie es noch mal wiederholen?“ Die Schimpftirade, die daraufhin gegen die Scheibe aus Transparentem Aluminium losgelassen wurde, war der Captain froh, gar nicht erst hören zu müssen. „Schatz?“, riss ihn die Stimme seiner Begleitung aus den Gedanken und er schaute sie an: „Ja?“ „Ich hab’s.“, erklärte sie und schob einen kleinen Behälter in die Hosentasche ihrer Uniform. Zwinkernd schaute er ihr zu und nickte in Richtung eines weiteren Zylinders, auf dem etwas von „Achtung, Biogefährdung“ stand. Verstehend ging die Frau zu diesem Kanister, nahm ihn und gab ihn an den Mann weiter, der den Borg-Striker auf das Ding richtete. Dann nickte er ihr zu, die den Knopf der Gegensprechanlage drückte. „Okay, ich will nicht lange drumrum reden.“, erklärte er, „Sie wissen, das, wenn ich hier dieses Ding freisetze, das Labor auf Wochen lang dekontaminiert ist. Das heißt, sie können Wochenlang nicht an diesen Projekten weiterarbeiten, ganz zu schweigen davon, dass sie die Station räumen müssten und das Wildfire-Protokoll ausführen. Ich will das genau so wenig, wie sie, ich hab keine Lust, hier in dieser Station, am Arsch der Welt draufzugehen. Daher mein Vorschlag: Sie lassen uns ziehen und bekommen als Garantie, dass Sie uns anschließend vertrauen können, den Kanister wieder.“ „Das ist doch wohl ein Scherz?“, fragte der Sicherheitsoffizier am anderen Ende der Leitung und auf der anderen Seite der Scheibe aus transparentem Aluminium, „Captain, was haben Sie vor?!“ Der Captain lächelte: „Och, ich möchte nur ein paar Freunden ein kleines Geschenk machen.“ Danach wurde er ernst, fixierte den Sicherheitsoffizier und warf einen Blick auf seine Rangpins, die ihn als Lieutenant auswiesen. „Also Lieutenant “, sagte er in einem Tonfall, der deutlich machte, das er sich ob seines Ranges für etwas Besseres hielt, „Sie lassen uns gehen und ich gebe Ihnen diesen Kanister wieder.“ Erneut ein Lächeln, das so süffisant war, das der Lieutenant auf der anderen Seite der Tür am Liebsten reingeschlagen hätte: „Ist das ein Deal?“ „Jetzt kommt der dicke Hugo von der Leine.“, sagte Poole gerade, als Feng einen Blick Richtung Sicherheitslabor warf: „Was meint ihr, was die da drin besprechen?“ Schmidt zuckte mit den Schultern: „Vermutlich geheimen Starfleet-Kram der uns erst in ein paar Jahren richtig betreffen wird.“ „Ja, vermutlich wird es das sein.“, murmelte Feng, konzentrierte sich wieder auf ihre Karten, als das kurze, grelle Aufleuchten einer Art Blitz sie kurz verunsicherte. Sie schaute von ihren Karten auf, als erneut ein Blitz zu sehen war – dieses mal war der Blitz so hell, das das gesamte Labor in einem orange-farbenen Widerschein erleuchtet wurde. Ihre Muskeln spannten sich an, als Crane noch ein verdutztes „Du, ich glaube, das war ein Schuss.“ murmelte. Als der Alarm losheulte, sprang sie, wie von einer Stahlfeder getrieben auf, der Tisch kippte um und sie hatte ihr Phasergewehr in der Hand. Crane, Poole und Schmidt taten es ihr gleich, standen mit entsicherten Gewehren im Raum und hatten auf die Tür aus Transparent-Aluminium gezielt. Der Captain, der ihnen gerade noch freundlich zugenickt hatte, stand nun ebenfalls, mit entsicherter Waffe vor der Tür und schaute zu ihnen herüber. Er beriet sich offenbar noch mit der Frau, die bei ihm war, als diverse andere Sicherheitsoffiziere in den Raum kamen, ihre Phasergewehre erst locker in den Händen haltend. Als sie jedoch die Situation sahen, fielen sie in eine alte Gefechtsposition, der sich Crane, Poole, Schmidt und Mao anschlossen. Mit schnellem Blick hatte sich Crane versichert, der Dienstälteste zu sein, zielte auf die Tür und bellte den Feuerbefehl. Das laute Zischen einer Mehrzahl von Phasergewehren, die sich simultan auf ein Ziel entluden, hallte fast unerträglich Laut in den Ohren Fengs wieder, die einen Blick auf die Tür warf und feststellte, dass die Phaserstrahlen an einem Schutzschild wirkungslos verpufften. „Sinnlos!“, sagte sie und Crane warf ihr einen Blick zu: „Wieso?“ „Schau dir an, wie er da steht.“, erklärte nun Schmidt und deutete auf die Tür, hinter der der Captain stand und – lächelte. Tatsächlich er lächelte, was Crane dazu brachte, zu brüllen: „EINEN VERSUCH NOCH!“ Erneut zischten die Phaserstrahlen auf die Tür zu – doch erneut verpufften sie wirkungslos. „Entschuldigen Sie“, erklang plötzlich die Stimme des Captains aus der Gegensprechanlage und fragte nach, was er gesagt habe. Dies führte dazu, das Crane eine Schimpftirade von sich gab, die selbst dem gestandendsten Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. „Verdammt!“, dachte sich der Blonde, als plötzlich der Captain einen Kanister sichtbar vor die Tür stellte und mit dieser neuen Waffe, die im Labor Beta gefertigt und getestet worden war, auf diesen Kanister anlegte. Und dann stellte er seine Forderungen. „Das kannst Du nicht zulassen, David!“, sagte Feng und ihr Singsang legte deutlich Zeugnis darüber ab, wie aufgeregt sie war, „Das ist – diese neue experimentelle Waffe ist gefährlich. Wir wissen doch gar nicht, was der Captain mit ihr vorhat.“ „Ich weiß es auch nicht.“, erläuterte Crane, „Aber was haben wir für eine andere Wahl?“ „Er hat doch gesagt, das er keine Lust hat, da drin draufzugehen, nicht wahr?“, fragte Schmidt und Crane schaute sie an, „Ja, und?“ „Nun, das heißt, er wird sowieso nicht feuern.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern, „Oder meinst Du, er gefährdet seine eigene Gesundheit?“ David schaute zu ihr herüber, nickte dann und ging zur Gegensprechanlage: „Tut mir leid, Captain, wir können Sie nicht gehen lassen.“ „Dann erledige ich Doktor Goldman.“, schoss der Mann durch die Gegensprechanlage zurück, „Er ist noch nicht tot, aber das kann sich sehr schnell ändern.“ Mit diesen Worten richtete der Captain den Borg-Striker auf den am Boden liegenden und warf einen Blick zu Crane herüber: „Also, wie sieht es aus? Wollen Sie wirklich das Leben eines Mannes aufs Spiel setzen? Ich meine, er kann Ihnen einen neuen Borg-Striker bauen und dann ist dieses Teil nutzlos. Ich will doch nur einen kleinen Vorsprung, mehr nicht.“ Crane warf einen Blick zu Poole, Schmidt und Feng, von denen letztere mit dem Kopf schüttelte, während die ersten Beiden sich nicht sicher zu sein schinen. Der Blonde holte tief Luft und sagte: „Okay, wir haben einen Deal.“ „DAVID!“, durchschnitt Fengs ärgerliche Stimme den Raum, „Das kann nicht dein Ernst sein!“ „Da drin ist jemand, der eventuell noch am Leben ist!“, rechtfertigte sich Crane und Feng schaute ihn an: „Die Sternenflotte verhandelt nicht mit Terroristen.“ „Dann schreib einen Bericht! Mir geht es um das Menschenleben dieses Mannes!“, schnappte Crane. Der Captain geleitete die Rothaarige unter den misstrauischen Blicken eines ganzen Sicherheitsbatallions ins Shuttle, stieg selbst hinein und schaute, kurz bevor sich die Tür schloss, zu Crane herüber: „Gut gemacht, Lieutenant Crane!“ Die Tür schloss sich, das Shuttle hob ab und flog, so unbehelligt, wie es gekommen war und wenig später kam von Deep Space Seven ein Notruf. Als dieser bei der Föderation eintraf, ahnte noch keiner, dass dies das letzte Lebenszeichen der Station sein sollte. TBC TBC Kapitel 3: Lebenslinien ----------------------- Im Grunde kam er sich gerade ziemlich übers Ohr gehauen vor. Direkt vor ihm loderte ein brennender Zylonen-Raider, ein Schiff eben, mit dem die andro- und Gynoide Rasse der Zylonen, Maschinenwesen, die sich über ihre Schöpfer, die Menschen, erhoben hatten und nun auf Kriegspfad waren umherflog. Er war mitten in der Dunkelheit einfach so aufgetaucht und dann direkt vor ihm abgestürzt und tauchte nun die ganze Gasse, in der er sich befand, in einen gespenstischen grell-orange-roten Widerschein des Feuers. Zylonen – noch vor einem Jahr wäre es ihm und seiner Crew nicht in den Sinn gekommen, sich mit so etwas mal expliziter herumschlagen zu müssen. Gut – durchdrehende Borg, randalierende Dalek, rauflustige Klingonen, intrigenspinnende Romulaner und merchandise-erfahrene Ferengi – damit kam man klar. Aber eine Rasse, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Menschheit zu vernichten? Die Borg wollten die Menschheit assimilieren, also ihrer eigenen Rasse hinzufügen, was zwar auch eine Vernichtung der Menschheit als solcher, aber nicht unbedingt der menschlichen Kultur bedeutete. Die Dalek wollten zwar auch ELIMINIEREN, wie sie immer skandierten, aber auch hier war es klar, dass die menschliche Rasse irgendwo im All überleben konnte. Die Klingonen – denen waren die Menschen als solche relativ egal – als Handelspartner, als Kommandanten oder als Zielscheiben eigneten sich die Menschen ganz gut, aber als solches – eine wirkliche Bedrohung sahen die kriegerischen Aliens die Menschen nicht an – lediglich als ein willkommenes Mittel mit dem Kriegssäbel zu rasseln, weil man beleidigt worden war – aber nicht als Bedrohung per se. Gleiches galt für die Romulaner, denen die Menschen als solche auch eher egal waren – und die Ferengi wären schön dämlich, wenn sie sich in der Tötung von Handelspartnern üben würden. Aber die Zylonen? Das war ein komplett anderer Schlag. Von den Menschen konstruiert, damit sie ihnen schwere und gefährliche Arbeit abnahmen, taten sie irgendwann das, was jede unterdrückte Spezies tut – sie probten den Aufstand. Sie probten ihn nicht nur, sie hatten damit sogar Erfolg. Es war ein blutiger Aufstand, dem ein langer Krieg folgte – dessen Ursachen die meisten Menschen bis heute nicht wirklich begriffen hatten. Nach einigen Jahren entschloss man sich, einen Friedensvertrag zu schließen – die Zylonen suchten sich einen Planeten, auf dem sie residieren konnten… und alles wäre wunderbar gelaufen. Man hatte sogar eine Begegnungsstätte für Menschen und Zylonen errichtet. Doch es kam anders. Diese Geschichte handelt nicht davon, dass die Sklaven zu ihren damaligen Herren zurückkehrten und feststellten, dass es daheim doch viel schöner war. Sie handelt auch nicht davon, dass die Menschen zu ihren früheren Zylonensklaven flogen und ihnen sichere Jobs anboten oder ihnen erneut Knechtschaft androhten. Nein – es kam der Tag, an dem die Sklaven zu ihren ehemaligen Herren zurückkehrten – um sie ein für alle mal auszulöschen. Diese Geschichte tangiert einen groß angelegten Genozid, eine Geschichte hinter der Geschichte – eine Geschichte voller Liebe, Leidenschaft, Sex, Hingabe, aber auch Verlust, Verrat, Tod und Tragödie. Fragt Kara Starbuck Thrace, die weiß ein Lied von all diesen Aspekten zu singen. Doch von ihr und ihren Freunden vom tapferen Kampfstern Galactica, einem der letzten Schiffe der Menschheit, wird später berichtet werden. Calvin Nathan Cat, der Sternenflottenoffizier und Kommandant der USS Dragonfly NCC 0815-A sah sich, wie schon gesagt, dem Zylonen-Raider gegenüber und gab sich die Schuld an der ganzen Misere. Er war damals, es musste jetzt mindestens ein Jahr hergewesen sein, von der wunderschönen Natasi Godefrey, der Abgesandten der Zylonenallianz, in eine Falle gelockt und mit seinem Schiff und seiner Crew in ein paralleles Universum versetzt worden. In das Universum, in dem der Kampf gegen die Zylonen stattfand, das Universum, aus dem die Zylonen ursprünglich kamen. Nach einigen Abenteuern war es Cal und seiner Crew gelungen, mit der Dragonfly zurück in ihr eigenes Universum zu springen und er hatte es sogar geschafft, die Galactica und den Konvoy der restlichen Menschenschiffe, mitzunehmen. Auf die Art gewannen sowohl die Guten, als auch die Bösen. Die Guten gewannen deshalb, weil die Menschen überlebt und gerettet wurden, die Bösen deshalb, weil sich die Guten in ein anderes Universum verzogen hatten. Im Universum der Bösen gab es also keine Menschen mehr – seit einem Jahr, seit des Wechsels beider Schiffe in das Paralleluniversum der Sternenflotte. Natürlich gab es ein riesiges Hallo, als die Crew der Dragonfly mit einigen unbekannten Menschen im Schlepp überaus unvermittelt auftauchte und beinahe hätte es einen Konflikt gegeben, der nicht so leicht zu lösen gewesen wäre – aber die Menschen aus dem anderen Universum brachten sich ein und kehrten in ihre ihnen eigenen Jobs zurück. Bill Adama arbeitete beispielsweise an der Sternenflottenakademie als „flight instructor“. Aber zu den anderen Charakteren später. Als aus dem inneren des Zylonenraiders plötzlich Geräusche erklangen, hatte der Captain der Sternenflotte schnell seinen Phaser gezückt und feuerbereit gemacht. Metallplatten wurden zur Seite geschoben und eine verbrannte Gestalt krabbelte aus den kläglichen Überresten des Zylonenschiffes. Cal musste nur die Hand sehen und wusste, wie der Innensasse des Raiders ausgesehen hatte. Als die Person vor ihm auch noch eine ungeschickte Bauchlandung hinlegte, war er sich sicher – es musste einer seiner eigenen Klone sein. Was aus der letzten Version, der er gegenübergestanden hatte, geworden war, hatte er damals nicht ganz mitbekommen, er stand zu diesem Zeitpunkt unter Drogen und hatte es einzig und allein seiner Geliebten, seiner ersten Offizierin zu verdanken, dass er noch lebte. Diese hatte nämlich den tödlichen Schuss auf den zweiten Cal abgegeben und dann das Original mit ihrem Körper vor ihrem Double abgeschirmt, dass aber keine Anstalten machte, sie, also Agatha, zu töten. Dann krachte es hinter ihm – laut, metallisch. Cal fuhr herum und sah in seine eigenen Augen – das musste heute der Tag der Doppelgänger sein. Die Hand des Cals vor ihm, er trug einen eleganten, schwarzen Anzug, hatte blonde Haare und einen blonden Schnauzer, sowie eine Sonnenbrille auf der Nase, glitt zum Halfter und zog eine Browning hervor, die er schnell auf Cals Kopf richtete. Cals Hand, die des Starfleetcaptains, agierte routiniert und zog seinen Starfleetphaser aus dem Halfter. Heute war er Beidhändig unterwegs. Beide Cals nahmen den Kopf des jeweils anderen ins Visier – es würden auf jeden Fall schmerzlose Tode werden. So wusste der eine, so hoffte der andere Cal. Die beiden Schüsse hallten laut in der Gasse wieder und hätten den Captain taub gemacht, wenn dies seine Einzige Sorge gewesen wäre. Der Fakt, dass er Zeit hatte, den Schmerz zu fühlen, sagte ihm, dass der Cal vor ihm nicht geschossen hatte – was blieb war der Cal hinter ihm, dieses verbrannte Etwas – dieser Zylone in Extra crispy. In seinem Rücken explodierten die Schmerzen und er taumelte nach vorne. Keuchend ging er zu Boden, merkte, wie er Schwierigkeiten bekam, Luft zu holen. Teufel auch – er hatte den Zylonen in seinem Rücken einfach übersehen. Cat-Faktor eben. Verflucht. „Verdammt“, murmelte er, bevor sein Blick glasig und starr wurde. Calvin Nathan Cat war tot – Und fuhr aus seinem Bett mit einem lauten Schrei auf. Der Rücken schmerzte noch immer und vor ihm saß, mit einem Lächeln auf den Lippen, Agatha Silverbird. „Cal – wenn Du das nächste mal eine Kiste Cola schleppen willst – lass es. Du hast Dir den Rücken verhoben.“ „Verdammt“, murmelte Cal. Doch nach ein paar Minuten lächelte er seine erste Offizierin an und stand aus dem Bett auf – natürlich unter größtmöglichen, oder eher größtmöglich-gespielten Schmerzen. Doch, die Schmerzen schienen echt zu sein, denn, nachdem Agatha zum Hypospray, dass die Ärztin Gina Intrupper dagelassen hatte, gegriffen und ihm den Inhalt injiziert hatte, ging es dem Captain wieder besser. Er schaute seine erste Offizierin an. „Nicht den Ball jagen.“, erklang es aus dem Kommunikator des jungen Fähnrichs, der gerade seine erste praktische Flugstunde belegte. Eine Viper reagierte definitiv empfindlicher auf Berührungen des Steuerknüppels, als ein Shuttle auf Tastendrücke. Der junge Fähnrich schluckte daher, als er den Steuerknüppel sacht berührte und die Viper eine tollkühne Pirouette vollführte. „Nervous, behalten Sie die Kontrolle.“, klang die kratzige Stimme Admiral Bill Adamas aus dem Funk und veranlasste den Piloten dazu, den Steuerknüppel mit eisenhartem Griff zu umfassen – was auch ein Fehler war, denn nun drehte sich die Viper nicht mehr um die vertikale Achse und vollführte Pirouetten, sondern um die Horizontale und vollführte Schrauben. Wenn das Schiff still gestanden wäre – oder antriebslos im All geschwebt wäre – hätte sich daraus kein Problem ergeben – bei mehreren hundert Stundenkilometern ergibt sich jedoch schon ein Problem. Nervous, ein junger Pilot namens Pete Thornton, sah noch, wie die Landebahn der Galactica auf ihn zu kam – dann verwandelte sich die Umgebung in ein grellweißes Licht, dem ein schwarz-gelbes Hologitter platz machte. Ein Holodeck. Das Schott öffnete sich und William Adama, der Ausbilder der Sternenflotte, betrat den Raum. „Glückwunsch.“, informierte er den Piloten mit seiner ihm eigenen eiskalten Stimme, „Sie haben sich und mindestens ein gutes Dutzend Wartungstechniker getötet. Das ist mehr, als die Zylonen nach den Angriffen zustande gebracht haben – da können Sie stolz drauf sein.“ Thronton schaute Adama mit offenem Mund an und schluckte unbehaglich: „A… Ab… Aber – die Kontrollen…“ „… sind definitiv empfindlicher als die Ihrer Shuttles – das haben wir doch in der ersten Theoriestunde herausgearbeitet. Wo waren Sie da?“ „Da.“ „Offenbar nur körperlich, aber nicht geistig.“, knurrte Adama und drehte sich dann um. Seit er in diesem Universum agierte, arbeitete und reagierte, hatte sich ein ziemlicher Persönlichkeitswechsel bei ihm bemerkbar gemacht – war er vorher eher der ruhige Stoiker gewesen, bezeichneten ihn böse Zungen jetzt schon als den Severus Snape der Sternenflottenakademie. Auch, wenn Adama selbst nicht wusste, was man damit meinte, so war er sich sicher, dass diese Bezeichnung alles andere als schmeichelhaft war. Das letzte Jahr war für die Überlebenden aus dem anderen Universum ein sehr zweischneidiges Schwert gewesen – zwar war man froh, noch zu leben, war froh, den Zylonen entkommen zu sein und froh, den Krieg gewonnen zu haben. Aber dennoch standen sie alle quasi vor dem Nichts – sie mussten nochmal neu anfangen, was manchen relativ leicht, anderen, so wie Adama, verteufelt schwer gefallen war. Lee, sein Sohn, war als Captain eines Expeditionsschiffes unterwegs irgendwo im Gamma-Quadranten gashaltige Anomalien zu katalogisieren, Kara war ebenfalls an Bord dieses Schiffes, als seine Sicherheitsoffizierin und Dualla war seine Kommunikationsspezialistin. Gaius Baltar, so sagte man sich, hatte zu seinem Lebensstandard vor der Attacke der Zylonen auf seine Heimatwelt, zurückgefunden, war wieder international-bekannter Computerspezialist, Playboy und Ladiesman – was ihm zu nicht gerade unbeträchtlichem Ruhm in den Gazetten beitrug, die es auch im 24. Jahrhundert noch gab. Präsidentin Roslyn war an die Schule zurückgekehrt – sie unterrichtete an einer Grundschule und fühlte sich, so hatte sie Adama gesagt, wohler als je zuvor. Währenddessen befand sich die USS Dragonfly im Trockendock. Das Schiff wurde generalüberholt, mit neuen Antriebsgondeln und neuen Sensoren ausgestattet. Das war nötig, denn nach dem Eintreffen in diesem Universum, nach der triumphalen Rückkehr, war das Schiff ziemlich ramponiert gewesen. Und doch war Calvin Nathan Cat, Kommandant der USS Dragonfly nie stolzer gewesen. Wie weiland der berühmte Captain Jack Sparrow war er mit der Dragonfly in den Erdorbit geschwenkt, sich stolz, aber müde, an das Brückengeländer klammernd und versuchend, der Haltung eine gewisse Würde zu verleihen. Die Haltung, die eher eines Schluckes Wassers in der berühmten Kurve glich, schmälerte das stolze Lächeln auf seinen Lippen nicht. Der Captain WAR stolz gewesen und hatte sofort Kontakt zum Oberkommando aufgenommen und die ganze Geschichte brühwarm erzählt. Natürlich wurde der Bericht des Captains bis ins kleinste Detail geprüft. Wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre. Man interviewte und befragte Augenzeugen, prüfte Logbücher, schickte die Augenzeugen zu Psychiatern – hier hießen sie ja Counselor – schickte die Logbücher in entsprechende Laboratorien, damit dort der Wahrheitsgehalt der Logbücher getestet werden konnte, schickte die Logbuchprüfer zu Counselorn und – schließlich erreichte einen in der Wohnung seiner Eltern sitzenden Cal der Ruf des Föderationspräsidenten, das alles soweit getestet und gegentestet worden sei – und das die Angaben stimmten. „Na, wunderbar.“, hatte Cal gelächelt, „Dann Auf zu neuen Ufern – ich werde meine Crew zusammentrommeln und Sie können uns schon mal sagen, wo es hingehen soll.“ „Nicht ganz“, war die Antwort des Präsidenten gewesen, „Die Dragonfly wird erstmal neu ausgestattet. Nun war die Rekonstruktion des Schiffes mit der damit einhergehenden Generalüberholung fertig und die Fähre des Captains und des Ersten Offizieres war im Landeanflug auf die Dragonfly. Chefingenieur Scotty Middlegate flog die Fähre eigenhändig. So hatte er genug Zeit, die neuen Vorteile aufs Butterbrot zu schmieren, was er gerne tat, und er hatte mehr als genug Zeit, die Dragonfly dem Captain zu zeigen. „Das Neueste Schiff der Flotte“, erklärte Scotty, „Neuer Wein in alten Schläuchen, quasi. Das Schiff macht Warp 9,99995 – und, wenn es erforderlich ist, haben wir sogar Transwarp. Wir können die Borg besuchen.“ Der Stolz des Ingenieures sprach da aus Cals altem Schulfreund und der Captain grinste schief: „Können ja – müssen nicht unbedingt. Ich leg nicht soviel Wert darauf, assimiliert zu werden.“ „Warte ab, bis du die Technikerin kennengelernt hast, die das Command mit dieser Mission betraut hat – da wirst Du dir wünschen, sie würde dich eigenhändig assimilieren.“, grinste Scotty und Cal spürte den Schlag mit der Flachen Hand auf den Hinterkopf. „HEY!“, machte er und drehte sich zu Agatha um. „Rein präventiv.“, erklärte sie, lächelnd. Cal schaute kopfschüttelnd zu Scotty: „Du meinst doch wohl nicht eine gewisse Dame, die first-hand-Erfahrungen mit dem Leben im Kollektiv hat und die in sehr hautengen Kleidungsstücken anzutreffen ist und deren…“ Und wieder verpasste ihm Agatha eine Gibbs-Kopfnuss. „… Fähigkeiten einzigartig sind.“, sagte Cal und schaute zu Agatha, „So wäre der Satz weitergegangen. Das sie attraktiv und heiß wie die Hölle ist, ist nichts neues.“ Er lächelte, schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Aber du bist heißer, keine Sorge.“ Agatha rollte mit den Augen: „So brauchst Du mir nicht anzukommen.“ „Nicht?“, fragte Cal und machte einen Schmollmund. Agatha kicherte: „Das ist unsere Geheimwaffe.“ Der Captain zwinkerte ihr zu und nahm sie in den Arm, bevor er ihr einen Kuss auf den Mund gab. „Cal, Agatha? Wenn ihr fertig seid, in meinem Shuttle Sex zu haben, wollt Ihr euch vielleicht die Dragonfly ansehen?“, grinste der Chefingenieur und Cal lachte laut auf: „Da musst Du noch fragen? Zeig her, was dein Schmuckstück drauf hat.“ Cal pfiff nach einer kurzen Einführung bewundernd durch die Zähne, als er hörte, was genau das Schiff alles konnte. Multiphasenschilde, Quantumtorpedolauncher, Transwarpantrieb – das alles und noch viel mehr war in diesem recht kleinen Schiff installiert worden. Erneut pfiff Cal bewundernd durch die Zähne und schaute zu Agatha, die ihrerseits anerkennend nickte. „Das ist ja alles sehr schick, Scotty.“, lächelte Cal und deutete auf eine kleine Wolke, die sich gerade vom Warpantrieb ausbildete, „Und ich nehme an, das ist das Begrüßungsfeuerwerk?“ „Scheiße!“, fluchte der Chefingenieur, „Noch nicht, aber wenn die so weiter machen, wird es das bald werden!“ Damit machte er sich zum Landeanflug auf die USS Dragonfly NX 0815-A auf. „Los! Beeilung! SCHNELLER!“ In Lieutenant Greta Keys Stimme schwang deutlich hörbar Panik. Wenn das alles so weiterging, würde es das mit der schönen, glänzenden neuen Dragonfly gewesen sein. Sie hatte einen einfachen Testlauf durchführen wollen, die Maschinen zumindest virtuell auf Warp 9 hochgefahren, als plötzlich eine EPS-Leitung gebrochen war und die junge Frau bis zum Hals in Schwierigkeiten. Irgendwie reagierte der EPS-Leitungsbruch mit dem Warpkern als solchem – Notfallprozedere taten das, wofür sie ausgelegt waren und ließen das nun kochend heiße Warpplasma entweichen, das, wenn die Sache so weiter ging, sich entzünden und dann als glühende Woge durch die Leitungen in den Warpkern schießen würden. Das wiederrum bedeutete, dass der Kern brach und – nun ja, das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Um sie herum brach arbeitsames Chaos aus, Techniker rannten von A nach B um dem Warpkern irgendwie entgegen zu wirken – zu Blöd, dass der Computer sich immer noch im Wartungsmodus befand. Was soviel bedeutete, wie: Die Eingaben wurden vom Computer zwar erkannt, solange man dem Computer jedoch nicht zu verstehen gab, dass dies ein akuter Notfall war, wurden sie nicht an die entsprechenden Stellen weitergeleitet. Es wäre doch ein sehr unrühmliches Ende für das neueste Schiff der HYDRA-Klasse, wenn es sich sofort im Trockendock funkensprühend und Leben vernichtend aus dem aktiven Dienst in eine Trümmerwolke verabschieden würde. Und die Uhr tickte. Das Shuttle mit Captain, erstem Offizier und Chefingenieur fuhr gerade eben die Landestützen aus und öffnete die Hecktür, als ein Schemen sich mit einem „Jetzt“ aus dem Shuttle, auf die Rampe und hinunter auf den Hangar katapultierte. Mit einem lauten Knall kam es auf, rollte sich ab und rannte so schnell, wie es ihm möglich war, zum Maschinenraum. Der blonde Captain und die Kupferhaarige XO folgten dem davoneilenden Chefingenieur mit nicht weniger langsamen Schritten. Greta warf einen Blick auf die Uhr, die den Countdown bis zum absoluten Nullpunkt – dem Zeitpunkt, an dem sich das Antriebsplasma entzündete – verblieb und fluchte laut und hingebungsvoll. Crewmitglieder von Utopia Planitia, neu der Dragonfly-A zugeteilte Offiziere und sogar einige, die schon Jahre mit ihr gearbeitet hatten, konnten sich ein Grinsen ob ihrer Flüche nicht verkneifen. Die drahtige Blonde war gerade dabei, Handgreiflichkeiten gegenüber dem Interface anzuwenden, als die Tür auf glitt und Sebastian Middlegate den Raum betrat. Er eilte sofort zu Greta, schaute ihr nur über die Schulter und wusste bescheid. Mit schnellen, routinierten Befehlen, die er in den Computer eingab, versuchte er, die Katastrophe abzuwenden – doch der Computer hatte offenbar heute einen sturen Tag, denn er antwortete, mit einer programmierten Engelsgeduld, als gäbe es nichts, worum man sich Sorgen machen müsse: „Befehl nicht durchführbar. Computer befindet sich im Wartungsmodus. Bitte verständigen Sie den zuständigen Systemadministrator.“ Das Gesetz des Gleichgewichts der Kräfte besagt, dass auf jede Aktion eine entsprechende Reaktion folgt. In unserem Falle bedeutet dies, das Scotty sich zu einer Antwort, entgegen des Temperamentes seines Widersachers gerichtet, hinreißen lassen muss. Da der Computer eine programmierte Eiseskälte und Gedankenkühle – soweit man bei Computern von „Gedanken“ sprechen kann – auffuhr, war es Scotty, der seinerseits auffuhr. Und zwar einen der herzhaftesten Flüche, die er kannte, was bei allen Anderen wieder ein breites Grinsen, das ob der Situation eventuell unangebracht wirkte, hervorzwang. „Nun pass mal auf, Computerarsch!“, fluchte er daher wenig gentlemanlike, „Ich bin der Systemadministrator und ich sage dir, dass Du dussliges, bedrisseltes Drissteil dich zu entsperren hast!“ Gleichzeitig tippte er die entsprechenden Befehle in den Computer, was selbigen absolut nicht beeindruckte. „Befehl nicht durchführbar. Computer befindet sich im Wartungsmodus. Bitte verständigen Sie den zuständigen Systemadministrator.“ Die Tür glitt auf und eine – zwar im Ausdruck recht harte, doch in der Stimmmodulation sehr sanfte – Stimme befahl: „Lieutenant Commander Middlegate, entfernen Sie sich von dieser Arbeitsstation.“ Verblüfft drehte sich der Chefingenieur um und sah sich einem blonden Engel gegenüber. Es war das erste Mal, dass er diese schöne Frau in Natura sah und seine Reaktion fiel typisch Männlich aus. Die Augen traten knappe zwei Meter fünfzig aus den Höhlen, der Mund war damit beschäftigt, nach Erdöl zu graben und das Geräusch, das aus den tiefsten Untiefen seiner Kehle entwich, ähnelte vage einem „Boah geil!“. Ein Arm, in die Seite gerammt, ließ Scotty wieder zu bewusstsein kommen und er gehorchte der Schönheit, die sich mit knappen, genau bemessenen Schritten der Konsole näherte. Sie legte in einer ebenso knappen, wie ihrer Wirkung absolut nicht bewussten Geste die Hand auf die Konsole und aus dem Exoskellet, das die Hand umgab, schossen zwei silber-graue Röhrchen in das Eingabeinterface. Sie schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken – Hinter ihr stoben Funken, der Countdown näherte sich rapide der Null – sie öffnete die Augen wieder, die blauen Pupillen wirkten stählern und sie wandte sich der Konsole wieder zu. „Der Wartungsmodus ist beendet, Chefingenieur Middlegate, Sie können ihre Arbeit fertigstellen.“ Mit schnellen, kontrollierten Bewegungen gab der Chefingenieur die nötigen Befehle in den Computer ein und der Countdown blieb bei 5 Sekunden vor dem 0 stehen. „Gut gemacht, Seven of Nine.“, löste sich Cal aus seiner Starre und ging zu ihr herüber, „Was haben Sie getan?“ „Ich führte lediglich eine Überschreibung des entsprechenden Algorithmusses durch.“ „Ah so – und nun?“, fragte der Captain, „Das Schiff fliegt uns aber nicht um die Ohren, oder?“ „Negativ. Ihr Chefingenieur hat die entsprechenden Gegenmaßnahmen getroffen – Ihr Schiff ist definitiv sicher.“ „Unser Schiff, Seven of Nine. Sie gehören zur Crew, zumindest als Überwacherin der neuen Transwarpspuhle.“, lächelte Cal und schaute die hübsche Frau an, die ihn mit gehobener Augenbraue anschaute: „Nur weil ich hier vorrübergehend Dienst tue, bin ich noch lange kein Crewmitglied – ergo ist es nicht ‚unser’ Schiff, sonder ‚Ihr’ Schiff. Die Voyager ist mein Kollektiv, nicht die Dragonfly.“ Schulterzuckend wandte sich Cal wieder Agatha zu, als plötzlich die Stimme Jill Menacers erklang: „Menacer an Cat, Du hast einen Anruf erhalten. Es ist Deep Space Nine.“ Der Angesprochene legte den Kopf schief: „Ähm – was wollen die denn von mir?“ Agatha Silverbird, die schöne XO, lächelte ihren Freund an: „Vielleicht gehst Du mal an die Kommunikationskonsoole und fragst mal nach?“ „Gute Idee“, schnippte der Captain mit den Fingern und ging in eine Ecke des Maschinenraumes, in dem eine Kommunikationsterminal stand. Sich räuspernd identifizierte sich Cal mit den Worten: „Cat, Calvin Nathan, Sternenflottenkennwort: Nottingham.“ Anschließend durfte der Captain das übliche Prozedere über sich ergehen lassen. Kennwort - Stimmabdruck – Retinascan – Handflächenabdruck und Genetische Probe. Das war auch bitternötig, denn der gerade ein paar Jahre zurückliegende Dominionkrieg hatte die Planer der Flotte ein wenig paranoid werden lassen, was an den Formwandlern, den sogenannten „Gründern“ liegen könnte. Die Bajoranerin, die auf dem Bildschirm erschien, war vielleicht einen Kopf kleiner als Cal, hatte raspelkurze, rote Haare und eine – für Bajoraner typische – geriffelte Nase. Die Uniform, die sie trug, war ebenfalls in rot gehalten und betonte die Stellen ihres Körpers, die die nötige Betonung finden sollten, großzügig. Den Kopf schiefgelegt lächelte Cal der Schönheit zu: „Hi, Kira, was gibt es denn so dringendes?“ „Captain, wir haben hier ein kleines Problem, bei dem wir denken, dass Sie uns helfen können.“ Nun runzelte der Captain seine braunen Augenbrauen: „Sie haben ein Problem, bei dem Sie denken, dass ich in der Lage bin, Ihnen zu helfen. Faszinierend.“ Es klang eine Spur von Mißtrauen in seiner Stimme mit – normalerweise forderte ihn man nicht an und wenn Kira Nerys einigermaßen klar bei Verstand war, wusste sie auch warum. Der Captain – deswegen war er ja auch nur Captain ehrenhalber – war nicht unbedingt der Hellste. Er stürzte sich mutig, aber leider vergessend, dass auch er nur aus Fleisch und Blut besteht, in die halsbrecherischsten Gefahren, warf sich vor seine erste Offizierin, wenn auf sie geschossen wurde, was meistens zum Resultat hatte, dass er selbst in den Lähmungsstrahl sprang und erschlafft gegen den atemberaubenden Körper seiner Freundin sank. Aber – er hatte sie meistens gerettet. Jedenfalls für den Moment. Des weiteren war seine Jugend – er war um die 20 – sowohl Fluch, als auch Segen, denn er hatte eine größere Ausdauer, wenn er im Kampfsituationen gelangt, die jugendliche Wildheit, andererseits mangelte es ihm an Möglichkeiten, diese großen Aktivposten richtig einzusetzen. Nur durch seine erste Offizierin schaffte er es, sich nicht allzusehr von seiner wilden Seite hinforttragen zu lassen. Kira schaute ihn an und riss ihn aus seinen Gedanken: „Ja, Sie werden explizit angefordert, da hier Personen aufgetaucht sind, die behaupten, Sie zu kennen.“ Mit den Schultern zuckend, schaute Cal sie an: „Hm, das wird vermutlich einer meiner alten Akademie-Kumpels sein. Ist es Billy, der alte Pennbruder?“ In diesem Moment trat eine wunderschöne Blondine in die Kamera und Cal dachte, dass er komplett den Boden unter den Füßen verlieren würde. Die Person, die da in die Kamera schaute, war doch tot. Colonel Samantha Carter lächelte: „Ich glaube nicht, dass ich Billy heiße. Und ein alter Pennbruder bin ich erst recht nicht.“ Agatha Silverbird unterhielt sich mit Seven und Scotty, als sie – eigentlich mehr so aus Neugierde – in die Ecke schaute, in der die Kommunikationskonsole stand. Und vor dieser Konsole sah sie einen Cal – ihren Freund – der vor Schock richtig weiß zu sein schien. Schnell trat sie auf ihn zu, fasste ihn bei der Schulter und schaute ihn an: „Cal, bist du okay?“ Der Captain nickte kurz, deutete dann mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Bildschirm und keuchte: „Schau sie dir an und sag mir, dass Du das selbe siehst, wie ich.“ Agatha Silverbird drehte sich um und nickte. „Ein erstaunlich gutes Holobild.“, lächelte sie dann und schaute zu Kira herüber: „Sehr witzig, doch ja.“ Damit nickte sie Richtung Cal: „Wenn er nicht mit dem original befreundet gewesen wäre, würden wir das richtiggehend amüsant finden.“ Die Blonde auf dem Bildschirm lächelte und es sah ein wenig nachsichtig aus: „Ich bin kein Holobild – ich bin ich.“ „Commander“, meldete sich Kira aus dem Hintergrund, „Ich schlage vor, Sie nehmen Kurs auf Deep Space Nine und holen ihre Freunde ab.“ „Freunde, Colonel?“, fragte Cal nach Luft schnappend. Die Bajoranerin nickte: „Ja, es sind noch vier weitere Personen hier eingetroffen. Vielleicht bringen Sie sie zwecks Identitätsüberprüfung zur Erde?“ „Vier… weitere?“, stammelte Cal und Kira lächelte: „Ja, ein gewisser Jack O’Neill, ein Mann namens Daniel Jackson, eine Frau, die sich uns als Vala Mal Doran vorgestellt hatte, und eine Person mit einem Symbionten im Bauch – die Person stellte sich uns als Teal’C vor.“ Ungläubig starrte Cal den Holoschirm an, sein Mund klappte auf und wieder zu: „Wollen Sie mir sagen, dass fast das komplette SG 1 Team auf Ihrer Station aufgetaucht ist?“ „Genau das will ich sagen.“ Durchatmend schaute der Captain zu seiner ersten Offizierin: „Ich glaube, wir machen uns auf den Weg.“ Damit betätigte er seinen Kommunikator: „Cat an Brücke? Setzen Sie Kurs nach Deep Space Nine – Maximumwarp.“ „Cal, das geht nicht.“, sagte Agatha und legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Captain sah sie unverwandt an, wischte den Einwand beiseite und lächelte: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ „In diesem Fall schon. Zumindest müssen wir noch etwas warten.“ „Und wieso?“ „Naja, wir sind noch an Utopia Planitia angedockt.“ Cal schloss die Augen, schüttelte den Kopf und hielt sich die Stirn: „Ich wusste doch, die Sache hatte einen Haken.“ Damit wandte er sich an Kira: „Colonel, wir docken hier gleich ab und sind so schnell wie möglich bei der Station.“ Tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)