Es regnet. von inkheartop (Wichtelgeschichte für Caliena) ================================================================================ Kapitel 4: Ianto: hell & dunkel ------------------------------- Ianto: hell & dunkel Seit drei Wochen regnet es in Cardiff. Der Regen tropftfällt vom Himmel, trifft auf blanke Haut wie spitze Nadeln, manchmal wie Kieselsteine. Es tut weh. Ianto sieht hoch zur Tür von Jacks Zimmer – er kann es nicht Büro nennen, denn was wäre er dann, nur die kleine Affäre mit der Sekretärin? Das schmerzt noch sehr viel mehr. In ihm ist es dunkel. Dunkelgrau und er fühlt sich schlecht dabei. Früher mit Lisa war das auch so. Und doch ganz anders. Früher mit Lisa fühlte Ianto sich schlecht, weil es ihm immer vorkam, als würde er sie nicht genug lieben. Als es dann vorbei war, als Lisa tot war, fragte er sich, ob er sie hätte retten können, hätte er sie nur mehr geliebt. Und jetzt Jack, ja, Jack. Vielleicht liebt er Jack ja zu viel. Auch wenn er das Wort Liebe nur ungern in den Mund nimmt. Es klingt zu freundlich, zu hell, zu unkompliziert. Diese Sache mit Captain Jack Harkness ist mehr als nur kompliziert. Alles. So verdreht. Verwirrend, er irrt in einem Labyrinth umher und um ihn ist Nacht. In der Dunkelheit ist Jack manchmal nur ein Licht. Ein schwirrendes Licht in der verregneten Luft, das ihn auf fremde Wege führt. Ihn nur noch mehr verwirrt. Ianto macht Kaffee. Es entspannt ihn auf eine fast schon meditative Art. Jeder Handgriff sitzt, jede Bewegung führt er zum tausendsten Mal durch, er ist sich sicher. Und wenn der vertraute Geruch in seine Nase steigt, schwarz und rein, fühlt er sich auch so. Um ihn herum scheint langsam wieder Ruhe einzukehren. Langsam, Schritt für Schritt. Aber Ianto weiß, dass sie misstrauisch sind. Da draußen – da draußen – gibt es zu viel, was ihnen eine Heidenangst einjagt. Sie haben schon zu viel gesehen. Sie. Und Jack. Die Wandler stecken ihre Köpfe in Zeitungen und ins Internet, suchen nach Wohnungen, schließlich können sie nicht bis in alle Ewigkeit hier ein halbes Zeltlager aufschlagen. Gwen hilft ihnen. Tosh sitzt vor ihren Computern, stundenlang und versucht, weitere Teile des Raumschiffs zu finden. Owen untersucht hin und wieder einen der Wandler, nimmt Blutproben und so weiter. Und Jack. Tja, keine Ahnung, was Jack tut. Er ist eben Jack. So geht das schon eine Zeit lang. So wird es auch weitergehen. Bis irgendetwas Wichtigeres, Spektakuläreres geschieht und die Außerirdischen nicht mehr so interessant sind. So geht das schon eine Zeit lang, Ianto hat sich dran gewöhnt, er macht Kaffee. Das entspannt. Das hält ihn davon ab, dumme Dinge zu tun. Wirklich die Flucht zu ergreifen, zum Beispiel. Oder noch schlimmer: mit Jack zu reden. Unvorstellbar. Da käme auch nichts Gutes bei raus. Betonung auf nichts. Er kennt das, er kennt Jacks schweigsame Zeiten, vielleicht besser als die anderen hier, auch wenn nur Gwen ihn nach ihm getroffen hat. Ianto Jones kennt Jack Harkness’ dunkle Seiten. Es ist still in Torchwood Drei, geradezu unheimlich still. Die Wandler haben sich zurückgezogen, Tosh und Owen und Gwen sind nach Hause gegangen. Denn es ist ruhig in Torchwood Drei. Für den Notfall sind sie ja zu erreichen. Ianto räumt auf. Ein bisschen Geschirr hier, ein paar Taschentücher hier, nichts Dramatisches, nichts was er nicht auch morgen erledigen könnte. Aber er bleibt, denn beklemmende Leere seiner Wohnung würde ihn nur aufregen. Zum Nachdenken bringen. Schreckliche Angewohnheit der Menschen, das Denken, findet Ianto manchmal. Natürlich denkt er auch hier. Aber es ist einfacher zu sehen, was Jack tut oder nicht tut, als die ganze Nacht darüber zu spekulieren, was er tun könnte. Liebe ist verdammt anstrengend. Als nichts mehr zu tun ist, überlegt er nur einen Augenblick. Vielleicht einen Augenblick zu lang, doch Ianto klopft. Die Tür schwingt auf und Jack sieht ihn an aus diesen Augen, mit diesem Blick. Ihm wird ganz schwindelig davon. „Normalerweise machen dich Außerirdische total heiß“, sagt Ianto. Setzt sein undurchdringliches Gesicht auf, eine Braue ein Stück gehoben, sonst keine Miene verzogen. „Ich bin vieles“, sagt Jack, „aber kein Leichenschänder.“ Ianto zuckt nicht einmal mit der Wimper. Er weiß, wie er sich vor Jack zu verhalten hat, er weiß, dass er sich keine Blöße geben kann. Oder will. Er schließt die Tür hinter sich. „Hast du schon was vor?“ „Heute Nacht?“, fragt Ianto. Lächelt innerlich. Bleibt äußerlich ganz gelassen. „Auch“, meint Jack. Er zieht einen Mundwinkel hoch. Dann wendet er sich dem Papier auf seinem Schreibtisch zu, einem Stapel Papier, obwohl inzwischen fast alles mit dem Computer funktioniert. „Ich brauch dich die nächsten Tage für die ersten Hausbesichtigungen mit Cory und den anderen.“ Ianto schafft es gerade so, keinen Schatten über sein Gesicht fallen zu lassen. Einen düsteren Schatten, so wie der, der Jacks Gesicht bedeckt. Er kann keine Regung sehen. „Natürlich“, sagt er, dreht sich um, will wieder gehen, will nicht länger in diesem Raum sein. In diesem hell erleuchteten Raum voll bis oben hin mit Dunkelheit. „Willst du schon gehen?“ Von schon kann keine Rede sein. Er hätte nie herkommen sollen. „Es ist noch viel zu tun“, sagt Ianto förmlich, spürt den festen Blick in seinem Nacken, wo die feinen dünnen Haare sich aufstellen. Die feinen dünnen Haare, über die er so gerne streicht, bevor seine Hände Iantos Rücken hinab wandern. Gott, warum. „Schade“, sagt Jack. Und er klingt auch wirklich so. Als täte es ihm leid. Als würde er es bedauern. „Ich hoffe, du nutzt Torchwoods Angebot an warmem Wasser hinterher, Schweiß kann ziemlich lästig sein.“ Ianto rollt mit den Augen, aber weiß, dass Jack weiß, dass er lächelt. „Möglich“, sagt Ianto. Er schwimmt noch ein bisschen in der Dunkelheit, in der Grauzone. Ist hin und her gerissen zwischen diesem und dem anderen Jack. Der Jack, für den Ianto nichts weiter als das Mädchen für alles. Nichts weiter. Und doch. … Ianto öffnet gerade die Tür, will etwas antworten. Ein Licht durchflutet das Gebäude, scheint nicht nur bis in die letzte Ritze, bis in den hintersten Winkel zu dringen. Ein Licht, so gleißend hell, dass Ianto es selbst noch sieht, als er die Augen zusammen kneift. Ein Licht, das definitiv nicht von Menschenhand gemacht ist. Plötzlich ist es in Torchwood Drei alles andere als still. Oder ruhig. Iantos guter Vorsatz… in diesem Moment? Einfach nicht sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)