Symphonie von ROSEofJERICHO ================================================================================ Kapitel 5: dark violett ----------------------- Als sie langsam ihre Augen wieder öffnete, fühlte sie nichts außer Kälte. Sie war völlig unterkühlt und fror, konnte die Finger kaum spüren und starrte regungslos gen Wand. Warum hatte sie keiner zu gedeckt? War sie allen egal? Die eisige Luft hatte ihre Lippen blau verfärbt und auch ihre Fingernägel betteten sich ihn dunklem violett. Es regnete stark und auf dem Fensterglas hatte sich reif gebildet. Mai zitterte am ganzen Leib als sie sich vorsichtig vor Schmerzen bewegte. Was war das nur für ein schreckliches Wetter? Wo befand sie sich und warum fühlte sie sich so kraftlos? Sie brauchte dringend wärmere Kleidung, sonst war dies vielleicht ihre letzte Nacht. Vorsichtig blickte sie heraus in die Dunkelheit und versuchte etwas zu erkennen. Dort in der Ferne brannte Licht. Der starke Regen machte es fast unmöglich etwas zu sehen, also klappte Mai die Sitzbank hoch um sich eine Decke über die Schultern zu legen. Viel mehr hatte sie auch nicht. Das Zelt bekam sie von Kaito und die Kutsche gehörte einst ihren Eltern. Es viel ihr schwer ihre Glieder zu bewegen und so versuchte sie die Kutsche zu verlassen, wobei sie an der glatten Treppe abrutschte und herab in den Schlamm stürzte, wo sie sich eine Zeit lang sogar nicht mehr regte. Sie fühlte sich einfach nicht in der Lage dazu. Völlig durchnässt blieb sie liegen und spürte wie sich ihre Kleidung mit dem kalten Wasser voll saugte. „Kaito....“. Mai fühlte sich nun noch einsamer als je zuvor. War sie selbst daran Schuld? Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und beobachtete den Schlamm der zwischen ihren schmalen Fingern hindurch sickerte angewidert. Er roch faulig. „Na... wen haben wir denn hier!?“. Den großen Mann, der sie mit dunkler Stimme an knurrte, hatte sie in der Dunkelheit zunächst gar nicht bemerkt. „Bist du etwa hin gefallen?... Ziemlich kalt für ein Schlammbad, nicht wahr?“. Mai musste nicht zu ihm hinaufblicken um zu erkennen, dass es sich um Aimis Gardisten Tadashi handelte. Allein seine Stimme reichte aus. „Hat das Chloroform etwa schon seine Wirkung verloren?...Soll ich dir vielleicht helfen aufzustehen?“. Lachend lief der Fleischberg um die regungslos am Boden liegende junge Frau herum und spuckte ihr ins Gesicht als sie zu ihm herauf blickte. „Chloro...form?“, wiederholte Mai, während sich sich über das Gesicht wusch und vorsichtig versuchte sich aufzurichten. Tadashi begann zu lachen. „Brauchst du vielleicht... ein Taschentuch?!“, belustigte er sich und trat ihr mit seinen schweren Lederschuhen ohne Vorwarnung in die Seite. Die junge Frau verlor das Gleichgewicht und schlug mit dem Kopf gegen die Kutsche, woraufhin ihr Pferd Sakura in Beunruhigung geriet und einige male laut wieherte. Mit von Schmerz verzerrtem Gesicht und leicht benommen schaute Mai schnell wieder zu ihrem Feind auf und versuchte erneut sich aufzurichten. „WAS willst du von mir?!“, wollte sie mit halb geschlossenen Augen wissen, als sie sich schwer atmend die Seite hielt. Der Schmerz brannte in der Lunge. Der große schwere Mann lachte nun noch dreckiger, wobei er langsam eine Machete unter dem Mantel hervor zog, welche das Licht des Mondes verräterisch reflektierte. „Was für eine verhängnisvolle Nacht, nicht wahr? … Dieser Regen... So laut, dass man deine Schreie sicher nicht hören wird....“, flüsterte er. „Es wird keiner hören, wenn ich dir ganz langsam diese große Klinge durch deine kleine Kehle ziehe“. Er lachte und sah sein Opfer nun direkt an. Mais Blick erstarrte. Er hatte vor sie umzubringen? Aber warum? Was hatte sie ihm getan? Sofort erinnerte sie sich an Aimis angsterfüllten Blick. Erinnerte sich an diese Augen die geradezu nach Hilfe schrien. Mai schüttelte den Kopf. Sie hatte es ignoriert. Wie konnte sie das tun? Aus den Gedanken gerissen drückte sie sich enger an die Kutsche als Tadashi sich ihr näherte. „Hast du... etwa Angst?“. Sein Blick war eiskalt und mit breitem Grinsen auf den Lippen tasteten seine Finger sich an der messerscharfen Klinge seiner Machete entlang. „Willst du denn gar nicht weg laufen, kleine Ratte?“. Er grinste. „Das haben die anderen Ratten zumindest versucht! Aber mit einer Klinge im Rücken rennt es sich nicht gut! Das haben sie einfach vergessen. Ist das nicht witzig?“. Sein lachen war widerlich. Absolut unerträglich und furchteinflößend. Mais Finger tasteten sich vorsichtig an ihrer Kutsche vorwärts. Er hatte Recht. Wenn sie nun davon rannte, würde er die Klinge werfen und abgesehen davon, hatte er sicherlich noch Wurfdolche oder diverse andere Waffen unter seinem Umgang. Doch hielt sie nun den Atem an. Was hatte er da gesagt? Von welchen „Anderen“ sprach er? „Du.. hast andere Menschen umgebracht?“. Mai konnte nicht fassen, dass sie sich gerade wirklich in dieser Situation befand. Tadashi lachte aber bloß noch dreckiger bevor er plötzlich verstummte, nach vorn schnellte und ihr mit seiner Faust aus voller Kraft in den Magen schlug. ... Es war als wäre die Zeit angehalten. Als hätte man den Ton ausgeschaltet um nur noch seine Gedanken zu hören. Dieser Schmerz war absolut betäubend. Nach Luft ringend sank Mai langsam in sich zusammen. Warum war sie so unachtsam? Sie bekam einfach keinen Ton heraus, als sie versuchte um Hilfe zu schreien. In Panik versuchte sie sich erneut aufzurichten doch wurde ihr langsam schwarz vor Augen als sie immer weiter nach Luft röchelte. Es war ernst. Irgendjemand musste ihr doch helfen können. Wo war Kaito bloß? Wo war er wenn sie ihn brauchte! Mai kämpfte gegen den eintretenden Schwindel und wand sich im Schlamm. „Lass mir einen Moment Zeit zu überlegen...“. Tadashi sah auf sein Opfer herunter welches ihn bereits kaum noch hören konnte. „Tut mir Leid, ich vergaß, die Zeit bleibt dir ja nicht!“. Jetzt griff er grob mit beiden Händen nach ihrem Hals und Arm, hob sie in die Luft und presste sie unsanft gegen die Tür ihrer Kutsche. „Ich kann mich nicht genau entsinnen... aber es müssten um die 20 bis 30 gewesen sein... Und sie alle hielten sich für Kämpfer. Witzig oder?“, lachte er, warf sie zurück in den Schlamm und schlug ihr mit der Faust so auf den Rücken, dass sie beinahe das Bewusstsein verlor. „Sie waren alle Gardisten deines Königs, deiner Prinzessin oder Kämpfer!“, erklärte er bedächtig als er sich über sie beugte und sie belächelnd beobachtete. „Ihr seit ein ziemlich dummes Volk! So leichtgläubig. Und du... bist keinen Deut schlauer!“. Er war ein Mörder? Möglicherweise ein Auftragskiller. Mais Herz überschlug sich vor entsetzten. „Die Weißhaarige war doch bei dir in der Kutsche, oder? Sie dachte ich wüsste nicht, dass sie mir davon gelaufen ist. Sie dachte, sie könnte Hilfe holen. Aber da war sie bei dir an der falschen Adresse, nicht wahr?“. Mai schloss die Augen. Wie konnte sie so egoistisch sein? Was war wenn er Aimi etwas angetan hatte? Und das nur, weil sie ihren Hilferuf ignoriert hatte. Sie spürte wie die Wut in ihr stieg. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und sammelte ihre Kräfte. Sie musste überleben. Es ging nicht anders. Jetzt zu sterben wäre eine schwache Leistung. Und Mai war nicht schwach! „Wo ist sie? Und wo bin ich hier?“. Mai hustete. Ihr Magen schmerzte immer noch. „Du bist am Ende deiner Reise meine kleine Ratte! Willkommen in Jel´Mar! Es war doch euer Plan hier von neu zu beginnen, oder? Leider hast du die ganze Fahrt über geschlafen... die schöne Aussicht verpasst!“, er lachte weiterhin. „Du warst so leicht zu betäuben, ich hätte dich auch direkt erstechen können! Aber... seien wir ehrlich. Das hätte uns beiden doch keinen Spaß gemacht, oder?“. Er trat näher an sie heran und drehte sie durch Tritte mit den Schuhen auf den Rücken um, um sich am Anblick ihrer Hilflosigkeit zu laben. „Ich möchte doch, dass wir uns noch etwas amüsieren, bevor du gleich den letzten Atemzug machst!“. Wie konnte er ihr das bloß antun? Mai war entsetzt. Sie richtete sich auf und schob sich auf den Händen immer weiter weg um Abstand zu ihm zu bekommen. Wenn sie jetzt einen Fehler beging, würde sie es sicher nicht weit schaffen. Also versuchte sie Ruhe zu bewahren. Tadashi steckte seine Klinge wieder weg und lief schnellen Schrittes auf sie zu. Er trat noch einige Male so fest zu, dass sie sich nicht mehr bewegte, als er wieder von ihr ab ließ und kniete sich über sie. Mit starr geöffneten Augen beobachtete sie wie die Regentropfen in den Schlamm eintauchten. Sie spürte ihren Körper kaum noch, er war wie betäubt. Die Kälte hatte sich bis in ihre Knochen vor gefressen und ließ ihre Glieder erstarren. Und immer noch roch der Schlamm faulig und widerlich. Ein Geschmack aus Blut und Dreck lag ihr im Mund als Tadashi sich über sie beugte und seine Hände auf ihre Hüften legte. Er schloss die Augen, grinste widerwärtig und schob die Hände an ihrem Körper entlang. Was hatte er vor? Mai hustete, versuchte ihn von sich zu werfen. Er war ekelerregend, einfach ungeheuer abartig. Mit aller Kraft versuchte sie sich gegen ihn zu wehren, schlug ihn mit Fäusten und trat mit den Beinen nach ihm. Biss und fluchte vor Angst. Doch das alles schien ihm nichts auszumachen, Tadashi hielt sie einfach fest und presste seine Lippen auf ihren Mund, während er mit der Hand zwischen ihre Beine fuhr. Da Mai zu schreien versuchte, spürte sie ziemlich schnell seine Zunge in ihrem Mund und vor allem seinen rauen stechenden Bart in ihrem Gesicht. „Komm schon Kleines, zier dich nicht so!“. Er grinste, es bereitete ihm offensichtlich Spaß sie leiden zu sehen. Völlig panisch schlug Mai immer wieder mit den Fäusten auf ihn ein, während er ihr die Hose herab zog und mit der Hand in ihren Schritt unter ihr Höschen fuhr. „Das gefällt dir doch... dass weiß ich“, lachte er und liebkoste ihre Brüste als er versuchte mit den Fingern in sie einzudringen. Mai schlug ihm ins Gesicht, wandte sich und schrie so laut sie konnte. Sie drehte den Kopf hin und her, beugte ihren Rücken durch und versuchte diesen Mistkerl zu beißen. Sie war völlig außer sich, ihr Herz raste, ihr ganzer Körper zitterte. Alles was sie wollte war dieses Monster umzubringen. Keiner durfte so mit einer Frau umgehen! Er war es nicht wert am Leben zu sein, sie wollte ihn tot sehen. Sie würde ihn umbringen, sie schwor es sich. Ob es aussichtslos war oder nicht, Mai konnte nicht aufhören auf ihn einzuschlagen als sie ihn in sich spürte. Sie konnte nicht, sie musste sich einfach befreien! Also wehrte sie sich weiter nach Liebeskräften, bis ein kleines Wurfmesser aus seinem Umhang viel, nach dem sie langte und welches sie ihm mit aller Kraft immer wieder in den Körper rammte. Schmerzverzerrt schrie der stämmige Mann auf, zog das Messer wieder heraus und versuchte nach Mai zu schlagen, welche sich jedoch so schnell es ging vor ihm in Sicherheit gebracht hatte um endlich wieder auf die Beine zu kommen. Schwer atmend stützte sie sich an einem Baumstamm ab, zog ihre Hose wieder hoch und versuchte zu sich zu kommen. Der Schlamm unter Tadashi war rot verfärbt, welcher sich taumelnd die Hand auf die Wunde presste. „Jetzt reicht es mir! Stirb endlich du kleine Ratte!“. Mit zorniger Mine und gezogener Machete lief er nun auf Mai zu, welche ihm auswich und los lief. Der Boden war uneben und so glatt, dass es ihr schwer viel nicht weg zu rutschen. Sie wusste, sie hatte nur noch diese eine Chance. Benommen lief sie so schnell sie konnte auf die Stadt zu. Sie musste die anderen warnen und Hilfe holen. Mai hetzte so schnell wie sie ihre Beine noch trugen. Es war nicht mehr weit, sie hatte es fast geschafft. Sie konnte das Kopfsteinpflaster schon sehen, sah wie es im Regen glänzte. Sie spürte wie ihre Lunge zu brennen begann und ihr Herz so schnell raste, dass sie das schlagen noch im Hals spüren konnte. Tadashi aber hatte seine Klinge bereits nach Mai geworfen, als diese von der Hand einer weiteren Person gefasst und förmlich vom Weg ab hinter eine Kutsche gerissen wurde. Die Klinge flog seitlich an ihrem Rücken vorbei, als die junge Frau sich weinend in Kaitos Armen wiederfand. Noch nie war sie so erleichtert und glücklich ihn zu sehen. Noch nie hatte sie ihn so in die Arme genommen. „Keine Angst... beruhige dich. Ich bin da!“, flüsterte er der jungen Frau zu, die ihr Glück immer noch nicht fassen konnte und am ganzen Körper zitterte. Sie war schrecklich zugerichtet und blutete aus dem Mund, aber Kaito hatte keine Zeit zu verschwenden. Tadashi stand bereits vor ihnen und grinste widerlich. So wie immer. „Wie niedlich Ratten doch sein können!“, lachte er und Kaito schob Mai hinter sich. „Hab keine Angst, dein Bruder ist in Sicherheit! Ich werde mit diesem Typen hier alleine fertig! Lauf schnell in die Stadt und warne den König! Die feindlichen Soldaten sind sicher nicht mehr weit!“, flüsterte er mit hastiger Stimme, als er Tadashi genau fixierte. Obwohl Mai ihn jetzt nur ungern hier zurück ließ, tat sie was er ihr befahl und lief los. Doch bevor sie sich auf den Weg machte, schloss sie Kaito nochmals in den Arm, grinste Tadashi zu und hauchte ihrem Freund „Töte ihn... für mich“, in das Ohr. ... Er schaffte das schon, er war ihr Meister. Er musste es einfach schaffen. Sie betete für ihn während sie durch die menschenleere Stadt lief. Keiner war hier. Es brannten Lichter und Kerzen, Pferde und Flugdrachen standen bereit, aber es war keiner mehr hier. Wo waren sie? Mai war verunsichert. Sie wusste nicht wo sie den König und Aimi hier finden sollte und suchte nach dem Marktplatz. Vielleicht gab es dort ein Rathaus oder etwas ähnliches vor dem sich alle versammelt hatten um ihn in Empfang zu nehmen. Das musste einfach so sein. Wo sollten sonst alle verblieben sein? Der Regen nahm kein Ende als die junge Frau durch die engen Gassen der ihr fremden Stadt lief. So länger sie suchte und niemanden finden konnte, so mehr schwand ihre Hoffnung, dass Aimi und ihr Vater überhaupt noch lebten. „Ist hier denn Niemand?!“. Mai war stehen geblieben. Sie drehte sich auf der Stelle und sah sich um. Es war gespenstisch. Seufzend legte sie bald den Kopf in den Nacken. Sie schloss ihre Augen und spürte wie die vielen kleinen kalten Regentropfen auf ihre Schultern und in ihr Gesicht prasselten. „Bitte... Irgendjemand muss doch hier sein! Antwortet mir!“. So laut sie auch schrie, es gab Niemand eine Antwort. „Bitte... antwortet mir! Ihr seid doch... in Gefahr“, kraftlos ließ sie sich schließlich zu Boden sinken. Waren sie zu spät? Vielleicht hatte Tadashi nicht nur sie, sondern auch ihren Freund Kaito betäubt um sie beide abseits der Stadt umzubringen. Mai ließ den Kopf hängen. Was sollte sie nun tun? Vielleicht war es besser zurück zu Kaito zu gehen. Langsam erhob sie sich und sah nochmal in jede Gasse in die sie von hier aus einen Blick werfen konnte. Gerade als sie sich jedoch auf den Weg zurück zu ihrem Freund machen wollte, konnte sie dort am Ende der Straße endlich Jemanden sehen. Jedoch waren es Männer und sie trugen Rüstungen. Mai konnte erkennen das sie auch Schwerter in den Händen hielten. Feindliche Truppen? Sie zögerte keinen Moment länger und lief so schnell es ging in die nächste schmale Gasse. Da sie die Stimmen in der Ferne rufen hören konnte, war klar, dass die Männer sie bereits gesehen hatten. „So ein Mist!“. Als Mai etwas Abstand zu ihnen gewonnen hatte, blieb sie stehen und blickte hinter sich um zu überprüfen, dass sie die Soldaten abgehängt hatte. Als sie sich daraufhin jedoch umdrehte, war das letzte was sie sah, eine große dunkle Gestalt die den Arm hob und eine Flasche auf ihrem Kopf zerschlug. Mai sank bewusstlos in sich zusammen und regte sich nicht mehr als die Person sie auf die Schulter hievte und mit sich nahm. Zurück blieb nur noch etwas Blut, welches von der Stirn der jungen Frau auf den Weg herabtropfe und sich dort mit dem Wasser vermischte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)