Symphonie von ROSEofJERICHO ================================================================================ Kapitel 4: crystal clear ------------------------ Da Yuuta noch am selben Abend einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, nachdem ihn die verdrängten Erinnerungen an seine Eltern eingeholt hatten, brachte Mai ihren Bruder zurück in sein Zelt und leistete ihm dort, zusammen mit Kaito, Beistand. Yuuta beschäftigte die zwei fast die ganze Nacht über, bis er gegen Morgen vor Erschöpfung in den Armen seiner Schwester eingeschlafen war. Mai selber blieb auch danach keine Zeit um sich auszuruhen, da sie ihr Zelt abbauen, Ihr Pferd pflegen und vorbereiten und ihr Hab und Gut zusammen räumen und in ihre kleine Kutsche laden musste. König Takeru beschloss noch gestern Abend, dass es an der Zeit war wieder aufzubrechen. Yuutas Verlust hatte ihn zu sehr an seine eigene Familie erinnert und natürlich wusste er, dass die feindlichen Soldaten jeden Moment erneut angreifen konnten, was ihm schlaflose Nächte bereitete. Da Mais Fuchsstute Sakura völlig selbstständig der Karawane folgte und die Kutsche zog, fand die junge Frau nun endlich Zeit, sich zu entspannen und nachzudenken. Verschlafen und völlig starr blickte sie aus dem Fenster und kämpfte mit der Müdigkeit. Gelangweilt von der Umgebung, welche fast ausschließlich aus Gräsern und kleineren Büschen bestand, dachte sie zum einen daran, dass sie Gestern wohl eine gute Chance verpasst habe um Aimi besser kennen zu lernen und zum anderem daran, dass sie eigentlich doch lieber Abstand zu der Prinzessin halten sollte, da sie sich so vieles ersparen würde. Seufzend rollte sie den Kopf hin und her. Obwohl sie so müde war, konnte sie einfach keinen Schlaf finden. Sie spürte die Erschöpfung in ihrem Körper und auch, dass sie der Gedanke an die Weißhaarige quälte. Was war nur los mit ihr? Wo war denn plötzlich ihre Stärke hin? Der Dickkopf und das große Mundwerk schienen ihr völlig abhanden gekommen zu sein, sobald die Prinzessin in ihrer Nähe war. Eigentlich war dies ja sogar etwas positives, da Mai sonst vor Niemandem ein Blatt vor dem Mund nahm. Warum bei ihr nicht? Was war bei Aimi so anders, dass sie Mai in die Knie zwang, ohne dies sogar bewusst zu tun? War es wegen ihrer Ähnlichkeit zu einer gewissen Person? „Verdammter Mist!“. Mit gestauter Wut schlug sie gegen die Sitzlehne der Bank gegenüber und glitt entkräftet langsam zu Boden. Mit den Knie im Dreck des morschen Holzfußbodens, spürte sie die Einsamkeit in sich, von der sie es so lang geschafft hatte sie zu verbergen und die sie in sich eingeschlossen und nicht heraus gelassen hatte. Mai stütze sich mit ihrer Stirn gegen die Sitzfläche und verzerrte das Gesicht. Sie presste die Augenlider zusammen, bis ihr klare Tränen die Wangen herab liefen. Nochmals schlug sie mit einer Faust auf den Sitz ein, was ihr jedoch nur noch weitere Kraft raubte. Es war paradox, einerseits fühlte sie sich unheimlich einsam und andererseits war sie doch froh, dass auch jetzt Niemand bei ihr war der sie beobachten konnte. Diese Schwäche konnte sie sich selbst kaum zugestehen. Nein, das durfte keiner erfahren. Es wäre beschämend, viel schlimmer als jeder Schmerz. Mai lachte - war sie nun irrsinnig geworden? Sie legte den Kopf auf das weiche Polster und lachte. „Ich bin so ein Idiot....“ Immer noch grinsend schloss sie bald ihre schweren Augen und dachte noch eine Weile über das Stechen in ihrer Brust nach. „Farelle...“ „...lange...denn noch an dir rütteln bis....aufwachst?...“ Woher kam diese Stimme? Sie klang so – vertraut. Mai lächelte im Schlaf und drehte den Kopf auf die andere Seite. „Na los doch! Werde endlich wach! Du bist schon ganz schmutzig! Du kannst doch nicht auf dem Boden schlafen!“, forderte diese helle Stimme, die Mai eigentlich gar nicht ernst nehmen konnte, da sie viel zu schön klang. „...Lass mich schlafen man...“, knurrte die Schwarzhaarige und realisierte langsam den feuchten Dreck unter ihren Fingerspitzen. Sie musste von der Bank herunter gerutscht sein. Erschrocken und angewidert zuckte sie noch im Halbschlaf zusammen und erhob sich, um sich so schnell es ging auf die Sitzbank zu begeben, wo sie sich an der Wand den Kopf anschlug. „Mist!... verdammter!“, fluchte sie, wobei sie sich die schmerzende Stelle hielt und sich langsam umdrehte, um nachzusehen ob da wirklich Jemand mit ihr gesprochen hatte. Als sie jedoch Aimi vor sich auf der anderen Bank hockend erblickte, spürte sie, wie sich ihr Magen auf unnatürliche Weise verkrampfte. „..Was... tust du hier?“, wollte Mai wissen, welcher der Schmutz im Gesicht langsam an getrocknet war. Aimi lächelte und schüttelte den Kopf. „Das wollte ich dich auch gerade fragen... warum schläfst du auf dem Boden? Machst du das öfter?“, wollte sie interessiert wissen, wobei sie Mai jedoch nicht ganz ernst nehmen konnte. „Nein, natürlich nicht! Ich bin eingeschlafen und auf dem Boden wieder aufgewacht... und jetzt brummt mir der Schädel...“, knurrte sie, bevor sie sich über das Gesicht fuhr um einen klaren Kopf zu bekommen. „Aber... wie bist du in meine Kutsche gekommen? Darf ich dich überhaupt Duzen?....Beobachtest du mich schon...lang?“, Mai machte ein verwirrtes Gesicht und spürte die aufkommende Verunsicherung. Sie redete oft im Schlaf. Was war, wenn sie von Aimi geträumt und während sie schlief gesprochen hatte? „Dein Pferd läuft nicht besonders schnell... und deine Tür ist nicht abgeschlossen... ich bin einfach rein geklettert“, erklärte Aimi, während sie verlegen die Hände hinter dem Kopf zusammen schlug. Mai sortiere ihre Kleidung und betrachtete sich im Spiegel, welcher Gegenüber an der Wand der Kutsche hing. „Ich sagte bereits gestern, dass ihr mir gegenüber nicht so vornehm sprechen müsst“, erinnerte Aimi und beobachtete Mai als sie ihr Dekolletee richtete. „Aber damit tust du dich anscheinend sowieso schwer. Vergiss es einfach“, lachte sie und Mai sah zu ihr herüber. „Nein, dass ist es nicht. Ich lasse mich einfach nicht von anderen herabstufen“, erklärte sie mit ernster Stimme. Aimi schüttelte den Kopf. „Was bringt dir dein Stolz... wenn du tot bist? ... Er hätte dich getötet...“. Aimis Stimme wurde leiser. „Wer? ...Mich wollen einige los werden“, lachte Mai und fuhr sich durch ihr kurzes schwarzes Haar. „Tadashi! Ich weiß, dass er dich umgebracht hätte. Er... er... ist ...Nein, nein, dass gehört hier nicht her. Verzeih mir meine Träumerei!“, entschuldigte Aimi sich hastig und sah aus dem Fenster. „Wo gehört es dann her? Meinst du deine verkorkste Familie hört dir zu, wenn sie dir schon so ein Monster zur Seite stellt, damit es auf dich aufpasst? … Also ich an deiner Stelle hätte eher Angst vor ihm, als vor irgendwem sonst!“, lachte Mai und schüttelte den Kopf. „Mein Vater ist nicht verkorkst!“, verteidigte Aimi ihn aufgebracht. „Er macht sich bloß Sorgen um mich! Er hat Angst mich auch zu verlieren... deswegen ist Tadashi da...“, erklärte die Weißhaarige und Mai beobachtete sie mit fragendem Blick. „Du ...hast Angst vor ihm oder? Hat er dir etwas angetan?“, Mais Augen weiteten sich, als sie das Funkeln in denen ihres Gegenüber sah. Aimi weinte doch nicht etwa? „Sei still! Wenn er dich hört! Bitte sei still...“, flehte diese plötzlich und viel vor Mai auf die Knie, welche ihr erschrocken in die blauen Augen starrte. Dieser Blick. Da war mehr, es war Furcht. Aimis Blick war so unheimlich Furchtsam. Was hatten diese wunderschönen Augen bloß gesehen? Mai war wie gebannt und obwohl sie nicht wusste was eigentlich geschehen war, fühlte sie sich plötzlich für Aimi verantwortlich. „Was hat dieser Mistkerl dir angetan?“. Aimi schüttelte den Kopf. „Ich...ich kann es nicht sagen!“, hauchte sie und Mai starrte immer noch auf sie herab. »Dabei schien sie ihn doch so unter ihrer Kontrolle zu haben... Ich verstehe das nicht. « „Beruhige dich, okay? Er ist doch gar nicht hier“, lächelte Mai um die Stimmung etwas aufzulockern. „Beeindruckend wie er auf dich acht gibt...“, lachte sie nun sogar. „Dass du hier vor mir sitzen kannst, spricht ja wirklich für ihn...“, erklärte sie trocken und verstummte als Aimis Mimik sich jedoch nicht änderte. „Sieh mich nicht so an...“, forderte Mai, da Aimi sie nun immer noch anstarrte. „Ich habe mich heraus geschlichen. Er weiß nicht, dass ich weg bin“, erklärte die Weißhaarige leise und fast tonlos. Mai hatte wirklich damit zu kämpfen nicht in ihrer Gedankenwelt zu versinken, während sie die junge Frau vor sich beobachtete. Diese Lippen, diese wunderschönen Gesichtszüge... und dieser Körper, sie fühlte sich sicherlich weich an. „weich“ - Wenn dieser Ausdruck diesem Körper auch nur ansatzweise gerecht wurde. „Willst du nicht... willst du dich nicht wieder auf die Bank setzen?“. Mais Stimme klang eindeutig verunsichert. „Was ist los mit dir?“, wollte Aimi nun überraschend wissen und beobachtete Mai, welche sich nicht tiefer in die Bank drücken konnte, als die Prinzessin ihr näher kam um sie mit einem fragendem Blick zu löchern. Warum hatte Mai sie nicht getröstet und in den Arm genommen? War es ihr etwa unangenehm? Aimi schüttelte den Kopf. „Ich sollte nun besser gehen. Es tut mir Leid, dass ich dich belästigt habe. Das wird nicht wieder vor kommen!“, versprach Aimi und erhob sich um die Kutsche zu verlassen. Sie griff nach der Klinke der rundlichen Tür und drehte Mai den Rücken zu, als sie kurz davor stehen blieb. „Grüße bitte Yuuta von mir...“. Mai jedoch griff wie aus Reflex nach dem Arm der Prinzessin und zog sie zu sich. Sie stieß sie zurück auf die Sitzbank und stemmte die Arme links und rechts von ihr gegen die Wand der Kutsche. „Hör zu! Du...du belästigst mich nicht, verstanden? Ich... ich kann bloß nicht besonders gut... Ich meine... ich bin nicht gut darin... Leute zu trösten. Oder ihnen zu zeigen, dass ich sie mag!“, erklärte Mai mit solchem Herzrasen, dass man es wohl hätte hören können wenn ihre Umgebung, aufgrund der vielen Pferde, nicht so laut gewesen wäre. Sie war sichtlich errötet und schlug vor Scharm die Hände hinter den Kopf zusammen. „Oh verdammt... ich bin so... so peinlich oder? Sags mir Kleine... Warum bist du zu mir gekommen? Meinst du ich habe die Lösung für dein Problem?“, lachte Mai spöttisch über sich selber und versuchte nun wieder kühl zu wirken. „Ich wollte mich nach deinem Bruder erkundigen! Geht es ihm besser?“, erklärte Aimi und lächelte das erste Mal wieder vorsichtig. „Außerdem... wollte ich dich besser kennen lernen...“, flüsterte sie. Es war ihr offenbar peinlich dies offen zu zugeben. „Ich finde dich… sympathisch!... Ich habe keine Freunde... Jedenfalls – nicht mehr“. Sie sah traurig aus. »...Für Freundschaften bist du bei mir an der falschen Adresse Süße... « „Und du denkst, dass wir Freunde sein können?“, wollte Mai mit geweiteten Augen wissen. „Um ehrlich zu sein. Ja... das dachte ich. Obwohl... du schon irgendwie schräg bist“, lachte Aimi und Mai atmete schwer aus. „Du machst dich über mich lustig oder?“. Mai hatte keinen Grund ihr das zu glauben, weder ihr noch sonst einem Adligen. „Warum? Weil ich nicht so Reich bin wie du? Weil ich kein Adelsblut in mir habe? … du hältst mich doch auch für eine Ratte, oder? Findest du es witzig das ich einsam bin? Sag es!“. Mai fühlte sich in diesem Moment wie der Stier, den man mit dem roten Tuch aufhetzte. Aimi konnte sie doch nur verletzen wollen. Lächerlich war das! Als wenn die Prinzessin wirklich ihre Freundschaft wollen würde! Es tat weh, Mai spürte schon wieder diese Einsamkeit in sich. Dieses Stechen in der Brust. Diese unglaubliche Last. Womit hatte sie das verdient? Diesen Spott? Völlig aufgelöst ließ sie sich auf dem Boden der Kutsche nieder. Zurück in den Dreck. Dort wo sie her gehörte. „Mai... ich, ich meine es ernst!“, versuchte Aimi sich zu erklären. Wie konnte Mai sie bloß so hasserfüllt ansehen. Wem galt diese Wut? Wirklich ihr? Was hatte sie falsches getan? Sie tat ihr Leid und sie nahm Mai in den Arm. Drückte ihr Gegenüber an sich und hielt sie einfach fest. Mai wehrte sich nicht, sie sah über die Schulter der Prinzessin hinweg, welche ebenso auf dem Boden der Kutsche hockte und lies es zu. „Nicht nur du bist einsam...“, erklärte Aimi leise und streichelte Mai vorsichtig den Rücken welche mit weit geöffneten Augen gen Wand starrte. „Wir haben alle im Krieg Menschen verloren die wir geliebt haben... Du wirst darüber hinweg kommen müssen...“, flüstere Aimi und drückte Mai noch etwas fester an sich um ihr das Gefühl der Einsamkeit zu nehmen. Doch diese fasste sich und schüttelte den Kopf. „Ich muss über nichts hinweg kommen! Ich hatte nie etwas über das ich hinweg kommen müsste!“, fauchte sie und befreite sich aus Aimis Umarmung. „Du kennst mich gar nicht! Du hast keine Ahnung!... Es tut so weh... “, weinte sie und kämpfte gegen die Tränen. Ihr Herz verkrampfte sich als sie sich zusammenkauerte. Aimi schüttelte den Kopf. Es war fast so, als wenn Mais Schmerz ihr eigener wäre. Sie konnte es förmlich spüren. „Ich bin mir sicher, auch du findest in der neuen Stadt den richtigen für dich! Ich weiß es!“. Mai tat ihr Leid. Sie wollte sie irgendwie aufmuntern. „Du hast keine Ahnung!...“, fauchte die Schwarzhaarige und schüttelte den Kopf. „Den richtigen... Die kannst du gern für dich behalten! Da bleib ich lieber für immer allein!“, lachte sie leicht irre. Aimi verstand nicht. Was redete Mai da? Das ergab doch keinen Sinn. Warum jammerte sie dann, wenn sie so oder so keinen Mann wollte? „Ich denke, du solltest jetzt besser gehen...“. Mai wusch sich die Tränen aus dem Gesicht und sah Aimi so kalt und ernst in die Augen wie noch nie. „Und wenn du gehst, tu mir den Gefallen und komm nicht wieder... Denn wenn du bleibst, wirst du früher oder später so oder so gehen. Ich weiß es!“, flüstere sie und stieß Aimi von sich weg als diese ihre Hand auf Mais Schulter legen wollte. „Ich werde nicht gehen! Warum sollte ich das tun? Was sollte so schlimm sein? Du wirst mich nicht los!“, lächelte Aimi und setzte sich mit verschränkten Armen auf die Bank neben sich. Mai schüttelte den Kopf. Wie konnte Aimi so naiv sein? Verstand sie denn nicht? War es ihr egal, dass sie Mai weh tat, wenn sie sich noch länger in ihrer Nähe befand? „Du verstehst es nicht...“, hauchte die Schwarzhaarige immer wieder, als sie die Prinzessin beobachtete. „Sag es mir! Sag mir was so schlimm sein soll, dass du mich jetzt unbedingt los werden willst?“, forderte Aimi und erhob sich um Mai direkt in die Augen zu sehen, welcher der Mund leicht offen stand - bis sie nach Aimis Händen griff, sie zunächst zu sich zog und sie dann unsanft gegen die Wand hinter sich stieß. Sie fixierte sie, sah ihr eindringlich in die Augen und presste ihren Körper auf den der Prinzessin. „Ich vögle nicht mit Kerlen... aber dich gleich, wenn du nicht langsam verschwindest“, hauchte sie der Weißhaarigen ins Ohr während sie sie ihren Atem spüren ließ. Aimi war schockiert und angetan zugleich. Eigentlich konnte sie Mai das nicht abkaufen. Dass das möglich war, dass Mai auf sie stand wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Eigentlich wusste sie nicht, dass dies überhaupt möglich war. Plötzlich glaubte sie zu verstehen, warum Mai so einsam war. Aber anstatt jetzt schreiend davon zu laufen und die Wachen zu verständigen, blieb Aimi erstaunlich ruhig. Natürlich war sie nervös, aber als sie Mais verletzten Blick sah, stellte sich ihr eine Frage. Es überraschte sie selber und noch bevor sie darüber nachdenken konnte ob es überhaupt richtig war sich noch in dieser Kutsche zu befinden, stellte sie diese: „Es ist deswegen oder?... Wie... ist es eine Frau zu küssen?“. - Hatte sie das gerade wirklich gefragt? Mai war wie erstarrt. Alles um sie herum war plötzlich still. Konnte das wahr sein? Vielleicht träumte sie? Wenn dies ein Traum war, wann endete er endlich? Mai spürte wie ihr ganzer Körper nach dieser Frau vor ihr verlangte. Ihre Gedanken waren benebelt und sie war nicht mehr in der Lage noch zu überlegen ob das richtig war was sie gerade tat, als sie zärtlich Aimis Hals küsste. So weich, so vorsichtig. Mais Lippen fühlten sich wunderbar weich an. Aimi war wie in Trance. Sie spürte wie Mai ihre Hand los ließ und mit den Fingern an ihrem Arm herauf fuhr um über ihren Hals zu streicheln. „Warum bist du noch hier? ...“, wollte sie flüsternd wissen. Dieser Moment konnte unmöglich real sein... Warum war Aimi nicht gegangen? Nicht mehr in der Lage ein einziges Wort zu sprechen, starrte die Prinzessin ihr in die Augen. Sie spürte die warme Hand auf ihrer Haut und wie sie ihr langsam in den Nacken fuhr als Mai sich ihrem Hals erneut näherte, ihn erst sachte küsste und dann lustvoll herein biss – wobei sie gleichzeitig mit dem Oberschenkel zwischen Aimis Beine fuhr. Die Prinzessin stöhnte leise auf. Mai hatte nicht gelogen. Es war kein Scherz. Das war ihr Ernst... Als ihr das klar wurde, wurde Aimi wach, wach aus dieser Trance. Sie verstand nun warum Mai gewusst hatte, dass sie nicht bleiben würde. Sie wusste, dass Mai sie nie wieder sehen wollen würde wenn sie jetzt ging. Sie hatte sie gewarnt... und sie hatte es ignoriert. „Wirst du nun gehen?...“. In Mais Stimme klang die Einsamkeit mit während sie ruckartig das Bein das zwischen denen der Prinzessin ruhte vor schob und in Aimi erneut dieses Gefühl auslöste. Es war intensiv. Es war unglaublich schön und fesselnd. Es war real. - Aimi wollte es nicht wahr haben, aber es fühlte sich wunderbar an. Es war unglaublich zärtlich, was Mai mit ihr tat. Aber es durfte nicht sein. Nein, das durfte es einfach nicht! Sie hatte als Prinzessin doch Pflichten einzuhalten. Sie durfte keine Schande für ihre Familie sein. Das ging eindeutig zu weit. Als Mai Aimi nun direkt in die Augen starrte um eine Antwort zu erzwingen, schüttelte diese leicht den Kopf. „Es... tut mir Leid...“. „Verschwinde...“, forderte die schwarzhaarige Kämpferin nun augenblicklich und sah zur Seite. Sie brachte es nicht fertig Aimi noch eine Sekunde länger in die Augen zu sehen. „Das... geht zu weit verstehst du? Ich darf keine solche Schande für meine Familie sein! Du bist... doch nicht normal!... Das ist krank...“, stammelte Aimi und stieß ihr Gegenüber daraufhin unsanft aus dem Weg. Krank? Mai kochte innerlich, da sie der Weißhaarigen das verrottete Ding in ihrer Brust am liebsten hinterher geworfen hätte. Sie drehte sich nicht einmal zu ihr herum. „Verrecke...“. Mai blieb mit dem Rücken in Aimis Richtung gewandt stehen und regte sich nicht mehr. Es interessierte sie nicht ob Aimi noch da war oder nicht, sie sollte einfach gehen. Zu gern hätte sie ihren Dolch genommen und den Schmerz in ihrer Brust selbst beendet. Doch zeugte das von Schwäche. Mai war nicht schwach. Das würde sie nie sein! ...Oder? Kraftlos schleppte sie sich zur Tür, lehnte sich aus ihrer Kutsche heraus und griff nach der Klinke. Sie hielt Ausschau nach Aimi, welche nirgends mehr zu sehen war. Die Zähne zusammen beißend sprang sie nun ab und begab sich auf den Weg zu ihrem Freund Kaito. Sie brauchte Hilfe. Sonst hätte sie sich vielleicht wirklich noch etwas angetan. Die anderen Reisenden beachteten Mai kaum. Sie kannten sie alle aber keiner von ihnen persönlich. Mai redete mit Niemandem, aber sie war eine sehr gute Kämpferin. Wenn sie und Kaito in der Nähe waren, fühlten die Bauern sich sicherer. Als die dünne Frau die etwas größere Kutsche gefunden hatte in der sich auch ihr Bruder aufhielt, sprang sie auf und klopfte an die hölzerne Tür. Da Kaito abgeschlossen hatte, ließ Mai sich daraufhin wieder fallen und wartete bis ihr Freund heraus blickte. Mit einer winkenden Geste gab sie ihm zu verstehen, dass sie mit ihm sprechen wollte und machte sich daraufhin wieder auf den Weg zu ihrer Kutsche um dort aufzuspringen und einzusteigen. Es war besser hier mit Kaito allein zu sein, da das folgende nicht unbedingt für Yuutas Ohren bestimmt war. „Was ist los?“, wollte der Rothaarige gähnend wissen als er sich völlig entspannt auf die Bank nieder ließ. Er war nicht ein bisschen aus der Puste. Vermutlich hatte Mai ihn geweckt, da er verschlafen schien. „Aimi war hier in meiner Karre“, erzählte sie. „Im ernst?“. Kaito war überrascht und Mai konnte an seinem Grinsen erahnen, dass er es am liebsten belustigend kommentiert hätte. Doch er ließ es. Er sah ihr an, dass es nun taktlos gewesen wäre. Es ging ihr nicht gut. Er wusste es. Sie musste es ihm nicht sagen. „Sie kam tatsächlich her zu mir...“, lachte Mai plötzlich. „Sie wollte meine Freundin sein, ist das nicht niedlich?“. Er spürte wie der Irrsinn in ihrer Stimme mitschwang. Mai legte sich gerade auf die schmale Bank und verschränkte die Arme hinter dem Kopf während Kaito sie interessiert beobachtete. „Verrückt oder? Die Prinzessin wollte MEINE Freundin sein!...“. Mai lachte weiter. „Vielleicht hat sie es ernst gemeint?“. Sie bereitete ihm Sorgen. Es war nicht gut, dass sie sich von allen anderen Menschen fern hielt. „Eigentlich ist das auch völlig egal, denn jetzt ist sie weg! Und ich weiß... sie wird nicht wieder kommen!“. Nun grinste sie bloß noch, als wenn sie eine Wette gewonnen hätte bei der sie ihren Sieg erahnen konnte. „Auch wenn sie geblieben wäre. Es wäre nicht möglich gewesen. Ich kann nicht mit ihr befreundet sein. Es hätte mich wohl möglich mit der Zeit aufgefressen... Gaaanz langsam. Stück...für Stück!“, erklärte Mai wobei sie immer noch breit grinste. Kaito schüttelte den Kopf. Es wunderte ihn nicht, da Mai sich nie auf Beziehungen einließ – nicht mehr seit damals. Seither hatte bloß viele Frauen gehabt, die sie bloß benutzt hatte, mit denen sie sich die Zeit vertrieb und die sie brauchte um der Einsamkeit zu entfliehen. Das zuzugeben allerdings war für sie momentan das schlimmste. Immer zu hatte sie darauf bestanden, dass sie Niemanden wirklich brauchte. „Lass Niemanden wissen wer du bist, denn sonst machst du dich eventuell abhängig“ Sie lebte danach. Dennoch hatte sie Gefühle für Aimi. Wie konnte ihr das passieren? Sie spürte diese Wut auf sich selbst. Sie empfand es als Schwäche. „Sie wollte wissen warum sie mich verlassen wird“, flüsterte sie und schloss die Augen. „Ich habs ihr nur... sagen wir „ausführlich“ erklärt?“, lachte sie und hielt sich den Kopf. Solang Kaito Mai nun schon kannte. Er hatte sie bisher nie so niedergeschlagen gesehen. Für keine Frau hatte Mai sich, seit langer Zeit, von Iko zurecht machen lassen. Wegen keiner war sie wegen des ersten Eindruckes so bemüht gewesen. Es musste an Aimis Ausstrahlung liegen, da Mai sie eigentlich gar nicht kannte. „Du solltest dich bei ihr entschuldigen“. Kaito blieb ganz ruhig. Er wusste sonst nicht wie er Mai helfen sollte, obwohl er sie so gut kannte. Nichteinmal in den Arm nehmen ließ sie sich. „Was? Bist du irre?“. Sie schüttelte den Kopf und lachte erneut. „Tu nicht so, als wenn die ganze Welt gegen dich wäre wenn du eigentlich gegen sie bist!... du kannst nicht ewig vor dir davon laufen!“. Kaitos Stimme klang so ernst. Es war wie ein Fluch, dass er immer Recht hatte. „Sie wollte deine Freundschaft Mai. Sieh ein, dass du einen Fehler begangen hast. Du hättest ihr eine Chance geben können. Vielleicht hätte sie sich in dich verliebt?“. Für Kaito war, seitdem er Mai kannte, einfach nichts unmöglich. „Hör auf Kaito... du glaubst doch nicht im Ernst daran? Ich hätte nie eine Chance gehabt und so wie es ist, ist es gut!“, behauptete sie und versuchte überzeugend zu wirken. „Gut, dann versteh ich nicht was so wichtig daran war, dass du mich wecken musstest? Dann vergiss es einfach wenn es dir doch nichts bedeutet hat. Warum verschwendest du meine Zeit damit?“. Er wollte sie wach rütteln. Sie brauchte es nicht einmal ihm gegenüber zu tun, aber er wollte das sie es eingestand, dass sie sich nach der Nähe zu einer Geliebten Person sehnte. Mai blieb still liegen. Sie bewegte sich nicht und atmete flach durch den Mund. Kaito hatte einen Nerv getroffen. Sie kniff die Augen fest zu und fasste sich ins Gesicht um zu verbergen, dass sie weinte. Es war ihr unangenehm und Kaito erhob sich. „Sag es ihr und hör auf zu jammern!“, forderte er plötzlich und lief auf die Tür zu. „Oder geh dich wenigstens entschuldigen! Aber hör auf zu jammern und werde wieder Mai! SO bist du nicht zu ertragen...“. Aufgebracht verließ er die Kutsche noch bevor Mai ihm kontern konnte. Er hatte sie zurück gelassen. Das erste Mal hatte Kaito die junge Frau zurück gelassen und Mai vergrub das Gesicht in den Armen als sie sich wieder aufrecht gesetzt hatte. Am liebsten hätte sie sich jetzt an die Zügel gesetzt und wäre mit ihrer Kutsche allein voraus gefahren. Doch legte sie sich erneut hin, drehte sich auf die Seite und zog die Beine an um sich zu beruhigen. Sie war sauer auf Kaito. - Nein, eigentlich sogar wütend auf sich selbst. Sie hätte ihm am liebsten etwas vor geworfen, doch wusste sie nicht was. Kaito hatte Recht. Es war ätzend. Er war ätzend. Mai hasste ihn dafür, dass sie für ihn so durchsichtig wie eine Scheibe war, so kristallklar. Der Schmerz in ihrer Brust war unerträglich und als die Müdigkeit die junge Frau bald eingeholt hatte und sie zu frieren begann, ja als ihr ganzer Körper mit einer Gänsehaut bedeckt war und sie sich die letzte Träne aus dem Gesicht wusch, gab Mai ihm endlich einmal Recht. Sie hatte einen Fehler begangen. Ob sie das wieder gut machen konnte? Vorsichtig schlossen sich ihre Augen. Sie suchte den Schlaf, wollte weg von hier, dorthin wo es schöner war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)