Black Rose von Umi (Eine Staffel 0/"A Shadow Game" Fic (Isono/Kaiba)) ================================================================================ Kapitel 1: Black Rose --------------------- Lautlos schleiche ich mich aus dem kleinen Einfamilienhaus. Man sieht mir nicht an, was ich gerade getan habe. Die wenigen Blutspritzer, die mein weißes Hemd abgekriegt hat, werden durch das schwarze Jackett verdeckt. Genauso die Waffe, deren heißer Lauf an meiner Brust ruht. Es ist eine ganz normale 9mm USP Compact, so wie alle Mitglieder Ihres Sicherheitsteams sie tragen. Unscheinbar. Handlich. Präzise. Erfüllt ihren Zweck, so wie ich. Nur dass ich nicht zu Ihrem Sicherheitsteam gehöre. Nur dass meine Compact ein Geburtstagsgeschenk von Ihnen war. Allerdings nicht zu meinem Geburtstag, sondern zu Ihrem, der nun schon über ein halbes Jahr zurück liegt. Die Erinnerung an diesen Tag und die dumpfe Sommernachtshitze veranlassen mich dazu, mir den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Mit Ihrem Taschentuch. Ich habe es vor Ihrer Nase aus Ihrem Schrank entwendet und Sie haben nichts gesagt. Taten, als ob Sie schliefen. Doch das amüsierte Grinsen auf ihren weichen Lippen hat Sie verraten. Eine Woche später - an Ihrem 16. Geburtstag - riefen Sie mich gleich morgens in Ihr Büro. Strichen sich schmunzelnd die Haare aus dem Gesicht und beugten sich dann über Ihren Schreibtisch, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang den Blick von mir abzuwenden. Noch heute läuft mir ein wohliger Schauer über den Rücken, wenn ich an diesen ganz besonderen Unterton in Ihrer Stimme zurück denke. "Roland, ich habe etwas für dich. Ein kleines Geschenk." Eine der Schubladen wurde geöffnet und im nächsten Augenblick schlitterte die Compact über die Arbeitsfläche. Blieb schließlich, den Lauf auf mich gerichtet, kurz vor der Tischkante liegen. "Im dritten Untergeschoss befindet sich ein Trainingsareal. Mach dich mit der Waffe vertraut. Ich habe einen Auftrag für dich, der absolute Loyalität und Stillschweigen erfordert." 13 Patronen. 3 Ziele à vier Personen. Einen Schuss habe ich noch übrig. Ich habe mir geschworen, niemals nachladen zu müssen, und ich habe diesen Schwur gehalten. Heute ist der letzte Mensch durch meine Hand gestorben. Weitere Opfer wird es nicht geben, jetzt, da Ihre Sammlung endlich komplett ist. Ich parke direkt vor dem Haupteingang des Hotels, werfe dem Portier den Schlüssel zu und trete dann ein, ohne mich noch einmal umzusehen. Steige in den Fahrstuhl. Zimmer 1412 in der 13. Etage, die offiziell gar nicht existiert. Der Klang meiner Schritte wird durch teuren roten Perserteppich erstickt. Zu viel Luxus für mich. Gerade gut genug für Sie. Mühelos gleitet die Chipkarte durch das Lesegerät und ein kaum vernehmbares Klicken verkündet, dass die Tür offen ist. Mein Herz setzt für einen Sekundenbruchteil aus, als mir wieder bewusst wird, dass wir ganz allein sind. Sie haben auf sämtliches Wachpersonal verzichtet. Vertrauen nur mir. Nur mir... "Hallo, Roland..." Ein verführerisches Hauchen begleitet den Namen, den Sie mir gegeben haben, als Sie mich damals zu Ihrem Persönlichen Assistenten machten. Als Sie festlegten, dass meine Vergangenheit unwichtig war. Dass fortan nur noch Sie etwas in meinem Leben zu bedeuten hatten. Ich verschließe lautlos die Tür hinter mir und betrete das Wohnzimmer der Präsidentensuite, nur um Sie dort auf einem der mit Samt bezogenen Sofas vorzufinden. Thronend wie ein König. Umgeben von unzähligen Rosenblättern - eine Ihrer spontanen Leidenschaften. Extravagant. Luxuriös. Schön. Wie Sie. "Hast du deinen Auftrag erledigt?" Ich nicke. Mustere Sie dabei eingehend. Die leichte Röte auf Ihren Wangen und die geöffnete Champagnerflasche auf dem Tisch sagen mehr als tausend Worte. Lassen mein Herz noch ein ganzes Stück schneller schlagen, als ich meine Waffe daneben lege und zu Ihnen komme. Mich neben Sie setze. Unruhige Wärme breitet sich in mir aus, als Sie Ihren Kopf auf meine Schulter legen. Verstärkt sich noch, als Ihre Hand sich auf meine legt. "Wo ist er?" Ich greife in die Innentasche meines Jacketts, überreiche Ihnen den Inhalt. Ungewohnt zaghaft nehmen Sie die Karte entgegen, blicken Sie mit glasigen Augen an und verziehen die Lippen zu einem schwachen Lächeln, bevor Sie sie in Ihrer Manteltasche verschwinden lassen. Sich wieder an mich lehnen. Aus dieser Wärme in mir wird eine fast schon fiebrige Hitze. Nervös fahre ich mir mit der Zunge über die Lippen. "Seto-sama, Sie sind betrunken. Ich bringe Sie besser ins Bett, sonst-" Weiter komme ich nicht. Gänsehaut überzieht meinen Körper, als ihre schlanken Finger sich an den Knöpfen des schwarzen Jacketts zu schaffen machen. Als ihr nach Champagner duftender Atem meinen Nacken streift. "Ich weiß genau, was in dir vorgeht... ich sehe doch, wie du mir immer nachschaust." "Seto-sama, bitte, ich-" "Du bist nicht der Erste. Ihr seid doch alle gleich... erwachsene Männer, die nichts besseres zu tun haben, als hübschen Jungs hinterher zu hecheln." Entgegen aller Selbstbeherrschung rutscht mir ein leises Keuchen heraus, als Ihre heiße raue Zunge über die Rückseite meines Ohrs fährt. "Hören Sie auf..." "Zier dich nicht so. Du hast deinen Auftrag exzellent ausgeführt und es dir verdient." Leises Schnurren, sanfter und verführerischer als ich es mir je erträumt habe, aber irgendwie... Falsch. Und urplötzlich vorbei. Statt dessen weit aufgerissene Augen, die wie festgenagelt an meinem blutbespritzten Hemd hängen. Eine zitternde Hand, die fast schon ungläubig darüber streicht, während die andere sich auf der Sitzfläche des Sofas abstützt. Rasch erhebe ich mich. Wende mich ab und steuere auf das Schlafzimmer zu. "Ich werde Ihnen jetzt Ihr Bett herrichten." Ein vertrautes Klicken lässt mich augenblicklich innehalten. Mich erschrocken umdrehen. Sanft schmiegt der Lauf meiner Compact sich an Ihre Schläfe, wird von den weichen Haaren umspielt, als gehöre er zu Ihnen. Halbgeschlossene, ausdruckslose Augen sehen mich an. "Seto-sama, legen Sie die Waffe weg. Das führt zu nichts." Ein schiefes Lächeln kriecht auf Ihre Lippen, während Ihr Finger sich um den Abzug spannt. Noch immer lassen Sie mich nicht aus den Augen. "Hast du etwa alle verbraucht? Das glaube ich nicht..." Ruhig, ohne jede Hast, greife ich in meine Hosentasche und ziehe die letzte Patrone heraus. Ihre Hand beginnt zu zittern. Erst leicht, dann immer stärker. Zwei Schritte, schon bin ich bei Ihnen. Nehme Ihnen meine Compact aus der Hand, lege sie auf den Tisch und ziehe Sie fest in meine Arme. Ignoriere Ihre Bemühungen, sich zu befreien. Ihre langen Finger, die mich wegdrücken und sich gleichzeitig Halt suchend in mein Hemd krallen. Das unterdrückte Schluchzen. Es war mein Fehler. Ich hätte nicht vergessen dürfen, dass unsere Beziehung rein geschäftlich ist. Dass sie nur so funktioniert... Es dauert eine Weile, bis Sie sich wieder beruhigt haben. Noch immer zittern Ihre Beine. Ihre sonst so Respekt einflößende Stimme ist nicht mehr als ein heiseres Flüstern. "Du hast Recht... ich bin betrunken... bitte bring mich ins Bett." "Wie Sie wünschen, Seto-sama." Es war mein Fehler. Ich hätte mich nicht in ein Kind verlieben dürfen. - ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)