pictures of you von Tsuka (|| Tsukasa + Karyu ||) ================================================================================ ..but no pictures for me ------------------------ Schwere Schritte schleppten sich den Gang entlang, blieben immer mal wieder kurz stehen, um die Koffer hinter sich her zu ziehen, welche sich irgendwann einmal viel leichter angefühlt hatten, als es gerade der Fall war. Leise schnaufend wurden sich einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht gewischt und hin und wieder wurde ein Gähnen unterdrückt. Nicht mehr lange, dann hatte er es zum Glück geschafft. Nur noch ein paar Türen hinter sich lassen. Lange würde er sicher nicht mehr durchhalten, er hatte das Gefühl, er könnte jeden Moment einfach umfallen. Aber er konnte sein persönliches Licht am Ende des Tunnels schon sehen, weit war es nicht mehr. Nur noch vier Türen... drei... zwei... eine... Er blieb vor seiner eigenen stehen, zog den Schlüssel aus der Jackentasche und öffnete seit Wochen mal wieder seine eigene Wohnungstür, ließ sie mit einem mehr oder minder lauten Knall hinter sich zufallen und sich selbst auf den Boden sinken. "Endlich Zuhause..." Tsukasa atmete erleichtert durch. Endlich war er wieder in seinen eigenen vier Wänden, konnte in seinem eigenen Bett schlafen, seine eigene Dusche benutzen und sein eigenes Essen kochen. Okay, letzteres vielleicht nicht, aber wenn er sich hier etwas bestellte - oder sich bei Hizumi, der bei weitem besser kochen konnte als er selbst, durchfutterte - dann wusste er wenigstens, was drin war. Und das hatte ja auch schon Vorteile. Er hatte nichts gegen das Tourleben, schon gar nicht, wenn sie in Europa oder Amerika unterwegs waren, da es dort ja immer etwas neues zu entdecken gab. Aber Zuhause war es nun einmal am schönsten und sobald er sich von seinem Jetlag kuriert hatte, würde er es auch wieder ausgiebig genießen können. Jetzt aber sollte er vielleicht erstmal wieder aufstehen, bevor er noch auf dem Boden einschlafen würde. Gesagt, getan, und so dauerte es keine zwei Minuten und er stand nackt, wie Gott ihn schuf - und seiner Meinung nach hatte Gott bei ihm ein echt göttliches Händchen bewiesen - unter der Dusche und versuchte sich, den Stress der letzten Wochen mit heimischem Wasser abzuwaschen. Lange stand er einfach nur so da und ließ sich das Wasser über den Körper laufen, seufzte hin und wieder zufrieden auf und hielt sich krampfhaft davon ab, nicht einzuschlafen. Schließlich raffte er sich dazu auf, die Dusche zu verlassen und trocknete sich ab. Mit dem Handtuch um die Hüften gebunden machte er sich auf den Weg in sein Schlafzimmer, zog sich seine Schlafklamotten an und warf das Handtuch wieder beiseite. Er könnte es auch noch später wegräumen. Mit einem erneuten Gähnen ließ er sich in sein Bett sinken, zog sich die Decke bis zur Nase und war auch schon bald eingeschlafen. Als er das nächste Mal erwachte, war der Tag längst verflogen, die Nacht vorüber und ein neuer Tag angebrochen. Seufzend setzte er sich auf und strich sich durch die eh schon verstrubbelten Haare. Noch etwas schwerfällig schwang er die Beine aus dem Bett und schlurfte in die Küche, um sich Kaffee zu kochen. Ohne diesen würde er wohl so schnell nicht munter werden. Verdammter Jetlag. Während er so an der Küchenzeile lehnte und darauf wartete, dass der schwarze Muntermacher endlich fertig wurde, nahm er ein aufgeregtes Piepen aus dem Wohnzimmer wahr. Ach ja, da war er ja gestern gar nicht mehr gewesen. Also ging er rüber und hockte sich vor den Käfig seiner beiden Lieblinge, die er die letzten Wochen ebenso wie seine Heimat ganz schön vermisst hatte. "Na ihr beiden? Seid ihr etwa schon wieder gewachsen?" Schmunzelnd öffnete er die Käfigtür und streckte eine Hand hinein, wartete darauf, dass sich seine beiden Vögelchen Buntaro und Shiratama auf seine Finger setzten und zog die Hand dann vorsichtig wieder zurück, strich ihnen über das Gefieder. "Papa ist wieder da~", lachte er leise und legte den Kopf schief, sah zu, wie die beiden über seine Arme tapsten, hin und wieder sanft aber spürbar in die Haut pickten und sich schließlich beide auf seinem Kopf nieder ließen. So stand er wieder auf, ging in die Küche und goss sich einen Kaffee ein, holte auch ein wenig Vogelfutter hervor und ging so wieder zurück ins Wohnzimmer. Er stellte alles auf dem Couchtisch ab und wollte sich gerade setzen, als im noch etwas einfiel. Mit seinem Geistesblitz und den Vögeln auf dem Kopf ging er noch einmal zurück, diesmal in den Flur. Er kniete sich vor einen der Koffer, die da immer noch lagen und öffnete diesen, wühlte ein wenig darin herum und hatte wenig später seine Kamera und seinen Laptop in der Hand. Damit machte er es sich wenig später auf dem Sofa gemütlich, trank einen Schluck Kaffee und schaltete den tragbaren PC ein. Die beiden Vögel waren mittlerweile auf den Tisch geflogen und pickten auf der Packung mit dem Vogelfutter herum, was Tsukasa zum Lachen brachte. Also beugte er sich vor, öffnete die Packung und kippte ein wenig von dem Futter auf dem Tisch aus, damit sie was zu fressen hatten. Dann lehnte er sich zurück und wartete darauf, dass sein PC soweit war. So ein entspannter Morgen war doch was herrliches und Tsukasa genoss es wirklich, einmal ohne Stress aufzuwachen. Aber nach der Tour hatten sie sich das auch alle redlich verdient, vor allem, da sie in wenigen Tagen wieder der gewohnte Arbeitsalltag einholen würde. Und bis dahin würde er nur die Füße hochlegen und sich keinen Stress machen. Als sein Laptop startklar war, nahm er die Kamera, entfernte die Speicherkarte und steckte diese in den Kartenleser des Laptops. Wenn er schon nichts zu tun hatte, konnte er sich auch in Ruhe die Fotos ansehen, die sie in den letzten Wochen gemacht hatten. Er hatte die meisten davon zwar selbst geschossen, aber wie das nun mal oft war, hatte er einfach nicht die Zeit gehabt, sie alle noch einmal in Ruhe durchzugucken. Und genau das tat er eben jetzt. Die Fotos von seinem Handy kannte er schon, viele davon hatten schon den Weg in ihre Blogs geschafft, aber er hatte ja auch vorgehabt, einige der Fotos seiner Familie zu schicken. Denn die freuten sich immer, wenn sie Bilder aus dem Ausland sahen, vor allem, wenn Tsukasa selbst in irgendeiner Form auch noch darauf zu sehen war. Also hatte er, zusätzlich zu den obligatorischen Handyfotos auch noch welche mit seiner Kamera gemacht, die er dann schön entwickeln lassen konnte. Und eben diese wollte er sich jetzt in aller Ruhe ansehen. Noch einen Schluck aus seiner Tasse nehmend lehnte er sich zurück und öffnete den Kartenspeicher, zog die Fotos auf seine Festplatte und begann mit seiner kleinen privaten Bildervorführung. Langsam klickte er sich durch die Fotos, löschte gleich diejenigen, die unscharf oder verwackelt waren und sah sich alles ganz genau an. Doch mit der Zeit wurden seine Augen immer größer, sein Blick immer ungläubiger und seine Hand immer geballter. Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht nur, dass ihm das bei den meisten Blogfotos schon passiert war, jetzt waren seine privaten Bilder auch noch davon betroffen! So konnte er diese doch niemals seiner Familie geben! Mit einem Satz war er aufgesprungen und lief ins Schlafzimmer, nahm sein Handy vom Nachttisch und wählte blind eine Nummer. Ungeduldig wartete er das Klingeln ab und ließ seinen Gesprächspartner gar nicht erst zu Wort kommen. "Komm her, SOFORT!" Dann legte er auf und rauschte in die Küche. Auf den Schock brauchte er unbedingt noch einen Kaffee. Kaum eine Stunde später klingelte es an der Tür und Tsukasa ging seinen, wohl eher unfreiwilligen Besucher empfangen. Er hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, sich richtig anzuziehen, war zwischendurch nur kurz im Bad gewesen. Schließlich hatte er frei und wurde nicht dazu gezwungen, sich schick zu machen. Sein Besucher jedoch war zum Glück angezogen, vielleicht nicht schick, aber das war ja Geschmackssache. "Hey, hast du etwa schon Sehnsucht?", kam es ihm grinsend entgegen, woraufhin er nur leise knurrend in Richtung Wohnzimmer deutete. "Setzen!" "Ist ja gut. Ist ja gut.", murmelte der andere nur, während er sich die Schuhe und die Jacke auszog und anschließend ins Wohnzimmer schlenderte. "Was ist mit dir los? Mit dem falschen Fuß aufgestanden? Wir haben doch erstmal Urlaub, du solltest dich auch entspannen. Tut dir bestimmt gut!" Tsukasa brummte nur und setzte sich neben seinen Gast, nahm seinen Laptop auf den Schoß und tippte ein wenig darauf herum, zeigte ihm dann eines seiner Fotos. "Kannst du mir das erklären?" Sein Besucher hob verwundert beide Augenbrauen und sah sich das Bild genauer an, zuckte dann aber die Schultern. "Irgendeine Sehenswürdigkeit. Amerika glaub ich, war das. Hast du mich etwa deswegen gerufen? Weißt du nicht mehr, was du fotografiert hast?" Der Drummer jedoch ignorierte ihn und klickte weiter, hielt ihm das nächste Bild unter die Nase. "Und das?" "Öhm... noch 'ne Sehenswürdigkeit? Wieder Amerika, würd ich sagen." "Schön... und das?" "Europa? Sieht nach Frankreich aus." "Das?" "...Russland." "Und was ist mit dem?" "Finnland? Tsukasa, was soll das?" Besagter klappte langsam den Laptop zu und legte ihn auf den Tisch, drehte sich dann wieder seinem Gast zu. "Was haben all diese Bilder gemeinsam?" "Du hast sie gemacht?" "Richtig... und zwar an Tagen, an denen ich alleine, oder höchstens mit dem Dolmetscher unterwegs war. Verstehst du? ALLEINE!" "Ja.. und?" "Und wie kommt es dann, dass DU, mein liebster Karyu, auf ALLEN Bildern zu sehen bist?" Ach, daher wehte der Wind. So langsam verstand Karyu das Problem. "Oh... wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen.", tat er unschuldig, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Natürlich hatte er sich selbst auf den Bildern entdeckt. Als es ein paar Mal zufällig passierte, dass Tsukasa ihn mit fotografierte, obwohl dies gar nicht beabsichtigt war, hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, alle Bilder des Drummers zu unterwandern. Bei den Blogbildern hatte dieser auch nichts gesagt, weswegen Karyu jetzt auch nicht wirklich verstand, wieso der Ältere sich so aufregte. Schließlich hatte er es doch sonst auch immer recht lustig gefunden. "Karyu... spiel hier nicht den Dummen.", murrte Tsukasa und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wie soll ich diese Bilder meiner Familie schicken, ohne, dass diese auf irgendwelche komischen Gedanken kommen?" "Was für Gedanken denn?" "Dass ich was mit dir hätte, zum Beispiel?" Der Gitarrist zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust, pustete sich beleidigt die Haare aus dem Gesicht. "Wäre das so schlimm?" "Regst du dich nicht immer über diese ganzen Gerüchte auf?", stellte Tsukasa trocken eine Gegenfrage und stand auf, um sich - und vielleicht auch seinem Gast - etwas zu trinken zu holen. "Schon... aber musst du das so abwertend betonen? So schlimm bin ich auch nicht. Immerhin finde ich in den ganzen Fanfictions immer meine Liebe des Lebens!", meinte Karyu wieder grinsend und gesellte sich zu den beiden Vögelchen, die das alles aus sicherer Entfernung aus ihrem Käfig heraus beobachtet hatten. Zwitschernd pickten sie auf dem Finger Karyus herum, den er kichernd durch die Gitterstäbe gesteckt hatte. Die beiden Piepmätze waren schon niedlich, das musste Karyu neidlos zugeben. Aber gegen seinen Kater kamen sie trotzdem nicht an. "Du hast scheinbar zu viel Freizeit, wenn du dich mit sowas wie Fanfictions beschäftigen kannst." Tsukasa war aus der Küche zurück, mit einer Flasche Soda und zwei Gläsern und hatte wieder auf dem Sofa Platz genommen. "Außerdem meintest du neulich noch, dass es dich langweilt, dass du immer nur mit Zero verkuppelt wirst." "Ja, das stimmt allerdings.", seufzte der Große schwer und ließ von den Vögeln ab, um sich wieder neben den Drummer zu setzen. "Ich mein, ich bin doch wohl hübsch genug, um auch mal von Hizumi oder dir zu naschen, oder?" Tsukasas Augenbraue wanderte wie von alleine gen Haaransatz. "Kein Kommentar." "Ach komm schon, sei nicht mehr sauer, okay? Tut mir ja Leid, dass ich deine Bilder verhunzt hab.", bettelte Karyu eine halbe Stunde später immer noch, da Tsukasa heute scheinbar viel lieber schlecht gelaunt sein wollte, statt wie sonst mit ihm herumzublödeln. "Das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Du verschwindest ja nicht aus den Bildern." "Du kannst doch so gut zeichnen! Druck die paar Fotos doch einfach aus und mal mich über! Sollte doch kein Problem sein." "Erstens, das sind fast 500 Bilder und zweitens, ist das alleine deswegen schon eine scheiß Idee." "So viele...? Ist mir gar nicht aufgefallen...", murmelte der Gitarrist und tippte sich nachdenklich ans Kinn, während er dem Drummer dabei zusah, wie der sich weiterhin missmutig durch seine Bilder klickte. "Ja... genauso, wie du mir nicht aufgefallen bist...", brummelte dieser und ärgerte sich immer noch schwarz, dass er das nicht irgendwie verhindert hatte. Karyu war doch sonst so groß, wieso also hatte er ihn übersehen? Da steckte bestimmt irgendein gemeiner und hinterhältiger Trick dahinter, da war er sich sicher. Wahrscheinlich hatte er sich immer versteckt und war im letzten Moment vor die Kamera gelaufen, nur um sich nach dem Blitz gleich wieder zu verkrümeln. Ganz genau, so war das bestimmt! "Und wenn du deiner Familie einfach die Wahrheit sagst?" "Welche Wahrheit denn bitte?" "Na, dass wir uns lieben und nächsten Sommer heiraten werden, weil du im dritten Monat schwanger bist!" Nur knapp konnte sich Karyu vor der fliegenden Sodaflasche ducken und hechtete anschließend vom Sofa, bevor sich Tsukasa auch noch auf ihn stürzen würde. "Lieben? Heiraten? SCHWANGER?!" "Ja, ist ja gut, war nur ein Scherz. Reg dich nicht so auf, ist schlecht für den Blutdruck und gibt Falten. Du weißt doch, Urlaub, Entspannung und so~" Sicherheitshalber setzte er sich neben dem Vogelkäfig auf den Boden, in der Hoffnung, dass Tsukasa sich so zurückhalten würde. Und scheinbar hatte er damit zumindest vorerst auch Recht. "Du spinnst doch...", murrte der Ältere der beiden und klappte den Laptop endlich zu. Sehr viel länger konnte er sich diese Misere einfach nicht mehr anschauen. Ihm fiel aber auch wirklich nichts ein, wie er die Bilder noch retten könnte... "Dann gibt es dieses Mal wohl keine Bilder für die Familie." Karyu, der seine Finger schon wieder kichernd im Vogelkäfig hatte, sah auf und legte den Kopf schief, seufzte dann leise. "Tut mir Leid. Ehrlich. Wusste ja nicht, dass dich das so aufregt." "Schon gut, vergiss es. Und nimm deine Finger da raus, meine Babys sollen sich nicht den Magen verderben!" "Hey, meine Hände sind sauber!", empörte sich Karyu, grinste im nächsten Moment aber wieder. Scheinbar war Tsukasa gar nicht mehr so sauer, wie er tat, also konnte er sich ja wieder gefahrlos neben den Kleineren setzen. "Aber eigentlich ist das doch nicht so schlimm.", fügte er dann hinzu. "Okay, die Bilder sind jetzt vielleicht nicht das Beste vom Besten, aber sie haben trotzdem eine persönliche Note. Und du musst sie ja keinem zeigen. Kannst ja einfach sagen, dass du deine Kamera vergessen hast. Außerdem glaub ich auch nicht, dass deine Eltern das so streng sehen würden." "Wieso das denn?", fragte Tsukasa skeptisch und sah den anderen mit leicht schief gelegtem Kopf an. "Naja, ganz einfach: Meine Eltern gucken sich unseren Blog auch mehr oder weniger regelmäßig an und als sie die ganzen Fotos gesehen haben, die du aus Versehen von mir gemacht hast, haben sie mir gemailt. Sie wollten wissen, was es damit auf sich hatte, also hab ich ihnen erzählt, dass wir beide seit ein paar Wochen was miteinander hätten. Am Anfang waren sie wohl sprachlos, aber dann haben sie uns gratuliert. Ach, da fällt mir ein, ich soll dich übrigens von meiner Mum grüßen und wenn es soweit ist, würde sie gerne deine Konfektionsgröße haben, damit sie dir zu Weihnachten den traditionellen Pullover stricken kann." Während er sprach, war er wohlweislich aufgestanden und langsam in den Flur gegangen, um sich wieder anzuziehen. Denn innerlich zählte er schon grinsend den Countdown, bis der Vulkan Tsukasa wieder neue Lava spucken würde. Und gerade als er die Tür noch rechtzeitig hinter sich schließen wollte, hörte er aus dem Wohnzimmer den Ausbruch des Jahrhunderts. "KAAARYUUU!!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)