La Rosa de Asturias von Katherine_Pierce (Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 12: En privado ---------------------- Oh ja, Catalina war wach und saß beim Frühstück in Señora Sanchéz' Küche, wo sie sich Churros und eine Tasse Kaffee schmecken ließ. Ihre Nachbarin brachte derweil in Ordnung, was Sohn und Enkelin so achtlos hatten stehen lassen. Trotz dieser Beschäftigung ließ Señora Sanchéz die junge Frau am Tisch nicht eine Sekunde aus den Augen. Sie überlegte, wie sie am Ehesten ein Gespräch in Gang bringen konnte. Schließlich verfolgte Davids Mutter ihre eigenen Pläne und wollte sichergehen, dass sie recht handelte. Wenn es stimmte, was Isabel am vorigen Abend gesagt hatte, dann liebte Catalina David noch immer. Genau das musste die ältere Frau nun in Erfahrung bringen. Allerdings wollte sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, weswegen sie grübelte, wie sie das Thema am geschicktesten aufs Tapet brachte, ohne dass Catalina Lunte roch und abblockte. Nach mehreren Minuten Schweigens räusperte Señora Sanchéz sich jedoch. Catalina sah fragend von ihrer Kaffeetasse auf. „Hast du gut geschlafen?“ Ein Nicken war die Antwort. „Ja, ich kann nicht klagen. Hab schon länger nicht mehr so gut geschlafen.“ Innerlich zog Señora Sanchéz ihre Augenbraue hoch, ließ sich aber nach außen hin nichts anmerken. „Das ist schön zu hören. Ich hoffe, es war dir nicht unangenehm, mit David in einem Bett schlafen zu müssen, nachdem ihr euch über 10 Jahre nicht mehr gesehen hattet.“ „Ach was, das hat mir gar nichts ausgemacht.“, wank Catalina ab. Sie lächelte leicht. Eigentlich war es ein sehr schönes Gefühl gewesen, zu wissen, dass David neben ihr lag und schlummerte. So wie in der Nacht, in der sie Isabel gezeugt hatten. Bei der Erinnerung daran wurde Catalina glatt rot. An Sex mit David sollte sie besser nicht denken, wenn sie nicht wollte, dass ihre Nachbarin misstrauisch wurde und beschloss, nachzuhaken. Es wäre wirklich zu peinlich, Davids Mutter gestehen zu müssen, dass Catalina sich noch immer nach ihrem Sohn sehnte. Vor allem, da David schon anderweitig vergeben war. „Dann ist es ja gut.“, nahm Señora Sanchéz den Faden wieder auf, „Wir haben, fürchte ich, nicht allzu viel Platz hier.“ „Kein Problem. Ich wohne ja auch nicht gerade in einer Villa.“, grinste Catalina, die es irgendwie niedlich fand, wie Señora Sanchéz sich entschuldigte. „Schmeckt's?“ „Oh ja, sehr gut, danke. Der Kaffee ist göttlich!“, schwärmte Catalina, „Ich kann auch nach Jahren keinen so guten zustande bringen.“ „Es gibt Wichtigeres, meine Liebe.“ Señora Sanchéz hatte ihre Aufräumarbeiten beendet und setzte sich nun gegenüber ihrer Nachbarin an den Tisch. Langsam war es an der Zeit, dass Gespräch in die gewünschten Bahnen zu lenken. Wer wusste schließlich, wie lange David und Isabel noch fort blieben? „Wo sind eigentlich David und Isabel?“ Catalina war nur beiläufig aufgefallen, dass ihre Tochter und ihr Jugendfreund sich nicht im Haus aufhielten. Sonst hätte sie sie ja zu Gesicht bekommen. „Sie machen einen Spaziergang.“, erklärte Señora Sanchéz, „Ich nehme an, dass David eure reizende Tochter ein bisschen näher kennenlernen möchte.“ „Ah, verstehe.“ Ein leiser Seufzer entfuhr Catalina. Das entging der aufmerksamen Nachbarin natürlich in keinster Weise. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich daher teilnahmsvoll. „Na ja... Ich muss nur daran denken, dass er sie längst kennen könnte, wenn ich damals nur den Mut aufgebracht hätte, ihm die Wahrheit zu sagen.“ Jetzt ließ Señora Sanchéz einen Seufzer hören. „Ja, das hätte uns allen eine Menge Drama erspart.“, gab sie zu, natürlich auf Patricia anspielend. Catalina merkte auf. Auch ihre Gedanken waren in Richtung von Davids Ehefrau gewandert, sie wagt es jedoch nicht, darauf zu hoffen, dass Señora Sanchéz genau das meinte. Deswegen hakte sie auch lieber noch einmal nach. Zu ihrer maßlosen Überraschung aber, gab Davids Mutter freimütig zu, dass sie Patricia nicht mochte und dass Catalina als Schwiegertochter ihr tausendmal lieber gewesen wäre. „Nun ist es nicht mehr zu ändern.“, sagte Señora Sanchéz bedauernd. Beipflichtend nickte Catalina nur. Sie rührte in ihrer Kaffeetasse herum, mit den Gedanken weit fort. Das ging eine ganze Weile so, bis Davids Mutter beschloss, zum Angriff überzugehen. Ihr war deutlich bewusst, dass ihr die Zeit davonlief und sie war absolut nicht gewillt, ohne die benötigten Informationen weiterzumachen. Irgendwann würde Catalina schon ausspucken, was Señora Sanchéz hören wollte. Also holte die ältere Dame tief Luft und wagte den Sprung ins kalte Wasser. „Du liebst ihn noch immer.“, sagte sie. Und zwar nicht als Frage formuliert, sondern als Aussage. Eine beinahe banale Feststellung, die doch dafür sorgen sollte, dass Catalina vor Schreck und Überraschung die Kaffeetasse aus der Hand fiel und auf dem Fußboden in tausend Scherben zerschellte. „Verzeihung!“, murmelte Catalina peinlich berührt. Schon wollte sie aufstehen und die Sauerei beseitigen, als ein Schnalzen von Davids Mutter sie zurückhielt. „Vergiss das. Das ist jetzt unwichtig. Also, du liebst ihn immer noch. Stimmt's oder hab ich Recht?“ In ihrer Stimme schwang etwas mit, das komplette Ehrlichkeit forderte. Irgendwie erinnerte das Catalina an die Margarita. Langsam nickte sie. „Ja.“, flüsterte sie, jetzt mit Tränen in den Augen, „Ich liebe ihn.“ Fast schon zufrieden lächelte Señora Sanchéz. „Wusste ich es doch.“, meinte sie mit einem Gesichtsausdruck, der dem einer Katze ähnelte, die soeben einen Sahnepott ausgeschleckt hat. „Und, was bringt das jetzt? Dein Sohn ist mit einer anderen Frau verheiratet.“, wagte Catalina es, die Freude zu trüben. „Papperlapapp.“, wehrte Señora Sanchéz ab, „Sie mögen zwar Mann und Frau sein, aber das heißt nicht, dass sie das auch bleiben. Nicht bei dem Verhalten, das Patricia an den Tag legt.“ Verständnislos sah Catalina sie an. Darauf folgte ein sehr missbilligender Gesichtsausdruck von Davids Mutter. Sie begann in äußerst abfälliger Manier all die Verfehlungen ihrer Schwiegertochter aufzuzählen. Einen Teil davon konnte Catalina nur bestätigen. Sie hatte schließlich selbst einschlägige Erfahrungen mit Patricia gemacht und wusste daher, wovon Davids Mutter sprach. Noch während sie zuhörte, konnte Catalina nicht verhindern, dass Eifersucht in ihr hoch kochte. Sie war es doch eigentlich, die David am Besten kannte, mal abgesehen von seiner Frau Mama. Und sie war diejenige, die immer dagewesen war, wenn er Kummer gehabt hatte. IHR verdankte er, dass er heute ein gefeierter Fußballer war. Ohne SIE wäre es nie zu seiner Karriere gekommen. Aber das ahnte David ja nicht einmal. Sie hatte es ihm nie gesagt, wie so viele andere Dinge, die sie für sich behalten hatte. Die Schwangerschaft war da nur die Spitze des Eisberges. im Laufe der Jahre hatten sich einfach eine Menge Dinge angesammelt und Catalina hatte nie die Gelegenheit bekommen, sie loszuwerden. Vielleicht war es ja an der Zeit, einfach mal über seinen Schatten zu springen. 'Warum eigentlich nicht?', dachte sie bei sich, während sie die Klagen von Davids Mutter lauschte. Die Tirade fand erst ein Ende, als David und Isabel heimkehrten. Da die Herrin des Hauses ganz genau wusste, wie sehr ihr Sohn es hasste, wenn sie schlecht über Patricia sprach, lenkte sie das Gespräch schnell auf ein weniger gefährliches und etwas unverfänglicheres Thema. Für David und Isabel musste es nun so aussehen, als ob die beiden Frauen in der Küche eine ganz normale Unterhaltung führten, wie sie jeden Tag zwischen Nachbarinnen stattfanden. Absolut nichts ungewöhnliches. Vor allem nicht auf einem asturischen Dorf. Jedenfalls betraten die beiden Spaziergänger nichts ahnend die Küche und entboten Catalina einen guten Morgen. Davids Mutter hatten sie ja bereits beim Frühstück zu Gesicht bekommen. „Wo wart ihr denn?“, wandte Catalina sich an Isabel, statt an David. Irgendwie war es ihr unangenehm, ihn direkt anzusprechen. Sie fühlte sich befangen und ihm seltsamerweise unterlegen, obwohl es dazu gar keinen Grund gab. Immerhin hatte sie 13 Jahre lang ein Kind aufgezogen und das größtenteils allein und ohne Unterstützung eines Partners. „Nur ein bisschen spazieren. Und dabei haben wir uns unterhalten.“, gab Isabel bereitwillig Antwort. Sie lächelte David an, den sie, wie sie feststellen musste, doch erstaunlich rasch in ihr Herz geschlossen hatte. Gestern noch war der Gedanke daran beinahe unerträglich gewesen, doch jetzt nach ungefähr zwei Stunden vertrauten Umgangs sah das ganz anders aus. Isabel hatte eine Art Urvertrauen in David, auch wenn sie den Gedanken komisch fand, dass er wirklich ihr Vater war. Und sie sprach ich ihn auch nicht so an. „Ah, ich verstehe.“ Jetzt warf Catalina ihrem ehemaligen Geliebten einen scheuen Blick zu, sagte aber nichts mehr. Stattdessen war es David, der nun das Wort ergriff, allerdings an seine Frau Mama gewandt. „Am Wochenende ist doch das Dorffest. Wollen wir nicht alle zusammen hingehen?“ Isabel war sofort Feuer und Flamme. Seitdem sie hier wohnte, war das alljährliche Fest ein Höhepunkt für sie. Normalerweise ging sie mit ihrer Mutter hin oder seit dem letzten Jahr mit ihren besten Freundinnen Ana und Inés. Die Aussicht darauf heuer auch ihren Vater dabei zu haben, war großartig. Isabel wollte eine große Familie und jetzt hatte sie zumindest einen Teil davon für sich entdeckt. Das würde sie nie wieder hergeben. Auch Davids Mutter fand das eine mehr als gute Idee. Schließlich würde dort unter anderem getanzt und das bedeutete, dass sie eine großartige Möglichkeit hatte, Catalina und David zu verkuppeln oder zumindest den Grundstein dafür zu legen. Nirgends kam man sich eher näher als beim Tanzen. Das wusste doch jeder! 'Und genau aus diesem Grund werde ich nicht zulassen, dass Catalina sich sträubt.', beschloss die gerissene Dame des Hauses. Zunächst einmal stellte sich das als nicht so leicht heraus, wie man hätte annehmen können. Catalina war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und wusste durchaus, was Davids Mutter bezwecken könnte. Immerhin hatte sie sich ja über ihre unpassende Schwiegertochter beschwert und in ihren Worten mitklingen lassen, dass auch David noch Gefühle für seine ehemals beste Freundin hegte, die eigentlich nicht sein durften. Jedenfalls nicht in Anbetracht der Tatsache, dass er mit einer anderen Frau verheiratet war. Doch alle Einwände nutzten nichts. Catalina musste sich geschlagen geben und dem Willen der Mehrheit beugen, was vor allem Isabel zu Jubel veranlasste. Sie freute sich schon jetzt auf das Fest und konnte es kaum erwarten, bis es so weit war. Noch jemand war ganz im Privaten und überaus beschäftigt. Señorita Naseweise nämlich, die an ihrem Artikel über David Villa arbeitete. Gerade kam sie jedoch nicht weiter. Zumal sich in den vergangenen Tagen Einiges in Sachen Nummer 7 getan hatte. Wie Juana aus einer zuverlässigen Quelle erfahren hatte, nein, nicht Wikileaks, hatte David Villa sich ein paar Tage freigenommen. Aus persönlichen Gründen. Und genau denen wollte sie auf die Spur kommen. Bisher war der gute alte Villa als zuverlässig bekannt gewesen. Vielleicht als ein bisschen ruppig manchmal, nicht nur im Fußball, aber im Großen und Ganzen kein Kotzbrocken sowie gewisse andere Herren, deren Namen wir hier aber nicht nennen wollen. Jedenfalls hatte Juana alles genau vorbereitet. Sie würde das Wochenende im Heimatort Villas verbringen. Dort fand nämlich ein Fest statt und es würde niemand stutzig machen, dass eine Fremde sich unter den Bewohnern befand. Im Norden Spaniens konnten die Leute wirklich extrem misstrauisch sein. Und Juana wollte nicht unbedingt auffallen. Nicht, wenn sie in geheimer Mission unterwegs war. Immerhin wollte sie im Privatleben eines anderen Menschen rumschnüffeln und das konnte üble Konsequenzen haben, wenn man sich erwischen ließ. Es kam also darauf an, möglichst inkognito zu bleiben. 'Und je nachdem, welche Erkenntnisse ich gewinne, wird das ein Artikel, der sich gewaschen hat.', dachte Juana mehr als zufrieden. Ein Flug war schon gebucht. Mussten nur noch ihre Klamotten und das andere Zeug gepackt werden. Dann konnte es im Prinzip schon losgehen. „Ich finde schon heraus, was Sie verbergen, David Villa.“, murmelte Juana entschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)