Esralon - Die Kindheit der Königskinder von xXKikiXx (Weihnachtsgeschenk an meine fleißigen Mitplayer^^) ================================================================================ Kapitel 9: Der letzte Prinz --------------------------- Die Zeit verstrich. Der Alltag schien wieder völlig eingekehrt zu sein in das Leben am Hofe der Waldelfen. Prinz Emraen war wieder bei seinen Soldaten. Die Kämpfe an den Grenzen hatten noch nicht geendet. Es schien nie ein Ende derer zu geben Prinz Emdoa war weiterhin beunruhigend schwach. Seine Mutter lies jeden Heiler des Landes kommen und ihn begutachten und untersuchen, doch sie fanden keinen anderen Grund als das er ein schlechtes Immunsystem zu haben schien. Sein Körper wollte nicht richtig funktionieren. Doch waren sich auch alle Heiler vorerst einig das dies an seiner Jugend liegen konnte. Sein Körper war noch nicht ausgewachsen. Er war noch jung. Mit dem Segen der Götter -so dachte man- würde es sich mit der Zeit auswachsen. Immerhin war er noch in der Lage zu gehen, sogar gelegentlich zu laufen und sich nicht nur in seinem Bett aufzuhalten. Auch wenn er immer wieder einmal dorthin sich zurückzog um sich zu erholen. Fragte seine Mutter ihn ob er die nächtlichen Spaziergänge wohl immer einhielt, so bestätigte er ihr dies. Sie wusste jedoch nicht dass er es nicht immer tat, da er den Sinn dahinter nicht begriff, weil sie es ihm nicht benennen konnte. Sie konnte ihm nicht den wahren Grund nennen, weshalb er es tun MUSSTE, und so gab sie sich mit seinem Wort zufrieden, ging jedoch mindestens einmal alle paar Tage selbst mit ihm im Mondlicht spazieren, denn auch sie benötigte den heilenden Mond. Ansehen jedoch konnte sie ihn nie wieder. Chandari war und blieb ohnehin vorsichtig. Sie fürchtete um das ungeborene Leben ihres Kindes welches sie unter dem Herzen trug und verhinderte mögliche Aufregung um es nicht zu verlieren. Endriel war besorgt als er von der weiteren Schwangerschaft erfahren hatte. Er hatte ihr davon abgeraten, doch sie ließ sich nicht umstimmen. Sie wollte dieses Kind, und ihr Gatte besaß nicht die Kraft ihr etwas abzuschlagen. Seit Jahrzehnten hatte er sie nicht mehr so glücklich gesehen wie sie es jetzt war, wo sich langsam der Bauch wölbte, und sie die ersten Bewegungen ihres Kindes spüren konnte. Endriel verbrachte an manchen Tagen viel Zeit damit sie einfach nur zu beobachten wenn sie im Garten saß und ihre Hände auf dem leicht gerundeten Bauch gelegt hatte, ihn streichelte und leise Lieder sang. Es erinnerte ihn selbst an Tage die glücklicher waren. Nicht das sie unglücklich waren aber…der Vorfall an jenem Tag vor so vielen Jahren, hatte etwas verändert. Etwas gestohlen und nie wiedergebracht. Scheinbar konnte seine schöne Frau damit leben. Er selbst konnte es nicht. Er vergab den Dämonen nicht. Verurteilte jedoch nicht alle von ihnen. Er traute ihnen nur nicht mehr, und deswegen durften sie sein Land nicht mehr betreten. Er wollte damit unnötiges Leid von seinem Volk und seiner Familie fernhalten, und auch verhindern das unschuldige Dämonenfamilien zu Schaden kamen, den das Volk der Waldelfen fühlte immer noch mit seiner Königin, und war genauso wenig bereit zu vergeben wie es der König war. Doch die Schwangerschaft verlangte von Chandari mehr als es die früheren getan hatten. Sie war sehr oft müde und geschwächt. Auch gelegentliche Schmerzen waren keine Seltenheit, und all dies beäugte Mirdel, der Palastheiler mit kritischem Blick. Er glaubte seiner Königin auch nicht, wenn sie ihm versicherte dass es ihr gut ging. Dazu war er schon zu lange ein Heiler und auch schon zu lange Heiler dieser starken Frau. „Es geht dem Kind gut Hoheit“, sagte er, als sie ihn nach der täglichen Untersuchung danach fragte, sie aber kurz davor vor Schwäche in ihren Gemächern gestürzt war, „Aber Ihr seid es die mir Sorgen bereitet. Ihr werdet immer schwächer. Ihr seid zu mager. Das Kind zehrt Euch aus.“ Chandari schüttelte leicht den Kopf und zog die Decke über ihren Körper und wollte ihre Dienerinnen herbeirufen als Mirdel nach ihrer Hand griff und sie eindringlich ansah. „Majestät. Wenn Ihr diese Schwangerschaft durchstehen wollt, dann müsst Ihr fortan im Bett bleiben. Jegliche weitere Anstrengung Eures Körpers wird Euch beiden schaden. Ihr müsst ruhen. Nur so könnt Ihr ein gesundes Kind zur Welt bringen.“ Zwar war es ein harter Schlag für die Königin die gerne nach draußen ging, sich beschäftigte und immer in Bewegung war doch, sie stimmte zu. Lehnte sich in die großen Daunenkissen zurück und versprach dem Heiler liegen zu bleiben. Es waren nur noch wenige Wochen. So weit war sie nie wieder mit einem der vorherigen verlorenen Kinder gekommen. Sie starben alle in den ersten Monaten in ihrem verfluchten Körper. Doch dieses kleine Geschöpf in ihr, war ein Kämpfer, und so würde auch sie für ihn und mit ihm kämpfen. Sie wusste dass es ein Sohn war. Sie meinte es spüren zu können, und sie hatte ihm schon einen Namen gegeben, mit dem sie ihn auch ansprach wenn sie alleine war, denn niemand sollte es erfahren bis ihn alle gesehen hatten. Efrael würde er heißen. Der Name bedeutete: >Die große Hoffnung<, und er war ihre Hoffnung. Ihre letzte. Ihre Kinder besuchten sie regelmäßig an ihrem Bett. Eflusa blieb fast immer an ihrer Seite wenn sie das nicht verhinderte, doch Chandari bat sie darum sich um Emdoa zu kümmern, dessen geschwächter Zustand anhielt, aber von diesem genauso herabgespielt wurde, wie es seine Mutter hier in ihrem Bett tat. Auch der König kam öfter am Tag zu ihr, um nach ihr zu sehen, mit ihr zu sprechen, sie zu trösten, und Chandari erzählte ihm dann immer was sie und das Kind so den ganzen Tag erlebten. Nämlich den Tratsch des Palastes von allen Seiten der Dienerschaft zu erfahren. „Er wird nachdem er zur Welt kam sofort wissen wer hier innerhalb des Palastes, was getan hat“,, scherzte die Königin und legte ihre Hand beruhigend auf ihren Bauch der nicht annähernd so groß war wie bei den Geburten davor, aber inzwischen schon beinahe am Ende der Schwangerschaft angekommen war. Endriel bemühte sich um ein fröhliches Gesicht, doch er konnte seine Sorge um seine Gemahlin kaum verbergen. Natürlich war auch ihm aufgefallen das sie sehr dünn war, das sie blasser war als sonst. Ihre Haut strahlte nicht mehr so wie früher. Dass es am Entzug des Mondlichtes lag, wusste niemand. Immerhin schien es ja den Anschein zu haben als würde die Königin das wichtige Mondlicht doch in ihr Zimmer scheinen lassen. Doch kaum einer wusste dass die Zeiten in denen sie dies tat, immer kürzer wurden, bis sie, sie beinahe ganz einstellte da der Anblick des Mondes ihr mittlerweile schon fast körperlichen Schmerz zufügte. Zumindest jedoch schmerzte ihre Seele bei seinem Anblick, und diesem konnte sie sich zusätzlich zu der schwierigen Schwangerschaft nicht mehr stellen. Dafür reichte ihre Kraft nicht mehr aus. Chandari wusste das sie sterben würde. Ein Teil von ihr war schon vor langer Zeit gestorben, und ein weiterer Teil dann Jahrhunderte später. Sie spürte dass sie nicht mehr so weitermachen konnte. Sie wusste dass die Götter sie riefen und sie diesen Ruf nur hinauszögerte. Sie wollte ihre Kinder nicht verlassen. Auch wenn sie bereits alt genug waren bis auf das Kind in ihr, so wollte sie dennoch nicht von ihnen gehen. Doch als es nicht mehr abzustreiten war das der Ruf stärker wurde, da beschloss sie ihr Leben für ein neues zu geben, und dieses Leben war Efrael. Ihre Hoffnung. Die Hoffnung dass er ein Trost sein würde für den Rest der Familie. Dass sie ihn so lieben würden wie sie es tun würde, auch über den Tod hinaus, und das sie ihm zusätzlich die Liebe geben würden, die sie dann nicht mehr geben konnte. Sie hatte zu den Göttern gebetet. Zu der Göttin des Lebens und dem Gott des Todes. Ihr Leben für das ihres Kindes. Sie sollten ihn beschützen. Sie hatte Opfergaben ausgesandt. Armoa, ihr Vertrauter und einer der Leibwachen ihres Gemahls brachte sie zu den Tempeln der Gottheiten. Auch wenn einer in den Landen des Feindes lag, so gelang es ihm dennoch die Opfergaben der Königin erfolgreich dort hinzubringen. Chandari glaubte fest an die Macht der Götter Esralons. In ihrer frühesten Jugend war sie eine Dienerin Lasins gewesen ehe man sie zurück in den Schoss der Familie holte. Sie wusste um die Macht der Götter und hatte sie daraufhin angefleht ihr Kind zu schützen. Sie hatte die Strafe ertragen und angenommen die ihr aufgeladen worden war für ihr Vergehen. Den Betrug ihres Mannes, aber dennoch bereute sie es nicht dies getan zu haben. Nichts in dieser einen Nacht war zu bereuen gewesen und Emdoa, war der klarste und reinste Beweis dafür. Niemals würde sie ihn missen wollen und den Umstand der ihn erschaffen hatte. Sie hatte die Strafe der Götter akzeptiert und nun würde sie bald zu ihnen gehen. Doch dafür wollte sie das gesunde Leben ihres letzten Kindes als Pfand. Kam Efrael gesund zur Welt…würde sie diese verlassen. So war ihr Handel mit den Göttern und sie hatte nicht vor ihn zu brechen. Ihr Körper war ohnehin nicht mehr intakt und er war teilweise sogar sehr zerstört worden. Sie hatte ein wundervolles Leben gehabt. Ein langes Leben wie sie fand. Nun war die Zeit für ihre Kinder gekommen. Sie waren stark und gut erzogen worden. Sie würden ohne sie überleben können. Bis auf den Kleinsten, und dies tat Chandari wirklich bis tief in der Seele weh. Doch er hatte viel Geschwister. Zwei Brüder und zwei Schwestern. Jeder auf seine Art und Weise einzigartig und verschieden. Sie würden ihn lehren was sie gelernt hatten. Endriel würde ein weiterer Sohn geschenkt werden, und er würde ein guter Vater sein. Wie auch zu seinen anderen Kindern. Chandari wusste er würde in guten Händen zurückbleiben und sie würde ohnehin in all ihren Kindern weiterleben und sie von dort aus beschützen wohin sie nach ihrem Tod gehen würde. Davon war sie fest überzeugt. Es war eine sternenklare Winternacht als die Wehen bei der Königin einsetzten. Eiskristalle lagen an den Fenstern die verhangen waren, aber hinter denen immer mehr und mehr Lichter angingen. Sprach es sich schließlich schnell herum dass die Niederkunft der Königin bevorstand. Der Palast war riesig, doch schnell machten solche Nachrichten die Runde, auch wenn man dazu alle aus dem nächtlichen Schlaf wecken musste. Mirdel war besorgt. Er wich nicht von der Seite der Königin die von ihren Zofen, zwei Hebammen und ihrer ältesten Tochter umgeben war. Prinzessin Enmouen wartete mit ihrem Vater und ihrem Bruder draußen, doch Prinzessin Eflusa war schon bei den früheren Geburten ihrer Mutter dabei gewesen. Sie kannte sich aus und machte ihre Arbeit beinahe so gut wie die beiden erfahrenen Geburtshelferinnen. Chandari selbst kämpfte. Es war ansträngender als die Male davor. Ihre Verletzungen die sie von dem gewaltsamen Übergriff und den Fehlgeburten davongetragen hatte, machten ihr die Geburt des Kindes schwer, und ihr schwacher Körper war ebenfalls keine große Hilfe. Dennoch beklagte sie sich nicht, oder gab gar auf. Stunde um Stunde verging, und immer weniger Kraft blieb in der blassen Gestalt der Königin übrig, doch dann, nach einem Moment der Stille…erklang ein kräftiger Schrei und ließ alle Anwesenden erleichtert aufatmen. Bis auf einen. Mirdel konnte Melechion, den Gott des Todes, schon spüren. Auch wenn die Königin so tat als merke sie es nicht, was er ihr ebenso wenig glaubte wie die Wochen und Monate davor. Der Tod, der Gesandte Melechions, schien nur noch zu warten bis sie sich verabschieden konnte, und dennoch war in den Augen der Königin nur Freude zu sehen. Freude über ihren Sohn, den die Hebammen schnell in ein Tuch wickelten und ihr nun in ihre Arme legten. Freude und Stolz über den kleinen Prinzen war alles was man in ihren Augen sehen konnte, die ihre starke Seele wiederspiegelten, die jedoch nicht mehr zu ihrem erschöpften Körper passen wollte. „Da bist du ja endlich Efrael“, flüsterte sie, als sie ihn in den zarten Armen hielt und dann sanft den kleinen Kopf mit dem pechschwarzen Haar küsste. „Er ist bezaubernd“ Eflusa wischte sich Freudentränen von den Wangen und sah zu dem Heiler hoch. „Er ist doch gesund oder?“ Mirdel besah sich das Kind in den Armen der Königin. Er war kleiner als seine Geschwister bei seiner Geburt, aber er war stark und kräftig. „Ich gratuliere Euch meine Königin. Euer Sohn ist völlig gesund und ohne jeglichen Makel“, erklärte er dann und sah wie ihn die erschöpfte Frau mit einem dankbaren Lächeln belohnte welches ihm selbst schmerzte, es würde wohl eines der letzten ihres Lebens sein und sie wusste es. In diesem Moment sah er das sie es wusste und wohl schon die ganze Zeit über gewusst hatte. Ihre Atmung war unnatürlich ruhig während sie nun ihr Kind stillte. Wissend das sie nur diesen einzigen kurzen Moment mit ihm hatte, und doch sah sie noch einmal zu dem Heiler hoch. „Ich danke Euch Mirdel. Das Ihr mir geholfen habt dieses Wunder möglich zu machen. Jetzt bin ich wahrlich geheilt.“ Eine Träne stahl sich über die Wange der Königin. Eine Träne der Dankbarkeit dass er sie unterstützt hatte. Er nickte schweigend und hatte selbst Tränen in den Augen. Dann legte er seine Hand an Prinzessin Eflusas Schulter und meinte dass sie vielleicht dem Rest der Familie die gute Nachricht überbringen sollte. Die Tochter der Königin nickte eifrig und lief los. Der Heiler sah die Königin noch einmal an und fragte: „Geheilt Hoheit?“ Sie nickte und flüsterte: „Ja. Geheilt. Durch dieses wunderbare Wesen das mich noch einmal spüren ließ das ich eine Frau und Mutter bin, was mir diese Barbaren damals stahlen. Jetzt bin ich wieder vollkommen.“ „Aber der Preis?“ „Ist es wert“, flüsterte sie und streichelte ihren kleinen Sohn zärtlich. „Für jedes meiner Kinder würde ich mein Leben geben, und es wäre nicht verschwendet damit.“ Der Heiler nickte und trat zurück. „Auf das wir uns irgendwann, in einer anderen Welt, einmal wiedersehen werden meine Königin.“ Sie nickte gefasst und ruhig. „Bis dahin genießt Euer Leben Mirdel und achtet gut auf meine Familie.“ Die Umstehenden Zofen und Hebammen waren ebenfalls den Tränen nahe. Sie alle verließen das Zimmer als die restliche Königsfamilie eintrat und zu der Königin ans Bett ging. Mirdel begegnete dem Blick seines Königs, und mehr brauchte es nicht damit Endriel verstand. Der Heiler ließ die Familie alleine, blieb jedoch vor der Türe stehen. Er würde in wenigen Momenten den Tod der Königin bestätigen müssen und stumme Tränen rannen derweil über seine Wangen und tropften zu Boden. Chandari reichte dem König den kleinen Prinzen und schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln. „Mein letztes Geschenk an Euch Endriel. Ein Sohn der euch ähnlich ist.“ Emdoa, Eflusa und Enmouen verstanden noch nicht, oder verstanden es falsch. Sie dachten das ihre Mutter nun eben keine Kinder mehr bekommen konnte, und auch dies war etwas trauriges, doch nicht das was Chandari meinte. „Ihr zahlt einen zu hohen Preis. Ich will ihn nicht wenn ich Euch dadurch verliere“, sprach der König und seine Stimme bebte vor Traurigkeit. „Vater was meinst du denn…“, begann Enmouen, doch es war ihr Bruder der sie mit einer sanften Geste zum Schweigen brachte. „Kein Pries ist zu hoch für dieses Glück das ich empfinde, und das auch Ihr empfinden solltet. Ich wäre so oder so gestorben mein König. Es war nur eine Frage der Zeit. So hat mein Tod doch etwas Gutes oder nicht?“ Inzwischen hatten auch die Königskinder verstanden worum es ging. Enmouen klammerte sich mit Tränen in den Augen an Emdoa, der versuchte stark zu sein und Haltung zu waren. Eflusa stand wie versteinert da, denn plötzlich ergaben so viele Dinge einen Sinn die ihre Mutter getan oder gesagt hatte, und die sie nie verstehen konnte. Bis jetzt… Endriel sah auf seinen jüngsten Sohn hinunter. Etwas Gutes? Zweifelslos war er gesund und somit von den Göttern gesegnet doch…Chandari zu verlieren. Die einzige Person die ihm jemals soviel bedeutet hatte seit… Er verdrängte den Gedanken, sah auf seine müde aber glücklich und irgendwie zufrieden aussehende Frau hinunter. „Ich will Euch nicht verlieren. Ihr seid alles für mich. Ohne dich…“, und zum ersten Mal sprach er seine Gemahlin so persönlich an. Wagte es dies zu tun, „…ohne dich bin ich verloren.“ „Ich werde immer bei dir sein Endriel. Bei dir und unseren Kindern. Ich werde euch beobachten.“ Eine ihrer Hände legte sie in die ihres Mannes der Efrael noch im Arm hielt, dann winkte sie ihre Kinder heran. Umarmte Enmouen die kein Wort herausbrachte zwischen dem lauten schluchzen das der Mutter selbst wehtat. „Sei stark mein Mädchen. Aber bleib wie du bist. Bleib so wie dich alle gerne haben und ändere dich nicht für andere. Aber vergiss nicht wer du bist. Versuche also wenigstens ein wenig mehr Prinzessin statt Prinz zu sein. Eines Tages wirst du dann den richtigen finden der dich dann so liebt wie DU bist und nicht etwas das du vorgibst zu sein.“ Enmouen nickte nur unter ihren Tränen und ließ schließlich ihren Bruder zu ihrer Mutter hindurch. Chandari schloss auch ihn in die Arme, küsste ihn und flüsterte: „Du wirst eines Tages ein stattlicher, strahlender Elf sein. Lass dich nicht von deiner momentanen Schwäche überwältigen. Halte dich an den Mond mein Junge. Versprich es mir. Er gibt uns so viel, und er wird immer da sein um dich zu schützen. Nutze seine Magie und Kraft. Verzeih das ich nicht mehr für dich tun kann.“ „Du hast alles getan was eine Mutter tun sollte. Es gibt nichts zu verzeihen“, flüsterte er und heiße Tränen tropften auf die bleiche Haut der Königin, die ihm zärtlich durch das blonde Haar streichelte. Emdoa verharrte so und Chandari versuchte ihn ein wenig zu trösten. Doch sie spürte dass ihre Zeit verstrich. Sie löste ihre Hand von Endriel und rief Eflusa zu sich, welche stumme Tränen weinend noch immer am selben Fleck stand und erst jetzt, weil Enmouen sie führte, zu ihr kommen konnte. „Bitte verzeih mir. Ich bürde dir eine so große Last auf mein Liebes. Aber ich brauche dich und deine Weitsicht wenn ich gehe.“, flüsterte sie ihrer Tochter zu, welche nickte und ihre Hand umschlungen hielt. „Du musst an meiner Stelle für den kleinen Prinzen da sein. Sei seine große Schwester, und wenn er es braucht…auch seine Mutter. Du bist mir am ähnlichsten. Ich wünschte ich könnte es dir ersparen aber so ist es nun Mal geschehen. Ich weiß ich kann mich auf dich verlassen. Du bist klug, stark, einsichtig und weitsichtig. Du wirst eines Tages eine wundervolle, starke Königin werden, denn nur ein Thronerbe eines anderen Reiches ist es wert dich eines Tages zu seiner Frau zu nehmen. Bis dahin, musst du mich vertreten und die Familie leiten. Ich liebe dich mein Schatz. Bitte verzeih das ich das von dir verlange.“ Eflusa ließ sich von ihrer Mutter küssen und versprach ihr dies alles einzuhalten. „Ich gebe mein Bestes Mutter. Du wirst stolz auf mich sein können.“ „Das bin ich schon seit sehr langer Zeit“, antwortete Chandari mit einem aufrichtigen und ehrlichen Lächeln. „Auf euch alle. Sagt Emraen das ich ihn liebe, und das er trotz allem nie vergessen darf selbst zu lieben. Er muss die Liebe in sein Herz lassen den sonst wird er eines Tages daran vergehen. Es tut mir leid ihn nicht mehr sehen zu können. Bitte sagt ihm das ja?“ Sie nickten alle. Alle, außer dem König, der nun wieder die Hand seiner Frau hielt und sie mit gebrochenen Augen ansah. Chandari ließ sich Efrael zurückgeben und hatte so ihre Kinder alle auf einer Seite. Ihren Ehemann auf der anderen. Sie war so müde. Schmerzen fühlte sie keine. Oder wenn doch, dann bekam sie nichts mehr davon mit. Sie spürte den Schatten näherkommen und lächelte ihre Familie an. Zur selben Zeit drückte ein Windstoff eines der Fenster auf, wehte die Vorhänge beiseite und ließ das Mondlicht des Vollmondes stark und hell in das Zimmer und direkt auf das Bett scheinen. Die violetten Augen der Königin erblickten den Mond, und zum ersten Mal seit so langer Zeit schmerzte sein Anblick nicht. Sie konnte ihn ertragen. Konnte in dem weißen Himmelskörper ein Gesicht erkennen. „Eines Tages werden wir uns wiedersehen“, flüsterte sie und lächelnd schloss sie ihre Augen da die Müdigkeit so groß wurde. Sie schloss die müden Lider, spürte die Wärme ihrer Familie um sich, das Licht des Mondes und begab sich in die Arme Melechions, der sie schon geduldig und freundlich erwartete. Endriel legte die nun leblose Hand vorsichtig auf dem Bett ab. Erhob sich, küsste die Stirn seiner entschlafenen Gemahlin, und verließ wortlos das Zimmer. Mirdel sah ihm hinterher wie er über die Flure davoneilte. Kurz darauf verließ er mit einem seiner Pferde im gestreckten Galopp den Palast. Niemand konnte ihm verdenken das er nun alleine sein wollte. Der Heiler selbst ging zurück in das Zimmer der Königin, sah auf die weinenden Kinder hinab, befühlte vorsichtig das Handgelenk ihrer Mutter und nickte ihnen schließlich zu, worauf Enmouen und Emdoa einander haltlos in die Arme fielen und weinten, während Eflusa einfach nur stumm weinte und das friedliche Gesicht ihrer Mutter beobachtete. Der kleine Prinz begann nun auch unruhig zu weinen und Mirdel wollte ihn an sich nehmen und einer der Ammen übergeben, doch Eflusa war schneller. Hob ihn auf ihre Arme und wiegte ihn sanft hin und her. „Ich kümmere mich um ihn“, meinte sie dabei und schenkte ihm ein Lächeln. Sie musste jetzt stark sein. „Aber Prinzessin. Die Ammen können doch…“ „Sie können ihn ernähren. Das kann ich wahrlich nicht. Aber alles andere kann ich für ihn tun. Er ist mein Bruder, und meine Mutter bat mich darum. Wollt Ihr ihren Wunsch übergehen?“ Der Heiler verneinte dies und hielt sich weiter zurück. Eflusa löste sich von ihrer verstorbenen Mutter. Ihr Herz war genauso gebrochen wie das ihrer Geschwister, doch nun musste sie sich zuallererst um Efrael kümmern. Er war so klein, so unschuldig. Er war an dem Tag geboren worden an dem die Königin starb. Seine Geburt sollte gefeiert werden, aber auch der Tod der Königin musste betrauert werden. Wenigstens sie und ihre Geschwister mussten für ihn da sein in diesen ersten Stunden und sie mussten ihm die Liebe und Wärme geben die seine Mutter ihm nicht mehr geben konnte. „Wir werden dich vermissen Mutter. Aber wir werden versuchen sich stolz zu machen“, flüsterte sie und verließ schließlich, mit ihrem kleinem Bruder auf dem Arm und ihren beiden Geschwistern das Gemach der Königin, die nicht mehr länger unter den Lebenden weilte. Prinz Emraen erfuhr vom Tode seiner Mutter in dem Heerlager das er befehligte und zum ersten und bislang einzigen Male, sahen ihn seine Soldaten mit Gefühlen kämpfen. Er war zuerst erstarrt als der Kurier die Nachricht überbrachte, dann wütend, und seine Wut –die nur getarnte Verzweiflung und Trauer war- reagierte er ähnlich ab, wie schon sein Vater zuhause außerhalb des Palastes. Er verzog sich alleine in den Wald und schlug solange mit seinem Schwert und seinen Fäusten gegen einen starken Baumstamm ein, bis sein Körper so ausgelaugt war, das er kaum noch Kraft hatte zu trauern, und dennoch, flossen während dieser ganzen Zeit, stumme, heiße Tränen über ihre Gesichter, welche verzerrt von der Trauer um die geliebte Elfe waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)