Bittersüß von Tigermaus97 ================================================================================ Kapitel 5: Der Große See ------------------------ “Ha! Die Bandprobe heute war doch ein voller Erfolg, oder Lori?” Samantha und Lorina waren auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum. Die Bandproben fanden in einem leerstehenden Klassenzimmer im fünften Stock statt. Die anderen Bandmitglieder wollten auf die gelungene Probe mit Butterbier anstoßen, doch Lorina drängte ihre Freundin sie zu begleiten. “Ja, stimmt. Wenn das alles zu Halloween auch so klappt, wird unser Auftritt ein voller Erfolg.” “Warum wolltest du eigentlich so schnell weg? Ich hätte gern noch ein Butterbier getrunken.”, schmollte Samantha. “Ich stoß nicht vor Halloween auf unseren Erfolg an. Am Ende haben wir uns noch zu früh gefreut. Außerdem glaube ich, dass wir genug mit unseren Aufgaben zu tun haben.” “Stimmt, du hast Recht. Ich stelle dich hiermit als mein gutes Gewissen ein.” Die beiden Hexen betraten lachend den Gemeinschaftsraum. Da sah Lorina wie Parvati Patil und Lavender Brown, zwei Mädchen ihres Jahrganges, auf die Treppe zum Mädchenschlafsaal zugingen. “Bin gleich wieder da.”, erklärte sie kurz gebunden Samantha und ging zu ihren Mitschülerinnen. Nach einem kurzen Gespräch, gingen Parvati und Lavender freudestrahlend in die andere Richtung und stürzten aus dem Porträtloch. “Was hast du denn denen erzählt?”, fragte Samantha ihre Freundin voller Neugierde als sie wiederkam. “Ach weißt du, ich habe ihnen gesagt, sie sollten doch mal in unseren Proberaum schauen. Da ist gerade eine kleine Feier im Gange.” “Das versteh ich nicht. Wir dürfen nicht und die beiden hältst du vom Lernen ab. Was ist los mit dir?” “Nichts. Aber Parvati steht doch auf unseren Bassisten und der soll schließlich auch mal seine Chance auf ein Mädchen bekommen.” “Spielst du jetzt die Kupplerin?”, fragte Samantha scherzhaft. Sie fand das Verhalten von Lorina wirklich seltsam, dennoch machte sie sich darüber keine Gedanken. “Wenn du wüsstest.”, flüsterte Lorina. “Was? Hast du grad was gesagt?” “Ähm ... ich weiß auch nicht ... die Euphorie von der gelungenen Probe ist wahrscheinlich einfach noch nicht ganz verhallt. Vielleicht ist es auch die Aufregung wegen des Auftritts.” “Der ist doch erst in drei Tagen. Immer ruhig bleiben.” Samantha musste über das Verhalten ihrer besten Freundin lachen und drückte sie an sich. “Du hast Recht. So was machen wir nun?” “Also ich muss zumindest für morgen keine Aufgaben fertig machen. Ich werd mich wahrscheinlich auf mein Bett legen und noch etwas lesen. Ich hab wirklich keine Lust mehr was zu machen.” “Das ist auch richtig. Mach mal eine Pause. Ich muss noch den Aufsatz für Verteidigung fertig schreiben.” “Aber den hast du doch schon gestern in der Freistunde fertig geschrieben?”, fragte Samantha misstrauisch.” “Ja ... aber ich habe noch einige Fragen die ich mit Hermine besprechen wollte. Guck da ist sie ja. Hermine!”, rief sie der jungen Hexe hinterher, die gerade auf den Weg in den Schlafsaal war, und winkte sie zu sich. “Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen du willst nicht, dass die Leute in den Schlafsaal gehen.” “Was? Na ja zum Glück weißt du es besser. Ach Hermine ...” Sie wandte sich von Samantha ab und diskutierte mit Hermine einige Punkte ihres Aufsatzes durch. Samantha war dieses Verhalten völlig schleierhaft und so ging sie in den Schlafsaal. Sie legte sich bäuchlings auf ihr Bett und kreuzte die Beine in der Luft. Sie nahm ein Buch zur Hand und begann darin zu lesen. Eigentlich hatte sie gar keine so rechte Lust ausgerechnet dieses Buch zu lesen. Es war ein Buch aus der Welt der Muggel. Schon der Titel, so fand sie, passte wie die Faust auf´s Auge zu ihrer jetzigen Situation - von der Handlung ganz zu schweigen. Stolz und Vorurteil. Sie beschloss am nächsten Tag einen Brief an ihre Mutter zu schreiben und sie zu beten ihr ein anderes Buch zu schicken. Vielleicht einen Krimi oder Thriller. Irgendetwas was so wenig wie möglich mit Liebe zu tun hatte. Während sie so darüber nachdachte, klopfte es auf einmal ans Fenster. Samantha wurde mulmig zu mute. Wer klopft in Hogwarts schon an Fenster? Ihr wurde auch schmerzlich bewusst, dass sie ganz allein im Zimmer war. “Wer ist da?”, sie bekam keine Antwort. Also nahm sie ihren Zauberstab zur Hand, ging zu dem Fenster und öffnete es ruckartig und bereit zum Angriff. Doch die Spitze ihres Zauberstabs zielte nur in die Dunkelheit der Nacht. Sie senkte ihn wieder, als sie ein Surren vernahm und im nächsten Moment schwebte jemand auf einem Besen über ihren Kopf in das Zimmer. Er landete elegant in dem beleuchteten Zimmer. Samantha wusste nicht ob sie sich freuen oder einfach nur wütend auf ihn sein sollte. Der junge Mann strich sich über das rote Haar. Seine braunen Augen leuchteten. “Fred.”, ihrer Stimme hörte man an, dass die Freude gewonnen hatte. Doch dann änderte Samantha wieder ihre Meinung. “Was machst du hier? Du hast mich zu Tode erschreckt!” “Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Du antwortest ja auf meine Briefe nicht.” Dabei sah Fred zu Samanthas Nachtisch. Ein Stapel geöffneter Briefe lag darauf. “Dich entschuldigen? Wofür denn? Das war doch alles nur ein Spaß. Ja, es war alles nur ein Spaß einfach jemandem einen Zauber auf den Hals zu jagen.”, heftige Ironie spiegelte sich in ihrem Tonfall wieder, “Und natürlich wusstet ihr, dass ich das Gegenmittel hatte. Immerhin habt ihr es mir ja aus diesem Grund zugesteckt!” “Ja ich weiß das war alles nicht in Ordnung. Aber ich wollte dich wirklich nicht ausnutzen. Ich hab dir das Gegenmittel nicht zugeschoben. Ich wollte damals wirklich noch ein paar Experimente zu Hause machen. Ich bin erst darauf gekommen als du es mir in diesem Brief geschrieben hast.”, erklärte Fred verzweifelt. “Also habt ihr es darauf angelegt, dass Malfoy so rumlaufen muss. Es war euch egal ob Madam Pomfrey oder wer weiß ich das wieder hinkriegt?!” “Ja schon irgendwie, aber...”, der junge Mann wurde von Samantha unterbrochen, die nun ihre ganze aufgestaute Wut herausließ. “Ist euch eigentlich noch zu helfen?! Ihr verflucht einen Menschen ohne einen triftigen Grund dafür zu haben und ohne das ihr wisst, ob ihm geholfen werden kann?!” “Nein. Sam, nun hör mir doch mal bitte zu. Wir hatten doch schon vorher ein Päckchen an Madam Pomfrey geschickt. Mit dem Gegenmittel. Als wir den Artikel auf den Markt gebracht haben. Für den Fall, dass es doch jemand schaft das Zeug an Filch vorbei zu schmuggeln. Und da sind wir doch erst auf die Idee gekommen.” “Was, ihr wusstet also nicht das ich das Gegenmittel hatte?” “Ich hatte keinen Schimmer.” “Trotzdem. Ihr habt es riskiert, dass jemand anders das Zeug abkriegt.”, so schnell wollte sich Samantha nicht beruhigen lassen. “Ja, das war dumm. Wir werden so was nie wieder machen. Versprochen. Und es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich war ein Idiot. Entschuldige.” “Du warst wirklich ein riesen Idiot. Aber das wusste ich schon bevor ich mich mit dir angefreundet habe.”, die junge Frau klang versöhnlich und so wagte es Fred seinen Blick zu heben und ihr in die strahlend grünen Augen zu sehen. “Heißt das, Entschuldigung angenommen?” “Ja.”, beide wirkten erleichtert darüber das der Streit beendet war, “Wie bist du eigentlich auf das Hogwartsgelände gekommen? Ich dachte es kann nicht mehr einfach so betreten werden, geschweige denn apparieren oder fliegen.” “Alles eine Frage der Verbindungen.”, Fred grinste verschmitzt, “George und ich helfen Dumbledore, das Schloss vor Angriffen zu schützen. Also er brauchte Hilfe bei den Geheimgängen, weil er nicht alle kannte. Und er war der Meinung, dass wir zu den Personen gehören, die am meisten darüber wissen.” “Er will seine Schüler halt bestmöglichst schützen. Und unter den Todesser sind ja ehemalige Schüler.”, sagte Samantha. “Eben. Jedenfalls haben wir freien Zugang zum Schloss, wenn wir uns anmelden.” Er machte eine kurze Pause bevor er weitersprach, “Ähm ... Wie sieht´s aus, wollen wir ´ne Runde drehen, zur Versöhnung?” Mit einem Seitenblick deutete Fred auf seinen Besen. “Gerne.” Fred reichte Samantha die Hand, nachdem er aufgestiegen war, um ihr zu helfen. Er musst sie jedoch leider wieder loslassen, um fliegen zu können. “Halt dich gut fest.” “Mach ich.”, versprach Samantha und schlang ihre Arme um Freds Körper. Dieser stieß sich mit den Beinen ab und flog durch das immer noch geöffnete Fenster. “Weißt du, George hat Recht.”, rief er Samantha durch das Rauschen der Zugluft zu. “Mit was denn?” “Es ist ein tolles Gefühl, den Wind im Gesicht und ein hübsches Mädchen, dass sich an einen klammert.” Samantha antwortete nicht. Dafür errötete die Sechzehnjährige. Fred flog eine Runde um das Schlossgelände. Über das Quidditchfeld, dem Verbotenen Wald, den Astronomieturm hinauf und landete am Ufer des großen Sees. Der Mond spiegelte sich im schwarzen Wasser. Der Himmel war übersäht mit Sternen, nur ab und zu sah man wie eine Wolke dunkel von der Nacht einen Teil des Mondes oder die strahlenden Punkte verdeckte. Das Geräusch den Windes verfing sich im Geäst der Bäume. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs, erschienen auf der Wiese eine Decke, die von brennenden Kerzen umgeben war. “Wow! Du beherrscht ungesagte Zauber gut.” Samanthas Verblüffung galt jedoch nicht nur den magischen Fähigkeiten Freds. “Tja. Alles eine Frage der Übung. Wollen wir uns setzen oder willst du weiterhin hier rumstehen?” “Ich muss sagen ungesagte Zauber fallen mir noch ziemlich schwer.”, erklärte Samantha während sie sich Fred gegenüber hinsetzte. “Du kannst es ja mal an mir ausprobieren. So zu sagen als Rache.” “Ich bin nicht rachsüchtig, andererseits bist du vielleicht ein besserer Lehrer als Snape.” Die beiden sahen sich lange tief in die Augen. “Okay.”, Fred brach das Schweigen, “Schließ doch einfach mal die Augen und denke ganz fest an den Zauber, den du ausführen willst. Du musst förmlich die Worte vor deinem inneren Auge sehen.” Samantha schloss die Augen. Ihr Gesicht war ganz entspannt. “Wie schön sie doch ist.”, dachte Fred. Er war völlig in den Anblick vertieft, bis seine Glieder auf einmal ganz steif wurden und er rücklings umfiel. “Oh Gott, Fred!”, Samantha war selbst ganz überrascht, dass ihr ungesagter Ganzkörperklammerfluch gelungen war. Doch sie freute sich gleichzeitig so sehr darüber, dass sie den Gegenfluch auch ungesagt anwandte. Diesmal jedoch mit offenen Augen. Es klappte. “Gib´s zu, du konntest ungesagte Zauber.”, war das Erste was der Rotschopf sagte. “Nein.”, verteidigte sich Samantha, “Das war das erste Mal, das es funktioniert. Ich sag doch du bist ein besserer Lehrer als Snape.” “Ja vielleicht sollte ich wirklich meine berufliche Laufbahn ändern. Auf jeden Fall bin ich netter als Snape.” “Durchaus.” Samantha blickte von unten durch ihre Wimpern zu Fred herauf. Fred fiel auf, das seine Gefährtin die Arme um die Brust verschränkte und leicht zitterte. “Ist dir kalt?” “Ja. Ich habe meine Jacke oben vergessen.” Samantha trug nur eine Jeans und einen schwarzen, eng anliegenden Pullover. “Hier.”, Fred reichte ihr seine braune Lederjacke. Nun saß auch er nur mit Jeans und einem weißen Pullover, der seine Brust- und Bauchmuskeln sehr gut betonte, da. “Aber jetzt wird dir doch bestimmt kalt.” “Ach, was ein richtiger Mann ist, hält sowas aus.” Samantha nahm die Jacke entgegen. Die Ärmel waren ihr etwas zu lang, aber ansonsten stand sie ihr gut. Sie sog den Duft nach Leder und Rauch ein. Zweifellos stammte der rauchige Duft von zahlreichen Explosionen schiefgegangener Experimente. “Danke.” “Kein Problem. Wir wollen ja nicht das du dich erkältest und am Unterricht nicht teilnehmen kannst.” Fred nahm Samanthas Hand, offenbar um zu fühlen ob sie kalt war, allerdings ließ er sie nicht mehr los. So saßen sie eine Weile da, schwiegen, redeten und lachten miteinander. Bis Samantha betrübt die Zeit wahrnahm. “Es ist schon spät. Ich muss zu zurück. Lori macht sich sicherlich schon Sorgen.” “Das glaub ich nicht. Sie weiß, dass du bei mir bist.” “Diese kleine Hexe. Deshalb hat sie die anderen vom Schlafzimmer fern gehalten, damit ich allein bin.”, jetzt ergab alles einen Sinn, “Und deshalb wollte sie auch nicht mit den Jungs auf die Probe anstoßen.” “Ja, sie handelte in meinem Auftrag. Sie bekam gestern Abend Besuch von meinem Bruder.” “Und die Hexe sagt mir nichts.”, lachte Samantha. “Ich werde dich trotzdem besser wieder zurückbringen. Du musst morgen ja auch ausgeschlafen sein.” “Ja, stimmt. Ich hab die erste Stunde bei Snape, da kann ich ihn ja mit meinen neuen Fähigkeiten beeindrucken.” “Mach das.”, Fred lächelte. Nachdem er Decke und Kerzen verschwinden ließ, schwangen sich die beiden wieder in die Lüfte. Diesmal benutzten sie den Haupteingang, um die anderen Mädchen nicht zu erschrecken. Fred begleitete Samantha bis vor das Porträt der Fetten Dame. Er nahm noch einmal ihre Hand. “Gut Nacht.” Womit er nicht gerechnet hätte war, dass Samantha ihre Arme um seinen Hals schwang und ihn umarmte. Er streichelte ihr über das Haar und atmete wiederum deren Duft tief ein. “Gute Nacht.”, sagte Samantha und löste sich von ihm. Er ließ sie eher widerwillig gehen. Bevor das Porträt wieder zu schwang blickte sich Samantha noch einmal um. Ihre strahlend grünen Augen trafen auf die braunen Freds. Der Blick währte nur eine Sekunde, doch er war unglaublich tief und intensiv. Dann sah sie nur noch die Rückwand des Bildes. Fred stand auf dem Gang, noch immer leicht benommen von der Umarmung. “Ja ja, was für eine faszinierende Sache die Nacht.”, erklang eine klare Stimme hinter ihm. “Professor Dumbledore.”, sagte er überrascht, als er den alten Mann mit seinen langen Haaren und dem langen Bart sah. Die klaren blauen Augen Dumbledores blickten durch ein Fenster. “Schon so einige Bindungen wurden zu dieser Zeit geknüpft.” “Ich verstehe nicht, Sir.”, antwortete Fred. “Außerdem eine herrliche Zeit um am Großen Sees einen Spaziergang zu machen und sich an seinen Ufern nieder zu lassen.” Dumbledore zwinkerte Fred zu und ging. Dieser musste unweigerlich lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)