Aisuru mono shini sorai von Mitsuki_Insanity (Meine Liebe, mach dich bereit zu sterben) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Kapitel 1: Der Anfang vom Ende Das Jahr 19 der Keichou Zeit (1614). Kirschblüten flogen durch den weiten blauen Himmel, der über der Burg Sunpu, dem Sitz des Shoguns Tokugawa Ieyasu, erstrahlte. Ein Falke schwebte kreischend am Himmel. Es war April. Auf dem Innenhof hatten sich mehrere Personen versammelt, die nebeneinander auf dem Boden saßen. Darunter der Shogun persönlich, so wie Hattori Hanzo, das Oberhaupt der Tokugawa Ninja, der Schwertmeister der Familie Tokugawa, Yagyu Munenori, sowie eine alte Frau in einem helloberginefarbenen Kimono, die ihre weißen Haare zu einem Dutt mit einem gelben Stofftuch zusammengebunden hatte und ein alter Mann mit weißem Ziegenbart, der über seinem grünen Kimono einen kurzen, blauen Haori trug. Der Name der alten Frau war Iga no Ogen. Das Clanoberhaupt des Iga Tsubagakure Clans. Der Name des Mannes lautete Kouga Danjou, das Clanoberhaupt des Kouga Clans. Vor den fünf Personen, in der Mitte des Hofes, standen sich ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren, die mit einem roten Band zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, Yashamaru vom Iga Clan, und ein älterer Mann mit einem Spinnenartigen Körperbau, Kazamachi Shougen vom Kouga Clan, gegenüber. Eine elektrisierende Spannung lag in der Luft, als Yashamaru vom Iga Clan grinsend seine Arme hob und wie durch Zauberei tausende haarfeine Drähte aus den langen Ärmeln seines Kosode schossen und Furchen in den Boden schlugen und ganze Felsen wie Papier zerschnitten. Die schwarzen Drähte rasten auf Shougen zu, der versuchte auszuweichen, dabei aber plötzlich mit dem Rücken vor einem großen Felsen stand. Die Drähte schlangen sich um den Felsen herum, fesselten den Spinnenmann daran und gruben sich nicht nur in das harte Gestein sondern auch langsam in Shougens Haut, als Yashamaru die Drähte fester spannte, damit sein Gegenüber nicht entkommen konnte. Yashamaru grinste gehässig und leckte kurz über einen, der um seine Finger gewickelten Drähte. “Keine Sorge. Es wird nicht lange wehtun…”, sagte er in einem arroganten, siegessicheren Tonfall. Den Blick immer noch abschätzig auf Kazamachi Shougen gerichtet. Er berührte mit einer Fingerspitze einen der vorderen Drähte. Die winzige Vibration reichte aus, um den Felsen, an den Shougen gefesselt war, völlig zu zerstören. Ein kurzer Schrei war von Shougen zu hören, der sich jedoch noch schnell in Sicherheit bringen konnte, bevor einer, der umherfliegenden Felsbrocken ihn traf. “Iga no Ogen!”, rief Yagyu Munenori erschrocken. “Was war das für eine Methode!? Was ist das für eine Waffe!?” Ogen gab ein kehliges Lachen von sich. “Das schwarze Haar junger Frauen mit einer geheimen Mixtur aus Tierölen.”, antwortete sie. “Die ultimative Waffe von Yashamaru aus Iga. Das schwarze Lasso!” Sie grinste ihr zahnloses Grinsen: “Aber es nutzt überhaupt nichts, wenn man den Gegner nicht tötet…” Yashamaru grinste überheblich: “Es steht schlecht für dich, alter Mann aus Kouga!” Nun meldete sich auch Kouga Danjou zu Wort. Mehr zu sich selbst, sagte er: “Es ist noch zu früh, um sich so siegessicher zu fühlen, Junge…” Nachdem der Rauch, der sich durch den explodierten Fels gebildet hatte, sich langsam wieder lichtete, erkannte man Shougen wieder, der nun, auf allen vieren auf dem Boden stand und mehr denn je wie eine Spinne wirkte. Die Zuschauer blickten gespannt auf, als Shougen seine lange Zunge ausfuhr und plötzlich eine Schleimartige Substanz direkt in Yashamarus Richtung spuckte. Der Schleim verhedderte sich in Yashamarus Haaren und verklebte seine Arme, sodass der junge hübsche Mann diese nicht mehr bewegen konnte. Nun hatte der Spinnenartige Kouga gut Lachen. “Was war das gerade, Kouga Danjou?”, fragte Munenori das alte Clanoberhaupt von Kouga. “Das war Schleim.”, erwiderte der alte Mann und Ogen lachte wieder. “Er will gegen Yashamarus schwarzes Lasso mit Schleim kämpfen?” Die alte Frau sah zu Kouga Danjou rüber, der am anderen Ende saß. Danjou lachte höhnisch auf. “Unterschätze ihn nicht, Ogen” Der Schleim von Kazamachi Shougen ist wie Leim, aber hundert mal klebriger!” In der Zwischenzeit versuchte Yashamaru verzweifelt seine Arme von seinem Kopf wegzubekommen, die immer noch zusammen mit seinen schönen langen Haaren verklebt waren. Shougen nutzte die Gelegenheit um sich hinter Yashamaru zu schleichen und ihn mit einem beherzten Griff zwischen dessen Beine zu beweißen, wie hilflos er ihm nun ausgeliefert war. “Jetzt steht es schlecht um dich, Kleiner”, rächte sich Shougen fies lachend. “Du beherrscht also nicht mal Ayatori, hm?” “Mistkerl!”, antwortete Yashamaru und ließ einige Drähte aus Richtung seiner Beine los um Shougen anzugreifen. Shougen sprang zur Seite, um nicht getroffen werden und Yashamaru befreite seine Arme mithilfe der Drähte von seinem Kopf. Auch wenn der Preis seine schönen langen Haare waren, die nun, da er das meiste hatte abschneiden müssen, kurz und verstrubbelt waren. “Stirb! Du Mistkerl aus Kouga!”, rief Yashamaru, der nun wirklich sauer war, in Shougens Richtung. Shougen lachte nur: “Meine Rede, Jungspund aus Iga!” Die zwei Ninja rannten los und erklommen auf ihre Weise das Dach der Burg. Danjou warf einen kurzen Blick zu Ogen rüber. Dann griff Shougen wieder mit seiner Schleimattacke an. Auch Yashamaru griff mit seiner “Haartechnik” an und die zwei Ninja lieferten sich einen regen Schlagabtausch mithilfe ihrer Ninjutsu. Hattori Hanzo beobachtete derweil Ogen und Kouga Danjou. Das Oberhaupt von Kouga Manji Dani, Kouga Danjou… und das Oberhaupt von Iga Tsubagakure, Iga no Ogen… Was für zwielichtige Gestalten! Jetzt verstehe ich, warum Hanzo I. diese Leute in die Finsternis verbannt und ihnen einen Friedensvertrag auferlegt hat. Aber eine Sache ist mir nicht klar… Er blickte kurz zum Shogun, der dem Ninja Duell gespannt zusah. Wieso wollte Ieyasu-sama diese Leute sehen? Tokugawa Ieyasu erinnerte sich an den Tag, an dem Nankoubou Tenkai, der politische Berater ihm den Vorschlag machte, den dritten Shogun mithilfe von Ninja auszusuchen. Es gab Streit um den Nachfolger des zweiten Shoguns Hidetada. Dieser hatte zwei Söhne, Kunichiyo und Takechiyo. Die Enkel des Altshoguns Ieyasu. Der Streit ging darum, wer von den beiden nun Hidetadas Nachfolger werden sollte. Das ganze war eine ernste Angelegenheit, denn die beiden rivalisierenden Parteien versuchten sich gegeneinander auszuspielen und sogar führende Staatsbeamte waren in die Angelegenheit verwickelt. Wenn nicht bald etwas passieren würde, würde das den Anfang vom Ende für die Familie Tokugawa bedeuten. Es war zu spät, dieses Problem noch mit Vernunft zu lösen. Man konnte es nur noch mit dem Schwert lösen. Aber warum die wichtigen Samurai der Familie Tokugawa opfern, wenn es doch noch die Ninja gab, die zu diesen Zeiten sowieso kaum einer mehr brauchte. Es wäre kein großer Verlust, wenn diese sich gegenseitig abschlachten würden… Der Kampf zwischen Yashamaru und Kazamachi Shougen neigte sich dem Ende zu und gerade als beide im Inbegriff waren, sich zu töten, gab Ieyasu den Befehl, dass es nun genügte und ließ Ogen und Kouga Danjou ihre zwei Ninja zurückrufen. Etwas später standen Ogen und Kouga Danjou vor dem Shogun, Hattori Hanzo und Yagyu Munenori. Letzterer ergriff das Wort. “Kouga Manji Dani Clan und Iga Tsubagakure Clan. Wie ist es möglich, dass sich solche Menschen in meiner Umgebung versteckt halten?! Ich war darüber nicht informiert!” Ogen, Danjou, Yashamaru und Shougen verbeugten sich auf Knien vor der höher gestellten Person. “Hanzo der I. hatte mir von speziellen Ninja-Techniken erzählt… aber diese Kampftechniken sind mehr, als außergewöhnlich.”, sagte Hattori Hanzo. “Eine wirklich bemerkenswerte Demonstration, Kouga Danjou, Iga no Ogen…”, mischte sich Ieyasu nun ein. “Beide Seiten waren wirklich exzellent!” Die beiden Clanoberhäupte bedankten sich und verneigten sich noch tiefer. “Übrigens…”, der Shogun ging einen Schritt auf sie zu: “Würdet Ihr gegeneinander auf Leben und Tod kämpfen, um den Nachfolger der Tokugawa zu bestimmen?” Ogen, Danjou, Shougen und Yashamaru blickten den Shogun scharf an. “Übrigens… darf ich etwas anmerken?”, kam es von Kouga Danjou schließlich. “Sprich.”, sagte der Shogun nur. “Wir sind seit 400 Jahren verfeindet. Das war nicht immer zur Ehre der Familie Tokugawa…” “Wenn das Friedensabkommen mit Hattori Hanzo I. aufgelöst wird… Dann Jederzeit!”, mischte sich nun auch Ogen ein. “Wie Ihr wollt…”, kam es von Hattori Hanzo. “Wohl gesprochen, Hanzo”, sagte der Shogun, holte zwei Schriftrollen aus seinem Haori hervor und übergab sie den beiden Clanoberhäuptern. “Schreibt auf diese beiden Schriftrollen jeweils die Namen von zehn eurer stärksten Ninja… Der Clan von Kouga wird für Kunichiyo kämpfen. Der Clan der Iga steht auf der Seite Takechiyos. Der Ausgang dieses Duells bestimmt den dritten Shogun. Der Kampf geht auf Leben und Tod. Sieger ist die überlebende Partei! Diesem Clan gewähre ich eine tausendjährige Blütezeit!” Ogen und Kouga Danjou schrieben jeweils zehn Namen ihrer stärksten Ninja auf den Schriftrollen nieder und übergaben sie des Abends, als die rotglühende Sonne scheinbar vom Fluss Abe verschluckt wurde, Yashamaru und Shougen. Beide liefen los, um ihren Clangefährten mitzuteilen, was geschehen war. Dass beide nie in ihren Dörfern ankommen würden war zu jenem Zeitpunkt noch keinem der beiden klar… Danjou und Ogen standen nun allein am Fluss Abe. Danjou drehte sich zu Ogen. “Das ganze hat eine seltsame Wendung genommen, nicht wahr, Ogen?”, sagte er nach einer Weile. “Allerdings…”, antwortete Ogen, die Hände hinter dem Rücken ineinander gelegt. “Wir waren gerade dabei uns zu versöhnen, aufgrund der Liebesbeziehung unserer Enkelkinder…” “Vielleicht sind sie gerade zusammen…” Ogen schüttelte leicht traurig den Kopf. “Die Sterne sind ihnen nicht wohl gesonnen…” “Nein”, erwiderte Kouga Danjou. “Ihre Liebe steht unter keinem guten Stern.“ Beide blickten gen Sonnenuntergang. “Das ist Schicksal…” “Der furchtbare Wille der Götter….” Die beiden Alten entsinnen sich an die Zeit zurück, in der sie noch jung waren. Ogen und Kouga Danjou waren in einander verliebt gewesen. Doch an dem Tag an dem es eigentlich zur Versöhnung der beiden Clans hatte kommen sollen, wurde Iga Tsubagakure von Nobunagas Truppen angegriffen. Die beiden Verliebten konnten mit ein paar Iga-Männern fliehen, doch dann gab es einen Angriff aus dem Hinterhalt. Kasumi Renbu war aufgetaucht um zu erklären, dass der Älteste befohlen hatte, die Gelegenheit zu nutzen, um die Iga zu vernichten. Danjou hatte damals versucht, diesen Befehl für ungültig zu erklären, doch nichts hatte genutzt. Ogen fühlte sich von ihm betrogen und verraten und seit jenem Tag war der Hass zwischen Iga und Kouga noch größer geworden… Danjou blickte wieder zu Ogen und strich sich über seinen weißen Bart. “Übrigens… Du kennst gar nicht die Namen der Zehn Ninja aus Kouga.” Ogen lachte auch: “Genauso wenig, wie du die zehn Namen der Ninja aus Iga kennst!” Danjou sah sie scharf an, während Ogen immer noch gen Horizont blickte. Er grinste kurz. “Zehn Ninja?” Er spuckte eine giftige Nadel direkt in Ogens Hals. “Jetzt sind es nur noch neun.” Ogen keuchte auf und war kurz erstarrt. “Du warst wohl etwas zu unvorsichtig.”, sagte Danjou weiter und nahm eine neue Nadel in den Mund. “Dieser Yashamaru ist noch ein richtiger Grünschnabel” Er holte die Schriftrolle, die er Yashamaru entwendet hatte, als dieser an ihm vorbeigelaufen war, biss sich in den Zeigefinger und strich Ogens Namen mit seinem Blut durch. Ogen torkelte unter Schmerzen auf Danjou zu. “Auf Wiedersehen, Ogen…”, murmelte Danjou nur und spuckte die zweite Nadel in Richtung Ogen. Diese traf sie nun direkt im Mund. Ogen fiel hinten Über und alles sah danach aus, als wäre sie nun tot. Die Nacht brach langsam herein und Ogens Falke zog seine Kreise über dem grausigen Schauspiel. “Das ist das Schicksal jener, die als Ninja geboren werden.”, sagte Danjou, als er Ogens Augen schloss. Auf einmal griff Ogens Falke Danjou an. In diesem Moment schlug die totgeglaubter Ogen noch mal ihre Augen auf, zog die Nadel aus ihrem Mund und stach sie Danjou hinterrücks ins Herz. Danjou kippte nach hinten um, noch einmal Ogens Namen sagend und landete mit dem Oberkörper im seichten Wasser des Flusses. Ogen beugte sich mit letzter Kraft über ihn und nahm etwas von seinem Blut um seinen Namen von der Schriftrolle zu streichen. Sie lachte noch einmal kurz. Dann füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie sackte endgültig tot auf Danjous Oberkörper zusammen. So trieben die ehemaligen Liebenden im Fluss Abe dahin. Im Tode wieder vereint und mit dem Wissen, dass ihren Enkeln und ihren Clans ein schweres Schicksal bevorstand… An der Landesgrenze zwischen Kouga und Iga saß Kouga Gennousuke, der Enkel von Kouga Danjou, nichts ahnend auf einer Baumwurzel und las in einer Schriftrolle. Mit schnellen Schritten kam eine junge Frau ihm entgegen, die sich mit einem violetten Tuch eingehüllt hatte. Iga no Oboro, Ogens Enkelin. Sie atmete schwer vom rennen und blickte zu Boden. “Verzeiht, ich habe mich verspätet.”, sagte sie. Gennousuke lächelte leicht. “Oboro-dono…” Oboro hob ihr Gesicht und sah ihn mit geröteten Wangen an: “Gennousuke-sama…” Beide ahnten zu jenem Zeitpunkt noch nicht, was sie erwarten würde. Noch war es für die beiden jungen Enkel der Clanoberhäupter eine Nacht wie jede andere auch. Noch… Vorschau: Der Anfang vom Ende hat begonnen. Noch ahnt keiner, was noch passieren wird. Oboro und Gennousuke freuen sich auf ihre geplante Hochzeit, Doch die Schatten des Krieges ziehen bereits ihre Kreise wie hungrige Wölfe. Des einen Freud wird des anderen Leid. Bald, schon bald wird die Auflösung des Friedensvertrags seine Opfer einfordern… Wie soll diese junge Liebe Bestand halten? Das nächste Mal bei Basilisk: Ruhe vor dem Sturm Kapitel 2: Ruhe vor dem Sturm ----------------------------- Kapitel 2: Ruhe vor dem Sturm Zwei Clans, die sich zutiefst hassten… Leichen verwesten auf dem Schlachtfeld… Ihre Seelen mit Blut befleckt… Bande wurden durch das Schwert getrennt… Inmitten all der Finsternis zwei Menschen reinen Herzens… Zwei Liebende, aber… “Mach dich bereit, zu sterben!” An der Landesgrenze zwischen Kouga und Iga saß Kouga Gennousuke, der Enkel von Kouga Danjou, nichts ahnend auf einer Baumwurzel und las in einer Schriftrolle. Mit schnellen Schritten kam eine junge Frau in einem lilanen Kimono ihm entgegen, die sich mit einem violetten Tuch eingehüllt hatte. Iga no Oboro, Ogens Enkelin. Sie atmete schwer vom rennen und blickte zu Boden. “Verzeiht, ich habe mich verspätet.”, sagte sie. Gennousuke lächelte leicht. “Oboro-dono…” Oboro hob ihr Gesicht und sah ihn mit geröteten Wangen an: “Gennousuke-sama…” Beide ahnten zu jenem Zeitpunkt noch nicht, was sie erwarten würde… Oboro starrte Gennousuke eine Zeitlang an, schluckte kurz und errötete noch etwas mehr. Das Tuch zog sie dabei ein wenig enger um ihren Körper. Die Aprilnächte waren noch immer sehr kühl. Gennousuke bemerkte die Tränen in ihren Augen und wirkte ein wenig erstaunt. Dann konnte Oboro nichts mehr halten und sie lief auf ihn zu. Dummerweise stolperte die junge Frau dabei ungeschickt über eine Baumwurzel und ein Riemen ihrer Sandale ging dabei kaputt und das Tuch mit dem sie sich warm gehalten hatte, flog im Wind von ihr weg Sie konnte es gerade noch so festhalten. Doch zum Glück landete sie direkt in Gennousukes Armen. „Was ist los, Oboro-dono?“, fragte Gennousuke die junge Frau verwundert. „Verzeiht mir. Seit Großmutter Ogen nach Sunpu gereist ist, bin ich sehr unruhig. Als ich Euer Gesicht sah… Bitte verzeiht mir…“ Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust und ein paar weitere Tränen liefen ihre Wange hinab. Gennousuke warf ihr das Tuch wieder über Kopf und Kimono. „Keine Sorge, Oboro-dono. Der Hass zwischen unseren Familien ist ein Relikt aus der Vergangenheit.“ Oboro sah zu ihm auf. „Solange das Friedensabkommen zwischen Kouga und Iga aus der Tenshô Ära besteht, wird es keinen Krieg mehr geben.“ Oboro lächelte leicht als sie Gennousukes Worte vernahm und auch dieser zeigte ein kurzes Lächeln. Dann bemerkte er Oboros eine Sandale, die noch bei der Wurzel, über die sie gestolpert war, lag. Er ging darauf zu um sie aufzuheben und meinte: „Glaubt Ihr nicht auch, dass die Einladung von Hattori Hanzo-dono nur dazu dient, dem Shogun das Können unserer Ninja vorzuzeigen?“ Oboro lächelte wieder und sah um einiges glücklicher aus. „Natürlich, Gennousuke-sama.“ Gennousuke nahm Oboro Huckepack, da sie mit nur einem Schuh nicht mehr laufen konnte und ging mit ihr durch den Wald, während der Mond auf sie hinab schien und vereinzelt Eulenrufe zu hören waren. „Ich glaube, Hattori Hanzo-dono tut alles, um unseren beiden Clans die Gelegenheit zu bieten, aufeinander zuzugehen.“ Während er das sagte, warf Gennousuke einen Blick über die Schulter zu Oboro, die ihm zufrieden zuhörte. „Mein Großvater hat das auch so gesehen, als er nach Sunpu aufgebrochen ist.“ „Es tut mir Leid.“, erwiderte Oboro. „Ich bin unnötig in Panik geraten…“ Sie wurde leicht rot, als sie sich näher an Gennousukes Nacken kuschelte. „Ich wurde in eine Familie von Ninja geboren, aber ich beherrsche weder die Kampfkunst, noch kann ich mit einem Schwert umgehen.“ Gennousuke lächelte kurz: „Ist das wichtig? Darüber mache ich mir keine Gedanken.“ „Aber ich schäme mich so…“, erwiderte Oboro mit gesenktem Blick. „Ich bin noch nicht mal in der Lage meine Gefühle zu unterdrücken…“ Sie sah kurz zur Seite. „Ich fühle mich meiner Großmutter gegenüber schuldig… Sie selbst hat versucht, mir das alles beizubringen…“ „Ihr eignet Euch eben nicht zum Ninja.“, entgegnete Gennousuke. „Außerdem… wenn wir alle mal in Frieden leben, dann sind solche Fähigkeiten vollkommen überflüssig.“ Oboro blickte kurz auf. Für einen Augenblick weiteten sich ihre großen blauen Augen. „Gennousuke-sama…“ „Hm?“ „Wieso haben sich die Iga und die Kouga so lange Zeit so sehr gehasst?“ Gennousuke blieb stehen. „Keine Ahnung. Ich weiß es auch nicht..“ Er sah kurz geistesabwesend zum Vollmond, dann warf er wieder einen Blick über die Schulter zu Oboro. „Ich möchte, dass Großvater und Ogen-dono den Tag unserer Hochzeit sobald wie möglich festsetzen.“ Oboro lächelte: „Ja… Ich kann es kaum noch erwarten.“ Während der Vollmond auf sie hinab schien flog unbemerkt Ogens Falke mit der Schriftrolle in den Krallen zurück nach Iga Tsubagakure. Auf einem sehr hohen, stabilen Ast, einige Meter entfernt beobachtete die Gestalt eines sehr runden, dicken Mannes den Raubvogel. Er zog ein Messer aus seinem locker sitzenden Oberteil und warf es in Richtung des Falken, der auswich und die Schriftrolle fallen ließ. Die Schriftrolle blieb an einem unteren Ast des Baumes hängen auf dem der Mann gewesen war. Mit einem lauten Krach, als seine massige Gestalt auf dem Boden aufschlug, landete er unten, direkt daneben. Er kratzte kurz seinen dicken Oberkörper und ging darauf zu. „Ich habe mich gerade gefragt was das ist.“, sagte er grinsend, als er die Schriftrolle sah. „Dieser Falke hatte eine Schriftrolle in den Klauen. Mal sehen…“ Gerade als er sie nehmen wollte, schlug ein Beil, eine Haaresbreite von ihm entfernt, im nächsten Baumstamm ein. „Wer ist da?!“, rief der Mann erschrocken und sauer zugleich. Dann ertönte das Knacken eines winzigen Astes auf dem Boden und die düstere Gestalt eines alten Mannes mit lang gezogenem Hinterkopf und weißem Bart bahnte sich ihren Weg durch das Gestrüpp. „Wieso gibst du mir das nicht, Udono Jousuke?“ „Wenn das nicht der alte Azuki Rousai vom Iga Clan ist.“, entgegnete Jousuke. „Deine Kleidung ist ganz schön auffällig für dein Alter.“ „Dabei habe ich extra eine dezente Farbe ausgewählt.“, kam es von Rousai zurück, der seinen Gegenüber mit einem scharfen Blick fixierte. Rousai blickte zur Seite. „Dieser Falke gehört unserem Oberhaupt Ogen-sama…“, dann wanderte sein Blick zur Schriftrolle, die immer noch am Ast hing: „Das heißt, dass diese Schriftrolle ebenfalls Ogen-sama gehört.“ Jousuke kratzte sich am Kinn und griff nach der Schriftrolle, während Rousai ihm noch sagte, dass keiner aus Kouga das Recht hatte weder den Falken noch die Schriftrolle auch nur anzufassen. „Ich verstehe…“, sagte Jousuke und seine Hand wanderte weiter in Richtung der Schriftrolle. „Dann handelt es sich also um Neuigkeiten aus Sunpu?“ Er griff trotz Rousais Warnung nach der Schriftrolle. „Das macht mich aber neugierig…“ Auf Rousais Stirn pulsierten schon Adern des Zorns. „JOUSUKE!“ Doch der dicke Udono Jousuke reagierte vollkommen gelassen auf Rousais Wutausbruch. „Wir sind natürlich Feinde…“, meinte er nur breit lächelnd und rollte die Schriftrolle, die beim runterfallen aufgegangen war, wieder zusammen. „Aber aufgrund des Friedensabkommens sind uns leider die Hände gebunden. Und dank der Liebe zwischen Gennousuke-sama und Oboro-sama wird der Hass zwischen unseren Clans in Vergessenheit geraten.“ Nachdem Jousuke das rote Band wieder um die Schriftrolle gebunden hatte, grinste er noch mehr: „Wir sollten auch Freunde werden, Rousai-dono!“ Rousai starrte Jousuke immer noch wütend an. „Gut. Dann sollten wir ein Spiel spielen!“ „Sehr gut!“, entgegnete Jousuke immer noch amüsiert. “Wer besser ist: Kouga oder Iga?“ Rousai knackste mit den Fingerknöcheln. „Ein Ninja-Spiel!“, rief Jousuke nur noch und sprang trotz seines runden Körpers wie ein Flummi in die Luft. Dann lief er voraus. Rousai grinste kurz und blieb noch kurz stehen. „Unterschätze mich nicht, nur weil ich ein bisschen füllig bin!“, rief Jousuke ihm nach und Rousai ließ seine Arme lang wie Lianen werden, als wären sie aus Gummi. Er schleuderte diese in Jousukes Richtung und ließ sie sich um einen Ast wickeln. „Was?“, kam es von Jousuke nur verwundert. Rousai ließ sich hochziehen und schleuderte seinen einen Fuß mit voller Wucht, wie eine Peitsche, mitten in Jousukes Gesicht. „Du solltest wissen, dass auch ein Spiel dich das Leben kosten kann, Jousuke!“ Er starrte den dicken Kouga abschätzig an: Mir wird schlecht, wenn ich an eine Versöhnung zwischen Iga und Kouga denke!“ Er drückte seinen Fuß noch fester in Jousukes Gesicht, doch durch den Druck wurde Jousuke weggeschleudert und hüpfte wieder wie ein Flummi hoch in die Luft. Rousai schaute ihm nach. „Was ist der Kerl? Eine Art Windbeutel!?“, rief Rousai sauer. „Du knochenloses Monster!“ Jousuke flog gen Himmel, plusterte sich auf und schnellte dann in einem irren Tempo wieder gen Boden. Dort angekommen schaute er sich nach Rousai um. Durch die Bäume und das Geäst hindurch schnellten Rousais Arme wie Schlangen blitzschnell auf ihn zu. Doch Jousuke gelang es, weg zuspringen. Doch egal wie hoch er sprang. Rousais gummiartige Arme verfolgten ihn. Griffen nach ihm. An einem Ast stieß Jousuke sich ab und sprang nach unten, als er Rousai erblickt hatte. „Hab ich dich!“, rief er dabei grinsend. „Kürbiskopf!“ Das Gefecht ging am Boden weiter und Jousuke musste immer wieder ausweichen, wenn der alte Rousai seine Arme gegen ihn schleuderte. Bäume fielen um, wenn Rousai diese anstatt Jousuke traf, der sich immer wieder in die Höhe rettete und von dort aus angriff. Rousai lief zu einem kleinen Bach der durch den Wald floss und dort ging der Kampf weiter. Jousuke stand süffisant grinsend vor ihm. „Du bist besser, als ich dachte, alter Mann!“ „Du bist auch nicht übel!“, gab Rousai gezwungen zu. Beide starrten sich kurz feindselig an und führten den Kampf mit einem synchronen: „Ich mach dich fertig!“, weiter. Bei dem Handgemenge fiel die Schriftrolle aus Jousukes Oberteil und wurde weggeschleudert. Rousai setze ihr nach und auch Jousuke sprang hinterher. Jousuke war durch seine „Ballontechnik“ jedoch schneller oben und fing die Schriftrolle mit dem Mund auf. Lächelnd warf er einen Blick auf Rousai, der einfach nicht mithalten konnte. Jousuke verschwand und sprang einen großen Wasserfall hinab. In der Zwischenzeit bahnte sich Kazamachi Shougen mit seiner Schriftrolle immer noch seinen Weg nach Kouga zurück. Unterwegs traf er auf ein paar Wölfe, die bei seinem Anblick das Weite suchten. „Die Schriftrolle der Iga ist im Besitz von Danjou-sama.“, sagte er zu sich selbst. „Wir sollten das schnell erledigen…“ Er grinste siegessicher: „Ich werde den Iga Tsubagakure Clan in einer einzigen Nacht auslöschen!“ Dann lief er weiter. Kouga Manjidani. In Danjous Haus saßen mehrere Leute beisammen, die man durch die Dunkelheit kaum erkannte. Hinter einem merkwürdigen Kasten mit Symbolen auf dem ein Rad mit ebenfalls vielen Symbolen befestigt war saß ebenfalls eine Person. „Danjou-samas Sterne verheißen Unheil.“, erklang die Stimme dieser Person. Draußen vor dem Haus stand ein großer Mann mit Glatze auf der einen Seite und auf der anderen saß ein vollkommen unscheinbar aussehender Kerl, in sehr lockerer Kleidung. „Es gibt auch Anzeichen für bevorstehendes Unheil für Shougen.“, erklang wieder die Stimme. Eine junge, hübsche Frau mit einem Muttermal unter dem rechten Auge, drehte sich zu der Person um, die gesprochen hatte. Der Mann mit der Glatze draußen, regte sich. „Warte!“, sagte die Person und Mondlicht viel auf das Gesicht des Mannes der gesprochen hatte. Eine lange Narbe zog sich über dessen rechtes Auge. „Ich werde gehen.“ „Hoffentlich geht es Gennousuke-sama gut…“, ertönte aus einer anderen Ecke die Stimme einer anderen jungen Frau, die noch sehr jugendlich aussah. Mondlicht fiel auf ihr Gesicht und bestrahlte ihre blauen Augen. „Wenn meinem Vetter etwas zustößt, mache ich Euch dafür verantwortlich, Juubei-dono!“ Der Mann, der sich gerade zum Gehen bereit machen wollte, sah in die Richtung des Mädchens. „Ich trage keine Schuld daran, was die Sterne sagen, Kuraiko-sama.“ Auf einem schmalen Wanderweg im Gebirge, hatte Gennousuke Rast gemacht, nachdem Oboro eingeschlafen war. So saß er unter einem Felsvorsprung, während am Horizont langsam aber sicher die Sonne aufging. Noch verdeckten dichte Nebenschwaden, den immer noch düsteren Himmel. Gennousuke sah eine Weile hinauf. Dann blickte er zu Oboro, die ihren Kopf gegen seine Brust gekuschelt hatte und langsam die Augen aufschlug. Sie sah kurz zu ihm, errötete und drehte sich wieder weg. „Ge-Gennousuke-sama… Verzeiht… i-ich bin eingeschlafen…“, stammelte sie verlegen. Gennousuke zeigte ein kaum merkbares Lächeln: „Aber nicht doch…“ Sein Blick schweifte wieder gen Horizont. „Es war ein Moment des Friedens.“ Dann sah er wieder in Oboros blaue Augen. „Ihr habt lange nicht mehr ruhig geschlafen.“ Oboro errötete und senkte ihren Blick. „Ja.“ „Lasst uns gehen.“, sagte Gennousuke und stand auf. „Die Leute von Tsubagakure machen sich bestimmt Sorgen um Euch.“ Oboro stand auch auf. „Aber ich will noch nicht gehen.“, hauchte sie. „Bald können wir uns wieder öfter sehen. Dann können wir jeden Tag üben.“, antwortete Gennousuke. „Ja, Gennousuke-sama…“ Langsam schienen die ersten Sonnenstrahlen, der aufgehenden Sonne und tauchten den Wald in ein sanftes grün. Gennousuke lief voraus und Oboro einige Meter hinter ihm. Den Blick nachdenklich gen Boden gerichtet. Immer wieder drehte Kouga Gennousuke sich nach der jungen Frau um. „Ist alles in Ordnung, Oboro-dono?“, fragte er. Oboro blickte auf und errötete. „Ihr seid zu schnell, Gennousuke-sama.“, antwortete sie ein wenig gehetzt. „Das tut mir Leid. Ich habe nicht aufgepasst.“, entschuldigte sich Gennousuke verlegen. „Mein Fehler.“ Er ging auf Oboro zu. „Das macht nichts. Ich werde mich Euch anpassen.“, sagte diese nur. Gennousuke streckte ihr seine Hand entgegen und Oboro errötete wieder verlegen. „Wenn wir uns an den Händen halten, werden wir einander nicht verlieren.“ Er sah sie mit seinen warmen, braunen Augen freundlich an: „Und ich kann dann auch nicht mehr zu schnell laufen.“ „Ja.“, antwortete Oboro und wollte ihm gerade die Hand geben, als Gennousuke zusammenzuckte und seine Hand ruckartig zum Griff seines Katanas wanderte. Angriffsbereit musterten seine Augen wachsam die Umgebung. Oboro war bei dieser plötzlichen Reaktion erschrocken erstarrt. „G-Gennousuke-sama?“, fragte sie verwirrt. „Oboro-sama“, ertönte eine sehr erwachsen klingende, weibliche Stimme und als Oboro sich umdrehte, stand eine wunderschöne, junge Frau in einem blutroten Kimono vor ihr. Die schwarzen Haaren, die sie nur locker zusammengebunden hatte, fielen ihr zum Teil ins Gesicht, was ihr eine unglaublich erotische und geheimnisvolle Ausstrahlung verlieh. Ihre rot geschminkten, vollen Lippen zeigten ein freundlichen Lächeln. „Du bist es, Akeginu!“, rief Oboro erleichtert. „Was ist los? Warum bist du hergekommen?“ Gerade in diesem Moment erschien eine weitere Person, aus dem Dickicht. „Wir erwarten Euch schon ungeduldigst.“, erklang die tiefe Stimme des Mannes, der dazugekommen war. Er hatte sehr lange, sehr unordentliche Haare, extrem dicke Augenbrauen und lange schwarze Nasenhaare. In einer Hand hielt er einen Bo-Stab, den er wie einen Wanderstock mit sich führte. Er trug einen grünlichgrauen Kosode und einen dunkelgrauen Hakama. Dann ertönte das Zischen einer Schlange und eine sehr junge Frau mit geradem Pony, wo einzelne Strähnen auf der rechten Seite zu einem kleinen Zopf zusammengebunden waren, amethystfarbenen Augen und in einen violetten Kimono gehüllt, erschien. Um ihre Schultern hatte sich eine weiße Schlange gewickelt. „Wir sind gekommen, um Euch nach Hause zu bringen.“, sagte sie. Oboros Augen wurden immer größer: „Nenki… und Hotarubi auch?“ Gennousuke nahm langsam seine Hand vom Griff des Katanas und ließ es in seinem Gürtel stecken. „Es tut mir Leid, Mitglieder des Tsubagakure Clans.“, sagte er und sah die drei Personen an. „Ich bin beruhigt, dass Ihr in Sicherheit seit.“, sagte die Frau namens Akeginu und seufzte kurz. Dann sah sie Oboro jedoch streng an. „Aber wieso seid Ihr noch nicht Zuhause?“ „Verzeih mir, Akeginu.“, entschuldigte sich Oboro. „Aber mit Gennousuke-sama an meiner Seite droht mir keine Gefahr.“ „Nein.“, ertönte eine tiefe, quäkig klingende Stimme und ein kleiner, älterer Mann mit tiefen Geheimratsecken und grauer Haut erschien hinter einem Baum. Er hatte ein faltiges Gesicht, viele Pigmentflecken und trug einen grünlichgrauen Kosode. Oboro wandte sich zu dem Mann um: „Jingorou! Du bist auch gekommen?“ „Bis Ogen-sama aus Sunpu zurückkehrt, seid Ihr unser Oberhaupt.“, sagte der Mann namens Jingorou. „Ich bitte Euch, auch danach zu handeln.“ Gennousuke trat vor Oboro und verbeugte sich leicht. „Es tut mir Leid. Es ist meine Schuld. Oboro ging auf ihn zu. „Nein… Nicht doch…“ „Übrigens, Oboro-sama. Habt Ihr Rousai hier irgendwo gesehen?“, fragte der Mann namens Nenki. Er ging ein wenig auf die junge Frau zu und sah hinauf. „Er hat irgendetwas am Himmel entdeckt und ist weggegangen. Seitdem ist er nicht zurückgekehrt.“ „Nein…, Ich habe ihn nicht gesehen.“, antwortete Oboro nachdenklich. Auf einmal ertönte ein Geräusch, als würde etwas großes auf die Gruppe zurollen. Alle starrten in die Richtung aus der das Geräusch kam. Außer Jingorou, der zu spät bemerkte, dass es genau aus der Richtung kam wo er stand. Gerade so konnte er der riesigen, runden Kugel ausweichen, die direkt auf ihn zugerast kam. „Jousuke!“, rief Gennousuke noch, als Jousuke, wie eine übergroße Bowlingkugel auf sie zugerast kam. Jousuke bemerkte Oboro und ohne es zu wollen traf sein Blick direkt auf ihre mystischen blauen Augen. „Oboro!“, murmelte er noch, als in jenem Moment sein Ninjutsu völlig versagte und er wie ein nasser Sack gegen den nächsten Baumstamm knallte und hinab fiel, wie überreifes Obst. Als er aufsah und sich den schmerzenden Kopf rieb, stand Nenki vor ihm. Den Bo-Stab auf ihn gerichtet. „Was machst du da, Jousuke?“, fragte Gennousuke verärgert. Jousuke blickte zu ihm und Oboro, drehte sich schreiend weg und hielt die Hände schützend vor seine Augen. “Gennousuke-sama! Sagt Oboro-sama, dass sie mich nicht ansehen soll!” “Ich mache doch gar nichts…”, sagte Oboro verwirrt. “Ich weiß.”, antwortete Gennousuke und sah Oboro leicht lächelnd an. “Aber Ihr habt diesen “entwaffnenden” Blick. Das ist keine Methode und auch keine besondere Technik. Aber diese geheimnisvollen Augen können die Ninjutsu jedes Ninja außer Kraft setzen.” Kurz herrschte Stille, als Oboro und Gennousuke sich in die Augen sahen. Dann erklang eine weitere Stimme. “Ihr!” Es war der alte Rousai, den die anderen Iga schon vermisst hatten. “Nehmt Jousuke die Schriftrolle weg, die er bei sich trägt!”, rief Rousai wütend. “Diese Rolle gehört Ogen-sama!” Nenki, Hotarubi und Akeginu wandten sich zu Jousuke um, der nun ziemlich hilflos drein schaute. Gennousuke jedoch ging dazwischen und sah Jousuke streng an. “Was soll das heißen, Jousuke?” Jousuke kratzte sich verlegen am Hinterkopf. “Ja also… Rousai-dono und ich… wir haben um diese Schriftrolle gekämpft… mit Ninja-Techniken…” Gennousukes Blick wurde noch finsterer. “Nein… nein!”, versuchte Jousuke einzulenken. “Es war nur ein Spiel unter Ninja…” “Sei still!”, schimpfte Gennousuke und verpasste Jousuke eine ordentliche Kopfnuss. “Es tut mir schrecklich Leid!”, entschuldigte sich Jousuke auf Knien und hielt sich den schmerzenden Kopf, während Gennousuke sich längst wieder Oboro zugewandt hatte und ihr die Schriftrolle überreichte. “Hier. Seht sie Euch an.”, sagte er, freundlich wie immer. Oboro wollte die Schriftrolle gerade an sich nehmen, da mischte sich Jingorou ein. “Wartet! Diese Rolle darf vor Gennousuke-dono nicht geöffnet werden!” “Was redest du da, Jingorou?”, rief Oboro aufgebracht. “Diese Rolle kommt von Ogen-sama! Was darin steht, ist nicht für die Kouga gedacht! Das ist ein zu großes Risiko für unser Dorf!” Jingorou!”, entgegnete Oboro. “Gennousuke-sama ist doch schon…” “Die Hochzeit hat noch nicht stattgefunden, Oboro-sama.”, mischte sich nun auch Hotarubi ein. Oboro umklammerte die Schriftrolle und ihre Hände zitterten kurz. “Das stimmt schon, aber…”, nuschelte sie. “Ihr seid…”, begann Jousuke und die Iga sahen zu dem dicken Kouga. Langsam stand er vom Boden auf. “…etwas Respektlos, nicht wahr? Schließlich ist Gennousuke-sama doch aus Kouga Manjidani…” Gennousuke hob seine Hand als Zeichen, dass Jousuke schweigen sollte und sah ihn an. “Gennousuke-sama!?” “Ihr habt Recht. Ich werde mich zurückziehen.”, sagte Gennousuke zu der kleinen Gruppe aus Iga. “Jousuke!”, rief er noch und ging voraus. Jousuke ihm nach. “Jingorou, du Idiot!”, rief Oboro sauer und warf Jingorou die Schriftrolle entgegen, der sie mit Leichtigkeit auffing. Dann lief sie Gennousuke und Jousuke nach. “Gennousuke-sama! Udono-sama! Ich möchte mich für diese Unhöflichkeit entschuldigen! Bitte…” Sie verbeugte sich vor den zwei Männern. “Das ist nicht so schlimm.”, sagte Gennousuke beschwichtigend. “Angesichts der Geschichte unserer Familien, ist ihr Verhalten gerechtfertigt. Wenn, dann haben wir uns schlecht benommen.” “Schlecht benommen?” “Ja. Unser Problem zu lösen, ist nicht leicht. Wenn wir uns jedes Mal aufregen würden…” Oboro wurde rot und schämte sich. “Dass ich diese Rolle geworfen habe…, dafür schäme ich mich.” “Ihr sagt zwar, dass ihr keine Ninja-Techniken beherrscht, aber dafür habt Ihr sehr gut getroffen.”, lächelte Gennousuke Oboro an. Auch sie lächelte nun wieder, während die anderen Iga sich um die Schriftrolle, die Jingorou geöffnet hatte, gescharrt hatten und erst geschockt wirkten, dann jedoch in schadenfrohes Kichern und Grinsen ausbrachen. “Jingorou, was sagt Großmutter?”, fragte Oboro. “Jingorou?” “Keine Sorge, Oboro-sama!”, antwortete Jingorou und versuchte, sich seine Schadenfreude nicht anmerken zu lassen. “Die Versöhnung zwischen Kouga und Iga wurde in Sunpu besiegelt! Obaba-sama und Danjou-sama werden zusammen noch ein bisschen den Frühling in Edo genießen.” “Was für eine Gute Nachricht!”, freute sich Oboro und strahlte nun richtig. Gennousuke und Jousuke wirkten etwas erstaunt. “Verzeiht mir, Gennousuke-sama. Ich bin ein Ninja. Es liegt in meiner Natur…”, entschuldigte sich Jingorou ein wenig später. “Ist schon in Ordnung.”, antwortete Gennousuke. “Was meint Ihr? Wollt Ihr nicht die Gelegenheit nutzen und Iga besuchen?”, fragte Nenki grinsend. “Das ist eine gute Idee, Nenki”, meinte Oboro glücklich und wandte sich zu Gennousuke um. “Bitte kommt mit nach Iga, Gennousuke-sama!” Gennousuke nickte: “Einverstanden. Wir werden Iga besuchen.” “Mo-Moment mal!” , warf Jousuke ein. “Das ist aber… eine sehr leichtsinnige Entscheidung.” Akeginu kam von der Seite an und nahm Jousukes rechten Arm und legte seine Hand auf ihre Brust. “Möchtet Ihr uns wirklich nicht begleiten?”, fragte sie mit verführerischer Stimme. Jousukes Blick wanderte zu ihrem tiefen Dekollete, dass durch den locker sitzenden Kimono einiges freigab. Er wurde rot und grinste: “Ja… ähm sicher, warum eigentlich nicht? Tsubagakure soll ja ganz schön sein!” Also brach die Gruppe nach Iga auf. “Wir kommen zurück, sowie wir ein paar Wildkräuter gesammelt haben.”, erklärte Jingorou, der mit Rousai, Nenki und Hotarubi stehen geblieben war, noch schnell. “Und sei ja nicht unhöflich zu unseren Gästen.”, sagte Rousai zu Akeginu, die viel sagend lächelte. “Ich werde mich gut um sie kümmern…” Nenki, Jingorou und Hotarubi sahen der Gruppe nach. “Hotarubi, informiere Tenzen-sama.”, sagte Nenki. “Verstanden.”, antwortete die junge Frau und ging los. “Warte, Koshirou! Wo führst du mich hin?”, ertönte die noch recht kindlich klingende Stimme einer jungen Frau. Sie sah zu dem jungen Mann, der sie bei der Hand genommen hatte und sie nun durch den Wald führte. Obwohl er ihre Hand hielt, konnte die junge Frau kaum Schritt halten. Ihre brustlangen, offenen, schwarzen Haare wehten im Wind und einige Blütenblätter von der Rose, die sie als Schmuck seitlich sich in die Haare gesteckt hatte, lösten sich und flogen davon. “Das verrate ich dir, wenn wir angekommen sind.”, antwortete der junge Mann lächelnd. Er sah sie mit seinen graublauen Augen kurz an. “Ist irgendetwas, Hinoko?” Die junge Frau schüttelte den Kopf, errötete und lächelte. “Du bist nur ein wenig zu schnell für mich, aber das geht schon.” Koshirou lächelte: “Ich vergesse immer, dass du mit deinen kurzen Beinen nicht so schnell laufen kannst.” Hinokos magentafarbene Augen funkelten. “Das ist nicht witzig!” Sie zog eine Schnute. Koshirou ließ ihre Hand los und drehte sich komplett zu ihr um. Dann legte er seine Hände auf ihre Schultern. “Verzeih…” Hinokos Augen weiteten sich einen Moment. “Koshirou…” Seine extrem wuscheligen, über schulterlangen schwarzen Haare wehten ebenfalls im sanften Frühlingswind. Koshirou nahm wieder Hinokos Hand und zog sie mit sich. Schließlich war er an seinem Ziel angelangt. Eine kleine prachtvolle Waldlichtung. Sonne drang durch das Blätterdach und warme Strahlen bahnten sich ihren Weg gen Boden, wo sie Lichtreflexe hinterließen. Das Zwitschern der Vögel kündigte ebenfalls von einem schönen Tag. “Und. Gefällt es dir?”, fragte Koshirou. “Es… ist wunderschön hier…”, staunte Hinoko. Dann sah sie wieder zu Koshirou. “Aber warum hast du mich hier her geführt? Du hattest Tenzen-sama doch gesagt, dass du mit mir Oboro-sama suchen…” “Das war eine Lüge gewesen.”, gestand Koshirou und errötete leicht. “Ich wollte eigentlich…” Er sah kurz zum Himmel. “Nun… Ich habe dich hier hergebracht weil…” “Weil?” Hinoko legte den Kopf schief. Koshirou kam auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand und ihr tief in die Augen sah. Er nahm ihre Hand und legte diese zusammen mit seiner an ihre Wange. Hinoko errötete wieder. “Bitte schließe deine Augen.”, sagte Koshirou. Hinoko nickte nur und schloss ihre Augen. Koshirou kramte kurz in seinem Oberteil herum und zog eine Kette mit einem klaren, weißen Stein hervor, die er Hinoko um den Hals legte. Langsam öffnete Hinoko wieder ihre Augen und betrachtete den Anhänger in ihrer Handfläche. “Das ist…”, stammelte sie und blickte zu Koshirou. “Wir kennen uns, seit wir Kinder sind… und wir sind nun schon so lange zusammen,… deswegen…” Er nahm wieder ihre Hand. “Bitte werde meine Frau…” Hinoko stockte der Atem. “Ich… “ Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie wurde rot und stotterte verlegen. “Natürlich, wenn dir das noch zu früh ist oder…“, begann Koshirou, doch Hinoko schüttelte hektisch den Kopf und lächelte: “Natürlich möchte ich deine Frau werden… “ Koshirou strahlte richtig. “Das freut mich! Wenn Ogen-sama wieder zurückgekehrt ist, werde ich sie gleich darum bitten uns ihren Segen zu geben!” “Ja!”, lachte Hinoko und fiel Koshirou um den Hals. “Hinoko ist so glücklich..!” Er nahm sie in den Arm und eine ganze Weile stand das Paar einfach nur da. Dann sah Hinoko Koshirou in die Augen. “Wie du sagtest…”, sie wurde rot und ihre Stimme mit einem Mal zu einem rauchigen Flüstern. “Wir sind nun schon so lang zusammen… und ich… habe so lange auf diesen einen Moment gewartet…” “Hinoko?” Koshirou wirkte leicht verwirrt. “Ich… Ich halte es nicht mehr länger aus… Bitte….”. Sie drückte sich ganz nah an Koshirou. “Nimm mich…. Ich habe mir meine Unschuld für diesen einen Moment bewahrt und jetzt…” Sie sah ihn mit geröteten Wangen an. “Nimm mich!”, hauchte sie wieder und öffnete die Schlaufe des braunen Bandes, dass sie um ihren roten Obi gebunden hatte. Dann lockerte sie auch diesen und ließ ihren kurzen Kimono oben rum leicht über ihre Schultern hinabrutschen. Koshirou wurde rot und wusste nicht wie er darauf reagieren sollte. “Hinoko… ich… das… wenn uns jemand sieht… Wenn Tenzen-sama uns findet…” “Willst du mich etwa nicht?”, fragte Hinoko und ihr Blick wurde traurig. “Doch… ich…” Koshirous Herz schlug ihm bis zum Hals. “Mein Körper brennt… ich…” Hinoko stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Koshirou. Dieser erwiderte den Kuss zaghaft und legte seine Arme um ihre Hüften. Sie ließ eine Hand in den Kragen von Koshirous nachtblauen Kosode wandern und strich über das Netzoberteil, dass er darunter trug. Koshirous Umarmung wurde noch enger und er ließ eine Hand über ihren runden Po wandern. “Hinoko-dono? Koshirou-dono? Seid Ihr hier? Tenzen-sama verlangt nach Euch!”, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme und wie von der Tarantel gestochen unterbrachen Hinoko und Koshirou ihr sehr intimes Stelldichein. “Ho-Hotarubi!?”, riefen Hinoko und Koshirou gleichzeitig und liefen tomatenrot an. Auch Hotarubi wurde rot, als sie die zwei sah und drehte sich schnell weg. “V-Verzeihung! I-Ich wollte Euch wirklich nicht stören, a-aber Tenzen-sama schickt mich… E-Er will Euch sehen. Es ist wichtig!”, stammelte sie und hielt sich total beschämt die Hände vor die Augen. “Warum ausgerechnet jetzt?”, maulte Hinoko sauer und verdrehte, immer noch rot im Gesicht, die Augen. Koshirou griff sich an die Stirn: “Ich habe es geahnt…” Auch er schämte sich in Grund und Boden aufgrund dieser Störung in so einem Moment. Hinoko seufzte und band sich wieder ihren Obi um und zog sich den kurzen violetten Kimono wieder richtig über die Schultern. Dann ließ sie die Kette unter ihren Kimono verschwinden. Auch Koshirou zupfte alles wieder soweit zurecht und blickte zu Hinoko. “Das holen wir später nach…”, flüsterte er ihr zu und errötete noch ein wenig mehr, als er in Hinokos magentafarbene Augen sah, die ihn sehnsüchtig anstarrten. Hinoko nickte stumm. “S-Seid Ihr fertig?”, stotterte Hotarubi ohne sich auch nur umzudrehen. “Wir können dann los gehen. Wenn es wichtig ist, geht es wohl nicht anders.”, antwortete Hinoko trocken. In jenem Moment war sie stocksauer auf den Mann, der sie seit Kindheit an trainiert und aufgezogen hatte. Ausgerechnet in so einem Moment musste sie gestört werden. Was auch immer es war, was Tenzen von Koshirou und ihr wollte, die junge Kunoichi hoffte, dass es wirklich wichtig war. Wenn nicht, dann… Es dauerte nicht lange, da hatte sie Hotarubi zu Tenzen gebracht, der sich in einer großen Waldlichtung aufhielt. Yakushiji Tenzen war nach Ogen und Oboro eines der hochrangigsten Mitglieder des Iga Clans und Stellvertreter für das alte Clanoberhaupt. Er war ein großgewachsener Mann, mit brustlangen schwarzen Haaren, wovon zwei Strähnen seitlich wie Hörner abstanden und stechenden schwarzen Augen. Er trug einen sehr dunklen, schwarzvioletten Kosode, einen schwarzen Hakama und über dem Kosode einen grauweißen Haori. In dem Gürtel seines Hakama steckte ein Katana. Er saß auf einem großen Stein in der Nähe des Flusses und las in einer Schriftrolle. Als er Hinoko und Koshirou bemerkte, blickte er kurz auf. Die zwei knieten sich hinter ihm links und rechts wie folgsame Diener nieder. Das Gesicht gen Boden gerichtet. “Ihr hattet gerufen, Tenzen-sama?”, sagte Hinoko ohne aufzusehen. “Sprecht. Wo wart ihr zwei? Es hatte nicht den Anschein, als hättet ihr wirklich nach Oboro-sama gesucht.”, sagte Tenzen, der sich wieder der Schriftrolle zugewandt hatte. “Verzeiht. Wir haben sie gesucht, aber dann… ist uns etwas dazwischen gekommen.”, log Hinoko, doch Tenzen durchschaute das sofort. “Du sollst mich nicht anlügen Hinoko! Ihr zwei wolltet doch nur weg, um in Ruhe Zeit miteinander zu verbringen!” Hinoko errötete. “Verzeiht, Tenzen-sama. Es war meine Schuld. Es war meine Idee… Ich-” “Schweig, Koshirou!”, sagte Tenzen nur und blickte kurz wieder auf. Vor ihm standen Nenki, Hotarubi, Rousai und Jingorou. Koshirou senkte wieder seinen Blick. Tenzen starrte nun wieder die Schriftrolle an. “So. Ogen-sama ist also tot…” “WAS?”, entfuhr es Hinoko und Koshirou zuckte zusammen und senkte seinen Blick noch mehr. “Und Kouga Danjou ist ebenfalls tot.”, fuhr Tenzen ohne Erklärung fort. “Aber wieso?!”, rief Hinoko aufgebracht. Die junge Kunoichi konnte ihre Gefühle nicht länger zügeln. Tenzen beachtete sie jedoch nicht. “Wahrscheinlich haben sie sich gegenseitig umgebracht.” Hinoko biss sich auf die unter Lippe und versuchte, ihre Fassungslosigkeit und ihre Wut in Zaum zu halten. Tenzen sah auf. “Jetzt sind beide am Ziel ihrer Wünsche angelangt.” “Tenzen-sama…, was soll das bedeuten: “Am Ziel ihrer Wünsche?”, fragten Hinoko und Koshirou gleichzeitig. Hinoko immer noch schockiert, Koshirou eher unruhig. Tenzen grinste kurz: “Das versteht ihr noch nicht. Dafür seid ihr noch zu jung.” Beide senkten wieder ihr Haupt. “Endlich wurde es außer Kraft gesetzt.”, grinste Tenzen voller Freude. “Das Friedensabkommen aus der Tenshô-Ära, dass die Kouga und die Iga so lange “verbunden” hat, wurde endlich außer Kraft gesetzt!” Hinoko erstarrte. Ihre Pupillen weiteten sich für einen Schreckensmoment. “Nein…” Vorschau: Das Friedensabkommen wurde aufgelöst. Schadenfreude überfällt die einen, während andere darunter leiden. Nacht bricht herein und lässt die Schatten länger werden. Ein Rudel hungriger Wölfe begibt sich auf die Jagd. Ein Spinnennetz wird zur Falle und Schmetterlinge verwandeln sich in blühende Orchideen. Blut fließt und bleibt an den Händen der Sünde kleben Selbst die, die nicht Willens sind, müssen kämpfen. Das nächste Mal bei Basilisk: Nacht des Schreckens. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Kapitel 3: Nacht des Schreckens. Die Tragödie nimmt ihren Lauf -------------------------------------------------------------- Kapitel 3: Nacht des Schreckens. Die Tragödie nimmt ihren Lauf Der Tod ist nicht das Ende. Der Tod ist erst der Anfang. Asche zu Asche. Staub zu Staub. Der Regen spült hinfort. Das Blut derer, die so zahlreich gefallen. Liebste, mach dich bereit zu sterben! “Endlich wurde es außer Kraft gesetzt.”, grinste Tenzen voller Freude. “Das Friedensabkommen aus der Tensho-Ära, dass die Kouga und die Iga so lange “verbunden” hat, wurde endlich außer Kraft gesetzt!” Hinoko erstarrte. Ihre Pupillen weiteten sich für einen Schreckensmoment. “Nein…” Ihr Körper zitterte und ihre Finger gruben sich in die Erde. “Nein…” Immer wieder wiederholte sie diese Worte leise. Außer ihr, schien es keinem der anderen Iga Angst zu bereiten, dass Krieg herrschte. Koshirou blickte zu Hinoko und rückte unbemerkt in ihre Nähe. Sanft nahm er ihre Hand. Er brauchte sie nicht anzusehen, sie nicht zu fragen, was los war. Er spürte es: Sie hatte Angst. Angst um ihn, um ihre Freunde. Angst um alle, die ihr wichtig waren. “Tenzen-sama! Was genau steht da auf der Schriftrolle?!”, fragte sie schließlich, aufgewühlter, als sie es vorgehabt hatte. Sie versuchte einen genauen Blick auf die Rolle Pergament zu erhaschen. “Ogen-sama und Kouga Danjou haben jeweils die Namen ihrer zehn stärksten Clanmitglieder aufgeschrieben, die sich bekämpfen sollen.”, antwortete Tenzen breit grinsend und hielt Hinoko die Schriftrolle vor die Nase. “Lies sie ruhig durch.” Hinoko nahm die Schriftrolle und ihr Atem ging stockend. Ihre ganzen Freunde standen darauf. Ihr Lehrmeister: Yakushiji Tenzen, Akeginu, Hotarubi, Yashamaru, Mino Nenki, Amayo Jingorou, Azuki Rousai, der bereits mit Blut durchgestrichene Name von Ogen, Oboro und… Chikuma Koshirou! Kurz blieb ihr das Herz stehen. Unweigerlich wurde der Druck ihrer Hand, mit der sie Koshirous Hand hielt, fester. “Nein… Nicht Koshirou….!” Wie ein Echo hallte es immer wieder in ihrem Kopf. Mit zittrigen Händen gab sie Tenzen die Schriftrolle wieder. Er grinste nur weiterhin sein diabolisches Grinsen. “Warum steht mein Name nicht darauf?”, fragte Hinoko schließlich. “Scheinbar hat Ogen-sama Euch für nicht stark genug befunden.”, erwiderte Hotarubi ein wenig süffisant. Hinoko knirschte mit den Zähnen. “Ich bin nicht schwach! Ich bin Tenzen-samas Schülerin. Mit meinem Hikisoku kann ich-” “Hinoko!”, mahnte Tenzen. “Vermutlich hat Ogen-sama dich einfach vergessen. Sie hat die zehn Namen niedergeschrieben, die ihr als erstes in den Sinn kamen und dabei vermutlich zu spät an dich gedacht!” “Aber…” Hinoko war unaufgefordert aufgestanden und Koshirou warf ihr einen Blick zu, der soviel hieß wie: “Bitte mach jetzt kein Theater!” “Dass kann nicht sein! Konnte sie nicht meiner, anstatt Koshirou aufschreiben?” Ihre Stimme zitterte stark und in ihr loderte alles. Koshirou senkte den Blick und schüttelte den Kopf. “Hinoko!”, zischte er leise. Alle sahen Hinoko scharf an. Auch Tenzen war nun aufgestanden und hatte sich zu seiner widerspenstigen Schülerin umgedreht. “Willst du behaupten, dass du stärker bist, als Koshirou? Zweifelst du seine Fähigkeiten als Ninja an? Du als seine… Was auch immer da zwischen euch ist…”, er atmete scharf ein. “Jedenfalls solltest du dich schämen, solche Worte in den Mund genommen zu haben! Du solltest stolz darauf sein, dass Ogen-sama seinen Namen aufgeschrieben hat! Dass sie ihn als würdig genug empfunden hat, gegen die Kouga zu kämpfen!” Hinoko zuckte zusammen als Tenzen seine tiefe Stimme erhob und ein paar Schritte auf sie zuging. “V-Verzeiht, Tenzen-sama!”, rief sie und senkte ihren Blick. Sie biss sich auf die Unterlippe. Hotarubi hatte nun doch Mitleid mit ihr. Sie konnte irgendwo nachvollziehen, wie Hinoko sich fühlte. Auch sie machte sich furchtbare Sorgen um ihren Liebsten, Yashamaru, der noch nicht aus Sunpu zurückgekehrt war. “Aber… was ist mit… Oboro-sama?” , ihre Stimme wurde leicht hysterisch. Warum steht ihr Name auf der Schriftrolle!? Sie ist keine Ninja! Sie kann nicht einmal mit einem Schwert umgehen! Sie… Ich wäre viel besser geeignet als-” Der brennende, stechende Schmerz in ihrer Wange betäubte diese erst und tat schließlich sehr weh. Hinoko griff sich an die rote Stelle und starrte Tenzen mit einem Blick aus Schock und Trotz an. “Wage es nicht noch einmal, so über Oboro-sama zu sprechen! Und erst recht nicht, Ogen-samas Entscheidungen so dreist in Frage zu stellen! Ist dir bewusst, dass du damit auch den Rest des Clans beleidigst?! Dein kindisches und stures Verhalten ist absolut inakzeptabel!” “Verstanden…”, sagte Hinoko langsam in sehr kaltem Ton und senkte wieder ihren Blick. Kurz sah sie zu Koshirou, der sie jedoch nicht ansah. Auch die anderen schauten weg. “Verzeiht. Ich habe meine Gefühle nicht im Griff gehabt…” “Gefühle…”, betonte Tenzen. “Haben in einem Krieg nichts verloren!” Dann wandte auch er sich von ihr ab. Schnell wurde seine Stimme wieder sachlich: “Kouga Danjou hat die andere Schriftrolle wahrscheinlich Kazamachi Shougen übergeben.” Er steckte die Schriftrolle in seinen oberginefarbenen Kosode und blickte die anderen an. “Wenn wir zu fünft angreifen, ist der Sieg auf unserer Seite.” Hinoko seufzte leise im Hintergrund. Immer noch tobten ihre Emotionen wie ein wilder Vulkan in ihrem inneren. Koshirou blickte kurz zu ihr, dann zu Tenzen und schließlich wieder gen Boden. “Du brauchst nicht alleine zu kämpfen, Koshirou.”, sagte Tenzen nur. “Das hier, ist ein Krieg zwischen Ninja.” Hinoko biss sich erneut auf die Unterlippe. “Krieg…” Das Wort grub sich wie eine starke Faust, immer tiefer in ihre Magengegend. Sie wollte es immer noch nicht glauben. Koshirou nickte. Dann trat Hotarubi vor. Ihr Blick voller Sorge. “Tenzen-sama! Was ist mit Yashamaru-dono geschehen?” Tenzen überlegte: “Wenn ich bedenke, wann der Falke zurückgekehrt ist, dann müsste er spätestens heute Nacht oder morgen früh wieder in Iga sein.” “Allerdings nur, wenn er Sunpu lebend verlassen hat.”, fügte Rousai noch hinzu. Hotarubis Atem stockte kurz und sie sah zum Boden hinab. Ihre Gesichtszüge zuckten kaum merklich. Auch Hinoko wurde flau im Magen. Yashamaru war nicht nur Hotarubis fester Freund, sondern auch ein sehr guter Freund von ihr. Immer noch kaute Hinoko auf ihrer Unterlippe herum. Sie konnte nicht zulassen, dass sich ihre Freunde und Liebsten in Gefahr begaben. Sie wollte nicht hier bleiben und Däumchen drehen. Mit der Angst, dass viele vielleicht nicht wiederkommen würden. Wenn es schon Krieg gab, wollte sie wenigstens bei den Menschen sein, die ihr am wichtigsten waren. “Tenzen-sama!”, rief sie schließlich. “Nicht schon wieder…”, murmelte Koshirou. Tenzen drehte sich langsam wieder zu seiner Schülerin um. “Was ist nun? Hast du immer noch nicht genug?” Hinoko schüttelte den Kopf und sah Tenzen mit festem, entschlossenen Blick an. “Nehmt mich mit! Ich flehe Euch an!” Sie machte eine tiefe Verbeugung. “Dein Name steht nicht auf der Schriftrolle, Hinoko.”, warf Nenki ein. “Das ist mir sehr wohl bewusst. Aber ich kann, will und werde nicht zulassen, dass ihr ohne mich kämpft! Ich bin eine stolze Frau aus Iga und ich lebe für diesen Clan. Iga Tsubagakure ist mein Zuhause. Und auch wenn Ogen-sama meinen Namen nicht aufgeschrieben hat, so bin ich gewillt, zu kämpfen. Deswegen…” Alle sahen Hinoko erstaunt an. “Ho?” Tenzen hob eine Augenbraue. “Du willst mit uns kämpfen? Obwohl du weißt, dass es dann auch für dich, die du nicht auf der Schriftrolle stehst, gefährlich werden kann?” Hinoko nickte. “Es ist mein Wunsch als Mitglied des Iga Tsubagakure Clans und mein Wunsch an Euch, als Eure Schülerin und Ziehtochter. Ich will gemeinsam mit Euch und den anderen in diese Schlacht ziehen. Es geht um die Zukunft unseres Clans und dafür bin ich auch bereit zu sterben! So wie es meine Ehre als Ninja will. Ich habe Mut, Stolz und den Willen zu kämpfen! Ich scheue nicht davor, zu töten. Ich wurde dazu ausgebildet. Ich besitze nicht ohne Grund… diese Fähigkeiten.” Sie schluckte kurz den Klos in ihrem Hals herunter. “Ich bin genauso Teil dieses Clans wie ihr und ich bin bereit in meiner Pflicht als Ninja zu töten und zu sterben.” Koshirou war nun auch aufgestanden. “Hinoko! Nein… Das ist zu gefährlich! Wenn dir etwas passiert, dann…”, sagte er besorgt und sah sie aus seinen graublauen Augen ein wenig verzweifelt an. Hinoko sah ihn auch an. “Um mich, mache dir keine Sorgen, Koshirou. Da mein Name nicht auf der Schriftrolle steht, bin ich nicht gerade das erste Angriffsziel der Kouga… Ich mache mir da mehr Sorgen um dich…” Ihre magentafarbenen Augen versanken kurz in seinen graublauen. Koshirou hätte sie am liebsten umarmt, doch das wollte er nicht vor den anderen. So legte er nur sanft seine Hände auf ihre Schultern. “Ich will dich nicht verlieren. Bitte bleib hier und warte bis ich und die anderen wieder da sind. Ich will dich in Sicherheit wissen…” “Koshirou…”, sie sah ihn lange an und nahm dann eine seiner Hände von ihrer Schulter weg. “Verzeih, aber das ist etwas, was ich für mich selber entscheiden möchte. Ich möchte dich auch nicht verlieren… deswegen lass mich bis zum Schluss an deiner Seite kämpfen.” Sie lächelte traurig. “Ich kann den Gedanken nicht ertragen, vergeblich auf deine Rückkehr zu warten…” “Aber-” “Lass sie, Koshirou.”, warf Tenzen ein. “Wenn sie es möchte, dann soll es so sein. Hinoko ist eine gute Kämpferin. Außerdem kennen die Kouga ihre Technik nicht. Sie werden sie unterschätzen.” “Ich… Jawohl…”, antwortete Koshirou und warf Hinoko erneut einen besorgten Blick zu. Er ließ von ihr ab und sah wieder zu Tenzen. “Meint Ihr, sie mitzunehmen, ist wirklich eine gute Idee?”, fragte Hotarubi. Tenzen nickte: “Hinoko kann uns sehr hilfreich sein.” Nenki legte eine Hand auf Hinokos Schulter und grinste: “Ich bewundere deine Entschlossenheit uns beistehen zu wollen. Du bist wahrlich eine waschechte Iga. Solche Worte aus deinem, noch fast jugendlichen Mund. Meine Güte..." Er haute ihr sacht auf den Rücken. “Du bist ein gutes Mädchen!” Dann lachte er bellend. Hinoko grinste leicht und schluckte all ihre Sorgen herunter. Wie Tenzen es gesagt hatte: Gefühle hatten nun keinen Platz mehr. “Ich gebe mein bestes, Nenki-dono!” “Du verdienst dir auch meinen Respekt. Den von uns allen.”, sagte Jingorou. Rousai nickte. “Nach dem Desaster eben, hast du dich noch einmal gut gerettet.” Hinoko sah die beiden Männer an. “Ich glaube, ich habe meine Lektion gelernt. Heulen bringt nichts. Ich muss mein Schicksal selbst in die Hand nehmen...” Tenzen nickte: “So soll es sein.” Hotarubi sah Hinoko aus ihren amethystfarbenen Augen ernst an: “Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr da tut, Hinoko-dono.” Hinoko nickte entschlossen. So richtig wohl fühlte sie sich natürlich nicht, aber nun war es zu spät, es sich noch einmal anders zu überlegen. Sie wollte es auch gar nicht. Es war so gut, wie es nun war. Wenn das schlimmste eintreffen würde, würde sie sich eben auch töten lassen. Hauptsache, sie blieb nicht alleine hier. Koshirou sah immer noch beunruhigt zu Hinoko. Ihm war nicht wohl dabei, dass sie mitkommen wollte. Aber er respektierte ihren Wunsch. Tenzen wandte sich Jingorou zu: “Amayo!” “Hm?” “Wenn Oboro-sama hiervon erfährt, haben wir ein Problem. Gennousuke und Udono sitzen schon fast in der Falle. Sie dürfen uns nicht entwischen!” “Verstanden.”, antwortete Jingorou. “Ich kümmere mich darum. Und wegen Gennousuke… Darf ich ihn töten, wenn sich die Gelegenheit bietet?” Tenzens Blick wurde noch düsterer, als so schon. “Unterschätze diesen Mann nicht! Er ist nicht so leicht zu besiegen!” Er knurrte leise in sich rein und ließ seine Gedanken zu dem jetzigen Clanoberhaupt von Kouga wandern. Seine Augen… Dieser unheimliche Blick… Er bereitet mir eine Gänsehaut… Dann ermahnte er Jingorou erneut: “Du darfst dir keine Fehler erlauben. Unternimm nichts, bis wir zurück sind.” “Verstanden.”, kam es nur von Jingorou zurück, der natürlich nicht im Traum daran dachte, Tenzens Mahnungen zu beachten. Dann sah Tenzen in die Runde und grinste. “Wir beginnen… mit Kazamachi Shougen!” Niemand sagte etwas. Selbst Hinoko schwieg. Wind wehte durch die Haare eines jeden und niemand versuchte sich anmerken zu lassen, was gerade in ihm vorging. Doch eines war für alle klar: Diesen Krieg wollten sie, die Ninja des Iga Tsubagakure Clans, für sich entscheiden. Kaum waren sie aufgebrochen, bemerkten die kleine Gruppe aus Iga Ninja zwei Männer vor sich, die eine Sänfte trugen. Sie liefen schneller, um die Männer einzuholen und nachzuschauen, woher sie kamen. Tenzen stürmte vor, Rousai war direkt hinter ihm. Tenzen sah zur Sänfte und stockte kurz. “Was ist?”, fragte Rousai. “Das ist eine Sänfte aus Kouga!”, zischte Tenzen dem alten Ninja zu. Koshirou, der das auch mitbekommen hatte, machte sich bereit und zückte zwei einklappbare, handliche Sicheln, mit Holzgriff, Kama genannt, die sonst in zwei kleinen Taschen seines Kosode am Rücken steckten. Hinokos Hände wanderten ebenfalls kurz nach hinten, wo sie zwei lange Kampfmesser, so genannte Tantô aus ihrem roten Obi fischte, die dort immer griffbereit steckten. Das eine Tantô nahm sie zwischen ihre Zähne. Das andere behielt sie in der linken Hand, während sie mit ihrer rechten Hand kurz ihren violetten, kurzen Kimono anhob und vier Kunai hervorholte, die sich aufgereiht hinter dem blauen Gürtel, der ihre fast Knielange, schwarze Hose, die sie unter dem Kurzkimono trug, festhielt, befanden. Diese klemmte sie sich zwischen die Finger ihrer rechten Hand. “Erledigt nur die Sänftenträger!”, ermahnte Tenzen seine beiden Schüler. Hinoko nickte. Sie war ziemlich aufgeregt. Immerhin war das für sie das erste Mal, dass sie richtig kämpfen und sogar töten durfte. Trotzdem ließ sie sich von ihrer Nervosität nichts anmerken und grinste Koshirou kurz schwach zu, als dieser seine Kama schleuderte. Das erste Kama verfehlte den hinteren Mann, doch das zweite traf mit voller Wucht und durchtrennte dem Vordermann Kopf und einen Teil des Oberkörpers. Blut spritzte dabei durch die Luft. Fast Zeitgleich traf Hinokos eines Tantô den hinteren Sänftenträger und durchbohrte zielsicher dessen Hals, Die Kunai, die sie hinterher warf, gruben sich in die Innenschenkel und das letzte, Tantô, dass sie zwischen den Zähnen getragen hatte, schleuderte sie mit unglaublicher Präzision in den Rücken des Mannes, genau in die Mitte. Beide Sänftenträger stürzten tot zu Boden und die Sänfte fiel mit einem harten Schlag zu Boden und rutschte noch einige Meter weit, bis sie schließlich zum Stillstand kam. Koshirous geschleuderte Kama kehrten wie zwei Boomerang zu ihm zurück, die er geschickt wieder auffing. Mit einem breiten, vor Aufregung fast zittrigen Grinsen lief Hinoko zu dem Sänftenträger, den sie erledigt hatte und nahm ihre Waffen wieder an sich, wischte das Blut mithilfe ihres Kimonos von den Klingen und verstaute diese dann wieder ordentlich in ihren Halterungen. “Das tat gut...”, lächelte sie zuckersüß und ging zu Koshirou, Tenzen und den anderen zurück. Noch immer pochte ihr Herz von diesem Adrenalinschub. Die Iga gingen gemeinsam auf die Sänfte zu. “Du bist aus Kouga, nicht wahr? Komm raus. Ich habe ein paar Fragen.”, sagte Tenzen, der nun direkt vor der Sänfte stand. “Und wenn ich mich weigere.”, erklang eine männliche Stimme aus der Sänfte. Tenzen zückte ohne Vorwarnung sein Katana und durchtrennte das Dach der Sänfte, welches Rousai mit einem gezielten Tritt wegkickte. Entsetzt starrten die Iga auf die Person, die sich in der Sänfte befand. Dieser Anblick war selbst für sie befremdlich und abstoßend. In der Sänfte war ein Mann. Doch dieser hatte weder Arme, noch Beine. Am Rumpf waren Metallplatten an seiner Kleidung angebracht, die sich wie ein Schlangenschwanz zuspitzten. Auch auf seiner Brust befanden sich viele Metallplatten, die wie Schuppen wirkten. Eine längliche Metallplatte war waagerecht über seiner Nase angebracht und zog sich bis zu den Wangenknochen. Eine lange Narbe verlief senkrecht über das rechte Auge des Mannes. “Deinem Aussehen nach, bist du Jimushi Juubei, nicht wahr?”, fragte Tenzen, der als erstes seine Sprache wieder gefunden hatte, schließlich. “Wie konntet ihr nur.”, antwortete Juubei, ohne auf Tenzens Frage einzugehen, und blickte zur Seite, wo das Dach seiner Sänfte lag. “Ihr habt meine kostbare Sänfte zerstört.” “Wohin willst du?”, fragte Rousai. Juubei grinste kurz. “Tz. Ihr Iga habt wirklich überhaupt keine Manieren.” “Du verdammter…”, begann Koshirou aufgebracht und wollte auf Juubei los gehen, aber Tenzen hob die Hand und bedeutete ihm damit, ruhig zu bleiben. Dann wandte er sich wieder Juubei zu. “Es tut mir Leid. Ich bin Yakushiji Tenzen und wie du bereits richtig bemerkt hast, aus Ogen-samas Iga-Clan.” Juubei starrte Tenzen an. “Wir machen uns Sorgen um unsere ehrenwerte Obaba-sama, die nach Sunpu gegangen ist. Wir sind sehr beunruhigt.” Dabei grinste er leicht. “Oh? Wir sorgen uns auch. Um Danjou-sama.”, antwortete Juubei, der Tenzen immer noch misstrauisch anstarrte. “Die Sterne sagen, dass sich sein Schicksal zum Schlechten gewendet hat.” Tenzen grinste noch mehr. “Die Sterne deuten? Ist das deine Kunst?” Dann wandte er sich an die anderen. “Mit diesem Mann werde ich allein fertig. Kümmert ihr euch um Shougen." Die anderen nickten und liefen los. Nur Hinoko stand noch kurz unschlüssig neben Tenzen. “Worauf wartest du? Los! Lauf ihnen nach!”, rief dieser ihr zu. “Soll ich wirklich?”, fragte Hinoko. “Natürlich! Du wolltest es doch so!” “Ja-Jawohl, Tenzen-sama!”, antwortete Hinoko hastig und wollte auch loslaufen. “Einen Moment noch, Mädchen aus Iga!”, ertönte Juubeis Stimme und Hinoko drehte sich zu ihm um. “Deine Sterne stehen sehr schlecht für dich, wenn du weiterhin diesem Mann vertraust. Er wird dich ins Unglück stürzen!” Hinoko blickte Juubei an und ihr Mund verzog sich zu einem überheblichen Grinsen. “Pah! Als ob ich Kouga Abschaum wie dir, auch nur ein Wort glauben würde! Spar dir deine Warnungen, alter Mann, aus Kouga!” Dann wandte sie sich um und lief den anderen nach, um sie noch einzuholen. Tenzen wandte sich wieder Jimushi Juubei zu. “Und jetzt….” Er zückte sein Katana und richtete es direkt auf Juubeis Kopf. “Ich kenne die meisten Mitglieder des Kouga Clans, aber es gibt ein paar, die mir nicht so vertraut sind. Du bist eines von ihnen.” Sein Blick auf Juubei wurde noch fester. “Sprich! Die zehn Ninja des Kouga Manjidani Clans! Was für Techniken benutzen sie?! Wenn du es mir nicht verrätst, schlage ich dir den Kopf ab!” Juubei starrte Tenzen unverwandt an und brach schließlich in schallendes Gelächter aus. “Was ist daran so komisch?”, kam es von Tenzen. Juubei sah ihn nur an und plötzlich schnellte seine Zunge, die lang, wie die eines Chamelions war, hervor und durchbohrte Tenzens Brust mit einem Messer, das er mit seiner Zunge festhielt. Der Ninja spuckte Blut und stürzte tot auf den Boden. Juubei zog das Messer mithilfe seiner Zunge wieder aus Tenzens Brust und ließ es zurück in die Scheide, die er in der Kehle trug, gleiten. “Wenn diese Technik dem Feind bekannt wäre, wäre ich schon längst ein toter Mann.” Er ließ einen genüsslichen Rülpser hören. “Aber sobald er sie kennen gelernt hat, ist er ein toter Mann.” Dann wurde sein Blick nachdenklich. “Aber ich verstehe immer nich nicht, was die Iga vorhaben…” Juubei streckte sich und spannte seine Brustmuskeln an, sodass die schuppenartigen Metallplatten auf seiner Brust anfingen, sich hin und her zu bewegen. “Was ist nur geschehen?”, sagte Juubei und blickte kurz gen Himmel. Dann sprang mit einem gewaltigen Satz von seinem Sitz und sauste, mithilfe der sich bewegenden Brustplatten, in einem rasenden Tempo los. Dabei hinterließ er eine tiefe, furchige Spur im Boden und eine reine Staubwolke. Mittlerweile hatte Hinoko den Vorsprung der anderen aufgeholt und erblickte Koshirou ein paar Meter vor sich. “Koshirou!” Koshirou drehte sich im Laufen um und erkannte Hinoko. “Da bist du ja endlich! Wo warst du?” “Ich wurde aufgehalten!”, erklärte Hinoko. “Dieser hässliche Kouga meinte, die Sterne würden sagen, ich würde unglücklich werden, wenn ich Tenzen-sama weiterhin vertraue.”’ Sie lachte kurz hell auf. “So ein Unfug!” Koshirou nickte ihr zu. “In der Tat. Tenzen-sama wird unseren Clan zum Sieg führen. Wir müssen ihm vertrauen. Er weiß was er tut.” Hinoko grinste: “Meine Rede…” Sie sah lange Koshirou an und errötete, als dieser ihre Hand nahm und sie hinter sich herzog, damit sie nicht hinterher hing. “Koshirou….” Sie lächelte leicht. Der Abend zog langsam ins Land und Gennousuke, Oboro, Akeginu und Jousuke gingen einen schmalen Bergweg lang. Ein falscher Tritt konnte hier genügen, um in die Tiefe zu stürzen. Jousuke hatte sich total in Akeginu verguckt und versuchte ständig, diese in ein Gespräch zu verwickeln. “Ich kann es kaum erwarten, Akeginu-dono!”, sagte er und wollte einen Arm um sie legen. Die bildhübsche Frau wich jedoch aus und Jousuke kugelte den Weg hinab, stieß immer wieder gegen die Bergwände und prallte ab, wie ein Flummi. Akeginu wirkte sichtlich genervt. “Ein hoffnungsloser Fall….”, seufzte Gennousuke. Oboro, die hinter ihm lief, kicherte kurz und sah zu Gennousukes Schatten an der Felswand. Zaghaft streckte sie eine Hand aus, so dass es den Anschein hatte, ihre beiden Schatten würden Händchenhalten. Allein dieser Anblick machte sie glücklich. Gennousuke lächelte minimal, als er das bemerkte und nahm einfach ihre ausgestreckte Hand in die seine. Oboro schreckte leicht auf und wurde rot. Ihre großen blauen Augen wurden für einen Moment noch größer und sie lächelte Glückselig. Jousuke rappelte sich derweil wieder auf und bemerkte das junge Paar. Er grinste. “Akeginu-dono. Wir könnten doch auch Händchenhalten, oder?”, fragte er die junge Frau, die nur genervt an ihm vorbeiging. Er sprang ihr hinterher, doch sie wich wieder aus und erneut kugelte Jousuke den Weg hinab. Akeginu sah ihm mit einem extrem genervten Blick hinterher. In der Zwischenzeit war es Nacht geworden und Hinoko, Koshirou und die anderen, hatten Shougen entdeckt und lauerten ihm nun, wie ein Rudel hungriger Wölfe, im Geäst der Bäume auf.. Shougen rannte auf allen vieren, wie eine Spinne und bemerkte, dass fünf düstere Gestalten von oben auf ihn zugesprungen kamen. Koshirou sog langsam Luft mithilfe seines Atems an, während Hinoko leicht ausatmete und die Luft vor ihrem Mund zu flirren begann. Shougen reagierte rechtzeitig und spuckte Schleim in die Richtung der zwei. Dieser traf beide direkt im Gesicht. Koshirou verklebte es den Mund und er verlor eines, seiner Kama durch die Wucht des Angriffs. Auch Hinoko wurde der Mund verklebt und einiges von dem Schleim blieb an ihrer rechten Hand kleben, in der sie ihr eines Tantô festhielt. “Es hat begonnen!”, zischte Rousai. Und Nenki kam mit voller Wucht, zusammen mit seinen Bo-Stab, als erstes auf dem Boden an. Kurz nach ihm landeten Koshirou und Hinoko, die fast das Gleichgewicht verlor und sich gerade noch so an Koshirous Klamotten festhalten konnte, um nicht hinzufallen. Dann landete auch Rousai und trat nach Shougen aus, der auswich und an einem Baumstamm landete. “Seid ihr aus Iga?”, fragte Shougen misstrauisch. “Ich will die Schriftrolle mit den Namen der zehn Ninja!”, rief Nenki und seine Haare begannen sich wie von selbst zu bewegen. Wie hunderte von schwarzen Schlangen bewegten sie sich. “Ho? Wieso weißt du davon?”, fragte Shougen. “Du solltest die Iga nicht unterschätzen!”, sagte Rousai. Hinter ihm war nun auch Hotarubi aufgetaucht. “Na schön.”, antwortete Shougen, die hässliche Fratze zu einem schiefen, überheblichen Grinsen verzehrt. “Dann werde ich als erstes… eure Namen von der Liste streichen!” “Das werden wir ja sehen!”, grinste Nenki. Die fünf Iga rannten auf Shougen zu. Zu spät bemerkte Koshirou, wie Shougen einen Haufen klebriger, schleimiger Fäden in ihre Richtung schoss. Die Ninja versuchten auszuweichen, doch verhedderten sich immer mehr in Shougens Fäden, die er produzierte. Rousai schleuderte seinen Arm in Richtung Shougen, erreichte ihn aber nicht ganz. Die Fäden wickelte sich um die Arme und Beine der Ninja, sodass sie ihre Waffen nicht benutzen und sich auch nicht bewegen konnten. Einzig Hotarubi gelang es, dem klebrigen Zeug auszuweichen. Auch wenn sie dabei unsanft auf ihrem Hintern landete. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Shougen ein riesiges Netz produziert hatte. Er war die Spinne und sie waren ihm nun ausgeliefert, wie die Fliegen. Shougen lachte. “Jetzt werde ich zerquetschen, was ich in meinem Netz gefangen habe! Schleim bildete sich in seinen Händen und er stieg über sein eigenes Netz. Hinoko wurde fast schlecht bei dem Anblick. Shougen war so widerlich und erinnerte sie so stark an eine Spinne, dass ihr beinahe schwindlig wurde. Hinoko hasste Spinnen. Sie sah zu Koshirou, der verzweifelt versuchte, sich von dem Schleimzeug zu befreien. Shougen packte Rousai an dessen langem Hinterkopf: “Du kannst dir aussuchen, wie du sterben willst.”, sagte der Spinnenartige Kouga gehässig. “Soll ich dir erst die Augen oder die Zunge herausreißen? Wähle!” “Ich muss die Frage zurückgeben!”, entgegnete Rousai. Hinoko zitterte. Hoffentlich ging das gut. Sie hatte fast geahnt, dass solche Dinge passieren mussten. Violetter Staub legte sich mit einem Mal über die Luft und ein Haufen weißer Schmetterlinge flog auf Shougen zu. Wäre Hinokos Mund frei, hätte sie nun erleichtert geseufzt. Hotarubi kniete im dunklen, hatte die Hände ineinander gefaltet und beschwur mit einem Zauberspruch die abertausend Schmetterlinge. Dabei war um ihre Arme ihre Schlange gewickelt. “Stirb!”, rief sie, nachdem sie ihren Zauberspruch beendet hatte. Ihre Schlange fauchte und Shougen begann panisch mit seinen Armen um sich zu fuchteln, als die Schmetterlinge immer mehr wurden und ihm die Sicht raubten. “Hotarubi! Gib mir Koshirous Kama!”, rief Nenki der jungen Frau zu. Diese reagierte blitzschnell und warf die Sichel in Nenkis Richtung, der diese mit seinen Haaren auffing und in Shougens Richtung schleuderte, wo sie in dessen Kopf stecken blieb. Nenki nahm das Kama mitsamt Shougen, der noch dran hing und wirbelte diesen mit seinen Haaren herum. “Meine Haare sind wie meine Arme und Beine! Du solltest mich nicht unterschätzen!”, rief er. Bevor Shougen jedoch auf dem Boden aufkam, fischte er noch mit lezter Kraft die Schriftrolle hervor und warf sie weit weg. “Was?”, kam es von Rousai. Schnell befreite Nenki mithilfe seiner Haare und Koshirous Kama die anderen aus dem Netz. Gemeinsam rannten sie zu der Stelle, wo die Schriftrolle landen würde. Doch just in dem Moment kam Juubei aus einem der Büsche hervorgesprungen und bekam die Schriftrolle mit seinem Mund zu packen. Koshirou konnte sich von dem Schleim in seinem Gesicht befreien und auch Hinoko schaffte es, das Zeug los zu werden, obwohl es höllisch wehtat, sich davon loszureißen. Wie erstarrt blickten sie auf die eben erschiene Person. “Jimushi… Juubei…!”, kam es kollektiv. Dieser grinste kurz und raste dann in seinem ungeheuren Tempo mit der Schriftrolle davon. Hinoko, Koshirou, Nenki und Rousai jagten ihm nach. “Er wagt es?!”, rief Nenki erzürnt. Hotarubi war zurückgeblieben und sah ihren Clan-Kollegen kurz nach. Dann wandte sie sich Shougen zu, der immer noch halbtot auf dem Boden lag. Sie zückte ein Kunai und ging auf diesen zu. Dann hielt sie ihm das Kunai ans Gesicht. “Ist Yashamaru-dono in Sicherheit?”, fragte sie bedrohlich leise. “Antworte!” Shougen sagte jedoch nichts und spuckte nur mit letzter Kraft etwas Schleim in Hotarubis Gesicht, der ihre rechte Wange traf. Hotarubis Augen funkelten wütend und wie eine Irre begann sie, mit dem Kunai auf Shougens Kopf einzustechen. “Antworte!”, rief sie dabei immer wieder. “Antworte mir, Shougen!” Sie flippte völlig aus. “Sag es mir! SAG ES MIR! ICH MUSS ES WISSEN..!” Erst als ein leiser Wind wehte, erwachte Hotarubi aus ihrem Wutanfall und bemerkte, dass die anderen schon sehr lange weg waren. Kurz starrte sie zum Mond hinauf. Ihr Blick wurde wieder weich und besorgt. “Yashamaru-dono…”, murmelte sie. Währenddessen jagten die anderen immer noch Jimushi Juubei hinterher. Koshirou warf eines seiner Kama, doch Juubei wich der Sichel geschickt aus. Auch Nenkis Kunai, die er warf, wehrte Juubei mit seinen schwanzartigen Metallplatten am Rumpf ab. Er legte noch einmal einen Zahn zu. “Warum können wir ihn nicht einholen?”, rief Rousai wütend. Hinoko versuchte auch ihr Glück und wollte ein Tantô nach ihm werfen, doch Koshirou sah sie eindringlich an. Hinoko brauchte ihn nicht zu fragen. Sie wusste, dass er ihr damit sagen wollte, dass das so keinen Sinn hatte. Juubei war zu schnell und zu wendig. Im wahrsten Sinne des Wortes wie eine Schlange. Er raste unaufhaltsam weiter geradeaus, bis er plötzlich stehen blieb. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und Ungläubigkeit. Die schemenhafte Gestalt, die nur vom sanften Mondlicht bestrahlt wurde, gehörte zu Yakushiji Tenzen, der soeben vor ihm aufgetaucht war. Aber wie konnte das möglich sein? Er hatte ihn doch getötet! Aber der Mann vor Juubei war eindeutig Tenzen. So quicklebendig, wie eh und je. “Lass die Schriftrolle fallen, die du im Mund hast.”, sagte Tenzen, dessen Gesicht durch die dunklen Schatten der Nacht kaum erkennbar war. “Sonst nützt dir die Waffe nichts, die du in deiner Kehle verbirgst.” Er sah Juubei direkt an. “Nicht wahr, Jimushi? Juubei blickte zuerst zu Tenzen, der scheinbar, so unfassbar es auch klingen mochte, von den Toten auferstanden war, und dann hinter sich, wo die anderen Iga jeden Moment auftauchen konnten. Er hatte die Qual der Wahl. So oder so. Heute Nacht wollte er nicht der sein, der starb. Auch wenn Tenzen unsterblich zu sein schien, so musste er dennoch versuchen, ihn noch einmal zu töten, um entkommen zu können. Er schloss die Augen und überlegte scharf. Viel Zeit blieb dem Arm- und Beinlosen Kouga nicht mehr. “Willst du wissen, was die Sterne für dich vorsehen, Jimushi Juubei?” Tenzen zückte sein Katana. Juubei hatte einen Entschluss gefasst. Auch wenn es ihn vermutlich das Leben kosten würde. Er öffnete die Augen, ließ die Schriftrolle fallen und sprang mithilfe seiner starken Bauchmuskeln hoch und griff Tenzen mit dem kleinen Messer in seiner Kehle an. Das nächste passierte in wenigen Sekunden. Tenzen griff an und halbierte Juubeis Körper mit seinem Schwert harrgenau in der Mitte, inklusive der langen Zunge des Kouga. Eine hälfte der Zunge blieb zusammen mit Messer in einem Baumstamm stecken und eine riesige Blutlache breitete sich unter den zwei Körperhälften Juubeis aus. “Dieser Trick funktioniert nicht zweimal.”, sagte Tenzen sadistisch grinsend und blickte kurz zu Juubeis Überresten. “Tenzen-sama!”, ertönten die Stimmen von Koshirou und Hinoko mal wieder einstimmig, als die zwei mit Rousai und Nenki zwischen ein paar Bäumen auf der kleinen Lichtung auftauchten. Tenzen sah kurz zu den vier und dann noch mal zu Juubei oder eher gesagt dem, was von Juubei übrig war. “Er hat mir entschieden zuviel Ärger gemacht…” “Oh!”, rief Hinoko aus, als sie Juubeis zerteilte Leiche sah. “Ihr habt ihn erledigt!”. Jedem normalen Menschen wäre bei dem Anblick schlecht geworden. Aber Hinoko, obwohl sie noch nie wirklich solche Dinge hatte mit ansehen müssen, amüsierte dieser Anblick eher. “Auf den Punkt genau die goldene Mitte erwischt!”, kicherte sie und ihre magentafarbenen Augen glimmten kurz. Koshirou starrte sie eine Weile an. Sagte jedoch nichts. Ihm war ein wenig unwohl, wenn Hinoko so war. Diese Seite an ihr lernte er nun zum ersten Mal kennen. “Hahaha! Hinoko, so gefällst du mir richtig gut!, lachte Nenki und klopfte der jungen Kunoichi kameradschaftlich auf die Schulter. Hinoko grinste. “Ich fange ehrlich an… es zu mögen… glaube ich...” Wenig später hatten die Iga ein kleines Feuer angezündet. Tenzen stand davor und blickte die Schriftrolle, die er von Juubei genommen hatte, an. Koshirou hielt die unbenutzte Schriftrolle der Iga, die Hotarubi, Nenki, Rousai und Jingorou mitgebracht hatten, in den Händen. Hinoko stand hinter ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte über seine Schulter zu gucken, was ihr aufgrund ihrer geringen Körpergröße jedoch nicht wirklich gelang. Mit ihren knapp 1,60 Metern (Genau genommen nur 1,58m!) reichte sie Koshirou nicht einmal ganz bis zur Schulter. Tenzen blickte zu Koshirou. “Das ist die gleiche Rolle. Wir brauchen keine zwei davon.”, sagte er. Koshirou nickte nur und warf die Rolle der Iga in das Feuer, wo sie langsam verbrannte. “Was hat das für einen Sinn, wenn es zweimal die gleiche war?”, fragte Hinoko und ihre magentafarben Augen loderten im Schein des Feuers so rot, wie dieses selber. Eine Antwort bekam sie nicht, denn in jenem Moment trat die schattenhafte Gestalt von Hotarubi zwischen den Bäumen hervor. “Was ist mit Shougen?”, fragte Tenzen sogleich die junge Frau. Hotarubi zeigte ein bösartiges Grinsen. “Ich habe ihm den Gnadenstoß gegeben…” Tenzen lächelte leicht und Hinoko ließ ein leises Kichern hören. Tenzen nahm die Schriftrolle und ging zu der Blutlache von Juubeis Leiche. Er krempelte einen, der weiten Ärmel seines Kosode hoch, um kein Blut dran kleben zu haben und tauchte einen Finger in das Blut um Juubeis Namen durchzustreichen. “Noch sieben…”, murmelte er. “Jetzt dürfen wir nicht leichtsinnig werden.”, ertönte Nenkis Stimme hinter ihm. Tenzen wandte sich um und steckte die Schriftrolle wieder ein. Ein breites Grinsen huschte über seine Lippen. “Aber am Ende werden wir den Sieg davon tragen. Wir, der Clan von Ogen aus Iga!” Ein kollektives Grinsen erschien auf den Gesichtern der Mitglieder des Iga Clans. Dies war die Chance ihres Lebens, es den Kouga heimzuzahlen. Eine schemenhafte Gestalt stand auf dem Beobachtungsturm, von Iga Tsubagakure und sah, wie sich vier dunkle Gestalten dem Ninja-Dorf näherten. “Ihr braucht Euch nicht so zu beeilen, Oboro-dono!”, rief Gennousuke der jungen Frau zu, die es scheinbar kaum erwarten konnte, dass ihr Verlobter endlich mal wieder Iga besuchte. Als sie ankamen, wurde das schwere Holztor, wie bei einer Burgfestung mit Ketten herabgelassen und Jingorou erwarteten sie schon mit einer Fackel in der Hand. “Herzlich Willkommen!, sagte er breit grinsend. Oboro ging auf ihn zu. “Jingorou? Du bist schon zurück?” In dem Moment flog der Falke an ihr vorbei und landete auf dem Dach der Mauer, die das Ninja-Dorf schützte. Jousuke schreckte kurz zurück. “Ah, du auch?”, lachte Oboro glücklich. “Wir haben ein Festmahl vorbereitet.”, erklärte Jingorou. “Der Sake aus Iga schmeckt anders, als der aus Kouga.”, sagte Akeginu zu Jousuke, ohne ihn sonderlich zu beachten. “Ich kann es kaum erwarten, Gennousuke-sama! Wie wird der Sake aus Iga wohl schmecken…? Süß…” Sein Blick verfinsterte sich ganz kurz: “… oder sauer?” Gennousuke blickte kurz zu dem Falken, während die anderen schon durch das Tor vorgingen. Auch der Vogel musterte Gennousuke mit nicht minder scharfem Blick. Dann wand sich Gennousuke von dem Tier ab und folgte Oboro und den anderen. Nicht ahnend, dass die kommenden Nächte in Iga alles für ihn und Oboro verändern würden… Vorschau: Der Sog des Hasses. Die stechende Klinge des Feindes… Die Aufrichtigkeit der Jugend, die von Idealen singt und alles verzeiht. Ein blutroter Nebel breitet sich in der Dunkelheit der Nacht, wie ein tödlicher Schleier, aus! Selbst der, im Sterben liegende, dämonische Mörder, wird am Ende wieder lachen. Tsubagakure, ein Fest in einer Frühlingsnacht… Noch ist die junge Liebe rein und unwissend…. Das nächste Mal bei Basilisk: Der blutrote Schleier des Hasses Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)