Idril von Kullerkeks1987 (Die Zeit nach dem großen Krieg) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Sanft drangen die Strahlen der Sonne durch das dichte, satte grüne Laub der Bäume und Vögel sangen beschwingt ihre Lieder. Es herrschte eine idyllische, aber auch verräterische Ruhe. Er schlich durch die Wälder auf der Suche nach etwas, was ihm wichtig war. Immer tiefer drang er in längst vergessene Sphären ein und blickte sich aufmerksam um. Er war vom Pferd abgestiegen, denn die Äste der Bäume hingen tief und bedrohlich über ihm. Während er lief, zerrten die Äste der Bäume an seiner Waldläuferkleidung, als wollten sie ihn aufhalten. Es war fast so, als wollten sie ihm den Weg zu etwas besonderem verwehren. Einem Schatz. Er spitzte die Ohren, da war doch etwas gewesen, oder? Er ging in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Sanft wiegten sich die Blätter der Bäume über ihm hin und her. Der Wind spielte mit ihnen und es kam ihm alles so vertraut vor. Das Rascheln des Laubs weckte viele Erinnerungen auf. Es war schon sehr lange her, dass er hier das letzte Mal gewesen war. Viel zu lange, fand er. Doch es hatte keinen Grund gegeben, jemals wieder hierher zurück zu kehren. Sie waren alle gegangen. Für immer und laut ihrer Aussage auch unwiderruflich. Alle bis auf seine Geliebte, seine Frau, seine Königin. Sie war bei ihm geblieben, hatte sich gegen ein Leben über dem großen Wasser entschieden und dafür war er ihr und dem Schicksal jeden Tag dankbar. Das Pferd hinter ihm schnaubte und schüttelte sich, während es die Nüstern aufblähte. Amüsiert blickte er hinter sich. Seine Augen fixierten das Reittier eine Weile. „Sei kein Angsthase Jishin.“, sagte er belustigt. Er selber war die ganze Zeit auf der Hut, man musste immer und überall mit Gefahren rechnen. Das hatten sie ihm damals beigebracht, als er bei ihnen gelebt hatte und es hatte ihm auch oft das Leben gerettet. Er war geübt als Waldläufer, er war es sein Leben lang gewesen. Er hatte mit seiner Erfahrung auch dem Träger des einen Ringes zur Seite stehen können. Frodo. Nie würde er ihn vergessen und nie würden die Sagen über ihn enden, denn er hatte Mittelerde vor Sauron und seinen widerwärtigen Orks gerettet, indem er den Ring in die Lava des Schicksalsbergs geworfen hatte. Frodo war damals mit seinem Onkel und Gandalf dem Weißen den Elben über das große Meer gefolgt. Er wünschte sich, dass er dort glücklich war, denn die Last, die er durch den Ring zu tragen hatte, wirkte sich damals auch Monate nach dessen Zerstörung noch auf ihn aus. Aragon war nach dem Sturz Saurons rechtmäßig zum König der Menschen erklärt worden und somit nur noch selten in den Wäldern unterwegs, die er einst so geliebt hatte. Viele Aufgaben hatte er zu erledigen, auch wenn sie noch so klein waren. Er hatte sich vorgenommen, sich um alle Angelegenheiten sehr genau zu kümmern, denn alles sollte so bleiben wie es jetzt war. Friedlich. Die Menschen in ganz Mittelerde hatten genug gelitten. Auch den Zwergen und Hobbits war es schlecht ergangen in dieser Zeit des Krieges und er hoffte, dass es nie wieder zu einem solchen Vorfall kommen würde. Tapfer hatten sie alle Seite an Seite gekämpft und schließlich dank Frodo gesiegt. Aragon hatte sein Ziel erreicht. Er ließ die Zügel seines Rappen los und das Pferd blieb geduldig an Ort und Stelle stehen. Nicht weit von sich entfernt erblickte der König eine Schimmelstute. Sie war weder gesattelt, noch angebunden. Seelenruhig stand das Pferd an dieser Stelle und graste. Als es die Neuankömmlinge bemerkte, spitzte es die Ohren und blickte ihnen entgegen. Dann senkte sie wieder den Kopf und widmete sich wieder dem saftigen Grün. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, die von einem ergrauenden Bart umgeben wurden. Er alterte und seine Liebste hatte sich entschlossen ihm zu folgen. Er seufzte leise. Arwen war noch immer schön, schöner als zuvor. Jedoch schmerzte es ihn, dass sie sich für ein so kurzes Leben entschieden hatte. Wegen ihm. Einerseits überkam ihn ein Gefühl tiefer Liebe, denn diese Entscheidung, mit ihm zusammen alt zu werden, zeugte von ihrer starken Liebe zu ihm. Doch auf der anderen Seite brach es ihm fast das Herz, da er für ihren Tod verantwortlich sein würde. Elben lebten länger als Menschen, sie konnten so viele Jahrhunderte überdauern. Sie wurden älter, aber sie alterten nicht. Sie konnten für immer schön sein, wenn sie sich dazu entschlossen. Er wachte aus seinen Gedanken auf und setzte seinen Weg fort. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Leise und wohlklingend wurde die Melodie eines fast vergessenen Liedes durch die Wälder von Lorien getragen und Aragon folgte ihm, denn er erkannte die Stimme. Sie erzählte von schon längst vergangenen Taten und von der Sehnsucht nach Abenteuern und einem Volk, was man schon fast vergessen hatte. Wieder streife ich, der Gedanken frei, durch die Täler und Wälder der Ahnen. Wieder einmal bin ich allein, auf der Suche wohin sie gingen, woher sie kamen, wohin sie schwanden. Das Volk der Schönheit und der Ehre, es ging von hier fort, das Volk meiner Ahnen, verließ diesen wunderbaren Ort. Die Melodie hallte sanft in den verlassenen Baumhäusern wieder und Aragon lauschte ihr verträumt. Er hatte gefunden, was er so lange gesucht hatte und war hinter ihr stehen geblieben. Leise hatte er sich angeschlichen, doch es war ihr nicht entgangen, dass sich jemand näherte. Sie endete mit dem Lied und wandte sich um. Große grüne Augen musterten den Neuankömmling amüsiert. Üppig fielen braune lockige Strähnen aus dem leicht geflochtenen Zopf. Die junge Frau stand auf und lief elegant auf ihn zu, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Aragon lächelte. „Idril“, sagte er nur und musterte ihre Kleidung. Sie trug die Kleidung eines Waldläufers, sie war etwas zerschlissen. Die grüne Gewandung war durch kleine, weiße Schnüre zusammen gehalten und darüber spannte sich, durch Lederriemen gehalten eine leichte Lederrüstung. Ihre Lederstiefel zeugten davon, dass sie oft in den Wäldern unterwegs war, denn sie waren schon stark abgenutzt. Trotz ihrer unangebrachten Kleidung für ihren Stand, wirkte sie wunderschön und unnahbar. „Hallo Vater, so früh schon unterwegs? Hat dich die Arbeit nicht mehr gehalten?“, fragte sie und strich sich eine Haarsträhne hinter das spitze Ohr. Er lächelte und schüttelte den Kopf. „Deine Mutter vermisst dich. Ihr war so, als ob sie dir gestern gesagt hatte, dass wir Besuch erwarten und du dem Spektakel beiwohnen sollst“, sagte er tadelnd. „Außerdem hatte ich dir schon einmal untersagt, dass du dich allein durch die Wälder begibst. Es gibt genug Gefahren, denen du nicht gewachsen bist. Du hast Freunde und eine Eskorte. Lass dich wenigstens begleiten, wenn du schon durch die Wälder streifen willst.“, schloss er seufzend, da Idril ihn schon beim ersten Wort betreten angesehen hatte. „Aber Vater…“, begann sie und wollte sich heraus reden, doch er hob die Hand und ließ nicht mit sich diskutieren. „Lass uns Losreiten, bevor wir beide ein riesiges Donnerwetter über uns ergehen lassen müssen“, schloss Aragon und wandte sich zum gehen. Seine Tochter schnappte sich ihre Tasche und folgte ihm mit schnellen, leichtfüßigen Schritten. Gemeinsam liefen sie aus den Wäldern von Lorien hinaus, bis sie endlich aufsitzen konnten. Elegant schwang sich Idril auf den Rücken ihres Schimmels und tätschelte ihn. „Ab nach Hause Sheranyn“, flüsterte sie und die Stute spitzte aufmerksam die Ohren. Er streckte die Nase in die Luft und schnüffelte. Seine gelben Augen blitzten auf, als er den Geruch zuordnen konnte. Eindeutig Menschen, was hatten sie hier zu suchen gehabt? Er knurrte leise. Dann beeilte er sich, wieder in einem der Waldhäuser zu verschwinden. Er kroch durch ein Loch in der Wand und war innerhalb von Sekunden in den Höhlen verschwunden, die sie sich geschaffen hatten. Viele gelbe Augenpaare folgten ihm auf seinem Weg. Die grauen Gesichter waren deformiert, vernarbt und drückten Hass aus. Unendlichen Hass und Mordsucht. Er war an seinem Ziel angekommen. Hier unten bei dem Anführer der Orks. Sein schweinsartiges Gesicht und weißen spitzen Zähne waren zu einer Fratze verzerrt. Geifer lief ihm über die Mundwinkel, als er erfuhr, was sein Kundschafter zu berichten hatte. Dann waren sie also nicht weit die Menschen. Sie konnten sie also wieder angreifen und morden. Seine Fratze verzerrte sich zu einem Grinsen, als er sich auf den Weg machte um die Uruk-Hai zu mobilisieren. Die Pferde trugen sie schnell. Ja sie flogen schon fast dahin. Es waren die schnellsten aus dem Stall von Rohan. Sie waren ein Geschenk von Eómer gewesen. Idril liebte Sheranyn über alles, es war ihr erstes eigenes Pferd. Gegen Nachmittag erreichten sie endlich ihr Ziel. Die Sonne stand noch hoch am Horizont, aber man spürte, dass die Luft kälter wurde. Sie ritten durch die riesigen Torbögen der Festung und brachten ihre Pferde in den Stall, wo sie von Stallburschen entgegen genommen wurden. „Wieso hast du uns nicht mitgenommen?“, fragte Joraldon, als er Sheranyn entgegen nahm. „Ich wollte allein sein“, antwortete Idril ihrem besten Freund und lächelte schelmisch. „Außerdem war ich an einem Ort, den du nie betreten darfst. Wenn ich ihn dir zeigen würde, dann müsstest du sterben“, sagte sie weiter und wandte sich dann zum gehen. Der blonde Jüngling blickte ihr verdattert hinterher und Aragon, der das Gespräch mitbekommen hatte, klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter. „Lass dir nicht immer solche Schauermärchen von ihr erzählen“, empfahl er lachend. Seit die Elben weg waren, war es egal, wer durch ihre ehemaligen Länder streifte. Aufpassen musste man jedoch trotzdem. Joraldon blickte ehrfürchtig zu seinem König auf und verstand dann. Die Stallburschen brachten die edlen Rösser in die Stallungen und Aragon machte sich auf den Weg zu seiner Frau. „Oft habe ich dich schon gebeten, die Wälder nicht alleine zu bereisen meine Tochter. Auch wenn wir in Frieden leben, kann es doch noch Gefahren geben. Die Orks sind nicht endgültig verschwunden, du kennst die Berichte der Reisenden!“, mahnte Arwen ihre einzige Tochter, als Aragon leise den Raum betrat. Er durchquerte den riesigen Saal und fand seine bezaubernde Frau und seine Tochter an der riesigen Speisetafel vor. Er setzte sich zu ihnen und lauschte dem Gespräch. Sich hier mit hinein zu hängen würde rein gar nichts bringen, das wusste er. „Aber Mutter“, begann Idril und ihre Augen leuchteten auf, sie waren voller Begeisterung. „Versteh doch, dass ich mehr über meine Ahnen erfahren will. Alles was mir über sie erzählt wurde, reicht mir nicht. Ich will sehen, wie und wo sie gelebt haben. Ich möchte mir so gern selber ein Bild machen, meinen Gedanken nachhängen!“. Arwen verzog leicht das Gesicht, sodass sich kleine Fältchen abzeichneten. „Ich kann dich verstehen meine Tochter und du kannst dies auch tun, so lang du eine Eskorte bei dir hast. Es ist sicherer! Wir brauchen auch nicht länger darüber diskutieren. Entweder du nimmst dir jemanden mit oder du lässt diese Ausflüge zukünftig.“. Mit diesen Worten schloss Arwen die Diskussion mit ihrer Tochter und diese sah ein, dass es auch nichts brachte zu versuchen, das Gespräch wieder aufzunehmen. Aragon blickte seine Frau an. Sie konnte immer da Grenzen setzen, wo er sich als Vater meist erweichen ließ. Ein Lächeln huschte über seine schmalen Lippen und Arwen wusste, dass er ganz ihrer Meinung war. Arwen fuhr sich durch das schwarze Haar. „Nun gut, komm Idril, wir machen dich für das Fest fertig. Du siehst schlimmer aus als dein Vater in seinen Bestzeiten als Waldläufer. Oder willst du, dass die Hobbits Angst vor dir bekommen und gleich wieder abreisen?“, fragte sie und stand lächelnd auf. Jetzt, wusste sie, hatte sie, hatte sie die ganze Aufmerksamkeit ihrer Familie. Aragon riss die Augen etwas fragend auf und das Gesicht von Idril erhellte sich zusehends. „Sie sind wirklich hier? Wann sind sie gekommen?“, fragte Aragon aufgeregt und erhob sich ebenfalls. „Heute Mittag, als du unsere liebe Tochter suchen warst.“, informierte ihn die Elbin. „Wo sind sie?“, rief Idril jetzt ungeduldig aus. „Unten in der Küche, wo sonst…“, lachte Arwen und erinnerte sich daran, dass sie gleich nach ihrer Ankunft nach etwas zu essen gefragt hatten. Jeder hier kannte den Appetit dieser kleinen Leute zu Genüge. Manchmal veranstalteten sie richtige Fressorgien und waren danach noch immer nicht satt. Als Aragon mit den Hobbits unterwegs gewesen war, hatten sie oft Pausen einlegen müssen, damit die Hobbits satt waren und nicht quengelten. Selbst das Lembrasbrot der Elben, welches einen Menschen für 3 Tage mit nur einem Bissen satt machte, aßen sie wie kleine Süßigkeiten innerhalb von wenigen Minuten weg und hatten dann noch immer Hunger. Idril wollte loseilen, um in die Küche zu kommen, doch wurde sie von ihrer Mutter aufgehalten. „Moment junge Dame“, du ziehst dich erst um, eher kommst du mir nicht in irgendeine Gesellschaft. Außerdem werden dein Vater und die Drei viel zu erzählen haben. Lass sie eine Weile allein.“. Mit diesen Worten zog Arwen ihre Tochter, die sichtlich deprimiert war, mit sich mit. Der König machte sich auf den Weg in die Küche und schon unten vor der Tür hörte er die kleinen Kerle, wie sie lautstark erzählten, lachten und Teller klapperten. Als er eintrat herrschte kurz Stille. „Was wollt ihr mich nicht begrüßen?“, fragte Aragon ungläubig und legte die Stirn in Falten. Jauchzend sprangen die drei Hobbits auf und stürmten auf ihren alten Weggefährten zu. „Aragon, alter Freund! Was haben wir dich vermisst“, riefen sie und plapperten wild durcheinander. So kannte er sie, seine Freunde. Sam, Pippin und Merry. Die drei Hobbits die sich mit Frodo Beutlin auf den Weg gemacht hatte um das Abenteuer ihres Lebens zu erleben. Die Drei, die während ihrer Reise viele Freunde und Feinde kennen lernten, getrennt wurden und doch nur ein Ziel verfolgten. Frodo helfen, damit er das beenden konnte was ihm aufgetragen worden war. Den Ring zerstören. „Ich hab euch auch vermisst meine Freunde. Kommt mit mir nach oben und erzählt mir, wie es euch ergangen ist. An Essen soll es uns oben nicht mangeln, denn wir erwarten heute noch großen Besuch. König Faramir und Königin Eowyn geben uns die Ehre.“, sagte Aragon und die Hobbits plapperten wieder wild durcheinander. Gemeinsam gingen sie nach oben in den Saal und ließen sich in einer gemütlichen Ecke nieder. „Erzählt, wie geht es euch und dem Auenland?“, fragte der ehemalige Wegefährte. Pippin lächelte und sein Gesicht legte sich in Falten. Das Alter war an ihnen nicht spurlos vorüber gegangen, aber sie waren noch genau die gleichen quirligen Kerlchen wie zuvor. „Besser könnte es uns allen nicht gehen, das Leben geht bescheiden seinen Gang. Wir haben auch wieder Zuwachs in unserer großen Familie bekommen“, verkündete er und deutete auf Sam. „Gerade erst vor ein paar Wochen hat unser Sam eine Tochter bekommen, wenn der so weiter macht, dann kann er das Auenland allein besiedeln“, stellte Merry fest und erntete einen entsetzten Blick von Sam. „Hübsch siehst du aus Idril“, flüsterte Arwen. Sie stand hinter ihrer Tochter und sah sie über den Spiegel an, der vor ihnen stand. Graziös wirkte sie jetzt und nicht mehr wie ein Waldläufer. Das schwarze bodenlange Kleid, welches Idril trug, war in den weiten langen Ärmeln und in der Mitte mit feinsten, roten Stoff genäht worden. Umrandet wurde dies durch goldene Stickereien, es waren kleine, goldene Blüten. Die dunklen Haare hatte Arwen ihr nach hinten geflochten. „Danke“, sagte sie leise und lächelte vor sich hin. „Sag mir…“, begann Arwen und blickte ihre Tochter über den Spiegel fragend an. „Was suchst du immer in den Hallen unserer Väter? Es ist doch nicht nur die Erfahrung und die Erkenntnis…“. Damit hatte sie voll ins Schwarze getroffen. Idril wurde rot und rang nach einer Antwort. „Ich möchte sie kennen lernen! Ich hoffe jeden Tag, dass sie doch wieder kommen und warte.“, antwortete sie mit gesenktem Kopf. War diese Hoffnung absurd? Ihre Mutter lächelte und nickte. Sie verstand es, denn so gern hätte sie die anderen ebenfalls bei ihr gehabt. Ihre Mutter, ihren Vater, ihre Freunde. Sie hatte sich von allen verabschieden müssen, um dieses Leben hier leben zu können. Arwen öffnete ein kleines Beutelchen, das sie an ihrem Kleid trug und holte eine Kette heraus. Sie legte sie Idril an und diese erkannte sofort, dass es die Schmiedekunst der Elben war. Ein kleines Symbol war in einen Flügel eingelassen und schimmerte rot. „Die Kette gehört deinem Großvater Idril. Elrond hat sie mir gegeben, bevor sie über das große Meer fuhren. Du sollst sie haben, denn ich glaube du hast mehr Freude daran als ich.“, flüsterte sie und streichelte ihr sanft über die Wange. „Ich warte unten auf dich, wenn das Fest beginnt. So lange kannst du deinen Gedanken nachhängen. Sie stand auf und entfernte sich. Idril starrte noch immer in den Spiegel, auf die Kette, die nun um ihren Hals lag. Sie hatte etwas von ihrer Mutter bekommen, was ihr mindestens genauso wichtig war, wie ihr. Sie betrachtete den Anhänger eine Weile und fuhr dann plötzlich rasch von ihrem Stuhl auf. Schnell eilte sie zu einer Kiste und schloss sie auf, ganz unten, in einem versteckten, zweiten Boden, holte sie ein Kurzschwert heraus. Sie betrachtete den Griff. Der Gleiche Flügel und das Gleiche Symbol waren hier eingelassen. Konnte das sein? Sie erinnerte sich an den Tag, als sie das Schwert gefunden hatte. Wie so oft war sie allein durch die Gegend gestreift, wenn sie gemeinsam durch das Land reisten. Ihre Eltern hatten ihr es zwar verboten, aber noch nie hatte sie wirklich auf die beiden gehört. Damals hatte sie die Chance genutzt und durch Bruchtal gestreift. Die Elbenstadt war wunderschön und barg viele Überraschungen. Sie hatte so viele neue Dinge über die Lebensweise ihrer Vorfahren gelernt und gesehen, dass sie nie wieder von diesem schönen Ort verschwinden wollte. Noch immer glänzte die Stadt prunkvoll und sie mochte nicht mal im Traum daran denken, wie wunderbar es hier gewesen sein musste. Sie hatte eine ganze Weile auf einer riesigen Veranda gesessen. Rund herum waren kleine Sitzmöglichkeiten und in der Mitte befand sich ein Tisch. Es schien so etwas wie ein Beratungssaal gewesen zu sein. Langsam erhob sie sich und schlenderte durch die Räume. In einem Thronsaal blieb sie stehen und betrachtete den großen, steinernen Thron. Sie setzte sich darauf und starrte vor sich hin. Als sie die Arme auf die Lehne legte, drehte sich der Thron mit ihr herum und sie befand sich plötzlich in einem abgeschlossenen Raum. Sie glitt aufgeregt von dem Thron herunter und sah sich um. Es schien keinen Ausweg zu geben. Es gab hier nichts bis auf eine Kiste, die mit elbischen Schriftzeichen versehen war. Neugierig hatte sie sich darauf zu bewegt und die Schrift gelesen. „Der du es gewagt hast, dich auf meinen Thron zu setzen, du hast das Geheimnis erkannt. Dich wird dieser Raum auf ewig binden, hast du das Zweite nicht erkannt.“, las sie leise vor und runzelte die Stirn. Na das war ja sehr hilfreich gewesen. Sie öffnete die Kiste, doch darin befand sich nichts weiter, außer zwei Steinen. Sie war hier gefangen und niemand konnte ihr helfen, da niemand wusste, wo sie war. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Viele Stunden hatte sie allein in diesem gottverdammten Raum gesessen und der Mut war mit jeder Sekunde gesunken. Doch dann spürte sie einen kleinen Luftzug. Es musste hier also doch einen Ausweg geben, nur wohin führte er? Sie suchte die Wand ab und hielt plötzlich inne. Meisterlich gefertigtes Handwerk? Ein Loch in der Wand? Die Steine in der Kiste… sie brauchte sie. Schnell lief sie zurück und holte die gleichartig wirkenden schwarzen Stücke aus ihrem Behältnis. Langsam lief sie wieder auf die Wand zu, in der sie das Loch und eine neue Inschrift gefunden hatte. Einer der Steine würde sie retten, der andere würde sie ins Verderben stürzen. Sie betrachtete die zwei Gesteine in ihrer Handfläche. Sie waren grob geschlagen und doch wirkte einer von den Beiden sehr liebevoll bearbeitet. Beim genaueren Hinsehen erkannte ihr elbisches Auge, dass es sich um die Kunst ihres Volkes handelte. Der andere Stein jedoch war unachtsam nachgefertigt. Sie ließ das Duplikat fallen und setzte den ersten Stein mit geschlossenen Augen ein. Sie war auf alles vorbereitet. Langsam hatte sich die Wand vor ihr in Bewegung gesetzt und gab den Weg in ein Kellerverlies frei. Von hier kam auch der Windzug. Sie stolperte nach unten und fand sich in einem verschlungenen Labyrinth wieder. Die Hoffnung wieder frei zu sein, war dahin. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Etwas hier unten roch auch sehr streng und sie hatte Mühe vor Gestank nicht gleich in Ohnmacht zu fallen. Sie entdeckte einige kleine, braune Schimmelpilze, die diesen Gestank produzierten. Sicherlich sollten sie ungebetenen Gästen das Leben hier unten in diesem Labyrinth schwer machen. Sie schien nicht die erste hier unten zu sein, das verrieten ihr die Knochen die hier lagen. Panik ergriff von ihrem Geist Besitz. Sie atmete tief durch, sie musste einen Ausweg finden und zwar schnell. Doch was tun? Sie würde Stunden brauchen den rechten Weg zu finden. Seufzend lehnte sie sich gegen die Wand zu ihrer Rechten und stutzte erneut. Was war das? Kleine, feine Linien im Mauerwerk verrieten, dass sie den rechten Weg weisen würden, wenn man ihnen nur folgte. Langsam schloss sie die Augen. Mit Hilfe ihres Tastsinnes konnte sie einen Weg nach draußen finden. Langsam lief sie los. Idril verließ sich auf ihren Geist und hatte das Labyrinth innerhalb weniger Minuten durchlaufen. Es war fast so gewesen, als hätte eine unsichtbare Hand ihr den Weg gewiesen und sie vor den Fallen gewarnt. Wieder stand sie vor einem Hindernis, einer riesigen Tür. Wie sollte sie sie öffnen? Sie wirkte so schwer, dass sie nicht glaubte, dass man sie mit bloßer Muskelkraft bewegen konnte. Sicherlich gab es auch hier für ein geschultes Auge und Kenner der Elben einen Hinweis. Langsam fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Wand und entdeckte kleine Einkerbungen. Schnell entzifferte sie die Schrift und stolperte an der Wand weiter entlang. Ihre Kehle schien sich durch den Pilz immer weiter zuzuschnüren. Sie kämpfte um jeden Atemzug, als sie das in der Wand gefunden hatte, wonach sie suchte. Kraftvoll drückte sie einen der Steine in die Wand herein und ein lautes Kreischen verriet ihr, dass sich die Tür öffnete. Sie schleppte sich wieder zurück und trat durch den kleinen Spalt. Frische Luft strömte ihr entgegen und Idril holte mit tiefen Atemzügen Luft. Sie blickte sich mit großen Augen um. Dieser Raum, er war genauso gestaltet wie der erste. In der Mitte befand sich wieder eine Kiste. Neugierig bewegte sie sich darauf zu und öffnete sie. Schon als sie den Deckel leicht angehoben hatte, schien der Raum durch ein gleißendes Licht erhellt zu werden. In rotem Samt eingebettet lag ein elbisches Kurzschwert. Es war mit so viel Liebe gefertigt worden und trug edle Verzierungen auf dem elfenbeinfarbenen Griff. Blutrote Steine waren in den Verzierungen des Griffes eingearbeitet und auch die Klinge trug Gravuren, die Kriegsgeschichten aus alten Zeiten erzählten. Im Deckel der Kiste befand sich eine weitere Inschrift. Aufmerksam las sie sie. Du, der es gewagt hat, die Hallen zu betreten. Du, der es geschafft hat, Hindernisse zu überwinden. Du bist es würdig, dieses Schwert zu tragen und zu leben. Idril griff nach dem Schwert und war erstaunt über die Leichtigkeit dieser Waffe. Keine der Waffen, die sie je besessen oder gehalten hatte, war so leicht und schön gewesen. Sie befestigte das edle Stück an ihrem Gürtel und sah sich dann weiter um. Gut. Sie hatte das Rätsel gelöst, doch wie kam sie hier wieder heraus? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sie hatte in einer der Wände ein großes schwarzes Loch entdeckt, eindeutig Tunnel. Leichtfüßig und achtsam bewegte sie sich auf ihn zu und schlüpft hinein. Sie wanderte noch eine ganze Weile durch verschlungene Gänge, bis sie den Ausgang gefunden hatte. Unterwegs hatte sie noch vielen Fallen ausweichen müssen. Einige waren auch schon ausgelöst worden, was sie noch mehr zur Vorsichtigkeit alarmierte. Sie war also nicht die Erste hier gewesen. Doch niemand schien das Schwert entdeckt zu haben. Die Eindringlinge mussten von der anderen Seite gekommen sein. Sie fand ein großes, in die Wand gestemmtes Loch, was nicht zu den Gängen der Elben passte. Es war grob gehauen und die Spuren im Stein waren noch frisch. Wer oder was auch immer hier rein wollte schien nicht weit gekommen zu sein, denn sie hatte das Schwert gefunden. Als sie um die Ecke bog wusste sie auch warum. Halb verweste Orks lagen in den Fallen der Elben, ihre ungeschulten Augen und Sinne waren ihnen zum Verhängnis geworden. Ekel überkam sie und auch die Alarmglocken in ihr schienen immer lauter zu schrillen. Orks wagten es, in den Hallen der Elben einzudringen! Wie weit sie wohl gekommen waren? Doch sie schienen es aufgegeben zu haben. Alle Fallen, auf ihren Weg in die Freiheit waren unberührt. Als sie die Geheimgänge von Bruchtal verließ und wieder in die Sonne trat, eilte sie sofort zu ihrem Ross und schwang sich auf. Sie musste sich beeilen, wenn sie nicht vermisst werden wollte. Idril rang mit gemischten Gefühlen. Sollte sie ihrem Vater von den Orks erzählen? Sicher wäre es sicherer, doch er würde ihr die Streifzüge verbieten. Sie beschloss, es nicht zu sagen. Das Kurzschwert würde sie ebenfalls verstecken, somit musste sie niemandem Rechenschaft ablegen. Sie wickelte es sorgfältig in Stoff ein und machte sich dann auf den Weg zu ihren Eltern. Jetzt wenn sie sich an diesen Tag zurück erinnerte, fiel ihr auf, dass jeder Raum mit diesem einen Flügel gekennzeichnet war und auch der Griff ihres Schwertes trug diesen Flügel. Sie berührte kurz die Kette und wollte sich gerade auf den Weg nach unten machen, als es leise an ihrer Tür klopfte. „Ja?“, sagte Idril und beobachtete neugierig wie sich die Tür öffnete, denn sie erwartete niemanden. „Darf ein alter Mann sein Patenkind nach unten in den Saal geleiten?“, fragte ein stabil gebauter, blonder, bärtiger Mann und trat in den Raum. „Onkel Faramir!“, rief Idril begeistert und warf sich um seinen Hals. „Was macht ihr denn hier?“. Faramir zuckte mit den Schultern. „Drei kleine Hobbits ließen uns wissen, dass sie bald hier sein würden…als ob wir uns das entgehen lassen würden“, lächelte er und hakte sich bei ihr unter. „Nun komm, wir wollen die anderen nicht warten lassen. Schließlich gibt es viel zu erzählen“. Mit diesen Worten machten sich die Beiden auf den Weg zum Festsaal. Unten herrschte schon ein reges Treiben. Es wurde ganz nach Auenländer Art gesungen und musiziert und auch die anderen Gäste schienen sich von dieser überschwänglichen Laune mitreißen zu lassen. Idril ließ sich mit Faramir an der langen Tafel nieder und begrüßte Eowyn heiter. Sie hatte sich genau wie Faramir wenig verändert. Sie waren zwar gealtert, doch waren sie noch immer schön und stolz. Ihr Blick glitt durch die Menge, die gleiche Runde wie immer. Am anderen Ende des Tisches saß Eómer und unterhielt sich mit ihrem Vater und ihren Brüdern. Noch immer war sie ihm sehr dankbar, dass er ihr Sheranyn geschenkt hatte. Ein besseres Pferd hätte sie sich nicht wünschen können. Wie es schien, diskutierten sie wieder über Pferde, Politik und Jagd. Boromir ihr ältester Bruder und Galador schienen sich jedenfalls prächtig dabei zu amüsieren. Idril musterte ihre Brüder eine Weile. Boromir war ihrem Vater fast wie aus dem Gesicht geschnitten, er hatte etwas Raues an sich was ihn immer wieder sehr geheimnisvoll wirken ließ. Die braunen langen Haare hatte er zu einem Schwanz zusammen gebunden, sodass man seine spitzen Ohren sehen konnte. Seine sanften braunen Augen strahlten immer solch eine Ruhe aus, dass sie sich bei ihm meist am wohlsten fühlte. Obwohl auch er ein Halbelb war, kam er vom Äußeren her sehr nach Aragon. Galador hingegen war das genaue Gegenteil von Boromir. Sein pechschwarzes Haar trug er offen, ganz wie es die Elben immer taten. Seine Gesichtszüge waren sehr fein, fast genauso wie die ihrer Mutter. Und die grünen Augen waren immer aufmerksam und neugierig. Der Platz ihr gegenüber war noch leer, doch sie wusste, wem er gehörte. Neugierig blickte sie sich nach ihm um und entdeckte ihn bald. Dort stand er. Elfwine, der Sohn von Faramir und Eowyn. Sie waren zeitweise wie Geschwister aufgewachsen und waren dadurch die besten Freunde geworden. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er ihr entgegen und eilte auf sie zu. Sein glattes, dunkelblondes Haar wippte während seiner Schritte immer auf und ab. Mit leuchtenden blauen Augen blickte er sie an. „Idril schön dich zu sehen“, sagte er und begrüßte sie so, wie es am Hofe angemessen war. Sie nickte ihm lächelnd zu. „Ich freu mich auch dich zu sehen. Erzähl! Was gibt es Neues zu berichten?“, fragte sie und ließ sich in ein scheinbar nicht endendes Gespräch verstricken. Aufmerksam hörte sie ihm zu, als er von dem Einfall kleiner Ork-Truppen berichtete. Sie kannte die Gefahr durch diese Wesen nur zu gut, doch hatte sie geglaubt, dass sie in ihrer Zahl stark reduziert worden waren. In den Wäldern jedenfalls brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, denn Baumbart und sein Gefolge hatten es sich zur Aufgabe gemacht Orks aus ihren Wäldern zu vertreiben und Eindringlinge anzugreifen. Der Abend verging sehr schnell. Idril mochte es den Hobbits bei ihren Liedern zuzuhören oder mitzusingen. Besonders liebte sie die Gesänge über ihre Reise. Die Gefahren, die der Ring mit sich gebracht hatte, welche Monster sie bekämpft hatten und wen sie alles getroffen hatten. All dies erfuhr man aus ihren Liedern. Auch hier kamen sie mit vor. Ihre Ahnen. Die Hobbits hatten das Glück sie kennen zu lernen. Innerlich seufzte sie sehnsüchtig auf. „Idril?“ Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen und blickte zu ihrem Vater, der ihr seine Hand entgegen streckte. „Tu einem alten Mann den Gefallen und tanz mit ihm“, lächelte er und zog sie von ihrem Stuhl hoch. Von vielen Blicken gefolgt eröffneten sie und ihr Vater den Tanz. Anmutig glitten sie zum Takt der Musik hin und her. Immer mehr gesellten sich zu ihnen. Aragon wurde nach einiger Zeit von Elfwine abgelöst und ließ sich neben Faramir nieder. Sie beobachteten die Beiden eine Weile und begannen dann wieder zu diskutieren. Erschöpft ließ Idril sich auf ihren Platz fallen, als ihr Vater das Wort erhoben hatte. „Meine Freunde, ich freue mich, dass wir uns erneut zusammen gefunden haben, um eines unserer berauschenden Feste zu feiern. Doch heute soll unser Abend nicht nur von alten Geschichten und ernsten Themen beherrscht werden. Ich freue mich, euch allen, meine teueren Freunde, bekannt geben zu dürfen, dass Elfwine, Sohn von Faramir und Eowyn, um die Hand meiner reizenden Tochter Idril angehalten hat. Möge euch das Glück hold sein!“. Er erhob das Glas in die Runde und nickte allen zu. Jubel brach im Saal aus und die Musik setzte augenblicklich wieder ein. Idril starrte leer vor sich hin. Etwas schien in ihrem Inneren laut aufzuschreien. Dann suchte ihr Blick ihren Vater. Wie konnte er nur? Als sich ihre Blicke begegneten, veränderte sich der gerade noch glückliche Ausdruck in Aragons Gesicht zu einer versteinerten Maske. Er schien bemerkt haben, dass er einen Fehler begangen hatte. Arwen legte ihre Hand auf die ihres Gatten und blickte ihn ebenfalls bestürzt an. Auch ihr war nicht entgangen, was in Idril vorging. „Idril? Darf ich um den Tanz bitten?“, fragte die glückliche Stimme von Elfwine und sie drehte sich mechanisch zu ihm um und stand auf. Während sie tanzten, beobachtete sie ihre Eltern und ihre Brüder. Boromir und Galador schienen die Entscheidung ihres Vaters zu dulden, doch blickten auch sie unschlüssig, als sich ihre Blicke mit denen von ihr trafen. Sie fühlte sich so verraten. Doch am schlimmsten empfand sie den Verrat von Elfwine. Sie waren immer wie Geschwister gewesen und doch hatte er nun um ihre Hand angehalten. Er hatte sie nicht einmal gefragt, wie es um sie stand. War es etwa selbstverständlich für ihn gewesen? Sie hätte am liebsten laut ausgerufen, dass sie all dies nicht wollte. Doch sie wollte niemanden verärgern. Sie brachte den Abend hinter sich, ohne sich noch ein einziges Mal wirklich über etwas freuen zu können. Sie spielte alles nur. Und niemand schien es zu bemerken, nicht einmal Elfwine, obwohl man meinen hätte können, dass er sie von allen am besten kannte. Sie war schon immer gut darin gewesen, wenn es darum ging, einen Schein zu wahren. Doch diesmal fiel es ihr schwerer als sonst. Ihre Gedanken und Gefühle nahmen sie mehr ein denn je. In den Wäldern, die sonst so still dalagen, bewegte sich etwas. Äste knackten unter schweren Schritten. Die Waldtiere flüchteten vor dem was hierher kam. Heute Nacht würden sie wieder an die Oberfläche kommen. Ab heute würden die Hallen der einst so stolzen Elben die ihren sein. Es würde ein neues Zeitalter anbrechen. Gelbe, stechende Augen suchten sich ihren Weg durch die Nacht. Als der Abend endete, begab sich Idril, nachdem sie sich von allen höflich verabschiedet hatte, in ihr Gemach. Sie hatte den ganzen Abend nicht mehr mit ihrem Vater gesprochen. Auch das Angebot, dass er sie auf ihr Zimmer brachte schlug sie ab. Was sollte ihr hier im Schloss schon passieren? Überall standen Wachen. Wütend schloss sie die Tür und erst jetzt konnte sie ihren Gefühlen richtig Luft lassen. Sie war so enttäuscht und so verzweifelt. Idril konnte die Entscheidung ihres Vaters weder verstehen, noch akzeptierte sie es. Die Halbelbin lief in ihrem Zimmer aufgebracht auf und ab. Sie überlegte fieberhaft, wie sie all dem entkommen konnte. Gar nicht. Nicht ohne irgendjemand schwer zu enttäuschen oder gar Streit aufkommen zu lassen. Sie hielt in einem ihrer Schritte inne und starrte eine ganze Weile auf ihren Schrank. Sie öffnete ihn und holte das Kurzschwert hervor. Hier war die Lösung ihres Problems. Boromir klopfte an die Tür seiner Schwester. Er hatte gestern bemerkt, wie sich ihre Laune umgeschlagen hatte und wollte sie auf einen Ausritt mitnehmen, um mit ihr in Ruhe über alles reden zu können. Er war schon immer für sie da gewesen, wenn sie Kummer gehabt hatte. Auch dieses Mal wollte er seiner kleinen Schwester helfen. Er hatte die ganze Nacht nicht wirklich geschlafen, da er über diese verzwickte Situation hatte nachdenken müssen. Doch so sehr er auch nachgedacht hatte, er hatte keine wirkliche Lösung für ihr Problem gefunden. Als niemand antwortete, drückte er langsam die Klinke nach unten und trat in das Zimmer. Die Dielen knarrten leise, als er sich durch das Zimmer bewegte. Es war wie immer abgedunkelt. Leichtfüßig begab er sich zu den Vorhängen und zog sie schwungvoll auf. „Guten Morgen Idril, Zeit dass du aus den Federn kommst.“, begann er fröhlich und wandte sich um. Doch das Bett von Idril war leer. Er sog die Luft scharf ein und wandte sich einmal im ganzen Zimmer um. Keine Spur von ihr. Innerhalb von Sekunden hatte er erfasst was geschehen war. Er rannte zum Arbeitszimmer seines Vaters und blieb augenblicklich stehen, als Galador aus der anderen Richtung ebenfalls heran geeilt kam. „Sheranyn ist verschwunden“, rief er seinem Bruder entgegen. „Die Stallburschen haben sie heute Morgen nicht im Stall vorgefunden“. Boromir nickte. Wie sollte es auch anders sein. Er klopfte an der Tür seines Vaters. Aragon lief in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er hatte gewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte, aber dass sie so reagieren würde? „So sucht sie doch endlich“, sagte Arwen in einem scharfen Ton. „Wer weiß wo sich das Kind herum treibt. Es ist noch so viel Gesindel unterwegs.“. Aragon nickte. Schon die ganze Zeit überlegte er wo sie die Such beginnen sollten. Die Wälder von Lorien? Es war offensichtlich, dass sie vielleicht dort hin geritten war, schließlich ging sie so oft dort hin. Aber auch Bruchtal konnte eines ihrer Ziele sein. Schon oft hatte sie sich in die Hallen ihrer Ahnen geflüchtet, wenn sie traurig gewesen war. „Ich denke sie ist…“, doch weiter kam er nicht, als die Tür seines Arbeitszimmers aufflog und Faramir schwer atmend eintrat. „Entschuldigt die Störung, aber einer der Bauern berichtete uns soeben davon, dass seine Familie von Orks nieder gestreckt wurde, die sich rund um die Wälder von Lorien herumtreiben. Wir vermuten, dass es nur Späher waren. Wir müssen damit rechnen, dass sie sich in den Hallen der Elben breit gemacht haben“, berichtete er. Arwen hatte die Hände vor den Mund geschlagen und starrte Aragon flehend an. Es war nicht nur ihre Heimat von den Orks befallen worden, sondern ihre Tochter schwebte auch noch in Gefahr. „Boromir, Galador, sagt den anderen Bescheid, wir müssen Idril suchen. Und ruft auch die Soldaten zusammen, wir müssen uns um dieses Problem kümmern.“. Als er aus dem Zimmer gehen wollte erhob sich Arwen um ihm zu folgen. „Bitte bleib hier, ich möchte dich nicht in Gefahr wissen meine Liebste“, flüsterte Aragon und wandte sich, nachdem er sicher war, dass sie bleiben würde, zum gehen. Sie hatten sich aufgeteilt. Aragon, Faramir und Boromir machten sich mit einigen Soldaten auf den Weg nach Lorien. Elfwine, Eómer und Galador ritten nach Bruchtal, um dort nach dem Rechten zu sehen. Der Ritt schien für Aragon Ewigkeiten zu dauern. Er hoffte, dass es seiner Tochter gut ging. Er wusste nicht, was er tun sollte, sollte ihr etwas zugestoßen sein. Wie Idril aus den Ringen von Minas Tirth heraus gekommen war, hatten sie schon heraus gefunden. Sie hatte sich in eine Waldläuferkutte gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und war mit dem Argument an den Wachen vorbei gekommen, dass sie ein Bote sei und eine wichtige Nachricht des Königs wegbringen musste. Natürlich hatten die Wachen dies geglaubt und sie schnell heraus gelassen. Und er? Wieso hatte er nichts bemerkt? Er und die anderen hatten zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch im Festsaal gesessen. Sie hatte Sheranyn an ihrer gewohnten Stelle freien Lauf gelassen und das Ross trabte mit seinem Reiter Lorien entgegen. Die Sonne ging auf, als sie ihr Ziel erreichten. Der Wald lag still da und Nebelschwaden schlangen zwischen den massiven Bäumen hindurch. Sheranyn eilte freudig ihrem Ziel entgegen. Sie wusste wo das saftigste Grün in ganz Lorien stand. Lächelnd schwang sich Idril von ihrem Rücken, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Während sie ihr Ross grasen ließ, schlenderte Idril zu den Hallen ihrer Ahnen. Sie atmete die frische Luft des Morgens ein und verschwand dann auf einem der Fleets, um das Gelände nach Gefahren abzusuchen. Sie erkannte aber nichts und machte sich so auf den Weg durch die unteren Gebäude. Sie liebte es durch diese Gänge zu schweifen. Als sie in den Thronsaal kam hielt sie plötzlich inne. Auf dem Thron lag ein stark abgenutztes und grob geschmiedetes Schwert. Daneben lehnte ein Schild, der durch viele Schlachten stark beschädigt worden war. Ihr Herz schlug immer schneller. Hatte sie etwa doch nicht genug aufgepasst? Ein röchelndes Lachen drang aus der Dunkelheit und als sie ausgemacht hatte woher es kam, erkannte sie diese gelben stechenden Augen. Der beißende Gestank von Tod schlug ihr entgegen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie von hier entkommen, doch als sie sich umwandte, blieb ihr der erschreckte Schrei fast in der Kehle stecken. Sie war umzingelt von Orks. Aragon und seine Truppen erreichten Lorien wenig später. Er war achtsam. Sein Blick suchte die Wächter des Waldes die Baumbart hier postiert hatte und er fand sie auch. Die Orks hatten sie gefällt. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Wieso hatte Idril dies nicht gesehen? Noch immer hingen kleine Nebelschwaden in Fetzen zwischen den Bäumen und er wusste, wieso. Aragon spitze die Ohren. Er hörte ein Pferd. Sheranyn schien von den Orks angegriffen zu werden. Noch schien es nicht zu spät zu sein. Er trieb Kaspian an und zog sein Schwert, gefolgt von den Soldaten. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, rammte einer der Orks Sheranyn sein grob geschmiedetes und fast stumpfes Schwert in den Hals und blickte kampflüstern zu den Neuankömmlingen. Blut strömte über den Hals der Schimmelstute und sie hatte Mühe sich noch auf den Beinen zu halten. Klagend brach Sheranyn zusammen. Sie blähte die Nüstern noch ein paar Mal auf, dann schwand das Leben aus ihr. Es schien fast wie ein Stichwort für die orks gewesen zu sein, denn nun stürmten sie aus allen Löchern heraus, um gegen Aragon und seine Truppen zu kämpfen. Aragon und die Anderen waren von ihren Tieren herunter geglitten und hatten sich auf die Orks geworfen, die ihnen entgegen gestürmt waren. Sie wurden immer wieder von allen Seiten angegriffen. Sie schienen in einem richtigen Nest gelandet zu sein. Während seine Soldaten schwanden, tauchten immer mehr von diesen blutrünstigen Monstern auf. Die Hoffnung, dass Idril noch lebte, hatte er bereits aufgegeben. Selbst wenn sie flink gewesen sein sollte, so hatte es hier sicher keinen Ausweg für sie gegeben. Ein gellender Schrei ließ ihn und auch die anderen kurz in ihrer Bewegung inne halten. Der Anführer dieser Monster war aus den Gängen der Elben getreten und trug Idril, am Hals gepackt vor sich her. Sie zappelte und wand sich unter seinem Griff. Angsterfüllt blickte sie auf ihren Vater, als sie ihn wahrnahm. Tränen liefen über ihr Gesicht. Und als sie Sheranyn am Boden liegen sah, schrie sie erneut auf. „Sei endlich still“, herrschte der Ork sie an, während sein Speichel ihr ins Gesicht schlug. Hämisch grinsend blickte er auf Aragon. „Der große König ganz schwach. Wie haben wir alle auf den Tag gewartet. Es wurde auch Zeit, dass dieser Moment kommt. Endlich können wir uns an allem rächen. Endlich können wir wieder herrschen und Angst und Schrecken verbreiten“, lachte der Anführer und zog sein Kurzschwert. „Tötet sie alle“, sagte er nur und hielt Idril ein Stück von sich weg. „Und mit ihr fangen wir an“. Galador und die anderen trauten ihren Augen nicht, als sie Bruchtal erreichten. Was auch immer hier gewütet hatte, hatte keine Überlebenden zurück gelassen. Überall lagen die Leichen der Orks auf dem Boden. „Was zum Teufel…“, begann Eómer und blickte sich aufmerksam um. Auch die anderen waren vorsichtig, als sie durch einen der Torbögen ritten, schlossen sich plötzlich die Türen hinter ihnen. „Wer wagt es in die heiligen Hallen der Elben einzudringen?“, fragte eine durchaus erboste Stimme. Alle waren kampfbereit, nur Eómer ließ sein Schwert sinken. „Freunde der Elben und auch Freunde von dir… Gandalf.“. Aragon wollte sich aus der Menge heraus kämpfen um zu Idril zu gelangen, doch es war schier unmöglich. Sie waren umzingelt. Idril blickte ihren Vater an und schloss dann die Augen. Sie hatte ihren Vater und auch ihre Freunde in Gefahr gebracht. Der Ork holte aus und stach zu. Idrils Augen weiteten sich erschrocken und sie rang nach Luft. „Idril!“, schrie Boromir und auch Aragon schrie gequält auf. Sie versuchten sich aus der Menge frei zu kämpfen, doch es ging weder vor, noch zurück. Alle Orks die sie eben noch umzingelt hatten, fielen nacheinander zu Boden. Aragon und die anderen blickten ungläubig auf die toten Orks. In jedem einzelnen steckte ein Pfeil. Und die Orks am Rand waren von düsteren, in Kapuzen gehüllten Gestalten niedergestreckt worden. Langsam arbeiteten sie sich durch die Menge und kontrollierten, ob wirklich alle tot waren. Aragon riss sich kurz aus seinem Erstaunen heraus und wandte sich an die Stelle wo Idril gewesen war. Doch sie war verschwunden. Der Ork der sie umgebracht hatte, lag rücklings auf dem Boden. Man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. „Idril…“, murmelte Aragon und blickte sich suchend um. Er entdeckte sie, eine der dunklen Gestalten hielt sie auf dem Arm und stand im Schutz der Anderen. Wieder wurde Aragon mit seinen Truppen eingezingelt, die noch übrigen Soldaten sowie seine Freunde machten sich wieder kampfbereit. „Da brat mir doch einer nen Storch“, fluchte eine raue, grummelige Stimme. „Ein bisschen mehr Freude über eure Rettung hätten wir schon erwartet“, fuhr die Stimme fort und Aragon ließ ungläubig sein Schwert sinken. Auch Faramir senkte sein Schwert, denn er kannte die Stimme ebenfalls. Zwischen all den großen Gestalten stapfte ein Zwerg mit einer doppelklingigen Streitaxt hindurch. Sein roter Bart war geflochten und seine schwere Rüstung glänzte in den ersten Morgenstrahlen schillernd. „Ja was guckst du so Aragon, dachtest du etwa, wir machen uns die Arbeit mit den Orks und wollen euch dann auch noch angreifen?“. Gimli blieb vor seinem alten Weggefährten stehen und lachte amüsiert. Der König dieses Landes starrte den Zwerg noch eine ganze Weile an, bevor sein Blick wieder zu seiner Tochter schweifte. „Keine Angst ihr geht’s gut“, sagte die sanfte Stimme von Legolas. Er hatte sich die Kapuze vom Kopf gestreift und lief auf Aragon zu. „Sie braucht trotzdem Ruhe, lasst und nach Minas Tirth aufbrechen. Elrond wartet dort sicher schon mit Gandalf auf uns.“. Aragon nickte und so brach ein Teil der Elben mit ihnen nach Minas Tirth auf, während die anderen blieben, um ihre Hallen von dem Blut der Orks zu säubern. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 Wasser plätscherte sanft und weckte Idril. Sie richtete sich auf und sah sich um. Sie war an dem Ufer eines kleinen Sees, in dem ein Bächlein mündete. Sie erhob sich und blickte sich weiter um. Wie war sie hier her gekommen? Idril erkannte viele fremde Baumarten, doch sie waren von einem so satten grün und von solch einer Freundlichkeit durchflutet, dass sie sich sofort wohl fühlte. Ein leises Knacken hinter ihr ließ sie aufhorchen, doch sie konnte nicht erkennen, von wo genau es gekommen war. Während sie sich weiter wachsam umblickte, fand sie einen kleinen Weg, der von dem idyllischen See fortführte. Leichtfüßig folgte sie ihm und gelangte nach kurzer Zeit in eine prachtvolle Elbenstadt. Die handwerkliche Fertigkeit übertraf die der Hallen, die sie kannte, bei weitem. Sie war genauso pompös, wie die Hallen ihrer Ahnen, jedoch war sie noch detaillierter und leuchtender gestaltet. Überall liefen Elben geschäftig durch die Straßen. Sie wollte einen von ihnen ansprechen und fragen, wo sie war. Doch keiner von ihnen reagierte als sie sie ansprach. Und als sie nach ihnen griff, glitten ihre schlanken Finger durch sie hindurch. Das alles war nicht real! Sie musste träumen. Oder? Sie lief neugierig weiter durch die Gassen dieser unbekannten Stadt und verfolgte überall das geschäftige Treiben. Irgendwie machte es ihr Spaß alle ungestört beobachten zu können. Schließlich gelangte sie in eine große Halle, in der sich einige Elben versammelt hatten. Es schien eine Art hoher Rat zu sein. In der Mitte des Tisches befand sich eine große Karte, in die die Kontinente eingezeichnet waren. Die Elben schoben Schiffe über die Karte und Idril fragte sich, ob sie einen Angriff auf etwas planten. Beim genaueren Hinsehen erkannte sie, dass sie die Schiffe auf Mittelerde zuschoben. Was das wohl bedeuten mochte? Sie sah sich die einzelnen Personen, die an dem Tisch versammelt waren, genau an und hielt bei einem von ihnen inne. Er hatte dunkelbraune, lange Haare, welche leicht ineinander verflochten waren. Sein Gesicht war durch markante Züge stark geprägt. Seine Sachen wirkten in Gegensatz zu den anderen noch prunkvoller. Der rubinrote Stoff harmonierte wunderbar mit den weißen Stickereien. Doch was ihr an meisten an ihm auffiel, ließ sie kurz den Atem anhalten. Er trug das Symbol, was sich unwiderruflich in ihrem Geist eingebrannt hatte. Den Flügel. Ihre Hand glitt zu der Kette, die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Diese Person die dort saß war also ihr Großvater. „Elrond“, flüsterte sie leise und plötzlich erhob er seinen Kopf und starrte genau in ihre Richtung. Sie blieb an Ort und Stelle wie angewurzelt stehen. Hatte er sie gehört? Konnte er sie etwa sehen? Sie wollte noch etwas sagen, doch Elrond wandte den Kopf wieder ab und widmete sich wieder seiner Diskussion. Eine ganze Weile beobachtete sie ihn und sog jede Bewegung die er machte begierig mit den Augen auf. Am liebsten wäre sie für immer hier geblieben, doch der Rat löste sich auf und sie blieb allein zurück. Idril beschloss weiter durch die Hallen zu gehen und wandte sich schnell um. Während sie durch die Gänge lief, konnte sie vielerlei über die Elben lernen. So weit dies in Wirklichkeit auch so war, denn sie träumte. Es war nicht einmal garantiert, dass dies wirklich ihr Großvater gewesen war und doch war sie glücklich. Neugierig trat sie durch die verschiedensten Türen und gelangte schließlich in einen wunderschönen Garten. Die liebevoll gepflanzten Blumen verströmten einen angenehmen Duft und luden dazu ein, hier zu bleiben. Sie ließ sich auf einer der Steinbanken nieder und blickte gedankenverloren in den Himmel. All dies, was sie hier sah und erlebte, war wirklich zu schön um wahr zu sein. Sie wünschte sich niemals aus diesen Traum aufzuwachen. Hier schien die Welt so friedlich und unkompliziert zu sein. Als die Tochter von Aragon den Kopf wieder sinken ließ, blickte sie den geschäftigen Elben dabei zu, wie sie eilig an ihr vorbei liefen. Sanft fegte sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte leise. Und während sie da so saß, bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Ihr gegenüber stand ein junger Elb und blickte sie aus neugierigen Augen interessiert an. Als er bemerkte, dass sie ihn entdeckt hatte, drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand in der Menge. Idril sprang auf und eilte ihm hinterher. Genau wie er glitt sie durch die Elben hindurch. Sie war schneller als er. Doch je mehr die junge Halbelbin sich ihm näherte, umso mehr verschwand die Deutlichkeit ihres Traumes. Kurz bevor sie ihm die Hand auf die Schulter legte, um ihn zu stoppen, wachte sie auf. Leise drangen Stimmen zu ihr hindurch und sie schlug die Augen auf. Boromir saß am Bett seiner Schwester und lächelte, als er bemerkte, dass sie wach geworden war. Er räusperte sich leise, um die anderen im Raum darauf aufmerksam zu machen. „Na Krümel, wir hatten schon Angst, dass du gar nicht mehr aufwachst“, sagte er erleichtert und strich ihr sanft über die Stirn. Galador und ihre Mutter tauchten plötzlich aus dem Schatten des Raumes auf. Arwen eilte zu ihrer Tochter und schloss sie fest in die Arme. „Mein Engel, wie geht es dir?“, fragte sie sanft und streifte ihrer Tochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ganz gut …“, antwortete ihre Tochter leise und sah sich um. „Wo ist Vater? Ist ihm etwas zugestoßen?“, fragte sie fast schon hysterisch und versuchte sich aufzurichten. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie nicht auf ihre Eltern gehört hatte. Galador drückte sie sanft wieder zurück und Arwen schüttelte den Kopf. „Er ist in einer Beratung, er wird sicher gleich herkommen, wenn sie vorbei ist. Ruh dich noch etwas aus.“, flüsterte ihre Mutter beruhigend. Galador und Boromir verließen leise das Zimmer und auch Arwen folgte ihnen. Als nun allein war und nach draußen zu der untergehenden Sonne blickte, wurde es immer schwerer um ihr Herz. Jetzt wäre sie normaler Weise in den Stall geritten und hätte … Erst jetzt kamen die Erinnerungen an das, was geschehen war. Sie konnte noch ganz deutlich den fauligen Gestank wahrnehmen, den die Orks versprüht hatten. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Und auch jetzt kam die schmerzhafte Erinnerung zurück, dass sie etwas Wertvolles verloren hatte. Ihre beste Freundin. Ihr treues Ross. Sheranyn. Ein starkes Schütteln drang durch ihren Körper. Sie hatten ihr Pferd getötet. Nein sie selbst hatte es getötet. Durch ihre sture Dummheit hatte sie das verloren, was ihr das Liebste war. Tränen bahnten sich schnell und heiß ihren Weg über ihre Wangen. Der Verlust saß tief in ihrer Brust und sie schämte sich für das, was sie getan hatte. Sie war so leichtsinnig gewesen, obwohl sie es hatte wissen müssen, dass Orks sich in den Hallen herumtrieben. Sie hatte sie selbst in Bruchtal gesehen und ihr Vater hatte sie of genug gewarnt. Leise öffnete sich die Tür zu Idrils Zimmer und Aragon trat ein. Das was er vorfand gefiel ihm ganz und gar nicht. Ein kleines Häufchen Elend hatte sich in einer Ecke des großen Eichenbettes in seiner Decke zusammen gerollt und starrte ihm, mit von Tränen verquollenen Gesicht, entgegen. Er ließ sich neben Idril sinken und strich ihr sanft durchs Haar. „Es tut mir so Leid Vater. Ich habe euch alle in Gefahr gebracht und auch schwer enttäuscht.“, schluchzte sie und hielt plötzlich inne. Erst jetzt hatte sie bemerkt, was sie eigentlich alles angerichtet hatte. Sie hatte viele Menschen in Gefahr gebracht, ihre Eltern und Brüder enttäuscht, aber auch Faramir und Eowyn vor den Kopf gestoßen. „Es ist in Ordnung meine Tochter. Wie hätte ich wohl in deiner Situation reagiert? Ich weiß es nicht. Ich bin selbst nicht unfehlbar Idril. Ich habe meinem eigenen Fleisch und Blut geschadet, indem ich eigennützig gehandelt habe. Ich dachte du würdest dich freuen, wenn Elfwine um deine Hand anhielte, doch scheint dies ein fataler Irrtum gewesen zu sein.“, er hatte die Augen geschlossen und Idril hatte sich an ihn gekuschelt. Wieder liefen Tränen über ihre Wangen. Beide wussten nur zu gut, dass sie die Verlobung nicht einfach aufheben konnten, diese Situation war sehr verzwickt. Aragon spürte, dass der Verlust ihrer geliebten Sheranyn ebenfalls an seiner Tochter zehrte, doch wagte er nicht, sie darauf anzusprechen. Er wusste wie tief die Wunden eines Verlustes sitzen konnten. Er selbst hatte in den Wäldern von Lorien kurze Zeit den Schmerz gespürt, als er dachte, dass seine geliebte Tochter tot sei. Sanft legte er seine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an. „Jetzt trockne deine Tränen und denk nicht an das Vergangene, auch wenn es noch so sehr schmerzt. Blicke nach vorn. Außerdem haben wir Gäste, bei denen du dich für deine Rettung bedanken sollest.“, sagte er leise und lächelte sanft. „Ich glaube auch, dass sie dich interessieren könnten.“. Als er bemerkte, dass sie ihn verständnislos ansah, fügte er schmunzelnd an: „Das edelste aller Völker ist wieder in seine Hallen zurück gekehrt und dein Retter in der Not. Ich hole dich in ein paar Minuten ab, dein Großvater möchte dich endlich kennen lernen.“. Idrils Augen hatten bereits bei den ersten Worten begierig aufgeleuchtet. Sie schwang sich aus dem Bett und begann sich hastig herzurichten, als Aragon das Zimmer verließ. Unten in der großen Halle herrschte reges Treiben, genau wie am Tag zuvor. Doch etwas war anders. Es war anmutiger und vollkommener als sonst. Die Elben, die hier im Schloss unterwegs waren, verliehen selbst dem trostlosen grauen Steinen, die sie umgaben, Lebendigkeit. Idril war sichtlich aufgeregt. So lange hatte sie sich gewünscht, dass ihre Ahnen wieder kommen würden. So viel hatte sie sich von ihrer Mutter über sie erzählen lassen und sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie wieder da wären. Doch nun hatte sie Angst, dass die Elben sie nicht wollten, weil sie anders war. Ein Halbling. Aragon führte seine Tochter zu einem langen Tisch und ihr schlug das Herz bis zum Hals. Ihre Hände zitterten nervös und nur durch den festen und bestimmten Griff von Aragon konnte sie sich vom Fleck bewegen. Dort saß er. Elrond, ihr Großvater. Ihr stockte der Atem. Er sah genauso aus, wie in ihrem Traum. Aber wie war das möglich? Wie hatte sie sich ihn vorstellen können, obwohl sie ihn noch nie gesehen hatte? Ob er sich vielleicht an sie erinnerte, als sie ihn gerufen hatte? Sie verwarf den Gedanken ganz schnell wieder. Diese Möglichkeit konnte nicht bestehen. Elrond unterhielt sich mit Arwen, die sichtlich glücklich schien, wieder die Ihren um sich zu haben. Oft fragte sich Idril, wie sich ihre Mutter wohl gefühlt haben musste, so ganz allein. Er blickte auf, als sie den Tisch erreicht hatten und blickte sie gutmütig an. „Soso“, begann er und lächelte. „Das ist also meine abenteuerliche Enkelin!“. Elrond hatte sich erhoben und musterte sie. Idril stockte der Atem, er trug die gleiche Kleidung wie sie sie im Traum gesehen hatte. Der gleiche rubinrote Stoff, mit den gleichen weißen Stickereien. „Hübsch bist du und deine Augen sprechen von Klugheit.“, stellte Elrond fest. Idril wollte sich vor ihm verbeugen, wie es sich geziemte. Doch eh sie die Bewegung ausführen konnte, hatte Elrond sie in die Arme geschlossen. Kurz hielt er inne und flüsterte dann in ihr Ohr. „Ich hoffe das Schwert gefällt dir. Du darfst es behalten, aber dafür musst du mir später erzählen, wie du die Rätsel gelöst und durch das Labyrinth gekommen bist“. Sanft öffnete er ihre Hand und legte etwas hinein, bevor er sie wieder schloss und sie aufmunternd anlächelte. Dann wandte er sich an die anderen und Aragon eröffnete offiziell den Abend. Während ihr Vater eine kleine Ansprache hielt, öffnete Idril leicht die Hand und blickte auf das, was er ihr gegeben hatte. Es war ein kleiner Knopf, mit ihrem Symbol darauf. Sie musste ihn in Bruchtal verloren haben, als sie durch das Labyrinth gelaufen war. Sie ließ den kleinen Holztaler in eine kleine Tasche gleiten, die sie bei sich trug und lauschte dann den Worten ihres Vaters. Sie bemerkte, dass einige Elben sie musterten, doch taten sie dies nicht abfällig, sondern interessiert. Die Spannung schien langsam von ihren Schultern zu gleiten. Sie blickte durch den Saal und entdeckte ihre Brüder, die sich angeregt mit ein paar Elben unterhielten. Es schien für sie genau so zu sein wie für Idril. Auch sie mussten schon lange das Bedürfnis gehabt haben ihr Volk kennen zu lernen. Da die Elben zu Gast in Minas Tirth waren, hatten sie viele Geschenke und Speisen mitgebracht. Idril lernte den exotischen Geschmack vieler unbekannter Speisen und Getränke kennen. Und obwohl ihr das Geschehnis des Tages in den Knochen saß, ließ sie sich von der guten und vor allem ansteckenden Laune der Elben mitreißen. Die drei Hobbits aus dem Auenland hatten ihren Aufenthalt bei König Aragon und seiner Familie verlängert. Doch dies lag nicht nur an den Elben und ihrem vorzüglichen Speisen, wie Idril erfahren hatte, sondern an den anderen besonderen Gästen, die mit den Elben über das Meer zurück gekommen waren. Als erstes hatte Aragon ihr Gandalf den Weißen und Frodo Beutlin vorgestellt. Der alte Zauberer, der eine Pfeife rauchte, und der Ringträger saßen bei den drei kleinen Hobbits und erzählten sich die abenteuerlichsten Geschichten mit ihnen. Es machte ihr Spaß sich eine Weile mit zu ihnen zu gesellen und ihnen zu zuhören. Obwohl der Zauberer sehr alt schien, wirkten seine Augen sehr wach und weise. Idril hatte viel von ihm in den Geschichten ihres Vaters gehört. Er war einer der Ringgefährten gewesen. Frodo hingegen schien des Öfteren in seine Gedanken abzuschweifen und wirkte ab und an leicht gehetzt. Ihr Vater erklärte ihr, als sie sich schließlich vom Tisch entfernten, dass es noch immer an der Last des Ringes lag, die er hatte tragen müssen. Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die ihr ihre Mutter erzählt hatte. Frodos Onkel Bilbo hatte den Ring viele Jahre bei sich gehabt und war dann ohne ihn nach Bruchtal gekommen. Ihre Mutter hatte ihr beschrieben, dass der Ring wie eine Droge für den alten Mann gewesen war und er oft gewimmert hatte, dass man ihm den Ring wieder bringen sollte. Aber auch hatte der Ring an den Kräften seines Trägers gezehrt. Als Eómer auf Idril und Aragon zukam, kehrte sie aus ihren Gedanken zurück. Erinnert an das was geschehen war, trübte ihre gute Laune. Sie schämte sich, dass sie Sheranyn erst in Gefahr gebracht und dann verloren hatte. Sie war ein kostbares Geschenk von ihm gewesen. Sanft legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Du kannst nichts dafür. Wir sind dir alle nicht böse.“, sagte er und lächelte sie an. „Sei nicht traurig und lächle wieder. Tu es für uns.“. Sie versuchte es, doch wollte es ihr nicht so recht glücken. Es war erleichternd, dass er dies zu ihr gesagt hatte, aber sie fühlte sich selbst nicht im Reinen, mit der Situation. Sie wusste, dass sie noch eine Weile brauchen würde, bis sie all das verarbeitet hatte. Eine kleine Person gesellte sich zu ihnen. Der Mann hatte einen roten Bart, der leicht geflochten war und trug ein dunkelgrünes Gewand mit goldenen Stickereien. Er wurde ihr als Gimli der Zwerg vorgestellt. Er hatte sie mit aus den Fängen der Orks befreit. Sie verdankte ihm mit ihr Leben. Er war ebenfalls einer der Gefährten gewesen, als Sauron versucht hatte, Mittelerde an sich zu reißen. Idril mochte ihn, denn trotz seiner groben und grummeligen Art, war er doch ein herzensguter Kerl. Und irgendwie hatte er es geschafft, dass sie wieder lachen konnte. Und das tat sie so herzhaft, dass es ihren Vater und Eómer mit ansteckte. „Also wirklich Kleine“, lachte der Zwerg schallend und klopfte ihr auf den Rücken: „Dein Glück, dass das Spitzohr sich so gut anschleichen kann, sonst wäre das wirklich unglücklich ausgegangen.“. Idril wirkte sichtlich verwirrt, als er dies sagte. „Was hast du das Spitzohr noch nicht kennen gelernt?“, fragte er ungläubig und schüttelte den Kopf. Als Gimli zu Aragon blickte, zuckte dieser die Schultern. „Tut mir Leid, aber seit beginn des Abends habe ich ihn nicht mehr gesehen.“, sagte dieser und wurde von einigen Elben abgelenkt, als sie ihn von der Seite ansprachen. Gimli blickte angestrengt durch die Menge und griff dann plötzlich nach Idrils Hand. „Ich darf doch mal“, sagte er dabei zu Aragon, doch ehe der sich umdrehen und antworten konnte, war der Zwerg mit der Halbelbin davon getrottet. Gimli zog die Tochter des Königs zu einem der nicht ganz so stark besetzten Tische und Idril erkannte von weitem, dass Elfwine sich angeregt mit jemanden unterhielt, der mit dem Rücken zu ihr saß. Als ihr Verlobter bemerkte, dass sich die beiden dem Tisch näherten, sprang er auf und eilte auf sie zu. „Idril! Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich war in großer Sorge, als sie sagten, dass du von Orks angegriffen wurdest.“, sagte er und schloss sie fest in die Arme, ungeachtet, dass dies gegen die Manieren verstieß, die man ihm beigebracht und eigentlich von ihm erwartet hatte. „Dir geht es doch gut oder?“, fragte er und musterte sie eine Weile. „Es geht so.“, sagte sie mit leicht erstickter Stimme und versuchte zu lächeln, was ihr jedoch nicht gelang. Elfwine schien zu wissen, dass sie sich wegen Sheranyn sichtlich unwohl fühlte. Er nahm sich vor, eines der schönsten Pferde aus der Herde heraus zu suchen und es für sie zu zähmen. Was er aber nicht wusste war, dass sie sich noch immer von ihm verraten fühlte, weil er nicht sie, sondern ihren Vater gefragt hatte. Alles war ohne sie entschieden worden, was sie noch immer zutiefst kränkte. Gimli räusperte sich und blickte Elfwine an. „Wenn ihr nichts dagegen hättet junger Herr, würde ich dem Fräulein Idril ihren eigentlichen Retter vorstellen.“, sagte er und schob sie vor sich her, während Elfwine ihnen folgte. Da sich Elfwine so angeregt mit ihrem Retter unterhalten hatte, schloss sie, dass er zum einen sehr dankbar für ihre Rettung war, aber auch einen neuen Freund gewonnen hatte. Gimli schob Idril um den Tisch herum, sodass sie die Person, die mit dem Rücken zu ihr gesessen hatte, ansehen konnte. Die Halbelbin riss die Augen auf und unterdrückte einen überraschten Aufschrei. War das nicht die Person, die sie in ihrem Traum gesehen und verfolgt hatte? „Darf ich vorstellen. Das Spitzohr hat dir das Leben gerettet. Die Zukunft der Dunkelelben, Prinz Legolas.“, sagte Gimli feierlich und lachte schallend. Legolas erhob sich aus dem massiven Eichenstuhl und ging auf Idril zu, um sie so zu begrüßen, wie es sich nach Elbenart gehörte. Auch sie begrüßte ihn auf diese Art, wie es ihre Mutter ihr einmal gezeigt hatte. Seine Art sich zu bewegen und zu handeln war so graziös, dass sie selbst sich wie ein Bauerntrampel vorkam. Seine makellos weiße Kleidung, die mit elfenbeinfarbenen Mustern versehen war, wirkte so fein gewebt, dass man Angst hatte sie zu berühren. Eine Weile blickte sie ihn musternd an und dankte dann dem blonden, langhaarigen Elben, mit den blauen Augen für ihre Rettung. Elfwine streckte die Hand nach seiner Verlobten aus und bat Idril und den Zwerg sich mit an den Tisch zu setzen. Die Halbelbin ließ sich in einen der massiven Stühle sinken. Boromir und Galador gesellten sich ebenfalls zu ihnen und so lauschte Idril den Gesprächen der Männer und beobachtete dabei den Gast aus ihren Träumen. Ab und an huschten seine Blicke zu ihr herüber und schienen sie ebenfalls zu mustern. Die Halbelbin fragte sich, ob er wusste, woran sie dachte. Das angeregte Gespräch der Männer wurde durch eine feierliche Ansprache von Elrond unterbrochen. „Liebe Freunde. Ich spreche im Namen aller Elben, wenn ich euch für eure Gastfreundschaft danke. Obwohl wir so viele Jahre aus Mittelerde gegangen sind, habt ihr uns mit offenen Armen wieder empfangen. Sicher fragt ihr euch, was uns zu einer Rückreise bewegte. Es waren die Winde der Heimat die nach uns riefen und unsere Rückkehr forderten. Wir freuen uns, wieder in unseren Hallen und bei unseren Freunden zu sein. Ich erhebe meinen Becher auf ein neues Leben und einen neuen Anfang in der alten Heimat.“, sagte er und hielt unter tosenden Gebrüll seinen Becher voll Met erhoben. Alle prosteten sich zu und dann setzte die Musik ein. Ein paar Elbenfrauen hatten sich an einen Tisch zusammen gefunden und begannen ein Lied aus neuen Zeiten zu singen. Idril schloss die Augen, um ihrem silbernen Klang zu lauschen. Leicht stellten sich ihre Nackenhärchen auf, als sie die klaren Stimmen hörte. Noch nie hatte sie jemanden, außer ihrer Mutter, so wunderbar singen hören. Zurückgekommen in die Heimat, gefolgt der tosenden Winde Klang. Heimgekehrt nach vielen Jahren, gemeinsam und unbeschwert. Empfangen mit offenen Armen, als waren wir nie fort. Die lange, schwere Reise, gern nahmen wir sie auf uns. Zurückgekommen in die Heimat, von über der Meere Ort. Die Melodie war so mitreißend, dass Idril leise begonnen hatte mitzusummen. Als sie es bemerkte, öffnete sie die Augen und sah sich verlegen um, in der Hoffnung, dass es niemand mitbekommen hatte. Elfwine der neben ihr saß, lauschte noch immer gebannt der Melodie der Elben. Ein schneller Blick in die Runde verriet ihr, dass niemand es bemerkt hatte. Als ihre Augen bei der letzten Person stehen blieben, spürte sie, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Legolas hatte es wahrscheinlich mitbekommen. „Wieso singt ihr nicht mit ihnen zusammen eines der alten Lieder?“, fragte er und blickte sie belustigt an. Idril schüttelte stumm und hastig den Kopf und blickte mit hoch rotem Kopf an sich herunter. Mit ihren Händen nestelte sie an einem der langen Ärmel ihres Kleides. Der leichte Samtstoff zwischen ihren Händen beruhigte sie ungemein. Ein Räuspern ließ sie aufschauen. Elrond war an den Tisch gekommen und ließ sich neben seiner Enkeltochter nieder. „Nun denn, du hast versprochen mir etwas zu erzählen“, sagte er leise. Er wusste, dass sie ihn ohne Probleme verstehen konnten, während normale Menschen dies nicht konnten. Galador und Boromir drehten sich absichtlich ein Stück weg und auch Legolas schien sich zurück zu ziehen, damit sie in Ruhe mit ihrem Großvater reden konnte. Sie atmete tief durch und begann ausführlich über ihr kleines Abenteuer zu berichten. Die Orks jedoch erwähnte sie nicht. Sie schämte sich dafür, so dumm gewesen zu sein. Trotz der toten Orks die sie gesehen hatte, war sie weiterhin allein in die Hallen gegangen. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Elrond hatte seiner Enkeltochter schweigend sowie interessiert zugehört und nickte schließlich. „Das war alles sehr klug von dir gewesen mein Kind. Du hast dir das Schwert wahrlich verdient.“, sagte er leise und lächelte ihr aufmunternd zu. Ihr Herz schien vor Freude zu zerspringen. „Wirklich?“, fragte sie begeistert und fiel ihm um den Hals. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Vater sie die ganze Zeit von Weiten beobachtet hatte. Er lächelte zufrieden, als er feststellte, dass Idril wieder glücklich war. Zumindest für diesen Moment. Elrond legte seine Hand sanft auf ihre braunen Haare. „Ich möchte, dass du mich mit deinen Brüdern in Bruchtal besuchen kommst. Deine Mutter sagte mir schon, dass dich unsere Kultur sehr interessiert und ihr solltet euch endlich so benehmen wie es sich für richtige Elben gehört.“, sagte er und löste sich von ihr, während er ihr amüsiert zuzwinkerte. „Es wird Zeit, dass ihr unsere Lebensweise richtig kennen lernt. Doch bis dahin müssen wir uns um die Orks kümmern, diese Wesen haben sich schneller von ihrer Niederlage erholt, als wir es je vermutet hätten.“, fügte er weiter an und lächelte dann aufmunternd, als er sich von seinem Stuhl erhob. „Du entschuldigst mich bitte?“. Idril nickte und so ging er wieder an den großen Tisch wo ihr Vater und die anderen Männer mit Arwen saßen und über ihre weiteren Vorgehensweisen diskutierten. „Sie sind einfach nur wunderbar oder?“, fragte Galador und grinste, als er feststellte, dass er sich erfolgreich an seine Schwester angeschlichen hatte. Sie atmete tief durch, lächelte und nickte dann schließlich. „Ich hätte nie gedacht, dass sie so würdevoll sind“, sagte Idril leise. „Ich selbst fühle mich unter ihnen … einfach nur unwürdig … einfach so …“. Boromir lachte belustigt aus, als er sich auf den Stuhl neben ihr fallen ließ. „Nichts für ungut kleine Schwester, aber im Gegensatz zu ihnen bist du ein kleiner Trampel.“, neckte er sie und trank etwas von seinem Becher voll Met, den er in der linken Hand hielt. Die Halbelbin zog einen Schmollmund über diese Bemerkung und lehnte sich in ihrem massiven Stuhl etwas zurück, während sie den Kopf leicht schief legte. „Elrond hat uns nach Bruchtal eingeladen“, sagte sie und lächelte wieder so begeistert, ihr größter Wunsch würde nun in Erfüllung gehen. Ihre Brüder nickten ihr zu. Sie wussten es also schon. Wieso hatte sie sich nur die Mühe gemacht, es ihnen überhaupt zu erzählen. Sie wussten meist immer alles vor ihr. Auch Elfwine und Legolas kehrten wieder an den Tisch zurück. Sie waren tief in ein Gespräch verwickelt. Als sie sich gesetzt hatten, glitt Legolas Blick zu den Brüdern, dann zu ihrer Schwester. Elfwine ließ seinen Blick ebenfalls auf Idril ruhen und lächelte verliebt. Innerlich rollte sie mit den Augen. Elfwine hatte also mit ihr, seiner Verlobten geprahlt oder zumindest hatten sie über sie gesprochen, was sie nicht minder aufregte. Sie seufzte innerlich und lächelte zurück. Was wäre ihr auch anderes übrig geblieben? Schließlich rettete Pippin sie aus der Situation, sich weiter ihren Blicken auszusetzen zu müssen, indem er sie zum tanzen aufforderte. Zu gerne folgte sie dem kleinen Hobbit und wurde durch seinen Humor und dem der anderen, wieder von einem glücklichen Strom mitgerissen. Der Rest des Abends wurde wunderschön für Idril. Wieder konnte sie den Liedern und alten Geschichten der Gefährten lauschen, bis sie müde und zufrieden in den Schlaf sank. Der leichte erdige Geruch von feuchtem Moos stieg ihr in die Nase und sie spürte, wie die Sonne in sanften Strahlen auf ihre Haut fiel. Langsam öffnete sie die Augen und fand sich an einem kleinen Weiler wieder. Leichte Nebelschwaden hingen über dem tiefblauen Wasser und Vögel zwitscherten begeistert in den Baumkronen. Wie war sie hier hin gekommen? Sie richtete sich auf und blickte sich verträumt um. Ein kalter Schauer überkam sie, als sie einen Luftzug spürte. Sie wandte sich um, aber da war nichts. Sie stand auf und wandte sich noch einmal um sich selbst. Diese Situation, sie kam ihr so bekannt vor. Und plötzlich fiel es ihr wieder ein. Der Traum von letzter Nacht schien sich zu wiederholen. Nur an einem anderen Ort. Wieder entdeckte sie zwischen den Farnen und Sträuchern versteckt einen kleinen Weg und folgte ihm, bis sie eine Elbenstadt gelangte. Diese war jedoch völlig anders erbaut als die Stadt aus ihrem letzten Traum. Sie wirkte fast wie Lorien, jedoch war sie nicht aus elfenbeinfarbenen Stein und Holz gebaut, sondern aus glänzend schwarzen Bäumen und königlichem weißen Marmor, der von kleinen schwarzen und goldenen Adern durchzogen war. Wieder beobachtete sie die Elben dabei, wie sie arbeiteten und lebten. Auch konnte sie wieder niemanden ansprechen oder die Elben gingen durch sie hindurch, als gäbe es sie nicht. Sie seufzte leise und setzte ihren Weg durch diese wundersame Stadt fort. Sie entdeckte einen Thronsaal und lief neugierig durch ihn hindurch. Es musste hier doch jemanden geben, den sie kannte. Im letzten Traum hatte sie auch ihren Großvater angetroffen, auch wenn sie damals nicht gewusst hatte, dass er es gewesen war. Als sie den Raum verlassen wollte, betraten zwei hoch gewachsene, blonde Elben den Raum. Das Gesicht des Mannes war hager und doch voll von Schönheit. Es spiegelte Härte, aber auch Güte wieder. Seine stechend blauen Augen schienen aus Eis zu bestehen. Seine Kleidung war ein schlichter weißer Gehrock, der mit schwarzen und goldenen Fäden bestickt war sowie eine schwarze Hose. Die Frau hingegen hatte ein herzförmiges Gesicht, mit vollen roten Lippen und einer kleinen Stupsnase. Ihr Blick sprach von Liebe und Weisheit. Sofort fühlte sich Idril zu ihr hingezogen. Ihr Kleid war in einen schwarzen Grundstoff, mit weißen und goldenen Stickereien gehalten. Es schien, als würden sich die beiden Personen in jeder Art und Weise perfekt miteinander zu ergänzen. Die Elben gingen auf den Thron zu und ließen sich dort nieder. Sie waren also die Herrscher dieser Stadt. Verträumt betrachtete sie die Beiden eine Weile, bis sie bemerkte, dass sie beobachtet wurde. Dieses Gefühl, das sie überkam, war ihr aus ihrem letzten Traum so bekannt, dass sie sofort reagierte und sich gleich auf die Jagd nach ihrem Beobachter machte, nachdem sie ausgemacht hatte, wo er sich befand. Er war es. Legolas. Sie hatte ihn erkannt, bevor er die Flucht ergreifen konnte. Und nun verfolgte sie ihn wieder. Unachtsam rannte sie durch die Elben hindurch und holte ihn wieder ein. Selbst wenn sie nur eine Halbelbin war, hatte sie die Schnelligkeit der Elben geerbt. Sie streckte den Arm nach ihm aus und ergriff ihn bei der Schulter. Sie rechnete damit, dass sie wie bei den anderen durch ihn hindurch griff. Doch er war … fest. Ruckartig drehte er sich um und blickte mit weit aufgerissenen Augen in ihr verwirrtes Gesicht. Sie konnte ihn berühren, wie ging das? „Wie…?“, begann sie und stolperte rückwärts. Bevor sie unsanft auf dem Boden landete, hatte Legolas ihren Arm gegriffen und zog sie wieder auf die Beine. „Vergiss es einfach…“, sagte er und schnellte nach vorn. Kurz vor ihrem Gesicht hielt er inne und lächelte amüsiert. „du überraschst mich kleine Halbelbin, ich hätte nicht gedacht, dass du so aufmerksam bist.“, sagte er anerkennend. Sanft legten sich seine Lippen auf ihre und eh Idril alles um sich herum begriff, verschwamm die Welt um sie herum erneut. Sie wachte wieder auf. Die braunhaarige Elbin schrak aus ihrem Traum auf und sah sich in ihrem Zimmer um. Sie war allein. Ihr Atem ging schnell und ihr war warm, sie fühlte sich wirklich so, als ob sie gerannt wäre. Schnell schwang sie die Beine aus dem Bett und blickte hinaus in die Nacht. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Was erlaubte sich dieser Elb? Hatte er es eigentlich wirklich getan? Oder war es doch nur ein Traum gewesen? Sie ließ sich auf ihre Bettkante sinken und legte ihre Finger sanft auf ihre Lippen. Sie atmete tief durch und schloss dann die Augen. Besser war es wohl, wenn sie sich wieder hinlegte und weiter schlief. Morgen würde sie schon in Erfahrung bringen, was es mit ihrem Traum auf sich hatte. Noch immer lag ihr der feuchte Erdgeruch in der Nase. Einbildung konnte das doch nicht sein. Schließlich hatte sie schon von ihrem Großvater geträumt, bevor sie ihn kannte. War dies eine Gabe der Elben? Aber warum hatte sie dann nicht schon früher von ihnen geträumt? Sie musste es heraus finden. Legolas war ihr eine Antwort schuldig, das stand für sie fest. Sie ließ sich wieder in ihre Kissen sinken und seufzte leise, als sie sich auf die Seite drehte und die Augen wieder schloss. Langsam glitt sie wieder in einen traumlosen Schlaf. Als sie zufrieden schlummerte, öffnete sich ihre Tür einen Spalt und eine Gestalt schlüpfte hinein, blieb einige Zeit an ihrem Bett stehen und schlich sich dann leise wieder hinaus. Der nächste Morgen kam für Idril schnell und unerwartet. Sie glaubte nur einige Minuten geschlafen zu haben, aber als sie die gleißende Sonne hoch oben im Zenit stehen sah, wusste sie, dass es doch länger gewesen war, als sie erwartet hatte. Eine Weile lang beobachtete sie die vereinzelten Schäfchenwolken, die sich am Himmel befanden und streckte sich schließlich. Wieder erinnerte sie sich an den Traum, den sie in dieser Nacht gehabt hatte und legte grübelnd die Stirn in Falten. Sollte sie Legolas wirklich darauf ansprechen, was wenn sie sich irrte und sich damit zum Narren machte? Idril schwang die Beine aus dem Bett und blieb in ihrer Bewegung stehen, als sie feststellte, dass ihr Stuhl anders stand. Am Abend zuvor hatte sie ihn zu ihrem Spiegel gedreht, damit sie sich ihre geflochtenen Zöpfe sorgfältig ausbürsten konnte. Und nun? Nun stand er zu ihrem Bett. Als ob jemand darauf gesessen und sie beobachtet hatte. Und noch etwas fiel ihr auf. Ein kleines Päckchen auf ihrem Spiegelschrank. Es war nicht größer als ihre Hand, aber das verzierte Papier verriet, dass es von den Elben kam. Schnell war sie bei ihm und öffnete es. Darin befand sich eine kleine Brosche. Sie besaß die Form sowie Farbe und Musterung eines kleinen Efeublatts, umrandet von einer kleinen goldenen Linie. Neugierig drehte Idril das kleine Wunderwerk hin und her. Als sie erneut in die kleine Kiste blickte, erkannte sie im Deckel die Initialen ihres Großvaters und lächelte, sicher war er die Nacht bei ihr gewesen und hatte sie beobachtet. Sie sollte sich bei ihm bedanken, wenn sie ihn sah. Sie heftete die Brosche sorgsam an ihren Umhang und betrachtete sie noch eine Weile gedankenverloren. Nach einer Weile schlüpfte sie in ihre Sachen und rannte nach unten, um sich etwas Brot aus der Küche zu holen. Während sie nach unten gelaufen war, hatte sie sich die Haare zu einem leichten Knoten gebunden. Unterwegs stieß sie mit Elfwine zusammen. „Guten Morgen. Du hast es aber eilig!“, stellte dieser fest und lächelte sie glücklich an. Sie lächelte ihm entgegen, auch wenn sie noch immer sauer auf ihn war. „Guten Morgen. Ja ich wollte mir etwas aus der Küche holen und dann ….“. Ja was dann? Normaler Weise wäre sie jetzt ausgeritten. Sie hätte die frische Luft und den kühlen Wind genießen können, die ihr bei einem schönen Ausritt ins Gesicht geschlagen wären. Sie hatte ihre Hände in die Mähne ihres treuen Rosses graben können, während sie die Länder durchstreiften. Sie blickte traurig zu Boden und Elfwine bemerkte, dass sie noch immer um ihr Pferd trauerte. „Sei nicht mehr traurig Idril“, sagte er und schloss sie sanft in die Arme. „Bis du ein neues Pferd hast, kannst du die Rösser aus unseren Ställen reiten.“. Sie blickte an ihm herauf und wischte sich eine Träne von der Wange. „Das ist wirklich sehr nett von dir, aber ich glaube nicht, dass es so schön werden würde wie mit Sheranyn“, sagte sie leise und unterdrückte die Tränen die sich ihren Weg über ihr Gesicht bahnen wollten. Sie biss sich auf die Unterlippe und lächelte dann wieder. „Trotzdem danke. Wenn ich doch ‚Lust habe, kann ich dir ja bescheid sagen.“. Sie wandte sich zum gehen, als er sie plötzlich am Oberarm packte und sie zu sich zurück zog. „Was ist los mit dir Idril? Wir waren immer wie Bruder und Schwester und nun beachtest du mich so gut wie gar nicht mehr und strafst mich, indem du so kalt zu mir bist! Was habe ich dir angetan, dass du mich so behandelst?“, fragte er und seine Augen verrieten, dass er es wirklich nicht wusste. Sie atmete tief durch und blickte ihm dann fest in die Augen. „Richtig. Wir waren immer wie Geschwister gewesen. Du warst immer mein bester Freund. Und doch verrätst du die Freundschaft indem du einfach meinen Vater um meine Hand bittest. Meinst du nicht auch …“, sie hielt inne, als jemand den Flur entlang kam. Elfwine wusste genau wie sie, dass niemand etwas von ihrem Gespräch mitbekommen sollte. Es würde nur böses Blut unter den Bewohnern des Schlosses geben. So hatten sie es schon immer gehalten, wenn sie wichtige Dinge zu besprechen hatten. Legolas kam den Flur entlang geschlendert und blieb bei den Beiden stehen. „Elfwine mein Freund. Ich suche dich und deine holde Maid schon eine Weile. Aragon und Faramir wollen ausreiten und lassen nachfragen, ob ihr ihnen Gesellschaft leisten wollt.“, sagte er grinsend und blickte von ihm zu ihr. Elfwine war sofort Feuer und Flamme. „Natürlich komme ich mit. Aber…“, er erinnerte sich an das Gespräch, dass sie noch zu Ende führen mussten und daran, dass Idril ohne Sheranyn nicht ausreiten wollte. „Schon in Ordnung, ich bleibe hier und werde mich meinen Büchern widmen.“, sagte die junge Halbelbin und lächelte ihm entgegen. Sie hatte sowieso keine Lust weiter mit ihm über das Problem zu reden und war ganz froh, dass sie aus der Situation befreit wurde. Legolas räusperte sich. „Dein Vater dachte schon, dass du das sagen würdest. Für dich ist es eher ein Befehl als eine Frage.“, stellte er für Idril fest und zuckte mit den Schultern. Resigniert ließ sie die Schultern hängen und verabschiedete sich von den Beiden um sich umzuziehen. Als sie ihr Zimmer betrat, schrak sie auf. Legolas saß auf ihrem Stuhl und grinste ihr frech entgegen. „Wie…? Was machst du hier?“, fragte sie verwirrt und seufzte dann geschlagen. Sicherlich war das ein Trick der Elben. Sie waren bekannt für ihre Schnelligkeit. Sie stemmte die Hände in die Hüfte. Jetzt hatte sie ihn ja da, wo sie ihn haben wollte. Allein. Unter vier Augen. Jetzt konnte sie ihn das fragen, was ihr vorhin schon auf der Zunge gebrannt hatte. Er erhob sich und verbeugte sich leicht vor ihr. „Ich bin hier um mich zu entschuldigen“, sagte er und blickte reumütig zu Boden. Das kam für sie so überraschend, dass sie für einen kurzen Moment so verwirrt war, dass sie nichts sagen konnte. „Es war nicht richtig von mir, deine Träume zu lenken, doch ich dachte, es würde dich interessieren, wo die Elben über dem großen Meer gewohnt haben. Du hast so traurig und verzweifelt gewirkt gestern Abend, dass ich dachte du würdest dich freuen, noch mehr über uns zu erfahren. Schließlich warst du bei deinem ersten Besuch in der großen Elbenstadt sehr glücklich gewesen. Du hättest mich gar nicht sehen dürfen, doch als ich dir gestern meine Heimat, hier in Mittelerde zeigte, war ich genauso unvorsichtig wie beim ersten Mal. Ich weiß selbst nicht warum. Du hast mich erkannt. Da es hauptsächlich dein Traum war, konntest du mich auch einholen. Ich entschuldige mich hiermit bei dir und verspreche dir, dich demnächst zu fragen, wenn ich dir wieder etwas zeigen möchte. Ich hatte kein Recht mich in deine Träume einzuschleichen. Ich werde es wieder gut machen, versprochen.“. Idril hatte ungläubig seinen Worten gelauscht. Er hatte ihre Träume gelenkt. Sicherlich war das nicht nett gewesen, aber ohne dies, hätte sie nie die Eindrücke gehabt, die sie geträumt hatte. „Nein. Ich muss mich bei dir bedanken, denn ohne dich hätte ich all dies nicht gesehen. Auch wenn ich anfangs sehr sauer war, bin ich dir jetzt dankbar. Aber trotzdem, was fällt dir ein mich…“, empörte sie sich schließlich und kam nicht weiter, da sie nicht wusste, ob sie es ansprechen sollte. „..dich zu küssen?“, führte er schließlich fort und schmunzelte wieder amüsiert. „Mir war danach“, antwortete er frech und ging auf die Tür zu. „Du solltest dich umziehen. Die anderen warten schon. Ich warte vor der Tür. Beeil dich.“. Mit diesen Worten war er aus dem Raum verschwunden und zurück blieb eine sichtlich verwirrte und empörte Idril. Sie schlüpfte in ihre Reitsachen und ging dann mit Legolas hinunter in die Ställe. Wieder biss sie sich auf die Lippen um stark zu bleiben, der Schmerz über Sheranyns Verlust holte sie wieder ein. Aragon beobachtete seine Tochter, die von Legolas begleitet aus dem Schloss kam. Er sah ihr an, dass sie mit dem verordneten Ausritt nicht ganz einverstanden war. „Guten Morgen meine Tochter, ich hoffe du hast gut geschlafen und bist fit für einen Ausritt!“, sagte er lächelnd und blickte sich in der Runde um. Neben der Eskorte und einigen Elben, die die Reiter begleiten sollten, waren ihre Brüder, die ehemaligen Gefährten, Elrond, Faramir und Elfwine dabei. „Guten Morgen. An sich ja, aber bitte welches Pferd soll ich nehmen?“, fragte sie leicht angesäuert. „Deines!“, sagte Legolas, der aus den Stallungen kam und drückte ihr ein paar Zügel in die Hand. „Aber…“, begann sie und starrte auf den Rappen, der ihr mit schlauen Augen entgegen blickte. „Ein Geschenk deiner Großmutter. Sie hat schon vor unserer Abreise gesehen, was passieren wird und bat uns, dieses edle Ross mit über das große Meer zu nehmen. Sie glaubte, es würde dir über die Trauer hinweg helfen.“, antwortete Elrond. Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Zaumzeug und auch der Sattel von liebevollen Händen gearbeitet worden waren. Das schwarze Leder war von leichten goldenen Fäden durchzogen und die Satteltaschen waren mit einer goldenen Schrift versehen. Es war definitiv dir Arbeit der Elben. Leise las sie die Zeilen. „Geboren für dich, um dich zu tragen, um dir zur Seite zu stehen, mit dir alles zu wagen. Leben nur für dich und mit dir, Fenrir.“. Sie blickte Elrond lächelnd an. „Vielen Dank“, sagte sie und streichelte dem Rappen sanft am Hals. „Fenrir, ein schöner Name, meinst du nicht auch?“, fragte sie ihren Vater und blickte zu ihm auf. Dieser nickte und bat sie schließlich, endlich aufzusitzen Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 Die Sonne brannte sanft auf ihrer hellen Haut und das stimmungsvolle Getrappel der Hufe war wie Musik in den spitzen Ohren der kleinen, dunkelhaarigen Elbin. Es war fast so, als hätte sie schon immer dieses Pferd besessen und mit ihm durch die unendlichen Weiten Mittelerdes gestreift. Und auch das Sattelzeug war sehr bequem, ihr altes kam ihr dagegen richtig brettern vor. Sie genoss den Ausritt mit Fenrir viel mehr, als sie es gedacht hätte. Verwischt schien die Trauer um ihr verlorenes Ross. Es war einfach wunderbar, das satte grün der Wiesen anzusehen und den Wind mit den Haaren spielen zu lassen. Gemeinsam mit den anderen ritt sie durch die Wiesen und Wälder Mittelerdes, rastete mit ihnen an kleinen versteckten Bächen und erfreute sich der unendlichen Vielfalt der Natur. Ihr Blick war ein paar Mal zu Elfwine gewandert und sie hatte ihm angesehen, dass er sauer war. Es hatte ihm schon im Schloss nicht gefallen, dass Idril ein neues Pferd von den edlen Elben bekommen hatte. Schließlich hatte er ihr ein neues Ross aus der Elite von Rohan schenken wollen! Er konnte es einfach nicht verstehen, dass sie mit diesem einfachen Rappen vollkommen zufrieden war. Sicher, es war ein Geschenk der Elben, aber noch lang nicht vergleichbar mit dem, was die Rösser aus Rohan zu bieten hatten. Jedoch lächelte sie wieder und das war die Hauptsache für ihn. Seitdem die Verlobung bekannt gegeben worden war, war es fast so, als schien ihre Freundschaft immer mehr zu zerbrechen. Außerdem hatte er das Gefühl, dass noch irgendetwas anders war mit ihr, doch wusste er nicht was und das machte ihn innerlich rasend vor Wut! Als sie gemächlich durch die Wälder ritten, fragte sich Idril, wohin der Ausflug wohl gehen würde. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, seitdem sie das letzte Mal im Sattel gesessen hatte. Deshalb hoffte sie inständig, dass sie ein weit entferntes Ziel gewählt hatten. Während die Männer darüber diskutierten, wie man der Ork-Plage vorbeugen konnte, versank Idril immer mehr in ihren Gedanken. Sie starrte auf die Mähne ihres Rappen und achtete nicht mehr darauf, wo sie lang ritten, jedoch folgte das Pferd brav den anderen. Je mehr sie vor sich hin träumte, umso mehr wurde sie an den Traum und auch an das Gespräch mit dem Dunkelelben erinnert. Was wollte dieser Legolas Grünblatt eigentlich? Ihm war danach gewesen sie zu küssen, hatte er gesagt. Sie kniff die Augen zusammen und ließ die Worte noch einmal Revue passieren. IHM war EINFACH danach gewesen? Innerlich kochte sie plötzlich. Was fiel diesem Prinzen der Dunkelelben eigentlich ein? Ihr Kopf schoss plötzlich herum, sie blickte kurz etwas säuerlich zu Legolas, registrierte zufrieden, dass er es bemerkt hatte und wandte den Blick wieder stur gerade aus. Elfwine hatte Idrils Blick Legolas gegenüber bemerkt und trieb sein Pferd an um zu ihr aufzuschließen. „Schlechte Laune? Wieso?“, fragte er knapp und grinste sie etwas schadenfroh an. Säuerlich verzog sie das Gesicht und strich sich eine Strähne ihres braunen, glänzenden Haares aus dem Gesicht. „Wie man es nimmt.“, begann sie und seufzte. Die Wahrheit für ihre Laune würde sie ihm wohl kaum sagen, schließlich wollte sie keinen Streit herauf beschwören. „Ich wüsste gern, wohin wir reiten. Wenn ich schon gezwungen werde dieser Runde beizuwohnen, dann wüsste ich auch gern, weshalb beziehungsweise wohin!“. „Wir werden in meine Heimat reisen.“, sagte Legolas trocken, der ihr Gespräch mitbekommen und zu ihnen aufgeschlossen hatte. Idril ließ seine Worte eine Weile auf sich wirken. Plötzlich blickte sie ihn alarmiert an: „Was? In eine Elbenstadt? Aber ich habe weder genug Sachen noch….“, wollte Idril in diesem Moment widersprechen, als er die Hand hob, um sie zum schweigen zu bringen. „Um deine Sachen hat sich deine Mutter gekümmert. Du findest alles was du brauchst in deinen Satteltaschen und unterwegs werden wir in vorbereiteten Elbenlagern nächtigen. Du musst dir also keine Sorgen machen, es wird dir an nichts fehlen Prinzessin Idril!“. Mit diesen Worten wandte er sich von den beiden ab und schloss zu Aragon und ihrem Großvater auf. Sprachlos blickte sie ihm eine Weile hinterher, fing sich dann aber wieder und griff in eine ihrer Satteltaschen, um nachzusehen ob dort wirklich alles war, was sie brauchte. Tatsächlich befanden sich ihre Reisesachen in den Taschen und sie fragte sich, wann ihre Mutter und die Männer diese Reise für sie ausgeheckt hatten, schließlich war ihr nicht aufgefallen, dass etwas in ihrem Schrank gefehlt hatte. Und noch etwas bereitete ihr wahre Kopfschmerzen. Aus einer der Satteltaschen ragte der Griff des kleinen Kurzschwertes, das sie damals in dem Labyrinth gefunden und nun von ihrem Großvater geschenkt bekommen hatte. Wie hatten sie es nur finden können? Ob ihre Mutter sehr sauer gewesen war? Was ihr Vater wohl dazu sagen würde? Sie sank innerlich geschlagen zusammen und seufzte in sich hinein. Den Rest der Reise war sie bemüht sich in der Nähe ihrer Brüder aufzuhalten und möglichst nicht den Blicken von Elfwine, Legolas oder gar ihrem Vater zu begegnen. Nachdem die Gruppe fast den ganzen Tag durchgeritten war, erreichten sie auf den späten Abend hin das von Legolas angekündigte Elbenlager. Es lag inmitten eines Waldes auf einer Lichtung. Der Mond erleuchtete nur schwach das kleine Areal, doch man konnte gut erkennen, was es beherbergte. Überall standen kleine und große Zelte. Sie bestanden aus zaghaft gewebten Leinen, waren innen hell erleuchtet und prunkvoll bestick. Elbenkrieger, mit goldenen Rüstungen und den unterschiedlichsten Waffen, hielten zum Wald hin Wache. Einige von ihnen hielten zudem noch große Fackeln in ihren Händen. Die Zelte bestanden aus zaghaft gewebten Leinen und waren innen hell erleuchtet. Einige der Elben kamen auf die Gruppe zugeeilt und nahmen die Pferde entgegen, um sie zu versorgen. Ein groß gewachsener, schwarzhaariger Elbenkrieger geleitete die Gruppe, nachdem er sie alle offiziell begrüßt hatte, zu ihren Zelten. Als Idril ihr Lager betrat, hielt sie begeistert den Atem an. Noch nie hatte sie in den Wäldern eine solch luxuriöse Unterkunft gehabt. Ein großes, weiches Bett aus scheinbar tausenden von Kissen stand inmitten des Zeltraumes, umgeben von einem kleinen Frisiertisch, einer Wanne, in der man bereite dampfendes Wasser eingelassen hatte und einer wunderschönen Sitzecke. „Ich hoffe euch gefällt euer Gemach für diese Nacht Prinzessin. Ich werde euch nun allein lassen, damit ihr euch frisch machen könnt. Solltet ihr etwas benötigen, stehen wir Ihnen zur Verfügung.“, sagte der Elbenkrieger, verbeugte sich und schloss das Zelt, damit sie allein sein konnte, noch ehe sie antworten konnte. Dankbar, dass sie endlich allein war, schlüpfte Idril aus ihren Sachen und stieg in das warme Bad, was bereits für sie eingelassen worden war. Es war angenehm die wohlige Wärme des Wassers auf ihren kalten und angestrengten Knochen zu spüren. Genüsslich sog sie den Geruch des Bades ein. Lavendel und Orangenschale. Einfach wunderbar. Sie schloss die Augen und lauschte in die Stille der Nacht hinaus. Irgendwie war sie froh, dass man sie gezwungen hatte, bei diesem Ausritt mit dabei zu sein. Er hatte sie den ganzen langen Tag beobachtet, keine ihrer Bewegungen waren ihm entgangen. Selbst das unterdrückte Zittern, als der Abend heran gebrochen war, war ihm nicht entgangen. Gleich als sie angekommen waren, hatte er deswegen bei den Elben veranlasst, dass man ihr ein Bad herrichtete. Als sie ihr Lager betreten hatte und das Zelt hinter ihr geschlossen wurde, war er drauf und dran gewesen ihr zu folgen. Doch es geziemte sich nicht und hätte nur unnötigen Ärger hervorgerufen. Jetzt stand er bei Fenrir, ihrem Ross und kraulte ihn sanft hinterm Ohr. „Du hast es gut mein Freund.“, sagte er, während er in die dunklen, treuen Augen des Tieres sah. Er tätschelte dem Rappen sanft den Hals und machte sich dann auf den Weg zu seinem Lager. Gedankenverloren ließ er sich in einen der großen Kissen nieder und starrte an die Decke des Zeltes. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und begann zu träumen. Sie hatten den Boden Mittelerdes erst seit einigen Stunden wieder betreten, doch den Geruch der sich ausbreitenden Orks hatten sie sofort wahr genommen. Es war tatsächlich alles so wie die weise Galadriel es voraus gesehen hatte. Es war wirklich höchste Zeit gewesen, dass sie sich wieder zu ihren alten Stätten begaben. Schnell hatten sie sich in Gruppen aufgeteilt und auf den Weg nach Lothlorien und Bruchtal gemacht. Denn Galadriel hatte gesehen, dass jemand in großer Gefahr sein würde. Jedoch hatte sie in Rätseln gesprochen, sodass keiner wusste, wo sie gebraucht wurden. Sie waren sehr schnell und vor allem unbemerkt durch die Landen gereist, waren unterwegs schon vereinzelten Gruppen von Orks begegnet und hatten sich derer angenommen. Als sie schließlich Lothlorien erreicht hatten und durch ihre Tore schritten, war alles was sie sahen Zerstörung. Langsam hatten sie sich Schritt für Schritt dem Wals genähert. Überall konnten Fallen oder Wachposten sein. Ein unsäglicher Schmerz durchführ ihn als er die ehemaligen Wächter der heiligen Hallen sah. Man hatte die Baumwächter einfach gefällt und ihnen somit das kostbare Leben ausgehaucht. Viele der Krieger, die ihn begleiteten stimmten leise, kaum hörbar, ihr Klagelied an. Der Verlust ihrer Brüder saß tief. Gemeinsam pirschten sie sich von allen Seiten an die Horde heran, die sich in den heiligen Hallen breit gemacht hatten. Er hörte verzweifelte Schreie, ein Schluchzen. Hier war also wirklich jemand in Gefahr. Seine Muskeln spannten sich an, als er sah, wie die Orks das wunderschöne Pferd richteten und schließlich mit der Frau fortfahren wollten. Er blickte sich um, winkte kurz seinen Kriegern zu und sie schwirrten aus. Sein Begleiter, der Zwerg, zog plötzlich an dem Stoff seines Gewandes und deutete auf eine Gruppe von Männern, die sich inmitten der Orkhorde befanden. Sie waren eingekreist. Zahlenmäßig unterlegen und hoffnungslos verloren. Doch einer von ihnen schien trotzdem kämpfen zu wollen. Er wollte zu der Frau. Tapfere Krieger und ihr König. Ein alt bekanntes Bild, wie er fest stellte. Er erinnerte sich an den Ringkrieg. Den Krieg, den er mit als treuer Gefährte eines Königs ausgefochten hatte. In diesem Moment schrie der König den Namen der Frau. Die Stimme erkannte er sofort, ohne sehen zu müssen wer sich dahinter verbarg. Sie wirkte Älter, doch war sie ihm so bekannt wie eh und je. Aragon! Der Elb nickte seinem Gefährten zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg, um ihrem alten Freund zu helfen. Erst jetzt, als sie sich näherten, erkannte Legolas, dass es sich um eine sehr junge Frau handelte. Je näher er sich an den Ork heran schlich, der sie fest hielt und bedrohte, erkannte er, dass sie spitze Ohren hatte. Nicht so spitz wie die eines Elben, doch spitz genug um zu sehen, von wem sie abstammte. Er ging zum Angriff über, als der Ork die kleine Halbelbin töten wollte. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er ihn nieder gestreckt und die zierliche Gestalt der Kleinen vor dem niederfallenden Ork-Körper gerettet. Sie war bewusstlos geworden und er trug sie nach unten. Kurz hielt er in den Hallen inne, als er wusste, dass niemand da war und betrachtete das Gesicht der Halbelbin. Er konnte eindeutig Züge von Arwen und Aragon erkennen. Sie war ein wirklich wunderbares Geschöpf. Schnell lief er weiter und gelangte, im Schatten einer Gruppe seiner Krieger unten an. Aragon rief nach seiner Tochter und bereitete sich auf einen neuen angriff vor, doch Gimli erhob das Wort und begrüßte seinen alten Gefährten mit gespielter Empörung. Aus den Augenwinkeln beobachtete der Dunkelelb, wie einer der Krieger ebenfalls nach Idril suchte. Er konnte seinen Herzschlag ausmachen und sein Rhythmus verriet ihm, dass es sich hier um eine liebende Person handelte. Noch einmal blickte er auf das Gesicht hinab. Einige der dunkelbraunen, gelockten Strähnen hingen ihr wirr im Gesicht herum und umrandeten die zarten Lippen und die feine Nase. Legolas richtete sich in seinem Sitzkissen auf und starrte auf den Boden. Als er Erfahren hatte, dass der Krieger ihr Verlobter sei, hatte er es für richtig gehalten, eine Freundschaft zu ihm aufzubauen, um die aufkeimenden Gefühle für sie zu unterdrücken. Doch anstatt es besser wurde, hatte er sich immer mehr danach gesehnt mit ihr zu reden oder etwas mit ihr zu unternehmen. Und er war zusehends eifersüchtiger auf Elfwine geworden, was dieser ebenfalls bemerkt hatte und nicht anders reagierte, wenn Idril sich mit Legolas unterhielt. Er ließ sich seufzend wieder nach hinten fallen und fragte sich, ob es richtig gewesen war, sie damals in ihren Träumen zu besuchen. Sicherlich fand sie ihn jetzt aufdringlich, vielleicht auch zu neugierig. Und was noch viel schlimmer für ihn war, wieso hatte er nicht dem Drang widerstehen können sie zu küssen? Letzten Endes, hatte er sie arrogant behandeln müssen, weil er hoffte, dass es ihr nicht auffallen würde, was sie für ihn empfand, weil er zu diesem Zeitpunkt noch immer gehofft hatte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch da hatte er sich geirrt. Etwas in ihm schrie regelrecht nach ihr und er hatte nicht länger vor es zu verheimlichen. Es war ihm egal, was Aragon der König oder seine ehemaligen Gefährten dazu sagen würden. Sein Entschluss stand fest. Er wollte kämpfen. Um sie. Idril hatte das lange, angenehme Bad genossen. Es war wunderbar erfrischend gewesen. Sie hatte in einem kleinen Paket ein wunderschönes Kleid vorgefunden. Es war ebenfalls ein Geschenk ihrer Großmutter und nur zu gern hatte sie es angezogen. Ein paar Elbendamen waren wenig später in ihr Zelt getreten und hatten sie hergerichtet. Jetzt saß sie wieder allein in ihrem Zelt und betrachtete sich im Spiegel. Insgeheim fragte sie sich, welche Wirkung sie wohl auf Legolas haben würde, wenn er sie sah. Leicht irritiert über ihren Gedanken vergewisserte sie sich noch einmal ob alles richtig saß. Das lockige Haar hatte man ihr mit silbernen Blütenköpfen nach oben gesteckt. Es wirkte auf eine Art verspielt und doch charmant. Das Cremefarbene Kleid war aus einem feinen Stoff geschnitten und vereinzelt mit kleinen Kirschblüten bestickt worden, die nur bei einem bestimmten Lichteinfall rot hervor schimmerten. Noch immer war es Idril ein Rätsel wie die Elben diesen Effekt zustande gebracht hatten. Sie lächelte ihrem Spiegelbild mutig entgegen und wandte sich beschwingt um, indem sie aufstand. Fast hätte sie verwirrt aufgeschrieen, als sie direkt gegen Legolas prallte, der sie sofort fest hielt. „Was…?“, fragte sie verwirrt und blickte in seine eisblauen Augen. Etwas Warmes und Wohliges breitete sich in ihrem Bauch aus, während sie ihn so ansah. Kurz schüttelte sie den Kopf um einen klaren Gedanken fassen zu können. Ein Trick? „Wunderhübsch seht ihr aus Prinzessin. Fast gottgleich.“, sagte Legolas und trat einen Schritt von ihr weg, um sie betrachten zu können. Etwas verlegen von dem Kompliment, musterte sie Legolas. Er trug ein Lindgrünes Gewand auf das goldenen Blatter gestickt waren und dazu eine schwarze Hose. „Darf ich euch zu Essen geleiten?“, fragte Legolas schließlich und reichte ihr seinen Arm. Sie nahm das Angebot an und gemeinsam gingen sie auf den Ausgang ihres Zeltes zu. Kurz bevor sie nach draußen treten konnte, wurde Idril energisch zurück gezogen und fand sich in einer Umarmung wieder. Verwirrt blickte sie erneut in Legolas Augen. Sein Blick schien Flammen zu schlagen. „Prinz Legolas…?“, fragte Idril zaghaft und versuchte sich aus seinem Griff heraus zu winden. Er reagierte erst nicht, doch dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. „Prinzessin, ich wollte euch noch etwas sagen, bevor wir zum Essen gehen.“, sagte er und machte keine Anstalten weiter zu reden. Erneut wollte sie zu einem Satz ansetzen, um ihn zu fragen, was er ihr denn sagen wollte. Doch gerade als sie Luft holen wollte, legten sich seine Lippen auf die Ihren. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Er hatte gewusst, dass es ein Risiko gewesen war sie zu küssen und doch freute er sich, dass er es getan hatte. Es erfüllte ihn mit einer seltsamen, angenehmen Wärme. Langsam lösten sich seine Lippen von den Ihren. Er blickte ihr in die Augen und lächelte sie zufrieden an, doch das Lächeln erstarb innerhalb von Sekunden, als er bemerkte, wie sie ihn anschaute. Ihre Augen sprühten vor Wut. Unwillkürlich ließ er, wie ein enttäuschtes Kind, die Arme sinken. Was hatte er nur getan? Als er sich zu ihr nach unten gebeugt und sie geküsst hatte, da war Idril wieder in ihrer Empörung eingefallen, was er neulich zu ihr gesagt hatte. Er hatte sie geküsst, weil ihm einfach danach gewesen war. IHM war EINFACH danach gewesen. Diese Worte hallten immer wieder in ihrem Kopf. Sie hatte es einfach über sich ergehen lassen. Was wäre ihr auch anderes übrig geblieben, ohne gleich eine halbe Armee im Zelt stehen zu haben. Sie hatte sich versteift, die Lippen zu einem schmalen Streifen zusammen gezogen und einfach gerade aus gestarrt, in der Hoffnung, dass es bald vorüber sein würde. Als Idril sich bewusst wurde, dass er sie endlich losgelassen hatte, war es nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie ausholte und Legolas eine verdiente, saftige Ohrfeige gab. Es war ein schönes klatschendes Geräusch, als sie zugeschlagen hatte und ihre Laune besserte sich etwas. Wenigstens bekam er das was ihm zustand. Zufrieden stellte sie fest, dass ihre ganze Hand nun leuchtend rot auf seiner blassen Wange zu sehen war. Den Schmerz, der durch ihre Hand fuhr, überging sie einfach und starrte ihn dafür wieder wütend an. „Was fällt euch ein, Prinz?“, fragte sie zischend, während ihr Atem vor Wut und Empörung stoßweise ging. „War das wieder eine eurer Launen? Hattet ihr einfach wieder Lust mich zu küssen? Was erdreistet ihr euch? Ich bin ein Lebewesen, egal ob Prinzessin oder nicht. Ich habe ein Recht zu bestimmen, was ich mache oder nicht, ich habe ein Recht zu bestimmen, was ich möchte und was nicht. Ich bin kein Gegenstand oder Sklave, mit dem man machen kann, was man will!“. Das hatte gesessen! Wütend stapfte sie an ihm vorbei und wollte sich auf den Weg zu ihrem Vater machen. Wenigstens konnte er sie da nicht mehr belästigen. Fasziniert hatte er in die wütenden Augen gestarrt und dabei ganz vergessen aufmerksam zu bleiben. Dieses Funkeln hatte ihn voll und ganz eingenommen und ihn alles um sich herum vergessen lassen. Ein gleißender Schmerz breitete sich plötzlich auf seiner Wange aus. Langsam hatte er an seine Wange gegriffen und verstanden, was geschehen war. Sie hatte ihm eine Ohrfeige gegeben. Ein seltsames Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Es fühlte sich an, als ob man verlassen worden wäre oder sehr enttäuscht worden war. Seine Lippen bebten etwas, doch er straffte stolz die Schultern. Ohne etwas zu sagen, lauschte er ihren Worten. Kein Gegenstand, kein Sklave, eigene Entscheidungen. Erst jetzt breitete sich eine Ahnung in ihm aus, was er überhaupt angerichtet hatte. Mit seinen überstürzten Taten, seiner selbstverständlichen Art, hatte er genau das erreicht, was er nicht wollte. Sie hasste ihn und hielt ihn wahrscheinlich für einen eingebildeten, verwöhnten Elben. Wahrscheinlich wollte sie jetzt auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Als sie an ihm vorbei lief, um das Zelt zu verlassen, blickte er ihr hinterher. Sein Blick fiel auf ihre Hand. Sie wurde schon blau und schwoll an. Erneut griff er mit der Hand an die brennende Stelle auf seiner Wange. Verdient hatte er es, das war wohl wahr. Er fühlte sich wie ein gebeutelter Hund. Doch das war jetzt egal, sie war verletzt. Seinetwegen. Er eilte ihr hinterher und griff nach dem anderen Arm um sie zurück zu ziehen. „Wartet bitte.“, sagte er, doch sie reagierte nicht darauf, riss sich los und stürmte aus dem Zelt. Er hatte versucht sie aufzuhalten, doch sie war so sauer und aufgebracht gewesen, dass sie sich von ihm losgerissen hatte und hinaus gestürmt war. Noch direkt im Eingang prallte sie mit Elfwine zusammen und taumelte rückwärts. Elfwine hielt sie fest und blickte irritiert in ihr aufgebrachtes Gesicht. „Ich mag es ja, wenn du wütend guckst. Das ist immer richtig süß.“, begann er und lächelte. „Aber da ich diesmal nicht der Grund für dein Ärgernis bin: Was ist los?“. Sie blickte ihm säuerlich entgegen. „Nichts ist los.“, antwortete sie und erlangte ihr Gleichgewicht wieder. „Ich würde gern zu meinem Vater gehen. Begleitest du mich dorthin?“, fragte sie weiter. Darum ließ er sich natürlich nicht zwei Mal bitten und bot ihr seinen Arm an, den sie dankend annahm. Gemeinsam liefen sie durch das traumhafte Lager der Elben. Elfwine fragte sich noch immer, was mit ihr los war. Grübelnd blickte er zurück und sah, wie Legolas aus ihrem Zelt ging. Seine Stirn legte sich in Zornesfalten, als ihre Blicke sich kurz begegneten, dann verschwand Legolas im Schatten eines anderen Zeltes. Idril blickte zu Elfwine und erkannte, dass er sich über etwas ärgerte. Ein neckendes Lächeln huschte über ihre Lippen. „Du fragst mich, was mit mir los ist und guckst selber so, als würdest du gleich platzen. Gegenfrage: Was ist los mit dir?“, fragte sie ihn. Als er zu ihr herunter sah, glätteten sich seine Züge wieder. „Bist du etwa sauer, weil der Elb bei dir war?“, fragte er unverblümt. Kurz sah sie ihn verdutzt an, nickte dann aber schließlich. Ein Grollen schien durch seine Brust zu gehen. „Hat er dich belästigt?“, fragte plötzlich aufgebracht. Ja sicher hatte er sie belästigt. Ein Kuss ohne gefragt zu werden, war definitiv eine Belästigung. Aber das konnte sie wohl kaum sagen, ohne gleich einen kleinen Krieg zu entfachen. Sie kannte Elfwine und wenn er einmal Feuer für etwas gefangen hatte, war er nicht mehr so leicht davon abzubringen. Sie schüttelte den Kopf. „Nein er hat mich nicht belästigt.“, sagte sie und winkte mit der Hand ab. Bei dieser Bewegung schoss ein stechender Schmerz durch ihre Gelenke und sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Was ist?“, fragte Elfwine alarmiert und stellte sich vor sie, während er die Hand betrachtete. Innerlich rollte Idril mit den Augen. Elfwine war schon immer überfürsorglich gewesen, wenn es um sie ging, aber seit einiger Zeit übertrieb er es immer wieder. Schon als sie klein gewesen waren, hatte er immer den Beschützer für sie spielen wollen. Er log, damit sie keine Schwierigkeiten mit ihren Eltern bekam, wenn sie wieder in ihrem abenteuerlustigen Drang Mist gebaut hatte. Lieber hatte er den Tadel und die Strafen auf sich genommen. Wenn sie krank gewesen war, hatte er Stunden und Tage an ihrem Bett verbracht. Oft hatte er ihr dann vorgelesen, peinlichst darauf geachtet, dass sie ihre Kräuter zu sich nahm und er hatte ihr immer wieder kleine Leckereien aus der Küche gestiebitzt. Auch war ihm immer alles egal gewesen, wenn sie sich verletzt hatte. Selbst wenn er nach einer Rauferei oder einer missglückten Klettertour schlimmer dran war als sie, hatte er erst jede Menge Wind um ihre Verletzungen gemacht und erst dann zugelassen, dass man ihm half. Jetzt machte er sich wieder Sorgen um sie und sie musste sich etwas einfallen lassen, damit es keinen Streit zwischen ihm und seinen neu gefundenen Freund Legolas gab. Sie lächelte betreten. „Also… ich bin gestürzt.“, log sie und lächelte dabei unschuldig. Er nickte nur, wusste aber genauso gut wie sie, dass dies nicht erklärte, weshalb der Elb bei ihr gewesen war. Auch wusste er, dass es eine Lüge war. Er kannte sie einfach zu gut. Was auch immer vorgefallen war, er würde es heraus bekommen. Die Antwort bekam er, nachdem er Idril zu Aragon geleitet hatte und sich auf den Weg zu seinem Zelt machte. Er hatte beschlossen kurz mit Legolas zu reden, schließlich musste er ja am besten wissen, was passiert war. Als er in dessen Zelt trat, saß dort ein schmollender Elb mit einer feuerroten Wange. Legolas saß in einem der großen Stühle, die zum Inventar eines jeden Zeltes eines Elbenzeltlagers dazu gehörten. Er lauschte in die Nacht hinaus und rieb sich die feuerrote Wange. Als er in sein Zelt gegangen war, hatte er neugierig in den Spiegel geschaut und erschrocken festgestellt, dass man alle fünf Finger ohne Probleme erkennen konnte. Seufzend hatte er sich schließlich in den Stuhl fallen lassen und saß dort noch immer, als Elfwine zu ihm kam. Schon als sich ihre Blicke vor Idrils Zelt getroffen hatten, hatte er gewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er zu ihm kam, um ihn zur Rede zu stellen. Elfwine trat in sein Zelt ein, nachdem er sich angemeldet hatte und musterte ihn eine Weile. Legolas bot ihm einen Stuhl an und er ließ sich dankend darauf sinken. Innerlich seufzte der Elb, eigentlich hatte er noch über sein Verhalten nachdenken wollen, doch das musste jetzt aufgeschoben werden. Er blickte zu seinem Freund und zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. Mit allem hatte er gerechnet, aber das? Elfwine saß ihm gegenüber und grinste ihn an. „Ich glaube ich brauche nicht zu fragen, wessen Handschrift auf deiner Wange zu sehen ist. Aber verdient hast du es, egal was du getan hast. Sie schlägt nie zu, wenn man es nicht verdient hat.“, sagte er sachlich. Legolas verzog das Gesicht zu einer Grimasse und seufzte dann leise. Sie hatte ihm also nicht gesagt, was er getan hatte. Das war wirklich sehr nett von ihr, doch er, als Freund, musste sagen, was er getan hatte. Es war eine Tugend der elben immer ehrlich zu sein. Er räusperte sich und begann zu berichten, was und warum er es getan hatte. Lange schwiegen sich die beiden Freunde an und keiner von ihnen wagte sich etwas zu sagen. Legolas war erleichtert, dass er endlich die Wahrheit gesagt hatte – auch wenn er die Besuche in ihrem Traum doch lieber verschwiegen hatte -, fürchtete aber, somit seinen Freund verloren zu haben. Elfwine hingegen schwieg, weil er nicht wusste, was er über diese Situation denken oder sagen sollte. Er war froh, dass Idril sich nicht für Legolas entschieden hatte, aber wer wusste schon, ob es vielleicht nicht doch noch passieren könnte. Schließlich nickte er und erhob sich. „Ich danke dir für deine Ehrlichkeit mein Freund. Ich werde dir verzeihen, aber erst Morgen. Sollte sie sich für einen anderen entscheiden, so könnte ich es eh nicht ändern. Es ist schließlich ihr Leben und nicht das meinige. Nun möchte ich alleine sein.“, sagte er und wandte sich zum gehen. Legolas nickte, während er die Worte auf sich wirken ließ und sah ihm gedankenverloren hinterher. Idril drehte sich verschlafen in dem großen Bett um und starrte an den Stoff des Zeltes. Sie wusste nicht wie lang sie geschlafen hatte. Sie seufzte leise und griff sich mit ihrer verbunden Hand an den Kopf. Als sie in das Zelt ihres Vaters getreten war, war er nicht da gewesen. Sie hatte sich auf einen der Stühle gesetzt und ihre Hand betrachtet. Sie war mittler Weile noch weiter angeschwollen und präsentierte die schönsten Farben von gelb bis blau. Sie hatte versucht ihre Finger zu bewegen, gab es jedoch schnell wieder auf, als ein pochender Schmerz durch ihre Glieder fuhr. Für eine Weile hatte sie die Augen geschlossen, als ihr Vater in sein Zelt trat. Sofort hatte er die Hand verbunden und geschient. Weshalb sie verletzt war, hatte sie ihm nicht mehr sagen müssen. Legolas war ihm mit seiner Trophäe begegnet und sein beschämter Blick hatte ihm verraten, dass es nur mit seiner Tochter zusammen hängen konnte. Gemeinsam hatten Vater und Tochter eine Weile zusammen gesessen und Tee getrunken, als schließlich auch ihre Brüder in das Zelt kamen. Aufgeregt berichteten Boromir und Galador von den wundervollen Rüstungen und Kampftechniken, die sie gesehen hatten. Elrond hatte seinen Enkelsöhnen versprochen, dass er, sobald sie in Bruchtal sein würden, von ihm unterrichtet werden würden. Es war also vollkommen klar, dass die beiden am liebsten sofort nach Bruchtal aufgebrochen wären. Aragon hatte die Hand gehoben, um die Aufregung seiner Söhne zu dämpfen. „Bis jetzt ist es noch nicht so weit. Als erstes werdet ihr mehr über die Kultur des elbischen Volkes lernen müssen. Kämpfen ist nicht gleich kämpfen. Die Elben leben ganz anders als wir Menschen. Sie verstehen es anders zu reden, anders zu feiern. Auch schmieden und lehren sie anders als wir. Es wird ein anstrengender Weg für euch werden. Merkt euch das.“, sagte er und blickte dann zu seiner Tochter. „Du wirst es auch lernen Idril. Arwen bat mich darum, dich mit deinen Brüdern gehen zu lassen und ich denke, dass es eine gute Entscheidung ist.“. Die Eingangstür des Zeltes öffnete sich und ein Elbenkrieger trat ein. Nach einer kurzen Verbeugung bat er darum, dass sie ihm folgten. Anmutig und elegant wandte er sich um und wartete draußen auf sie. Gemeinsam gingen sie zu einem großen Zelt, welches das Herz des Lagers bildete. Als sie eintraten und Idrils Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, erkannte sie, dass sich eine lange Tafel inmitten des Zeltes befand. Sie war reichlich gedeckt. Elrond kam ihnen entgegen und bot ihn einen Platz an. Elfwine und Legolas hatten sich bereits der Runde angeschlossen, saßen aber weit voneinander entfernt, was Idril signalisierte, dass die beiden wohl miteinander gesprochen hatten. Sie setzte sich zwischen Elfwine und ihrem Vater. Das schlechte Gewissen nagte an ihr, als sie zu Legolas blickte. Doch dann erinnerte sie sich an den Kuss und die fast gebrochene Hand und verdrängte das Gefühl ganz schnell wieder. Sie richtete sich auf und glitt aus dem Bett. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, schlüpfte sie in ihre Sachen und spähte aus dem Zelt heraus. Draußen herrschte schon reges Treiben. Sie wandte sich um, um ihr Gepäck zu holen, als sie auf einen reichlich gedeckten Tisch blickte. Es schien wie am Abend zuvor nur das Beste zu sein. Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich an den Tisch. Während sie frühstückte, glitt ihr Blick zu einer kleinen Schachtel, die auf der hinteren Ecke des Tisches stand. Sie fischte sie zu sich und öffnete sie neugierig. Ein kleines Pergament lag darin, sie rollte es auseinander und las die kunstvoll gewundene Schrift. „Es war nicht recht euch so zu behandeln, verzeiht mir. Legolas.“, las sie leise vor und schaute dann wieder in die Schachtel. Darin befand sich noch etwas. Neugierig holte sie es heraus. Es war ein fein gearbeitetes Kettchen aus Weißgold. Fast wie die, die sie von ihrer Mutter bekommen hatte, nur kleiner. Feine Kettenglieder schlangen sich in Form von Efeuranken ineinander. Sie betrachtete es eine Weile und ließ es wieder in das Kästchen sinken. Sie runzelte die Stirn. Mit Geschenken ließ sie sich nicht kaufen. Das was er getan hatte, war für sie unverzeihlich. Sie packte ihre Sachen, während sie immer wieder zu dem Kästchen sah. Schließlich verließ sie ihr Lager. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7 Die Reise schien an diesem Tag kein Ende mehr nehmen zu wollen, so oft hatten sie Rast gemacht, damit die Pferde sich erholen und die Späher vorausreiten konnten. So oft hatte sie nach oben in den Himmel gesehen und sich gefragt, wann sie das letzte Mal einen solchen, brennenden Sommer erlebt hatte und sie schien immer wieder keine Antwort darauf zu finden. Ein leises Seufzen entfuhr ihrer Kehle, als sie ihre Wasserflasche öffnete und einen Schluck daraus nahm. Während sie die Flasche wieder behutsam schloss, blickte sie in die Gruppe. Nicht nur sie hatte mit der brennenden Hitze zu kämpfen. Ihre Brüder und Elfwine hatten sich ihrer schweren Rüstung entledigt und ritten oberkörperfrei durch die sengende Hitze. Immer mussten diese Angeber ihre Muskeln zu Schau stellen. „Wenn wir angegriffen werden seid ihr tot.“, sagte sie belustigt und rümpfte die Nase. Auch ihr Vater und die anderen Männer hatten Teile ihrer Rüstung abgelegt. „Ich denke es wird Zeit, dass wir eine weitere Pause einlegen, die Pferde brauchen Wasser und ein schattiges Plätzchen.“, sagte Elrond und brachte den Trupp an einer geschützten und gut überschaubaren Stelle zum stehen. Endlich konnte sie sich etwas ausruhen. Sie tätschelte den Hals ihres treuen Pferdes, als sie aus dem Sattel glitt und sich in der steinigen Landschaft umsah. Der Fluss, der hier einst mit wilden Wellen getobt hatte, war zu einem kleinen Rinnsal verkommen und die Pflanzen, die einst das Ufer in saftiges, leuchtendes Grün getaucht hatten, waren nur noch verdorrte und brüchige Gerippe. Sie seufzte leise und versuchte sich behutsam auf einen der Steine zu setzen. Schon als sie die Hände auf seine glatte Form gelegt hatte, brannte sich die Hitze langsam aber unaufhaltsam in ihre Handflächen ein. Sie zuckte zurück und blickte zu ihren Brüdern, die über sie lachten. „Lass sie nur.“, sagte ihr Vater beruhigend hinter ihr und warf den Umhang, den er über den Sattel liegen hatte über den Stein, damit sie sich setzen konnte. „Vielen Dank Vater!“, sagte sie und ließ sich nieder. Sie schloss für einen Moment die Augen und spürte die brennende Hitze der Sonne, die ihre Kleidung immer mehr erhitzte. Sie blickte wieder auf und begegnete dem Blick von Legolas, der etwas abseits von der Gruppe saß und sie beobachtete. Sollte er doch gucken, bis er grün und blau wurde, sie hatte keine Lust mit ihm zu reden. Elrond hatte sich auf einen der Steine nieder gelassen und die Augen geschlossen. Leise summte er ein Lied über eine weite Reise. Sie lauschte ihm, wohl wissend, dass nur sie und ihre Brüder es hörten. Die Ohren der Menschen waren viel zu schwach. Über die Wellen der Meere, da kommen wir her. Trotzten Gefahren, es war sehr schwer. Über die Wellen der Meere, glitt unser Schiff. Über die Wellen der Meere, bis uns die Heimat wieder ergriff. Eine weitere Stimme reihte sich in den Gesang ein und Idril blickte überrascht auf. Legolas hatte eine wirklich wunderbare, wenn auch dunkle Singstimme. Es gefiel ihr, aber das zeigte sie ihm nicht. Vielleicht hätte er sich sonst wieder etwas darauf eingebildet. Über die Wellen der Meere, gingen wir einst fort. Über die Wellen der Meere, an einen heiligen Ort. Über wie Wellen der Meere, vergaßen wir was war. Über die Wellen der Meere, so wunderbar. Wieder glitt ihr Blick über die Landschaft, während sie noch immer dem Lied lauschte und hielt plötzlich inne. Von weitem näherte sich eine Staubwolke, die nur durch schnell herannahende Pferde entstehen konnte. „Vater seht.“, sagte sie und richtete den Zeigefinger in die Richtung. „Die Späher kommen zurück.“. Aragon blickte auf und sah der brennenden Sonne entgegen, indem er sich mit dem Schatten seiner Hand schützte. Alarmiert wandte er sich um. „Schnell alle auf die Pferde!“, brüllte er und schob Idril hastig in die Richtung ihres treuen Rosses Fenrir. Das Leid war längst unterbrochen worden und hektischen Stimmen gewichen. Irritiert ließ sie es mit sich geschehen, schwang sich in den Sattel und beobachtete, dass innerhalb von Sekunden alle wieder komplett ihre Rüstungen trugen und sich auf ihren nervös tänzelnden Rössern befanden. „Glaubt ihr es gibt Probleme?“, fragte Elfwine Aragon und blickte besorgt auf den heran nahenden Trupp der Späher. Dieser nickte nur und eilte dem Kommandanten entgegen. Sie sprachen hastig, gestikulierten wild miteinander und dann brach das Chaos aus. Der Späher, mit dem ihr Vater noch in diesem Moment gesprochen hatte, zuckte kurz und brach dann in sich zusammen. Aus seinem Rücken ragte eine wuchtige, grob gearbeitete Streitaxt. Sie keuchte erschrocken auf. Sie kannte diese grobe und doch feine Schmiedekunst. Sie hatte diese Art der Waffe schon einmal gesehen, in den dunklen Gängen, als sie ihr Kurzschwert gefunden hatte. Es waren Orks. „Weg hier!“, brüllte Aragon und riss die Zügel seines Braunen herum. „ Wir sind umzingelt!“, rief Elrond. Grunzend und mit dumpfen Schlägen, welches von den Waffen kam, die die Orks gegen ihre Rüstung schlugen, näherten sie sich. Der Gestank ihrer Körper schlug Idril ins Gesicht und ihr wurde schlecht. Geifer lief einigen der Orks über ihre spitzen Zähne und ihre leicht geöffneten Münder. Ihre Rüstungen waren bereits sehr stark verschlissen, doch schienen sie massiv genug, um noch hunderte Schlachten zu überleben. Sie waren bereit für einen Kampf, aus denen nur ein Sieger hervorgehen würde. Tosendes Gebrüll brach hinter ihnen aus und die Späher zogen ihre Waffen, um sich gegen den Feind zu wenden. Auch Faramir und die Anderen zogen ihre Waffen. Sie wollte es ihnen gleich tun, doch eh sie etwas tun konnte, tauchte ihr Vater neben ihr auf und schnappte sich die Zügel von Fenrir. „Du gehst mit deinen Brüdern und Elfwine!“, sagte ihr Vater in hartem Ton und drückte Boromir die Zügel in die Hand. „Bringt sie in Sicherheit. Wenn es sein muss, reitet zurück zum Lager.“, sagte er und zog dann wieder die Zügel seines Pferdes hart herum, um mit seinen Freunden zu kämpfen. „Vater…!“, rief Idril und streckte die Hand nach ihm aus, doch er war schon längst verschwunden. Ein unwohles Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus, als ihr klar wurde, dass die Angreifer klar in der Überzahl waren und ein Sieg für ihre Gruppe unmöglich war. Sie schluchzte auf, während ihr Bruder die Pferde antrieb. Würde sie ihren Vater je wieder sehen? Was war mit Faramir, ihrem Großvater oder Legolas? Sie duckte sich in dem Sattel ab, während sie und ihre Begleiter sich einen Weg durch die angreifenden Orks bahnten. Sie ritten so schnell sie konnten und ließen die Pferde erst, als sie in Sicherheit waren, wieder langsamer laufen. Sie schluchzte noch immer. Fühlte sich verloren und vor allem quälte sie der Gedanke, dass sie die anderen im Stich gelassen hatten. Idril blickte ihre Brüder und Elfwine an. „Wir müssen Hilfe holen!“, sagte sie fordernd und biss sich auf die Lippen, um nicht wieder durch einen erneuten Weinkrampf geschüttelt zu werden. Sie machte sich sehr große Sorgen um ihren Vater und ihre Freunde. Boromir nickte. „Sie hat recht. Wir sollten in das Lager zurück reiten, so wie es Vater gesagt hat und Verstärkung holen. Ohne Hilfe wird es ein auswegloser Kampf werden für sie werden.“. Sein Bruder stimmte ihm ebenfalls zu, versteifte sich aber in seinem Sattel und starrte plötzlich an ihnen vorbei. „Was ist das?“, fragte er ungläubig, kniff die Augen zusammen und deutete auf den Horizont. Von weiten sah man eine grell leuchtende Wand auf sie zukommen, angeführt von einem einzigen Reiter, der ein weißes Gewand trug und einen Stab hoch erhoben in der Hand hielt. Ein Schimmel trug ihn und galoppierte anmutig in ihre Richtung. „Ich weiß es nicht…“, sagte Elfwine, der seinen Augen ebenfalls nicht zu trauen schien. „Wir sollten von hier verschwinden. Wir suchen im Wald ein Versteck, es scheint hier nicht sehr sicher zu sein.“, sagte Boromir und wollte nach den Zügeln seiner Schwester greifen, als sie erkannte, wer es war. „Das ist Gandalf!“, sagte Idril, die noch immer den Blick auf die weiße Wand gerichtete hatte und erst jetzt erkannte sie, dass es eine große Staubwolke war. Der Boden der Steppe bestand aus weißem Sand, und der Staub, wenn er aufwirbelte, war immer wie eine weiße Wand. Es war fast so, als würde man einen Sack mehr aus dem Fenster schütten. Das hatte ihr Vater ihr damals erzählt, als sie das erste Mal durch sie hindurch geritten waren. Gandalf ritt nicht allein, er hatte viele Reiter bei sich und als Elfwine begeistert aufrief, erkannte auch sie, dass es sich um Reiter des Heeres von Eómer und um Krieger der Elben handelte. Auch ein paar kleine Personen waren auf den Pferden zu erkennen. Eine von ihnen schwang eine doppelklingige Axt über dem Kopf und brüllte mit fester, tiefer Stimme gegen den Wind. Das konnten nur der Zwerg und die Hobbits sein. „Kommt, reiten wir ihnen entgegen!“, sagte Elfwine und trieb sein Pferd an. Schon als Gandalf die vier Reiter auf sich zukommen sah, wusste er, dass seine Freunde doch schlimmer in der Klemme steckten, als er vermutet und gesehen hatte. Er rief ihnen schon von weitem zu, dass sie sich ihnen anschließen, aber verdeckt halten sollten und trieb sein Pferd dann nochmals zur Eile an. Schattenfell reagierte sofort und machte noch größere Sätze nach vorn. Er hoffte, dass sie nicht zu spät kamen. Nie würde er sich dies verzeihen. Als sie die Freunde erreichten, riss Gandalf seinen Stab noch mehr in die Höhe und sprach leise magische Worte, während Gimli der Zwerg an ihm vorbei schoss und sich mit in das Getümmel stürzte. Noch nie hatte Idril einen solch begnadeten Kämpfer gesehen. Der Zwerg war zwar klein, machte dies durch seine perfekte Technik aber wieder wett. Sie beobachtete mit Schrecken, dass viele ihrer Freunde verwundet zu sein schienen und auch einiger der Soldaten gefallen waren. Sie hoffte, dass es bald vorbei sein würde. Ein grollender Donner ließ die Landschaft erzittern und ein gleißendes Licht schien den Ort für einige Sekunden zu verschlingen. Als das Licht sich langsam zurück zog, schien der Kampf vorbei zu sein. Idril keuchte erschrocken auf, als sie das Bild sah, dass sich ihr bot. Rund um die Kämpfenden lagen die Orks und starrten mit offenen Augen in den Himmel. Sie waren gelähmt worden. Sie beobachtete wie die Krieger ausströmten, um sie zu erledigen und die Reiter sich auf den Weg machten, um die flüchtigen Orks zur Strecke zu bringen. Sie suchte nach ihrem Vater und entdeckte ihn. Er war erschöpft auf einen der Steine zusammen gesunken und blickte dankbar zu ihnen. Blut lief ihm übers Gesicht. Sie glitt aus dem Sattel und eilte auf ihn zu, während sich die Anderen um die Verletzten kümmerten. „Vater geht es euch gut?“, fragte sie alarmiert und sank vor ihm auf die Knie. „Nicht sehr gut.“, sagte der König und seufzte leise. „Wir haben Leute verloren und waren nicht achtsam genug. Hauptsache ist aber, dass euch allen nichts passiert ist. Es geht euch doch gut oder?“. Idril nickte und half ihrem Vater aufzustehen. Sie geleitete ihn zu seinem Pferd und half ihm in den Sattel. Sie mussten ihre Reise fortsetzen, wenn sie nicht noch einmal angegriffen werden wollten. Sie hatte Gandalf und Faramir reden hören und wusste, dass Eile geboten war. Es blieb ihnen nicht einmal Zeit die Toten zu beerdigen, was sie sehr grausam fand. Als alle wieder aufgesessen und die Verwundeten ordentlich für die Reise zurecht gemacht waren, setzte sich der Trupp wieder in Bewegung. Geführt von den Elbenkriegern und Gandalf ritten sie ihrem Ziel entgegen, ohne noch einmal Halt zu machen. Idril blickte in den Mond, der voll über ihr im Himmel hang und seufzte erschöpft. Sie ritten jetzt schon seit Stunden durch diese Einöde und noch immer waren sie nicht an ihrem Ziel angelangt. Sie hatten viele Umwege nehmen müssen. Es schien fast so, als hätte sich ein Höllentor aufgetan, das immer mehr Orks ausspuckte. Dank Gandalf und den Elben waren sie weiteren Kämpfen entgangen, die sie allein unmöglich überlebt hätten. Ihr Blick glitt zu Elfwine, der seit dem Angriff nicht mehr von der Seite seines verwundeten Vaters wich. Sie konnte gut verstehen, was er durchgemacht hatte, schließlich hatte sie ebenfalls sehr viel Angst um ihren Vater gehabt. Aragon saß ebenfalls erschöpft in dem Sattel seines Braunen. Schmerzen schien er keine zu haben. Sie beobachtete, wie einer der Elbenkrieger zu ihm ritt, kurz mit ihm sprach und ihr Vater dann dankbar nickte. Kurze Zeit später tauchten noch mehr Elbenkrieger aus dem Trupp auf und schwangen sich aus ihrem Sattel, mit auf die Pferde der Freunde. Irritiert blickte Idril den Krieger an, der nun hinter ihr saß. „Seid unbesorgt.“, sagte er mit weicher Stimme. „Wir werden aufpassen, dass Ihnen nichts passiert. Schlaft etwas.“, fuhr er fort und legte seine Arme so um sie, dass sie sich an ihn lehnen und schlafen konnte. Sie blickte sich zu ihrem Vater und den Freunden um. Sie hatten alle bereits die Augen geschlossen und lehnten an der Rüstung ihrer Begleiter. Nur ihr Großvater schien mit Gandalf wach zu bleiben und die Truppe weiterhin anzuführen. „Danke!“, sagte sie leise und schloss erschöpft die Augen. Sie seufzte erleichtert, als sich der Schlaf langsam über sie legte und lauschte dem Lied, welches einer der Krieger für die Reisenden sang. Auf einer langen Reise, noch weit, weit im Nirgendwo, ruhen die tapferen Geister. Auf einer langen Reise, träumt eine holde Meid, von längst vergangenen Taten. Auf einer langen Reise, befinden wir uns, begleitet vom hellen Mondenschein. Diese lange Reise, sie endet bald so wunderbar, erfüllt die Träume, … Ihre Nasenflügel bebten auf, als sie den Geruch von feuchtem Moos vernahm. Sie blickte sich in der Dunkelheit um und erkannte schnell, dass sie sich wieder an der kleinen Lichtung befand, die zu der kleinen Stadt führte, die sie schon einmal in ihren Träumen besucht hatte. Sie seufzte leise und setzte sich auf einen Baumstamm. „Komm raus, ich weiß, dass du hier bist!“, sagte sie und legte die Stirn in Falten. Wäre er nicht hier, dann würde sie nicht von diesem Ort träumen, das wusste sie. Leise Schritte verrieten ihr, dass sich jemand näherte. Legolas trat zwischen den Sträuchern, die die Lichtung mit sattem Grün umgaben, hervor und blickte sie ernst an. „Was ist?“, fragte sie etwas genervt und zog eine Augenbraue nach oben. Er blieb vor ihr stehen und machte ein leichtes, betretenes Gesicht, während er nach unten sah. „Ich wollte mit dir reden.“, sagte er und setzte sich vor ihr in das nasse Gras. Idril rollte innerlich mit den Augen, nickte dann aber. Sie war bereit ihm zu zuhören. Sicherlich wollte er sie um Verzeihung bitten, aber das würde sie nicht durchgehen lassen. „Idril, es tut mir Leid, was alles in letzter Zeit geschehen ist.“, sagte er und blickte sie bittend, aber auch stolz an. „Es war nicht recht, so mit dir umzugehen. Es geziemt sich nicht, eine Prinzessin so behandeln. Eigentlich sollte man niemanden so behandeln. Ich habe gegen deinen Willen gehandelt und das tut mir wirklich Leid. Ich habe meinem Freund vor den Kopf gestoßen und auch deinem Verlobten. Ich war egoistisch.“. Er machte eine Pause und sie wartete ab, ohne etwas zu sagen. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare und begann dann wieder zu erzählen: „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich sehe dich mit Elfwine und wünsche mir, dass ich an seiner Stelle wäre. Ich sehe dich gerade jetzt, wie du eng angekuschelt an diesem Krieger sitzt, der sehr fasziniert von dir ist und ich wünschte mir, dass ich an seiner Stelle sitzen würde.“. Sie biss sich auf die Lippe und sah ihn weiterhin schweigend an. Er legte den Kopf in den Nacken und lachte dann. „Irgendwie ist es verrückt. Ich weiß, dass ich bald heiraten werde. Schon lange bin ich versprochen. Mein Herz müsste sich schon längst daran gewöhnt haben und doch will es etwas anderes. Es ist ein Teufelskreis, den ich aber sehr genieße. Bitte verzeiht mir.“, sagte weiter. Er war also verlobt? Sie kochte innerlich vor Wut. Was fiel diesem…diesem Bastard eigentlich ein, seine Verlobte so zu hintergehen und sie mit in dieses dumme Spiel einzubeziehen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte ihm eine geknallt. Doch sie blieb ruhig sitzen. „Ich verzeihe nichts, was anderen hätte einen Schaden zufügen können. Lernt euch zu kontrollieren, dann können wir gern noch einmal versuchen Freunde zu sein. Mehr nicht.“, sagte sie und spürte plötzlich ein Stechen in der Brust. Was war das? Er nickte und stand auf. „Gut.“, sagte er nur und verschwand dann wieder von der Lichtung. Sie blieb allein zurück und hing ihren Gedanken nach. Sie öffnete die Augen und blinzelte der Sonne entgegen. Leise und laute Stimmen hatten sie aus dem Schlaf gerissen. Noch immer befand sie sich in den Armen des Kriegers. Sie hob leicht den Kopf und erkannte, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Vor ihr erhoben sich die schwarzen Bäume, die mit Gold durchzogen waren. Sie hatten es geschafft. Sie seufzte leise und der Krieger bemerkte, dass sie wach war. „Ihr wacht gerade rechtzeitig auf Prinzessin Idril.“, sagte er mit sanfter Stimme und sie nickte verschlafen. Sie streckte sich etwas und wandte dann den Kopf ein Stück zur Seite um zu erkennen, wer ihr Begleiter eigentlich war. Es war ein hochgewachsener Elb, mit sehr feinen Gesichtszügen. Seine tiefen und dunklen braunen Augen verrieten, dass er viel nachdachte und seinen Willen immer durchsetzte. Sein langes schwarzes Haar war zu einem Zopf gebunden und lag leicht über seine Schulter. Unter der Rüstung zeichneten sich starke Muskeln ab, die davon zeugten, dass es nicht die erste Schlacht gewesen war, die er bestritten hatte. „Vielen Dank, dass ihr auf mich Acht gegeben habt.“, sagte sie aufrichtig und er schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln. Sie wand sich wieder um und sah sich die riesigen Eingangstore der Stadt an. Sie erhaschte dabei flüchtig einen Blick auf Legolas, der an ihnen vorbei ritt und sie mit kalten Augen musterte. Sie hatte ihn zutiefst verletzt, das erkannte sie jetzt. Eigentlich hätte sie jetzt ein schlechtes Gewissen haben müssen, das war schon immer so gewesen, wenn sie etwas getan hatte, dass anderen nicht gefiel oder sie traurig machte. Doch sie war nur sauer auf ihn, nichts weiter. Elfwine hatte ebenfalls bemerkt, dass sie aufgewacht war und ließ sich etwas zurück fallen, damit er neben ihr reiten konnte. Zuerst musterte er den Elb, der hinter ihr saß, erst dann wandte er sich zu ihr. „Guten Morgen, gut geschlafen?“, fragte er und lächelte sie gut gelaunt und verliebt an. Legolas hatte ihm wohl gesagt, dass er allein zu ihr gehörte. Sie nickte nur und lächelte zurück. Es war wohl besser so. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8 Sie hatten die großen Tore der Stadt passiert und Idril riss erstaunt die Augen auf. Es war genauso, wie sie es in ihrem Traum gesehen hatte, jedoch noch viel prunkvoller. Das glänzende Schwarz der Bäume wirkte düster und geheimnisvoll, während die goldenen Spuren in der Rinde es sehr anmutig wirken ließen. Schmetterlinge saßen an den goldenen Spuren und schienen die Reflektion des Lichts zu genießen. Überall huschten Elben geschäftig durch die Gassen, verbeugten sich und warfen ihnen wunderschöne Blumen zu. Es war ein wunderbares Schauspiel und noch nie hatte sie sich so wohl gefühlt. „Willkommen in meiner Heimat.“, sagte Legolas zu seinen Freunden und schwang sich aus dem Sattel, nachdem sie die Stallungen erreicht hatten. Selbst hier, wirkte alles fast so, als dürfte man es nicht anfassen. Es schien alles viel zu wertvoll zu sein. Ihr Begleiter glitt hinter ihr von Fenrir herunter und half ihr dann vom Pferd abzusteigen. Ihre Knochen waren noch ganz steif von dem langen Ritt und sie war dankbar, dass er ihr half. Legolas sprach kurz mit einem der Stallburschen und wandte sich dann wieder zu den anderen um. „Seid unbesorgt. Eure Pferde werden sehr gut versorgt und man wird ihnen ihre wohl verdiente Pause so angenehm wie möglich machen. Folgt mir, ich werde euch zeigen, wo ihr wohnen werdet, während ihr meine Gäste seid.“, sagte er und deutete den Kriegern an, dass sie das Gepäck tragen sollten. Idril hatte bereits ihr Bündel in der Hand, als der Krieger, der sie begleitet hatte, es ihr wieder aus der Hand nahm. „Ihr solltet euch schonen, es war eine lange Reise!“, sagte er mit sanfter Stimme und nickte ihr zu, dass sie den anderen folgen sollte. „Danke….“, sagte sie und blickte ihn fragend an. Sie kannte seinen Namen nicht und es war ihr unangenehm, ihm auch jetzt noch Arbeit zu machen. „Mein Name ist Falkon.“, sagte er lächelnd und ließ eine Reihe weißer, blitzender Zähne sehen. „Geht, ich folge euch und bringe euer Gepäck.“ Sie nickte und wandte sich dann um, um den anderen zu folgen. Staunend lief die junge Prinzessin durch die prunkvoll gestalteten Hallen und fragte sich, wie und wann diese wundervolle Stadt entstanden war. Sie seufzte innerlich, als sie daran dachte, in welchen grauen Gemäuern sie wohnen musste. Sie bogen in einen der langen Flügel ab, welcher mit marmornen und schwarzen Steinen gefliest war und bekamen ihre Zimmer zugeteilt. Sie bekam das Zimmer auf der Stirnseite des Flures. Als sie durch die zweiflügeligen Türen trat, blieb ihr fast die Luft zum Atmen weg. Inmitten des Zimmers befand sich ein großes Himmelbett, welches mit frischen Blumen geschmückt war. Zur rechten Seite des Zimmers befanden sich ein Frisiertisch, welcher aus purem Gold zu bestehen schien und ein dazu passendes Schränkchen, in dem prunkvolle Kleider hingen. Hinter ihnen befand sich eine kleine Tür, die in ein kleines Bad führte. Auf der anderen Seite des Bettes befanden sich ein kleiner Tisch und mehrere Sessel aus feinstem Ebenholz, geschmückt mit prunkvollen Schnitzereien. Sie gefielen Idril außerordentlich gut. Das Zimmer hatte außerdem große Fenster, die ihr einen wundervollen Blick auf die Landschaft und die Wälder erlaubten. Lächelnd wand sie sich zu Legolas um. „es ist wunderbar, Dankeschön!“. Er nickte nur und beobachtete dann Falkon, der in das Zimmer trat, um ihre Sachen abzustellen. „Ich werde euch gegen Mittag abholen lassen, um euch und euren Brüdern die Stadt zu zeigen.“, sagte er, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen und verließ dann mit Falkon den Raum. Sie blieb allein zurück und starrte an die geschlossene Tür. Hatte sie ihn so sehr verletzt, dass er jetzt nicht einmal mehr lächeln konnte? Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie war nicht mehr sauer, aber sehr enttäuscht. Sie seufzte leise und ging in das kleine Bad. Dankbar, dass es hier eine kleine Wanne gab, in die bereits heißes Wasser eingelassen war, ließ sie sich hinein gleiten und schloss genüsslich die Augen. Nach dieser langen Reise hatte sie ein Bad wirklich nötig. Sie atmete den süßen Duft von Lavendelblüten und Vanille ein und lächelte zufrieden. Als sie frisch erholt aus dem Bad kam, saß ihr Vater an dem kleinen Tisch in ihrem Zimmer und blickte sie belustigt an. „Na hast du dich gut erholt?“, fragte er und sie lächelte ihm bejahend entgegen. Es tat gut ihn zu sehen. Sie hatte, während sie in der Wanne gesessen hatte, noch einmal über den Kampf nachgedacht und sich gefragt, ob ihr Vater sehr verletzt worden war. „Wie geht es dir?“, fragte sie vorsichtig und setzte sich zu ihm. „Den Umständen entsprechend gut. Dank der Heilkünste der Elben geht es mir bereits viel besser als gestern, aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich wieder völlig genesen bin.“, sagte er und blickte sie fest an. „Ich bin froh, dass dir uns deinen Brüdern nichts passiert ist Idril!“, sagte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dann nahm er ihre Hand und sah sie stirnrunzelnd an. „Die solltest du vielleicht auch von den Elben behandeln lassen. Mit solchen Dingen ist ebenfalls nicht zu spaßen.“. Sie zog ihre lila schimmernde Hand weg und versprach dann, die Verletzung so schnell wie möglich behandeln zu lassen. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fragte sich, was ihr Vater noch wollte. Er war sicher nicht hierher gekommen, um sie wegen ihrer Hand zu schelten. Er schien die Frage in ihrem Blick zu erkennen und legte dann die Stirn in Falten. „Du und Legolas, ihr scheint euch nicht mehr zu verstehen. Hat er dir etwas angetan?“. Sie schüttelte den Kopf. Natürlich hatte er ihr etwas angetan, aber das würde sie ihrem Vater wohl kaum erzählen. Sie überlegte kurz, was sie sagen sollte und seufzte dann leise. „Es ist nur so, dass ich fürchte, dass es für ihn nicht nur Freundschaft zwischen uns werden könnte. Ich weiß, dass er bereits versprochen ist und ich möchte weder seiner Verlobten, noch Elfwine vor dem Kopf stoßen. Ich möchte einfach nicht, dass es Probleme gibt, die nicht sein müssten.“, erklärte sie und blickte ihrem Vater dabei fest in die Augen. Aragon lehnte sich nun ebenfalls in seinen Stuhl zurück und rieb sich die Schläfen. „Ich weiß, dass ich dir Unrecht damit getan habe, als ich dich an Elfwine versprach…“, sagte er und blickte sie bittend an: „Verzeih deinem alten Vater…“. Sie nickte lächelnd und blickte dann auf, als es an der Tür klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, traten ihre beiden Brüder gefolgt von Elfwine in das Zimmer ein. Das Gespräch zwischen ihr und ihrem Vater war somit beendet. „Kommt! Legolas will uns die Stadt zeigen!“, erzählte Galador begeistert und zog seine Schwester auf die Füße. Aragon erhob sich ebenfalls und führte seine Tochter aus dem Zimmer heraus. Legolas und die anderen warteten weiter vorn im Flur auf die kleine Gruppe. Schon von weitem erkannte sie, dass sie diesen Rundgang nicht allein machen würden. Einige Elben hatten sich zu der Gruppe gesellt und unterhielten sich angeregt mit den kleinen Hobbits und Gandalf. „Da sind wir mein Freund.“, sagte Aragon zu Legolas und dieser nickte ihm lächelnd entgegen. Sie liefen durch die ganze Stadt und Idril kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Parkanlagen waren noch viel imposanter und farbenfroher, als sie es in ihren Träumen gesehen hatte. Die Handwerkskunst der Dunkelelben schien noch vollkommener zu sein und auch die Häuser waren eleganter als sie es geträumt hatte. Legolas führte sie durch jeden kleinen Winkel der Stadt, zeigte ihnen, wo sie mehr über ihr Volk lernen und wo sie ihre Kampfkunst verbessern würden. Als sie den Trainingsplatz gezeigt bekamen, trainierten bereits einige Krieger dort. Schon von weitem erkannte sie, dass es die gleichen Elbenkrieger waren, die sie hierher begleitet hatten. Fasziniert sah sie ihnen zu. Es wirkte nicht so, als würden sie kämpfen. Eher sah es so aus, als tanzten sie miteinander. Es war anmutig, wie sie sich bewegten, aber auch gefährlich. Während sie sie beobachtete, blickte einer der Krieger auf und begegnete ihrem Blick. Es war Falkon. Als sich ihre Blicke begegneten, durchzuckte sie ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend. Elfwine schien bemerkt zu haben, dass der Krieger ein Auge auf seine Prinzessin geworfen hatte und legte seinen Arm um sie. Sie blickte zu Elfwine, der sie fragend anblickte, doch sie gab ihm keine Antwort, sondern sah noch einmal zu Falkon, der noch immer in ihre Richtung sah. Sie blickte schnell wieder weg und war etwas enttäuscht, als sie ihren Rundgang durch die Elbenstadt fortsetzten. Elfwine ließ sie die ganze Zeit nicht mehr los. Es gab so viel zu sehen, dass sich Idril am Ende ihres Rundganges vornahm, jeden Tag einen anderen Teil der imposanten Stadt zu erkunden. Sicher gab es noch mehr faszinierende Dinge zu sehen als ihnen Legolas gezeigt hatte. Sie ließ sich gedankenverloren in ihr Bett fallen und dachte daran, wie abwertend Legolas sie die ganze Zeit angesehen und wie sehr sich Elfwine an sie geklammert hatte. Ihr gefiel die Situation nicht so wie sie war. Sie biss sich auf die Lippe und drehte sich etwas zur Seite. Erneut klopfte es an ihrer Tür und sie setzte sich auf. „Herein!“, sagte sie und setzte sich auf. „Entschuldigt die Störung Prinzessin.“, sagte ein junges Elbenmädchen und trat in den Raum. Euer Vater lässt ausrichten, dass er euch in einer Stunde zum Essen abholt. Möchtet ihr, dass ich euch beim ankleiden und herrichten behilflich bin?“. Sie stand auf und nickte dann. „Wenn es dir nichts ausmachen würde, würde ich gern deine Hilfe in Anspruch nehmen.“, sagte sie lächelnd und das Mädchen begann sofort eifrig damit, alles vorzubereiten. Legolas saß in seinem Zimmer und starrte gedankenverloren an die Decke, als sich seine Tür leise öffnete. Er blickte auf und seufzte innerlich auf. Das fehlte ihm ja gerade noch. Eine hochgewachsene, blonde Elbenfrau lief geschäftig durch sein Zimmer und suchte einige Sachen zusammen. „Ich bin alt genug um mich selbst anzukleiden Mutter!“, sagte er etwas gereizt und zog eine Augenbraue nach oben. Sie ließ die Sachen wieder sinken und nickte dann. Er stand auf und lief auf sie zu. „Ihr scheint bedrückt zu sein?“ fragte er vorsichtig und blieb vor ihr stehen. Majan nickte. „Die Orks, sie scheinen eine schlimmere Plage zu sein, als wir gedacht hatten. Dein Vater und ich, wir machen uns Sorgen um das Menschenvolk.“, berichtete sie und er nickte. Er verstand, was seine Mutter damit sagen wollte. Nicht nur die Menschen schwebten in Gefahr, wenn es sich bewahrheitete, was sie vermuteten, sondern auch die kleinen Halblinge und die Zwerge. Und auch sie selbst würden nicht mehr sicher sein. Idril betrachtete sich in dem großen Spiegel und lächelte dem Mädchen entgegen. „Wirklich wunderbar.“, sagte sie und drehte sich etwas. Die junge Elbenfrau hatte ihr die Haare zu einem Zopf geflochten und kleine goldene und silberne Blüten mit hinein gezaubert, die perfekt zu den silbernen und goldenen Farben des Kleides passten. Nachdem das Mädchen gegangen war, klopfte es bereits an ihrer Tür. Sie öffnete sie und lächelte ihrem Vater entgegen, der sie anerkennend anblickte. „Wunderschön siehst du aus meine Tochter.“, sagte er und bot ihr seinen Arm an, um sie in den Saal zu geleiten. Ihre Brüder warteten auf die beiden weiter vorn im Flur und schlossen sich ihnen dann an. Sie liefen einen der langen Flure entlang und gelangten so in einen Saal, dessen Ausmaße Idril nicht wirklich begreifen konnte. Er war mit schwarzen und weißen Steinen gefliest, schien Tausende Quadratmeter zu erfassen. Am Ende des Saales befanden sich zwei große, fein verzierte Stühle aus Ebenholz. Sie gaben den Personen, die darauf saßen einen guten Überblick über die Versammelten. Aragon und seine Kinder gesellten sich zu einer Traube von Menschen und warteten ab, was passieren würde. Nachdem sie eine Weile vor sich hin geträumt hatte, gesellten sich Elfwine und die anderen zu ihnen. Ein Gong ließ sie aufhören. Sie beobachtete neugierig, wie sich die großen schwarzen Flügeltüren aufschwangen und ein Elbenpaar den Raum betrat. Sie kannte sie aus ihren Träumen. Es waren Barmidas und Majan, die Königin und der König der Dunkelelben. Sie wirkten genauso graziös und edel, wie sie sie gesehen hatte. Sie trugen auch die gleiche Kleidung. Weiß und Schwarz war sie, bestickt mit vielen kleinen Mustern und Symbolen. Elegant schienen sie auf ihre Plätze zu zugleiten. Barmidas erhob das Wort an seine Gäste. Er freute sich, dass sie so zahlreich erschienen waren, um ihm bei diesem Fest Gesellschaft zu leisten. „Ganz besonders grüße ich dich und deine Freunde Aragon. Es ist lang her, dass wir zusammen Wein tranken und uns über geschlagene Schlachten unterhielten. Leistet uns Gesellschaft, so lang es euch beliebt.“. Ihr Vater machte dankbar eine leichte Verbeugung, dann wurde das Fest eröffnet. Idril blickte sich neugierig um. Überall waren Elben, die geschäftig miteinander sprachen, elegant gestikulierten und unnahbar schienen. Sie waren wirklich faszinierend. Elfwine saß neben ihr und unterhielt sich mit Boromir über die Reise. Egal wo sie waren, schienen sie immer wieder auf dieses Thema zurück zu kommen. Galador saß ihr gegenüber, beobachtete aber ein paar Elbenmädchen. Sie rollte etwas mit den Augen, es schien wieder einmal ein typisches Klischee für einen Mann eingetroffen zu sein. Wieder glitt ihr Blick durch die Menge und sie entdeckte ihren Großvater, der sich mit Legolas unterhielt. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihn bei der Eröffnung der Feier nicht gesehen hatte. Den Grund schien sie aber sogleich gefunden zu haben. Zu seiner Rechten, etwas durch ihren Großvater verdeckt, stand ein Elbenmädchen mit braunen, mittellangen Haaren. Es trug die Farben des Bergelbenvolkes. Das musste sicher seine Verlobte sein. Während sie das Mädchen so betrachtete, empfand sie Mitleid mit ihr. Sicher wusste sie nicht, dass sich Legolas hinter ihrem Rücken für sie interessiert hatte. Idril kam sich plötzlich schrecklich vor. Was hätte sie dem Mädchen wohl angetan, wenn sie sich auf Legolas eingelassen hätte. Die Bergelbin blickte Legolas mit großen, kastanienbraunen Augen verliebt an. Sie schien wirklich nichts zu wissen oder? Nein, sicher hatte er es ihr nicht erzählt und sie würde es auch nicht tun. Als der Abend etwas vorangeschritten war, gesellte sich Legolas an den Tisch der Freunde. Seine Verlobte hatte er natürlich bei sich. „Freunde, darf ich euch meine Verlobte Brie vorstellen?“, sagte er und lächelte sie an. „Es freut uns, dich kennen zu lernen.“, ergriff Idril das Wort und grüßte sie so, wie es sich für eine Elbenprinzessin geziemte. Brie lächelte sie glücklich an und ließ sich dann jeden am Tisch vorstellen. Brie war ein wirklich außerordentlich schönes Mädchen und wie sie erfuhr, ritt sie genauso gern aus, wie sie selbst. Es schien während des langen Gespräches eine wirklich gute Freundschaft zwischen den Prinzessinnen zu entstehen, von der nur einer nicht viel zu halten schien. Legolas. Idril beschloss, ihn nicht weiter zu beachten. Sie wollte sich viel lieber über ihre neue Freundin und über die kommenden Tage freuen, schließlich hatte sie endlich das erreicht, was sie sich so lang gewünscht hatte. Sie konnte endlich das Leben ihres anderen Volkes kennen lernen. Sie musste nicht in alten Schriften lesen oder in alten Gemäuern herumschleichen, um mehr über ihre Ahnen zu erfahren. Es schien alles perfekt zu sein. Doch bereits an diesem Abend bemerkte Idril, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 Die Sonne schien ihr sanft ins Gesicht, während das Laub der Bäume sich sanft im Wind hin und her wiegte. Sie hatte die Augen seit einer Weile geschlossen und genoss die freie Zeit, die ihr zur Verfügung stand. Seit sie hier angekommen waren, waren bereits drei Wochen ins Land gegangen. Doch die Zeit war wie im Flug vergangen. Sie und ihre Brüder hatten jeden Tag ein straffes Lehrprogramm absolvieren müssen, welches ihr Vater und Elrond erstellt hatten. Jeden Tag lernten sie neue Rituale und Aspekte der elbischen Kultur kennen. Sie hatten viele Tänze kennen gelernt, die nicht einmal ihre Mutter ihnen beigebracht hatte. Auch beschäftigten sie sich mit Sagen und Liedern aus längst vergangenen Zeiten. Am liebsten mochte sie die Legenden des ersten Ringkrieges. Sie war so düster, aber auch so feierlich. Es machte ihr Spaß, diese Lieder durch ihren Großvater übermittelt zu bekommen. Er hatte eine wunderbare Singstimme, um die sie ihn beneidete. Auch das Kämpfen wurde ihnen erneut beigebracht. Mit dem Bogen umzugehen, hatte Idril bereits von ihrem Vater gelernt, jedoch konnte sie mit Hilfe der Elben ihre Technik noch mehr präzisieren. Jeder von ihnen hatte zum Kämpfen einen persönlichen Lehrer zur Seite gestellt bekommen. Elfwine, der als Gast ebenfalls an allen Lehrstunden teilnehmen durfte, war Legolas als Lehrer zugeteilt worden. Die beiden hatten wie zwei kleine Jungen gefallen daran gefunden, die Kämpfe eher als Spiel anzusehen, als sie ernst zu betrachten. Galador und Boromir durften mit zwei Befehlshabern der Elbenarmee üben, was sie sehr stolz machte. Sie hatten sich mit Feonar und Kondar sehr gut angefreundet. Oft kamen die beiden mit an ihren Tisch und unterhielten die Freunde, wenn sie sich im großen Saal befanden. Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Ruckartig wandte sie sich zur Seite und wich so einem Schwerthieb aus. Sie lief vorsichtig rückwärts und zog ihr kostbares Kurzschwert. Ihr Angreifer schoss nach vorn und attackierte sie mit schnellen, heftigen Schlägen. Sie parierte sie und ging zum Gegenangriff über. Sie tänzelte über den moosbedeckten Boden und täuschte einige Bewegungen an, bevor sie angriff. Das Klirren des Metalls ließ erschaudern und doch machte es ihr Spaß. Als ihr Angreifer zu einem erneuten Schlag ausholte, entwaffnete er sie gekonnt. Ihr Schwert flog in hohen Bogen von ihr weg und blieb in der Rinde eines toten Baumes stecken. Die Klinge ihres Gegners ruhte bedrohlich nah an ihrer Kehle. „Du musst dich mehr konzentrieren.“, sagte er mit rauer Stimme und sie verzog säuerlich den Mund. Er lächelte. „Selbst wenn du dir eine Pause gönnst, können dich Gegner angreifen. Du musst immer auf der Hut sein! Dem Feind ist es immer egal, dass du dich ausruhen möchtest. Er nutzt diese Gelegenheit, um dich anzugreifen.“. Sie nickte und ging zu ihrem Schwert, um es aus der Rinde zu ziehen. Ihr Lehrer überraschte sie immer wieder mit anderen Angriffen. Meist immer dann, wenn sie wirklich nicht damit rechnete. Sie seufzte leise und wand sich mit der Waffe in der Hand um. Ihr Blick fiel auf ihn. Er hatte sich auf den Boden gesetzt und blickte in die Sonne. Sein schwarzes langes Haar glänzte sanft. Während sie ihn so betrachtete, wirkte er wie ein Engel. Fast wie aus Marmor geschlagen. Sie setzte sich neben ihn und betrachtete gedankenverloren ihr Schwert, während sie lächelte. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie ihre Lehrer zugeteilt bekamen und Elrond darauf bestanden hatte, dass Falkon sie in der Kunst des Kampfes unterrichten sollte. Er hielt ihn für einen der fähigsten Kämpfer. Elrond wollte nur das Beste. Sie hatte zustimmend genickt, da sie dem Urteil ihres Großvaters vertraute. Aus dem Augenwinkel hatte sie beobachtet, wie Legolas damals argwöhnisch die Stirn in Falten gelegt hatte. Ihm hatte diese Entscheidung ganz und gar nicht gefallen, während Elfwine sich nichts daraus machte. Allgemein schien er, seit sie hier waren manchmal wie ausgewechselt. Sie konnte sich schon denken, woran dies lag. Sicherlich hatte er sich in eines der Elbenmädchen verguckt. Das konnte ihr nur recht sein. So hatte sie wenigstens ab und an die Chance, wieder mit ihrem besten Freund zu reden oder herumzutollen, ohne das Gefühl des verlobt seins im Hinterkopf zu haben. Oft waren sich Elfwine, Legolas sowie sie und Falkon auf dem Trainingsplatz begegnet. Während Elfwine ihnen amüsiert zugesehen hatte, hatte sie stets das Gefühl gehabt, dass Legolas Falkon am liebsten mit Blicken getötet hätte. Sie verstand nicht, was das alles sollte. Er war verlobt und doch eifersüchtig. Sie seufzte leise und kehrte mit ihren Gedanken in die Realität zurück. Falkon hatte sie beobachtet und zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Alles in Ordnung mit dir? Du siehst sehr müde aus!“, sagte er leise. Sie nickte leicht. „Ja. Es ist nur, dass ich meist so aufgeregt bin, was wir wohl am nächsten Tag lernen, dass ich mir die ganze Nacht den Kopf darüber zerbreche.“, antwortete sie und lächelte ihn aufrichtig an. Das war natürlich nicht die ganze Wahrheit. Sie verschwieg ihm, dass sie sich Sorgen um die immer häufiger werdenden Angriffe der Orks machte. Auch grübelte sie in der Nacht darüber nach, was nur in Legolas vorging. Und manchmal vermied sie es zu schlafen, weil sie ihm nicht im Traum begegnen wollte. Jedoch hatte er sie nicht wieder aufgesucht, seit ihrem letzten Gespräch. Sie fragte sich auch oft, was sie über Falkon denken sollte. Manchmal war er so unnahbar, dann war er wieder ganz anders zu ihr. Sie konnte sich keinen rechten Reim darauf machen. Ob es ihm verboten worden war, eine Freundschaft zu ihr aufzubauen. Nein. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie zuckte mit den Schultern und er fragte nicht weiter nach. Sie saßen einfach so da und genossen die Sonne, während kleine Wolken über ihnen hinweg zogen. Er lachte plötzlich leise. „Was ist?“, fragte sie neugierig und blickte ihn fordernd an, ihr eine Antwort zu geben. Er reckte jedoch nur etwas das Kinn, um ihr anzudeuten, dass sie nach vorn schauen sollte. Sie tat es und lächelte ebenfalls. Legolas und Elfwine hatten sich auf dem Übungsplatz eingefunden. Anstatt jedoch zu trainieren, blickte Legolas abschätzend zu ihnen herüber, während Elfwine ihnen fröhlich zuwinkte. „Er ist eifersüchtig.“, stellte der Elbenlord leise fest und schüttelte amüsiert den Kopf. Sie blickte ihn irritiert an. „Weshalb?“, fragte sie. Er blickte ihr eine Weile in die Augen, während sein Lächeln auch seine Augen erreichte. „Er hat allen Grund dazu, denn er hat nicht eine so bezaubernde Schülerin wie ich. Mein Prinz ist in euch verliebt. Er sieht in mir einen Rivalen.“, erklärte er sachlich und ließ eine Reihe blitzender Zähne sehen. Idril blickte grübelnd zu Legolas. Sie zog eine Augenbraue nach oben. Jeder wusste, dass Legolas mit Brie verlobt war. „Abgesehen davon, dass ich dir bezüglich Legolas nicht glaube…“, sagte sie und wollte zu einem langen Vortrag ausholen, doch er unterbrach sie: „Hat er allen Grund einen Rivalen in mir zu sehen.“. Klirrend trafen die Waffen aufeinander. Er war nicht wirklich konzentriert, was wohl daran lag, dass Falkon genau das ausgesprochen hatte, was stimmte. Er sah in ihm einen Rivalen. Der Elbenlord war für seine Beobachtungsgabe bekannt. Er erkannte die Dinge oft eher, als andere. Ja er liebte Idril, daraus machte er für sich kein Geheimnis. Auch wollte er Brie nicht heiraten. Doch das wusste niemand, nicht einmal sie selbst. Er war ein wirklich guter Schauspieler, seit sie zurück in Mittelerde waren. Brie schien nichts zu bemerken und er war dankbar dafür, da er nicht wusste, welches Ausmaß all dies, was hier geschah annehmen würde. Wut kochte in ihm auf, als er die Worte Falkons noch einmal in seinem Kopf abspielte. Was erdreistete sich dieser Lord? Er hatte extra laut gesprochen, damit er auch alles hörte. Das war Absicht gewesen. Legolas seufzte leise und versuchte sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht. Er musste mit Idril sprechen. Doch wie? Er fand sie nicht mehr, ihre Träume blieben für ihn verschlossen. Sie saß in einem der bequemen Stühle und nippte etwas Tee aus einer Schale. Die Kräutermischung beruhigte ihre Seele und machte ihren Kopf frei von lästigen Gedanken. Zurück blieb nur das, was sie wirklich beschäftigte. Und vielleicht auch beschäftigen sollte. Falkon. Sie erinnerte sich an das Gespräch vom Training und schloss kurz die Augen. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie in Gedanken unter die Bäume zurück kehrte. Etwas, was sie zuvor noch nie gespürt hatte. Und doch war sie verwirrt. Es klopfte sanft an ihre Tür und sie bat ihren Besucher herein. Es war Boromir. Doch anstatt sich zu seiner Schwester zu setzen, lief er aufgeregt auf und ab. „Boromir, was ist los?“, fragte sie irritiert und folgte jedem seiner Schritte. Er antwortete nicht, sondern lief noch immer hin und her, während er sich durch das Haar fuhr. Sie setzte ihre Teeschale ab und sprang von ihrem Stuhl auf. Schnell stellte sie sich in den Weg ihres Bruders. „Stopp!“, sagte sie bestimmt und er blieb stehen. Boromir blickte zu seiner kleinen Schwester herunter und holte tief Luft. „Ich glaube, wir haben ein Problem.“, sagte er und begann zu berichten. Seit sie sich das erste Mal begegnet waren, waren Brie und Idril nur zwei Mal zusammen ausgeritten, was sie als sehr schade empfunden hatte. Jedoch hatte es sich von Bries Seite her nicht mehr ergeben und sie hatte auch nicht mehr nachgefragt, da sie so sehr mit ihren Lehrstunden beschäftigt war. Laut der anderen war Brie selten unter ihnen, da sie viel Zeit in der Bibliothek verbrachte. Der eigentliche Grund jedoch stand vor ihr. Boromir. Die beiden hatten sich ineinander verliebt. Sie waren, so oft es ging, zusammen ausgeritten und hatten Stunden zusammen in der Bibliothek verbracht und sich aus Büchern vorgelesen. Beide wussten, was ihr Herz ihnen sagte, jedoch war da das Hindernis der Verlobung mit Legolas. Es war zum verrückt werden mit diesen ganzen Verlobungen, die einen an etwas banden, was man eigentlich gar nicht wollte. Sie blickte ihren Bruder ratlos an und musste sich erst einmal setzen. Jetzt ergab das komische Gefühl, was sie stets gehabt hatte, wenn sie alle an einen Tisch gesessen hatten, einen Sinn. Es war eigenartig, doch erst jetzt bemerkte sie, dass Brie nur Augen für ihren großen Bruder gehabt hatte, als für Legolas. Es war von Mal zu Mal immer deutlicher geworden und doch hatte sie die Tatsachen ignoriert. Sie wollte gerade etwas sagen, als die Tür aufflog und Arwen eintrat. „Mutter!“, rief Idril begeistert und fiel ihr um den Hals. „Meine beiden Kinder.“, sagte sie lächelnd und strich Idril eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. „Wie ich sehe, ist es euch gut ergangen.“, sagte sie und musterte beide. „Ihr seid erfüllt von Wissen und Liebe. Ich habe euch vermisst. Doch etwas scheint in der Luft zu liegen. Erzählt, was euch beschäftigt.“. Arwen hatte Boromir schweigend zugehört und nickte schließlich. Sie wusste, was er fühlte und in welcher Lage er sich befand. Sie erhob sich, nachdem er geendet hatte und bat ihm darum, noch etwas zu warten. „Eure Großmutter sah voraus, dass etwas geschehen würde. Habt Geduld und ihr werdet es erfahren.“, sagte sie unter strengem Blick, der keine weiteren Fragen duldete, jedoch Gehorsam wollte. Sie schlug die Hände begeistert zusammen. „Ich freue mich hier zu sein!“, lenkte sie ein und erzählte von ihrer Reise. Auch Eowyn war mit ihr gekommen. Nachdem die Freunde aufgebrochen waren, waren weitere Elben über das Meer gekommen. Unter anderem auch Galadriel, die darauf gebrannt hatte, endlich ihre Enkel kennen zu lernen. Sie hatte nicht lang gefackelt und war mit ihrem Heer hierher aufgebrochen, während der Rest ihres Gefolges in die Ruinen ihrer alten Heimat zurück kehrte und dort Ordnung schaffte. Auch sie waren von Orks angegriffen worden, jedoch waren sie in der Unterzahl und somit schnell besiegt worden. Idril und ihr Bruder hörten Arwens Ausführungen gebannt zu. Schließlich erhob sich ihre Mutter. „Nun, ich werde euren Vater suchen und auch ihn begrüßen. Idril, Galadriel bittet dich, zu ihr zu kommen, bevor du dich für heute Abend fertig machst.“, sagte sie und ihre Tochter nickte begeistert. Nachdem sie allein in ihrem Zimmer zurück gelassen worden war, huschte Idril in ihr Badezimmer und machte sich schnell fertig für den Besuch. Sie wollte so schnell wie möglich zu ihrer Großmutter. Vergessen waren die Sorgen rund um Falkon, Legolas und Brie. Sie hatte nur noch Gedanken dafür über, wie ihre Großmutter wohl war. Sie war so aufgeregt wie an dem Tag, an dem sie das erste Mal mit ihrem Vater in die Weiten der Steppe ausreiten durfte. Sie blickte sich abschätzend im Spiegel an und als sie fand, dass sie annehmlich genug aussah, huschte sie aus ihrem Zimmer heraus. Draußen wartete bereits ein Elb auf sie. Wie lang er wohl dort gestanden hatte? Sie nickte ihm zu. Er wandte sich um und brachte sie in einen anderen Flur, wo er vor einer der Türen sehen blieb. Sie zögerte kurz und atmete tief durch. Dann klopfte sie an die Tür und trat ein. Galadriel saß in einem der bernsteinfarbenen Sessel, die sich in der linken Seite des Zimmers befanden und blickte ihrer Enkeltochter entgegen. Idril hielt den Atem an. Sie war wunderschön und sah so jung aus. Das blonde Haar fiel ihr in leichten Locken über die Schultern. Schlaue und weise Augen blickten ihr entgegen. Ihre Haut wirkte fast wie Marmor. Sie war einfach makellos schön. Galadriel schien ein Fleisch gewordener Engel zu sein. Sie wirkte unnahbar und die kleine Halbelbin hatte sehr großen Respekt vor ihr. Idril machte einen höflichen Knicks und ihre Großmutter streckte den Arm nach ihr aus. „Komm her mein Kind.“, sagte sie und Idril fiel ihr um den Hals. „Es ist schon dich endlich kennen zu lernen.“, fuhr die Königin der Elben fort. „So oft habe ich dich gesehen und mir gewünscht, bei dir sein zu können.“. Sie legte ihre Hand unter Idrils Kinn und musterte sie. „Du bist ein wirklich schönes Kind. Weisheit und Güte spricht aus den Tiefen deiner Augen. Du und deine Brüder, ihr werdet wahrlich großartige Herrscher.“. Idril blickte ihre Großmutter irritiert an. Was hatte sie nur gesehen? Doch Galadriel ließ ihr keine Zeit, um Fragen zu stellen. „Ich hoffe mein kleines Geschenk hat dir gefallen. Fenrir ist ein wirklich gutes Ross.“, sagte sie. Antworten brauchte Idril ihr nicht. Das Leuchten in ihren Augen hatte Galadriel genug verraten. „Ich möchte, dass du heute Abend mit deinen Brüdern bei mir sitzt. Mit Galador und Boromir habe ich schon ausführlich gesprochen, jedoch möchte ich auch über dich einiges erfahren. Würdest du dies tun?“, fragte sie ruhig und lächelte, als Idril eifrig nickte. „Natürlich, nichts lieber als das.“. Idrils Herz hatte begonnen schneller zu schlagen. Sie fühlte sich wohl in der Nähe ihrer Großmutter und das machte sie wahnsinnig glücklich. „Dann lass mich dir einige meiner Bediensteten zur Verfügung stellen. Ich möchte, dass du die Farben deines Volkes trägst.“, sagte Galadriel und lächelte sie noch immer an. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10 Sie hatte sich ein Bad eingelassen und genoss den vielen Schaum und den Geruch nach Lavendel. Zufrieden ließ sie sich in die Wanne sinken, während draußen in ihrem Zimmer zwei Elbenfrauen geschäftig hin und her huschten, um alles vorzubereiten. Sie horchte auf, als es in ihrem Zimmer unruhig wurde. „Nein ihr könnt dort nicht hinein!“, protestierte jemand, doch in diesem Moment stürmte Elfwine auch schon in ihr Bad. Als er sie entdeckte, blieb er sofort stehen. Idril zog eine Augenbraue nach oben. „Wehe, wenn es nicht wichtig ist.“, sagte sie und grinste dann. Sein hochroter Kopf war ihr Entschädigung genug. „Ich muss mit dir reden!“, sagte er aufgebracht. „Jetzt gleich, oder darf ich erst noch zu Ende baden?“, fragte sie. „Ja jetzt gleich.“, sagte er und zog sich einen der Hocker heran. Sie legte fragend den Kopf schief. Was konnte so wichtig sein, dass er sich mit ins Bad setzte? „Sprich!“, forderte sie ihn auf, während sie etwas Schaum in der Hand hielt und zu ihm herüber pustete. Er lächelte matt und legte dann den Kopf in den Nacken. „Ich weiß, dass ich dir Unrecht getan habe Idril.“, begann er und rieb sich die Hände. „Du bist für mich die Liebe meines Lebens, aber ich habe erkannt, dass ich dich nicht zu etwas zwingen möchte. Seitdem wir hier sind, habe ich viele Momente durchlebt, in denen du einfach wieder glücklich mit mir warst. Als guter Freund. Ich möchte nicht, dass du traurig bist, oder dich zu irgendetwas gezwungen fühlst. Du sollst wieder du sein. Ich möchte wieder dein Lächeln sehen und den unbeschwerten Umgang mit der haben, den wir einst hatten. Deswegen habe ich die Verlobung aufgelöst. Ich möchte, dass du selbst über dich entscheidest und nicht ich oder dein Vater. Ich möchte, dass du glücklich bist. Und das tust, was du für richtig hältst.“, sagte er leise und blickte ihr direkt in die Augen. Während er gesprochen hatte, hatte sie immer mehr das Gefühl beschlichen, jemanden enttäuscht zu haben. Nun saß sie hier in ihrer dampfenden Wanne und ihr war kalt. Kalt, weil die Gefühle, die sie überkamen, eine Gänsehaut hinterließen. „Wieso?“, fragte sie heiser, während sie langsam begriff, was seine Worte bedeuteten. Er stand auf und ging auf sie zu. „Weil ich meine beste Freundin nicht durch einen lächerlichen Bund verlieren möchte. Ich möchte, dass du dir klar darüber wirst, was du möchtest. Ich werde deine Entscheidung akzeptieren, egal wie sie aussieht. Dass du glücklich wirst, bedeutet mir mehr, als alles andere.“, sagte er, während er ihr eine Träne von der Wange wischte. „Weine nicht, meine Idril. Von meinem Entschluss geht die Welt nicht unter und ich weiß, dass dein Herz hin und her gerissen ist. Nicht nur dir geht es so, auch unser Freund Legolas scheint die Entscheidung, die er einst traf, zu bereuen. Ich sehe ihn oft, wie er dich ansieht. Er ist verliebt. Und auch Falkon scheint Gefallen an dir gefunden zu haben. Doch keiner von ihnen und auch nicht ich, hat das Recht, dich seine Frau zu nennen, wenn du dich nicht selbst dafür entscheiden hast. Nimm dir Zeit so viel du brauchst. Denke in Ruhe nach. Ich werde trotzdem für dich da sein. Egal, wie du dich entscheidest. So wie immer, werden wir beste Freunde sein.“, fuhr er fort, beugte sich zu ihr herunter, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben und wandte sich dann zum Gehen. „Warte!“, sagte Idril und er wandte sich um. „Danke!“, flüsterte sie leise. Er nickte und verließ dann das Bad. Zurück blieb eine völlig aufgelöste Idril, die in ihren Tränen zu ertrinken schien. Geschäftig hatten die Elbenfrauen sie angekleidet und hergerichtet. Sie war lang im Bad gewesen und erst aus der Badewanne gestiegen, als das Wasser eiskalt und ihre Tränen versiegt waren. Als sie in den Spiegel sah, erschrak sie sich vor sich selbst. Sie hatte angeschwollene Augen und war sehr blass. Doch die Elbenfrauen hatten all das wieder in Ordnung gebracht. Nun blickte sie in den Spiegel und glaubte, sich selbst nicht mehr zu kennen. Sie trug ein silberweißes Kleid, auf das feine, grüne Efeublätter gestickt waren. Es war ärmellos und brachte so ihren schmalen, langen Hals zur Geltung. Weißgold schimmernde Schnüre schmiegte das Kleid eng an ihren Körper. Das lockige, braune Haar war zu einem Kranz hochgesteckt worden. Silberne, fein gearbeitete Spangen mit grünen Efeublättern waren hineingesteckt worden. Eine der Elben hatte auf dem Tisch mehrere Schächtelchen aufgestellt, in denen sich Schmuck befand. Unter anderem entdeckte sie das Geschenk von Legolas, was sie eigentlich im Lager hatte liegen lasen. „Wie kommt das hier her?“, fragte sie leise und fuhr mit den Fingern über das fein gearbeitete Metall. „Prinz Elfwine brachte es vorhin auf Wunsch von Prinz Legolas mit.“, antwortete diese und Idril seufzte leise. „Was möchtet ihr tragen?“, fragte die Frau weiter und Idril zuckte mit den Schultern. Sie wusste es nicht. Es stand so viel Schmuck auf dem kleinen Tisch, dass sie den Überblick verlor. Wo kam das alles nur her? „Helft mir, es auszusuchen!“, schlug Idril den Elbenfrauen vor und blickte sie fragend an. Die beiden Blickten eine Weile auf die Schmuckstücke und schließlich griff eine der Frauen zu der Kette, die sie von ihrer Mutter bekommen hatte. Sie legte ihr das Geschmeide an. „Dies gab euch eure Mutter.“, sagte sie leise und fuhr dann fort: „Ich erkenne es. Ich finde, es ist symbolisch sehr bedeutsam, die Familie am Herzen zu tragen.“. Idril nickte. Die andere Elbenfrau griff zu einem Paar Ohrringen. „Dies ist ein Geschenk des Prinz Elfwine.“, sagte sie, während sie die Ohrringe Idril entgegen hielt. Sie griff danach und betrachtete sie neugierig. Es waren fein gearbeitet Kreolen aus Silber, die einen kleinen grünen Stein in der Mitte beinhalteten. Sie steckte sie sich an und lächelte den beiden entgegen. „Vielen Dank!“. Eine der Elbenfrauen legte den Kopf leicht schief. „Wollt ihr nicht auch das Armkettchen anlegen, welches euch Prinz Legolas geschenkt hat?“, fragte, während die andere anfügte: „Und den Armreif, den euch Lord Falkon zukommen ließ?“. Sie seufzte leise und sah in die Schachteln, die ihr die beiden Frauen entgegen hielten. Das Armkettchen mit den kleinen, feinen Efeublättchen und der Armreif, der genauso gefertigt war, waren auf Drängen der beiden Elbenfrauen ebenfalls im Nu angelegt. Das kalte Silber des Armreifs schmiegte sich an ihren linken Oberarm, während das Armkettchen sich an ihrem rechten Handgelenk befand. Als die beiden Elbenfrauen mit ihrem Aussehen zufrieden waren, verließen sie den Raum. Wenig später klopfte es an ihrer Tür und ihr Bruder Galador trat ein. Auch er trug eine Robe, die genauso gearbeitet war wie ihr Kleid. „Hübsch siehst du aus, meine kleine Schwester!“, lächelte er und bot ihr den Arm an. Glücklich hakte sie sich bei ihm ein und ging mit ihm in den großen Saal. Als sie dort ankamen, herrschte dort bereits reges Treiben. Arwen und Aragon saßen bereits an dem Tisch von Galadriel und erwarteten ihre Kinder. Aragon lächelte seine Tochter an. „Eine wahrliche Prinzessin bist du mein Kind.“, sagte er und blickte sie anerkennend an. Galadriel winkte kurz mit ihrer Hand und bedeutete Idril, dass sie sich neben sie setzen sollte. Diese tat, wie ihr geheißen. Während alle aßen, tranken und laut lachten, wollte Galadriel alles wissen, was Idril bereits unternommen und erlebt hatte. Auch ihr, erzählte Idril von den vielen Ausflügen in die Hallen der Elben. Galadriel hörte ihr zu und nickte immer wieder leicht lächelnd, sodass sie das Gefühl nicht los wurde, dass ihre Großmutter bereits alles wusste. Als sie schließlich geendet hatte, nickte ihr Großmutter anerkennend. „Du bist wirklich ein wahrlicher Elb.“, sagte sie begeistert und legte Idril ihre Hand auf die Schulter: „Ich möchte, dass du deine Ausbildung bei mir fortsetzt, wenn du hier fertig bist. Ich möchte dich die Geschichten und Schriften der Kulturen, noch lange Zeit vor uns, lehren. Natürlich nur, wenn du daran interessiert bist.“. Idril nickte eifrig: „Ja sehr gern!“, sagte sie und blickte zu Aragon, der belustigt auflachte. „Kaum sind deine Ahnen da, lässt du dich bei uns wohl nie mehr blicken was?“, fragte er und kassierte von Idril einen so schockierten Blick, dass er noch mehr lachen musste. „Lass sie.“, sagte Arwen und nickte ihrer Tochter zu: „Wenn es dein Wunsch ist, all dies zu lernen, dann sei es so.“. Idril lächelte ihre Mutter glücklich an und widmete sich dann wieder dem Gespräch mit ihrer Großmutter. Sie wollte alles wissen, wie es war, hinter dem großen Meer zu leben und was ihre Großmutter bewegt hatte, hier her zurück zu kehren. Idril hätte noch Stunden bei ihrer Großmutter sitzen und ihren Worten lauschen können. Doch diese zog sich nach einer Weile zurück, da sie die Reise sehr angestrengt hatte. Jetzt saß sie bei Galador und Boromir und fragte sich, weshalb Legolas noch immer nicht aufgetaucht war. Der Prinz hatte sich den ganzen Abend von dem Fest fern gehalten. Auch von Brie fehlte jede Spur, was Boromir nicht zu gefallen schien. Die Speisen wurden von den Tischen getragen und sanft erklang Musik in Idrils Ohren. Sie wandte sich zu den Spielern um und entdeckte Legolas, der den Saal betrat. Ohne Brie. Ob sie es ihm gesagt hatte? Sie wollte sich zu ihren Brüdern umwenden und etwas sagen, als eine raue Stimme hinter ihr erklang. „Darf ich um Tanz bitten Prinzessin?“, fragte Falkon und lächelte ihr entgegen. Sie nickte und erhob sich von ihrem Stuhl. Tanzen war jetzt vielleicht eine willkommene Abwechslung. Legolas hatte lange Zeit im Garten verbracht und über all das nachgedacht, was ihn in nächster Zeit erwartete und was nicht. Er war sich sicher, dass er den richtigen Entschluss gefasst hatte. Elfwine war am Abend zu ihm gekommen und hatte ihm berichtet, dass er die Verlobung mit Idril aufgelöst hatte. Er wollte, dass sie ihren eigenen Weg fand. Als er dies gehört hatte, hatte sein Herz einen Freudensprung veranstaltet. Etwas, was er nicht für möglich gehalten hätte. Es war ihm nicht entgangen, dass Brie sich nicht mehr für ihn interessierte und er akzeptierte ihre Entscheidung. Schließlich liebte er sie nicht. Es hatte ihn eine Weile an seinem Ego gekratzt, doch auch das war vorbei gegangen. Er hatte lang in die Sterne gesehen und sich zu einem gewagten Schritt entschieden. Legolas war zu Barmidas gegangen, der sich noch mit einigen Heerführern zusammen gesetzt hatte und nun allein in seinem Arbeitszimmer saß. Als er eintrat, wusste sein Vater bereits, dass etwas nicht stimmte. „Deine Seele ist durcheinander mein Sohn.“, stellte er fest und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Sprich und fürchte dich nicht vor meinem Urteil.“. Jetzt stand er hier und beobachtete Falkon, der Idril in den Armen hielt, während sie über den Saal zu schweben schienen. Es wirkte anmutig und es brach ihm fast das Herz. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie ein Diener zu Boromir ging und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Dieser sprang sofort auf und eilte aus dem Raum hinaus. Ein Lächeln huschte über Legolas Gesicht. Er hatte sich richtig entschieden. Brie wär nie glücklich geworden und er auch nicht. Wieder wandte er den Blick zu Idril und ihrem Verehrer. Und während er die beiden dort tanzen sah, erblickte er Elfwine, der sich mit Idril freute. Er war ein wahrlich guter Freund. Einen besseren, hätte er sich für die Prinzessin wirklich nicht vorstellen können. Idril genoss den Tanz wirklich. Sie freute sich, dass sie ihn so schnell gelernt hatte und sich nun zu der Musik bewegen konnte, ohne Falkon die Füße zu zertreten. „Ihr tanzt wirklich gut Prinzessin.“, sagte er und lächelte sie zufrieden an, als er sein Geschenk an ihrem Oberarm entdeckt hatte. „Vielen Dank.“, sagte sie. Idril mochte die Förmlichkeiten nicht. Doch sie waren gezwungen sie zu verwenden, wenn sie sich unter so vielen Menschen bewegten. Während des Trainings waren sie allein, niemand hörte sie und konnte sich wegen der fehlenden Höflichkeitsform aufregen. Doch hier war alles anders. „Freut ihr euch, Königin Galadriel begegnet zu sein?“, fragte er und drehte sie. Als sie wieder in seinen Armen ankam lächelte sie. „Natürlich, sie ist eine wundervolle Frau.“, antwortete Idril und machte dann einen leichten Knicks, als das Lied endete. Auch Falkon verbeugte sich und wich dem nächsten Tanzpartner. Innerlich seufzte Idril leise, als sie sah, wer es war. Sie hatte gehofft Legolas wenigstens diesen Abend aus dem Weg gehen zu können. Gemeinsam bewegten sie sich mit sanften Schritten über den Boden. „Wo ist eure Verlobte?“, fragte Idril und bemerkte bei einer Drehung, dass Boromir von seinem Platz verschwunden war. Sie war für einen Moment irritiert, sammelte sich aber wieder, sicherlich war er mit Galador bei den Kriegern Geschichten austauschen. „Sie ist in den Armen, wo sie glücklich ist.“, saget Legolas knapp und blickte ihr dann fest in die Augen. Ihr wich kurz vor Überraschung die Farbe aus dem Gesicht. Er hatte ihr also die Freiheit gegeben, zu wählen, was sie wollte. Genau wie Elfwine ihr. Sie nickte und schwieg für den Rest des Tanzes. Ab und an fiel ihr Blick auf Falkon, der am Tisch ihres Großvaters saß und sie immer wieder interessiert beobachtete. Ein wohliges Gefühl breitete sich wieder in ihr aus. Sie fühlte sich wohl und glücklich, wenn sie ihn sah. Legolas musterte sie skeptisch und schien ihren Blick zu verstehen. „Ich gebe euch nicht auf.“, sagte er ganz leise, als das Lied endete und übergab sie dann an Galador, der sie amüsiert anlächelte. „Wenn man euch alle beobachtet, könnte man meinen, dass du nicht weißt, was du willst und die Männerwelt dir bei jedem Schritt, den du tust hinterher sieht, in der Hoffnung, dass du dich doch für einen von ihn entscheidest.“, sagte er leise. Idril zog eine Augenbraue nach oben und er grinste noch mehr. „Du glaubst mir nicht? Pass auf! Siehst du den da in der roten Robe? Der sich gerade zu unseren Vater gesetzt hat?“, fragte er und drehte sie kurz, damit sie einen Blick auf den Elb erhaschen konnte. „Ja?“, antwortete sie mit fragendem Unterton. „Der hat schon ein Auge auf dich geworfen, seit du das erste Mal in diesen Saal gekommen bist. Er hat versucht, mich über dich auszufragen, aber ich habe ihm nichts verraten. Sein Name ist übrigens Kaelas, falls du es wissen möchtest.“. Sie seufzte leise und schüttelte den Kopf. Nein, eigentlich hatte sie das nicht wissen wollen. „Und den da in der blauen Robe, siehst du den?“, fragte er weiter und schob sie so, sodass sie einen Blick auf einen Elb erhaschen konnte, der sie regelrecht anstarrte. „Das ist Lord Tales. Auch er ist an dir interessiert. Ich könnte das noch weiter ausführen, doch ich glaube, du scheinst das nicht zu wollen.“, erklärte er und sie pflichtete ihm bei. Es interessierte sie ganz und har nicht. Eher war es ihr unangenehm all dies zu wissen. Als das Lied endete, führte Galador seine Schwester galant aus dem Saal heraus. Sie hatte genug für diesen Tag und er hatte sich bereit erklärt sie zu begleiten. Als sie aus der großen Tür trat, erhaschte sie noch einen Blick auf Falkon und Legolas, die in eine Diskussion verwickelt waren. Gemeinsam mit ihrem Bruder lief sie über den langen Flur. „Was hat Großmutter dir erzählt?“, fragte sie schließlich und er lächelte mild. „Sicherlich nicht viel anderes als dir. Auch mir hat sie angeboten mit in die heiligen Hallen zu kommen, doch ich habe abgelehnt. Vater braucht jemanden an seiner Seite der ihn unterstützt. Boromir wird mit Brie zu den Bergelben gehen. Er wird sein Leben dort fortführen. Und du meine kleine Schwester, du sollst endlich deinen Wunsch erfüllen können und lernen, was du so lange begehrt hast.“. Sie nickte nur. Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dass Boromir bald nicht mehr bei ihnen sein würde. Es schmerzte sie bei den Gedanken daran, dass sie ihn nur noch selten sehen würde. Doch das war der Lauf der Dinge. Sie hatte gewusst, dass sich ihre Wege irgendwann trennen würden. „Schau nicht so traurig. Wir alle werden nicht aus der Welt sein.“, sagte er und blieb an ihrer Tür stehen. „Schlaf gut meine kleine Schwester. Morgen wird wieder ein langer Tag.“, sagte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Idril lächelte sanft und trat dann in ihr Zimmer, während Boromir zu der schräg gegenüberliegenden Tür ging. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sank sie an dem kalten Holz herunter und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Erneut liefen ihr Tränen über die Wangen, während sich Verzweiflung in ihr breit machte. Wie sollte sie nur ohne ihre Brüder klar kommen? Sie waren immer ihr Haltepunkt gewesen, wenn sie Probleme hatte. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, ohne sie zu sein. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11 Der Geruch des moosbedeckten Bodens stieg ihr in die Nase und ließ sie aus der Dunkelheit heraustreten. War sie etwa wieder auf der Lichtung? Nein. Es sah hier ganz anders aus. Die Bäume wären viel höher und grüner. Die Luft schien hier auch reiner zu sein und das Wasser war viel klarer als das des kleinen Weilers, der sich auf der Lichtung befand. Die Gräser und Farne wirkten eleganter und anders, als die, die sie aus den heimischen Wäldern kannte. Sie wandte sich um und suchte einen kleinen Weg, doch da war keiner. Kurz schloss Idril die Augen, um sich zu entscheiden, wohin sie gehen sollte, dann lief sie los. Schnell wich sie den Ästen aus, die sich ihr in Weg stellten und erreichte nach einer Weile eine Stadt. Fassungslos blieb sie stehen und betrachtete die hohen Elfenbeinfarbenen Türme, die sich in den Himmel streckten. Rund um die Türme war eine große Mauer gezogen, in der sich riesige Tore aus Gold befanden. Vor ihr patrouillierten die Wachen der Elben. Langsam bewegte sie sich auf sie zu und wie in den anderen Träumen beachteten die Elben Idril nicht. Sie trat durch das riesige Tor und blickte sich im Stadtinneren um. Die Stadt war kreisförmig aufgebaut und in Viertel unterteilt, die nochmals durch Tore und Mauern voneinander getrennt wurden. Sie entdeckte an der Südseite der Stadt ein Hafenviertel, in dem riesige Segelschiffe lagen. Einige Elben waren rege damit beschäftigt, sie mit Vorräten zu beladen. War das etwa die Stadt, aus der die Elben wieder zurück gekommen waren? Sie lief weiter und sah sich im Marktviertel um. Es schien hier fast, als sei es ausgestorben. Nur ab und an liefen ein paar Elben in die Geschäfte, um sich etwas zu kaufen. Nachdem sie ein paar Straßen passiert hatte, stand Idril vor einem vergoldeten Gittertor. Neugierig las sie die Innenschrift auf den Stangen. Das Tor öffnete den Weg zu einer Elbenuniversität. Begeistert eilte sie hindurch, gleich in das gegenüber liegende Gebäude hinein. Als sie den langen Flur, der sie von der nächsten Tür trennte, hinter sich gelassen hatte, hielt sie ehrfürchtig den Atem an. So weit das Auge reichte, standen Pergamentrollen, die alte und neue Schriften beinhalteten. Langsam trat sie einen Schritt vor und wollte nach einem der Pergamente greifen, als sie ruckartig am Arm festgehalten wurde. Erschrocken schrie sie auf und wandte sich um. Hinter ihr stand Legolas und schüttelte ermahnend den Kopf. „Nicht anfassen. Diese Pergamente sind meine Gedanken.“, sagte er leise und bedeutete ihr, mitzukommen. „Nicht alles, was du hier siehst, ist das, was es scheint. Ich habe alles nur etwas schöner gestaltet, um dir zu zeigen, wie wir über dem Meer gelebt haben.“, erklärte er, als sie das große Gebäude wieder verließen. Sie folgte ihm, ohne etwas darauf zu erwidern. Sie war ihm dankbar, dass er ihr das Leben über dem Meer zeigte, jedoch auch sauer, weil er sich schon wieder in ihren Traum eingeschlichen hatte. Sie blieb plötzlich stehen und Legolas wandte sich mit fragendem Blick zu ihr um. „Wieso schleichst du dich immer in meine Träume ein?“, fragte sie säuerlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lächelte matt und seufzte dann leise, bevor er ihr eine Antwort gab. „Glaubst du etwa, dass ich Brie ohne Grund gehen ließ? Ich habe erkannt, dass ihr Herz nicht länger mir und mein Herz nicht länger ihr gehört. Ich liebe sie nicht und sie nicht mich. Wir beide wären mit der Entscheidung, die wir einst trafen, nicht mehr glücklich geworden. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, gehört mein Herz nur dir. Ich liebe dich und werde es immer tun, egal, für welchen Weg du dich entscheidest. Natürlich hoffe ich, dass du mich wählst und nicht Lord Falkon, doch es steht mir nicht zu, dies zu entscheiden. Ich wollte dir so oft sagen, was ich empfinde, seit du hier in den Hallen meiner Ahnen bist. Doch ich habe dich nicht mehr gefunden. Deine Träume blieben mir verborgen. Es machte mich fast wahnsinnig, als ich bemerkte, dass du für mich nicht erreichbar warst und zerriss mir fast das Herz. Jeden Tag habe ich versucht, mit dir zu reden, doch immer war jemand bei dir.“, sagte er und ging einen Schritt auf sie zu, während er weiter sprach: „ Alles was ich in meinem Leben brauche, bist du Idril. Ich liebe dich und möchte, dass du dein Leben mit mir teilst. Sei gewiss, dass ich immer für dich da sein werde und dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen werde.“. Sie wollte etwas sagen, doch er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Ich warte.“, sagte er leise und legte seine Lippen dann blitzschnell auf ihre. Eh sie darauf reagieren konnte verschwamm alles wieder in Schwarz. Ruckartig setzte sie sich in ihrem Bett auf und krallte sich vor Wut in ihre Decke ein. Er hatte es tatsächlich schon wieder gewagt. Dieser elende Bastard. Er konnte von Glück reden, dass sie aufgewacht war und sie ihm nicht schon wieder eine Ohrfeige verpasst hatte. Obwohl, vielleicht war das auch ganz gut so. Somit hatte sie sich nicht die Hand verletzt. Eins stand nun jedoch für sie fest, sie würde Legolas als Strafe für seine Frechheit fürs nächste links liegen lassen. Sie schwang die Beine aus dem Bett und sah aus dem Fenster heraus. Es war noch früh am Morgen, aber sie sprühte vor Energie. Es war Zeit, einen kleinen Ausritt mit Fenrir zu unternehmen. Schnell schlüpfte sie in ihre Sachen und verließ ihr Zimmer. Auf den Weg zu den Stallungen begegnete sie Brie. „Guten Morgen.“, sagte Idril höflich und wollte zu Fenrir abbiegen, als Brie sie aufhielt. „Warte.“, sagte sie leise und zog sie am Arm zurück. „Ich glaube ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe oft unsere Verabredungen zum Reiten abgesagt und bin dir aus dem Weg gegangen. Das war nicht recht von mir. Bitte verzeih mir!“. Idril lächelte die Elbenprinzessin an. „Natürlich verzeihe ich dir. Ich verstehe dich und Boromir. Ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht.“, sagte sie und beobachtete ihren Bruder, der aus der Stallungsbox seines Pferdes trat. „Mit dir habe ich jedoch noch ein Hühnchen zu rupfen mein Freund.“, sagte sie und blickte ihren Bruder schmollend an. „Ja ich weiß.“, entgegnete dieser und wuschelte ihr durchs Haar. „Du bist sauer, weil ich mit Brie zu den Bergelben gehen werde und dich allein zurück lasse. Auch mir schmerzt es bei diesen Gedanken, doch es muss sein. Wir werden uns trotzdem oft genug wieder sehen, darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Du und Galador bedeutet mir dadurch nicht weniger. Ihr werdet trotzdem meine kleinen nervenden Geschwister bleiben. Es ist nur ein Abschied für eine begrenzte Zeit.“. Sie nickte nur. „Reitest du mit uns aus?“, fragte Brie vorsichtig. „Wieso nicht!“, entgegnete Idril und eilte dann zu Fenrir. „Was dagegen, wenn ich auch mitkomme?“, fragte sie eine angenehme Stimme. Sie drehte sich noch einmal um, bevor sie in Fenrirs Box verschwand und zuckte gespielt mit den Schultern. Falkon ließ eine Reihe weißer, blitzender Zähne sehen und machte sich dann daran, sein Pferd für den Ausritt zu satteln. Die vier ritten durch den Dunkelwald und genossen die Sonnenstrahlen, die sich durch das dicke Laub der Bäume kämpften. „Wirklich ein wunderschöner Tag.“, seufzte Idril. Falkon lachte auf. „Wartet ab, bis ihr seht, was ich alles in euer heutiges Training gepackt habe.“, sagte er, während Idril ihn warnend anblickte. „Ich glaube du wirst das schon schaffen.“, lenkte Boromir ein und fuhr dann fort: „Großvater meinte neulich, du seist ziemlich zäh, als Vater sich über deinen Trainingsplan eschauffierte. Er sagte, dass du stets für Überraschungen sorgen würdest. Was auch immer er damit meinte.“. Sie wusste genau, auf was Elrond angespielt hatte. Schließlich war er neben Galadriel der Einzige, der von ihrem Ausflug in das Labyrinth in Bruchtal wusste. Idril lächelte ihren Bruder an und brachte plötzlich Fenrir zum stehen. „Hört ihr das?“, fragte sie und konzentrierte sich. Auch die anderen hatten ihre Rösser zum stehen gebracht und lauschten in die Dunkelheit des Waldes hinein. „Kämpfe!“, sagte Falkon und riss die Zügel seines Braunen herum. „Schnell zurück in die Stadt, wir müssen die anderen warnen!“, sagte er und die vier Reiter trieben ihre Pferde an. Idril blickte kurz zurück. Wenn sie die Kämpfe hören konnten, würde es nicht mehr lange dauern, bis sie vor den Toren der Stadt ausgetragen werden würden. Aragon lief ungeduldig im Saal auf und ab, während die Könige beratschlagten, was zu unternehmen sei. „Wir müssen angreifen. Besser wir vernichten sie gleich, als noch darauf zu warten, dass sie sich eine Armee heranzüchten.“, sagte Barmidas und die anderen nickten. „Wir sollten die Bergelben fragen, ob sie uns zur Seite stehen. Die Reiter von Rohan werden bald eintreffen und unser Heer unterstützen.“, fuhr Barmidas fort und blickte zu Gimli, der an die Wand gelehnt da stand. „Wir säubern bereits die Gänge unserer alten Hallen. Unter der Erde wimmelt es nur so von diesen Ungeheuern. Selbst die heiligen Wesen, die Gandalf für uns heraufbeschworen hat, beschleunigen diese Sache nicht. Wenn wir so vorankommen, wie bisher, können wir erst in einem Monat behilflich sein.“. Barmidas nickte. Er wusste, dass die Zwerge von der Plage der Orks mit am schlimmsten betroffen waren. Galadriel betrat den Raum und schien mehr zu gleiten, als zu gehen. „Mein Volk wird euch auch zur Seite stehen König Barmidas. Gemeinsam können wir sie schlagen.“, sagte sie und wandte sich zu Aragon. „Auch ihr müsst euch zu einem erneuten Kampf rüsten. Ich stelle dir und Arwen mein Heer zur Verfügung, reitet so schnell ihr könnt und beeilt euch.“, sagte sie leise. Aragon nickte. Elrond blickte nachdenklich aus dem Fenster. „Erinnert ihr euch an die Krieger, die uns im Ringkrieg allein kämpfen ließen und sich in die Sümpfe des Daramoor zurück zogen?“, fragte er, während er sich wieder zu ihnen wandte. Die anderen nickten. Genau diese waren durch so viele Seelen verflucht worden, dass sie an das Daramoor auch nach ihrem Tod gebunden waren und erst erlöst werden konnten, wenn sie ihren Königen zur Seite standen. „Doch wer soll dorthin reisen?“, fragte Galadriel. „Ich werde gehen.“, sagte Aragon, doch Galadriel schüttelte den Kopf. „Du mein König der Menschen, du wirst hier gebraucht.“, sagte sie leise und fuhr sich durch das lange Haar. „Ich werde gehen!“, sagte Legolas, der sich im Hintergrund gehalten hatte. „Und ich werde mit ihm gehen.“, meldete sich Boromir zu Wort. Barmidas nickte. „Gut so sei es. Lasst uns einen neuen Kreis der Gefährten wählen. Das Leben vieler Bewohner von Mittelerde hängt von eurem Gelingen ab.“. Legolas nickte und blickte zu Boromir, der ihm entschlossen in die Augen blickte. „Wenn ihr erlaubt König Barmidas, würde ich mich ebenfalls der Gruppe anschließen. Zu zweit scheint mir diese Reise zu gefährlich zu sein.“, sagte Elfwine. Der Elbenkönig nickte. „Ich werde auch Falkon, Feonar und Kondar mit euch schicken.“, antwortete dieser. „Auch ich werde mich ihnen anschließen.“, sagte Gandalf und trat einen Schritt vor. „Ein Zauberer an der Seite mutiger Männer ist immer zu gebrauchen. Ihr jedoch, werdet hier bleiben, meine kleinen Freunde.“, sagte er und wandte sich dann zu den Hobbits, die wild darüber diskutiert hatten, ob sie mitgehen sollten oder nicht. Er fuhr fort, ohne sie zu Wort kommen zu lassen. „Nicht noch einmal möchten wir euch eine solche Reise zumuten. Ihr habt genug für Mittelerde getan.“. Die kleinen Hobbits ließen den Kopf hängen, doch alle wussten, dass es das Beste für sie war. Sie waren nicht mehr die Jüngsten und es war gefährlich. „Ich werde sie auch begleiten.“, sagte Galador und trat auch einen Schritt vor. Aragon nickte, auch wenn es ihm nicht gefiel, dass beide Söhne diese Reise bestreiten wollten. „Und Idril wird euch begleiten.“, sagte Galadriel, die neben ihrer Enkelin stand und eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Idril hatte mit Angst beobachtet, wie sich ihre Brüder und ihr bester Freund freiwillig für die Reise gemeldet hatten. Sie fürchtete, dass sie einen von ihnen nicht wieder sehen würde. Sie selbst brannte auch darauf, diese Reise zu unternehmen, jedoch traute sie sich nicht, sich freiwillig dafür zu melden. Sie wusste, dass weder ihr Vater, noch die anderen dies zulassen würden. Als Galadriel jedoch aussprach, dass sie ebenfalls auf die Reise gehen sollte, hielt sie für einen Moment den Atem an. Aragon und die anderen begannen alle gleichzeitig auf Galadriel einzureden, dass dies keine gute Entscheidung war. Es war zu gefährlich für ein Mädchen in den Kampf zu ziehen. Idril fühlte sich so, als würde sie immer kleiner werden, während die anderen mahnend auf sie einredeten. Es war schließlich Elrond, der die entsetzten Männer zum Schweigen brachte. „Idril, möchtest du diese Reise antreten?“, fragte er ernst und Idril antwortete, dass sie es wollte. „Dann sei es so.“, sagte Barmidas und damit waren die Gefährten für die Reise in das Daramoor zusammen gestellt. Sie starrte aus dem Fenster und hing ihren Gedanken nach. Die Welt hatte sich verändert. Und das innerhalb von wenigen Tagen und Stunden. Wo sie sich einst sicher gefühlt hatten, war nun schwarze Leere, die drohte, sie zu verschlingen. Wo einst Glück gewesen war, herrschte Leid, das nicht mehr heilbar schien. Jeden Tag ereilte die große Elbenstadt neue schauerliche Geschichten über die Angriffe der Orks. Die Zwerge versuchten seit einigen Tagen verzweifelt ihre Stellungen zu halten. Sie stießen auf immer mehr Widerstand. Unter der Erde hatte sich ein riesiger Kessel des Grauens aufgetan. Schlimmer, als sie es je vermutet hatten. Es waren nicht nur die Orks und deren Trolle, die es zu bezwingen galt, sondern auch ein dutzend Balrog. Während die Krieger immer weiter in die Erde hinunter drangen, beseitigten die, die Zurück blieben die Brutstätten der Orks. Es waren unzählige. Sie alle stellten eine Gefahr dar. Die Bewohner dieses Landes lebten in Angst und Schrecken. Sie fürchteten sich, sobald die Dunkelheit sich durch die Straßen zog, denn da griffen sie am meisten an. Jeden Tag erhielten die Könige Nachricht über Dörfer, die dem Erdboden gleich gemacht wurden. Und mit jeder dieser Nachrichten schien ein Teil in Idril zu sterben. Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte auf die Tasche, die sie gepackt hatte. Sie war aufgeregt, weil das, was vor ihnen lag ungewiss war. Sie mussten diese Reise antreten, wenn sie ihr Volk retten wollten. Sie wusste, dass sie sterben konnte, doch den Preis zahlte sie gern. Sie griff nach ihrem Hab und Gut für diesen langen Weg und verließ dann das Zimmer, um zu den Ställen zu gehen. Als sie in die Unterkunft der Pferde kam, wurde sie von Falkon abgefangen. Er fixierte sie kurz und lockerte dann seinen Griff etwas. „Verzeiht Prinzessin.“, sagte er und musterte ihre Kleidung, die aus ihrer üblichen Lederrobe bestand. Er schüttelte mit dem Kopf und zog sie mit sich. „Wenn ihr so reitet, dann seid ihr des Todes gewiss. Eure Großmutter befahl mir, euch eine Rüstung zu geben.“, sagte er bestimmt und schob sie in die Waffenkammer. Als sich ihre Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, erkannte sie Galador und Boromir, die sich eine Rüstung anlegten. Auch Elfwine und Legolas waren da. Sie halfen ihren Brüdern, die schwer wirkenden Panzerplatten anzulegen. Falkon trat neben sie und führte sie zu einer Stelle, an der noch eine Rüstung auf einem Tisch lag. „Diese sollt ihr bekommen.“, sagte er mit schmerzerfüllten Blick und ließ sie dann allein. Es schien ihm nicht zu gefallen, dass sie mit auf diese Reise gehen sollte. Eigentlich gefiel es keinem der Gefährten, dass Galadriel darauf bestanden hatte, dass die Prinzessin mit ihnen gehen sollte. Es war viel zu gefährlich für sie, darin waren sie sich alle einig. Schnell legte sie die Rüstung an, die doch nicht so schwer war, wie sie aussah. Als sie sich daran machte, sie zu schnüren, trat Elfwine auf sie zu und begann ihr zu helfen. „Du weißt, dass wir alle nicht viel davon halten, dass du mit uns gehen sollst. Es ist zu gefährlich für dich und niemand von uns würde sich verzeihen, würde dir etwas zustoßen.“, begann er, während er die Rüstung eng an ihren Körper schmiegte. Sie nickte und starrte gerade aus. „Du kannst dich noch dazu entscheiden hier zu bleiben.“, sagte Boromir, der das Gespräch mitbekommen hatte. Sie blickte ihn an und erkannte in seinen Augen den Schmerz, den seine Gedanken ihn bereiteten. Idril überlegte einen Moment. Sicher hatte sie die Möglichkeit, die Reise nicht anzutreten, jedoch hatte sie es sich zum einen gewünscht. Sie war hin und her gerissen. Doch schließlich entschied sie sich dafür, mit den anderen zu gehen. Galadriel hatte sie nicht umsonst für diese Reise vorgeschlagen und sie würde niemanden enttäuschen. Das war sie zum einem ihrem Volk und zum anderen sich selbst schuldig. Legolas hatte von weitem zugesehen, wie Idril die Rüstung angelegt hatte. Seine Gedanken wüteten innerlich in ihm. Wieso nur hatte Galadriel Idril für dieses gefährliche Vorhaben vorgeschlagen. Was wenn sie verletzt wurde oder schlimmer, sterben würde? Er wusste, dass die Gefährten sie alle mit dem Leben schützen würden, doch es gefiel ihm trotzdem nicht. Wie er so dastand und sie betrachtete, kamen ihm die Erinnerungen an den Ringkrieg. Er hatte mitten im Kessel gekämpft. Damals war Gimli als einer seiner Gefährten dabei gewesen und hatte mit ihm einen Wettstreit darin veranstaltet, wer den meisten Gegnern den gar aus machte. Er hatte es als Spiel betrachtet, doch dieses Mal würde es nicht so sein. Er kehrte aus seinen Gedanken zurück und erblickte Falkon, der Idril anerkennend ansah. Selbst in der Rüstung sah sie wunderschön aus. Das Weißgold der Rüstung ergänzte sich perfekt zu ihrer Haut. Er lächelte innerlich. Wenn er Falkon so ansah, glaubte er, dass es trotz aller Gefahren auf dieser Reise ein interessanter Wettstreit um die schöne Prinzessin werden würde. Irgendwo war es doch ein Spiel, bei dem er unbedingt gewinnen wollte, denn sein Herz hatte er unwiderruflich an sie verloren. Als sie auf die Pferde aufsaßen, waren ihre Familien bei ihnen versammelt. Brie hatte sich an Boromir geklammert und wollte ihn nicht gehen lassen. Idril konnte sie verstehen, schließlich wollte sie es als Schwester auch nicht. Arwen und Aragon verabschiedeten sich sehr lang von ihren Kindern. Es war für Arwen das Schlimmste, gleich alle drei ziehen zu lassen. Auch Faramir und Eowyn schienen mit der Entscheidung ihres Sohnes nicht wirklich einverstanden zu sein. Idril beobachtete, wie Eowyn eine Träne über das Gesicht kullerte. Als sie aufbrachen, hatte die Prinzessin ein komisches Gefühl in der Magengegend. Sie hatte angst, ihre Familie das letzte Mal zu sehen. Galador ritt neben ihr und grinste sie an. „Wenn wir zurück kommen, kleine Schwester, dann erinner mich daran, nie wieder mit dir eine solche Reise anzutreten.“, sagte er und grinste ihr entgegen. Feonar und Falkon ritten voraus, während Legolas und Kondar den Schluss bildeten. Gandalf hatte sich eine Pfeife angesteckte und blickte amüsiert durch die Runde. „Ach ja Kinder…“, begann er und seufzte leise: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das sage, aber ich freue mich, endlich wieder ein Abenteuer zu erleben.“. Galador zog eine Augenbraue nach oben und grinste Idril an. Sie hatten beide denselben Gedanken. 600 Jahre auf dem Buckel, aber kein bisschen müde. Ihre erste Rast legten die Reisenden ein, bevor sie Dunkelwald verließen. Idril saß auf einen moosbedeckten Baumstamm und genoss die Sonnenstrahlen, während sie den anderen lauschte, die die Reiseroute planten. „Wenn wir schnell voran kommen wollen, sollten wir den kürzesten Weg nehmen.“, sagte Feonar. Er war ein Elb von hoher Statur. Sein Gesicht war lang und hager. Blondes, mittellanges Haar stahl sich unter seinem Helm hervor. Seine blauen Augen wirkten überlegt und listig. „Ich glaube nicht, dass das so gut ist.“, mischte sich Kondar ein. Er war ein Elb von mittelgroßer Statur, hatte ein hageres Gesicht und kleine Lachfältchen an den Augen. Sein Haar war schwarz und war zu einem Zopf zusammen gebunden. Seine grünen Augen sprühten vor Energie und Lebensfreude. „Wieso nicht?“, mischte sich Elfwine ein. Kondar lächelte ironisch und zeigte mit den Finger auf eine Schlucht, die in der Karte eingezeichnet war. „Wenn wir hier entlang reisen, dann ist uns der Tod gewiss. Nicht nur Orks wurden von unseren Spähern hier gesehen, sondern auch Riesenspinnen, die nur darauf warten, Beute zu bekommen. Wir würden keine zehn Minuten überleben.“. Elfwine nickte, das leuchtete ihm ein. Feonar blickte angestrengt auf die Karte und seufzte dann leise „Die Klippen der Polarseen sind auch zu gefährlich, wir müssten die Pferde zurück lassen und zu Fuß weiter gehen. Das würde zu viel Zeit beanspruchen. Jedoch ist der Weg über die Bergpässe auch nicht ohne.“, sagte er schließlich und blickte in die Runde. „Dann lasst uns abwägen.“, sagte Boromir und lief nachdenklich hin und her: „Die Schlucht schließen wir von vornherein aus, das Risiko dort hindurch zu gehen ist zu hoch. Auf die Pferde können wir nicht verzichten, jedoch sind die Bergpässe von den barbarischen Völkern besiedelt. Jeder Weg birgt Gefahren. Gandalf, was sagst du?“. Der Zauberer zog genüsslich an seiner Pfeife und pustete den Rauch in die Luft. „Wir nehmen den Weg entlang des Polarmeeres. Die Pferde sind Rösser des Reiches Rohan. Sie sind robust und ich glaube, dass sie diese Reise mit uns bestreiten können. Jedoch müssen wir vorsichtig sein.“, sagte er und strich sich über den langen weißen Bart. Boromir und die anderen nickten. Es wurde Zeit wieder aufzubrechen und so setzten sie ihre Reise fort. Den ganzen Tag ritten sie durch die Weiten des Landes, ohne dass sie durch jegliche Vorkommnisse aufgehalten wurden. Die Landschaft rund um sie lag ruhig da, was Idril persönlich nicht sonderlich gefiel. Die Reisenden waren stets wachsam und überlegten sich dreimal, ob sie diesen oder jenen Weg nehmen sollten. Falkon hatte mit Galador den Platz gewechselt und ritt nun neben Idril. „Seid unbesorgt. Wir haben erfahrene Krieger und einen Magier an unserer Seite. Ihr habt gut trainiert und seid im Umgang mit Waffen sehr bewandert. Sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, sollte sie für euch kein Problem sein.“, sagte er und blickte in das sorgenvolle Gesicht der Prinzessin. Sie nickte und seufzte leise. „Ich weiß und doch bin ich beunruhigt. Versteht mich nicht falsch Lord Falkon. Es ist mir sehr recht, dass unsere Reise bis jetzt so ruhig verlaufen ist. Jedoch ist es mir zu ruhig. Die Stille die uns umgibt, gibt mir ein unsicheres Gefühl. Es fühlt sich so an, als ob etwas auf uns zukommt.“, erklärte sie und versuchte zu lächeln, doch es missglückte ihr. Er nickte und sah sich um. „Ihr habt recht, doch es kommt so wie das Schicksal es will.“, antwortete Falkon und beobachtete die Umgebung genau. Gegen der Ahnung von Idril schlugen sie an diesem Abend ihr Lager auf, ohne von irgendwelchen Problemen aufgehalten worden zu sein. Während sie und die anderen sich schlafen legten, übernahmen Feonar und Falkon die erste Wache. Die Wärme des kleinen Lagerfeuers kam nicht gegen die Kälte der Nacht an und so wurde es für Idril ein sehr unruhiger Schlaf. Das Glühen eines Lagerfeuers machte die Wesen der Nacht auf die Reisenden aufmerksam. Sie waren in ihr Reich eingedrungen und das mochten sie ganz und gar nicht. Sie beobachteten sie mit Distanz. Sie sahen nicht aus, wie die, die sie bedrohten. Aber sie rochen lecker. Einer von ihnen hob die Nase in die Luft und schnupperte. Noch etwas näherte sich. Es stank fürchterlich nach Tod. Langsam zogen sich die Wesen in die Dunkelheit der Bäume zurück und wurden eins mit den heiligen Bäumen die sie schützen, während sich schwere Schritte näherten. Ein Grunzen drang durch die Stille der Nacht und der faulige Atem dieser Monster ließ die Hüter des Waldes erschauern. Die hässlichen Fratzen mit den glühenden gelben Augen blickten sich um und schienen nach etwas zu suchen. Was wollten sie? Einer der Orks winkte einen anderen heran und grunzte ihm etwas zu. Er schien zu kichern und zog seine Streitaxt aus dem Halfter. Sie machten sich bereit für einen Angriff. Als Idril erwachte, herrschte reges Treiben im Lager. Alle waren dabei das Lager abzubrechen. Galador kam auf sie zugeeilt und half ihr schnell die Sachen zusammen zu packen. „Was ist los?“, fragte sie verwirrt und stopfte ihre Decke in die Tasche. „Orks.“, sagte Galador knapp und half ihr in den Sattel. Sofort war sie in Alarmbereitschaft. Anstatt Schwerter und Bogen zu ziehen, ritten die Reisenden etwas von ihren Lagerplatz weg. Idril schlug die Hand vor den Mund, als sie sah, was sich ihr bot. „Wer auch immer das getan hat, hat uns damit einen Gefallen getan.“, sagte Boromir und betrachtete die toten Kadaver der Orks, die wild zerstückelt über den Boden verteilt lagen. „Wir sollten unser Glück nicht herausfordern und weiter reiten.“, sagte Legolas und trieb die Gruppe zur Eile an. Was auch immer sie hinter sich ließen, war gefährlich genug, um einen ganzen Orktrupp lautlos, fast neben ihnen zur Strecke zu bringen. Für diese Nacht hatten sie mehr Glück als Verstand gehabt. „Wir müssen demnächst besser aufpassen.“, sagte Kondar und legte die Stirn in Falten. Als sich die Gruppe entfernte, begannen die Bäume des Waldes zu erzittern. Kleine gnomartige Wesen mit lilafarbener Haut und spitzen Ohren traten aus der Dunkelheit in die Sonne heraus. Eines von ihnen verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und ließ eine Reihe rasiermesserscharfer Zähne sehen. Die glatzköpfigen Wesen waren nur durch ein leichtes Tuch bekleidet und hatten krallenartige Hände und Füße. Der Anführer der Gruppe hob seine Hand und bedeutete seinen Untergebenen, die Reste der Orks zu beseitigen. Mit einem hellen Kichern begannen sie ihre Mahlzeit in ihre Baumstadt zu bringen. Der Anführer beobachtete sie eine Weile und blickte dann noch einmal in die Richtung, in die die Freunde geritten waren, während er sich die Hände rieb. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12 Je weiter ihre Reise sie in das Ländereien Mittelerdes führten, desto kälter wurden die Tage und Nächte. Der Winter brach in den mittleren Ländern an und ließ die Landschaft um die reisende Gruppe immer trostloser werden. Idril blickte in den Himmel und sah den ersten Schneeflocken entgegen, die sie in den Ländereien der Polarseen willkommen hießen. Sie kuschelte sich in ihren Mantel und kontrollierte dann, ob die Decke, die sie um Fenrirs Körper geschlungen hatte, noch saß. Der Stoff ihres Mantels war aus edlen Fellen gemacht worden. Faramir hatte ihn ihr bei einem der Besuche in Rohan geschenkt. Sie erinnerte sich an diesen Tag zurück. Es war bitterkalt gewesen, sodass sie das Schloss nicht hatten verlassen können. Selbst vor den Kaminen war es nicht möglich sich aufzuwärmen. Sie uns Elfwine hatten sehr lange versucht den Flammen etwas Wärme zu entlocken, doch sehr bald schon hatten sie es aufgegeben. Faramir war damals an die beiden heran getreten und hatte ihnen zwei Mäntel überreicht. Geschenke, die er eins von den Elbenkönigen erhalten hatte und nun den beiden gehören sollte. Ihr Blick fiel auf Falkon, der sie nachdenklich musterte. Seitdem sie aufgebrochen waren, schien es zwischen Legolas und ihm eine Art Waffenstillstand zu geben. Doch seit einigen Tagen hatte Legolas vermehrt versucht sie für sich zu gewinnen und das hatte Falkon nicht ganz kalt gelassen. „Ihr solltet euch keine Gedanken um euer Pferd machen Prinzessin.“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich achte schon seit Beginn des Tages darauf, dass es eurem Ross an nichts mangelt. Konzentriert euch lieber darauf, dass ihr euch nicht erkältet. Die Reise wird, wenn wir die Polarseen hinter uns gebracht haben, noch schwerer werden. Ihr solltet dann bei Kräften sein.“. Idril nickte und seufzte dann innerlich. Er war schlimmer als ihr Vater, wenn man es so sah. Am liebsten hätte sie mit den Augen gerollt, aber es geziemte sich nicht und so verkniff sie es sich. Die Landen der Polarseen waren von steilen Klippen und hohen Bergen gekennzeichnet. Weit und breit schien es kein Leben zu geben, aber Feonar hatte sie davor gewarnt, sich nicht auf den Schein zu verlassen. Und tatsächlich, wenn man in der Nacht aufmerksam durch die Landschaft sah, konnte man den Schein von Feuern, die in vielen Dörfern brannten erkennen. Auch waren sie schon einigen Fallen entkommen, die Jäger gestellt hatten, um Wild zu fangen. Das schlimmste für Idril waren jedoch die Leichen der erfrorenen Orks gewesen. Sie hätte fast schwören können, dass sie ihr mit ihren leblosen Augen hinterher sahen. Sie hatte sich von den leeren Augen abgewandt und Boromir hatte ihr den Gefallen getan und ihr die Sicht auf diese elenden Kreaturen erspart. „Sie sind sicher von dem plötzlich eintretenden Winter überrascht worden.“, mutmaßte Gandalf und sie mit Kondar in eine andere Richtung weiter geführt. Als sie diese Worte vernahm, taten ihr die Orks – trotz des Grauens, das sie verbreiteten – leid. Sie schloss für einen Moment die Augen und hing ihren Gedanken nach. Was sie wohl als erstes tun würde, wenn diese Reise vorbei war? Was die anderen wohl machen würden? Boromir würde sicher zu Brie gehen. Er hatte es schon angedeutet und sie wusste, dass er es auch durchziehen würde. Er würde zu den Bergelben gehen. Auch Galador hatte sich bereits ein Ziel gesetzt. Er wollte heim kehren und ihrem Vater als Berater zur Seite stehen, bis es an der Zeit war, dass er die Führung des Landes übernehmen würde. Auch Elfwine würde wohl zurück in sein Land gehen und dort Onkel Faramir zur Seite stehen. Sicherlich würde er sich auch bald in eine Frau verlieben, die das gleiche für ihn empfand. Sie wünschte es ihm so sehr, denn sie fühlte sich noch immer schlecht, weil sie ihn in der Liebe verraten hatte. Er würde trotzdem ihr bester Freund bleiben, das wusste sie und doch fand sie, dass sie dies nicht verdient hatte. Sie alle würden ihren Weg finden. Nur sie, sie wusste nicht, wohin ihr Weg sie führen würde. Sie wünschte es sich sehr, dass sie zu ihrer Großmutter zurück kehren und ihre Ausbildung fortsetzen könnte. Doch sie wusste nicht, ob ihr dieser Wunsch gestattet wurde. Sicherlich musste sie sich noch einigen Prüfungen unterziehen, doch hoffte sie, dass sie diese meistern könnte. Und was sie noch viel mehr beschäftigte war, was ihr Herz wirklich für den Elbenmann empfand, der sie in seinem Bann gefangen hielt. Wild tanzten die Schneeflocken nun auf und ab und gaben nur wenig Möglichkeit auf das zu blicken, was vor ihnen lag. Feonar und Falkon waren voraus geritten, um ihnen mit Elbenlichtern den Weg zu weisen und um sicher zu gehen, dass keine Gefahr für die Gruppe bestand. Idrils Sinne waren bis aufs Äußerste gespannt. Der Wind pfiff in ihren Ohren und trotzdem nahm sie jedes kleine Geräusch in ihrem Umfeld wahr. Das leise Knirschen der Pferdehufe im Schnee, das leise Fluchen von Gimli. Sie hörte alles. Auch das Klappern der Zähne von Elfwine. Er war seit einigen Tagen sehr empfindlich für die Kälte, was wohl auch daran lag, dass er ein Mensch war. Legolas schloss zu ihm auf und reichte ihm eine kleine, verzierte Flasche. „Hier trink das mein Freund. Es wird dich warm halten.“, sagte der Elb und Elfwine nahm es dankend entgegen. Idril fragte sich, was wohl in dem Fläschchen war, denn innerhalb von wenigen Minuten schien sich Elfwine zu entspannen. Als sich Legolas vergewissert hatte, dass es seinem Freund wirklich besser ging, schloss er zu Idril auf. „Wie ich sehe, scheint euch die Kälte nicht so viel auszumachen, wie eurem Freund.“, sagte er und lächelte. Auch ihr war dies bereits aufgefallen. Es war leicht zu erklären. Der Anteil des Elbengens in ihrem Blut schützte sie vor der Kälte. Genauso, wie er ihre Sinne bis aufs Äußerste sensibilisierte. Sie nickte Legolas entgegen. Wenn es das Einzigste war, was ihn beschäftigte… Er ritt nun schon eine ganze Weile neben ihr her und er fragte sich, wie er am besten ein Gespräch mit ihr anfangen sollte. Er hatte ihr seine Liebe gestanden, doch wusste er nicht, wie es um sie stand. Er spürte, dass sie sich zu Falkon hingezogen fühlte, doch er wollte sie auf keinen Fall an ihn verlieren. Er wollte sie ganz für sich allein haben. Erst jetzt bemerkte er, wie selbstsüchtig er war und wischte die Gedanken schnell bei Seite. Sein Blick fiel in den Himmel, der noch mehr Schneeflocken auszuschütten schien. Es würde ein Sturm aufkommen. Sie mussten sich entscheiden, wie es weiter gehen sollte. „Gandalf!“, rief er und trieb sein Pferd an, ohne noch einmal zu Idril zu blicken. „Es wird bald einen Sturm geben. Wir sollten entscheiden, ob wir noch über die Klippenküste gehen, oder ob wir hier ein Lager aufschlagen.“, sagte er und blickte den alten Gefährten durchdringend an. „Ich denke es wäre besser, wenn wir ein Lager aufschlagen und es morgen versuchen. Die Klippenküsten sind gefährlich und sicher leichter zu durchqueren, wenn uns der Schnee nicht so um die Ohren pfeift.“, meldete sich Gimli zu Wort. „Gut dann machen wir es so.“, schloss Gandalf und führte die Gruppe zu einem geschützten Platz nahe der Berge. Schnell hatten sie ihr Lager für die Nacht aufgeschlagen und sich um ein kleines Feuer herum versammelt. Gandalf hatte einen Zauber über die Felsen gesprochen und sie schützten sie vor den eisigen Winden. Legolas und Falkon hatten sich auf die Jagd gemacht. „Hoffen wir, dass die beiden bald zurück kehren.“, sagte Boromir und zeigte auf seinen Bauch. „Das Elbenbrot ist wirklich köstlich, aber ich habe jetzt richtig Lust auf ein großes Stück Fleisch.“, fuhr er fort und blickte in das lachende Gesicht seiner Schwester. „Wenn du so weiter isst, wirst kugelrund und dein Pferd kann dich nicht mehr tragen. Was meinst du, wie sich Brie erst über deine neue Figur freuen wird?“, fragte Idril und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Du bis ja so witzig…“, knurrte der Halbelb zurück und sah plötzlich auf. Auch die anderen hatten vernommen, dass etwas nicht stimmte. „Schnell löscht das Feuer und packt alles zusammen.“, sagte Feonar und spähte in den Wintersturm hinein. Es dauerte nicht lang, bis zwei Schatten aus ihm auftauchten und in Richtung des Lagers eilen. „Steigt auf!“, rief Kondar alarmiert und die Gefährten taten, was er verlangte. Idril blickte angestrengt zu Falkon und Legolas. Vor was rannten sie nur weg? Und dann plötzlich sah sie es. Aus dem Schneesturm schoss etwas heraus. „Was zum Teufel ist das?“, fragte Idril und starrte ungläubig auf das Wesen, das den beiden Elben auf den Fersen war. „Das, kleine Prinzessin, ist ein Schneedebag.“, sagte Gandalf ruhig und festigte seinen Griff um seinen Zauberstab. Sie hatte von diesen Wesen bereits gehört. Sie wurden in den Schneestürmen der hohen Berge geboren und kamen in den kalten Wintertagen hinab, um zu jagen. Eine Berührung mit ihren kalten Körpern bedeutete für jedes Lebewesen sofort den Tod. Sie ernährten sich von den Seelen der erfrorenen Opfer. Diese Wesen verschwanden erst wieder, wenn die Sonne sie dazu zwang sich zurück zu ziehen. Die Temperaturen der warmen Monate bedeuteten für die Wesen den Tod. Man konnte einen Schneedebag nicht leicht töten. Dazu bedurfte es der Kraft eines sehr starken Feuers. Früher wurden Drachen gegen diese Wesen eingesetzt. Doch die Zeit der Drachen war schon lange vorbei. Jetzt gab es kaum die Möglichkeit gegen diese Wesen anzukommen. Selbst erfahrene Zauberer waren nicht in der Macht die Schneedebags in ihre Schranken zu weisen. „Also sind die Orks nicht vor Kälte umgekommen.“, schloss Boromir und griff nach den Zügeln seiner Schwester. „Auf zur Klippenküste!“, rief Legolas von Weitem und schwang sich auf sein bereit gehaltenes Pferd. „Wir sind auf ein ganzes Nest gestoßen.“, sagte Falkon knapp. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kühe dem Bullen folgen. Wir sollten uns beeilen!“, fuhr er fort und trieb dann sein Pferd an. Dumpf klangen die galoppierenden Hufe der Pferde durch die schneebedeckte Landschaft. Sie holten alles aus den Pferden heraus und schafften es schnell, den Abstand zu dem Schneedebag-Bullen zu vergrößern. „Wenn wir es über den Pfad geschafft haben, dann kann uns nichts mehr passieren!“, rief Gandalf. Idril betrachtete den schmalen Pfad skeptisch und pfiff dann kurz auf. „Nicht sehr vertrauenswürdig wenn ich mich fragt. Nicht mal mit diesem Monster im Nacken würde ich hier lang gehen wollen.“, sagte sie. Doch nun gab es keine andere Möglichkeit. Sie mussten diesen Pfad nehmen, ob sie wollten oder nicht. Feonar glitt aus dem Sattel und eilte den Pfad entlang. Dabei sprang er ab und an stark auf den Boden auf um die Festigkeit des Weges zu überprüfen. Als er zurück kam nickte er. „Der Weg ist sicher. Jedoch wäre es ratsam ihn zu Fuß zu gehen. Es ist glatt und die Pferde könnten ausrutschen. Seid also vorsichtig!“, sagte er und ging langsam mit seinem Pferd voran. Galador folgte ihm. Idril blickte die Klippen hinunter und schloss kurz die Augen. Es war ein steiler Abhang, der unten durch spitze Felsen noch gefährlicher wirkte. Wer hier herunter fiel, dessen Schicksal war besiegelt. Er würde entweder an den Felsen zerschellen oder durch die niedrigen Temperaturen im Wasser den sicheren Kältetod finden. Das Wasser krachte tosend gegen die Wände, als riefe es ihnen zu, dass sie herunter kommen sollten. „Hör nicht auf die Geister des Wassers.“, flüsterte eine Stimme und holte sie aus ihren Gedanken zurück. Sie nickte, als sie Legolas Stimme erkannte. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich hatte von den Worten der Wesen einlullen lassen. Ob diese Geister auch auf die Seelen der Wesen aus waren, die sie hinunter ins Wasser zogen? Vorstellbar war es jedenfalls. Sie wusste nichts über die Sagen rund um dieses Meer. Sie nahm sich vor, dass sie das nachholen würde, sobald sie wieder von ihrer Reise zurück kehrten. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Vielleicht war es auch besser so, dass sie nicht wusste, welche Wesen hier lebten und noch auf sie warteten. „Lasst uns gehen.“, sagte Falkon und ließ Legolas den Vortritt. Ihm folgten Boromir und Gandalf. Kondar nickte ihr zu, nickte und machte sich dann auch auf den Weg über den schmalen Pfad. Schließlich folgte sie ihm, dicht gefolgt von Falkon. Ein Zucken schoss durch ihren Körper, als sie die eisige Kälte spürte, die nach ihr griff. Das drohende Knurren, das sich hinter ihr aufbaute, bedeutete nichts Gutes. Sie spürte, dass es um sie herum noch kälter wurde, als es bereits war. Es war fast so, als würde etwas ihr Herz aus ihren Körper reißen wollen. „Idril!“, schrie Boromir von der anderen Seite und starrte ihr entsetzt entgegen. Ein gequältes Schnauben erklang hinter ihr und ließ ihr das Blut zu Eis gefrieren. Langsam wandte sie sich um uns erstarrte. Falkon war dicht hinter ihr, doch sein Pferd war verschwunden. „Schnell lauft!“, sagte er und trieb Fenrir dazu an, schneller zu laufen. Der Schneedebag-Bulle grunzte hinter ihnen und versuchte seine Klauen nach ihnen auszustrecken. Das gefrorene Eis seiner Krallen kam ihnen dabei gefährlich nahe. Der Bulle versuchte immer wieder sie zu erreichen und streckte sich nach ihnen. Dabei drückte sein Gewicht gegen die Klippenwand. Feine Risse zogen sich durch das Gestein, als die Klippe krächzend unter seinem Gewicht nachgab. Idril lächelte erleichtert, als sie sah, dass Kondar sein Ziel bereits erreicht hatte. Legolas streckte die Hand nach ihr aus, um ihr über das letzte Stück zu helfen. Falkon und sie hatten fast ihr Ziel erreicht, als ein Beben durch den Boden ging und unter ihren Füßen nachgab. Er war so froh gewesen, dass sie den Angriff des Schneedebag-Bullen überstanden hatte. Glücklich hatte er die Hand nach ihr ausgestreckt, um sie in die Arme zu schließen. Er hätte es sich nicht verzeihen können, wenn ihr etwas zugestoßen wäre. Er war einfach so froh und wollte nur noch ihren zierlichen Körper mit den Armen umschlingen. Er wollte den Duft ihres Haares wahrnehmen und den Schlag ihres Herzens hören. Doch gerade, als sich ihre Hände berührten geschah es. Der Fels gab krachend unter ihren Füßen nach. Der Schreck, der sich in diesem Moment in ihren Augen wiederspiegelte war unbeschreiblich grausam für ihn. Es war fast so, als wäre die Zeit für einen Moment stehen geblieben, als ihre ängstlichen Augen die seinen suchten. „Nein!“, hauchte er und der Moment schien sich wieder in Bewegung zu setzen. Er festigte den Griff, doch die eisige Kälte ließ es nicht zu, dass seine Finger ihm vollkommen gehorchten. Er spürte, wie ihre Hand langsam durch die seine glitt. Es war ein furchtbarer Moment. Und dann war sie verschwunden. „Idril!“, schrie Boromir und wollte vorschnellen, um nach seiner Schwester zu sehen, doch Gandalf hielt ihn zurück. „Prinz, wenn sie diesen Sturz überlebt haben sollte, dann ist sie trotzdem verloren. Die Kälte des Meeres ist selbst für einen Elben tödlich.“, sagte er leise und wandte sich von der Klippe ab. Boromir stand bewegungslos da und starrte zu der Stelle zurück, wo er seine geliebte Schwester zuletzt gesehen hatte. Galador trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Sie zitterte. Er war ebenfalls in Trauer. Auch die Elben wandten sich nun zum gehen. Leise stimmten sie ein Lied der Trauer an, denn auch Falkon war mit Idril und ihrem treuen Fenrir in die Tiefen gestürzt. Wie nur sollte Gandalf seinem treuen Freund Aragon und seiner Frau Arwen erklären, dass ihre einzige Tochter auf der Reise ums Leben gekommen war. Was hatte Galadriel sich dabei gedacht, das Mädchen mit ihnen zu schicken? Hatte sie nicht gesagt, dass die junge Prinzessin von Nutzen sein würde. Er schüttelte traurig den Kopf. Die Königin der Elben hatte ihre eigene Enkeltochter in den Tod geschickt. Er lauschte den klagenden Klängen seiner Begleiter, während sie die Reise schweren Herzens weiter fortsetzten. O Freund, heimkehren wirst du, nach so langer Zeit, in die Arme des Schicksals. Wir werden dich vermissen, doch Lieder über deine Heldentaten werden dich stets ehren. O Freund, sieh nicht zurück und trauere nicht um das Leben, denn irgendwann, sind wir in Schwert und Licht wieder vereint. O Freund, geleite die Prinzessin zu ihren Ahnen weit hinfort. Beschütze sie nach reinem Gewissen, bringe sie an einen besseren Ort. O Freund, wie schlimm ist die Trauer, die uns umgibt in dieser Stund´. O Freund, versunken auf dem Meeresgrund. Er lauschte den Worten der beiden Soldaten. Es wäre eigentlich seine Pflicht gewesen, mit ihnen zu singen, doch der Schmerz, der seine Brust fest umklammert hielt, ließ ihn nur stumm gerade aus marschieren. Sein Blick fiel auf Galador, der etwas abseits lief und den Kopf gesenkt hatte. Der junge Halbelb wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Er trauerte um seine geliebte Schwester. Auch Boromir kämpfte gegen die Tränen an. Sein eigenes Herz fühlte sich plötzlich so leer und kalt an. Es war fast so, als hätte ihn der Lebensmut verlassen. Der einzige Grund, der die Gruppe weiter trieb war, dass ihr Volk sich auf sie verließ. Sie mussten es schaffen und die Geister um Hilfe bitten. Nur mit ihnen war es möglich, dass sie den Kampf gegen die Orks gewinnen würden. Es war ihre letzte Hoffnung. Er würde diese letzte Mission erfüllen, denn es war seine Pflicht als Prinz der Elben. Doch sobald diese Reise beendet sein würde, würde er sich den heiligen Wassern übergeben. Es gab für ihn keinen Grund mehr länger hier an diesem Ort zu verweilen. Der Lebensmut des Prinzen der Dunkelelben hatte sich binnen weniger Sekunden in Luft aufgelöst. „Idril.“, flüsterte er leise und schloss dann die Augen, um sich seiner Trauer zu überlassen. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13 Sie hatte die Hand nach Legolas ausgestreckt, als sie das Krachen vernahm und spürte, wie der Boden unter ihren Füßen nachgab. Sie spürte, wie Falkon nach vorne schoss, um sie Legolas entgegen zu schubsen. Doch es war zu spät. Das mulmige Gefühl das sich in ihrem Bauch ausbreitete, war das Gefühl der Schwerelosigkeit, bis die Gravitation ihren Tribut forderte und sie nach unten Riss. Sie hörte das hysterische Wiehern ihres treuen Pferdes Feonar. Sie vernahm den entsetzten Aufschrei ihrer Begleiter und dann war alles vorbei. Die überraschende und unbarmherzige Kälte des Wassers presste ihr die Luft aus den Lungen und sie fühlte, wie der seidene Faden, der sie am Leben gehalten hatte langsam zerriss. Langsam schloss sie die Augen und sah, was ihr wichtig war. Sie sah ihn als erstes. Ihr Vater, so stolz und unnahbar. So wie ein König sein musste. Er würde sich grämen, wenn ihre Brüder ihm erzählten, was geschehen war. Ihr armer Vater. Warum nur war sie so unvorsichtig gewesen? Sie sah ihre Mutter. Ihre ach so wunderschöne Mutter, die sie immer behütet hatte wie ihren Augapfel und sie getröstet hatte, wenn sie traurig war. Was würde sie nur machen, wenn sie davon erfuhr. Sie mochte es sich nicht ausmalen. Ihre Brüder, die sie immer geärgert hatten, als sie noch klein gewesen war. Immer hatte sie sich gewünscht allein zu sein. Doch erst mit den Jahren hatte sie bemerkt, was sie an ihren Brüdern eigentlich hatte. Ein Zucken drang durch ihren Körper und sie spürte, wie die Wogen der eisigen Wellen sie davon trugen. Sie würde an den Klippen zerschellen, wenn sie nicht vorher durch die Kälte den Kampf gegen den Tod verlor. Es war schon komisch, dass gerade so enden musste. Dann sah sie den schönsten Teil ihres Lebens. Ihr bester Freund Elfwine, den sie mehr Leid zugefügt hatte, als er zugab. Sie hatte ihn so oft verletzt und doch hatte er stets zu ihr gehalten, auch als sie Geheimnisse vor ihm gehabt hatte. Wie gern hätte sie ihm noch einmal gesagt, wie wichtig er für sie war. Er war wie ein großer Bruder gewesen und sie hatte es ihm nie wirklich gedankt. Sie sah sie alle und als ihr die Elben erschienen spürte sie, dass sie die Welt endgültig verlassen würde. Ein hartes Rucken durchzog ihren Körper und dann wurde alles schwarz. Kreischend zogen die Vögel über den Elbenpalast. Das Laub der Bäume wiegte sich unruhig in den ersten Sturmböen hin und her. Der Himmel wurde von Sekunde zu Sekunde immer dunkler und kündete von der nahenden Naturgewalt. Draußen eilten die Bewohner der Stadt durch die Straßen und versuchten alles für den herannahenden Sturm abzusichern. Die Ställe wurden geschlossen und die Pferde beruhigt. Die Läden der Fenster wurden gegen den tosenden Wind gesichert und die Straßen auf die nahenden Wassermassen vorbereitet. Es wurde nie Winter in den Landen der Elben. Es lag an der Magie die sie ausstrahlten. Nie zuvor hatten die Elben einen Sturm fürchten müssen. Doch mit der Reise über das Meer kam auch die Veränderung. Es würde dauern, bis die alte Ordnung wieder hergestellt war und sie gefahrlos leben konnten. Keine Bedrohungen mehr durch die Macht der Natur und keine Gefahr mehr durch die wilden und übergroßen Horden der Orks. Die weise Königin der Elben lag auf ihrer Liege und dämmerte im Halbschlaf vor sich hin. Sie suchte nach Antworten. Suchte nach einem Zeichen. Suchte nach den neuen Gefährten die sich auf den Weg gemacht hatten, um ihr Volk zu retten. Ein Gefühl hatte sie langsam beschlichen und ihr geraten, nach Antworten zu suchen. Es war ein Gefühl gewesen, welches sie schon lange nicht mehr verspürt und vergessen geglaubt hatte. Arwen saß an ihrer Seite und wachte über sie. Noch waren die Fensterläden des kleinen Zimmers nicht geschlossen, doch sie würde sie bald schließen müssen. Das Laub der Bäume raschelte bedrohlich und zwang sie für einen Moment aufzustehen, um hinaussehen zu können. Der Dämmerschlaf der Königin führte sie über die Wege, die die Gefährten gegangen waren. Sie sah die Bedrohungen und spürte die gesprochenen Worte. Sie spürte den Kämpf zwischen Falkon und Legolas um die Gunst ihrer geliebten Idril. Sie konnte deren eigene Unsicherheit greifen und die Angst, die sich während der Reise in ihr ausbreitete. Rätselhafte Wesen waren den Gefährten zu Hilfe gekommen, doch nicht aus Solidarität. Nein. Sie waren auf der Jagd gewesen, diese kleinen lilafarbenen Kobolde mit den spitzen Zähnen. Sie hatten die Orks als Beute auserkoren. Sie waren hungrig gewesen und hatten sie lautlos überfallen. Die Reisenden wollten sie sich später holen, falls sie noch einmal diesen Weg nehmen würden. Die Königin wand sich ab und folgte dem Traumpfad immer weiter, bis es schließlich bitterkalt wurde. Kleine Dampfwölkchen ihres Atems stiegen auf und doch war es nicht kalt. Es war nur ein Traum. Sie entdeckte die Gruppe, als sie ihr Lager aufschlugen. Sie hörte, dass sich Gefahr näherte und sie flüchtete mit den Gefährten vor dem riesigen Schneedebag-Bullen. Sie sah, wie sie den schmalen Pfad nahmen und es riss ihr das Herz entzwei, als der Boden des Pfades unter den Füßen ihrer Enkelin nachgab. Sie streckte die Hand nach ihr aus, doch war Idril unerreichbar für sie. Sie schrie auf, spürte den Schmerz der Gefährten und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Sie wollte alles rückgängig machen. Sie hatte einen Fehler begangen. Doch es war zu spät. Es war nur ein Traum. Sie sah das Vergangene und die Zukunft. Doch die Trauer vermochte sie nicht weiter in den Träumen wandeln lassen. Als die Königin die Augen aufschlug, saß Arwen neben ihr und weinte bitterböse Tränen. Die Fensterläden waren fest verschlossen und der Sturm wütete über den Landen der Elben. Sie selbst zitterte am ganzen Körper und spürte, dass sich das salzige Wasser seinen Weg über ihre Wangen suchte. Sie hatte sie ins Verderben gestürzt. „Idril…“, flüsterte die weise Königin leise und überließ sich dann ihrer Trauer. Geräuschlos bewegten sich die Gefährten durch die Winterlandschaft. Die Trauer die sie begleitete schien nicht mehr von ihnen ablassen zu wollen. Legolas blickte für einen Augenblick gegen die tosenden Schneeflocken und senkte dann wieder den Blick. Gandalf geleitete sie durch diese Landen. Er war zuversichtlich, dass die Orks es nicht bis hierher geschafft hatten. Ihre Reise durch die Kälte würde bald vorüber sein. Doch es war nur ein schwacher Trost. Er schloss die Augen. Er wünschte sich, dass er als Letztes über den Pfad gegangen wäre. Doch das war er nicht. Und nun war es zu spät. Vor seinem geistigen Auge erschien sie und lächelte ihm entgegen. Idril. Ihr braunes, lockiges Haar hatte so verführerisch nach Lavendel gerochen. Ihr kecker Blick hatte ihn stets fast in den Wahnsinn getrieben. Er hatte ihr die Welt zu Füßen legen wollen. Alles hatte er ihr geben wollen. Doch er war nicht einmal fähig gewesen sie vor einem Unheil zu beschützen. Nun war sie fort. Würde nie wieder kommen und er würde auch nicht mehr sein, wenn er seine Aufgabe erfüllt hatte. Er hoffte, dass die Reise schnell vorbei sein würde. Sie saßen vor den Kaminen, die die Kälte, die der Sturm mit sich gebracht hatte, erträglich machten. Arwen lag in seinen Armen und vergoss bittere Tränen. Auch er fühlte sich, als wäre ihm das Herz aus dem Leib gerissen worden. Sie war gleich zu ihm gekommen, nachdem die weise Königin die Vision gehabt hatte. Man hatte sich bis jetzt immer auf das Wort dieser mächtigen Frau verlassen können. Es gab keinen Zweifel. Es war so geschehen, wie sie es gesehen hatte. Seine Tochter, sein Ein und Alles, war für immer von ihnen gegangen und es würde nichts geben, das sie wieder zurück bringen würde. Barmidas trat an seine Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er teilte die Trauer des Königspaares. Er hatte in der ständigen Gefahr gelebt, dass sein Sohn in einer der großen Schlachten fallen würde. Immer und immer wieder hatte er mit seiner Frau gebetet, dass er gesund wieder kehren würde. Doch mit dem heutigen Tage, waren diese Gebete nutzlos geworden. Er hatte es in den Augen seines Sohnes gesehen. Die junge Halbelbin bedeutete ihm mehr als alles andere. Sie war seine Seelenverwandte. Ohne sie würde auch er nicht mehr zur Ruhe kommen. Er würde sich selbst ein Ende setzen. Seufzend wandte sich der Elbenkönig ab und ging aus dem Raum hinaus. Es wurde Zeit sich auf ihr nahendes Schicksal vorzubereiten. „Wir müssen noch den Pass queren, dann dürfte das Schlimmste überstanden sein.“, murmelte Kondar und starrte hinauf zu den zerklüfteten Felsen. Die Kälte biss ihnen in die Augen und spannte die Haut, sodass sie schmerzte. Elfwine bewegte sich etwas im Sattel. Er fühlte sich steif gefroren und die Trauer saß noch immer tief in seinen Knochen. Er hatte seine beste Freundin verloren. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie die Liebe eigentlich war, die er für Idril empfunden hatte. Sie war wie eine Schwester für ihn gewesen. Jemand, den er nie wieder an seiner Seite missen wollte. Sie sollte nie aus seinem Leben verschwinden und sollte glücklich sein, egal für welchen Weg sie sich entschied. Sie sollte nur bei ihm bleiben. Das war alles. Schmerzhaft verzog der junge Prinz sein Gesicht. Nie hatte er ihr weh tun wollen. Doch mit seinem unüberlegten Handeln war genau das eingetreten, was er hatte verhindern wollen. Und nun, nun war es zu spät. Er konnte sich nicht einmal mehr dafür entschuldigen oder es über die Jahre wieder gut machen. Sie war fort und er blieb mit seinen Gedanken allein. Er verfluchte sich, dass er sie nicht davon abgehalten hatte, mit ihnen zu kommen. Was hatte sich nur Galadriel dabei gedacht? Sie waren alle leichtsinnig gewesen und nun hatten sie den Preis dafür gezahlt. Auch sein neuer Freund Falkon war nicht mehr unter ihnen. Der Schmerz, der sich in seiner Brust ausbreitete wurde schlimmer und schlimmer, je mehr er daran dachte. Er wünschte sich, dass er die Zeit zurück drehen könnte. Doch diese Macht war nicht einmal den Zauberern gegeben. Sie hatten ein neues Lager aufgeschlagen, nachdem ihnen die Füße vom Laufen schmerzten und ihre Rösser sich vor Kälte kaum noch bewegen konnten. Es befand sich im Schutz der steilen Passwände. Der Schneesturm tobte noch immer. Sie hatten sich eine sichere stelle gesucht und ein Feuer entfacht. Danach hatten sie die Pferde nahe des Feuers platziert und ihnen Decken der Elben übergeworfen, damit die Kälte aus ihren Knochen wich. Sie mussten etwas essen, auch wenn keinen von ihnen wirklich danach zu Mute war. Gandalf hatte sich daran gemacht das Elbenbrot über dem Feuer zu rösten und es mit Kräutern zu bestreichen. Kondar und Feonar hatten in Kürze einen notdürftigen Wall errichtet, der sie vor den reißenden Winden schützten. Nun hatten sie ihre Wachposten eingenommen und stimmten ein Lied der Elben an. Legolas schloss die Augen und lauschte ihren Worten, während sich die anderen flüsternd unterhielten. Er kannte das Lied sehr gut, waren es doch seine Ahnen gewesen, die diese Zeilen einst verfasst hatten. „Dunkelheit, durchbrochen durch den Mondenschein. So kalt, wie es noch niemals war. Dunkelheit, die uns fest umfangen hält. So einsam, wie es noch niemals war. Dunkelheit, die die Trauer umklammert hält. Du tröstest, wenn auch schwach. Dunkelheit, die den Schlaf uns bringt. Die Gedanken, weit verbannt. Dunkelheit, du kommst, du gehst, wie der Tropfen des Lebens, den ein jeder in sich trägt.“. Seufzend lehnte er sich zurück und zog sich in seine Gedanken zurück. So oft schon hatte er Freunde und Kameraden in Schlachten verloren. Er hatte stets getrauert und gedacht, ihm würde das Herz aus der Brust gerissen werden. Doch der Schmerz, der sich seit dem schrecklichen Vorfall in ihm ausbreitete, schien alle Gefühle, die er je empfunden hatte in den Schatten zu stellen. Noch nie hatte er solche Ängste gehabt. Noch nie das Gefühl besessen, kein Herz mehr in sich zu tragen. Noch nie war ihm das Sein so sinnlos vorgekommen wie heute. Es wurde Zeit, dass er einschlafen würde, denn in seinen Träumen konnte er den Gedanken entfliehen und vielleicht noch einmal Abschied von denen nehmen, die er so sehr liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)