Idril von Kullerkeks1987 (Die Zeit nach dem großen Krieg) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 Die Sonne schien ihr sanft ins Gesicht, während das Laub der Bäume sich sanft im Wind hin und her wiegte. Sie hatte die Augen seit einer Weile geschlossen und genoss die freie Zeit, die ihr zur Verfügung stand. Seit sie hier angekommen waren, waren bereits drei Wochen ins Land gegangen. Doch die Zeit war wie im Flug vergangen. Sie und ihre Brüder hatten jeden Tag ein straffes Lehrprogramm absolvieren müssen, welches ihr Vater und Elrond erstellt hatten. Jeden Tag lernten sie neue Rituale und Aspekte der elbischen Kultur kennen. Sie hatten viele Tänze kennen gelernt, die nicht einmal ihre Mutter ihnen beigebracht hatte. Auch beschäftigten sie sich mit Sagen und Liedern aus längst vergangenen Zeiten. Am liebsten mochte sie die Legenden des ersten Ringkrieges. Sie war so düster, aber auch so feierlich. Es machte ihr Spaß, diese Lieder durch ihren Großvater übermittelt zu bekommen. Er hatte eine wunderbare Singstimme, um die sie ihn beneidete. Auch das Kämpfen wurde ihnen erneut beigebracht. Mit dem Bogen umzugehen, hatte Idril bereits von ihrem Vater gelernt, jedoch konnte sie mit Hilfe der Elben ihre Technik noch mehr präzisieren. Jeder von ihnen hatte zum Kämpfen einen persönlichen Lehrer zur Seite gestellt bekommen. Elfwine, der als Gast ebenfalls an allen Lehrstunden teilnehmen durfte, war Legolas als Lehrer zugeteilt worden. Die beiden hatten wie zwei kleine Jungen gefallen daran gefunden, die Kämpfe eher als Spiel anzusehen, als sie ernst zu betrachten. Galador und Boromir durften mit zwei Befehlshabern der Elbenarmee üben, was sie sehr stolz machte. Sie hatten sich mit Feonar und Kondar sehr gut angefreundet. Oft kamen die beiden mit an ihren Tisch und unterhielten die Freunde, wenn sie sich im großen Saal befanden. Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Ruckartig wandte sie sich zur Seite und wich so einem Schwerthieb aus. Sie lief vorsichtig rückwärts und zog ihr kostbares Kurzschwert. Ihr Angreifer schoss nach vorn und attackierte sie mit schnellen, heftigen Schlägen. Sie parierte sie und ging zum Gegenangriff über. Sie tänzelte über den moosbedeckten Boden und täuschte einige Bewegungen an, bevor sie angriff. Das Klirren des Metalls ließ erschaudern und doch machte es ihr Spaß. Als ihr Angreifer zu einem erneuten Schlag ausholte, entwaffnete er sie gekonnt. Ihr Schwert flog in hohen Bogen von ihr weg und blieb in der Rinde eines toten Baumes stecken. Die Klinge ihres Gegners ruhte bedrohlich nah an ihrer Kehle. „Du musst dich mehr konzentrieren.“, sagte er mit rauer Stimme und sie verzog säuerlich den Mund. Er lächelte. „Selbst wenn du dir eine Pause gönnst, können dich Gegner angreifen. Du musst immer auf der Hut sein! Dem Feind ist es immer egal, dass du dich ausruhen möchtest. Er nutzt diese Gelegenheit, um dich anzugreifen.“. Sie nickte und ging zu ihrem Schwert, um es aus der Rinde zu ziehen. Ihr Lehrer überraschte sie immer wieder mit anderen Angriffen. Meist immer dann, wenn sie wirklich nicht damit rechnete. Sie seufzte leise und wand sich mit der Waffe in der Hand um. Ihr Blick fiel auf ihn. Er hatte sich auf den Boden gesetzt und blickte in die Sonne. Sein schwarzes langes Haar glänzte sanft. Während sie ihn so betrachtete, wirkte er wie ein Engel. Fast wie aus Marmor geschlagen. Sie setzte sich neben ihn und betrachtete gedankenverloren ihr Schwert, während sie lächelte. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie ihre Lehrer zugeteilt bekamen und Elrond darauf bestanden hatte, dass Falkon sie in der Kunst des Kampfes unterrichten sollte. Er hielt ihn für einen der fähigsten Kämpfer. Elrond wollte nur das Beste. Sie hatte zustimmend genickt, da sie dem Urteil ihres Großvaters vertraute. Aus dem Augenwinkel hatte sie beobachtet, wie Legolas damals argwöhnisch die Stirn in Falten gelegt hatte. Ihm hatte diese Entscheidung ganz und gar nicht gefallen, während Elfwine sich nichts daraus machte. Allgemein schien er, seit sie hier waren manchmal wie ausgewechselt. Sie konnte sich schon denken, woran dies lag. Sicherlich hatte er sich in eines der Elbenmädchen verguckt. Das konnte ihr nur recht sein. So hatte sie wenigstens ab und an die Chance, wieder mit ihrem besten Freund zu reden oder herumzutollen, ohne das Gefühl des verlobt seins im Hinterkopf zu haben. Oft waren sich Elfwine, Legolas sowie sie und Falkon auf dem Trainingsplatz begegnet. Während Elfwine ihnen amüsiert zugesehen hatte, hatte sie stets das Gefühl gehabt, dass Legolas Falkon am liebsten mit Blicken getötet hätte. Sie verstand nicht, was das alles sollte. Er war verlobt und doch eifersüchtig. Sie seufzte leise und kehrte mit ihren Gedanken in die Realität zurück. Falkon hatte sie beobachtet und zog fragend eine Augenbraue nach oben. „Alles in Ordnung mit dir? Du siehst sehr müde aus!“, sagte er leise. Sie nickte leicht. „Ja. Es ist nur, dass ich meist so aufgeregt bin, was wir wohl am nächsten Tag lernen, dass ich mir die ganze Nacht den Kopf darüber zerbreche.“, antwortete sie und lächelte ihn aufrichtig an. Das war natürlich nicht die ganze Wahrheit. Sie verschwieg ihm, dass sie sich Sorgen um die immer häufiger werdenden Angriffe der Orks machte. Auch grübelte sie in der Nacht darüber nach, was nur in Legolas vorging. Und manchmal vermied sie es zu schlafen, weil sie ihm nicht im Traum begegnen wollte. Jedoch hatte er sie nicht wieder aufgesucht, seit ihrem letzten Gespräch. Sie fragte sich auch oft, was sie über Falkon denken sollte. Manchmal war er so unnahbar, dann war er wieder ganz anders zu ihr. Sie konnte sich keinen rechten Reim darauf machen. Ob es ihm verboten worden war, eine Freundschaft zu ihr aufzubauen. Nein. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie zuckte mit den Schultern und er fragte nicht weiter nach. Sie saßen einfach so da und genossen die Sonne, während kleine Wolken über ihnen hinweg zogen. Er lachte plötzlich leise. „Was ist?“, fragte sie neugierig und blickte ihn fordernd an, ihr eine Antwort zu geben. Er reckte jedoch nur etwas das Kinn, um ihr anzudeuten, dass sie nach vorn schauen sollte. Sie tat es und lächelte ebenfalls. Legolas und Elfwine hatten sich auf dem Übungsplatz eingefunden. Anstatt jedoch zu trainieren, blickte Legolas abschätzend zu ihnen herüber, während Elfwine ihnen fröhlich zuwinkte. „Er ist eifersüchtig.“, stellte der Elbenlord leise fest und schüttelte amüsiert den Kopf. Sie blickte ihn irritiert an. „Weshalb?“, fragte sie. Er blickte ihr eine Weile in die Augen, während sein Lächeln auch seine Augen erreichte. „Er hat allen Grund dazu, denn er hat nicht eine so bezaubernde Schülerin wie ich. Mein Prinz ist in euch verliebt. Er sieht in mir einen Rivalen.“, erklärte er sachlich und ließ eine Reihe blitzender Zähne sehen. Idril blickte grübelnd zu Legolas. Sie zog eine Augenbraue nach oben. Jeder wusste, dass Legolas mit Brie verlobt war. „Abgesehen davon, dass ich dir bezüglich Legolas nicht glaube…“, sagte sie und wollte zu einem langen Vortrag ausholen, doch er unterbrach sie: „Hat er allen Grund einen Rivalen in mir zu sehen.“. Klirrend trafen die Waffen aufeinander. Er war nicht wirklich konzentriert, was wohl daran lag, dass Falkon genau das ausgesprochen hatte, was stimmte. Er sah in ihm einen Rivalen. Der Elbenlord war für seine Beobachtungsgabe bekannt. Er erkannte die Dinge oft eher, als andere. Ja er liebte Idril, daraus machte er für sich kein Geheimnis. Auch wollte er Brie nicht heiraten. Doch das wusste niemand, nicht einmal sie selbst. Er war ein wirklich guter Schauspieler, seit sie zurück in Mittelerde waren. Brie schien nichts zu bemerken und er war dankbar dafür, da er nicht wusste, welches Ausmaß all dies, was hier geschah annehmen würde. Wut kochte in ihm auf, als er die Worte Falkons noch einmal in seinem Kopf abspielte. Was erdreistete sich dieser Lord? Er hatte extra laut gesprochen, damit er auch alles hörte. Das war Absicht gewesen. Legolas seufzte leise und versuchte sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht. Er musste mit Idril sprechen. Doch wie? Er fand sie nicht mehr, ihre Träume blieben für ihn verschlossen. Sie saß in einem der bequemen Stühle und nippte etwas Tee aus einer Schale. Die Kräutermischung beruhigte ihre Seele und machte ihren Kopf frei von lästigen Gedanken. Zurück blieb nur das, was sie wirklich beschäftigte. Und vielleicht auch beschäftigen sollte. Falkon. Sie erinnerte sich an das Gespräch vom Training und schloss kurz die Augen. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie in Gedanken unter die Bäume zurück kehrte. Etwas, was sie zuvor noch nie gespürt hatte. Und doch war sie verwirrt. Es klopfte sanft an ihre Tür und sie bat ihren Besucher herein. Es war Boromir. Doch anstatt sich zu seiner Schwester zu setzen, lief er aufgeregt auf und ab. „Boromir, was ist los?“, fragte sie irritiert und folgte jedem seiner Schritte. Er antwortete nicht, sondern lief noch immer hin und her, während er sich durch das Haar fuhr. Sie setzte ihre Teeschale ab und sprang von ihrem Stuhl auf. Schnell stellte sie sich in den Weg ihres Bruders. „Stopp!“, sagte sie bestimmt und er blieb stehen. Boromir blickte zu seiner kleinen Schwester herunter und holte tief Luft. „Ich glaube, wir haben ein Problem.“, sagte er und begann zu berichten. Seit sie sich das erste Mal begegnet waren, waren Brie und Idril nur zwei Mal zusammen ausgeritten, was sie als sehr schade empfunden hatte. Jedoch hatte es sich von Bries Seite her nicht mehr ergeben und sie hatte auch nicht mehr nachgefragt, da sie so sehr mit ihren Lehrstunden beschäftigt war. Laut der anderen war Brie selten unter ihnen, da sie viel Zeit in der Bibliothek verbrachte. Der eigentliche Grund jedoch stand vor ihr. Boromir. Die beiden hatten sich ineinander verliebt. Sie waren, so oft es ging, zusammen ausgeritten und hatten Stunden zusammen in der Bibliothek verbracht und sich aus Büchern vorgelesen. Beide wussten, was ihr Herz ihnen sagte, jedoch war da das Hindernis der Verlobung mit Legolas. Es war zum verrückt werden mit diesen ganzen Verlobungen, die einen an etwas banden, was man eigentlich gar nicht wollte. Sie blickte ihren Bruder ratlos an und musste sich erst einmal setzen. Jetzt ergab das komische Gefühl, was sie stets gehabt hatte, wenn sie alle an einen Tisch gesessen hatten, einen Sinn. Es war eigenartig, doch erst jetzt bemerkte sie, dass Brie nur Augen für ihren großen Bruder gehabt hatte, als für Legolas. Es war von Mal zu Mal immer deutlicher geworden und doch hatte sie die Tatsachen ignoriert. Sie wollte gerade etwas sagen, als die Tür aufflog und Arwen eintrat. „Mutter!“, rief Idril begeistert und fiel ihr um den Hals. „Meine beiden Kinder.“, sagte sie lächelnd und strich Idril eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. „Wie ich sehe, ist es euch gut ergangen.“, sagte sie und musterte beide. „Ihr seid erfüllt von Wissen und Liebe. Ich habe euch vermisst. Doch etwas scheint in der Luft zu liegen. Erzählt, was euch beschäftigt.“. Arwen hatte Boromir schweigend zugehört und nickte schließlich. Sie wusste, was er fühlte und in welcher Lage er sich befand. Sie erhob sich, nachdem er geendet hatte und bat ihm darum, noch etwas zu warten. „Eure Großmutter sah voraus, dass etwas geschehen würde. Habt Geduld und ihr werdet es erfahren.“, sagte sie unter strengem Blick, der keine weiteren Fragen duldete, jedoch Gehorsam wollte. Sie schlug die Hände begeistert zusammen. „Ich freue mich hier zu sein!“, lenkte sie ein und erzählte von ihrer Reise. Auch Eowyn war mit ihr gekommen. Nachdem die Freunde aufgebrochen waren, waren weitere Elben über das Meer gekommen. Unter anderem auch Galadriel, die darauf gebrannt hatte, endlich ihre Enkel kennen zu lernen. Sie hatte nicht lang gefackelt und war mit ihrem Heer hierher aufgebrochen, während der Rest ihres Gefolges in die Ruinen ihrer alten Heimat zurück kehrte und dort Ordnung schaffte. Auch sie waren von Orks angegriffen worden, jedoch waren sie in der Unterzahl und somit schnell besiegt worden. Idril und ihr Bruder hörten Arwens Ausführungen gebannt zu. Schließlich erhob sich ihre Mutter. „Nun, ich werde euren Vater suchen und auch ihn begrüßen. Idril, Galadriel bittet dich, zu ihr zu kommen, bevor du dich für heute Abend fertig machst.“, sagte sie und ihre Tochter nickte begeistert. Nachdem sie allein in ihrem Zimmer zurück gelassen worden war, huschte Idril in ihr Badezimmer und machte sich schnell fertig für den Besuch. Sie wollte so schnell wie möglich zu ihrer Großmutter. Vergessen waren die Sorgen rund um Falkon, Legolas und Brie. Sie hatte nur noch Gedanken dafür über, wie ihre Großmutter wohl war. Sie war so aufgeregt wie an dem Tag, an dem sie das erste Mal mit ihrem Vater in die Weiten der Steppe ausreiten durfte. Sie blickte sich abschätzend im Spiegel an und als sie fand, dass sie annehmlich genug aussah, huschte sie aus ihrem Zimmer heraus. Draußen wartete bereits ein Elb auf sie. Wie lang er wohl dort gestanden hatte? Sie nickte ihm zu. Er wandte sich um und brachte sie in einen anderen Flur, wo er vor einer der Türen sehen blieb. Sie zögerte kurz und atmete tief durch. Dann klopfte sie an die Tür und trat ein. Galadriel saß in einem der bernsteinfarbenen Sessel, die sich in der linken Seite des Zimmers befanden und blickte ihrer Enkeltochter entgegen. Idril hielt den Atem an. Sie war wunderschön und sah so jung aus. Das blonde Haar fiel ihr in leichten Locken über die Schultern. Schlaue und weise Augen blickten ihr entgegen. Ihre Haut wirkte fast wie Marmor. Sie war einfach makellos schön. Galadriel schien ein Fleisch gewordener Engel zu sein. Sie wirkte unnahbar und die kleine Halbelbin hatte sehr großen Respekt vor ihr. Idril machte einen höflichen Knicks und ihre Großmutter streckte den Arm nach ihr aus. „Komm her mein Kind.“, sagte sie und Idril fiel ihr um den Hals. „Es ist schon dich endlich kennen zu lernen.“, fuhr die Königin der Elben fort. „So oft habe ich dich gesehen und mir gewünscht, bei dir sein zu können.“. Sie legte ihre Hand unter Idrils Kinn und musterte sie. „Du bist ein wirklich schönes Kind. Weisheit und Güte spricht aus den Tiefen deiner Augen. Du und deine Brüder, ihr werdet wahrlich großartige Herrscher.“. Idril blickte ihre Großmutter irritiert an. Was hatte sie nur gesehen? Doch Galadriel ließ ihr keine Zeit, um Fragen zu stellen. „Ich hoffe mein kleines Geschenk hat dir gefallen. Fenrir ist ein wirklich gutes Ross.“, sagte sie. Antworten brauchte Idril ihr nicht. Das Leuchten in ihren Augen hatte Galadriel genug verraten. „Ich möchte, dass du heute Abend mit deinen Brüdern bei mir sitzt. Mit Galador und Boromir habe ich schon ausführlich gesprochen, jedoch möchte ich auch über dich einiges erfahren. Würdest du dies tun?“, fragte sie ruhig und lächelte, als Idril eifrig nickte. „Natürlich, nichts lieber als das.“. Idrils Herz hatte begonnen schneller zu schlagen. Sie fühlte sich wohl in der Nähe ihrer Großmutter und das machte sie wahnsinnig glücklich. „Dann lass mich dir einige meiner Bediensteten zur Verfügung stellen. Ich möchte, dass du die Farben deines Volkes trägst.“, sagte Galadriel und lächelte sie noch immer an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)