Until the sun will die... forever~ von Chizuru94 (Caught between two different sides) ================================================================================ Prolog: ~Very Last Sunset~ [Allerletzter Sonnenuntergang] --------------------------------------------------------- Die Sonne, Quelle des Lichts. Sie spendet Wärme und lässt die Natur aufleben. Sie trocknet die Trauer der Menschen aus, zaubert ein Schmunzeln auf allerseits Lippen. Ihr Strahlen, ein Trost spendendes Phänomen. Verblasst ihr Fluss, verebbt die Wärme... Dunkelheit würde unverzüglich einkehren in fröhlich Land. Nahe ist das Ende von Allem. Ein Feuerball sinkt, von purpurroter Farbe und bildhübsch. Die Harmonie bricht, langsam. Unbeholfen neigt sie sich herab, mehr und mehr um Bekanntschaft mit der boshaften Schattenflut zu machen. Kein Entkommen, keine Hoffnung, nichts wird verbleiben. Kraftlos verblasst das Leuchten, das Wunder welches bis zu diesem Tage für ewig bestand. Nun ist es zu spät. Ein letzter Strahl durchbricht hilflos und mutwillig die schwarze Schattendecke, die sich über das komplette Land gelegt hat. Vergeblich, ausnahmslos bleibt es in dunklem Glanz. Dann wird alles finster... ~Der Tag, an dem die Sonne das letzte Mal unterging~ Kapitel 1: ~The Outset~ [Beginn] -------------------------------- Höchstens Zwanzig, nein, vielleicht doch bloß Zehn Minuten würde der Kurs jetzt noch dauern den die junge Japanerin derzeit besuchte, denn sie befand sich mitten in einer Sitzung. Nachdenklich und ein wenig in Gedanken versunken saß Sayuri auf ihrem Drehstuhl und vor ihr befand sich ein ausgeschalteter Flachbildschirmmonitor, der an diesem Tag aber sicher nicht benutzt werden musste. Ihre Arme hatte sie vor ihrem Oberkörper verschränkt und auf das Pult vor sich gelegt. Dazu noch mit Mühe dabei den Blick nach vorne zu richten und den Worten des Sprechers zu lauschen der einige Meter vor ihr intellektuelles Zeug von sich gab, während die Studentin, die dem eigentlich aufmerksam zuhören und drüber nachdenken sollte, fast eingeschlafen wäre vor Langeweile. Jetzt wo sie darüber nachdachte würde sie auch gerne noch ein paar Stunden schlafen, in ihr Kissen gekuschelt und zugedeckt mit ihrer warmen Wolldecke, die sie jedes Mal beinahe ganz bedeckte wenn sie schlief. Sie war es zwar gewohnt früh aufzustehen, aber wenn man nun mal in einer Nacht nicht besonders gut schlafen konnte, war man es doch auch nicht selbst Schuld, nicht ausgeschlafen zu sein, nicht? Mühsam hielt die Brünette ihren Kopf mit ihrer rechten Hand gestützt und für kurze Zeit verschwamm Sayuri's Blick ein wenig, ehe sie nach ein paar Mal blinzeln wieder klar sehen konnte. Und wie langweilig diese Sprechstunde war. Ein wenig wunderte sich die junge Studentin schon, dass alle anderen die neben, hinter und vor ihr saßen sich überhaupt richtig konzentrieren konnten. Stumm begann sie etwas auf ihr Notizblatt zu kritzeln - ein kleiner weiblicher Chibi mit genervter Miene. Sie musste sich zurückhalten bei diesem Anblick nicht auch noch zu seufzen. Dann aber wurde es still im Raum und erst hatte die Studentin gar nicht bemerkt, dass die Sätze nicht mehr zu hören waren. Als sie den Stift ablegte und ihren Blick nach vorne wandte sah sie, dass der Sprecher dieser Stunde sie mit fragender Mimik musterte und ebenfalls die anderen Studenten hatten ihren Blick auf sie fixiert, wie ihr nach ein paar Sekunden auffiel. Kurz schluckte Sayuri, dann fragte sie: "Wie war nochmal die Frage, Sakimoto-sensei?" Nach kurzer Zeit hellte sich die Miene ihres Gegenübers aber doch noch auf und dieser wiederholte den Fragesatz nochmal, wonach die Brünette auch sofort diesen zu beantworten wusste. Jetzt gab sie sich jedenfalls mehr Mühe aufzupassen und nicht alles an sich vorbeisausen zu lassen. Sie hatte schon Glück damit gehabt, diese Frage richtig beantworten zu können. Daher dauerte es auch kaum mehr als eine kurze Weile, ehe die Stunde zum Ende kam. Dies wurde vom Besprechungsleiter Herrn Yamiguchi Sakimoto auch sofort kund gegeben, als es so weit war. Ein wenig geschafft, aber gemächlich erhob sich Sayuri von ihrem Platz und hob ihre Handtasche auf, die sie unter dem Pult abgestellt hatte. Sofort hing sie sich diese über die Schulter. Ihr Hintern schmerzte und sie konnte nicht sagen, wie sehr. Aber trotzdem war sie froh es in diesen Kurs geschafft zu haben, nachdem sie ehemals immer faul die Tage zuhause auf der Couch verbracht hatte und dort beim Fernsehen schauen eingeschlafen war. Ja, sie konnte echt froh sein, dass sie eine Freundin wie Hibiko hatte, auch wenn diese mal ruhig, mal aufbrausend und auch ziemlich abgedreht sein konnte. //Besonders wenn sie eine Tasse schwarzen Kaffee hinter sich hat//, dachte Sayuri nun. Als sie den Konferenzraum erfolgreich ohne weitere Kommentare und Ansprachen ihrer gedanklichen Abwesenheit wegen verlassen hatte, streckte sich die Brünette einmal kurz genüsslich. Genau, sie brauchte nun auch erst einmal wieder einen Kaffee und wenn sie ihre Wohnung gleich wieder betreten hätte, dann wäre dies sicher das Erste um das sie sich kümmern würde. Davor aber wollte sie sich nochmal zur städtischen Buchhandlung Camui begeben, die heute nur bis 14.00 Uhr geöffnet hatte. Knapp spähte die Studentin auf ihre blaue Armbanduhr und stellte soeben fest, dass ihr bloß noch eine knappe halbe Stunde(!) bleiben würde, ehe das Geschäft zu machen und erst in einer Woche wieder aufhaben würde. Es war nicht nur das Problem, dass es freitags war, sondern auch, dass samstags geschlossen und die nächste ganze Woche wegen eines Festes ebenfalls der Laden dicht war. Wie sollte sie das nur schaffen, wenn sie nur geschlagene fünf Minuten dahin brauchen dürfte? Normalerweise brauchte sie bis dorthin ja zehn Minuten und hatte noch 20 Minuten übrig. Viel Zeit würden andere Menschen sagen, doch Sayuri wollte sich nicht ohne besonders triftigen Grund so eilig auf den Weg dorthin machen. Doch erst mal galt es nicht weiter über etwas nachzudenken, sondern die Beine in die Hand zu nehmen und sich zu beeilen. //Warum zum Teufel habe ich das nicht schon eher erledigt?!//, tadelte sie sich nun, erinnerte sich aber sogleich daran, dass Hibiko ihr bereits vor einer Woche Vorwürfe diesbezüglich gemacht hatte. Nun drang doch ein Seufzen aus Sayuri's Kehle, während sie weiterhin durch das große, glücklicherweise derzeit nicht allzu volle Gebäude sprintete und dem nahen Ausgang immer näher kam. Dort angekommen wartete sie kurz, ehe sich die Schiebetür vor ihr öffnete und den Weg nach draußen freigab. Ein wenig schwer atmete die Brünette schon, doch nun hatte sie immer noch keine Zeit für ein Päuschen. Dieses hatte sie sich dafür aber erst recht verdient, wenn sie ihre Haustür erreicht hatte. Knapp 7 ½ Minuten hatte Sayuri dann schließlich gebraucht - wie sie wieder mit einem Blick auf ihre Uhr feststellte - um Camui zu erreichen. Na dann aber los! Sofort begab sich die Studentin - immer noch etwas außer Atem - zur Informationstheke. "Ich... Ich möchte noch diese Bücher hier abgeben!", schnellte es aus ihrem Mund, ehe die Bibliotheksangestellte ein Wort auf ihr stürmisches Eintreten erwidern konnte. Zügig packte Sayuri die Bücher aus ihrem Rucksack, die sie zum Pauken letztes Wochenende benutzt hatte und stellte sie nacheinander hastig auf die Mahagoni-Holztheke. "Ich möchte mich entschuldigen! Ich habe durch meinen Kurs ganz vergessen, diese Bücher wieder bei Ihnen abzugeben!", log die Brünette geschickt, denn sie schämte sich gerade ein wenig, dies nicht eher getan zu haben. Gerade war sie auch dabei, ein schlechtes Gewissen deswegen und auch wegen ihrer Lüge zu bekommen, doch sie hielt sich zurück und musterte die Bücherregale, die sich um sie herum in den Ecken und rundherum tummelten und Tonnenweise Bücher beinhalteten, während die Verkäuferin die Bücher kurz mit einem Scanner überprüfte. Nach weniger als einer Minute wurde Sayuri dann wieder aus ihrem Staunen über die Mengen an Literaturischen Wissens, was hier gelagert war, gerissen und vernahm die Stimme ihres betreuenden Gegenübers wieder. "Da haben Sie ja nochmal Glück gehabt. Ab nächste Woche Montag haben wir eine ganze Woche geschlossen und montags wäre die Abgabe fällig gewesen. Das hätte sie schon ein ganzes Sümmchen gekostet, wenn sie erst die Woche danach wiedergekommen wären." Sayuri wurde leicht rot um die Wangen. "Ich weiß", meinte sie verlegen, während sie den Blick ein wenig senkte. "Ich werde mich in Zukunft wohl besser organisieren müssen." "Tun sie das", erwiderte die Frau schließlich und wandte sich dann dem nächsten Kunden zu. //Puh, das wäre geschafft//, beruhigte sich die Brünette Studentin jetzt in Gedanken. Ein erneuter Blick auf ihre blaue Uhr verriet ihr, dass sie noch 22 Minuten Zeit hatte. Gut, konnte man sagen. Ja, dann war sie ja richtig gut in der Zeit gewesen! Dennoch schmerzte der Allerwerteste der jungen Studentin noch ein wenig, aber sie wollte sich noch nach einem spannenden Buch umsehen, was sie sich als Nächstes zum Lesen in ihrer Freizeit vornehmen konnte. Derzeit hatte sie nichts Besonderes mehr zuhause, was sie nicht schon mindestens 2-3 Mal durch geklappert hatte und sie brauchte nun wirklich mal etwas Neues. Zuletzt hatte sie Sturmhöhe gelesen... glaubte sie zumindest. Aber jedenfalls befand sich das Buch in ihrem Besitz und zählte somit auch zu den schon oft und genug von ihr verschlungenen Buchtiteln. Kurz gesagt, ihr Regal war brechend voll, wenn man es denn so formulieren wollte. Im Gegensatz zu Hibiko's, in welchem bloß Geschichtsbücher und ein paar Lexika zu finden waren. Vielleicht auch der ein oder andere Manga, aber mehr auch nicht. Sayuri stieg die Treppe empor die sich vor ihr auftat und betrat die nächste Etage, in welcher sich ihre Lieblingsbereiche befanden; Krimis, Horror, Action, Dramen und Fantasy waren hier zu finden oder eben anderes Zeug, was ganz ihren eigenen Geschmack traf, was Bücher anging. Mal sehen, mal sehen, was sie heute so ausfindig machen würde. Stumm ließ die Brünette ihren Blick durch die Umgebung gleiten. Genannter blieb schließlich an einem Regal voller dicker Romane kleben. Interessiert näherte sich Sayuri diesen, passte aber einen Moment nicht auf und rempelte jemanden an oder war es eher ihr Gegenüber, welches nicht genug aufgepasst hatte? "Oh, sorry", vernahm sie eine junge Stimme und sah auf um darauf einen Jungen ihres Alter mit dunkelbraunem Haar zu erblicken, der aber ganz sicher schon im Stimmbruch gewesen war. Sayuri schätzte ihn jedenfalls um die 19 Jahre alt und begann kurz sein hellhäutiges Gesicht und seine Kleidung zu mustern. Er trug eine schwarze, lange Jacke die fast bis zum Boden reichte und einem teuren Anzug glich. Darunter ein weißes, makelloses T-Shirt und eine aufwendig gearbeitete Kreuzkette mit schwarzem Band um den Hals. An sich schien er aber gar nicht so reich zu sein. Ach, was dachte sie da gerade. Man konnte nicht jedem den Reichtum ansehen und ehrlich gesagt wollte die Studentin das auch nicht zwingend. "Geht schon", erwiderte sie nun jedenfalls und setzte ein kleines Lächeln auf. Sie wollte eben zeigen, dass es nicht ihr Fehler war, sondern er sie angerempelt hatte. Man musste ja nicht immer der Engel sein und die ganze Schuld auf sich nehmen. "Wenn Sie meinen", kam es nun aus dem Munde ihres Gegenübers, welches jedoch nicht die undeutbare Mimik veränderte und schließlich doch einfach an ihr vorbei trat, um wieder in die untere Etage zurückzukehren. Kurz wandte sich Sayuri um, um dem Typen nachzusehen, doch dieser hatte den Laden schneller verlassen, als sie gucken konnte. Na ja, sooo schlecht hatte der dann doch nicht ausgesehen, aber erst mal wollte sie sich weiter um das Buch kümmern, welches sie sich ausleihen jetzt noch konnte. Es war also fixes Denken gefragt, welches sie nun wählen würde, wenn es schon ein dicker Roman war. Es musste etwas sein, dass sie fesseln würde, damit sie auch genug Zeit damit verbrachte es zu lesen. Generell las Sayuri nämlich jedes ihrer Bücher zu Ende und dem war bis jetzt immer so gewesen. Deshalb wollte sie kein Drama oder dergleichen nehmen, was sich später als langweilige Schnulze oder so entpuppen würde, was ihr bereits einmal passiert war. Ja, Sturmhöhe war dieser Buchtitel gewesen, aber nun hatte sie dieses Buch ganz lieb gewonnen und hatte es gerne - so wie alle anderen Titel - in ihrem vollen Bücherregal stehen, dass nur über ein einziges Brett verlief. Um es genauer zu sagen, lagerte sie alles in einem offenen Schrank, nur war eben nur ein Brett und zwar das Unterste mit Büchern belegt und eben dieses war fast prall voll mit ihren Lieblingstiteln- und genres. Nach wenigen Minuten des Stöberns und Blättern hatte Sayuri es aber endlich geschafft, sich zu entscheiden. Und es waren sogar gleich zwei Bücher welche sie sich vornehmen würde zu lesen, auch wenn sich ihre Titel eher nach hoffnungsloser Liebesstory anhören mochten. "Yukio Mishima's - Schnee im Frühling" und bitte auch "Yasunari Kawabata's - Ein Kirschbaum im Winter, möchte ich mir für einige Zeit ausleihen." Nun, im Gegensatz zu eben, begann die Frau an der Theke zu lächeln. "Na, da haben Sie sich aber etwas vorgenommen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Spaß!", erwiderte diese, nachdem sie Sayuri die Tüte mit den beiden Büchern und einer Quittung in die Hand gedrückt und diese beides in ihrer Handtasche verstaut hatte. Sie hatte jetzt sogar einen Monat bekommen, um eines der Bücher durchzulesen und das nächste danach und glücklicherweise brachte ihr das anstehende Fest nächster Woche da sogar noch einen Bonus, denn in dieser Zeit fanden weder Kurse, noch diese langweiligen Seminare statt, die sie immer besuchen musste. Nun dürfte sie also erst mal ausspannen, wenn sie zuhause ankam. Bestimmt war Hibiko auch schon da und hatte Tee oder eventuell auch einen Kaffee für beide erwärmt und bereitgestellt. Gerade rechtzeitig verließ die Studentin die Buchhandlung, welche gerade schließen wollte. Als sie nochmal einen kurzen Blick zurück warf, funkelte ihr das grinsende Gesicht der Bibliothekarin zu. Sie wusste selbst nicht, was diese immer für Launen hatte, aber gerade war Sayuri so kaputt, dass es ihr momentan auch herzlich egal war. Alles was sie nun noch wollte, war so schnell wie möglich nach Hause kommen und sich hinlegen. Es dauerte eine Weile, vielleicht aber auch nur 10 Minuten, bis sie endlich ihre Wohnung erreicht hatte. Gemächlich nahm die Brünette ihren Hausschlüssel aus der Handtasche und musste kurz innehalten, als sie Kopfschmerzen überrannten. Sie wusste nicht warum und woher diese so plötzlich kamen, aber es brannte höllisch in ihrem Schädel. Bevor noch jemand auf der Straße etwas bemerken oder gar sehen würde, wie sie sich hier so zusammen krümmte, riss sich die junge Japanerin zusammen und warf nur einmal kurz einen Blick über ihre Schulter. Auf der anderen Straßenseite blickte sie ein junges Mädchen grob geschätzt 15-Jahre alt mit schief gelegtem Kopf und fragendem Blick an. Hatte sie etwa etwas davon mitbekommen, was gerade mit ihr los war? Na ja, war ja auch egal. Die Kopfschmerzen hatten jedenfalls so schnell wieder aufgehört, wie sie gekommen waren. Sayuri betrat ihre Wohnung im ersten Stock und vernahm sofort das Geräusch von Tastaturklackern. Ihre Mitbewohnerin Hibiko schien wieder an ihrem Bericht zu schreiben, den sie einmal wöchentlich verfasste, wenn sie ihre Arbeitswoche hinter sich hatte. Selbstverständlich tat sie dies heute, immerhin war Freitag. Aber Sayuri wollte derzeit kein Wort mit ihr wechseln, denn dafür war sie nun zu müde. Ein Kaffee hätte wohl möglicherweise auch nicht mehr die gewünschte Wirkung und so beschloss die Studentin, sich einfach für eine Zeit hinzulegen. Hibiko hatte garantiert bemerkt, dass sie wiedergekommen war und sofern sie sie hier auf der Couch liegen sehen würde, würde sie wahrscheinlich auch das Kochen vom Mittagessen übernehmen. Sayuri zog ihre Sommerjacke aus und legte diese auf einen Stuhl in der Ecke, behielt aber das beige, kurzarmige Oberteil an, stellte ihre Handtasche dann ebenfalls auf den besagten Stuhl und legte sich langsam, kurz dabei gähnend, auf die Couch. Sie musste sich unbedingt erst mal ausruhen, bevor sie zu Weiterem in der Lage war. Es dauerte nicht lange und sie lag friedlich in Morpheus Armen. Kapitel 2: ~Confrontation~ [Erste Begegnung] -------------------------------------------- Was... wessen Stimme ist das? Sayuri glaubte, irgendetwas oder irgendjemanden zu hören. Worum genau es sich nun handelte konnte sie aber derzeit noch nicht deuten. Es war bloß ein dumpfer Klang der zu ihr durchdringen konnte und so schmerzte es eher in ihren Ohren, als das es ihr endlich Klarheit bringen würde. Eben noch hatte sie sich in ihrem Zimmer befunden und wollte den versäumten Schlaf letzter Naht nachholen und nun befand sie sich an einem ihr unbekannten, unmöglichen Ort. Schwarze Flammen entfachten plötzlich um sie herum, stiegen mehr und mehr in die Höhe und versperrten ihr die Sicht auf alles andere in ihrer Umgebung. Was sollte sie nun tun? Wenn das Feuer sie erreichen würde und sie nicht fliehen könnte, wäre ihr Schicksal als Brathenne besiegelt! Verdammt, ich muss hier irgendwie weg! Nur wie? Dann aber, nach einem kurzen, flüchtigen Blinzeln ihrerseits verschwammen die Flammen und lösten sich in Luft auf. Verwirrt blickte sich Sayuri um. Was ist denn nun geschehen? Ratlos wandte sie ihren Blick wieder nach vorne, um eine Art schwarze Sonne ein Stückchen entfernt vor sich zu erblicken. Ohne einen einzigen Sonnenstrahl abzugeben schwebte sie hoch in den Lüften, unter ihr jedoch schien sich eine Person zu befinden. Wer ist das? Die Brünette wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich langsam zu viele Fragen stellte und das diese ebenso wenig beantwortet würden, je mehr sie auch stellen würde. Wer auch immer sich dort vorne aufhielt - sie kannte ihn nicht und dem war sie sich definitiv sicher, denn nun wo die Person sich auf sie zu bewegte erkannte sie nicht nur deren Konturen, sondern auch das Aussehen mehr und mehr. Ein dunkelbrünetter Junge, ca. 19 Jahre wie sie schätze. Somit war er gut zwei Jahre älter als sie selbst. Es vergingen nur wenige Momente bis er dann knapp ein paar Meter vor ihr zum Stehen kam und sie mit neugieriger, aber auch fester Miene zu mustern begann. Wer... wer bist du? Und, wo befinden wir uns hier? Sayuri's Fragen hallten in der eintönigen Umgebung wider. Ihr Gegenüber zeigte vorerst keine Regung, begann dann aber zu schmunzeln. Sie selbst wusste den Grund nicht... Und ebenso wenig, wo sie nun war und wer dieser Typ sein sollte! Langsam machte es ihr mehr Stress als bereits vorhanden war, hier weiter zu verweilen. Sie wollte Antworten, wenn sie schon mal hier war...! Nun antworte mir doch! Doch ehe sie in der Lage dazu war noch etwas Weiteres auf sein Schweigen zu erwidern, vernahm sie ein ruhiges Wispern von seinen Lippen. Trotzdem aber war es mehr als gut hörbar für die Studentin. Deine Antworten wirst du früher bekommen, als es den Anschein haben mag. Ich werde dich dort erwarten, wo es am Offensichtlichsten ist, Bekannte zu treffen und Neues zu entdecken. Lange... wirst du also nicht warten müssen. Was meint er wohl damit?? Doch ehe Sayuri noch mehr Fragen stellen konnte, ergriff ihr Gegenüber wieder das Wort. Mein Name ist... Yuuto. Und nun, Sayonara! Seine sanfte Stimme hallte wie eben noch ihre eigene Stimme durch den dunklen, weitläufigen Raum. Doch etwas war anders... Schneller als sie reagieren konnte fühlte sich die Brünette Studentin plötzlich, als würde der Boden unter ihr zusammenbrechen und dann schloss sie auch schon unbeschwert die Augen. Ich... kann nicht mehr. Es war kurz nach vier als Sayuri endlich ihre Augen öffnete und sich ruhig atmend aufrichtete. Es war also bloß ein Traum gewesen, wenn auch ganz anders als ihre sonstigen Tagträume. Ein wenig... sehr anders, wie sie empfand. Und im Gegensatz zu den Träumen die sie sonst immer im Schlaf heimsuchten war dieser mehr als merkwürdig gewesen und ebenfalls war sie ausnahmsweise noch dazu in der Lage, sich an alles zu erinnern, was in diesem Traum geschehen war. Es war so real von statten gegangen. Jedenfalls war Sayuri ein wenig verwirrt, aber diese unsicheren Gefühle würde sie sicher mit einem ordentlichen Kaffee wieder aus ihrem Leib vertreiben. Das Tippen von vor ca. 1 1/2 Stunden war jedoch bereits abgeklungen. Ob Hibiko wohl schon fertig mit ihrem Bericht war? Oder war sie gerade fürs Mittagessen einkaufen? Jedenfalls vernahm Sayuri keine Geräusche aus der Küche oder gar irgendeinen anderen Ton in der Wohnung, außer ihrem regelmäßigen, ruhigen Atem. Sie schien also alleine zu sein. Gerade als sie sich nach der ganzen Weile die sie da so gesessen hatte richtig aufsetzte, wehte ein eiskalter Windzug an ihr vorbei. Dabei waren doch alle Fenster geschlossen gewesen, oder? Nein, eines war offen. Eines der zwei kleinen Oberlichter, unmittelbar über dem Sofa auf welchem sie eben noch friedlich geschlummert hatte. Hibiko musste wohl nochmal gelüftet haben, nachdem sie sich hingelegt hatte. Ein Schmunzeln legte sich für kurze Zeit auf Sayuri's Lippen, ehe sie sich in Hibiko's Wohnungsbereich begab. Nein, sie war wirklich nicht zuhause, musste die Studentin jetzt feststellen, als sie die andere nirgendwo erblicken konnte. Gut, dann konnte sie ja schon mal mit dem Lesen ihrer Bücher anfangen, nachdem sie die Küche zurecht geräumt hatte. Während sie dies jedoch tat dachte Sayuri, wenn man es ihr auch nicht so wirklich ansah, sehr über den vergangenen Traum nach. Ihren Schlaf hatte sie zwar doch bekommen, aber wer genau war dieser... Yuuto? War es nicht bloß nur ein Traum? Eigentlich musste sie sich keine weiteren Gedanken darüber machen. Vielleicht waren es ja nur Nebenwirkungen ihrer plötzlichen Kopfschmerzen von heute Mittag. Erst mal würde sich die Brünette jedenfalls der Küche widmen und diese wieder in Schuss bringen! Ein wenig nachdenklich, aber doch aufmerksam zugleich schlenderte die 18-jährige Berufstätige durch die Straßen Okinawa's. Sie hatte schon länger vorgehabt wieder einkaufen zu gehen und nun wo ihre Freundin flach auf der Matte lag und sich wieder erholen musste war das ja ein passender Moment. Die Brünette dachte scharf nach. Was sollte sie bloß für beide kochen? Oder sollte sie doch eher fertiges Sushi kaufen? Nein, dieses Mal wollte sich Hibiko schon Mühe geben, wenn ihre Mitbewohnerin so kaputt war. Daher beschloss sie, Reis zu kaufen und diesen anschließend zusammen mit Gemüse zu braten, sowie mit passender Soße anzurichten. Garantiert würde Sayuri sich darüber freuen, wenn Hibiko selbst kochte. Ohne sich weitere Gedanken zu machen betrat sie jetzt schlussendlich das Geschäft und sah sich bei den Regalen um. Zuerst würde sie nach einer Soße gucken, sich danach der Suche nach dem Reis zuwenden und zuletzt das Gemüse wie zum Beispiel Paprika besorgen. Recht schnell hatte Hibiko dann alles zusammengefunden und machte sich sofort auf den Weg zur Kasse, damit sie auch schnell wieder bei Sayuri ankommen würde um das Essen anzurichten. Doch ehe sie das Geschäft verlassen konnte, nachdem sie bezahlt und alles in der Tasche verstaut hatte, glitt ihr Blick zu einem jungen Mann, der sie zu beobachten schien. Vielleicht tat er dies aus Langeweile, vielleicht aber auch nur aus Neugier. Hibiko hob misstrauisch eine Augenbraue, als sie immer noch von dem anderen gemustert wurde, wobei sie gerade dabei war das Geschäft zu verlassen. Doch weiter als nur ein Stück an ihm vorbei kam sie nicht. Plötzlich konnte sie keinen Schritt mehr vor den anderen setzen. Irgendwie kam ihr das seltsam vor, doch es war wahrhaftig so. Als Hibiko sich umwandte stand der junge Mann jedoch unmittelbar vor ihr, die Zeit um sie herum schien still zu stehen. Nichts und niemand regte sich noch, außer ihrem Gegenüber und natürlich ihr selbst. Sie konnte nicht glauben, was derzeit geschah. Es war... wahrhaftig unmöglich! "Konichiwa, Hibiko", vernahm die Brünette nun und war fassungslos, dass der Fremde ihren Namen kannte. Sie selbst hatte ihn nie zuvor gesehen, geschweige denn kannte sie seine Stimme. "Sorry, aber kenne ich Sie?", fragte sie erst mal förmlich, trotzdem aber ein wenig angespannt. Was sollte das Ganze gerade? Doch der Junge kam ihr erneut ein Stückchen näher. Nun fühlte sie sich wirklich etwas... bedrängt! Gerade wollte sie versuchen, einen Schritt zurückzutreten oder ihn von sich fernzuhalten, aber Hibiko blieb tapfer stehen und erwiderte den Blick ihres Gegenübers mit fester Miene. Dieses begann nun aber doch zu antworten. "Du kennst mich nicht und doch habe ich eine Nachricht... für dich." Eine Nachricht? Was meinte er damit? Was sollte man ihr sagen wollen? Doch noch ehe sich Hibiko versah, spürte sie kühl eine Hand des Fremden an ihrem Arm. Aus Reflex wollte sie runter schauen, doch ihr Blick ruhte weiterhin unbeweglich auf dem Gesicht ihres Gegenübers. Wieder fragte sie sich ratlos, was hier vor sich ging. Sie würde noch verrückt, wenn das weiter so seinen Lauf nehmen würde! Als ihr Gegenüber sie jedoch gegen eine Wand zu drücken begann - wenn auch sanft - verflogen all ihre Sorge und Fragen jedoch plötzlich. Alles war wie weggeblasen. Und von einem auf den anderen Moment vernahm sie eine weiche Stimme in ihren Gedanken. "Lade Sayuri zum Fest nächste Woche ein. Ich will mich mit ihr unterhalten..." "Aber... warum?" Hibiko wusste nicht, weshalb sie auf einmal so ruhig bleiben konnte, wusste nicht woher er von ihrer Mitbewohnerin wusste und ebenfalls nicht, was gerade hier passierte. Sie wollte nur noch nach Hause und in Ruhe das Essen kochen. Wer wusste, wie spät es schon sein musste? Jedenfalls musste sie unbedingt schnell nach Hause. Nach ein paar Momenten war die Brünette wieder dazu in der Lage zu blinzeln. Sie war jedoch mehr als verblüfft, als sie sich nicht mehr vor dem Ausgang des Geschäfts befand. Hibiko hatte keinen Schimmer wie das möglich sein konnte, aber irgendwie - unmöglicherweise sogar - hatte sie es geschafft, bis vor die Haustür ihrer Wohnung zu kommen. Hatte sich alles bloß in ihrem Kopf abgespielt oder... na ja, die Einkaufstasche hatte sie jedenfalls immer noch fest in der Hand. Am besten würde sie erst mal wieder in die Wohnung zurückkehren. Schnell hatte Hibiko den Hausschlüssel herausgenommen und schloss auf... Als die Brünette ihre Wohnung und gleichzeitig ebenfalls die von Sayuri betreten hatte, bemerkte sie sofort, dass diese nicht mehr ruhig auf dem Sofa lag wie vorher. Stattdessen war das Radio aus der Küche zu vernehmen und eben dort entdeckte die Berufstätige auch ihre Mitbewohnerin. "Gut geschlafen?", kam sogleich die Frage der Älteren, nachdem sie sich gegenüber der anderen an den Küchentisch gesetzt hatte und stumm Sayuri's Buch musterte. Diese nickte leicht und sah dann erst zu Hibiko auf. "Geht so. Ein wenig seltsam, aber annehmbar." Dann fiel Sayuri's Blick auf die Tasche, die Hibiko immer noch in der Hand hielt. "Wie ich vermutet hatte. Du warst einkaufen, nicht? Ich möchte jetzt nicht voreilig sein, aber ich bin gespannt, was du heute Nettes kochen wirst." Sayuri schmunzelte, doch Hibiko hob eine Augenbraue. "Hey, du bist doch schon wach. Ein wenig Teilnahme an der täglichen Hausarbeit könntest du schon zeigen!" Ihr Gegenüber hingegen zog eine gespielt schmollende Mimik, ehe Hibiko darüber leicht kichern musste. "Ist gut, ich kümmere mich um das Anbraten vom Reis und das Zubereiten des Soße und du schneidest dafür das Paprikagemüse, in Ordnung, Sayuri?" Diese nickte ein wenig widerwillig. Gut, Hibiko übernahm ja schon den Großteil beim Kochen, aber sie tat nicht gerne etwas im Haushalt, wenn sie der anderen auch meist ein wenig zur Hand ging. Immerhin hatte sie Hibiko diese Wohnung und ihr bisher geregeltes Leben hier zu verdanken. "Na gut, ich hatte heute auch einen merkwürdigen Tag", erwiderte Hibiko nun auf die leichte Stille, als Sayuri nichts mehr zu sagen hatte. "Aber ich denke, du würdest mir sowieso nicht glauben, wenn ich dir erzähle was geschehen ist." "Ziehe keine voreiligen Schlüsse, Hibiko. Es kann ja nicht mehr als eine Invasion vom Mars sein oder Vampire und Werwölfe die sich auf der Straße bekriegen!", scherzte die Brünette. Hibiko lächelte leicht, begann dann aber doch zu erzählen, was ihr wiederfahren war. "Gut, ich glaube es ja selbst noch kaum, aber...", meinte sie nun, nachdem sie den Anfang mit Yuuto's Begegnung erzählt hatte. Sayuri kam aber keinesfalls darauf, einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es sich bei dieser Person und dem Jungen aus ihrem Traum um ein und den selben Menschen handeln würde. Immerhin war es nur ein Traum gewesen, nicht? Hibiko fuhr jedoch fort, als Sayuri nichts Weiteres einzuwerfen begann. "Jedenfalls... es war als stünde die Zeit um mich herum komplett still und nichts und niemand regte sich noch, außer mir und ihm. Nachdem er... er sagte irgendetwas zu mir. Mir will aber verflixt nochmal nicht mehr einfallen, was genau er gesagt hat", fluchte sie. "Nach dem komischen Gespräch - falls man es wegen der kurzen Dauer überhaupt so nennen kann - fand ich mich auf jeden Fall wieder hier vor der Haustür wieder." Sayuri bekam ein leichtes, mulmiges Gefühl, als ihre Mitbewohnerin ihr diese Story erzählte. Sie wusste nicht recht, ob das stimmte, was ihr Gegenüber ihr dort soeben erzählt hatte, aber es gab eine Sache die Sayuri definitiv schon wusste und nie in Frage stellen würde: "Du sagst die Wahrheit, nicht Hibiko? Ich... ich glaube dir." Ein wenig überrascht warf Hibiko wieder einen Blick zu ihrer Freundin, musste aber schmunzeln. "Danke, Sayu. Pass aber besser auf, wie groß du die Paprikastückchen schneidest. Es sind ja alle fast noch ganz!" Sayuri lächelte und nickte leicht. "Ja, schon gut. Entschuldigung, Frau Lehrerin!" Danach machten sich beide aber wieder daran, schnell das Essen zuzubereiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)