Was der Tag mit sich bringt... von Twin-Freak (Angelina und George) ================================================================================ Kapitel 1: Part 1: Um sich zu retten ------------------------------------ Sie lachten. Laut. Fröhlich. Ausgelassen. Auch er lachte. Nur nicht so laut, nur nicht so fröhlich, nur nicht so ausgelassen, wie die anderen. Es war das erste Mal, dass er wieder ausgegangen war. Seit Monaten. Und es war auch das erste Mal, dass er wieder lachte. „Georgiiiie!“, schrie Angelina schon fast, die direkt neben ihm saß. Lee auf der anderen Seite und Oliver, Katie und Alicia ihm gegenüber. Harry war schon gegangen. Zusammen mit Ginny, Hermine und Ron. „Georgiie, los ersäl von Ronnies ersen Versuch su fliegen.“ Wie viel hatte sie eigentlich schon getrunken, dass sie so lallte? „Muss das sein?“ Nicht das es nicht lustig gewesen war, wie Ron immer wieder vom Besen gefallen war und auf einmal kopfüber vom Besen hing. Aber es war schon vor so langer Zeit gewesen. Einer Zeit, wo noch alles in Ordnung war. „Jaha, musses.“, beharrte Angelina, wäre sie nicht so betrunken, hätte sie das nie von ihm verlangt. „Angelina lass ihn. Wenn er nicht möchte.“ George warf Katie einen dankbaren Blick zu, während Angelina einen Schmollmung zog. „Spaßbremse.“, murrte sie und kippte das nächste Glas Feuerwhisky runter. Wie viele hatte sie eigentlich schon Intus? 16? 17? Vielleicht sogar schon 20? So viel trank sie sonst nie. Obwohl? Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte war kurz nach der Schlacht gewesen. Ob sie auf Freds Beerdigung gewesen war wusste er nicht mehr. An diesen Tag konnte er sich überhaupt nicht mehr erinnern. Getrunken hatte er, am Tag von Freds Beerdigung. Fast vier Flaschen. Allein auf dem Friedhof. Allein vor Freds Grab. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir gehen. Was meinst du Alicia?“ Fragend sah Katie ihre Freundin an. „Ja, ich glaube auch. Lina? Sollen wir dich mitnehmen?“ „Nöö, ich bleib noch ein bissen hier. Is grad so gemütlisch.“, nuschelte Angelina und lehnte ihren Kopf an George Schulter, während sie dessen Butterbier in einem Zug leerte. „Wie sieht's mit euch aus Jungs?“ Dieses Mal schaute Alicia Lee und Oliver an, die nur nickten und etwas schwerfällig aufstanden, dann richtete sie sich an George: „Du willst doch bestimmt zurück zum Fuchsbau, oder?“ „Ja, das hatte ich vor. Aber ich glaube vorher bring ich Lina nach Hause. Alleine kommt sie bestimmt nicht an. Und für euch ist es nur ein Umweg.“ „Schaffst du das alleine?“ Die Skepsis in Lees Stimme war kaum zu überhören. „In diesem... Zustand ist sie ziemlich unberechenbar.“ „Wird schon schief gehen.“, erwiderte George, „Momentan scheint sie ja ganz friedlich zu sein.“ Mit einem leicht spöttischem Lächeln betrachtete er Angelina, die an seiner Schulter eingenickt war. „Weck keine schlafenden Katzen Weasley.“, meinte Oliver grinsend, dann verschwanden die vier aus der Kneipentür. Eine Weile blieb er noch sitzen, Angelina schlafend an seiner Schulter. „Sir? Wir wollen jetzt schließen.“ Er schreckte auf, etwas verwirrt sah er die blonde Kellnerin an. „Wir wollen schließen. Es ist fast fünf Uhr früh.“ „Oh. Ja klar. Wir gehen gleich.“ Er war wohl nicht nur kurz eingenickt, sondern richtig eingeschlafen, denn die Anderen waren bereits um halb Eins gegangen. Sacht weckte er Angelina, die alles andere als begeistert von der Tatsache war, dass sie gehen mussten. „Ich will aber nich.“, maulte sie wie ein kleines Kind. „Komm schon Lina. Ich bring dich jetzt nach Hause, da kannst du weiter schlafen.“ Er nahm ihre Hände und zog sie auf die Beine. Angelina schwankte, tat einen Schritt der sie zum Stolpern brachte, so dass sie gegen George fiel, der reflexartig die Arme um sie schloss. „Alles okay?“ Stumm nickte Angelina. Etwas wankend verließen sie die Kneipe. George hatte seinen Arm stützend über ihre Schultern gelegt, während Angelina sich haltsuchend an seine Hüfte klammerte. Schweigend gingen sie durch die Straßen Londons. Wobei Angelina mehr torkelte und stolperte, als das sie ging. Die Dunkelheit der Nacht verblasste langsam und die Sterne hingen nur noch blass am Firmament. Oft hatte er das in den letzten Monaten schon gesehen, denn das war die Zeit wo er aus seinen Alpträumen aufschreckte. Schweißgebadet. Schreiend. Anfangs war noch immer jemand in sein Zimmer gekommen. Meistens seine Mutter oder Ginny. Aber auch Charlie oder Bill. Und Percy. Eigentlich alle. Doch sie hatten sich mit der Zeit daran gewöhnt. Nur wenn es noch besonders schlimm war, kamen sie noch. Sie hatten den Park erreicht, von dort war es nicht mehr weit, als Angelina plötzlich stehen blieb. Sie stand genau vor ihm. Leicht schwankend vom Alkohol und der Müdigkeit. „Schlaf mit mir.“ Verwirrt sah George sie an. Das konnte nicht ihr Ernst sein. „Was?“ „Schlaf mit mir.“, wiederholte sie die drei Worte. „Du bist betrunken Lina.“ „Und?“ Das war eine wirklich gute Frage. War das wirklich ein Grund es nicht zu tun? „Nichts und.“ Er konnte es einfach nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. „Fred hätte es getan.“ Das knallende Geräusch, dass entstand wenn eine Hand hart die Wange eines anderen traf schallte durch die aufziehende Morgendämmerung. Sich die Wange halten und mit schockgeweiteten Augen, in denen Tränen brannten sah Angelina George an. „Das bist nicht mehr du George.“, flüsterte Angelina, „Das bist nicht mehr du. Was ist nur aus dir geworden?“ „Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ich war bestimmt nicht der Erste, zu dem du das gesagt hast.“, erwiderte er kühl. Stumm sah Angelina ihn an. Eine einzige Träne ran ihr über die Wange. Er hatte recht. Er war nicht der Erste. Aber der Erste bei dem sie es wirklich wollte. Er verstand es nur nicht, er verstand gar nichts. „Ein wirklich guter Weg sich die Zeit zu vertreiben und alles zu vergessen. Sich betrinken und rumhuren.“ Es waren nicht seine Worte die sie verletzten, die prallten einfach von ihr ab. Aber sein Blick. Abscheu lag darin. Abscheu und Verachtung. Nie hatte er sie so angesehen. Niemals. „Du weißt gar nichts George. Absolut gar nichts.“, flüsterte sie, während sich jetzt weitere Tränen ihren Weg über ihre Wangen bahnten. Ohne ein weiteres Wort, ohne einen einzigen weiteren Blick drehte sie sich um. Die ersten Schritte ging sie, dann begann sie zu laufen. Sie lief weg. Weg von ihm. Vor ihm. Für einen Moment, der wie ewig schien, blieb George wie angewurzelt stehen. Was hatte er getan? Was hatte er gesagt? „Lina...“, kam es leise über seine Lippen. „Angelina! Warte!“, rief er ihr noch, doch sie hörte ihn nicht. Wollte ihn nicht hören. 'Na los. Worauf wartest du noch? Lauf ihr nach.', hörte eine allzu bekannte Stimme in seinem Kopf, die es eigentlich gar nicht mehr gab, 'Lauf ihr nach und beende diesen Alptraum. Sie braucht dich. Und du brauchst sie.' |Fred!|, schoss es ihm durch den Kopf. Doch er war weg. Wieder. Und dieses Mal für immer. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich in Bewegung und lief Angelina nach. Erst kurz bevor sie das Ende des Parks erreicht hatte, konnte er sie einholen und das auch nur weil sie gestolpert war. Mit angezogenen Beinen saß sie auf dem Boden und weinte. Hemmungslos. „Angelina.“ „Was willst du? Hau ab.“, fuhr sie George an. Direkt sah sie ihm in die Augen. Ihre waren gerötet. Die Tränen strömten über ihr Gesicht. Und doch kam sie einem Engel gleich. Einem verzweifelten, verletzten Engel, dessen Flügel gebrochen waren. Dem der Mut zum Fliegen fehlte. „Es tut mir Leid, Lina. Ich hätte das niemals tun dürfen. Niemals. Und was ich gesagt habe... Ich weiß nicht...“ „Schon okay. Es ist nichts Neues mehr. Das bekomme ich jeden Tag zu hören.“, unterbrach Angelina ihn, „Es war nur... Dein Blick... Es war, als wärst du... als wärst du mit ihm gestorben.“ „Das bin ich vielleicht auch.“, murmelte George und setzte sich neben sie. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie zu sich. Wieder schwiegen sie. Es wurde heller. Aus dem letztem Schwarz wurde Lila. Aus dem Lila wurde Blau. „Du solltest nach Hause. Deine Familie macht sich bestimmt schon Sorgen.“, meinte Angelina irgendwann. „Das haben sie die letzten fünf Monate schon getan. Aber du solltest auch nach Hause. Deine Eltern warten bestimmt schon auf dich.“ Ein bitteres Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Das einzige was da auf mich wartet sind Beleidigungen und Schläge. Das kann ich auch von dir kriegen. Nur bist du noch fast nett.“ Entsetzt sah George sie an. Das hatte sie vorhin mit 'nichts Neues' gemeint. Es war keine Nichtigkeit, die sie einfach gesagt hatte, damit er kein schlechtes Gewissen hatte. „Lina...“ Wo war er nur die letzten Monate gewesen? Er hätte für sie da sein müssen. Natürlich, er hatte eine Scheiß-Zeit gehabt, dass konnte keiner abstreiten. Aber er hätte sich nie, niemals so sehr vom Leben zurückziehen dürfen. „Na komm steh auf. Ich weiß einen Ort, wo du erstmal bleiben kannst.“ Mit einem leisem Seufzen stand George auf und hielt Angelina die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Um seinem Engel wieder das Fliegen beizubringen. Um sie zu retten. Um sich zu retten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)