Sieben Raben von Kaint ([Schottland x England]) ================================================================================ Kapitel 31: ------------ „Es ist beinahe ein Wunder. Wir haben bei der ganzen Aktion nur eine Person verloren. Das haben wir nur dir zu verdanken.“ Arthur lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich habe kaum etwas getan. Du hast alles geplant und an vorderster Front gestanden. Ich war keine Sekunde lang in Gefahr. Du hast sie alle gerettet. Du hast meinen Bruder gerettet.“ Elayn sah ihn kurz überrascht an, lachte dann aber. „Ich glaube nicht wirklich, dass er uns gebraucht hat. Er hat uns mehr geholfen, als wir ihm.“ Nach und nach wanderten ihre Mundwinkel wieder nach unten und ihre Stirn legte sich in Falten. „Du hast das Frühwarnsystem der Regierung, von dem keiner weiß, gehackt und dein Bruder konnte eine tonnenschwere Bleitür öffnen. Da stimmt doch etwas nicht.“ „Eine Bleitür?“, wiederholte Arthur mit einem erstaunten Pfiff, hatte er doch bis jetzt noch keine Details der Rettungsaktion gehört. „Die sah sicher schwerer aus, als sie war.“ Er zuckte mit den Schultern. Natürlich wusste er, dass so etwas einem Land weitaus weniger Probleme machte als einem Mensch. „Nein, sie war wirklich schwer. Denkst du nicht, meine Leute hätten versucht sie zu öffnen? Da stimmt etwas nicht. Dein Bruder und du... Naja, wäre das ein Hollywoodfilm würde ich jetzt dahinter kommen, dass ihr Superkräfte habt und du hättest meinen intelligenten Schlussfolgerungen nichts entgegenzusetzen. Aber das ist Blödsinn, nicht wahr?“ Am Ende hob sich Elayns Stimme, als wäre sie sich selbst nicht mehr sicher, ob so etwas Realität sein konnte oder nicht. „Natürlich. Superkräfte hat niemand. Und wir auch nicht. Keine Mutanten, keine Außerirdischen und von einer Spinne wurde auch niemand gebissen.“ Elayn sah ihn immer noch mit verengten Augen von oben bis unten an, ließ das Thema aber dann ruhen. „Was auch immer so Besonders an dir ist, wir können deine Hilfe gut gebrauchen. Die nächsten Tage natürlich nicht. Da müssen wir erst einmal wieder unsere Kräfte sammeln. Und nach der Aktion ist die Regierung sicher in höchster Alarmbereitschaft. Wir haben allerdings schon unser nächstes Ziel bestimmt und sind mitten in der Planung.“ Elayn holte ein paar Papierrollen aus einem der zahlreichen Schränke ihres Büros und breitete die erste auf dem Tisch aus. „Der Bauplan des Regierungsgebäudes“, stellte er fest und bekam ein Nicken als Antwort. „Wir denken, dass das Problem etwas kleiner wird, wenn wir den Auslöser beseitigen. Auch wenn er schon eine Welle gestartet hat, die man nicht so einfach verschwinden lassen kann.“ Arthur sah nachdenklich auf den Plan. Ob Scott wohl wieder normal werden würde, wenn der Minister verschwand? Eher nicht. Erst wenn die Mehrheit des Volkes zur Vernunft kam, würde er sich ändern. So war es zumindest damals bei Ludwig gewesen. Aber da hatte sich diese Mehrheit auch mit dem Ende der Regierung verändert. „Ihr seid verrückt. Das Gebäude ist so gut bewacht wie kein anderes in Schottland. Es wird nicht leicht sein da unbemerkt rein zu kommen.“ Elayn sah ihn nur grinsend an und er wusste genau, dass sie sich nicht von diesem Plan abbringen lassen würde. „Ich werde euch helfen so gut es geht. Ich kann euch alles besorgen, was ihr braucht, außer Leute. Wir wollen ja keinen Krieg...“ Den verwirrten Blick ignorierte Arthur. „Habt ihr denn noch genug Waffen? Und wenn ihr Minister McConnery gefangen nehmen wollt, braucht ihr einen sicheren Ort. Ich kenne da ein paar Gebäude in Großbritannien, die auf keiner Karte sind.“ „Aber wüsste nicht zumindest die Regierung wo sie wären?“ Arthur schüttelte den Kopf. „Nur die königliche Familie kennt sie, damit sie bei einem Angriff dorthin fliehen können.“ „Also doch!“ Nun war es Arthur, der verwirrt in Elayns zufriedenes Gesicht blickte. „Du gehörst zur Königsfamilie. Ein geheim gehaltenes uneheliches Kind oder so etwas in der Art, nicht wahr?“ Arthur zuckte mit den Schultern, der Hauch eines Lächelns auf seinen Lippen. „Nicht so ganz. Ich bin nur jemand, der gerne geheime Informationen sammelt und Zugang zu vielen Daten hat. Also bleiben wir doch lieber bei 'verdammt guter Hacker', ja? Das klingt nicht so unglaubwürdig wie uneheliches Kind. Also... Waffen? Braucht ihr welche?“ Eine Stunde später betrat Arthur wieder das Regierungsgebäude, nickte den Wachen kurz zu und machte sich dann auf den Weg zu Scotts Raum. Allerdings bezweifelte er, dass der andere so schnell wieder auftauchen würde. Er hatte diesen Gesichtsausdruck gehabt, als würde ihn irgendein Problem plagen. Und schon so lange er denken konnte zog es Scott dann zum Loch Ness, wo er Stunden oder ganze Tage verbrachte. Als er die Tür zum Zimmer öffnete, war dort aber keine gähnende Leere. Scott stand am Fenster und reagierte nicht auf Arthurs Ankunft, als hätte er nichts mitbekommen. „Scott. Du bist ja schon...“ „Tue ich das Richtige?“ Scotts Spiegelbild sah starr geradeaus und er stand stocksteif da, die Hände zu Fäusten geballt. „Was meinst du damit?“, fragte Arthur nach kurzem Schweigen und schloss lautlos die Tür hinter sich. „Ich war mir so sicher. Ich hatte keine Zweifel. Aber jetzt kann ich sie nicht mehr sehen.“ „Sie?“ „Niseag... Nessie. Sie ist wie ein Teil von mir und trotzdem denkt sie, dass das was ich tue falsch ist. Ein Teil von mir ist gegen mich. Ein Teil von mir ist... Sie steht gegen alles was ich glaube. So kann ich doch auch nicht an sie glauben. Uns jetzt sehe ich sie nicht mehr. Sie ist einfach verschwunden. Sie war immer da. Sie hat mir immer geholfen. Ich habe sonst niemanden, der... Aber du warst auch so lange da. Du hast mir auch oft geholfen. Also möchte ich es von dir hören, dass das... ob das richtig ist.“ Erst jetzt drehte Scott sich um und sah Arthur mit einem Blick an, der in sein tiefstes Inneres zu dringen schien. Was nun? War das seine Chance? Würden diese Zweifel ausreichen, um die Seiten aus eigener Kraft zu wechseln? Schließlich passierte es ganz selten auch einmal, dass ein Land es schaffte sich von den Ansichten abzuwenden. Auch wenn er nicht wusste, welche Faktoren dabei eine Rolle spielten und ob sie an so einem Wendepunkt angekommen waren. Wenn er zu weit ging würde er sich am Ende verdächtig machen... „Es ist... schwer. Jeder zweifelt. Manchmal zurecht und manchmal nicht. Aber niemand kann dir deine Zweifel einfach nehmen. Nur du kannst entscheiden, was richtig ist und was nicht.“ „Aber was denkst du, Arthur? Hältst du das alles wirklich für richtig? Willst du, dass wir so etwas machen? Dass wir unsere Gesetze durchsetzen? Dass dieses Weltbild richtig ist? Glaubst du an all das?“ „Nein.“ Die Antwort hing schwer in der Luft und für einige Minuten schwiegen sie beide. Als sicher war, dass Scott Arthur nicht alleine für seine Antwort schon rauswerfen würde, brach er schließlich die Stille. „Denkst du denn, dass alles was geschieht richtig ist?“ „Ich weiß es nicht...“, sagte Scott leise und senkte den Blick. „Denk darüber nach. Wenn du das für richtig hältst, warum zweifelst du dann? Versuch in dich reinzugehen. Was glaubst du wirklich?“ Scott drückte eine Hand über seine Augen und verzog das Gesicht, als würden ihm diese Gedanken Schmerzen bereiten. „Ich denke, dass...“ Ein lautes Klopfen unterbrach Scott und sie sahen beide zu dem Soldaten, der in der Tür stand. „Mr. Scott Kirkland? Der Premierminister will sie sprechen. Es ist dringend.“ Einen Moment blieb Scott stehen und sah so aus, als wollte er unbedingt noch etwas sagen. Doch schließlich schüttelte er den Kopf und ging Richtung Tür. „Wir reden ein anderes Mal weiter.“ Die Tür fiel ins Schloss und Arthur seufzte leise, lächelte dann aber. Scott hatte Zweifel. Sein Plan würde aufgehen. Die Rebellion sorgte dafür, dass immer mehr Menschen das anzweifelten, was ihnen vorgesetzt wurde. Er würde den Krieg verhindern. Er würde Scott retten. ~ Eine Stunde wartete Arthur ungeduldig auf Scotts Rückkehr, als sein Handy zu vibrieren begann. Kurz sah er auf den Bildschirm. Eine unbekannte Nummer und eine Nachricht , die nur aus Zahlen bestand. Sofort verließ Arthur den Raum. Er wusste natürlich von wem die Nachricht war, aber es war viel zu gefährlich die eigenen Nummern zu benutzen oder wichtige Nachrichten zu senden, solange er im Regierungsgebäude war. Und so stand Arthur bald in einer Telefonzelle einer engen Seitengasse. Es stank bestialisch und er hatte Glück, dass der Hörer noch funktionierte, so mitgenommen wie er aussah. Aber hier würde ihn sicher niemand stören. Er warf ein paar Münzen ein und sah dann auf die Nachricht, tippte die Zahlen ein, wobei er nur jede zweite ungerade Zahl brauchte und jede zweite gerade Zahl übersprang. Diese ganzen Maßnahmen zur Sicherheit waren wirklich nervig, aber leider nötig. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie eine kompliziertere Verschlüsselung verwendet. „Arthur? Das ging ja schnell.“ „Hey Waljan. Freut mich zu hören, dass es dir gut geht. Lass dich nicht noch einmal schnappen, sonst treibst du Ian in den Wahnsinn.“ „Ganz sicher nicht. Ian lässt mich kaum noch alleine aus dem Haus. Er ist ein wenig paranoid.“ Ein genervtes „Hey!“ kam aus dem Hintergrund und Waljan lachte. „Also was gibt es so Wichtiges, dass ihr mir eine Nachricht schreiben musstet. Ihr wisst schon, dass es sicherer wäre zu warten, bis ich mich melde und...“ „Wir heiraten!“ Der Telefonhörer rutschte aus Arthurs Hand und knallte gegen die Wand, ehe er hin und her baumelte und es dauerte ein paar Sekunden bis er die Situation verarbeitet hatte. Mit so etwas hatte er wirklich nicht gerechnet, als er hierher gekommen war. Mit so etwas hatte er bei den beiden überhaupt nie gerechnet. Schnell fing er sich aber wieder und nahm etwas peinlich berührt den Hörer in die Hand „... soll das? Verdammt Waljan, du Idiot! Gib das Handy her!“, kam es dumpf von Ian und kurz waren einige raschelnde Geräusche zu hören und etwas, dass sich wie ein leichter Schlag anhörte. „Ich wusste, es war eine schlechte Idee, dich reden zu lassen...“ Ians Stimme war nun um einiges lauter, also musste er sich wohl das Gerät erobert haben. „Glückwunsch... Ein wenig unerwartet, aber ihr werdet das schon irgendwie schaffen und glücklich sein.“ „Ja ja, danke. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Das ist ohnehin erst nächste Woche.“ „Nächste Woche? Wieso? Das ist ja...“ „Nicht wichtig! Hör zu, Arthur. Wir wollten nicht wegen so etwas Banalem so dringend mit dir sprechen. Es geht um die letzte Konferenz. Die auf der du nicht warst, weil das ja deinem Plan schaden würde. Tja, dumm gelaufen, deine Abwesenheit hat deinem Plan auch geschadet. Die anderen lassen sich ohne dich nicht so leicht bremsen, was Schottland angeht.“ Arthur schluckte schwer, konnte jetzt doch nur eine schlechte Nachricht kommen. „Sie haben ein Ultimatum gestellt. Sie wollen, dass Scott seine Gesetze ändert, weil sie sonst die Rebellion offen unterstützen werden. Das ist keine kleine Sache mehr. Alfred und Ivan sind auch daran beteiligt. Das sind zwei riesige Mächte. Und die Rebellion unterstützen ist in Schottlands Augen sicher genau das selbe, als würde man sich offen gegen sie stellen. Wir haben nur noch einen Monat Zeit für deinen Plan.. Und so sehr ich Scott im Moment hasse für das, was er Waljan angetan hat. Ein Krieg wird uns allen mehr schaden als deine Lösung.“ „Kannst du sie nicht noch ein wenig hinhalten?“ „Ich habe es versucht. Ich habe nur zwei Wochen mehr aushandeln können, aber aufhalten konnte ich bis jetzt nichts.“ „Verdammt!“ Das dürfte nicht jetzt passieren. Gerade wo Scott begann zu zweifeln. So ein Ultimatum würde ihn am Ende nur wieder auf den falschen Weg bringen. „Versuch es trotzdem. Sag ihnen, dass er seit Kurzem sein Land in Frage stellt. Vielleicht hilft das ja etwas. Wenn nicht werde ich wohl doch hier raus müssen, um diesen Idioten klar zu machen, was auf dem Spiel steht...“ Arthurs Brust schmerzte, als hätte ihn jemand geschlagen. „Wir sind eine Familie, Ian. Wir müssen doch auf einander aufpassen. Selbst wenn die ganze Welt gegen uns ist, haben wir noch einander... Also gib bitte nicht auf.“ „Du auch nicht. Wir werden das schon schaffen... irgendwie.“ ~*~*~*~* Wie jedes Mal tut es mir leid, dass ihr solange warten musstet. Ich hoffe ihr hattet trotzdem etwas Spaß mit dem Kapitel. Und um euch vielleicht dieses mal nicht mit dem üblichen ungenaue 'das reale Leben' zu vertrösten, mache ich mal klaren Tisch, warum es nicht voran geht hier. Ich bin seit einigen Jahren krank und habe deshalb Probleme mit Motivation und Konzentration. Da ich nicht weiß, wie meine Situation sich verändert werde ich nichts versprechen. Ich weiß einfach nicht, wann ich es schaffe zu schreiben. Aber ihr sollt wissen, dass ich diese Fanfiction genauso gerne habt, wie ihr (hoffentlich) und ich sie nie aufgeben werde :) Und kein Mitleid bitte, ich komme gut mit der Situation klar und das war nicht der Sinn dieser Anmerkung ;) Bis zum nächsten Kapitel ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)