Sieben Raben von Kaint ([Schottland x England]) ================================================================================ Kapitel 26: ------------ Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend durchquerte Arthur das schwere Eisentor und sah auf das kahle Gebäude vor ihm. So langsam erinnerte ihn das hier nicht mehr nur an ein KZ, sondern auch an eine Irrenanstalt. „Mr. Kirkland, sir? Der Gefangene ist bereit für ihren Besuch, sir.“ Kurz redeten Scott und der Wachmann miteinander, doch Arthur hörte gar nicht zu, war mit den Gedanken noch viel zu sehr bei Waljan. Was der hier wohl alles durchmachen musste? Denn selbst wenn Wales nicht mehr ein eigenständiges Land war, war Waljan es trotzdem. Und ein Land ohne Gewalt festzuhalten war noch nie möglich gewesen. In seine Horrorvorstellungen vertieft, folgte Arthur seinem Bruder ohne wirklich auf die Umgebung zu achten. Zumindest bis er gegen Scott lief, der vor einer Tür stehen geblieben war. „Good Evening, Waljan. Es freut mich dich wiederzusehen.“ Zögernd betrat Arthur den kleinen Raum, versuchte sich nichts von seiner Unsicherheit anmerken zu lassen. Sofort fiel sein Blick auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes. Oder besser gesagt auf Waljan, der auf diesem saß. „Scott...?“ „Hm?“ „Wie sieht die Heilung hier aus?“ Waljan hob langsam den Kopf und blickte finster direkt in Arthurs Augen. Er war es auch, der die Frage schließlich in einem trockenen Tonfall beantwortete. „Mindestens drei Stunden Folter am Tag. Wenn ich Ia... seinen Namen sage für jedes Mal eine halbe Stunde länger. Wenn ich mich weigere zu sagen, dass ich ihn nicht liebe eine Woche ohne Essen. Oh, und vergessen wir nicht die armen Mädchen, die hier jeden Tag reingezerrt werden – natürlich auch Patienten – über die ich herfallen und sie vergewaltigen soll...“ Kurz sah er zu Scott und ein spöttischer Unterton schlich sich in seine Stimme. „Aber ich vergaß. Das ist keine Vergewaltigung. Das ist alles zum Wohle unserer Gesundheit und etwas ganz Natürliches... Nur wenn ich das nicht mache, gibt es jedes Mal eine neue tolle Strafe. Das letzte Mal haben sie mich einen Finger ärmer gemacht.“ Arthur keuchte entsetzt, als sein Blick wie von selbst zu Waljans Hand wanderte, die an der Stuhllehne festgebunden war. Tatsächlich fehlte der kleine Finger der linken Hand und die Wunde war kaum verheilt. Wäre Waljan kein Land, dann würde er sicher immer noch davon bluten. „Das ist alles zu deinem Besten. Sobald du bereit bist deine Vergangenheit hinter dir zu lassen, wird es um einiges angenehmer werden. Es liegt allein in deiner Hand. Also... Willst du wieder nach Ian schreien oder endlich einsehen, dass er schlecht für dich ist?“ Waljan grinste nur frech und keine Sekunde später hatte er Scott mitten ins Gesicht gespuckt. „Ich liebe Ian. Ich werde ihn immer lieben und sobald ich aus dieser Hölle hier raus bin werde ich dir zeigen, dass du uns nicht auseinander bringen kannst.“ Scott wischte sich übers Gesicht und sah Waljan kühl an. „Du hast es so gewollt.“ Arthurs Augen weiteten sich leicht, als ein Messer in Scotts Hand erschien und ohne groß nachzudenken packte er den Arm mit der Waffe. „Arthur, was soll das?“ „Lass mich alleine mit ihm reden. Sein Land steht ja immer noch unter meinem. Da hört er vielleicht auf mich. Und wenn er vor Schmerzen nicht mehr zuhören kann, wird das nicht klappen.“ Er wusste genau, dass das gerade riskant war, aber es musste sein. Waljan saß schließlich gerade vor ihm, an einen Stuhl gefesselt und mit Wunden übersät. Arthur hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Denn wie er gesagt hatte: Er stand über Waljan. Das bedeutete aber auch, dass es seine Pflicht war, ihn zu beschützen. „Dann rede mit ihm, wenn du meinst, dass so etwas Langweiliges mehr bringt, als meine Methoden“, brummte Scott schlecht gelaunt. Gott... hatte der etwa Spaß dabei, Waljan so zuzurichten? Wie tief würde der Schotte eigentlich noch sinken, während er diesen widerlichen Boss hatte? „Alleine. Ich bin sicher, er ist einsichtiger, wenn er nicht Angst haben muss, dass du ihn für jedes falsche Wort erstichst.“ Scott sah Arthur nachdenklich für eine Weile an, ließ dann aber das Messer wieder verschwinden. „Wenn irgendetwas passiert dann ruf mich einfach.“ Noch einmal sah Scott Arthur skeptisch an, dann verließ er den Raum aber tatsächlich. Mit einem Knall fiel die schwere Eisentür zu und für eine Minute herrschte Stille. „Du bist jetzt also sein Schoßhündchen, hm? Wie verzweifelt bist du eigentlich? Glaubst du er wird sich unsterblich in dich verlieben? Hat Francis dich sitzen lassen, weil du ein prüder, nerviger Gnom bist? Hast du einfach beschlossen, dass du Scott jetzt liebst un-“ Ein lautes Klatschen hallte durch den Raum und Waljans Kopf flog zur Seite. Mit einem wütenden Blick packte Arthur seinen Bruder am Kragen. „Du hast doch keine Ahnung! Ich habe keine solchen widerlichen Gedanken. Solltest du so etwas noch einmal behaupten, dann...“ Arthur beugte sich nach vorne, bis seine Lippen beinahe Waljans Ohr berührten. „Tu mir einen Gefallen und schau ein wenig verängstigt. Der Raum wird überwacht“, wisperte er leise, wusste er doch durch Elayn genau, wie diese Räume aufgebaut waren. „Ich hol dich hier raus, aber du musst mitspielen, verstanden?“ Waljan nickte leicht und so richtete sich Arthur wieder auf und atmete kurz durch. Er musste jetzt das schlechte Gewissen, dass Waljans Worte hinterlassen hatten ignorieren und den Plan durchziehen. „Ich mache das hier nicht wegen irgendwelchen Gefühlen.“ Arthur war froh, dass er mit dem Rücken zur Überwachungskamera stand. Denn sein Gesichtsausdruck sprach Bände darüber, wie seine Gefühle mit alldem zusammen hingen. „Scott braucht jemanden, der ihn unterstützt, ansonsten werden die anderen Krieg führen, um die Gesetze hier aus der Welt zu schaffen. Sie sehen eben einfach nicht ein, wie gut das alles ist.“ Unsicher sah Arthur Waljan an, der den Blick nur kühl erwiderte. Blieb nur zu hoffen übrig, dass das nur seine tollen Schauspielkünste waren und er verstand, dass das nicht alles ganz der Wahrheit entsprach. Nur wenn Scott sie auch über die Überwachungskamera hören konnte, durfte er nichts Falsches sagen. „Du solltest langsam einsehen, was das Beste für dich ist. Ich kann dir versprechen, dass sich schon in nur 24 Stunden alles für dich ändern könnte. Du musst dich einfach ruhig verhalten. Dann wird dich niemand verletzen und du wirst Ian nicht mehr vermissen. Ich sorge dafür, dass die Folter sofort aufhört und nicht weitergeht solange du dich benimmst. Du wirst dein neues Leben lieben.“ Eine Weile schritt Arthur den Raum auf und ab, blieb schließlich so stehen, dass er Waljan vor der Kamera verbarg. „Also was sagst du. Willst du nicht wenigstens versuchen unsere Regeln bis morgen einmal anzunehmen? Du wirst gleich sehen, wie viel einfacher es ist und nicht mehr so rebellisch sein wollen.“ Arthur lächelte leicht und formte die nächsten Worte lautlos mit seinen Lippen. 'Um Mitternacht kommt Hilfe.' Waljan sah ihn immer noch teilnahmslos an und seufzte dann leise. „Okay... 24 Stunden. Wenn ich mich dann besser fühle, werde ich I... ihn verlassen.“ Waljan blickte hoffnungsvoll zu Arthur und antwortete ihm dann genauso lautlos. 'Thank you.' Kaum eine Sekunde später öffnete sich die Tür und sie sahen beide zu Scott, der zufrieden grinsend im Türrahmen stand. Also war der Raum wohl wirklich verwanzt. „Wer hätte gedacht, dass du so nützlich bist, Kleiner. Ich bin mir sicher, dass Ian hier auch bald auftaucht. Mal schaun, ob du dann auch so tolle Überzeugungsarbeit leisten kannst.“ Scott sah abwartend zu Waljan, rechnete wohl mit irgendeiner Reaktion auf Ians Namen. Doch Waljan seufzte nur leise und senkte den Blick. Gottseidank. Denn verletzt würde es viel schwerer werden ihn hier rauszuschaffen. „Versprechen kann ich nichts, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall. Ian ist verdammt stur. Trotzdem... früher oder später werden sie alle einsehen, dass wir das Richtige tun.“ Arthur lachte gut gelaunt und wandte sich dann von Waljan ab. „Was hältst du davon, wenn wir ein wenig weiterfeiern, hm? Ich hätte da auch ein paar Ideen, wie wir die anderen überzeugen können.“ Und so dauerte es nur ein paar Stunden, bis sie in Scotts Wohnung saßen, zahlreiche leere Alkoholflaschen über den Boden verteilt. Das meiste davon hatte allerdings Scott getrunken. Wenn er nicht mehr ganz nüchtern war, dann hätte Arthur auf jeden Fall ein leichteres Spiel, sobald sie den Angriff starteten. Aber viel Glück schien er nicht zu haben. Naja, kein Wunder. Scott war nach Ivan sicher eines der trinkfreudigsten Länder und damit Massen an Alkohol gewöhnt. „Ian wird uns gehören. Dein Plan ist einfach genial. Bald werden sie uns danken, dass wir sie vor diesem Leben gerettet haben“, meinte Scott amüsiert und nahm sich eine neue Whiskeyflasche. Genau in dem Moment in dem sie seine Lippen berührte, begann in der Ferne eine Kirchenglocke zu schlagen und mit einem Klirren fiel die Flasche zu Boden. Der Angriff hatte begonnen. ~~ ~~ Ja das war wirklich eins meiner liebsten Kapitel. Hat Spaß gemacht zu schreiben :) Und sorry für die Verspätung. Hatte einiges an Stress, weil ne gute Freundin von mir geheiratet hat. Hoffe mal das nächste kommt vielleicht ein wenig pünktlicher, auch wenn ich Stress mit Nähen haben werde wegen der Nichi. Und daher auch jetzt schon. Wer mich da gerne treffen möchte am Connichi Samstag kann mir gern ne Mail schreiben ;) Hosted by Animexx e.V. 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