Rainy Days von Tei ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- @ all: Lang, lang ist’s her – ich weiß – aber ich wollte das letzte Kapitel an dem Tag hochladen, an dem ich die FF vor einen Jahr abgeschlossen hatte. Insofern ist hier nun offiziell das allerletzte Kapitel von „Rainy Days“. Vielen Dank, dass ihr diesem „Monstrum“ solange die Treue gehalten habt!! Ein letztes Mal wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht liest man sich ja mal wieder bei einer anderen FF :) •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war der 28. Mai, als Heath und Pata, die die letzten Wochen über schon in Los Angeles gewesen waren, sowie Sugizo, der sieben Tage zuvor eingeflogen war, eine Sitzreihe vor einem Operationsaals des Cedars-Sinai Medical Centers in Beschlag nahmen. Theoretisch sollte Toshi auch bei ihnen sein, doch diesem war kurz nach ihrer Ankunft eingefallen, dass er etwas vergessen hatte und seitdem ward er nicht mehr gesehen gewesen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Dreharbeiten Anfang Januar, hatte sich die Band in die Aufnahmen für das neue Album gestürzt und gleichzeitig an ihrem Amerikadebüt gefeilt, was zunächst einmal Englischunterricht für alle bedeutete. Toshi hatte sich zudem entschieden, mit seiner Trennung von HOH und Kaori an die Öffentlichkeit zu gehen, um einerseits denen zu helfen, die auch Opfer der Sekte geworden waren und durch sie alles verloren hatten, andererseits, hoffte er somit, die Menschen vor Masaya zu warnen. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich die Presse, wie in den Jahren zuvor auch, auf ihn stürzen und zerfleischen würde, doch stattdessen war sie ihm äußerst milde gesonnen. Ein Teil von ihm vermutete, dass dahinter Yoshiki und Kira steckten – letztere hatte er seit Tateyama nicht mehr gesehen und die Handynummer, die er von ihr hatte, funktionierte auch nicht mehr. Als er seinen besten Freund darauf angesprochen hatte, hatte dieser nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, er wüsste von nichts. Der öffentliche Prozess verlangte es immer wieder, dass Toshi nach Japan kam, doch wann immer er konnte, flog er zurück nach Los Angeles. In den vergangenen Monaten waren die Arbeiten am Album gut vorangekommen, was zum Teil daran lag, dass seine Stimme, seit er sie wieder hatte, in einem so guten Zustand war wie schon lange nicht mehr. Sie würden außerdem auf einem der größten Rockfestivals in den USA das erste Mal vor amerikanischem Publikum spielen und das sogar auf der Hauptbühne. Ihrem Debüt in den Staaten stand somit nichts mehr im Wege! Zudem liefen die Planungen für einen Nordamerikatour im Herbst auf Hochtouren und außerdem würden er und Yoshiki Anfang Juli in Paris auf der Japan Expo spielen, um bei ihren Fans in Europa zumindest ein bisschen wieder etwas dafür gut zu machen, dass sie das Pariskonzert schon dreimal hatten absagen müssen. Man könnte sagen, alles lief wie geschmiert… wären da nicht die Bandscheiben ihres Drummers, der in der linken Hand noch immer in mehreren Fingern ein Taubheitsgefühl hatte und weiterhin nicht schmerzfrei war. Auch wenn er versuchte, es nicht zu zeigen, so verlangte jede Schlagzeugaufnahme ihm einiges ab – und das Problem mit seiner Schilddrüse, von dem er immer noch niemandem etwas gesagt hatte, trug nicht unbedingt dazu bei, dass das Drummen ihn nicht an seine Grenzen brachte. Aus diesem Grund hatte er sich letztendlich auch zu einer linksseitigen transforaminalen epiduralen Injektion entschieden, die unter Vollnarkose durchgeführt werden würde. Doch wie schon bei der Nackenoperation im Sommer 2009 wollte er niemanden bei sich haben. Da er geahnt hatte, dass seine Bandkollegen ihm beistehen wollten und alles, was er sagen konnte, garantiert auf taube Ohren stieß, hatte er sie einfach mit so viel Arbeit – egal wie sinnvoll oder sinnlos – eingedeckt, dass sie mindestens vier Tage damit beschäftigt wären und dann wäre er schon längst wieder auf den Beinen und im Studio. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sie seinen Plan durchschauen und ins Cedars-Sinai nachkommen würden. „Wo steckt eigentlich Toshi? Der ist schon seit über einer Stunde weg…“, seufzte Heath und starrte auf die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wandseite hing. „Wenn man den Esel nennt“, äußerte Pata nur und deutete auf ihren Sänger, der mit einem vollgepackten Rucksack sowie einem riesigen, weißen Plüschtiger zu ihnen geeilt kam. „Gibt es schon etwas Neues?“ Nachdem es bei der letzten Operation zu einem anaphylaktischen Schock gekommen war, fürchtete er, dass so etwas oder etwas ähnliches erneut eintreten könnte und aus einem Routineeingriff eine lebensgefährliche Angelegenheit machen könnte. „Noch nichts“, informierte Sugizo ihn. „Was ist denn das für ein Riesenviech?“, fragte Heath und zog am Schwanz des Plüschtieres. „Gehört Yoshiki“, antwortete Toshi kurz angebunden, da er gedanklich ganz woanders war und stellte nur die Tasche ab, da diese mit der Zeit schwer wurde, und tigerte dann vor dem OP-Saal auf und ab, während er Tocchan an sich drückte. Immer wieder trat er dabei fast auf den Schwanz des Tigers und stolperte über seine eigenen Füße. Seufzend stand der Bassist auf, ging zu dem Sänger und dirigierte ihn zu den Stühlen, wo er ihn auf einen niederdrückte. „Setz dich und hör auf, dir gedanklich irgendwelche Horrorszenarien auszumalen! Yoshiki geht es sicherlich gut und in ein paar Tagen ist er wieder im Studio, geht uns auf den Wecker und drangsaliert Pata und mich mit Englisch lernen.“ In einer beruhigenden Geste drückte Heath Toshis Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. „Aber was, wenn…“ „Nichts ‚aber was, wenn‘! Die OP wird sicherlich bald zu Ende sein und dann werden irgendwelche Ärzte herauskommen und uns sagen, dass alles in bester Ordnung ist!“ Toshi nickte zwar einvernehmlich, aber so wie er die Uhr hypnotisierte, war klar, dass er das erst glauben würde, wenn er bei seinem besten Freund war. Heath versuchte, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln und auch Pata und Sugizo klinkten sich mit ein, aber die Anspannung ihres Sängers war nur zu deutlich. Zum Glück mussten sie nicht mehr lange warten und die gläsernen Türen schwangen auf. Ein Arzt in grünen OP-Klamotten blieb überrascht stehen, als er die vier erblickte. “Dr. Rosner, how’s Yoshiki?“ Toshi ließ dem Arzt gar keine Zeit zur Begrüßung, sondern stürzte sich im wahrsten Sinne des Wortes direkt auf ihn – mit Plüschtiger im Arm. “Toshi, what a surprise! I don’t think Yoshiki mentioned that you’d be waiting for him…“ “He didn’t. We decided that on the spur of the moment. So, how’s he, Doctor? Is he okay?” “Don’t worry, he’s doing just fine! The surgery ran smoothly and we had absolutely no complications. Yoshiki’s already woken up from anesthesia but right now he’s sleeping off the aftermaths”, antwortete der Arzt geduldig lächelnd. Er kannte den Sänger bereits von zahllosen Voruntersuchungen und hatte dort schon mit seiner überfürsorglichen Natur gegenüber seinem Patienten Bekanntschaft gemacht. “Can we see him?” “Sure, just be quiet so you won’t wake him up – sleeping is the best he can do right now.” “Of course!” Toshi würde da der letzte sein, der Yoshiki aufwecken würde, vor allem, da er die letzten Wochen über mal wieder so gut wie überhaupt nicht geschlafen hatten. “Please follow me.“ Sugizo scheuchte Pata und Heath auf, schnappte sich noch den Rucksack von Toshi, in dem sich gefühlsmäßig Backsteine befinden mussten, weil dieser jenen völlig vergessen hatte und schon Dr. Rosner folgte. Sie fuhren zwei Stockwerke nach oben und der Arzt brachte sie in Yoshikis Einzelzimmer, wo dieser im Bett lag und sich im Schlaf unruhig hin und her bewegte, weshalb wohl auch die Seitengitter oben waren. Unter seiner Nase befand sich eine Sauerstoffnasenbrille, durch welche das Gas sachte ausströmte und direkt eingeatmet werden konnte. An seinem linken Arm war ein Zugang gelegt worden, durch welchen eine klare Flüssigkeit in seine Blutbahn lief. Um seinen Hals befand sich wieder die weiße Halskrause und sein Herzschlag wurde von einem EKG-Monitor überwacht. “I thought you said he was doing just fine?!” Unter “ihm geht es gut” stellte sich Toshi definitiv etwas anderes vor – zum Beispiel kein EKG oder keine Unterstützung bei der Atmung. “Under the given circumstances Yoshiki’s alright, don’t worry. Due to his previous medical history we’ll have him monitored for the next 24 hours, just to be on the safe side. If he doesn’t show any abnormalities, the ECG and the additional oxygen supply are coming off. As it’s likely that he might sleep through til tomorrow morning and not take in any carbohydrates, which isn’t the wisest thing to do, given his condition, we’ve hooked him up to an IV supplying his body with all the nutrients needed. “ “And what about this?!”, wollte Toshi wissen und deutete auf die Bettgitter, während es sich die anderen auf einer Couch, die mit im Zimmer stand, gemütlich machten. Fehlte ja nur noch, dass sie seinen besten Freund festketteten. “As you can see, Yoshiki’s pretty restless in his sleep and to avoid him falling out of the bed, likely resulting in him getting hurt, we attached the rails. Should it get considerably worse, please call one of the nurses, so that he can be fixated.” “Fixate him?!” “It’s better for his backbone if he lies still”, erklärte der Arzt, als sein Pager anfing zu piepen und er sich entschuldigte. „Yoshiki fixieren“, zischte Toshi leise ungläubig, als der Mediziner das Zimmer verlassen hatte und die Tür zu war. „Es ist zu seinem eigenen Schutz und nicht, um ihn zu quälen“, entgegnete Sugizo, der die Unterhaltung verfolgt hatte. „Was genau hat der jetzt eigentlich gesagt?“, fragte Heath, da er und Pata nur Bruchstücke verstanden hatten. Rasch fasste der Violinist die Aussagen zusammen, während Toshi unterdessen bei Yoshiki am Bett stand, ihn sicherlich eine Minute lang erst einmal nur musterte, wobei er das Kuscheltier noch immer festhielt, und dann sanft durch seine Haare strich. Im Schlaf musste der Pianist dies unterbewusst wahrnehmen, da er ruhiger wurde und sich in Richtung der Berührung drehte. Als er relativ still auf der Seite dalag, hob Toshi vorsichtig Yoshikis Arm, der oben war, an, legte den riesigen Tiger zu ihm und bettete den Arm dann auf den plüschigen Rücken. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als sich sein bester Freund an das Plüschtier kuschelte und plötzlich ganz friedlich schlief. „So ein Saftladen“, schnaubte Toshi leise und machte sich daran die Seitengitter zu entfernen, „Bettgitter, Fixierbänder… das ich nicht lache!“ „Toshi ist mal wieder total im Gluckenmodus“, seufzte Heath leise und beobachtete den Freund. „Mich amüsiert es gerade mehr, dass ein überdimensionaler Plüschtiger ausreicht, um Yoshiki ruhig zu stellen“, entgegnete Pata, „ob das auch funktioniert, wenn er im Studio mal wieder einen Anfall kriegt?“ „Allein sein Gesichtsausdruck wäre es eindeutig wert, es auszuprobieren“, äußerte Heath grinsend und stellte sich gedanklich ihren Leader vor, der Rumpelstilzchen Konkurrenz machte und sanft wie ein Baby wurde, als sie ihm den Tiger in den Arm legten. „Toshi ist schon seit etlicher Zeit so extrem überfürsorglich, wenn es um Yoshiki geht“, grübelte Sugizo und beobachtete kopfschüttelnd, wie ihr Sänger zuerst an dessen Bettdecke herum zupfte und dann anfing den Rucksack auszuräumen. Was genau er mit eine Flasche Traubensaft, Apfelsaft in Tetrapacks, einer kompletten Wassermelone, Bananen und Traubenzucker anfangen wollte, wusste keiner der anderen. „Hier, ich hab eure Englischsachen mit eingepackt, damit ihr eure Hausaufgaben machen könnt!“ Damit reichte Toshi Pata und Heath ihre Übungsbücher, sowie jeweils einen Kuli. „Ihr meintet doch heute Früh, dass ihr noch irgendwelche Aufgaben für die morgige Stunde vorbereiten müsst.“ Er wartete gar nicht erst ihre Antwort ab, sondern wuselte wieder im Zimmer herum. „Fängt er jetzt etwa auch noch an, uns zu betütteln?“, fragte der Bassist und starrte mit Unlust auf das Englischbuch. Auch wenn er wusste, dass es notwendig war, er hatte nicht die geringste Lust dazu – zum Glück ging es Pata da nicht anders! „Ich hoffe nicht“, äußerte der Gitarrist, „am Ende nimmt er mir mein Bier und meinen Whiskey weg, weil das gesundheitsschädigend ist…“ „Yoshiki muss ganz schnell wieder aufwachen oder wir sind echt dran!“ „Wie hält er das eigentlich die ganze Zeit aus?!“ „Untersteht euch, Yoshiki aufzuwecken“, warnte Sugizo, „und jetzt mal im Ernst: der liebt es doch, wenn er die ganze Zeit bei Toshi im Mittelpunkt steht, egal wie sehr er sich aufregt, dass er schlimmer ist, als seine eigene Mutter.“ Kopfschüttelnd blickte der Violinist zu ihrem Sänger, der sich gerade streckte und versuchte an die Flasche zu kommen, die oben am Tropfständer hing. „Toshi, was soll das?“, fragte er leise, um ihren Drummer nicht aufzuwecken, der friedlich dalag und nur hin und wieder leise schmatzte. „Der Schlauch ist verdreht, ich will den entwirren - am Ende knickt der noch…!“ „Toshi… du kommst jetzt augenblicklich hierher und setzt dich hin! Mit deinem ganzen Gewusel weckst du Yoshiki nur noch auf!“, zischte Sugizo leise. „Aber…“ „Kein ‚aber‘! Hinsetzen und Ruhe geben! Der Arzt hat schließlich gesagt, dass schlafen im Augenblick das Beste ist, was er tun kann – und du willst ihm doch nicht absichtlich einen Schaden zufügen?!“ Gut, es war vielleicht ein wenig übertrieben, aber es hatte den gewünschten Effekt. Toshi hörte mit seinen Verrenkungen auf und ließ sich stattdessen mit verschränkten Armen neben ihn aufs Sofa fallen, während sein Blick auf Yoshiki geheftet war. „Was genau ist eigentlich mit ihm los?“ „Du hast doch gehört, was der Arzt gesagt hat, Sugizo…“, wich Toshi aus, da er bei dieser direkten Frage ein ungutes Gefühl hatte. „Was er damit wohl sagen will ist: Was für ein weiteres Problem ist aufgetreten, dass Yoshiki sich schon seit einiger Zeit seltsamer als normal verhält und du ihm gegenüber noch mehr gluckst als sonst“, elaborierte Heath. „Ich glucke nicht! Ich passe nur auf ihn auf, wenn er es mal wieder vergisst…“ „Du gluckst – und wie!“, entgegnete Pata und hielt zum Beweis sein Übungsbuch hoch. „Was ist? Der Arzt hat vorhin schließlich auch sowas angedeutet…“, fragte Sugizo erneut, während Toshi unruhig hin- und herrutschte und seine Finger knetete. Waren ihnen die Veränderungen an seinem besten Freund doch so deutlich aufgefallen? „Nichts… was sollte schon sein?“, wich er aus. Er hasste es, für Yoshiki seine Freunde anlügen zu müssen, aber nachdem er versprochen hatte, Stillschweigen darüber zu bewahren, was sollte er tun? „Toshi“, klinkte sich Heath mit ein und zog absichtlich die letzte Silbe des Namens in die Länge. „… ich… ich musste Yoshiki versprechen, nichts zu sagen… tut mir leid!“ „Also gibt es neue Probleme?“, hakte Pata nach. „…“ „Toshi?“, fragte Sugizo. „Sorry, aber ich kann wirklich nichts dazu sagen. Und es war nicht so, dass er es mir mal eben so erzählt hat – seine Mutter und ich haben es auch nur durch Zufall herausgefunden, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, es für sich alleine zu behalten, um niemanden Sorgen zu bereiten!“ „Aber du weißt, was mit ihm los ist?“, wollte Heath wissen und erhielt ein Nicken, wobei Toshi es vorzog auf seine Hände zu starren. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei, den Dreien etwas zu verheimlichen. „Dann ist gut“, entgegnete Sugizo lächelnd und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Wie?“ Toshi verstand gerade die Welt nicht mehr. Warum sollte alles in Ordnung sein, wenn er ihnen wegen Yoshikis Dickschädel etwas vorenthielt. „Solange er dir gegenüber wenigstens offen ist, ist das okay“, erklärte der Violinist. „Auf dich hört er wenigstens“, fügte Heath grinsend hinzu, woraufhin Pata bestätigend nickte. „Ihr… ihr seid nicht wütend, dass ich…“ „Vergiss es, Toshi“, wiegelte der Bassist ab. „Wir haben doch schon seit Monaten gemerkt, dass etwas im Busch ist, aber die Klappe gehalten, weil es offensichtlich war, dass Yoshiki dich eingeweiht hatte und du ihn entsprechend begluckt hast“, äußerte Pata schulterzuckend. Der Sänger war froh, dass sie ihm die Heimlichtuerei nicht krumm nahmen, Yoshiki würde deswegen aber trotzdem noch sein Fett wegbekommen. Wie wusste er noch nicht, aber bis er wieder daheim wäre, würde ihm schon etwas einfallen. Er könnte zum Beispiel sämtliche Schokolade außer Hause schaffen oder Tocchan, Tora und hide-Plüsch wegsperren und selbst nicht mehr zum Kuscheln zur Verfügung stehen… aber das erschien ihm fast schon wieder zu gemein! Ihm würde schon noch etwas kommen… Die nächsten Stunden verbrachten die vier damit, über den Schlaf ihres Leaders zu wachen, wobei Toshi in einem Stuhl neben dem Bett saß und nebenbei versuchte, sich die neuen englischen Lyrics für ihre alten japanischen Songs einzuprägen, was aber gar nicht so einfach war, da er sie solange in seiner Muttersprache gesungen hatte. Sugizo war damit beschäftigt, seine Termine für die verschiedenen Projekte, in die er involviert war, irgendwie zu koordinieren, aber irgendwie schien das wohl auch nicht ganz so zu klappen, weil er immer wieder leise vor sich hinfluchte und sein iPhone böse anstarrte. Pata und Heath brüteten derweil über ihren Englischhausaufgaben, wobei sie nicht wirklich weiter kamen, da immer wieder ein Wort oder die Grammatik fehlte. „Pata, was war ‚Rasen‘ noch einmal?“ „Keine Ahnung… ich hab ‚grass‘ geschrieben…“ „Gut, dann nehm ich das auch.“ „Lawn“, warf Toshi ein. „Was?“, fragte Heath verwirrt. „Rasen ist ‚lawn‘. ‚Grass‘ ist Gras“, erklärte Sugizo anstelle des Sängers. „Danke!“ „Hey, Kleiner, hast du die c bei Nummer sechs schon?“, wollte Pata von dem Bassisten wissen. „Du meinst ob da simple present oder present perfect reinkommt?“ „Genau.“ „Ich hab ‚I’m having a house‘“, antwortete Heath und sah die Aufgabe grübelnd an. Was musste die englische Sprache auch so viele Zeiten haben? Das Japanische kam schließlich auch mit deutlich weniger aus und sie verstanden einander trotzdem einwandfrei! „Aber ist das nicht eine Tatsache? Also eher Präsens?“ „Aber es ist doch ein momentaner Zustand…“ „Wenn du augenblicklich gerade ein Haus zur Welt bringst, dann stimmt die Argumentation“, entgegnete Sugizo abwesend, während Toshi vor sich hingrinste. Er konnte sich noch gut daran erinnern, welche Lachanfälle er bei Muttersprachlern verursacht hatte, wenn er die Zeiten durcheinander gebracht hatte. „Warum sollten wir ein Haus gebären?“, fragte Pata skeptisch. „Mir wurde es einmal so erklärt“, fing Toshi an und legte seine Zettel beiseite, „‘having‘ existiert nur in ‚I’m having a baby‘ und ansonsten nicht. Wie Sugizo schon sagte, es erweckt sonst die Vorstellung, dass du gerade in den Wehen liegen und Gott weiß was zur Welt bringen würdest.“ „Das ist doch Schwachsinn.“ „Die verarschen uns garantiert, Pata!“ Nach einer weiteren Stunde voller Diskussionen in gedämpfter Tonlage über die Eigenheiten der englischen Sprache, gab ihr Leader Anzeichen von sich, dass er aus seinem Dornröschenschlaf erwachen würde, da er wieder etwas unruhiger wurde und leise anfing zu reden, wobei das meiste nur wirres Zeugs war oder auf Französisch, was für die anderen keinen Sinn machte. „Yocchan“, sprach Toshi ihn leise an und strich über seine Wange, was gar nicht so einfach war, da er sein Gesicht praktisch zwischen den Pranken und unter dem Kopf des Plüschtigers versteckt hatte. „Tocchi“, brummelte dieser nur und kuschelte sich noch mehr an das Kuscheltier. „Wir hätten einfach die Becken von seinem Schlagzeug mitnehmen sollen…“, äußerte Pata, während Heath grübelte, ob Yoshiki den Tiger mit ihrem Sänger assoziierte. „Yocchan…“, versuchte es Toshi erneut und diesmal schlug der Drummer auch für einen Moment die Augen für einen Spalt auf, doch alles was er sah, waren nur die Pfoten des Plüschtieres, wobei er sich überhaupt nicht wunderte, was dieses bei ihm machte, wo er es immerhin absichtlich zuhause gelassen hatte, weil es doch ein bisschen peinlich wäre, mit 44 Jahren mit einem riesigen Kuscheltier aufzukreuzen. „Tocchan… ta voix ressemble à laquelle de Tocchi…“, murmelte er und ließ seine Lider wieder nach unten fallen. War viel zu anstrengend, die offen zu halten und grell war es ohnehin! Und offensichtlich träumte er sowieso oder weshalb sollte Tocchan, der ja zuhause war, plötzlich bei ihm sein und wie sein bester Freund klingen. „Jetzt fängt wieder das Französischgequassel an“, stöhnte Heath auf. „Yocchan“, versuchte Toshi es erneut und drückte diesmal die Hand des anderen. Dieser erwiderte zwar leicht den Druck und murmelte erneut etwas auf Französisch, während er die Augen einen Spalt breit öffnete und den Kopf etwas drehte. „Tocchi…“ Die Nachwirkungen der Narkose vernebelten seinen Verstand noch viel zu sehr, als dass er sich fragte, was sein bester Freund und Tocchan hier machten. „Hey, wie geht es dir?“, fragte der Sänger leise und schob das Plüschtier ein wenig nach unten, um besser Yoshikis Gesicht sehen zu können, aus welchem er eine Haarsträhne strich. „… kuscheln…“, murmelte er unverständlich und versuchte an Toshis Hand zu ziehen, die die seine noch immer festhielt, doch da sich sein gesamter Körper vor Müdigkeit wie Blei anfühlte, war das nicht wirklich spürbar. „Du hast doch Tocchan“, entgegnete der Ältere leise. „… kuscheln…“ „Dann rutsch rüber“, gab sich Toshi geschlagen, schlüpfte rasch aus seinen Schuhen und legte sich zu seinem besten Freund, nachdem dieser etwas Platz gemacht und er das Kuscheltier ans Fußende verfrachtet hatte. Augenblicklich schmiegte der Jüngere sich an ihn und es dauerte keine Minute, da schlief er auch schon wieder tief und fest, während der Sänger ihn einfach im Arm hielt und davon ausging, die nächsten Stunden wohl nicht mehr wegzukommen. „Ich würde sagen, du sitzt fest“, äußerte Heath schmunzelnd. „Genau aus dem Grund hatte ich ihm eigentlich Tocchan gekauft…“, seufzte Toshi, hatte aber eigentlich nichts dagegen, Plüschtier für seinen besten Freund zu spielen. „Du hast ihm das Viech besorgt?“, fragte Pata und blickte auf. „Ja… nachdem ich festgestellt hatte, dass er am besten schläft, wenn er sich an mich kuscheln kann, was bei seinen Schlafgewohnheiten aber ab und an unpraktisch sein kann… also habe ich irgendetwas gesucht, was größentechnisch in etwa an mich herankam…“ „Mit dem Unterschied, dass dein Schwanz wohl kaum über einen halben Meter lang ist“, entgegnete der Bassist grinsend, woraufhin Toshi nur die Augen rollte, was lediglich dazu führte, dass sich Heaths Grinsen einmal um dessen Kopf zu wickeln schien. Die Stunden vergingen und draußen war es bereits dunkel geworden. Ab und an schaute eine Krankenschwester nach dem Patienten und war ganz überrascht, dass dieser nun so ruhig schlief. Pata, Sugizo und Heath verschwanden am Abend kurz, um für sie alle etwas zu essen zu besorgen, während Toshi bei Yoshiki liegen blieb, ihn im Arm hielt und in der anderen Hand seine Zettel mit den englischen Lyrics hatte. Die Pizzen, die die drei geholt hatten, waren schon längst vertilgt, als ihr Leader wiederum Anstalten machte, aufzuwachen. Er fing erneut an, irgendwelche Sachen auf Französisch zu sagen, die die anderen natürlich nicht verstanden, und zudem wurde er unruhiger, was vor allem der Sänger nur zu deutlich zu spüren bekam, weil er immer wieder in die Beine gekickt wurde. „Au!“ „Was?“, wollte Sugizo wissen. „Ich werde nur zum gefühlten 100. Mal gegen dieselbe Stelle am Schienbein getreten.“ „Dann weck ihn auf, er scheint sowieso nicht mehr sonderlich tief zu schlafen“, entgegnete Heath. „So schlimm ist es nicht“, tat Toshi es ab, da er Yoshiki nicht unbedingt wecken wollte, wenn dieser endlich einmal wieder Ruhe hatte. „Dann beklag dich nicht“, äußerte Pata schulterzuckend, „du bist freiwillig zu ihm ins Bett geklettert.“ „Und genau da geh ich jetzt freiwillig auch raus“, konterte Toshi, „hab ja schließlich noch Tocchan.“ Vorsichtig machte er sich daran, seinen besten Freund von sich zu lösen, als dieser plötzlich die Augen aufschlug und sich erst etwas orientierungslos umblickte. Wo war er? Was war geschehen? Langsam kamen die Erinnerungen daran zurück, dass er am Abend zuvor in die Klinik gefahren war, um am nächsten Tag unter Vollnarkose eine transforaminale epidurale Injektion zu erhalten. Da er nicht wollte, dass seine Bandkollegen ihn in dieser Situation sahen, hatte er ihnen alle möglichen Aufgaben aufgetragen, um sie von ihm fernzuhalten. Eigentlich war das genau das Gegenteil von dem, was er wollte, doch sein Stolz stand ihm da einmal wieder im Weg – dementsprechend war es wohl vorhin auch nur ein schöner Traum gewesen, dass Tocchan und Toshi bei ihm waren und sich letzterer dann zu ihm gelegt hatte, um ihm Nähe und Geborgenheit zu bieten. Er hasste es, dass er in solchen Situationen immer so emotional war. Als er als kleines Kind so häufig im Krankenhaus gewesen war, war das immer einfacher gewesen – da war es selbstverständlich gewesen, dass seine Eltern bei ihm gewesen waren und sein Vater ihm stets ein Geschenk mitgebracht hatte, aber nun war er über 40 Jahre alt… da sollte man solche Situationen alleine überstehen können. Seufzend kuschelte er sich an sein Kissen, das irgendwie ziemlich hart war und aus irgendwelchen Gründen wie Toshi roch. Doch anstatt beruhigend zu wirken, trug es nur dazu bei, dass er sich noch kleiner und verlorener fühlte. Vielleicht hätte er zumindest bei seinem besten Freund seinen Stolz hinunter schlucken und ihn fragen sollen, ob er bei ihm sein könne, wenn er aufwachte. Ein Wort hätte sicherlich genügt… schließlich hatte er es ihm an der Nasenspitze ablesen können, dass es ihm gar nicht gefiel, dass er ihn fernhalten wollte. Er merkte wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, als er trotz der Nachwirkungen der Narkose realisierte, dass er sich nur einmal wieder ins eigene Fleisch schnitt, weil er es vorzog, die Klappe zu halten, anstatt auch nur einen Piep zu sagen. „Yocchan, was ist los?“ Alarmiert sah Toshi Yoshiki an, als er sah, wie über dessen Wangen vereinzelt Tränen rannen. Nachdem der Jüngere aufgewacht war, hatte er sich – aber auch Heath, Pata und Sugizo - zunächst ruhig verhalten, um ihm die Möglichkeit zu geben, ganz wach zu werden. Doch als er zu weinen angefangen hatte… Tat ihm etwa etwas weh? Hatte er Schmerzen? „… Tocchi?“ Die Stimme des Pianisten klang rau, da sein Mund ganz trocken war. Völlig überrascht hob er den Kopf etwas an und realisierte, dass das „harte Kissen“ sein bester Freund gewesen war. Was tat er hier? „Was ist los? Weshalb weinst du? Hast du Schmerzen?“ Hatte sich der Sänger vor nicht einmal fünf Minuten mühsam von Yoshiki gelöst, so drückte er ihn nun wieder eng an sich und machte sich nur noch mehr Sorgen, als er plötzlich zu Schluchzen anfing. „Yocchan?!“ „Was ist los, Heulsuse?“ Schniefend blickte der Drummer auf, als er eine weitere Stimme hörte, die eindeutig nicht Toshis war, und erblickte am Bettende Sugizo, Heath und Pata, wobei ihn letzterer abwartend anblickte. „Du…“ Yoshiki drehte den Kopf so gut wie möglich in Richtung seines besten Freundes und dann wieder zu seinen drei Chaoten. „Ihr… ihr seid hier…“ Wieso waren sie hier bei ihm, wenn er ihnen doch…? „Hast du wirklich geglaubt, deine idiotischen Arbeitsaufträge könnten uns davon abhalten, bei dir zu sein?“, äußerte Sugizo. „Ich lass dich doch in einer solchen Situation nicht alleine!“, entgegnete Toshi bestimmt und strich ihm beruhigend über den Rücken, während der Jüngere nicht ganz fassen konnte, dass wirklich alle vier bei ihm waren, obwohl er etwas ganz anderes gesagt hatten. „Wir sind schließlich eine Familie und als solche geht man gemeinsam durch dick und dünn“, fügte Heath hinzu. „Außerdem… erinnerst du dich an das, was du beim PV Shoot im Januar gesagt hast? Wir sind an deiner Seite, weil wir dort sein wollen und nicht weil wir es müssen.“ „Du bist ja richtig gefühlsduselig, Pata“, äußerte der Bassist gespielt überrascht, „das ist man von dir so gar nicht gewohnt!“ „Mir fehlen meine Kippen und mein Bier, weil wir die ganze Zeit im Krankenhaus rumhocken – deswegen“, konterte der Gitarrist nur und strich sich eine gelockte Strähne aus dem Gesicht. Heath wollte etwas darauf erwidern, doch ein geschnieftes „Gruppenkuscheln“ aus dem Krankenbett hielt ihn davon ab. Stattdessen krabbelte er auf das Bett und legte sich der Länge nach über Yoshiki und Toshi, um diese zu drücken, während sich Pata und Sugizo links und rechts auf den Bettrand setzten und der Aufforderung nachkamen. „Heath, wenn meine Beine demnächst absterben, ist das deine Schuld“, warnte der Sänger, da der Bassist trotz seiner zierlichen Statur nach einigen Minuten schwer und unbequem wurde. „Spürst du die überhaupt noch, nachdem Yoshiki die schon die ganze Zeit gekickt hat?“ „Was hab ich?“ Seine Tränen waren langsam wieder am Versiegen und er genoss einfach nur die Nähe seines Chaotentrupps – vielleicht war es ganz gut, dass sie selten genau das taten, was er sagte. „Du hast mir im Halbschlaf die ganze Zeit gegen das Schienbein getreten…“ „… sorry…“ „Vergiss es“, tat Toshi es ab und umarmte ihn nur fest, wogegen Yoshiki absolut nichts einzuwenden hat. Inmitten seiner Freunde und seiner Familie fühlte er sich gar nicht mehr klein und verloren, sondern sicher und geborgen, auch wenn es bedeutete, ihnen gegenüber Schwäche zu zeigen – etwas, was er eigentlich auf ein Minimum reduzieren wollte. „Wie geht es dir eigentlich?“, fragte Sugizo, nachdem sie die Gruppenumarmung schließlich gelöst hatten und er nun rechts auf der Bettkante saß und Pata auf der linken, während Heath es sich am Fußende bequem gemacht hatte und Tocchan im Schoß liegen hatte. „Müde… KO… erschöpft… groggy…“, zählte Yoshiki leise auf, während er sich an die Brust seines besten Freundes kuschelte und die Augen nur halb geöffnet hatte. Wenn er dessem Herzschlag noch länger lauschte, dann würde er glatt das nervige Piepen des EKGs vergessen und direkt wieder einschlafen. „Möchtest du eigentlich etwas trinken oder essen?“, fragte Toshi und streichelte immer wieder durch die gebleichten Haare. „Trinken… mein Mund ist wie Sandpapier…“ „Dann musst du mich mal kurz aus dem Bett lassen…“ Nur widerwillig rückte der Pianist von ihm ab, doch letztendlich tat er es, sodass der Sänger aufstehen konnte. „Willst du etwas von dem Wasser, was noch da ist, oder Saft? Ich hab Traubensaft und Apfelsaft mitgebracht…“ „Du könntest auch Melone oder sonst was essen – Toshi hat einen halben Supermarkt mitgebracht“, äußerte Heath. „… Apfelsaft…“ Der Sänger kam mit einem der Tetrapacks zurück, packte den Strohhalm aus und stach ihn durch die Verpackung durch. Unterdessen wollte sich Yoshiki aufsetzen, um besser trinken zu können, doch sein Körper war von den Strapazen so erschöpft, dass seine Arme sich weigerten, sein Gewicht zu tragen. Kommentarlos half Toshi ihm, sich aufzurichten und setzte sich dann so, dass der Drummer sich an ihn lehnen konnte, während er ferner noch einen Arm um ihn schlang, um ihn zu stützen. Die drei anderen beobachteten das Ganze stillschweigend und tauschten einen kurzen Blick aus. Jeder von ihnen wusste, dass es nicht normal war, nach einem an sich so kleinen Eingriff, wie er bei Yoshiki vorgenommen worden war, so schwach zu sein. Sie ahnten, dass es mit der neuen Erkrankung zu tun hatte, dass ihr Leader so erschöpft war, doch zumindest schien er damit einverstanden zu sein, dass Toshi ihm half, weshalb sie nichts sagten und so taten als wäre es völlig normal, dass der Sänger für ihn den Tetrapack hielt und leicht zusammendrückte, damit ein größerer Unterdruck entstand und er eigentlich gar nicht mehr saugen musste, um an den Saft zu gelangen, sondern ihn praktisch nur noch herunterschlucken musste. Als die Packung bis auf den letzten Tropfen leer war und Yoshiki auch keine weitere mehr wollte, half der Sänger ihm, sich wieder hinzulegen und wollte dann aufstehen, um die leere Saftverpackung wegzuwerfen, als Pata ihm jene wortlos abnahm und in den Mülleimer schmiss. So konnte sich Toshi wieder zu ihm legen und kaum, dass er es sich bequem gemacht hatte, hatte sich auch schon wieder der Jüngere an ihn gekuschelt. „… tut mir leid, Tocchi…“, flüsterte Yoshiki leise und verbarg sein Gesicht an der Schulter des Kleineren. „… Was tut dir leid?“, hakte Toshi mehr als verwirrt nach, da er den Zusammenhang gerade nicht verstand – Heath, Pata und Sugizo ging es da nicht wirklich besser. „… dass ich so schwach bin…“ Als er diese Worte hörte, verblasste um den Sänger herum seine Umwelt und er schien sich in einem Krankenzimmer im Hospital von Tateyama Anfang der 70er wiederzufinden. Es war Toshimitsus siebter Geburtstag und eigentlich hatte er ihn mit all seinen Freunden zuhause feiern wollen, doch in der Früh hatte ihm seine Mutter gesagt, dass sein bester Freund, der schon immer sehr schwächlich gewesen war, in der Nacht einen schweren Asthmaanfall gehabt hatte. Deshalb war er nun im Krankenhaus und würde nicht kommen können. Toshimitsu hatte seine Eltern daraufhin gebeten, die Feier zu verschieben und ihn stattdessen zu Yoshiki in die Klinik zu fahren. Dieser war völlig überrascht gewesen, als er plötzlich seinen besten Freund erblickt hatte. „Tut mir leid, dass ich deinen Geburtstag ruiniert habe, Tocchi“, entschuldigte sich Klein-Yoshiki leise und blickte ganz traurig drein. „Hast du nicht! Es war meine Entscheidung, meinen Geburtstag mit dir hier zu verbringen!“ „… tut mir leid, dass ich so schwach bin, Tocchi…“, flüsterte Yoshiki kaum hörbar und starrte auf die Bettdecke, während ihn das Geburtstagskind für einen Augenblick völlig überrascht anblickte, dann zu ihm aufs Bett kletterte, ihn umarmte und ihm einen freundschaftlichen Kuss auf den Haaransatz hauchte. „Für mich bist du trotz allem der stärkste Mensch, den ich kenne, Yocchan!“ Toshi drückte seinen besten Freund an sich und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn. „Für mich bist du trotz allem der stärkste Mensch, den ich kenne, Yocchan!“ So wie damals hielt er ihn einfach fest und strich über den schmalen Rücken des Jüngeren, der seine Finger in seinem Oberteil verkrallt hatte. „Ne, Tocchi…“, fragte er schließlich leise. „Ja?“ „Singst du mir etwas vor?“ Die Frage kam zwar etwas überraschend, aber der Sänger nickte. Seit er wieder singen konnte, kam der Blonde gelegentlich mit jener Bitte zu ihm, wenn sie nicht gerade an irgendwelchen Aufnahmen arbeiteten. „Was willst du hören?“ „Kannst du mir noch einmal ‚Crystal Piano‘ vorsingen?“ „Ist das ein neuer X Song?“, fragte Sugizo interessiert, da er den Titel noch nicht kannte, doch Yoshiki schüttelte verneinend leicht den Kopf. „Ist ein Song, den Toshi mir letzte Woche zum ersten Mal vorgespielt hat…“ „Willst du wirklich den hören…?“, hakte der Sänger nach, da es ein sehr persönliches Lied war, das er eigentlich nur für seinen besten Freund geschrieben hatte. „Ja…!“ Sich auf die Unterlippe beißend, setzte sich Toshi auf, um ein besseres Stimmvolumen zu haben, während Yoshiki seinen Kopf in seinem Schoß bettete und er eine Hand auf dessen Schulter legte. Er schloss die Augen, holte tief Luft und bekam so nicht mit, dass der Pianist auch seine Lider geschlossen hatte und sie gedanklich beide gemeinsam auf der Klavierbank von Yoshikis Kristallflügel saßen, während die ersten Zeilen des Songs kristallklar aus Toshis Mund ertönten und in ihrer beider Köpfe die Klaviermelodie vom Flügel ertönte über dessen Tasten die Finger des Pianisten huschten. „Ich stand stets unauffällig in deiner Nähe, wenn ich sang und beobachtete deine Schultern, wie sie vor und zurück schwangen, wenn du am Flügel spieltest. Da ich weiß, dass heute der letzte Tag ist, an dem ich so neben dir stehe, kann ich nicht anders als hemmungslos zu schluchzen. Mehr als irgendwer sonst habe ich der Liebesmelodie gelauscht, die du spieltest. Mir zerreißt es das Herz, denn ich weiß, dass dies der letzte Augenblick ist, in dem ich dich höre. Und doch gibt es einen Gott. Es gibt ihn wahrlich. Wir haben uns wieder gesehen und noch einmal von Neuem begonnen, den Spotlight meines Lebens. Wir stehen auf derselben Bühne, auf der wir immer standen. Du spielst denselben Kristallflügel, den du immer gespielt hast. Die Art und Weise, wie du früher immer gelächelt hast, Die Songs, die wir früher immer gesungen haben... ... nichts hat sich verändert. Egal was als nächstes passiert, ich werde dich nie mehr verlassen. Denn egal was auch passieren mag, ich habe keine Angst mehr. "Ich möchte es heute ein für alle Mal beenden." Ich erinnere mich daran, wie du den Kopf senktest, als du meine Abschiedsworte hörtest. Seit jenem Tag sind über 10 Jahre vergangen... Seit damals habe ich alleine in Reue gelebt. Und doch, es gibt einen Gott. Er steht direkt vor mir. Mein Herz schlägt nun vor Freude. Es ist ein Neuanfang. Wir sagen dieselben Phrasen wie damals und ich singe dieselbe schöne Melodie. Dein Haar weht genauso wie früher und dieselbe Sonnenbrille von damals reflektiert die Welt um uns herum. Nichts hat sich verändert. Alles ist im Begriff anzufangen. Alles wird nun nach deinem Willen gehen. Nichts hat sich verändert. Alles ist im Begriff zu erstrahlen. Alles wird so bleiben und niemand wird uns mehr aufhalten können...“ •★★•★★•★★•ENDE•★★•★★•★★• ~ Gewidmet all jenen, die uns auf unserem Weg begleiten – nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)