Die Sterne über Dalaran von Kyrethil (World of Warcraft-Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 10: 3. Die Ankunft -------------------------- Die Ankunft Erst vor kurzem hatten abenteuerhungrige Entdecker die Zufahrt, die direkt vor die Haustüre der Burg Utgarde im heulenden Fjord führte, für sich beansprucht und einen Hafen der Allianz aufgebaut. Tatsächlich bestand dieser Stützpunkt noch nicht allzu lange. Diejenigen Schiffe, die in der Vergangenheit von den östlichen Königreichen her kommend Nordend angesteuert hatten, waren ohne Ausnahme beim Anblick der steil abfallenden Klippen und der wenig einladenden Inseln des Fjords weitergefahren, weiter westlich der Küste entlang. Nicht wenige hatten dabei in den Drachenöden angelegt, im Süden dieses schneebedeckten Gebiets. , dachte Dairean bei sich, als die Reisegruppe sich in beständigem Flug auf ihren ausgeruhten Reittieren zwei Tage später dem ehrfurchtgebietenden Bauwerk näherten. Daireans Reisen hatten ihn noch nie in den Tempel geführt. Das höchste der Gefühle war ein Flugdienst nach Galgrimm gewesen, wo er eine Nachricht hatte zustellen müssen. Während er sich ein wenig Blutdistelpulver ins Zahnfleisch rieb, dachte er darüber nach. Es war kaum ein Vierteljahr vergangen, seit er mit offenem Mund an diesem Machwerk vorbeigeflogen war. Auch er war fasziniert davon gewesen, wie so viele vor ihm. Und so wie es aussah, blieben seine Reisegefährten ebenso nicht von der Wirkung des Tempels verschont. Als sie schliesslich auf einem der Vorplätze der vier Eingänge landeten, dem nördlichen Eingang, wanderten sämtliche Blicke seiner Mitreisenden in die Höhe.Egal wie mächtig man sein mochte, in Anbetracht der riesigen Dimensionen, die der Turm einem Elfen oder Menschen bot, war jeder, der hier ankam, klein. Dairean senkte den Blick vor allen anderen und beobachtete die Umgebung. Vor ihnen tat sich ein riesiger ebenerdiger Hauptraum auf, der gross genug war, um zwei ausgewachsenen Grossdrachen Platz zu bieten – in ihrer Drachenform. Dairean wusste, dass unter ihnen ebenso noch ein grosser Raum lag, sogar grösser, wenn er es von den Berichten her richtig im Kopf hatte. Die Dominanz der Drachen sprühte aus jeder einzelnen Säule, obwohl sich im Bau selber kein bisschen Zierwerk oder gar Prunk zeigte. Der Tempel öffnete sich gegen oben hin zu einem weiteren grossen Raum, wie er es beim Anflug gesehen hatte, um schliesslich zuoberst in einem Pavillon zu enden, der wohl der Hauptsitz der Drachen war. Zumindest hatte er dort mehrere Grossdrachen ausmachen können, liegend oder sitzend, teilweise auch in der Luft schwebend. ER nahm an, dass sich dort oben das Zentrum der Macht befand, obwohl er keinen Drachen direkt hatte ausmachen können, der der Drachenkönigin Alexstrasza glich. Er nahm dies zumindest an, obwohl er nicht wusste, wie sie aussah. In seinem Verständnis hatten Drachenköniginnen einfach anders auszusehen. Er musste schmunzeln. Seine Gedanken trieben ihn schon wieder viel zu weit. Die Starre der Sieben Reisegefährten hielt einige Momente an, in denen nichts ausser „Oh“, und Bemerkungen über die gigantischen Ausmasse des Turmes geäussert wurden. „Bei den Titanen.. Ich hätt' nich' erwartet, dass das Ding so gross is'“, platzte es aus Connell heraus. Imenia schmunzelte und blickte zu dem Menschen, dessen Mund immer noch offen stand. „Tatsächlich wird unter Gelehrten gemutmasst, ob dieser Turm vielleicht sogar von Titanen erbaut wurde. Immerhin befindet er sich mitten auf dem Pfad der Titanen.“, belehrte sie ihn. „Pfad der Titanen? Hä? Was is' das denn?“, kam nur die geistreiche Erwiderung. Dairean lachte leise, während nach und nach alle wieder ihre Blicke senkten, selber schmunzelten und sich wieder ihren Reittieren zu wandten. Imenia winkte ab. „Später, Connell, später. Sonnenhoffnung, seid so gut und bringt in Erfahrung, wo wir rasten können und wo der Lagerplatz für Reittiere ist“, wandte sich Imenia dann an ihn und sogleich biss er sich auf die Unterlippe. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er würde sich eine Drachenwache oder eine Bedienstete der Drachen selber suchen müssen, nur um sich der Nachtelfe nicht zu nähern, die hier stationiert war. Denn diese – so war er sich sicher – würde sofort erkennen, dass er nicht das war, was er vorgab. Er wollte schon Protest einwenden, setzte dazu sein wehleidigstes Gesicht auf und überlegte sich eine Erwiderung. „Ich würde..“, setzte er an, doch wurde von Ylaria unterbrochen. „Ich begleite ihn, wenn es recht ist. Wir sollten nicht alleine gehen, sonst verirren wir uns möglicherweise noch in diesen riesigen Hallen.“ Ylaria lächelte Imenia an, wie Dairean bemerkte. Er musste schmunzeln. „Ich brauche sowieso etwas Bewegung, bitte erlaubt mir dies, Magistrix Feuerblüte“, benutzte sie die ehrwürdige Anrede für die ausgebildeten Magier. Imenia blickte sie einen Moment an, nickte. „Aber macht schnell, hier draussen ist es immer noch empfindlich kalt.“ Ylaria nickte zeitgleich mit Dairean und strahlte ihn dann an. Dairean erwiederte das Lächeln, reichte Verian die Zügel von Phönix. „Bitte passt auf ihn auf“, sagte er und huschte dann eiligen Schrittes ins Innere des Erdgeschosses, gefolgt von Ylaria. „Ich hoffe bloss, diese Drachen kennen so etwas wie.. Wärme und Feuer, denn wir..“, hörten sie nur noch Imenias etwas humorvoll geäusserten Worte, ehe sie ausser Hörreichweite waren. XXXX Es lief gut für ihn. Dairean strich sich grinsend erneut eine Prise des Blutdistelpulvers ins Zahnfleisch. Oh ja, das tat es. Ylaria hatte von seinem Unbehagen Wind bekommen und ihn gefragt, was denn los sei. Er hatte etwas von einer verlorenen Wette geflunkert indem eine entfernte Verwandte der hier stationierten Kaldorei vorkam, hatte erzählt, er hätte sowieso eine allgemeine Abscheu vor Nachtelfen, besonders vor weiblichen, und es wäre ihm überhaupt nicht recht, und er müsste sowieso dringend austreten. Ylaria hatte leise gelacht. „Nun gut, dann gehe ich und frag nach. Aber beeile dich, ich warte hier höchstens eine Viertelstunde, nachdem ich mit der Gesandten und möglicherweise dem Gastwirt gesprochen habe.“ „Geh ruhig zu ihnen, wenn du fertig bist. Sag einfach ich hätte.. Verdauungsprobleme oder so etwas in der Art.“ Ylaria hatte leise gelacht. Und nun stand er hier, an der südlichen Seite des Turmes. Er beobachtete nur, obwohl er sich bewusst war, dass er schnell handeln musste, denn er brauchte dringend Informationen. Aber es lief gut für ihn, hatte er es doch immerhin geschafft, Ylaria für einen Moment loszuwerden. Ylaria hatte offenbar fast etwas zu viel Gefallen an ihm gefunden, und hatte den ganzen vorherigen Tag versucht, ihm nahe zu sein. Er hatte sich auf ein Gespräch eingelassen, das recht angenehm gewesen war, doch als er versucht hatte, einen ruhigen Ort zu finden, um mit Hathorel Kontakt aufzunehmen, war er sie nicht losgeworden. Irgendwann des Abends hatte er sich seinem Schicksal ergeben, und die fünf Elfen hatten ein Kartenspiel gespielt, während die zwei Menschen in einer anderen Ecke vertieft in ein Streitgespräch gewesen waren. < Wobei Streitgespräch noch untertrieben ist >, dachte Dairean. < Noch etwas mehr, und sie hätte ihm den Kopf eingeschlagen.. Und er.. hätte es glücklich sterbend zugelassen. > Während er beobachtete, wie der orcische Gesandte auf den Boden spuckte und sich die für eine Orcwache typische Plattenrüstung zurechtrückte, musste er leise lachen. Ein Blinder konnte sehen, dass der etwas einfach gestrickte Connell hoffnungslos in Brionna verliebt war. Sie hätte ihm befehlen können, den Dreck von ihren Schuhsohlen zu lecken und er hätte es getan, in der Hoffnung etwas Beachtung zu finden. Dairean liess das Blutdistelpulver einige Minuten lang einfach in ihm wirken, spürte die wohlige Wärme des Krauts in sich hoch kriechen. Wärme hatte er auch bitter nötig. Es waren erst wenige Tage seit dem Aufbruch vergangen, doch bereits jetzt hatte er den Eindruck, er sei bis auf die Knochen vereist. Langsam verschwand die Kälte aus seinen Gliedern. So gestärkt drückte er sich noch etwas mehr in eine Ecke des äusseren Gebäudes, versicherte sich, dass ihn niemand sah, und zog dann die Kommunikationsscheibe, die ihm Hathorel mitgegeben hatte, aus der Tasche hervor. Er betastete das Gerät, bis es schliesslich ein leises Summen produzierte und er die Magie spüren konnte, die sich im Innern des Gehäuses aktiviert hatte. Er musste einige Minuten warten, bis sich schliesslich ein kleines, von Magie geformtes Bild auf der runden Scheibe bot. Ein belustigtes Schmunzeln auf den Lippen begrüsste er den Arkanisten, der ihn sogleich anblaffte. „Was gibt's da zu lachen, Sonnenhoffnung? Die Abbildung von euch sieht noch dämlicher aus, wie ihr dick verpackt in einer Ecke hockt.“ Dairean starrte das Ding an, bis er begriff, dass Hathorel ihn natürlich ebenso sehen konnte, wie er ihn. „Also, was gibt es?“, brummelte der Arkanist, und fuhr sich durch die Haare. Dairean räusperte sich. „Ehm.. Verzeiht. Natürlich Arkanist“, antwortete er, wobei seine Stimme etwas ungehalten klang. „Ich hätte mich schon eher melden sollen, aber..“ „Das hättet ihr tatsächlich. Ich bin auf glühenden Kohlen gesessen, Sonnenhoffnung. Glühende Kohlen!“ Der Arkanist warf die Worte unterstreichend seine Hände in die Luft und wirkte für einen Moment derart komisch und zugleich nervös, dass Dairean ihm gar nicht mehr böse sein konnte. Hathorel war einfach nicht fähig, angemessen mit Druck und Stress zurechtzukommen. „Ihr vertraut mir sicher dahingehend, wenn ich euch sage, dass ich mich gemeldet hätte, wenn es eine Gelegenheit dazu günstig gewesen wäre, nicht wahr? Es tut mir leid, dass ich euch so lange im Unklaren lassen musste, aber meine Tarnung war wichtiger. Selbst im Moment ist es recht heikel, mit euch zu sprechen.“ Hathorel winkte ab. „Wo seid ihr nun?“ „Wir sind erfolgreich im Wyrmruhtempel angekommen, vor einer Viertelstunde. Wir bereiten gerade das Lager. Imenia.. ich meine Feuerblüte, sprach gestern davon, dass wir wohl einige Tage hier verweilen müssten, sollte sie nicht bald eine Audienz bekommen. Sie ist zuversichtlich, morgen oder übermorgen empfangen zu werden.“ „Hmm..“, Hathorel schien sich langsam von seiner Nervosität zu erholen. „Was denkt ihr.. Gibt es wirklich Hinweise darauf, dass es die Schwesterklinge ist?“ „Mit Verlaub, Arkanist, ich habe nicht das Wissen, das zu beurteilen. Abgesehen davon hütet Feuerblüte das Relikt mit grösster Sorgfalt. Würd' mich nicht wundern, wenn sie es beim Schlafen als Kopfkissen benutzt.“ Täuschte Dairean sich, oder sah er da ein leichtes Schmunzeln auf Hathorels Gesicht? Das Bild war zu klein, um es zu beurteilen.„Hrmpfh.. Davon ging ich aus, aber man denkt ja manchmal, man täuscht sich und dann..“ „Gibt es weitere Befehle oder Veränderungen meines Auftrags, Arkanist?“, unterbrach Dairean die Grübeleien Hathorels. „Ja. Tatsächlich habe ich einige Nachforschungen angestellt. Eines der besten Bücher, die es zum Thema gibt, ist in der Bibliothek von Dalaran nicht auffindbar. Der Bibliothekar sagte nur vage, es wäre durch ein Missgeschick zerstört worden, aber ich glaube ihm kein Wort. Es kann sein, dass der Silberbund es absichtlich ruiniert hat, um..“ „Verzeiht, aber was hat das mit mir zu tun?“ „Darauf wäre ich gerade gekommen, lasst mich doch ausreden.“ „Dafür ist keine Zeit, Hathorel. Ich werde jede Minute zurückerwartet.“ Hathorel verwarf erneut die Hände über dem Kopf und seufzte. „Nun gut. Die Drachen haben ein Exemplar davon. In ihrer Bibliothek. Bringt es in euren Besitz, wenn es möglich ist. Nein.. nicht wenn es möglich ist.. es muss möglich sein.“ „Verratet mir den Titel und es befindet sich so gut wie in meinen Händen.“ Dairean grinste leicht. Das war eine Aufgabe nach seinem Geschmack. „Die Legende der Zwillingsklingen von Arlean Dämmerbann, es sollte...“ „Danke, das reicht“, unterbrach Dairean den Arkanisten erneut, noch bevor dieser anfangen konnte über das Buch zu schwafeln. Er wollte nichts riskieren. „Ihr solltet auf euch achtgeben, es gibt Gerüchte, dass..“ Blitzschnell drückte Dairean erneut auf den Knofp des Geräts und schob es mit einer fliessenden Bewegung fast gleichzeitig unter seinen Mantel. „Da steckst du also.“ Ylaria grinste ihn an. „Was machst du denn da draussen Leyan? Komm, die anderen sind schon dabei, das Gepäck ab zu laden und Brionna versucht sich gerade als Köchin.“ „Nun, ich habe mich wohl hier verloren im Anblick dieses wilden, aber schönen Landes. Und ich brauchte einen Moment für mich, um meine Gedanken zu ordnen“, sagte er, ehe er sich erhob, als wäre nichts geschehen. Sein Schmunzeln auf den Lippen übertönte das hastige Klopfen seines Herzens, welches sich einstellte, als Ylaria sich genähert hatte. Er trat zu ihr, so dass zwischen ihnen nur noch eine Handbreit Platz war. Er setzte sein überzeugendes, strahlendes Lächeln auf, während er ihr mit zwei Fingern sanft durch die Haare fuhr. „Denn diese Gedanken werden leider in den letzten Tagen etwas durcheinander gebracht“, sagte er leise, während er in ihre Augen blickte, gleichzeitig die Scheibe mehr in seiner Kleidung versteckte. Dann trat er wieder weg von ihr. „Lass uns gehen.“ In ihm war es warm. XXXX Dalaran „.. gibt Gerüchte, dass der Silberbund etwas pla.. Sonnenhoffnung? Sonnenhoffnung? Verdammt?“ Jorith Hathorel starrte den Kommunikator an, schüttelte die runde Scheibe einmal in der Hand, obwohl er wusste, dass das unnütz war. Die Verbindung war unterbrochen. Er konnte nur hoffen, dass Dairean in Ordnung war. Es musste wohl einen Grund gegeben haben, warum er die Verbindung unterbrach. Oder vielleicht hatte er die Scheibe falsch magisch konstruiert? Möglicherweise hatte es Daireans magisch begabte Reisegefährten auf sich aufmerksam gemacht? Womöglich hatte ihn das alles gerade jetzt enttarnt? Er biss sich auf die Unterlippe und konnte sich gerade noch beherrschen, die Scheibe nicht wütend wegzuwerfen. Er brauchte sie noch. Als er sie auf seinem Schreibtisch verstaut hatte, führten ihn seine Füsse zum Tisch, der in einer anderen Ecke des Arbeitszimmers stand. Er blickte auf die Karte, mit der er erst vor wenigen Tagen zusammen mit Dairean die Routen geplant hatte. Sie waren beim Wyrmruhtempel. Er konnte nur hoffen, dass alles glatt ging. Es gab so viele mögliche Komplikationen. Die Drachen könnten ihn enttarnen, die Silberbundler konnten ihn enttarnen, Dairean selbst konnte sich enttarnen, obwohl er letzteres nicht von ihm dachte. Der Spion war viel zu geschickt dafür. Erneut fluchte er, und seine Gedanken drehten sich unaufhörlich. < Was wenn ich Schuld bin? Sonnenhäscher wird mir nie vergeben.. Was wenn er wegen mir enttarnt wird? Festgenommen? Wenn er wegen mir stirbt? Verflucht, wie soll ich das je seinem Vater..> In diesem Moment klopfte es an die Tür. Hathorel wurde – wohl zu seinem Glück – aus seinen Gedanken gerissen, bevor er sich vor lauter Panik wahlweise aus dem Fenster gestürzt oder im Schrank versteckt hätte. Er erhob sich hastig, wollte zur Tür eilen, da ging sie auch schon auf. Hathorel erlitt den zweiten Schreck am heutigen Tage. Er verbeugte sich tief, als Aethan Sonnenhäscher in sein Studierzimmer trat, und seinen Kopf zum Grusse senkte. „Seid gegrüsst, Arkanist Hathorel.“ „Shorel.. Shorel'aran, Erzmagier Sonnenhäscher“, stammelte er. < Meine Nerven..>, dachte er, während er sich wieder aus der Verbeugung löste, als Sonnenhäscher ihm einen Wink gegeben hatte. „Steht auf, Arkanist. Zuviel Förmlichkeit schadet nur dem Rücken“, sagte Sonnenhäscher und schmunzelte. „Ich wollte euch auch gar nicht zulange aufhalten, denn es ist dringend.“ „Womit kann ich euch behilflich sein, Erzmagier Sonnenhäscher?“ Er eilte zu einem kleineren Tischchen, und suchte vergeblich nach einem sauberen Glas und einer nicht halb geleerten Flasche Wein. „Ich brauche nichts zu trinken, nur eure Aufmerksamkeit“, sagte Sonnenhäscher da, und setzte sich ungefragt auf einen Stuhl beim Tisch.“ Hathorel liess von seiner Suche ab und blickte den Erzmagier an. „Ja.. ja.. natürlich.. Also.. hrm.. worum.. wie kann ich euch helfen?“ Aethan Sonnenhäscher legte die Fingerspitzen aneinander. Von irgendwo im Gebäude, einen Stock unter ihnen, so schätzte Hathorel, erklang eine energische Stimme, die auf irgendjemanden einredete. „Ich will Informationen über die Mission. Wo befinden sie sich? Ist schon etwas herausgekommen bei der ganzen Sache? Wie sieht die Lage aus? Wie macht sich Sonnenhoffnung?“ Sonnenhäscher beugte sich etwas vor und blickte Hathorel an. „Wisst ihr, mich beunruhigt etwas. Bei meinem vorletzten Treffen sowie beim Treffen gestern mit Rhonin war dieser Magister dabei.. Wie hiess er noch gleich? Der oberste Speichellecker von Windläufer.“ „Ihr meint.. Tyballin? Melodir Tyballin?“ „Ja, exakt, das war sein Name. Nun.. beim vorletzten Mal schien er mich noch recht neutral anzuschauen, doch gestern Abend.. Seine Blicke hatten etwas von Dolchstössen. Seine Herrin verhielt sich wie immer, aber irgendetwas.. Habt ihr etwas gehört? Wurden wir enttarnt? Ich will einen Bericht.“ Hathorels Herz sank in die Hose. Wenn Tyballin so blickte, dann konnte das nur bedeuten, dass... Er schob den Gedanken beiseite. Bericht. Bericht.. Er musste berichten. „Ich.. habe mich gerade vor wenigen Momenten mit Sonnenhoffnung unterhalten. Sie sind am Wyrmruhtempel angekommen. Er konnte mir nicht viel erzählen, denn die Verbindung wurde unterbrochen, er sagte aber, seine Tarnung sei noch intakt. Ich gab ihm den Auftrag, das Buch über die Zwillingsklingen zu besorgen.“ „Hmm..“ Sonnenhäscher lehnte sich wieder etwas zurück. Die Stimme, die vorhin so energisch gesprochen hatte, erklang recht nahe seines Studierzimmers. „Das bedeutet also ..“, Sonnenhäscher wurde im Satz unterbrochen, als es heftig gegen die Tür polterte. Jemand hatte es wohl eilig, zu Hathorel zu gelangen. Erneut wurde die Tür selbstständig geöffnet. < Ich sollte meine Autorität wirklich mal etwas besser darlegen.. alle stapfen sie hier rein, als wäre das hier eine Taverne statt ein Studierzimmer>, dachte Hathorel bei sich, ehe er den Elfen musterte, der sich verbeugte. „Anu belore dela'na, Sire. Ich habe eine sehr dringende Nachricht.“ Hathorel erkannte einen der niederen Späher, der wie viele für ihn arbeitete. „Meeran. Was habt ihr für mich? Ich hoffe es ist wirklich wichtig, denn ich habe hohen Besuch.“ Erst in dem Moment fiel der Blick des Angesprochenen auf Sonnenhäscher und er erbleichte, schluckte leer und verbeugte sich tief. „Verzeiht, wenn ich gewusst hätte, dann.. es tut mir leid.. also.. ehm..“ Hathorel unterbrach das Stottern mit einem Wink. „Berichte, Meeran. Berichte.“ „Ihr solltet.. sofort.. zum Flugplatz kommen. Eine.. Da.. Sie fliegen weg.“ „Wer fliegt weg, und warum? Könntest du dich bitte klar ausdrücken?“ „Also nicht jetzt sofort, aber bald. Silberbund. Sie bereiten eine mehr`köpfige.. Expeditionsgruppe.. oder sowas.. vor.“ „Ist das etwas spezielles?“ Meeran holte tief Luft. „Arkanist Tyballin fliegt mit. Und.. und ich konnte etwas aufschnappen. Sie sprachen davon, dass sie 'diesen Mistkerl von Spion' schon schnappen würden.“ Hathorel starrte Meeran an. In seinem Kopf formte sich ein Bild. Sonnenhäscher und er tauschten einen Blick und ohne weiteren Kommentar erhoben sich der Erzmagier, nickte Hathorel zu. „Sire? Ich dachte.. es sei wichtig..?“, stotterte Meeran. „Geh zurück an die Arbeit. Es war wichtig. Danke.“ Sonnenhäscher übernahm es für Hathorel zu sprechen, der nur einen Kloss im Hals spürte. Dairean war enttarnt. Da war er sich ganz sicher. Hathorels Schritte führten ihn wie automatisch zum Flugplatz Dalarans. Und was er sah, beunruhigte ihn. Seine Blicke kreuzten die von Melodir Tyballin, der über sein Auftauchen ebenso überrascht schien wie Hathorel selber. Er blieb an der Seite stehen, musterte die Arbeiten, die an den Greifen und am Gepäck verrichtet wurden, liess den Blick wieder zu Tyballin schweifen, der das Zentrum darstellte, mit zwei Händen gleichzeitig ungefähr vier Befehle gebend, Dinge rufend. Auch sein Blick fiel erneut auf Hathorel und seine Gesichtsausdruck versteinerte sich. Hathorel seufzte. Er kannte seinen einstmaligen Freund lange genug, um zu wissen, dass dieser gerade sehr ernste Gedanken hatte. Dass er bei Hathorels Erscheinen derart finster geblickt hatte, genügte ihm, um die Verbindung nicht nur zu ihm, sondern zu den Sonnenhäschern zu ziehen. So finster hatte ihn Arkanist Melodir Tyballin das letzte Mal angeblickt, als er ihm eine Affäre ausgespannt hatte. < Nein >, korrigierter Hathorel sich selber. So finster hatte ihn sein ehemalig bester Freund noch nie angeschaut. Nicht einmal dann, als sich ihre Wege getrennt hatten. Als Hathorel den „Verrat“ begangen hatte, wie Tyballin es ihm wütend entgegen geschleudert hatte. Arkanist Melodir Tyballin wünschte ihm den Tod auf den Hals. Und wenn nicht den Tod, dann zumindest elendige Schmerzen. Hathorel seufzte erneut und wandte den Blick wieder ab. „Vorwärts, Silberbund. Wir müssen vorwärts machen. Bald werden wir es diesem Abschaum von Sonnenhäschern zeigen, dass man mit dem Silberbund nicht scherzen kann. Beeilt euch. Lasst alles hier, was unnötig ist.. Beeilt euch.“ Tyballins Worte waren an ihn gerichtet, doch Hathorel wandte sich ab. Er wollte.. er konnte sie sich nicht anhören. XXXX Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)