Seven years from now von Ninjagirl ================================================================================ Kapitel 7: Streuner ------------------- They'll laugh as they watch us crawl The lucky don't share at all No (Hey) hope (Hey) for fate (Hey) It's a random chance selection I want the truth Try to ride out the storm Whilst they'll make you believe They are the special ones (We have not been chosen) Injustice is the norm You won't be the first And you know you won't be the last (Muse - Unnatural Selection) Als Shindo von seinem Tag im Institut nach Hause kam, sah er Sageki an Touyas Türschwelle sitzen und offensichtlich auf den Ouza warten. Shindo war so verblüfft, dass er stehen geblieben war. Mit dem Rücken an Touyas Tür gelehnt saß Sageki mit geschlossenen Augen auf dem Boden und hörte Musik aus seinem MP3-Player. Als Shindo sich schließlich bewegte, regte sich auch der Junge und sah ihn überrascht an. Langsam nahm er die Stöpsel aus den Ohren. "Was machst du hier?" fragte Shindo den Jüngeren, immer noch ziemlich verwirrt. Ihre Lerngruppe fand nur einmal die Woche statt, und zwar mittwochs. Das war vor zwei Tagen gewesen. Ein anderer Grund für das Erscheinen Sagekis wollte ihm nicht einfallen. Der Junge zeigte vage auf seine Tasche. "Ich wollte Touya-san nur die CDs zurückgeben, die ich am Mittwoch von ihm ausgeliehen habe." "Aha." Dumpf stand Shindo da und starrte weiter auf den Jungen. Sie hatten sich heute erst im Institut gesehen, das war gar nicht lange her. Er musste sie da schon dabeigehabt haben. Wieso hatte er die CDs nicht einfach Shindo gegeben? "Tja..." murmelte er schließlich und wusste nicht so recht, was er mit dem Jungen machen sollte. Er konnte ihn doch nicht einfach vor Touyas Tür sitzen lassen? Es war noch nicht Sommer, so sonderlich warm war es nicht und der Junge würde sich vermutlich erkälten, wenn Touya sich nicht bald blicken ließ. Shindo seufzte und meinte schließlich: "Entweder du gibst mir die Platten oder du kommst mit nach oben und trinkst einen Tee." Sageki überlegte kurz, erhob sich dann und blickte ihn auffordernd an. Shindo seufzte wieder, denn eigentlich hatte er gehofft, nicht den Babysitter spielen zu müssen. Auf dem Weg ins obere Stockwerk zog er sein Handy hervor und rief Touya an. "Touya Tengen", grinste er in den Hörer. "Was ist los?" fragte der andere und schien etwas gehetzt. "Dein Welpe hat sich hierher verirrt und möchte von niemand anderem gestreichelt werden. Wann kommst du ihn abholen?" Er grinste weiter und hörte ein leichtes Grummeln Sagekis hinter sich. Touya schien kurz verwirrt, verstand dann aber und meinte, er sei sowieso schon im Auto und auf dem Weg, aber dass sich ein Stau anbahne. Nachdem Shindo aufgelegt hatte, kam er etwas ins Grübeln. Er war doch erst vor fünf Minuten selbst gefahren, da waren die Straßen komplett frei gewesen. Ob Touya aus einer anderen Richtung kam? Er schloss dem Jungen die Tür auf und murmelte nur: "Nicht erschrecken." Dann fiel ihm wieder ein, dass Yun ja aufgeräumt hatte. Er ging vor in die Küche und ließ Sageki im Flur stehen. Der würde sich schon zurechtfinden. Weil er immer noch keinen Oolong gekauft hatte – mal wieder ein Grund, Touya einen Besuch abzustatten – machte er ihnen Früchtetee, und während das Wasser kochte, lief er ins Wohnzimmer zu dem Jungen. "Mach dir einen Film an, wenn du magst", meinte er und deutete auf das große Regal, das seine vorzeigbare Sammlung beherbergte. "Aber Touya ist in ein paar Minuten da." "Wir könnten eine schnelle Partie spielen", schlug Sageki vor. Shindo grinste. Das war ganz Touyas Schüler. Er nickte und zog sein Goban hervor, das Yun ordentlich unter einem Sessel verstaut hatte. Er schob dem Jungen Schwarz zu und sie begannen ihr Speed-Go. Sie spielten sogar drei Partien, bevor der Ouza an der Tür klopfte. Während Shindo lief, um ihm zu öffnen, räumte Sageki die Steine weg und das Goban auf und schnappte sich seine Umhängetasche. Dann kam er vor, um seinen Lehrer zu begrüßen. "Sageki?" fragte Touya überrascht. Auch er schien den Jungen nicht erwartet zu haben, doch fing sich schnell und winkte ihn zur Tür. Während er seine Schuhe schnürte, betrachtete Shindo Touya. Er wirkte etwas müde, aber ansonsten recht fit. Und sie hatten immer noch kein Go gespielt, dabei wollte er doch wirklich wissen, was mit dem anderen los war. Touya bemerkte, wie er gemustert wurde, und sah ihn ebenfalls an. "Alles klar bei dir?" fragte Shindo. Touya lächelte ihn an, eines seiner seltenen, ehrlich glücklichen Gesichter, was ihn immer noch müde wirken ließ. "Natürlich, Shindo, keine Sorge." Und schon war Sageki bereit und die beiden auf dem Weg nach unten. Shindo wollte wissen, was mit Touya los war. Es brannte ihm unter den Fingern, jetzt nach unten zu laufen und ihn sofort um eine Partie zu bitten, aber anscheinend wollte Sageki etwas mit ihm besprechen, was er nicht vor Shindo tun wollte. Also musste er sich gedulden. ~x~ An diesem Tag sah er Touya nicht mehr. Er verbrachte stattdessen die Zeit in seiner Wohnung damit, alte Partien zu studieren und zum gefühlt tausendsten Mal alte Shuusaku Honinbo Kifu durchzuspielen. Er spürte Sai so stark darin wie eh und je. Er dachte nicht mehr so oft an den Geist wie kurz nach dessen Verschwinden, aber manchmal wünschte er sich, noch einmal mit ihm reden zu können. Ihm danken, das wollte er. Dafür, dass er ihm Go gezeigt hatte, worin er tatsächlich ein Genie auf dem aufsteigenden Ast war. Und für all den Beistand und die Freundschaft, die sie verbunden hatte. Am fünften Mai nahm er sich noch immer jedes Jahr frei und widmete den Tag Sai, indem er an Torajiros Geburtsstätte oder zu Stationen seines Lebens fuhr oder sich ausgiebig den Honinbo Kifu widmete. Manchmal träumte er von Sai. Eigentlich nicht nur manchmal, sondern fast jede Nacht auf die eine oder andere Weise, und es waren meist Alpträume. Es waren Träume, in denen er Sai oder eine andere, ihm nahe stehende Person, auf irgendeine tragische Weise verlor. Oder Sai, der stumm weinte oder ihm Vorwürfe machte. Das Ganze hatte erst begonnen, als er seinen ersten Titel gewonnen hatte. Plötzlich waren wieder Schuldgefühle aufgekommen, weil er darüber nachgedacht hatte, wie sehr Sai sich nach solchen Momenten gesehnt hatte und wie schnell er sie ohne Hikaru erreicht hätte, hätte er nur einen Körper gehabt. Seitdem wälzte er sich fast jede Nacht in schlechten Träumen hin und her, aber er hatte bemerkt, dass es sich besserte, wenn er etwas lautere Umgebungsgeräusche hatte. ~x~ Am nächsten Tag im Institut hoffte Shindo eigentlich, Touya zu treffen, um nachzufragen, wann er heute zu Hause sei. Er plante, den anderen bei Sushi – ganz nach seinem Geschmack – und einer Partie Go zum 'reden' zu bringen. Der Plan scheiterte daran, dass er Touya nicht traf. Stattdessen begegnete ihm wieder Sageki, der viel zu früh zu seiner Gosei-Partie erschien. Er sah Shindo und kam wie auch am Vortag zu ihm gelaufen. "Shindo Meijin, guten Tag!" "Hallo, Sageki. Hast du gestern bekommen, was du wolltest?" Der Junge sah verschämt auf den Boden, nickte aber. "Ich brauchte Touya-sans Rat, Entschuldigung, dass ich das nicht gesagt habe." "Kein Problem, er ist sowieso ein besserer Problemlöser als ich. Trefft ihr euch heute noch einmal?" fragte er scheinheilig. Sageki schüttelte den Kopf. "Nein, heute trifft er sich doch wieder mit Kanegawa-san." Shindo sah ihn verwirrt an. Wer war das nochmal? "Sie wissen schon, die Dame, mit der er sich jetzt so häufig trifft." "Ahja", murmelte er und starrte auf den Boden. Davon wusste er gar nichts. Wieso hatte Touya ihm davon nicht erzählt? Aber Sageki wusste davon? Das war nicht fair. Sie standen sich doch näher als anderen. Er wollte es sein, dem Touya zuerst von allen Damen, die er kannte und traf, erzählte. Das tat er selbst doch sonst auch. Er sah auf und bemerkte, dass der Junge noch vor ihm stand und ihn abwartend ansah. "Tja", meinte Shindo und versuchte, zuversichtlicher zu klingen. "Ich muss dann auch los. Viel Glück nachher, wir sehen uns dann übermorgen bei unserer Partie." Der Meijin verließ das Gebäude fluchtartig in Richtung Parkhaus und setzte sich dort in seinen wunderschönen roten Wagen. Weil die Seitenscheiben dunkel getönt waren übersahen die meisten Menschen, wenn er einfach nur in seinem Auto saß. Das tat er ab und zu, wenn er für sich sein wollte, um etwas nachzudenken. Er schaltete leise das Radio an und ließ es vor sich hin dudeln. Shindo wusste nicht, warum ihn die Sache so aus der Bahn warf. Wenn etwas mit ihm los war, über das er reden wollte, dann war Touya meist der Erste, an den er dachte. Der andere wusste genau, wie er ihn beruhigte oder ihn wieder klar sehen ließ. Touya wählte immer den Weg über Go, obwohl er auch einfach fragen könnte, aber Shindo wusste, dass Touya aus ihren Partien genauso viel lesen konnte, wie aus Gesprächen. Damals, als Touya Kouyo gestorben war, hatte Shindo Touya oft besucht, weil dieser drohte, sich zu vergraben. Sie spielten stundenlang Go, tagelang, bis es Touya irgendwann besser gegangen war. Meistens hatten sie die Nacht über geredet, als es Shindo zu spät gewesen war, um noch nach Hause zu gehen. Dann hatte Touya ihm sein Herz geöffnet. Er wusste, dass es dem anderen schwer fiel, über seine Gefühle zu reden, aber sie waren so etwas wie Brüder, eben beste Freunde, er sollte derjenige sein, zu dem Touya nach jedem Date gelaufen kam, um von seiner Herzdame zu schwärmen. Schließlich startete Shindo den Motor und fuhr nach Hause. Er fuhr einen kleinen Umweg – das machte er häufiger, wenn er seltsamer Stimmung war. Daheim fläzte er sich auf die Couch und stellte einen Film an. Auf dem Weg nach oben hatte er bei Touya geklingelt, aber wie erwartet war dieser nicht zu Hause gewesen. Es war allerdings auch erst Mittag. Shindo beschloss, sich zwei Science Fiction Streifen anzusehen und es dann noch einmal versuchen. Nebenbei saß er an seinem Laptop und schrieb wieder auf der neu entdeckten Internetseite mit anderen Typen. Ab und zu wunderte es ihn, wie oft er dort eindeutige Angebote erhielt, die er allerdings alle ignorierte. Auch bei Frauen war ihm nie egal gewesen, wen er vor sich hatte, schließlich teilte man einen sehr nahen Moment, das konnte er nicht mit irgendjemandem. Mit Hong war es deswegen etwas ganz Besonderes gewesen. Besser als mit Frauen, die er gerade erst einen Abend kannte. Es war so verdammt gut gewesen, dass er den Koreaner jeden Abend in Korea wieder aufgesucht hatte. Jetzt zurück in Japan suchte er sich andere, aber mit keinem war es so gut. Er schrieb sich etwas mit Yun hin und her und erzählte ihm von der Sache mit Touya. Yun war Kindergärtner. Er hatte eine sanfte, ruhige Art, die Shindo an ihm mochte, und er hörte gut zu und traf schnell seine Entscheidungen. Auch das mochte Shindo an ihm. Yun riet ihm nur, was er selbst auch schon beschlossen hatte: dass er mit Touya reden müsse. Und zwar wirklich reden, nicht Go spielen. Der erste Film ging schneller zu Ende, als erwartet. Er schaltete den zweiten ein und schrieb weiter mit Yun. Nebenbei verfasste er eine lange Nachricht an Hong, weil er sich gerade irgendwie nach Unterstützung sehnte. Schließlich war auch der zweite Film vorbei und er schaltete Fernseher und Laptop ab und stand unschlüssig in seinem Wohnzimmer. Dann gab er sich einen Ruck, nahm seinen Schlüssel vom Schlüsselbrett – das Yun freigeräumt hatte und an dem deshalb auch Touyas Ersatzschlüssel hing, den er aus Gewohnheit aber hängen ließ – und trabte die Treppen herunter. Er klopfte an und wartete. Niemand öffnete. Auch nach dem dritten und vierten Klopfen nicht. Mit einem Seufzen ließ er sich auf den Boden sinken. So hatte Sageki auch gestern hier gesessen, dachte er. Es war gar nicht so unbequem, wie erwartet. Ob Touya noch lange brauchte? Wenn Shindo nach oben ginge, würde er sicher alle zehn Minuten wieder herkommen, am besten blieb er gleich sitzen. Also blieb er. Zwischendurch überlegte er, Touyas Schlüssel zu holen und sich selbst einzulassen, aber so erweckte er den Eindruck von mehr Dringlichkeit und sie würden auf jeden Fall reden können. Fast zwei Stunden lang saß er da und wartete, aber die Zeit wurde ihm nicht zu lang, denn in seinem Kopf waren hunderte Partien Go abgespeichert, die er bei Langeweile abrief und durchspielte. Schließlich sah er aus dem großen Fenster des Hausflurs, wie Touyas Wagen auf den Parkplatz rollte. Er hatte keine verdunkelten Scheiben, aber aus der Entfernung konnte er den Ouza trotzdem nicht erkennen. Er sah aber, dass Touya alleine war. Das war seine einzige Sorge gewesen. Kurze Zeit später hörte er die Haustür schließen und wie Touya seinen Briefkasten öffnete. Bei dem Gedanken an das weiße Ungeheuer verzog Shindo den Mund. Dann hörte er das Erklimmen von Treppenstufen und kurz darauf erschien Touyas Kopf am Treppenabsatz und sprang mit jedem Schritt höher. Touya sah überrascht auf, als er Shindo bemerkte. Er bot ihm eine Hand zum Aufstehen und während er Shindo aufhalf, meinte er: "Wozu nochmal besitzt du meinen Schlüssel?" "Du weißt doch, dass ich den nicht mehr finde", log Shindo und folgte dem anderen in die Wohnung. Er kickte seine Schuhe von sich und ging in die Küche. "Ich mach Tee." "Okay", stimmte Touya zu und folgte ihm. Er setzte sich auf den Tresen in der Zimmermitte und beobachtete Shindo. In all der Zeit, die Touya hier wohnte, hatte Shindo ihn noch nie auf diesem Tresen sitzen sehen, dafür hatte er Touya immer für viel zu akkurat gehalten. "Wir müssen reden", sagte er ohne Umschweife und sah den anderen direkt an. Touya zog eine Augenbraue in die Höhe und sie verschwand unter seinen Haaren. "Sageki hat mir von dem Mädchen erzählt, das du triffst." Touya schmunzelte. "Habe ich vergessen, dich um Erlaubnis zu bitten?" "Nein, darum geht es doch gar nicht, aber... du hast mir gar nichts erzählt." "Doch, in Korea, am Abend als du –" "Ich meine, wirklich erzählt. Dass ihr euch trefft und so." Ich habe ein Recht darauf, so etwas zu erfahren, hätte er fast gesagt, aber er wusste, dass es kindisch klang. Er goss den Tee auf, aber Touya schwieg. Als Shindo sich mit der Kanne in der Hand zu ihm drehte, trafen sich ihre Blicke und Touya sah ihn nur an. Shindo schürzte die Lippen. Er hasste es, wenn sie sich so anschwiegen, es war nicht die angenehme Stille, die es sonst war. Also sprach er als Erster wieder. "Ich wollte zuerst davon wissen. Ich dachte, wenn etwas Wichtiges passiert, würdest du vielleicht mal zu mir kommen. Aber immer muss ich auf dich zukommen." Touya seufzte, während sie ins Wohnzimmer gingen und sich bei dem Goban niederließen. Sie verstanden stumm, dass eine Partie jetzt für beide Seiten das Richtige war. Aber ums Reden würde es sie nicht herumbringen. "Tut mir leid", meinte Touya schließlich. "Das war keine Absicht. Wir haben uns nur so wenig gesehen." "Mir tut’s auch leid, ich bin ja froh, wenn’s bei dir so gut läuft, aber das hat mich echt gewurmt. Wir waren doch immer ein Team!" Touya lächelte leicht und setzte den ersten Stein. Nach einigen Zügen, aus denen Touya vermutlich wieder eine halbe Welt lesen konnte, meinte der Ouza: "Und es gibt keinen Grund, auf Sageki eifersüchtig zu sein. Er hat mir sein Herz ausgeschüttet, da hatte ich das Gefühl, ihm auch irgendetwas Persönliches erzählen zu müssen." Shindo verzog spöttisch den Mund. "Pfff, ich und eifersüchtig! Der Knirps kommt doch gerade erst in den Stimmbruch." Touya lachte leise. Es stimmte, langsam fing Sagekis Stimme an, sich zu verändern, Shindo hatte es bei den bei den letzten Gesprächen gemerkt. Ab und zu rutschte sie in eine tiefere Stimmlage ab, die sich sehr von der hellen Kinderstimme unterschied. Das Ganze war jetzt schon ziemlich lustig, dabei kam es noch recht selten vor. Und dann begann Touya, zu erzählen. Von ihrem ersten Treffen am Montag bei der Feier und wie sie sich danach fast jeden Tag wieder gesehen hatten. Es hatte ihn offenbar wirklich erwischt. Er schwärmte davon, wie direkt und umgänglich Ayumi war und wie gut sie sich von Anfang an verstanden hatten. Dass er bei ihr ganz anders sein und ohne Zwänge reden konnte, und er sprach von ihren fließenden schwarzen Haaren und den wunderschönen Lippen. Fast zwei Stunden lang schwärmte er von dem Mädchen und Shindo war froh, das alles endlich zu hören. Er war froh für Touya, der so glücklich wirkte, wie lange nicht mehr. "Seid ihr jetzt zusammen?" fragte er schließlich, als Touya eine Weile still war. Dieser lächelte und schüttelte den Kopf. "Wir treffen uns doch erst seit einer Woche. Aber sie ist so zielstrebig, dass es vermutlich nicht mehr lange dauert." "Klingt nach 'ner Superbraut, die solltest du dir auf jeden Fall angeln." "Sie angelt sich mich schon, glaub mir. Ich muss nur dastehen und warten. Also mach dir keine Sorgen." Touyas Go war nun anders. Schon in Korea, kurz nachdem er sie kennengelernt hatte, hatte es einen sanften Zug gehabt, doch nun war es schon wieder anders. Schmeichelhaft und spielerisch, fast etwas liebevoll, würde Shindo es beschreiben. Es war ungewöhnlich, aber nicht unpassend. Shindo war froh, gekommen zu sein. Endlich hatte er alles erfahren. Es war bereits später Abend, als sie alles ausgetauscht hatten und sich Sushi bestellten. Dann setzten sie sich zusammen auf Touyas Ledersofa, wegen dem er diesmal nichts sagte, und plauderten über den Gosei-Wettkampf, in dem sie früher oder später noch aufeinander treffen würden, wovon sie beide überzeugt waren. Als es später wurde legte Shindo eine Komödie ein, die sie, auf der Couch hängend, sahen. Irgendwann gegen eins war er eingeschlafen und Touya hatte ihn zugedeckt und auf Fernsehen geschalten. So konnte es ewig bleiben, dachte er am nächsten Morgen. Genau so war es auch schon so lange gewesen. ~x~ Während Shindo sich ab und zu mit Yun und manchmal auch mit anderen Männern oder Frauen traf, sahen Touya und Ayumi sich fast jeden Tag. Es dauerte trotzdem fast einen Monat, bis sie schließlich offiziell zusammenkamen. Es war unübersehbar, dass Touya sehr glücklich war, sogar im Institut wurde Shindo darauf angesprochen. Sie sahen sich nicht mehr ganz so oft, aber Shindo versuchte, jede Woche zu Touyas Lerngruppe zu gehen. Miyagi brachte mittlerweile noch einen Freund mit und so waren sie jetzt bereits zu sechst und Touya hatte ein neues Goban kaufen müssen. Es war der erste Mittwoch, nachdem Touya mit Ayumi zusammengekommen war. Die Lerngruppe nahm er so ernst wie eh und je und er würde sie auch nicht vernachlässigen, hatte er Shindo versprochen. Shindos Wohnung litt unter einer längeren Abwesenheit von Yun und war wieder auf ihren Urzustand zurückgesetzt. Auf dem Weg zu Touya kramte er ewig zwischen seinen Schuhen herum, um den fallen gelassenen Schlüssel zu finden. Noch während er da stand, hörte er ein markerschütterndes Klirren vom Balkon her. Er schreckte auf und sah in die Richtung des Geräusches. In der nächsten Sekunde sprang er in sein Wohnzimmer zurück, riss die Balkontür auf und starrte in die Dunkelheit. Entfernt hörte er Schritte hallen, die sich schnell entfernten. Unter ihm riss auch Touya die Tür auf. "Touya??" "Hast du ihn gesehen?" rief Touya nach oben, er wirkte kurzatmig. "Nein. Scheiße, was war das?" "Mein Fenster." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)