Geliebte Verräterin von Verona-mira ================================================================================ Prolog: Geliebte Verräterin --------------------------- Gin saß in seinem Wagen, den er so am Straßenrand geparkt hatte, dass er direkt in eine Menschenmasse schaute. Es war schon spät abends und einer der wenigen Abende an denen er ausnahmsweise einmal frei hatte. Doch dies war die Zeit um über Sachen nach zu denken, für die er sonst keine Zeit und vielleicht auch gar keine Lust hatte. Und so schweiften nach und nach seine Gedanken zu Sherry ab. Sie hatte ihn fasziniert. Wie sie sich über Reagenzgläser beugte, angestrengt über Formeln brütete oder sich aus Angst vor Vermouth unauffällig hinter ihm versteckte. Er wusste nicht, wieso er ausgerechnet von ihr so fasziniert gewesen war, da es ihn nicht einmal berührte, wenn er die Familie eines Verräters tötete und die Frau von demjenigen ihren, dann toten, Säugling in den Armen hielt und nicht verstand, warum er das getan hatte. Es hatte ihn nie auch nur im Geringsten bewegt, aber Sherry hatte irgendetwas in ihm bewegt, was ihn süchtig nach ihr machte. Dieses Gefühl... Es war einfach wunderbar gewesen. Sie waren sich mit der Zeit näher gekommen und hatten auch hin und wieder mit einander geschlafen, und dazu hatte er sich bei ihr überraschend wohl gefühlt. Er hatte es nicht fassen können, als sie plötzlich weg war. Er war geschockt gewesen. Erst war da Wut in ihm gewesen, dann der Wunsch sie zurück zu bekommen und noch später eine so starke Sehnsucht nach ihr, dass er sie einfach suchen musste. Einmal hatte er sie gefunden und durch diesen verdammten mickrigen Playboy war sie ihm entkommen. Dafür würde er Kerl leiden, wen er ihn erwischte. Er würde bitter büßen. Der Boss war irgendwie dahinter gekommen, dass er Sherry suchte und ihm ein Ultimatum gestellt. Wenn das Team, welches für die Suche von Verrätern zuständig war, Sherry fand, würde sie getötet werden. Wenn Gin sie fand, durfte er sie einziehen und nie wieder rausrücken, unter der Bedingung, dass er sie unter Verschluss hielt und sie niemanden von der Organisation erzählte. Der Gedanke ließ ihn grinsen. Da Sherry damit rechnen würde, dass er sie töten würde, wäre es eine nette Überraschung. Dann tauchte in seinen Gedanken wieder dieser mickrige Playboy auf und sein Gesicht verzog sich vor Zorn. Dann fing er an ich sehr lebhaft auszumalen, wie er ihn foltern würde. Ihn bestrafen könnte. Auf der anderen Straßenseite stand ein Teenager, der sich auf Gesichtszüge spezialisiert hatte, da er Psychologie studieren wollte, und überprüfte jetzt an Gin, ob er Fortschritte gemacht hatte, was das Deuten von verschiedenen Zügen anging. Mit wachsendem Interesse verfolgte er Gins wechselnden Launen, von denen er glaubte, dass sie zutrafen. Erst schaute Gin uninteressiert in die Menge, dann wurden seine Züge nacheinander: nachdenklich, nachdenklich mit leichtem Grinsen, fies grinsend, nachdenklich, wütend, dankbar und berechnend. Bei dem auf „berechnend“ folgenden Gesichtsausdruck wandte er sich schaudernd ab. Es war ein sadistisches Grinsen. Gin ahnte nichts von dem Teenager, nach dessen Schlüssen er ein unberechenbarer Psychopath war. Er dachte erst über Foltermethoden nach, schweifte aber dann dazu ab, wie er Sherry dazu bringen sollte, dass sie ihn wieder mochte. Immerhin hatte er ihre Schwester auf dem Gewissen. Er war sich schnell klar darüber, dass das nicht von einem Tag auf den anderen passieren würde, aber es würden sich ihm schon noch Möglichkeiten ergeben, wie er diesen Vorgang beschleunigen konnte. Als er gerade wieder im Gedanken war, wie ihr neues Zimmer, auf Wunsch des Bosses im Keller, einrichten sollte und sie sich trotzdem noch wohlfühlte. Ihm schwebte gerade das Bild von ihren Lieblingsblumen, den blutroten Rosen, Biolichtlampen und einem Springbrunnen vor dem inneren Auge, als sein Handy klingelte und ihm alles wieder entriss. An dem anderen Ende der Leitung meldete sich ein Kontaktmann und meinte etwas von neuen Informationen über Sherry. Sofort war die Besessenheit wieder da, mit der er sie jagte. Er meinte ins Telefon, dass er sofort kommen würde. Bevor der Gesprächspartner noch etwas sagen konnte, legte Gin auf, startetet seinen Wagen und fuhr los. Er würde Sherry vor diesem Team finden. Sie würde ganz allein ihm gehören. Kapitel 1: ----------- Gin tippte gereizt auf das Lenkrad seines Porsches, ehe er überlegte zu hupen, um den Idioten im Wagen vor ihm, mal darauf aufmerksam zu machen, dass nicht alle Zeit zum Trödeln hatten. Immerhin hatte er verhindern können, dass sich Vermouth in seinem Wagen breit machte, indem er früher als angekündigt den Treffpunkt verlassen hatte. Er konnte diese Frau nicht ausstehen, er hasste sie geradezu! Dauernd glaubte sie, dass sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen könne, und versuchte ihm näher zu kommen als er je erlauben würde. Es schien die einzige Sache zu sein, bei der sie hartnäckig war. Der Versuch, ihn zu ihrem Geliebten zu machen. Er schnaufte angewidert, als ihm einfiel, wie offen sie sich an ihn ranschmiss. Es war ekelhaft. „Gin? Warum haben wir nun eigentlich Vermouth nicht mitgenommen?“, fragte Vodka verwirrt. Dem Gefragten entwich ein Seufzen. „Vodka, wie oft noch? Ich kann diese Frau nicht ausstehen!“, zischte er gereizt. „Warum?“ Gin zählte Gedanklich bis zehn. Er konnte Vodka als Partner schätzen, da dieser seine Befehle ausführte, ohne Fragen zu stellen, aber das, was er an Muskeln hatte, um die groben Arbeiten auszuführen, fehlte ihm vollkommen an Hirn. „Erstens nervt mich ihre Geheimnistuerei. Zweitens glaubt sie, sich aller erlauben zu können. Und drittens ekelt sie mich mit ihren Anmachen an. Außerdem will ich sie nicht in meinem Wagen haben. Letztens wäre ihr fast Nagellack auf meine Polster getropft. Und wenn du noch irgendeine Frage stellen solltest, werde ich dich aus dem Wagen schmeißen und du darfst laufen.“, meinte er schließlich. Der Handlanger nickte langsam. Nach ein paar Minuten machte er wieder den Mund auf. „Gin?“ „NEIN!“ Danach herrschte endgültig Schweigen und der Silberhaarige wandte sich wieder dem Wagen vor sich zu. Der Wagen vor ihm war ein roter PKW und stand direkt vor einer verschlossenen Schranke. Man konnte den Zug bereits kommen hören, als Gin stutze. Der Wagen vor ihm, hatte einen kurzen Ruck nach vorne gemacht. Oder hatte er sich geirrt? Nein, hatte er nicht. Der Zug erschien. Und kurz bevor jener die Schranken passierte, heulte der Motor des Wagens auf, durchbrach die Schranken und raste auf die Gleise. Die nächsten Geräusche waren wahnsinnig laut. Das Kreischen von zerreibendem Metall, erschrockene Schreie von Passanten und das schrille Quietschen der Zugbremsen vermischten sich zu einem Chor, der ihm fast die Trommelfelder zerriss. Dann war es plötzlich überraschend ruhig. Verwirrt sah er sich um. Der Zug stand. Der Wagen klemmte davor. Jede Menge Schaulustige rannten herbei. Sein Handy klingelte. Er nahm ab, ohne auf den Display zu sehen und schaute sich gleichzeitig an, wie einige Leute zu dem Wagen liefen, um nach den Insassen zu sehen. „Ja?“, meldete er sich. „Gin, WO ZUM HENKER BIST DU?“, schrie ihm Vermouth entgegen. „Vermouth, du musst nicht schreien, ich kann dich auch so sehr gut verstehen. Ich bin an einer Bahnschranke auf halbem Weg nach Hause, wobei ich Vodka noch an seiner Wohnung absetzten werde.“ „ICH HATTE GESAGT, DASS ICH MIT DIR FAHRE!“ „Weißt du, ich hatte einfach keine Lust auf dein Geschrei, deine Anmachen und deine anstrenge Art.“, erwiderte der Silberhaarige nüchtern. Gedanklich wunderte es ihn selbst, dass er so ruhig blieb, obwohl sie ihn gerade zusammenschrie. „DU WIRST GEFÄLLIGST ZURÜCK FAHREN UND MICH EINSAMMELN!“ „Nein, werde ich nicht. Vor mir ist nämlich gerade ein PKW auf die bahnschienen gerast und hat sich von einem Zug erwischen lassen. Außerdem bin ich nicht dein Schoßhündchen, dass dir aufs Wort gehorcht.“, knurrte er zurück und schaute aus dem Fenster. Und erstarrte. Dort, direkt neben dem verunglückten Wagen, stand eine Gruppe aus kleinen Kindern. Er legte auf, ohne weiter auf Vermouth zu achte und schaute genauer hin. Zwei Mädchen drei Jungen. Und eines dieser ca. 6-Jährigen Kinder, sah aus, wie eine kleine Version von seiner kleinen Sherry.   Ai stand mit einem neutralen Gesichtsausdruck etwas von den anderen Detektiv Boys entfernt und besah sich, wie die alles absuchten, im Glauben, es würde sich um ein Gewaltverbrechen handeln. Allerdings hatten einige der Erwachsenen einen Krankenwagen und die Polizei gerufen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Beamten auftauchten. Plötzlich erstarrte die geschrumpfte Wissenschaftlerin. Ihr Unterbewusstsein schien sie vor etwas warnen zu wollen. Sie sah sich um, entdeckte aber nichts auffälliges, abgesehen davon, dass es sehr viele Schaulustige gab. Sie standen so dicht vor der Straße, dass man den Asphalt und die Wagen, die hinter dem roten PKW gewartet hatten, gar nicht sah. Inspektor Megure kam auf die Kinder zu.   Besagter Inspektor war am verzweifeln. Ein paar Male hatte er seinen ehemaligen Kollegen Mori als Todesengel bezeichnet, weil in dessen Gegenwart immer Morde oder tödliche Unfälle passierten, aber auf den kleinen Conan schien diese Beschreibung auch zuzutreffen. Jedenfalls entdeckte er diesen gerade direkt neben dem Wagen. „Conan! Und der Rest der Nachwuchsdetektive ebenfalls! Was macht ihr denn hier?“, fragte er überrascht. „Hallo Inspektor!“, riefen die Kinder gleichzeitig. „Wir waren auf dem Weg ins Kaufhaus!“, fügte das kleine, braunhaarige Mädchen hinzu. „Ja, aber als wir da oben auf der Fußgängerbrücke über den Gleisen waren, habe wir merkwürdige Geräusche gehört. Es klang wie ein beschädigter Motor. Und als wir uns zum Rand der Brücke begaben, haben wir plötzlich gesehen, wie der rite Wagen auf die Gleisen raste.“, erzählte Genta. Der Polizist nickte nachdenklich und rief einem Kollegen zu, dass dieser sich den Motor ansehen sollte. Einige von der Feuerwehr, die ebenfalls gerufen worden war, hatte bereits den Wagen aufgeschnitten. Die Untersuchung des Motors ergab nichts Neues. Er war in tadellosem Zustand gewesen. Dafür gab es allerdings neue Informationen über den Verunglückten. Ein junger Mann, der leicht betrunken gewesen war, hatte am Steuer gesessen.  Einige Bekannte, mit denen er getrunken hatte, brachten Licht ins Dunkle. Beim Trinken hatte sie mit Mutproben geprallt und den nun Toten provoziert, dass er sich nicht trauen würde, kurz vor einem Zug, über die Gleisen zu rasen.   Ai wurde immer nervöser Sie war sich sicher, dass etwas nicht stimmte, aber sie wusste nicht, was! „Ai? Geht es dir nicht gut? Du bist so blass…“, fragte Mitsuhiko neugierig. „Nein, mir geht es gut. Ich habe mich bloß gefragt, ob ich bei dem Test heute, gut genug abgeschnitten habe.“, log sie schnell. „Wow! Seht euch diese Auto mal an!“, rief Ayumi plötzlich. Sie hatte sich auf die Brücke gestellt. Da alles nur als ein Unfall erschien, hatten die Kinder schnell das Interesse verloren. Sie zeigte auf die Straße, die hinter der Menschenmasse verborgen war. „Was ist denn da?“, wollte die Geschrumpfte wissen und ging zu der Sechsjährigen. Diese zeigte hinunter auf die Straße. Auf das Auto, welches hinter dem PKW gestanden haben musste, als dieser auf die Schranken zuraste. Und Ai gefror der Atem. Dieser Wagen. Dieser Porsche. Nein…das durfte nicht sein! Aber es war so. Aus dem Wagen sah Gin zu ihr hinauf auf die Brücke. Und er grinste.   Gin grinste. Wie funktionierte das APTX4869 noch einmal? Kontrollierter Zelltod. Das Serum war immer extrem konzentriert in den Kapseln enthalten. Allerdings, so war er sich nun sicher, musste es auch Kapseln geben, wo Rest-Serum drinnen war. Serum, das nicht so stark konzentriert war. Was war die Folge? Es gab nicht genug Gift um alles Zellen abzutöten. Im Normalfall breitete es sich rasend schnell im ganzen Körper aus und tötete dann die Zellen gleichmäßig. Wenn aber nicht genug Gift vorhanden war, konnte es ein, dass nur ein Teil der Zellen getötet wurde. Wieso war er da nicht früher drauf gekommen?  Wenn weniger Zellen vorhanden waren, war der Körper kleiner. Die Illusion eines Schrumpf-Prozesses. So war sie aus dem Raum entkommen. Er sah die Angst in den Augen des Mädchens, die sich nur so erklären ließ. Ein Polizist lenkte ihn schließlich ab. „Entschuldigung?“ „Was?“, gab er knurrend zurück und funkelte den Mann an. Dieser zuckte kurz zusammen, ehe er antwortete. „Äh, ich hätte einige Fragen an sie.“, stammelte der Mann. „Dann fragen sie!“, zischte der Grünäugige und musste im nächsten Moment Routinefragen über sich ergehen lassen. Als sich der Mann abwenden wollte, fiel Gin etwas ein. Dieses merkwürdige Rucken nach vorne. Ob er das nachträglich noch angeben sollte? Er entschied sich für ja. „Vodka, warten!“, befahl er seinem Partner, der verwirrt nickte.   Ai war erst geschockt zurückgewichen, als der Polizist Gin ansprach, dann war sie die Brücke runter zu Shinichi gerannt. „Conan!“, zischt sie leise. „Jetzt nicht Ai, ich denke gerade nach!“, murrte der Detektiv. „Verdammt Kudo es ist wichtig!“, flüsterte sie. „Nein, Ai. Jetzt-“, Conan brach ab, als der Inspektor auf ihn zu kam. „Es hat sich geklärt Conan.“, lächelte der Mann. „Ach wirklich?“, fraget der geschrumpfte betont kindlich. „Ja. Es war wirklich nur ein Unfall. Der Mann war alkoholisiert und wollte erst mit einem guten Abstand zum Zug, über die Gleisen fahren, allerdings hatte er erst noch die Handbremse angezogen, weswegen der Wagen erst aufjaulte und diese merkwürdigen Geräusche von sich gab, die ihr gehört habt. Es gab einen Zeugen, dem das aufgefallen war.“, erklärte der korpulente Inspektor und wandte sich an jemanden hinter sich. Conan lief etwas um den Beamten herum und erstarrte. D-D-Dort! D-D-Das war GIN! Er sah sich panisch um, aber Ai war weg. Und Gin plötzlich auch. Die Schaulustigen gingen nach und nach. Jetzt sah er den schwarzen Porsche. Wo war Ai? Und wo Gin?   Ai hatte sich in der Menge versteckt, als Gin zum Inspektor trat. Sie hatte keine Ahnung, was der Langhaarige dem Mann sagte, aber der Inspektor war kurz nachdenklich eher er sich höflich bedankte und zu Conan trat. Diesem sagte er kurz etwas, dann entdeckte der Detektiv Gin. Viel zu spät. Sie blickte zurück zum Silberhaarigen. Er war weg. Panisch sah sie sich um und wandte sich um 180° und lief, während sie nach links und rechts schaute. Wo war er? Wums. Sie lief gegen jemanden. Sie sah nach oben. Und erstarrte erneut vor Angst. Sie hätte nach vorne schauen sollen. Sie war direkt in Gin gerannt.   Gin kniete sich zu dem kleinen Mädchen, das ihn ansah, als wäre er der Tod persönlich. Er legte kurz den Kopf schief, bevor er grinste. Das Mädchen schloss die Augen. „Kleine Mädchen sollten aufpassen, wo sie hinlaufen. Sonst tun sie sich noch weh.“, meinte er mit einem knurrenden Unterton. Ein Zittern durchlief den Körper. Eine schnelle Entscheidung durchlief seinen Kopf.   Ais erz stockte, als sich eine Hand auf ihren Kopf legte. Sie sah nicht hin. Sie ließ die Augen geschlossen. Dann verschwand die Hand. „Pass beim nächsten Mal besser auf!“, wurde gemurrt. Verwirrt öffnete sie die Augen. Gin war aufgestanden und entfernte sich etwas, ehe er sich eine Zigarette ansteckte. „Ai, was sitzt du denn da rum! Komm schon! Wenn wir uns nicht beeilen, schließt das Kaufhaus! Dabei wollten wir doch Frau Kobayashi noch ein Geschenkt holen, weil die Zeit, die wir an der Teitan mit ihr verbracht haben so toll war! Es ist wirklich schade, dass sie geht!“, rief Ayumi und zog die Erdbeerblonde auf die Beine. Ai dreht sich noch einmal um. Gin hatte die Zigarette fertig geraucht, trat sie aus und stieg in seinen Wagen. Erleichtert wurde ihr klar, dass sie noch lebte.   Gin stieg in seinen Wagen und ignorierte Vodka, der ihn bedeppert anstarrte. „Gin, seit wann bist du nett zu Kindern?“, fragte er verwirrt. „Klappe!“, schnarrte er, „Sie sah Sherry zu ähnlich!“ Seine Gedanken wanderten zu dem Haar, das sich nun in seiner Zigarettenschachtel befand. Wenn sie wirklich Sherry war, dann würde das Haar Klarheit bringen. Das braunhaarige Mädchen hatte ihm ja den Gefallen getan und gesagt, auf welche Schule sie gingen. Er nahm sich einen Zettel aus dem Handschuhfach und schrieb den Namen auf. Wenn sie wirklich Sherry war, dann musste er am Ende nur noch an dieser Schule auf der Lauer liegen.   Kapitel 2: ----------- Gin war erst spät abends zu Hause. Er hasste Vermouth. Abgrundtief. Erst musste er sie drei Mal aus der Leitung hauen, dann, als er sich im Labor angemeldet hatte, bekam er eine Nachricht vom Boss, dass sich Vermouth bei ihm beschwert hätte und er durfte alles genauer erklären, was da passiert war. Es gab keine Strafe für sein Verhalten gegenüber Vermouth. Der Boss gab als Grund an, dass Vermouth auf den Boden der Tatsachen zurück musste. Dann war er im Labor gewesen. Und direkt in Vermouth gerannt, die von einem Schleimer, der bei ihr etwas gut haben wollte, informiert worden war. Er hasste diese Frau. In diesem Moment hätte er sie am liebsten erwürgt, nur damit sie schwieg. Allein die Erinnerung an ihre Stimmer bereitete ihm Kopfschmerzen. Und danach hatte sie wirklich noch die Nerven gehabt zu fragen, ob er sie mitnehmen würde. Er hatte sie stehen gelassen, war in einen Gang eingebogen, in ein unbenutzten Lagerraum gegangen und ein paar Mal gegen die Wand geschlagen und sich vorgestellt, dass es Vermouths Kopf wäre. Er hatte sich vorgestellt, wie er ihr das überhebliche Grinsen aus dem Gesicht schlug. Und es hatte gut getan. Allerdings waren die Wände wohl nicht für diese Art von Zeitvertreib geschaffen. Da es nebenbei noch eine Fabrik für Arzneimittel war, gab es in den Wänden der Lager Hohlräume, in denen die Mittel der Organisation gelagert wurden. Jedenfalls hatte die Wand ein paar schöne Dellen. Er hatte einem Mitglied Bescheid gesagt, dass es Schäden gab, war zum Forscher für die Analyse gegangen und hatte das Haar abgegeben. Gleichzeitig hatte er dem Verantwortlichen, einem jungen Mann, der er Schauspielerin erlegen war, eingeschärft, dass, wenn Vermouth auch nur ein Wort von den Ergebnissen erfahren würde, er ihm einen Freiflug ins Krankenhaus verpassen würde. Die Drohung zusammen mit einem eiskalten Blick und der Mann stand zitternd und gebeugt an der Wand, während er wimmerte, dass kein Wort nach außen gelangen würde. Dann war er aus dem Gebäude gerauscht, hatte Vermouth ignoriert und sich sofort zu seiner Wohnung begeben.   Er wohnte etwas außerhalb von Tokyo. Es war ein hübsches, zweistöckiges Gebäude, welches er sich besorgt hatte. In der Stadt hatte er nur Probleme mit den Nachbarn gehabt. Aufgrund seiner Arbeit bei der Organisation hatte er so gut wie keinen Tag-Nach-Rhythmus. Wenn er schlafen wollte, konnte es sein, dass es mitten am Tag war und die über oder unter ihm eine Party feierten. Oder er hatte plötzlich mitten in der Nacht Lust auf Musik und schaltete die Musikanlage ein. Außerdem waren ihm eh immer viel zu viele Menschen in der Nähe gewesen. Das Haus stand ein einem Waldrand. Die Garage war direkt ans Haus angebaut. Er steuerte den Wagen einen Weg aus weißem Kies entlang und öffnete mit einer Fernbedienung das Garagentor. Als der Wagen stand, legte er kurz den Kopf auf seine Unterarme, die auf dem Lenkrad lagen. Gott, für heute war er mit den Nerven am Ende. Es war selten, dass er müde war. Körperlich war er es zwar nicht, aber dafür geistig. Er seufzte leise und verließ dann den Wagen. Vermouth würde ihn noch einmal in den Wahnsinn treiben. Wenn er nicht für das Eleminieren von Sherrys Schwester zugeteilt worden wäre, hätte er sie vielleicht dazu überreden können, weiter zu arbeiten. Wobei er immer noch die Vermutung hatte, dass Vermouth etwas daran gedreht hatte, dass er das erledigen musste. Sie hatte es ja bereits damals auf ihn abgesehen gehabt und Sherry war ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Wieso hatte er nie erfahren. Nachdenklich schloss er die Eingangstür auf und trat in den Flur. Der Mantel wurde abgestreift und landete zusammen mit dem Hut an der Garderobe. Er griff nach einer kleinen Schachtel auf dem Beistelltisch neben der Garderobe. Ein Becher für Kontaktlinsen. Seine Augen juckten ununterbrochen. Die gefärbten Objekte landeten in der Flüssigkeit und er griff nach dem Brillenetui, das neben dem Gefäß gestanden hatte. Eine Brille mit schmalen Gläsern und einem dünnen, silbernen Rahmen ersetzte die Linsen und die kühlen Augentropfen, die er im nahen Badezimmer stehen hatte, würden das geschwächte Jucken ganz verschwinden lassen. Wenige Minuten später saß er am niedrigen Wohnzimmertisch in einem Sessel und hatte eine Flasche seines Namensvetters und ein Glas vor sich stehen. Er dachte nach. Wie so oft, wenn er keinen Auftrag hatte. Der Raum für Sherry war fertig. Ein weicher, dunkelroter Teppich bedeckte den Boden. Decke und Wände waren ebenfalls rot gestrichen. Ein Himmelbett, ein gemütliches Sofa, ein Aquarium (unbewohnt), ein Bücherregal, Schreibtisch, Fernseher und Kleiderschrank. Aber keine Fenster. Es war im Keller. Es war der Wille vom Boss, aber er wollte seine kleine Sherry nicht in einem Keller einsperren. Er wusste, dass das nicht dabei helfen würde, ihr die Angst vor ihm zu nehmen, die sie im Moment hatte. Er hatte bereits mehrere BITTEN an den Boss geschickt, ob das Zimmer wirklich im Keller liegen musste. Sie waren unbeantwortet geblieben. Und er würde es nicht wagen, sich dem Boss zu wiedersetzten. Er griff nach dem Glas und leerte es ein drittes Mal. Er grübelte weiter und ohne es zu merken, schlief er irgendwann ein.   Er erwachte mit den Schmerzen von verspannten Muskeln, was aber nicht der Grund seines Erwachens war. Es war der penetrante Laut der Türklingel, der ihn weckte. Erst war er verwirrt, da er sich kurzzeitig nicht daran erinnern konnte, was passiert war und wieso er nicht in seinem Bett geschlafen hatte. Langsam setzte er sich gerade hin, während die Erinnerungen zurück kamen. Er verzog das Gesicht, gähnte und erhob sich. Er machte einen Umweg übers Badezimmer und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Im Flur tauschte er Brille mit Kontaktlinsen und versteckte Etui und Kontaktlinsenbehälter in der einzigen Schublade des Beistelltisches. Dann öffnete er die Tür. Wenige Sekunden später hasste er sich dafür. Vor seiner Tür stand Vermouth.   Beide standen sich gegenüber und schwiegen sich an. Vermouth schien auf irgendetwas zu warten und Gin hatte weder vor sie ins Haus zu lassen, noch mit ihr zu sprechen. Er wusste eh nicht, was sie hier wollte. Wobei er sich gerade fragte, woher sie wusste, wo er wohnte. Nach mehreren Minuten machte Vermouth dann den Mund auf. „Wo. Ist. Sie.“, fing sie an, gezwungen beherrscht. Gin blinzelte irritiert, ehe er ahnte, wen sie meinte. „Sag bloß, der Laborheini hat doch gequatscht? Ich dachte eigentlich, bei meiner Warnung deutlich genug gewesen zu sein!“, knurrte er wütend. „Das ist nicht witzig Gin! Was fällt dir ein, zu verheimlich, wo sich die Verräterin befindet?!“, Vermouth schrie fast. „Och, ist die Königin der Arroganz sauer, weil sie nicht von ihren Untertanen informiert wird? Oder weil nicht alles in ihrem Reich so läuft, wie es ihr gefällt?“, entgegnete Gin und genoss es zu sehen, wie die Blonde vor Wut rot anlief. „Gut, das reicht! Jetzt hörst du mir zu!“, zischte Vermouth. „Ganz und gar nicht, Vermouth! Du hörst mir zu!“, gab Gin zurück, „Du bist ein arrogantes As! Ich hasse dich seit unserer ersten Begegnung abgrundtief! Du ekelst mich mit deiner gesamten Art an! Du hältst dich für so toll, dass du dir alles erlauben kannst! Aber willst du die Wahrheit wissen? Selbst der Boss meint, dass du endlich auf den Boden der Tatsachen zurück kommen sollst! Du bist nur noch hochmütig und erledigst deine Arbeit überaus schlampig, sodass du dauernd mit dem FBI zusammen rasselst und dein Versagen hat uns nebenbei auch noch einen Scharfschützen gekostet! Fang an Nachzudenken, verdammt! Glaubst du wirklich, ich würde dir irgendetwas verraten? Ich wusste bis eben noch nicht einmal, dass das Haar von Sherry ist! Es war nur eine Vermutung! Du bist so hochmütig und in deinen Ruf vernarrt, dass du nicht einmal mehr merkst, wie deine Umwelt funktioniert! Du erfährst nur noch so viele Dinge, weil es Männer gibt, die zu bescheuert sind, deine Spielchen zu durchschauen! Ich werde dir nichts sagen Vermouth! Nicht freiwillig! Du kannst mich nicht zwingen! Das kann nur Anokata!“ Vermouth starrte ihn fassungslos an. „Du bist der Idiot!“, rief sie schließlich wütend, „Du bist so in sie vernarrt, das du gar nicht merkst, wie sehr sie dich von der Organisation entfremdet!“ Gin musterte die Schauspielerin. Dann lachte er. Es war einfach zu amüsant. Und der verwirrte und fassungslose Gesichtsausdruck der Frau, die ihm gegenüberstand, brachte ihn nur noch mehr zum Lachen. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und legte den Kopf schief. „Vermouth, du bist noch blinder und blöder, als ich immer geglaubt habe! Du mischst dein öffentliches Leben mit dem in der Organisation, hast aber immer noch ein Privatleben. Und wenn ich anfange ein Leben außerhalb der Organisation zu haben. Ein Leben, das nichts mit der Organisation zu tun hat, unterstellst du mir gleich, dass ich mich der Organisation entfremden würde! Gott, Vermouth werde erwachsen! Nur ein verwöhntes Kind glaubt, dass allesläuft, wie es das will und das es alles bekommt was es will! Es gibt Dinge, die bekommt man nicht! Egal wie sehr und wie laut man danach schreit! Und selbst wenn es so sein sollte und ich mich der Organisation entfremde, so bin ich mit meiner Suche nach Sherry erfolgreicher gewesen als du und die Abteilung die fürs Aufspüren von Verrätern zuständig ist.“, meinte er nachdenklich. „A-A-Aber du musst sie doch ausliefern, verdammt! Alles andere ist gegen die Regeln der Organisation!“, rief sie. „Blondie, geh zu Anokata. Ich habe mit ihm ein Ultimatum was Sherry angeht. Lass es dir von ihm erklären, wen du es unbedingt wissen willst. Ich werde mich aber nicht weiter mit dir auseinander setzten!“, beendete der Silberhaarige das Gespräch und schloss die Tür, ohne weiter auf Vermouth zu achten.   Kapitel 3: ----------- Gin ließ die Tür ins Schloss fallen und massierte sich die rechte Schulter. Gott, er hätte wirklich im Bett schlafen sollen. Im Moment beschwerten sich alle Muskeln über die vergangene Nacht. Außerdem fingen seine Augen wieder an zu jucken. Wieso vertrug er diese verdammten Kontaktlinsen nicht mehr? Er rieb sich über die Augen, ehe er fluchte, da das Jucken nur noch stärker wurde. Wenige Sekunden später fielen die Linsen wieder in ihre Behälter und die Gläser klärten seine Sicht. Im Badezimmer nahm er erneut die Augentropfen und wartete etwas, während er mit dem Brillengestell rumspielte. Eigentlich brauchte er die Brille nicht wirklich genauso wenig wie die Linsen, da er nur auf einem Auge eine Sehschwäche hatte, aber er ging halt lieber auf Nummer sicher. Was ihn aber mehr beschäftigte als das kleine Problem mit seinen Augen, war die Tatsache, dass Sherry wirklich geschrumpft war. Dieses kleine Mädchen war seine kleine Sherry! Er würde eine Meldung rausgeben, sobald er seine Ansprüche klar gemacht hatte. Er hatte den Verdacht, dass es noch jemanden gab, der ein fehlerhaftes Serum verabreicht bekommen hatte. Nicht einmal er achtete groß auf das Verhalten von Kindern. Wie wurde Sherry wieder groß? Außerdem musste er noch diesem Laborant eine Abreibung verpassen, damit dieser merkte, dass er keine leeren Drohungen aussprach. Sein Blick streifte die Badewanne, in die ein Whirlpool integriert war. Er würde weiter darüber nachdenken, wenn seine Muskeln nicht mehr Schmerzen durch seinen Körper jagten.   „Aber Ai! Hör mir doch zu! Ich bin mir sicher, dass der Mann etwas mit der Organisation zu tun hatte!“, rief Conan. Ai seufzte. „Kudo. Nur weil Gin hinter diesem Mann gefahren ist, heißt das noch lange nicht, dass der Verunglückte von der Organisation umgebracht wurde. Und wenn es doch so wäre, dann hätte Gin in der Hinsicht nichts damit zu tun.“, erklärte sie ihr Verhalten, „Er ist nicht so idiotisch, in der Nähe zu sein, wenn seine Zielpersonen sterben. Zumindest wenn er sie nicht erschießt. Außerdem hätte er dann nicht Inspektor Megure zusätzlich auf sich aufmerksam gemacht.“ „Und wenn es doch so ist? Wenn das die Gelegenheit wäre diesen Verbrechern endlich auf die Spur zu kommen?“, erwiderte Conan aufgeregt. „Verdammt, bist du jetzt so verplant mit deinem Leben als Detektiv, dass du keinen normalen Unfall mehr erkennst? Der Mann war besoffen, wollte sich bei einer Mutprobe beweisen und hat dann versagt und ist gestorben, weil er vergessen hatte die Handbremse zu lösen!“, schrie Ai. „Aber Fortschritte beim Gegenmittel gibt es doch, oder?“, fragte der Geschrumpfte neugierig und wurde im nächsten Moment aus dem Raum geschmissen.   Konnte der nicht einmal Ruhe geben? Die Erdbeerblonde seufzte. Sie erinnerte sich eigentlich nur sehr ungerne an ihre Zeit in der Organisation, aber dort hatte nun einmal alles seinen Anfang gehabt. In der Organisatin. Dort waren ihre Eltern gewesen. Dort war sie aufgewachsen. Dort hatte sie ihre Liebe zur Chemie entdeckt. Und dort hatte sie in Ruhe arbeiten können, verdammt! Merkte dieser Idiot von Detektiv nicht, dass er mit seiner Fragerei ihre Forschungen nur behinderte? Ai sie dir dies an, Ai sieh dir an, Ai du kommst doch sicher mit zu Zelten, Ai, wie weit ist das Gegengift? Gott, der war so ein Mistkerl! Kapierte er nicht, das er nicht weiterhin so kurzsichtig durchs Leben laufen konnte? Selbst wenn das Gegenmittel fertig wäre, könnten sie es nicht nehmen! Er würde sich sofort wieder in die Aufmerksamkeit der Medien stürzen und die Organisation würde ihn schneller endgültig töten, als dass irgendetwas unternommen werden könnte. Und alle anderen würden auch sterben. Die Kinder, der Professor, Ran und ihre Vater und wahrscheinlich auch Heji und Kazuha. Vielleicht auch Sonoko. Und es gab noch etwas, was sie in der Organisation zu lieben gelernt hatte oder eher jemanden. Gin. Damals war er anders zu ihr gewesen. Erst war er nur distanziert gewesen. Er kam hin und wieder im Labor vorbei, um die Vorschritte zu überprüfen oder verschiedene Gifte zu holen. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie nur kühl gemustert und dann stehen gelassen. Sie hatte unter seinem Blick Blut und Wasser geschwitzt. Irgendwann war er höflicher zu ihr geworden, was auch daran liegen konnte, dass sie langsam in den Rängen aufstieg. Dann hatte er angefangen mehr Worte mit ihr zu wechseln als nötig. Nach und nach hatte sich erst eine wacklige Freundschaft, wenn man es so nennen konnte, entwickelt, aber sie war immer fester geworden. Er hatte sie angefangen bei schlechtem Wetter vom Labor zu ihrer Wohnung zu fahren und im Winter regelmäßig hingebracht. Als einmal bis spät in die Nacht gearbeitet hatte, hatte er draußen auf sie gewartet. Sie musste unwillkürlich lächeln, als sie sich erinnerte, wie oft sie sich entschuldigt hatte. Und er hatte gelächelt. Nicht kalt, nicht gehässig, sondern wie ein ganz normaler Mensch. Sein Lächeln war warm gewesen. Und amüsiert über ihr Verhalten. Er hatte sie zum Schweigen gebracht. Mit einem Kuss. Gott, sie hatte ihm drei Wochen lang nicht in die Augen sehen können! Mit Schaudern kam das Grinsen vor ihr inneres Auge. Das Grinsen, welches er im Gesicht hatte, als er sie aus dem Wagen sah. Nein. Conan konnte sie nicht schützen. Nicht vor ihm. Gin war weitsichtiger und um einiges rücksichtsloser, wenn es um die Organisation ging. Wenn sich Conan offen gegen den Silberhaarigen stellen würde, würde er sterbe und das sehr schnell. Aber diese Grinsen. Es war so gewesen, als würde er wissen, dass sie Sherry war. Spätestens in der kommenden Nacht, würde ihr Unterbewusstsein ihr den Schlaf rauben. Ein Wirbel aus Angst und Verzweiflung. Und ein kleiner Schimmer der Wärme, die sie früher bei ihm gespürt hatte und auch vermisste. Selbst wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.   Vermouth war sauer. Stinksauer! Was fiel dem Kerl ein, mit ihr zu reden, als wäre sie ein blutiger Anfänger?! Jedenfalls hatte sie sich direkt mit einer Beschwerde an Anokata gewandt und gleichzeitig das ranghöchste Mitglied informiert, das mit der Suche nach Verrätern beschäftigt war. Soju hatte sehr ungehalten reagiert und sich gleich auf den Weg gemacht, um diesem Gespräch beizuwohnen.   Vermouth und Soju saßen schweigend in dem dämmrigen Raum. Sie waren herbestellt worden, nachdem sie ein Gespräch mit Anokata verlangt hatten. Dieser saß vor ihnen. Fünf Meter entfernt hinter einem großen Schreibtisch. Mehr als eine halbe Stunde schwiegen sich die drei Personen an, ehe Anokata seufzte. „Ich verstehe nicht, was ihr von mir wollt.“, meinte er, „Sojus Aufgebrachtheit kann ich ja noch nachvollziehen, aber du, Vermouth, benimmst dich wie ein verwöhntes Kind, das seinen Willen nicht bekommt.“ Die Blonde zuckte leicht zusammen. Ohne es zu wissen, hatte Anokata fast dieselben Worte wie Gin verwendet. „Meine Abteilung ist für das Suchen von Verrätern verantwortlich! Da haben sich unaufmerksame Idioten nicht einzumischen, nur weil sie aktiv im Außendienst sind!“, rief Soju, ein Mann in den Vierzigern mit kurzem, braunem Haar, wütend. „Du weißt schon, dass du gerade einen meiner fähigsten Mitarbeiter beleidigst?“, bemerkte Anokata mit einem neutralen Gesichtsausdruck, „Es wird ihm gar nicht gefallen, wie du ihn genannt hast. Ich denke, du kannst dich glücklich schätzen, dass er in nächster Zeit mehr damit zu tun haben wird, einen Laboranten davon zu überzeugen, dass er keine leeren Drohungen verbreitet, als sich um dich zu kümmern. Außerdem kann er so unaufmerksam nicht sein, wenn er mehrmals eine konkrete Spur von Sherry finden konnte und sie auch einmal fast zu fassen bekam. Du und dein Team hingegen, haben in über sechs Monaten nicht einmal ein Haar von ihr gefunden. Oh nein, Gin wird nicht sehr begeistert sein.“ Soju wurde blass. Er hatte nicht gewusst, wer Vermouth so auf die Palme gebracht hatte. „Aber er hält Informationen zurück!“, zischte Vermouth wütend, „Und er meinte, sie hätten mit ihm ein Ultimatum über Sherry! Was ist damit? Wieso behauptet er so etwas?“ „Weil es wahr ist, Vermouth!“, erwiderte der Boss. Seine Stimme war in den Minusgraden. „Und beherrsch dich. Ich verlange immer noch Respekt von meinen Untergebenen, egal wie ranghoch sie sind!“ Es Herrschte wieder mehrere Minuten schweigen. Dann öffnete Soju den Mund. „Anokata, wovon handelt dieses Ultimatum? Und warum ist es ihm erlaubt seine Informationen für sich zu behalten?“, wollte der Mann wissen. „Ich schätz ihr wist von seiner kleinen…Beziehung mit Sherry? Was frage ich da eigentlich? Du, Vermouth, weißt hundertprozentig davon. Immerhin versuchst du schon seit Monaten dir Gin gehörig zu machen. Sehr amüsant im Übrigen. Und sehr sinnlos. Er ist vollkommen auf die kleine Wissenschaftlerin fixiert.“, bei diesem Kommentar schnaubte die Blonde, wurde aber ignoriert, „Jedenfalls fiel mir nach dem Verschwinden von Sherry auf, dass Gin sich nicht mehr an ganz so vielen Aufträgen beteiligte wie vorher. Mit einem natürlichen Misstrauen, ließ ich ihn überprüfen. Er suchte Sherry. Und er suchte sie ausdauernd. Er kontrollierte Kameras, hackte sich in Server und überprüfte die Passagierlisten der Flughäfen, durchsuchte die Aufträge von Taxen und drang sogar schließlich in die Computer der Polizei ein, ob sich dort jemand gemeldet hatte. Vergeblich, aber gründlich. Nach dem Fiasko mit Pisco, wo er sie fast stellte, rief ich ihn zu mir und schlug ihm das besagte Ultimatum vor. Wenn er es schaffen würde, Sherry vor dir zu finden, Soju, darf er mit ihr machen, was er will. Sie exekutieren oder sie für immer einsperren und ganz für sich haben.“, der Boss endete und Vermouth schnappte nach Luft, während Soju einen Fisch imitierte. „Er darf was? Was ist, wenn sie ihn überredet, sie wieder gehen zu lassen?“, rief die Blonde. Der Boss musterte die Schauspielerin. „Vermouth. Ich kenne Gin. Er kann sich vollständig gefühllos geben. Er hat in einigen Hinsichten keine Gefühle mehr. Und das wurde gefährlich. Wie soll man Opfern eine Falle stellen, wenn man ihre Reaktionen nicht nachvollziehen kann? Ein Mindestmaß an Gefühlen ist dafür notwendig, aber sogar dieses drohte ihm zu entgleiten. Außerdem wird er sich allen Zusprüchen zum Trotz, nie von mir abwenden. Er hat es mit bei seinem Eintritt geschworen. Der Hintergrund dieses Eides hat euch nicht zu interessieren, aber ich bin mir seiner vollständigen Loyalität sicher.“ „Boss. Es gab seit Monaten keine Spur von der Verräterin. Wie will Gin sie jetzt noch finden?“, versuchte es Soju erneut, dass die Suche dem Silberhaarigen die Suche entzogen wurde. „Er hat eine Spur.“, murmelte Vermouth leise. Der braunhaarige fuhr zu ihr herum. „WAS???“, seine Gesichtsfarbe war zu einem aggressiven Rot geworden. „Er hat ein Haar von ihr zur Analyse gebracht. Er hat eine Spur. Eine sichere Spur, da bin ich mir sicher.“, führte sie ihre Aussage fort. „Ich wusste, dass es zu Ergebnissen kommt, wenn man Leuten die Suche aufträgt, die wirklich am erfüllen der Aufgabe interessiert sind.“, grinste Anokata. Eisblaue Augen blitzten zufrieden. "Was soll das denn heißen?", riefen Vermouth und ihr Kollege im Chor. „Soju, du solltest mal dein System überarbeiten. Alle ranghohen Mitglieder wissen, wie es funktioniert und können durch deine Maschen schlüpfen. Und du Vermouth…früher warst du sehr nützlich, aber in letzter Zeit hast du stark nachgelassen. Du rasselst mit dem FBI aneinander, startest eigennützige und waghalsige Aktionen, ohne an die Folgen zu denken und verlierst die Ziele aus den Augen. Gin hat Informationen über eine Person, nach der seit Monaten von einer ganzen Truppe gefahndet wird, alleine bekommen und erledigt seine Aufträge effizient, ohne andere Mitglieder zu gefährden. Die beiden Untergeben schwiegen. Diese Kritik war hart, aber gerecht. Soju gestand es sich innerlich ein, während Vermouth unter Schelle litt, wie nie zuvor. Sie hatte geglaubt, dass Gin für seine Unverschämtheit endlich in seine Schranken gewiesen werden würde.  Stattdessen wurde offenbart, dass er und Anokata ein Abkommen hatten. „Und nun…könnt ihr beiden verschwinden. Es wurde alles gesagt, was zu sagen war.“, meinte Anokata mit übertriebender Höflichkeit. „Aber-“ „RAUS!“, schrie Anokata. Er hatte bereits genug Zeit verschwendet. Die Angeschrienen flohen aus dem Raum. Gedanklich überdachte er seine damalige Entscheidung noch einmal. Gin war ihm treu, aber was war, wenn Sherry mehr Einfluss auf ihn hatte, als er dachte? Er konnte Gin die Suche nicht einfach verbieten, wo er eine feste Spur hatte. Er musste darauf vertrauen, dass der Silberhaarige seinen Eid hielt. Und er hatte es versprochen. Und eine Respektsperson brach ein gegebenes Versprechen nicht.   Kapitel 4: ----------- Das Wasser war heiß. Fast zu heiß, aber es half, den Schmerz und die Beschwerden der verspannten Muskeln zu lindern. Er war sehr erleichtert, als sich die Muskeln entspannten und ließ sich noch etwas tiefer ins heiße Wasser sinken. Das tat er eigentlich viel zu selten, wenn er so darüber nachdachte. Aber heute konnte er es sich erlauben. Heute hatte er keine Aufträge. Eigentlich müsste er so schnell wie möglich ja Sherry ausfindig machen, aber er als er die Schulcomputer der Teitan-Grundschule gehackt hatte, hatte er herausfinden müssen, dass die Adressen der Kinder anscheinend allen Lehrern auf Papier vorlagen. Jedenfalls waren bei allen Kindern nur Aktennummern angegeben. Also musste er wohl oder übel bis Montag warten und dann zusehen, dass er am frühen Nachmittag keine Aufträge hatte, um sich auf die Lauer zu legen und die Miniversion von Sherry ausfindig zu machen. Er würde gut aufpassen müssen oder einfach täglich eine Kamera anbringen und dann täglich eine Straßenecke weiter prüfen. Allerdings würde er es bevorzugen, wenn er das nicht tun musste. Erstens war es sehr aufwendig und zweitens konnte ihm Vermouth in die Parade fahren. Er legte nachdenklich die Unterarme auf den Rand des Beckens. Der Whirlpool war schwarz mit vergoldeten Hähnen. Das gesamte Badezimmer war mit Marmor gefliest. Es bildete ein elegantes Mosaik auf dem Boden aus weißem und schwarzem Marmor, zog sich bis auf Hüfthöhe die Wände hoch und endete in einer fein gemeißelten Zierleiste. Es gab mehrere Schränke mit Handtüchern, einen offenen Schrank mit Shampoo, Haarspülung und Duschgel, über dem Waschbecken, dass ebenfalls aus schwarzem Marmor bestand und vergoldete Hähne hatte, befand sich ein Schrank, dessen Türen verspiegelt waren. In dem befanden sich Rasierzeug, Zahnbürsten und ähnliche Hygieneartikel. In einer Ecke war noch eine Dusche. Wieder in Schwarz und Gold. Es war insgesamt nicht auf protzige Größe ausgelegt, sondern auf einen bequemen Luxus, der nicht übermäßig viel Platz weg nahm. So ziemlich alle Räume waren eher teuer, aber geschmackvoll eingerichtet und richteten sich nicht nach irgendwelchen Modestilen. Es gab im Erdgeschoss noch das Wohnzimmer und die Küche. Der Flur führte zu einer Treppe nach oben und einer nach unten. Im Keller lag das Zimmer führ Sherry. Im ersten Stock sein Schlafzimmer und ein unbenutzter Raum. Falls Anokata auf seine Bitten reagieren würde und er seine kleine Sherry nicht im Keller einquartieren müsste. Noch über eine Stunde genoss er das heiße Wasser, ehe er das Becken verließ und sich ein großes Handtuch aus einem Schrank nahm. Er trocknete sich gründlich ab, ehe er sich um seine Harre kümmerte. Normalerweise flocht er sie, wenn er schlief, aber in der letzten Nacht waren sie offen gewesen und entsprechend verknotet. Ausführlich bürstete er die silbernen Strähnen, ehe er sie trocknete. Als sie seidig über seinen Rücken fielen, verließ er das Badezimmer und begab sich ins sein Schlafzimmer, um sich ein paar Sachen rauszusuchen. Er war lange nicht mehr aus eigenem Antrieb in der Stadt gewesen. Er grinste leicht. Es wurde Zeit seine private Kleidung rauszusuchen. Wenige Minuten später stand er vor der Garage, die um einiges zu breit war, um nur einen Wagen zu beherbergen, außerdem hatte sie zwei Tore. Hinter dem rechten befand sich der schwarze Porsche 356A. Hinter dem linken befand sich ein praktischer Gegensatz. Kein perfekt erhaltener Oldtimer. Sondern ein Lamborghini Murciélago. Er mochte ihn eigentlich, aber der Porsche war in der Organisation sein Markenzeichen. Mit einem Klick der Fernbedienung fuhr das Tor hoch und langsam wurde der schwarze, schnittige Wagen sichtbar.  Gin lächelte. Er hatte ihn lange nicht mehr benutzt. Er stieg ein, fuhr aus der Garage, schloss das Tor und machte sich dann auf den Weg in die Stadt. Die Straßen waren frei. Jedenfalls für die Innenstadtverhältnisse von Tokyo. Gin wusste, wo er hinwollte. In ein Kaufhaus. Er wollte einige Sachen für sich besorgen. Unteranderem ein neues Handy. Sein altes hatte den Geist aufgegeben. Er glaubte immer noch nicht, dass der Techniker es ganz zufällig in diesem Waschbecken gefunden hatte. Er war Günstling von Vermouth und hatte wohl sein Handy verwanzen sollen. Aber er war mehr als schlampig gewesen und hatte es zerstört. Aus einem Gedanken heraus suchte er sich an einer Ampel eine CD raus und legte sie ein. Kurz darauf schaltete die Stimme des Sängers von Saltatio Mortis aus den Lautsprechern. Entspannte tippte er im Takt auf sein Lenkrad, als der Refrain eines Liedes ertönte. Wie oft hatte er den Refrain Vermouth schicken wollen, wobei das gesamte Lied seine Meinung zu Vermouth perfekt wiedergab. Leise summt er mit, als der Refrain erneut gespielt wurde.   Fall doch vom Rand der Erde ich wünsch dir guten Flug Trink deinen Schierlingsbecher aus in einem Zug Ertrink am Grund der Meere mit Steinen um den Hals Ich freu mich auf dein Scheitern bin Zeuge deines Falls   Ja, das hatte er der Blonden oft an den Hals gewünscht. Er bog an der nächsten Kreuzung nach links ab und fuhr kurz darauf in ein Parkhaus, das zum Kaufhaus gehörte. Er fand erstaunlich schnell einen Parkplatz. Dafür, dass es Samstag war, war es noch erstaunlich frei. Er parkte perfekt in eine Lücke ein und stieg aus. Eine Gruppe von drei Mädchen, die vom Aussehen her in die Oberschule gingen, musterten ihn mit unverhohlener Neugierde. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Seine Kleidung bestand aus einer engen, schwarzen Leinenhose an deren linken Seite sich silberne Ranken hinauf wandten, schwarzen, geschnürten Stiefeln, die bis zur Mitte seiner Schienbeine reichten, ein dunkelblaues Hemd, dessen Knopfleiste mit silbernen Rosenblüten und Ranken verziert war, einer Sonnenbrille und seine Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Zusammen mit seiner Körpergröße und dem schlanken, athletischen Körperbau, war er Recht auffällig. Da machte auch seine Haarfarbe viel her. Er drehte sich kurz in die Richtung der Mädchen, während er die Brille abnahm. Die drei liefen synchron rot an und wandten sich ab. Nicht aus Angst. Kurz darauf kicherten sie, aber er achtete nicht drauf, sondern stieg in den Fahrstuhl. Er musste in den Elektronikladen und vielleicht würde er auch einem Klamottenladen einen Besuch abstatten. In der verspiegelten Wand des Fahrstuhls betrachtete er kurz seine Augen. Er verzog kurz das Gesicht. Die farbigen Kontaktlinsen konnte er in näherer Zukunft wohl vergessen. Er trug im Moment ungefärbte, aber er verspürte weder Juckreiz noch andere Anzeichen, dass er sie nicht vertrug. Seufzend bereitete er sich bereits darauf vor, was für Fragen ihm Vermouth alles stellen würde, wenn sie merkte, dass er nie seine richtige Augenfarbe gezeigt hatte.   „Ach komm schon Ai! Heute ist Samstag! Außerdem warst du doch beim letzten Ausflug nicht dabei!“, rief Ayumi überausfröhlich. Das exakte Gegenteil zu der Angesprochenen. „Ich werde nicht mitkommen!“, erwiderte sie, „Ich war gestern erst mir euch im Kaufhaus!“ „Aber das war doch, weil wir ein Geschenk für Frau Kobayashi besorgen wollten. Heute sind aber Sonderangebote für Fanartikel von Kamen Yaiba!“, rief Mitsuhiko und Genta fügte hinzu: „Außerdem meinte Conan, dass du mitkommen würdest und wir haben bereits die Busfahrkarten besorgt.“ „Schön, dass ich da auch noch gefragt werde! Außerdem müsstet ihr doch wissen, dass ich kein Fan von dieser Serie bin!“, versuchte sie sich weiter rauszureden. „Dann wird es aber Zeit, dass du erkennst, wieso so viele Fans davon sind!“, rief Ayumi und zerrte die Geschrumpfte einfach aus dem Haus des Professors. In diesem Moment verfluchte Ai die Kinder-Truppe. Sie verfluchte Conan, der immer glaubte über sie bestimmen zu müssen und verfluchte sich selbst, dass sie nie genauer nachgedacht hatte, bevor sie die Organisation verriet. Sie hatte gehofft irgendwann ihre Ruhe zu haben und nicht mehr fliehen zu müssen, stattdessen versteckte sie sich in einem Kinderkörper und hatte Angst vor dem Mann, der ihr einmal das Gefühl gegeben hatte, verstanden zu werden. Der sie in Ruhe ließ, wenn sie ihre Ruhe haben wollte. Und der bei ihr blieb, wenn sie sagte, dass sie alleine sein wollte, es aber nicht stimmte.   Gin betrachtete interessiert das schwarze, aufklappbare Handy, mit einem silbernen Ouruboros, einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss, auf der Oberseite und den Laptop, der ebenso schwarz, aber mit einem silbernem Drachen versehen war. Er war bereits einige Zeit durch den Laden gegangen und hatte sich Sachen, die ihn interessierten, genauer angesehen. Bisher hatten ihm diese Dinge letzten Endes doch nicht gefallen und er hatte sie nicht weiter beachtet. Diese beiden Sachen, waren aber genau das, was er suchte. Sie besaßen alle nötigen Funktionen und passten auch privat zu ihm. Er richtete sich auf und entdeckt kurze Zeit später den Verkäufer, um sich nach dem Preis zu erkundigen.   Ai stand vor einem einzelnen Laden im Kaufhaus und sah zu, wie die Kinder zwischen den Ständen hin und her liefen, die diese Fanartikel anboten. Sie wollte hier weg. Weg aus den Menschenmassen. Weg von den Kindern, die immer noch an ihre heile Welt glaubten und nicht wussten, wie es war, jemanden zu verlieren. Und sie wollte weg von Kudo, der brav mit den Kindern mitlief, immer lächelte und den intelligenten kleinen Jungen spielte. Dann spürte sie ein merkwürdiges Kribbeln im Nacken. Verwirrt drehte sie sich um sich selbst. Es war nicht das Gefühl, welches sie hatte, wenn ein Mitglied der Organisation in der Nähe war, sondern… vertrauter. Angenehmer. Sie stellte sich eine kleine Nische hinter einer großen Topfpflanze und sah sich um. Sie entdeckte ihn schnell. Conan redete gerade mit Mitsuhiko über ein Rätsel, dessen Lösung den echten Kindern einen gratis Fan-Artikel besorgen würde, als er an der kleinen Gruppe vorbei ging. Conan stand mit dem Rücken zu ihm und entdeckte ihn nicht. War wohl einfach Glück für ihn. Er würde vor Schreck umkippen. Allein das Erscheinungsbild war… gewöhnungsbedürftig. Er sah fast wie ein Vertreter der Gothic-Riege aus, aber irgendwie war seine Kleidung geschmackvoller. Er verschwand aus ihrem Blickfeld, als er um eine Ecke verschwand und einem Gang folgte, in dem, laut einem Schild, Kleiderläden zu finden waren. Sie musste hier weg und zwar ganz schnell! Sie wollte gerade zu Conan laufen, um ihn zu warnen und zu überreden zu verschwinden, als ein junger Mann zu einem Sicherheitswachmann rannte und dort irgendetwas von einer Leiche stammelte. Sofort waren die Kinder aufmerksam und Ai wurde von Conan mit ins Parkhaus gezerrt, ohne etwas sagen zu können. Eine Traube von Menschen hatte sich bereits um das Opfer versammelt und wenige Minuten später tauchten die ersten Polizisten auf. Die Leiche lag zwischen zwei Reihen von geparkten Autos. Das Opfer schien erschlagen worden zu sein und lag zwischen einem weißen Kleinwagen, einem roten und einem grünem PKW und einem teuer aussehendem, schwarzem Sportwagen.   Gin kannte den Laden, aber seit seinem letzten Besuch, schien sich recht viel im Sortiment geändert zu haben und so hielt er sich schließlich länger in dem Geschäft auf, als vorhergesehen, aber die ausgewählten Sachen gefielen ihm außerordentlich gut. Eine schwarze und eine dunkelblaue Hose, beide mit silbernen Ornamenten verziert, zwei Hemden mit den selben Farben und Verzierungen, ein Paar schwarze Kunstleder Stiefel mit einem festen Profil und einem weiterem schwarzem Hemd mit einem Silbernem Drachen auf dem Rücken und dort, wo auf der Brust das Herz zu finden war. Das Bezahlen war schnell erledigt und die Verkäuferin fragte ihn wirklich, ob er nicht in ihrer Mittagspause mit ihr etwas trinken würde. Er lehnte höflich ab und nahm sich seine Sachen. Zufrieden beschloss er, sich in einem der Cafés ein Getränk zu gönnen, ehe er sich auf den Rückweg in seine Wohnung machte.   Kapitel 5: ----------- Ai sah wütend und nervös zu, wie die Kinder und Kudo nach Spuren und Hinweisen nach dem Täter suchten. Der Eifer von Ayumi, Genta und Mitsuhiko brachte sie zum Lächeln, während Kudos Aktionen sie einfach nur noch anekelten. Merkte er denn nicht, dass jeder gelöste Fall ihn mehr ins Fadenkreuz der Organisation rückte? Merkte er nicht, dass man ihm seine Kleinkindermasche bald nicht mehr abnahm? Er würde es nicht merken. Zu sehr war er darauf fixiert, den Verbrecher zu fangen und den Ruhm dafür einzuheimsen. Die echten Kinder versuchten Verbrecher zu fangen, will sie es toll fanden der Polizei zu helfen, aber Kudo schien ein Junkie zu sein. Süchtig nach dem Gefühl im Mittelpunkt zu stehen, wenn er einen Verbrecher überführte. Selbst wenn er das Versprechen gab sich niemanden zu zeigen, wenn er das Gegenmittel erprobte, sobald ein Verbrechen geschah, schmiss er alle Versprechen hin  und es musste eine Nachrichtensperre verhängt werden, aber lange würde das nicht mehr gut gehen, dass wusste sie. Und das es seine Pflicht wäre, Täter zu überführen, war in ihren Augen nur eine billige Ausrede. Wie wollte er bitteschön die Organisation auffliegen lassen, wenn er tot war, weil ein Mitglied alles geschnallt hatte und ihn eliminierte? Bei Pisco war es schon mehr als knapp gewesen. Hätte Gin diesen nicht erschossen, wäre schon längst alles vorbei. Was würde sie im Moment dafür geben, dass der einmal etwas reingewürgt bekam… Sie sah überrascht auf, als eine Durchsage durch das Kaufhaus hallte. Vier Wagenbesitzer sollten sich im Parkhaus melden. Sie sah zum Tatort, der bereits abgesperrt war. Das waren wohl die Besitzer der Autos, welche um die Leiche herumstanden.   Gin ließ sich gerade in einem Café einen Kaffee schmecken, als eine Durchsage ertönte, dass sich einige Personen im Parkhaus melden sollten. Überrascht registrierte er, dass das Kennzeichen seines Wagens ebenfalls aufgerufen wurde. Verwirrt bezahlte er schnell, trank seinen Kaffe aus, nahm seine Einkäufe und macht sich auf den Weg ins Parkhaus. Überrascht blieb er stehen, als er die ganzen Schaulustigen und die Polizisten sah. Was war denn hier passiert? Ein Polizist redete gerade auf einige Leute ein, dass diese sich doch bitte etwas entfernen würden, als er näher trat, um zu seinem Wagen zu kommen. „Hey, wo wollen sie hin?“, rief ein schwarzhaariger Mann mit dunkler Haut und dunkelblauen Augen, der einen grauen Anzug trug, und nun auf ihn zulief. „Ich wollte zu meinem Wagen. Es gab eben eine Durchsage, dass es Probleme mit einigen Autos geben würde.“, gab er ohne Ausschweifungen zurück. Der Mann musterte ihn kurz. „Äh, ok. Würden sie bitte mitkommen? Die anderen aufgerufenen sind auch bereits da.“, bat der Schwarzhaarige. Gin zog eine Braue hoch. „Ist ein Wagen in die Parkreihe gekracht oder warum ist hier so ein Aufstand?“, wollte er wissen. „Es wird gleich alles erklärt werden.“, entgegnete der Angesprochene, der sich sichtlich unwohl zu fühlen schien. „Mein Name ist Watura Takagi.“, wurde noch schnell nachgesetzt.   Conan besah sich neugierig und aufmerksam die Wagenbesitzer. Noch war keinem von ihnen gesagt worden, wieso sie hier waren. Auf den ersten Blick schienen sie nur verwirrt zu sein. Die Leiche war nur schwer zu entdecken, wenn man sich nur davon überzeugen wollte, dass das eigene Auto in Ordnung war. Aus dieser Entfernung konnte man keine möglichen Schäden erkennen und somit waren die Besitzer ahnungsloser als die Schaulustigen. Der weiße Kleinwagen gehörte einer jungen Studentin, die den Namen Yuki Asagiri trug. Ein junger Mann namens Seto Yagiro war der Besitzer des roten PKWs und der grüne Wagen gehörte Yuka Mitaro. Es fehlte nur noch der Inhaber oder die Inhaberin des Sportwagens. „Inspektor Megure! Hier ist der Besitzer des letzten Wagens!“, meldete Takagi plötzlich und Conan drehte sich sofort um, um den Mann unter die Lupe zu nehmen. Er erstarrte vollständig, als er den Mann sah.   Gin blinzelte irritiert. Inspektor? Wieso waren Polizisten hier? Er drehte sich zurück zu den Wagen. Die sahen von hier aus eigentlich ganz in Ordnung aus. „Dürfte ich erfahren, wieso sich die Wagenbesitzer melden sollten?“, fragte er mit einem neutralen Ton, der nicht zeigte, ob er genervt, nervös oder wütend war. Conan starrte den silberhaarigen Mann an. Sein Jäger, der Verantwortliche für seinen körperlichen Zustand und sein erster Kontakt mit der Organisation, aber…warum trug er diese merkwürdige Kleidung? Und wieso war der mit diesem Wagen hier und nicht mit dem Porsche? Ihm kam ein Geistesblitz. Der Sportwagen gehörte dem Mörder, der ein Mitglied der Organisation zwar. Gin war in der Nähe gewesen und damit es nicht raus kam und die Organisation bekannt wurde, gab er sich nun als Besitzer aus. Dafür musste er nur noch Beweise finden. Dann hätte er nicht nur einen Mord der Organisation, sondern auch zwei Mitglieder, eines davon Gin. Aufmerksam hörte er sich die Aussage des Silberhaarigen an, während er sich so hinstellte, dass der Andere ihn nicht sah.   „Dürfte ich erfahren, wo sie waren, seit sie ihren Wagen abgestellt haben?“, fragte der Inspektor den Langhaarigen. „Wenn sie mir sagen, wieso, gerne.“, wurde erwidert. Gin sah es nicht ein, ohne triftigen Grund seinen Tagesplan der Polizei zum Durchleuchten zu überlassen. „Stimmt, dass wüssten wir auch gerne!“, mischten sich die anderen an, die über die Sprechanlage aufgerufen worden waren. „Es ist reine Routine, nichts weiter!“, wurde von dem korpulenten Beamten erwidert. „Dann haben sie doch sicher nichts dagegen, wenn ich meine Einkäufe in meinem Wagen verstaue.“, gab Gin nur zurück und wandte sich in die entsprechende Richtung. „Nur zu blöd, dass sie noch nicht in den Bereich um die Wagen dürfen.“, rief ein dicker Junge laut und stellte sich vor ihm. Der Blauäugige musterte den Kleineren kurz, ehe er sich auf Augenhöhe kniete. „Ich werde mir aber nichts von einem Bengel sagen lassen, der es nicht schafft, seine Essgewohnheiten zu zügeln und sich damit kontinuierlich selbst schadet! Und nun wirst du mir aus dem Weg gehen, weil ich ansonsten nachhelfen werde und das wäre keine sonderlich nette Methode!“, zischte der Auftragskiller kalt und fixierte den Jungen mit einem Blick, den er normalerweise für Verräter höchster Stufe reservierte.   Genta sprang erschrocken von dem Man zurück, der eben noch nur distanziert gewirkt hatte und ihn nun mit einem Blick durchbohrte, dass er das Gefühl hatte, von Eis erstochen zu werden. Der Mann war nicht normal. Ayumi versteckte sich hinter ihm und wirkte ebenso verängstigt.   „Genta hat Recht, sie können noch nicht zu den Wagen.“, mischte sich Takagi plötzlich ein. „Dann sollten sie mir einen guten Grund nennen! Ich habe Besseres zu tun, als in diesem Parkhaus herum zu stehen.“, knurrte er zurück. Soviel zu seinem freien Tag! „Sie können nicht zu ihren Wagen, weil dort eine Leiche liegt.“, trat der Inspektor neben den Kommissar. Gin zog eine Augenbraue hoch und sah zu den Wagen. „Wenn sie uns also jetzt bitte mitteilen würden, wie sie heißen, wie alt sie sind und wo sie sich aufgehalten haben, nachdem sie ihren Wagen hier abgestellt hatten?“ „Genau! Und sie sagen besser die Wahrheit, denn wir werden alles nachprüfen!“, mischte sich der Bengel wieder ein. Gin fuhr urplötzlich herum und packte den Jungen am Kragen. „Wenn du nicht gleich Leine ziehst und mich in Ruhe lässt, werde ich dafür sorgen, dass du Erwachsenen wieder den nötigen Respekt entgegen bringst!“, knurrte er und wandte sich wieder den Beamten zu, ließ die Nervensäge aber nicht los, „Meine Name ist Ryo Kichigo, ich bin 28 und befand mich die ganze Zeit über im Kaufhaus. Ich war erst in einem Elektronikladen im 6. Stock, dann in einem für Kleidung im 4. Stock und dann in einem Café im 3. Stock. Ich war zwischendurch nicht im Parkhaus.“, er wandte sich dem Jungen zu, den er immer noch am Kragen festhielt, „Und du wirst mir heute nicht mehr unter die Augen kommen!“, meinte er gezwungen ruhig und ließ ihn los.   Ai sah aus ihrer Deckung aus zu, wie Genta ängstlich zu Ayumi und Mitsuhiko rannte. Sie stand zwischen einigen Wagen, mehrere Meter entfernt und lugte neben einem der PKWs hervor, in der Hoffnung, dass Gin sie nicht entdeckte. „Ai, komm mal, ich müsste dich etwas fragen!“, flüsterte Conan mehrere Autos entfernt. Er hatte einen großen Bogen um den Killer gemacht, nachdem er gesehen hatte, wie dieser mit Genta umsprang. „Was ist?“, antwortete sie leise. Er erzählte ihr, von ihrer Vermutung. „Nein, das kann nicht sein.“, meinte sie nach kurzem überlegen, „Das wäre viel zu riskant. Gin würde dabei nie mitmachen.“ „Dennoch muss er irgendwie hergekommen sein…“, murmelte Conan und rannte zu den Kindern. „Mitsuhiko, Ayumi, Genta! Ich bräuchte einmal eure Hilfe!“, rief er leise. „Was gibt es?“, wollte das Mädchen wissen.  Würdet ihr mir helfen, das Parkhaus nach einem Oldtimer zu durchsuchen? Es könnte wichtig für die Lösung des Falles sein.“, erklärte er kurz und gleichdarauf verschwanden die vier in die anderen Etagen des Parkhauses. Ai sah ihnen kurz nach, ehe sie wieder zu den Verdächtigen in diesem Fall blickte. Inspektor Megure hatte derweil allen erklären müssen, dass ein Mord geschehen war und sie die Hauptverdächtigen waren. Gin hatte einen Gesichtsausdruck, der seine Laune wiederspiegelte. Schlechte Laune mit einem ordentlichen Zusatz Genervtheit. Als wenige Minuten später ein Polizist wieder kam und meldete, dass Gin lückenlos auf den Überwachungsbändern zu sehen war, war jener vollkommen entlastet und die Polizisten konzentrierten sich auf die drei andern Personen.   Gin sah sich gelangweilt um. So hatte er sich seinen freien Tag nicht vorgestellt. Gähnend lehnte er sich gegen eine der glatten Wände. Müde ließ er seinen Blick über die Wagenreihen schweifen, auf der Suche nach etwas, was interessant genug war, um ihn beschäftigen. Als er einen rotblonden Haarschopf hinter einem der Wagen, zwischen zwei Wagenreihen wahr nahm, zog er überrascht eine Braue hoch. Umso interessierter wurde er, als der prompt verschwand, kurz nach dem er ihn entdeckt hatte. Kurz erinnerte er sich, dass der dicke Junge eben mit einem Mädchen verschwunden war, dass er gestern bei dem Vorfall mit den Bahnschranken gesehen hatte, wobei es ihn ziemlich wunderte, dass keiner der Beamten sich an ihn erinnerte, immerhin waren da seine Personalien auch aufgenommen worden, weil er direkt hinter dem verunglückten Wagen gestanden hatte. Aber das braunhaarige Mädchen, schien den dicken zu kennen und es war gestern auch mit einem rotblonden Mädchen unterwegs gewesen. Er grinste. Und das rotblonde Mädchen war Sherry.   Ai war sofort panisch in Deckung gegangen, als Gin sie gesehen hatte, während sie betete, dass er sie zumindest nicht erkannt hatte. Er schien schon keine gute Laune zu haben, wenn er so mit Genta umsprang. Irgendetwas musste ihn heute bereits extrem gereizt haben. Nach mehreren Minuten wagte sie einen erneuten Blick und bemerkte panisch, dass Gin nicht mehr da war. Wo war er? „Wen suchst du denn, kleine Sherry?“, flüsterte es leise an ihrem Ohr. Sie fuhr in Todesangst herum und starrte in dunkelblaue Augen, die von Silber durchsetzt waren. Gins richtige Augen, die sie kalt durchbohrten. Bevor sie überrascht aufschreien konnte, legte sich eine Hand über ihren Mund. „Aber, aber, wer wird denn gleich. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe nicht vor, unsere Jagt zu beenden, da musst du doch nicht unnötig viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“, grinste er, während seine Hand wieder zurück zog.   Gin musterte seine kleine Sherry, die ihn unverhohlen ängstlich anstarrte. „I-ich verstehe nicht…“, brachte sie schließlich heraus, „W-woher weißt du…“ Er grinste leicht. „Sherry, DNA-Analysen sind sehr konsequent und genau. Selbst mit einem einzigen Haar, kann man die Person bestimmen, von der sie stammt.“ Sie schwieg ihn an, ehe ihr etwas einzufallen schien. „Was meinst du damit, du hättest nicht vor, unsere Jagt zu beenden?“, entfuhr es ihr. Er lächelte leicht. „Ob du es glaubst oder nich, ich hätte dich gerne wieder in meiner Nähe.“, gab er zurück. „Ich soll wieder für die Organisation arbeiten?“, entfuhr es ihr sichtlich geschockt. „Sherry, Sherry. Du solltest besser zuhören. Ich habe gesagt, ich will dich wieder in meiner Nähe haben, nicht dass du wieder für die Organisation arbeiten sollst. Der Boss und ich haben ein Ultimatum ausgehandelt. Weil ich um einiges gewissenhafter nach dir gesucht habe, als unsere Abteilung, die sich normalerweise mit Fällen wie dir auseinander setzt.“, erklärte er sichtlich gelangweilt, als wäre es nichts besonderes und als wäre sie geistig auf der Stufe ihres Körpers. „Ultimatum?“, hauchte die ehemalige Wissenschaftlerin. „Ja, aber dafür muss ich eines von dir wissen, Shiho.“, er benutzte absichtlich ihren richtigen Namen, damit sie auch wirklich zuhörte, „Würdest du in meine Nähe zurück kehren, wenn du die Chance hättest und ich dir verspreche, niemanden, der mit dir Kontakt war, zu töten, solange diese Person, nichts über die Organisation oder deinen Schrumpfungsprozess weiß?“   Kapitel 6: ----------- Ai starrte Gin an, während ihr seine Worte durch den Kopf schossen. Sie konnte zurück in seine Nähe und würde nicht im Labor arbeiten, gleichzeitig würden die Kinder und Ran, die ihrer Schwester so ähnlich war, nicht durch sie in Gefahr sein, weil sie nichts von der Organisation wussten und auch nichts von ihrer wahren Identität. Aber der Professor wäre daraufhin in Gefahr…der alte Mann hatte sie aufgenommen, als er sie zusammengebrochen auf der Straße fand. Andrerseits wäre er hundertprozentig getötet worden, wenn Shinichi aufflog, da dieser ihn als erstes eingeweiht hatte, dass er geschrumpft war. Aber die Kinder wären in Sicherheit. Die Kindern und Ran… Sie sah wieder bewusst in ins Gesicht, der einen neutralen Blick zurück warf. „Personen, die nichts von diesen beiden Sachen wissen, wären sicher?“, hackte sie nach. Ihre Stimme klang noch nicht einmal halb so fest, wie sie es gerne hätte. Gin nickte. „Sofern sie nicht noch eingeweiht werden, egal ob von dir oder jemand anderem, wären sie egal und würden in Ruhe gelassen werden. Allerdings solltest du dir im Klaren, sein, dass das nur für die Unwissenden gilt. Egal, wer davon weiß, wird wahrscheinlich getötet werden.“ „Ich könnte nicht einfach so von einem Tag auf den anderen verschwinden, das wäre zu auffällig! Ich müsste einige Sachen unbemerkt packen, meinem aufdringlichem Beschützer entkommen, den Mann in Unwissenheit lassen, bei dem ich untergekommen bin, das würde ich niemals schaffen!“, antwortete sie schließlich. „Aber du würdest unter diesen Bedingungen zurück kommen, wenn du könntest?“, wollte Gin wissen. „Ja.“, meinte sie schließlich, „Es wäre schön, nicht mehr paranoid um jede Ecke sehen zu müssen und sich nicht mehr wie eine sechsjährige zu verhalten. Allerdings müsste ich Zugriff auf ein kleines Labor haben, weil ich nur sehr ungern weiterhin in diesem kleinen Körper rumlaufen würde.“, setzt sie nach. Gin nickte langsam und sah sich dann kurz um, ehe er nach einen Kugelschreiber, aus seiner Tasche nahm und den Ärmel ihres Pullovers hochschob. Verwirrt bemerkte die körperlich 6-Jäherige, dass er einige Ziffern auf ihre Haut schrieb. „Das ist die Nummer meines Handys. Wir können später alles genauer besprechen. Mir ging es nur darum, deine Entscheidung zu erfahren.“, meinte er leise, stand auf und begab sich wieder an den Platz, von wo aus, er sie entdeckt hatte.   Kommissar Takagi sah misstrauisch zu, wie sich der Mann wieder zur Wand begab. Er schien nicht nur ziemlich unhöflich zu sein, sondern machte sich anscheinend auch noch einen Heidenspaß daraus, Kinder zu schrecken, so wie die kleine Ai reagiert hatte. Allerdings schien es dieser Recht gut zu gehen und schien wieder ganz gut gelaunt zu sein. Er wüsste zu gerne, worüber die beiden gesprochen hatten, allerdings ging ihn das überhaupt nichts an, verpasste er sich gedanklich eine Kopfnuss. Ai war sehr intelligent und würde schon etwas sagen, wenn Hilfe nötig war.   Conan stand außer Atem am Ende auf dem obersten Parkdeck. Er und die Kinder waren das gesamte Parkhaus auf der Suche nach Gins Porsche abgerannt, hatten aber nichts gefunden. Der Silberhaarige musste anders hergekommen sein, wahrscheinlich war alles aufs Genauste geplant gewesen und der Täter war mit dem Wagen verschwunden. „Conan? Der Wagen, den du so suchst, ist im ganzen Parkhaus nicht zu finden. Können wir wieder zum Tatort und gucken, wie viel die Polizisten bereits rausgefunden haben?“, fragte Mitsuhiko müde. „Ja, aber lass uns von diesem Langhaarigen fern bleiben. Der macht mir Angst.“, fügte Genta hinzu. „Ok. Sehen wir uns an, wie weit die bereits sind.“, stimmte er zu. Es wäre wohl besser, sich nicht einzumischen, wenn Gin dabei war.   Gin gähnte hinter vorgehaltener Hand, als er dabei zusah, wie die Leiche weggebracht wurde und die drei verbliebenen Verdächtigen verhört wurden. Nach gut eineinhalb Stunden stellte sich allerdings heraus, dass auch diese drei ein wasserdichtes Alibi hatten und niemand von ihnen als Mörder in Frage kam, dafür wurde allerdings die Identität des Opfers gelüftet und eine halbe Stunde später stellte sich ein Angestellter des Einkaufszentrums als Täter heraus. Er hatte dem Toten viel Geld geliehen, da jener viele Schulden hatte. Anstatt aber die Schulden zu bezahlen, versuchte der Ermordete das Geld mit Glücksspiel und Wetten zu vermehren, um selbst noch Gewinn daraus zu ziehen. Allerdings verspielte er das gesamte Geld und vergrößerte seine Schulden nur. Da sich der Täter dabei verschuldet hatte, im Versuch seinem Freund zu helfen und nun das Geld weg war, fasste der Mann den Entschluss zu dieser Tat.   Die Hauptverdächtigen in dem Fall waren erleichtert, als sich endlich herausstellte, dass sie Überhauptnichts damit zu tun hatten. Allerdings mussten sie noch etwas warten, bis sie zu ihren Wagen konnten, was vor allem Gin einfach nur noch nervte. Als die Wagen dann wieder freigegeben waren, packte er die Sachen ein und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Er wollte für den Rest des Tages seine Ruhe haben.   Conan war ziemlich enttäuscht, dass er es nicht geschafft hatte, an Gins Wagen einen Peilsender zu befestigen oder ähnliches. Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Ai hingegen war ziemlich glücklich, da sie nun wusste, dass weitere Angst vor Gin unbegründet war. Außerdem ging ihr Kudo immer mehr auf die Nerven.   „Ai? Der Professor will wissen, ob du etwas zum Abendessen willst!“, rief Conan in den Keller, in dem Ai gerade forschte. Sie hatte Gins Nummer immer noch auf dem Unterarm stehen, aber sie wollte sie nicht abschreiben, solange Kudo in der Nähe war, der überall rumschnüffelte. Der würde den Zettel dann glatt noch finden und Gin das FBI auf den Hals hetzten. „Nein! Ich habe gerade zu tun!“, rief sie zurück. „Na komm schon! Es ist nicht gesund, wenn du dich ganzen Tag im Keller verkriechst!“, meinte Conan und trat zu ihr. „Ach, meinst du deswegen, über meine Tagesplanung bestimmen zu können?“, gab sie giftig zurück. „Ai? Was ist denn mit dir los?“, wollte der geschrumpfte Detektiv wissen. „Was mit mir los ist? Warum sagst bei diesen Planung für mich zu, ohne mich gefragt zu haben? Du weißt, dass ich besseres zu tun habe, als meinen Tag in irgendeinem Kaufhaus zu verbringen!“, antwortete sie wütend, „Dauernd fragst du nach dem Gegengift, dass ich gar keine Möglichkeit habe, irgendeinen Schritt weiter zu kommen, weil du mich dauernd störst, zerrst mich zu irgendwelchen Ausflügen und wunderst dich an deren Ende dann, dass ich mit der Forschung nicht weitergekommen bin! Das ist mit mir los! Du gehst mir ständig auf die Nerven, weil du nach diesem Gegengift süchtig zu sein scheinst!“ „Ai! Du weißt doch, dass wir uns wie Kinder verhalten müssen, um nicht aufzufallen!“, verteidigte Conan sein Handeln. „Ha! Fremde Fehler wie ein Rechtsanwalt behandeln und die eigenen wie ein Verteidiger! Das tust du gerade! Fang doch mal nachzudenken! Willst du nicht sehen, dass du mit jeden Fall, den du in diesem Körper löst, berühmter wirst? Wenn du so weiter machst, wird es nicht lange dauern, bis die Organisation auf dich aufmerksam wird! Weißt du was wäre, wenn die Organisation einen Noc bei der Polizei hätte? Weißt du, wie sehr du Ran in Gefahr bringst, wenn du sie anrufst? Weißt du, dass der Professor des Todes ist, wenn du auffliegst?“, schrie sie Conan an, der vor Schreck zurück wich. „Aber ich will doch nur-“, versuchte er Ai zu unterbrechen, kam aber nicht gegen sie an. „Uns nur in den Tod stürzen, weil du nach der Aufmerksamkeit der Medien süchtig bist? Ran mag es vielleicht schlecht gehen, wenn du nicht da bist, aber wenn du so weite machst, wirst du sie in den Tod stürzen, wen du auffliegst!“ „Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, jemanden leide zu sehen, den du liebst!? Hast du eigentlich ein Ahnung, wie es sich anfühlt, zu sehen, dass diese Person wegen einem leidet!?“, kam Kudo nun endlich gegen die Rotblonde an. „Ich bin getrennt bei meinem einzigen Familienmitglied aufgewachsen, obwohl ich und Akemi nur zusammen sein wollten! Du weißt doch wenigstens noch, wie es Ran geht, aber sie nicht, wie es dir! Weißt du eigentlich wie schmerzhaft es ist, das zu wissen?“, gab Ai zurück. Bei den Argumenten würde sie gewinnen. „Wenn du mir eine weitere Kapsel des Gegengiftes überlassen würdest, müsste sie es nicht fühlen!“, antwortete Conan überheblich. Es wurde tödlich ruhig. „Sag mal HAST DU IDIOT MIR GERADE NCHT ZUGEHÖRT??? ICH HABE KEINE ZEIT FÜR FORTSCHRITTE!!! DU UNTERBRICHST MICH DAUERND IN DEN FORSCHUNGEN UND ES WÄRE ZU GEFÄHRLICH!!!“, schrie sie ihn an. „Wieso soll es denn zu gefährlich sein? Bisher hat es mich doch auch nicht umgebracht.“, schaltete der Schwarzhaarige auf unschuldig. Ai zählte gedanklich bis 20 und flehte sich selbst an, dass sie ihn nicht erwürgen oder willentlich vergiften würde. „Noch einmal: Ich werde dir fürs erste kein Gegenmittel geben, weil ich keines habe und weil du dich an keine Absprachen halten kannst. Denn egal was du versprichst, immer zeigst du dich am Ende in der Öffentlichkeit und wenn es einen Fall gibt, muss eine Nachrichtensperre verhängt werden, weil du es nicht schaffst, dich zurück zu halten!“ „Aber ich will doch nur, dass es Ran gut geht! Ich bin will ihre Liebe nicht enttäuschen!“, versuchte Conan Ais Meinung zu ändern. „Raus! Komm wieder, wenn du realisiert hast, in welche Gefahr du Ran durch dein handeln bringst! Und solange du das nicht eingesehen hast! Wirst du von mir höchstens Arsen bekommen! Dann hat Ran wenigstens einen richtigen Grund traurig zu sein!“, schrie sie ihn an und er rannte aus dem Labor, als neben seinem Kopf an der Wand ein Reagenzglas zersplitterte. Als er weg war, atmete Ai tief durch. Der Kerl wusste gar nichts über Gefühle. Sie war ebenfalls verliebt gewesen und für sie war eine Welt zusammengebrochen, als dieser Mann, in den sie verliebt war, ihre Schwester erschoss. Sie krempelte den Ärmel hoch und betrachtet die Ziffern von Gins Handynummer: 997-625-052-730. Plötzlich wurde ihr klar, wie sehr sie ihn vermisste und wie sehr er ihr vertrauen musste, dass er ihr, nur durch eine mündliche Aussage bestätigt, seine Handynummer überließ, die ihn ans Messer liefern konnte. Ihre Gedanken wanderten zu Akemi und plötzlich kam ihr der frühere Freund ihrer Schwester in den Sinn. Rye hatte sich viele Feinde gemacht. Er war vom FBI gewesen und alle treuen Mitglieder wollten sich am liebsten an ihm rächen. Auch Gin. In diesem Moment fiel ihm ein, dass Gin Akemi einfach erschossen hatte. Mit einem schnellen Schuss, obwohl eine lange Folter Rye sicherlich viel mehr getroffen hätte als nur der Todesschuss. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht loszuheulen, als sie erkannte, wie viel Gin Akemi erspart hatte. Sie drehte sich zum Computer und rief das Internet auf. Schnell hatte sie einen E-Mailaccount  erstellt und schickte Gin eine SMS mit der Adresse, zusammen mit der Bitte nach den Daten des APTX 4869. Gleichzeitig speicherte sie die Nummer in ihrem Handy ein und packte das Handy dann wieder. Ihre Gedanken wanderten zu Ran. Sie hatte es nicht verdient, wegen diesem Idioten zu leiden und das war im Moment auch der einzige Grund, wieso sie es überhaupt noch in Erwägung zog, Kudo ein endgültiges Gegenmittel zu überlassen.   Gin ließ die Eingangstür hinter sich ins Schloss fallen, stellte seine Einkäufe auf den Wohnzimmertisch und ließ sich in einen Sessel fallen. Er wartete einige Minuten, ehe er wieder Aufstand  und die Sachen auspackte. Das Handy war schnell arbeitsbereit und er steckte es nur in die Steckdose, damit es aufladen konnte. Gute zehn Minuten starrte er ohne spezielle Gedanken auf den kleinen Bildschirm und sah zu, wie sich der Akku auflud, ehe er sich in sein Schlafzimmer begab. das Schlafzimmer war hauptsächlich in schwarz und Silber eingerichtet. Der Teppich war Schwarz, die Wände und die Decke hatten dieselbe Farbe, aber an ihnen waren verschiedengroße, silberne Flecken, die nun im Licht der späten Nachmittagssonne schimmerten. Er setzt sich auf das große Doppelbett, neben dessen Kopfende zwei Nachtschränke waren und dann zu beiden Seiten zwei große Fenster mit einer gepolsterten Fensterbank. Er wechselte seinen Sitzplatz und schaltete nebenbei eine Musikanlage ein, die in einem Bücherregal seinen Platz gefunden hatte, zwischen Fantasy-Roman und Thrillern der Wissenschaft. Als er sich auf einer Fensterbank niederließ und den Raum überblickte, tönte Imaginaerum von Nightwish durch den Raum. Ein Schreibtisch, ein bequemer Schreibtischstuhl, ein großes Bücherregal und ein großer Kleiderschrank, alles aus dunklem Holz. Er nahm die Fernbedienung der Anlage und schaltete auf den zweiten Akt von Vivaldis „Concerto in A-Dur“. Er schloss die Augen und hörte den sanften Tönen der Violinen zu. Ohne es zu merken, schlief er ein. Er erwachte, als ein leises Geräusch ertönte. Verwirrt warf er einen Blick nach draußen. Es war fast dunkel. Er war eingeschlafen. Einfach so. außerhalb seiner Wohnung würde ihm das nie passieren. Träge stand er auf, um dem Ursprung des Geräusches nach zu gehen. Es war das Handy. Neugierig las er sich die Nachricht durch, ehe er lächelte. Seine kleine Shiho hatte sich gemeldet. Zeit seinen neuen Laptop einzuweihen. Schnell war alles richtig eingestellt und er gratulierte sich zu seiner Wahl. Das Modell war erstklassig. Er öffnete seinen E-Mailaccount, um die Daten zu verschicken, und blinzelte mehrere Male, ehe er eine Mail öffnete, die vor einigen Stunden eingetroffen war. Er las sie sich aufmerksam durch, ehe er gedanklich einen Freudensprung machte. Shiho musste nicht in den Keller! Anokata hatte endlich auf seine Bitten reagiert! Er loggte sich in die Daten der Organisation ein und schickte Shiho die erforderlichen Daten. Als er alle anderen Programme auf den Computer übertrage hatte, war es spät in der Nacht. Zufrieden zog er eine einfache Jogginghose an und ging ins Bett. Ehe er erneut einschlief, fiel ihm auf, wieso er diese dunklen Tapeten mochte und sich nicht von ihnen einengt fühlte. Nun waren dicke, schwere Gardinen vor den Fensterscheiben, aber die silbernen Flecken leuchteten im dunklen und während er sich in die schwarzen Lacken kuschelte, erlag er fast der Illusion, sich mitten im Himmel zwischen den Sternen zu befinden. Kapitel 7: ----------- Die nächsten beiden Tage blieb sie einfach zuhause beim Professor. Sie hatte heute einfach keine Lust auf Kudo oder auf die in einigen Hinsichten nervige Naivität der Kinder. Sie hatte es satt, sich in dieser Schule mit Sachen zu beschäftigen, die sie seit Jahren kannte und konnte. Sie mochte die Kleinen zwar, aber diese dauernden Camping-Ausflüge gingen ihr nur noch auf die Nerven, zusammen mit den Leichen, die dann immer auftauchten. Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Sie hoffte, dass Kudo wirklich darüber nachdachte, aber sie bezweifelte es. Er wollte es nicht verstehen, wie gefährlich es war.   „Ai? Shinichi ist hier und will mit dir reden, soll ich ihm sagen-“ „Sie müssen ihr gar nichts sagen, Professor! Ich rede selbst mit ihr!“, wurde der ältere Mann unterbrochen und der geschrumpfte Detektiv kam ins Labor. „Ai, dürfte ich den Grund dafür erfahren, dass du geschwänzt hast? Anders kann man es ja nicht bezeichnen, da es dir ja eindeutig gut geht!“, rief Conan wütend. „Schön für dich, aber meine Beweggründe gehen dich rein gar nichts an.“, erwiderte sie kühl. „Und die Kinder wollten die gleich besuchen, wie sie dachten, dass du krank bist! Wie bitte schön wolltest du ihnen das erklären?“, fuhr er sie weiter an. „Tja, da ging es mir wohl einfach morgens nicht gut und mittags ging es mir dann wieder besser.“, warf sie ihm an den Kopf, „Im Übrigen kannst du das Fehlen heute als Ausgleich für die Zeit nehmen, die ich gestern  unfreiwillig im Einkaufszentrum vergeudet habe.“ „Ai! Denk doch mal nach! Das, was du tust ist Unverantwortlich! Was ist denn mit dir los!“, schrie der Detektiv wütend. Ai schwieg kurz, ehe sie antwortete. „Du glaubst also, ich bin unverantwortlich? Hast du dir gestern die Zeit genommen, über dein Handeln nachzudenken oder hast du meine Argumente vergessen? Erstens: Du gehst mir absolut auf die Nerven, da du jede Stunde oder jeden Tag nach Fortschritten fragst. Zweitens: Mit deinem Verhalten an Tatorten gefährdest du unser Leben. Drittens: Immer wenn ich dir eine Kapsel mit einem Prototyp überlasse, dann setzt du dich über meine Bedingungen hinweg und zeigst dich als Kudo in aller Öffentlichkeit. Gin mag vielleicht die Gesichter und Namen seiner Opfer vergessen, aber Vodka nicht. Wenn er dich sieht, kannst du unsere Tarnung vergessen.“, zählte sie nüchtern auf. „Shinichi ist mein wahres Ich! Ich kann mich in diesem Körper bewegen wo ich will! Du kannst mir meinen freien Willen nicht verbieten!“, erwiderte der Schwarzhaarige sauer. „Aber ich kann an deinem Verstand appellieren! Du bringst mit deinem Verhalten alles in Gefahr, womit wir uns schützen wollen!“ „Aber die Polizei braucht mich!“, rief er entschlossen. „Und ansonsten kannst du doch eh nichts dagegen tun.“, meinte er leise. „Wogegen kann ich nichts tun?“, wollte sie wissen. „Dass ich der Polizei helfe.“, sagte er überheblich. „Kudo. Es geht nicht darum, dass du der Polizei hilfst, sondern darum, dass du immer, wenn ich dir einen Prototyp gebe, dich in die Öffentlichkeit und den Mittelpunkt drängst!“, versuchte sie ihm klar zu machen. „Wofür erstellst du denn das Gegenmittel dann? Warum forschst du dann immer weiter?“, fragte er neugierig. „Wenn du das nicht weißt, Kudo, dann bist du dümmer, als ich immer geglaubt habe. Verzieh dich von hier und komm mir nicht wieder unter die Augen, bevor du es weißt! Und bis dahin, wirst du keine einzige Kapsel mehr von mir bekommen! Du bist von deinem gesamten Detektiv-Ruhm, egal in welchem Körper, viel zu gelbendet, um deine Umgebung richtig erfassen zu könne, wenn du es nicht weißt!“ „Ai?“ „Raus!“, schrie sie ihn an und griff bereits nach einigen Reagenzgläsern und er floh aus dem Raum. Als er am oberen Ende der Treppe war, drehte er sich noch einmal um. „Ich und die Kinde haben mit dem Professor einen Ausflug geplant, bei dem du mitkommen wirst! Die Kinder freuen sich bereist drauf! Du musst einsehen, dass ich in der Hinsicht am längeren Hebel sitze!“, rief er und schloss die Tür, an der keine Sekunde später ein weiteres Glas zerschellte. Wütend wandte sich Ai wieder ihren Forschungen zu und öffnete ihren E-Mail Account. Als sie die neue Mail sah, blinzelte sie irritiert und klickte sie an. Dann lächelte sie. Es war nicht das freundliche Lächeln von Ai, sondern ein kaltes, berechnendes Lächeln, das sie in ihrer Zeit als Sherry gelernt hatte. „Soso, Kudo… Du sitzt also am längeren Hebel? Das werden wir sehen…“   Gin ahnte von alldem nichts. Er hatte nämlich noch ein Versprechen einzulösen. Er hatte heute wieder seinen Lamborghini genommen und steuerte diesen geschickt durch schattige und enge Gassen, eines Viertels, dass ganz in der Nähe vom Industriegebiet lag, in dem die Arzneifabrik stand, die von der Organisation genutzt wurde. Wenn die Informationen, die er sich besorgt hatte, richtig waren, dann müsste der kleine Laborant, der seine Klappe nicht halten konnte, jeden Tag diesen Weg nehmen. Er stellte den Wagen in eine leere Lagerhalle und begab sich zu einer Gasse, die Kaum zu sehen war. Er trug weder den Mantel, noch seine privaten Freizeit Klamotten, sondern eine feste, schwarze Lederjacke, eine schwarze Stoffhose, Stiefel, die man bei näherer Betrachtung als Kampfstiefel identifizieren konnte und eine Tarnmütze, unter der er seine gesamten Haare versteckte, dazu noch Lederhandschuhe. Er wartete letzten Endes über eine Stunde, ehe die gesuchte Person auftauchte. Er schob sich noch ein Stück mehr in den Schatten und in dem Moment, wo der Mann an der Gasse vorbei lief, griff er ihn sich, hielt ihm den Mund zu und riss ihn in den Schatten zu sich. Der Mann reagierte sofort panisch, kam aber gegen Gin nicht an, der ihn sofort in die Lagerhalle schaffte und ihn erst dort wieder los ließ. „W-Was s-s-soll das?“, stotterte der Mann aufs höchste verängstigt, dann erkannte er Gin und wurde leichenblass. „W-W-Wieso b-b-bin ich her?“, brachte er hervor. „Bereits von meinem bloßen Anblick so verängstigt? Dabei hatte ich dich doch extra gewarnt, was passieren würde, wenn Vermouth etwas von der Analyse erfährt…“, meinte Gin ganz nebensächlich, als würde er über das Wetter reden und nicht jemanden an eine Prophezeiung für einen Krankenhausaufenthalt erinnern.  Der Mann schien noch blasser zu werden. Der Silberhaarige hatte den Laboranten bereits an ein altes Eisengestell gefesselt, an dem wohl man ein Bockssack gehangen hatte, jedenfalls schwebte der Mann an seinen Armen gefesselt wenige Zentimeter in der Luft. Gin grinste und zog ein Messer. Überlegte kurz und verpasste dem Mann einen Knebel, ehe er ihm das Messer zeigte. „Ich gebe dir einen Tipp: Wenn du die Muskeln entspannst, wird es nicht so weh tun und du wirst weniger Blut verlieren.“   Knapp eine Stunde später hatte Gin den Mann genug leiden lassen, einen Arzt der Organisation angerufen und sich wieder auf den Heimweg gemacht. Oder eher, er hatte im Wagen Oberteil und Schuhe gewechselt und trug nun die Kunstlederstiefel, und ein einfaches dunkelblaues Hemd, während er durch die Straßen von Tokio schlenderte. Immerhin hatte er heute noch frei. Gegen Mittag setzte er sich in ein Café und bestellte sich einen Kaffee zusammen mit einem Stück Schoko-Himbeer-Torte. Manchmal musste man seinen Geschmacksnerven etwas gönnen, obwohl er selbst eher Fan der italienischen Küche war und sich seine Mahlzeiten selbst zubereitete. Es war viel billiger, als immer etwas zu bestellen und man konnte genauer kontrollieren, was hinein kam, aber im Moment dachte er nicht genauer darüber nach, sondern genoss den Geschmack des Tortenstückes. Er blieb noch etwas länger in dem Café, bis er draußen Chianti und Korn zusammen mit Vodka entdeckte, die sich verwirrt umsahen. Er zog eine Braue hoch und zuckte fast zusammen, als sein Handy klingelte. Überrascht blickte er auf die E-Mail von Anokata.   Gin, ich weiß, was du dem Laboranten getan hast, war nicht grundlos, aber zwei der Scharfschützen und dein Partner wissen davon nichts. Sie haben versucht dein neues Handy zu orten und suchen dich, um den Grund zu erfahren. Erkläre es ihnen.   Gin steckte das kleine Gerät wieder weg und bezahlte schnell, ehe er das Café verließ und sich nach draußen begab, um die nicht noch länger vergeblich suchen zu lassen.   Chianti sah sich um. Wo bitteschön war Gin denn nun? Die Ortung hatte doch diese Kreuzung angegeben! „Wo ist der nun?“, fragte sie Vodka, der ebenfalls ziemlich ratlos dreinsah. „Genau hier drüben Chianti!“, meinte eine bekannte Stimme nicht weit entfernt von ihr. Sie fuhr herum und blinzelte irritiert. Auch die anderen beiden schienen fassungslos zu sein. Gin…wirkte nicht wie Gin! Der Hut fehlte und der Mantel ebenfalls, genauso wie die Ausstrahlung, aber es war eindeutig Gin! Wenn auch mit einer merkwürdigen Augenfarbe. „Aniki? Was ist mit dir passiert?“, fragte Vodka verwirrt. „Mitkommen. Erkläre ich euch woanders.“, meinte der Silberhaarige knapp und zog Chianti einfach an einem Arm durch einige Gassen zu einer Nebenstraße, wo er seine Wagen geparkt hatte.   Gin musterte die drei kurz, die vollkommen den Faden verloren zu haben schienen. „Also, was wollt ihr genau wissen?“, fragte er mit einem leichten Grinsen und lehnte sich gegen seinen Wagen. Chianti fand ihre Stimme als erste wieder. „Warum hast du das mit dem Laboranten gemacht, wieso läufst du so rum, was ist mit deinen Augen los und…ist das dein Wagen?“, bei dem letzten Frage klang sie sehr interessiert. „Sonst noch was?“, wollte er wissen, aber Korn und Vodka schüttelten den Kopf. „Also, ich hatte beim Labor etwas abgeliefert, von dem Vermouth  nichts erfahren sollte und der Verantwortliche war der besagte Laborant. Ich hatte ihm eine Drohung ausgesprochen, was mit ihm passiert, wenn Vermouth etwas davon erfährt, aber er schien der Meinung zu sein, meine Anweisung ignorieren zu können. Ich laufe so rum, weil das mein privater Kleidungsgeschmack ist und meine Augen...Nun, ich scheine die farbigen Kontaktlinsen nicht mehr zu vertragen.“, erklärte er mit einem neutralen Tonfall, „Dann dürfte ja alles geklärt sein oder? Is zum nächsten Auftrag, ich habe heute noch frei und zuhause einiges zu erledigen. Und ja, es ist mein Wagen.“, grinste er, stieg ein und ließ die drei stehen. Er lachte fast auf, als er im Rückspiegel ihre Gesichter sah, aber dann wurde er wieder ernst. Er hatte wirklich noch zu tun. Er musste nämlich die gesamten Möbel aus dem Keller in den ersten Stock schaffen.   Ai notierte konzentriert die Veränderung der Flüssigkeit, ehe sie diese erhitzte und abkühlen ließ. Ein Vorgang, den sie mehrere Male wiederholte, ehe sie das Mittel in eine Zentrifuge gab. Wenn sie richtig lag, und sie hoffte, dass es so war, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis sie durch die Straßen gehen konnte, ohne dass sie von irgendjemandem gefragt wurde, ob sie sich verlaufen hätte. Sie nahm das Serum aus der Zentrifuge und füllte es in eine Spritze, dann nahm sie eine Maus aus dem Käfig und injizierte vorsichtig die Flüssigkeit, ehe sie das Tier in einen anderen Käfig setzte, um besser das Ergebnis beobachten zu können. Noch erstellte sie nicht das Gegenmittel, sondern ein gezieltes Schrumpfgift. Sie hatte einigen Mäusen das APTX verabreicht und als eine geschrumpft war, ihr ein temporäres Gegenmittel gegeben, bevor sie ihr dann Körperzellen entnommen hatte. Bei Kudo war das ja nie möglich gewesen, weil der ja immer sofort zu Ran rannte. Bisher hatte sie das Mittel darauf ausgelegt, dass der Körper schnell viele Zellen erstellte, damit man erwachsen blieb, aber das war der falsche Weg. Durch die Probe von der Maus wusste sie nun, dass das Problem nicht die Geschwindigkeit des Zellenwachstums war, sondern deren Lebensdauer. Diese Zellen lebten im Durchschnitt nur wenige Minuten, da half auch die schnelle Nachbildung nicht. Gespannt wartete sie, was passierte. Die Maus legte sich hin und schien kurz Krämpfe zu haben, dann tat das Phänomen auf, welches sie hervor rufen wollte. Der Schrumpfungsprozess. Innerlich stieß sie einen Jubelschrei aus und speicherte die fertige Formel des Serums ab, ehe sie begann diese fachmännisch auseinander zu nehmen, um ein geeignetes Gegenmittel zu finden. Das zeigte Mal wieder, wieso Labormäuse besser waren als Menschen. Sie blieben, wo sie bleiben sollten und machten brav alle Tests mit.   Gin hatte es geschafft, die Sachen in das Zimmer zu räumen, dass neben seinem eigene Schlafzimmer lag. Da er am Sonntag, also gestern bereits angefangen hatte, war er jetzt fertig. Ein beiger Teppich bedeckte den Boden und die Wände waren in einem dunklen Rot gestrichen, während die Decke in einem Rotton war, der fast schwarz wirkte. Insgesamt war der Raum genauso wie der Raum im Keller eingerichtet, nur waren nun in der Wand, rechts vom Schreibtisch zwei große Fenster, an deren Gardinenstangen dicke, schwarze Vorhänge hingen. Zufrieden begab er sich in die Küche, um sich etwas zum Abendessen zu machen. Er überlegte kurz, ehe er einige Sachen aus dem Kühlschrank nahm, Nudelplatten aus einem normalen Schrank und eine Auflaufform aus dem Backofen. Heute hatte er einfach Lust auf Lasagne.   Ai war todmüde am Schreibtisch eingeschlafen, als der Professor den Keller betrat, um nach ihr zu sehen. Er seufzte, als er das kleine Mädchen betrachtete. Shinichi hatte sich lautstark bei ihm über ihr Verhalten beschwert und er hatte ihm zugestimmt, zumindest in diesem Moment, damit sich der Junge beruhigte. Ai hatte Recht. Er machte sich Sorgen, wenn Shinichi sich so oft nach dem Gegenmittel fragte, dass es geradezu besessen wirkte. Er fragte sich, wieso der Junge es nicht verstand, dass es zu gefährlich für ihn war. Seufzend betrachtete er die chemischen Formeln, die auf einige Blätter geschrieben waren. Kopfschüttelnd räumte er sie zusammen und legte dann eine Decke über Ai. Sie musste wirklich intelligent sein, wenn sie es schaffte so etwas zu berechnen. Er verstand kaum die Hälfte davon, was auch daran liegen könnte, dass er sich hauptsächlich auf das zusammenschrauben von Dingen spezialisiert hatte. Gerade als er den Raum verlassen wollte, hörte er Ai etwas murmeln. Kurz sah er zu ihr zurück und sah sie lächeln. Dann schüttelte er den Kopf. Er musste sich geirrt haben. Sie würde nicht lächeln, wenn sie von diesen beiden Personen träumte. Vor der einen hatte sie panische Angst und um die andere trauerte sie. Allerdings waren ja auch Träume seltsam und man verstand sie manchmal selbst nicht. Schulterzuckend ging er wieder nach oben. Kapitel 8: ----------- Ai träumte. Sie träumte von einem vergangenen Winter. Es war Jahre her. Es war kurz nach Neujahr. Akemi und sie hatten die Feiertage zusammen verbracht. Es war schön gewesen und sie hatte noch drei freie Tage, ehe sie wieder ins Labor musste. Sie war traurig gewesen, dass sie diese letzten drei Tage nicht auch noch mit Akemi verbringen konnte, aber diese musste wieder ihrem legalen Job nachgehen und konnte sich nicht einfach frei nehmen. Gin hatte sie von ihrer Schwester abgeholt und irgendwo hingefahren. Sie wusste nicht mehr wohin. Es hatte ein Schneesturm getobt und sie hatte sich gefragt, wie Gin die Straße erkennen konnte. Sie sah sich vor einem Fenster stehen und von dort den tobenden Sturm beobachten. In ihrem Traum war der Sturm lautlos. Es war ganz Still, dann hörte sie eine Melodie. Traurig und melancholisch. Sie konnte die Quelle nicht erfassen, aber sie verließ das Fenster und den Raum. Sie folgte einer Treppe in eine untere Etage in einen hell eingerichteten Raum, der dennoch im Moment düster wirkte. Es war später Nachmittag, der Sturm verdunkelte alles und es brannte kein Licht. Hinter einer Sitzgruppe und vor einer Fensterfront stand eine groß gewachsene Person mit langen, silbernen Haaren und spielte auf einer Violine diese traurige Melodie. Als sie die Tür zum Wohnzimmer schloss. Beendete die Person ihr Lied und drehte sich um. Als das geschah, schien sich der Raum um sie herum aufzulösen und ließ sie alleine zurück. Die langhaarige Person wurde durch ihre Schwester ersetzt, die verwundet am Boden lag, von Polizisten umringt, die den Kopfschüttelten und ein kleiner Junge, der neben der Toten stand. Plötzlich verspürte sie den Wunsch, zu ihrer Schwester zu laufen, aber jemand hielt sie fest. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich in ihrem erwachsenen Körper befand. Sie wollte sich losreißen, schaffte es aber nicht, stattdessen, wurde sie gegen eine Brust gedrückt, als wollte die Person sie trösten. Sie kuschelte sich in die Umarmung und spürte, dass es half. Sie sah die langen, silbernen Haare und plötzlich begann diese Melodie wieder zu spielen, während alle Farben verschwanden und sie in eine warme, schwarze Decke gehüllt wurde. Dann brach alles ab. Die Musik verschwand, genauso wie die Wärme. Alles schien erschüttert zu werden.   Ai erwachte, als den Professor sie ausdauernd an der Schulter rüttelte, um sie zu wecken. „Ai, es geht mich zwar eigentlich nichts an, aber es wäre wirklich besser, wenn du wieder zur Schule gehst. Ein einmaliges Fehlen kann ich noch entschuldigen, aber für länger bräuchte ich ein ärztliches Attest. Bitte Ai!“, meinte der Professor ruhig, als er merkte, dass sie wach wurde. „Weil sie es sind Professor.“, murmelte die Wissenschaftlerin müde und rutschte von dem Schreibtischstuhl, um sich umzuziehen.   Gin saß in seinem Wohnzimmer und betrachtete es, ohne es zu sehen. Es selbst befand sich in einem von zwei Sesseln einer Sitzgruppe, die auch noch ein Sofa für zwei Personen umfasste. Hinter dem Sofa war eine Fensterfront, die fast die gesamte Wand einnahm. Der Boden war mit hellem Parkett ausgelegt und die Sitzgruppe stand auf einem ovalen, weißen Teppich, der Stoff der Sitzgruppe war beige. Gegen über von Gin stand ein weiterer Sessel, links von ihm war das Sofa, vor ihm stand der Tisch, ein Holzrahmen mit einer Glasplatte, rechts von ihm hing über einem Bücherschrank, der eine ganze Lexika-Reihe beherbergte zusammen mit einer Klassik-Sammlung. Fernbedienung lag auf dem Tisch vor ihm, wurde aber von ihm gewissenhaft ignoriert. Rechts neben dem Fernseher war die Tür zum Flur. Er seufzte kurz und starrte auf sein Handy. Seine freien Tage waren vorbei, ab jetzt befand er sich wieder in Bereitschaft und musste sofort reagieren können, wenn etwas vorfiel. Sein Handy klingelte. Er hob ab. „Ja?“ „Gin, es gibt einen Auftrag, aber Chianti ist krank geworden. Hat sich eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Kannst du einspringen?“, kam es mit Korns Stimme aus dem Hörer. „Wann und wo?“, wollte Gin wissen. „Wir treffen uns dort, wo du den Laboranten zugerichtet hast. So schnell wie möglich.“ „Gut, wir sehen uns.“, verabschiedete sich Gin und zog sich den Mantel über. Er hatte noch keine Gelegenheit ergriffen, sich neue Kontaktlinsen zu besorgen, als er sie nun allerdings einsetzte, spürte er weder einen Juckreiz, noch etwas anderes, was auf Unverträglichkeit hinwies. Schulterzuckend verließ er seine Wohnung und begab sich zur Lagerhalle.   Ai saß müde zwischen den Kindern in der Klasse und hörte zu, wie die Lehrerin erklärte, wie wichtig es heutzutage war, die englische Sprache zu beherrschen. Ihre reguläre Lehrerin war krank und die Vertretung war eine Referendarin, die mehrere Jahre in Amerika gewesen war. Ai hörte nicht zu, als die Lehrerin die Grundregeln der Aussprache erklärte. Sie hatte ebenfalls mehrere Jahre in Amerika verbracht und konnte flüssig Englisch und Japanisch. Während sich ihr Vormittag zäh wie Kaugummi hinzog und begann sie leicht zu dösen und hörte unterbewusst erneut die Melodie der Violine.   Gin lag vor einem leeren Fensterrahmen einer verlassenen Lagerhalle. Und beobachtete durch das Zielfernrohr seines Gewehrs die Zielperson. Ein Politiker, den sie Amerika geschmiert hatten, der nun glaubte, sich einfach ins Ausland absetzten zu können. „Hast du ihn, Gin?“, fragte Korn durch ein Head-Set. „Ja. Wir warten, bis er auf der Mitte der Treppe ist, die vom Schiff runter führt. Da ist freies Schussfeld.“, entgegnete er. „Ok.“, war zu hören, ehe die Verbindung weg war. Der Silberhaarige sah durch sein Visier, dass zwei Bodyguards die Treppe bewachten und nun aufs Genauste jeden Schritt ihres Klienten beobachteten. Das würde ihnen nicht helfen. Er wartete noch drei Sekunden, visierte genauer an - ein weiterer Schritt - gleich hatte er die Pumpe, die das rote Öl, durch die Rohre aus Zellen drückte, perfekt im Schussfeld - ein weiterer Schritt- er drückte ab - der Mann ahnte nichts - die Kugel surrte durch die Luft - die Bodyguards fuhren herum, als eine Katze eine Mülltonne umwarf – die Kugel traf ihr Ziel und schlug, nicht wie gehofft, direkt ins Herz ein, sondern durchtrennte die obere Hohlvene. Korns Kugel durschlug die Lunge. Beide Schüsse waren tödlich, führten aber nicht sofort zum Tod. Gin visierte erneut an und schoss erneut. Direkt in den Kopf. Oder besser durch zwei Köpfe. Einer der Beschützer, schien zu hoffen, dass sein Chef nich tödlich verwundet war und wollte ihn schützen. Gins zweite Kugel durschlug den Hinterkopf des Mannes und hatte noch genug Kraft, um auch noch in den Kopf des Politikers einzudringen. Gin packte schnell, aber ordentlich das Gewehr weg und verließ seinen Platz. Auftrag erfolgreich. Er hörte noch Korns Kommentar. „Guter, zweiter Schuss.“   Conan horchte auf, als in den Nachrichten von dem Attentat berichtet wurde. Kogoro schwafelte irgendetwas im halb besoffenen Zustand und wollte umschalten, aber Conan zog ihm Fernbedienung weg. Zumindest für drei Sekunden. Dann bekam er eine Kopfnuss und der Alte schaltete zu einem Konzert von Yoko Okino. Wütend verließ Conan die Detektei. Vielleicht konnte er ja einen Bericht darüber beim Professor sehen. Und vielleicht Ai auch noch eine Kapsel vom Gegenmittel klauen, wenn es ein neues gab.   Ai bekam nicht mit, dass Conan das Gebäude betrat. Sie hatte mithilfe der Daten einige Fortschritte beim Gegengift gemacht, aber im Moment hing sie fest. Sie hatte es geschafft, dass plötzliche Zellwachstum zeitlich zu begrenzen, sodass es stoppte, wenn die original Körper erreicht war, aber sie schaffte es nicht, die Lebensdauer der neuen Zellen zu verlängern und an die alten Zellen anzupassen. Seufzend lehnte sie sich zurück und genoss die Ruhe, die sie umgab, ehe sie sich mit einem Schaudern an den bevorstehenden Camping-Ausflug erinnerte, den Conan arrangiert hatte. Hatte der Idiot es beim ersten Mal nicht verstanden, als sie ihm versuchte klar zu machen, dass sie es hasste, wenn jemand über sie bestimmte. Ihr fiel das Lied ein, an welches sie sich im Traum erinnert hatte. Ob Gin es immer noch spielen konnte? Nachdenklich öffnete sie den E-Mailaccount, ob es neue Nachrichten gab. Negativ. Seufzend berichtete sie Gin von ihren Fortschritten und hängt die Frage hinten rann, ob er immer noch Violine spielen konnte.   Gin betrat erst wieder spät abends seine Wohnung. Früher war er nur selten hier gewesen, einfach, weil er hier nichts zu tun hatte. Nun allerdings dachte er gerne darüber nach, wie Shiho ihr Zimmer gefallen würde. Als er sich gerade die übrig gebliebene Lasagne vom vergangenen Abend aufwärmte, hörte er, wie sein eingeschalteter Laptop eine neue E-Mail meldete. Nachdenklich las er sie durch, ehe er eine Antwort schrieb und sie abschickte. Sherry war schon während ihrer Zeit in der Organisation sehr verbissen gewesen, was ihre Forschungen anging, und hatte sich des Öfteren festgefahren. Er erinnerte sie in der Nachricht daran, dass sie damals immer weiter gekommen war, wenn sie sich einen Nachmittag freigenommen hatte. Nachdem er gegessen hatte, dachte er über den Nachsatz mit der Violine nach. Dass sich Shiho daran noch erinnerte… Einen spontanen Entschluss fassend suchte er das Instrument und sah es sich einmal aufs Genauste an, ehe er überprüfte, ob es richtig gestimmt war. Dann versuchte er das Lied zu wiederholen, welches er damals gespielt hatte. Die Melodie war sanft und traurig, aber nicht erdrückend. Er war überrascht, wie gut ihm die alten Handgriffe lagen. Und während er das Lied wiederholte. Las sich Ai überrascht seine Antwort durch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)