Feuerteufel von Ibogaeru (Story about the bloody Habanero) ================================================================================ Kapitel 1: You made me love you! -------------------------------- Das ist der erste Teil der Geschichte, die ich im Urlaub angefanden hatte, weil ich nichts besseres zu tun hatte. Manche Details sind nicht ganz an den aktuellen Mangaverlauf angepasst, weil ich keine Zeit hatte, diese im Urlaub nachzulesen. An alle, die nur den deutschen Manga lesen: Achtung, Spoiler! Ich wünsche allen und natürlich ganz besonders Doushite viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________ Vielleicht macht man sich keine Gedanken wie man sterben könnte, solange man denkt, dass der Tod einen noch nicht erwartet. Und ich bin eigentlich auch noch längst nicht bereit, mir darüber Gedanken zu machen. Aber mein Tod wird kommen – und zwar innerhalb der nächsten Minuten. Ein Jinchuuriki dem sein Bijuu genommen wird, der muss sterben. Auch wenn ich es erstaunlich lange geschafft habe, ohne Kyuubi zu leben. Auch wenn der Fuchs mich nicht schwer verletzt hätte, so wäre ich trotzdem gestorben. Und wenn ich durch meinen Tod das Leben derer retten kann, die ich liebe, dann bin ich mehr als bereit dazu. Als ich damals nach Konoha kam, um Kyuubi in mir aufzunehmen, da war ich mir sicher, dass mir ein Leben vergönnt sein würde, dass ich mir in dieser Form nicht selbst ausgesucht hätte. Doch was danach kam, war um einiges besser, als ich mir erhofft hatte. Ich hatte einen unglaublichen Mann kennengelernt, der mir das größte Geschenk überhaupt gemacht hatte. Und ich habe jeden einzelnen Tag genossen, den wir miteinander verbringen konnten. Bis zu meinem viel zu frühen Tod. Und einmal noch möchte ich zurückschauen, bis zu dem Tag, an dem ich sterbe. Betreten sah ich zu Boden. Es war jetzt eine Woche her, dass Minato mich gerettet hatte. Und zwar wegen meiner langen, roten Haare, die ich immer verabscheut hatte. Aber um eine Spur zu legen erschienen sie mir gut genug. Und er hatte diese Spur tatsächlich wahrgenommen. Er hatte mich gerettet, er hatte mir gesagt, dass er meine Haare mochte und dass sie gut zu mir passen würden. Und das alles sagte er mir lächelnd, während er mich auf seinen Armen trug. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Gesicht dieselbe Farbe haben wie meine Haare. Und natürlich hoffte ich, dass Minato nichts davon mitbekam. Das war also der Tag, an dem ich Namikaze Minato zum ersten Mal mit etwas anderen Augen sah. Nicht mehr als blonden Quälgeist, der keinen Deut besser war als all die anderen, die sich über meine Haare lustig machten. Nicht mehr als Streber, dem es vergönnt war überaus talentiert zu sein und obendrein auch noch von Jiraiya höchstpersönlich unterrichtet zu werden. Gut – für seine Lehrer konnte er nichts – aber in manchen Momenten schiebt man so einen Fakt einfach mal beiseite. Er hatte mich gerettet. Mich – Uzumaki Kushina! Eine durchschnittliche junge Frau und zwar in allen Punkten. Nicht besonders talentiert und auch nicht besonders gut aussehend. Mittelmäßig auf ganzer Linie, das war ich, zumindest wenn man mich danach fragte. Dass er das eindeutig anders sah, wurde mir erst sehr viel später bewusst. Tsunade hatte mich gerade aus dem Krankenhaus entlassen. Zwar war ich, außer ein paar leichter Schrammen, nicht verletzt gewesen, aber sie hatte darauf bestanden. Und wenn man in seinem Leben einmal gesehen hatte, was Tsunade mit Jiraiya machte, wenn er sich ihrer Meinung nach daneben benahm, dann tat man ohne viele Widerworte das, was Tsunade von einem verlangte. Nach einer Woche hatte sie mich endlich gehen lassen. Allerdings nicht ohne mir mit dem Zeigefinger zu drohen und mich daran zu erinnern, dass sie mich die nächste Woche jeden Mittag um Punkt zwölf Uhr bei sich im Büro sehen wollte. Meiner Meinung nach war das völlig überzogen, aber wie so oft duldete Tsunade keinen Einspruch. Die ersten paar Tage verlief alles reibungslos. Tsunade war mit mir zufrieden und versicherte mir an einem heiteren Donnerstagmittag, dass ich nur noch bis Samstag zu ihr kommen müsste. Danach wäre ich von diesem lästigen Gang befreit. Gut gelaunt machte ich mich am Freitagmittag also auf den Weg zu Tsunade, um mir ein weiteres Mal anzuhören, dass mit mir alles in bester Ordnung war. Zu blöd nur, dass ich am Vorabend zu müde war, um mir den Wetterbericht im Fernsehen anzuschauen. Und zu blöd, dass ich am Freitag, bevor ich mich auf den Weg machte, nicht ein Mal aus dem Fenster geschaut hatte. Es regnete Bindfäden! Und ich hatte keinen Regenschirm dabei. Verzweifelt hielt ich mir die Hände über den Kopf, auch wenn ich wusste, dass mich das kaum vor Nässe schützen konnte. Ich eilte durch das graue Konoha und hielt den Blick stur auf den Boden gerichtet, um das Wasser wenigstens aus meinem Gesicht zu vertreiben. An einer der großen Kreuzungen des Dorfes hielt ich an um einen Bauern und seine zwei Ochsenkarren durchzulassen. Und während ich am Straßenrand stand, mich für meine guten Manieren ohrfeigte und betete, dass diese dummen Kühe einen Schritt schneller gehen würden, spannte jemand seinen Regenschirm über mir auf. Aus meinen Gedanken gerissen durch das laute Geräusch blickte ich mich hastig um – und schaute direkt in ein Paar blaue Augen. Minato! „Was…“, setzte ich an. Eigentlich wollte ich ihn fragen, was er hier machte, aber so weit kam ich nicht. Spöttisch grinste er mich an. Dann deutete er auf meine völlig durchnässten Kleider und grinste noch ein bisschen breiter. „Ich sorge dafür, dass du nicht ertrinkst! Hast du keine Fenster in deiner Wohnung oder warum siehst du aus wie eine Katze, die in eine Regentonne gefallen ist?“ Er hatte wirklich Humor. Wenn dieser dämliche Vergleich nicht mit mir stattgefunden hätte, dann hätte ich vielleicht gelacht. Vielleicht! Anstatt mich vor Lachen nicht mehr einzukriegen, starrte ich Minato einfach nur sehr hohl an. Was ihn zum Lachen brachte. Er drückte mir mit sanfter Gewalt den Regenschirm in die Hand und nahm eine Strähne meiner Haare zwischen seine Finger und wickelte sie auf. „Wenn deine Haare nass sind, dann haben sie eine noch schönere Farbe“, flüsterte er so leise, dass ich mich richtig anstrengen musste, um ihn überhaupt zu verstehen. Er ließ die Strähne wieder los und strich sie mir ganz zaghaft hinters Ohr, wo sie sich leicht wellte. Dann drückte seine Hand die eine meiner Hände, die den Schirm hielt. „Behalte ihn. Sonst lässt Tsunade dich wieder einweisen.“ Wieder grinste er spöttisch. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, lief zur nächsten Straßenecke, drehte sich noch einmal um und setzte zum Sprechen an. „Kushina…“, entschieden schüttelte er den Kopf, drehte sich wieder um und verschwand im Regen. Ich kam zehn Minuten zu spät bei Tsunade an und musste ihr erklären, warum ich nass war wie ein Fisch und schnaufte wie ein wütendes Rhinozeros. Aber wie erklärt man etwas, von dem man selbst nicht weiß, was es ist? Ich ließ mich auf meinem Platz nieder und funkelte den Fußboden wütend an. „Minato“, quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Tsunade lächelte wissend. „Du magst ihn – Namikaze Minato – oder etwa nicht?“ Entschieden schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich denke nicht!“ Tsunade lachte laut los. „Du denkst, dass du ihn nicht magst, okay. Aber was sagt der Teil von dir, der nicht nach dem Kopf handelt?“ Verwirrt musterte ich sie. „Also mein Bauch sagt, dass er süße Klöße wesentlich lieber hat als Namikaze Minato.“ Lachend schüttelte Tsunade den Kopf. „Ich meinte nicht deinen Bauch, sondern dein Herz!“ Weil ich darauf nichts zu erwidern wusste, starrte ich wieder den Fußboden an und schwieg. Das schien Tsunade allerdings Antwort genug zu sein. Sie nickte verstehend. Wochen zogen vorüber und es regnete immer öfter. Die Bauern ackerten auf den Feldern und hinter den meisten Häusern sammelten sich die ersten Haufen Feuerholz an. So auch bei Namikaze Minato. Auch wenn sein Haufen ein richtiger Winzling war, zumindest im Vergleich mit dem, der bei Mikoto hinterm Haus stand. Als ich eines Nachmittags bei ihr war, wir in ihrem Zimmer saßen, Tee tranken und zusahen, wie die ersten Herbststürme die Blätter von den Bäumen rüttelten, erzählte ich ihr von dem verregneten Mittag, an dem mir Minato seinen Schirm gab und mir ein Kompliment über meine Haare machte. Das zweite Kompliment, das er meinen Haaren gemacht hatte. Bedeutungsschwer musterte Mikoto mich über den Rand ihrer dampfenden Teetasse hinweg. Als ich ihrem Blick begegnete, sah ich stur aus dem Fenster und heftete meine Augen an ein verwelktes Blatt, das langsam und vom Wind getragen auf den feuchten Boden schwebte. Mikoto lachte. „Warum weichst du meinem Blick aus, Kushina?“, fragte sie mich und stellte ihre Tasse auf den Tisch, der zwischen uns stand. Aus einem mir unerklärlichen Grund war ich froh über dieses Etwas zwischen uns, das für Distanz sorgte. Zögernd wandte ich mich Mikoto zu und sah ihr schuldbewusst ins Gesicht. „Ich weiß es nicht“, gestand ich ehrlich. „Aber sobald mich jemand auf Namikaze Minato anspricht, habe ich den Drang einfach irgendwo anders hinzusehen. Auch als Tsunade mich nach ihm gefragt hat, habe ich einfach auf den Boden geschaut. Ähnlich wie bei dir jetzt!“ Wieder wandte ich den Blick aus dem Fenster und diesmal beobachtete ich die Regentropfen, die schwer gegen das Glas schlugen. Ich nahm meine Teetasse, pustete den dichten Dampf fort, der mir ins Gesicht blies und nahm einen kleinen Schluck, an dem ich mir die Zunge verbrannte. „Ich habe ihm den Schirm noch nicht wieder gegeben. Ich habe ihn seitdem nicht mehr getroffen und bei ihm zuhause zu klopfen, dass traue ich mich irgendwie nicht.“ Auch Mikoto wandte den Blick nun zum Fenster. „Der Schirm, der unten im Ständer steht, ist Minatos Schirm. Richtig?“ Nach kurzem Zögern, in dem ich das Verlangen unterdrückte, einfach wieder irgendwo anders hinzuschauen, nickte ich schlicht. Mikoto schien kaum überrascht. Aber wenn sie nicht mit dieser Antwort gerechnet hätte, hätte sie mich solch eine Sache auch nicht gefragt. „Liebst du ihn? Minato, meine ich“, fragte sie mich völlig unvermittelt. Meine Gesichtszüge entgleisten mir vollkommen. Sprachlos starrte ich Mikoto an. Ich setzte dreimal zum Sprechen an. Erst beim vierten Mal gelang es mir, einen halbwegs vernünftigen Satz zustande zu bringen. „Wie kommst du denn bitte darauf?“ Mikoto zuckte nur mit den Schultern. Dann nahm sie einen weiteren Schluck vom Tee. Mir schien es so, als wollte sie ihre Antwort ein wenig hinauszögern. Sie schluckte den Tee hinunter, stellte die Tasse wieder auf dem Tisch ab, rückte sie einige Male zurecht und antwortete schließlich: „Du regst dich zwar die ganze Zeit über ihn auf, aber du hast immer so einen verträumten Glanz in den Augen, wenn du von ihm sprichst. Genau wie ich, wenn ich über Fugaku spreche. So wie du mal gesagt hast“, Mikoto lächelte verträumt. Und ich konnte an dem Glanz in ihren Augen sehen, dass sie wieder an Uchiha Fugaku dachte. So sollte ich auch gucken, wenn jemand Namikaze Minato erwähnte? Doch bevor ich weiter nachfragen konnte, redete sie schon weiter. „Außerdem traust du dich nicht, ihm den Schirm vorbeizubringen. Ehrlich, Kushina! Was soll schon passieren? Du bedankst dich für den Schirm, führst ein bisschen Smalltalk und gehst wieder. Was soll dabei schief gehen?“ Ich hoffte, dass das eine rhetorische Frage sein sollte. „Mikoto, wir kennen mich beide! Vielleicht steche ich ihm mit dem Schirm ein Auge aus oder falle ihm vor die Füße oder…“ „Stopp!“, rief sie dazwischen. „Hör auf den Teufel an die Wand zu malen! Du gehst die Tage los und kaufst dir einen Regenschirm. Dann gehst du zu Minato und gibst ihm seinen Schirm wieder. Vielleicht öffnet sein Vater oder seine Mutter die Tür, aber was kann sonst Schlimmeres passieren?“ Ich wusste, dass das auf jeden Fall eine rhetorische Frage war und Mikoto bestimmt keine Antwort von mir hören wollte, doch trotzdem setzte ich zum Sprechen an. Wieder unterbrach sie mich. „Keine Widerworte. Morgen nach dem Training gehen wir in die Stadt und besorgen dir einen Regenschirm. Und nächste Woche gehst du zu Minato!“ Ich hatte keine Zweifel, dass Mikoto es genauso meinte wie sie es sagte. Und wenn sie mich vor die Haustür schleifen müsste. Kaum dass sie allerdings Minatos Namen ausgesprochen hatte, wanderte mein Blick wie selbstverständlich zum Fenster und meine Augen folgten den Regenmassen auf ihrem Weg von den dichten, grauen Wolken bis zum schon längst völlig durchnässten, ebenfalls grauen Boden. Fünf Tage später war ich tatsächlich auf dem Weg zu Minatos Haus. Bei mir trug ich nicht seinen sondern meinen neuen Regenschirm, was mir auf dem Weg noch nicht aufgefallen war. Gerade als ich geklopft hatte, sah ich auf den Schirm in meiner Hand und war entsetzt, als ich feststellte, dass der Schirm in meiner Hand nicht schwarz sondern mitternachtsblau war. Doch um einen Rückzieher zu machen, war es zu spät. Gerade öffnete sich die Tür und Minato stand vor mir. Und es war ganz anders, als ich erwartet hätte. Während ich meinen Blick mittlerweile fast automatisch abwandte, wenn ich seinen Namen hörte, starrte ich ihn nun unverwandt an und musste mich regelrecht zwingen, in eine andere Richtung zu schauen. „Kushina“, begrüßte er mich und sah mich fragen an. „Ich wollte dir deinen Schirm wiedergeben“, erklärte ich mich, „Allerdings habe ich jetzt meinen dabei. Kannst du damit leben, wenn du noch einen Tag länger auf deinen Schirm warten musst?“ Skeptisch hob er eine seiner sonnengelben Augenbrauen. Dann lachte er kopfschüttelnd. „Ich glaube, einen Tag verkrafte ich nicht mehr. Ich bin die letzten neun Wochen nass geworden und würde meinen Schirm eigentlich gerne wieder haben. Ich möchte dir allerdings keine Umstände bereichten, wo du doch schon extra bis zu mir gekommen bist. Hast du etwas dagegen, wenn ich mit dir komme und mir meinen Schirm einfach bei dir abhole?“ Ich brauchte mehrere Augenblicke um diese Information zu verarbeiten. Schließlich nickte ich, langsam und vorsichtig. Minato grinste. „Hast du noch einen kurzen Moment? Ich würde mir gerne noch etwas drüber ziehen, nur für den Fall, dass es regnet.“ Wieder nickte ich. Er wies mit der Hand auf den Flur hinter sich. „Komm rein!“ In den fünf Minuten, in denen ich auf ihn wartete, kam ich mir vor wie ein Fremdkörper. Der Flur war in hellem Gelb gehalten, genau dieselbe Farbe wie Minatos Haare. Als er endlich mit einem himmelblauen Pullover vor mir stand – der Pullover betonte seine ebenfalls himmelblauen Augen auf eine unverschämte Weise – war ich unendlich froh, dass Haus endlich verlassen zu können. An der Art wie Minato lächelte, konnte ich erahnen, dass er sich ungefähr ausmalen konnte, wie ich mich bis eben noch gefühlt hatte. Jetzt neben ihm durch die Straßen Konohas zu laufen, die nass waren und das selten gewordene Sonnenlicht grell reflektierten, fühlte sich innerlich ungemein befreiend an. Leise seufzte ich auf. Offenbar nicht leise genug, denn Minatos leises Lachen erreichte mein Ohr. Ich war mir zwar sicher, dass ich die Antwort nicht hören wollte, aber ich fragte dennoch nach. „Was ist?“ „Nichts ist“, grinste er breit, „Ich genieße es nur, dass wir zwei mal friedlich durch Konoha schlendern.“ Ich versuchte, in seinen Augen den Hauch einer Lüge zu erkennen, doch er schien es ernst zu meinen. „Wenn du das sagst“, entgegnete ich deswegen nur. Über uns zog sich der Himmel zu und auf halbem Weg zu meiner Wohnung fielen uns die ersten Regentropfen ins Gesicht. Minato griff nach der Kapuze seines Pullovers und zog sie sich über den Kopf. Mit fahrigen Bewegungen öffnete ich den Schirm und hielt ihn Minato hin. Fragend sah er mich an. „Ich denke, dass wir da wohl beide drunter passen, oder?“, erklärte ich. Verstehend lächelte er. Er nahm den Griff und hielt den Schirm über uns beide. Wir wurden trotzdem klatschnass. Immer, wenn sich uns eine Pfütze in den Weg stellte, wichen wir aus. Allerdings nicht immer in dieselbe Richtung. Als ich einmal nach rechts hechtete, wollte Minato mir folgen und landete mit beiden Füßen in einer braunen Schlammpfütze. In der nächsten halbwegs klaren Pfütze stand er ebenfalls mit beiden Füßen. Diesmal hatte ich ihn geschubst. Lachend rannte ich vor ihm davon, mir nur unbewusst im Klaren, dass ich jetzt nass wurde. An der nächsten Straßenecke hatte er mich wieder eingeholt und sein Arm legte sich sanft, aber bestimmt um meine Taille. Mir schoss die Röte ins Gesicht. Langsam drehte ich mich zu Minato um und sah ihm ins Gesicht. Auch seine Wangen zierte eine dezente Röte. Peinlich berührt ließ er mich wieder los und den Rest des Wegs gingen wir schweigend. Vor meiner Wohnungstür blieb er stehen und beobachtete mich, wie ich die Schuhe auszog, sie ins Bad brachte und ihm schließlich seinen Schirm reichte. Er bedankte sich knapp. Kurz bevor er sich abwandte nahm er noch einmal eine meiner roten Haarsträhnen und wickelte sie um seinen Zeigefinger. „Bis Montag“, flüsterte er. Beklommen nickte ich. Als ich meine Stimme wieder gefunden hatte, war Minato schon nicht mehr zu sehen. Sofort hastete ich zum Telefon und wählte Mikotos Nummer. Am nächsten Morgen saßen Mikoto und ich in unserem Lieblingscafé. Wie so oft regnete es. Die letzte Nacht hatte mit einem heftigen Sturm fast sämtliche Äste kahl gefegt. Die gefallenen Blätter lagen auf den Straßen, den Bürgersteigen und im Rinnstein. Immer wieder war ich auf meinem Weg zu unserem Treffpunkt auf den feuchten Blättern ausgerutscht. Jetzt hielt ich eine dampfende Tasse voll heißer Schokolade in den Händen und schaute aus dem Fenster. Mikoto hatte mir schweigend zugehört, wie ich ihr die ganze Geschichte noch einmal sehr ausführlich berichtet hatte. Schließlich nahm sie einen Schluck von ihrer Schokolade und schluckte. „Also, ich denke, dass er dich mag!“, verkündete sie endlich. „Wie kommst du darauf?“, fragte ich sie skeptisch und war mir gleichzeitig nicht sicher, ob sie es wirklich so gemeint hatte. „Na ja, sicher sein kann ich mir natürlich nicht. Aber ich denke einfach, dass er dich mag. Warum sonst hätte er dir erst das Leben retten, dir dann seinen Schirm leihen und dich schließlich durch halb Konoha begleiten sollen? Und das letzte nur für einen Regenschirm. Ich denke, er wollte einfach ein bisschen Zeit mit dir alleine verbringen. Hat er dir so was in der Art nicht sogar gesagt?“ Ich nahm jetzt ebenfalls einen Schluck von meiner Schokolade. Mein Blick wanderte wieder aus dem Fenster und erblickte Minato, der unter einer Straßenlaterne stand, seinen Schirm in der Hand hielt und zu warten schien. Stumm deutete ich aus dem Fenster. Mikoto folgte meinem Blick. Sie lächelte. „Du willst mir jetzt aber nicht weiß machen, dass er auf mich gewartet hat, oder?“ Mikoto schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, er wartet mal wieder auf seinen unzuverlässigen Lehrer.“ Wir lachten beide. In dem Punkt zumindest war man sich in ganz Konoha einig. Jiraiya war vielleicht ein Genie und gehörte zu den Besten überhaupt, aber wenn er auf dem Weg zum Training mit seinem Team eine hübsche Frau sah, dann kam es nicht selten vor, dass Minato und seine Kameraden mehrere Stunden auf ihn warten mussten. Diesmal deutete Mikoto aus dem Fenster. „Frag ihn doch, ob er sich solange zu uns setzen möchte.“ Entsetzt starrte ich sie an. „Ist das dein Ernst?“ Sie nickte schlicht. Also erhob ich mich schwer seufzend und ging zur Tür. Draußen tobte ein heftiger, kalter Wind, der mir die langen Haare um den Körper wirbelte. Langsam trat ich auf Minato zu, der mich natürlich schon längst bemerkt hatte. „Hallo“, grüßte er knapp. „Was machst du bei so einem Scheißwetter hier draußen in der Kälte?“ Ich lächelte müde. „Das wollte ich dich fragen. Hast du nicht Lust, dich zu mir und Mikoto zu setzen, solange du wartest?“ Kurz schien er über das Angebot nachzudenken, dann nickte er schließlich. „Gerne.“ Zusammen überquerten wir die Straße und betraten das Café, in dem Mikoto an einem kleinen Tisch saß und mir verschmitz zulächelte. Minato begrüßte auch sie nur flüchtig. Er setzte sich auf den freien Platz neben mir und sah mich schweigend an. Jetzt, wo Minato uns Gesellschaft leistete, war es uns natürlich nicht möglich, unser eigentliches Gespräch weiterzuführen. Stattdessen lenkte Mikoto das Gespräch in eine vollkommen andere Richtung. „Lässt Jiraiya dich mal wieder warten?“, fragte sie betroffen. Minato schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nicht auf Jiraiya gewartet.“ Auf wen er gewartet hatte, verriet er uns nicht. Schweigend sah Mikoto mich an. Ihr Blick hatte etwas herausforderndes, etwas, dass mich aufforderte ihn danach zu fragen, auf wen er gewartet hatte. Und zu meiner eigenen vollkommenen Verblüffung fragte ich ihn tatsächlich, auf wen er wartete. Ein breites, strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Seine himmelblauen Augen leuchteten freudig. „Eifersüchtig?“, fragte er frech. Empört starrte ich ihn an. Wie kam er denn bitte auf die Idee. „Nein! Man wird ja wohl noch mal fragen dürfen, warum du bei dem Wetter ewig und drei Tage draußen im Regen stehst und wartest!“ Verwundert sah er mich an. Um etwas Bestätigung zu bekommen, sah ich Mikoto an. Sie schaute mich genauso verwundert an. Oha! Jetzt hatte ich den Vogel wohl endgültig abgeschossen. „Ich warte auf Shikaku“, erklärte er schließlich. „Er wollte sich gestern mit Yoshino treffen, ihr wisst schon!“ Wir nickten. Ja, dass Nara Shikaku einen Narren an unserer Klassenkameradin Yoshino gefressen hatte, das war uns bekannt. „Ihr tauscht euch also auch aus?“, erkundigte sich Mikoto. „Dabei behauptet ihr doch immer, dass so was absoluter Weiberkram ist!“ Minato zuckte nichts sagend mit den Schultern. „Hab ich so was jemals behauptet?“ Mikoto verschwand in ihrer Tasse und schwieg. Ich legte Minato meine Hand auf den Arm und deutete zum Fenster. Am Ende der Straße hechtete Shikaku auf die Laterne zu, an der Minato eben noch gewartet hatte. Den Kopf hatte er zwischen die Schultern gesteckt, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Minato stand auf, verabschiedete sich knapp von Mikoto und sah mich einen Moment stirnrunzelnd an. Dann nahm er eine Strähne meiner Haare und wickelte sie zum wiederholten Mal um seinen Zeigefinger. „Bis Montag!“ Er wandte sich zur Tür und lief auf Shikaku zu. Die beiden begrüßten sich kurz, dann eilten sie die Straße entlang und versuchten, so wenig Regen wie möglich abzubekommen. Mein Blick lag auf Minato, bis er um eine Straßenecke verschwand und ich ihn nicht mehr sehen konnte. Aus den Augenwinkeln sah ich Mikoto still vor sich hin schmunzeln. __________________________________________________________________ Das war also Teil eins^^ Über Anregungen und positive Kritik freue ich mich natürlich immer, damit ich weiß, was euch gefällt und wie ich mich noch verbessern kann! Den zweiten Teil werde ich spätestens am Wochenende hochladen, damit die FF dann vollständig ist! Und der Teil wird wohl auch etwas länger sein, aber ich musste irgendwo einen Schnitt machen und hier ging das so gut... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)