Ausdauer!? von IchBinLiebe ================================================================================ Kapitel 45: Jahresende ---------------------- Vertraue dem Menschen, der drei Dinge an dir bemerkt: Den Kummer hinter deinem Lächeln, die Liebe hinter deinem Zorn und den Grund deines Schweigens. (Verfasser unbekannt) Wenn du dich mies fühlst und bezweifelst, dass es je wieder besser werden kann - bei Gott ist Hoffnung für dich! Unversöhnlichkeit tut uns mehr weh als anderen. Tu dir selbst einen Gefallen - vergib! -Joyce Freitagmittag, 29.Dezember Zuhause angekommen sah Yusaku nach seinem Sohn: „Hier“, hielt ihm freundlich ein Glas Wasser mit Erkältungssaft hin. Zudem legte er eine Packung Taschentücher in greifbare Nähe. Ohne zu widersprechen trank jener aus und gab es zurück. Die Treppe hoch hatte er Eri vorhin gesehen gehabt, die auf dem Sofa sitzend eingeschlafen war. Ihr Sohn war bei ihr. Er war wach. Zufrieden schaute der kleine Junge Yusaku nun an. Behutsam und ohne die erschöpfte Mutter zu wecken nahm er das kleine Baby behutsam hoch, um es mitzunehmen. Es war an der Zeit fürs Mittagessen. Akamaru auf dem Arm gebetet begann er mit der freien Hand vorzubereiten. Er hatte noch nicht lange den Herd an, als Ran zu ihm in die Küche kam: „Hm, du hast gekocht“, klatschte sie freudig in die Hände. Er wusste, wie sehr sie es liebte, wenn er für sie kochte. Liebe geht durch den Magen, so hoffte er auch bei seinem Sohn mit einer Hühnerbrühe Erfolg zu haben, welche er zusätzlich nur für Shinichi kochte. „Ist die für Conan?“, hatte Ran diese gesehen. Er nickte. „Wie geht es ihm?“, fragte sie mitfühlend. „Er ist okay“, bekam sie als oberflächliche Antwort. Yukikos Mann hoffte, dass das stimmte. Ran hatte eher an seine Stimmung gedacht. Sie wollte sich gerne wieder mit ihm vertragen hielt es aber für klüger, damit zu warten, bis seine Laune besser war. Wohingegen Yusaku mehr an dem Gesundheitszustand seines Sohnes interessiert war. Er hatte sich in diesem Moment Sorgen gemacht, da sie ihn unwissentlich an die bald anstehenden Untersuchungen erinnert hatte. Er hoffte, dass Shinichis Erkältung ihm nicht in die Quere kam und Hiroshige es wirklich gelingen würde das alles in die Wege zu leiten. Er war froh, als er für einen Moment so darüber nachdachte, dass er von Glück reden konnte, dass der Mediziner auch noch Chefarzt und Stationsleiter war. Sonst wäre es wohl noch um einiges komplizierter oder gar unmöglich geworden. Ran hatte nicht so leise gesprochen. Eri durch die Stimmen im Nebenraum und die guten Gerüche, die ihr in die Nase stiegen, geweckt worden merkte, dass ihr Baby nicht mehr bei ihr war. „Akamaru?“, schaute sie sich erschrocken um. In die Küche gekommen entdeckte sie ihren kleinen Schatz in seiner Wippe. Erleichtert kam sie auf ihn zu. „Du hast gekocht!?“, stellte auch sie wie ihre Tochter erfreut fest. „Ja. Ich bin gleich so weit“, bekam er mit dem Rücken das Wasser vom Reis abschüttend den anerkennenden Blick von ihr nicht mit. Er hatte wohl Rücksicht auf sie genommen, denn eigentlich hatte sie kochen wollen. Ohne, dass er es merkte oder ihre Tochter, die ihm half es mitbekam, hatte Eri ihn mit verliebtem Blick angesehen. Über sich selbst schockiert und verwundert zuckte sie leicht zusammen, als die Beiden sich zu ihr umdrehten und sie von ihm gebeten wurde den Topf mit der Gemüsebeilage anzunehmen und auf dem Tisch anzustellen. Hoffentlich hatte er nichts mitbekommen setzte sie sich neben ihre Tochter, als auch er sich hinsetze. Nervös ließ sie sich von Ran die Kelle angeben. Versucht sich nichts anmerken zu lassen begann auch sie zu essen. Einen flüchtigen Blick auf ihn geworfen schaute sie schnell auf ihre Schale zurück. Er hingegen war zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, um davon Notiz zu nehmen. „Warst du heute Morgen schon bei Tunis?“, fragte Ran ihn. „Ich muss das noch erledigen“, gab er ihr Antwort: „Du möchtest, dass ich dich mitnehme. Darum fragst du.“ „Ja“, erwiderte sie seinen Blick. Sie freute sich: „Ich hatte schon befürchtet ich hätte verschlafen und du wärst ohne mich gefahren.“ „Nein“, entgegnete er: „Nur zieh dich warm an. Du wirst mit mir das Auto frei kratzen müssen. Es ist sehr kalt.“ Er stand auf. „Keine Angst. Ich bin nicht aus Zucker“, scherzte sie vergnügt. Yukikos Mann war rüber zum Herd gegangen. Suppe auf einen Teller gefüllt sagte er: „Das habe ich auch nicht angenommen.“ Er ging. „Irgendwie ist er heute komisch. Findest du nicht auch?“, hatte sie sich wundernd an ihre Mutter gewandt: „Mama!?“ „Was hast du gesagt?“ Ran merkte, dass ihre Mutter ihr gar nicht zu gehört hatte: „Das Yusaku komisch ist“, wiederholte sie verwirrt und etwas eingeschnappt, dass Eri ihr kein Gehör geschenkt hatte. „Mag sein“, antwortete sie ihrer Tochter wortkarg: „Tut mir leid. Ich bin geschafft“, redete sie sich mit der Fürsorge um Akamaru raus. Ihn aus dem Sitz genommen ging auch sie nach oben. Yusaku kurz, durch die nur zu dreiviertelgeschlossene Zimmertüre, gesehen ging sie eilig in ihr Schlafzimmer, um das Kind hinzulegen. Yusakus seinerseits war überrascht bis verwundert darüber. Shinichi hatte die Suppe angenommen. Er aß sie ganz auf und das ohne, dass er auf ihn hätte einreden müssen. Das kannte er gar nicht von seinem Sohn. Sein Vater hatte Recht. Er hatte keinen Hunger, aber er wusste, dass er etwas Essen musste. Es wurde von ihm erwartet und er wollte sich nicht dagegen auflehnen. Er wusste, dass er es sollte, also tat er es. Rücksichtsvoll zog Yusaku sich zurück. Er wusste sein Sohn brauchte Ruhe. Die Suppe und heißer Tee hatten ihn von innen heraus gewärmt. Er spürte die Wärme der angestellten Heizung, welche sein Vater extra für ihn auf Maximum gestellt hatte. Dafür war er dankbar. Er fror nicht mehr. Er hatte sich, nachdem er sich die laufende Nase mehrmals hatte putzen müssen, wieder zugedeckt. Die Decke nun bis nach ganz oben gezogen dämmerte er wohlig warm und müde in den Schlaf. Yusaku machte sich beim Anziehen seines Mantels Gedanken über heute Abend, als Ran an ihm vorbei vor nach unten lief. Sie freute sich auf die Pferde. Holmes und Queen angeleint öffnete sie die Haustüre. Yusaku nicht so schnell wie sie, stellte den Kragen hoch und zog den Schal darum, bevor auch er mit dem Schlüsselbund in der Hand raus kam. „Brr“, stand die zukünftige Mami zitternd neben dem Wagen auf der Auffahrt: „Du hast wirklich recht. Es ist eiskalt.“ „Sag ich doch“, meinte er ihr einen zweiten Kratzer in die Hand gedrückt. Ihr angedeutet, dass sie auf dieser Seite arbeiten sollte, ging er herum und begann auf der anderen Seite zu kratzen. Holmes und Queen liefen wieder rein. „Wie es aussieht wollen sie nicht mit“, stellte Ran fest. „Ja, da hast du recht“, fand auch er und lachte. Yusaku fühlte sich besser. Ihre unbefangene, unbeschwerte schon fast kindliche Art lenkte ab. Zusammen mit ihr die Scheiben endlich frei freute er sich, wie sie, auf den vorgewärmten Innenraum des Wagens. Auf dem Polizeipräsidium Er machte Pause. Es war nicht viel zu tun. Um genau zu sein war es tot langweilig. Die Uhrzeit auf seinem Handy gesehen, hatte Heiji festgestellt das er eine SMS bekommen hatte, welche nur die beiden Worte „Arschloch“ und „Verräter“ enthielt. Auch ohne auf den Absender zu schauen wusste er von wem es war. Das war genau das was er befürchtet hatte. Sie war stinksauer auf ihn und sein Tag damit gelaufen. Seine Stimmung die schon den ganzen Vormittag nicht gut gewesen war erreichte ihren vorläufigen Tiefpunkt. Deprimiert legte er das tragbare Telefon vor sich auf den Tisch. Kazuha hatte ihn heute, seit der Sache in der Küche, nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ihr selbst war der Unterschied an seinem Verhalten weiterhin nicht aufgefallen. Es war mittlerweile nichts Neues mehr für sie, wenn er wenn sie einen Raum betrat sein Ding durchzog und entweder den Raum verließ, wenn er konnte oder sich von ihr weg setze oder wenn das auch nicht möglich war sie keines Blickes würdigte. Heute hatte er es wieder getan. Ihre Wege hatten sich bisher zweimal gekreuzt und jedes Mal hätte sie heulen können und wie immer versetzte es ihr mehr als nur einen verletzten Stich im Herz. Sie ahnte nicht, dass es Heiji jetzt auf einmal wieder ganz genauso ging. Irgendwo ärgerte er sich auch darüber, dass seine Mauer, die er so gründlich aufgebaut hatte in der letzten Nacht Risse bekommen hatten. Risse, die zwar fein aber immerhin so tief waren, dass er sie nicht einfach ohne weiteres ignorieren konnte. Es war ihm bei beiden Malen, wie schon zuvor in der Küche heute Morgen, ergangen. Er musste sich insgeheim eingestehen, dass er immer noch weit mehr für sie empfand, als er sich eingestehen wollte. Das Fühlen dieses Gefühls und das auch gleichzeitige Wissen darum hatte ihn seither nicht mehr losgelassen. Regelrecht hilflos hatte er wahrhaben müssen, dass die Liebe wieder von ihm Besitz ergriffen hatte. Er hatte hinnehmen müssen was sein Freund noch erfolgreich verdrängte: Das er seine Freundin liebte. Es hatte auch ihm jedes Mal weh getan sie zu sehen. Anderes als früher ging er ihr nicht mehr aus dem Weg, um sie zu ignorieren, das gelang ihm nicht, sondern er hatte sich Rah gemacht, um sich nicht stellen zu müssen. Auch wenn er feststellen musste, dass er vor seinen Gefühlen nicht weglaufen konnte. So versuchte er doch entschieden sich, um sie weiterhin zu schützen, sich nichts anmerken zu lassen. Zunächst war er etwas besorgt gewesen sie hätte seine aufkommenden Gefühle erkennen können. Doch seit ungefähr einer halben Stunde hatte er sich diesbezüglich beruhigt. Die Situationen im Nachhinein noch einmal Revue passieren gelassen, war er sicher das sie es nicht wusste. Doch auch wenn diese Feststellung ihn erleichtert hatte, weil er dadurch sicher war, dass sie nicht versuchen würde ihn zu erweichen. Blieb das schale Gefühl nichts sagen zu können und überließ ihm allein seinem Liebeskummer. Jetzt wo er immer noch vor seinem Handy saß vermischten sich seine unerfüllte Sehnsucht mit den Gefühlen sich wie ein Verräter zu fühlen und der Traurigkeit der Gewissheit dass Ai sauer auf ihn war. Wenn er Pech hatte, dann würde sie lange nicht mehr mit ihm sprechen. Heiji seufzte schwer. Er musste weiter machen. Er hatte sich den Tag wirklich anderes gewünscht, dachte er bekümmert. Er wusste, dass er sich jetzt nicht hängen lassen konnte das musste er sich für heute Abend aufheben. Mit diesem Wissen riss er sich zusammen und kehrte zu seiner, ihn leider auch nicht ablenkender, Arbeit zurück. Bei Agasa Der Nachmittag zog ins Land. Immer angespannter hoffte der Professor darauf seine kleine Mitbewohnerin oben zu sehen. Doch wie erwartet und er befürchtet hatte kam sie nicht. Besorgt war er mehrmals versucht einfach zu ihr runter zu gehen… Doch so schwer es ihm fiel… Er rief sich die Worte seines Freundes ins Gedächtnis. Er fand das Yusaku recht hatte. Er durfte sie nicht bedrängen und so blieb dem sonst so pfiffigen Tüftler nichts anderes als weiterhin abzuwarten in der Hoffnung, dass sie von selbst kommen würde… In ihrem Zimmer saß die geschrumpfte Shiho derweil immer noch vor den nicht geöffneten Briefen, die wild verstreut um sie herum lagen. Ihre Wut und ihr Ärger hatten sich mittlerweile verflüchtigt. Immer noch ratlos wusste sie beim besten Willen nicht was sie machen sollte. Auf keinen Fall wollte sie das Yusaku sich heute Abend mit Shiratori traf, aber was sollte sie machen? Was sollte sie sagen? „Verdammt!“, verfluchte sie laut ihre vertrackte Situation. Das durfte doch einfach nicht wahr sein!? Sie hatte doch fest daran geglaubt die Sache hinter sich gelassen zu haben? Sie und er hatten keine gemeinsame Zukunft. Warum überhaupt verschwendete sie wie damals kurz danach auch nur einen Gedanken daran? Warum? Wieder stiegen ihr verzweifelt Tränen in die Augen. Sie hatte doch längst mit diesem Thema abgeschlossen. Warum? Warum, musste sie ihre Vergangenheit wieder einholen? Hilflos saß sie da und tat nichts als zu weinen. Sie war zu aufgelöst um einen vernünftigen Gedanken, geschweige denn einen Plan zu entwerfen, wie sie vermeidlich dachte, dass Yusaku es von ihr erwartete. „Arrgh!“, wischte sie die Briefe, welche direkt neben ihr langen, mit einer groben Handbewegung weiter von sich. Im Traum dachte sie nicht daran auch nur einen von ihnen zu öffnen oder gar zu lesen. Der Junge, der noch immer in ihrer Nähe saß, erschreckte kurz. Dann aber ließ er ganz von seinem Spielzeug ab und kam zu ihr. Sie trösten wollend sagte er: „Dada“ und hob mit ungeschickten Fingerchen nach den Umschlägen. „Ach, Tadashi“, zog sie ihn schluchzend an sich: „Was habe ich nur angerichtet? Was soll ich jetzt nur tun?“, fragte sie, wie als wenn das kleine Kind ihrer verstorbenen Freundin Antwort geben könnte. Sie wünschte sich in diesem Moment sie und Akemi wären hier. Sie vermisste gerade jetzt ihre Schwester schmerzlich. Wie gerne hätte sie sich von ihr einen Rat geben lassen, aber das war ja nicht möglich: Akemi und auch seine Mutter. Sie waren tot! Getötet durch die Organisation. Und ihr konnte jeder Zeit das gleiche Schicksal blühen. Wie jedem anderen auch, den sie zu nah an sich heran ließ. Nein: Mit Shiratori Kontakt aufzunehmen war keine Option: Das durfte sie nicht! Sie war zornig. Zornig und wütend auf Yusaku, dass er sie überhaupt in diese problematische Lage brachte. Er hätte Shiratoris Bitte einfach ablehnen sollen. Das wäre für Alle das Beste gewesen. Er spielte mit dem Feuer, wenn er nicht aufpasste, dachte sie: Und Heiji hätte auch nichts sagen dürfen! Erneut schaute sie das Kleinkind traurig an. Heiji begegnete auch während des restlichen Nachmittags Kazuha noch einige Male ungewollt. Und jedes Mal geriet er noch etwas mehr durcheinander. Immer wenn er glaubte sich gerade wieder im Griff zu haben, tauchte sie wieder vor ihm auf oder er kam bei ihr aus. Es war wie verflucht und verhext ärgerte er sich maßlos jedes Mal aufs Neue emotional darauf anzuspringen. Wo verdammt nochmal war seine Sachlichkeit!? Es war zum Verrückt werden raufte er sich, den Flur hinter einer Biegung gewechselt an die Wand gelehnt, aufgebracht sein schwarzes Haar. Der kurze Ärger, welchen er wie die Male zu vor empfunden hatte, wich auch jetzt wieder der Einsamkeit sie zu vermissen und der Sehnsucht nach ihr. Traurig geworden und niedereschlagen blieb er an der Wand gelehnt stehen. Zu Takagi, der um die Ecke gekommen war und ihn verblüfft ansah, sagte er es sei nichts. Noch bevor der liebenswürdige Beamte hatte genauer nachfragen können, war Heiji bereits aus seinem Blickfeld verschwunden. „Was hat er nur?“, fragte Satos Mann sich. „Bist du bereit?“, wurde er von Chiba, der einen Donat auch für ihn in der Hand hielt, angesprochen. „Eh, ja!“, nahm er ihn dankend an. Gemeinsam ging er mit seinem Freund nach draußen auf den Parkplatz. Immer noch dachte Takagi über das ausweichende Verhalten des Praktikanten nach. „Was ist?“, wurde er von Chiba auf dem Weg zum Wagen erneut angesprochen. „Nichts“, sagte er in sich hinein murmelnd: „Es ist wegen Heiji Hattori“, entschied er dann doch seinen Kollegen an seinen Überlegungen teilhaben zu lassen: „Irgendwie ist er heute den ganzen Tag schon wieder so komisch.“ „Wie meinst du das?“, fragte Chiba interessiert nach. „Naja er ergreift jedes Mal die Flucht, wenn er Kazuha Toyama sieht und schaut einen so schuldbewusst an, wenn man nachfragt“, erinnerte sich der Kommissar an die beiden beobachten Situationen zurück. Er war gerade dabei gewesen, wie Heiji, Akten zu sortieren beziehungsweise zu bearbeiten, erinnerte er sich an den Vormittag zurück. Kazuha hatte sich an ihn gewandt etwas gefragt und Heiji hatte sich merkwürdig tief in seine Unterlagen vergraben. „Die beiden haben halt immer noch Stress miteinander“, fand Chiba das weniger verwunderlich. „Aber die beiden haben doch seit Wochen nicht mehr miteinander geredet, oder?“ „Stimmt“, räumte jetzt auch Takagis bester Freund und Kollege ein. „Sie sind doch getrennt, oder?“, überlegte Satos Ehemann laut: „Oder sind sie wieder zusammen?“, schaute er Chiba an. Dieser erwiderte seinen fragenden Blick. „Sind Sie endlich so weit! Was trödeln Sie so herum?“, wurden sie plötzlich von hinten angeschnauzt. Sofort drehten sich beide zu ihm um. Shiratori sah sauer aus. Richtig sauer! „Äh, ja!“, antwortete Takagi schnell. „Na, Prima“, sagte der Mann mit den schwarzen Locken und überholte. An ihnen vorbei war er es der ein Stück voraus bereits den Dienstwagen öffnete und einstieg. „Und er ist auch schon wieder so gereizt!“, hatte Takagi immer noch neben Chiba diesem zugeflüstert, bevor jetzt auch er mit ihm einen Zahn zulegte. „Ja, hoffentlich geht das heute nicht noch den ganzen Tag so“, war auch Chiba darüber nicht erfreut. „Ich hoffe das dauert nicht allzu lange“, überlegte Takagi laut: „Miwako wartet sonst sicher mit dem Abendessen auf mich. Warum müssen wir überhaupt alle Drei dahin?“ „Woher soll ich das wissen?“, blaffte der Mann am Steuer ihn an: „Hauptsache wir kommen gleich gut voran. Ich will nämlich auch pünktlich Feierabend machen. Also strengen sie sich beide gefälligst an!“, starrte Shiratori ihn, sowie Chiba, der auf der Rückbank hatte Platz nehmen müssen, warnend an nicht herumzutrödeln. Takagi und Chiba waren durch ihr Best-Freund-Ding und immer aufeinander hocken als auffallend langsam bekannt geworden seit Inspektorin Sato kaum noch im Außendienst tätig war. Hinter seinem Rücken wurde darüber getuschelt, dass ihm ihr Druck, dem sie ihm machte, im Nacken fehle. Denn alle im Präsidium wussten es: Sie hatte das Sagen. Ob es seiner Frau nun gepasste hatte oder nicht für Schwangere war in erster Linie der Innendienst und damit verbunden der unliebsame Papierkram vorgesehen. Was der internen Leitung entsprach, welche auf Frauen in anderen Umständen besondere Rücksicht nahm gerade wenn es um den Umgang mit Tatverdächtigen ging. Schließlich könne man nicht hundertprozentig ausschließen, dass nicht einmal einer mit einem Messer auf sie losgehen könne, war ihr gerade jetzt, so kurz vor der anstehenden Geburt, noch einmal entschieden und verhältnismäßig deutlich Nähe gelegt worden. Miwako war nichts anderes übrig geblieben, als sich nach intensivem aber kurzem Protest in ihre neue Stellung als schwangere Polizeibeamtin zu fügen. Was sie zwar störte und noch launischer aus Langeweile heraus, für ihren Mann schon fast unerträglich teilweise werden ließ. Wie froh war er diesbezüglich das es Yumi gab, die seine Frau regelmäßig überalles von und auf der Straße auf dem Laufen hielt. Ohne sie, so wusste Takagi, wäre er aufgeschmissen gewesen. Neben Shiratori immer noch auf dem Beifahrersitz sitzend seufzte er still in sich hinein. Shiho saß immer noch da. Sie wusste immer noch nicht was sie machen sollte. Traurigen Blickes auf Tadashi gerichtet, hatte sie sein strampeln registriert. Er hatte zu quengeln begonnen. „Ach ja, du hast Hunger. Ich wollte dir doch was wachen“, wischte sie, sein Gewicht auf ihrem Schoß verlagert, mit der nun freien Hand die Tränen aus dem Gesicht. Sich einen Ruck gebend wurde sie sich den Tatsachen wieder bewusst. Wie spät war es? Sie hatte die Zeit ganz vergessen. Schnell sprang sie auf und schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 16 Uhr. Sie wollte hochgehen. Doch blieb sie aufgestanden, zur hochführenden Treppe gesehen, wie angewurzelt stehen. Sie konnte nicht. Nein sie konnte da jetzt nicht hoch gehen. Verzweifelt schaute sie sich um. Erleichtert speiste sie Tadashi mit drei Glückskeksen ab, die sie noch von gestern Abend auf ihrem Schreibtisch übrig hatte. Erneut verunsichert blieb sie weiterhin an Ort und Stelle. An der Waldlichtung zur Pferdepansion „UmaMo“ (=„PferdeWohl“) Die Abenddämmerung war gerade dabei sich am Firmament abzuzeichnen, als Yusaku auf Tunis die Waldlichtung kurz vor den schneebedeckten Weiden erreichte. Es war kälter als am Nachmittag geworden. Trotz der warmen Kleidung und der dicken Handschuhe froren seine Finger darunter. Er schaute zurück. Ran war dicht hinter ihm. Sie hatte sich seiner Stimmung angepasst. Wie er war sie still. Er drehte seinen Kopf wieder nach vorne, trieb sein Pferd kurz an. Sie wusste, dass sie ihm folgen sollte. Im Gegensatz zu ihm war sie in sich selbst ausgleichen. Anders als bei ihm hatten die beschneiten Bäume um sie herum ihr Kraft gegeben und ihr geholfen ihre Gefühle Shinichi gegenüber zu kanalisieren. Sie fühlte sich wohl und war glücklich in diesem Moment. Wie bereits den ganzen Nachmittag über war sie vergnügt und in der Stimmung zu plaudern. Die meiste Zeit hatte Yusaku ihr nur zugehört. Wie auch jetzt war er für seine Verhältnisse ungewohnt wortkarg gewesen. Nachdenklich holte sie zu ihm auf. Mit ihm zusammen erreichte sie die Ebene und zusammen brachten sie ihre Pferde in die Stallung. Auch hier war es den Umständen entsprechend kalt. Die Luft war gut sichtbar bei jedem Atemzug von Pferd und Mensch. Ran rieb sich ihre Hände: „Wie kalt“, sobald sie abgesessen hatte und bemühte sich diese durch Pusten etwas aufzuwärmen. Ihre Finger waren so steif geworden, dass sie sie kaum noch bewegen konnte. „Ich habe dir gleich gesagt, dass es kalt ist“, tadelte Yusaku. Er wirkte gereizt auf sie. Ihm ging es ganz genauso. Seinen schweren Sattel von Tunis herunter gehoben kam er auf die Stute neben ihr zu, um auch ihr den Sattel abzunehmen. „Was ist denn nur los mit dir?“, fragte sie ihn nun ganz unverblümt. „Was soll mit mir los sein?“, fragte er auch diesen Sattel ablegend zurück. „Na, du bist schon den ganzen Tag so komisch!“ „Ich bin nicht komisch“, meinte er zum Kopf von Tunis gegangen, um seinem tierischen Freund den Halfter zu entfernen. Sein auffordernder Blick ließ auch sie mit der Tätigkeit bei ihrem Pferd beginnen. „Doch das bist du!“, ließ Ran nicht locker: „Den ganzen Nachmittag hast du kaum etwas gesagt und auch heute Mittag schon warst du anderes als sonst. Was hast du?“, bot sie ihm ihr offenes Ohr an. „Frag nicht so viel!“, reagierte er jedoch, wieder kurz angebunden, bereits das Futter auffüllend. Er klang ärgerlich: „Sei nicht so neugierig. Komm und sieh zu, dass wir fertig werden.“ Er hatte sich deutlich ausgedrückt. Ran machte hurtig, dass auch sie voran kam. Offensichtlich wollte er nicht darüber reden. Nun gut das musste und wollte Ran auch akzeptieren. Also verließ sie erneut schweigend mit ihm die Stallung. Dass sie durch seinen zu rauen Ton gekrängt war, ließ sie sich nicht anmerken. Und da er in Gedanken bereits weit voraus war bemerkte er es seinerseits nicht. Ohne, dass sie weiter miteinander sprachen, fuhren sie nachhause. Ran dort abgesetzt gab Yusaku seinem Sohn zügig sein Abendessen. Erfreulicherweise aß der komplett auf und das auch noch schneller, als sein Vater damit gerechnet hatte. Gerade dabei abzuräumen meldete sich sein Handy. Abgenommen hatte er, wie erwartet, den Professor am anderen Ende. Von ihm erfahren, dass Shiho wie schon eigentlich gedacht nichts hatte von sich hören lassen wechselten die beiden ein paar Sätze. Dann legte Yusaku sich noch eben verabschiedet auf. Schnell ging er runter in die Küche, um auch sich ein Abendessen aufzuwärmen. Damit ging er auf sein Zimmer und schloss hinter sich die Türe. Er wollte alleine sein und noch mal wie bei einer Genrealprobe durchgehen was er vorhatte und zusagen gedachte. Den ganzen Tag über waren Shiratori und Shiho immer wieder Teil seiner Gedanken mit denen er sich intensiv auseinander gesetzt hatte. Er war sich darüber bewusst, dass er sich weder einen Fehler leisten durfte noch wollte. Heiji kam nachhause. Er war schnell den Weg vom Präsidium gelaufen. Die Straßen hatten geglitzert. Es hatte bereits leicht zu frieren begonnen. Die Luft roch nach weiterem Schnee. Für die Schönheit dieses Naturschauspiels hatte er keinen Blick gehabt. Zu groß war sein Wunsch gewesen sich von der Außenwelt zurückzuziehen und sich vor ihr zu verstecken. Heilfroh schloss er die Zimmertüre hinter sich. Tiefdurchatmend bemühte er, seinen kleinen Freund gesehen, seine Emotionen runter zu drücken. Wie auch jener entschied er sich in diesem Augenblick dafür es für sich zu behalten. Trotz seines schmerzhaften Vermissens und seiner Einsamkeit hatte er sich dazu entschlossen das stumme Spiel weiterdurchzuziehen. Und Shinichi wollte er mit seinem Kummer am allerwenigsten belasten. Ging es ihm doch noch viel schlechter. Nicht ahnend, dass ihrer beider Unglücklichseins-Pegel sich aktuell auf fast gleichem Level befanden. In stillschweigendem Übereinkommen nicht über ihre Gefühle zu reden schauten die zwei Detektive einander an, bevor auch Hattori sich ins gegenüberliegende Bett legte, um sich von den Strapazen des sich nichts anmerken Lassens zu erholen. Er war innerlich erschöpft, aber weniger müde, als sein kleiner Freund. Denn der schloss die Augen wieder. Warm unter seiner Decke war er schnell wieder fest eingeschlafen. Heiji blieb nur das zuhören seiner Atemzüge und die Gewissheit, dass er endlich mit sich alleine war. Unbeobachtet von der Welt gab er endlich nach und weinte eine lautlose Träne. Yusaku schaute auf die Uhr. Er musste wirklich los: Chance vertan, Shiho, dachte er ärgerlich. Er verließ sein Zimmer, zog sich erneut bestmöglich gegen den nun wirklich hereingebrochenen Winter gewappnet an. Der eiskalte Wind, welcher wesentlich leichter als der noch am Morgen gewesen war, aber nicht minder schneidend, ließ ihn erschauern. Extrem froh darüber jetzt sein Auto benutzen zu können schloss er hinter sich die Haustüre. Auf die glatten Straßen achtgebend bahnte er sich seinen Weg durch den Feierabendverkehr. Er traf den Inspektor am abgemachten Treffpunkt am Polizeirevier. Er hatte nicht lange auf Shiratori warten müssen, der abgehetzt vom Parkplatz her auf ihn zugeeilt kam. Aus der Puste verbeugte er sich kurz vor dem Detektiv und begrüßte ihn: „Es tut mir außerordentlich leid, wenn Sie auf mich haben warten müssen. Ein Fall“, schnappte er kurz nach Luft: „kam mir dazwischen“, entschuldigte er sich vielmals. Yusaku sah, dass es seinem Gegenüber mehr als unangenehm war: „Das macht doch nichts. Ich kenne das. Das kann Jedem passieren“, meinte er: „Also wollen wir? Ich weiß nicht wie es ihnen geht, aber wir sollten unser Gespräch an einem wärmeren Ort fortsetzen, finden Sie nicht auch?“ „Aber ja“, war junge Inspektor etwas verlegen: „Natürlich. Kommen Sie bitte mit.“ Ihn begleitet schloss er für ihn sein Büro auf und stellte Kaffee an. Gemeinsam setzten sie sich hinter verschlossenen Türen in dem ansonsten mittlerweile fast ganz leeren Polizeipräsidium zusammen. Shiho, der plötzlich bewusst geworden war, dass es bereits nach 20 Uhr geworden war, sprang erschrocken wie von der Tarantel gestochen auf. So schnell ihre kindlichen Füße sie trugen rannte sie nach oben. Die Tür aufgerissen schaute sie sich panisch um. Agasa, der sie gehört hatte, kam sofort auf seine aufgelöste Freundin zu. „Wo ist er? Professor wir müssen ihn davon abhalten. Bitte, bitte halten sie ihn auf!“, flehte sie ihn unter Tränen an Yusaku abzuziehen. Agasa versuchte es. Doch wie er befürchtet hatte und Ai es zugleich wie er begriff war es bereits zu spät. „Er geht nicht an sein Handy“, konnte er ihr nur bedrückt mitteilen. „Oh, bitte. Sie müssen es noch einmal versuchen, bitte!“, flehte sie ihn eindringlich und vollkommen verzweifelt an. Er versuchte es. „Oh, nein!“, begriff sie in sein Gesicht gesehen, dass sie keine Chance mehr hatte. Yusaku ging nicht ran. Völlig aufgelöst ließ sie sich von ihm in den Arm nehmen. Mehr fiel Agasa nicht ein. Er wusste in diesem Moment überfordert, als alleinerziehender Ersatzvater nicht, was er anderes machen sollte, als sie aus erstem Impuls heraus festzuhalten. Ausgesprochen müde kam Yusaku um kurz vor halb Zwölf heim. Nach dem ausziehen seiner Wintermontur und einem mitgebrachten heißen Tee aus der Küche erreichte er endlich sein Zimmer. Endlich, schloss er erleichtert, sich mit dem Rücken an die Tür gelehnt. Auf sein Handy gesehen sah er, dass er fünfmal insgesamt angerufen worden war und dass alle von seinem Freund waren. Er rief zurück. „Wie ist es gelaufen“, überschlug sich Agasas Stimme. „In Ordnung.“ Er, der er wusste wie am anderen Ende gespannt auf sein Wissen gewartet wurde, gab Auskunft: „Wir haben uns geeinigt. Du kannst ihr ausrichten, dass ich es mache. Ich habe seinen Auftrag angenommen. Sie soll sich Gedanken dazu machen. Es war Shiratori zwar nur wenig recht, aber aufgrund der anstehenden Feiertage konnte ich ihn vorerst vertrösten. Bis dahin muss Shiho sich klar darüber sein, wie sie mit mir weiter vorgehen will. Sonst werden wir beide entscheiden, was wir für das Richtige halten.“ Die geschrumpfte Shiho, die viel zu besorgt war um schlafen zu können, hatte jedes Wort neben ihrem Mitbewohner und engstem Freund sitzend per Lautsprecher mitbekommen. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie mit am Telefon saß. Sie schluckte. „Wie dem auch sei. Lass uns später weiter reden und erst mal darüber schlafen. Immerhin haben wir jetzt eine gute Woche Zeit uns darüber weiter den Kopf zu zerbrechen.“ „Ja, ist gut. Danke Yusaku. Ich wünsche dir auch eine gute Nacht“, legte auch der Professor auf. 31. Dezember (Samstag) Die Stimmung im Haus war an diesem Vormittag sehr durchwachsen. Vor allem Ran sah dem Jahreswechsel und dem damit verbundenen heutigen Silvesterabend relativ entspannt entgegen. Sie freute sich auf den Abend. Am Morgen war sie vor dem Aufstehen für einige Minuten nachdenklich und traurig gewesen. Entschieden hatte sie sich einen Ruck gegeben und aufgehört das Bild von ihm, welches nach wie vor auf ihrem Schreibtisch stand, aus ihrer liegenden Position vom Bett aus anzusehen. Sie fasste sich ein Herz und sprang ihre beiden Füße auf dem Boden abgesetzt munter auf. Gefasst hatte sie beschlossen dem neuen Jahr positiv entgegen zu blicken. Sie vermisste Shinichi. Keine Frage. Aber er war nun mal auch nicht der einzige Mittelpunkt ihrer Welt. Sie hatte beschlossen sich nicht von dem Umstand, dass er aus ihrem Umfeld hinaus gegangen war, die Stimmung verderben zu lassen. Sie war fest entschlossen das Fest zu feiern, wie es eben fiel. Entschieden machte sie sich auf den Weg, um sich im Bad fertig zu machen. Kazuha war bereits beim zusammenbinden ihrer Pferdeschwanzes, als sie zu ihr in den Raum kam. Gemeinsam machten sie sich fertig und gingen runter zum Frühstück. Sie waren die einzigen Beiden, die sich zu Yusaku und Eri gesellt hatten. Während die echten Erwachsenen Ü30 noch die eine oder andere organisatorischen Frage klärten, freuten sich die Freundinnen. Wegen des großen Menschenauflaufs hatten sie entschieden heute Abend nicht zum Tempel zu gehen, sondern erst Morgen im Laufe des Tages, wenn der Andrang allmählich abnehmen würde. Eri wollte Akamaru mitnehmen und ihm diesen Rummel und auch die lauten Glocken nicht zumuten. Es reichte es sich heute Abend per Live-Übertragung im Fernsehen anzusehen. Yusaku war nicht so abergläubisch, dass er befürchtete, dass daran das ganze Wohl der Götter scheitern würde und befürwortete diese Entscheidung. Insgeheim hoffe er, dass seine Frau mit ihnen gehen würde. Mit seinem Sohn rechnete er aber, wenn er ehrlich war, ebenso wenig. Was ihn traurig stimmte. Ran und Kazuha zeigten ebenfalls Verständnis. Sie hatten beide nichts dagegen. Heiji, der wesentlich früher als Kogoro gestern Abend zu Bett gegangen war, war zwar im Gegensatz zu dem schlafenden Detektiv schon auf, hatte aber jedoch kein Interesse daran dem gemeinsamen Frühstück beizuwohnen. Er und Shinichi hatten sich entschieden später zu frühstücken. Sicher würde Yusaku ihnen etwas hoch bringen oder aber Heiji würde einfach später was aus der Küche holen. Die beiden hatten einander angesehen. Sie waren sich einig. Ihnen war nicht nach reden zu mute. Beide zogen es vor, jeweils zwar zusammen in einem Zimmer doch jeder für sich auf seinem Bett, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Nach dem Frühstück hatten sich Ran und Kazuha ebenfalls in ihr Zimmer zurückgezogen. Doch im Gegensatz zu den Zwei neben an herrschte bei ihnen eine ausgelassene Stimmung. Kazuha, erst noch etwas traurig wegen Heiji, hatte sich schnell von ihrer Freundin und den anderen anstecken und ablenken lassen. Bereits um 10:05 Uhr saß sie neben Aoko auf ihrem Bett. Ran hatte auf ihrem Platz für Sonoko gemacht. Die Vier hatten sich noch für den Morgen verabredet gehabt, bevor jeder an seiner eigenen Familienfeier teilnehmen würde. Albern blödelten sie hinter verschlossener Tür vergnügt. Das „laute Gackern“, wie Heiji sich genervt gegenüber seinem Freund ausdrückte war bis auf den Flur, auf dem er jetzt mit Kaito stand, zu hören. Die Oberschüler hatten entschieden, aus Rücksicht auf ihren Freund, nach draußen zu gehen. Mit den Hunden machten sie sich auf den Weg in den Park. Während Yusaku sein Pflichtprogramm, heute mal komplett alleine, bei Tunis abhandelte, dachte seine Frau alleine traurig an ihren Mann. Er hingegen hatte keine Zeit sich lange an den Stallungen aufzuhalten. Denn er hatte noch etwas vor. Ganz anders hingegen Eri, die gerade, als er wieder kam, damit beschäftigt war noch den ein oder anderen kleinen Krimskrams wegzuräumen. Mürrisch nahm sie ihren Mann zur Kenntnis, der erst jetzt um kurz nach 14 Uhr mal unten auftauchte. „Ist noch Kaffee da?“, fragte er gähnend. „Sieh in der Kanne nach“, pflaumte sie ihn an. Hingenommen wie er sich einen einschüttete und damit noch immer nicht ganz wach ein weiteres Mal gähnend auf den Balkon zum Rauchen begab, nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. Wo sonst, schüttelte sie über ihn den Kopf. Sie ärgerte es, dass er mal wieder gestern Abend alles hatte herumliegen lassen. Die nun ordentlich gefaltete Zeitung ließ sie neben den Sessel auf den Beistelltisch fallen. Bei der Küche hatte Yusaku ihr schon geholfen gestern Abend beim Vorkochen und auch noch heute Morgen Hilfe gehabt. Denn er war ihr wie die beiden Mädchen zur Hand gegangen. Aber das Selbe von Kogoro zu erwarten, war wohl zu viel verlangt, dachte sie: Wenn ich nur einen halb so guten Schlaf hätte wie er, dann wäre Akamaru längst verhungert, schnaufte sie das gedacht wütend. Wieder einmal, wie leider bereits des Öfteren in letzter Zeit, fragte sie sich, warum sie eigentlich zu ihm zurück gekommen war. Sie vermied es unbewusst jedoch allerdings sich diese Frage auch zu beantworten. Sie ging nach oben um zu sehen, ob im Bad noch etwas zu machen war. Zwei Handgriffe später kümmerte sie sich um die noch nicht zusammengefaltete Wäsche in ihrem Schlafzimmer, bevor Akamaru zu weinen angefangen hatte und sie als Mutter ihr Tun unterbrach, um nach ihm zu sehen. Auch sie hörte, ihren Sohn auf dem Arm beruhigend hin und her wiegend, ihre Tochter aus dem Lachen, durch ihre offen stehende Türe vom Flur her, heraus. Goro kam gerade mautzend zu ihr ans Bett, um sich von ihr streicheln zu lassen. Auch Shinichi, immer noch alleine in seinem Zimmer, kam nicht umhin die Ausgelassenheit mit anzuhören. Da er hatte niesen müssen und deswegen ein Taschentuch gebracht hatte, saß er nun etwas aufrecht immer noch in seinem Bett. Sein Vater war tatsächlich hochgekommen um bei ihm wie gewohnt seinen „Kontrollbesuch“ abzustatten. Das letzte Drittel seiner Frühstücksportion hatte er immer noch hinter sich auf der Fensterbank stehen. Er war satt. Erneut faltete er das Taschentuch in seiner Hand. Er nießte, wischte sich die Nase. Da er nicht alles los wurde, wollte er nach den Nasentropfen greifen. Doch öfter als 3x mal Tag durfte man das nicht. Scheiße, dachte er sich. Er musste noch warten. Was seine Stimmung betraf, so saß er still vor sich hin. Er war müde und obwohl er überwiegend traurig war und seinem alten Ich nachtrauerte, riss er sich auf der anderen Seite bewusst zusammen. Den alten Shinichi gab es nicht mehr. Es brachte nichts um verschüttete Milch zu heulen, schob er seine Gefühle diesbezüglich konsequent an die Seite. Im Grunde war es ihm egal. Im Grunde war ihm alles egal. Aber da war eine leise Stimme, die ihm sagte, dass er sich irgendwie mit Conan arrangieren musste. Rational wie er war sah er keinen Platz für Sentimentalitäten, die sein Innenleben nur weiter unnötig aufwühlten. Es war nun einmal so wie es war und damit Basta! hatte er sich gerade gedacht, als das laute Lachen erneut an seine Ohren drang. Er konnte Ran gut heraushören. Sie hatte offensichtlich Spaß! Schön für sie, wenn sie über ihn so leicht hinweg kam. Er dachte, dass er sich eigentlich für sie freuen sollte, dass sie sich weniger schwer tat als er sich mit der Trennung und der damit verbundenen neuen Situation abzufinden. Doch er musste feststellen, dass dem nicht so war. Er empfand etwas ganz anderes: Er merkte wie er wütend auf sie war und er sich bei dem Gedanken ertappte wie er sich fragte, ob sie ihm tatsächlich so wenig bedeuten konnte. Er war sauer. Sauer, dass sie ihn offensichtlich nicht mehr vermisste und er ihr scheinbar egal war. Wo im Gegenzug ihm das getrennt sein immer noch schwer fiel. Er sah sie ja nicht, da er seit dem er wieder hier war sein Bett geschweige denn sein Zimmer nicht verlassen hatte. Trotzdem hören konnte und musste er ihre Stimme oft genug und jedes Mal tat es einfach nur weh. Wie konnte ihr das nur so leicht fallen? Tief in seinem Innersten verletze es ihn sehr, glaubte er so doch, dass sie ihn weniger vermisste, als er sie. ca. 14:15 Uhr Yusaku war nicht rein gegangen, als er seinen Wagen auf der Auffahrt geparkt hatte. Er hatte die Haustüre aufgeschlossen, hatte aber nicht die Treppe hoch zu den Wohnräumen genommen, sondern war geradeaus durch den Flur in den großen Garten hinausgegangen. Er hatte sich auf die Bank dem großen Baum gegenüber gesetzt. Er hatte bereits vor Tagen entschieden, dass er es genau hier machen wollte und nicht anderes wo. Nicht am Stall. Hier, so wusste er es ganz sicher, war alles am präsentesten. Es gab keine Ablenkung und genau das wollte er… Seinen Mantel enger gezogen atmete er tief durch. Er schaute auf die weise Fläche vor sich bis hin zu dem braunen Stamm, dessen blätterlose, kahle Äste weit empor ragten und sich über einen weiten, im Sommer schattenspendenden, Radius gen Himmel erstreckten. Den Wind empfand er als angenehmerer, als noch die Tage zuvor. Es war auch nicht mehr so bitter kalt, wenn es auch jetzt ungefähr nur 0 Grad waren. Tief in sich gekehrt betrachtete er das Naturschauspiel das sich vor seinen Augen abspielte: Die Äste die leicht rauschten, die Schneeflocken. Er spürte sie: Wie sie nicht nur um ihn herum auf der verschneiten Wiese niedergingen, sondern sich auch geradezu wie unbekümmert auf seinem Mantel sanft niederließen und augenblicklich zu schmelzen begannen. Still und ganz für sich alleine saß er da. Ganz so wie er es gewollt hatte. Fern ab von seinen Mitmenschen, sogar von seinem treuen vierbeinigen Freund hatte er sich zurückgezogen, um sich ganz auf sich selbst zu besinnen. Denn er wollte etwas erledigen, bevor die Glocken zu schlagen begannen. Er hatte es sich bereits vor Wochen fest vorgenommen und musste nun doch feststellen, dass er zu spät dran war. Das große Thema dem er sich stellte hieß: Vergebung. Er hatte sich vorgenommen keinen Groll gegen Niemanden mehr zu hegen. Er wollte mit sich und der Welt Frieden schließen noch bevor Neujahr war. Er wusste, dass er dazu nicht mehr ganze 9 ½ Stunden Zeit hatte. Er hatte es sich fest vorgenommen: Hier nicht solange weg zu gehen, bis er es geschafft hatte. Er hatte sich fest vorgenommen zu vergeben und zu verzeihen. Doch wo er nun so mit sich selbst alleine sich der Stille der Natur überließ und da saß spürte er tief in sich hinein. Er musste begreifen, dass er sich verschätzt hatte. Ihm wurde erst jetzt allmählich klar wie viel er eigentlich an negativen Gefühlen in sich hatte. Wie viel er eigentlich beiseitegeschoben, verdrängt hatte auch gerade nochmal in den letzten paar Tagen bis Wochen. Diese Erkenntnis traf ihn hart. Härter als er gerechnet hatte und heftiger als er erwartet hatte. Sehr still geworden spürte er all seinen aufkommenden Schmerz, der sich von seinem Herzen her hoch bis hin zu seiner Kehle bahnte. Ganz bewusst stellte er sich seinen Gefühlen, seinem Schmerz, seinem Kummer, seiner Verzweiflung, seiner Sorge, seinen Befürchtungen und Ängsten und nicht zuletzt all seinem ganzen Zorn. Er atmete erneut tief ein und dann wieder aus. Diesmal jedoch wesentlich deutlicher, als noch vorhin. Er war aufgewühlt. Es war mehr, als er auf Anhieb packen konnte. Überfordert musste er alles wahrnehmen. Das vergangene Jahr Revue passieren lassend, überkamen ihn die Tränen. Zuerst waren es nur vereinzelte, die sich bis hin zu einem Strom bahnten, an dessen Ende er wirklich weinte. Er weinte viel. Er weinte bitterlich. Er hatte das Gefühl sich am liebsten abwenden zu wollen und all das was er gerade empfand wieder runterzuschlucken. Einfach Alles wieder in eine imaginäre Schublade zu packen, fest zu verschließen und einfach weg zugehen: Doch das war nicht die Lösung. Yusaku wusste, wenn er das alte Jahr endgültig hinter sich lassen und die damit verbundenen negativen Gefühle überwinden wollte, dann würde er durch all Das jetzt hindurchgehen müssen und es gab keinen günstigeren Zeitrahmen dafür als jetzt. Tief schniefend wischte er sich mit der Hand über die Augen und durchs Gesicht die Tränen ab. Nachdem er 15 Minuten nur geweint hatte, ebbte die Welle, welche ihn trotz aller Vorbereitungen doch so unerwartet überrollt hatte etwas ab. Er verbrachte die nächsten Minuten weiterhin damit sich über sein Gefühlschaos klar zu werden und es allmählich Stückchen für Stückchen zu betrachten, zu ordnen und wahrzunehmen. Er ließ sich dabei viel Zeit. Er verblieb im jeweiligen in ihm aufsteigenden Gefühl, ließ es zu, sah es sich an und jedes Mal, wenn er spürte wie es nach einer Weile schwächer wurde ließ er es weiter zuziehen. Er ließ los, gab ab was ihn quälte. Er ließ den Wind die restliche feuchte Spür auf seinem Gesicht trocknen. Allmählich nach einer guten Stunde endlich merkte er, dass er ausgeglichener, dass er ruhiger wurde. Jetzt, erst jetzt kam er allmählich in die Lage emotionalen Abstand zu nehmen und die Begebenheiten ganz rational von Oben her zu betrachten. Er wandte die Technik an, die ihm in diesem Jahr noch einmal nahegelegt worden war: Er nahm Abstand von der eigenen Person und betrachtete sich einmal von außen… Was war da? Da war die Fehlgeburt im März. Er hatte sein Kind verloren. Er war mit der Trauer darum alleine gewesen. Yukiko hatte sich von ihm distanziert. Er hatte mit ihr zusammen trauern wollen. Er war nicht an sie heran gekommen. Egal was er auch immer versucht hatte. Er war mit einem One-Night-Stand fremd gegangen. Auch das hatte ihm nichts gebracht. Yukiko hatte darauf nicht reagiert. Er hatte sich von ihr getrennt, eine Beziehung mit Ruth angefangen. Er hatte zusammen mit ihr eines Abends im Auto gesessen und sich mit ihr zusammen eingestanden, dass es das nicht war. Er hatte erneut versucht und erneut keinen Zugang zu seiner Frau gefunden. Er liebte sie. Er hatte sie die ganze Zeit geliebt und auch wenn er jetzt nicht mal einen großen Sinn darin sah weiter an ihr festzuhängen… er liebte sie auch jetzt. Er schaute kurz zum Schlafzimmerfenster hoch. Doch er sah sie nicht. Er dachte, wieder einmal wie töricht es doch von ihm war noch immer so verzweifelt auf eine Wiedervereinigung zu hoffen. Warum musste sie diese Fehlgeburt haben? Warum mussten sie ihr zweites Kind verlieren? Warum musste ihre Beziehung daran zerbrechen? Warum war ihnen beiden nicht vergönnt wenigstens gemeinsamem zu Trauern und den Schmerz dieses Verlustes zusammen zu verarbeiten? Warum? Er merkte wie die Wut über seinen ganzen Schmerz und seine Trauer, seine Verzweiflung sich wieder ihren Weg bahnte. Für einen Moment hatte er erneut Tränen in den Augen. Mit der Faust geballt neben sich auf die Sitzfläche schlagend kniff er fest die Augen zusammen, harte so aus bis er das Schlimmste überstanden hatte, bis er wieder ruhiger und klarer wurde. Tief atmete er durch. Es dauerte insgesamt 45 Minuten bis er in der Lage war das Gröbste loszulassen. Ganz wurde er den Schmerz nicht los. Ihm passte das nicht und er drohte nun deswegen wütend zu werden. Doch er konnte nichts gegen seine Gefühle tun. Sie waren nun einmal so wie sie waren. Das machte es aus: Sich so anzunehmen wie man war. Auch mit seinen Schattenseiten, seinen Fehlern, seinen Schwächen. Ach Herr Gott nochmal fluchte er zornig und doch im nächsten Moment fehlend: Gibt es denn wirklich nichts was ich unternehmen kann? Warum musste er sie immer noch lieben? Warum konnte und durfte er nicht wenigstens endgültig loslassen? Warum, verdammt noch mal, musste jede Begegnung mit Yukiko aufs Neue so schmerzen? Es war, dass hatte er jedes Mal wieder deutlich gespürt, schlimmer geworden seit ein paar Wochen vor Weihnachten. Die letzten Tage war es so schlimm gewesen, dass er es nicht aushalten konnte und ihr einfach nur aus dem Weg gehen wollte. Das er wieder verstärkt daran gedachte, trotz Ran, Agasa, Tunis, Shinichi und Kickchen, alles was ihn hier hielt, zurück nach LA zu gehen. Oder sonst irgendwo hin. Hauptsache weit weg von all den schmerzhaften Erinnerungen. Er hielt erneut bewusst inne. Er gab sein Bestes in sich Hinein zu spüren: Warum war das so? War es weil das Jahr zu Ende ging. War es zu dieser Jahreszeit einfach normal, dass alles Vergangene noch einmal wiederkehrte. War es so? Es musste wohl so sein. Bevor er soweit war mit seiner Rückschau weiter zu machen, ließ er den vereinzelten Tränen die sich in seinen Augenwinkeln angesammelt hatten freien Lauf. Sie wollten geweint werden und so ließ er sie gewähren. Dann war da Agasas Anruf gewesen, weswegen sie zurück nach Tokio gekommen waren. Shinichi ging es so schlecht. Nicht nur körperlich. Yusaku war wieder einmal erschreckt und entsetzt wie sehr auch sein Sohn sich verändert hatte. Da war das Thema an das er auch hatte heran kommen wollen und mit dem er wie er jetzt überraschend feststellte am aller besten und schnellsten zurechtkam: Sein Ärger darüber was die schwarze Organisation seinem Sohn angetan hatte hielt sich schnell in Grenzen. Ihnen zu verzeihen und zu vergeben viel ihm leicht. Sicher sie hatten bestimmt viel Schlimmes ihm Rahmen ihrer Kriminalität getan. Sie waren nicht nur kriminell, Erpresser, Mörder- sie hatten sogar versucht seine eigenes Kind zu ermorden. Wofür sie aber, wenn man es rein rational von außen betrachtete nicht verantwortlich waren, war wie Shinichi damit umging, dass er geschrumpft worden war und nun wahrscheinlich klein bleiben musste. Denn so war es doch: Man konnte nicht ändern wie sich die Situation einem zeigte, aber man konnte immerhin entscheiden wie man damit umgehen wollte. Das fiel ihm ganz am Rande jetzt wieder ein. Okay… das galt auch für ihn selbst… auch wenn ihm das gerade nur bedingt weiterhalf. Jedenfalls… Sie hatten versucht ihn zu ermorden ja. Aber es war ihnen nicht gelungen. Es war nicht so als hätten sie gesagt: Komm Shinichi beobachte unser Verbrechen, damit wir dich töten können. Nein! Im Gegenteil: Shinichi war unvorsichtig gewesen und im Grunde, wenn es die Organisation nicht gewesen wäre, dann hätte es genauso gut ein anderes Mal passieren können. Vielleicht wäre er tatsächlich einmal ermordet worden bei einer anderen Gelegenheit? Ungezügelte Neugier und generelle Unachtsamkeit waren jedes Detektivs größter Feind. Da machte er seinem Sohn, wenn er ehrlich war, keinen Vorwurf. Das hätte genauso gut jedem anderen passieren können. Auch ihm selbst. Er schmunzelte zum ersten Mal kurz: Jede Situation hatte auch immer etwas Gutes, wie mal gesagt worden war und wenigstens an dieser Situation hatte er das Gute gefunden: Sein Sohn lebte! Und Leben war doch besser als Tod. Jedenfalls war das Yusakus Meinung zu diesem Sachverhalt. Auch wenn sein Sohn das offensichtlich gerade anderes sah. Das war eines der Probleme, die noch angegangen werden mussten. Aber hauptsachlich war das Shinichis Problem. Er hatte jetzt nicht auch noch die Kraft geschweige denn die Zeit auch noch Shinichis Gefühlschaos in Ordnung zu bringen. Sein eigenes war groß genug und solange er das nicht im Griff hatte, so wusste Yusaku, konnte er seinen Sohn auch nicht gut auffangen. Also … Was Shinichi betraf, war es leichter. Warum war das so? Wahrscheinlich, weil Yusaku nicht selbst in allererster Instanz davon betroffen war. Im Gegensatz zu seiner eigenen engen Verstrickung seine Frau betreffend… Ja, so war es wohl. Nüchtern seufzte er. Yusaku schauderte es. Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Er sammelte sich wieder: Und was das Gegenmittel betraf so betrachtete er die Angelegenheit weiter von außen: Vielleicht hatte der Vorfall mit dem Gegenmittel seinen Sohn tatsächlich einmal vor dem Tod durch andere Verbrecher, Mörder oder seine zu große Neugier bewahrt. Wäre es anderes gekommen. Hätte er seinen Sohn zu Grabe tragen müssen. Yusaku anatmete erleichtert. Er war sehr froh, dass es so gekommen war… Natürlich das Gegenmittel war nicht schön zu reden, sorgte es doch für so weitreichende Veränderungen. Vielleicht oder vielleicht sogar eher wahrscheinlich würde sein Sohn nie wieder seine ursprüngliche Größe zurückgewinnen. Doch dafür, so war Yusaku sich sicher, konnte es Lösungen geben. Was bitte war so schlimm daran, dass man es nicht lernen konnte damit zu leben. Wenn er so zurück dachte- Oh, welches Glück er doch zweimal hatte. Nicht nur die Phase, nachdem er wieder geschrumpft war. Auch die schwere Operation hatte er überstanden. Von dem ganzen Zeitraum dazwischen nicht mal gesprochen. Yusaku spürte die Erleichterung, auch wenn er sich zugleich sorgte. Er hatte in dem Mediziner einen Verbündeten gefunden und zusammen war vielleicht noch nicht alles verloren. Oh, bitte… schickte er ein Stoßgebet gen Himmel: Lass Shinichi gesund sein. Bitte. Bitte lass uns nichts finden. Die Angst fuhr ihm blitzschnell in die Glieder: Die panische Angst, dass sein Sohn letztlich doch noch den Nebenwirkungen beispielsweise durch entartete Tumorzellen erliegen könnte. Denn Gedanken konnte, nein wollte er auch nicht zulassen. Erneut schloss er ganz fest die Augen. Er verharrte so, bis er diese Sorge für den Moment wieder in den Griff bekommen hatte. Selbst wenn sagte er sich, selbst wenn: Egal auch wenn das Schlimmste eintreten sollte. Er spürte in diesem Augenblick tief aus sich herauskommend die Kraft auch damit fertig zu werden. Zum ersten Mal seit er hier draußen saß, erinnerte er sich an das was er bisher alles überstanden hatte und das machte ihm plötzlich großen Mut. Zum ersten Mal spürte er jetzt endlich wonach er sich so lange gesehnt hatte, die Kraft das alles nicht nur auszuhalten. Sondern auch noch nicht aufzugeben. Weiter zu machen! Wenn er doch auch nur so viel Optimismus bei Yukiko wie bei Shinichi aufbringen könnte. Was würde ihm das Herz um so vieles leichter werden. Kurz dachte er an Ai und Shiratori, an Heiji und Kazuha wenn sie es sich doch selbst nicht so schwer machen würden. So wie Yukiko. Machte sie es sich selbst zu schwer? Wieder ertappte er sich bei dem Gedanken, dass er sich darüber Gedanken zu machen begann. Er rief sich zur Besinnung: Er war schließlich hier draußen um zu vergeben und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Und es wurde wirklich langsam kälter wie er bemerkte. Er sah, dass es zu dämmern begann. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Es stand zwei zu eins für ihn: Der Organisation hatte er verziehen. Über Shinichis Gesundheitszustand konnte er auch weitestgehend Hinwegkommen. Er wusste, dass es noch Momente in Zukunft geben konnte, die ihn noch einmal umhauen und aus dem Gleichgewicht werfen konnten. Aber zumindest jetzt gerade war es in Ordnung für ihn nicht zu wissen wie es weiter gehen würde und einfach auf das Beste zu vertrauen. Aber das mit Yukiko… Damit fand er keinen Frieden. Für ihn war das Thema noch immer nicht erledigt. Obwohl er es so sehr wollte. Er konnte damit, so sehr er sich auch anstrengte, damit konnte er keinen Frieden finden. Mit der Fehlgeburt ja, aber nicht damit das es zwischen ihm und ihr endgültig und für immer aus sein sollte. Es war nach wie vor so: Sie war immer noch die einzige Frau in seinem Herzen. Wie sollte eine andere sie jemals ersetzen? Das tat weh, einfach nur weh, sich das so eingestehen zu müssen. Er versuchte sich gegen diese Gefühle aufzulehnen… Doch er musste sich geschlagen geben. Das war zu schwer. Er hatte keine Chance. Scheiße, dachte er zerknirscht die Arme reibend während er aufstand. Es war wirklich an der Zeit jetzt rein zu gehen. Er hatte die Schnauze voll und ihm war einfach zu kalt. Man kann wohl nicht alles auf einmal erreichen, dachte er sich in den wesentlich wärmeren Hausflur gekommen. Er gab auf und machte mit sich selbst aus an der Sache mit Yukiko dran zu bleiben. Irgendwie würde er auch das hinkriegen… auch wenn er beim besten Willen noch nicht wusste wie das gehen sollte. Aber auch das hielt er die Treppe nach oben genommen jetzt in diesem Moment fürs erste einfach mal aus. Auch wenn es ihm sehr schwer fiel. Es blieb ihm ja doch nichts anderes übrig. Immer noch tief in Gedanken war er auf dem Weg in die Küche. Doch soweit kam er nicht. Etwas hatte ihn getroffen. Er drehte sich den Kopf haltend um. Auf dem Boden sah er ein randvolles Etui. Von diesem hochgesehen erblickte er die Übeltäterin. „Sag mal spinnst du?“, wurde er laut: „Weißt du, dass das weh getan hat!? Was verdammt noch mal“, fluchte er aufgebracht: „soll das?“ Es war Ran gewesen, die ihn jetzt geradezu gleichgültig ansah. Als wolle sie sagen: Pah, was ist das mein Problem? Entrüstet sah er mit an, wie sie nur belanglos mit den Achseln zuckte. „Ran!“, forderte er sie wütend auf dazu Stellung zu nehmen. Sie hielt seinem Blick stand. „Das hat weh getan“, wiederholte er. „Ich weiß“, sagte sie dazu: „aber das musste sein“, verschränkte sie nun die Arme vor ihrem Bauch. „Mich mit Stiften bewerfen? Wie alt bist du!? Und jetzt gib mir Antwort, sonst zieh ich dir die Ohren lang. Noch bist du keine Mutter, sondern nur ein Teenager. Ich bin der Erwachsene!“ „Ist das so!?“ Ihre Tonlage und Augen funkelten: „Dann solltest du dich vielleicht auch so benehmen. So passiv aggressiv wie du bist“, hielt sie ihm den Spiegel vor. „Ich bin nicht passiv aggressiv. Ich bin überhaupt nicht aggressiv“, war er doch glatt irritiert über diese freche Aussage. So irritiert, dass sein Ärger etwas abebbte: „Wie kommst du darauf?“ „Denkst du das ich das nicht merke“, meinte sie: „Auch Teenager haben eine recht gute Wahrnehmung, weißt du“, machte sie ihm deutlich. Sie wandte sich ihrem Block zu, welchen sie wieder zur Hand nahm und sich mit einem Bein angewinkelt zu Recht setzte. Yusaku war sprachlos. Kurz sammelte er sich. Er war gereizt. Zum einen weil es unten im Garten so emotional anstrengend gewesen war und zum anderen weil sie ihn jetzt auch noch beworfen hatte. Was dachte sie sich? „Ich bin nicht passiv aggressiv“, wiederholte er: „Nur Traurig. Aber du Fräulein hast ein Problem: Du bist aktiv aggressiv. Wirf das nächste Mal Kuscheltiere! Die sind weicher“, rieb Shinichis Vater sich den Kopf. „Bestimmt nicht“, schnaufte sie empört. Ebenfalls hatte er ins Schwarze getroffen: „Selbst wenn“, räumte sie schnippisch ein: „Ich habe nicht mal genug davon.“ Die Zwei schwiegen einander an. Ran schaute zu ihm auf. Sie hatte nun doch Mitleid mit ihm: „Anders kriegt man es ja nicht hin, dass du mit einem sprichst.“ „Was soll das?“, verstand er immer noch sauer nicht was sie meinte: „Erst heute Morgen habe ich mit dir gesprochen!“ So erklärte sie es ihm: „Heute Morgen vielleicht“, klang sie irgendwie traurig: „aber nicht mal da wirklich. Seit ein paar Tagen bist du schon so und ich wollte dir helfen. Aber was machst du? Du schnauzt mich an.“ „Ich habe dich nicht angeschnauzt.“ „Doch das hast du“, entgegnete sie ihm. Yusakus Wut nahm bei ihren Worten weiter ab. Er machte ein paar Schritte auf sie zu und zeigte sich gesprächsbereit: „Wann soll ich das gemacht haben? Ich weiß nicht was du meinst.“ „Endlich“, nahm Ran es hin: „Na im Stall“, versuchte sie ihm auf die Sprünge zu helfen: „Ich habe nur versucht für dich da zu sein, aber du wolltest nichts davon wissen. Du hättest es netter sagen können. Deine Worte haben mich verletzt“, gab sie zu erkennen. Jetzt erst verstand Shinichis Vater was sie meinte. Er kam auf sie zu zur Couch: „Tut mir leid“, sagte er: „Das war mir nicht bewusst“, entschuldigte er sich bei ihr. Er setzte sich neben sie. Sie jedoch war noch immer etwas gekränkt. So erkannte er scherzend an, dass sie recht hatte: „Okay… das mit dem Etui war wohl nötig.“ Er wurde wieder ernst: „Danke Ran, es tut mir wirklich leid. Ich wollte wirklich nicht gemein zu dir sein.“ Kurz schaute sie ihn immer noch skeptisch an. Ehe sie ihn zurück anlächelte: „Ist gut.“ Für einen Moment Schwiegen die beiden nebeneinander. „Du willst immer noch nicht darüber reden was dich bedrückt, stimmt`s?“, erriet sie und zeigte dafür Verständnis: „Es ist nur so“, räumte sie ein: „Du warst im letzten Jahr immer für dich da. Ich wollte das einfach zurück geben. Ich hab dich schließlich lieb“, sagte sie. Sie hatte Tränen in den Augen. Er zog sie darauf näher zu sich heran, sodass sie ihren Kopf auf seine Schulter betten konnte: „Ich liebe dich auch“, ließ er sie wissen: „Aber dabei kannst du mir nicht helfen. Niemand kann das. Es ist alles was sich in diesem Jahr angesammelt hat. Das kann ich nur mit mir selbst ausmachen.“ „Du sagst aber falls du doch mal reden willst, okay?“, wies sie ihn darauf hin als er sie wieder losgelassen hatte. „Na, klar“, drückte er sie fester an sich. 18:21 Uhr Aus der Küche hatte er einen Tee für sie mitgebracht. Ihr diesen gereicht meinte er: „Du siehst aber auch nicht gerade glücklich aus.“ „Bin ich auch nicht“, stellte sie die dampfende Tasse beiseite und betrachtete den Block. Genauer gesagt die Karte, die darauf abgelegt war. „Heute Morgen warst du doch noch ganz voller Vorfreude. Was hat sich geändert?“, bot er nun seinerseits sein Ohr an. „Ich bin traurig geworden, weil ich nachdenklich wurde. Das hat sich geändert.“ Yusaku hatte es nicht sehen können. Jedoch hatte er eine bestimmte Vermutung: „Was hast du da? Eine Neujahrskarte?“ Sie nickte bedächtig und schwieg kurz: Mein Problem ist, dass ich nicht weiß was ich schreiben soll beziehungsweise, ob ich es überhaupt tun soll. Ach, ich sollte es lassen und außerdem sie kommt ja eh niemals noch rechtzeitig an“, frustriert warf sie den Block beiseite. Traurig schob sie sich mit der Hand den Pony hoch. Yusaku wusste um wen es ging. Er trank einen Schluck: „Du willst Shinichi schreiben. Mach das, dann geht’s dir besser“, gab er ihr den weisen Rat. „Meinst du? Aber sie kommt nicht an“, erwiderte sie niedergeschlagen. „Du möchtest, dass sie ankommt?“, harkte er nach. Sie war ehrlich: „Ja.“ „Dann schreib sie. Ich werde sicherstellen, dass sie ihn erreicht.“ „Aber es muss doch morgen sein, sonst bringt es doch kein Glück.“ „Auch das kann ich einrichten. Vertrau mir“, meinte er zuversichtlich. Und während sie zunächst überfordert und ratlos vor dem Papier saß, konnte Yusaku es nicht fassen: Warum war er nicht selbst auf diese gute Idee gekommen? „Komm zu mir, wenn du fertig bist“, sprang er für sie überraschend plötzlich auf: „Hast du noch etwas von dem leicht rosa Papier, dass du neulich hattest?“, fragte er sie. „Äh, ok“, war sie perplex: „Ja, klar! Hier“, gab sie ihm welches aus ihrem Block gezogen. „Danke“, sagte er und verschwand. Und während Ran ihre Zeilen an Shinichi schrieb, schrieb Yusaku seine. Er war vor ihr fertig, denn im Gegensatz zu ihr musste er nicht erst noch lange überlegen. Er wusste genau was er schreiben wollte. Er ließ es förmlich aus sich heraus sprudeln. Fertig damit legte er die Karte gut weg. Er kam wieder runter: „Hast du es?“ „Ja.“ Sie nickte. Die Karte ordentlich in den dazugehörigen Umschlag gesteckt, gab sie ihm den Brief. 18:37 Uhr Heiji bekam einen Anruf von seiner Mutter, weil er Shinichi nicht wecken wollte, ging er vor die Tür. Dummerweise wollte Kazuha nach unten. „Was willst du?“ zischte er sie wütend an, als er ihren Blick auf sich bemerkte. Denn sie war traurig stehen geblieben. „Nur nach Ran sehen, also hör auf mich anzumachen!“, wahrte sie ihre Contenance. Im Gegensatz zu Heiji, der ihr mit dem gleichen unerfüllten Liebeswunsch, wie sie ihm eben zugeworfen hatte, dabei zusah, wie sie Ran entdeckte und zu ihr runter eilte. „Heiji, ist alles in Ordnung. Heiji, hörst du mir zu? Heiji, du bist so still“, hatte seine Mutter bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Jetzt endlich hörte er wieder zu. „Äh, ja… natürlich…klar“, wiegelte er schnellstmöglich ab. Während Ran sich wieder etwas besser fühlte, fühlte Kazuha sich gleichfalls aus Liebeskummer umso mieser. „Er wird auch im nächsten Jahr nicht mehr mit mir reden“, konnte sie nicht anders als zu heulen. „Hey“, versuchte Ran sogleich sie zu trösten: „Das ist doch gar nicht gesagt. Du weißt doch was wir ausgemacht haben!?“ „Ja, aber das ist so schwer. Ich bin so hoffnungslos. Was Ran soll ich nur tun? Ich muss immer zu an ihn denken.“ Die zögerte kurz. Doch dann fasste sie sich ein Herz: „Du könnest ihm auch eine Neujahrskarte schreiben. Ich habe eine für Shinichi geschrieben. Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht erweicht das ihr stures Herz?“ Kazuha schniefte, wischte sich die Tränen weg: „Das ist extrem unwahrscheinlich.“ „Aber warum nicht. Versuch es. Bestimmt geht’s dir dann besser?“, appellierte die werdende Mami an ihre Freundin: „Mir jedenfalls hat es geholfen.“ „Wenn du meinst“, war Kazuha immer noch nicht überzeugt. „Mein ich! Hier“, hielt Ran ihr darauf energisch ein Stück Tonkarton hin. Und so half sie Kazuha einen Text für Heiji zu formulieren. 19:27 Uhr Kazuha und Ran waren fertig. Gemeinsam gingen sie in die Küche und nahmen die Knabbereien für den gemeinsamen Fernsehabend von Eri und Yusaku entgegen, welche von ihnen in die Schälchen gefüllt worden waren. „Ich bin schon so aufgeregt. Ich hoffe es werden J-Myōji“, war Ran aufgekratzt. Sie hatte zu ihrer fröhlichen Stimmung vom Vormittag zurückgefunden. „Oder Taigä“, warf Kazuha schell, neben ihr gehend, ein. Yusaku lachte, neben Eri stehend, die Schranktüre schließend. Auch er fühlte sich gelöst seit er seine Neujahrskarte verfasst hatte. „Na los, Mama: Jetzt schalt schon ein- Schnell, bevor es anfängt“, hörte er aufgeregt die Stimme, als letzter mit den Getränken vor dem Fernseher angekommen. „Ja, Ran: Ich kann doch nicht hexen!“, suchte Eri den richtigen Sender und obwohl es für die beiden Jüngeren der eindeutig größere Höhepunkt war, gesellten sich auch die beiden Erwachsenen gut gelaunt dazu und schauten sich den Gesangswettstreit ebenfalls an. „Will Kogoro sich das nicht ansehen“, war Yukikos Mann etwas verwundert. Schließlich nahm auch Yoko Okino teil. Auch in diesem Jahr war sie sogar eine der wahrscheinlichsten Favoritinnen des rot-weißen Gesangswettstreits. „Er sieht es sich auf der Großleinwand an“, nahm seine Tochter einen Cracker. „Na, wenn das so ist!“ Eri war anzusehen, dass sie sauer war. Heiji hatte es eigentlich auch sehen wollen, aber mit Kazuha stundenlang in einem Raum? Nein, danke. Dann verzichtete er. Er zog es vor zu ihrem Leidwesen sich lieber weiter in seinem Zimmer mit Kopfhörern vor seinem Laptop zu verkriechen. Während Kazuha und Ran von Kasai Taka schwärmten, räumte Yusaku auf Nachfrage ein, dass er Mamiko Okiayu interessanter fand. Kurz hatte er einen Gedanken, den Ran sofort bemerkte: „Warum grinst du so.“ Sie hatte verstanden, dass er an was Unständiges gedacht hatte. „Was?“, schaute er sie herausfordernd zurück an: „Was soll ich machen. Ich bin doch auch nur ein Mann. Also lass mich. Außerdem“, räumte er ein: „Es ist ihre Stimme. Die ist einfach einmalig schön“, schwärmte er von der Sängerin, die als nächstes ihren Auftritt haben sollte. „Hast du für sie gestimmt“, wollte Ran wissen. „Natürlich.“ „Hey, du bist gemein. Ich dachte du stimmst auch für uns.“ „Wer sagt, dass ich das tun muss“, warf er ihr schelmisch einen Handkuss zu. 21:49 Uhr „Was hältst du von dem Ran?“, scherzte Yusaku sich auf den gerade eingebildeten rechten Frontmann beziehend: „Falls das mit Shinichi nichts so schnell wird.“ „Was?“, Eris Tochter schüttelte empört den Kopf: „Nein. Auf keinen Fall! Der ist doch viel zu alt.“ Er schaute zu Kazuha rüber. „Nein, danke. Ich auch nicht.“ „Schade eigentlich. Ältere Männer sind viel reifer.“ „Yusaku!“, tadelte Eri ihn. „Was denn?“, lachte er: „Ich mach doch nur Spaß“, stieß er mit seinem Glas leicht gegen ihres. „Welche Sängerin würde dir gefallen?“, fragte Ran sie plötzlich. „Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht“, antwortete ihre Mutter etwas spitz. Sie versuchte sich einen eifersüchtigen Blick auf Yusaku zu verkneifen. Sie war innerlich aufgebracht, ließ sich aber weiter nichts anmerken. Außer, dass sie noch ruhiger wurde, als sie ohne hin schon war. Die Mädchen redeten viel zu viel dazwischen, sodass auch Yusaku keine Notiz davon genommen hatte und viel zu interessiert lieber den weiblichen Teeangertheorien Jungs betreffend lauschte. Wo er doch aus seinen Erfahrungen her wusste, dass es in Wirklichkeit doch anderes war, als sie es sich dachten. „Ich werde nach Akamaru sehen“, stand sie auf. Wie selbstverständlich entgegnete er ihr: „Nur zu.“ Eri verschwand aufgewühlt. Yukiko ging es wie Heiji und ihrem Sohn. Auch sie hätte zu gerne am öffentlichen Leben teilgenommen. Doch auch bei ihr war die Unsicherheit zu groß. Yusaku hatte sie es nicht wissen lassen, aber auch ihr war es ähnlich ergangen die letzten Wochen. Eigentlich wurde es von Tag zu Tag noch etwas schlimmer. Sie kam nicht auf die Idee. Doch auch ihr hätte es vieles erleichtern können, hätte sie auch eine Neujahrskarte an ihn geschrieben. 23:09 Uhr Eri blieb oben bis sie: „Kommst du runter. Yusaku hat die Buchweizennudeln geholt“, von ihrer Tochter an die Tradition erinnert wurde. Ganz pflichtbewusste Japanerin begleitete sie Ran mit Akamaru auf dem Arm. Heiji auch noch Bescheid gegeben, kamen die beiden nach unten. Sie hatten sich bereits alle genommen, als auch Osakas Detektiv sich kurz blicken ließ. Sich, möglichst ohne Kazuha zu sehen, von Shinichis Vater zwei Portionen geben lassend wollen, kam ihm dessen Freundin jedoch zuvor. „Gib mir die Nudeln“, schob sie sich geradezu vor ihn: „Ich will sie Conan bringen. Ich will da noch was klären“, sagte sie an Yusaku gewandt. „Ist gut“, gab er ihr die Schale. Heiji wollte gehen. Der Vater seines Freundes konnte ihm ein: „Und denkt dran: Esst jede auf, sonst werdet ihr Unglück haben“, mahnend hinterherwerfen, bevor er nach der werdenden Mami entschwunden war. Während Ran vorsichtig angeklopft hatte und dann auch ohne ein Herein einfach rein gekommen war, wartete Heiji notgedrungen vor fast verschlossener Türe. Er ahnte, dass das jetzt nicht für seine Ohren bestimmt war. Er wollte weg. Aber wo hin sollte er gehen? Unten war Kazuha. Ratlos ließ er den Vater seines Freundes an sich vorbei gehen. Der wollte zu seiner Frau. Da sie nicht auf Rans Klopfen und jetzt auch nicht auf seins reagierte, stellte er eine Schale vor ihre abgeschlossene Zimmertüre. Dann ging er wieder an ihm vorbei nach unten. „Conan?“, hatte Ran begonnen. Kurz hatte sie ihren geschrumpften Freund unwissend nur angesehen. Er hatte ihren mitfühlenden Blick erst nicht erwidern wollen. Doch als sie hübsch wie eh und je auf ihn zu kam und ihn so gütig anlächelte, konnte er letztlich nichts anderes. Er ließ es zu, dass sie zurückhaltend neben ihm Platz nahm. Sie hatte sich einfach so neben ihn aufs Bett gesetzt. Er brauchte einen Moment bis er das klar hatte. „Conan, was immer auch zwischen uns vorgefallen ist“, sie sah ihn kurz schweigend an: „Ich werde nicht mehr davon anfangen. Wenn du nicht darüber sprechen willst, dann werde ich das respektieren“, sie zögerte: „aber… ich will auf keinen Fall im nächsten Jahr noch mit dir zerstritten sein. Ich hab dich doch lieb, Conan!“ Er zeigte keine echte Reaktion. „Komm schon. Conan! Du kennst doch die Regel, dass man mit niemandem zerstritten ins nächste Jahr gehen soll- Also“, hielt sie ihm sehr höflich die für ihn mitgebrachten Nudeln hin. Er nahm den Glücksbringer entgehen. „Ich hab dich auch lieb“, sagte er leise. Er konnte nicht anders, als ihren Blick zu erwidern. „Oh, Conan“, beugte sie sich vor. Er ließ sich von ihr in den Arm nehmen, erwiderte sogar, wenn auch nur ganz leicht, ihre Umarmung. Heiji fühlte sich schlecht. Traurig schaute er vom Geländer aus nach unten: auf Kazuha. Er zuckte kurz zusammen. Überglücklich kehrte Ran nach unten zurück. Kaum war sie an ihm vorbei freute Heiji sich endlich wieder in sein Zimmer zu können. Er und Shinichi wechselten kein Wort. Er setzte sich ihm nur wieder gegenüber. Kurz vor Mitternacht wurden die Gewinner des Gesangswettstreits bekannt gegeben. Dann war es soweit… die Liveübertragung zum Meiji-Schrein begann. Erwartungsvoll und freudig lauschten die beiden Freundinnen, neben Yusaku und Eri den 108 Glockenschlägen. Es war einfach ein tolles Gefühl. Absichtlich hatte Yusaku die Lautstärke so hoch gedreht, dass auch die anderen Bewohner des Hauses keine Chance hatte, diesen ehrfürchtigen Moment zu verpassen, der das neue Jahr in ganzer Pracht einläutete… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)