Vampire von vampireMiyu (Bis zum Ende) ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr ------------------- Als die junge Frau aus dem Fenster starrte, an ihre Vergangenheit dachte, sah sie so wunderschön und lieblich aus, wie noch kein Lebewesen zuvor. Ihr Blick wand sich suchend an den Vollmond, zwischen den Wolken leuchtete er am Himmel. Völlig regungslos saß sie da und starrte hinaus, mit den dunklen, fast schwarzen Augen, die von dichten, langen Wimpern umrahmt wurden. Ihr seidiges, glattes, schwarzes Haar fiel ihr über die Schulter, hinab bis zur Hüfte. Irgendwann zwang sie sich selbst, ihren Körper zu bewegen, trat zum Fenster, um es zu öffnen. Während der Regen gegen ihren vollkommenen Körper prasselte, schien sich das Mondlicht auf ihrer porzellanweißen Haut widerzuspiegeln. Und wieder stand sie nur da, wie ein Geist, nur darauf wartend wieder zu verschwinden. Auch wenn es im Inneren schmerzte, machte sie sich auf, ihre kleine Wohnung zu verlassen, auf der Suche nach Nahrung. Geschmeidig sprang sie auf eines der Dächer der Stadt, weit von den Neonlichtern der Straße entfernt, und bewegte sich auf ihnen fort. Wie eine Katze sprang sie von Dach zu Dach, auf allen vieren. Ihr endlos langes, schwarzes Kleid wehte im Wind, immer Ausschau haltend nach Opfern. Ein Mann, vielleicht um die 20 Jahre, mit braunen Haaren, schwankte, vom Alkohol berauscht, einsam durch die Gassen. Er war schön, zumindest empfand sie so. Lautlos ließ sie sich in die Straße fallen, direkt hinter den Jüngling, nahm seinen Kopf in ihre Hände und brach ihm das Genick, bevor er dazu kam zu schreien. Sofort rammte sie ihre Zähne in seinen Nacken und saugte das Blut, solange es noch floss, aus dem Leichnam heraus. Nachdem sie ihren Durst gelöscht hatte, ließ sie den Mann liegen, sollte sich doch jemand anderes um en Körper kümmern, und verließ, nun selbst torkelnd vom Rausch, die Straße. Diesmal führte sie ihr Weg nicht zu einem weiteren Opfer, dafür schoss viel zu viel fremdes Blut durch ihren Körper, sondern in eine bestimmte der unzählen Bars. Drinnen herrschte reges Treiben und für die Uhrzeit, immerhin hatte die Nacht gerade erst begonnen, waren viel zu viele ihrer Gleichgesinnten anwesend. Keinem von ihnen schenkte sie einen Blick, noch ihre Aufmerksamkeit, sondern setzte sich direkt an den Tresen, um auf den Barkeeper zu warten. Zu seinem Glück lief er sofort zu ihr, als er sie anblickte. „Elaine! Schön dich wieder zusehen. Was kann ich für dich tun?“, seine Stimme war tief, er brummte eher als dass er sprach, und sein fülliger Bauch prallte auf der anderen Seite an den Tresen. Es fiel ihm schwer auf sie zu zukommen, doch irgendwie kämpfte er sich hindurch. „Das Übliche, oder was meinst du, Ethan?“, im Gegensatz zu seiner Stimme, klang ihre wie die eines Engels. Hell, doch verführerisch und mit einem Unterton der einen in Wallung bringen konnte. Kein menschliches Wesen hätte ihr widerstehen können, doch war er keins. „Das übliche halt…“ Kurz zwirbelte er an seinem Schnurrbart, schien zu überlegen, grinste dann kurz, entblößte dabei seine scharfen Reißzähne, bevor er weiter sprach: „Da würde mir Jemand einfallen. War letztens hier, seit ’ner Weile taucht er jeden Tag hier auf. Er wäre exakt das, was du suchst, meine Liebe. Ich denke auch, dass er heute…“, kurz unterbrach er sich, das Grinsen wurde noch breiter, deutete auf den Eingang der Kneipe. „Da ist er ja. War ja auch nicht anders zu erwarten.“ Kaum hatte der fette Mann die Worte ausgesprochen, ließ er von wieder ihr ab und widmete sich seinen anderen Gästen. Direkt neben den Barhocker von Elaine setzte sich ein neuer Gast, wahrscheinlich der, den Ethan meinte, jedoch hegte sie kaum Interesse daran ihn zu betrachten, oder gar anzusprechen. Es stimmte zwar, dass sie wen suchte, aber eilig hatte sie es nicht. Stattdessen nahm sie seinen Geruch wahr, speicherte ihn in ihrem Kopf und stand wieder auf, blickte kurz zu Ethan und hob die Hand zum Abschied. Als sie Jemand am Arm packte und festhielt, stieg die Wut durch all ihre Venen in ihren Kopf. Sie hatte Lust, egal wer er war, demjenigen der es wagte sie anzufassen, den Kopf zu zertrümmern. „Warte, geh noch nicht!“, die Stimme klang ruhig und gelassen und wenn es eine Bitte sein sollte, hatte derjenige versagt. Es klang eher wie ein Befehl. Genervt ließ Elaine ihren Kopf zu dem Fremden schwenken und betrachtete ihn. Es war ihr Nachbar, derjenige von dem der Barkeeper gesprochen hatte. „Was willst du von mir?“, hatte sie gerade noch geschmeidig wie ein Engel gesprochen, klang sie nun wie ein Dämon, gereizt und wütend. „Haben wir uns schon einmal gesehen?“ Aus allem, der Gestik, der Mimik, der Tonlage, sprach es, dass er die Frage ernst meinte und es kein Annäherungsversuch war. Erst dann betrachtete sie sein Gesicht und seinen Körper. Er sah dem vorhin erlegten Mann nicht unähnlich, war jedoch muskulöser und größer. Auch hatten die Haare zusätzlich zu dem braunen Farbton, noch einen sehr deutlichen Rotstich. Ansonsten kam er ihr in keinster Weise bekannt vor. „Ich glaube nicht. Lassen sie mich nun endlich los?“ Er schüttelte kurz ungläubig den Kopf, ließ dann aber locker und wand sich von ihr ab. Irgendein Unbekannter neben ihm, hatte sie noch kurz seltsam angestarrt, redete jedoch wieder auf seinen Nachbar ein, als er die ungeteilte Aufmerksamkeit bekam. Elaine verließ die stickige Bar, bevor es noch voller wurde und die ersten Schlägereien begannen. Die Wirkung des Blutes war verflogen und sie fühlte sich wieder leer. Sie ging nun gemächlich, nicht in der überirdischen Geschwindigkeit, wie sie vorhin noch über die Dächer gesprungen war, durch die dunklen Gassen und hoffte auf neue Opfer, bevor sie zu Hause ankam. Für das Glück der unwissenden Menschen, begegnete ihr Keiner. Zuerst ließ sie sich in ihr weißes Himmelbett fallen und dachte nach. Über sich, erneut über die Vergangenheit, aber vor allem über die Worte des Fremden. Erst als die Sonne aufging, der Morgen brach herein, trat sie noch einmal zum Fenster, ließ den Blick über London gleiten, und schloss die Gardinen. Als Vampir vertrug sie die Sonne, es machte sie nur minimal schwächer, doch hasste sie sie. Es waren die Erinnerungen, an die sie denken musste, wenn sie die goldene Kugel am gräulichen Himmel sah, die ihr Probleme bereiteten. Dann ließ sie sich bloß erschöpft in ihr Bett fallen und schlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)