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electric feel

rose & scorpius
von

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Mit geschlossenen Augen

Seine Lippen ergriffen genüsslich von ihren Besitz.
 

Zuerst nur leicht, ganz zart, als wäre sie aus Glas, obwohl er eigentlich nur austesten wollte, ob solch eine Geste erlaubt war. Insgeheim hoffte er, doch er erwartete die Ohrfeige und wenn sie kam, dann würde er nichts dagegen sagen. Er verdiente sie regelrecht.
 

Sein Verlangen würde nicht mit einem harmlosen Kuss wie diesem gestillt sein. Er würde weiter gehen wollen, doch er wusste, dass sie das unmöglich auch wollen konnte. Auf keinen Fall wollte er sie zu irgendetwas zwingen, das war nicht seine Art. Dazu hatte er genug Auswahl an Frauen.
 

Alkohol ist eine gute Sache.
 

Zumindest für ihn im Moment, denn die ganzen Getränke brachten sie zu einer schnellen Gegenreaktion. Unfähig klar zu denken, handelte sie im Affekt, allein um ein neuaufkommendes vollkommen untypisches Bedürfnis zu stillen.
 

Rose Weasley küsste Scorpius Malfoy. Angenehm und doch mit solch einer Gewalt und Entschlossenheit, wie er es niemals von ihr erwartet hätte.
 

Dafür mit geschlossenen Augen, etwas, was ihn noch mehr verwunderte. Es hieß ein Kuss sei nur wirklich ernst gemeint, wenn man die Augen schloss und sich fallen lassen konnte. Das hatte er nie gekonnt, denn für ihn war das nur ein Mittel zum Zweck.
 

Das lästige Vorspiel und gleichzeitig eine Art der Vorfreude auf den Sex, der in neunzig Prozent darauf folgte.
 

Doch nun war es anders. Das hier war nicht irgendein Mädchen. Das war Rose, die er hasste und die ihn hasste. Allein deswegen und weil er betrunken war, schloss er seine Augen und gab sich der Leidenschaft vollkommen hin.
 

So, als wären da Gefühle im Spiel. Wie skandalös.
 

Nein, wie unsagbar dumm von ihr - aber gleichzeitig auch so leidenschaftlich und verführend noch dazu. Seine Küsse, die immer intensiver und drängender wurden, zogen sie in einen Bann. Sie machten sie süchtig. Einfach so.
 

Spätestens morgen früh würde sie Alkohol verabscheuen. Aber bis dahin war ja noch eine lange Zeit und die würde er wohl noch nutzen wollen, um seine Künste weiterhin zu beweisen.
 

Er küsste gut, im Übrigen. Leidenschaftlich, wie schon erwähnt, und hart. Nicht so weich, wie die ganzen Gryffindor und Ravenclaw-Jungs. Einfach so, als würde er gerade etwas tun, was er schon eine ganze Weile hatte tun wollen. So, als würde sie etwas Besonderes sein.
 

Komisch, dass ihr Erzfeind nötig war, damit sie sich wieder gut fühlte. Seine eine Hand um ihre Hüfte, die andere in ihren Haaren, ihre Lippen aufeinander, als hätten sie noch nie etwas anderes getan. Als wären sie füreinander gemacht.
 

Kurz wurde der Kuss unterbrochen, weil ihre Hände an seinen Seiten zu seinem Hosenbund wanderten. Dann geschah alles recht schnell. Die Lippen wieder aufeinander, seine Hände nun überall, ihr Kleid irgendwo oben, seine Hose am Boden. Das Vergnügen ging so schnell, wie die Einsicht kam.
 

Sie schloss einen endlosen Moment lang ihre Augen.
 

Scorpius Malfoy hatte gerade Rose Weasley gevögelt und damit sicher gestellt, dass es keine Frau in Hogwarts gab, die er nicht einfach so haben konnte.
 

Das Schlimmste dabei - es hatte ihr ausgesprochen gut gefallen.

was er nicht bekommt

Das Problem mit dem Alkohol ist, dass man nie genau wissen kann, wie man auf eine gewisse Menge reagiert.
 

So kam es auch, dass Alice am Morgen nach einer der zahlreichen Freitagabendpartys mit Kopfschmerzen im Bett lag und nun unzählige Minuten damit verschwendete, an Albus Potter und ihren gestrigen Kuss mit ihm zu denken. Es war ungewöhnlich für sie, dass sie das Frühstück verpasste, aber im Anbetracht ihrer Lage, war das ihre kleinste Sorge. Sie war nie eines dieser Mädchen gewesen, das im betrunkenen Zustand alles mit sich machen ließ – viel mehr war sie diejenige, die ihre beste Freundin immerzu auf den Boden der Realität zurückholte. Sollten ihre Gedanken einmal ausschweifen und sich endlose Minuten lang nur um einen Jungen drehen, dann war es bestimmt nicht Albus Potter, an den sie dachte, zumal jener - wie sie fand - der größte Idiot ihres Jahrgangs war.
 

Wieso also konnte sie nun nicht aufhören an ihn zu denken? Ach ja, weil gerade er derjenige war, der sie gestern von ihrer schlechten Laune befreit hatte, indem er ihr vollkommen unmotiviert eine Flasche Feuerwhiskey vors Gesicht gehalten hatte. »Das bringt dich in bessere Stimmung. Auf einer Party sollte man nicht aussehen, als wäre gerade jemand gestorben«, hatte er gesagt und sie hatte die Flasche genommen, aus ihr getrunken und sich nicht einmal bedankt. Er musste das gewohnt sein, sie hatten noch nie irgendwelche Höflichkeiten ausgetauscht. Sie waren wie Katz und Maus, wie Feuer und Eis, wie Scorpius und Rose. Na ja, nur nicht so giftig. »Scheint bei dir wohl nicht zu helfen«, war das Nächste, was er zu ihr gesagt hatte, nachdem sie die halbe Flasche geleert hatte und immer noch nur vor sich hinstarrte. »Reden?«, fragte er vollkommen unvermittelt und Alice erinnerte sich, dass sie ihn amüsiert angesehen hatte. »Mit dir? Manchmal bist du echt witzig, Potter.« Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er meinte: »Man tut, was man kann.«

Plötzlich hatte er sie ganz ehrlich angesehen und ihr gesagt, dass das Angebot galt, weil er sich zu siebzig Prozent am nächsten Morgen sowieso nicht mehr daran erinnern würde. Sie hatte keine Ahnung, ob es der Whiskey oder die treuherzigen grünen Augen waren – auf jeden Fall hatte sie nach einer Weile angefangen zu reden, hatte ihm erzählt, dass sie es hasste, dass jeder dachte, sie würde von ihrem Vater bevorzugt werden und noch mehr, dass sie immer mit anhören musste, was ihre Mitschüler alle so grauenvoll an ihm fanden.
 

Im Nachhinein betrachtet, war es wirklich verwunderlich, dass er nicht einfach über sie gelacht, sondern sie stattdessen angelächelt hatte und ihr mitteilte, dass es ihr egal sein sollte, was die anderen sagen. Er für seinen Teil, fand den Unterricht ihres Vaters sehr unterhaltsam. Sie hatte versucht etwas in seinen Augen zu finden, was auf eine Lüge hinwies, doch da war nichts. Zum ersten Mal seitdem sie Albus Potter kannte, war jener vollkommen ehrlich zu ihr gewesen.

Als er sie später zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors begleitete, kam sich Alice vor, wie eine Erstklässlerin, was vollkommen absurd war. Sie war schon öfter mit Jungs alleine gewesen und außerdem war das gar kein Treffen dieser Art. Potter hatte sie einfach nur verfolgt und ließ sich nicht abschütteln.

»Da wären wir nun«, hatte er gesagt und sie hatte sich zu ihm gedreht, kurz genickt und wollte gehen, doch er war schneller. Alice konnte nun nicht mehr genau sagen, wie es vonstattengegangen war, doch in ihrer Erinnerung hatte Albus sie am Arm festgehalten, zu sich gezogen und dann einfach seine Lippen auf ihre gelegt. Sie wollte sich wehren, war schon im Begriff ihn von sich zu stoßen, doch als ihre Hand auf seinem Oberkörper lag, hielt er sie einfach mit seiner fest, während die andere sich in ihren Haaren vergrub.

Aufgrund des Alkohols – und es konnte keinen anderen Grund dafür geben, sagte sich Alice jetzt immer wieder – gab sie ihre versteifte Haltung auf und erwiderte den Kuss, der einen Moment später endete. Kurz sah der Potter sie noch an, ehe er grinsend Richtung Kerker verschwand und ein »Gute Nacht«, hören ließ. Vollkommen perplex hatte die Longbottom ihm nachgesehen, beinahe so, als hätte er ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht. Ein Glück, dass keiner sie in diesem Moment gesehen hatte.
 

Die Dunkelhaarige schwang ihre Beine über die Bettkante und verweilte so einen Augenblick. Ihre Fingerspitzen streiften über ihre Lippen, die sich bei der Erinnerung an den Kuss brennend heiß anfühlten. Es war ein süßer Kuss gewesen. So weich, wie sie es nie von Albus Potter erwartet hätte. Und so abscheulich unvergesslich, wie sie es gar nicht haben wollte...
 

-
 

»Hörst du mir noch zu, Lily?«, fragte ihr bester Freund und musterte sie skeptisch. »Natürlich, Hugo! Ich höre dir immer zu«, entgegnete die Braunhaarige und wusste, dass das meistens nicht der Fall war. Man ging in der Regel davon aus, dass Lily Potter all das war, was sie eigentlich nicht war. Niemals würde man auf die Idee kommen, dass sie das Talent der Unschuldsmiene von James und das andere Talent für ihre Streiche und Streitfreudigkeit von Albus übernommen hatte. Nein, generell gingen sogar ihre engsten Freunde davon aus, dass sie aufmerksam, nett und unschuldig war.

»Na gut, also, wir waren bei Muggelkunde«, sagte Hugo und beäugte sie skeptisch. Stumm nickte sie und ließ dann ein »Okay« hören, was ihn dazu brachte, eine Grimasse zu schneiden. »Ha!«, schrie er plötzlich auf und eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen zog sich nach oben. »Was?«, fragte sie, nun schon etwas genervt. In letzter Zeit schaffte sogar er es, sie auf die Palme zu bringen, mit seiner ständigen Heiterkeit. »Ich habe nicht über Muggelkunde geredet«, erklärte Hugo und abermals nickte seine beste Freundin. »Na, okay«, sagte sie und ihr fiel auf, dass es sie rein gar nicht kümmerte, was er von ihr wollte. Ihre Gedanken kreisten nämlich um jemand ganz anderen und dabei wusste sie nicht einmal warum. Es war ja nicht das erste Mal gewesen, dass sie Louis geküsst hatte. Na gut, er war derjenige, der sie damals zum ersten Mal geküsst hatte, aber das war auch Ewigkeiten her und damals hatte sie sich nicht so viele Gedanken um ihn gemacht, wie jetzt. Es sei denn –
 

»Was ist los, Blümchen? Dich beschäftigt doch etwas«, murmelte Hugo, als er bemerkte, dass sie abermals nicht zuhörte. Lily verzog ihren Mund zu einem gezwungenen Lächeln. Sie hatte nie so mit dem Gedanken gespielt, es einfach auszusprechen, wie jetzt. Wenn sie es irgendjemand erzählen würde, würde sie vielleicht Antworten auf einige ihrer Fragen bekommen. »Oh ja und zwar die Tatsache, dass ich gestern echt blöd war«, sagte sie langsam und er setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf. »Was hast du angestellt?«, fragte er und hoffte, dass es nichts allzu schlimmes war. »Ich habe Louis geküsst«, sagte sie schnell heraus und seine Augenbrauen schoben sich nach oben. »Unseren Louis?«, entgegnete er und hatte große Mühe, seinen fröhlichen Gesichtsausdruck beizubehalten.
 

Hugo konnte einem wirklich leidtun – man musste nämlich anmerken, dass er schon ziemlich lange in seine beste Freundin verschossen war. Anders als Louis hatte er aber noch nie das Vergnügen gehabt, seine Lippen auf ihre zu legen, sondern saß eher still daneben, wenn sie wieder einen ihrer Freunde bei sich hatte, oder mit irgendeinem anderen Kerl flirtete.

Als sie nicht antwortete, verstand er und atmete tief durch. »Wow. Ich meine das ist.. keine Ahnung, was das ist. Stehst du etwa auf ihn?«, fragte der Weasley und für einen Moment schwieg Lily erneut. Das war eine Frage, die sie sich in letzter Zeit oft gestellt hatte und dann wünschte sie sich, dass es mit Louis so unkompliziert laufen würde wie mit Hugo. »Was? Nein, Hugo. Er ist mein bester Freund, so wie du«, sagte die Potter dann schnell, als sie bemerkte, dass er sie skeptisch musterte. »Na dann, ist die Lage doch eh klar«, sagte er und versuchte nach ihrem so wie du zu lächeln. »Ach ja?«, gab sie verwundert von sich und Hugo strich sich durchs Haar. Noch immer lag ein leicht gezwungenes Lächeln auf seinen Zügen: »Einfach ignorieren und so tun, als wäre nichts gewesen.«

»Ja, da war ja auch nichts«, behauptete die Potter und tat, als würde sie sich ihrem Buch zuwenden, wieder in Gedanken irgendwo anders.
 

-
 

»Ich hab gestern mit Alice rumgemacht«, sagte Albus, als sich der Blonde ihm gegenüber niederließ, und trank ein ganzes Glas Wasser auf einmal leer. Alkohol war eine wundervolle Erfindung. Dummerweise verleitete er zu unschönen Aktionen und einem unfeinen Gefühl am Morgen danach. »Longbottom? Wie zur Hölle hast du das geschafft?«, fragte sein bester Freund und wurde sogleich von dem Potter beneidet. Scorpius hatte nie einen Kater und wenn, dann ließ er sich das nicht anmerken. Das musste so ein Malfoyding sein. Die waren einfach immun gegen alles.

»Keine Ahnung, aber ich bilde mir ein, dich mit meiner Cousine gesehen zu haben«, entgegnete er und lehnte sich tief in das Sofa. Sein Kopf pochte, sodass er beinahe dachte, dass er explodieren würde. Gestern hatte er besonders tief ins Glas geschaut und das hatte er nun davon. Dabei waren die Kopfschmerzen noch das kleinste Problem, wenn er daran dachte, dass er Alice Longbottom geküsst hatte. Für jeden, der es nicht wusste: Sie hasste ihn und er hasste sie, einfach, weil er ein Weiberheld war und sie in den ersten Schuljahren immer damit aufgezogen hatte, dass sie mit ihrem komischen kurzem Haarschnitt aussah wie ein Junge. Dass sie das jetzt nicht mehr tat, konnte er ihr ja schlecht sagen.
 

»Du hast richtig gesehen«, unterbrach Scorpius seine Überlegungen und der Potter grinste leicht, ehe er vorwurfsvoll den Kopf schüttelte: »Du hast mit Rose gevögelt?« Dieser Satz kam recht schwer über seine Lippen, weil es eine unvorstellbare Tatsache war. Sogar schlimmer, als die von ihm und Alice. »Kann man so sagen«, kam die Antwort und Albus fasste sich an die Stirn. Er brauchte jetzt noch dringender ein Aspirin. Oder gleich eine ganze Packung. »Wow, ich verbeuge mich vor dem Meister«, sagte er nach einer kurzen Pause und sah, wie sein bester Freund grinste und eine Augenbraue hob: »Könnte ich ebenso gut sagen. Hätte nie gedacht, dass du Longbottom knackst.«

Nun, eigentlich hatte er es schon gedacht. Albus und Scorpius verstanden sich aus einem einfachen Grund – sie waren beide von ein und derselben Sorte Mensch. Was sie wollten, bekamen sie auch und wenn Albus die kleine Longbottom gewollt hätte, wäre sie ihm schon viel früher verfallen, egal, wie sie sich anstellte.
 

»Es war ein simpler Kuss, keine Ahnung, was da über mich kam«, erklärte Albus und verzog angewidert den Mund. »Mehr nicht?«, wollte Scorpius wissen und der Potter schüttelte den Kopf. »Nein, für mehr hatte ich Dominique.« Bei diesem Gedanken musste er sich wieder an die Stirn fassen. Das würden wieder unerträgliche Tage werden, in denen ihm seine Cousine nachlaufen würde. Man sollte das nicht falsch verstehen, er schätzte sie sehr – das lag daran, dass er sie ewig kannte, sie geil aussah und verdammt leicht zu vögeln war –, aber nerven tat sie ihn trotzdem. »Mal wieder«, sagte Scorpius und verdrehte die Augen. Er fand dieses hin und her zwischen der Veela und seinem besten Freund recht dämlich. Das war wie eine Fickbeziehung, nur dass sie dann Tage lang noch dachte, dass da vielleicht doch mehr sein könnte. »Rede du nicht, du hattest die Freundin des Quidditchstars, die nebenbei auch noch die Unschuld in Person ist«, feixte Albus zurück und wusste genau, dass er damit sehr weit von der Wahrheit entfernt war. Rose war weit von dem Wort Unschuld entfernt, auch wenn sie gerne so tat, als wäre sie die brave Streberin.

»Glaub mir, an deiner Cousine ist rein gar nichts unschuldig«, bestätigte Scorpius die Gedanken des Schwarzhaarigen und schmunzelte, bei der Erinnerung an ihre Leichtfertigkeit der nächtlichen Aktivität. Albus seufzte angestrengt und breitete sich auf dem Sofa aus. »An keiner von ihnen, ich weiß«, antworte er, ehe er die Augen schloss und versuchte zu vergessen, dass ihm die Longbottom schon sehr bald die Hölle heiß machen würde.
 

-
 

Wenn irgendetwas Schlimmes auf der Welt passieren musste, dann passierte es garantiert Rose Weasley.

Das hatte sie gleich an ihrem zweiten Tag in Hogwarts bemerkt, als sie vom friedlichsten Lehrer - Professor Binns - zum Nachsitzen verdonnert wurde, weil sie zusammen mit Scorpius Malfoy zu spät kam und jener verkündete, dass es scheiß egal sei, da der Unterricht sowieso langweilig wäre.

Ein weiteres Mal bewies sich ihr Unglück, als sie feststellen durfte, dass eben jener Malfoy nun der beste Freund ihres Cousins war und sie schon im ersten Sommer das Vergnügen hatte, ihn bei den Potters anzutreffen. Dabei hasste sie es mehr Zeit, als unbedingt nötig mit ihm zu verbringen.

Natürlich machte ihr das Leben auch hier wieder einen Strich durch die Rechnung, denn sie musste zugeben, dass sie bestimmt die einzige war, die mit ihrem Erzfeind mehr Zeit, als mit ihrem eigenen Freund, verbringen musste. Es musste ja auch gerade ihr passieren, dass er ebenfalls das höchste Amt eines Schülers in Hogwarts vertrat. Sie war sich an diesem Tag nicht sicher gewesen, was sie Professor McGonagall getan hatte, dass jene sie so bestrafte, doch als sie Scorpius im Schulsprecherraum sah, setzte ihr Herz unzählige Momente aus. Und es war nicht das angenehme Herzaussetzen.
 

Nicht dieses Herzaussetzen, dass sie bei ihrem Freund empfand. Bisher war Christopher Wood das einzig Richtige in ihrem Leben. Er war das Einzige, bei dem Scorpius keine Rolle spielte, denn sonst war er praktisch überall. Er war beim Quidditch, er war im Schulsprecherraum, in ihrer Klasse, sorgte dafür, dass sie Nachsitzen bekam, saß ihr in der großen Halle gegenüber und manchmal, da war er sogar in ihrem Kopf um sie zu nerven, wenn er körperlich nicht anwesend war.

Aber all das war nun vorbei, denn so sehr sich Rose auch bemühte, selbst jetzt, als Chris ihre Hand hielt und sie anlächelte, dachte sie nur an Scorpius. Ihn und ihre Dummheit, mit der sie sich ihm gestern hingegeben hatte. Und das obwohl Chris auf sie gewartet hatte und sie ihm nun belügen musste, wieso sie ihn hatte sitzen lassen. Dabei gab es nichts, was die Weasley mehr hasste als Lügen.
 

Immer wieder kamen ihr Erinnerungen der gestrigen Nacht wieder ins Gedächtnis und dann hatte sie das Bedürfnis, einfach nur zu schreien und auf etwas einzuschlagen. Sie hasste es, dieser Mensch zu sein, den Scorpius aus ihr machte. Sie mochte sich nicht, wenn sie mit ihm zusammen lachte, weil er gerade über jemanden gelästert hatte. Sie konnte sich auch dann nicht ausstehen, wenn er sie skeptisch ansah und sie einfach so die Wahrheit erzählen musste.

Aber das alles änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihn am meisten hasste, sogar noch mehr als sich selbst, denn er war der Grund für all ihre Probleme. Er übernahm praktisch schrittweise ihre Welt, indem er überall war, in letzter Zeit sogar wie ein Freund agierte und damit all ihre Probleme kennenlernte, nur um diese auszunutzen und ihr das bisschen Glück zu zerstören.
 

Scorpius Malfoy brachte ihre Welt durcheinander, veränderte sie und schien sich nicht einmal darum zu kümmern, wie es ihr dabei ging. Dieser Bastard.
 

-
 

Wäre Albus nicht den ganzen Tag schon damit beschäftigt, sich ein Bild davon zu machen, wieso er ausgerechnet Alice Longbottom geküsst hatte, hätte er wahrscheinlich den amüsiert ungläubigen Blick seines besten Freundes bemerkt, als er verneinte, dass er jemals etwas von Alice wollen würde. Wahrscheinlich würde er auch die zweideutigen Blicke seiner Cousine bemerken, die nun galant ihre Beine übereinander schlug, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch obwohl er bisher immer auf solche Gesten eingegangen war, nahm er jetzt nicht einmal Notiz davon. Seine Gedanken waren noch immer in den vergangenen Ereignissen gefangen.

In Albus' Leben gab es vier Frauen, die neben seiner Mutter eine wesentliche Rolle spielten. Auf der einen Seite waren da Rose Weasley, die er von klein auf als seine irgendwie-beste Freundin betitelte und natürlich seine kleine Schwester Lily Potter, auf die er immer ganz bewusst Acht gab, oft, ohne dass sie es überhaupt bemerkte. Und auf der anderen Seite, gab es Dominique Weasley, seine Cousine, die er immer haben wollte und nun, da er sie oft genug gehabt hatte, gern wieder los werden würde und Alice Longbottom, die praktisch alles, was er tat und natürlich auch ihn selbst, hasste und dennoch immer irgendwie da war.

Zum ersten Mal war ihm Alice wirklich aufgefallen, als sie ihn letztes Jahr ganz unbedeutend und wahrscheinlich auch rein zufällig gegen einen Gryffindor verteidigt hatte, der meinte, dass er ihn hinterhältig angegriffen hatte. Das zweite Mal hatte er sie im letzten Sommer bemerkt und überrascht festgestellt, wie gut sie doch im Bikini aussah.

Aber richtig gesehen, hatte er Alice Longbottom erst gestern Abend, als sie mit unscheinbarem Blick auf der Party war, er gefragt hatte und sie einfach so erzählt hatte, dass sie es hasste, wegen ihres Vaters bevorzugt oder benachteiligt zu werden. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie ihn angelächelt hatte und gemeint hatte, dass er gar nicht einmal so übel war, wie sie bisher immer gedacht hatte. Das war nämlich der Moment, der irgendetwas in ihm ausgelöst hatte, weswegen er sie schlussendlich küsste.
 

Einfach so hatte er den Sprung ins kalte Wasser gewagt und obwohl er nichts so sehr bereute, kam er nicht darum hinweg, immer wieder daran zu denken. Es war absurd, denn sie war bei weitem nicht das erste Mädchen, das er neben Dominique geküsst hatte und so dermaßen atemberaubend war der Kuss auch nicht.

Es war nur so, dass Alice immer diejenige war, von der er wusste, dass er sie niemals bekommen würde. Die eine, die ihm immer zu verstehen gab, dass sie definitiv niemals interessiert sein würde. Und dann stand sie einfach so da und erwiderte seinen Kuss.

Wie zur Hölle sollte man sich da keine Gedanken machen?
 

Nach mehrmaligem Blinzeln sah er Dominique an, die ihn gereizt musterte und mit den Fingern auf den Tisch schlug. »Was meintest du?«, fragte er und bemühte sich nicht wirklich, höflich zu bleiben. Sie war eine Slytherin, genau wie er. Sie war seinen Umgangston gewohnt und außerdem war sie es auch, die ihn jeden Tag aufs Neue nervte. »Was will Malfoy eigentlich von Rose?«, fragte die Blonde scharf, als würde sie es nicht gut finden, dass sich der Malfoy für jemand anderen als sie interessierte.

Tatsächlich wusste Albus, dass Dominique Scorpius nie besonders gemocht hatte, weil er einer der wenigen war, der ihrem Aussehen und dem bisschen vorhandenen Charme immer widerstehen konnte. Es war also vollkommen egal, wie viele Schüler behaupten wollten, dass die Königin sehr gut zum König passen würde, Scorpius zeigte der Weasley immer die kalte Schulter und dafür verachtete sie ihn.

»Er hat sie gestern flachgelegt«, gab der Potter zur Antwort und musste ein Lachen unterdrücken, als er Dominiques feindseligen Blick sah. »Was, den Besen?«, fragte sie entsetzt und er verdrehte die Augen. Wenn es etwas gab, was Albus mehr hasste, als wenn Dominique schlecht über Scorpius sprach, dann waren das die paar Momente, in denen sie seine beste Freundin schlecht machte. Dabei sprach aus ihrer Beleidigung sowieso nur gekränkter Stolz.

»Sei nicht immer so bösartig, Dominique«, murmelte Albus dann, in Gedanken bei dem Mädchen, dass eben aus dem Schloss kam und sich Richtung Ländereien begab. »Du bist doch auch gemein zu kleinen Gryffindor-Streberinnen«, sagte die Blonde und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass ich es hasse, wenn du Scheiße über Rose redest. Sie ist keine Gryffindor-Streberin, sie ist unsere Cousine und meine beste Freundin. Jetzt sieh zu, dass du Scamander oder irgendjemand anderen erwischt, du nervst«, gab er ignorant von sich und Dominique zog eine Grimasse. Es hatte schon seine Gründe, wieso Albus Potter in Slytherin war, auch wenn er sich gegenüber Rose und Lily meist anders verhielt.

»Schön, dann geh ich eben«, meinte sie und stand schnell auf, sodass ihr Stuhl sich laut nach hinten schob und einige Schüler – unter anderem auch Alice – die beiden ansahen. Als Albus auch nach fünf Minuten noch keine Antwort auf ihr schlecht gespieltes Theater gab, stolzierte Dominique erhobenem Hauptes in die andere Richtung und der Potter meinte, ein Schmunzeln in den Zügen der Longbottom erkennen zu können.
 

Jenes verschwand jedoch sofort wieder, als Albus sich erhob und schnellen Schrittes auf sie zukam. Frustriert kniff Alice ihre Augen zu. Sie hätte wegrennen sollen, als sie noch die Gelegenheit gehabt hatte.

»Verfolgst du mich?«, fragte der Potter, als er vor Alice stehen blieb und die Braunhaarige verdrehte ihre Augen. »Natürlich, Potter. Dir hinterherzulaufen steht auf meiner Liste gleich nach ›Dominiques beste Freundin werden‹.«

»Es ist erstaunlich, was du alles tust, um mir nahe zu sein«, antwortete der Schwarzhaarige ebenso sarkastisch, wie sie es zuvor getan hatte. »Weiß deine kleine Freundin, dass du mich gestern geküsst hast?«, fragte sie und sein Mund verzog sich von dem schiefen Grinsen zu einer genervten Fassade. »Das geht sie erstens nichts an und zweitens«, sagte er, beugte sich näher zu ihr – die Hände nach wie vor in den Hosentaschen, sodass er aussah wie James – und fuhr dann mit einem Flüstern fort, »bin ich mir nicht einmal mehr so sicher, ob du mich nicht geküsst hast.«
 

Alice hätte sich beinahe an ihrer Luft verschluckt, trat einen Schritt zurück und hob eine Augenbraue. Das dumme an ihrer Kindheitsschwärmerei für James Potter war, dass sie in manchen Momenten nur aufs Äußerliche ging und sie deswegen erst einmal tief durchatmen musste, bis sie wieder klar denken konnte. Jemand, der Albus und James ewig kannte, wie sie es tat, würde den Unterschied zwischen ihnen - James' dunkelbraune Haare, die rehbraunen Augen und seine graziöse Haltung - sofort erkennen, doch wenn man nicht genau hinsah, konnte man sie schon relativ leicht verwechseln. »Nicht einmal in meinem schlimmsten Albtraum, wäre ich dazu im Stande«, sagte die Longbottom dann und drehte sich von dem Potter weg. Natürlich war sie es gewohnt, dass man ihn nicht so schnell loswurde, deswegen überraschte es sie auch gar nicht, dass er ihr folgte. »So schlecht küsse ich nun auch wieder nicht, oder?«, fragte er und grinste leicht. »Das weiß ich nicht, schlimme Dinge verdränge ich sehr schnell«, antwortete sie frech und er blieb stehen, das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter.

»Das kannst du ruhig sagen, aber ich weiß es besser. Du bist gar nicht so hart, wie du immer tust, Longbottom«, entgegnete er ihr und brachte sie damit zum Stehen. Tief durchatmend drehte sich Alice um und starrte den jungen Mann für einen Moment schweigend an.
 

»Potter, vergiss alles, was ich dir gestern erzählt habe. Vergiss, diesen bescheuerten Kuss und vergiss diese Unterhaltung hier. Vergiss mich, denn ich werde bestimmt keines deiner Betthäschen, dass du nur brauchst, um zu beweisen, dass du alle haben kannst und dann einfach wegwirfst. Ich bin gerne die Einzige, die du niemals haben wirst«, sprach sie und drehte sich wieder weg von ihm.

Obwohl Albus nicht antwortete, als sie ihren Weg fortsetzte, konnte sie diese Unterhaltung weder als gewonnen, noch als beendet ansehen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht einfach so sprachlos war und noch besser, um zu wissen, dass er niemals das tat, was man ihm sagte. Das Spiel hatte für ihn gerade erst begonnen und er würde nicht aufgeben, ehe er diese Herausforderung gewonnen hatte.
 

Das größte Hindernis das sich der Mensch selbst in den Weg legt, ist nämlich, dass er immer das will, was er nicht bekommen kann.

slytherintypisch

Schon immer gab es viele Mädchen, die Lily Potter um ihre Freundschaft mit den beiden jüngsten Weasleys beneidet hatten. Oftmals wurde sie schief angesehen, wenn sie meinte, dass sie für keinen mehr empfand und dann lachte sie, obwohl sie ganz genau wusste, wenn sie in den Spiegel sah und sich sagte, dass sie noch niemals an mehr gedacht hatte, ebenfalls den Kopf schief legte und ein unglaubwürdiges Gesicht machte.

Seit ihrem fünften Lebensjahr waren Louis, Hugo und Lily eine Einheit gewesen. Ein verschworenes Team, das bisher schon alles zusammen überstanden hatte - von rachsüchtigen Exfreundinnen, bis über Gerüchte zum Quidditchbetrug - und wahrscheinlich auch in der Lage war, das meiste zu überstehen. Dennoch war Lily sich sicher, dass Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgingen, eines der wenigen Dinge war, welches diese enge Verbundenheit zwischen ihnen zerstören würde.
 

Deswegen würde die Potter weiterhin so tun, als wäre absolut nichts gewesen, genauso wie Louis es immer tat, nachdem es auf einer Party dermaßen ausgeartet war. Sie hasste diese Spannung, die nun wie immer zwischen ihnen herrschte, genauso wie den seltsamen Blick mit dem Hugo die beiden musterte. Seit dem heutigen Morgen, an dem Lily ihm gesagt hatte, dass sie Louis geküsst hatte, schien er ihr aus dem Weg zu gehen, genauso wie er es bei Louis versuchte.

Dummerweise konnte man Louis nicht aus dem Weg gehen, ohne, dass er bemerkte, was los war und so kam es, dass sie nun zu dritt – wie jeden Samstagabend – im Drei Besen saßen und die beiden Weasleys sich belanglos über Quidditch unterhielten. Dass beide sich nicht wohl dabei fühlten, schien nicht einmal Lily aufzufallen, doch Louis wusste genau, dass sein bester Freund nur gespielt lachte und ausschließlich wegen der Potter so tat, als wäre alles in Ordnung.
 

Im wahrsten Sinne des Wortes konnte man sagen, dass Louis sich beschissen fühlte. Er hatte gewusst, dass er die zeitweilige Knutscherei mit Lily nicht ewig geheim halten konnte, dennoch hätte er sich besser gefühlt, wenn er es Hugo selbst mitgeteilt hätte, oder zumindest irgendwie darauf vorbereitet gewesen wäre. Das Schlimme an dem Ganzen war nämlich, dass er ganz genau wusste, wie es um den Braunhaarigen und seine Gefühle für die Potter stand – vermutlich wusste das jeder, außer Lily selbst – und sich deswegen besonders schuldig fühlte.

Louis hatte nur leider absolut keine Ahnung, wie er Lily klarmachen konnte, dass Hugo und sie ein gutes Paar abgeben würden und gleichzeitig seinem besten Freund verklickern konnte, dass da absolut nichts zwischen ihnen lief. Außerdem war er sich sicher, dass ihnen irgendwann einmal der belanglose Gesprächsstoff ausgehen würde und dann standen sie vor der Wahl, ob man den gestrigen Abend nun vor Lily oder eher im Geheimen diskutieren sollte.
 

-
 

»Hey, beste Freundin. Versteckst du dich allgemein, oder weichst du nur mir aus?« Alice ließ sich auf eines der Sofas am Fenster des Gryffindorgemeinschaftsraums fallen und stützte ihr Kinn auf ihre Handflächen.

»Ich verstecke mich vor so ziemlich jedem und habe versucht mich mit Chris ein wenig abzulenken, aber das hat die Sache nur verschlimmert. Dir weiche ich nur aus, weil ich dir die Wahrheit sagen muss und es auszusprechen ist schlimmer, als sich Gedanken darüber zu machen«, murmelte Rose, die ihre Knie angezogen hatte und ihren Kopf auf die darauf verschränkten Hände, gelegt hatte. Sie wirkte müde und zerstreut.

»Abzulenken wovon?« Alice dagegen sah aus wie das blühende Leben, auch, wenn sie innerlich noch immer mit den Geschehnissen des Morgens zu kämpfen hatte. Sie schaffte es immer ziemlich gut, ihre Gefühle für sich zu behalten und Rose meinte oft, dass sie noch nie gesehen hatte, wie ihre beste Freundin sich auch einmal gehen ließ. »Ich habe gestern Abend ziemlich viel Scheiße gebaut«, erläuterte Rose und richtete sich etwas auf. »Ich auch«, fügte Alice hinzu und Rose musterte sie einen Moment ungläubig. »Du?«, fragte die Rothaarige skeptisch, weil es so gut wie nie vorkam, dass Alice etwas Dummes oder gar Unüberlegtes tat.

»Ich habe Albus geküsst«, erklärte sie und fuhr sich durch ihre Haare. »Naja, um ehrlich zu sein, hat er mich geküsst, aber ich war dämlich genug, darauf einzugehen und das findet er nun anscheinend wahnsinnig amüsant. Obwohl ich wahrscheinlich auch über mich lachen würde, denn was gibt es Schlimmeres, als mit Albus Potter rumzumachen?«
 

»Mit Scorpius Malfoy zu schlafen«, antwortete Rose schnell und Alice starrte sie eine gefühlte Ewigkeit an, ehe sie sich räusperte. »Jetzt wünschte ich, ich hätte nicht gefragt. Scorpius? Wie betrunken warst du?«, fragte sie und versuchte einen neutralen Tonfall beizubehalten. Wenn sie ehrlich war, hatte sie eine Sache zwischen ihnen schon länger erwartet, doch sie hätte nicht wirklich gedacht, dass Rose gleich mit ihm schlafen würde. »Zu sehr. Irgendwann hab ich den Überblick über den Feuerwhiskey verloren und dann bin ich in den Schulsprecherraum gegangen, wo er scheinbar schon gewartet hat. Den Rest kannst du dir denken, auch wenn das grauenvoll erbärmlich von mir war«, murmelte Rose und klang dabei müde und wütend auf sich selbst, weil sie sich dazu hatte hinreißen lassen. Alice legte eine Hand auf ihre und lächelte ihr aufmuntert zu. Wieder etwas, das Rose an ihrer besten Freundin bewunderte, und zugleich auch schätzte, war, dass sie immer Ruhe bewahren konnte.

»Weiß Chris davon?«, fragte die Longbottom und Rose schüttelte schnell den Kopf. »Natürlich nicht«, antwortete sie um dem Nachdruck zu verleihen. Das letzte, was sie wollte, war Stress mit ihrem Freund. »Gut, denn der ist sowieso schon eifersüchtig genug.« Und nun, da Alice die offizielle Bestätigung hatte, konnte sie gar nicht mehr abstreiten, dass sie ihn diesbezüglich verstand.
 

»Auf wen?«, fragte die Rothaarige und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Na, auf Scorpius«, sagte die Dunkelhaarige und verdrehte ihre Augen. Erst, als sie Rose unglaubwürdiges Gesicht sah, räusperte sie sich. »Sind dir seine feindseligen Blicke, wenn ihr euch unterhaltet, oder meistens eben streitet, noch nie aufgefallen? Scorpius ist ein wichtiger Teil deines Lebens, Rose. Das weiß Chris, genauso wie ich und ihr beide vermutlich tief in eurem Inneren auch.«

»Du redest Unsinn, Alice«, behauptete die Weasley, doch als sie sich die Tatsachen noch einmal durch den Kopf gehen ließ, stellte sie beunruhigend fest, dass Alice recht hatte. Scorpius war immer irgendwie da. Sie kannten sich ihr Leben lang, er war der beste Freund ihres Cousins und ihr Erzfeind. »Dann kannst du mir doch in die Augen sehen und sicherlich sagen, dass Chris absolut keinen Grund zur Eifersucht hat«, sagte die Longbottom und holte Rose damit aus ihren Überlegungen. »Diese Nacht war einer der größten Fehler, den ich jemals gemacht habe und sie ist so bedeutungslos, wie dein Kuss mit Albus«, bestätigte die Rothaarige ihrer Gegenüber, die nun leise aufstöhnte. »Also bedeutungsloser als bedeutungslos«, berichtigte Alice ihre beste Freundin. »So in etwa. Ich war einfach zu betrunken«, murmelte Rose und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Alice seufzte und strich ihr beruhigend über den Rücken. »Komm, lass uns raus gehen und Hagrid besuchen. Das lenkt ab«, sagte die Dunkelhaarige nach unzähligen Sekunden und bemerkte dann das Schmunzeln ihrer besten Freundin.
 

»Danke, dass du nicht darauf rumreitest. Verdient hätte ich es nämlich«, meinte sie dann ehrlich und Alice erhob sich neben ihr, lächelte sie an, wie sie es gewohnt war, und reichte ihr dann eine Hand. »Ich bin deine beste Freundin und außerdem machen Schuldgefühle das Ganze auch nicht rückgängig. Da könntest du ja auch wegen der Sache mit Albus meckern. Komm!«

»Über dieses Thema müssen wir sowieso noch sprechen«, meinte Rose, als sie Alice‘ Hand nahm und sich aufhelfen ließ. »Müssen wir wirklich, der Typ war heute so dreist, zu behaupten, dass ich ihm nachlaufen würde. Wie kannst du nur mit so jemand befreundet sein? Im Vergleich zu ihm ist Scorpius ein schlechter Witz an Problemen«, fluchte die Longbottom und Rose lächelte.
 

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Es gab nichts, was Dominique mehr nervte, als die Tatsache, dass Albus ihr nicht zu glauben schien, wenn es um ihre Gefühle für ihn ging. Natürlich wusste sie, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er einsehen würde, dass sie füreinander bestimmt waren und sich dann auch endlich eingestehen würde, dass er sie ebenso liebte, wie sie ihn. Aber vorerst nervte es sie einfach nur, dass er sich lieber mit irgendwelchen dummen Gören, wie Longbottom, unterhielt, als mit ihr.

Und es nervte sie, dass er Rose Weasley scheinbar lieber mochte, als sie. Was hatte diese rothaarige Furie, was sie nicht hatte? Rein gar nichts. Aber dafür hatte sie genug, was Rose nicht hatte. Sie war das schöne Mädchen Hogwarts und jeder würde sich freuen, mit ihr zusammen zu sein. Außerdem bekam sie immer, was sie wollte, da konnten Longbottom und Rose einpacken.
 

»Dominique, hier steckst du also«, sagte der Potter, als er ihr Zimmer betrat. Wie immer sah er verdammt gut aus, mit der Krawatte halb ungebunden und den Haaren, die ein einziges Desaster darstellten. Sie musterte ihn eingehend, als er näher auf sie zukam und vor ihrem Bett stehen blieb. In seinen Augen blitzte der Schalk, den sie schon von Momenten, in denen er Lust auf mehr verspürte, kannte. Sie würde es nie Leid werden, mit ihm Zeit zu verbringen oder gar mit ihm zu schlafen, selbst, wenn er noch nicht eingesehen hatte, dass er sie ebenfalls liebte und brauchte.

»Also redest du wieder mit mir?«, fragte die Blonde und Albus legte den Kopf schief. »Ich dachte eher daran, etwas anderes zu tun. Reden wird überbewertet«, murmelte der Potter und legte seine Lippen auf die ihren.
 

Er wusste, dass sie dieses Spiel nicht mitspielte, wusste, dass sie keine Ahnung davon zu haben schien, wie man Gefühle von Sex trennen sollte - zumindest bei ihm nicht. Er nutzte sie aus, das war ihm genauso bewusst, wie die Tatsache, dass Dominique viel mehr als nur bedeutungslosen Sex anstrebte. Sie wollte eine Beziehung, die große Liebe und all das andere Zeug, was er ihr nicht geben konnte.

Selbst, wenn er nie verstanden hatte, wieso sie ausgerechnet ihn so sehr wollte, wo sie doch jeden haben konnte und selbst, wenn er sie als gute Freundin und eine seiner liebsten Cousinen ansah, konnte er sich trotzdem nie zusammenreißen und damit aufhören ihr weiter falsche Hoffnungen zu machen und ihr wehzutun. Die Versuchung war einfach zu groß und egal, wie oft er beteuerte, dass er nicht mehr wollen würde, schien sie doch nie irgendwelche Hemmungen zu haben, ihn nach Strich und Faden zu verführen.
 

Es klang selbstsüchtig – und damit mehr slytherintypisch, als er meist war –, aber in solchen Momenten, waren ihm ihre Gefühle vollkommen egal.
 

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»Malfoy?«, fragte Rose, als die Tür zum Schulsprecherraum sich schloss. Sie hatte wenig Lust ihn zu sehen, bedachte dabei aber nur selten, dass er leider ebenso Schulsprecher war, wie sie und außerdem überall wo sie war, auch irgendwann auftauchte. »Warum so förmlich? Nach gestern Nacht können wir uns doch ruhig beim Vornamen ansprechen, Rosie«, meinte er höhnisch und brachte sie damit dazu, ihn anzusehen. »Die Frage ist nur, wie lange du lebst, wenn du mich so nennst«, antwortete Rose scharf und wieder einmal kam er sich vor, als würde er mit einer Slytherin sprechen. Hätte Albus ihm nicht oft genug schon beteuert, dass sie nur in seiner Gegenwart so giftig war, hätte er wahrscheinlich behauptet, sie wäre im falschen Haus.

»Magst du deinen Namen nicht?«, fragte der Malfoy und Rose strich sich angestrengt durch die Haare. »Das ist nicht mein Name. Das ist ein bescheuerter Spitzname, mit dem mich Albus immer aufzieht«, gab sie zurück und lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück. So normal mit ihm zu sprechen war ungewohnt, denn normalerweise gifteten sie sich an, oder ignorierten sich. Dagegen waren diese Neckereien beinahe freundschaftlich.
 

»Ich mag den Namen langsam immer mehr«, spottete er und seine Mundwinkel schoben sich leicht nach oben, als Rose‘ Gesicht sich angewidert verzog. »Malfoy, kannst du nicht einfach sagen, was du willst und dann verschwinden?«, fragte sie und es kam beiden nicht komisch vor, dass sie ihn bat aus dem Schulsprecherraum zu verschwinden. Er war generell nur hier, wenn sie den Auftrag hatten, etwas zu besprechen, oder er sie wieder einmal nerven wollte, so wie in diesem Augenblick auch. Rose seufzte angestrengt.

»Habe ich gestern nicht deutlich gemacht, was ich will?«, fragte der Blonde und im selben Moment stellte er sich selbst die Frage, was bei Merlin, er da redete. Das klang fast so, als wäre er scharf auf die kleine Streberin gewesen. Dabei war das alles überhaupt nicht geplant gewesen, selbst wenn diese Nacht ihm nun eine ungeheure Genugtuung verschaffte. Allein aufgrund seines Rufs, wollte er sie dennoch nicht wiederholen. Er war immerhin bekannt dafür, kein Mädchen offiziell zweimal zu haben und mit Weasley konnte man nichts Inoffizielles treiben.

»Malfoy, darf ich dich daran erinnern, dass ich einen Freund habe, mit dem ich sehr glücklich bin?« Außerdem hatte war da ja noch eben dieser Quidditchidiot. Nicht, dass Hufflepuff für Slytherin oder sonst jemanden, irgendeine Gefahr darstellte, aber nerven tat Christopher Wood ihn trotzdem jeden Tag aufs Neue. Er lächelte leicht und unbemerkt, über die Vorstellung, was für ein Gesicht Wood machen würde, wenn er ihm mitteilen würde, dass er seine Freundin gevögelt hatte. Und das würde er garantiert, denn diesen Spaß wollte er sich nicht entgehen lassen.
 

»So glücklich, wie du mit mir gestern Nacht gewesen bist? Sieh es ein, Rosie. Zwischen uns stimmt eindeutig die Chemie«, sagte er und musste sich erneut fragen, wieso er es darauf anlegte, Andeutungen auf etwas zu machen, was er sowieso nicht haben wollte. »Du bist und bleibst ein Idiot, Malfoy«, unterbrach sie seine Gedanken und er stützte seine Hände auf ihren Schreibtisch, beugte sich dann vor, um mit ihrem Gesicht auf gleicher Höhe zu sein. »Gestern fandest du das noch extrem anziehend«, behauptete er und sie verdrehte ihre Augen.

»Ich war betrunken«, erwiderte Rose und diesmal grinste Scorpius so, dass sie es auch mitbekam. Dieses Grinsen sollte definitiv verboten werden, denn es war auf eine Art dreist und auf eine andere noch dazu überaus attraktiv. Wie sie diesen Kerl dafür hasste, dass er solch einen Einfluss auf sie hatte.
 

»Hast du das Wood auch erzählt? Dass du betrunken warst, als du dich von mir flachlegen hast lassen?«, fragte er und seine Stimme wurde von einer derartigen Zufriedenheit geprägt, dass ein Brechreiz in ihr aufstieg. Sie hatte ja gewusst, dass sie von ihrem gestrigen Fehler noch öfter hören würde, doch gehofft hatte sie trotzdem, dass er es einfach lassen würde. »Ich habe Chris gar nichts erzählt und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du es auch nicht tun würdest«, erwiderte sie schließlich in sachlichem Ton und er hob eine Augenbraue, als wolle er abschätzen, welche Möglichkeiten er hatte. Tatsächlich wollte er sie aber nur hinhalten, weil er genau wusste, wie seine Antwort lauten würde, auch wenn er eine andere aussprach.

»Was bekomme ich dafür?«, fragte er und sie stöhnte genervt auf. Seine braunen Augen fixierten noch immer die ihren und zum ersten Mal bemerkte sie, dass sie nicht nur kalt und ausdruckslos, sondern auch amüsiert wirken konnten. »Ich streite einen Monat lang nicht mit dir?«, fragte sie, als sie sich von ihm abwandte. Scorpius zuckte unbekümmert mit den Schultern. »Das ist Alltag, sprich vollkommen egal«, murmelte er dann und sah sie nochmal erwartungsvoll an.

»Einen Monat lang keinen Punkteabzug für Slytherin?«, kam es von Rose, der diese Frage äußerst schwer fiel. Slytherin war bekannt dafür, dass sie zu jeder Gelegenheit irgendwelchen Unsinn anstellten. Gebe es für sie keine Konsequenzen, wäre das Ganze wahrscheinlich noch schlimmer. »Wow, Miss Schulsprecherin, das hätte ich von dir am wenigsten erwartet«, mahnte er frech und sie schüttelte angewidert den Kopf. »Also was ist jetzt?«
 

»Ich schätze, das Angebot ist fair, wenn du zwei Monate draus machst«, sagte er und war verwundert, als er in ihrem Gesicht lesen konnte, dass sie ihm diese Lüge wirklich abkaufte. Als ob er sich von der Befriedigung abbringen lassen würde, ihr und ihrem dämlichen Freund diese Nacht immer wieder vor Augen zu halten. Als ob gerade er sich auf einen Deal einlassen würde, nur weil man ihn darum bat. Er war ein Slytherin, die waren immerhin bekannt für ihre Lügen und berüchtigt für ihren Hinterhalt. Wenn Rose schon ihn nicht wirklich kannte, sollte man doch meinen, sie würde diese Charaktereigenschaften von Dominique kennen und damit logisch nachvollziehen können, dass er so etwas niemals ganz für sich behalten würde.

»Ich hasse dich, Malfoy, wirklich!«, gab die Weasley von sich und fuhr sich durchs Haar. »Gut, Hass bedeutet Leidenschaft und wir beide wissen ja, wo das hinführt.« Schon wieder solch eine dreiste Andeutung, die er sich nicht erklären konnte. Es klang fast so, als hätte er es tatsächlich nötig, was vollkommener Schwachsinn war, denn so gut war sie nun auch wieder nicht. Wobei er zugeben musste, dass Rose seine Vorstellungen der kleinen nichtssagenden Streberin ganz schön unterbunden hatte.

»Setz dich einfach hin und mach zur Abwechslung auch einmal etwas dafür, dass du Schulsprecher bist«, murmelte Rose und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Das Beste würde nun sein, seine spöttischen Bemerkungen einfach zu ignorieren. Das konnte sie immerhin nach jahrelanger Übung sehr gut.

»Ihr Wunsch ist mir Befehl«, sagte Scorpius amüsiert und beugte sich dann vor, sodass er ihrem Gesicht ganz nah war, »Im Übrigen ist diese Unschuld brillant. Ich hätte nicht gedacht, dass du auch anders kannst, Weasley.«
 

Sie hatte wieder von ihrem Pergament aufgesehen, eine Augenbraue hochgezogen und den Mund leicht geöffnet. Es kostete sie einige Sekunden sich wieder bewusst zu werden, wer das gerade behauptet hatte. Schließlich verdrehte sie ihre Augen und nahm sich den Stift, der ihr am nächsten lag, um ihn bedrohlich nah an sein Gesicht zu halten. »Würde dir dieser Stift in deinem Augen auch beweisen, dass ich nicht so unschuldig bin, wie du denkst?« Sie wusste, dass er keine ihrer Drohungen jemals ernst genommen hatte und auch kein Geheimnis daraus machte, dass er sie ebenso wenig ernst nahm. Das war durchaus ein Grund mehr, ihn zu hassen.

»Ich liebe es, wenn du gemein wirst«, sagte der Slytherin lachend und begab sich zu seinem Schreibtisch, während die Weasley Mühe hatte, ihren Stift nicht zu zerbrechen.
 

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»Das war das härteste Training seit langem«, sagte John Smith und schloss die Augen, während er angestrengt seine rechte Schulter massierte. »Seitdem Bell Kapitän ist, will ich J. Potter wieder haben«, maulte Leslie Grey, obwohl er einst James Potter als den schlimmsten Sklaventreiber überhaupt bezeichnet hatte. Einige aus dem Gryffindorquidditchteam nickten nun, andere begannen zu murmeln, während Hugo seinen Mantel abklopfte und gereizt stöhnte: »Und ich erst!«

»Hört auf zu heulen, Männer. Das macht euch nur noch erbärmlicher«, hörte man von hinten in einer lieblich scharfen Stimme. Wenn Theresa Bell neben Quidditch eines noch gut konnte, dann war es ihre Überzeugungskraft, mit der sie das Team immer wieder dazu brachte, ihr hartes Training trotzdem gut zu finden. Zu Hugos Leidwesen – der sich nicht von ihr beeindrucken ließ, nur weil sie eine Frau war – kam das nur allzu häufig vor.
 

»Wir haben gerade zwei Stunden durchgehend trainiert, wir dürfen rumheulen«, meinte Hugo dann und war sichtlich genervt von all den männlichen Spielern im Team, die sich von ihrem Kapitän immer wieder unterbuttern ließen. Fast so, als hätten sie noch niemals mit einer Frau Quidditch gespielt. »Ich kann das Training für morgen auch gerne verlängern, wenn du willst«, meinte die Blonde, setzte ein Lächeln auf und legte den Kopf dabei schief. »Nein, schon in Ordnung, danke«, murmelte der Weasley und fuhr sich durch die Haare. Er hatte bei weitem genug Probleme, auch ohne dass er sich sein Lieblingsspiel noch dazu versauen ließ.

»Wisst ihr, wer heute unser bester Spieler war?«, fragte die junge Frau weiter und bewegte sich geschmeidig durch die Reihe der Spieler, die nun alle untereinander hin und her sahen. Hugo verdrehte die Augen, als einer sogar den Anschein machte, als würde er die Hand heben wollen. Es war erbärmlich, wie dieses Mädchen das Team im Griff hatte, besonders, da sie die einzige weibliche Spielerin in Gryffindor war.

»Smith und Weasley, ganz eindeutig«, nuschelte Conrad Dustin. Bell schüttelte den Kopf und verdrehte dabei die Augen. »Nein, du Idiot. Conner. Smith flog die meiste Zeit oben, ich nehme an, diese Taktik ist wunderbar für Slytherins, die immer nur in einer geraden Linie fliegen und Weasley kam sich gut vor, als er Kunststücke in der Luft gemacht hat. Denkt ihr das findet Ravenclaw so beeindruckend, dass sie uns den Schnatz freiwillig überreichen?«
 

»Elende Zicke«, murmelte Hugo, wofür ihn das halbe Team und sein Kapitän argwöhnisch ansahen. »Was hast du gerade gesagt?«, erwiderte Theresa und ihr Gesicht hatte einen bedrohlichen Ausdruck angenommen, der Dustin einen Schritt zurückweichen ließ. Hugo hingegen schien das vollkommen kalt zu lassen, beinahe so, als würde er es auf einen Streit anlegen. »Du hast mich schon verstanden, Bell«, antwortete er und tat, als wäre rein gar nichts gewesen.

Für einen Moment war es vollkommen ruhig, ehe die Blonde leise lachte und Hugo dann mit einem höhnischen Lächeln musterte. »Team, ihr könnt gehen. Weasley, auf zu den Strafrunden«, meinte sie dann, erneut hatte sie diesen unschuldigen Tonfall, und der Weasley stöhnte genervt auf: »Das kannst du doch nicht ernst meinen.«

»Sehe ich etwa so aus, als würde ich scherzen? Los, lauf«, gab die junge Frau zur Antwort und drehte sich von den anderen Gryffindors weg. Hugo folgte ihr, während der Rest des Teams sich in Sicherheit zu bringen schien. In einem musste er Bell Recht geben: Sie waren alle ein Haufen von Waschlappen.
 

»Laufen?«, fragte er ungläubig und beobachtete sie, wie sie ihren Besen über den Boden schweben ließ. Vielleicht – wenn sie nicht so eine Zicke wäre und sich nicht aufführen würde, als würde ihr dieses Team gehören – würde er ihr dann genauso nachlaufen, wie Dustin und Boyle. Selbst wenn sie einen unausstehlichen Charakter hatte, konnte er nicht abstreiten, dass sie gut aussah. Und es war auch vollkommen offensichtlich, dass sie dieselben Interessen wie dreiviertel der Jungs im Team hatte.

»Na denkst du etwa, ich lasse dich fliegen?«, fragte sie und riss ihn damit aus seinen Gedanken, beendete seine Musterung. Ein wirklich unausstehlicher Charakter. Er seufzte. »Beim Quidditch fliegt man ja auch«, meinte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Um richtig fliegen zu können, solltest du erst einmal laufen lernen«, meinte die Blonde und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf.
 

»Ich kann – Argh«, murmelte er und sein Gesichtsausdruck wurde noch eine Spur wütender – »Drei Runden, um den ganzen Platz« –, was sie rein gar nicht zu beeindrucken schien. Im Gegenteil, sie schien es unterhaltsam zu finden.

»Das ganze Spielfeld? Ah, ist das bescheuert«, antwortete der Braunhaarige und warf die Arme wütend in die Luft. Bell hatte sich in der Zwischenzeit ihrem Trainingsplan zugewandt und sah ihn noch einmal ungerührt an. »Vier Runden«, murmelte sie und deutete auf das Spielfeld.

»Schon gut, schon gut. Ich lauf ja schon, Eure Hoheit«, sagte Hugo und schritt an ihr vorbei, sodass er ihr amüsiertes Lächeln nicht sah. »Du könntest schon fertig sein, Weasley«, meinte die Ältere dann in unbeeindrucktem Tonfall und Hugo versuchte das Verlangen zu unterdrücken, aufzuschreien, weil er wusste, dass es ihm nur noch mehr Strafrunden einbringen würde.
 

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»Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber ich liebe Albus«, sagte Dominique, als sie sich neben Scorpius aufs Sofa fallen ließ. Der Blonde starrte weiterhin auf sein Glas Feuerwhiskey und schien sie nicht zu beachten, bevor er einen weiteren Schluck nahm und ihr dann einen genervten Blick zuwarf. »Wenn ich ein blondes Flittchen wäre, dann würde ich wahrscheinlich auch auf den Auserwähltensohn stehen.«

»Ach, deswegen verbringst du so viel Zeit mit ihm«, erwiderte die junge Frau und strich sich selbstsicher durch ihr blondes langes Haar. Sie war schön, keine Frage, aber sie war zu schön für seinen Geschmack. Es war komisch so etwas zu behaupten, doch Scorpius hatte nur aus dem Grund nie Interesse an Dominique gehabt, weil sie zu perfekt aussah und er wusste, dass sie dafür innerlich nicht einmal ansatzweise schön war. Sie wäre für eine Nacht gut gewesen, würde sie danach nicht immer mehr und mehr erwarten und würde er nicht wissen, dass einer seiner besten Freunde ein Augen auf sie geworfen hatte.
 

»Das alles hast du doch gar nicht nötig, Weasley. Du kannst doch jeden haben, wieso willst du genau den, den du niemals bekommen wirst?«, fragte er und trank, um den Geruch ihres Parfüms aus der Nase zu bekommen. »Dasselbe könnte ich dich fragen. Du kannst doch auch etwas Besseres, als meine Cousine haben. Jede andere, um genau zu sein. Bildschöne Mädchen, die es schaffen ihre Haare zu kämmen«, meinte sie höhnisch und sein Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. Er wäre auf diese Beleidigung eingegangen, wenn Dominique nicht dieser Typ Frau wäre, der andere nur beleidigte, weil er sich von ihnen bedroht fühlte.

»Und wegen dieser Oberflächlichkeit, wird Albus sich niemals für dich interessieren«, sagte er dann und seine Stimme nahm einen bedrohlich kalten Unterton an, der sie verächtlich Schnauben ließ. Es stimmte, dass Albus sie noch nicht so beachtete, wie sie es gerne hätte, doch sie wusste genau, dass sich das bald ändern würde. Sie war schließlich nicht irgendjemand, sondern die beliebteste Veela, die jeder wollte, da dürfte ihr Cousin auch kein Problem darstellen.
 

»Was erwartest du, Malfoy? Denkst du, dass sie dir wegen dieser einen Nacht um den Hals fallen wird?«, schlug sie zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, ein höhnisches Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, was sie glatt um ein paar Jahre älter – aber keines Wegs unattraktiver – erscheinen ließ. Er seufzte und stellte sein leeres Glas auf den kleinen Tisch. Seine Finger verschränkte er ineinander, ehe er sich ihr mit ausdruckslosem Gesicht zuwandte. »Nein, aber scheinbar denkst du das von Albus«, warf er ein und sie hob eine Augenbraue. »Mich und Albus verbindet sehr viel mehr als nur Sex!«

Dominique sprach diese Tatsache dermaßen überzeugt aus, dass Scorpius ihr wahrscheinlich geglaubt hätte, würde er nicht wissen, dass sein bester Freund absolut nichts, was über Bedürfnisse und Freundschaft hinausging, für die Blonde empfand. Dazu kam noch der gestrige Abend und diese Longbottomsache, die sicherlich noch unterhaltsam, aber auf keinen Fall bedeutungslos sein würde.
 

»Natürlich, das geheime Etwas, was keiner außer dir sieht«, sagte er und grinste, als sie empört das Gesicht verzog. Schauspielerei stand ihr nicht sonderlich, aber das hatte er ja bereits gewusst, als sie zum ersten Mal versucht hatte, ihn zu verführen.

»Ich habe auf jeden Fall mehr Chancen bei ihm, als du bei Rose«, gab die Weasley nach unzähligen Sekunden von sich und nun hob Scorpius eine Augenbraue, legte den Kopf schief und atmete schwer aus. Unglaublich, dass sie wirklich dachte, dass er jemals etwas von Rose Weasley wollen würde. Besonders, da er doch wirklich jede haben konnte und sich bestimmt nicht die Mühe machen würde, sie für sich zu gewinnen - auch, wenn er das streng genommen schon hatte, aber diese Nacht gestern war etwas anderes und würde sicherlich noch amüsante Auswirkungen mit sich bringen.
 

»Sagen wir, unsere Chancen stehen gleich, nur dass ich nichts von deiner kleinen Strebercousine will«, sagte der Malfoy, als er sich erhob und Dominique einfach auf der Couch sitzen ließ, was diese mit einem arroganten Lächeln abtat. Sie wussten wohl beide, dass seine Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen.

Vielleicht, aber auch nur, wenn sie absolut richtig lag, konnte sie ihm das höhnische Lachen einmal austreiben. Sei es nun, wenn Scorpius endlich einsehen würde, dass sie immer bekam was sie wollte – Albus –, oder dann, wenn sie klarstellen würde, dass Rose und Scorpius bestimmt niemals eine Chance haben würden.
 

Wenn es etwas gab, was Dominique perfekt beherrschte, dann war es die Fähigkeit Streitereien in die Welt zu setzen und Gerüchte so zu verbreiten, dass Beziehungen auf eine feine Art und Weise beendet waren. Sie war eben doch mehr Slytherin, als man es ihr auf den ersten Blick zutraute.

alles verändert sich

Christopher Wood liebte es, Zeit mit seiner Freundin zu verbringen. Selbst, wenn das bedeutete, dass er auch Zeit mit Scorpius Malfoy verbringen musste. Natürlich konnte er keinem etwas vormachen und behaupten, dass es ihm vollkommen egal war, dass er überall war, wo Rose sich ebenfalls aufhielt, doch schien er nach außen hin selbstsicher genug zu sein, um die Gerüchteküche nicht zu beachten. Tief im Inneren zweifelte er langsam immer mehr an dem, was sie zusammenhielt. Besonders in der letzten Woche hatten die beiden kaum Zeit miteinander verbracht und wenn, dann nur im Beisein des Malfoys. Es war langsam genau so, wie sein bester Freund es ihm am Anfang dieser Beziehung gepredigt hatte.

Die Gerüchte um Rose Weasley besagten immer schon, dass sie eine tolle Freundin war. Anfangs zumindest, denn irgendwann musste jeder feststellen, dass es da jemand in ihrem Leben gab, mit dem ihr fester Freund niemals wirklich konkurrieren konnte. Immerhin konnte man nicht mit jemandem mithalten, der sich nicht einmal bewusst war, dass er immer im Mittelpunkt stand.

Soweit Christopher wusste, war es bisher in jeder Beziehung so gewesen, dass alles gut lief, bis Rose irgendwann das Interesse zu verlieren schien und sich alles nur mehr um den Malfoy drehte. Natürlich war er auch schon am Anfang ihrer Beziehungen ständig zugange, doch da war alles noch so neu, dass sie die Streitigkeiten in den Hintergrund schob und sich mehr auf ihren Freund konzentrierte.

Mittlerweile kam sich der Hufflepuff nur mehr als eine Art Ausrede vor. Eine Ausflucht, damit sie sich nicht der offensichtlichen Tatsache stellen musste und er wartete jeden Tag darauf, dass es ihm genauso gehen würde, wie allen anderen. Das einzig Gute war, dass er gewarnt war, ganz im Gegensatz zu all seinen Vorgängern, die nur langsam feststellen mussten, dass sie das dritte Rad in der Malfoy-Weasley-Beziehung waren.
 

Er lächelte leicht und strich seiner Freundin eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du siehst toll aus, wie immer«, murmelte der Dunkelhaarige und Scorpius verdrehte die Augen. Er hasste es, wenn dieser Ach-so-perfekte-Freund begann, ihr Komplimente zu machen, die vollkommen unnötig waren. Ständig sagte er dasselbe und er fragte sich, ob er sie wirklich für so schlau hielt, wenn er ihr am Tag fünfhundertmal mitteilen musste, dass sie wunderschön und intelligent war, ohne daran zu denken, dass sie das vielleicht schon beim ersten Mal kapiert hatte.

»Du übertreibst mal wieder«, murmelte Rose und sah verlegen zur Seite. Die Augenbrauen des Malfoys schoben sich nach oben und er musterte die Weasley unauffällig. Übertrieben hatte er nicht, aber das war ja nichts Neues. Er stöhnte leise auf und fuhr sich entnervt durch die blonden Haare. Seit einer Woche konnte er nicht aufhören so über sie zu denken. Es war nicht so, dass er in sie verliebt war, so wie dieser Möchtegern-Quidditchspieler, vielmehr war es so, dass er sie einfach nur wollte.

Schon seit Tagen hatte er das Bedürfnis seine Lippen auf ihre zu legen und ihr erneut klarzumachen, dass er fähig war sie zu haben. Und diese Tatsache raubte ihm so gut wie jeden Nerv.
 

»Oh doch, du bist eines der schönsten Mädchen, das ich kenne«, sagte Christopher Wood und Scorpius wandte seinen Blick wieder zu dem Pärchen. Nun verdrehte auch Rose ihre Augen und als ihr Blick den des Slytherin kreuzte, lachte sie unsicher. »Weißt du, sie ist wirklich so schlau, wie du immer sagst. Es reicht also, wenn du ihr einmal pro Tag sagst, wie toll sie doch ist«, meinte der Blonde zynisch und der Hufflepuff warf ihm einen wütenden Blick zu.

»Ich denke nicht, dass dich unsere Beziehung irgendetwas angeht, Malfoy«, entgegnete er und Scorpius verschränkte seine Finger ineinander. »Sie geht mich mehr an, als du es jemals wissen wirst«, erwiderte er nun gehässig und der Braunhaarige hob eine Augenbraue. »Willst du das erläutern, oder behauptest du schon wieder irgendetwas, nur weil du sie nerven willst?«, fragte sein Gegenüber. Bevor Scorpius antworten konnte, schritt Rose ein: »Da gibt es nichts zu erläutern. Er spinnt lediglich schon wieder rum, obwohl er jetzt eigentlich Mal wieder eine Runde drehen sollte.«
 

Scorpius verdrehte die Augen und erhob sich gemächlich. Natürlich würde er keinen Rundgang durch Hogwarts machen, aber wenn er nun nicht verschwand, würde er sich verplappern und er hatte gerade eine interessante Idee, wie er einen besseren Deal mit Rose aushandeln konnte. »Das kostet dich noch etwas«, murmelte er leise und verließ dann mit einem zufriedenen Lächeln den Schulsprecherraum.
 

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»Wir brauchen eine Strategie, die Gryffindor und Slytherin umhaut«, murmelte Louis, der sich auf dem Boden ausgebreitet hatte und die Quidditchtechniken seines Teams begutachtete. Lily seufzte. Das war so viel leichter gesagt, als getan, denn mit Gryffindor hatten sie vielleicht einen schwereren Gegner als mit Slytherin, besonders dieses Jahr, da Bell Kapitän war und alle noch viel mehr antrieb, als James es jemals konnte.

»Sag Bescheid, wenn dir irgendetwas in der Richtung einfällt. Hufflepuff ist nach dem morgigen Spiel gegen Slytherin sowieso draußen«, erwiderte die Braunhaarige und strich sich ihre langen Haare über die Schulter. »Stimmt, das ist schon mal gut«, gab Louis zurück und dann sah er Lily an, wie sie einen leicht verzweifelten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte und sein Atem stockte eine Sekunde.
 

»Alles in Ordnung, Lily?« Absolut gar nichts war in Ordnung. Nicht, seitdem Lily vor einigen Tage gemerkt hatte, wieso sich ihr Körper immer so anspannte, wenn sie Louis mit Caroline Dickinson sah. Nichts, seitdem Hugo ihr die Frage gestellt hatte, ob sie vielleicht auf seinen besten Freund stand und sie keine passende Antwort gefunden hatte. Nichts war in Ordnung, bei diesen Gefühlen die sie in der Gegenwart einer ihrer besten Freunde empfand. »Ich schätze, ich bin verknallt«, murmelte sie und verknotete ihre Finger ineinander. »Das ist doch gut, oder nicht? In wen denn?«, fragte der Blonde nach und sie musterte ihn einen Moment skeptisch. Von gut konnte keine Rede sein. Überhaupt keine.

»Das würde ich lieber erst einmal für mich behalten. Tut mir leid, Louis«, sagte sie und tat, als würde sie die Pläne für das nächste Quidditchspiel studieren. »Ist dir eigentlich klar, dass Hugo total auf dich steht?«, kam es von Louis und er war sich nicht sicher, warum er diese Tatsache gerade jetzt ansprach, hielt es aber dennoch für besser, wenn sie sich im Klaren war, dass sie und Hugo ein gutes Paar abgeben würden.
 

»Rose hat gestern so etwas in der Richtung angedeutet«, antwortete die Potter ohne von den Pergamenten aufzusehen. »Ist er der, auf den du stehst? Mir kannst du’s sagen, Lils. Wir sagen uns doch immer alles«, behauptete der Weasley und brachte das Mädchen damit dazu, ihn anzusehen. Wie sagt man so eben mal ganz beiläufig ›Ich steh auf dich‹ zu einem seiner besten Freunde?

»Kann sein«, murmelte sie als Antwort auf seine zweite Frage. Was sie nicht wusste war, dass er es falsch interpretierte und stattdessen dachte, dass sie davon sprach, dass sie in Hugo verknallt war.

»Gib dem eine Chance, Lil. Ich finde, ihr wärt ein großartiges Paar«, gab er lächelnd zurück. Es war dieses Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ. Wie sollte sie also auf eine Beziehung mit Hugo eingehen, wenn sie so eigentlich nur für ihn empfand?

Plötzlich wünschte sich Lily, dass sie eine Warnung gehabt hätte, bevor sie sich in einen ihrer besten Freunde verliebte und der andere sich in sie. Nur eine kleine, für den Zeitpunkt, an dem sich alles ändern würde.
 

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Rose stützte ihr Gesicht in ihre Handfläche und seufzte. Eigentlich konnte sie sich ja verstehen und dann auch wieder so gar nicht. Scorpius Malfoy war ein widerlicher Idiot, der ihre Gedanken nicht wert war und doch konnte sie ihn nicht aus ihrem Kopf bekommen. Das würde sie einsehen, wenn sie eines dieser verrückten Hühner wäre, das sich nur zu gerne von ihm ausnutzen lassen würde. Sie würde es sogar noch verstehen, wenn sie Gefühle für ihn hätte.

Aber all das, was sie dachte, war mit keinerlei Gefühlen verbunden. Es war lediglich Abscheu und Abneigung gegen das, was er tat und wie er sich benahm. Die Art, wie er durch die Gänge stolzierte und dachte, dass Hogwarts ihm gehörte. Die Weise, wie er sie angrinste, als würde er genau wissen, dass sie ihn in ihrem tiefsten Inneren doch genauso attraktiv fand, wie alle anderen Mädchen auch.

Und am Schlimmsten an ihm, war die Tatsache, dass sie wusste, dass er Recht hatte, wenn er sagte, dass sie diese Freitagnacht jederzeit wiederholen würde. Natürlich wusste Scorpius genau, dass sie keine seiner dummen Bettgeschichten war, denn in gewisser Weise brachte er ihr so etwas wie Respekt entgegen. Rose war schlagfertig, nicht leicht zu haben und vertrauenswürdig. Somit war sie alles, was die Weiber in seiner Gegenwart sonst nicht waren.

Er warf ihr einen Blick zu und sie verdrehte die Augen. Was ihm noch an ihr gefiel war, dass sie immer sagte, was sie dachte. Sie redete nie um den heißen Brei und hatte auch keine Scheu sich zu blamieren, indem sie ihn vor der gesamten Meute bloßstellte.
 

Langsam erhob sie sich von ihrem Schreibtischsessel und schritt auf ihn zu. Die Rothaarige musterte ihn kurz, ehe sie ihren Kopf leicht schief legte. »Was willst du noch, damit du endlich Ruhe gibst?«, fragte sie und er wusste genau, dass sie auf die Anspielungen in Gegenwart ihres Freundes, welche er sich schon die ganze Woche geleistet hatte, anspielte.

»Schlaf mit mir«, gab er in rauem Tonfall zurück. Es war seltsam so etwas auszusprechen. Normalerweise bat er nicht, er handelte einfach. Doch in den letzten Tagen hatte er herausgefunden, dass man bei Rose Weasley nicht einfach nur handelte. Sie war nicht jemand, den man nur einmal haben wollte. Zumindest nicht, wenn man einmal in ihren Genuss gekommen war. Selbst, wenn es für ihn ungewöhnlich war, ausgerechnet sie zu wollen, war ihr Verhältnis doch von Anfang an das Giftigste der Schule gewesen, so konnte er nun doch mit Sicherheit sagen, dass es amüsant sein würde, sie ein zweites Mal auf den Rücken zu legen.

»Bitte? Soweit ich weiß, bin ich deswegen in dieser Lage«, sagte sie im üblich genervten Tonfall. Dummerweise war es gar nicht einmal einfach, ihr klarzumachen, was er wollte, ohne eine Absage zu kassieren. »Tust du jetzt wieder so, als hätte es dir nicht gefallen?«, fragte er neckend und sie kniff ihre Augen leicht zusammen. »Malfoy, wir haben einen Deal«, sprach sie. Ihre Augen musterten ihn abschätzend. Sie konnte ja nicht wissen, dass er sie auf eine Weise begehrte, wie sie es nicht einmal von ihrem Freund kannte.
 

»Verteil so viele Strafarbeiten wie du willst, aber tu einmal das, was du willst und nicht das, was man von dir erwartet«, murmelte er und ehe sie sich versah, hatte er ihr die langen Haare hinter die Schultern gestrichen und seine Lippen auf ihren Hals gelegt. Automatisch wandte sich ihr Kopf in die andere Richtung. Ihre Augen schlossen sich genießerisch, als seine Zunge über ihre Haut glitt.

»Du widerst mich an«, murmelte sie dann und ihre Finger krallten sich in ihrem Mantel. Scorpius lachte leicht und sein heißer Atem rief ein ungewohntes Kribbeln in ihr hervor. »Das sehe ich«, sprach er leise gegen ihre Halsbeuge. Seine Lippen wanderten ihren Hals entlang, zu ihrem Kinn, verwöhnten ihre Wange.

»Ich meine das ernst, ich werde nicht mit dir schlafen«, kam es von Rose. Ihre Stimme war brüchig, vom heftigen Atem gezeichnet. »Lass uns das später besprechen«, antwortete er, als seine Lippen endlich die ihren fanden und sie mit grober Leidenschaft ruhigstellten. Es war ein Kuss, wie sie ihn nicht einmal ansatzweise von ihrem Freund kannte. Bestimmend und rau, aber doch so zärtlich und leidenschaftlich, dass sie gar nicht anders konnte, als darauf einzugehen.
 

Seine Hände legten sich auf ihre Hüften, während eine von ihren sich in sein feines Haar vergrub. Erst, als Rose seiner Zunge den gefragten Einlass in ihren Mund gewehrte, löste er den festen Griff um sie und ließ seine Hand ein wenig höher wandern. Ihre Mäntel lagen schnell auf dem Boden, ebenso wie ihre Krawatten. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste er seine Lippen von ihren, um sie wieder auf ihren Hals zu legen und sie dort auf und ab wandern zu lassen. Seine Finger öffneten geschickt ihre Bluse und ehe sie zu irgendeinem Widerspruch fähig war, hatte er ihr Becken angehoben, sodass sie auf dem Schreibtisch saß.

Als der Malfoy sich gänzlich von ihr löste und seine Augen der Spur seiner Hände auf ihrem Körper folgten, legte sie ihre Arme um seinen Hals und wollte ihn schon zu sich ziehen, doch ein Finger legte sich auf ihre Lippen und stoppte sie somit in der Bewegung. »Lass mich zuerst spielen«, murmelte er mit einem leichten Lächeln und seine Hände fanden fast automatisch den Weg unter ihren Rock. Sie öffnete leicht ihren Mund, als sie die kühlen Finger, die nun über ihre Schenkel strichen, spürte. Ihr Atem wurde wieder heftiger, was sein Gesicht noch zufriedener wirken ließ.

Quälend langsam strichen seine Hände an den Innenseiten ihrer Schenkel entlang und als sie endlich an der gewünschten Stelle waren, fuhr er dort im selben Tempo fort, sodass sie genervt aufstöhnte. »Malfoy, tu, was du nicht lassen kannst, aber tu es bevor ich einschlafe. Du hast weitaus mehr zu bieten, das weiß ich schon, also halte dich bitte nicht zurück«, sagte sie in kühlem Ton. Wenn er schon spielen wollte, dann sollte er auch die Spielregeln beachten.
 

Er beugte sich vor, sodass sein Gesicht neben dem ihren war. »Ach, du willst, dass ich mich nicht zurückhalte«, flüsterte er und als er ein Nicken ihrerseits vernahm, drang er unerwartet schnell mit zwei Fingern in sie ein. Rose atmete heftig und legte den Kopf in den Nacken. Bei jedem Stoß entwich ihr ein verräterisches Stöhnen und bald hatte er sie genau da, wo er sie haben wollte. Zufrieden betrachtete er ihren leicht bebenden Körper und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, als er wieder Abstand von ihr nahm.

»Vielleicht hat‘s Wood im Quidditch halbwegs drauf, aber wenn es um die Bedürfnisse seiner Freundin geht, scheint er absolut keine Ahnung zu haben, was er tut«, murmelte er gehässig und Rose warf ihm einen bösen Blick zu.
 

Immer, wenn er in ihrer Nähe war, schien sie Christopher zu vergessen. Das tat sie nicht wirklich, aber es war einfacher nicht an ihn zu denken, als sich immer wieder klarmachen zu müssen, wie sie ihn hinterging und belog.

Scorpius bemerkte, dass sie mit sich rang und strich ihr beruhigend über die Wange. »Vielleicht solltest du das beenden«, murmelte er, da er sich nun nicht mehr sicher war, ob er das noch immer tun wollte. Würde er ihrem dämlichen Freund von dieser und der ersten Nacht erzählen, würde sie ihn hassen. In seiner jetzigen Lage war das etwas, was er nicht gerne haben würde.

Die Rothaarige warf ihm einen fragenden Blick zu und er lehnte seine Stirn gegen ihre. »Du bist nicht glücklich damit ihn zu belügen, aber ich werde garantiert nicht mit diesem Spiel aufhören«, erklärte er und ihre Hand legte sich haltsuchend auf seine Schulter.

»Warum nicht?«, sprach sie endlich aus, was sie sich schon die ganze Zeit fragte, nämlich, wieso er sie nicht einfach in Ruhe lassen konnte. »Weil du Besseres haben kannst als einen kleinen Hufflepuff, aber das anscheinend nicht einsehen willst«, erwiderte er schlicht und ließ seine Hand wieder über ihren Oberkörper wandern, sodass sie erneut schneller atmete.
 

»Und dann? Mache ich mit meinem Freund Schluss, damit du mich jederzeit benutzen kannst, wenn deine anderen Bettgeschichten gerade keine Zeit haben?«, fragte sie ruhig. »Du weißt genau, dass es nicht so ist, Rose«, gab der Malfoy von sich und die Rothaarige schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie war es dermaßen leid, ständig über Dinge nachzudenken oder zu reden, die sowieso niemals passieren würden. Als ob er sie jemals als mehr, als eine Trophäe ansehen würde. Als ob da jemals mehr sein konnte.

Sie biss sich auf die Unterlippe, um den plötzlich aufkommenden Schmerz der Erkenntnis zu verdrängen. »Ich dachte du willst nicht so viel reden«, neckte sie dann, als wäre nichts gewesen und ließ ihre Lippen über seine Wange wandern. Sie hatte noch eine kleine Rechnung mit ihm offen und das würde sie sich sicher nicht durch Gefühle oder Schuldzuweisungen versauen lassen...
 

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»Weißt du, mit ihr zu vögeln ist eine Sache, aber ihre Beziehung zu ruinieren ist etwas anderes«, sagte Albus und fuhr sich beiläufig durch die Haare, wie immer. Er hatte sich diese Angewohnheit von James abgeschaut, genauso wie den Kopf immer zu senken, wenn er den Zigarettenrauch langsam ausblies. Generell hatte er viel mehr, als nur das Aussehen von seinem Bruder. Er war noch dazu mindestens genauso hartnäckig und hatte, wenn es um die Familie ging, denselben Beschützerinstinkt. Allein deswegen, konnte er nicht zulassen, dass Scorpius einfach so mit seiner Cousine spielte. Rose verdiente etwas Besseres, wie der Blonde eben betont hatte, als er ihm mitteilte, dass er dafür gesorgt hatte, dass sie mit ihrem Freund Schluss machen würde.

Sein bester Freund sah ihn nicht an, sondern beobachtete nur gelangweilt die vorbeiziehenden Slytherin. »Ich ruiniere ihre Beziehung nicht. Es ist nur gut, dass sie es beendet, wenn sie diesen Kerl nicht genug mag«, sagte er und lehnte sich gegen die Mauer. Der Potter zog wieder an seiner Zigarette. »Gut für wen? Für euch? Damit du sie weiterhin ausnutzen kannst?«, fragte er gelangweilt und als Scorpius nicht antwortete, seufzte er und stieß sich von der Steinwand ab.
 

»Warum tust du das, Scorp? Wieso ausgerechnet Rose, du hast doch genug andere zum ficken«, murmelte der Schwarzhaarige und der Malfoy musterte ihn einen Moment. »Ich schätze, es ist die Versuchung und weil ich einfach so bin«, antwortete er gleichgültig. »So bist du nicht. Zumindest nicht, wenn es um Rose geht. Bis vor zwei Wochen hast du sie noch gehasst, dann hast du plötzlich angefangen sie manchmal komisch anzusehen. Und dann hast du mit ihr gevögelt. Denkst du, du legst sie mal eben so jede Woche flach und das war‘s?«

»Ich sage ja gar nicht, dass sich das öfter wiederholen soll. Ich muss immerhin auch auf meinen Status achten«, murmelte Scorpius und Albus wusste sofort welchen Status sein bester Freund damit meinte. Er hatte noch niemals ein Mädchen zweimal gehabt, es sei denn sie war außergewöhnlich hübsch und nicht nervig. Dann hatte er eine Beziehung mit ihr angefangen.

Dürftig, wenn man bedachte, dass er bisher nur zwei Mal fest mit einem Mädchen zusammen war und es beide Male schön in den Sand gesetzt hatte.
 

»Dein Ruf, ja. Du hast keine zweimal. Also wieso sie?«, fragte der Potter und Scorpius betrachtete ihn ausdruckslos. Das war eine Frage, die er sich selbst auch schon einmal gestellt hatte, auf die er aber immer noch keine Antwort gefunden hatte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch irgendetwas an ihm schien Albus schon die gewünschte Antwort geliefert zu haben. Zumindest hatte er plötzlich diesen Blick drauf, den er immer dann aufsetzte, wenn er etwas herausgefunden hatte. Er ließ die abgebrannte Zigarette achtlos zu Boden fallen.

»Du stehst auf Rosie!«, gab er von sich und Scorpius hob beide Augenbrauen. »Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte der Blonde schnell und wieder strich sich Albus durch die Haare.

»Oh doch, du stehst auf sie! Jetzt macht das alles Sinn!«, sagte er weiter und schien äußerst erfreut über sein gelöstes Rätsel zu sein. »Halt’s Maul, Potter«, antworte sein bester Freund, doch davon ließ sich Albus nicht beeindrucken. Er war es gewohnt, dass sein Kumpel in wirschem Tonfall sprach, wenn ihm etwas nicht passte.

Außerdem war diese Reaktion genau das, was er erwartet hatte. Scorpius hatte zwar behauptet, dass der Potter spinnen würde, aber er hatte es mit keinem Wort abgestritten. Und wieso sonst, sollte er dauernd mit ihr verkehren wollen, sie nicht mehr aus den Augen lassen und sich über das Ende ihrer Beziehung freuen?
 

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Alice ließ sich erschöpft neben ihrer besten Freundin nieder. Sie hatte schon wieder eine nervige Diskussion mit einem Mädchen aus dem sechsten Schuljahr über ihren Vater geführt. Worte konnten gar nicht ausdrücken, wie sehr sie es hasste, immer deswegen dämlich angemacht zu werden.

»Was würdest du sagen, wenn ich dir sagen würde, dass ich Gefühle, für jemand, den ich bisher immer gehasst habe, hätte?«, fragte Rose vollkommen unerwartet und die Longbottom hob eine Augenbraue, als sie die junge Frau neben sich musterte. Als sie den Raum betreten hatte, war ihr gar nicht aufgefallen, wie unglaublich fertig jene aussah. Ihr Haar war leicht zerzaust und unter ihren Augen machten sich leichte Schatten bemerkbar. Alice seufzte leicht.

»Rein hypothetisch?«, fragte sie und hatte sich schon gewundert, wann Rose dieses Thema zum ersten Mal anschneiden würde. »Natürlich«, gab jene zurück und Alice legte ihre Hand auf die ihrer besten Freundin. Sie schien den Halt jetzt besser zu brauchen, als die Braunhaarige es in den letzten Tagen getan hatte.

»Rein theoretisch würde ich sagen, dass ich es toll fände und mich für dich freuen würde. Aber da in der Theorie Scorpius derjenige wäre, würde ich wohl sagen, dass du ziemlich schlimm dran bist«, sagte sie leise und Rose drückte ihre Hand. Noch immer hatte sie ihren Blick geradeaus gegen die Wand gerichtet. »Und wenn ich dir rein hypothetisch sagen würde, dass ich mich heute schon wieder zu so etwas, wie letzten Freitag, hinreißen hab lassen?«, fragte sie weiter und Alice holte tief Luft.

»Ich würde dir dann theoretisch sagen, dass das mit Chris vorbei wäre«, sagte sie und schien damit genau das Thema anzusprechen, welches Rose hören wollte. Jene löste sich in diesem Moment aus ihrer Starre und lehnte den Kopf gegen die Schulter ihrer besten Freundin. »Dann freue ich mich, dass wir dieses Gespräch geführt haben.«
 

Alice schwieg einen Moment und ließ die Worte auf die Weasley wirken. Sie war sich durchaus bewusst gewesen, dass das mit Rose und Scorpius noch lange nicht vorbei war, doch hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so schnell wieder passieren würde.

»Rose?«, fragte ihre beste Freundin und die Rothaarige sah zu ihr. »Ja, Alice?«, fragte sie in vollkommen normalem Tonfall. »Es ist okay, wenn du auf ihn stehst. Das Herz will, was das Herz will«, murmelte sie und gleichzeitig versetzte ihr das auch einen Stich in der Brust. Sie wusste mittlerweile genau, was ihr Herz wollte, auch wenn sich ihr Verstand und alles andere in ihr dagegen entschieden hatten. Selbst jetzt, als sie nicht mehr so oft in James’ Nähe war, sehnte sie sich danach seine Stimme und sein Lachen zu hören. Ihr Herz wollte ihn mehr, denn je.

»Dein Herz auch, das weißt du doch«, gab Rose mit einem Lächeln zurück und wischte sich beiläufig über die Augen. »Mein Herz will seine Ruhe«, antwortete Alice und Rose lehnte ihren Kopf wieder gegen die Schulter ihrer besten Freundin.

Angenommen Menschen könnten sich immer das nehmen, was das Herz in diesem Moment am meisten begehrt, dann wäre rein theoretisch die Welt perfekt. Doch in der Realität würde das Chaos ausbrechen, denn oftmals kann sich ein Herz nicht entscheiden, oder aber, es gibt zwei Herzen, die dasselbe wollen. So etwas nennt man wohl Leben.

Genau. Das war Leben, genauso wie diese Parodie, in der sich Rose gerade befand. Vor drei Monaten hatte sie sich noch gewünscht, wieder einmal einen Freund, oder wenigstens jemand, der sie begehrte, zu haben. Nun hatte sie einen tollen Freund, der sie scheinbar wirklich sehr gerne hatte, nur verlor sie mit jedem Tag ein bisschen Interesse an ihm, weil da noch dieser andere Kerl war. Und dieser Kerl war ausgerechnet auch der, den sie seit Jahren hasste. Oder hatte sie es immer nur vorgegeben, sie war sich mittlerweile nicht mehr sicher.
 

Was sie auf jeden Fall wusste war, dass ihre Gefühle - was auch immer sie waren - nicht bedeutend waren. Sie waren vielleicht wichtig, im Bezug zu ihrer Entscheidung, was sie nun mit ihrer Beziehung tun sollte. Sie waren gut, weil sie nun wusste, was sie die ganze Woche schon versucht hatte rauszufinden - dass sie Christopher sagen musste, dass es vorbei war. Sie waren aufschlussreich im Bezug, auf die Änderungen die nun folgen würden, denn mit diesen Empfindungen Scorpius gegenüber würde so manches komplett anders werden.

Aber keineswegs waren sie wichtig, bezüglich des Verhältnisses der beiden. Scorpius war niemand, mit dem man mal eben eine Beziehung einging und ihr Herz war keines, mit dem man mal eben so spiele, gar war sie eine von denen, die man mal eben so benutzte.
 

Sprich - ihr Herz hatte absolut keine Rechte in diesem Spiel.
 

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Lily schlich sich leise an Louis vorbei, der quer über der Couch lag und öffnete die Tür des Vertrauensschülerraumes. Sie hatte gewusst, dass sie etwas gehört hatte.

»Hugo, was tust du hier? Weißt du, wie spät es ist?«, fragte die Braunhaarige und rieb sich über die Augen. »Ich muss dir etwas sagen, Lily«, murmelte der Weasley und sie musterte ihn eine Sekunde. »Hat das nicht bis morgen Zeit?«, gab sie zur Antwort, als er nicht fortfahren wollte.

»Ich hab schon viel zu lange gewartet«, gestand er ihr und sie legte den Kopf schief. Ihre blauen Augen fixierten seine braunen. »Bist du betrunken?«, kam dann die Frage, die Louis beinahe von der Couch geworfen hätte. Wenn er nicht die ganze Woche damit verbracht hätte, den beiden Tritte in die richtige Richtung zu verpassen, dann würden sie wahrscheinlich immer noch kilometerweit in die Falsche laufen.
 

»Nein, ich meine ja, vielleicht, aber hauptsächlich müde«, gab Hugo zurück und die Potter nickte verstehend. Ihr Blick war besorgt. »Willst du reinkommen, du kannst dich bei uns hinlegen«, bot sie an und er schüttelte hastig den Kopf. Verzweifelt fuhr sich Hugo durch die Haare. »Verdammt Lily, ich will dir hier etwas sagen, also hör mir zu.«

Die Potter lehnte sich an den Türrahmen und sah sich im Gang um, ob ein Lehrer in Sichtweite war. »Schon gut, aber schrei bitte nicht so. Ich will nicht erwischt werden und Louis schläft«, antwortete sie und sah ihm in die Augen.

Er schien einen Moment zu zögern ehe er sich Louis‘ Worte noch einmal in den Kopf rief. Wenn schon ganz. Sieh zu, dass du ihr klar machst, was sie an dir hat und was du empfindest.
 

»Ich liebe dich.«
 

Vielleicht hätte Louis sich deutlicher ausdrücken sollen, als er Hugo ermahnte Lily zwar klarzumachen, was er empfand, aber auf keinen Fall so mit der Tür ins Haus zu fallen. Und vielleicht hätte er Lily genauer erklären müssen, was er meinte, als er sagte, dass sich ab nun alles ändern würde.

was das Herz will

   Ich präsentiere: Lorcan Scamanders erste Auftritte.
 

»Verdammt, Lily, ich will dir hier etwas sagen, also hör mir zu.

Ich liebe dich.«
 

Lily stand mit offenem Mund vor Hugo, der ihr gerade sein Herz offenbart hatte und war unfähig etwas zu sagen oder gar sich zu bewegen. Vermutlich hätte sie dieser Satz nicht einmal verwundert, wenn sie auf Rose und Louis‘ Hinweise bezüglich der Gefühle ihres besten Freundes gehört hätte.

Die Potter blinzelte. »Okay«, sagte sie, noch immer wie betäubt. Auf ihren Lippen lag ein falsches Lächeln, das sie aussehen ließ, als würde sie wissen, was sie wollte. Fast so, als würde sie Frau der Lage und nicht so einfach aus der Fassung zu bringen sein. »Das habe ich nun wirklich nicht erwartet«, fügte sie hinzu und Hugo räusperte sich. »Tut mir leid, dass ich dich so damit überfalle, aber es musste endlich mal gesagt werden«, murmelte er leise. Die Entschlossenheit von eben schien wie weggeblasen zu sein.

Das Mädchen ihm gegenüber lächelte noch einen Moment mild, ehe sie leicht seufzte und den Kopf schief legte. »Und mir tut es leid, dass ich nicht dasselbe erwidern kann«, sagte sie und sofort bereute sie ihre Worte, denn der Gesichtsausdruck ihres Gegenübers wies sie darauf hin, dass ihn ihre Worte verletzt hatten.
 

Sie hasste es, ihn so zu sehen. Es tat ihr selbst weh, den Schmerz in seinen Augen zu sehen, genauso wie das gespielte Lächeln auf seinen Lippen sie ins Wanken brachte. Nichts war Lily mehr zuwider, als wenn einer ihrer besten Freunde litt, schon gar nicht, wenn es so einfach wäre, das Ganze zu bessern. Andererseits - wollte sie ihm das antun?

Auf Hugos Worte einzugehen, würde bedeuten, alles, was sie bisher gefühlt hatte, zu verwerfen. Sie müsste die komischen Gefühle in Louis‘ Gegenwart verdrängen und sich immer wieder vorhalten, dass das vielleicht gar nicht das war, was sie wollte.

Natürlich musste man, selbst als seine beste Freundin, irgendwann einmal darüber nachdenken, wie gut der blonde Weasley aussah und mit welch einem Charme er die Herzen der Mädchen gewann, doch dann musste man auch daran denken, wie Hugo es immer wieder schaffte, alle zum Lachen zu bringen und die ausgelassenste Seite aus ihnen herauszuholen. Das war vielleicht weit besser, als ein Kerl, der sie nur als seine beste Freundin, die ihm Tipps zum Mädchen aufreißen geben musste, ansah.

Noch dazu musste es doch irgendetwas bedeuten, dass ihr Herz höher geschlagen hatte, als Hugo diese drei besonderen Worte ausgesprochen hatte. Er war der erste, der es jemals zu ihr gesagt hatte und vielleicht war er auch genau das, was sie wollte.
 

Immer wieder halten Louis‘ Worte in ihrem Kopf wieder.

»Gib dem eine Chance, Lil. Ich finde, ihr wärt ein großartiges Paar.«
 

Ja, sie wären vermutlich wirklich ein gutes Paar, denn sie kannten sich seitdem sie klein waren und wussten so gut wie alles übereinander. Hugo war ein wichtiger Teil ihres Lebens, so wie Louis. Dass sie einem von beiden mehr Gefühle entgegenbrachte war offensichtlich, doch mittlerweile wusste sie nicht einmal mehr genau, ob diese Gefühle wirklich dem Blonden galten.

»Aber«, setzte sie an, als sie bemerkte, dass Hugo sie noch immer schweigend musterte, »Wir können mal versuchen was daraus wird.« Lily schenkte ihrem Cousin ein Lächeln, der nun fragend eine Augenbraue hob. Sie sah ihn abschätzend an und musste wieder einmal feststellen, dass auch er eigentlich nicht schlecht aussah. Es waren allein Louis‘ Veela-Gene, die gerade ihn all die Herzen brechen ließ.

»Zusammen?«, fragte er und Lily lachte leise, was ihm gefiel. Sie legte den Kopf schief und strich sich durch ihr braunes Haar. »Ja, zusammen, Hugo«, murmelte sie und als er begriff, was sie ihm damit sagen wollte, lächelte er ebenfalls.
 

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Albus seufzte schwer. Tage wie dieser nervten ihn immer von früh morgens bis spät abends, weil sie so vollkommen sinnlos waren. Man stand auf, ging zum langweiligen Unterricht und sollte dann eigentlich langweilige Hausarbeiten erledigen, wenn man nicht - wie er und seine besten Freunde - immer jemand fand, der einem alles erledigte. Gegen zehn Uhr sollte man sich in seinem eigenem Zimmer vorfinden, das er für gewöhnlich um halb elf wieder verließ, um mit Freunden, oder irgendwelchen Mädchen seine Nächte zu verbringen. Bis auf die meist recht amüsanten Abende war der ganze Tag total banal und unwichtig, als könnte man ihn ohne Nebenwirkungen aus dem Leben streichen.

Der Meinung schien auch Lorcan Scamander, einer von Albus‘ besten Freunden zu sein. Für ihn ereignete sich an solch einem Tag genauso wenig, außer vielleicht, dass er irgendwann in eine heftige Meinungsverschiedenheit mit seinem Zwillingsbruder aus Hufflepuff geriet. Leider waren selbst diese Diskussionen mittlerweile schon so abgekaut, dass Albus getrost darauf verzichten konnte.

Neben den beiden jungen Männern befand sich noch Dominique am Tisch, die selbst an solch einem langweiligen Tag schon wieder viel zu viel zu reden hatte. Im Gegensatz zu ihm schien das Lorcan aber nicht sonderlich zu stören. Die beiden waren seit Kindestagen die besten Freunde und Albus glaubte, dass sich der Scamander schon jeglichen Blödsinn ohne eine einzige Nörgelei angehört hatte. Bewundernswert in seinen Augen.
 

»Ich meine, was glaubt der Kerl denn? Dass ich nichts Besseres zu tun habe, als eine scheiß Strafarbeit in Kräuterkunde zu schreiben? Das ist doch lächerlich!«, beklagte sich die Blonde und Lorcan nickte verstehend. Der Potter verdrehte die Augen und hätte beinahe gesagt, dass es gut war, solange sie nur etwas zu meckern hatte, doch dann fiel ihm ein, dass sie dann wahrscheinlich über ihn meckern würde. Die Sache mit Dominique war nämlich die, dass egal wie verfallen sie ihm doch war, so war er sich sicher, dass sie ihm jederzeit eines mit ihrem Zauberstab überziehen würde, oder ihn gekonnt verfluchen würde, wenn er einmal etwas Falsches sagen würde. Sie hatte eine sehr komplexe Persönlichkeit, die einer der Gründe dafür war, wieso Albus keine feste Freundin haben wollte.

»Ich unterbreche dich nur sehr ungern«, murmelte er und wusste, dass das nicht stimmte. Er mochte sie viel lieber, wenn sie schwieg. »Aber hast du Melinda nicht mitten im Unterricht verhext?«, fragte er und legte den Kopf leicht schief als Dominique ihn missbilligend musterte. »Ich habe ihr lediglich gezeigt, wie der Zauber für ihr grauenvolles Make-Up richtig funktioniert«, sagte sie und fuhr sich arrogant durchs Haar. Albus hingegen stöhnte nur genervt auf und bewunderte wieder einmal die Gelassenheit seines Freundes, der der Weasley immer zustimmte.
 

»Ach und da ist ja auch seine ach-so-tolle Tochter«, fuhr Dominique fort und Albus drehte sich zu Alice um. Jene blieb bei dieser Aussage stehen und wandte sich zu dem kleinen Tisch um. »Weißt du eigentlich, dass dein Vater ganz schön bescheuert ist?«, fragte die Blonde und die Gryffindor hob eine Augenbraue. »Du kennst meinen Vater? Ich dachte, du schläfst die meiste Zeit in seinem Unterricht«, erwiderte sie gespielt entsetzt und auf Albus‘ Lippen legte sich ein leichtes Lächeln. Lorcan hüstelte leicht, als Dominique noch eines draufsetzte. »So wie der Rest der Klasse, weil dein lieber Daddy einfach unfähig ist zu unterrichten. Ist ja total langweilig, was der da von sich gibt«, sagte die Slytherin und Alice wandte ihren Blick von der Veela ab.

»Schon klar, dass du das nicht verstehst, wo du doch nichts weiter als Klamotten und Make-Up im Kopf hast, aber es gibt durchaus auch Leute, die sich für Kräuterkunde interessieren«, sprach sie ruhig und beherrscht.

Von Rose wusste Albus, dass die Longbottom oft mit Kritik an ihrem Vater zu tun hatte und von ihr selbst wusste er, dass sie es verabscheute und gerne jeden verfluchen würde, der sich ein Urteilt erlaubte.
 

»Wie diese Leute aussehen sieht man ja an dir«, sagte die Blonde und ließ ihren Blick an Alice auf und ab gleiten. Der Potter ihr gegenüber hob eine Augenbraue und tat es ihr gleich. Man konnte Dominique vieles anrechnen, aber gute Argumentation war definitiv keine ihrer positiven Eigenschaften, denn Alice war alles andere als ein Kräutekundefreak. Solche waren normalerweise ständig mit Büchern unterwegs und eben diese typischen Streber, wie man sie unter den Hufflepuffs oft fand. Er warf seinem Freund einen vieldeutigen Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte und sich dann wieder der Blonden neben ihm zuwandte.

»Ach, ich hab ganz vergessen, dass du Leute ja nach Status und Aussehen beurteilst«, murmelte Alice und ihr Blick lag ungewöhnlich lange auf Albus. »Nun, dann ist es logisch, dass ich deine nichtssagende Familie genauso wenig, wie dich billigen Weasleyanhängsel leiden kann«, sagte die Blonde wieder in arrogantem Tonfall und ihre Gegenüber lachte leise auf. »Mit billig kennst du dich ja am besten aus«, sprach sie andächtig und wieder konnte Albus nicht anders, als zu lächeln. Die Longbottom erwiderte das Grinsen leicht, was Dominique leise Zischen ließ.
 

»Jetzt hör mal zu, du Möchtegern-Streberin. Jeder in Slytherin hasst deinen Vater. Er ist ein grauenvoller Lehrer und noch dazu ein Schlappschwanz von einem ehemaligen Gryffindor. Da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, ist es wohl besser, wenn du zu deinem Trottel von Vater zurückgehst und dich dort irgendwie verkriechst. Vielleicht gibt er Gryffindor ja ein paar Zusatzpunkte, das habt ihr ja wirklich nötig - «

»Dominique!« Sowohl die Angesprochene, als auch Alice sahen den Potter verwundert an. Seine Stimme klang bedrohlich und rau, wie Lorcan es eigentlich nur von ihm kannte, wenn man ihn bis aufs Äußerste gereizt hatte. »Es reicht, kapiert?«, sprach er in forschem Ton weiter. »Neville Longbottom ist ein sehr guter Freund meines Vaters und auch gut mit deinem Vater befreundet. Wo bleibt nur dein Respekt? Außerdem ist er ein guter Lehrer, auch wenn dir sein Fach nicht liegt, also hör auf dich hier so aufzuspielen und lass die Kleine zufrieden«, fuhr der Schwarzhaarige fort und der Mund der Blonden öffnete sich leicht, schloss sich jedoch, als ihr klar wurde, dass das nicht der richtige Moment war, um zu protestieren. Longbottom konnte sie sich auch nachher noch zur Brust nehmen und dann würde sie ihr klarmachen, dass man sie nicht beleidigte,, Albus keine zweideutigen Blicke zuwarf und schon gar nicht mitten in einer Diskussion mit ihr verschwand, nur weil der Potter sich zu einer Verteidigung herabließ.
 

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»Chris, ich denke wir müssen reden.« Die Worte verließen nur schwer den Mund der rothaarigen Weasley. Sie wusste genau, was sie ihm sagen wollte und es brach ihr das Herz, vielleicht noch mehr, als es seins brechen würde. Aber sie konnte und wollte dieses Spiel nicht weiterführen. Natürlich hatte sie sich gesagt, dass sie ihn niemals wieder betrügen wurde, doch da es schon zweimal geschehen war, empfand sie es als falsch, weiter zu machen, als wäre nichts gewesen.

»Ich weiß. Du willst mit mir Schluss machen«, hörte sie seine müde Stimme. Beinahe hätte Rose sich an dem tiefen Atemzug, den sie eben genommen hatte, verschluckt. Sie hustete leicht. »Wie kommst du darauf?«, fragte sie und nun endlich wandte sich der Wood ihr zu. Sein Blick glich seinem Tonfall, was ihn ziemlich gelangweilt erschienen ließ. »Ich bin nicht blind, Rose. Ich sehe durchaus, wie Scorpius dich ansieht. Und genau denselben Blick schenkst du ihm auch. Sei nicht so naiv, sondern sieh endlich ein, dass er auf dich steht und du mit der größten Wahrscheinlichkeit auch auf ihn«, erklärte er mit fester Stimme. Rose hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief. Sie hatte durchaus seltsame Gefühle für den Slytherin entwickelt, doch das war neu und konnte unmöglich offensichtlich sein.
 

»Ich stehe doch nicht auf Malfoy«, protestierte die Weasley und nun war es an Christopher skeptisch eine Augenbraue zu heben, ehe er leise lachte. »Ihr seid die einzigen beiden Menschen in Hogwarts, die das noch nicht begriffen haben«, murmelte er belustigt. Er hatte den ganzen gestrigen Abend damit verbracht, sich einzureden, dass ein glatter Bruch das Beste für ihn war. Allein deswegen versuchte er gerade alles ins Lächerliche zu ziehen. Es erschien ihm logischer und einfacher zu sagen, dass keiner von ihnen wirklich Schuld hatte. Rose wollte sich ihren Gefühlen nicht bewusst werden und er wurde schon oft genug gewarnt.

»Aber so ist das nicht«, murmelte die Rothaarige und als er ihren traurigen Blick sah seufzte er und erhob sich. Langsam schritt er auf sie zu und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie war wirklich schön. Zu schade nur, dass sie niemals ganz ihm gehören würde. Noch schlimmer war, dass der Kerl, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, ein komplettes Arschloch war.
 

»Du musste das nicht abstreiten, es ist okay«, sagte er und legte ihr eine Hand auf die Wange. Ihr Blick war noch immer traurig. »Wie sagt Alice immer - das Herz will, was das Herz will«, murmelte er gegen ihre Stirn und küsste sie dann sanft.

Er war sich nicht mehr hundertprozentig sicher, ob er mit seiner Vermutung zu ihren Gefühlen vollkommen richtig lag, doch er wusste, dass etwas zwischen ihnen stand und bevor das nicht geklärt war, durfte er sich nicht vollkommen auf sie einlassen.

Was er mit vollkommener Sicherheit wusste, war, dass für wen auch immer sie sich entscheiden würde, er demjenigen das Leben zur Hölle machen würde, wenn er ihr Schmerzen bereiten würde. In dieser Hinsicht durfte man ihn nicht unterschätzen, nur weil er ein Hufflepuff war.
 

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Dominique betrachtete den See vor sich und seufzte leicht. Die Umgebung um sie herum strahlte eine Ruhe aus, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Sie fühlte sich damit frei und entspannt. Die Füße der Blonden bewegten sich leicht im Wasser, während der Wind ihre Haare sanft durcheinander brachte. Auf den ersten Blick schien sie vollkommen zufrieden zu sein, doch Lorcan kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich gerade selbst quälte.

»Was tust du dir nur an?«, fragte er leise, als er sich neben sie fallen ließ. Überrascht hob die Veela ihren Kopf und stellte mit einer gewissen Erleichterung fest, dass es nur ihr bester Freund war. Sie wollte nicht schon wieder mit Albus streiten müssen.

»Hm?«, erwiderte sie leise und bemerkte den ernsten Gesichtsausdruck des Scamanders. »Wieso läufst du Albus nach, wenn du doch weißt, dass er dich nicht liebt?«, fragte er und seine Stimme klang besorgt, wie sie es schon lange nicht mehr gehört hatte. Zumindest nicht von irgendjemand anderem, denn sonst würde nie ein Slytherin ohne Grund besorgt sein. Allein Lorcan fragte sie immer wieder, wieso sie sich nicht einfach von ihrem Cousin abwandte und sich einen der tausend anderen Typ, die alle bereit zu einer richtigen Beziehung mit ihr waren, nahm.
 

»Weil ich ihn liebe und ich mir sicher bin, dass er auch bald einsieht, dass er mich auch liebt«, sagte Dominique im gewohnt kühlen Ton. Würde er sie nicht in und auswendig kennen, dann würde ihm dieser Tonfall vielleicht nicht so zusagen. Doch mittlerweile wusste er, dass sie sich die slytherintypischen Eigenschaften von Albus und Scorpius abgeschaut hatte. Gemeinheiten ihrerseits waren also nichts Neues für ihn.

»Wieso liebst du ihn?«, fragte der Braunhaarige und die Frau neben ihm rutschte ein Stück weiter nach hinten und schloss erschöpft ihre Augen. Er quälte sie beinahe jeden Tag mit denselben Fragen.

»Hast du schon wieder Fragestunde?«, fragte sie zynisch mit einem Hauch von Vergnügen in der Stimme und als er nicht antwortete, fuhr sie fort, »Einfach, weil ich ihn ewig kenne und ihm vertraue. Er ist immer da gewesen.«

Lorcan verschränkte seine Arme auf seinen angezogenen Knien. »Es gibt viele Menschen, die immer für dich da sind. Du musst einfach nur die Augen aufmachen und aufhören zu denken, er wäre die einzige Möglichkeit. Da draußen gibt es auch noch solche, die dich nicht nur benutzen«, oder eben solche, die nicht nebenbei auch noch mit Alice Longbottom rummachen, fügte der Slytherin in Gedanken hinzu.
 

»So ist er nicht«, sagte die Blonde leise und er fragte sich, ob sie von dem Kuss wusste und sich deswegen im Unterricht dermaßen daneben benommen hatte. Aber wahrscheinlich hätte sie noch Schlimmeres gesagt, wenn sie es gewusst hätte, also wollte er darüber schweigen.

»Ich kenne ihn, er ist immerhin einer meiner besten Freunde«, sagte er dann. Sie verdrehte ihre blauen Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Lorcan«, begann sie, doch er seufzte nur. Wenn sie begann über die Gründe für Albus Potter zu sprechen und dann in einer endlosen Schwärmerei abdrifften würde, würde er wahrscheinlich wieder einmal einfach nur daneben sitzen und sich wünschen, dass sie über jemand anderen, als einen seiner besten Freunde, sprechen würde, damit er denjenigen auch mal schlecht machen konnte.

»Ich will einfach nicht, dass du verletzt wirst«, sagte er, um dieses mühsame Thema abzuschließen und drückte sie leicht an sich. Die Blonde lächelte leicht. Sie war froh so einen besten Freund zu haben, doch konnte auch er nichts dagegen tun, dass ihr Herz ausgerechnet den Einen wollte, der sie nicht auf dieselbe Art zu mögen schien.

»Dafür ist es sowieso schon zu spät«, sagte Dominique und schloss ihre Augen, um den ruhigen Moment auszukosten.
 

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Alice beobachtete ihre beste Freundin schon eine ganze Weile und legte nun den Kopf schief, um sicher zu gehen, dass sie nichts übersehen hatte. »Ich hasse sie wirklich«, sagte die Braunhaarige und ihre Freundin schenkte ihr einen kurzen Blick, ehe sie verstehend nickte. Doch sie verstand nicht, das wusste die Longbottom genau. »Rose, hast du mir zugehört?«, fragte sie und lehnte sich auf ihrem Bett zurück. »Du hattest Stress mit Dominique und seltsamerweise hat dich Albus verteidigt«, sagte sie und stützte ihr Kinn dann auf ihre Handfläche. »Erzähl es mir«, sagte Alice schlicht. Es war nicht nötig, dass ihre beste Freundin erwähnte, dass es ihr schlecht ging, sie hatte das auch so sofort erkannt. Die Rothaarige seufzte leicht und presste ihre Augen dann fest zu, um erneut festzustellen, dass das alles kein böser Traum war.

Außer ihnen war keiner im Schlafraum, was dieses Gespräch leichter machen würde. Ungefähr so leicht, wie jenes vor einer Woche, als sie sich eingestanden hatte, dass sie Gefühle für diesen bescheuerten Slytherin hatte.
 

»Chris und ich haben Schluss gemacht, weil er der Meinung ist, ich stehe auf Scorpius«, sagte sie und Alice öffnete ihren Mund leicht, um etwas zu sagen, doch kein Wort wollte zu dieser Situation passen. »Ist schon gut, Rosie«, murmelte die Braunhaarige, nachdem sie unzählige Sekunden einfach nur so durch die Gegend gestarrt hatte. Ihr Tonfall hatte etwas Beruhigendes und in gewisser Weise war es genau das, was die Rothaarige hören wollte. »Nein, nichts ist gut, Alice«, sagte sie und fuhr sich über die Augen. »Es war gut, als ich diesen tollen Freund hatte und alles perfekt lief. Aber nein, ich muss mir ja einbilden irgendetwas von Scorpius Malfoy zu wollen und mich auch noch von ihm dazu verleiten lassen, meinen Freund zu betrügen. Absolut gar nichts ist gut daran, dass das jetzt vorbei ist, weil ich nicht einmal weiß, was ich für diesen Vollidiot von Slytherin empfinde. Was ist, wenn das falsch war?«, fragte sie und Alice seufzte leicht. »Es war nicht falsch, wenn du es in dem Moment für richtig empfunden hast. Rose, das ist kein Spiel, das weißt du. Du kannst dich nicht dazu zwingen mit Chris zusammen zu sein und dir einreden, Gefühle für ihn zu haben, nur, weil es einfacher mit ihm wäre«, meinte die Longbottom und Rose ließ sich ebenfalls zurück aufs Bett fallen.
 

»Wann sind unsere Leben so kompliziert geworden?«, fragte sie und entlockte ihrer Freundin damit ein erheitertes Lachen. »Meines macht gerade nur eine schwere Phase durch und du machst es dir kompliziert, indem du auf jemand wie Malfoy stehst«, antwortete die Angesprochene und Rose ließ ihren Blick gedankenverloren aus dem Fenster wandern. »Aber, wir bleiben die besten Freunde, selbst, wenn ich auf so einen idiotischen Slytherin stehe, nicht wahr?«, fragte sie und Alice wandte sich ihr zu. »Selbst, wenn du beschließt morgen mit ihm durchzubrennen, bin ich noch deine beste Freundin. So etwas hält ewig«, sagte sie und Rose lachte leicht. »Und, wenn du morgen vorhast, Albus statt James zu heiraten, dann unterstütze ich das auch«, murmelte die Rothaarige und sah ihre beste Freundin an, die ihr nun einen skeptischen Blick zuwarf. »Rose?«, fragte sie in rauem Ton und Angesprochene bemerkte, dass sie einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Die Longbottom hasste Anspielungen dieser Art, besonders, wenn der Name Albus darin vorkam. Kein Wunder, dass Rose sich jeden Tag aufs Neue fragen musste, wieso, bei Merlins Bart, sich ausgerechnet die beiden geküsst hatten.

»Ja?«, fragte die Weasley und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war unglaublich, wie Alice es immer wieder schaffte, sie aufzuheitern und auf andere Gedanken zu bringen. »Halt einfach die Klappe«, sagte sie bestimmt und stimmte nach einem kurzen Moment in das Lächeln ihrer Freundin ein.
 

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»Ich bin mit Lily zusammen«, sagte Hugo, als sein Freund sich dem Bibliothekstisch an dem er saß, zuwandte. Louis hob beide Augenbrauen. Eigentlich sollte ihm dieser Satz eine gewisse Genugtuung verschaffen. Er sollte ihm Freude bereiten, denn immerhin hatte er einen großen Teil dazu beigetragen. Wieso also fühlten sich diese Worte aus dem Mund des anderen Weasleys so komisch an?

»Gratuliere, Mann. War ja auch echt mal Zeit, dass sie es einsieht«, antwortete der Blonde, als er bemerkte, dass sein Gegenüber auf eine Antwort wartete. Jener schlug nun sein Buch zu und legte es auf den anderen Stoß auf seinem Tisch. »Ja, kann sein. Im Sinne unserer Freundschaft würde ich dich gern um etwas bitten«, murmelte er und fuhr sich durch sein braunes Haar. Louis hob erneut eine Augenbraue. Es hieß meist nichts Gutes, wenn sein bester Freund diesen Tonfall anschlug.

»Klar, was gibt’s denn?«, fragte er und in seiner Stimme schwang ein Hauch des Misstrauens mit. »Halt dich bitte eine Zeit lang von Lily fern«, antwortete der andere Weasley mit klarer Stimme.
 

Louis musterte seinen besten Freund. Er versuchte irgendetwas, was auf einen Witz hindeutete, festzustellen, doch da war nichts. Dieser schlechte Scherz schien durch und durch ernst gemeint zu sein. Der Blonde blinzelte. »Wieso?« Nun klang seine Stimme etwas gereizt und Hugo glaubte, nur zu gut nachvollziehen zu können, warum. »Wegen des Kusses«, erklärte er und legte den Kopf leicht schief. Louis atmete tief durch.

»Sie hat es dir also erzählt«, murmelte er. Eigentlich hatte er es ja vermutet, aber mit Sicherheit hatte er es nicht erwartet. Es war immer eine unausgesprochene Regel gewesen, dass solche Dinge unter ihnen blieben. Hugo nickte stumm und der Blonde fuhr sich nun ebenfalls durchs Haar. »Das hatte nichts zu bedeuten. Außerdem ist sie jetzt deine Freundin«, meinte er, als er endlich die passenden Worte gefunden hatte.
 

»Bitte, Louis. Um unserer Freundschaft Willen«, meinte der Weasley und Angesprochener seufzte leise. »Ich weiß nicht, ob ich das kann. Sie ist meine beste Freundin«, erwiderte er. Es war schon schlimm genug einen Tag lang nicht mit Lily reden zu können, aber das hier, das könnte sich monatelang hinausziehen.

»Es wäre nicht für lange und auch nicht ganz. Ich will nur nicht, dass sie unsicher wird oder dergleichen. Zumindest wäre mir wohler bei dem Gedanken, wenn ihr vorerst nicht mehr so viel Zeit alleine verbringen würdet«, erklärte der Braunhaarige und als Louis leicht nickte, entspannte sich sein Körper ein wenig.

»Okay, ich versuche es, aber wenn sie mich braucht, bin ich für sie da«, stellte er klar und Hugo lächelte. »Mehr kann ich nicht verlangen, danke. Du bist wirklich der beste Kumpel, den man haben kann.« Er erhob sich von dem kleinen Tisch. »Sehen wir uns dann auf den Ländereien?«, fragte Hugo und Louis nickte schnell. Mit trüben Blick beobachtete er, wie sein bester Freund die Bibliothek verließ und plötzlich wusste er, dass er Recht gehabt hatte, als er am Vortag zu seiner besten Freundin sagte, dass sich nun alles ändern würde.
 

Leider würde es auch einiges geben, was sich nicht zu seiner, oder Lilys, gar Hugos, Zufriedenheit ändern würde.
 

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Rose atmete tief durch, ehe sie das Passwort zum Schulsprecherraum sagte und durch die kleine Tür trat. Natürlich war Scorpius schon anwesend, denn bekanntlich befand er sich nur hier, wenn sie ihn nicht sehen oder brauchen konnte. »Ah, du lässt dich auch mal wieder blicken...«, murmelte er und sie verdrehte die Augen. Normalerweise war sie es immer, die die ganze Schulsprecherarbeit allein machte, deswegen verbrachte sie die meiste Zeit hier. Sie konnte nicht gerade sagen, dass sie erfreut darüber war, wenn er sich ebenfalls dazu entschloss, einmal wieder so zu tun, als wäre er ein verantwortungsbewusster Schulsprecher, aber selbst damit hatte sie sich mittlerweile abgefunden.

Was ihr weniger gefiel und ihr mehr Kopfschmerzen bereitete, waren diese komischen Musterungen, die sie ihm immer wieder zuwarf, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Wäre er nicht so ignorant, wäre ihm wohl schon längst aufgefallen, dass sie ihn viel zu oft einfach nur anstarrte wie eine Blöde. »Was willst du, Malfoy?«, fragte sie und wandte den Blick von ihm ab. Dennoch hörte sie das Grinsen in seiner Stimme, als er sich räusperte und heiser zu sprechen begann. »Eine Entschädigung dafür, dass ich heute all den lahmen Schulsprecherkram machen musste, weil du ja scheinbar zu beschäftigt warst.«

Sie war wahrlich zu beschäftigt gewesen. Zuerst hatte sie mit ihrem Freund Schluss gemacht, dann hatte sie begonnen das Ganze zu bereuen und war hin und her gerissen. Den Nachmittag hatte sie damit verbracht, über die Ländereien zu spazieren und sich vom kalten Wind lähmen zu lassen. Aber geweint hatte sie nicht, denn das hatte sie noch nie wegen eines Kerls.
 

»Du willst also eine Belohnung dafür, dass du deinen Job gemacht hast?«, fragte sie, hob eine Augenbraue und sah ihn zweifelnd an. Ihre innere Unruhe konnte er nicht einmal erahnen, so gut war sie in diesem Schauspiel. Selbst Alice hatte sie vorhin etwas vorgemacht, als sie gesagt hatte, dass alles in Ordnung war. Natürlich hatte sie die Trennung ihres Freundes ihr gegenüber erwähnt, doch Scorpius würde sie diese Genugtuung nicht bieten.

»Wenn du es so sagst, klingt es, als wäre ich ein fauler Idiot«, sprach jener und Rose lachte leise. »Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen«, gab sie amüsiert zurück und ließ sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder.

»Heute besonders gut drauf? Wie läuft‘s denn mit Wood?«, fragte er und diesmal war sie es, die den gut verborgenen Aufruhr in seinem Inneren nicht in Erwägung ziehen konnte. »Nicht, dass es dich etwas angeht, Malfoy, aber es läuft bestens«, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es zu lügen, aber sie wusste auch, dass er gewinnen würde, wenn sie nun gestand, dass sie wegen ihm mit ihrem Freund schlussgemacht hatte.

Und dieses Spiel durfte er nicht gewinnen!
 

»Fantastisch. Aber macht er auch die Dinge mit dir, die ich mit dir gemacht habe? Oder bringt er dich zu denselben entzückten Tönen?«, fragte der Malfoy selbstgefällig und Rose hob abschätzend eine Augenbraue. »Weißt du, in letzter Zeit lassen deine Sprüche echt nach«, sagte sie und lachte wieder, sodass er seine braunen Augen verdrehte und sie sich für ihre Gedanken hassen musste. Sie stand auf dieses Braun. Es war nicht Haselnuss, aber auch nicht Rehbraun, sondern eine Mischung. Wenn sie längere Zeit in seine Augen sah, wusste sie, warum selbst die stolzeste Gryffindor Marlene Jordan immer wieder bestätigte, dass man darin versinken konnte.

»Du willst doch nur nicht zugeben, dass er’s nicht bringt«, sagte der Slytherin. Rose seufzte angestrengt und stützte ihr Kinn auf ihre Handfläche. »Selbst wenn ich zugeben würde, dass er es nicht bringt - was nicht stimmt -, dann würde das noch lange nicht heißen, dass ich wieder so dumm sein und auf dich reinfallen werde«, sagte sie und in ihrer Stimme klang so viel Arroganz mit, dass er wieder dachte, er spräche mit einer Slytherin.
 

»Wir werden sehen«, sagte er und lächelte ihr zu, als er auf dem Schreibtisch ihr gegenüber Platz nahm. Sein Blick ließ sie darauf schließen, dass das Spiel, welches sie als beendet ansah, für ihn gerade erst begonnen hatte.
 

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Angespannt ließ sich Lorcan gegenüber der Weasley fallen. Sie lächelte sanft und strich ihm ganz beiläufig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Abends war von der perfekt gestylten Frisur immer wenig übrig, das kannte sie von sich selbst auch ein bisschen. Natürlich konnte man dennoch sagen, dass Dominique abends in seinen Augen genauso bildschön, wie den ganzen restlichen Tag über war. Er seufzte.

»Lysander hat sich über dein Verhalten im Unterricht bei mir beschwert. Er findet das unerhört«, sagte der Scamander und ahmte im letzten Satz die Stimme seines Bruders nach. Dominique lächelte leicht. In seiner Gegenwart war es einfach, sie selbst zu sein. Sie musste sich nicht verstellen und konnte jegliche Fassaden unberücksichtigt lassen. Wenn sie allein mit Lorcan war, war sie weder das Flittchen, noch die Veela, sondern einfach nur Dominique Weasley.

»Albus hat so etwas ähnliches gesagt«, murmelte sie und das leichte Lächeln verschwand von seinen Lippen. Wahrscheinlich wusste er gar nicht, dass er einer der wenigen war, der sie immer zum Lachen bringen konnte und der es mit einem einzelnen Lächeln schaffte, ihre Welt besser aussehen zu lassen. Der Tag war für sie nicht derselbe, wenn sie sich nicht abends mit ihrem besten Freund zusammensetzen konnte und für den Moment die Möglichkeit hatte, alles zu vergessen.
 

»Hast du schon mal daran gedacht, jemand anderen in Betracht zu ziehen?«, fragte er leise. Er wollte die Stimmung nicht wieder so versauen, wie heute Nachmittag am See. Das Thema war viel zu heikel, als dass man es einfach so beiseitelegen konnte. Und doch musste er es wissen. Wenn es auch nur irgendeine Chance gäbe, dass ihr Herz von dem Potter loskommen konnte, dann würde er jene ohne Rücksicht auf Verluste ergreifen. Er hatte schon zu lange gewartet. »Denkst du etwa, das Warten macht mir Spaß?«, fragte die Blonde und es klang fast so, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Dann such dir jemand anderen«, sagte er knapp und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Du hast scheinbar noch nie richtig geliebt, Lorcan«, kam es leise von der Weasley und der Scamander seufzte leicht. Sie hatte absolut keine Ahnung und das war das Schlimmste daran. Nicht, dass er Albus oder sonst einem Freund etwas vormachen musste, sondern die Tatsache, dass er ihr nicht die Wahrheit sagen konnte. Und das obwohl sie alles miteinander teilten.

»Oh doch, ich weiß genau wie es ist, jemand nicht zu bekommen, den man von ganzem Herzen will«, erwiderte er und schenkte sich etwas von der Flasche Feuerwhiskey in sein Glas ein. Dominique legte ihren Kopf schief. »Ach ja? Du kannst doch jede haben«, antwortete sie und ihre Augenbrauen schoben sich nach oben. »Du doch auch«, er lächelte leicht, »Und trotzdem will dein dummes Herz genau den, der sich dir verwehrt.« Lorcan trank von dem Whiskey. Er half immer unglaublich gut einen kühlen Kopf in ihrer Nähe zu bewahren. »Er wird es einsehen. So wie sie auch einsehen wird, dass du der Richtige bist«, behauptete die Blonde und ihr Gegenüber verdrehte die Augen.
 

»Das bezweifle ich«, murmelte er und schenkte ihr ebenfalls etwas vom Alkohol ein. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, dass beide bekamen, was sie gerade in diesem Moment wollten. Entweder ihr Herz siegte, oder seines. Dass dabei irgendjemand nicht genau das bekommt, was er will, war ihm klar, doch bei einem Spiel wie der Liebe, musste man das wohl in Kauf nehmen.
 

Was das Herz will, bekommt es auch. Daran führt kein Weg vorbei.

bedeutsame Küsse

Theresa strich sich schnell durchs Haar, was sie eigentlich nur tat, wenn sie wütend war. Und nun in diesem Moment war sie mehr als nur wütend. Ihr bester Spieler - sie gab generell selbst in Gedanken nur ungern zu, dass Hugo Weasley der beste Quidditchtreiber ihrer Generation war - flog in hohem Bogen über alle Bälle hinweg und schien noch nicht realisiert zu haben, wozu er eigentlich auf dem Spielfeld war. Wie nicht anders zu erwarten passten sich alle anderen Trottel ihrem Anführer an und so kam es, dass beinah die ganze Mannschaft oben flog, während die Klatscher zwischen ihnen durchsausten, der Quaffel nur unbeachtet hin und her gepasst wurde, der Hüter gelangweilt auf seinem Besen hing und der Schnatz unbewegt weiter unten schwebte.

Conrad Dustin hätte also ein leichtes Spiel gehabt, wenn er sich den Schnatz schnappen hätte wollen, doch hatte auch er anscheinend keine Notiz davon genommen, dass es sich hier um ein echtes Training handelte. Eben solch eines, das zur Verbesserung der Fähigkeiten dienen sollte. Wobei Theresa auch zugeben musste, dass es bei vielen so war, dass sie keine Fähigkeiten verbessern konnten, da sie keine wirklichen hatten.
 

Neben ihr gab es noch zwei weitere Jäger - Eric Cowan und John Smith. Smith war ein wirklich guter Spieler, doch er würde sich niemals verbessern können, weil er zu sehr von sich selbst überzeugt war und Cowan war nicht fähig einen Ball zu fangen, ohne fast vom Besen zu fallen. Die beiden Treiber waren Weasley und Nick Boyle, wobei ihr schon oft gesagt wurde, dass Boyle hauptsächlich Klatscher in ihrer Nähe abwehrte, wenn er sie nicht gerade anschmachtete. Der Hüter Leslie Grey hatte beim Training die banalste Aufgabe und schwang immer zu nur auf seinem Besen hin und her, um sich ein bisschen zu beschäftigen. Immerhin konnte man sagen, dass er im Spiel fähig war, so gut wie jedes Mal den Quaffel vom Tor wegzubewegen. Der schon erwähnte Sucher Dustin war neben Weasley und Smith einer der besten Spieler, doch meist brauchte er beim Training einige Zeit, um zu kapieren, dass seine einzige Aufgabe das Fangen des Schnatzes war.

Wenn man es also so betrachtete, war es eigentlich verwunderlich, dass Gryffindor beinahe jedes Jahr den Pokal gewonnen hatte...
 

Theresa seufzte und drückte ihre Handfläche an die Stirn, ehe sie einen Haufen von Pergamenten in die Hand nahm und so ihrem Team zur Landung deutete.

»Weasley, was zur Hölle ist los mit dir? Du fliegst wie eine Pfeife!«, sagte sie und noch bevor der Braunhaarige antworten konnte, lachte Boyle neben ihr. Angestrengt wandte sie ihm ihren Kopf zu, musterte ihn kurz und hob auffordernd beide Augenbrauen, als er keinen Ton mehr von sich gab. »Das liegt bestimmt daran, dass er in Gedanken bei seiner süßen Potter ist«, meldete sich John Smith und die Bell wandte sich wieder dem Angesprochenen zu und sah ihn scharf an. Hugo starrte unentwegt in eine andere Richtung und murmelte etwas von einem sarkastischen Dank an seinen Teamkollegen. Die Blonde seufzte.

»Sehr schön, dass du dich mit dem Feind verbrüderst. Vielleicht kannst du beim Zusatztraining deine Gedanken aufs Feld richten«, sagte sie dann weiter und erneut strich sie sich durchs Haar. Dustin und einige andere Spieler traten einen Schritt zurück, doch wie immer ließ sich Hugo nicht von seinem hübschen Kapitän einschüchtern. »Schon wieder? Das ist doch nicht normal«, behauptete er und erinnerte sich an seine Verabredung mit Lily, die er nach dem Training hatte. Die konnte er nun wohl glatt vergessen.

»Wenn man so fliegt wie du schon. Ich will keine Pfeifen im Team haben, also fang schon mal an dir einen guten Trainingsplan zu überlegen«, meinte die Blonde und in Gedanken berichtigte sie sich selbst. Hugo Weasley war der einzige vernünftige Spieler, der nicht nur so wie Smith wegen der Mädchen Quidditch spielte, sondern, weil er es wirklich mochte. Er war ihr bester Spieler und das wurmte sie zunehmend, weil sein Charakter gar nicht einmal so erfreulich war, wie seine Flugtechnik. Weasley war einer der streichfreudigsten und damit irgendwie auch anstrengendsten Personen im Team.
 

»Merlin, mit dir macht Quidditch echt keinen Spaß!«, sagte der Weasley und zog sich seinen Trainingsumhang aus. »Es ist wirklich unerhört, dass Weasley sich mit dem Feind verbrüdert!«, hörte die Blonde eine ihr nur allzu bekannte Stimme neben sich und musste nicht von ihren Pergamenten aufsehen, um zu wissen, dass Hugo seinen vermeidlichen Freund mit strafenden Blicken ansah. »Klappe, Smith. Sonst kannst du ihm gleich Gesellschaft leisten, beim Zusatztraining«, sagte sie und sofort trat der Angesprochene zurück und tat, als würde er sich mit einem der anderen Spieler unterhalten. Sie sah ein leichtes Lächeln auf Hugos Gesicht.

»Bell, du brauchst dringend mal wieder Sex. Dann wärst du vielleicht nicht immer so angespannt«, sagte Hugo und wieder einmal stand das halbe Team nur mit offenem Mund da. Theresa seufzte angestrengt. »Das hat dir glatt noch zwei Wochen Zusatz eingebracht«, murmelte sie und lächelte ihn provokant an.

Hugo zuckte mit den Schultern. »Kannst wohl wirklich nicht genug von mir bekommen«, antwortete er gelassen und einer der Jungs hinter ihm kicherte. Sie warf jenem einen scharfen Blick zu und deutete ihnen zum Quidditchturm zu gehen. »Drei Wochen. Und keine Wiederworte, sonst werden es noch mehr«, sagte sie, als wollte sie beweisen, dass sie am längeren Hebel saß. Tatsächlich waren die Streitereien mit Weasley in letzter Zeit zu einem unterhaltsamen Punkt auf der Trainingstagesordnung geworden.

»Das war es absolut wert«, lachte der Braunhaarige und Theresa hob beide Augenbrauen. Er wollte also weiter spielen. Gut, das konnte er haben.
 

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Lily Potter war nicht nur eines der pfiffigsten Mädchen in Hinsicht ihrer Streichaktivitäten und ihren ausgezeichneten Quidditchplänen, sondern hatte auch noch das Glück, die gute Menschenkenntnis ihrer Mutter geerbt zu haben. Sie wusste auf den ersten Blick, wem sie vertrauen konnte und wem man auf keinen Fall Verantwortung geben durfte. Allein deswegen hatte sie Louis letztes Jahr zu seiner Beraterin gemacht und bat sie nun immer um ihr Wissen in Sachen Quidditch und Co. Immerhin hatten ihre Eltern beide für ein Team gespielt und flogen auch jetzt noch hervorragende Rennen gegen Onkel Ron, was ihr ebenfalls einen guten Ruf als Flugkünstlerin eingebracht hatte. Wie auch einst der berühmte Harry Potter war Lily die Sucherin, die so gut wie jedes Mal den Schnatz fangen konnte. Sie machte das Team perfekt und trieb es an die Spitze. Einzig und allein Gryffindor konnte Ravenclaw dieses Jahr wieder einmal gefährlich werden, obgleich ihr großer Bruder nicht mehr Kapitän war.

Die Treffen mit ihrem Mannschaftskapitän und die Beratungen hatten sie in den letzten Monaten hauptsächlich dazu verwendet, sich eine gute Taktik gegen Theresa Bell auszudenken, die nicht nur eine hervorragende Jägerin, sondern auch noch ein sehr guter Kapitän war. Nur allzu gerne würde sie jetzt im Vertrauensschülerraum sitzen und mit Louis zusammen eine Strategie entwickeln, die Ravenclaw gerecht wurde, doch leider war ihr bester Freund kaum mehr einen Moment allein aufzufinden, seitdem sie mit Hugo zusammen war.
 

»Gehst du mir aus dem Weg?«, fragte sie deswegen einfach so heraus, als sie ihren besten Freund im Gemeinschaftsraum sitzen sah. Sie fühlte sich unwohl dabei, nicht zu wissen, wieso er sie mied und noch unangenehmer war es ihr, dass er scheinbar über eine Antwort nachdachte. Natürlich ließ sich die sonst so lockere Potter ihr Unbehagen nicht anmerken und lächelte leicht, als Louis sie endlich ansah. Er erwiderte das Lächeln, aber nur für einen Moment und auch nur schwach, als würde er darauf bedacht sein, nicht zu freundlich und auch nicht zu gestellt zu wirken. Dummerweise vergaß er wieder einmal, wie gut sie ihn doch kannte.

»Nein, ich hatte nur sehr viel zu tun«, sagte der Blonde und sie seufzte leise, als sie sich neben ihm auf dem Sofa niederließ. Er legte den Kopf schief und musterte sie einen Moment, als sie gerade nicht darauf achtete. Sie sah etwas mitgenommen aus, was ihn überraschte. Hugo hätte ihm doch bestimmt heute Morgen, oder sonst wann, erzählt, wenn etwas zwischen ihnen vorgefallen wäre. »Du bist ein schlechter Lügner, Louis Weasley«, sagte die Potter und er zuckte leicht mit den Schultern, als er sich wieder seinem Buch zuwandte. Lily wusste ganz genau, dass er sich nicht wirklich damit beschäftigte, denn er hatte die Phantastischen Tierwesen schon einige Male gelesen. Sie schenkte ihm einen erwartungsvollen Blick, der seine Wirkung nicht zu verfehlen schien. Angespannt legte der Blonde sein Buch beiseite und sah Lily mit einem andächtigen Blick an.
 

»Tut mir leid, aber Hugo meinte, dass es wahrscheinlich besser so wäre, am Anfang eurer Beziehung«, murmelte er dann und das Mädchen neben ihm hob ungläubig eine Augenbraue. Darauf hätte sie eigentlich von selbst kommen können, immerhin hatte Louis massenhaft Zeit für alle anderen, nur für sie nicht. Die Befürchtung ihr bester Freund wäre sauer auf sie, war wohl doch größer, als irgendeine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen. »Unsere Beziehung läuft ja nun schon eineinhalb Wochen, also kann man sagen, den Anfang haben wir hinter uns«, murmelte Lily und strich sich durch ihr Haar. »Ich will einfach nicht, dass Hugo irgendwelche Zweifel hat«, behauptete Louis und wusste, dass das nicht der ganzen Wahrheit entsprach. Er wollte sich von ihr fernhalten, weil er ihre Beziehung mit Hugo plötzlich nicht mehr so gut fand. »Gibt es denn einen Grund, wieso er Zweifel haben sollte?«, fragte sie und er bemerkte selbst, dass er zu lange über die Antwort nachdachte. »Nein, natürlich nicht!«, kam es dann schnell von dem Blonden und er seufzte leicht, als sie ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte. Sie hatte die Nähe zu ihm wirklich vermisst.

»Dann sehe ich keinen Grund, wieso ich nicht Zeit mit meinem besten Freund verbringen sollte. Und mit Zeit meine ich mehr als Vertrauensschülerrundgänge und Quidditch«, sprach sie leise und der Weasley wandte sich wieder seinem Buch zu.
 

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Rose hasste es, wenn sie beobachtet wurde. Sie hasste das Gefühl, wenn jemand sie ansah, ohne, dass er mit ihr sprach, ebenso, wie sie es hasste, dass sie die Gedanken des anderen in solchen Momenten nicht kannte. Das dadurch ausgelöste Unbehagen brachte sie dazu, dass sie zum dritten Mal denselben Satz auf ihrem Pergament schreiben wollte und inzwischen absolut keine Ahnung mehr hatte, was sie noch vor wenigen Minuten über Gedächtniszauber nachgeschlagen hatte.

»Was ist?«, fragte sie, ohne aufzusehen, und seufzte leicht über ihre Selbstbeherrschung, die scheinbar nicht vorhanden war. Der Slytherin ihr Gegenüber sah sie nun noch immer forschend an, sodass sie ihre Feder beiseitelegte und ihren Kopf auf ihre Handfläche stützte. Erwartungsvoll sahen ihn ihre blauen Augen an.

»Nichts, ich frage mich nur schon die ganze Woche, wieso du kaum noch Zeit mit Wood verbringst«, murmelte Scorpius und verhakte seine Finger ineinander. Sie blinzelte kurz, um nicht zu viel an ihren Ex-Freund und dessen Worte denken zu müssen. Angespannt atmete sie tief durch.
 

Dem Malfoy blieb das alles natürlich nicht verborgen. Er wusste nicht genau, was zwischen ihr und ihrem dämlichen Hufflepuff vorgefallen war, doch scheinbar vermieden sie es, sich in der Öffentlichkeit zusammen sehen zu lassen. Nicht einmal Albus hatte eine Erklärung dafür.

»Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, sagte Rose und der Blonde lächelte leicht, als er bemerkte, dass wieder einmal alles beim Alten war. Sie sträubte sich nach wie vor dagegen, nett zu ihm zu sein und versteckte ihre wahren Gefühle hinter dem distanzierten Blick. Mittlerweile kannte er sie jedoch gut genug, um sagen zu können, wenn sie ihre eigentlichen Empfindungen außen vor ließ. »Probleme im Paradies?«, fragte der Slytherin. Allein der Gedanken daran, den Quidditchidiot vielleicht nicht mehr so oft sehen zu müssen, bereitet ihm unglaubliche Freude.

»Das würde dich auch nichts angehen, Malfoy«, antwortete die Weasley und sofort verschwand das Lächeln auf den Lippen ihres Gegenübers. Geschmeidig setzte er sich auf und legte seine verschränkten Hände auf den Schreibtisch. Sein Gesichtsausdruck war wie immer wissend und arrogant. »Spiel ruhig weiter die Unterkühlte, kauft dir sowieso keiner ab«, gab er in rauem Tonfall zurück und sie seufzte leise. Rose war sich durchaus bewusst, dass er manche Gefühle schon von ihrem Gesicht ablesen konnte, egal, wie ausdruckslos es auch war. Eine Tatsache, die ihr zunehmend missfiel.
 

»Hast du keinen anderen zum nerven?«, fragte sie nach kurzem Schweigen und strich sich eine lästige Haarsträhne aus dem Gesicht. »Danke, dass du mich daran erinnerst. Ich hätte beinahe das Treffen mit meiner Freundin vergessen«, murmelte er und beobachtete ihre Reaktion, doch obwohl seine braunen Augen sie eingehend musterten, konnte er nicht sehen, wie sich ihr Körper leicht anspannte. Für einen Moment war es so, als würde sie nicht wissen, wo sie war. Es dauert einige Sekunden, die ihr wie eine endlose Ewigkeit vorkam, bis sie sich wieder gefangen hatte und zufrieden tiefer in ihrem Stuhl sank, weil er scheinbar nichts bemerkt hatte. »Richte ihr mein herzliches Beileid aus, dass sie scheinbar nichts besseres bekommt«, antwortete sie und entlockte dem Slytherin damit ein gehässiges Lächeln.

»Wenigstens hat sie keine Angst davor, sich mit mir in der Öffentlichkeit sehen zu lassen«, gab er arrogant von sich und Rose hätte sich beinahe beim Atmen verschluckt. Wenn er wüsste, wie es wirklich um sie und Christopher stand und wieso - ach, das würde er ihr sowieso nicht glauben.

»Wieso rede ich überhaupt noch mit dir?«, fragte sie und versuchte die Antwort, welche ihr Unterbewusstsein ihr lieferte, zu ignorieren. Eben jenes war nämlich zu dem Entschluss gekommen, dass sie entweder wirklich auf Malfoy stand - was sie die ganze Woche und auch sonst immer verleugnete - oder einfach nur gerne mit irgendjemandem stritt.

»Ich weiß nicht, aber ich wäre auch sehr froh, wenn ich deine Stimme nicht mehr hören müsste«, antwortete Scorpius und fuhr sich durchs Haar, wie er es meist tat, wenn er vor Selbstsicherheit nur so strotzte. Nein, sie stand nicht auf ihn, denn er widerte sie an. Vergessen war das Gespräch mit Alice in der vergangenen Woche, in der es darum ging, dass sie vielleicht Gefühle für ihn hatte. Die zwei Male, die sie sich ihm hingegeben hatte, waren aus ihrem Gedächtnis verbannt worden und würden wohl auch nicht so bald wieder bedeutend sein.

»Schön«, sagte sie und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. Der Malfoy warf ihr noch einen abschätzenden Blick zu, ehe er leicht lachte und sich dann aus dem Schulsprecherraum verzog.
 

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Alice seufzte leise und rutschte auf ihrem Bett hin und her. »Rose hat vielleicht noch zu tun, schau doch mal, ob sie im Schulsprecherraum ist«, murmelte sie und sah den Potter an, der sich auf dem Bett seiner Cousine niedergelassen hatte. Er wartete nun schon zehn Minuten schweigend dort und immer wieder hatte sie seinen Blick auf ihr gespürt. »Stört es dich so sehr, wenn ich einfach nur hier sitze?«, fragte Albus und ließ seine Füße hin und her baumeln. Wenn er nicht diesen gehässigen Blick, oder das schadenfrohe Grinsen drauf hatte, erinnerte er sie wieder an den kleinen Jungen, den sie einst gekannt und auch irgendwie gemocht hatte. Zumindest, bis er anfing sie zu beleidigen und über ihre Figur herzuziehen.

»Nimm‘s nicht persönlich, aber das hier ist der Gryffindorschlafsaal der Mädchen. Du verstehst, wenn ich dich hier schnell raushaben will?«, gab sie zurück und strich sich ihre Haare hinter die Schulter. »Wenn du dir Sorgen wegen irgendwelcher Gerüchte machst - lass es, das glaubt sowieso keiner«, sagte er und deutete dabei abschätzend auf sie. Die Longbottom verengte ihre Augen und wandte dann ihren Blick von ihm ab.

Wenn sie so miteinander sprachen, vergaß er beinahe den Kuss, der vor einiger Zeit zwischen ihnen stattgefunden hatte und es kam ihm so vor, als würden sie sich nach wie vor immerzu bekriegen. Aber dem war nicht mehr so. Seitdem er sie auf der Party geküsst hatte, konnte er nicht aufhören sich Gedanken darüber zu machen. Vielleicht, weil diese kurze Geste viel besser war, als er vermutet hatte, vielleicht aber auch, weil er sie in den letzten Wochen wirklich gesehen hatte. Nicht nur das taffe Mädchen, das ihn in der zweiten Klasse verhext hatte, weil er ihre Frisur mit der eines Pudels verglichen hatte, sondern auch die hübsche junge Frau, die sich viel zu viel um die Gerüchte und das Gerede der Leute scherte.

Die Nachwirkungen dieses Kusses gingen so weit, dass er sich in einem Moment der Schwäche - Alkohol minus Sex ergeben komische Gedanken - sogar vorgestellt hatte, wie es sein würde, eine vollkommen ehrliche, treue Beziehung mit ihr zu führen. Das war seltsam, denn eigentlich konnte er sie gar nicht ausstehen.
 

»Potter, verschwinde, bitte«, sagte Alice und ließ sich wieder auf ihrem Bett ihm gegenüber nieder. »Wenn du mich schon so nett fragst, lautet meine Antwort selbstverständlich - nein«, antwortet er und grinste sie an. »Idiot, Rose kann noch ewig weg sein und so lange ertrag ich dich hier nicht«, sagte sie in rauem Tonfall. »Ach komm schon, tief in deinem Inneren magst du mich doch«, neckte der Angesprochene und Alice setzte sich langsam auf. »Tief in meinem Inneren verabscheue ich dich noch mehr, als es nach außen hin scheint. Versteh mich nicht falsch, ich bin dir dankbar dafür, dass du meinen Vater gegen dein blondes Flittchen verteidigt hast, aber das ist auch schon alles. Das macht uns nicht zu Freunden, oder was auch immer du nun denkst«, gab sie von sich und strich sich ihr braunes Haar zu Recht. »Ich dachte immer, Gryffindors wären alle nett. Du bist wohl die Ausnahme von diesem Klischee«, sagte er und sie legte ihren Kopf leicht schief. »Leider kann ich das von dir und dem Klischee, alle Slytherins wären hirnlose Idioten, nicht sagen«, meinte die Braunhaarige scharf und er lachte leicht.

Unglaublich, dass sie sich in der Gegenwart von anderen vollkommen anders benahm. Sogar, wenn er irgendetwas Bescheuertes sagte, ignorierte sie das gänzlich und rastete dann dafür aus, wenn sie unter sich, oder wenigstens nur unter ihren engsten Freunden waren. Es war als hätte sie zwei Persönlichkeiten - die reizende Alice und die Albus-hassende Alice.
 

»Wieso kann ich nicht einfach hier warten?«, fragte er dann weiter und sah, dass ihr Widerstand langsam einbrach. Eigentlich interessierte es sie sehr, sehr, sehr, sehr, und so weiter, wenig, was der Slytherin tat, solange sie nur ihre Ruhe hatte und bloß nicht daran erinnert wurde, dass er ebenfalls anwesend war.

»Kannst du, wenn du die Klappe hältst«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein kleines Kind. »Meinetwegen«, erwiderte er und starrte aus dem Fenster. »Fein«, murmelte sie noch, wahrscheinlich einfach, weil sie immer das letzte Wort haben musste. Sie griff nach ihrem Buch und zog den Vorhang ihres Bettes vor, als würde sie verdrängen wollen, dass er existierte.

Merlin, wie ihn diese Frau nervte. Unglaublich, dass er die ganzen letzten Tage, unzählige Sekunden, mit Gedanken an sie verschwendet hatte. Ausgerechnet er, der so gut wie jede - ja, sogar die Schönste der Schule - haben konnte.

Warum war er also noch hier? Ach ja, weil ein Kuss - möge er noch so simpel und ungeplant sein - immer eine Bedeutung hatte.
 

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Als Hugo das Feld betrat, sah er Theresa schon auf der Tribüne sitzen. Sie sah anders aus, was vermutlich auch daran lag, dass sie Alltagsklamotten trug und entspannt wirkte. Sie hatte ihr Kinn auf ihre Handflächen gelegt, während sie ihre Ellbogen auf ihren Knien abstützte.

»Muss ich mir Sorgen machen, dass deine Beziehung unser Teamspiel gefährdet?«, fragte sie, als er direkt vor der Tribüne stand. Sie sprach ungewohnt ruhig mit ihm. »Wo ist dein Besen?«, stellte er ihr die Gegenfrage und bemerkte auch, dass sie ihre Trainingsunterlagen nicht dabei hatte. »Ich dachte, da du sowieso nur rennen wirst, kann ich den auch weglassen«, neckte sie ihn und er erwiderte ihr müdes Lächeln.

»Du meinst also, ob ich noch genauso brutal gegen Lily vorgehe wie früher, als sie nur meine beste Freundin war?«, ging er auf ihre Frage von vorhin ein und trat auf die Tribüne, um sich neben sie zu setzen. Es war ungewöhnlich mit ihr zu sprechen, als wäre sie eine Freundin. Positiv ungewöhnlich, musste er zugeben. Sonst hatte er nur Louis und Rose um über ernste Themen zu sprechen, und die fragten nie, ob seine Beziehung vielleicht sein Quidditchspiel beeinflussen würde.

»Du hast das Zeug es einmal weit im Quidditch zu bringen, vielleicht spielst du sogar in einer Nationalmannschaft«, antwortete die junge Frau neben ihm und Hugo schenkte ihr dafür einen entsetzten Blick. »Merlin, Bell. War das eben ein Kompliment?«, hakte er nach und sie lachte leise. Es klang angenehm warm. Er wusste genau, wenn sie in der Gegenwart des gesamten Teams jemals so lachen würde, würden alle um Zusatztraining betteln. »Die Sache ist die - weder heute noch sonst irgendwann dürfen dir dabei persönliche Gefühle im Weg stehen«, sagte sie mit fester Stimme. Da war wieder der Kapitän, den er kannte. Stolz, eigensinnig und bestimmend. »Ich kann aber nicht verdrängen, dass meine Gegner meine besten Freunde sind«, sagte er und brach damit die wichtigste Regel, die Smith ihm für sein Zusatztraining aufgestellt hatte - bloß nicht wiedersprechen, denn sonst würde er ewig Zusatztraining schieben müssen.

Aber was wusste Smith schon - der Typ versuchte immerhin schon seit dem dritten Jahr bei Theresa zu landen und hatte bisher nicht mehr als einen müden Blick dafür kassiert.
 

»Solltest du aber. Sobald du auf diesen Besen steigst und für mein Team spielst, muss dir alles andere egal sein«, warf die Bell ein und der Weasley legte seinen Kopf schief. »Du machst zu viel Wind um das alles«, meinte er gelassen und sie seufzte angestrengt. »Nein, du machst zu wenig darum, Weasley. Quidditch ist mir scheinbar wichtiger, als euch allen zusammen«, behauptete die junge Frau.

»Das kannst du nicht wissen. Nur weil dein Vater für die Appleby Arrows spielt, heißt das nicht, dass du mehr Bezug dazu hast«, antwortete der Braunhaarige. Obwohl es vielleicht so war, dass ihr Quidditch mehr bedeutete, als es den meisten im Team wert war, hätte er das jetzt ungern zugegeben. Sie brachte ihn dazu immer Kontra zu geben und alles um ihn herum schien vergessen zu sein, sobald er mit ihr diskutierte. Sogar die Verabredung mit Lily, die er absagen musste, obwohl er eigentlich einige Dinge in ihrer Beziehung klären musste.

»Dann beweis, dass es dir genauso wichtig ist, ungeachtet dessen, wer dein Gegner ist«, sagte sie und er seufzte leicht. »Ich kann nur sagen, dass ich mein Bestes gebe. Wenn das nicht genug ist, haben wir das Spiel sowieso schon verloren«, murmelte er und lehnte sich gegen die Bank hinter ihm. »Zum Glück hast du noch genug Zusatztrainingsstunden, in denen du dein Bestes auch wirklich gut machen kannst«, meinte sie und lachte, als sie seinen angewiderten Gesichtsausdruck sah. Sie lachen zu hören, war ungewöhnlicher, als so mit ihr zu sprechen und doch gefiel es ihm irgendwie. Es war immerhin besser als sie mit ausdrucksloser Miene zu sehen.
 

»Du kannst nicht mehr sagen, dass du mich schlecht findest. Ich hab das Zeug irgendwann mal in einer Nationalmannschaft zu spielen, hast du selbst gesagt!«, meinte er zufrieden und die Blonde legte ihren Kopf schief. »Mit meiner Hilfe«, begann sie und beugte sich zu ihm hinüber, »kannst du der weltbeste Quidditchspieler werden.« Hugo grinste amüsiert. »Nur keine falsche Bescheidenheit, Bell«, sagte er und sie erwiderte sein Grinsen. »Ich hab gehört Potter wartet noch auf dich«, sagte sie beiläufig und lehnte sich ebenfalls zurück. »Eifersüchtig?«, kam es prompt von dem Weasley und im ersten Moment bereute er seine Aussage, doch als er sah, dass ihr Gesicht noch immer aufs Spielfeld gerichtet war, atmete er tief durch. Bells Reaktionen waren undurchschaubar. »Davon träumst du«, antwortete sie und schon hatte er eine Bestätigung seiner gedanklichen Behauptung. »Immer doch, Bell«, meinte er und zwinkerte ihr zu, als sie ihn ansah.
 

»Du kannst gehen, Weasley«, sagte sie und der Braunhaarige hob eine Augenbraue. »Und das Training?«, fragte er, unsicher, ob sie das nun ernst meinte. »Du hast sowieso noch oft genug Zusatztraining. Außerdem hast du das nur, weil du nie deinen Mund halten kannst und nicht, weil du schlecht bist. Sonst wärst du wahrscheinlich der Einzige, der keines hätte«, erklärte die Blonde und wandte ihren Blick wieder aufs Spielfeld. »Vielleicht bist du doch nicht so übel, wie ich dachte«, murmelte er und sie lachte leise auf. »Geh besser, Weasley, bevor ich es mir anders überlege«, meinte sie und Hugo grinste sie unvermittelt an. »Bin schon weg. Und - danke, Bell«, meinte er und hob zum Abschied die Hand.

Vielleicht war sie sogar besser, als er jemals geahnt hatte...
 

-
 

In Slytherin lernt man von früh morgens bis spät abends trinken zu können. Scorpius‘ Mutter würde wahrscheinlich einen Anfall bekommen, wenn sie herausfinden würde, dass er die Schule schwänzte um sich mit seinen besten Freunden zu betrinken. Sein Vater hingegen würde ihm unauffällig klarmachen, dass es ihm egal war, was er tat, solange er den Familiennamen nicht zu sehr beschmutzte.

Immer noch war dem Blonden vollkommen schleierhaft, wie sich zwei Menschen, die so grundverschieden waren und so differenzierte Meinungen über das Leben hatten, so viel füreinander empfinden konnten. Er hatte nie daran gezweifelt, dass seine Eltern sich trotz der Uneinigkeiten liebten und doch hatte er sich bisher niemals vorstellen können, jemand der so wenig mit ihm gemeinsam hatte, mögen zu können. Bis er Rose Weasley traf. Das einzige Mädchen, das ihm nicht sofort nachgelaufen war - was ihm anfangs auch ganz egal war. Später wurde sie zu einer Art Faszination, weil sie scheinbar niemals irgendwelche Sympathie für ihn entwickeln würde. Nicht, nachdem er im ersten Jahr ihren Kater verhext hatte, weil jener über seinen Besen hergefallen war. Er hatte nie verstanden, wieso sie so sauer war - dieses kratzbürstige Tier war eine Gefahr für alle Schüler gewesen, sie hätte ihm dankbar sein sollen.

Da sie das aber natürlich nicht war, brach ein Kleinkrieg zwischen ihnen aus. Es ging um Noten, ums Fliegen, darum, einen höheren Status im Schülerrat zu bekommen und endete damit, dass sie beide Schulsprecher wurden und jeden Tag endlose Stunden miteinander verbringen mussten. Stunden, die es ihm unmöglich machten, sich zu konzentrieren, weil dieses kleine unscheinbare Mädchen zu einer recht attraktiven Frau geworden war und sich nicht im Klaren war, was dies für eine Reaktion in den meisten seiner Mitschüler auslöste.
 

All diese Gedanken, die er in letzter Zeit an sie verschwendete, und der damit zusammenhängende Reiz sie wieder einmal dazu zu bringen, seinen Namen zu stöhnen, brachten ihn dazu angestrengt zu seufzten und seinen besten Freunden einen abschätzenden Blick zuzuwerfen. »Nott nervt mich«, sprach der Blonde in ruhigem Ton und Albus lachte leise, über diese Wendung. Vor wenigen Stunden hatte er die beiden noch zusammen in einer Nische gesehen, ebenso wie die Tage zuvor. »Wieso? El ist klasse«, sagte Lorcan, der neben Albus auf der Couch saß und auf sein halbleeres Glas starrte. Scorpius schien wieder einmal der einzige zu sein, der wusste, woran sein Kumpel gerade dachte und es würde seinem besten Freund vielleicht gar nicht mal so gefallen.

»Sie ist zu besonnen. Keine Slytherin ist so einfach«, erklärte der Malfoy und der Braunhaarige starrte ihn einen Moment an. »Alter, sie ist perfekt. Sie hat unsere Wertvorstellungen, sie ist Slytherin, verrückt nach dir und sie nervt nicht«, berichtigte ihn der Scamander und Albus neben ihm lachte leise. »Aber sie ist nicht launisch, sie widerspricht nie und sie würde zu gut ins Familienbild passen«, sagte er und Lorcan grinste ebenfalls. »Meine Mutter passt auch nicht ins Familienbild«, sagte der Blonde und wieder umspielte ein Lächeln die Lippen des Potters. »Deswegen hat sich dein Vater doch erst für sie interessiert. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.«
 

»Soll heißen?«, fragte Scorpius und lehnte sich gelangweilt in seinem Sessel zurück. »Eleanor ist dir zu perfekt. Amanda ist dir zu nervig. Du suchst jemand, der nicht nur deiner Meinung ist, jemand zum Streiten und auch jemand, der keine Angst hat, dir seine wahre Meinung zu sagen«, sagte der Potter und schmunzelte. Sein bester Freund wusste genau, worauf der Schwarzhaarige hinauswollte. »Potter, es dreht sich nicht alles nur um Weasley«, sagte er wohlwissend, dass sein bester Freund eine Liaison mit seiner Cousine und ihm gutheißen würde. »Lorcan, habe ich etwa Rose erwähnt?«, fragte Albus und wandte sich kurz an seinen anderen Freund, der ein recht skeptisches Gesicht aufgelegt hatte. Er wusste ja, dass da etwas zwischen Rose und Scorpius gelaufen war, doch dass es scheinbar wichtig genug war, um es auch anzusprechen, hatte er nicht geglaubt. »Nicht, das ich wüsste«, murmelte er daraufhin und Albus grinste seinen besten Freund an.

»Sehr witzig«, entgegnete jener und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Ich habe recht, oder? Rosie hat dich um ihren kleinen Finger gewickelt«, behauptete sein Gegenüber und der Blonde verdrehte seine Augen. »Es hat nichts mit ihr zu tun. Es ist dieser Reiz. Dieses dämliche heiß und kalt Spiel, welches ihr äußerste Freunde zu bereiten scheint«, erklärte er und Lorcan nahm einen großen Schluck seines Feuerwhiskeys. »Und deswegen vögelst du jetzt mal wieder mit Eleanor? Um nicht nochmal über sie herzufallen?« fragte er und die beiden tauschten einen vielsagenden Blick aus. Außer Scorpius wusste nur Lysander von Lorcans Gefühlen für seine beste Freundin und seinen Ablenkungen in Form von Sex mit irgendwelchen unbedeutenden Mädchen. Albus schien das Ganze nicht in den Sinn zu kommen.

»Das und weil sie verdammt gut darin ist«, murmelte der Blonde und erhob das Glas, um auf seinen neuen-alten Fang zu prosten. Es war wirklich einfach sich mit ihr abzulenken, zumindest bis er sich endlich eingestanden hatte, dass es mehr als nur die Faszination war, die ihn an Rose reizte.
 

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Hugo ließ sich neben seiner Freundin nieder, lächelte leicht und küsste sie dann. Immer noch empfand Lily das als äußerst ungewöhnlich, doch sie sagte sich selbst, dass sich das bestimmt bald ändern würde. Es war ja nicht so, dass der Braunhaarige kein Talent zum Küssen hatte, es fehlte einfach das gewohnte Gefühl. Zum einen, dieser Reiz des Verbotenen, den sie bei Louis verspürt hatte und zum anderen, das Gefühl der Erleichterung, dass sie bei ihrem ersten Freund Henry jedes Mal empfunden hatte. Wenn Hugo seine kühlen Lippen auf ihre legte, war es, als wäre sie taub.

Der Kuss dauerte nur einen Moment, dann war alles wieder vorbei und die Potter konnte nicht sagen, dass sie unglücklich darüber war. Sie war immer noch sauer auf ihren Freund, weil der ihrem gemeinsamen besten Freund verboten hatte, mit ihr zu sprechen und wenn Hugo so ein zufriedenes Gesicht machte, schaffte er es leider immer wieder, ihre Gedanken abzulenken. »Hast du Louis gesagt, er soll mir aus dem Weg gehen?«, fragte die Braunhaarige deswegen gerade heraus und verzog den Mund, als ihr Freund sie unwissend ansah. Sie konnte nicht einmal mehr beurteilen, ob er log, oder nicht, bei all diesen komischen Gefühlen. »Was?«, gab er von sich und starrte sie noch immer mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Na, ob du meintest, dass er sich am Anfang von mir fernhalten soll«, erläuterte sie ihre Frage und Hugo rutschte ein Stück von ihr weg, sodass sie besser in seine Augen sehen konnte.
 

»Ja«, erwiderte er knapp und Lily war für einen Moment sprachlos. Sie hatte eher damit gerechnet, dass er es abstreiten würde, oder eine Ausrede dafür finden würde. Zumindest bestätigte das, dass Hugo immer für eine Überraschung gut war. »Wieso?«, erkundigte sie sich und fuhr sich aufgewühlt durchs Haar. »Weil ihr euch geküsst habt«, antwortete der Weasley wieder schlicht. Es war irgendwie süß, dass er eifersüchtig war, aber dann auch irgendwie dämlich. Er konnte nicht erwarten, dass sie sich von Louis fernhielt. Sie hatte ihn jeden einzelnen Tag so vermisst, dass sie beinahe dachte, sie wäre krank. Nicht mit ihm reden zu dürfen, war, als würde man ihr die Möglichkeit zu atmen nehmen. Und sie hatte absolut keine Ahnung, was diese Gefühle zu bedeuten hatten.

»Das hatte keine Bedeutung«, murmelte sie und plötzlich kam ihr diese Floskel, mit der sie ihre Beziehung zu Hugo rechtfertigte so falsch vor. »Ein Kuss hat immer eine Bedeutung, Lils«, sagte ihr Nachbar, fast, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Sein Blick war trüb, als wären seine Gedanken irgendwo ganz anders.
 

»Hugo, Louis ist ein wichtiger Teil meines Lebens und ich kann und werde ihn nicht für dich aufgeben.« Ihre Stimme klang schuldbewusst, was ihm im Nachhinein leid tat. Er wollte Lily nie vor eine Wahl stellen - vielleicht auch, weil er tief in seinem Inneren wusste, dass er sie verlieren würde. Vielleicht war sie mit ihm zusammen, aber ihr Herz gehörte nicht ihm. Der Rausch ihrer ersten Tage war verflogen gewesen, als er es bemerkt hatte. Sie hatte so unglücklich gewirkt und auch, wenn sie es nicht aussprach, wusste er, dass es an Louis lag.

»Das verlange ich auch nicht«, sagte er ruhig. Seine beherrschte Stimme ließ nicht auf seine innere Unruhe schließen. »Aber du willst, dass er sich fernhält«, murmelte die Potter und lehnte sich in das Sofa zurück. »Nur, bis ich mir sicher bin, dass du es auch ernst meinst«, erklärte Hugo und sie schenkte ihm einen nüchternen Blick, der so viel mehr sagen konnte, als Worte beschrieben. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, als sie den Blick wieder von ihm abwandte. »Ich wäre nicht hier, wenn ich es nicht auch so meinen würde«, sagte sie mehr zu sich selbst.

Es war wieder eine Floskel gewesen. Lily wusste nicht, ob es so war. Fakt war nur, sie war hier und das musste doch irgendetwas bedeuten, oder? Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Er wollte sie glücklich machen. Wieso also, fühlte sie sich so leer, wenn sie bei ihm war?

»Nehmen wir mal an, Louis hätte dich nach dem Kuss gefragt, ob du mit ihm zusammen sein wollen würdest. Wärst du dann auch hier?«, fragte Hugo und brach damit alle Regeln, die er sich selbst vorgeschrieben hatte, nämlich weder nach ihren Gefühlen für Louis, noch nach dem Kuss zu fragen.
 

»Aber das hat er nicht«, sagte die Braunhaarige und sah ihren Freund unsicher an. »Verstehe. Dann bin ich also nur die zweite Wahl, weil Louis nicht will«, murmelte Hugo und Lily öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Sie wollte etwas sagen, wollte schreien, weil sie wusste, wie sehr sie ihn damit verletzte, doch sie konnte es nicht. Kein Ton verließ ihren Mund, weil es falsch wäre, zu widersprechen. Eine gespielte Beziehung war noch viel schlimmer, als ein gebrochenes Herz. Allein deswegen schloss sie ihren Mund wieder und Hugo wandte sich von ihr ab.

Langsam erhob er sich und ließ die Hände in seine Hosentaschen sinken. »Du musst dir überlegen, was du willst. Ein für alle Mal«, sagte er und schritt dann langsam durch den Raum. Sein Atem ging heftig, als er sich an die Wand neben der Tür stützte und er sicher war, dass Lily ihn nicht mehr sehen, oder hören konnte. Er hatte nicht mit ihr Schluss gemacht, er stellte sie nur vor die Wahl. Wieder eine Regel, die er gebrochen hatte, doch wollte er auch nicht weiterhin so tun, als wären sie das glückliche Paar, während er wusste, dass ihr Herz jemand anderem gehörte.

Das Schlimmste an all dem war, dass er es die ganze Zeit gewusst hatte. Weil ein Kuss immer eine Bedeutung hatte.

verstohlene Blicke

Als der Malfoy seinen Gemeinschaftsraum betrat, befanden sich schon die meisten beim Frühstück und andere vermutlich sogar noch in den Betten. Angestrengt seufzte der Slytherin, als er sich den Plan für das Quidditchfeld ansah, auf dem Gryffindor definitiv zu oft trainieren durfte. Das würde er nachher noch mit der Weasley klären müssen.

»Weißt du was? Wenn du sie haben willst, nimm sie dir. Nur zu, ich werde dich nicht aufhalten«, hörte er seinen besten Freund sagen und ließ seine Hand mit dem Pergament sinken. Langsam schritt der Malfoy die Treppe hinab und warf einen skeptischen Blick auf Albus und Lorcan, die sich gegenüber saßen und scheinbar in eine heftige Diskussion verwickelt waren. »Du verdienst sie wirklich nicht. Allein wie du von ihr sprichst, so, als wäre sie eine Flasche Feuerwhiskey, den man mal eben so weiter reicht«, sagte der Scamander und nun war es an Scorpius eine Augenbraue zu heben. Als er sich neben dem Potter aufs Sofa nieder ließ musterte er die beiden eingehen und versuchte dann einen etwas interessierten Tonfall aufzusetzen. »Habe ich was verpasst?«

Albus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, Lorcan will Dominique vögeln«, sagte er andächtig und schien auf eine Reaktion seines besten Freundes zu warten. Doch jene blieb aus, denn der Blonde strich sich nur gelangweilt durchs Haar. »Bin ich der einzige hier, der das schon vorher wusste?«, fragte er weiter und der Slytherin neben ihm hob beide Augenbrauen und frage: »Woher wusstest du das?«
 

Das war eine amüsante Frage, wie der Malfoy fand. Jeder, der auch nur ein bisschen Verstand besaß - und den hatte sein bester Freund durchaus - würde das wohl bemerken. »Ich habe Augen im Kopf und schaue in Dominiques Gegenwart nicht nur auf ihre Oberweite«, murmelte Scorpius und warf Albus einen allessagenden Blick zu. »Dafür bist du in letzter Zeit in Rose Anwesenheit meist in Gedanken ganz wo anders, bei gewissen Nächten, in den sie sich gnädig erwiesen hat und sich endlich einmal von dir hat durchnehmen lassen«, meinte der Potter und Scorpius warf ihm einen skeptischen Blick zu. Es war riskant sich mit ihm anzulegen, da er so gut wie jede Lage sofort durchschaute und auch alles über ihn wusste. Immerhin waren sie seit dem ersten Jahr die besten Freunde.

»Sag mal, Lorcan, kam das gerade von dem Idiot, dessen neues Opfer nur mit ihm redet, weil sie an seinen Bruder rankommen will?« Der Blonde grinste in Lorcans Richtung, während der Schwarzhaarige neben ihm einen entsetzend Gesichtsausdruck aufsetzte. »Alice steht doch nicht auf James!«, behauptete er dann laut und sah sich nachträglich im Gemeinschaftsraum um. Zum Glück, war keiner außer ihnen zu sehen.

»Ich habe Longbottom mit keinem Wort erwähnt«, meinte der Malfoy und grinste noch immer überlegen, während sein bester Freund ihm einen bösen Blick zuwarf. »Das ist mein Trick!«, sagte er, erhielt aber nur ein Schulterzucken des Angesprochenen.
 

Nun war es an dem Scamander sich auch wieder an diesem Gespräch zu beteiligen, dass eine äußerst interessante Wendung zu nehmen schien. »Gib‘s auf Potter, wir haben gesehen, wie du sie ansiehst«, sagte der Braunhaarige und zog die Mundwinkeln zu einem Grinsen nach oben. Der Potter dagegen fand das ganze rein gar nicht witzig, denn eigentlich ging es in diesem Gespräch darum, dass Lorcan ganz offensichtlich auf seine beste Freundin stand und nicht, dass er Gefühle für Alice hatte. Nicht, dass er die hatte, oder so, nein. Das war alles ganz anders. Wenn er sie ansah, dann nur, weil sie irgendetwas tat, was seine Aufmerksamkeit erregte - alles -, oder weil er an den Kuss dachte - immer - und nicht, weil er sie gerne anstarrte. Obwohl sie nun wirklich nicht gerade hässlich war und - ach.

»Ich starre Longbottom nicht an«, sagte er und seine Stimme war so voller Selbstsicherheit, dass er sich beinahe selbst geglaubt hätte. »Klar und Scorpius will Rose nicht noch mal flachlegen«, sagte Lorcan ironisch und der Erwähnte verdrehte genervt seine Augen. »Habt ihr früh morgens wirklich kein anderes Thema, als irgendwelche Weiber?«, fragte er und zum ersten Mal schien es, als würde er sich viel erwachsener als Lorcan verhalten. Die Ironie an der Sache war nur, dass sich dieses eigentlich so simple Thema für alle drei über den ganzen Tag ziehen würde.
 

-
 

Das Training war beinahe vorbei, was Hugo äußerst zufrieden stimmte. Nicht, dass er etwas vor hatte, jetzt, wo es mit Lily mehr als nur schlecht lief, es war nur viel zu warm um in den langen Umhängen in der Luft rumzufliegen. Das war viel leichter gewesen, als James noch Kapitän war und er ihn bitten konnte, mal eine Pause zu machen. Bei Bell war solch eine Frage vollkommen irrelevant, weil sie niemals darauf eingehen würde. Stattdessen würde das für ihn - und zwar nur für ihn - extra Training bis zum Abwinken bedeuten, denn wenn er so schnell schlapp machte, hieße das ja, dass er keine Kondition hatte.

Eigentlich war es bedauernswert, dass gerade er, der einzige, der nicht hin und weg beim Anblick seines Kapitäns war, so viel Zusatztraining hatte, dass er langsam schon jede Flugtechnik im Schlaf nachstellen konnte. Wogegen Smith schon den ganzen Tag damit prahlen musste, Bell heute endlich so weit zu bringen, dass er ebenfalls mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. Er wollte sie provozieren, damit sie ihm Zusatztraining zuteilte, weil er meinte, das wäre die beste Gelegenheit sie für sich zu gewinnen. Absoluter Schwachsinn, denn wenn es nach der Trainingsstundenanzahl ging, müsste Hugo schon mit seinem Kapitän verheiratet sein.
 

»Ich will dich ja nicht kritisieren, Bell, aber wieso trainierst du eigentlich nie mit uns?«, fragte der blonde Gryffindor und der Weasley musste sich ein Grinsen verkneifen. Das war der dritte Versuch den Smith startete, um sie zu provozieren und auch ohne irgendeine Reaktion abzuwarten, wusste Hugo ganz genau, dass es wieder einmal nicht funktionieren würde. Das Team sah Bell als ihren hübschen Kapitän, aber keiner von ihnen sah die starke Persönlichkeit und ihr Talent Leute zu durschauen. Allein deswegen wusste er auch ohne hinzusehen, dass sie den Kopf leicht schief legte und eine Augenbraue hob. Er wusste auch, dass Boyle neben ihr immer kleiner wurde, aus Angst, er könnte etwas von ihrer Reaktion abbekommen.

Eigentlich wusste er nicht, wieso Nick Boyle in Gryffindor und nicht in Hufflepuff gelandet war, denn er hatte weder so etwas wie Courage, noch irgendeine Art von Selbstvertrauen. Er stand schon seit dem ersten Jahr auf Bell und hatte niemals auch nur einen Versuch gestartet ein ernsthaftes Gespräch mit ihr zu führen. Aber Hauptsache Hugo konnte sich dann im Schlafraum wieder anhören, wie fantastisch und graziös sie doch war. Schwachkopf.

»Nun, ich wollte tatsächlich schon einige Male mit trainieren, aber dann fiel mir wieder ein, dass ich dann alle Punkte machen würde und du wieder einmal nur nutzlos in der Gegend rumhängen würdest. Also verzeih bitte, wenn ich zuerst will, dass du wenigstens irgendeine Art des Werfens beherrscht, denn um ehrlich zu sein Smith - du wirst wie ein Mädchen«, sagte der Kapitän und nun war Hugo außer Stande sich ein Grinsen zu verkneifen. Auch der Hüter des Teams Leslie Grey lachte leise, während John Smiths Mund sich öffnete und gleich wieder schloss, als die Bell ihre Hand hob. »Ich gebe dir den Tipp, erst einmal Fangen und Werfen zu lernen, wenn du wirklich willst, dass ich auch mal mit trainiere. Deine Flugkunststückchen alleine beeindrucken mich nämlich absolut gar nicht«, beendete sie ihre Rede und wandte sich dann Hugo zu.

»Und du vergiss das Zusatztraining nicht. Es mag gut möglich sein, dass du gut freihändig fliegen kannst, aber deswegen kannst du Boyle«, als sie eine Handbewegung in Richtung des anderen Treibers machte, zuckte dieser leicht zusammen, »noch lange nicht einfach so vom Besen werfen.« Der Weasley verdrehte die Augen und nickte leicht. Bell zu provozieren war eine feine Sache, aber die paar Wochen extra Training hätte er nicht gerade gebraucht.
 

Die Blonde wandte sich kurz ihren Pergamenten zu, ehe sie erneut ihren Kopf hob und ihr Team musterte. »Was steht ihr hier noch so rum?«, fragte sie und ehe Hugo sich versah, war die Hälfte des Teams im Begriff zu gehen, während die anderen ihm einen müden und mitleidigen Blick zuwarf. »Wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum. Wenn sie dir was antun will, verhex sie einfach, sie werde dann vor Gericht für dich lügen«, murmelte Leslie und Hugo grinste seinen Freund an. »Ich werd versuchen, sie bis zum Ende der Saison am Leben zu lassen«, zwinkerte der Weasley und der andere Gryffindor lachte nur, ehe er ebenfalls Richtung Kabine verschwand.

»Mir liegt sehr viel an diesem Team, aber manchmal könnte ich jeden einzelnen von ihnen erschlagen«, hörte er die Blonde dann sagen und nickte nur leicht. Ihm war bis vor kurzem nicht bewusst gewesen, wie anstrengend es sein musste, der weibliche Kapitän von solch einer Horde Idioten zu sein. James hatte es noch leicht gehabt, denn ihn hatte man nicht stundenlang verstohlene Blicke zugeworfen und damit konnte sich das gesamte Team auch auf ihr Spiel konzentrieren. Selbst als Bell dann zeitgleich mit ihm ins Team kam, konnte man sagen, dass der Potter die Mannschaft immer dazu gebracht hatte, sich nicht nur auf sie zu konzentrieren.

»Du hast eben zwei Handicaps, Bell«, murmelte der Weasley, als sich seinen Flugumhang abklopfte. Die Blonde hob eine Augenbraue und sah ihren Gegenüber an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Als jener seinen Kopf zu ihr wandte, verstand er, dass sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach. Er lächelte sie entschuldigend an, was sie dazu brachte, den Kopf schief zu legen. »Zum einen bist du ein Mädchen. Das einzige Mädchen und noch dazu der Kapitän, was das alles ziemlich kompliziert macht. Und zum anderen bist du auch alles andere als ein schlechter Anblick. Wenn Smith sich also aufspielt, oder Boyle drei Mal ums Feld rennt, um endlich den Schnatz zu fangen, dann tun sie das nur, weil sie dich beeindrucken wollen, was meiner Meinung nach traurig ist. Man kann also sagen, dass wir die Dummheit des Teams deinem guten Aussehen zuschreiben können«, erklärte der Braunhaarige und zwinkerte Theresa zu, welche ihn nun mehr als skeptisch musterte.
 

»Denkst du Komplimente bringen mich dazu, dein Zusatztraining wieder zu verkürzen?«, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lachte leise. »Nein, das habe ich heute gar nicht vor«, gab er von sich und blickte dann aufs Feld hinaus. »Probleme mit der Potter?«, fragte Bell, als könnte sie seine Gedanken lesen. Er nickte nur leicht. »Und deswegen ist es gut, dass ich jetzt genug Zeit damit verbringen kann, Extratraining zu schieben und beim Fliegen keinen Gedanken an sie verschwende«, murmelte er, warf der Bell kurz einen Blick zu und stieg dann auf seinen Besen. Die junge Frau legte den Kopf in den Nacken und hob die Hand vor ihre Augen, um ihn im Sonnenlicht besser zu sehen.

»Was ist jetzt? Her mit dem Klatscher, ich muss doch trainieren abzuwehren, ohne jemand anderen zu erschlagen«, sagte er etwas lauter und sah dann, wie sein Kapitän leicht lächelte. Als sie sich von der Tribüne erhob und sich den Bällen zuwandte, biss sich der Weasley auf die Unterlippe. Er hatte gerade tatsächlich Theresa Bell nachgesehen...
 

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Es war normal, dass Albus Potter mit Alice Longbottom stritt. Alltäglich, dass sie ihm vorwarf kindisch zu sein und gewöhnlich, dass er dafür meinte, sie wäre viel zu kleinlich. Doch das Schauspiel, welches sich Dominique gerade bot, war nichts Bekanntes. Es löste ein unangenehmes Ziehen in ihrer Brust aus, als sie sah, wie der Schwarzhaarige der kleinen Gryffindor nachlief, nur damit er weiterhin mit ihr reden konnte. Nein, sie sprachen nicht miteinander, sie stritten und gestikulierten dabei wild, aber trotzdem war etwas anders als sonst. Vielleicht war es diese gewisse Vertrautheit, die man ihnen direkt ansah. Albus sprach ruhig, das erkannte die blonde Veela, auch wenn sie von ihrem Platz am See nicht ausmachen konnte, worum es ging, während Alice einen genervten Gesichtsausdruck aufgelegt hatte. Dennoch wirkte es nicht, wie eine unangenehme, oder angespannte Situation. Rose, die neben den beiden ging, blickte plötzlich zwischen den beiden hin und her und schüttelte dann lachend den Kopf, woraufhin Alice stehen blieb, sie ansah und Albus ebenfalls zu grinsen begann. Es wirkte so vertraut, als würde es jeden Tag passieren.

Nun sah die Longbottom zu dem Slytherin und sagte etwas, was ihn dazu brachte, unglaublich gelassen und wahrhaft erheitert aufzulachen. Dominique war sich sicher, dass sie den Potter noch niemals so ausgeglichen gesehen hatte. Zumindest nicht, wenn sie dabei war, denn mit Scorpius und Lorcan hatte er dieselbe Vertrautheit.

Wieso also, konnte er das nicht auch mit ihr haben? Wahrscheinlich war es genau das, was ihm in ihrer Gegenwart fehlte - diese Zufriedenheit und das gemeinsame Lachen.
 

Dominique warf erneut einen Blick zu den dreien und dann erst bemerkte sie, was wirklich los war. Es war, als stand es dem Schwarzhaarigen ins Gesicht geschrieben, als er die Longbottom überlegend ansah. Da war etwas in seinen Augen, das so viele Gefühle auf einmal deutlich machte, dass Dominique beinahe bitter aufgelacht hätte. Es war beinahe so, als würde Albus auf die kleine Streberin stehen. Aber das konnte nicht sein. Nein, das durfte nicht sein. Was sollte er von einer wie Longbottom, solch einem grauen Mäuschen, wollen, wenn er ebenso gut jemanden wie sie haben konnte?
 

Als die Blonde wieder aufsah, um sich zu vergewissern, bemerkte sie, dass Albus freundschaftlich einen Arm um seine Cousine gelegt hatte, während er immer noch mit der Longbottom diskutierte, die ihn mit skeptischem Blick musterte. Obwohl sie aussah, als würde sie ihn für gestört halten, bemerkte Dominique dennoch, dass die Abscheu in ihrem Blick fehlte. Noch vor zwei Wochen, hätte er nicht so einfach neben der stolzen Gryffindor und ihrer besten Freundin marschieren können, weil Alice ihn wahrscheinlich dermaßen angegiftet hätte, dass er sofort das Weite gesucht hätte. Außerdem hätte er das vermutlich auch nicht gewollt, also was hatte sich großartiges verändert?

Das war eine Frage, die sich Dominique schon vor eineinhalb Wochen gestellt hatte, als Albus zum ersten Mal einfach so auf Alice zuging und mit ihr sprach. Schon damals hätte sie schwören können, dass er einen anderen Tonfall aufgelegt hatte und das Streitgespräch eher auf vertrauter Ebene stattgefunden hatte, doch jetzt hatte sie den endgültigen Beweis dafür - was auch immer man Albus eingeflößt hatte, ließ ihn Alice Longbottom mit verstohlenen Blicken mustern, die er eigentlich nur ihr zuwerfen sollte...
 

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Lily trat leise in den Vertrauensschülerraum und lächelte, als Louis sie ansah. Es bestand noch immer eine seltsame Spannung zwischen ihnen, die heute früh schon im Unterricht leicht zu bemerken war. Jetzt, wo sie ihrem besten Freund gegenüber stand, konnte sie es nicht mehr abstreiten. Da war etwas.

Vielleicht war es die bedrückende Stille, obwohl sie ihm liebend gerne von ihrem Streit mit Hugo erzählen würde. Vielleicht war es aber auch der Streit im Allgemeinen und ihre seltsamen Gefühle. Sie vermisste ihren eigenen Freund nicht, noch hatte sie das Bedürfnis den kurzen Streit zu klären. Es entsprach der Wahrheit, was der Weasley gesagt hatte, das wurde ihr immer mehr klar. Hätte Louis gefragt, ob sie mit ihm zusammen sein wollte, wäre sie augenblicklich darauf eingegangen, obwohl sie eigentlich keine Ahnung hatte, was sie für ihn empfand. Sicher war, dass es größer sein musste, als das Glücksgefühle, das Hugo in ihr auslöste, weil sie wusste, dass er sie liebte und brauchte.

Das Lächeln starb und der Blonde legte leicht den Kopf schief. Sein Gesichtsausdruck war gequält, weil er auch ohne Worte wusste, was los war. Das war schon immer so zwischen ihnen gewesen - Louis hatte sie nie irgendetwas erzählen müssen, denn er hatte immer gewusst, wenn es ihr schlecht ging. Ganz im Gegensatz zu Hugo, der immer stundenlange Erläuterungen über ihren Tag wissen wollte. Natürlich war es umgekehrt genauso, denn während sie sofort wusste, dass mit ihrem besten Freund etwas nicht stimmte, musste sie bei dem anderen Weasley ebenfalls erst nachfragen.
 

»Was ist denn?«, fragte der Blonde und erhob sich von seinem Schreibtisch. Als er vor ihr stand strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte aufmunternd. Egal, was es war, egal, was sie getan hatte - Louis konnte sie es erzählen. Sie konnte mit ihm über alles reden und sie konnte jedes noch so kleine dumme Gefühle mit ihm ausdiskutieren, bis sie wusste, was es war. Aber, wie sollte sie ihm mitteilen, dass sie vielleicht gleich auf ihr Herz hätte hören sollen? Dass sie die Freundschaft zwischen ihm und Hugo in solch eine Lage brachte, nur, weil sie selbst den Fehler gemacht hatte und nicht reagiert hatte, als die Stimme immer wieder sagte, sie würde in Louis verliebt sein. Wie sollte sie ihm das mitteilen?

»Ich weiß es nicht«, sagte sie ehrlich und biss sich auf die Unterlippe. »Aber ich glaube, das mit Hugo und mir funktioniert nicht«, murmelte sie verdrossen und ihr bester Freund warf ihr einen mitleidigen Blick zu, ehe er sie in seine Arme zog. In jene, von denen sie wusste, dass sie sie ewig schützen würden. Zumindest bis er erfahren würde, wieso das niemals gut laufen würde.

»Ich habe das Ganze zu schnell entschieden«, sagte sie weiter und löste sich von ihm. »Es tut mir leid, dass ich zu sehr auf dich eingeredet habe«, erwiderte der Blonde und sie strich sich fahrig durchs Haar. »Es ist nicht deine Schuld, ich hätte es wissen müssen. Merlin, wie konnte ich nur so unüberlegt handeln«, murmelte sie und plötzlich brach alles über sie herein. Hugos Geständnis, seine Gefühle, der Schmerz in seinen Augen, als er erkannte, was sie empfand und ihre eigenen Gefühle, die sie nicht deuten konnte.
 

Sie atmete tief durch und massierte dann mit ihren Zeigefingern ihre Schläfen. Merlin, sie war erst fünfzehn, da empfand man so etwas noch nicht und man musste auch garantiert nicht solche Entscheidungen treffen. Seit wann war ihr Leben so kompliziert und seit wann waren ihre besten Freunde nicht mehr einfach nur beste Freunde?

»Lily«, wisperte Louis und verzog den Mund zu einer schmalen Linie. So aufgewühlt hatte er sie noch nie gesehen. Es tat ihm ungewohnt viel weh, ihr nicht helfen zu können und vor allem nicht genau sagen zu können, was mit ihr los war. Was auch immer zwischen Hugo und ihr vorgefallen war, es musste grauenhaft gewesen sein.

Die Braunhaarige hob ihren Kopf leicht an und sah dann in die blauen Augen ihres Gegenübers. Er teilte ihren Schmerz, ohne zu wissen, was sie mitnahm. Allein das sollte ihr bei ihrer Entscheidung helfen. So egoistisch es auch war zu behaupten, dass sie zu Hugo niemals so eine Bindung hätte aufbauen können, so entsprach es doch der vollkommen Wahrheit. Sie hätte ihn niemals so nah an sich rangelassen und ganz bestimmt hätte sie sich ihm gegenüber auch niemals so verletzlich gezeigt. Ehemaliger bester - nun fester - Freund hin, oder her.
 

»Ich würde gerne etwas ausprobieren«, sagte die Potter, als sie sich wieder gefangen hatte und der Junge ihr gegenüber legte den Kopf leicht schief. Langsam überbrückte sie den Abstand zwischen ihnen und es war ihr, als würde ihr bester Freund den Atem anhalten. Doch er bewegte sich keinen Millimeter, während sie nur knapp einen halben Schritt von ihm entfernt stehen blieb. Vorsichtig stellte sie sich auf die Zehnspitzen und, als wäre es das Normalste der Welt, legte sie seine Lippen hauchzart auf seine. Es fühlte sich so ganz anders an, als bei Hugo. So vertraut, gewöhnlich, angenehm, schön, magisch und alle Glücksgefühle, die man empfinden konnte, auf einmal. Lily war sich sicher, dass es das war. Das waren die Gefühle, die ein Kuss auslösen sollte und nicht irgendeine Leere im Inneren.

Als sie sich von ihm löste, hatte sich Louis immer noch nicht gerührt. Er betrachtete sie mit einem trüben Blick, den sie nur allzu gut deuten konnte, denn egal, wie oft es schon vorgekommen war - jetzt in diesem Moment war das, was sie getan hatte, falsch gewesen. Ihre Lippen brannten immer noch, als sie Abstand von ihrem besten Freund gewann und augenblicklich wieder Atmen konnte. Es war befreiend zu wissen, was man wollte, selbst, wenn sie damit alles riskiert hatte.

»Lily«, gab der Blonde von sich. Seine Stimme war ausdruckslos und monoton, fast schneidend, doch die Angesprochene reagierte kaum. In ihrem Inneren tobte es. »Ich glaube, ich liebe dich«, sagte sie einfach so schnell heraus und biss sich im nächsten Moment auf die Lippe. Die Augen ihres besten Freundes weiteten sich, während er den Mund leicht öffnete, um etwas zu sagen, ihn dann jedoch wieder schloss, da kein Ton über seine Lippen kommen wollte. Lily überkam ein ungewohntes Gefühl der Kälte, obwohl es ziemlich warm im Raum war. Als Louis erneut ansetzte, etwas zu sagen, wusste sie, dass sie die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte, weil sie sie kannte. Sie wusste immerhin immer genau, was er tun, oder sagen wollte.

»Das ist bedauernswert«, meinte der Blonde. Sein Blick war immer noch genauso ausdruckslos, wie sein Tonfall. »Ja, finde ich auch«, antwortete sie schnell und dann verließ sie den Raum einfach so.
 

Draußen angekommen atmete sie heftiger, als zuvor und stützte sich dann haltsuchend an der gegenüberliegenden Mauer ab. Ihr war in diesem Moment vollkommen egal, dass gleich andere Vertrauensschüler vorbei kommen konnten und auch, dass einige Portraits sie skeptisch ansahen und schon zu tuscheln begannen. Das einiges was zählte war, dass nun dank ihr sämtliche Freundschaften zerstört wurden. Die zwischen ihr und Louis, sowie die zwischen ihr und Hugo, vielleicht sogar die, zwischen Hugo und Louis. Plötzlich fiel alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
 

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Scorpius durchschritt die Bibliothek schnell und ignorierte Irma Pince, die ihm mitteilte, dass man sich an diesem Ort ruhig verhalten sollte und dass Rennen im Schulhaus absolut verboten war. In Gedanken antwortete er, dass er zum Glück Schulsprecher war und sich so gut wie alles erlauben konnte. »Toller Quidditchplan, Weasley«, sprach er andächtig und hätte fast gesagt, dass sie offenbar keine Ahnung von diesem Spiel hatte, aber das wäre glatt gelogen gewesen. Sie war eines der wenigen Mädchen in seinem Jahrgang, das seine Leidenschaft für diesen Sport teilte.

»Danke«, antwortete sie knapp und wandte sich wieder gänzlich dem Regal vor sich zu. »Das war Ironie«, meinte der Malfoy und hob eine Augenbraue, weil sie ihm scheinbar einfach so keine Beachtung schenkte. »Ich weiß. Es interessiert mich aber nicht«, meinte Rose. Ihr Tonfall war äußerst freundlich. »Weasley, wieso bekommt Gryffindor immer zu den perfekten Zeiten das Feld?«, fragte der Blonde und die Angesprochene drehte sich nun endlich zu ihm. Der Grund war eigentlich simpler, als er annahm, denn eigentlich wollte sie ihren Bruder lediglich davor bewahren den ganzen Tag Zusatztraining schieben zu müssen. Sie wusste, dass Bell die Regel hatte, dass nach sechs Uhr abends nicht mehr trainiert wurde, also würde sie ihrem Bruder maximal zwei Stunden Extratraining verpassen können.

»Slytherin hat doch auch gute Zeiten«, merkte die Rothaarige an und zog ein Buch aus dem Regal und ließ es auf dem Tisch fallen. »Um fünf Uhr morgens«, murmelte der junge Mann und fuhr sich beiläufig durch die Haare. »Ja, wenn sie mit dem Training fertig sind, haben sie noch den ganzen Tag für anderes Zeug Zeit.« Rose ging zum Tisch und hob einen Stapel von anderen Büchern auf, die sie sogleich in die Regale schob. Kurz wandte sie sich ihm zu und lächelte süffisant. »Kannst du aufhören so herumzulaufen?«, fragte der Slytherin und ließ sich auf einem der Stühle nieder.

»Weißt du Malfoy, wir hätten kein Problem mit dem Quidditchplan, wenn du anwesend gewesen wärst, als ich ihn geschrieben habe«, meinte die Weasley und blätterte in dem Buch, nachdem sie zuvor so lange gesucht hatte. »Ich war gestern den ganzen Tag im Schulsprecherraum. Wann hast du den geschrieben, um fünf Uhr morgens?«, gab er miesgelaunt zur Antwort, was sie leise lachen ließ. Dennoch mied sie seinen Blick. »Sei nicht albern. Um sieben, nach dem Frühstück«, antwortete sie erheitert und Scorpius griff sich an die Stirn. Diese Frau würde ihn irgendwann noch in den Wahnsinn treiben!
 

»Ist das die Rache dafür, dass ich eine Freundin habe?«, fragte er weiter. Dieser Gedanken schien ihn irgendwie zu erfreuen, ganz im Gegensatz zu Rose, die ihn nun skeptisch ansah. Dennoch war ihre Stimme vollkommen ruhig. »Ob du es glaubst, oder nicht, es dreht sich nicht alles nur um dich«, sagte sie und wandte sich sofort wieder ihren Büchern zu. Belustigt hob der Slytherin eine Augenbraue und lehnte sich zurück. »Du bist eifersüchtig«, stellte er dann fest, doch auch diese Provokation prallte scheinbar mühelos an ihr ab. Diesmal sah sie nicht einmal auf. »Glaub das, wenn es dir dann besser geht«, murmelte sie nur und der Blonde seufzte leicht.

»Was wäre sonst der Grund dafür, dass du das Team so schikanierst!«, versuchte er es weiter. Was bei Merlins Bart war mit ihr passiert, dass sie nicht einmal mehr auf die dümmsten Provokationen einging? »Würde ich nicht eher dich oder deine Freundin schikanieren, wenn ich eifersüchtig wäre? Aber keiner von euch ist im Team, also kann es ja vielleicht sein, dass ich den Plan einfach so gemacht habe, weil mir danach war«, sagte sie und stützte ihre Hände auf dem Tisch ab. Ihre Augen blitzen leicht auf, doch er wusste, dass er verloren hatte und sie sich heute nicht mehr provozieren lassen würde. Langsam legte er den Quidditchplan auf den Tisch und deutete dann auf die Tabelle der Slytherins. »Die Zeiten sind inakzeptabel«, betonte der Malfoy erneut.
 

»Aber alle Kapitäne, die Schulleitung und Madame Hooch haben unterschrieben. Du bist der einzige, der die Zeiten bescheuert findet«, erklärte die Rothaarige und der junge Mann ihr gegenüber verdrehte die Augen. »Es macht dir Spaß mich zu ärgern, oder?«, fragte er und nun war es an der Weasley leise zu lachen. »Denk nicht so schlecht von mir. Obwohl es natürlich nicht ganz langweilig ist, dich schön zu provozieren.« Sie wäre wahrhaft eine gute Slytherin geworden, besonders, wenn man davon ausging, dass sie der Umgang mit den richtigen Leuten auch noch die fehlenden Eigenschaften geleert hätte. Die Überlegung hatte nur einen Haken - sie verhielt sich ausschließlich in seiner Gegenwart so.

»Wenn du Katz und Maus spielen willst - gerne«, merkte der Blonde an und rutschte gerade, sodass er ihrem Gesicht näher war, näher an sie heran, was sie natürlich sofort registrierte. Mit einem Ruck hatte sie sich wieder aufgerichtet und schwang ihren Zauberstab, sodass alle Bücher wieder an ihrem Platz waren. »Zerbrich dir ruhig deinen hübschen Kopf darüber, wie du mich nerven kannst. Ich gehe in der Zwischenzeit und mache irgendetwas, was mich auch interessiert«, meinte Rose, als sie ihren Zauberstab wieder einpackte und ihm ein übertrieben freundliches Lächeln schenkte. Scorpius räusperte sich. »Wood wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen. Er hat etwas von einem Hund, der dir nachläuft und immer brav mit dem Schwanz wedelt«, antwortete er und sah dann, wie die Gryffindor sich auf die Unterlippe biss. Für kurze Zeit kam es ihm vor, als würde er so etwas wie Schmerz in ihren Augen sehen können, doch das verging, als sie wieder ihr Grinsen aufsetzte. »Jetzt bist aber du der Eifersüchtige«, meinte sie und nahm ihre Tasche. Er erhob sich geschmeidig und bewegte sich sogleich auf sie zu. Ihre klaren blauen Augen ließen ihn keine Sekunde unbeobachtet, bis er vor ihr stand und sie wieder in eine andere Richtung sah. Nun war es offiziell - sie mied seinen Blick, genauso wie sie begonnen hatte, eine Fassade um sich herum zu bauen.

»Ich schätze, man kann es dir nicht verübeln«, sagte er leise und die Weasley musterte ihn kurz. »Geh zu deiner Freundin, Malfoy«, sagte sie plötzlich in einem veränderten Tonfall und bewegte sich dann auf eine andere Abteilung zu.

Der Malfoy reckte das Kinn nach vorne und beobachtete, wie die Weasley davon stolzierte. Es störte ihn nicht, dass sie ihn wieder einmal einfach so stehen gelassen hatte, nein, dafür fand er seine neuen Erkenntnisse zu interessant. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht und er würde rausfinden, was es war, denn dieses Spiel war noch lange nicht beendet.
 

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Es war später Nachmittag, als Lily ihren Freund auf dem Astronomieturm fand. Er starrte wie gebannt auf die Ländereien, sein Gesicht war ausgeglichen, fast zufrieden, obwohl er wusste, was los war. Zum ersten Mal konnte sie sagen, dass sie auch mit Hugo die Verbundenheit empfand, die sie mit Louis teilte. Bedauernswert, dass es gerade in solch einem Moment dazu kam.

Sie stellte sich neben ihn und ließ die Arme auf dem Geländer baumeln, genau wie immer. Er kannte sie, in und auswendig, wusste wie sie reagierte, wie sie fühlte und was sie sagen wollte. Aber all das sprach er nicht aus. Er behielt es für sich, weil das hier nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Vermutlich würde er auch nie kommen.

Einen ganzen Tag hatte Hugo zeitgehabt, um sich auf alles einen Reim zu machen und nun wusste er, dass sie nicht dasselbe anstrebte, wie er - zumindest nicht mit ihm. Und, obwohl er mittlerweile nicht mehr sicher war, ob er sie wirklich so sehr liebte, wie er gedacht hatte - denn dann würde er doch alles tun, um sie zu halten, oder? - so wollte er sie dennoch nicht zu einer Beziehung zwingen, nur weil er vielleicht irgendetwas wie Liebe für sie empfand.
 

Wie töricht er doch gewesen war, zu glauben, dass es funktionieren konnte, wo er doch immer gesehen hatte, wie sie Louis ansah. Wenn man genau hinsah, hatte man sogar sehen können, dass sein bester Freund das Mädchen mit demselben Blick ansah und das allein hätte ihn dazu bringen müssen, sie aufzugeben. Weil er ihr bester Freund war und eigentlich zwischen ihnen hätte vermitteln sollen. Aber vermutlich war erst ein Schmerz wie dieser nötig, um ihm das klarzumachen.

»Es ist vorbei, oder?«, fragte die Potter in einem Flüstern. Sie sah ihn nicht an und er tat es ihr gleich. Es würde ihnen nichts bringen, sich bei solchen Worten auch noch in die Augen zu sehen. »Ja«, murmelte er und stützte sich aufs Gelände, genoss den Wind, der aufkam und durch seine Haare fuhr. Vereinzelte Regentropfen fielen zu Boden, die zu ihrer beider Stimmung passten.

eine ereignisreiche Nacht

Theresa schlich leise durch den Gemeinschaftsraum und hoffte, dass die fette Dame ihr Versprechen, sie nun endgültig zu verraten, nicht wahr machte. Cathlen hatte sie mit ihren Männerproblemen unnötig aufgehalten, weswegen es wieder einmal etwas später geworden war - na und? Sie war sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass, wenn das Portrait die Wahl hätte zwischen drei Stunden mit dem Versuch einzuschlafen zu verbringen, oder der besten Freundin mit ihren Problemen zu helfen und sich nebenbei ein gutes Glas Feuerwhiskey einzugießen, bestimmt auch letzteres wählen würde.

Die Blonde zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass noch jemand anderes im Gemeinschaftsraum war. Ertappt blickte sie in die Richtung des schwachen Lichtes, doch die Reaktion ihres Gegenübers blieb vollkommen aus. Da saß Hugo Weasley in einem der Sofas, hatte gedankenverloren das Kinn auf die Handfläche gestützt und schien sie nicht einmal im Ansatz wahrzunehmen. Was, bei Merlins Unterhose, war hier los?

»Weasley, was ist los?«, fragte sie sogleich und stellte sich gerade hin. Der Braunhaarige hob den Kopf und schien gar nicht überrascht zu sein, sie um diese späte Zeit noch im Gemeinschaftsraum anzutreffen. Er legte den Kopf schief und musterte sie kurz, wobei sie sich sicher war, dass er mehr durch sie hindurch sah.

»Lily und ich haben gerade Schluss gemacht«, gestand er, auch wenn gerade eher vor vier Stunden stattgefunden hatte.
 

Die Bell zog scharf Luft ein. Daher wehte also der Wind. Das war bestimmt die Schuld dieser bescheuerten Potter, denn so wie Hugo sie angesehen hatte, würde er kaum einfach so mit ihr Schluss machen. Aber was hatte sie von so einem kleinen Mädchen erwartet? Entschlossenheit, was ihre Gefühle anging? Beinahe hätte sie bei diesem Gedanken gelacht, wenn das nicht etwas unfreundlich gewirkt hätte.

»Das tut mir leid«, sagte sie, auch wenn sie sich dachte, dass er ohne sie vielleicht besser dran war, »denkst du, das wird wieder?« Sie überbrückte einige Schritte zwischen ihnen, um ihm in die Augen sehen zu können. »Eher nicht, sie steht auf Louis«, murmelte der Weasley leise. Theresa entglitten sämtliche Gesichtszüge. Das war härter, als sie erwartet hatte. Wie man es von ihr gewohnt war, ließ sie sich ihr Mitleid nicht anmerken und verdrehte die Augen. »Und wieso sitzt du hier noch so nutzlos rum?«, fragte sie und schob eine Augenbraue nach oben.

Der Weasley hob den Kopf und sah sie ebenfalls skeptisch an. »Meine Freundin hat gerade mit mir Schluss gemacht«, erklärte er und sein Tonfall war etwas zu scharf, wie sie fand. Doch in Anbetracht der Lage, war es ihr egal. »Genau. Da hilft nur Alkohol und sinnlose Gespräche«, sagte sie und hielt ihm eine Hand hin, sodass er sie mit großen Augen anstarrte.
 

Erst jetzt wurde Hugo bewusst, dass Theresa Bell vor ihm stand. Eben diese Bell, über die kein Lehrer ein schlechtes Wort verlor, kein Schüler genaueres wusste und die - außer beim Quidditch - wie ein braves und unscheinbares Mädchen wirkte. Was also tat sie um ein Uhr nachts im Gemeinschaftsraum? Der Weasley sprach seine Frage nicht aus, sondern entschied sich eher dazu, ihre Hand zu ergreifen und sich hochziehen zu lassen. »Sowas ausgerechnet von dir«, murmelte er. Vielleicht war es aber auch gerade das, was er brauchte. Keine Erinnerungen an Lily, oder seinen besten Freund, nur Alkohol und eine junge Frau, die er kaum kannte und die somit auch keine unangenehmen Fragen stellte.

»Los komm, ehe ich es mir anders überlege!«, sagte sie und er hob eine Augenbraue, als sie sich auf den Weg zum Portraitloch machte. »Wohin?«, wollte er wissen, doch Theresa legte nur einen Finger auf ihre Lippen und bedeutet ihm somit, den Mund zu halten. Hugo sah sich im Gemeinschaftsraum um, zuckte dann mit den Schultern und folgte der jungen Frau nach draußen. Dort angekommen, hatte sie ihren Zauberstab bereits beleuchtet und wartete geduldig, bis er ebenfalls soweit war.

»Miss Bell«, mahnte die fette Dame und der Weasley drehte sich schnell zu ihr um. »Klappe«, murmelte die Bell und zog den Jungen am Arm weiter. Jener taumelte etwas verblüfft hinter ihr her und fragte sich, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Immerhin wusste er wirklich nichts von ihr. Absolut gar nichts, außer, dass sie Quidditch liebte, weil es Leute zusammenbrachte, so wie es ihre Eltern zusammen gebracht hatte. Und, dass sie eine Brille trug, wenn sie zu müde für diese Muggel-Kontaktlinsen war. Und, dass sie fast den ganzen Tag - außer am Quidditchfeld - irgendetwas aß, ob es nun Blaskaugummi, Lakritz-Zauberstäbe oder Pfefferkobolde waren. Und, dass sie ihre Aufgaben immer pünktlich abgab, obwohl sie sie immer früher fertig hatte, um mehr Zeit für Quidditchpläne zu haben.

Eigentlich - wurde ihm in diesem Moment bewusst - wusste er doch einiges über sie.
 

Genau in diesem Moment blieb die junge Frau stehen und mit ihr auch Hugo, der beinahe in sie hineingelaufen wäre. Vorsichtig - nachdem sie sich mehrmals umgesehen hatte, ob die Luft rein war - drückte sie fest gegen die Wand, die im selben Moment zur Seite rutschte. Als Theresa in den kleinen Raum dahinter trat, stand der Weasley mit offenem Mund da und fragte sich, wieso er diesen Raum nicht kannte. »Bell, du bist verrückt! Das ist Einbruch«, flüsterte er, als sie sich auf den Boden nieder ließ und ihren Zauberstab so positionierte, dass der ganze Raum beleuchtet wurde. »Hat deine Freundin bei eurer Trennung auch deine Eier mitgenommen?«, neckte die Bell, während sie eine Kiste öffnete und der Braunhaarige schritt langsam auf sie zu. Hinter ihm schloss sich die Tür, die er jedoch nicht weiter beachtete. »Was ist das hier?«, fragte er und ließ sich neben sie auf dem Boden nieder. Ihre provokante Bemerkung ignorierte er einfach.

»Hogwarts' verbotene Kammer. Hier bringen die Lehrer alles an Alkohol her, was sie konfiszieren«, sagte sie und holte eine Flasche Feuerwhiskey aus der kleinen Schachtel. Sie sah aus, als würde sie sich hier ziemlich gut auskennen. »Ich dachte immer, du wärst brav. Zumindest sagen das die meisten«, meinte er, als sie ihm die Falsche reichte und sich selbst ebenfalls eine herausgesucht hatte. »Ich verberge es gut«, meinte sie keck und schenkte ihm ein Lächeln, das ihn verstehen ließ. Mit dem unschuldigen Auftreten und dem zuckersüßen Lächeln gewann sie jedes Vertrauen, während sie abends ihre Zeit hier verbrachte. Er fragte sich, wie lange sie dieses Spiel schon spielte und vor allem, wie viele davon wussten.

»Du bist also alles andere als brav?«, fragte Hugo und öffnete die Falsche. »Du hast ja keine Ahnung«, meinte sie mit einem leisen Lachen und nahm den ersten Schluck der süchtig machenden Flüssigkeit. Es würde garantiert nicht der letzte sein, das wusste sie.
 

-
 

Schwerfällig betrat der Scamander sein Zimmer und seufzte leicht. Saufabende mit seinen besten Freunden waren unterhaltsam, aber es war nicht dasselbe, wenn Dominique fehlte.

Erst, als er seine Krawatte gelöst und seinen Umhang abgelegt hatte, wurde ihm klar, dass er nicht alleine im Raum war. Langsam drehte er sich zu der jungen Frau um und legte den Kopf schief, als er ihren traurigen Gesichtsausdruck bemerkte. Der Braunhaarige schritt auf sie zu und strich sich dabei gewohnt lässig durch die Haare.

»Er will nicht«, murmelte Dominique und wischte sich vereinzelte Tränen von den Wangen. Lorcan ließ sich neben sie auf seinem Bett nieder und weil er genau wusste, um wen sich dieses Gespräch drehen würde, legte er ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken. Unter seiner Berührung zuckte sie fast unmerklich zusammen. Der Slytherin ballte seine andere Hand zur Faust und plötzlich war es vollkommen egal, dass Albus Potter einer seiner besten Freunde war. In diesem Moment war er einfach nur derjenige, der das Mädchen, das er liebte, benutzte und danach fallen ließ, wie auch immer es ihm gefiel. Einer der wenigen unfeinen Charakterzüge des Potters.

»Was will er nicht?«, fragte er und die Blonde strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Mich. Er will nicht mich, sondern diese kleine Longbottom. Kannst du mir sagen, was dieses dumme Gör hat, was ich nicht habe?«, antwortete sie und der Braunhaarige verstand. Sie hatte herausgefunden, was er schon längst gewusst hatte.
 

»Du verdienst etwas Besseres«, sagte Lorcan und die Weasley sah ihn aus müden blauen Augen an. Vielleicht war dieser Schmerz genau das, was sie brauchte, um über Albus hinweg zu kommen. Er hoffte es zumindest, doch glauben konnte er es nicht.

»Und was, wenn ich nichts Besseres bekomme? Wenn das alles ist, was das Leben für mich zu bieten hat? Die hübsche Affäre zu sein, bis er die hat, die er wirklich will«, murmelte sie. »Das glaube ich nicht. Dazu bist du zu gut«, antwortete er ohne nachzudenken. Sanft legte der Scamander eine Hand auf die Wange der jungen Frau und strich ihr die restlichen Tränen fort. Sie war zu schön für solche Tränen. Zu gut, für solche Zweifel.

Die Blonde musterte ihn eingehend. Seine feinen Gesichtszüge strahlten in ihrer Gegenwart immer eine ausgelassene Zufriedenheit aus, seine braunen Augen vermittelten ihr das Gefühl willkommen zu sein und seine starken Arme waren jeder Zeit da, um sie zu halten und zu schützen. Man konnte schlicht sagen, dass er all das tat, was sie immerzu von Albus haben wollte. Nur, dass Lorcan das tat, ohne, dass sie ihn darum bat.
 

Ganz langsam, als müsste erst eine unsichtbare Mauer durchbrochen werden, lehnte sich Dominique zu ihrem besten Freund und mit derselben Vorsicht legte sie ihre Lippen auf die seinen. Lorcan blinzelte verwundert. Erst nach einigen Sekunden realisierte er, was gerade geschah und plötzlich brachen all die Gefühle, die er über die Jahre hinweg, unterdrückt hatte, nach draußen.

Seine Finger griffen in ihr langes blondes Haar, während die andere Hand noch immer auf ihrer Wange verweilte. Leidenschaftlich und - wie von einem Slytherin nicht anders zu erwarten - bestimmend erwiderte er ihren Kuss, was sie als überraschend gut empfand. Noch niemals hatte die Blonde wirklich darüber nachgedacht, ihren besten Freund auch als einen Geliebten anzusehen, doch gerade in diesem Moment schien ihr gesamtes Weltbild aus dem Rahmen zu fallen. Plötzlich waren da neue Gefühle, die sie weder kannte, noch zuordnen konnte.

Empfindungen, die durch Lorcans Berührungen, seinen heißen Atem auf ihrer Haut und seinen Lippen auf ihren, ausgelöst wurden.
 

Es ging alles so schnell, dass Dominique gar nicht wusste, wie sie reagieren sollte, als seine geschickten Hände ihre Kleidung entfernten. Ebenso wenig wusste sie, was sie gerade im Begriff war zu tun, als sie seine Hose öffnete und ebenfalls dafür sorgte, dass er das lästige Gewand los wurde. Seine Hände strichen an ihren Seiten entlang und als sein Gesicht wieder auf ihrer Höhe war, sah sie seinen Blick, der so viel Wärme ausstrahlte, wie sie es noch niemals von einem Mann gesehen hatte. Sie schluckte hart und in den kurzen Momenten, in denen ihr Verstand wieder klar war, schloss sie ihre Augen.

Lorcan schien auf ein Zeichen zu warten, denn als sie ihn wieder aus ihren blauen Augen ansah, verweilte er noch immer in derselben Position über ihr. Die Blonde schmunzelte leicht und zog ihn zu sich hinunter, sodass er ihre Lippen mit seinen verschloss. Wieder machte sich ein unbeschreibliches Gefühl in ihr breit, was noch lange anhalten sollte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die ihr unbekannt war, erwiderte sie den gefühlvollen Kuss.
 

In dieser Nacht verlor sie sich, genauso wie er es tat. Ohne weiter nachzudenken hatte Lorcan sie genommen und sie zu seinem Eigen gemacht, auch wenn das keinem von beiden zu diesem Zeitpunkt wirklich klar gewesen war.

Erst, als es vorbei war, glitten ihre Gedanken wieder zu dem, was der Braunhaarige für sie war. Ihr bester Freund. Der Eine, der alles von ihr wusste und sie auswendig kannte, so wie sie ihn. Vielleicht war diese Nacht deswegen so anders gewesen, als die mit Albus und dessen Vorgängern. Für Dominique war es beinahe so gewesen, wie sie sich als Kind ihr erstes Mal immer vorgestellt hatte. Mit Gefühl, mit Hingebung, mit so etwas wie Liebe.
 

Und doch zu verräterisch gut, um wahr zu sein. Das sollte wohl so etwas, wie der bittere Beigeschmack der Versuchung sein.
 

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Rose hatte versucht Scorpius zu meiden, gedacht, wenn sie ihn nicht ansehen würde, dann könnte sie einfach vergessen, dass sie ihn eigentlich hassen wollte und doch diese komischen Gefühle für ihn empfand. Doch dummerweise hatte sie nicht bedacht, dass sie beide Schulsprecher waren und so oft er diese Pflichten auch ignorierte - die Rundgänge fanden immer gemeinsam statt. So kam es also, dass sie alle Mühe hatte, nur auf ihre Pergamente zu starren und gleichzeitig auch den richtigen Weg zu finden, weswegen sie sich ziemlich dumm vorkam, als er sie in diesem Moment an den Schultern packte und zu sich umdrehte. Als er ihr dann auch noch die Pergamente abnahm, funkelte sie ihn böse an. »Was zur Hölle soll das, Malfoy?«, fragte sie laut und der Blonde deutete unbeeindruckt hinter sie. Knapp wandte sie sich um und merkte, dass sie nur wenige Zentimeter von der steinernen Mauer entfernt stand. Unruhig biss sie sich auf die Lippe.

»Ein Dank wäre nicht schlecht, oder?«, höhnte der junge Mann und als sie sich umdrehte, sah sie das bekannte Grinsen, welches sie angewidert das Gesicht verziehen ließ. Vergessen waren jegliche Gedanken an unpassende Gefühle ihm gegenüber.

»Danke, dass ich wegen dir den Absatz jetzt noch mal lesen muss«, entgegnete sie und riss ihm ihre Schulsprecherprotokolle aus der Hand. »Du bist sowieso zu abgelenkt, um mitzubekommen, was da genau steht. Du weißt, wenn du Stress hast, finde ich eine Möglichkeit ihn zu vertreiben«, meinte er und stützte sich mit der einen Hand an der Wand neben ihrem Kopf ab.
 

»Da sag ich glatt noch mal danke zu - Nein, danke!«, meinte die Weasley und ging einfach an ihm vorbei. »Ach komm schon, Rosie. Beim letzten Mal hat's dir doch auch so gefallen!«, meinte er und wandte sich um, um ihr zu folgen. »Bleib mir bloß vom Leib, Malfoy, sonst verhex ich dich«, antwortete sie laut. Im selben Moment donnerte es laut und die Weasley zuckte leicht zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie schon draußen stand und sich gerade ein Gewitter auftat. Der Blonde hinter ihr lachte leise. »Angst vor Gewittern, Weasley?«, fragte er spöttisch und sie ballte die Hand zur Faust. Doch statt stehen zu bleiben und zu reagieren, ging sie einfach weiter und ließ ihn einen Moment skeptisch zurück.

Scorpius folgte ihr ohne eine Ahnung, warum er das überhaupt tat. Kurz vor dem Schlosstor blieb sie stehen und drehte sich endlich zu ihm um. »Du bist so ein Trottel, Malfoy, wirklich«, schrie sie förmlich und er blieb stehen, unfähig irgendetwas auf ihre plötzliche Reaktion zu antworten. »Weil du immer - und wirklich immer - den eiskalten Slytherin spielen musst. Immer musst du alles ins Lächerliche ziehen und ständig musst du auf diesen zwei Nächten rumhacken. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich eigentlich gar nichts von dir will? Was, wenn du nur eine Ablenkung warst, oder genauso nur eine Bettgeschichte, wie ich für dich?«, schrie sie weiter und unbewusst hatte sie ihm gerade alle ihre Gefühle verraten.
 

Langsam schritt der Malfoy auf sie zu und als sie ihren Vortrag beendet hatte, stand er direkt vor ihr. Fest umschloss er ihre Handgelenke und brachte sie damit gänzlich zur Ruhe. »Du denkst, das war es? Weasley, glaubst du wirklich ich würde mit dir schlafen, weil ich dich als Bettgeschichte betrachte?«, fragte er und zum ersten Mal nach Tagen sah sie ihm direkt in die Augen.

»Nein«, meinte sie dann mit fester Stimme, doch sie beide wussten, dass es sehr wohl das war, was sie dachte. Er kannte sie viel zu gut, als dass er eine Antwort auf seine Frage benötigte.

»Doch, das denkst du«, murmelte er leise. »Aber so ist es nicht«, sagte er und dann beugte sich der Slytherin zu ihr hinunter, um seine Lippen leicht auf ihre zu legen.

Überraschenderweise war dieser Kuss nicht, wie die anderen zuvor. Er war weder leidenschaftlich, noch forschend, gar bestimmend, wie sie es eigentlich gewohnt war. Diese Geste war eher ungewohnt zärtlich und obwohl er den ersten Schritt machte, um den Kuss zu vertiefen, so war sie sich doch sicher, dass sie solch eine Innigkeit noch niemals bei ihm verspürt hatte.
 

Etwas Nasses fiel auf ihre Wange und sie bemerkte, dass es begann zu regnen, doch es kümmerte sie nicht. In diesem Moment - so kitschig und untypisch in Anbetracht des Mannes ihr gegenüber das nun auch klang - zählte nur er. Viel zu schnell endete die Berührung und ihre Lippen fühlten sich ohne seine so seltsam kalt an.

Der Regen wurde nun heftiger und das war auch gut so, denn nun wurde ihr klar, dass er sie schon wieder so weit gehabt hätte, dass sie sich ihm einfach so hingegeben hätte. Waren ihre Gefühle für ihn wahrlich so stark und doch so verdrängt, dass sie nur in seiner Gegenwart wusste, was sie wirklich wollte?

Als er sprach war seine Stimme rau und doch passte sie nicht ganz zu dem Ausdruck in seinen Augen, die ungewöhnlich warm erschienen. »Die Antwort ist nein. Ich habe nicht nur mit dir geschlafen, damit ich sagen kann, dass ich es kein Mädchen hier gibt, das mir widerstehen kann«, murmelte er und zerstörte damit ihre Meinung über die beiden Nächte. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er an ihr vorbei und ließ sie alleine im stärker werdenden Regen stehen. Das Gefühl der Nässe war angenehm, da es sie immer klarer denken ließ, doch gleichzeitig machte sich auch wieder das Gefühl der Machtlosigkeit in ihr breit, was ihr unsanft klarmachte, dass sie absolut keine Beherrschung über sich, oder ihr Handeln hatte, sobald er in ihrer Nähe war. Alles, was ihr blieb, war die Unsicherheit über ihre eigenen Empfindungen und die Frage, wieso ausgerechnet er immer wieder solche Aktionen veranstaltete.

Jetzt wusste sie wenigstens, wieso sie lieber versuchte ihn zu meiden.
 

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»Ich hätte alles für sie getan«, murmelte der Weasley leicht angeheitert und sah zu der jungen Frau ihm gegenüber, die nun leicht lachte. Sie hatte ebenfalls schon etwas tiefer ins Glas gesehen, doch konnte sie gut erkennen, dass sie beide noch bei klarem Verstand waren. »Das ist schon mal dein erster Fehler, so etwas wollen Frauen nicht hören, oder merken«, sagte sie ehrlich und strich sich vereinzelte Haarsträhnen aus dem Gesicht. In der letzten Stunde konnte er sagten, dass er Theresa wirklich besser kennengelernt hatte. Nicht so, wie sie nach außen hin war, sondern so, wie sie sich gegenüber ihren Freunden - oder was auch immer sie waren - verhielt. Ausgelassen, trinkend und lachend. Das einzige, was normal war, waren die Schokoladenfrösche, die sie sich hin und wieder in den Mund schob.

»Sondern? Was wollen Frauen?«, fragte er und war plötzlich wieder vollkommen nüchtern. Er stellte die Flasche Koboldwodka ab und verknotete seine Finger ineinander. »Jemand, der ihnen die Meinung sagt, jemand der sie gerne mag, aber auch jemand, der sie auf den Boden hält und sie hin und wieder ignoriert«, sagte die Bell mit ruhiger Stimme und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. Neben ihren eigentlichen Charaktereigenschaften, hatte er auch noch bemerkt, dass sie verflucht gut aussah. Natürlich hatte er zuvor schon oft bemerkt, dass sie recht hübsch war - und das musste sie ja auch sein, bei ihrem ganzen Quidditchteam-Fanclub - aber jetzt im schwachen Licht, mit müden Augen und im leicht angeheiterten Zustand noch immer gut auszusehen war eine Kunst, die man ihr hoch anrechnen musste. »Das mögen nur so verrückte Mädchen wie du«, sagte er und lachte leicht, als sie die Augenbrauen zusammen schob.
 

Die Blonde lächelte leicht. Sie war bereit das Spiel mit zu machen, allein, weil sie sehen wollte, wie weit ein kleiner fünfzehn jähriger gehen würde. Besonders, nachdem sie erlebt hatte, wie viel er trinken konnte. »Siehst du«, sagte sie leise und kam seinem Gesicht mit jedem Wort ein Stück näher, »mit jeder Beleidigung machst du mich schärfer.« Er lachte leise, drehte den Kopf jedoch nicht von ihr weg. Cathlen hatte Recht gehabt, wenn er verwirrt war, sah er sogar niedlich aus. »Na dann, du fliegst wie ein Mädchen«, murmelte er und sie stellte den Feuerwhiskey zu Boden, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Leicht runzelte sie die Stirn. »Gut, ich bin auch eins«, sagte sie. »Ja, aber wie ein Hufflepuff-Mädchen«, berichtigte Hugo sich und wartete auf den angewiderten Gesichtsausdruck, der sogleich entstand. »Dafür könnte ich dich jetzt ohrfeigen«, murmelte Theresa und kam ihm noch ein Stück näher. »Aber?«, fragte der Weasley und schien es wahrlich auf einen Streit anzulegen. Normalerweise würde sie auf solch eine Beleidigung eingehen, doch in diesem Moment war sie eher darauf aus, etwas auszuprobieren.

»Es gibt weit bessere Methoden seine Zuneigung zu zeigen, Weasley«, murmelte sie, lächelte leicht und überbrückte auch noch die letzten Zentimeter zwischen ihnen. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine und sah ihm dabei fest in die Augen. Hugo erwiderte ihren Blick solange, bis er seine Lippen leicht öffnete, um ihrer Zunge Einlass in ihrem Mund zu gewähren und dann auch genießerisch seine Augen schloss. Er schmeckte Schokolade und Alkohol, roch Lavendel und Lakritze. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er geglaubt gerade in einem Süßwarenladen zu stehen.

Der Kuss dauerte gefühlte zehn Minuten, die in Wahrheit nur wenige Sekunden waren, denn als Theresa sah, dass ihr Gegenüber seine Augen schloss, löste sie sich langsam von ihm. Ihm fiel auf, dass sie vollkommen anders als Lily küsste. So forschend und irgendwie auch so bestimmend, wie sie sich beim Quidditch immer verhielt.
 

»Die Methode könnte mir gefallen«, murmelte der Weasley und lehnte seinen Kopf an die Wand hinter sich. Er genoss ihre Gegenwart langsam immer mehr. Sie war ein guter Ausgleich zu seinem Abend gewesen. Er hatte kaum mehr einen Gedanken an Lily und Louis verschwendet und auch nicht an ein was-wäre-wenn gedacht.

»Natürlich gefällt sie dir«, antwortete die Bell und nahm einen Schluck seines Wodkas. Sie ließ ihn dabei nicht aus den Augen, weil sie immer noch wissen wollte, wie er reagierte. Es war ihr ein Rätsel, wie jemand wie er, sich so einfach gehen lassen konnte. Wahrscheinlich hatte sie ihn falsch eingeschätzt, als sie vermutete, dass er ein prüder kleiner Junge war.

»Obwohl ich eigentlich nicht mit irgendeinem Mädchen rummache«, murmelte er und streckte die Hand nach seinem Alkohol aus, dem sie ihn bereitwillig übergab. »War das wieder eine deiner schlechten Beleidigungen?«, fragte Theresa und setzte sich zu seinen Füßen, sodass sie nun gegenüber von ihm war.

»Nein, das war die Wahrheit. Ich mache so etwas nur, wenn ich denjenigen wirklich mag«, meinte Hugo und sie biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht war er doch noch ein kleiner Junge. »Man hat ja gesehen wo das hinführt. Weasley, lass dich einfach gehen. Glaub mir, du wirst es lieben einmal nicht immer nur auf dein Herz zu hören, sondern auch mal zu tun, was du wirklich willst«, murmelte sie und nahm ihm die Flasche wieder ab. »Du bist wirklich alles andere als brav«, sagte er und lachte leise.

»Aber, meine Methode ist gut, um dein Herz zu flicken«, behauptete die Blonde und Hugo griff nach dem Alkohol, um ihn achtlos zu Boden zu stellen. »Ja, vielleicht«, meinte er.

Ehe Theresa sich versah, hatte er eine Hand auf ihre Schulter gelegt und sie zu sich gezogen, sodass er den Kopf nur ein Stück anheben musste, um seine Lippen wieder auf ihre zu legen. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als sie ihre Augen schloss und den Kuss bereitwillig erwiderte.
 

-
 

Alice seufzte leicht, als sie sich zurück in ihr Kissen legte. Es war definitiv nicht normal, so früh aufzustehen, nur um alles zusammenzupacken. Natürlich, war es toll mal wieder aus Hogwarts rauszukommen und ihre Mutter zu treffen, aber eigentlich war das nicht der Grund, wieso sie bereits abfahrfertig war. Ihre Familie zu vermissen wäre ja noch normal gewesen, doch sie hatte nicht geplant in der Woche viel Zeit mit ihren Verwandten zu verbringen. Eher waren die ihrer besten Freundin interessant, denn seitdem ihr Vater ihr vorgestern erlaubt hatte, die Ferien mit Rose zu verbringen, hatte sie keine ruhige Minute mehr.

Ferien bei den Weasleys waren immer gleichbedeutend mit Ferien bei den Potters und das würde auch heißen, James wieder zu sehen, was ihr Herz einen Satz höher schlagen ließ.
 

»Wie früh bist du aufgestanden, um jetzt schon fertig zu sein?«, fragte Rose und rieb sich über die Augen. »Ich hatte Zeit. Hannah Beth war schon früh weg und du warst scheinbar noch immer so fertig vom Schulsprecherrundgang, dass ich dich nicht wecken wollte«, murmelte die Longbottom und lächelte ihre beste Freundin an.

»Erinner mich nicht an den Rundgang!«, stöhnte sie und raufte sich ihre Haare, als sie an den endlosen Kuss dachte. Natürlich musste der Idiot von einem Malfoy so etwas genau in der Nacht vor den Ferien machen, damit sie lange über ihn nachdenken konnte. Er machte es ihr wirklich außergewöhnlich schwer, ihn einfach zu vergessen!

Alice erhob sich aus ihrem Bett. »Hugo hat gestern Abend noch vorbeigeschaut, er hat dich gesucht«, meinte sie und holte ihren Zauberstab hinaus, um ihre Koffer leicht schweben zu lassen. »Ich weiß, er war auch im Schulsprecherraum, wollte mir sagen, dass er dir Ferien nicht mit nach Hause kommt und es Mama und Papa schon gesagt hat«, murmelte Rose und stand ebenfalls auf. Sie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht zu packen. Wozu auch? Ihre Mutter hatte ihr sowieso nicht erlaubt alle Klamotten mit nach Hogwarts zu nehmen, weswegen sie genug davon daheim hatte.

»Er hat sich von Lily getrennt«, sagte sie leise und Alice drehte sich zu ihr um. »Das tut mir leid für ihn. Irgendwie verstehe ich dann, dass er nicht mitkommen will.«
 

»Schon«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Mir tut's nur leid, dass ich nicht für ihn da sein kann«, erwiderte sie und seufzte, als sie Alices drei Koffer sah. »Wir gehen nicht auf eine Weltreise, weißt du?«, meinte sie und die Braunhaarige warf ebenfalls einen Blick auf ihr Gepäck. »Ich will gut aussehen!«, warf sie als Protest ein und Rose verdrehte die Augen, weil sie genau wusste, für wen ihre beste Freundin gut aussehen wollte.

Sie liebte James. Manchmal mochte sie ihn sogar mehr als Albus, weil es so einfach war mit ihm zu reden und er einer der freundlichsten Menschen war, dem sie je begegnet war. Er behandelte jeden Mensch so, wie er es verdiente, was vermutlich auch der Grund dafür war, wieso Alice ihn so ins Herz geschlossen hatte. Bereits, als sie als kleine Mädchen Zeit zusammen verbracht haben, hatte James immer auf sie aufpassen müssen und niemals hatte er sich anmerken lassen, dass es ihn störte, wenn sie mit ihm spielen wollte. Mit der Zeit hatte Alice dann eine Bindung zu ihm aufgebaut, die Rose sich nicht wirklich erklären konnte. Der Potter hatte niemals Anzeichen, die über eine Freundschaft hinausgehen angedeutet und selbst, wenn er zu Mädchen äußerst höflich und ein wahrer Gentlemen war, so war sich die Weasley doch sicher, dass er schon längst irgendeinen Versuch bei ihrer besten Freundin gestartet hätte, wenn er an ihr interessiert gewesen wäre.

Als Rose den zufriedenen Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah, seufzte sie leicht. Das würde eine anstrengende Woche für sie werden.

die falsche Liebe

Rose liebte Ferien. Obgleich sie gerne in den Unterricht ging und sich auch gerne in Hogwarts aufhielt, so fiel es ihr doch unglaublich leicht, sich wieder an das Leben Zuhause zu gewöhnen. An eine Großmutter, die mit so viel Liebe die besten Kekse zauberte, einen Großvater, der immer versuchte alles auf Muggelart zu sehen, eine Mutter, die ihr immer einen Stapel Bücher für die freie Zeit kaufte und einen Vater, der es liebte, sie einfach nur stundenlang auszufragen. Kombinierte man diesen Teil der Familie mit der Tatsache, dass Alice ebenfalls eingeladen war und sie endlich einmal wieder Zeit mit Albus verbringen konnte, dann waren das eindeutig genug Gründe, Ferien über alles zu lieben.

Während der ganzen Zeit in Hogwarts vergaß Rose immer, wieso der Potter eigentlich ihr bester Freund war. Es war so einfach mit ihm zu reden, dass sie ihn schon beinahe als einen großen Bruder ansah. Deswegen verbrachte sie nun auch jede freie Minute - sprich, jede Minute in der Alice nicht in Streitlaune war - mit ihm, denn in Hogwarts würde sie ihn wieder mit seinen ganzen Slytherinfreunden, insbesondere Malfoy, teilen müssen. Da kam es ihr gerade Recht, dass Alice sowieso viel zu abgelenkt von James‘ Anwesenheit war, als dass sie Albus‘ Tun immerzu kritisieren konnte.
 

Nur einmal waren ihre beiden besten Freunde in den letzten zwei Tagen aneinander geraten und dieser Grund war so banal, dass sogar Onkel Harry lachte, als er davon erfahren hatte. Alice hatte nämlich die verrückte Vorstellung gehabt, dass Albus höflich Bitte-und-Danke sagen würde. Für einen Slytherin natürlich eine undenkbare Tat, besonders, wenn es einfach nur darum ging, dass eine Gryffindor ihm ein Buch geliehen hatte. Was also mit einer scheinbar netten Geste von Alice begonnen hatte, endete mit einem Streit, in dem in weiterer Folge sogar einige Flüche ausgesprochen wurden. Wobei Rose zu der Verteidigung ihres Cousins sagen musste, dass jener auch vor der Hauszuteilung nie höflich gewesen war. So etwas lag ihm einfach nicht und wenn die Longbottom ein bisschen darüber nachgedacht hätte, dann hätte sie das wohl auch noch gewusst.

»Angenehme Ferien, so ganz ohne dein blondes Anhängsel«, murmelte Rose und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Potter verzog leicht angewidert den Mund. »Dabei hätte sich Dad wirklich gefreut, wenn Scorpius mal wieder zu Besuch gekommen wäre. Dumm nur, dass seine Mutter ihn unbedingt wiedersehen wollte«, meinte er und Rose schickte innerlich einen Dank an Astoria Malfoy, ehe sie sich mit einem leichten Lachen an ihren besten Freund wandte. »Als ob deine Mutter dich jemals die ganzen Ferien irgendwo hinlassen würde«, sagte sie und dachte dabei an Ginnys Gesichtsausdruck, als Albus ihr diese Frage gestellt hatte. Er glich ungefähr ihrer Haarfarbe, bei all der Frechheit, die ihr Sohn sich zu diesem Zeitpunkt erlaubte. Wenn sich ihre Mutter und ihre Tante in einem Punkt einig waren, dann war es der, dass die Familientreffen das beste Ereignis im Jahr waren und keiner fehlen durfte.

Zumindest, wenn man mal von Hugo absah.
 

»Das einzig bescheuerte an den Ferien ist, dass Hugo nicht da ist«, meinte die Rothaarige und der Potter legte ein aufmunterndes Lächeln auf. »Es wird ihm besser gehen, wenn er mal Zeit ohne Lily und Louis verbringt«, antwortete er. »Ja, das hat er Mom auch geschrieben, aber die steht dem Ganzen immer noch skeptisch gegenüber«, entgegnete sie und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Diese Geschichte mit den dreien ließ ihr keine Ruhe. Sie hatte Lily niemals für jemand gehalten, der einfach so mit den Gefühlen anderer spielte.

»Er hat geschrieben, dass er was mit Lily hatte, die aber auf Louis steht?« Albus hob argwöhnisch eine Augenbraue. Wenn dem so wäre, dann hätte er doch bestimmt schon beiläufig mitbekommen, wie sich seine Eltern darüber unterhielten. Entweder sie waren nun schon immun gegen Freds Abhörtechniken, oder aber sie taten, als würde es sie nicht kümmern - was er sich bei seiner Mutter und seinem Onkel bei weitem nicht vorstellen konnte. Man konnte Ronald Weasley viel Nachsichtigkeit anrechnen, doch wenn es um das Wohlergehen, oder die Gefühle seiner Kinder ging, konnte er fuchsteufelswild werden.

Wahrscheinlich war es wirklich besser, dass Scorpius nicht hier war, denn wenn jemand Rose und ihn zusammen erwischt hätte und das dann bis zu Onkel Ron durchgedrungen wäre, würde er wohl nie wieder die Gelegenheit haben, herzukommen.
 

»Unsinn. Er hat nur geschrieben, dass er einige Probleme mit ihnen hat - freundschaftlich - und dass es um ein Mädchen geht. Mom dachte sofort, dass diejenige in Hogwarts wäre und er deswegen auch dort bleiben wollte. Ich glaube, das ist der einzige Grund, wieso sie seine Abwesenheit schweigend annimmt«, antwortete Rose. »Und mir erlaubt man nicht einmal die Hälfte der Zeit bei den Malfoys zu verbringen«, beschwerte sich der Schwarzhaarige und seine Gegenüber lachte. »Gib es zu - hier ist es doch viel amüsanter«, neckte sie und der junge Mann wuschelte ihr durchs Haar.

»Ja, wahnsinnig unterhaltsam, der Longbottom zuzusehen, wie sie meinem Bruder nachschmachtet, wenn sie mich nicht gerade mit einem Besen jagt und dir dabei zuzusehen, wie du krampfhaft versuchst nicht über den Kuss mit Scorpius nachzudenken«, gab er ebenso höhnend zurück und die junge Frau schnappte empört nach Luft. »Er hat dir erzählt - Was? Ich denke überhaupt nicht an ihn«, verteidigte sie sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Im selben Moment, als sie ihrem besten Freund einen Vortrag halten wollte, hörte man von unten lauten Krach und dann bekam sie mit, wie Fred die Treppen hinauf polterte, gefolgt von seiner überaus wütenden Mutter.

Genervt ließ sich die Weasley zurück auf ihr Bett fallen, als ihr bester Freund sich ebenfalls der Hälfte ihrer Familie anschloss und allesamt - wie gewöhnlich - nun in verschiedene Richtungen durchs Haus liefen.

Immerhin hatte sie so genug Ruhe, um all die dämlichen Gedanken, die durch Albus‘ bescheuerte Bemerkung aufgekommen waren, wieder aus ihrem Kopf zu fegen und das Bild des grinsenden Blonden zu verdrängen. Auf keinen Fall wollte sie erneut daran erinnert werden, dass sie ihn vermisste, obwohl sie ihm eigentlich immer noch böse sein wollte.
 

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»Deine neue Freundin«, sprach die dunkelbraunhaarige Frau und musterte ihren Sohn eingehend. Sie hatte das Kinn auf ihre Handfläche gestützt. »Was ist mit ihr?«, fragte Scorpius und tat vollkommen gleichgültig. »Sie ist nicht diejenige, von der du geschrieben hast«, erklärte sich seine Mutter und er seufzte leicht. Es war ihm vollkommen klar, dass ihr niemals irgendetwas entging. Genauso offensichtlich war es auch, dass es ein Fehler gewesen war, ihr von einem Mädchen in seinem Leben zu erzählen.

»Wieso denkst du das?«, erwiderte der Malfoy und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Vater befand sich mit Eleanor im Wohnzimmer des Manor und unterhielt sich scheinbar prächtig. »Sie ist klug, witzig und sie weiß es, mit ehemaligen Slytherins umzugehen, weil sie selbst eine ist. Bis auf die Intelligenz passt rein gar nichts zu dem Mädchen, das dich immer mal wieder gerne nervt und somit ständig deine Aufmerksamkeit hat«, sprach Astoria Malfoy und in ihren braunen Augen blitze Erkenntnis auf. »Sie ist gar keine Slytherin und würde deinen Vater bestimmt nicht so erheitert klingen lassen«, schlussfolgerte sie und verdrehte die Augen, als sie ihren Gatten ansprach.
 

Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen des Malfoys. Es war eines von der ehrlichen Sorte, was kaum jemand anderes zu sehen bekam. »Wie leicht du mich durchschaust«, sagte er ruhig und sie hob eine Augenbraue. »Du hast uns ein schwarzes Schaf in die Familie geholt?«, fragte die Dunkelhaarige und lachte leise, als ihr Sohn die Augen verdrehte. »Ich habe niemanden in die Familie geholt«, berichtigte er die Ältere, welche erneut lachte.

»Aber du denkst oft an sie, denn sonst hättest du sie bestimmt nicht erwähnt.« Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Scorpius hasste es, dass sie immer alles wusste, obgleich sie Kilometer weit entfernt war. Aus jedem seiner Briefe hatte sie herausgelesen, wie es ihm ging und dann hatte sie ihn so lange genervt, bis er endlich geschrieben hatte, dass da dieses Mädchen war. »Hin und wieder, Mutter«, murmelte der Blonde und die ehemalige Slytherin lehnte sich zurück.

»Das reicht mir zu wissen«, antwortete Astoria und erneut sah er etwas in ihren braunen Augen aufblitzen.
 

»Es ist kompliziert«, meinte er schlicht. Kompliziert traf es nicht ganz. Ihre Lage war komplex, ebenso wie seine Gefühle, die er nicht richtig zuordnen konnte. »Also erwähne das Ganze bitte nicht vor Vater.« Im selben Moment sah er das höchst zufriedene Lächeln seiner Mutter, welches sie nur aufsetzte, wenn sie etwas wusste, was ihren Mann zutiefst verärgern würde. »Ich werde mich hüten. Aber ich will dabei sein, wenn du es ihm sagst«, meinte sie und lächelte süffisant. Seine Eltern hatten eine seltsame Beziehung, die darauf basierte, sich über belanglose Dinge zu streiten und Meinungsverschiedenheiten stundenlang auszudiskutieren. Dennoch zeigte jeder der beiden auf seine Art und Weise immer wieder, dass er den anderen liebte.

Kein Wunder also, dass er selbst so verkorkst geworden war..
 

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Sanfter Abendwind strich durch die Haare der Longbottom und ließ sie wohlig seufzen. Es gab kaum einen Ort, an dem sie sich jemals so wohl gefühlt hatte, wie in dem Haus ihrer besten Freundin. Schon immer hatte sie ihre Zeit hier verbracht, wenn ihre Eltern bei der Arbeit waren, oder auch so, wenn Neville Freude daran hatte, seine alten Freunde zu besuchen. Damals hatten sich großartige Freundschaften entwickelt, wobei manche mit Hogwarts zerbrachen und andere dafür umso stärker wurde.

Alice stöhnte leise auf, als sie an ihr erstes Jahr dachte, in dem sie Bekanntschaft mit der anderen Seite des - sonst so freundlich gewesenem - Potters machen musste. Einem Albus, der kaum etwas davon hielt, mit einer Gryffindor befreundet zu sein und sich lieber daran erfreute, über ihre kurzen Haare zu lachen, die sie aussehen ließen wie einen Jungen. Zugegeben, sie war damals nicht gerade ein Hingucker gewesen, aber im ersten Jahr konnte man das auch von keinem Mädchen ohne Veela-Genen verlangen.

Damals hatte sich ganz klar gezeigt, dass sie und Albus Potter niemals mehr, als eine gemeinsame Kinderspielzeit haben würden, während sie mit James wahre Gefühle verband.

Sie wusste gar nicht mehr, wann es begonnen hatte. Er war immer schon so etwas wie ein Vorbild für sie gewesen - unabhängig und erfahrener. Außerdem war sie ihm nach wie vor dankbar dafür, dass er sie einmal gegen Albus vereidigt hatte und ihm vor der gesamten Klasse eine Predigt gehalten hatte. Wer würde solch einem Held, der noch dazu einen derartig warmen Charakter besaß, nicht sofort verfallen?
 

»Alice?«, hörte sie jemand fragen und sah dann, wie James sich neben sie an das Balkongelände lehnte. Er sah wie immer unglaublich gut aus mit seinem zerzausten Haar, dem nur halb zugeknöpftem Hemd und den rehbraunen Augen, die sie erwartungsvoll ansahen. Wieder musste sie feststellen, dass Albus ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, wenn man von den auszeichnenden Augen absah. »Ja?«, fragte sie und wandte sich ihm gänzlich zu. Lässig strich sich der Potter durchs Haar und setzte anschließend ein leichtes Lächeln auf. »Ich darf dich doch um einen Rat bitten, oder?«, fragte er höflich wie immer. James war ein Gentleman der alten Schule, wie ihre Mutter immer so schön zu sagen pflegte. Angeblich war er genauso wie Harry zu seiner Schulzeit, nur mit ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Liebenswert, freundlich und mit einem feinen Beschützerinstinkt versehen. Ihr Traummann eben.

»Natürlich, was gibt es denn?«, wollte die Longbottom wissen und James starrte in den Garten, wo Angelina Weasley ihrem Sohn gerade einen Vortrag hielt. Ein leichtes Lachen entglitt ihm, welches ihr Herz eine Spur schneller schlagen ließ. »Du bist die einzige, mit der ich darüber reden kann, ohne, dass es gleich die Runde macht und außerdem bist du auch die einzige in diesem Haus, mit der ich nicht irgendwie verwandt bin«, erklärte James ruhig und als er sich ihr zuwandte legte sie den Kopf schief.
 

»Wir kennen uns ein Leben lang, deswegen frage ich jetzt einfach. Unter gegebenen Umständen - was würdest du mir raten, was das beste Mittel wäre, einem Mädchen zu sagen, dass man sie liebt?«, fragte er und für einen Moment setzte Alice‘ Herzschlag aus. James war verliebt. Nein, das konnte gar nicht sein - James verliebte sich nie. Das hatte ihr Rose versichert, denn der Potter war bekannt dafür, dass er jede Beziehung beendete, bevor sie zu ernst wurde. Er wollte sich nicht festlegen, aber gleichzeitig auch niemand verletzen.

»Wer?«, formten ihre Lippen, als wäre sie nicht im Stande einen Ton von sich zu geben. James stellte sich wieder so hin, dass sein Blick auf einem kleinen Teil seiner Familie lag. Langsam drehte sie ihren Kopf ebenfalls in die Richtung der Leute und dann sah sie, auf wem sein Blick lag. Molly Weasley stand neben Fred und musste sich ein Lachen verkneifen, als dessen Mutter ihm noch immer einen Vortrag hielt. Ihr rotes Haar wehte leicht im Wind und zum ersten Mal wurde der Longbottom bewusst, wie hübsch die Weasley doch war. Im selben Moment begann sich alles seltsam zu drehen und ein grauenhaftes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit.

»Alice, ist alles okay?«, fragte der Potter und legte seinen Kopf leicht schief, wie er es immer tat, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. Das sollte aufhören. Sie wollte das nicht wissen, sie wollte ihn nicht besser kennen, als sonst jemanden. Alles was sie wollte, war vergessen, dass sie jemals so für ihn empfunden hatte und dumm genug war, zu denken, dass er vielleicht auch einmal so empfinden könnte.
 

»Alles bestens. Du solltest ihr unbedingt sagen, was du empfindest, sonst sucht sie sich einen anderen, nur, weil du zu lang gewartet hast«, meinte sie dann monoton und war überrascht über die Gleichgültigkeit ihrer Stimme, während ihr Herz langsam in sich zusammenfiel. James warf ihr einen besorgten Blick zu, den sie jedoch nicht weiter beachtete. Ja, jetzt merkte er, dass etwas nicht stimmte, aber in all den Jahren, in denen sie versucht hatte, ihm das zu sein, was er nun in seiner Cousine sah, hatte er ahnungslos rumgesessen.

»Du entschuldigst mich?«, fragte sie, drehte sich dann ohne eine Antwort abzuwarten um und nahm den schnellsten Weg zu dem Zimmer ihrer besten Freundin, um sich dort verstecken zu können. Für immer am besten!
 

-
 

Theresa provozierte ihn. Anders konnte dieses Spiel nicht gedacht sein, denn wieso sollte sie ihn sonst schon den ganzen Tag über ignorieren? Er hatte schon beim Frühstück in der großen Halle bemerkt, dass sie es weitgehend mied ihn anzusehen und vor einer Stunde hatte sie ihm im Quidditchturm den Beweis geliefert, als sie ihn während der gesamten Besprechung nicht einmal auf sein Straftraining angesprochen hatte. Es war zum verrückt werden, wie launisch diese Frau war!
 

Hugo räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Als er dann den skeptischen Blick der Bell sah, hätte er beinahe gelacht.

»Bell, kann ich mit dir reden?«, fragte er und Kathlen Brooks, ihre beste Freundin, musterte ihn amüsiert, als hätte sie darauf schon den ganzen Tag gewartet. Anstatt ihn jedoch weiterhin zu beachten, drehte sich Theresa von dem jungen Mann weg. »Nerv nicht, Weasley«, gab sie von sich und sprach dann belanglos mit ihrer Freundin. Hugo seufzte angestrengt. So leicht würde er nicht aufgeben. »Es ist aber wichtig«, meinte er und die Blonde drehte ihm angewidert den Kopf zu. Er sah, wie Kathlen ihr einen leichten Stoß mit dem Ellbogen versetzte und die Blonde sie kurz ansah. »Geh ruhig. Leslie wartet sowieso auf mich«, meinte sie mit einer Unschuldsmiene, die kein Wässerchen trüben konnte und als die Bell ein genervtes »Meinetwegen« von sich gab, verschwand die Brooks Richtung Gryffindorgemeinschaftsraum.

»Also?«, fragte sie, als Hugo sich vergewisserte, dass sie alleine im Korridor waren. »Ignorierst du mich mit Absicht?«, erkundigte sich der Braunhaarige und die Blonde verzog keine Miene, als sie mit einem knappen »Ja« antwortete.

»Du willst also so tun, als hätten wir gestern nicht rumgemacht und Spaß gehabt?«, fragte er in einem Tonfall, der sie glauben lassen sollte, ihn würde das rein gar nicht kümmern. Erneut zeigte sie keinerlei Regung, als sie sich durch die Haare strich. »So in etwa«, meinte Theresa und hob eine Augenbraue, als er sich damit nicht zufrieden gab.
 

»Wieso?«, fragte der Weasley und aus seiner Stimme klang kein gekränkter Stolz, wie sie es vermutet hatte, sondern viel mehr ehrliches Interesse. »Weil der Himmel blau ist, Kleiner«, antwortete sein Gegenüber und musterte ihn unauffällig. Sein Haar war zerzaust und er sah nach wie vor aus, als hätte er viel zu wenig Schlaf abbekommen.

»Ach, es ist dir also peinlich, dass ich jünger bin als du«, meinte der Weasley und sie schob leicht eine Augenbraue nach oben. Teilweise hatte er recht. Aber den anderen Grund, den er unmöglich erahnen konnte, war der, dass sie für ihn nicht die Ersatzbefriedigung spielen wollte. Sie wollte nicht die sein, die an ihm festhielt, nur weil die kleine Potter das nicht tat.

»Plus, wir sind im selben Team. Wenn das öffentlich wird, dass ich mich mit jüngeren Teamkollegen treffe, dann kann ich Smith nicht mehr abhängen und den Rest des Teams auch nicht. Sie würden den Respekt verlieren«, erklärte die Bell und blickte unvermittelt in die Augen des Braunhaarigen, als jener leise lachte. Es war seltsam, dass er ein Stück größer war als sie, obwohl er doch einen Jahrgang unter ihr war. »Sklaventreiberin«, meinte er dann und lächelte sie zufrieden an. »Gut, dann ist das eines dieser Dinge, die man besser für sich behält. Das macht die Sache auch viel interessanter«, fuhr er ernst fort und beugte sich dann leicht zu ihr vor, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken. Die Bell verzog den Mund, als er sich von ihr löste. Das nahm eine Wendung an, die sie eigentlich nicht erwartet hatte, denn wenn sie normalerweise so etwas sagte, wichen die Kerle immer fein aus und wollte sich besser nicht durch ihre Fassaden kämpfen müssen.
 

»Aber nur damit das klar ist - ich bin weder deine Mutter, die sich dein Geheule anhört, noch bin ich deine Ersatzfreundin, bloß weil die kleine Potter es nicht bringt«, sagte sie deswegen weiter und hob eine Augenbraue, als er immer noch lächelte.

»Bell?«, fragte Hugo und als sie nickte kam er ihrem Gesicht wieder näher. »Klappe«, flüsterte er, bevor er seine Lippen wieder auf ihre legte. Sie war vielleicht nicht so liebreizend wie all die Mädchen aus seinem Jahrgang, doch war sie bestimmt eine der interessantesten Frauen Hogwarts, was sie ihm gestern Abend bestens bewiesen hatte. Und er war nicht töricht genug, um sich einfach so geschlagen zu geben.
 

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Ginny Potter war vielleicht leichtgläubig genug, um Hugos Ausrede zu schlucken, doch Lily wusste genau, dass ihre Mutter ihr nicht geglaubt hatte, als sie standhaft meinte, zwischen ihr und Louis würde nichts laufen. Die Ältere meinte daraufhin, dass man es in ihren Blicken sehen würde. Wie aber konnte man etwas bemerken, was gar nicht da war? Soweit sich die Potter erinnern konnte, hatte sie ihren besten Freund in den letzten zweieinhalb Tagen nicht einmal richtig angesehen. Wenn sie höflichen Smalltalk führten, wich sie seinem Blick immer gekonnt aus und wenn sie gezwungen waren etwas zusammen zu tun - Tante Fleur war begeistert von ihrer Freundschaft und zwang sie deswegen förmlich alle Besorgungen zusammen zu erledigen - hatten, schwiegen sie sich nur an.

Während Lily großspurig einen Bogen um ihn machte, kam es ihr manchmal beinahe so vor, als würde er in solchen Momenten, in denen sie nicht von ihrer Familie umgeben waren, etwas sagen wollte, doch nie die richtigen Worte dafür fand. Was nicht gerade zu ihrem Nachteil war, denn hören wollte sie bestimmt nicht, was er zu sagen hatte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er ihr genau dieselben Vorwürfe machen würde, wie Rose. Denn auch wenn ihre Cousine es nicht aussprach, sah die Potter ihr an, dass sie ihr die Schuld für Hugos Abwesenheit und die kaputte Freundschaft gab.
 

»Weißt du, Lily, du kannst da noch stundenlang rumsitzen und schmollen, oder du gehst einfach zu ihm und redest mit ihm!«, sagte Lucy, die bereits voll im Bilde war. Die Potter warf ihr einen skeptischen Blick zu und verdrehte die Augen. »Ich kann mir sowieso vorstellen, was er sagen wird. Ich hab seine Freundschaft mit Hugo ruiniert und dann hab ich mich nebenbei auch noch so dämlich angestellt und musste ihn unbedingt küssen.«

»Aber, du empfindest etwas für ihn und ich glaube, er auch für dich. Er guckt dich immer so komisch an«, sagte die Schwarzhaarige und schnitt eine Grimasse, sodass Lily lachen musste. »Mom hat auch so etwas Ähnliches gesagt«, fuhr sie dann ernst fort und ihre Cousine nickte. »Die ist ja auch nicht ganz blind. Vielleicht bemerkt jetzt bald auch noch Louis, dass er was für dich empfindet und dann geht das alles schon glatt!« Die Weasley klatschte in die Hände und lächelte verzückt bei der Vorstellung, die beiden bald als Paar sehen zu können.
 

»Du hast aber Problem Nummer Eins vergessen. Selbst wenn Louis auf mich steht, war ich bis vor drei Tagen noch die Freundin seines besten Freundes und so nebenbei bemerkt, macht Hugo es mir selbst schwer, irgendwas wegen Louis zu unternehmen«, murmelte sie und seufzte leicht. Sie hätte das Ganze so einfach gestalten können, wenn sie sich nicht so von Hugos Worte hätte blenden lassen. Stattdessen hatte sie nun beide beste Freunde und den Kerl, in den sie verliebt war, verloren. Rose hatte wirklich recht, wenn sie sie jetzt mit angewiderten bis wütenden Blicken strafte.

»Das macht die Sache kompliziert«, sagte Lucy und legte sich überlegend ihren Zeigefinger auf die Lippen. »Aber nicht unmöglich!«, strahlte sie dann plötzlich und Lily öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, doch bei all der Begeisterung ihrer Cousine wusste sie kaum, was angebracht wäre.

»Du stellst dir alles so einfach vor, Lucy«, stöhnte sie genervt auf und die Schwarzhaarige wickelte sich eine Haarsträhne um ihren Finger. »Das ist es doch! Du stehst auf Louis und er steht auf dich. Das mit Hugo habt ihr sowieso schon total versaut, also könnt ihrs ruhig versuchen«, meinte sie und lachte zufrieden über ihre eigene Eingebung. Lily hob eine Augenbraue. Ja, für sie war das natürlich alles leicht. Für jemand, der mit sechzehn schon wie achtzehn aussah, immer die angesagtesten Klamotten trug, mit sechs schon drei Sprachen konnte und sich in Beauxbatons ausschließlich mit den besten Leuten sehen ließ, war alles ein Kinderspiel. Aber es gab auch eine Welt außerhalb Lucys ganzen Glamours und mit eben jener musste sich Lily rumschlagen.
 

»Soll ich ihm das so sagen? Dass wir sein Herz sowieso schon gebrochen haben?«, fragte die Braunhaarige skeptisch und Lucy lehnte sich zurück. »Aber nein. Das sollte dir selbst nur klar machen, dass du dich nicht immer nur um andere kümmern kannst. Du hast Louis nie von deinen Gefühlen erzählt, weil du nicht wolltest, dass sich etwas in eurer Freundschaft ändern würde, oder Hugo das vielleicht komisch findet. Dann hast du deine Gefühle für Louis zurückgestellt und bist eine Beziehung mit Hugo eingegangen, nur um ihn nicht zu verletzen. Ich glaube, in deinem ganzen Leben hast du noch niemals etwas nur für dich getan«, erklärte die Schwarzhaarige. Lily verzog angewidert den Mund.

Wenn man es aus diesem Blockwinkel betrachtete, dann konnte man Lucy nur zustimmen. Doch die Potter sah das etwas anders, etwas komplizierter vor allem. Selbst wenn sie bisher alles nur wegen der Gefühle von anderen Menschen getan hatte, so war es doch ihre Schuld, dass nun das gewohnte Leben in Scherben lag. Dafür gab es keine Ausreden.
 

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Die Longbottom atmete tief durch und ließ dann die letzten paar Tage noch einmal Revue passieren. Zuerst hatte sie sich unglaublich auf die Ferien bei den Potters gefreut, weil sie gehofft hatte, James endlich ein bisschen näher zu kommen, dann hatte sie erfahren, dass er auf Molly stand und nun redete ihre beste Freundin auf sie ein und versuchte sie mit absurden Themen abzulenken. Obwohl Rose eigentlich klar sein musste, dass Alice‘ Gedanken ganz wo anders, bei einem gewissen Schwarzhaarigen waren.

Wieso hatte sie überhaupt gehofft ihm näher zu kommen? Es hatte sich im letzten Jahr rein gar nichts zwischen ihnen verändert. Im Gegenteil, die Lage wurde schlechter, nachdem sie sich kaum mehr sahen und demnach auch keine langen Gespräche mehr wie früher führten. Damals, als er noch in Hogwarts war, trafen sie sich oft nachts und sprachen auch in den Pausen öfters miteinander. In dieser Zeit wurde ihr immer mehr bewusst, dass sie etwas mehr als nur simple Freundschaft für ihn empfand.

Wann ihr bewusst wurde, dass sie in ihn verliebt war? Auf diese Frage hatte sie bisher keine Antwort gefunden. Plötzlich waren die Gefühle einfach stärker geworden und sie hatte es einfach so als Liebe abgetan. Obwohl sie im Grunde genommen gar nicht wirklich wusste, was dieses Wort bedeutete. Wenn sie sich Rose und Scorpius ansah, die kaum die Finger voneinander lassen konnten, sobald sie alleine waren, dann war es das wohl nicht. Natürlich war sie gerne in James‘ Nähe, doch war da nie ein Gefühl der reinen Lust und Leidenschaft gewesen.

Auch hatte sie nie so einen brennenden Schmerz in der Brust, wie Rose ihren beschrieb, als sie davon sprach, dass ihr Scorpius fehlte. Sicherlich, sie vermisste James, doch konnte sie ihr Leben dennoch auch ohne ihn weiterführen.

Für Alice war Liebe also, dass man auf den anderen verzichten musste, weil der andere Pläne hatte, obwohl man ihn eigentlich brauchte und wollte. Aber sollte solch ein starkes Gefühl der Zuneigung nicht ein Band sein, das die beiden Personen zusammenhielt? Etwas, was es ihnen unmöglich machte, getrennt zu sein, selbst, wenn es sich um einseitige Liebe handelte? Ja, eigentlich sollte es das irgendwie sein. Für einander da zu sein, egal was sonst ansteht und immerzu an diese eine Person denken zu müssen.
 

Nicht nur, wenn man Albus Potter ansah, der zufälligerweise genauso aussah wie James. Und auf keinen Fall konnte man von inniger Liebe sprechen, wenn man auf den Kuss mit jemand anderen einging, ohne einen Gedanken an die eigentlich geliebte Person zu verschwenden. Denn so sehr Alice sich auch immer wieder dagegen sträubte - Albus hatte den Kuss zwar begonnen, aber sie hatte ohne zu Zögern weitergemacht. Außerdem musste sie nebenbei zugeben, dass Albus trotz seines idiotischen Charakters, doch immer irgendwie da war. Die Longbottom war sich sicher, dass sich das auch nicht ändern würde, wenn sie im nächsten Jahr mit Hogwarts fertig sein würden. Bestimmt würde er dann immer noch bei Rose rumhängen, wenn sie ebenfalls anwesend war - schon einmal allein deswegen, weil Rose und Scorpius bis dahin bestimmt fest zusammen waren - und sie mit Sicherheit noch die nächsten hundert Jahre nerven würde. Wahrscheinlich würde er sich sogar daran erfreuen, dass er ihr weiterhin das Leben schwer machen konnte und vielleicht würde sie das auch gar nicht mal so unschön finden, denn wenn sie ganz ehrlich mit sich selbst war, dann mochte sie die Streitereien mit ihm, weil sie sich von ihrem sonst so trägen Alltag abhoben.
 

»Alice«, sprach eine laute Stimme neben ihr und die Braunhaarige zuckte leicht zusammen. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie nicht einmal bemerkte hatte, dass Rose aufgestanden war. »Ich weiß, das ist jetzt komisch, wegen James und Molly, aber wir sollen runter zum Essen kommen. Ich würde verstehen, wenn du lieber hier bleiben willst. Ich kann ja sagen, dass dir schlecht ist«, sagte die Weasley mit einem leicht besorgten Gesichtsausdruck und die Augenbrauen der Longbottom wanderten ein Stück nach oben. »Nein, ich komme gleich nach. Mach dir keine Sorgen, mit mir ist alles in Ordnung«, murmelte sie und setzte ein kurzes Lächeln auf.

Alles war in Ordnung, bis auf die Tatsache, dass ihre Gedanken vorhin von der Frage ›Wieso liebe ich James Potter‹ einfach so auf ›Was mag ich an Albus‹ sprangen.

Genervt stöhnte die Braunhaarige auf, als sie sich erhob und ihrer besten Freundin langsam nach unten folgte. Der Schmerz in ihrem Herzen war, dank ihrer Fähigkeit unangenehme Dinge schnell zu verdrängen, beinahe wieder verflogen, was das Essen wohl etwas erträglicher machen würde.
 

Oder war der Schmerz nie wirklich da gewesen, weil ihre Liebe zu James ebenso wenig echt war?

nichts zu verlieren

»Bell«, sagte der Weasley laut und kam schnell auf sie zu. Leslie verdrehte die Augen und legte einen Arm um Cathlen, die schon wieder dieses wissende Lächeln aufgesetzt hatte. Sein Freund war zu einem der Trottel geworden, die der Sklaventreiberin Gryffindors verfallen waren. Dabei war er neben ihm selbst immer derjenige gewesen, der gesagt hatte, dass Bell gar nicht so bezaubernd war, wie alle sagten.

Eben jene wandte Hugo nun gelangweilt den Kopf zu. »Ich hab da vielleicht eine Strategie für das nächste Quidditchspiel«, meinte er und der Blick der Blonden wurde interessierter. Es war das perfekte Schauspiel, welches man nicht durchschauen konnte, wenn man nicht eingeweiht war. Leslie wusste, dass sie nun mit seinem besten Freund in irgendeiner geheimen Ecke verschwinden würde um ›Pläne zu besprechen‹. Tatsächlich deutete die junge Frau dem Fünftklässler an, ihr in einen Seitengang zu folgen.

»Lass mal hören, Weasley«, war das letzte, was der Quidditchspieler von seinen Teamkollegen hörte, ehe sie hinter einer Geheimtür verschwanden. Sie bog in einen Gang ein und im nächsten Moment hatte sie eine Tür geöffnet.
 

»Strategien sollte man doch nicht vor dem Feind besprechen«, meinte Theresa und lächelte den Jüngeren süffisant an. Er erwiderte das Lächeln kurz, ehe er mit ihr zusammen in den kleinen Raum trat. »Du kennst wohl jeden Geheimgang Hogwarts', nicht wahr?«, fragte er, als sie ihren Umhang auszog und über einen kleinen Stuhl hing. »Ich war mal James Potters rechte Hand, da muss man alle Geheimgänge kennen«, murmelte sie und schon hatte sie ihn zu sich gezogen und ihre Lippen auf seine gelegt.

Dieses Spiel spielten sie nun schon seitdem er sie am ersten Tag der Ferien zur Rede gestellt und klargestellt hatte, dass er sie, wenn es sein musste, auch nur im Geheimen küssen würde. Einzig und allein Gryffindors Hüter Leslie Grey und ihre beste Freundin Cathlen Brooks - die ironischer Weise ein Paar waren - wussten darüber Bescheid und während sein Freund nur die Augen verdrehte, wenn Hugo von ihr sprach, schien die andere Gryffindor das Versteckspiel absolut niedlich zu finden.

Sie trafen sich also heimlich nachts und verschwanden manchmal tagsüber in irgendwelchen Geheimgängen, während sie so taten, als würden sie über Quidditch sprechen. Dabei lagen ihre Lippen immer sofort auf seinen und er konnte nicht gerade sagen, dass er abgeneigt davon war. Je öfter er in den Genuss ihres Geschmacks kam, umso angenehmer wurde auch ihre Gesellschaft. Sie unterhielten sich meistens stundenlang über Quidditch, ihre Familien, oder einfach nur über Schüler und Lehrer, die sie nervten - und davon gab es ja allein in Ravenclaw genug.
 

»Die Karte des Rumtreibers«, sagte er andächtig, als sie sich voneinander lösten. »Wunderwerk der Technik«, antwortete sie schlicht und ließ sich auf eine schmale Couch fallen. Sein Onkel hatte ihm oft von der Karte erzählt und dass sie äußerst vorteilhaft war, wenn man sich aus dem Schloss schleichen wollte. Leider aber hatte seine Mutter ihm verboten sie auch nur anzusehen und James selbst musste sie vom Schreibtisch seines Vaters klauen. Er seufzte angestrengt.

»Was ist los?«, fragte die Blonde und kaute an einem Lakritz-Zauberstab herum. Hugo ließ sich neben ihr nieder und legte einen Arm um sie. »Wie kannst du nur ständig essen?«, erwiderte er und sie lachte leise. »Es ist lecker«, murmelte Theresa und steckte ihm einen der süßen Zauberstäbe in den Mund. »Schon, aber du isst das Zeug dauernd. Wenn du nicht so quidditchverrückt wärst, würdest du vermutlich schon durch die Gegend rollen.« Sie legte ihren Kopf schief und hob eine Augenbraue. »Dann hab ich ja dem Sport mehr als nur deine reizende Anwesenheit zu verdanken«, neckte sie und er schnitt eine Grimasse, ehe er sich zu ihr lehnte und ihr einen Kuss aufdrückte.

»Ich bin mal so frei und sag, ich bin froh, dass du nicht dauernd mit Sirupbonbons rumrennst. Die sind beim Küssen echt die Hölle«, sagte er angewidert und die Bell lachte wieder. Er hatte sie nie für einen Mensch gehalten, der so fröhlich und ausgelassen sein konnte, doch scheinbar war die Sklaventreiber-Persönlichkeit wahrhaft nur eine Fassade.

»Ob du es glaubst oder nicht, aber du hast recht«, meinte sie und hatte dabei erneut einen höhnischen Tonfall aufgesetzt.
 

»Sehr nett, danke«, antwortete der Weasley und zog sie zu sich. Ihre Gesellschaft war angenehm entspannend und nicht so bedrückend wie die von Lily und auch nicht so anstrengend, wie sie es in der letzten Zeit mit Louis gewesen war. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie sich einfach nur belanglos küssten und sich nebenbei wie Freunde unterhielten. Hugo war es nur recht, dass sie keine Klette war, die gleich alles, was man zusammen tat, definieren musste und keine zehn Minuten still sitzen konnte. Er genoss ihre Ruhe, so wie er ihre gemeinsame Zeit genoss. Denn wenn man sich auf nichts Festes einließ, konnte man schließlich auch nichts verlieren.
 

-
 

Rose trank das Glas mit dem heißen Alkohol in einem Zug runter, sodass Albus begeistert in die Hände klatschte. »Wow, manchmal vergesse ich wirklich, dass du neben deiner Unschuldsmiene auch noch mehr kannst«, sagte er und die Rothaarige lachte erheitert. Sie hatten beide schon einiges getrunken, dennoch konnte man sagen, dass Albus sich das weniger anmerken ließ, während seine Cousine in einem Zustand war, in dem sie alles furchtbar komisch fand.

»Soll ich dir ein echt witziges Geheimnis verraten?«, fragte sie dann und wedelte mit ihrem Glas vor seinem Gesicht herum. Der Potter nahm es ihr ab und goss etwas Feuerwhiskey hinein. »Klar, schieß los«, meinte er schließlich und trank sogleich aus der Flasche. »Ich schätze, ich liebe Scorpius, aber so richtig«, sagte sie ehrlich und betrachtete die Flüssigkeit genau. »Das wusste ich schon«, antwortete der Schwarzhaarige und lachte. »Ich nicht. Ich kann ihn eigentlich nicht ausstehen, habe keine Ahnung und wieso ich wegen ihm mit Christopher Schluss gemacht habe«, rätselte sie und schwenkte ihr Glas. »Das mit Wood ist aus?«, fragte der junge Mann und hob eine Augenbraue. Er hatte sich so etwas in der Art schon gedacht, aber wahrlich daran geglaubt, hatte er nicht.

»Ja. Damit hab ich mich komplett zum Idioten gemacht, weil Scorpius jetzt schön seine Eleanor flachlegt und ich nur hier rumsitze und ihn wie verrückt vermisse«, murmelte Rose. »Du liebst ihn wohl wirklich, oder?«, fragte er und erhielt als Antwort lediglich ein Schulterzucken.

»Die Wahrheit ist, dass ich keine Ahnung habe, was Liebe wirklich ist. Aber er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich will ständig wissen, was er tut, wenn er nicht da ist und überhaupt will ich immer, dass er da ist. Sollte er dann da sein, tue ich verrückte Dinge und um das zu verbergen, lüge ich, weil mein Herz immer höher schlägt. So ein bescheuertes Gefühl!« Die Rothaarige verschränkte die Arme trotzig vor der Brust.
 

»Wenn es das ist, was die Liebe ausmacht, dann hat’s mich wohl auch erwischt«, gestand der Potter und prostete auf seine Worte. In einem Zug hatte er das letzte Viertel der Flasche ausgetrunken. »Alice!«, rief Rose begeistert und Albus legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Tut mir leid«, murmelte sie leise. »Ich hab das irgendwie die ganze Zeit gehofft. Ich meine du und Dominique? Das ist ja noch verkorkster als die Lily-Hugo-Louis-Triangel«, erklärte sie und legte ihren Kopf schief. »Dominique und ich - das stand nie zur Debatte. Das wusstest du. Das einzige, was mir an dem ganzen zu schaffen macht ist die Tatsache, dass Alice die einzige zu sein scheint, die absolut nichts von mir will«, murmelte der Potter bitter. Es war eine Ironie, dass er die schönste Frau, die ihn über alles begehrte nicht haben wollte und stattdessen in das kleine fluchende Monster verknallt war.

»Für einen Slytherin bist du ganz schön weich«, lachte die Weasley und er verdrehte seine Augen. »Auch Slytherins haben Gefühle«, meinte er dann und sein Blick fiel auf den Balkon, an dem Alice stand. Rose seufzte leicht. »Geh schon!«, sagte sie und der Schwarzhaarige legte seinen Kopf schief. »Geh zu ihr und mach sie glücklich! Wir wissen doch alle, dass James nichts für sie ist und wenn du da jetzt hochgehst und die richtigen Worte verwendest, bin ich mir sicher, dass sie das auch irgendwann kapiert«, erklärte sie und nahm ihm die neue Flasche Feuerwhiskey aus der Hand.
 

»Du bist schon verrückt, Cousine«, behauptete der Potter und stützte sein Kinn auf seine Handfläche. »Entweder, du gehst zu ihr und bringst sie dazu, dass sie sich mal wieder richtig über dich aufregt, oder ich gehe zu ihr und erzähl ihr, dass du sie liebst!« Sie lächelte unschuldig. »Würdest du nicht«, gab Albus von sich und die Weasley sah ungeduldig zu Alice. »Du willst es nicht ausprobieren«, meinte sie dann und er knuffte sie in die Seite, bevor er sich langsam erhob.

»Gute Nacht, Rosie«, meinte er und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. »Nacht und viel Spaß«, meinte sie und lächelte süffisant.
 

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Er vermisste sie. Ein schlichtes, dummes und nerviges Gefühl machte sich jedes Mal aufs Neue in seinem Bauch breit, wenn er an sie dachte - also, so gut wie immer. Es war eine seltsame und irgendwie auch beschämende Art so an sie zu denken. Er war ein stolzer Malfoy und sie eine nervige Weasley. Die beste Freundin und Cousine seines besten Freundes. Seine Schulsprecherpartnerin. Und außerdem so gar nicht sein Typ!

Zudem hatte er eine Freundin, die gerade mit seinen Eltern im Wohnzimmer saß, seinem Vater eine äußerste Freude bereitete und seiner Mutter nur einen skeptischen Gesichtsausdruck bescherte. Also, wieso konnte er nicht aufhören an Weasley zu denken, um sich stattdessen voll und ganz Eleanor zu widmen?

»Kommst du heute noch mal runter?«, fragte eine ruhige besonnene Stimme, als die Tür leicht aufging. Scorpius sah auf und betrachtete die junge Frau genau. Sie war schön, keine Frage. Ihr Haar war rabenschwarz, ihre Augen waren durchdringend grün und ihr Körper konnte sogar mit dem einer Veela mithalten. Dennoch bemängelte er irrelevante Dinge, wie das viele Make-Up, das sie doch eigentlich gar nicht nötig hatte und ihre ständige Ruhe. Er wollte niemand, der sich ihm fügte. Selbst wenn sein Vater davon begeistert zu sein schien, dass Eleanor jegliche seiner Meinungen auch vertrat und ihm so gut wie immer zustimmte, musste er doch selbst schon einmal bemerkt haben, dass solch eine Verbindung keine Reize hatte. Denn sonst hätte er wohl kaum Astoria Greengrass geheiratet, die keine Probleme damit hatte ihm die Meinung zu sagen und seinem Vater anfangs äußerste Kopfschmerzen bereitet hatte.

»Scorpius?«, fragte die Schwarzhaarige und legte ihren Kopf schief. »Ich denke nicht, dass ich noch mal runterkomme«, meinte er schlicht und sie kam geschmeidig auf ihn zu. Ihr Gang war elegant, wie alles, was sie tat.
 

Ohne etwas zu sagen, ließ sie sich auf seinem Schoß nieder und schlag ihre Arme um seinen Hals. »Willst du mir nicht sagen, was los ist?« Das Schlimme an einer Frau ihres Standes war, dass sie nicht einfach so nur mit ihm schlief. Sie war eine Trophäe, der absolut nichts entging. So hatte sie zum Beispiel vor wenigen Tagen einfach so in den Raum geworfen, dass es, entgegen seiner Meinung, nach diesem Treffen mit seinen Eltern - bei dem sie jene als perfekte Freundin beruhigen sollte - nichts weiteres zwischen ihnen geben würde und als er nicht geantwortet hatte, hatte sie ihm einfach ein Stück Kuchen in den Mund geschoben und gelacht. Eleanor wusste alles und doch hatte sie keine Ahnung, weswegen er keinen Augenblick mit ihr genießen konnte.

Er drückte seine Lippen auf ihre, um die Gedanken zu vertreiben und lehnte sich mit ihr zusammen zurück auf sein Bett. Jede ihrer Berührungen verglich er mit der einer gewissen Weasley und ehe er sich versah war die Eifersucht gegenüber Wood, der all das einfach so mit ihr tun durfte, wieder da. Er wusste inzwischen genau, wenn Wood nicht wäre, hätte er schon längst zu effektiveren Mitteln gegriffen um Rose die seine nennen zu können.
 

Eleanor löste sich überraschender Weise von ihm und setzte sich aufrecht auf seinem Schoß. »Du weißt, du kannst es mir sagen«, meinte sie. Das wusste er. Immerhin kannte er sie schon ewig und sie waren sowas wie Freunde. »Es ist nichts«, behauptete der Blonde und wusste genau, dass sie ihm keinen Glauben schenkte. Sanft strich ihre Hand durch sein Haar, ehe sie ihre Lippen wieder auf seine senkte. »Wenn du dich dazu entschließt es mir zu sagen, werde ich zuhören«, murmelte sie gegen seine Haut, als sie seinen Hals küsste. Dieses Spiel was er hier spielte, war beinahe schon zu einfach und dann doch zu untypisch für ihn.

Seine Hand versank in ihrem Haar, als sie ihre Lippen wieder auf seine drückte und langsam verschwanden auch all die nichtsnutzigen Gedanken und die seltsamen Gefühle für die Weasley landeten wieder im Hintergrund.
 

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Dominique lag ausgestreckt auf ihrem Bett und starrte an die Decke. In der halben Stunde hatte sie sich zirka fünfzehn Mal gedreht und fand noch immer keine halbwegs passable Position, die ihr half einzuschlafen. Seitdem sie wieder Zuhause war, fand sie einfach keinen Schlaf, weil ihre Gedanken um so viele andere Dinge kreisten. Zum einen musste sie sich fragen, wieso sie rein gar nicht an Albus dachte, sondern viel mehr darüber spekulierte, wie es nun zwischen ihr und Lorcan weiterlaufen würde.

Die Nacht vor den Ferien hatte für sie damit geendet, dass sie sich am Abfahrtsmorgen leise aus seinem Zimmer schlich und dann hatte sie Zuhause erst einmal versucht sich zu beruhigen und zu verdrängen, was passiert war. Das hatte recht gut funktioniert, bis Victoire sie gefragt hatte, wieso sie denn so blass war und all die Gefühle wieder überhandnahmen. Sie hatte ihrer Schwester alles genau erzählt und dafür einen mitleidigen Blick und eine nutzlose Antwort erhalten. Sie solle auf ihr Herz hören und sich nicht einfach nach dem Alltag richten. Ein wirklich toller Rat.
 

Das Seltsame war, dass sich mit dieser Nacht einfach alles verändert hatte. Da war auf der einen Seite Albus, der sie rein gar nicht mehr wahrzunehmen schien, weil er ständig dieser Longbottom nachlief und auf der anderen Seite war sie rein gar nicht mehr bedrückt deswegen. Es war ihr vollkommen egal, dass er sie nicht mehr so leidenschaftlich ansah, denn stattdessen machte sie sich Gedanken darüber, wieso ihr bester Freund ihr noch keinen einzigen Brief geschrieben hatte. Normalerweise flogen die Eulen bei ihr täglich dreimal ein und aus, wenn er nicht hier war. Doch das blieb diesmal aus und selbst konnte sie ihm nichts schreiben, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie wusste überhaupt rein gar nichts. Weder, was sie fühlen, noch was sie wollte oder tun sollte. Und was noch kommen würde, war ihr ebenfalls ein Rätsel.
 

Aus solchen Gründen und um Spannungen zu vermeiden hatte die Weasley eine eiserne Regel aufgestellt - Lorcan Scamander war tabu. Er war seit dem ersten Jahr ihr bester Freund, weswegen sie vermeiden wollte, dass Sex - ausgesprochen guter Sex - all das veränderte. Sie wollte nicht, dass er wie all die anderen Kerle, einfach aus ihrem Leben verschwand, wenn er sie erst einmal gehabt hatte. Sie wollte weiterhin wissen, dass sie immer zu ihm kommen konnte und dass er sie immer festhalten würde, vollkommen egal, was sie getan hatte und ohne, dass er davon ausging, ein paar Bonusleistungen würden für ihn rausspringen.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, als sie wieder einmal daran dachte, dass er sie nun vielleicht gar nicht mehr als seine beste Freundin haben wollte. Was war, wenn es dabei nur darum ging, sie zu bekommen und nun, wo er sie hatte, wollte er sie nicht mehr?

Dominique drehte sich unruhig zur Seite und verdrängte jeglichen missmutigen Gedanken. Nur langsam wurde ihr klar, dass diese Nacht ein Fehler war, der alles verändern würde.
 

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Der Potter marschierte vorsichtig durch das große Wohnzimmer der Weasleys und hatte große Mühe nicht gegen irgendetwas zu stoßen. Seine Tante liebte es scheinbar, alles neu zu dekorieren und deswegen konnte man sich nie sicher sein, ob die Möbel noch immer dort standen, wo sie am Morgen vorzufinden waren. Leise tapste er die Treppe hoch und blieb vor dem kleinen Gästezimmer der Longbottom stehen. Er holte tief Luft und öffnete dann ohne zu Klopfen die Tür.

Im Zimmer war es dunkel, einzig das Balkonlicht spendete ihm ausreichend Helligkeit, um sie zu sehen. Ohne ihn großartig zu beachten saß sie auf ihrem Bett und schwankte die Flasche Feuerwhiskey, die Rose ihr zuvor gegeben hatte, hin und her. »Betrinkst du dich ganz alleine?«, fragte Albus und kam langsam auf die Braunhaarige zu. »Besser als Rose abzufüllen, um Informationen für Scorpius zu bekommen«, erwiderte jene rau. Er hatte sie kaum gesehen seitdem das mit James rausgekommen war. Natürlich hatte er gewusst, dass sein Bruder auf Molly stand, doch hatte er gleichzeitig auch gedacht, dass die Absichten der Longbottom so offensichtlich waren, dass er ihr das nicht einfach so nebenbei erzählen würde.

»Ah, du bist wieder ganz die alte«, scherzte er und sie erhob sich rasch. »Als ob es dich interessieren würde«, erwiderte sie, als sie den Alkohol auf einen kleinen Tisch stellte. Sie hatte keine Ahnung, was er hier wollte und eigentlich wäre sie lieber alleine geblieben.

»Weißt du was? Das tut es, wirklich. Und ich hab keine Ahnung warum«, murmelte Albus und strich sich lässig durchs Haar. »Wenn du betrunken bist, redest du komisches Zeug, Potter«, antwortete die Braunhaarige und musterte ihn kurz. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass er rein gar nicht aussah wie James. Seine Haare waren dunkler und zerzauster. Sein lässiger Kleidungsstil hob sich sehr von dem eleganten seines Bruders ab und außerdem wirkte er in seinem weißen Hemd viel durchtrainierter.
 

Alice schloss die Augen, um sich selbst die Peinlichkeit des Gedankens zu ersparen, dass er wahrlich gut aussah, auch wenn er nicht James war. »Wenn ich betrunken bin, rede ich die Wahrheit, Longbottom«, sagte der Potter und als sie ihre Augen wieder öffnete, lächelte er ungewohnt. »Und was ist die Wahrheit?«, forschte sie und strich sich ihre Haare hinter die Schulter. Albus kam näher auf sie zu und sah ihr direkt in die Augen. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Er verdient dich nicht, hat er nie.«

Die Augen der Braunhaarigen weiteten sich einen Moment, ehe sie sich auf die Unterlippe biss. »Du hast doch keine Ahnung«, murmelte sie und wich seinem Blick aus, in dem reine Ehrlichkeit lag. »Ich hab vielleicht wenig Ahnung von Gefühlskram, aber das hier weiß ich genau. Keine Ahnung, wieso du denkst, dass James deine Gefühle verdient, denn er tut es nicht. Mach die Augen auf, Alice. Er hat dich nie als mehr angesehen und wird es auch nie tun«, entgegnete er ihr ausdruckslos. Er nahm wie immer kein Blatt vor dem Mund und auch wenn seine Worte schmerzten, so tat es dennoch gut, nicht immer nur tröstende Worte, wie die von Roxanne und Rose, hören zu müssen.

»Das ändert absolut nichts an meinen Gefühlen«, sprach Alice leise und der Blick ihres Gegenübers wurde wieder weicher. »Dann such nach jemand, der etwas an ihnen ändert, denn das was du im Moment tust, ist nicht gesund.«

Alice wandte ihren Blick wieder von seinem Gesicht ab und stöhnte denn genervt auf. »Scher dich zum Teufel, Potter«, meinte sie und trat einen Schritt zurück. Widererwartend machte er dafür einen Schritt nach vorne, sodass der Abstand zwischen ihnen wieder derselbe war. »Nein, das werde ich nicht tun. Was du jetzt brauchst ist jemand, der dir die Wahrheit sagt, ohne dich mit Samthandschuhen anzufassen«, behauptete er und kam noch näher. »Du hast keine Ahnung, was ich brauche«, antwortete Alice verbissen und drehte ihr Gesicht von seinem weg. »Dann sag es mir«, verlangte er und sie presste zuerst die Lippen aufeinander, bis sie sich klar machte, dass sie es einfach sagen musste und er dann wahrscheinlich gehen würde. Denjenigen, den sie brauchte, den gab es für sie nicht. »Jemand, der mich fühlen lässt, dass ich gut genug bin«, antwortete die Longbottom.
 

»Da stell ich mich glatt zur Verfügung«, meinte er und Alice musste ihm in die Augen sehen, um nachzuforschen, ob er es ernst meinte. Was hielt sie davon ab, ihm zu glauben? Soweit sie sich erinnern konnte, war Albus immer in ihrem Leben - ob sie sich nun hassten, stritten, oder einfach nur böse Blicke zuwarfen - Fakt war, dass er in jeder Lage anwesend war, während James nach seinem letzten Schuljahr kein Wort mehr von sich hören ließ. Und das, obwohl sie gedacht hatte, dass er sie wenigstens als gute Freundin betrachtete.

»Ich glaube nicht, dass du gut dafür wärst«, meinte die Braunhaarige, als das Gefühl der Taubheit wieder überhandnahm. »Wieso nicht?«, fragte der Potter und brachte sie somit dazu, ihn wieder anzusehen. Wollte er wirklich, dass sie es aussprach? Dass sie ihm sagte, dass sie ihn hasste, weil er all diese Zweifel in ihr auslöste? Das hatte sie bisher nicht einmal Rose gegenüber erwähnt, denn eigentlich war es belanglos. Albus gehört nicht direkt in ihr Leben und damit sollte er auch keinen solchen Einfluss auf sie haben. Aber dennoch hatte er ihn. Und dennoch konnte sie in den letzten Tagen nicht darum hinwegkommen, sich auszumalen, ob es nicht besser gewesen wäre ihre Gefühle diesem Potterjungen zu schenken.

»Du willst es ehrlich wissen?«, erkundigte sie sich und strich sich durch die Haare, als er leicht nickte. Seine grünen Augen waren so forschend, dass sie kaum lügen konnte. »Weil du der Grund dafür bist, dass ich mich so fühle. Halte mich für erbärmlich, aber dieses ewige Pudelfrisurgerede und die Lästereien über meine Figur haben mich erst dazu gebracht, mich so zu fühlen«, meinte sie und presste dann ihre Lippen fest aufeinander, als sein Gesichtsausdruck hart und ausdruckslos wurde. Mit ihm zu streiten und ihn dabei zu beleidigen war eine Sache, doch ihm persönliche Dinge zu verraten, brachte sie immer wieder zu dem Abend ihres ersten Kuss mit ihm zurück. Sie durfte sich nicht erlauben, ihn zu nah an sich heranzulassen, denn sie zweifelte immer noch an seiner Ehrlichkeit und wollte verhindern, dass bald die ganze Schule von ihren Problemen wusste.
 

Albus kam noch einen Schritt auf sie zu und als nur mehr wenige Zentimeter zwischen ihnen waren, wechselte seine Mimik wieder und ein trügerisches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Sie erwartete schon eine abfällige Bemerkung, ein Lachen, oder irgendeine Art des Hohns, doch zu ihrer Verblüffung blieb das alles aus.

»Du bist doch eigentlich nicht so ein törichtes Mädchen, dass all das Gerede eines kleinen dummen Jungen ernst nimmt. Also ignorier alles, was ich jemals über dich gesagt habe, denn es war dumm und ist belanglos«, murmelte er, bevor er seine Finger unter ihr Kinn legte, es anhob und seine Lippen auf ihre legte. Mit sanfter Gewalt drückte er sie gegen die Wand und ließ seine Hände an ihren Seiten entlang wandern. Nachdem die Überraschung des Moments verflogen war - und sie sich erstaunlicherweise auch nicht wehren wollte - schlossen sich ihre Augen automatisch, als seine Zunge leicht über ihre Lippen strich und seine taten es ihren gleich, als sie ihm den gewünschten Einlass gewährte. Leicht stieß er mit seiner Zunge gegen ihre, was sie in den Kuss lächeln ließ.

Ob sie später bereuen würde, was sie jetzt tat? Vermutlich. Aber in diesem Moment war diese Geste alles was zählte. Die Zärtlichkeit mit der er seine Lippen auf ihren schmiegte und der leichte Druck seiner Hände an ihren Hüften schien sie aus ihrer Trance zu holen. Die Verwirrtheit über die Gefühle zu den Potterbrüdern machte langsam einem Gefühl der Leidenschaft und Lust Platz.

Mit einem Ruck hatte der Potter die junge Frau hochgehoben, sodass sie ihre Beine nun um seine Hüften schlang, während seine Lippen sich von ihren lösten und den Weg zu ihrem Hals suchten. Währenddessen wanderten ihre Finger von seinem Haar zu seinem Hemd und knöpften es geschickt auf. Sie seufzte wohlig, als seine Zunge über ihre Haut strich.
 

Vielleicht war das wirklich einer der größten Fehler, die sie jemals begangen hatte und je begehen würde. Doch konnte sich etwas, was so falsch sein sollte, wirklich so gut anfühlen? Allein für die kurzen Momente, in denen sie nun keine Zweifel plagten, ließ sie sich auf mehr ein. Was hatte sie denn schon großartiges zu verlieren?
 

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Louis seufzte, als er ein weiteres Stück Pergament auf einen Stapel legte und fuhr sich dann leicht verzweifelt durchs Haar.

So konnte es einfach nicht mehr weiter gehen. Gerade hatte er Briefe seiner beiden besten Freunde gelesen, die sie sich über Jahre hinweg geschrieben hatten, wenn sie in den Ferien getrennt waren. Über die kindliche Unschuld und die übermäßige Freundschaft konnte er nun nur lachen. Lily hatte damals immer beteuert, dass sie niemals etwas tun wollte, um die Freundschaft zu gefährden, während Hugo auf der anderen Seite langsam sichtliche Gefühle für sie entwickelt hatte und Louis um Rat bat. Nun war es so weit gekommen, dass er mit Lily nicht mehr als nötig sprach und Hugo sogar wegen ihm die Ferien in Hogwarts verbrachte.

Der Weasley hatte in der vorherigen Woche oft darüber nachgedacht, ob vielleicht alles anders gewesen wäre, wenn er von Anfang an ehrlich zu seinem besten Freund gewesen wäre. Schon als Hugo zum ersten Mal von seinen Gefühlen für Lily gesprochen hatte, war etwas zwischen Louis und ihr gelaufen, auch wenn das keiner von ihnen jemals wieder angesprochen hatte.
 

Es war einer ihrer ersten Partyabenden gewesen, irgendwann in den ersten Schuljahren - er wusste es nicht mehr genau, weil es damals nicht wichtig gewesen war. Während Hugo und Louis ihren Spaß mit ihren Freundinnen hatten, saß Lily am Rand und rührte nicht einmal ihr Butterbier an. Das war alles, was ihm zu diesem Zeitpunkt aufgefallen war, denn dann verlor er sie aus den Augen und sah sie erst draußen wieder. Sie wirkte bedrückt, deswegen ließ er Marina Brown, seine damalige Freundin, stehen und wandte sich ihr zu. Die Potter hatte gelächelt, doch er konnte schon immer hinter ihre Fassade sehen und fragte sie ohne jeglichen Smalltalk, was mit ihr los sei.

»Ich hasse es, dass meine besten Freunde jedes Mal Dates haben und scheinbar spielend leicht irgendwelche Mädchen aufreißen, während ich noch nicht einmal geküsst worden bin«, hatte sie gesagt und Louis hatte mit einem Seufzer geantwortet. »Es ist doch nur ein Kuss, Lily. Bald stehen die Kerle bei dir Schlange und dann ist es dir egal, dass wir schon vorher Erfahrungen gemacht haben«, antwortete er unbekümmert - zu seiner Verteidigung musste er nun zugeben, dass er damals kaum eine Ahnung von Mädchen hatte. Einen Moment lang hatte ihn die Potter stumm angesehen, dann hatte sie eine Augenbraue hochgehoben, als wollte sie ihn fragen, ob er das nun wirklich ernst meinte. Ohne zu Zögern, oder wirklich darüber nachzudenken, hatte Louis sich vorgebeugt und seine Lippen hauchzart auf die ihren gelegt. Es dauerte nicht mehr als einige Sekunden, bis er sich wieder von ihr gelöst hatte und ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. »Siehst du«, hatte er gesagt, »nur ein Kuss.« Sie hatte geblinzelt und scheinbar nicht wirklich realisiert, was er meinte.

Wenn er heute darüber nachdachte, dann verstand er auch nicht, was er damals gemeint hatte. Es war nie nur ein Kuss gewesen. Solch eine Geste hatte immer irgendeine Bedeutung. Damals schon, genauso wie die folgenden Male. Das nächste Mal hatte er sie geküsst, als sie in den Ferien herumalberten. Er war sich nicht mehr sicher, worum es eigentlich ging, Fakt war nur, dass sie irgendwann aufgehört hatten zu lachen und sich dann einfach nur ansahen. Wie auch schon beim ersten Mal, hatte er einfach reagiert ohne zu denken und sie geküsst. Diesmal etwas länger, da sie den Kuss bereitwillig erwidert hatte. Als sie sich voneinander lösten, entschuldigte sich Louis bei ihr. Sie taten das damit ab, dass Lily ihren Freund und Louis seine Freundin vermisste. Würde ihm das heute passieren, würde er wissen, dass es nicht so einfach zu erklären war.
 

Danach folgte eine Zeit lang nichts weiter, als der normale freundschaftliche Umgang. Erst auf einer Party vor kurzem war es wieder zu solch einem Aussetzer gekommen, diesmal redeten sie sich auf den Alkohol raus. Dass er nicht bemerkt hatte, dass sie inzwischen ihre Gefühle für ihn zuließ, wurmt ihn bis heute. Er war sich sicher, dass alles anders gelaufen wäre, wenn er Hugo von den Zwischenfällen erzählt hätte. Es war falsch ihm ein okay zu dieser Beziehung zu geben, denn wenn Louis ganz ehrlich mit sich war, wusste er, dass all seine Behauptungen gegen das Nichtvorhandensein seiner Gefühle für die Potter gelogen waren. Sie bedeutete ihm etwas. So viel sogar, dass er sich sicher war, wäre Hugo nicht sein bester Freund und wäre er nicht in sie verknallt, dann wäre sie schon längst seine Freundin.

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Der Körper der Braunhaarigen entspannte sich, als Albus seine Hand noch einmal sanft über ihren Bauch gleiten ließ. All die Gerüchte, alles was sie gehört hatte, über seine Verführungskünste war vollkommen vergessen - es war alles gelogen gewesen, wenn man behauptete, dass er einfach nur gut war. »Unglaublich«, sprach sie aus, was sie sich die ganze Zeit schon dachte und der Schwarzhaarige, der bis eben noch über ihr gelehnt hatte, rollte sich nun neben sie und musterte sie einen Moment.

Es war seltsam so etwas aus ihrem Mund zu hören, aber vermutlich sollte ihm die gesamte letzte Stunde der Liebkosungen grotesk vorkommen. Er hatte sie genommen, wie er es noch selten bei einer Frau gemacht hatte - zärtlich, nicht nur auf das eigene Wohl bedacht. Heute kam es nur darauf an, sie von ihren trüben Gefühlen zu begreifen. Dass er dabei überraschenderweise ebenfalls sehr auf seine Kosten gekommen war, war nur ein kleiner Bonus gewesen.
 

Die Longbottom blinzelte leicht, als seine grünen Augen erneut ihre fanden. Sie war sich nicht mehr sicher, was sie fühlen oder glauben sollte. Einerseits hatte es gut getan, scheinbar gewollt zu werden und andererseits hegte sie tiefe Zweifel gegenüber den Absichten des Potters. Sie wusste nicht, ob das, was sie eben getan hatten nun das war, was sie wollte, oder was sie brauchte. Fakt war nur, dass sie hier mit Albus Potter in einem Bett lag, ihren Kopf auf seiner Brust gebettet hatte, seinem ruhigen Herzschlag lauschte und sich keinen angenehmeren Moment vorstellen konnte.

»Das ändert so einiges, nicht wahr?«, fragte Albus, als er ihr gedankenverloren übers Haar strich. Genüsslich schloss die junge Frau ihre Augen und drückte sich enger an ihn. Zu befreiend war dieser Moment, um an ein nachher zu denken. Dennoch konnte sie nicht anders, als die Antwort leise preiszugeben.
 

»Nein, es ändert alles, Albus.«

überraschungsfreudig

Ein einzelner Mensch kann die Laune eines anderen in nur wenigen Sekunden komplett ändern. Diese Tatsache hatte ihr Scorpius wieder einmal bewiesen. Sorgsam faltete Rose das kleine Stückchen Pergament, als wäre es das wertvollste der Welt, und legte es auf ihren Schreibtisch. Sie nahm ihren Zauberstab heraus und sprach einen Spruch, sodass der Zettel in Flammen aufging. Weg waren die Worte, die sie eine Stunde lang von ihrem Tun abgehalten hatten. Oder besser gesagt, der Beweis, dass diese Worte jemals existierten war verschwunden, denn aus ihrem Gedächtnis konnte sie sie leider nicht entfernen.
 

»Habe Interessantes über deine Traumbeziehung erfahren. Sehe dich dann im Schulsprecherraum. S.«
 

Die Weasley schüttelte angewidert den Kopf und stützte ihr Kinn auf ihre Handflächen. Bescheuerter Cousin und sein idiotischer bester Freund wollen ihr scheinbar das Leben schwer machen. Dabei konnte sie ihnen, laut Alice, nicht einmal die alleinige Schuld geben. Immerhin hätte sie es vorhersehen müssen - jede Lüge kommt irgendwann einmal ans Tageslicht. Zum Glück hatte sie die gute Fee von bester Freundin mundtot machen können, als sie davon sprach, dass Albus sie lieben würde. Hatte doch Merlin und die Welt nicht erwarten können, dass darauf ein Geständnis zu einer zweisamen Nacht mit Albus aus Alice herausbrach.

Wenn man betrachtete, was in den letzten Monaten so alles geschehen war, dann waren die Wendungen eigentlich nicht überraschend. Auf einer Party hatte sie mit Scorpius geschlafen und Alice hatte Albus geküsst. Darauf war später eine weitere Nacht mit Scorpius gefolgt und nachdem sich Albus von Dominique abgewandt hatte, widmete er sich nun gänzlich Alice. Mit beachtlichem Vorschritt, wie die Weasley fand. Sie hatte schon immer einen Hang dafür gehabt, sich in Gedanken auszumalen, wie sich ihre ständig streitenden ungleichen besten Freunde zusammentun würden. Dass es so schnell passieren würde, hätten sie wahrscheinlich selbst nicht gedacht.
 

Aber um zurück zum Thema ›idiotischer Kerl, mit dem sie einst geschlafen hatte‹ zu kommen. Was sollte diese Aussage überhaupt? Er hatte etwas Interessantes über ihre Beziehung erfahren? Konnte nur bedeuten, dass Albus ihm mitgeteilt hatte, dass mit Christopher schon lange Schluss war. Was natürlich seine Aussage kein bisschen rechtfertigte, denn sie war ihm nie irgendeine Rechenschaft schuldig gewesen. Egal, wie oft sie sich ihm hingegeben haben mag, sie waren nie mehr als Schulsprecherpartner gewesen. Zumindest, wenn man von ihrem dämlichen Herz absah. Sie seufzte zum dreihundertzweiundsiebzigsten Mal an diesem Tag.

Eigentlich hatte sie sich am letzten Ferientag geschworen sich nicht mehr von ihm verwirren zu lassen. Sie wollte entweder klarstellen, was sie waren, oder das ganze abhaken. Ihr Herz hatte tausendmal schneller als normal geschlagen, als er sie vor dem Schloss geküsst hatte und ihr gesagt hatte, dass sie für ihn nicht nur irgendeine war. Das würde sie wohl nicht noch einmal verkraften können. Dennoch durfte sie gleichzeitig nicht vergessen, dass er die Ferien mit seiner Freundin verbracht hatte. Das musste doch auch irgendetwas bedeuten, denn immerhin stellte man seinen Eltern nicht irgendjemand vor.
 

»Weasley«, hörte die Rothaarige eine raue Stimme. Als sie aufblickte und den Blonden lässig im Türrahmen stehen sah, musste sie schlucken. Sein unverschämtes Grinsen ließ ihn wieder einmal besser aussehen, als sie es eigentlich in Erinnerung gehabt hatte. Bedacht erhob sie sich. »Malfoy«, grüßte sie den jungen Mann. Bevor er noch etwas sagen konnte, versuchte sie sein Wissen herunterzuspielen und von dem eigentlichen Grund warum er hier war - definitiv um sie zu demütigen - abzulenken. »Wie geht’s Eleanor?«, fragte Rose und nun lachte Scorpius erheitert. »Ich schätze das interessiert mich genauso viel, wie dich das Wohlbefinden von Wood.« Sie antwortete nicht, beobachtete nur seine geschmeidige Bewegung zur Couch hin. »Warum kümmert es dich so sehr, dass das mit Wood vorbei ist?«, kam es endlich von ihr. Er streckte ihr seine Hand entgegen, die ihr deutete, sich ebenfalls zu setzen. Als sie nicht reagierte begann er zu sprechen.
 

»Du hast dann keine Ausrede mehr nicht mit mir zusammen zu sein«, meinte er vollkommen ruhig und Rose hob skeptisch eine Augenbraue. »Woher weißt du, dass ich das will?«, erkundigte sie sich und tat nun doch, mehr gegen ihren Willen, einige Schritte auf ihn zu. »Das ist nahezu offensichtlich.« Seine Worte strotzten wie immer vor Arroganz und wieder seufzte sie. »Albus ist ein Plappermaul.« Galant schritt sie auf ihn zu und ließ sich auf den Tisch gegenüber der Couch nieder. »Ich wusste ja, dass du bei Alkohol einige Dinge tust, doch hätte ich gewusst, dass du sogar zu Liebesgeständnissen verleitet wirst, hätte ich dich öfter abgefüllt«, meinte Scorpius schamlos und die junge Frau ihm gegenüber räusperte sich. Dass er ohne jegliches Zögern so etwas sagen konnte - typisch Slytherin. »Ich habe nie gesagt, dass ich dich liebe«, antwortete sie kühl mit fester Stimme. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, das ihr mitteilte, dass sie dank Albus verloren hatte. »Aber so gut wie«, entgegnete der Blonde und beugte sich dann langsam vor, um seine warmen Lippen auf ihre zu legen. Es dauerte nicht lange, ehe Rose sich von ihm auf seinen Schoss ziehen ließ und sich gänzlich in den Kuss fallen ließ. Es war anders als bisher, wahrscheinlich, weil sie sich gerade nicht dagegen sträubte, sondern einfach nur den Moment genoss. Verrückt, dass sie vor zwanzig Minuten noch sein Pergament verbrannt hatte und ihn heute Morgen noch für immer aus ihrem Gedächtnis verbannen wollte. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wie sehr er ihr in den zwei Wochen Ferien gefehlt hatte.

Sie löste sich von ihm, hatte ihre Augen aber immer noch geschlossen. Eine Hand war in seinem Haar vergraben, die andere lag auf seiner Wange. Die Weasley atmete den Geruch von Minze ein und öffnete schließlich die Augen. Seine Braunen sahen sie zufrieden an, auf seinen Lippen lag ein Lächeln. »Das mit Eleanor ist vorbei, oder?«, fragte sie ruhig und ließ ihre Hände in seinen Nacken wandern. »Es hat nie begonnen. Ich brauchte jemand, den ich meinen Eltern vorführen kann und sie schien damit kein Problem zu haben. Davor hat sie schon gemerkt, dass ich längst nicht so viel für sie empfinde, wie für eine gewisse andere Person in diesem Raum«, murmelte er und lehnte seine Stirn gegen ihre. Rose kicherte leise. »Du magst mich und so«, schlussfolgerte sie und der Malfoy erwiderte ihr Lächeln. »Und so, ja«, widerholte er und strich durch ihr langes Haar. Die Wahrheit war, dass sie ihm weit mehr bedeutete, als er bisher definieren konnte. Und auch, wenn es vollkommen untypisch für ihn war, so wollte er doch sicher sein, dass sie wusste, dass sie, Rose Weasley, ihm genug bedeutete, um sein bisheriges Leben - Frauen, Party, Frauen, Vorurteile, Frauen - hinter sich zu lassen und stattdessen mit ihr zusammen zu sein.
 

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Leslie Grey hatte früher nie wirklich darüber nachgedacht, Zeit mit seinem Teamkapitän zu verbringen, zumal er fand, dass Theresa eine äußerst gewöhnungsbedürftige Person war. Mit der Zeit änderte sich seine Flucht vor ihr, da er mit ihrer besten Freundin Cathlen Brooks zusammengekommen war und gezwungenermaßen auch außerhalb der Trainingszeiten mit der Bell zusammensaß. Verschlimmert hatte sich das ganze vor knapp einer Woche, als sein Kumpel Hugo Weasley aus heiterem Himmel beschlossen hatte, nun irgendetwas Undefinierbares mit der Blonden anzufangen. Er hatte dem anfangs wahrscheinlich noch skeptischer als Hugo selbst gegenüber gestanden, doch mit der Zeit konnte er beobachten, dass die Beziehung zwischen seinen Teamkollegen immer inniger und auch vertrauter wurde.

Obwohl Bell darauf schwor, dass keiner irgendetwas erfahren durfte, verbrachten die beiden doch außergewöhnlich viel Zeit miteinander, sei es nun nachts, in irgendwelchen Geheimgängen, oder aber auf dem Quidditchfeld, wenn sie ihm Zusatztraining ansetzte. Leslie war schleierhaft, wieso noch keiner mitbekommen hatte, dass da etwas lief.
 

Sein Blick glitt von seiner Freundin, die müde auf die kleine Flasche Portwein sah, zu dem anderen Pärchen und er seufzte leicht. Sie neckten sich, wo es nur ging und doch schienen sie sich immer einige zu sein. Mit der Bell kam wieder etwas Leben in den Weasley, welches er verloren hatte, als er mit Lily Potter zusammengewesen war. Bei dem bloßen Gedanken an sie und ihre Liebe zu Louis Weasley mit der sie seinem besten Freund das Herz gebrochen hatte, verzog er angewidert das Gesicht. Er hatte sich nie großartig Gedanken über sie gemacht, doch hatte er immer schon gewusst, dass Hugo ein Auge auf sie geworfen hatte. Dummweise sah er, was der Weasley anfangs verdrängen wollte, nämlich, dass sie ihr Herz an seinen besten Freund verschenkt hatte und scheinbar nur austesten wollte, wie es sein würde, wenn sie mit Hugo zusammen war. Rausgekommen war eine kaputte Freundschaft zwischen Louis und Hugo, seltsam verblasende Gefühle von Hugo für Lily und eine absolut skurrile Beziehung zu Theresa. Alles in allem hätte man sich diese Kurzbeziehung also sparen können.
 

Leslie sah wieder zu Cathlen, auf deren Lippen sich ein Lächeln gebildet hatte. Er wusste, dass sie dieses Etwas zwischen seinem Kumpel und ihrer besten Freundin gut fand. Sie meinte, dass Hugo dadurch wieder aufblühte – was er nur bestätigen konnte – und dass Theresa zum ersten Mal richtig zufrieden schien – was er absolut nicht sah. Für ihn wirkte sie nach wie vor wie die ständig angespannte Sklaventreiberin, auch, wenn sie hin und wieder mit dem Weasley zusammen lachte und sich scheinbar an der Zweisamkeit erfreute. Ironisch, dass gerade der Junge, der mit ihm zusammen immer am meisten über sie gemeckert hatte und ihr niemals nachgesehen hatte, sie dermaßen gelassen stimmte.

»Das sollten wir öfter machen«, sagte Hugo und die Blicke seiner beiden Teamkameraden lagen auf ihm. »Einfach ohne Grund trinken. Slytherin trinkt auf jedes gewonnene Spiel und wir nehmen das einfach so gelangweilt hin«, erläuterte er und lehnte seinen Kopf an die Wand. Theresa sah ihn einen Moment an, ehe sie sich ihrem Pappbecher mit Feuerwhiskey widmete. »Würden wir auf jedes gewonnene Spiel trinken, wären wir Alkoholiker«, antwortete sie und Cathlen lachte leicht.

»Außerdem will sich keiner von uns Smith antun, wenn er getrunken hat. Er ist so schon eine Nervensäge, aber kombiniert mit Feuerwhiskey hält man ihn nicht aus«, gab Leslie von sich und Hugo nickte ihm kurz zu.

»Aber wenn wir den Pokal dieses Jahr gewinnen, müssen wir das irgendwie feiern«, antwortete der Weasley und die Blonde lehnte wieder ihren Kopf an seine Schulter. »Streich das Aber wenn. Der einzige ernst zu nehmende Gegner den wir noch haben, ist Ravenclaw und die in die Schranken zu weisen, wird ein unglaublicher Spaß«, murmelte sie in kühlem Ton und Hugo drückte kurz ihre freie Hand.
 

Man konnte durchaus sagen, dass es auch Vorteilte hatte, mit Bell befreundet zu sein. So wusste Leslie zum Beispiel, dass sie jeden fertig machen würde, der irgendetwas gegen Cathlen sagen, oder sie in irgendeiner Form verletzten würde. Genauso war es auch bei Hugo, weshalb sie ihre Abneigung gegen Ravenclaw – und ganz besonders gegen Louis und Lily – nicht einmal ansatzweise verbarg. Das Match Gryffindor gegen Ravenclaw würde ungefähr genauso interessant werden, wie ein eventuelles Zusammentreffen zwischen Theresa und Hugo mit Lily und Louis, welches bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
 

-
 

Alice schwenkte ihren Zauberstab in Richtung des Geräusches, das sie eben vernommen hatte. Sie hoffte, dass es sich dabei nicht um irgendeinen Professor handelte und verfluchte sich innerlich dafür, noch einmal aus dem Bett gegangen zu sein. Nur sie konnte solche verrückten Ideen haben.

Vor ihr erschien eben ein durch Lumos beleuchteter Zauberstab und sie hörte, wie jemand ihren Namen flüsterte, ehe Albus Potter seinen Tarnumhang ablegte und ihr damit beinahe einen Herzinfarkt bescherte. Genervt stöhnte sie auf und fasste sich an die Brust. »Merlin, Potter, erschreck mich doch nicht so«, murmelte die Longbottom. Vollkommen logisch, dass sie ausgerechnet auf ihn traf, wo sie ihm doch aus dem Weg gehen wollte. Seitdem sie vor zwei Tagen neben ihm aufgewacht war, hatten sie kein Wort gesprochen und Alice hatte auch nicht vor, etwas daran zu ändern.

»Tut mir leid«, sagte er und grinste dreist, wie sie es von ihm kannte. Es schien ihm rein gar nicht peinlich zu sein, dass sie miteinander geschlafen hatten, obwohl sie keine Beziehung oder dergleichen hatten. Das war wohl ein Vorteil wenn man ein Mann und noch dazu ein Slytherin war - man konnte tun und lassen, was man wollte, ohne verurteilt zu werden.
 

»Was schleichst du hier so rum, Potter?«, forschte die Braunhaarige und das Grinsen des jungen Mannes wurde breiter. »Ich will in die Küche«, sagte er und warf ihr einen unschuldigen Blick zu. Sie war so schön, wie sie da in ihren Alltagsklamotten stand, dass ihm dieser Gedanke nicht einmal kitschig, oder dämlich vorkam. Obwohl er selbst zugeben musste, dass er selten eine Frau, welche nicht mit Veelagenen gesegnet war, oder sich nicht ganz offensichtlich dazu bereit erklärte, mit ihm eine Nacht zu verbringen, so sehr begehrte. Überhaupt konnte er vermutlich sagen, dass er noch niemals jemand so sehr wollte und auf solch eine Weise mochte wie sie. Tragisch, dass sie ihr Herz stattdessen an seinen Bruder verschenkt hatte, der ihre Gefühle niemals erwidern würde. Obwohl Scorpius ihn dämlich angesehen hatte, als er meinte, dass es nun mal einfach so war und er es einfach akzeptieren musste, konnte er nicht gerade sagen, dass ihm diese Tatsache gefiel.

»Wozu?«, fragte Alice und strich sich beiläufig durch Haar, sodass er scharf Luft einzog. Im Moment verhielt er sich wie ein pubertierender Teenager, der sich viel zu leicht von simplen Gesten einer Frau beeindrucken ließ. Schande, was sie aus ihm machte und dabei dachte sie wahrscheinlich immer noch, dass sie nicht gut genug wäre, wie er selbst es ihr einst gesagt hatte.

»Hab Hunger. Abendessen fiel aus, weil McGonagall auf Strafarbeiten steht«, erklärte er und schmunzelte leicht. Sie hob eine Augenbraue. »Was hast du angestellt?«, fragte sie ruhig. »Kann sein, dass ich zufällig jemand verhext habe, weil er mir nicht aus dem Weg gehen wollte«, das Schmunzeln wurde zu einem Grinsen, »Lust mitzukommen?« Die Frage war aus reiner Höflichkeit gestellt worden, da er kaum damit rechnete, dass sie ihn begleiten würde. Auch wenn er es im Inneren hoffte.
 

»Ich soll mit dir Nachts durchs Schloss laufen, nur weil du dämlich genug bist, dich erwischen zu lassen?«, fragte Alice skeptisch und im selben Moment wollte sie sich dafür ohrfeigen. Sie wollte nicht gemein klingen. Schon einmal allein deswegen, weil er derjenige war, der es geschafft hatte, sie wieder zum Leben zu bringen, nachdem James sie quasi hingerichtet hatte. Sie sah eine Regung in seinem Gesicht, die gekränkt wirkte und auch, wenn er sofort wieder ein Grinsen aufsetzte wollte sie den Grund für diesen Blick wissen. »Immer noch die artige Gryffindor«, scherzte er und ließ sich die Wirkung ihrer Worte nicht anmerken. »Wieso?«, fragte die Longbottom deswegen leise und kam näher auf ihn zu. »Was, wieso?«, erwiderte Albus perplex und hob eine Augenbraue.

»Wieso hast du eben für einen Moment ausgesehen, als hätte man dich geschlagen? Doch nicht etwa, weil ich das gesagt habe, oder?«, erkundigte sie sich und sie war sich nicht sicher, was sie nun lieber hören wollte. Dass sie sich lächerlich verhielt, wegen einer Nacht, die ihm vermutlich gar nichts bedeutet hatte, oder, dass er sie irgendwie mochte. Bei letzterem wurde ihr augenblicklich warm im Gesicht. »Doch, schon«, antwortete der Potter und sie öffnete leicht den Mund, schwieg jedoch einige Sekunden.
 

»Aber wieso? Ich versteh das nicht«, murmelte sie und es schien sie wirklich zu wurmen, dass sie nicht alles wusste. »Du hasst mich«, sagte sie leise und irgendwie klang es bedauernd. Sie erinnerte sich zwar daran, dass Rose ihr gesagt hatte, dass er in sie verliebt war, doch glauben wollte sie das nicht. »Das sage ich, weil du mich hasst«, gab er wieder ehrlich von sich und beobachtete ihre Reaktion. »Das heißt, du hasst mich nicht?« Der Schwarzhaarige lachte leise. Ihr Tonfall klang, als hätte er ihr gerade offenbart, dass Slughorn und McGonagall eine schmutzige Affäre hatten. Nahezu so, als wäre es das undenkbarste und unmöglichste der Welt.

»Ganz und gar nicht«, gestand Albus und dann handelte er einfach so, wie er es bei jeder anderen auch in solch einem Moment getan hätte. Er legte seine beiden Hände sanft auf ihre Wangen und hob so ihren Kopf etwas an. Als er noch einmal prüfte, ob sie nicht dabei war, ihren Zauberstab gegen ihn einzusetzen, musste er feststellen, dass sie ihre Augen geschlossen hatte. Leicht schmunzelnd legte er endlich seine Lippen auf ihre. Seine Lippen schmiegten sich an ihre und er atmete ihren Duft ein. Honig und Milch - genau dieser Geruch, der ihn seit ihrer gemeinsamen Nacht nicht mehr aus der Nase wollte.

Als sie ihre Lippen öffnete und seine Zunge spielerisch gegen ihre stieß, spürte er, dass sie in den Kuss lächelte und in seinem Inneren begann es zu brennen. Nur widerwillig löste er sich aufgrund des Luftmangels von ihr.
 

Alice atmete schnell und genoss die Nachwirkungen des Kusses. Das Gefühl, das er in ihr auslöste, war undefinierbar gut. »Ich sollte jetzt gehen«, sagte sie und legte ihre Hände sanft auf seine, um sie von ihrer Wange zu nehmen. Albus verzog den Mund. »Keinen Hunger?«, fragte er und sie schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. »Na schön«, sagte er dann und löste sich von ihr. Kurz musterte der Potter sie und bescherte ihr damit ein mulmiges Gefühl. »Aber, ich lass dich nur gehen, wenn du mir versprichst mit mir am Samstag nach Hogsmeade zu gehen«, beschloss der Schwarzhaarige und Alice‘ Augen weiteten sich. »Bitte?«, fragte sie höflich nach und nun lachte er. »Du darfst erst ins Bett, wenn du Samstag mit mir ausgehst«, widerholte er sich. Die Longbottom schluckte leicht. Ein öffentliches Date mit ihm? Sie konnte Dominiques Gesicht direkt vor sich sehen. Sie würde sie in der Luft zerfetzen, wenn sie das herausfand. Zum Glück war sie niemand, der sich von so jemand einschüchtern ließ.

»Okay«, sagte Alice und lächelte leicht. Sie hatte sowieso nichts Besseres zu tun und großartig verlieren konnte sie bei einem Hogsmeadetreffen auch nicht. Immerhin ging jeder dort hin und es gab genug Orte an die sie sich zurückziehen konnte, wenn das Date ein Reinfall sein würde. Albus schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. »Dann gute Nacht, Alice«, sprach er andächtig und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. Ehe sie reagieren konnte, war er wieder unter seinem Tarnumhang verschwunden. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit. Er hatte sie Alice genannt.
 

-
 

»Wie waren die Ferien?«, hörte er eine angenehme Stimme hinter sich. Lorcan drehte sich vom Fenster weg und betrachtete seine beste Freundin kurz skeptisch. »Annehmbar, deine?«, antwortete er nach kurzem Schweigen. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Undenkbar, wenn die schlimmste Vorstellung, die er in den Ferien von ihrer weiteren Freundschaft nach der gemeinsamen Nacht hat, eintreffen würde. Würde er sie verlieren, würde er auch einen wichtigen Teil seines Lebens verlieren. »Anstrengend. Du weißt ja, wie meine kleine Familie ist«, murmelte sie argwöhnisch und er kam nicht darüber hinweg zu lächeln. Er wusste nur zu gut, wie Familienabende mit der ganzen Weasleyfamilie aussahen. Ungefähr so, nur schlimmer, mussten dann die Ferien im Beisein von allen sein.

»Du hast nicht geschrieben«, sagte sie weiter und unterbrach damit die Erinnerung an gemeinsame Abende mit ihrer beider Familien. »Eulen fliegen in beide Richtungen«, erwiderte er kühl. Der Scamander wusste, wie sie reagierte, wenn man ihr zu wenig Beachtung schenkte.

»Hab ich dir gefehlt?« Dominique hatte eine einzigartige Art solch eine Frage zu stellen. Bei jedem anderen würde es vielleicht unsicher klingen, doch in ihrer Stimme lag nur der neckende Unterton, den er nur allzu gut kannte. Nummer zwei seiner Vermutungen traf scheinbar ein - sie tat als ob nichts passiert wäre. Und das würde bedeuten, dass sie zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren würden. Eben jenem, in dem er der einzige war, dem sie alles anvertraute, in dessen Gegenwart sie sich nicht wie eine arrogante, unbekümmerte Slytherin verhielt, sondern einfach nur sie selbst war. Das war mitunter wahrscheinlich einer der Gründe, warum seine Gefühle für sie mit jedem Jahr stärker geworden waren. Er war derjenige, bei dem sie ihre Fassade ablegte und was er dahinter sah, gefiel ihm.
 

»Natürlich«, antwortete er und schenkte ihr ein Lächeln, das sie sogleich erwiderte. Die Weasley überwand den Abstand zwischen ihnen und legte ihre Arme um ihn. Lorcan erwiderte die Umarmung, nicht sicher, ob er sie auf die Nacht vor den Ferien ansprechen sollte. Bevor er sich darüber jedoch im Klaren werden konnte, löste sie sich wieder von ihm und ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen. »Du musst mir alles erzählen«, sprach sie dann in sachlichem Ton. »Du weißt schon, wie es deinen Eltern geht und wie dein nerviger Bruder schon wieder drauf ist«, erklärte die Blonde, nachdem ihr Gegenüber eine Augenbraue hob. Er schritt auf das Bett zu und ließ sich neben ihr auf den Bauch fallen. »Meinen Eltern geht es bestens, meinem Bruder weniger. Er hat irgendwelche Probleme mit Weibern«, erwiderte er und sie drehte ihren Kopf zu ihm. »Ah, der kleine Lysander wird erwachsen.« Ihre Stimme klang spöttisch. Sie hielt nie besonders viel von seinem Bruder. Nicht, weil er in einem anderen Haus war, sondern hauptsächlich, weil er sich immer einen Spaß daraus gemacht hatte, sie zu korrigieren, als sie Kinder waren. Sein Bruder hatte sich schon immer mehr mit dem Lernen, als mit der Gewinnung von Freunden beschäftigt.

»Ich bin nur froh, dass er mir jetzt weniger auf die Nerven geht. Er scheint sein Privatleben gerade über seine Bücher zu stellen«, murmelte Lorcan und die junge Frau neben ihm lachte. »Sprichst du gerade über denselben nervigen Besserwisser wie ich?«, forschte sie. Der Braunhaarige verschränkte seine Arme und legte seinen Kopf darauf. Sein Blick war auf sie gerichtet. »Ich rede von meinem Bruder, der in dieser Woche zeitweise sogar nett war.« Seine Stimme war nachdenklich. Vermutlich, weil er sich den Moment in Erinnerung rief, als Lysander zu ersten Mal nach Jahren einmal wieder wirklich mit ihm sprach - seitdem sie in verschiedenen Häusern gelandet waren, konnten sie nicht mehr miteinander. Sein Zwillingsbruder hatte ihn im Garten abgepasst und davon gesprochen, dass er Dominique endlich von seinen Gefühlen erzählen sollte. Lorcan war überrascht, dass gerade er davon anfing, hatten sie doch so gut wie keinen Kontakt, doch sein Bruder meinte darauf hin nur, dass er ihn trotzdem gut genug kannte um zu sagen, was in seinem Leben vorging.
 

»Er ist ein komischer Trottel«, sagte Dominique. »Gewöhnungsbedürftig. Wie geht es deiner kleinen Familie?« Sie seufzte und richtete ihren Blick an die Decke. »Meinen Eltern geht es bestens. Victoire und Ted sind begeistert von der Schwangerschaft. Meine kleinen Cousinen reden nicht miteinander, während Albus und Rose wieder zu viel miteinander reden«, sie verdrehte ihre blauen Augen, woraufhin Lorcan lachte. »Albus hat sie abgefüllt um Informationen über ihre Beziehung zu Scor zu bekommen«, murmelte er. »Warum hat er nicht einfach mich gefragt? Ein Blinder merkt, dass sie auf ihn steht. Und seine skurrilen Gefühle für die Hexe stehen sowieso außer Frage.«

»Hättest du das jemals gedacht? Rose und Scorpius?«, fragte der Braunhaarige und Dominique sah ihn wieder an. »In letzter Zeit sind viele Dinge geschehen, die ich mir niemals gedacht hätte. Ich meine, vor einem Monat noch hätte ich mir auch nie vorgestellt, dass Albus Potter sich jemals mit Alice Longbottom einlassen würde. Und siehe da, er steht auf sie«, erläuterte sie und ihre Stimme hatte einen seltsamen Ausdruck, den er nicht deuten konnte. »Tut mir leid.« Sein Ton dagegen war der totale Kontrast im Vergleich zu seinen Worten. Er klang nicht bedauernd, das konnte er nicht, denn er hoffte immer noch, dass sie sich mit der Hilfe von Longbottom von Albus lösen konnte.

»Schon gut«, sprach sie unbekümmert. »Ich verschwende keine Zeit mehr damit jemand nachzurennen, der mich nicht will. Ich meine, sieh mich an, ich kann so gut wie jeden Slytherin haben, da brauch ich nicht gerade dem nachzulaufen, der kein Interesse hat«, erläuterte Dominique. Dabei klang sie leicht arrogant, was ihn schmunzeln ließ.
 

»Hast du dabei jemand bestimmten im Auge?« Lorcan bemühte sich ruhig zu klingen, obwohl er eigentlich so gar nicht in Stimmung war, über ihre neuen Liebschaften zu reden. »Vielleicht«, erwiderte sie und zwinkerte. »Man kann nie wissen, was das Leben noch für Überraschungen bereithält.«
 

-
 

Lily saß gegenüber ihrem Vertrauensschülerpartner und bemühte sich, ihn nicht anzusehen. Sie wusste nicht, wieso sie nicht einfach mit ihm sprach. Nach dem Gespräch mit Lucy in den Ferien wurde ihr klar, dass es sowieso egal war, was sie taten - Hugos Freundschaft hatten sie verloren. Das bekam sie heute zu spüren, als er sich in Zaubertränke einen Platz möglichst weit von ihr und Louis entfernt suchte. Obwohl sie sich der Situation lange bevor bewusst gewesen war, schmerzte die Tatsache. Der Verlust von Louis als ihre Liebe störte sie nicht so sehr, wie das Bewusstsein, dass sie ihren besten Freund verloren hatte.

»Es tut mir leid«, sagte sie nach einer Weile. Bisher hatten sie ihr Treffen nur auf das geschäftliche bezogen, weswegen er kurz recht perplex aussah. Schnell hatte er sich jedoch wieder gefasst und sah die Potter kühl an. »Ich weiß«, meinte er sachlich, ehe er wieder begann die Pergamente, die ihnen McGonagall gegeben hatte, zu sortieren. »Louis«, begann sie und er seufzte leicht. Sie verstand nicht, dass er nicht mit ihr reden wollte, nicht reden konnte. Er hatte in den Ferien darüber nachgedacht, was sie angerichtet hatten, doch all das schien verflogen zu sein, als er sie wieder sah. Da war nur mehr das beschissene Bedürfnis ihren Quidditchteammitspieler zu versteinern und sie zu küssen. Toller Wunsch, wenn man sich von jemand fernhalten wollte. »Denkst du nicht, dass es langsam reicht? Ich hab schon in den Ferien zu spüren bekommen, dass du mich hasst für das, was ich getan habe. Du könntest wenigstens hin und wieder mit mir reden. Ich vermisse meinen besten Freund.« Sie sprach so schnell, dass er sich fragte, ob sie wohl den Gedanken verwerfen würde, wenn sie erst einmal stoppte.

»Ich hasse dich nicht«, stellte er klar. »Aber«, begann sie, brach jedoch gleich wieder ab. Sie schwieg kurz, sodass er aufsah. Als sich ihre Blicke trafen bemerkte er den Schmerz in ihren Augen. »Du fehlst mir«, murmelte sie leise. »Du mir auch«, gab Louis zu und seufzte erneut. Die Sache war ganz schön verworren. »Dann lass uns einfach wieder so sein wie früher«, sagte sie ruhig. Der Blonde legte seinen Kopf schief. »Das geht nicht.«
 

»Wegen dem, was ich getan habe?«, fragte Lily. »Es tut mir leid, Louis. Wirklich. Mir ist klar, dass das im Nachhinein nichts mehr bringt, aber ich will, dass du es weißt. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich es sofort tun«, murmelte sie. Ihr Blick war trüb zu Boden gerichtet und wieder lag Schmerz in ihm. So viel Sorge und Kummer, dass es Louis schmerzte direkt hineinzusehen. Er rutschte ein Stück näher und legte seine Hand auf ihre Wange. Ganz sanft, als wäre sie zerbrechlich. »Es ist nicht deine Schuld, Lils. Zumindest nicht alleine«, sprach er tröstend und brachte sie somit dazu ihn anzusehen. »Hugo wusste, dass du ihn nicht liebst. Dennoch wollte er es unbedingt versuchen«, fuhr er fort und schluckte hart, bei der Vorstellung was er als nächstes sagen würde. »Und ich wusste es genauso. Dennoch hab ich dir gesagt, du sollst ihm eine Chance geben. Hätte ich einfach die Zeichen betrachtet, hätte ich mich nicht von Anfang an dagegen geweigert etwas für dich zu empfinden, dann wäre das alles nicht passiert.« Als er den Satz beendete, schlug ihr Herz eine Spur höher.

Abgesehen davon, dass dieser Moment ihre Beziehung noch um einiges komplexer machte, war er doch der beste, den sie in den letzten Wochen erlebt hatte. Sie handelte ausschließlich nach ihrem Herz, als sie sich vorbeugte und ihre Lippen auf seine legte. Ein bisschen hatte sie sich vor seiner Reaktion darauf gefürchtet, doch im Gegensatz zum letzten Mal erwiderte er den Kuss. Die Hand, die auf ihrer Wange lag wanderte in ihr Haar, seine andere an ihre Seite. Unterdessen schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Lily ließ sich nach hinten auf den Boden fallen und zog ihn mit sich. Das alles kam ihr unwirklich vor, dennoch wollte sie den Traum genießen. Seine Lippen auf ihren fühlten sich so richtig an, dass sie sich fragte, wie sie jemals daran zweifeln konnte.

Als er sich wegen mangelnder Luft von ihr löse, vergrub er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. »Wir können das nicht tun«, sagte Louis. »Ich weiß«, antwortete die Braunhaarige nach einigem Schweigen.
 

Und das war das schmerzlichste an alldem, was ihr bewies, dass es kein Traum war. Sie konnten nicht zusammen sein, egal welche Gefühle sie füreinander hegten. Ob sie das akzeptieren konnte? Sicherlich nicht, aber es war besser. Warum? Weil die Realität nun mal voll von Überraschungen war.



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Von:  Hermine_Weasley
2017-01-28T09:32:48+00:00 28.01.2017 10:32
Oh so schade das es jetzt vorbei ist. Ich hätte so gern gewusst wie es mit Rose und Skorpius weiter geht... Und mit den anderen auch...
Super Geschichte
Von:  SaMa2
2014-08-12T23:19:44+00:00 13.08.2014 01:19
super story, schade das sie nicht weiter geschrieben wurde.
Von:  BlackCcherry
2011-06-17T08:24:46+00:00 17.06.2011 10:24
wow!
ich bin ein echter fan von dir!
dein schreibstil ist toll *__*
der inhalt u die ausführung der geschichte ist auch genial :)
ich freue mich schon auf das nächste kap
lg
Von: abgemeldet
2011-04-18T16:44:47+00:00 18.04.2011 18:44
Diese Fanfic ist echt gut ;)
Ich finde die Characktere alle total interessant
und freu mich schon auf das nächste Kapitel :)
Von:  Harfe
2011-04-10T11:34:54+00:00 10.04.2011 13:34
So, ich klink mich hier mal ein. Wurde auch höchste Zeit. :D

- weil diese Geschichte einfach grandios ist. Von vorne bis hinten und bei allen Paaren eine der besten Next-Generation-Ffs die ich kenne/gelesen habe. Rufezeichen!

- weil alles so schön Drama und Herz- und -schmerz und bla und trotzdem so realistisch ist, wie man es sich nur wünschen kann.

- weil das was ich hier schreibe eigentlich voll nutzlos ist, weil ich einfach nicht beschreiben kann was das Besondere an dieser Geschichte ist. Das berühmtberüchtigte gewisse Etwas halt.

- weil es richtig beeindruckend ist, wie viele Paare und Geschichten hier vorkommen ohne sich zu gleichen, wie das oft der Fall ist sobald sich eine Geschichte nicht nur um ein Paar dreht. Dein Einfallsreichtum ist echt erstaunlich und bewundernswert. Bämm!, sozusagen. ;D

Mein Lieblingspaar sind seit neuestem eindeutig Hugo und Theresa, das ist so göttlich wie es zu dem kommt und wie sie miteinander umgehen, auch weil Theresa so ein toller und untypischer Charakter ist. Bin schon echt gespannt wie sich das entwickelt und was passiert, wenn Lily und Louis das rausfinden und so.
Das ganze Triangel davor war mir schon echt zu deprimierend. ;D Aber gut, so kann das Leben auch mal sein.

Davor waren es wahrscheinlich Rose und Scorpius, die zwei Verkorksten. ;) Ja, die haben hier ja jetzt sozusagen ihr Happy End und das fand ich auch total wundervoll, weil so ehrliche, nicht über drüber dramatisierte Szenen einfach die besten sind.

Zu Theresa noch(und eigentlich auch zu allen andern) : Special Lob dafür, es ist ja echt nicht so leicht einen ganzen Menschen zu "konstruieren" in all seiner Vielschichtig- und Unberechenbarkeit, der nachvollziehbar und in seinen Stärken und Schwächen sympathisch ist. :)

Ich will nicht sagen perfekt, aber ich bin in Versuchung. :D
Bitte, bitte schnell weiter schreiben! :>

lg Fe
Von:  Acrobalena-
2011-03-09T18:50:56+00:00 09.03.2011 19:50
Oh, endlich ein neues Kapitel :)

Und gleich so viel neues auf einmal, hoffentlich krieg ich noch alles auf die Reihe :D

Aaalso:

Alice und Albus sind zucker zuckersüß^^ Hoffentlich erkennt sie endlich, dass James nicht der richtige Bruder für sie ist...
Er hatte sie Alice genannt
Genial^^

Die Situationen von Lily und Lorcan derpimieren einen eher. :( Es ist so verzwickt wenn man nicht über die Freundscahftsgrenze hinaus kann, warum auch immer...

Und Rose und Scoprius... <3 Hach, das ist einfach nur... Wow... Du magst mich und so Toll, unkitschiger und süßer kann ein Liebesgeständniss nicht sein.

Achja und bevor ich die beiden vergesse... Hugo und Theresa ... Ich werde ein Fan von den beiden, hoffentlich gehts weiter so ;)

MAl wieder ein cooles Kapitel, freu mich auf Weiter ;)

glg Lena

Von:  Dahlie
2011-03-06T12:38:52+00:00 06.03.2011 13:38
So, ich habe wieder ein bisschen Ruhe und mag was nachholen :3

Zuerst einmal, ich bin froh, dass es endlich etwas neues zu lesen gab, wirklich! Manchmal küsst einen die Muse nicht, oder die Motivation ist gleich null (oder der Zeitplan lässt einem kaum zu atmen) Ich freue mich also dementsprechend, dass EF in die nächste Runde geht und die hatte es ja in sich :D

Großes Lob an dich, wie du die Runde um R & S nun abgeschlossen - beendet oder eher ins romantische gezogen hast. Es war so ganz ohen Showdown, dafür aber mit viel Sinn für Realismus und Romantik. Manchmal muss es eben nirgends knallen, auch das Alles-oder-nichts-prinzip hast du weg gelassen :) wunderbar. Klare Fakten, so wie es ist und die Wahrheit <3

»Du hast dann keine Ausrede mehr nicht mit mir zusammen zu sein« wie recht er hatte <3 und mehr will ein Fanherz auch gar nicht - wunderbar!

Alice & Albus, ich muss gestehen, ich liebe die Szene einen Hauch mehr, als die von R & S, obwohl das eigentlich nicht sein dürfte. Aber irgendwie muss ich ständig schmunzeln, wenn ich mir die Begegnung vor dem geistlichen Auge vorstelle. Die Art und Weise wie sie miteinander reden, die Atmospähre, als Knistern und Humor, hach sehr sehr sehr schön.
»Du darfst erst ins Bett, wenn du Samstag mit mir ausgehst« - dieser einzige Satz lässt einen hoffen, wissen, dass Albus es durchaus ernst meint und es gibt dem ganzen eine gewisse feine Würze.

Zu Dominique und Lorcan, ja, es wird wohl ein kleines Spiel werden. Vielleicht eins wo beide gewinnen, oder eben verlieren. Ich lasse mich einfach mal knapp überraschen. Theresa und Hugo, und der Umgang mit Freunden = wunderbar, alleine wegen der Tatsache, dass gezeigt wird, dass Hugo keiner dieser sie-liebt-mich-nicht-trottel-ich-sterbe-lieber ist. Seine Welt geht weiter und sie dreht sich in eine tolle Richtung (was auch sonst mit einer theresa Bell an der seite) aber auch Leslie und Cathlen helfen zu der besonderen Note, sie symbolisieren Freundschaft :) Hugo ist also durchaus in der Lage in eine andere Richtung zu gehen, anstatt auf der Stelle stehen zu bleiben.

Lily und Louis dagegen bleiben auf der stelle stehen, ändern aber die Perspektive. Das was vorgefallen ist, war nicht richtig, aber das was sie nun tun ist es! Ich hoffe, für Lily kommt ganz langsam etwas Stabilität hinzu und Louis ist endlich mal an ihrer Seite, statt alles so schwer zu machen, denn aus dieser Nummer wird er mit all der Kunst des Leugnens und co. Nicht rauskommen.

Zu den neuen Bildern, dass ich deine neue Dominique perfekt finde, muss ich dir nicht mehr sagen ;) und Rose, ich mag den Rotton ihrer Haare sehr, wirklich. Zu Scorpius, mein Typ ist es nicht, aber ich schätze auf Mexx wird er da ein Einzelfall bleiben, den dir niemand mopst ;)

Liebe Grüße Dahlie
Von:  nami-girl85
2011-03-05T10:07:57+00:00 05.03.2011 11:07
jawoll!
das war doch mal wieder ein gutes kapitel :)
da hat wieder jedes puzzleteilchen gestimmt.
ich hoffe im nächsten kapitel ist der Rose und Scorpius teil wieder länger ;)

liebe liebe grüße,
nami :)
Von:  Knuddel-chin
2011-03-02T19:21:31+00:00 02.03.2011 20:21
Hi,

ein super Pitel ;)
endlich tut Scorpius das, was sich gehört, er redet mal nicht so viel heißen Brei und blub :D
aber ich glaub nicht, dass das jetz so einfach zwischen ihnen läuft, oder? Oo
Alice und Albus, gott, ich verlieb mich immer wieder in die beiden, die sind doch einfach nur zu knuffig, und es gefällt mir total, dass es nicht hopp macht und die beiden sind zusammen... wäre komisch...
Hugo schein sich ja bestens von seinem gebrochenen Herzen zu erholen und jaha~ ich bin gespannt, wie ein Zusammentreffen zwischen den dreien sind
wo wir grad dabei sind, Lily und Louis machen es sich schwer... aber ich kann es auch verstehen und ach... ich sag nur p.P.

liebste Grüße
Knuddel-chin
Von:  LittleBastard
2011-03-01T07:57:37+00:00 01.03.2011 08:57
oh das kapitel war echt toll. <3

rose und scorp. einfach nur geil.
gott sei dank hat er nicht so lange um den heissen brei, sondern hat den ersten schritt gemacht und klartext geredet. :)
find ich toll.
und rose war so typisch rose. :D
vor allem das "du magst mich und so" - "ja, und so"
gott war das süss. :D

hugo und theresa. fands cool das du es aus der sicht von hugos freund (name vergessen :/ ) geschrieben hast.
wie es auf den anderen wirkt. und der kerl ist ja witzig. :)
find es aber schön, das es hugo und theresa so gut geht. mit der zeit wird vielleicht ja mehr draus. :)

dome und ihr BFF. das die einfach so weitermachen wie bisher, als wäre nie was passiert.
naja, ich glaube nicht dass das funktioniert. und als dome gesagt hat, das sie jemandem im auge hat und so.
vielleicht hat sie es sich vorgenommen, es doch mit ihrem bestern freund zu versuchen. aber sie lässt es langsam angehen.
es bleibt auf jeden fall spannend. :)

albus und alice. gott. ich kann mich nicht entscheiden ob rose/scorp oder albus/alice meine lieblinge sind,
das im flur, mit dem kuss und dem spruch usw. das war einfach perfekt und passend und *seufz* toll.
du schaffst es, mit kleinen gesten (wie hand auf wange usw.) diese momente magisch zu machen.
es wirkt weder kitschig, noch aufgesetzt, noch übertrieben oder so. sondern einfach perfekt.

man sitzt dann da und grinst dümmlich vor sich hin, als wäre man selbst gerade geküsst worden oder so. lol
und schön finde ich, das du alles langsam angehst. das man merkt, das da was ist. aber noch nicht von liebe und "ich liebe dich" gesprochen wird.
weil es zu verfrüht oder zu plötzlich wäre.
ich mag es dann lieber, wenns langsamer geht. aber dafür genauer und verständlicher. :)

ou...ja louis und lily hätte ich ja fast vergessen.
auch die haben sich geküsst und stehen zu ihren gefühlen (sozussagen)...aber beide verbieten es sich. :/
klar, blöde situation das ganze, aber ich glaube kaum, das die das lange aushalten werden. NICHT miteinander was zu haben.
vor allem jetzt, wo beide wissen, das der andere nicht abgeneigt wäre.

war echt tolles kapitel.
obwohl ich länge nichts mehr gelesen habe, bin ich schnell ins ganze reingekommen. :)
vor allem weil du am anfang kurz erklärt hast, wie das mit rose/scopr und alice/albus war. das war echt ne gute idee! :)

ach ja und die fotos...die gefallen mir jetzt besser. :D

weiter so!

lg, LB


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