electric feel von kiks (rose & scorpius) ================================================================================ Kapitel 10: überraschungsfreudig -------------------------------- Ein einzelner Mensch kann die Laune eines anderen in nur wenigen Sekunden komplett ändern. Diese Tatsache hatte ihr Scorpius wieder einmal bewiesen. Sorgsam faltete Rose das kleine Stückchen Pergament, als wäre es das wertvollste der Welt, und legte es auf ihren Schreibtisch. Sie nahm ihren Zauberstab heraus und sprach einen Spruch, sodass der Zettel in Flammen aufging. Weg waren die Worte, die sie eine Stunde lang von ihrem Tun abgehalten hatten. Oder besser gesagt, der Beweis, dass diese Worte jemals existierten war verschwunden, denn aus ihrem Gedächtnis konnte sie sie leider nicht entfernen. »Habe Interessantes über deine Traumbeziehung erfahren. Sehe dich dann im Schulsprecherraum. S.« Die Weasley schüttelte angewidert den Kopf und stützte ihr Kinn auf ihre Handflächen. Bescheuerter Cousin und sein idiotischer bester Freund wollen ihr scheinbar das Leben schwer machen. Dabei konnte sie ihnen, laut Alice, nicht einmal die alleinige Schuld geben. Immerhin hätte sie es vorhersehen müssen - jede Lüge kommt irgendwann einmal ans Tageslicht. Zum Glück hatte sie die gute Fee von bester Freundin mundtot machen können, als sie davon sprach, dass Albus sie lieben würde. Hatte doch Merlin und die Welt nicht erwarten können, dass darauf ein Geständnis zu einer zweisamen Nacht mit Albus aus Alice herausbrach. Wenn man betrachtete, was in den letzten Monaten so alles geschehen war, dann waren die Wendungen eigentlich nicht überraschend. Auf einer Party hatte sie mit Scorpius geschlafen und Alice hatte Albus geküsst. Darauf war später eine weitere Nacht mit Scorpius gefolgt und nachdem sich Albus von Dominique abgewandt hatte, widmete er sich nun gänzlich Alice. Mit beachtlichem Vorschritt, wie die Weasley fand. Sie hatte schon immer einen Hang dafür gehabt, sich in Gedanken auszumalen, wie sich ihre ständig streitenden ungleichen besten Freunde zusammentun würden. Dass es so schnell passieren würde, hätten sie wahrscheinlich selbst nicht gedacht. Aber um zurück zum Thema ›idiotischer Kerl, mit dem sie einst geschlafen hatte‹ zu kommen. Was sollte diese Aussage überhaupt? Er hatte etwas Interessantes über ihre Beziehung erfahren? Konnte nur bedeuten, dass Albus ihm mitgeteilt hatte, dass mit Christopher schon lange Schluss war. Was natürlich seine Aussage kein bisschen rechtfertigte, denn sie war ihm nie irgendeine Rechenschaft schuldig gewesen. Egal, wie oft sie sich ihm hingegeben haben mag, sie waren nie mehr als Schulsprecherpartner gewesen. Zumindest, wenn man von ihrem dämlichen Herz absah. Sie seufzte zum dreihundertzweiundsiebzigsten Mal an diesem Tag. Eigentlich hatte sie sich am letzten Ferientag geschworen sich nicht mehr von ihm verwirren zu lassen. Sie wollte entweder klarstellen, was sie waren, oder das ganze abhaken. Ihr Herz hatte tausendmal schneller als normal geschlagen, als er sie vor dem Schloss geküsst hatte und ihr gesagt hatte, dass sie für ihn nicht nur irgendeine war. Das würde sie wohl nicht noch einmal verkraften können. Dennoch durfte sie gleichzeitig nicht vergessen, dass er die Ferien mit seiner Freundin verbracht hatte. Das musste doch auch irgendetwas bedeuten, denn immerhin stellte man seinen Eltern nicht irgendjemand vor. »Weasley«, hörte die Rothaarige eine raue Stimme. Als sie aufblickte und den Blonden lässig im Türrahmen stehen sah, musste sie schlucken. Sein unverschämtes Grinsen ließ ihn wieder einmal besser aussehen, als sie es eigentlich in Erinnerung gehabt hatte. Bedacht erhob sie sich. »Malfoy«, grüßte sie den jungen Mann. Bevor er noch etwas sagen konnte, versuchte sie sein Wissen herunterzuspielen und von dem eigentlichen Grund warum er hier war - definitiv um sie zu demütigen - abzulenken. »Wie geht’s Eleanor?«, fragte Rose und nun lachte Scorpius erheitert. »Ich schätze das interessiert mich genauso viel, wie dich das Wohlbefinden von Wood.« Sie antwortete nicht, beobachtete nur seine geschmeidige Bewegung zur Couch hin. »Warum kümmert es dich so sehr, dass das mit Wood vorbei ist?«, kam es endlich von ihr. Er streckte ihr seine Hand entgegen, die ihr deutete, sich ebenfalls zu setzen. Als sie nicht reagierte begann er zu sprechen. »Du hast dann keine Ausrede mehr nicht mit mir zusammen zu sein«, meinte er vollkommen ruhig und Rose hob skeptisch eine Augenbraue. »Woher weißt du, dass ich das will?«, erkundigte sie sich und tat nun doch, mehr gegen ihren Willen, einige Schritte auf ihn zu. »Das ist nahezu offensichtlich.« Seine Worte strotzten wie immer vor Arroganz und wieder seufzte sie. »Albus ist ein Plappermaul.« Galant schritt sie auf ihn zu und ließ sich auf den Tisch gegenüber der Couch nieder. »Ich wusste ja, dass du bei Alkohol einige Dinge tust, doch hätte ich gewusst, dass du sogar zu Liebesgeständnissen verleitet wirst, hätte ich dich öfter abgefüllt«, meinte Scorpius schamlos und die junge Frau ihm gegenüber räusperte sich. Dass er ohne jegliches Zögern so etwas sagen konnte - typisch Slytherin. »Ich habe nie gesagt, dass ich dich liebe«, antwortete sie kühl mit fester Stimme. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, das ihr mitteilte, dass sie dank Albus verloren hatte. »Aber so gut wie«, entgegnete der Blonde und beugte sich dann langsam vor, um seine warmen Lippen auf ihre zu legen. Es dauerte nicht lange, ehe Rose sich von ihm auf seinen Schoss ziehen ließ und sich gänzlich in den Kuss fallen ließ. Es war anders als bisher, wahrscheinlich, weil sie sich gerade nicht dagegen sträubte, sondern einfach nur den Moment genoss. Verrückt, dass sie vor zwanzig Minuten noch sein Pergament verbrannt hatte und ihn heute Morgen noch für immer aus ihrem Gedächtnis verbannen wollte. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wie sehr er ihr in den zwei Wochen Ferien gefehlt hatte. Sie löste sich von ihm, hatte ihre Augen aber immer noch geschlossen. Eine Hand war in seinem Haar vergraben, die andere lag auf seiner Wange. Die Weasley atmete den Geruch von Minze ein und öffnete schließlich die Augen. Seine Braunen sahen sie zufrieden an, auf seinen Lippen lag ein Lächeln. »Das mit Eleanor ist vorbei, oder?«, fragte sie ruhig und ließ ihre Hände in seinen Nacken wandern. »Es hat nie begonnen. Ich brauchte jemand, den ich meinen Eltern vorführen kann und sie schien damit kein Problem zu haben. Davor hat sie schon gemerkt, dass ich längst nicht so viel für sie empfinde, wie für eine gewisse andere Person in diesem Raum«, murmelte er und lehnte seine Stirn gegen ihre. Rose kicherte leise. »Du magst mich und so«, schlussfolgerte sie und der Malfoy erwiderte ihr Lächeln. »Und so, ja«, widerholte er und strich durch ihr langes Haar. Die Wahrheit war, dass sie ihm weit mehr bedeutete, als er bisher definieren konnte. Und auch, wenn es vollkommen untypisch für ihn war, so wollte er doch sicher sein, dass sie wusste, dass sie, Rose Weasley, ihm genug bedeutete, um sein bisheriges Leben - Frauen, Party, Frauen, Vorurteile, Frauen - hinter sich zu lassen und stattdessen mit ihr zusammen zu sein. - Leslie Grey hatte früher nie wirklich darüber nachgedacht, Zeit mit seinem Teamkapitän zu verbringen, zumal er fand, dass Theresa eine äußerst gewöhnungsbedürftige Person war. Mit der Zeit änderte sich seine Flucht vor ihr, da er mit ihrer besten Freundin Cathlen Brooks zusammengekommen war und gezwungenermaßen auch außerhalb der Trainingszeiten mit der Bell zusammensaß. Verschlimmert hatte sich das ganze vor knapp einer Woche, als sein Kumpel Hugo Weasley aus heiterem Himmel beschlossen hatte, nun irgendetwas Undefinierbares mit der Blonden anzufangen. Er hatte dem anfangs wahrscheinlich noch skeptischer als Hugo selbst gegenüber gestanden, doch mit der Zeit konnte er beobachten, dass die Beziehung zwischen seinen Teamkollegen immer inniger und auch vertrauter wurde. Obwohl Bell darauf schwor, dass keiner irgendetwas erfahren durfte, verbrachten die beiden doch außergewöhnlich viel Zeit miteinander, sei es nun nachts, in irgendwelchen Geheimgängen, oder aber auf dem Quidditchfeld, wenn sie ihm Zusatztraining ansetzte. Leslie war schleierhaft, wieso noch keiner mitbekommen hatte, dass da etwas lief. Sein Blick glitt von seiner Freundin, die müde auf die kleine Flasche Portwein sah, zu dem anderen Pärchen und er seufzte leicht. Sie neckten sich, wo es nur ging und doch schienen sie sich immer einige zu sein. Mit der Bell kam wieder etwas Leben in den Weasley, welches er verloren hatte, als er mit Lily Potter zusammengewesen war. Bei dem bloßen Gedanken an sie und ihre Liebe zu Louis Weasley mit der sie seinem besten Freund das Herz gebrochen hatte, verzog er angewidert das Gesicht. Er hatte sich nie großartig Gedanken über sie gemacht, doch hatte er immer schon gewusst, dass Hugo ein Auge auf sie geworfen hatte. Dummweise sah er, was der Weasley anfangs verdrängen wollte, nämlich, dass sie ihr Herz an seinen besten Freund verschenkt hatte und scheinbar nur austesten wollte, wie es sein würde, wenn sie mit Hugo zusammen war. Rausgekommen war eine kaputte Freundschaft zwischen Louis und Hugo, seltsam verblasende Gefühle von Hugo für Lily und eine absolut skurrile Beziehung zu Theresa. Alles in allem hätte man sich diese Kurzbeziehung also sparen können. Leslie sah wieder zu Cathlen, auf deren Lippen sich ein Lächeln gebildet hatte. Er wusste, dass sie dieses Etwas zwischen seinem Kumpel und ihrer besten Freundin gut fand. Sie meinte, dass Hugo dadurch wieder aufblühte – was er nur bestätigen konnte – und dass Theresa zum ersten Mal richtig zufrieden schien – was er absolut nicht sah. Für ihn wirkte sie nach wie vor wie die ständig angespannte Sklaventreiberin, auch, wenn sie hin und wieder mit dem Weasley zusammen lachte und sich scheinbar an der Zweisamkeit erfreute. Ironisch, dass gerade der Junge, der mit ihm zusammen immer am meisten über sie gemeckert hatte und ihr niemals nachgesehen hatte, sie dermaßen gelassen stimmte. »Das sollten wir öfter machen«, sagte Hugo und die Blicke seiner beiden Teamkameraden lagen auf ihm. »Einfach ohne Grund trinken. Slytherin trinkt auf jedes gewonnene Spiel und wir nehmen das einfach so gelangweilt hin«, erläuterte er und lehnte seinen Kopf an die Wand. Theresa sah ihn einen Moment an, ehe sie sich ihrem Pappbecher mit Feuerwhiskey widmete. »Würden wir auf jedes gewonnene Spiel trinken, wären wir Alkoholiker«, antwortete sie und Cathlen lachte leicht. »Außerdem will sich keiner von uns Smith antun, wenn er getrunken hat. Er ist so schon eine Nervensäge, aber kombiniert mit Feuerwhiskey hält man ihn nicht aus«, gab Leslie von sich und Hugo nickte ihm kurz zu. »Aber wenn wir den Pokal dieses Jahr gewinnen, müssen wir das irgendwie feiern«, antwortete der Weasley und die Blonde lehnte wieder ihren Kopf an seine Schulter. »Streich das Aber wenn. Der einzige ernst zu nehmende Gegner den wir noch haben, ist Ravenclaw und die in die Schranken zu weisen, wird ein unglaublicher Spaß«, murmelte sie in kühlem Ton und Hugo drückte kurz ihre freie Hand. Man konnte durchaus sagen, dass es auch Vorteilte hatte, mit Bell befreundet zu sein. So wusste Leslie zum Beispiel, dass sie jeden fertig machen würde, der irgendetwas gegen Cathlen sagen, oder sie in irgendeiner Form verletzten würde. Genauso war es auch bei Hugo, weshalb sie ihre Abneigung gegen Ravenclaw – und ganz besonders gegen Louis und Lily – nicht einmal ansatzweise verbarg. Das Match Gryffindor gegen Ravenclaw würde ungefähr genauso interessant werden, wie ein eventuelles Zusammentreffen zwischen Theresa und Hugo mit Lily und Louis, welches bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. - Alice schwenkte ihren Zauberstab in Richtung des Geräusches, das sie eben vernommen hatte. Sie hoffte, dass es sich dabei nicht um irgendeinen Professor handelte und verfluchte sich innerlich dafür, noch einmal aus dem Bett gegangen zu sein. Nur sie konnte solche verrückten Ideen haben. Vor ihr erschien eben ein durch Lumos beleuchteter Zauberstab und sie hörte, wie jemand ihren Namen flüsterte, ehe Albus Potter seinen Tarnumhang ablegte und ihr damit beinahe einen Herzinfarkt bescherte. Genervt stöhnte sie auf und fasste sich an die Brust. »Merlin, Potter, erschreck mich doch nicht so«, murmelte die Longbottom. Vollkommen logisch, dass sie ausgerechnet auf ihn traf, wo sie ihm doch aus dem Weg gehen wollte. Seitdem sie vor zwei Tagen neben ihm aufgewacht war, hatten sie kein Wort gesprochen und Alice hatte auch nicht vor, etwas daran zu ändern. »Tut mir leid«, sagte er und grinste dreist, wie sie es von ihm kannte. Es schien ihm rein gar nicht peinlich zu sein, dass sie miteinander geschlafen hatten, obwohl sie keine Beziehung oder dergleichen hatten. Das war wohl ein Vorteil wenn man ein Mann und noch dazu ein Slytherin war - man konnte tun und lassen, was man wollte, ohne verurteilt zu werden. »Was schleichst du hier so rum, Potter?«, forschte die Braunhaarige und das Grinsen des jungen Mannes wurde breiter. »Ich will in die Küche«, sagte er und warf ihr einen unschuldigen Blick zu. Sie war so schön, wie sie da in ihren Alltagsklamotten stand, dass ihm dieser Gedanke nicht einmal kitschig, oder dämlich vorkam. Obwohl er selbst zugeben musste, dass er selten eine Frau, welche nicht mit Veelagenen gesegnet war, oder sich nicht ganz offensichtlich dazu bereit erklärte, mit ihm eine Nacht zu verbringen, so sehr begehrte. Überhaupt konnte er vermutlich sagen, dass er noch niemals jemand so sehr wollte und auf solch eine Weise mochte wie sie. Tragisch, dass sie ihr Herz stattdessen an seinen Bruder verschenkt hatte, der ihre Gefühle niemals erwidern würde. Obwohl Scorpius ihn dämlich angesehen hatte, als er meinte, dass es nun mal einfach so war und er es einfach akzeptieren musste, konnte er nicht gerade sagen, dass ihm diese Tatsache gefiel. »Wozu?«, fragte Alice und strich sich beiläufig durch Haar, sodass er scharf Luft einzog. Im Moment verhielt er sich wie ein pubertierender Teenager, der sich viel zu leicht von simplen Gesten einer Frau beeindrucken ließ. Schande, was sie aus ihm machte und dabei dachte sie wahrscheinlich immer noch, dass sie nicht gut genug wäre, wie er selbst es ihr einst gesagt hatte. »Hab Hunger. Abendessen fiel aus, weil McGonagall auf Strafarbeiten steht«, erklärte er und schmunzelte leicht. Sie hob eine Augenbraue. »Was hast du angestellt?«, fragte sie ruhig. »Kann sein, dass ich zufällig jemand verhext habe, weil er mir nicht aus dem Weg gehen wollte«, das Schmunzeln wurde zu einem Grinsen, »Lust mitzukommen?« Die Frage war aus reiner Höflichkeit gestellt worden, da er kaum damit rechnete, dass sie ihn begleiten würde. Auch wenn er es im Inneren hoffte. »Ich soll mit dir Nachts durchs Schloss laufen, nur weil du dämlich genug bist, dich erwischen zu lassen?«, fragte Alice skeptisch und im selben Moment wollte sie sich dafür ohrfeigen. Sie wollte nicht gemein klingen. Schon einmal allein deswegen, weil er derjenige war, der es geschafft hatte, sie wieder zum Leben zu bringen, nachdem James sie quasi hingerichtet hatte. Sie sah eine Regung in seinem Gesicht, die gekränkt wirkte und auch, wenn er sofort wieder ein Grinsen aufsetzte wollte sie den Grund für diesen Blick wissen. »Immer noch die artige Gryffindor«, scherzte er und ließ sich die Wirkung ihrer Worte nicht anmerken. »Wieso?«, fragte die Longbottom deswegen leise und kam näher auf ihn zu. »Was, wieso?«, erwiderte Albus perplex und hob eine Augenbraue. »Wieso hast du eben für einen Moment ausgesehen, als hätte man dich geschlagen? Doch nicht etwa, weil ich das gesagt habe, oder?«, erkundigte sie sich und sie war sich nicht sicher, was sie nun lieber hören wollte. Dass sie sich lächerlich verhielt, wegen einer Nacht, die ihm vermutlich gar nichts bedeutet hatte, oder, dass er sie irgendwie mochte. Bei letzterem wurde ihr augenblicklich warm im Gesicht. »Doch, schon«, antwortete der Potter und sie öffnete leicht den Mund, schwieg jedoch einige Sekunden. »Aber wieso? Ich versteh das nicht«, murmelte sie und es schien sie wirklich zu wurmen, dass sie nicht alles wusste. »Du hasst mich«, sagte sie leise und irgendwie klang es bedauernd. Sie erinnerte sich zwar daran, dass Rose ihr gesagt hatte, dass er in sie verliebt war, doch glauben wollte sie das nicht. »Das sage ich, weil du mich hasst«, gab er wieder ehrlich von sich und beobachtete ihre Reaktion. »Das heißt, du hasst mich nicht?« Der Schwarzhaarige lachte leise. Ihr Tonfall klang, als hätte er ihr gerade offenbart, dass Slughorn und McGonagall eine schmutzige Affäre hatten. Nahezu so, als wäre es das undenkbarste und unmöglichste der Welt. »Ganz und gar nicht«, gestand Albus und dann handelte er einfach so, wie er es bei jeder anderen auch in solch einem Moment getan hätte. Er legte seine beiden Hände sanft auf ihre Wangen und hob so ihren Kopf etwas an. Als er noch einmal prüfte, ob sie nicht dabei war, ihren Zauberstab gegen ihn einzusetzen, musste er feststellen, dass sie ihre Augen geschlossen hatte. Leicht schmunzelnd legte er endlich seine Lippen auf ihre. Seine Lippen schmiegten sich an ihre und er atmete ihren Duft ein. Honig und Milch - genau dieser Geruch, der ihn seit ihrer gemeinsamen Nacht nicht mehr aus der Nase wollte. Als sie ihre Lippen öffnete und seine Zunge spielerisch gegen ihre stieß, spürte er, dass sie in den Kuss lächelte und in seinem Inneren begann es zu brennen. Nur widerwillig löste er sich aufgrund des Luftmangels von ihr. Alice atmete schnell und genoss die Nachwirkungen des Kusses. Das Gefühl, das er in ihr auslöste, war undefinierbar gut. »Ich sollte jetzt gehen«, sagte sie und legte ihre Hände sanft auf seine, um sie von ihrer Wange zu nehmen. Albus verzog den Mund. »Keinen Hunger?«, fragte er und sie schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. »Na schön«, sagte er dann und löste sich von ihr. Kurz musterte der Potter sie und bescherte ihr damit ein mulmiges Gefühl. »Aber, ich lass dich nur gehen, wenn du mir versprichst mit mir am Samstag nach Hogsmeade zu gehen«, beschloss der Schwarzhaarige und Alice‘ Augen weiteten sich. »Bitte?«, fragte sie höflich nach und nun lachte er. »Du darfst erst ins Bett, wenn du Samstag mit mir ausgehst«, widerholte er sich. Die Longbottom schluckte leicht. Ein öffentliches Date mit ihm? Sie konnte Dominiques Gesicht direkt vor sich sehen. Sie würde sie in der Luft zerfetzen, wenn sie das herausfand. Zum Glück war sie niemand, der sich von so jemand einschüchtern ließ. »Okay«, sagte Alice und lächelte leicht. Sie hatte sowieso nichts Besseres zu tun und großartig verlieren konnte sie bei einem Hogsmeadetreffen auch nicht. Immerhin ging jeder dort hin und es gab genug Orte an die sie sich zurückziehen konnte, wenn das Date ein Reinfall sein würde. Albus schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. »Dann gute Nacht, Alice«, sprach er andächtig und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. Ehe sie reagieren konnte, war er wieder unter seinem Tarnumhang verschwunden. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit. Er hatte sie Alice genannt. - »Wie waren die Ferien?«, hörte er eine angenehme Stimme hinter sich. Lorcan drehte sich vom Fenster weg und betrachtete seine beste Freundin kurz skeptisch. »Annehmbar, deine?«, antwortete er nach kurzem Schweigen. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Undenkbar, wenn die schlimmste Vorstellung, die er in den Ferien von ihrer weiteren Freundschaft nach der gemeinsamen Nacht hat, eintreffen würde. Würde er sie verlieren, würde er auch einen wichtigen Teil seines Lebens verlieren. »Anstrengend. Du weißt ja, wie meine kleine Familie ist«, murmelte sie argwöhnisch und er kam nicht darüber hinweg zu lächeln. Er wusste nur zu gut, wie Familienabende mit der ganzen Weasleyfamilie aussahen. Ungefähr so, nur schlimmer, mussten dann die Ferien im Beisein von allen sein. »Du hast nicht geschrieben«, sagte sie weiter und unterbrach damit die Erinnerung an gemeinsame Abende mit ihrer beider Familien. »Eulen fliegen in beide Richtungen«, erwiderte er kühl. Der Scamander wusste, wie sie reagierte, wenn man ihr zu wenig Beachtung schenkte. »Hab ich dir gefehlt?« Dominique hatte eine einzigartige Art solch eine Frage zu stellen. Bei jedem anderen würde es vielleicht unsicher klingen, doch in ihrer Stimme lag nur der neckende Unterton, den er nur allzu gut kannte. Nummer zwei seiner Vermutungen traf scheinbar ein - sie tat als ob nichts passiert wäre. Und das würde bedeuten, dass sie zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren würden. Eben jenem, in dem er der einzige war, dem sie alles anvertraute, in dessen Gegenwart sie sich nicht wie eine arrogante, unbekümmerte Slytherin verhielt, sondern einfach nur sie selbst war. Das war mitunter wahrscheinlich einer der Gründe, warum seine Gefühle für sie mit jedem Jahr stärker geworden waren. Er war derjenige, bei dem sie ihre Fassade ablegte und was er dahinter sah, gefiel ihm. »Natürlich«, antwortete er und schenkte ihr ein Lächeln, das sie sogleich erwiderte. Die Weasley überwand den Abstand zwischen ihnen und legte ihre Arme um ihn. Lorcan erwiderte die Umarmung, nicht sicher, ob er sie auf die Nacht vor den Ferien ansprechen sollte. Bevor er sich darüber jedoch im Klaren werden konnte, löste sie sich wieder von ihm und ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen. »Du musst mir alles erzählen«, sprach sie dann in sachlichem Ton. »Du weißt schon, wie es deinen Eltern geht und wie dein nerviger Bruder schon wieder drauf ist«, erklärte die Blonde, nachdem ihr Gegenüber eine Augenbraue hob. Er schritt auf das Bett zu und ließ sich neben ihr auf den Bauch fallen. »Meinen Eltern geht es bestens, meinem Bruder weniger. Er hat irgendwelche Probleme mit Weibern«, erwiderte er und sie drehte ihren Kopf zu ihm. »Ah, der kleine Lysander wird erwachsen.« Ihre Stimme klang spöttisch. Sie hielt nie besonders viel von seinem Bruder. Nicht, weil er in einem anderen Haus war, sondern hauptsächlich, weil er sich immer einen Spaß daraus gemacht hatte, sie zu korrigieren, als sie Kinder waren. Sein Bruder hatte sich schon immer mehr mit dem Lernen, als mit der Gewinnung von Freunden beschäftigt. »Ich bin nur froh, dass er mir jetzt weniger auf die Nerven geht. Er scheint sein Privatleben gerade über seine Bücher zu stellen«, murmelte Lorcan und die junge Frau neben ihm lachte. »Sprichst du gerade über denselben nervigen Besserwisser wie ich?«, forschte sie. Der Braunhaarige verschränkte seine Arme und legte seinen Kopf darauf. Sein Blick war auf sie gerichtet. »Ich rede von meinem Bruder, der in dieser Woche zeitweise sogar nett war.« Seine Stimme war nachdenklich. Vermutlich, weil er sich den Moment in Erinnerung rief, als Lysander zu ersten Mal nach Jahren einmal wieder wirklich mit ihm sprach - seitdem sie in verschiedenen Häusern gelandet waren, konnten sie nicht mehr miteinander. Sein Zwillingsbruder hatte ihn im Garten abgepasst und davon gesprochen, dass er Dominique endlich von seinen Gefühlen erzählen sollte. Lorcan war überrascht, dass gerade er davon anfing, hatten sie doch so gut wie keinen Kontakt, doch sein Bruder meinte darauf hin nur, dass er ihn trotzdem gut genug kannte um zu sagen, was in seinem Leben vorging. »Er ist ein komischer Trottel«, sagte Dominique. »Gewöhnungsbedürftig. Wie geht es deiner kleinen Familie?« Sie seufzte und richtete ihren Blick an die Decke. »Meinen Eltern geht es bestens. Victoire und Ted sind begeistert von der Schwangerschaft. Meine kleinen Cousinen reden nicht miteinander, während Albus und Rose wieder zu viel miteinander reden«, sie verdrehte ihre blauen Augen, woraufhin Lorcan lachte. »Albus hat sie abgefüllt um Informationen über ihre Beziehung zu Scor zu bekommen«, murmelte er. »Warum hat er nicht einfach mich gefragt? Ein Blinder merkt, dass sie auf ihn steht. Und seine skurrilen Gefühle für die Hexe stehen sowieso außer Frage.« »Hättest du das jemals gedacht? Rose und Scorpius?«, fragte der Braunhaarige und Dominique sah ihn wieder an. »In letzter Zeit sind viele Dinge geschehen, die ich mir niemals gedacht hätte. Ich meine, vor einem Monat noch hätte ich mir auch nie vorgestellt, dass Albus Potter sich jemals mit Alice Longbottom einlassen würde. Und siehe da, er steht auf sie«, erläuterte sie und ihre Stimme hatte einen seltsamen Ausdruck, den er nicht deuten konnte. »Tut mir leid.« Sein Ton dagegen war der totale Kontrast im Vergleich zu seinen Worten. Er klang nicht bedauernd, das konnte er nicht, denn er hoffte immer noch, dass sie sich mit der Hilfe von Longbottom von Albus lösen konnte. »Schon gut«, sprach sie unbekümmert. »Ich verschwende keine Zeit mehr damit jemand nachzurennen, der mich nicht will. Ich meine, sieh mich an, ich kann so gut wie jeden Slytherin haben, da brauch ich nicht gerade dem nachzulaufen, der kein Interesse hat«, erläuterte Dominique. Dabei klang sie leicht arrogant, was ihn schmunzeln ließ. »Hast du dabei jemand bestimmten im Auge?« Lorcan bemühte sich ruhig zu klingen, obwohl er eigentlich so gar nicht in Stimmung war, über ihre neuen Liebschaften zu reden. »Vielleicht«, erwiderte sie und zwinkerte. »Man kann nie wissen, was das Leben noch für Überraschungen bereithält.« - Lily saß gegenüber ihrem Vertrauensschülerpartner und bemühte sich, ihn nicht anzusehen. Sie wusste nicht, wieso sie nicht einfach mit ihm sprach. Nach dem Gespräch mit Lucy in den Ferien wurde ihr klar, dass es sowieso egal war, was sie taten - Hugos Freundschaft hatten sie verloren. Das bekam sie heute zu spüren, als er sich in Zaubertränke einen Platz möglichst weit von ihr und Louis entfernt suchte. Obwohl sie sich der Situation lange bevor bewusst gewesen war, schmerzte die Tatsache. Der Verlust von Louis als ihre Liebe störte sie nicht so sehr, wie das Bewusstsein, dass sie ihren besten Freund verloren hatte. »Es tut mir leid«, sagte sie nach einer Weile. Bisher hatten sie ihr Treffen nur auf das geschäftliche bezogen, weswegen er kurz recht perplex aussah. Schnell hatte er sich jedoch wieder gefasst und sah die Potter kühl an. »Ich weiß«, meinte er sachlich, ehe er wieder begann die Pergamente, die ihnen McGonagall gegeben hatte, zu sortieren. »Louis«, begann sie und er seufzte leicht. Sie verstand nicht, dass er nicht mit ihr reden wollte, nicht reden konnte. Er hatte in den Ferien darüber nachgedacht, was sie angerichtet hatten, doch all das schien verflogen zu sein, als er sie wieder sah. Da war nur mehr das beschissene Bedürfnis ihren Quidditchteammitspieler zu versteinern und sie zu küssen. Toller Wunsch, wenn man sich von jemand fernhalten wollte. »Denkst du nicht, dass es langsam reicht? Ich hab schon in den Ferien zu spüren bekommen, dass du mich hasst für das, was ich getan habe. Du könntest wenigstens hin und wieder mit mir reden. Ich vermisse meinen besten Freund.« Sie sprach so schnell, dass er sich fragte, ob sie wohl den Gedanken verwerfen würde, wenn sie erst einmal stoppte. »Ich hasse dich nicht«, stellte er klar. »Aber«, begann sie, brach jedoch gleich wieder ab. Sie schwieg kurz, sodass er aufsah. Als sich ihre Blicke trafen bemerkte er den Schmerz in ihren Augen. »Du fehlst mir«, murmelte sie leise. »Du mir auch«, gab Louis zu und seufzte erneut. Die Sache war ganz schön verworren. »Dann lass uns einfach wieder so sein wie früher«, sagte sie ruhig. Der Blonde legte seinen Kopf schief. »Das geht nicht.« »Wegen dem, was ich getan habe?«, fragte Lily. »Es tut mir leid, Louis. Wirklich. Mir ist klar, dass das im Nachhinein nichts mehr bringt, aber ich will, dass du es weißt. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich es sofort tun«, murmelte sie. Ihr Blick war trüb zu Boden gerichtet und wieder lag Schmerz in ihm. So viel Sorge und Kummer, dass es Louis schmerzte direkt hineinzusehen. Er rutschte ein Stück näher und legte seine Hand auf ihre Wange. Ganz sanft, als wäre sie zerbrechlich. »Es ist nicht deine Schuld, Lils. Zumindest nicht alleine«, sprach er tröstend und brachte sie somit dazu ihn anzusehen. »Hugo wusste, dass du ihn nicht liebst. Dennoch wollte er es unbedingt versuchen«, fuhr er fort und schluckte hart, bei der Vorstellung was er als nächstes sagen würde. »Und ich wusste es genauso. Dennoch hab ich dir gesagt, du sollst ihm eine Chance geben. Hätte ich einfach die Zeichen betrachtet, hätte ich mich nicht von Anfang an dagegen geweigert etwas für dich zu empfinden, dann wäre das alles nicht passiert.« Als er den Satz beendete, schlug ihr Herz eine Spur höher. Abgesehen davon, dass dieser Moment ihre Beziehung noch um einiges komplexer machte, war er doch der beste, den sie in den letzten Wochen erlebt hatte. Sie handelte ausschließlich nach ihrem Herz, als sie sich vorbeugte und ihre Lippen auf seine legte. Ein bisschen hatte sie sich vor seiner Reaktion darauf gefürchtet, doch im Gegensatz zum letzten Mal erwiderte er den Kuss. Die Hand, die auf ihrer Wange lag wanderte in ihr Haar, seine andere an ihre Seite. Unterdessen schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Lily ließ sich nach hinten auf den Boden fallen und zog ihn mit sich. Das alles kam ihr unwirklich vor, dennoch wollte sie den Traum genießen. Seine Lippen auf ihren fühlten sich so richtig an, dass sie sich fragte, wie sie jemals daran zweifeln konnte. Als er sich wegen mangelnder Luft von ihr löse, vergrub er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. »Wir können das nicht tun«, sagte Louis. »Ich weiß«, antwortete die Braunhaarige nach einigem Schweigen. Und das war das schmerzlichste an alldem, was ihr bewies, dass es kein Traum war. Sie konnten nicht zusammen sein, egal welche Gefühle sie füreinander hegten. Ob sie das akzeptieren konnte? Sicherlich nicht, aber es war besser. Warum? Weil die Realität nun mal voll von Überraschungen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)