electric feel von kiks (rose & scorpius) ================================================================================ Kapitel 7: eine ereignisreiche Nacht ------------------------------------ Theresa schlich leise durch den Gemeinschaftsraum und hoffte, dass die fette Dame ihr Versprechen, sie nun endgültig zu verraten, nicht wahr machte. Cathlen hatte sie mit ihren Männerproblemen unnötig aufgehalten, weswegen es wieder einmal etwas später geworden war - na und? Sie war sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass, wenn das Portrait die Wahl hätte zwischen drei Stunden mit dem Versuch einzuschlafen zu verbringen, oder der besten Freundin mit ihren Problemen zu helfen und sich nebenbei ein gutes Glas Feuerwhiskey einzugießen, bestimmt auch letzteres wählen würde. Die Blonde zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass noch jemand anderes im Gemeinschaftsraum war. Ertappt blickte sie in die Richtung des schwachen Lichtes, doch die Reaktion ihres Gegenübers blieb vollkommen aus. Da saß Hugo Weasley in einem der Sofas, hatte gedankenverloren das Kinn auf die Handfläche gestützt und schien sie nicht einmal im Ansatz wahrzunehmen. Was, bei Merlins Unterhose, war hier los? »Weasley, was ist los?«, fragte sie sogleich und stellte sich gerade hin. Der Braunhaarige hob den Kopf und schien gar nicht überrascht zu sein, sie um diese späte Zeit noch im Gemeinschaftsraum anzutreffen. Er legte den Kopf schief und musterte sie kurz, wobei sie sich sicher war, dass er mehr durch sie hindurch sah. »Lily und ich haben gerade Schluss gemacht«, gestand er, auch wenn gerade eher vor vier Stunden stattgefunden hatte. Die Bell zog scharf Luft ein. Daher wehte also der Wind. Das war bestimmt die Schuld dieser bescheuerten Potter, denn so wie Hugo sie angesehen hatte, würde er kaum einfach so mit ihr Schluss machen. Aber was hatte sie von so einem kleinen Mädchen erwartet? Entschlossenheit, was ihre Gefühle anging? Beinahe hätte sie bei diesem Gedanken gelacht, wenn das nicht etwas unfreundlich gewirkt hätte. »Das tut mir leid«, sagte sie, auch wenn sie sich dachte, dass er ohne sie vielleicht besser dran war, »denkst du, das wird wieder?« Sie überbrückte einige Schritte zwischen ihnen, um ihm in die Augen sehen zu können. »Eher nicht, sie steht auf Louis«, murmelte der Weasley leise. Theresa entglitten sämtliche Gesichtszüge. Das war härter, als sie erwartet hatte. Wie man es von ihr gewohnt war, ließ sie sich ihr Mitleid nicht anmerken und verdrehte die Augen. »Und wieso sitzt du hier noch so nutzlos rum?«, fragte sie und schob eine Augenbraue nach oben. Der Weasley hob den Kopf und sah sie ebenfalls skeptisch an. »Meine Freundin hat gerade mit mir Schluss gemacht«, erklärte er und sein Tonfall war etwas zu scharf, wie sie fand. Doch in Anbetracht der Lage, war es ihr egal. »Genau. Da hilft nur Alkohol und sinnlose Gespräche«, sagte sie und hielt ihm eine Hand hin, sodass er sie mit großen Augen anstarrte. Erst jetzt wurde Hugo bewusst, dass Theresa Bell vor ihm stand. Eben diese Bell, über die kein Lehrer ein schlechtes Wort verlor, kein Schüler genaueres wusste und die - außer beim Quidditch - wie ein braves und unscheinbares Mädchen wirkte. Was also tat sie um ein Uhr nachts im Gemeinschaftsraum? Der Weasley sprach seine Frage nicht aus, sondern entschied sich eher dazu, ihre Hand zu ergreifen und sich hochziehen zu lassen. »Sowas ausgerechnet von dir«, murmelte er. Vielleicht war es aber auch gerade das, was er brauchte. Keine Erinnerungen an Lily, oder seinen besten Freund, nur Alkohol und eine junge Frau, die er kaum kannte und die somit auch keine unangenehmen Fragen stellte. »Los komm, ehe ich es mir anders überlege!«, sagte sie und er hob eine Augenbraue, als sie sich auf den Weg zum Portraitloch machte. »Wohin?«, wollte er wissen, doch Theresa legte nur einen Finger auf ihre Lippen und bedeutet ihm somit, den Mund zu halten. Hugo sah sich im Gemeinschaftsraum um, zuckte dann mit den Schultern und folgte der jungen Frau nach draußen. Dort angekommen, hatte sie ihren Zauberstab bereits beleuchtet und wartete geduldig, bis er ebenfalls soweit war. »Miss Bell«, mahnte die fette Dame und der Weasley drehte sich schnell zu ihr um. »Klappe«, murmelte die Bell und zog den Jungen am Arm weiter. Jener taumelte etwas verblüfft hinter ihr her und fragte sich, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Immerhin wusste er wirklich nichts von ihr. Absolut gar nichts, außer, dass sie Quidditch liebte, weil es Leute zusammenbrachte, so wie es ihre Eltern zusammen gebracht hatte. Und, dass sie eine Brille trug, wenn sie zu müde für diese Muggel-Kontaktlinsen war. Und, dass sie fast den ganzen Tag - außer am Quidditchfeld - irgendetwas aß, ob es nun Blaskaugummi, Lakritz-Zauberstäbe oder Pfefferkobolde waren. Und, dass sie ihre Aufgaben immer pünktlich abgab, obwohl sie sie immer früher fertig hatte, um mehr Zeit für Quidditchpläne zu haben. Eigentlich - wurde ihm in diesem Moment bewusst - wusste er doch einiges über sie. Genau in diesem Moment blieb die junge Frau stehen und mit ihr auch Hugo, der beinahe in sie hineingelaufen wäre. Vorsichtig - nachdem sie sich mehrmals umgesehen hatte, ob die Luft rein war - drückte sie fest gegen die Wand, die im selben Moment zur Seite rutschte. Als Theresa in den kleinen Raum dahinter trat, stand der Weasley mit offenem Mund da und fragte sich, wieso er diesen Raum nicht kannte. »Bell, du bist verrückt! Das ist Einbruch«, flüsterte er, als sie sich auf den Boden nieder ließ und ihren Zauberstab so positionierte, dass der ganze Raum beleuchtet wurde. »Hat deine Freundin bei eurer Trennung auch deine Eier mitgenommen?«, neckte die Bell, während sie eine Kiste öffnete und der Braunhaarige schritt langsam auf sie zu. Hinter ihm schloss sich die Tür, die er jedoch nicht weiter beachtete. »Was ist das hier?«, fragte er und ließ sich neben sie auf dem Boden nieder. Ihre provokante Bemerkung ignorierte er einfach. »Hogwarts' verbotene Kammer. Hier bringen die Lehrer alles an Alkohol her, was sie konfiszieren«, sagte sie und holte eine Flasche Feuerwhiskey aus der kleinen Schachtel. Sie sah aus, als würde sie sich hier ziemlich gut auskennen. »Ich dachte immer, du wärst brav. Zumindest sagen das die meisten«, meinte er, als sie ihm die Falsche reichte und sich selbst ebenfalls eine herausgesucht hatte. »Ich verberge es gut«, meinte sie keck und schenkte ihm ein Lächeln, das ihn verstehen ließ. Mit dem unschuldigen Auftreten und dem zuckersüßen Lächeln gewann sie jedes Vertrauen, während sie abends ihre Zeit hier verbrachte. Er fragte sich, wie lange sie dieses Spiel schon spielte und vor allem, wie viele davon wussten. »Du bist also alles andere als brav?«, fragte Hugo und öffnete die Falsche. »Du hast ja keine Ahnung«, meinte sie mit einem leisen Lachen und nahm den ersten Schluck der süchtig machenden Flüssigkeit. Es würde garantiert nicht der letzte sein, das wusste sie. - Schwerfällig betrat der Scamander sein Zimmer und seufzte leicht. Saufabende mit seinen besten Freunden waren unterhaltsam, aber es war nicht dasselbe, wenn Dominique fehlte. Erst, als er seine Krawatte gelöst und seinen Umhang abgelegt hatte, wurde ihm klar, dass er nicht alleine im Raum war. Langsam drehte er sich zu der jungen Frau um und legte den Kopf schief, als er ihren traurigen Gesichtsausdruck bemerkte. Der Braunhaarige schritt auf sie zu und strich sich dabei gewohnt lässig durch die Haare. »Er will nicht«, murmelte Dominique und wischte sich vereinzelte Tränen von den Wangen. Lorcan ließ sich neben sie auf seinem Bett nieder und weil er genau wusste, um wen sich dieses Gespräch drehen würde, legte er ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken. Unter seiner Berührung zuckte sie fast unmerklich zusammen. Der Slytherin ballte seine andere Hand zur Faust und plötzlich war es vollkommen egal, dass Albus Potter einer seiner besten Freunde war. In diesem Moment war er einfach nur derjenige, der das Mädchen, das er liebte, benutzte und danach fallen ließ, wie auch immer es ihm gefiel. Einer der wenigen unfeinen Charakterzüge des Potters. »Was will er nicht?«, fragte er und die Blonde strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Mich. Er will nicht mich, sondern diese kleine Longbottom. Kannst du mir sagen, was dieses dumme Gör hat, was ich nicht habe?«, antwortete sie und der Braunhaarige verstand. Sie hatte herausgefunden, was er schon längst gewusst hatte. »Du verdienst etwas Besseres«, sagte Lorcan und die Weasley sah ihn aus müden blauen Augen an. Vielleicht war dieser Schmerz genau das, was sie brauchte, um über Albus hinweg zu kommen. Er hoffte es zumindest, doch glauben konnte er es nicht. »Und was, wenn ich nichts Besseres bekomme? Wenn das alles ist, was das Leben für mich zu bieten hat? Die hübsche Affäre zu sein, bis er die hat, die er wirklich will«, murmelte sie. »Das glaube ich nicht. Dazu bist du zu gut«, antwortete er ohne nachzudenken. Sanft legte der Scamander eine Hand auf die Wange der jungen Frau und strich ihr die restlichen Tränen fort. Sie war zu schön für solche Tränen. Zu gut, für solche Zweifel. Die Blonde musterte ihn eingehend. Seine feinen Gesichtszüge strahlten in ihrer Gegenwart immer eine ausgelassene Zufriedenheit aus, seine braunen Augen vermittelten ihr das Gefühl willkommen zu sein und seine starken Arme waren jeder Zeit da, um sie zu halten und zu schützen. Man konnte schlicht sagen, dass er all das tat, was sie immerzu von Albus haben wollte. Nur, dass Lorcan das tat, ohne, dass sie ihn darum bat. Ganz langsam, als müsste erst eine unsichtbare Mauer durchbrochen werden, lehnte sich Dominique zu ihrem besten Freund und mit derselben Vorsicht legte sie ihre Lippen auf die seinen. Lorcan blinzelte verwundert. Erst nach einigen Sekunden realisierte er, was gerade geschah und plötzlich brachen all die Gefühle, die er über die Jahre hinweg, unterdrückt hatte, nach draußen. Seine Finger griffen in ihr langes blondes Haar, während die andere Hand noch immer auf ihrer Wange verweilte. Leidenschaftlich und - wie von einem Slytherin nicht anders zu erwarten - bestimmend erwiderte er ihren Kuss, was sie als überraschend gut empfand. Noch niemals hatte die Blonde wirklich darüber nachgedacht, ihren besten Freund auch als einen Geliebten anzusehen, doch gerade in diesem Moment schien ihr gesamtes Weltbild aus dem Rahmen zu fallen. Plötzlich waren da neue Gefühle, die sie weder kannte, noch zuordnen konnte. Empfindungen, die durch Lorcans Berührungen, seinen heißen Atem auf ihrer Haut und seinen Lippen auf ihren, ausgelöst wurden. Es ging alles so schnell, dass Dominique gar nicht wusste, wie sie reagieren sollte, als seine geschickten Hände ihre Kleidung entfernten. Ebenso wenig wusste sie, was sie gerade im Begriff war zu tun, als sie seine Hose öffnete und ebenfalls dafür sorgte, dass er das lästige Gewand los wurde. Seine Hände strichen an ihren Seiten entlang und als sein Gesicht wieder auf ihrer Höhe war, sah sie seinen Blick, der so viel Wärme ausstrahlte, wie sie es noch niemals von einem Mann gesehen hatte. Sie schluckte hart und in den kurzen Momenten, in denen ihr Verstand wieder klar war, schloss sie ihre Augen. Lorcan schien auf ein Zeichen zu warten, denn als sie ihn wieder aus ihren blauen Augen ansah, verweilte er noch immer in derselben Position über ihr. Die Blonde schmunzelte leicht und zog ihn zu sich hinunter, sodass er ihre Lippen mit seinen verschloss. Wieder machte sich ein unbeschreibliches Gefühl in ihr breit, was noch lange anhalten sollte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die ihr unbekannt war, erwiderte sie den gefühlvollen Kuss. In dieser Nacht verlor sie sich, genauso wie er es tat. Ohne weiter nachzudenken hatte Lorcan sie genommen und sie zu seinem Eigen gemacht, auch wenn das keinem von beiden zu diesem Zeitpunkt wirklich klar gewesen war. Erst, als es vorbei war, glitten ihre Gedanken wieder zu dem, was der Braunhaarige für sie war. Ihr bester Freund. Der Eine, der alles von ihr wusste und sie auswendig kannte, so wie sie ihn. Vielleicht war diese Nacht deswegen so anders gewesen, als die mit Albus und dessen Vorgängern. Für Dominique war es beinahe so gewesen, wie sie sich als Kind ihr erstes Mal immer vorgestellt hatte. Mit Gefühl, mit Hingebung, mit so etwas wie Liebe. Und doch zu verräterisch gut, um wahr zu sein. Das sollte wohl so etwas, wie der bittere Beigeschmack der Versuchung sein. - Rose hatte versucht Scorpius zu meiden, gedacht, wenn sie ihn nicht ansehen würde, dann könnte sie einfach vergessen, dass sie ihn eigentlich hassen wollte und doch diese komischen Gefühle für ihn empfand. Doch dummerweise hatte sie nicht bedacht, dass sie beide Schulsprecher waren und so oft er diese Pflichten auch ignorierte - die Rundgänge fanden immer gemeinsam statt. So kam es also, dass sie alle Mühe hatte, nur auf ihre Pergamente zu starren und gleichzeitig auch den richtigen Weg zu finden, weswegen sie sich ziemlich dumm vorkam, als er sie in diesem Moment an den Schultern packte und zu sich umdrehte. Als er ihr dann auch noch die Pergamente abnahm, funkelte sie ihn böse an. »Was zur Hölle soll das, Malfoy?«, fragte sie laut und der Blonde deutete unbeeindruckt hinter sie. Knapp wandte sie sich um und merkte, dass sie nur wenige Zentimeter von der steinernen Mauer entfernt stand. Unruhig biss sie sich auf die Lippe. »Ein Dank wäre nicht schlecht, oder?«, höhnte der junge Mann und als sie sich umdrehte, sah sie das bekannte Grinsen, welches sie angewidert das Gesicht verziehen ließ. Vergessen waren jegliche Gedanken an unpassende Gefühle ihm gegenüber. »Danke, dass ich wegen dir den Absatz jetzt noch mal lesen muss«, entgegnete sie und riss ihm ihre Schulsprecherprotokolle aus der Hand. »Du bist sowieso zu abgelenkt, um mitzubekommen, was da genau steht. Du weißt, wenn du Stress hast, finde ich eine Möglichkeit ihn zu vertreiben«, meinte er und stützte sich mit der einen Hand an der Wand neben ihrem Kopf ab. »Da sag ich glatt noch mal danke zu - Nein, danke!«, meinte die Weasley und ging einfach an ihm vorbei. »Ach komm schon, Rosie. Beim letzten Mal hat's dir doch auch so gefallen!«, meinte er und wandte sich um, um ihr zu folgen. »Bleib mir bloß vom Leib, Malfoy, sonst verhex ich dich«, antwortete sie laut. Im selben Moment donnerte es laut und die Weasley zuckte leicht zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie schon draußen stand und sich gerade ein Gewitter auftat. Der Blonde hinter ihr lachte leise. »Angst vor Gewittern, Weasley?«, fragte er spöttisch und sie ballte die Hand zur Faust. Doch statt stehen zu bleiben und zu reagieren, ging sie einfach weiter und ließ ihn einen Moment skeptisch zurück. Scorpius folgte ihr ohne eine Ahnung, warum er das überhaupt tat. Kurz vor dem Schlosstor blieb sie stehen und drehte sich endlich zu ihm um. »Du bist so ein Trottel, Malfoy, wirklich«, schrie sie förmlich und er blieb stehen, unfähig irgendetwas auf ihre plötzliche Reaktion zu antworten. »Weil du immer - und wirklich immer - den eiskalten Slytherin spielen musst. Immer musst du alles ins Lächerliche ziehen und ständig musst du auf diesen zwei Nächten rumhacken. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich eigentlich gar nichts von dir will? Was, wenn du nur eine Ablenkung warst, oder genauso nur eine Bettgeschichte, wie ich für dich?«, schrie sie weiter und unbewusst hatte sie ihm gerade alle ihre Gefühle verraten. Langsam schritt der Malfoy auf sie zu und als sie ihren Vortrag beendet hatte, stand er direkt vor ihr. Fest umschloss er ihre Handgelenke und brachte sie damit gänzlich zur Ruhe. »Du denkst, das war es? Weasley, glaubst du wirklich ich würde mit dir schlafen, weil ich dich als Bettgeschichte betrachte?«, fragte er und zum ersten Mal nach Tagen sah sie ihm direkt in die Augen. »Nein«, meinte sie dann mit fester Stimme, doch sie beide wussten, dass es sehr wohl das war, was sie dachte. Er kannte sie viel zu gut, als dass er eine Antwort auf seine Frage benötigte. »Doch, das denkst du«, murmelte er leise. »Aber so ist es nicht«, sagte er und dann beugte sich der Slytherin zu ihr hinunter, um seine Lippen leicht auf ihre zu legen. Überraschenderweise war dieser Kuss nicht, wie die anderen zuvor. Er war weder leidenschaftlich, noch forschend, gar bestimmend, wie sie es eigentlich gewohnt war. Diese Geste war eher ungewohnt zärtlich und obwohl er den ersten Schritt machte, um den Kuss zu vertiefen, so war sie sich doch sicher, dass sie solch eine Innigkeit noch niemals bei ihm verspürt hatte. Etwas Nasses fiel auf ihre Wange und sie bemerkte, dass es begann zu regnen, doch es kümmerte sie nicht. In diesem Moment - so kitschig und untypisch in Anbetracht des Mannes ihr gegenüber das nun auch klang - zählte nur er. Viel zu schnell endete die Berührung und ihre Lippen fühlten sich ohne seine so seltsam kalt an. Der Regen wurde nun heftiger und das war auch gut so, denn nun wurde ihr klar, dass er sie schon wieder so weit gehabt hätte, dass sie sich ihm einfach so hingegeben hätte. Waren ihre Gefühle für ihn wahrlich so stark und doch so verdrängt, dass sie nur in seiner Gegenwart wusste, was sie wirklich wollte? Als er sprach war seine Stimme rau und doch passte sie nicht ganz zu dem Ausdruck in seinen Augen, die ungewöhnlich warm erschienen. »Die Antwort ist nein. Ich habe nicht nur mit dir geschlafen, damit ich sagen kann, dass ich es kein Mädchen hier gibt, das mir widerstehen kann«, murmelte er und zerstörte damit ihre Meinung über die beiden Nächte. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er an ihr vorbei und ließ sie alleine im stärker werdenden Regen stehen. Das Gefühl der Nässe war angenehm, da es sie immer klarer denken ließ, doch gleichzeitig machte sich auch wieder das Gefühl der Machtlosigkeit in ihr breit, was ihr unsanft klarmachte, dass sie absolut keine Beherrschung über sich, oder ihr Handeln hatte, sobald er in ihrer Nähe war. Alles, was ihr blieb, war die Unsicherheit über ihre eigenen Empfindungen und die Frage, wieso ausgerechnet er immer wieder solche Aktionen veranstaltete. Jetzt wusste sie wenigstens, wieso sie lieber versuchte ihn zu meiden. - »Ich hätte alles für sie getan«, murmelte der Weasley leicht angeheitert und sah zu der jungen Frau ihm gegenüber, die nun leicht lachte. Sie hatte ebenfalls schon etwas tiefer ins Glas gesehen, doch konnte sie gut erkennen, dass sie beide noch bei klarem Verstand waren. »Das ist schon mal dein erster Fehler, so etwas wollen Frauen nicht hören, oder merken«, sagte sie ehrlich und strich sich vereinzelte Haarsträhnen aus dem Gesicht. In der letzten Stunde konnte er sagten, dass er Theresa wirklich besser kennengelernt hatte. Nicht so, wie sie nach außen hin war, sondern so, wie sie sich gegenüber ihren Freunden - oder was auch immer sie waren - verhielt. Ausgelassen, trinkend und lachend. Das einzige, was normal war, waren die Schokoladenfrösche, die sie sich hin und wieder in den Mund schob. »Sondern? Was wollen Frauen?«, fragte er und war plötzlich wieder vollkommen nüchtern. Er stellte die Flasche Koboldwodka ab und verknotete seine Finger ineinander. »Jemand, der ihnen die Meinung sagt, jemand der sie gerne mag, aber auch jemand, der sie auf den Boden hält und sie hin und wieder ignoriert«, sagte die Bell mit ruhiger Stimme und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. Neben ihren eigentlichen Charaktereigenschaften, hatte er auch noch bemerkt, dass sie verflucht gut aussah. Natürlich hatte er zuvor schon oft bemerkt, dass sie recht hübsch war - und das musste sie ja auch sein, bei ihrem ganzen Quidditchteam-Fanclub - aber jetzt im schwachen Licht, mit müden Augen und im leicht angeheiterten Zustand noch immer gut auszusehen war eine Kunst, die man ihr hoch anrechnen musste. »Das mögen nur so verrückte Mädchen wie du«, sagte er und lachte leicht, als sie die Augenbrauen zusammen schob. Die Blonde lächelte leicht. Sie war bereit das Spiel mit zu machen, allein, weil sie sehen wollte, wie weit ein kleiner fünfzehn jähriger gehen würde. Besonders, nachdem sie erlebt hatte, wie viel er trinken konnte. »Siehst du«, sagte sie leise und kam seinem Gesicht mit jedem Wort ein Stück näher, »mit jeder Beleidigung machst du mich schärfer.« Er lachte leise, drehte den Kopf jedoch nicht von ihr weg. Cathlen hatte Recht gehabt, wenn er verwirrt war, sah er sogar niedlich aus. »Na dann, du fliegst wie ein Mädchen«, murmelte er und sie stellte den Feuerwhiskey zu Boden, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Leicht runzelte sie die Stirn. »Gut, ich bin auch eins«, sagte sie. »Ja, aber wie ein Hufflepuff-Mädchen«, berichtigte Hugo sich und wartete auf den angewiderten Gesichtsausdruck, der sogleich entstand. »Dafür könnte ich dich jetzt ohrfeigen«, murmelte Theresa und kam ihm noch ein Stück näher. »Aber?«, fragte der Weasley und schien es wahrlich auf einen Streit anzulegen. Normalerweise würde sie auf solch eine Beleidigung eingehen, doch in diesem Moment war sie eher darauf aus, etwas auszuprobieren. »Es gibt weit bessere Methoden seine Zuneigung zu zeigen, Weasley«, murmelte sie, lächelte leicht und überbrückte auch noch die letzten Zentimeter zwischen ihnen. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine und sah ihm dabei fest in die Augen. Hugo erwiderte ihren Blick solange, bis er seine Lippen leicht öffnete, um ihrer Zunge Einlass in ihrem Mund zu gewähren und dann auch genießerisch seine Augen schloss. Er schmeckte Schokolade und Alkohol, roch Lavendel und Lakritze. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er geglaubt gerade in einem Süßwarenladen zu stehen. Der Kuss dauerte gefühlte zehn Minuten, die in Wahrheit nur wenige Sekunden waren, denn als Theresa sah, dass ihr Gegenüber seine Augen schloss, löste sie sich langsam von ihm. Ihm fiel auf, dass sie vollkommen anders als Lily küsste. So forschend und irgendwie auch so bestimmend, wie sie sich beim Quidditch immer verhielt. »Die Methode könnte mir gefallen«, murmelte der Weasley und lehnte seinen Kopf an die Wand hinter sich. Er genoss ihre Gegenwart langsam immer mehr. Sie war ein guter Ausgleich zu seinem Abend gewesen. Er hatte kaum mehr einen Gedanken an Lily und Louis verschwendet und auch nicht an ein was-wäre-wenn gedacht. »Natürlich gefällt sie dir«, antwortete die Bell und nahm einen Schluck seines Wodkas. Sie ließ ihn dabei nicht aus den Augen, weil sie immer noch wissen wollte, wie er reagierte. Es war ihr ein Rätsel, wie jemand wie er, sich so einfach gehen lassen konnte. Wahrscheinlich hatte sie ihn falsch eingeschätzt, als sie vermutete, dass er ein prüder kleiner Junge war. »Obwohl ich eigentlich nicht mit irgendeinem Mädchen rummache«, murmelte er und streckte die Hand nach seinem Alkohol aus, dem sie ihn bereitwillig übergab. »War das wieder eine deiner schlechten Beleidigungen?«, fragte Theresa und setzte sich zu seinen Füßen, sodass sie nun gegenüber von ihm war. »Nein, das war die Wahrheit. Ich mache so etwas nur, wenn ich denjenigen wirklich mag«, meinte Hugo und sie biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht war er doch noch ein kleiner Junge. »Man hat ja gesehen wo das hinführt. Weasley, lass dich einfach gehen. Glaub mir, du wirst es lieben einmal nicht immer nur auf dein Herz zu hören, sondern auch mal zu tun, was du wirklich willst«, murmelte sie und nahm ihm die Flasche wieder ab. »Du bist wirklich alles andere als brav«, sagte er und lachte leise. »Aber, meine Methode ist gut, um dein Herz zu flicken«, behauptete die Blonde und Hugo griff nach dem Alkohol, um ihn achtlos zu Boden zu stellen. »Ja, vielleicht«, meinte er. Ehe Theresa sich versah, hatte er eine Hand auf ihre Schulter gelegt und sie zu sich gezogen, sodass er den Kopf nur ein Stück anheben musste, um seine Lippen wieder auf ihre zu legen. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als sie ihre Augen schloss und den Kuss bereitwillig erwiderte. - Alice seufzte leicht, als sie sich zurück in ihr Kissen legte. Es war definitiv nicht normal, so früh aufzustehen, nur um alles zusammenzupacken. Natürlich, war es toll mal wieder aus Hogwarts rauszukommen und ihre Mutter zu treffen, aber eigentlich war das nicht der Grund, wieso sie bereits abfahrfertig war. Ihre Familie zu vermissen wäre ja noch normal gewesen, doch sie hatte nicht geplant in der Woche viel Zeit mit ihren Verwandten zu verbringen. Eher waren die ihrer besten Freundin interessant, denn seitdem ihr Vater ihr vorgestern erlaubt hatte, die Ferien mit Rose zu verbringen, hatte sie keine ruhige Minute mehr. Ferien bei den Weasleys waren immer gleichbedeutend mit Ferien bei den Potters und das würde auch heißen, James wieder zu sehen, was ihr Herz einen Satz höher schlagen ließ. »Wie früh bist du aufgestanden, um jetzt schon fertig zu sein?«, fragte Rose und rieb sich über die Augen. »Ich hatte Zeit. Hannah Beth war schon früh weg und du warst scheinbar noch immer so fertig vom Schulsprecherrundgang, dass ich dich nicht wecken wollte«, murmelte die Longbottom und lächelte ihre beste Freundin an. »Erinner mich nicht an den Rundgang!«, stöhnte sie und raufte sich ihre Haare, als sie an den endlosen Kuss dachte. Natürlich musste der Idiot von einem Malfoy so etwas genau in der Nacht vor den Ferien machen, damit sie lange über ihn nachdenken konnte. Er machte es ihr wirklich außergewöhnlich schwer, ihn einfach zu vergessen! Alice erhob sich aus ihrem Bett. »Hugo hat gestern Abend noch vorbeigeschaut, er hat dich gesucht«, meinte sie und holte ihren Zauberstab hinaus, um ihre Koffer leicht schweben zu lassen. »Ich weiß, er war auch im Schulsprecherraum, wollte mir sagen, dass er dir Ferien nicht mit nach Hause kommt und es Mama und Papa schon gesagt hat«, murmelte Rose und stand ebenfalls auf. Sie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht zu packen. Wozu auch? Ihre Mutter hatte ihr sowieso nicht erlaubt alle Klamotten mit nach Hogwarts zu nehmen, weswegen sie genug davon daheim hatte. »Er hat sich von Lily getrennt«, sagte sie leise und Alice drehte sich zu ihr um. »Das tut mir leid für ihn. Irgendwie verstehe ich dann, dass er nicht mitkommen will.« »Schon«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Mir tut's nur leid, dass ich nicht für ihn da sein kann«, erwiderte sie und seufzte, als sie Alices drei Koffer sah. »Wir gehen nicht auf eine Weltreise, weißt du?«, meinte sie und die Braunhaarige warf ebenfalls einen Blick auf ihr Gepäck. »Ich will gut aussehen!«, warf sie als Protest ein und Rose verdrehte die Augen, weil sie genau wusste, für wen ihre beste Freundin gut aussehen wollte. Sie liebte James. Manchmal mochte sie ihn sogar mehr als Albus, weil es so einfach war mit ihm zu reden und er einer der freundlichsten Menschen war, dem sie je begegnet war. Er behandelte jeden Mensch so, wie er es verdiente, was vermutlich auch der Grund dafür war, wieso Alice ihn so ins Herz geschlossen hatte. Bereits, als sie als kleine Mädchen Zeit zusammen verbracht haben, hatte James immer auf sie aufpassen müssen und niemals hatte er sich anmerken lassen, dass es ihn störte, wenn sie mit ihm spielen wollte. Mit der Zeit hatte Alice dann eine Bindung zu ihm aufgebaut, die Rose sich nicht wirklich erklären konnte. Der Potter hatte niemals Anzeichen, die über eine Freundschaft hinausgehen angedeutet und selbst, wenn er zu Mädchen äußerst höflich und ein wahrer Gentlemen war, so war sich die Weasley doch sicher, dass er schon längst irgendeinen Versuch bei ihrer besten Freundin gestartet hätte, wenn er an ihr interessiert gewesen wäre. Als Rose den zufriedenen Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah, seufzte sie leicht. Das würde eine anstrengende Woche für sie werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)