einmal Muggelschule und zurück von XdramaX (1. alles kommt anders und 2. als man denkt) ================================================================================ Prolog: der Anfang vom Ende --------------------------- Er schrie aus Leibeskräften, als die Klinge erneut seinen Rücken berührte. Natürlich war es kein wirkliche Klinge, doch so fühlte er sich an, der Fluch, den der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf auf ihn hetzte. „Dein Sohn ist ein Jammerlappen, Lucius.“, zischelte eine widerliche, heisere Stimme in seinem Kopf. Der angesprochene Mann sagte dazu nichts. Die nächste Welle des Zaubers traf Draco und er bis auf die Zähne. Beinahe hätte er die Zunge erwischt. „Überlasst mir das Disziplinarverfahren, mein Herr.“, bat Lucius endlich. Warum erst jetzt?, schoss es Draco durch den Kopf. Warum hilfst du mir erst jetzt, Vater? „Was könntest du tun, was das entschuldigen wird, das dein Sohn getan hat?“, fragte der dunkle Lord spöttisch. „Es gibt nur eine Sache, die grässlicher ist, als der Tod.“, bemerkte Lucius. Er selbst glaubte nicht an diese Worte, doch er würde alles tun, nur damit Voldemort aufhörte, seinen Sohn zu foltern. Früher oder später hätte es ihn umgebracht und das wollte er selbstverständlich nicht. Draco war sein ein und alles. Narzissa würde er nie mehr in die Augen sehen können, wenn er starb. Er sah auf den blassen Rücken des Jungen, über den dünne Rinnsale Blut flossen. Das zischelnde Lachen des Mannes neben ihm jedoch, ließ seine Hoffnung verebben, dass er dem allen Einhalt gebieten konnt. Draco hatte nicht das getan, was der dunkle Lord wollte. Er hatte gezögert und ein anderer hatte seinen Auftrag - der für die Pläne und Ziele des Meisters überlebenswichtig war - zuende bringen müssen. Er war somit in Ungnade gefallen. „Was sollte noch schlimmer sein, als langsam und qualvoll zu sterben, Lucius?“, fragte Voldemort. „Gezwungen zu sein, sein Leben wie ein einfacher Muggel zu führen.“, die Stimme des Mannes mit den langen, weißblonden Haaren, war nicht halb so fest wie er es gerne hätte. Der Satz selbst klang eher wie eine Frage, als wie eine Feststellung. Die Angst von Lucius um seinen Sohn konnte man förmlich schmecken. Seinen dunklen Meister dagegen schien diese Idee durchaus anzusprechen. Mitten in der Bewegung innehaltend, die der nächste Schlag hätte sein sollen, blickte er seinen Untergebenen einige Sekunden überrascht an. Dann begann erneut dieses schlangenartige Lachen. „Du willst deinem Sohn die Kräfte nehmen? Wie barbarisch.“ Draco konnte nicht glauben, was er hörte. Er? Keine magischen Kräfte mehr? Was sollte das? Lieber würde er sterben wollen, als verkrüppelt zu sein, wie ein Squib. Sein Vater hatte Recht. Eine größere Strafe gab es definitiv nicht. Nicht mal der Tod. Das war seine Sicht auf die Dinge. „Nun Gut. Severus soll einen geeigneten Trank zusammen mischen!“, meinte du-weißt-schon-wer belustigt und machte eine große, ausladende Geste, als er sich herum drehte. Nein!, wollte Draco schreien, doch bekam den Mund nicht auf. Vater, tu mir das nicht an! Man packte sein Kinn, zwang seinen Kopf in den Nacken und drückte die Finger zwischen seine Zahnreihen. Sein Mund öffnete sich widerstrebend und eine widerlich schmeckende, dickflüssige Masse floss seine Kehle hinunter. Er gurgelte und würgte, doch beinahe sofort setzte die Ermüdung ein. Seine Sicht verschwamm, seine Augen verdrehten sich und dann… Finsternis. Entsetzt schrak Draco Malfoy hoch und sah sich um. Er lag in seinem riesigen Bett, daheim im Malfoy-Manor, umgeben von grünen Vorhängen. Er zog die Beine an und legte die Arme darauf. Gott sei Dank, nur ein böser Traum. Er fuhr sich durch das Haar, verschränkte die Arme ineinander und sah zum Kamin. Oder doch nicht? Was war das dort über dem Sessel? Er heftete den Blick darauf, doch konnte absolut nichts erkennen. Sein Blick war merkwürdig getrübt, also rieb er sich die Augen, bis er wieder normal sehen konnte. Das war eine dunkelgrüne Hose, die da lag. Ein weißes Hemd und eine grüne Krawatte mit schwarzen Strichen. Was sollte das? Seine Schuluniform war das definitiv nicht und so wie es aussah, war es auch kein neuer Anzug für ihn. Schwarz war seine Farbe. Niemals würde er sowas dort freiwillig anziehen. Das Einzige, das ihm gefiel, waren die schwarzen Lackschuhe die darunter aufgestellt waren. Verwundert sah er sich um. Nichts zu sehen. Schnell sprang er auf und musste sich erstmal an dem Nachttisch festhalten, als ihm schwindlig wurde. Er sah an sich herab. Wo war bitte seine Pyjamajacke hin? Noch wichtiger: Was war das für ein Verband, den er da um Bauch und Rücken hatte? Der Traum schoss ihm durch den Kopf. Oder war es tatsächlich nur ein Traum gewesen? Ja, das musste er. Vermutlich war er gestern einfach nur irgendwo gegen gerannt (was war gestern eigentlich passiert?) und er hatte schlicht Mist geträumt, nicht mehr. Er nahm seinen langen, schwarzen Morgenmantel, zog ihn an und riss die Tür auf. „Draco!“, hörte er eine schrille, besorgt, aber doch erleichterte Frauenstimmen und gleich darauf fiel ihn seine Mutter an. „Mutter, was…“, fragte er verwundert und starrte auf die Treppe am anderen Ende des Flures, wo sein Vater nun empor stieg. „Was ist passiert?“, wollte er wissen und starrte ihn an, während seine Mutter ihm einen Kuss nach dem Anderen auf die Wange drückte. „Du wirst eine Zeit lang fortgehen müssen.“, erklärte er schlicht und blieb in einigen Metern Abstand stehen. „Der dunkle Lord will, dass du die nächsten Monate auf einer…Muggelschule verbringst. Deine Kräfte, mussten wir dir nehmen.“ Mit Teller großen Augen sah er seinen Vater an. Es war doch kein Traum gewesen. „Es ist ja nicht für immer!“, fuhr Narzissa dazwischen. Sie musste gemerkt haben, dass sein Herz gerade aufgehört hatte zu schlagen. „Nicht für immer? Schon einen Tag reicht aus. Was soll das? Eine Muggelschule?“ „Na ja, so normal ist die Schule auch wieder nicht. Ein alter Freund von mir, Dr. Alfons Turner, leitet sie. Es ist ein Internat für höhere Tiere unter den Muggeln.“ „Redet ihr von Giraffen?“ „Er redet von Monarchen, Baronen und Fürsten… und Neureichen.“, erklärte seine Mutter. „Ihr habt Kontakte zu Muggeln?“ „Alfons ist kein Muggel. Er ist Reinblüter. Allerdings hat er sich eine Muggelfrau zugelegt und mit ihr diese Schule aufgemacht.“ „Das ist Verrat.“ „Er ist in der Schule mein Freund gewesen. Wir haben alles zusammen gemacht und ich habe nicht vor, ihn einfach fallen zu lassen. Er hilft uns bei deiner Bestrafung. Du wirst in den siebten Jahrgang gehen. Und es ist ja nur für die Sommerferien.“ „Kennen die keine Ruhepause oder was?“ „Doch, aber das sieht für sie anders aus. Studieren, Gesellschaft pflegen und Geschäftliche Grundlagen.“ Draco stöhnte auf. So hatte er sich seine Sommerferien nicht vorgestellt. Was ein … Leben. „Dein Zug fährt MorgenFrüh.“ „Morgen schon?“ „Der Zug fährt von hier aus direkt bis nach Süd-Frankreich durch. In Marseille wird dich jemand in Empfang nehmen. Die Schule selbst ist in der Nähe von Toulon, direkt am Meer.“ „Jungenschule?“ „Gemischte Schule.“ „Wenigstens etwas…“, murmelte Draco. Wenigstens würde er das übliche Anschmachten der Mädchen nicht missen. Immerhin konnte ihm doch niemand wiederstehen. ER war der größte! „Dann darf ich davon ausgehen, dass das, was da drinnen auf meinem Sessel liegt, die Uniform ist?“ „Nichts besonderes, ich weiß, aber es muss sein.“, erklärte Narzissa, die zu ihrem Mann gegangen war. „Pack deine Sachen, Sohn, dann lass uns etwas Essen.“, meinte Lucius. „Und überleg gut was du einpackst. Wir können den Schrankkoffer nicht verzaubern.“, erklärte seine Mutter. „Das geht nicht auf dieser Schule.“ „Ich darf nicht mal meinen Uhu mitnehmen?“ „Nein, der allgemeine Muggelweg muss reichen.“ Ein erneutes Aufstöhnen von Draco war zu hören: „Oh mein Gott, ich bin in der Hölle…“ Er warf die Tür hinter sich zu und begann widerwillig, sich etwas anzuziehen. Kapitel 1: Willkommen in der Hölle ---------------------------------- Gelangweilt sah er hinaus, auf die vorbeiziehende Landschaft. Seit Stunden war er schon quer durch Frankreich unterwegs. Warum konnte er nicht mal Flohpulver benutzen? Dieser Turner hatte einen Kamin, das wusste er mittlerweile. Und angeschlossen war der auch, so viel stand fest. Aber nein, er sollte ja unbedingt mit der Bahn fahren. Schon wieder hielt der Zug. Einige Leute stiegen ein, andere aus. Er streckte seine Beine auf den Platz vor ihm aus und legte eine Hand auf seinen Schrankkoffer. Der war zu groß und zu schwer, um ihn in die Ablage zu schieben. Gott, das Leben eines Muggel ging im jetzt schon auf die Nerven und dabei hatte es noch nicht mal angefangen. Er hörte das aufgeregte Näseln einer alten Frau in seiner Nähe und wandte den Kopf in ihre Richtung. Sie stand knapp einen Meter von ihm entfernt, sah ihn mit hellgrauen Augen durch dicke Brillengläser an und redete auf ihn ein. Natürlich auf Französisch. War es denn so schwer zu übersehen, dass er nicht hier her gehörte? Nicht von hier kam? Sie schwieg und sah ihn auffordernd an. Er rührte sich nicht. Was wollte die alte Schachtel denn bitte? Er drehte sich wieder weg und sah zu, wie sie aus dem Bahnhof fuhren. Erneut begann die Alte zu schimpfen, doch dieses Mal entfernte sie sich. Er rutschte tiefer in den Sitz und verschränkte die Arme. Tiefer ging es nun wirklich nicht. Weder im Sitz, noch im Leben. Nicht mal seinen Freunden konnte er noch schreiben. Stattdessen saß er hier herum und wartete, dass der Zug in Marseille hielt. Warum hatte sein Vater ihm das nur angetan? Die magischen Fähigkeiten nehmen ist eine Sache, aber wieso denn gleich so was? Hätte er sich nicht einfach den Sommer über zu Hause einsperren können, damit keiner von seiner offenkundigen Behinderung erfuhr? Zum hunderttausendsten Mal, so kam es ihm vor, ertönte der Gong und eine mechanisch wirkende Frauenstimme sagte den nächsten Halt an. Ein Mann in blauer Uniform kam auf ihn zu. „Verzeihen Sie, Monseigneur, wir erreichen nun Marseille.“, erklärte er mit stark französischem Akzent. „Sie baten darum, dass ich ihnen bescheid sage.“ Draco nickte nur, bedankte sich allerdings nicht. Wozu auch, das war ja wohl eine Selbstverständlichkeit, dass man sich um ihn kümmerte, oder? Widerwillig nahm er die Füße von dem Sitz gegenüber und stand seufzend auf. Während er sich seinen schwarzen Anzug noch einmal glatt strich, versuchte der Mann den Koffer in Richtung Ausgang zu schleppen. Der Junge nahm sein Jackett und folgte ihm. Der Steward wuchtete den schweren Koffer durch eine Glastür mit dem typischen Schild für "Nichtraucherbereich" und blieb dann dort schnaufend stehen. Draco fragte sich ob er gegen diese Nichtraucherregel verstoßen hatte, denn er Rauchte vor Wut aus beiden Ohren. Er schwor, dass der Nächste, der ihm dämlich kommen würde, anschließend nichts mehr zu lachen hatte. Der Zug hielt und er musste sofort nach der Eisenstange greifen um sich fest zu halten. Das dieser Wagen aber auch nicht so sanft war wie der Hogwartsexpress. Es widerstrebte ihm, etwas zu berühren, was schon so viele… Unwürdige berührt hatten. Quietschend hielt der Zug endgültig an und die Türen schwangen auf. Der junge Mann, der seinen Koffer geschleppt hatte, murmelte irgendwas in einer Sprache die er nicht verstand und zog dann das Schwere Ding aus der Tür. „So, eine frohe weitere Reise.“, wünschte er und hielt ihm die Hand hin. Angewidert sah Draco auf sie herab, dann zu dem Mann. Er setzte den abfälligsten Blick auf, den er hatte und nickte ihm zu. „Auf wiedersehen.“ Er sah sich um, auf der Suche nach einem Gepäckwagen, doch entdecken konnte er nichts, was auch nur im Entferntesten danach aussah. Als er sich wieder umwandte, stand der Bahnmitarbeiter immer noch neben ihm und hielt auffordernd die Hand hin. „Was willst du, Mann? Dein Zug fährt gleich ohne dich weg.“ Er räusperte sich und wollte gerade zu einem Wort ansetzen, als ihm ein nicht sonderlich großer Mann - der dafür fast so breit war wie hoch - eine Hand auf die Schulter legte. Bis auf das Wörtchen „Danke“ verstand Draco rein gar nichts. Der Neuankömmling drückte ihm einen Schein in die Hand, Muggelgeld wie Draco erkannte, er selbst hatte auch ein wenig davon von seinen Eltern bekommen, und prompt verzog sich der unliebsame Anhang mit einer kurzen Verbeugung. „Du musst Draco sein. Lucius hat mich vorgewarnt, dass du vermutlich Verständnisschwierigkeiten haben wirst.“ „Und du bist?“ „Ich bin Alfons Turner. Dein Schulleiter.“ Draco musterte ihn von oben bis unten. Na klasse. Und er hatte gedacht, dass es schlimmer als Dumbledore nicht gehen würde. Okay, er hatte definitiv einen besseren Kleidungsgeschmack, zumindest was den Schnitt des Anzugs anging. Nur die Farbe - braun - ließ zu wünschen übrig. „Nun, in der Welt der Muggel sagt man „Hallo“ und gibt Pfötchen.“, meinte Alfons und griff einfach nach Dracos Hand. „Das müsstest du aber eigentlich kennen. Das macht man bei uns nicht anders.“ „Hören sie, ich weiß nicht genau, was mein Vater ihnen gesagt hat und noch weniger will ich hier sein. Also geben sie mir die Schlüssel zu meinem Zimmer, sagen sie den Elfen, dass sie meinen Koffer dahin bringen sollen und dann sehen sie mich die Ferien über nicht mehr.“ Er lachte schallend, es klang wie jede Menge riesiger Glocken, dann klopfte er ihm auf die Schulter. „Bei uns an der Schule gibt es keine Hauselfen, mein Junge. Das sind alles einfache Schüler. Dienstboten müssen es auch tun. Pierre, wo bist du?“ Ein älterer Herr mit einem Gepäckwagen kam anmarschiert. „Hier bin ich schon, Schulleiter.“, meinte er geschäftig, verneigte sich schnell vor Draco und sah sich dann um. Als er sicher war, dass ihn niemand beobachtet, kam die Spitze eines Zauberstabes aus seinem Ärmel hervor und tippte den Koffer an. Der begann kurz zu schweben und setzte sich auf den Wagen. „Können wir?“, fragte Pierre grinsend. Draco spürte, wie der Neid auf diesen Greis wuchs, weil er einfach mal so einen Zauber wirken konnte. Wie er das vermisste! „Na sicher. Geh du voraus Pierre. Ich merke mir doch nie, wo das Auto steht.“ „Auto? Dieses Ding in dem die Muggel sich fortbewegen?“ „Genau.“ „Ich habe gehört es dauert länger als zu fliegen.“, seufzte er. „Tut es auch, weil der Landweg immer länger ist als der Luftweg. Aber dafür haben die Menschen ja auch das Flugzeug erfunden.“ „Mir brummt der Schädel.“ „Oh, die Selbsterkenntnis der eigenen Grenzen. Ein schöner Anfang.“ Draco schnaubte und steckte die Hände in die Taschen, während er zu schmollen begann. Sie folgten dem Diener aus dem Bahnhofsgebäude zu einem Parkplatz, auf dem ein riesiger, silberner Mercedes stand. Während der Alte den Schrankkoffer hinten verstaute, tat Alfons das gleiche mit Draco auf dem Rücksitz und setzte sich dann hinter das Steuer. Als er den Schlüssel herum drehte fuhr das Dach nach hinten weg und verstaute sich selbst, wie durch Zauberhand, in einer Luke. Seine Verblüffung konnte Draco nun nicht mehr verbergen: „Ich denke wir sollten in der Öffentlichkeit nicht zaubern.“, doch die Männer begannen nur zu lachen. „Das hat nichts mit Magie zu tun, sondern mit der Technik der Muggel.“ Alfons setzte zurück und parkte elegant aus. Es ging über enge und breite Straßen, an Klippen und zwischen Häusern entlang, bis vor ihnen ein großer, blau-weißer Turm mit einer Uhr zwischen einigen Bäumen auftauchte. „Der Turm steht im Zentrum des Geländes.“, erklärte der Schulleiter und bog in eine Seitenstraße ein. Es dauerte nicht mal mehr eine Minute, bis sie vor einem schwarzen Tor anhielten. Alfons beugte sich aus dem Auto, drückte einen Knopf und die Stimme einer Frau ertönte. „Eleonor Turner, was kann ich für sie tun?“ „Ich bin es, Schatz. Heiße Ware.“ „Oh je.“ Das Tor schwang auf und erneut setzte sich der Wagen in Bewegung. Draco musste dringend lernen, seine Verwunderung über das alles zu verbergen. Es war ihm schwer begreiflich, dass hier keine Magie im Spiel war. Obwohl, die beiden Männer waren definitiv Zauberer. Vielleicht war das alles ja einfach nur ein Scherz und er war in einer anderen Zauberschule! Er schöpfte aus der neu gewonnenen Hoffnung Mut, als diese Traumblase auch schon wieder zerplatzte. Zwei Mädchen standen vor dem Haus auf das sie zu fuhren. Eine von ihnen hatte Farben und Papier fallen lassen. Die Farbgläser waren zersplittert und die Blätter bunt wie Regenbogen. Beide ärgerten sich ausgelassen und spekulierten, wie sie das wieder weg machen sollten. „Aber, aber, Mädchen, regt euch doch nicht auf, wir haben noch mehr davon. Fragt nur bei Mrs. Turner nach und lasst das hier das Personal erledigen. Dafür sind sie da.“ Die Mädchen nickten, nahmen keinerlei Notiz von Draco, was ihn schon etwas ärgerte, und huschten davon. „Komm mit, Draco. Pierre, kümmere dich doch bitte um das Gepäck.“ „Aber sicher.“ Alfons nickte dem Alten zu und wies dann Draco an, ihm zu folgen. Sie gingen in das Haus hinein und standen in einer ähnlichen Eingangshalle, wie die von Hogwarts, nur etwas kleiner und komplett aus weißem Marmor. Auf der Treppe lag roter Samtstoff. Rechts ging eine große Tür ab, hinter der mehrere Tische zu sehen waren. Es waren allerdings keine Tafeln wie in Hogwarts, sondern runde Essische für vier bis sechs Personen. Links lag die Küche, so wie es roch, und ein kleiner Kiosk. Die Treppe führte auf einen Rundgang, von dem aus man in die Halle blicken konnte und an den in großzügigen Abständen Türen grenzten. An der Wand neben ihnen waren Schilder befestigt, vermutlich um zu zeigen, welchem Lehrer was gehörte. Am oberen Fuße der Treppe lag die größte Tür. Auf die gingen sie zu und hindurch. Ein Tresen aus edlem Holz, teurer Teppich und Stühle an den Wänden empfingen sie. So sah also die Hölle aus. „Ist sie schon da?“, fragte Alfons die streng aussehende Frau hinter dem Tresen. „Nein, mein Schatz. Sie meinte, sie müsste noch die Anderen vorbereiten.“ Alfons nickte. „Das ist meine Sekretärin und Frau, Elenor Turner.“, stellte er sie vor. Na klasse, dann war das hier nur die Vorhölle. Wann kam denn das jüngste Gericht? Wieder verlangte er von Draco, ihm zu folgen und sie gingen gerade aus, auf eine weitere Tür zu. Der Raum dahinter sah kaum anders aus wie der davor, nur mit einem schweren, dunklen Schreibtisch, einer Pflanze in der Ecke, einigen Regalen und einem komischen eckigem Ding auf dem Schreibtisch. Ein Foto konnte er auch noch ausmachen und Draco war neugierig, ob nicht wenigstens das sich bewegen würde. Irgendeine Verbindung zu der anderen Welt musste doch bei diesem Mann zu finden sein. Immerhin war er doch ein Zauberer. Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber des Schreibtischsessels, auf dem Alfons sich nieder lies. „Deine Vertrauensschülerin wird dich gleich abholen. Sie wird dir alles weitere geben, was du brauchst und dich in dein Zimmer führen. Gewiss bist du erschöpft von der Reise. Ruh dich aus, heute Abend möchten wir dich gerne zum Essen in unsere Wohnung einladen. Deine Eltern werden auch kommen.“ „Wenn das so ist, habe ich kein Interesse.“ „Ich habe dir keine Wahl gelassen.“, erklärte Alfons amüsiert und lehnte sich zurück, als es an der Tür klopfte. Jetzt sah er die Hölle. Eine Hölle in Form eines Mädchens, etwas kleiner als er, mit so einigen Fettpölsterchen und einem Gesicht, wie ein Mond. Nun ja, runde Wangen, aber irgendwie doch wieder ein leicht angespitztes Kinn. Irgendwie auf eine gewisse Art und Weise drollig. Er hob eine Augenbraue und bedachte das Mädchen mit nicht gerade begeistertem Blick. Sie schloss die Tür hinter sich und kam dann, ohne ihn zu beachten, auf den Tisch zu. „Sie wollten mich sprechen, Schulleiter?“, fragte sie mit einem lieben Lächeln und freundlicher Stimme. „Amy, das hier ist der neue deines Jahrgangs, Draco Malfoy.“ Sie drehte sich leicht, offenkundig desinteressiert, zu ihm hin und sah herab. So erinnerte sie ihn an Bulstrode. Nicht ganz so gewaltig an Körpermasse, aber immerhin annähernd. Ihr Wickelrock, der von der Brust bis fast zu den Knien ging, wölbte sich dezent in Bauchhöhe. Die weiße Bluse und die gleiche Krawatte, die auch er tragen musste, saßen perfekt darin versteckt. Ihr dunkelbraunes Haar glänzte seidig, war aber streng zusammengeflochten. Auf ihre eigene Art war sie wieder hübsch, aber als Muggelgeborene eindeutig nichts für ihn. Abgesehen davon hatte sie einen abfälligen Blick an sich, der ihm gar nicht gefiel. Man sollte ihn bewundern, nicht hochtrabend betrachten. Er war sich sicher, dass sie hier soetwas wie Potter in Hogwarts war. Von allen angehimmelt, bekannt und arrogant. Ganz offensichtlich war sie auch noch der Liebling des Schulleiters. „Viel Spaß.“, erklärte Alfons, setzte sich die Brille auf die Nase und zog die Unterseite seines Tisches heraus. Ein Tablett kam zum Vorschein und er starrte auf diesen eckigen Kasten, als er darauf zu tippen begann. Den Grund für dieses törichte Verhalten, sollte Draco allerdings noch nicht erfahren, denn das Mädchen, Amy, wandte sich nun an ihn. „Komm, Draco, ich stelle dich den anderen vor.“ Sie duldete keinen Widerspruch und vermutlich währe das auch in Gegenwart von Dr. Turner nicht klug gewesen, also erhob er sich widerwillig und folgte ihr hinaus. Er gefiel ihr, was vielleicht bescheuert war, aber er sah gut aus, schien gepflegt und kultiviert. Schlau, ganz ohne Zweifel, aber wenn sie sich nicht irrte war er verzogen, einfach nur ein kleiner reicher Schnösel. Als sie draußen über das Gelände gingen griff sie in ihre Umhängetasche und zog zwei Blätter heraus. „Das hier sind ein Grundriss des Geländes und dein Stundenplan.“, erklärte sie und reichte sie ihm. Wortlos nahm er sie entgegen. „Wie du siehst sind hier im Zentrum die Lehrräume und die Wohnungen der Lehrer. Vorne, in der Nähe der Eingänge, sind Freizeitanlagen. Du kannst golfen gehen oder Sport machen oder was auch immer du willst. Der Speisesaal ist in dem Haus wo wir gerade waren. Du hast ihn sicher gesehen. Hier, beim Strand, sind die Wohnhäuser der Jahrgänge. Unseres ist dieses, die Nummer drei. Fünf Etagen gibt es. Unten ist ein Aufenthaltsraum, die Toiletten und die Badezimmer, getrennt natürlich, und ein unbenutztes Zimmer. Auf die anderen vier Etagen verteilen sich die Schüler. Wir sind genau achtundzwanzig. Sieben Leute wohnen also auf einer Etage. Einzelzimmer selbstverständlich.“, sprudelte sie los. Draco hörte eigentlich nur mit halbem Ohr zu und betrachtete das elegante Haus mit dem Glasunterbau auf das sie gerade zugingen. Unten tummelten sich einige Schüler. Sie lasen, schrieben oder spielten Gesellschaftsspiele. Klaviermusik von Mozart strömte aus der offenen Tür und zwei Mädchen und zwei Jungen kamen gerade vom Strand gerannt, umwickelt mit Handtüchern und triefend nass. Das war also die Hölle. Wenn er nicht zur Schule müsste, würde das glatt Urlaub sein, dachte er sich. Als sie hereinkamen drehten sich alle zu ihnen um. „Hi Leute, darf ich vorstellen: Draco Malfoy. Er wird die Ferien bei uns verbringen.“, erklärte sie kurz und knapp und die Anwesenden begrüßten ihn freundlichen. Hoben eine Hand oder klopften ihm auf die Schulter. Das reichte. Langsam musste er mal was machen. „Stopp“, hielt er einen Jungen zurück, der gerade kam und ihn anlabern wollte. „Hört zu, ich habe keinerlei Interesse daran mich mit euch abzugeben. Ich währe nicht hier, wenn ich es nicht müsste. Also lasst mich in Ruhe und ich verspreche euch, dass ich euch nichts tun werde.“ Amy zog abwertend die Augenbrauen zusammen, wie sonst nur er es tat, verschränkte die Arme und reckte das Kinn. „Sorry, dicker, hier bist du in unserem Reich. Und nun beweg deinen Arsch die Treppe rauf, bevor ich ihn dahin trete.“ Die Umgebung gröllte. Er wusste es. Seine Hölle war ein weiblicher Harry Potter. „Ich will dich hier nicht fertig machen oder so, aber wenn du Unruhe in mein Haus bringst, dann steck ich dich zu den Erstklässlern und du willst dich doch nicht von elfjährigen herumschupsen lassen, oder?“` Draco schnaubte verächtlich. „Komm jetzt.“, drängte sie und ging einfach voran, eine versteckte Treppe hinauf. Merkwürdiger Weise fühlte sich Draco aber nicht gedemütigt, sondern eher ganz groß. Man beachtete ihn. Die Mädchen sahen ihm nach, das spürte er. Und hinten in einer Ecke steckten gerade die zwei von ihnen die Köpfe zusammen, die eben vom Strand kamen, und legten die Handtücher ab. Bikinis! Bikinis in einer so noblen Schule! Und die Körper nicht von schlechten Eltern. Vielleicht war ja doch ein Stück Himmel hier zu finden. Nur, vorerst musste er an Cerberus vorbei, der gerade vor ihm die Treppe hinauf ging. Amy, alias der Höllenhund, öffnete eine Tür zu einem Raum, der etwa so groß war, wie ein Schlafsaal in Hogwarts. Darin befanden sich ein großes Bett, ein gewaltiger Schrank, sowie Schreibtisch und Stuhl. „Das ist dein Zimmer, Draco. Fühl dich wie zu Hause. Ich hole dich zum Abendessen ab.“, damit schloss sie die Tür hinter sich. Er hörte wie sie davon stapfte, die Treppe wieder runter und unten Gemurmel ausbrauch, aber was sie sagten konnte er nicht verstehen. Einige Mädchen kicherten, Jungs wiederum stöhnten genervt auf. Das war alles, was er wirklich mitbekam. Kapitel 2: die nicht erblühte Blume ----------------------------------- Amy konnte einfach nicht glauben, was sie sich da anhören musste. „Er sieht so scharf aus!“, kicherte Martina aus einer Ecke. „Oh was würde ich dafür geben einmal durch die Haare zu wuscheln.“, stöhnte Elisabeth und sackte auf einem Sessel zusammen. „Ach bitte…“, Amy rollte mit den Augen. Wie konnte man nur so auf das Aussehen fixiert sein? „Er ist arrogant und eingebildet. Ich fresse einen Besen samt Stiel, wenn diese Sommerferien reibungslos verlaufen. Ich sage euch voraus, das nimmt kein gutes Ende.“ „Wir haben nicht gesagt, dass er nett ist.“ „Wie auch, wir können das gar nicht beurteilen!“, zwei weitere Mädchen vielen sich in die Arme. „Lass ihn sich doch erstmal bewähren. Bestimmt ist er ein ganz Netter.“ „Jungs, ich glaube wir müssen uns die Ohren zuhalten.“, murmelte Malik aus der Ecke. „Oder gleich den Raum verlassen, vielleicht, ist das eine ansteckende Krankheit.“, überlegte sein Zwillingsbruder Oliver. Entsetzt sahen sie sich an und rannten dann kreischend aus dem Gebäude. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht, glaube ich…“, erklärte Amy, als sie weg waren. „Aber ihr werdet das schon noch mitbekommen.“ „Du gehst zu negativ an die Sache ran.“ „Süße, er wurde bestraft damit, dass er her geschickt wurde. Das habe ich zumindest so gehört.“ Die Anderen sahen sich an. „Aber diese Schule ist doch keine Strafe.“ „Das habe ich auch gar nicht gemeint.“, meinte sie und winkte ab. „Ach egal. Jedenfalls hat er irgendwas ausgefressen und er sollte eben hier her kommen.“ Eine Weile war es still im Gemeinschaftsraum. „Was ist mit dem Aufnahmeritus, den wir sonst immer veranstalten?“, fragte plötzlich einer. „Lasst den mal ausfallen. Vielleicht erkennt unser Vampir da oben ja irgendwann, dass wir die Guten sind und nicht die Bösen.“, seufzte die Vertrauensschülerin und ließ sich in ihren Stammsessel sinken. „Was machst du jetzt?“, lenkte ein Junge vom Thema ab. „Wir wollten doch eigentlich alle baden gehen.“ „Ich werde mich an die Aufgaben für Dracula setzen.“, meinte sie. „Die Auflagen seiner Strafarbeit.“ Die anderen sahen sie mitleidig an. „Na schön, wenn du Hilfe brauchst, wir sind im Meer.“, erklärten sie und verließen kleckerweise die Räume. Als sie weg waren legte Amy das Gesicht in die Hände. Das würde hart werden. Dieser Junge kam ihr wirklich wie ein Blutsauger vor. Schwarz gekleidet und bleich wie eine Leiche. Mit der Ausnahme, dass er am Licht wandeln konnte. Sie konnte ihn sich wirklich gut im Cape vorstellen, wie er durch die Nacht streifte und unschuldige Jungfrauen opferte. Womöglich hatte er sogar sowas in der Art getan, weshalb er nun hier war. Die Frage war nur: Wie wurde sie ihn los, bevor sie anfing ihn zu bewundern und zu vergöttern? Ja, sie war ein Masochist. Sie stand auf solche Typen. Geheimnisvoll, arrogant und verwegen. Vor allem wenn sie dann noch einen weichen Kern hatten, wie dieser Typ ihn ganz eindeutig besaß. Sie hatte es in diesen grauen Augen gesehen. Verletzlichkeit lag darin. Es schien als währe ihm gerade erst etwas Schlimmes widerfahren. Ob das mit seinem Aufenthalt zu tun hatte? Sie schnaubte. Natürlich hatte es das, denn das Schreckliche WAR der Aufenthalt. Sie stand auf und ging hinüber zu der Kommode, auf der ein Großbildfernseher stand. Aus einem der Schubfächer holte sie ein Blatt heraus und zog einen Bleistift aus dem Standglas, dann ging sie wieder zurück auf ihren Platz und lehnte sich vor. Verdammt, was hatte sie eigentlich gerade schreiben wollen? Sie sah sich nach einem Anhaltspunkt um, der ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen würde, fand aber nichts. Schlussendlich beugte sie sich nur über das Blatt und zog ein paar verirrte Linien. Es half alles nichts. Sie stand auf und lief auf und ab. Sie wollte ihn nicht hier haben. Sie wollte, dass er ging. Er würde ihre geliebte Ordnung durcheinander bringen und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass mit ihm ein fürchterliches Geheimnis hier her gekommen war, das sie betraf… Moment, hatten ihre Eltern sie verlobt? War er deswegen hier? Sie schüttelte sich. Oh verdammt, lieber würde sie sich bei irgendeiner Castingshow mit ihrer nicht vorhanden Singstimme zum Deppen machen, als mit so einem für den Bestand ihrer Spezies zu sorgen. Sie seufzte und ging schließlich die Treppe wieder hinauf. Ihr Zimmer lag im ersten Stock, schräg gegenüber von dem ihres Neuen. Sie ging hinein und öffnete ihren Schrank. Wenn sie schon keine Ablenkung finden würde, dann würde sie sich eben schon für das Abendessen fertig machen. Wie war das? Lächeln und winken, Männer, Lächeln und winken. Es war ein Traum aus schwarzer Seide, mit goldener Kette und Ohrringen. Im Haar silberne Spangen, die Füße in elegante Sandalen gesteckt. Als Draco die Tür öffnete und das Mädchen sah, dass da vor ihm stand, währe er fast in Ohnmacht gefallen. „Hallo, bereit für das Abendessen?“, sie lächelte breit und strich ihr goldenes Haar hinter das Ohr. „Ich dachte mir, du könntest vielleicht etwas Gesellschaft brauchen. Dein erster Tag hier und keiner von uns hat dich gesehen. Mein Name ist Melodie.“ „Draco.“, stellte er sich verblüfft vor. „Ein seltsamer Name, aber er passt gut zu dir.“ Innerlich flötete Draco. Er war ja nun nicht einer von der Sorte, der einfach so mal eben auf ein Mädchen ansprang, aber wenn sie so direkt um ihn warb, war es doch schwer Desinteresse vorzuheucheln. Vor allem, wenn es eines der Mädchen gewesen war, auf deren Körper er vor einigen Stunden noch einen Blick erhaschen konnte. Er nickte gerade und wollte mit ihr zusammen gehen, als zwei Türen weiter auf der gegenüberliegenden Seite Amy auf den Flur trat. Cerberus ließ nicht auf sich warten. „Oh nein…“, murmelte er. Eigentlich bewachte der dreiköpfige Hund ja den Eingang zur Hölle, aber für ihn war der Eingang auch der Ausgang und so lange sie da war, würde es nicht besser werden. „Hi Amy, heute so schick gemacht?“, fragte Melodie lächelnd. Überrascht sah die Angesprochene auf. Schick? Das nannte sie Schick? Sie trug ähnliche Schuhe wie Melodie, nur sahen sie an ihr scheiße aus. Sie trug ein Kleid, in leicht altgriechischem Stil und das ganze in einem unübersehbaren Weiß. Und wenn es nur daran lag, dass er dieses… Ding nicht leiden konnte: Sie sah so schlimm aus, wie man es sich nur vorstellen konnte. „Abendessen beim Direktor.“, erklärte sie. „Kommst du, Draco?“ „Ach so, du isst mit dem Direktor? Schade.“, meinte Melodie ehrlich bedauernd. „Ich gehe lieber mit dir mit essen.“, beschloss Draco. „Ich hab es nicht so mit potthässlicher Gesellschaft beim Essen. Da bekommt man ja nichts runter.“, knurrte er in Amys Richtung und schloss die Tür hinter sich. Melodie kicherte. „Entschuldige Amy, aber er ist so komisch.“, erklärte sie und hackte sich einfach bei Draco unter. Der, völlig überfordert von dieser Nähe, lies es einfach geschehen. Amy überging einfach die Worte ihrer Mitschülerin und sprach lächelnd an Draco gewandt: „Ich freue mich darüber, dass du das so siehst. So weiß ich wenigstens, dass meine Abneigung gegen Lackaffen wie dich auf Gegenseitigkeit beruht.“ Doch sobald sie ihm den Rücken zugewandt hatte, verging ihr das Lächeln, und sie stieg die Treppe hinunter. „Amy, warte, lass uns doch zusammen gehen!“ „Kein Bedarf.“ Sie flüchtete vor den Beiden in Richtung Turm, wo der Direktor und seine Frau, sowie ihre Gäste, auf sie warteten. Begleitet von dem hohen Kichern seiner neuen Partnerin, natürlich nicht in dem Sinne, ging er hinüber in die „Große Halle“ der Muggelschule und setzte sich mit ihr an einen kleineren, runden Tisch. „Was möchtest du trinken?“, fragte sie ihn, als eine Art Kellner kam und zwei Karten reichte. „Kürbissaft.“ „Kürbissaft?“, fragte sie verblüfft. „Ja.“ „Wow… Hab ich noch nie getrunken.“ „Und haben wir auch leider nicht vorrätig, Sir. Darf ich Ihnen einen anderen Saft anbieten?“ „Wasser.“, meinte er nur noch und starrte weiterhin Melodie an. Der Kellner nickte und verschwand. Melodie sah ihn eine Weile an, dann wurde ihr Lächeln geschmeichelt. „Was ist?“ „Gar nichts.“, entgegnete er und zuckte die Achseln. Himmel war sie schön und das als Muggel. Verlegen sah sie auf den Tisch und dann zur Tür. Verwunderung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Wie interessant doch dieses Spiel von Muskeln war, irgendwie konnte er sich nicht davon losreißen. „Wer ist das?“, fragte sie. Er folgte ihrem Blick, wenn er auch nicht glaubte, dass er den gemeinten kannte, doch da irrte er. „Mein Vater.“, stellte er überrascht fest. Der Mann mit dem langen schwarzen Umhang fasste seinen Gehstock weiter unten und marschierte schnurstracks auf sie beide zu. Schnell erhob sich Draco, Melodie tat es ihm nach einigem Zögern nach. Dieser Mann machte ihr Angst. Und was er für eigenartige Kleidung trug… „Vater.“, begrüßte Draco ihn. „Was machst du hier?“, fragte Lucius und beäugte kurz Melodie. „Wir waren oben zum Essen verabredet.“ „Ich habe es vorgezogen hier zu essen.“, erklärte er. „Das ist übrigens Melodie.“ „Sehr erfreut, Sir.“, begrüßte ihn die gemeinte und weil sie nicht wusste, ob sie ihm eine Kusshand reichen sollte oder lieber nur die Hand, entschied sie sich für das neutralere von Beidem, das einfach Hände schütteln. Doch nichts passierte. Der Mann sah sie nur an, als währe sie nicht ganz bei Trost, blickte auf die ihm angebotene Hand, als währe sie Ungeziefer und sah dann wieder zu seinem Sohn. „Du weißt, wieso du hier bist?“, fragte er und reckte das Kinn im Satz. „Ja, Vater.“ „Dann weißt du auch worum es geht?“, er warf noch einmal einen angewiderten Seitenblick auf Melodie, als würde sie irgendwie unangenehm riechen. Ruckartig hatte er Draco zurück in die Realität geholt. Auch wenn seine Kräfte gerade verschlossen waren war er immer noch ein Reinblüter. Sie war ein Muggel. „Komm.“, befahl Lucius hart. Draco machte sich gar nicht erst die Mühe, sich von Melodie zu verabschieden und folgte ihm hinaus. Das Mädchen starrte ihm nur verwirrt hinterher. Kapiert hatte sie eindeutig nichts. Der wütende Blick von Draco heftete sich auf Amy. Sie war definitiv diejenige, der all seine Wut galt. Sie und die Sekretärin waren ebenfalls Muggel, doch ihre Präsens sollte er beim essen ertragen. Sein einziger Punkt zum freuen, war das offenkundige Desinteresse der anderen Magier an den beiden Muggeln. Als er und sein Vater die Wohnung betraten, saßen sie am Tisch und sprachen leise miteinander. Mr. Turner und Narzissa dagegen standen vor einem großen Gemälde und unterhielten sich angeregt. „Draco, da bist du ja!“, rief seine Mutter und begrüßte ihn freudig. „Hallo Mutter.“ „Wolltest du etwa nicht mit uns Essen?“ „Ich komme mit unserer Vertrauensschülerin nicht klar.“, erklärte er wahrheitsgemäß und sprach den Amys Rang mit einem leichten Ekel aus. Zuhause war er der Vertrauensschüler zusammen mit seiner Pansy. Aber hier… Lucius, der gleich nach der Ankunft aufgebrochen war seinen Sohn zu holen, legte nun endlich den Umhang ab und half dann seiner Frau, sich auf ihren Platz neben Amy zu setzen. Während die Väter die Enden der kleinen Tafel besetzten, nahm sich Draco den letzten Freien Stuhl neben der Sekretärin. „Nun, Alfons, du wolltest Draco bestimmte Aufgaben geben?“ „Seih mir nicht böse, Lucius, aber ich habe Amy damit beauftragt sie zusammen zustellen. Ich habe ihr nur gesagt, was ich mir vorstelle. Hauptschwerpunkt ist natürlich das erlernen von geschäftlichen und gesellschftlichen Grundlagen.“ Lucius nickte, dann wandte er sich an Draco. „Ich weiß, es ist schwer für dich, Draco, aber mir war das hier lieber als dich sterben zu sehen.“ Sein Sohn antwortete nicht. Amy hingegen sah eindeutig interessiert auf. Vorsichtig trat Mrs. Turner unter dem Tisch nach ihr und sofort senkte das Mädchen wieder den Kopf und konzentrierte sich auf das Essen. Schon als sie angekommen war hatte die Frau ihr eingetrichtert, bloß kein Interesse an dem Gespräch zu zeigen. Sie schien Angst vor der Familie zu haben und das wirkte sich auf die Sechzehnjährige aus. „Amy“, sprach Alfons sie nun an. „Holst du bitte die Unterlagen für Draco? Stundenplan et cetera“ „Natürlich.“, sie stand so elegant auf, dass man dachte, sie wäre ein Fisch im Wasser und verließ mit dem geschmeidigen Gang einer Katze den Raum. „Schade, dass sie nie ganz aufgegangen ist.“, meinte Lucius auf einmal. „Sie ist zwar kein Reinblut, aber hätte dir mit Sicherheit viel Stolz gebracht.“ „Sie macht mich auch so sehr Stolz. Aber du weißt ja wie es ist, Vater zu sein.“ Draco fielen die Augen aus dem Kopf. Darum also war sie zu seiner Gefängniswärterin erwählt worden. Sie war die Brut des Oberteufels. Damit war sie Schlimmer als Cerberus. Eine weibliche Ausgabe von Luzifer höchstpersönlich. Als sie wieder den Raum betrat, sah er sie auf einmal mit anderen Augen. Sie war schlimmer denn je. Aber irgendwo fand er auch etwas wie Mitleid. Sie war ein Halbblut und doch wieder nicht. Sie besaß keine magischen Fähigkeiten und war praktisch verkrüppelt wie ein Squib. Sie reichte ihrem Vater einen Zettel und setzte sich dann wieder auf den Stuhl. Mit der vordersten Kannte nahm sie vorlieb, da ihr niemand den Stuhl zurecht rückte. Es selbst zu tun wäre unsittlich gewesen. Draco beobachtete sie auf einmal genauer. Sie wirkte nicht mehr so großspurig, eher fingergroß, trotz Zylinder. Alfons ging nur unberührt ihre Pläne durch, die sogar gelobt wurden, aber das bekam er nur am Rande mit. Irgendwann hob sie den Blick zu ihrer Mutter gegenüber. „Darf ich gehen? Ich bin sehr müde und morgen muss ich früh raus.“, flüsterte sie ihr zu. „Natürlich.“ Die beiden benahmen sich als währen Draco und seine Familie nicht da. Das Gleiche galt im Übrigen für seinen Elter. Nur Der Direktor bildete gelegentlich eine Brücke zwischen den ungleichen Gesellschaften. „Vater, ich denke, ich sollte Amy begleiten. Ich muss ebenfalls früh aufstehen.“, erklärte er auf einmal. Lucius war verwundert, als hätte er gerade eben erst bemerkt, dass das Mädchen aufgestanden war. „Natürlich. Geh nur.“ Draco erhob sich und verließ hinter Amy die Wohnung. Sie sagte nichts, als sie die Treppe hinunter eilte und auf die große Tür zu. Sie lief so schnell, dass sie auch häte fliegen können. Es belustigte ihn zu sehen, dass sie solche Angst hatte, vielleicht sogar Respekt. Wobei Angst ihm eher gefiel. Kapitel 3: der Tango - oder: Wie hat man Sex auf dem Parket? ------------------------------------------------------------ Am Morgen stand Amy mit einem Klammbrett in der Hand vor dem Ausgang des Hauses und verteilte Zettel an alle, die hinaus wollten. Draco lies sich Zeit. Er hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht, was da gestern passiert war und er war zu dem Schluss gekommen, dass Alfons seiner Frau und seiner Tochter eingetrichtert hatte, dass sie zu Reinblütern gefälligst nichts zu sagen hatten. Das gefiel ihm so sehr, dass er das nun ausnutzen würde. Er ging als letzter zu ihr. Sie reichte ihm nur den Zettel ohne auf zu sehen und drehte sich herum um zu dem Couchtisch zu gehen. Er grinste und lehnte sich an den Türrahmen. Sie legte ihre Sachen feinsäuberlich ab, nahm sich selbst auch einen Zettel und schulterte ihre Taschen, dann drehte sie sich wieder zu ihm um. Verblüfft sah sie ihn an. „Nanu, ist noch was, Draco?“, fragte sie. „Jetzt wagst du es, wieder zu reden? Gestern sahst du eher aus, wie ein Häufchen Elend, was dir übrigens sehr gut stand.“ „Falls du mich provozieren willst, bist du an der falschen Adresse. Für einen Streit, würde ich an deiner Stelle zu Haus sechs gehen. Da drin sind die Drittklässer. Die Beste Zeit der Pubertät und deinem Niveau nur um Haaresbreite überlegen.“ Sie stolzierte an ihm vorbei, er sah ihr hinterher. „Du wagst es, so mit mir zu reden?“, fragte er und stolperte ihr hinter her. „Ich weiß, Gegenfragen sind unhöflich, aber wieso sollte ich Gleiches nicht mit Gleichem vergelten.“ Auf dem Weg zum Frühstück grüßten ständig kleine Kinder Amy. Draco folgte ihr nur und fühlte sich immer weiter an Potter erinnert. Langsam wurde es ihm zu bund. War sie hier so was wie die Queen oder was? Als sie in den Speisesaal kamen ging sie einfach auf das Buffet zu, nahm sich was sie wollte und ging dann an einen Tisch, wo einige von den anderen Mädchen des Jahrgangs saßen. Sofort schnatterten sie auf sie ein. Draco setzte sich an den Tisch daneben und nahm seinen Zettel hervor. Was sollte das denn werden? „Tanzen?“, fragte er total entsetzt. „Gesellschaftstanz, Draco. Standarttanz. Walzer, Rumba, Chachacha…alles so was.“ „Oh mein Gott…“ „Nein, noch nicht ganz. Und keine Sorge, von uns ist sicher keine so Blind, dass sie mit dir tanzen würde.“ Okay, vermutlich lag er mit seinem Schluss falsch, aber vielleicht war sie auch einfach nur neidisch, dass er zaubern konnte und sie nicht. Sie wusste wohl, dass er momenan keine Macht besaß und nutzte das aus, um ihrer Verärgerung Luft zu machen. „Wir sind mit Draco aber genau achtundzwanzig, die tanzen.“ „Was?“ „Ja, Oliver hat sich bei seiner überstürzten Flucht vor unserer nicht vorhanden Krankheit einen Fuß verstaucht.“ „Na klasse.“ „Dann losen wir eben wieder, wer mit wem tanzt.“, schlug Martina vor. „Okay.“, Amy überlegte kurz. „Wer nimmt Draco?“ Die Mädchen lachten los. Ganz offensichtlich waren sie der Meinung, dass sie nur so tat als würde sie das Wort "losen" nicht mehr verstehen, obwohl dieser Brauch auf ihrem eigenen Mist gewachsen war, wenn es darum ging, Pärchen zu bilden. „Hey, wer sagt bitte, dass ich überhaupt mit mache?“ „Mein gesunder Menschenverstand.“, erklärte Amy. „Sonst wird deine Strafe verlängert.“ Ach das war es wieso sie so großspurig war. Sie wusste von allem, was passiert war. Na klasse, das hatte ihm noch gefehlt. „Also ich würde mich melden, um mit Draco zu tanzen.“, meinte Melodie und hob eine Hand. „Nein danke.“, entgegnete der sofort. „Ich glaube Amy kriegt das auch hin.“ Er grinste. Tanzen bedeutete verletzen und wenn es darum ging, konnte Amy ruhig ein wenig einstecken. „Was? Bist du krank? Ich bin doch nicht Gehirnamputiert.“ „Werd ja nicht frech, sonst hol ich meinen Zauberstab raus.“ Alle sahen ihn verblüfft an. Mit jeder frechen Antwort hätten sie gerechnet, aber nicht mit so etwas. Sein Zauberstab? Einige der Mädchen liefen rot an und steckten die Köpfe kichernd zusammen. Weitere glucksten los, während Amy sich mit hoch roten Ohren erhob. „Intimer Kontakt der Schüler ist verboten, Draco Malfoy, und das gilt auch für dich.“, meinte sie und nahm ihren Teller. „Also lass deinen „Zauberstab“ bitte in der Hose.“, sie ging in Richtung Geschirrhabgabe und trappte davon, begleitet von schallendem Gelächter, das jedoch nicht ihr, sondern Draco galt. Er überlegte eine Weile. Zauberstab? Hose? Intimer Kontakt? Man konnte den Geldbeutel fallen hören, als er die richtigen Schlüsse in Bezug auf sein bestes Stück zog. Das sonst so bleiche Gesicht lief blutrot an. Sich krümmend vor Lachen, lief der gesamte siebte Jahrgang durch den Festsaal. „Das war doch schon sehr gut, Herrschaften.“, rief der Tanzlehrer ebenfalls belustigt dazwischen und lief hinüber zu der Stereoanlage. Oliver saß an der Seite, streckte seinen bandagierten Fuß von sich und lachte noch lauter, als alle anderen. Malik verbeugte sich tief vor ihm. „Bin ich froh, dass ich nicht tanzen muss!“, rief Oliver in die Runde. Selbstverständlich reagierten alle gleichzeitig auf diese Anspielung und einige waren bereits drauf und dran, ihn einfach im Takt durch die Gegend zu tragen. „Währe es denn so schlimm, mit mir zu tanzen?“, fragte Amy und lies sich neben ihm auf einen Stuhl plumpsen. „Keine Ahnung.“, meinte er. „Hab ich noch nicht probiert! Ich kann mich ja auf die Tanzfläche stellen und du ziehst ein paar Kreise um mich herum. Sie lachte laut los. „Whoops now sorry I can't go, whoops now sorry I can't go, whoops now sorry I can't go, I'm out having fun in the sun with my friends.“, begann einer zu singen und erneut lachte alles los. Sie hatten nach langer Zeit mal wieder versucht einen Jive zu Tanzen und es war gründlich daneben gegangen. Na ja, was sollte diese Schrittfolge denn auch bedeuten? Dass da nur Mist bei heraus kommen konnte war ja klar. „Vielleicht sollten wir was tanzen, was wir noch können!“, rief jemand dazwischen. „Aber das bringt doch nichts.“, meinte der Lehrer nur und schon wieder begann das Intro von „Whoops now“. Als sie sich wieder grinsend formartierten sank Amy tiefer in den Stuhl. Welch ein Glück, dass Draco diese Stunde schwänzte. Niemand von den Jungs hatte sie gezogen, was hieß, dass sie mit ihm hätte tanzen müssen und das währe garantiert ihr Tod. Nicht nur der ihrer Füße, da sie nicht erwartete, dass er auch nur irgendwann mal eine Tanzfläche gesehen hatte, auch ihr eigener. So musste sie also mit ihrem Lehrer tanzen. Etwas Gutes hatte das aber: Sie konnte öfter mal Pause machen, wenn er durch die Gruppe ging und sie Pärchen korrigerte. „Was ist mit unserem Lackaffen?“, fragte Oliver von der Seite. „Schwänzt er?“ „Denke schon, ist aber nicht mein Problem.“, meinte sie und zuckte nur mit den Schultern. Sie sah dabei zu, wie der ältere Mann in dem schwarzen Anzug und der roten Fliege Malik seine Partnerin stibitzte und mit ihr zu tanzen begann. „Ich denke du bist für ihn verantwortlich?“ „Ja bin ich, aber nur, dass er sich eingewöhnt und nicht, dass er zu seinem Unterricht kommt.“ Schnell hielten sie sich die Ohren zu. Es quietschte schrill und Malik begann schräg ins Mikrophon zu singen: „Whoops now sorry I can't go, whoops now sorry I can't go, whoops now sorry I can't go, I don't know why job has called me in, whoops now sorry I can't go, whoops now sorry I can't go, whoops now sorry I can't go, I don't know why but job has called me“, mit wakelndem Schritt kam er auf seinen Bruder und die Vertrauensschülerin zu und setze sich zwischen ihnen auf den Boden. Amy und Oliver grinsten sich breit an, legten die Arme einander um die Schultern und beugten sich vor „It makes no different if you're off work or not you dream your weekend hand on the doorknob out with your friends hey fun in the sun now that's when the phone rings“, es gab einen gewaltigen Motivationsschub mit Gelächter, als endlich alle richtig tanzten. Er lehnte an der Brüstung weiter oben und starrte auf die kreiselnden Paare hinunter. Angewidert zog er die Oberlippe nach oben. Er war vor einigen Minuten den Hintereingang hinein gekommen und war einfach die nächst beste Treppe rauf gelaufen. Sie hatte zu den Sitzplätzen und der Bar geführt, die bei Feiern benutzt wurde. Von hier aus konnte man direkt auf die Tanzfläche weiter unten schauen. Irgendwie erinnerte ihn der ganze Zirkus an die dritte Klasse, als sie mit diesem komischen Werwolf "Verteidigung gegen die Dunklen Künste" hatten. Damals sollten sie im Chor die Zaubersprüche wiederholen. Gott wo war er da nur hinein geraten. Und die Zwillinge. War das hier ein billiger Gryffindorabklatsch oder was? Erst diese Cerberus-Luzifer Potter, wie Amy jetzt definitiv hieß und dann auch noch die Weasley-Zwillinge in Muggelformat. Vielleicht war das auch alles nur ein schlechter Witz. Vielleicht haben sie sich alle gegenseitig verzaubert, um ihn zu quälen. Verdammt das würde so passen. Aber wer war dann Melodie? Granger vielleicht? Nein, dazu hatten sie und Amy zu wenig miteinander zu tun. Es seih denn das alles war nur Tarnung. Und Himmel noch eins: Wer zum Henker hat denen denn bitte singen beigebracht? Er sah weiter zu, was diese KINDER da unten fabrizierten. Und die sollten sein Alter sein? … Dracos Herz wurde schwer, was eigenartig war, bei dem Eisklumpen in seiner Brust. Aber er vermisste seine Freunde und seine Familie natürlich. Und das da unten war einfach nur das, was er im Inneren suchte. Eine Gruppe von Leuten, die eine eigene kleine Familie bildeten. Sie amüsierten sich, trieben Scherze… Und das komischste: dieser Lehrer machte auch noch mit. Wenn man das bei ihm in der Schule gemacht hätte, dann hätte man sofort pro Person 50 Punkte Abzug bekommen. Aber dieser da tanzte einfach mit. Er sah auf seinen Zettel hinab, den Amy ihm gegeben hatte. Es war ein Bewertungsbogen, den sie zu Beginn ihrer Stunden bei den Lehrern abgeben mussten. So kassierten sie Punkte und nicht anders. Mit Sicherheit konnte man da leicht schummeln. Er sah wieder hinunter. Aber das wollte er nicht machen. Das da unten war nichts für ihn. Die Musik ging aus und Potter und die Weasley-Zwillinge sprangen auf und verbeugten sich theatralisch. Warfen Kusshände in die Menge und man rief auch noch Beifall. Komisch, so schlecht, wie sie sangen. Der Lehrer, der ebenfalls klatschte, ging auf sie zu, nahm ihnen das Mikro wieder weg und stellte es aus. „Na schön“, rief der Alte und legte eine komische runde Platte in das Gerät, an dem er ständig rumdrückte. „Machen wir jetzt was, was ihr alle könnt, Tango.“ „Oh, yeah! Sex auf dem Parkett!“, rief einer der Jungs und drückte seine Partnerin fest an sich, sodass alles gröllte. „Nehmt euch ein Zimmer!“, rief Amy. Er schnaubte. Jetzt waren diese Andeutungen wieder in Ordnung, ja? Aber wenn er so was tat gab’s großen Ärger. Gut, seine war unbeabsichtigt gewesen und, auch wenn sie nicht so gemeint war, eine echt beschissene Anmache, aber er hatte nicht daran gedacht, dass sie alle nichts von der Zauberei wussten. Man war das deprimierend. Ein Orchester begann zu spielen. Trommelwirbel, Streicher und einige Mädchen wurden von ihren Partnern mit einem Schwung in einen Kreisel verwandelt. Andere begangen den Tanz anders. Melodie zog seinen Blick auf sich. Sie war eine der besten Tänzerinnen. Graziös, sicher und es sah wirklich klasse aus, was sie tat. Würde er mit Malik den Partner tauschen können, dann würde er vielleicht mitmachen… Sie drehte sich schneller als die anderen. Ihre blonden Locken flogen nur so um sie herum, der Rock blähte sich. Malik packte sie an der Hand und zog sie zu sich heran. Seine Finger waren nur wenige Zentimeter von ihrem Bein entfernt, das sich langsam an seiner Seite hochzog. Mit einem plötzlichen Einsatz aller Instrumente gleichzeitig stieß er sie wieder weg und es war ein einziges Gewirbel aus federnden Bewegungen, angedeuteten Streicheleinheiten und die verwegensten Positionen. Er wunderte sich, dass sich keine Paare behinderten. Nicht mal, wenn einer einen Sprung fabrizierte kamen sie aus dem Ruder. Verdammt, wenn er länger runter gucken würde, dann würde er vielleicht noch über die Brüstung kotzen, weil ihm schwindlig wurde. Wie konnten diese Mädchen das nur aushalten, dauerhaft einem Tornado zu gleichen. Zwanghaft zog er seinen Blick von der Tanzfläche und sah wieder zu dem anderen Zwilling (Wen sollte er eigentlich Fred und wen Gorge nennen?). Amy saß immer noch bei ihm und hampelte im Takt herum. Aufgestanden war sie nicht. Der Lehrer ging zu ihnen und hielt Amy eine Hand hin, aber sie schüttelte lachend den Kopf. Sie wollte offensichtlich auch nicht mehr. Das widerum schien ihm sympathisch. Der Alte sagte irgendwas, was sie augenscheinlich schockierte, denn sie riss den Mund weit auf und sah ihn mit tellergroßen Augen an. Er drehte sich wieder herum und ging zurück zu dem Gerät. Amy lief rot an und legte das Gesicht in die Hände, während sie energisch den Kopf schüttelte. „Amy weigert sich auf die Tanzfläche zu gehen.“ Alle hörten auf zu Tanzen. „Strafrunde!“, diese Forderung übertönte alles. Sie bildeten ein Kreis als die Musik ausging und Amy in die Mitte schlurfte. Draco begann zu grinsen. Oh ja, das gefiel ihm. Amy gedemütigt und es gefiel ihr überhaupt nicht. Sie lies die Schultern hängen als sie in der Mitte stehen blieb und sich im Kreis drehte, vermutlich auf der Suche nach einem Partner. „Malik.“, meinte sie nur und Junge trat aus der Reihe. „Was sollen sie tanzen?“ „Tango.“, riefen alle aus einem Mund und Amy sackte mit dem Oberkörper kopfüber nach vorn. „Nein, bitte nicht, tut mir das nicht an…“, heulte sie, aber alle grinsten breit und lachten. Malik zog sie wieder in die Senkrechte. „Komm, das kriegen wir hin.“, meinte er und ging in die übliche Anfängerausgangsstellung: Einen Arm auf seinen Oberarm - sie war halt wesentlich kleiner als er - seine legte er auf ihrem Schulterblatt ab, die andern beiden Hände wurden ineinander verschränkt. Er beugte sich an ihr Ohr hinunter und flüsterte etwas. Sie nickte. Ihr Gesicht war puterrot. Das hämische Grinsen von Malfoy wurde immer breiter. Dieses Miniwalross war ihm bisher als die Schlechteste aufgefallen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er sie schlicht hässlich fand, aber sie war einfach mal so plump wie ein Riese und so subtil wie eine Knarre. Sie hampelte eigentlich nur rum. Entspannt lehnte er sich vor und stellte sich vor, wie die Füße von dem Fred-oder-Gorge-Verschnitt danach bluten würden, wenn sie so platt waren wie Pergament. Mit dem ersten Schlag der Pauke schuppste sie Oliver rüde weg, als wollte sie flüchten, und bekam einen so starken Stoß von ihm, dass ihr langer Zopf beinahe einem Mädchen ins Gesicht geflogen währe, die hinter ihr stand. Er brach in Gelächter aus. Jetzt konnte er sich nicht mehr halten. Das war ein Schauspiel. Er hatte ja gewusst, dass sie nervös war, aber so sehr nun auch wieder nicht. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und sah wieder hinunter. Verblüfft hielt er in der Bewegung inne. Malik hatte sein Jackett ausgezogen und warf es samt Krawatte beiseite. Sicher stand Amy auf leicht gespreizten Beinen. Die Arme hoch über sich erhoben, handgelenke an einander gehalten als währen sie zusammen gebunden, bewegte sie sich sanft wie eine Schlange und starrte ihren Partner mit leicht geöffnetem Mund und Schlafzimmerblick an. Draco schluckte. Er sah an sich herunter. Verdammt, das war zu verlockend. Er hasste sie, sie war hässlich, aber die Bewegungen waren einladend. Und genau das machte ihn irgendwie an. Wie ging das mit dem Kopfrechnen noch mal? Entsetzt sah er wieder hinunter auf die Tanzfläche. Mit einem harten Ruck zog der Zwilling auf der Tanzfläche seine Partnerin an der Taille an sich heran. Dem Kommando folgend legte sie den Arm um seinen Hals und ließ sich rücklings in Richtung Boden fallen. Er zog sie hoch, zwang sie in die Tanzhaltung zurück, wie zu Beginn und führte sie quer durch den Kreis der umstehenden. Es war eine einzige aneinander Kettung von Drehungen, Schritten, mal näher, mal weiter weg, die man als Machtspiel deuten konnte. Die Musik verlor an Schwung als sie allmählich in das Finale übergingen. Er hielt sie an den Ellenbogen fest, als sie gehen wollte und zog sie in dem Moment zurück, wo die Intensität der Instrumente wieder anschwoll. Ihre Hüften kreisten liebevoll aneinander, oder eher, Hüfte an Hinterteil. Er machte eine Bewegung als würde er ihr Bein hinauf streichen, griff wieder nach ihren Händen und wirbelte sie erneut herum. Die letzten Töne wurden gespielt, als er sie zum x-ten mal in Richtung Boden drängte, ihr Bein auf seinem Hüftknochen ablegte, sie mit sich um neunzig Grad drehte und dann auf seinem Bein sitzend zum Stillstand kam. Die Oberkörper dicht aneinander gepresst, ihre Hände an seinem Unterkiefer und die Blicke fest ineinander verschlungen, so endete ihr Tanz. Im Raum blieb es still. Eine ganze Weile. „Das war besser, als eure Kür im Winter, wisst ihr das?“, hauchte Melodie. Es war so totenstill, dass man selbst ihre leise Stimme überdeutlich gehört hatte. Mit einem aufgeregtem Gackern und Gekreische strömten die Mädchen unter Gejohle der Jungs auf sie beide ein. Sie standen wieder auf. Amy atmete schnell. Ihre Brust hob und senkte sich so stark, dass unter ihren Knochen gut und gerne auch Krieg hätte herrschen können. Ihre Frisur war leicht durcheinander, was den Eindruck erweckte, dass das da unten wirklich reinster Sex hätte sein können. Malik sah auch nicht besser aus. Er legte den Arm um sie und grinste schnaufend. Draco blendete ihn einfach aus diesem Bild aus. Das passte gerade nicht. Keiner der Umstehenden passte in dieses Bild. Nur Amy war gerade wichtig und die Reaktion, die sein Körper auf sie hatte. Verdammt, er muss hier raus. Er wollte sie auslachen, aber das da war gerade einfach nur... Er war ja weiß Gott nicht leicht in Stimmung für bestimmte Bettsachen zu bringen, vor allem nicht von einem Muggel, schon alleine deshalb war diese Reaktion abnormal. Er hasste dieses Mädchen. Alle Beschimpfungen, die ihm einfielen waren noch nicht hart genug. Sie war kein Potter, kein Cerberus, kein Luzifer. Sie war etwas viel, viel Schlimmeres. Was, musste er noch herausfinden. Kapitel 4: auf gute Zusammenarbeit ---------------------------------- Noch beim Mittag war die Nummer von Malik und Amy Gesprächthema unter den Siebtklässlern. Lachend tänzelten sie in den Speisesaal und zogen verwunderte Blicke der Jüngeren auf sich. Arrogant beobachtete Draco sie dabei, wie sie sich auf die freien Tische verteilten, bis Amy ihm auf einmal die Sicht versperrte. „Wo warst du?“, fragte sie und verschränkte die Arme. „Geht dich nichts an.“, er drehte sich von ihr weg und nahm ein Schluck aus seinem Glas. „Ich kenne meinen Vater. Deine Strafe wird verlängert, wenn du dir nicht wenigstens Mühe gibst.“, meinte sie. Das Schlimmste an der Sache: Vermutlich hatte sie sogar Recht. Ein Stuhl schabte über den Boden. Überrascht sah Draco dabei zu, wie sie sich neben ihm nieder ließ. „Vielleicht gefällt dir die Sache hier nicht, uns nämlich auch nicht, du bist ein ziemlicher Miesepeter, aber tu doch wenigstens so als würdest du uns ohne Vorurteile gegenüberstehen.“ „Was darf ich Ihnen bringen, Ma’am?“, fragte eine Frau in der typischen Angestelltenuniform der Schule. „Limonade.“, meinte sie nur knapp. Die Frau nickte und verschwand schnell wieder. Danach sahen die beiden sich eine Weile schweigend an. „Hör zu, als nächstes haben wir das Fach "Investitionen und Finanzen", dass musst du doch auch kennen von der Schule, woher du kommst, oder nicht?“ Draco schnaubte verächtlich. „Dann eben nicht.“ Sie tat ihm das Geräusch gleich und wickelt die Finger ineinander. Dann seufzte sie. „Draco… Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst.“ „Das glaube ich nicht.“, meinte er und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Sie hielt ihm stand. „Stimmt.“, gab sie zu. „Ich verstehe es nicht, dann ich hatte nie das Problem auf eine neue Schule zu müssen, wo ich niemanden kenne. Außer natürlich beim Wechsel, von unserer Primarschule auf diese hier.“ „Hat dein Geschwafel auch irgendeinen Sinn?“, fragte er mehr als nur desinteressiert. „Wir fressen hier niemanden auf, Draco, also behandle uns bitte nicht wie giftige Raubtiere, die dich verschlingen wollen.“ Er entgegnete nichts. Starrte nur auf den Inhalt seines Glases. „Du wirst mich nicht mehr los.“, meinte sie schließlich und lehnte sich zurück. „Wenn du dich weiter so scheiße benimmst werde ich dich zu dem Unterricht schleifen, damit du schnell wieder verschwinden kannst, damit wir dich nicht mehr ertragen müssen. Die Sommerkurse sind schon leicht genug, das schafft selbst einer wie du.“ „Kannst du mich nicht einfach in Frieden lassen?“, fragte er, immer mehr genervt. „Nein, denn ich habe keinen Bock mehr zuzusehen wie du dich selbst zerfleischst.“ „Ich tue was?“, sauer sah er sie an. Es gab nur zwei Leute, die so waren wie sie und das waren beides Leute, die er auf den Tot nicht leiden konnte. Granger und Potter. Und DIE stammt echt von einem Slytherin ab? Kaum zu glauben. Sie währe wahrscheinlich an seiner Schule der vierte Kopf des goldenen trios. Es schüttelte ihn bei dem Gedanken. Die Kellnerin brachte zwei große Teller mit Essen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie sich was bestellt hatte, doch wenigstens brachte sie das zum schweigen. Sie nahm ihr Besteck und aß. Er sah sie noch eine Weile an, dann tat er es ihr nach. Sie schlang nicht, schaffte es aber doch schnell fertig zu sein. Wie sie das gemacht hatte, blieb ihm schleierhaft. Als die Frau ihren Teller abholte, sah Amy ihn auf einmal an. „Hey, du kannst ja eine ganz gute Gesellschaft sein. Vorausgesetzt du redest nicht.“, Draco sah sie kauend an und zog die Augenbrauen hoch. „Willst du mich provozieren?“ „Nein, das war eine Tatsache. In einer halben Stunde müssen wir ihm Klassenraum sein. Wir haben leider nur fünfzehn Arbeitsplätze und ich bin die einzige, die bisher allein gearbeitet hat. Das heißt du musst dich jetzt mit zu mir setzen. Problem damit?“ „Ehrliche Antwort?“ „Nein.“ „Ja.“, meinte er trocken und tupfte sich übertrieben wohlerzogen den Mund ab. Auch sein Teller wurde abgeholt. „Ich bekomme dich schon noch gezähmt.“ „Viel Glück, Turner.“ Sie sah ihn groß an. „Wie hast du mich gerade genannt?“ „So wie du heißt.“ „Na schön, MALFOY.“, sie stand auf. „Komm, der Unterricht beginnt gleich.“ „Und wenn ich nicht will?“ „Dann schleppen die Jungs dich da hin. So einen Kotzbrocken wie dich, wollen wir hier nicht. Und wir werden dich nicht los wenn du dich nicht zusammenreißt.“ Sie verschränkte wieder die Arme. Na schön, sie war von ihrem Verhalten her vielleicht eher eine Gryffindor, aber ihre Beharrlichkeit und dieser Blick, der seinem große Konkurrenz bot, gehörte definitiv einem Slytherin, der versuchte auszubrechen. Er stand auf und nahm sein Jackett, also machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte auf den Ausgang zu, passte aber dennoch auf, dass er nicht einfach verschwand. Vergebliche Lebensmühe, er versuchte es noch nichteinmal. Er ging mit ihr in die Richtung der Unterrichtsgebäude und betrat hinter ihr einen pompösen Raum. So sollten Reinblüter unterricht haben, dachte er. Dieser Raum war für Könige und wichtige Leute gemacht. Nur komisch waren die in einem Kreis aufgestellten, schier unbezahlbaren Schreibtische. Auch hier standen auf jedem ein komischer Kasten, wie im Büro des Direktors, und dieses komische Tastbrett, auf der er so eingehämmert hatte, als ginge es um sein Leben. Bücher, Stifte und irgendwelche anderen komischen Kästen. „Komm, Malfoy, ich sitze dahinten.“, erklärte Amy. Die Verachtung in ihrer Stimme war nicht verschwunden, aber er war gerade eher von einem der Kästen beeindruckt, durch das eines der Mädchen ein Blatt Papier jagte, welches am unteren Ende zerfledert in einen Papierkorb landete. Nur schwer konnte er sich von diesem Anblick losreißen und folgte der Vertrauensschülerin zu ihrem Platz. Sie saß auf einem großen Ledersessel mit Rollen an den Füßen und griff gerade nach einem zweiten, um ihn heranzuholen, damit auch er sich setzen konnte. „Sitz.“, befahl sie barsch, doch Draco bekam das gar nicht mit. Er betrachtete dieses magischen Gerätschaften, die auch an ihrem Schreibtisch stnden, und setzte sich ganz automatisch hin. Erst als einige Jungen und Mädchen in der Nähe zu kichern begannen, warf er einen hasserfüllten Blick auf Amy, die sich gerade runter beugte und einen Knopf drückte. Es piepte kurz und der Kasten vor ihm leuchtete auf. „Wow…“, entfuhr es ihm. Verblüfft sah Amy ihn an. „Hast du noch nie einen Computer gesehen oder was ist los?“ Es schien ein normales Gerät in der Welt der Muggel zu sein, also setzte er schnell eine empörte Miene auf. „Sehe ich vielleicht aus, wie ein Dorftrottel? Natürlich kenne ich Computer. Ich war nur von... den Farben überrascht.“ Sie zog eine Augenbraue hoch. Abgekauft hatte sie das definitiv nicht. Auf einmal brummte etwas los und Draco fuhr herum. Ein Blatt kam aus dem unteren Schlitz einer weiteren Maschine. Vorher lag es oben drin und war schneeweiß wie die anderen, doch nun waren Tabellen und Diagramme darauf. Er starrte den Drucker an als hätte es gerade trompetet wie ein Mammut. „Ach das... Das brauche ich nicht mehr. Kannst du es mal bitte durch den Dokumentenvernichter jagen?“, fragte sie und wedelte mit der Hand, als sie sich wieder an den bunten Kasten wandte. Draco nahm das Blatt, nicht wissend, was sie eigentlich meinte, und sah zu ihr rüber. Sie zog das Brett mit den Tasten an sich heran und ihre Finger flogen in einem Affenzahn darüber. Auf dem bunten Ding erschienen in einem langen Balken ein paar Kreise und nach der Betätigung des letzten Knopfes, wurde alles schwarz und auf einmal ertönte irgendwo eine Stimme: „Guten Tag, Amy.“ Ein anderes Bild erschien. Eine große, blass rosafarbene Blüte, eine Pfingstrose, soviel erkannte Draco noch. Sie wendete sich in seine Richtung und bemerkte, dass er das Blatt immer noch in der Hand hielt. „Malfoy? Ich hatte dich um was gebeten.“, meinte sie und nahm es ihm aus der Hand. „Für den Fall, dass du es nicht weißt: Du steckst das Papier hier oben rein und drückst auf diesen lustigen Knopf, damit es unten wieder kaputt raus kommt.“ Sie Tat es und das Ding wurde zerschnitten, wie vorhin an dem anderen Schreibtisch auch. Dann setzte sie sich wieder hin du sah ihn an. „Geht es dir gut?“ Die Sorge in ihrer Stimme verwirrte Draco, darum war seine Antwort nicht abfällig. „Ja, schon, nur irgendwie bin ich gerade übervordert.“ Amy seufzte. „Schade. Ich dachte du könntest mit dem umgehen. Ich bin ein technisches Embryo.“, sie grinste verlegen. Dieser Gesichtsausdruck lies sie auf einmal zarter wirken, nicht mehr wie eine Rakete oder Bombe. Das brachte ihn auch zum Lächeln. „Na dann willkommen im Club.“ Sie machte einen zufriedenen Laut und drehte sich wieder zu dem Bildschirm um. Als sie nach einem komischen Gebilde griff und es auf dem Tisch bewegte, bewegte sich auch etwas auf dem Bild und er musste an die Portraits zu Hause denken. Vielleicht war das ja die Muggelausgabe davon. „Guten Tag, die Herrschaften.“, eine alte Frau, die erschreckende Ähnlichkeit mit McGonagall hatte, betrat den Raum. „Ihre Aufgabe ist es passende Lokalitäten für eine Fabrik ihrer Wahl zu suchen.“, erklärte sie ohne Umschweife, was ihn wiederum eher an seinen Lieblingslehrer erinnerte, und setzte sich an einen Schreibtisch in die Mitte des Raumes. „Genaue Aufgabenstellung wird gleich bei Ihren Faxgeräten ankommen. Arbeitszeit beginnt jetzt.“ Damit begann sie eifrig auf ihre Tastatur einzuhacken. „Also Draco, was für eine Fabrik hättest du gerne.“ „Was?“ „Was würdest du gerne herstellen?“ „Gar nichts. Ich würde für mich arbeiten lassen.“ Amy lachte laut auf. Nein, plötzlich war sie nicht mehr schlimmer als Potter, plötzlich mutierte sie zu Pansy. Dieser Umstand verblüffte ihn nun doch. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie vielleicht um ein paar Ecken verwandt waren, da sich dieser Glockenton, der aus ihrer Kehle kam, dem von Parkinson ähnelte, nur viel schöner. „Gut, dann eben so: Was würdest du herstellen lassen?“, auf einmal war die Stimme Amys eine Oktave höher. Keine tiefen, knurrigen Töne mehr, die ihn zu Tode reizten, sondern eine helle, klingende Stimme, die sein Trommelfell umgarnte. „Ich weiß nicht genau…“, meinte er und sah sich um. „Wie währe es mit Computern?“ „Okay, dann also Computer.“, sie drehte sich um und drückte etwas. Ein Fenster öffnete sich und sie tippte etwas in das recheckige Feld ein. Eine lange Liste erschien. Während sie so arbeitete und Draco ihr über die Schulter linste, musste er sich eingestehen, dass das Ganze vielleicht einfach aussah, aber die Muggel sich gute Sachen zurechtgerückt hatten, um die fehlenden Zauberkräfte zu ersetzen. Wieder begann etwas zu brummen und dieses Fax, von dem die Lehrerin geredet hatte, sprang an. In feiner Schrift kam ein Blatt heraus über dem groß "Aufgaben" stand. Zwischen einigen von ihnen waren Lücken, wo man scheinbar etwas eintragen musste. Amy nahm sich das Blatt und einen Stift. Sie drückte kurz auf einen Knopf am oberen Ende und eine Spitze fuhr aus. Kein Tintenfass, gar nichts, und doch schrieb das Ding einfach mal eben so los. Ihre Handschrift war klein, sauber, ordentlich und schwungvoll. Dann schob sie den Zettel rüber und reichte ihm den Stift. „Bitte, Malfoy, machst du die schriftlichen Aufgaben? Nur ein paar Sachen rein schreiben und wenn es nur ein Wort ist.“ Sie hatte „bitte“ gesagt. Irgendwie erschreckend, aber es reichte, damit er tat, was sie wollte. Es waren wirklich nur Kleinigkeiten. Wie gehen Sie bei der Suche vor, was muss geprüft werden, das wusste selbst er noch alles. Als erneut ein Blatt maschinell beschrieben wurde, sah er mittlerweile nicht mehr auf. Sie griff danach und pinnte es mitanderen Ausdrucken aneinander. „Das sind die Betriebe, die ich rausgesucht habe. Alte Firmen, die Bankrott sind, nicht genutzte Industriegelände und, und, und...“ Er nahm den Stapel. „Schau du mal noch mal darüber.“, wies er sie an und gab ihm seinen Teil der Arbeit. Sie tat es, ergänzte hier und da noch ein paar Kleinigkeiten und ging dann vor zu dem McGonagal-Snape-Mischling, die mit einer einzigen schnellen Bewegung den Bogen annahm, wie es Snape immer tat, wenn er eine Schriftrolle schnappte und gleichzeitig seinen Schüler prüfend ansah. Wir sind ein gutes Team, schoss es ihm durch den Kopf, doch sofort schob er den Gedanken beiseite. So was ging nicht. Nie und nimmer. Nicht nur, dass sie niemals einen Platz in der Welt der Zauberer haben konnte und schon gar nicht bei einem Reinblut wie ihm. Währe ja noch schöner, wenn er sich mit ihr weiterhin abgeben würde, wenn er seine Macht zurück hätte. Sie kam mit einem anderen Blatt zurück und kopierte es ein paar Mal. „Wenn wir die Gelände kontrollieren muss das Protokoll hier ausgefüllt werden.“, erklärte sie ihm kurz. Er folgte ihren Fingern und sah sie dann nur stumm an. „Was ist?“, fragte sie irgendwann. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“ „Ja, dass wir nach ein paar Minuten schon so weit sind.“ „Na dann, schau dir die Gelände an und nummerier einfach nach deinem Interesse, ja?“ Er nickte und machte sich an die Arbeit. Einige Stunden und Anrufe später, wurden sie etwa um halb fünf in die Freiheit entlassen. Tratschend und lachend machten sich alle auf den Weg zurück zum Haus. „Morgenvormittag Reiten und am Nachmittag den Geschäftsplan ausarbeiten.“, stellte eine der Mädchen fest, als das Haus schon vor ihnen auftauchte. Amy streckte sich beim gehen. „Ich gehe jetzt noch mal kurz Baden, nachher zum Abendessen und dann schlafen. Ich bin so müde…“, sie wandte sich an Draco. „Der Direktor hat dich übrigens zum Abendessen eingeladen. Er möchte jeden Abend mit dir Essen, um sich zu unterhalten. Worüber hat er nicht gesagt.“ „Was ist mit dir? Sollst du nicht mit kommen?“, fragte er. „Ich weiß es nicht.“ Verwundert blieb Draco stehen und sah ihr nach. „Was hast du?“, fragte sie und sah zurück. „Gar nichts…“, murmelte er und ging weiter. Komische Familie, Amy sagte Direktor, nicht Vater und aß nicht mit ihren Eltern zu Abend. Na ja, sein Problem sollte es nicht sein. Kapitel 5: verfänglicher Reitunterricht --------------------------------------- Es war Amy, die am nächsten Tag nicht zum Vormittagskurs erschien. In spezieller Schulkleidung, die extra fürs Reiten war, trat der Jahrgang vor die Ställe und unterhielt sich aufgeregt, als die neunundzwanzig Tiere bereit zum Ausritt rausgeführt wurden. „Wo ist denn Turner?“, fragte Draco einfach und sah sich um. „Amy kann nicht reiten.“, erklärte Melodie ihm, die sich die ganze Zeit unauffällig an seiner Seite hielt. „Sie kann nicht reiten?“, das konnte er jetzt aber nicht glauben. Sogar er konnte es und sie war in dieser Welt aufgewachsen. „Ja, sie kann zwar tanzen, aber was reiten angeht ist sie motorisch einfach unfähig. Oder eher psychisch. Darum muss sie immer noch auf eines der Anfängerpferde und hat auch kein Eigenes hier zu stehen. Siehst du das Braun-Weiße da? Das ist für sie, aber vermutlich wird sie sich eh wieder davor drücken. Ist wahrscheinlich zu ihrer Mutter gegangen und labert sie ein wenig zu oder so. Das macht sie immer. Und wenn sie merken, dass eigentlich Unterricht ist, sind wir schon lange weg.“ „Und mir eine Standpauke halten, dass ich zum Unterricht gehen soll.“, meinte Draco mürrisch und schwang sich auf ein schwarzes Tier, das ihm einer der Bediensteten brachte. Als er sich nach links wandte, sah er Direktor Alfons Turner auf die Gruppe zukommen. Vor ihm her lief seine Tochter. Die kurzärmlige Bluse war nicht ganz richtig zugeknöpft und ihn ihrem Blick lag etwas Gequältes. „Er ist ein guter und fairer Schulleiter, aber als Vater will ich ihn nicht haben…“, flüsterte Melodie Draco zu und stellte ihr Tier neben seinem in Position. „Nicht nur, dass sie nicht reiten kann, sie hat auch eine absolute Pferdephobie.“ „So? Aber das sind doch ganz liebe Tiere.“, stellte er fest und konnte selber nicht glaube, dass die Worte von ihm kamen. Aber es war tatsächlich er, der liebevoll den Hals des schwarzen Hengstes unter ihm tätschelte. „Als sie in der ersten Klasse der Primarstufe war, gleich bei ihrem ersten Reitunterricht, hat die Lehrerin einen Moment nicht aufgepasst, das Pferd hat sich erschreckt, als einer der jüngeren Hengste, der eingeritten werden sollte, verrückt spielte, hat sich zusammen mit ihm aufgebäumt und ist davon galoppiert. Die Longe wurde der Frau aus der Hand gerissen und Amy flog rücklings von dem Tier herunter. Mehrere Wochen lang lag sie im Koma. Man dachte sogar schon, dass sie schwerwiegende Schäden davon tragen würde, oder gar nicht mehr aufwachen, aber dann ist sie aufgewacht und alles war wieder in Ordnung. Außer dass sie die erste Zeit kreischend weggerannt ist, wenn sie ein Pferd gesehen hat. Sowas kann einen ganz schön prägen, wenn man erst sechs Jahre alt ist.“ War das der Grund, dass sie niemals zaubern gelernt hatte? Dieser Unfall? Hatte der irgendwas verschoben? So was sollte es ja geben, das Unfälle die Stärken und Schwächen verändern konnten. Das man plötzlich eine Sprache fließend sprach oder irgendwas anderes besser konnte als jeder andere. Er sah Amy dabei zu, wie sie zögernd auf die Stute zuging, die man für sie bereitgestellt hatte. Ihre Augenbrauen zogen sich in der Mitte zusammen und ihr Unterkiefer zuckte unkoordiniert. „Steig auf.“, befahl ihr Vater. Das Lächeln war nur aufgesetzt. Das sah Draco sofort. Auch das „Es wird dir schon nichts tun“, mag andere von seiner Fürsorglichkeit überzeugen, aber es war genauso fürsorglich wie einen Cruciatus. Amy schluckte schwer und zog sich dann an dem Tier hoch auf den Sattel. Als sie drauf saß, machte die Stute einen Schritt vorwärts und sie kniff die Augen zusammen. Es kostete sie starke Überwindung nicht einfach los zu schreien. Der Direktor nickte und drehte sich herum. Draco hatte gestern mit ihm und seiner Frau alleine gegessen. Amy war nicht dabei gewesen. Er redete allgemein nicht von ihr und wenn ihre Mutter von ihr zu sprechen begann, wurde sie einfach abgewirkt. Ihr Vater mochte sie nicht sonderlich, so schien es. Oder er war einfach nur zu streng mit ihr. Irgendsowas musste es sein, doch Draco hatte das Gefühl, das es so oder so mit ihren nicht vorhandenen Zauberkräften zu tun hatte. „Also Kinder, dann mal los.“, rief ihr Reitlehrer freudig und setzte sein Tier in Bewegung. Amys aber blieb stehen, direkt neben ihr hielt die zweite Lehrerin, die sie ebenfalls in diesem Fach unterrichtete. Als sich alle in Bewegung gesetzt hatten, tätschelte die Frau Amy an der Hand und setze ihr Pferd in Bewegung. Ruckartig ging auch die braun-weiße Stute los. Ein erschrockenes Aufstöhnen von der Vertrauensschülerin, dann verkrampfte sie sich und krallte sich auf dem Rücken des Pferdes fest. „Arme Amy…“, murmelte Oliver, auf der anderen Seite von Melodie. „Mir tut eher das Pferd leid.“, gestand Malik und kassierte böse Blicke der Klassenkammeraden um sie herum. Draco kümmerte sich nicht weiter darum. Er hätte auch nicht gewusst, was er tun sollte, also lies er die Gespräche der anderen einfach an sich vorüber ziehen. „Draco, übrigens, komm bitte morgen Abend nicht zu früh zurück zum Haus, okay? Es seih denn du bist in Partylaune.“ Er zog die Stirn kraus. „Was soll das schon wieder heißen?“ „Amy hat morgen Geburtstag. Wir feiern immer.“ „Warum nehmt ihr nicht den großen Festsaal?“ „Weil wir dazu die Erlaubnis vom Direktor brauchen. Nachdem er uns in dieser Hinsicht schon in unserem ersten Jahr hier einen Korb gegeben hat, haben wir es aufgegeben, ihn danach zu fragen.“ Nun war es amtlich: Diese Familie war eigenartig. Und aus irgendeinem Grund tat ihm Amy leid. Ihm persönlich war die Zuneigung seines Vaters sehr wichtig. Wenn er sie nicht hätte, würde er vermutlich sterben. Er zog seinen Gaul herum. „Hey, Draco, wo willst du hin?“, fragten die anderen, aber er reagierte nicht darauf. „Na klasse, jetzt geht gleich wieder Gezanke los.“, grummelten die Zwillinge im Chor. „Hey, Draco, lass sie in Ruhe!“ Sie klangen in dem Moment genau wie die Weasleys, die jetzt diesen Scherzartikelladen hatten, und für einen Moment vergaß Draco, dass er nicht unter den Gryffindors gelandet war. „Bitte, Weasley, lasst mich einfach in Ruhe.“, knurrte er. „Wiesel? Wer ist Wiesel?“, fragte Malik verwirrt. Sein Bruder zuckte nur die Schultern, doch sie taten was er gesagt hatte, da es scheinbar an sie gerichtet war und folgten einfach weiterhin den Anderen. „Hey, Turner.“, Draco nahm den Platz auf ihrer anderen Seite ein und blieb auf der gleichen Höhe. „Was willst du?“, fragte sie und versuchte hart zu klingen. „Steig ab, ich bring dir jetzt reiten bei.“, erklärte er und fügte noch schnell, bevor Bescheuerten Ideen kamen, hinten ran: „Das ist Tierquälerei, was du da machst.“ „Danke, aber ich brauche keine Hilfe von eingebildeten Affen wie dir.“ „Man jetzt stell dich nicht so an.“, stöhnte er. „Immerhin hast du noch was gut bei mir. Also steig ab.“ Sie sah ihn an. „Ich denke nicht, dass ich das ohne Weiteres schaffe…“, murmelte sie. „Lassen Sie es gut sein. Ich bringe es ihr schon bei.“ „So lernt man das nicht.“, entgegnete Malfoy der Frau neben Amy kühl. Die Abneigung war beinahe greifbar. „Um reiten zu lernen, sollte sie erstmal die Angst vor dem Tier verlieren.“, meinte die Frau. „Und DAS“, er wies auf Amy. „Soll dabei helfen? Sicher nicht.“ „Du meinst, dass du es besser kannst?“, fragte sie entrüstet. „Ich habe Ihnen das Du nicht angeboten.“, entgegnete er und wandte sich wieder an Amy. „Komm, vertrau mir.“ „Ich dir vertrauen? Du würdest mit einem Beil kommen, wenn ich nicht aufpasse.“ „Nicht ganz, aber fast. Nur gerade habe ich keine Waffen bei mir, also mach es einfach.“ Natürlich war Amy nicht abgeneigt das zu tun. Immerhin würde sie dann von diesem Schiff runter kommen, das sich "Pferd" nannte. „Okay.“, murmelte sie und versuchte das Tier zum Anhalten zu bringen. Die Stute war ein gut trainiertes Tier für Anfänger und blieb sofort stehen. Zittrig stieg Amy von ihr hinunter und reichte dann der interessiert, aber spöttisch dreinschauenden Reitlehrerin die Zügel. Draco rutschte auf seinem Sattel ein Stück nach hinten und hielt ihr die Hand hin. „Komm hier rauf.“ „Was?“, schrieen die beiden gleichzeitig. „Ich glaube, du kannst am besten die Angst überwinden, wenn jemand bei dir ist, wenn du auf dem Pferd sitzt.“ „Und dieser jemand sollst du sein, ja?“ „Genau. Nun komm schon, so hab ich das auch gelernt. Das ist am Leichtesten.“ Sie sah den schwarzen Hengst unter ihm an, dann nickte sie. „Miss Turner.“, protestierte die Reitlehrerin, doch Amy hatte schon einen Fuß in dem Steigbügel und stieß sich von der Erde ab. Damit sie Draco nicht trat zog sie das andere Bein an und legte es über den Rücken des Pferdes, dann saßen beide in dem Sattel. Es war etwas unbequem, aber nicht unangenehm, dachte sich Draco und griff unter ihren Armen hindurch nach den Zügeln. „Ich weiß, intimer Kontakt ist verboten, aber wenn du so weit weg rutschst, dann wird das erst recht nichts.“, meinte er und drückte sie mit einem Arm an sich heran. Erschrocken griff sie nach seinem Handgelenk und krallte sich daran fest, als das Pferd auf einmal los lief. „Entspann dich, es passiert dir nichts. Ich bin ein hervorragender Reiter.“, prahlte Draco rum. „Angeber.“, schimpfte sie ihn, nahm aber seine Bewegungen an. Langsam entkrampften sich ihre Muskeln und der Druck an seinem Handgelenk ließ nach. „Wir müssen die anderen wieder einholen, also nicht erschrecken. Ich werde nur kurz antraben. Halt dich vorn am Sattel fest.“ Sie nickte leicht und biss die Zähne zusammen. Malfoy zog sie so stark an sich wie er konnte und trieb das Tier an. Langsam trabte es los. „Ich muss mich doch sehr wundern!“, meckerte die Lehrerin neben ihnen. „Das werde ich dem Direktor melden. Das fällt unter die Kategorie unsittliche Annäherungen.“, beschloss sie, doch Draco tauchte einfach mitten in der Gruppe der anderen Pferde unter, sodass sie abgeschnitten wurde. Das sie schnaubte, konnte er allerdings noch hören. „Na sieh mal einer an.“, begrüßten die Zwillinge sie. „Keine Angst wegen dem Gaul, Amy?“ „Ich habe mehr Angst vor Malfoy.“, gestand sie grinsend. „Das ist aber nicht gerade eine Berührung der sittlichen Art.“ „Aber du, Malik. Du bist doch der, der so gerne mit ihr Tanz. Wer spürt denn hier ständig ihr Hinterteil?“ „Apropos Hinterteil, warum kannst du eigentlich reiten, aber nicht Tanzen, Oliver?“ „Hups.“, er kratzte sich am Hinterkopf. „Erwischt.“ Die Gruppe lachte los. Amy, die versucht vollkommen unbeirrt zu klingen tat es ihnen nach, doch was sie wirklich außer Fassung brachte, war nicht mehr das Pferd unter ihr. Es war der Junge hinter ihr, der sie wieder losgelassen hatte und seine Arme locker auf ihren Beinen ablegte und über ihre Schulter spähte. Eigentlich sollte sie verlegen sein oder Angst haben, so wie sonst auch, aber die körperliche Nähe und das regelmäßige Atmen hinter ihr beruhigte sie und gab ihr ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Sie konnte sich voll und ganz auf den Rhythmus des Tieres einlassen. Und es machte ihr Spaß. Das letzte Mal, dass sie sich freute auf einem Pferd zu sitzen, war an dem Tag, als sie den Unfall hatte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite um den Jungen hinter sich anzusehen. „Was?“, fragte er sofort bei ihrer Bewegung und sah zu ihr runter. „Danke.“, flüsterte sie nur, drückte seine Hand und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Hauchen war der richtige Ausdruck. Er war so kurz und zart, dass Malfoy ihn nicht mal spürte. Trotzdem johlten die Umstehenden los und klatschten in die Hände. Amy stimmte ein und knuffte ihn. „Nun guck nicht so.“ Dieses Vertrauen und die Freundschaft, die Draco in dem Moment spürte, die Dankbarkeit und all diese Gefühle, die die anderen ihm entgegen brachten, brachten ihn nun doch zum lächeln. Na gut, vielleicht hatte er diesen chaotischen Haufen doch lieb gewonnen. Und nachdem er jetzt bemerkt hatte, dass hier niemand, nicht mal die kleine Queen vor ihm, unfehlbar war, fühlte er sich doch plötzlich wohl. Sie waren kein Ersatz für seine Freunde zu Hause, nicht mal annähernd, und das Gefühl hier war ein klein wenig anders, aber in diesem Moment fühlte er sich wohl. Oliver klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt musst du aber auch Nachhilfe bei Amy im tanzen nehmen.“, bemerkte er. „Sonst noch irgendwelche Extrawünsche?“, fragte Malfoy entsetzt. „Ja, drei doppelte Chili-Cheeseburger mit Gurke und Zwiebeln.“, bemerkte Malik. „Ohne Käse, aber mit viel Mayo.“, machte Oliver weiter. „Und eine Apfeltasche!“, die Beiden grinsten sich breit an. „Juressicpark 2!“, bestimmte ein anderer Junge das Filmzitat. „Richtig.“ Sie kamen auf eine gepflasterte Straße und weiter vorne trabte das Pferd ihres Lehrers los. Malfoy stöhnte innerlich auf. Nein, nicht schon wieder traben. „Fertig?“, fragte er Amy. Sie nickte und umklammerte den Knauf vorn am Sattel. Dass er ihr den Arm um den Bauch legte lag nur daran, dass er kein Riskio eingehen wollte. Er musste unbedingt aufpassen, dass sie einen Takt hatten. Er wollte nicht wissen, was passieren würde, wenn sich ihr Körper an seinem rieb. Und diese Reaktion hätte nichts mit Gefühlen oder Lust zu tun - nicht, dass er so was empfand, um Himmelswillen nein - aber es wäre rein biologischer Natur, was dann passieren würde. Es war schon so kaum auszuhalten, als er das Tier antrieb. Verbissen konzentrierte er sich auf den Takt, den der Hengst vorgab. Vor sich hörte er Amy lachen. Es war ein glückliches Lachen, kein ängstliches, und er wusste es hatte sich gelohnt. Wenn sie das hier irgendwann alleine konnte, dann würde ihr Vater sie vielleicht wenigstens etwas respektieren. Er wusste noch nicht genau wieso, aber er hatte Mitleid mit ihr, weil es offenkundig nicht so war. Kapitel 6: Willkommen in der Familie ------------------------------------ „Huch“, Amy taumelte, als sie von dem Pferd abgestiegen war und landete prompt in Olivers Armen. „Vorsicht, Reitmeisterin“, meinte er lachend und hielt sie fest. „Danke, Malfoy, das war klasse.“, erklärte sie lachend, als der angesprochene gerade hinter ihr vom Sattel stieg. „Keine Ursache.“, lenkte er nur ab. „Nein wirklich, es hätte dir niemand zugetraut, dass du so liebenswürdig sein kannst.“, erklärte Malik und knuffte ihm in die Seite. „Tue mir als Anerkennung einen Gefallen und lass das.“, meinte Draco nur. Die Zwillinge sahen sich an und begannen zu grinsen. Mit gespreizten Fingern hoben sie die Hände und formten Krallen. „Lasst ihn zufrieden. Ich glaube mit Dracula ist trotzdem nicht zu spaßen.“, meinte Amy und zog Oliver an der Jacke zurück. „Na gut“, sagten sie ihm Chor und zuckten die Schultern. „Amy!“, donnerte es über den ganzen Platz verwundert fuhren sie herum. Der Schulleiter, gefolgt von der Reitlehrerin, die sie zugegebener Maßen nicht mehr gesehen hatten, seit Draco und Amy auf einem Pferd gesessen hatten, kamen angerauscht. „In mein Büro, junge Dame. Auf der Stelle.“ „Was? Aber wieso denn?“ „SOFORT!“, schrie er. Amy sah ihn erschrocken an, lief dann aber schon in einem Affenzahn los. Verwundert sahen sie anderen dem braunen Zopf hinterher, der beim rennen auf ihrem Rücken auf und abhüpfte, dann warf der Direktor einen mitfühlenden Blick auf Draco. „Mein Sohn“, begann er in einem liebeswürdigeren Ton. „Ich erwarte auch dich gleich in meinem Büro.“ Damit wirbelte er herum und ging. Irritiert sahen alle zu Draco. „Sie werden der Schule verwiesen.“, bemerkte die Reitlehrerin. „So was Unsittliches ist mir seit vielen Jahrzehnten nicht mehr untergekommen. So etwas dulde ich nicht an meiner Schule.“, damit fuhr sie herum. „Dieser alte Drache.“, knurrte einer der Jungen. „Sie tut immer so als hätte sie hier das sagen.“ „Ja, Cerberus verdreht immer die Wahrheit bei unliebsamen Schülern, damit sie sie loswird.“, meinte Oliver. „Leg dich niemals mit dieser alten Schachtel an, das nimmt kein gutes Ende.“, erklärte Malik. „Dann will ich nicht wissen, was sie ihr erzählt hat. Den Kuss hat sie noch mitbekommen, soviel steht fest.“, ein kleinwüchsiges Mädchen, ebenso dick wie hoch, watschelte auf sie zu. Komisch, die war Draco nie aufgefallen. Ging sie in ihren Jahrgang? „Na klasse.“, die Zwillinge schlugen eine Hand an den Kopf. „Sicher, Caro?“ „Absolut. Danach ist sie umgedreht und im Stehen zurück geritten.“ „Na das kann ja heiter werden.“ „Wir begleiten Draco.“, erkläre Malik. „Müsst ihr nicht.“, meinte er nur abwehrend. „Doch, wir sind unparteiisch, wir können bestätigen, dass nichts war.“ „Dann kommen wir aber alle mit.“, drängte Melodie. „Es geht hier immerhin um unsere Klasse, Leute. Wir haben immer zusammen gehalten und das werden wir auch weiterhin tun.“ Amy konnte sich glücklich schätzen. So einen Zusammenhalt konnte man sich doch nur wünschen, oder nicht? Über Dracos Gesicht huschte ein selbstzufriedenes Grinsen. Zumindest sah es so aus wie das von früher. Doch hier war etwas mit ihm geschehen. Er hatte das Gefühl, dass der Zusammenhalt zwischen Muggeln das Wichtigste war. Als Zauberer konntest du eher alleine überleben, als als Muggel. Als er den gleichen Weg in Richtung der Hauptgebäude, wie Amy kurz zuvor, einschlug, spürte er Macht in sich und Stolz. Sie waren alle nicht aus seiner Welt und doch fühlte er sich auf eine gewisse Art und Weise mit ihnen verbunden. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er in genau diesem Moment in seine alte Rolle zurückbefördert wurde: Er lief an der Spitze, hinter ihm siebenundzwanzig Schüler, die alle das gleiche Ziel hatten. Und er war ihr Anführer. Genau in diesem Moment hatte er wieder die gleiche Position wie in Hogwarts als Slytherinprinz. Fred und Gorge, die direkt hinter ihm liefen, hießen für diesen Moment nicht mehr Fred und Gorge, sondern wurden zu Crabbe und Goyle, wenn auch um einiges annehmbarer. Womöglich konnten diese Muggel seine Freunde zu Hause nicht ersetzen, doch sie konnten eine andere Gruppe von Freunden sein, die zu ihm gehörten. Soviel stand fest. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, donnerte Alfons los, noch bevor er seine Bürotür zugemacht hatte. Krachend viel sie ins Schloss. Amy erschrak. Sie stand vor dem Schreibtisch, mit dem Rücken zu ihm und gesenktem Kopf. "Was hast du dir dabei gedacht?“, wiederholte er noch einmal, nur etwas lauter. „Hast du eigentlich auch nur den Hauch einer Ahnung, von welchem Rang Draco ist? Von welchem Rang die Malfoys? Willst du mich ruinieren oder was?“, er plumpste auf seinen Sessel, das Gesicht schon fast lila vor Zorn. „Es war sein Idee…“, flüsterte sie. „Seine Idee? Es war seine Idee, dass du ihn geküsst has? Vor versammelter Mannschaft? Für wie blöd willst du mich eigentlich verkaufen? Niemand hat dich dazu gezwungen ihm an den Hals zu fallen.“ „Es war doch nur ein kleines Küsschen zum Dank…“ „Zum Dank? Bist du eine…“, er sprach das Wort nicht aus, aber sie wusste, was hätte kommen müssen. Das Wort „Hure“, war ihm nur im Halse stecken geblieben, weil er nicht wollte, dass seine Frau das hörte. Er sah zur Seite und versuchte sich zu beruhigen. „Es war sehr großzügig von ihm dir anzubieten, dass er dir reiten beibringt.“, meinte er und sein Gesicht bekam einen angewiderten Ausdruck. „Aber das du es gleich so ausnutzt. Du weißt ich habe dich sehr lieb.“ Amy schnaubte innerlich verächtlich. Davon spürte sie aber herzlich wenig. „Aber dieses Verhalten kann ich einfach nicht dulden. Die Malfoys sind eine Familie, an die DU niemals heran reichen wirst, junges Fräulein. Dich dann auch noch wie eine billige… Gespielin“, klasse Umschreibung! „aufzuführen bringt das Fass zum überlaufen. Wenn du deine Spielchen beim tanzen abziehst, bitte mach das, aber dich so beim reiten anzubieten, ist nicht mehr normal.“ Auch wenn Amy nicht ganz wusste, was er da eigentlich erzählte lies sie ihn einfach reden. Widerspruch war Zwecklos. Er vertraute auf Wera Cerberus. Warum auch immer, diese Frau war wirklich wie ihr Name klang: Die reinste Hölle! „Wenn das noch mal passiert, verstoße ich dich dieser Schule.“, stellte er klar. „Dann kannst du zusehen, was aus dir wird.“ „Ja, Vater.“ „Schulleiter.“ „Ja, Schulleiter.“ Er sah sie mit prüfenden, wütenden Blick an. „Geh. Ich will dich nicht mehr sehen.“ Sie drehte sich Wortlos herum und regte das Kinn stolz, als sie heraus Schritt. Sie wollte hier sowieso weg. Alles andere war ihr egal. Zumindest wollte sie weg von ihm. Vor ihrem Unfall, daran konnte sie sich noch erinnern, war er ein liebevoller Vater gewesen. Sie hatte mit ihm gelacht und gespielt, aber irgendwann kurz nach dem Unfall hatte es begonnen. Sie war nur noch ein ungeliebtes Kind für ihn. Den Grund kannte sie nicht. Die Einzige, die ihr bei der Sache Leid tat, war ihre Mutter. Sie wusste, dass sie zwar nach Außen hin immer stolz und distanziert wirkte, im Geheimen aber einsam und ängstlich war. Sie würde sie vermissen, ebenso wie ihre wahre Familie, ihre Freunde, aber nicht diesen… Teufel. Ja, da war die beste Beschreibung für ihn. Ihre Mutter sah sie schweigend an, als sie sich zu ihr hinter die Theke setzte. Sie machte gerade den Mund auf, um ihrer Tochter einige aufmunternden Wort zu sagen, als die Flügeltür aufflog und sich der siebte Jahrgang in den Raum presste. Draco an der Spitze. Ohne ein Wort zu verlieren ging er zu der Tür gegenüber zum Büro von Alfons und wollte es für die ganze Klasse öffnen, als er schon nach einem kleinen Spalt seinen Vater erblickte, der aus Kamin stieg. Sein Herz rutschte ihm förmlich in die Hose. „Ihr könnt da nicht alle rein.“, tadelte Amys Mutter. „Sollte noch Zeit für euch sein, dann könnt ihr mit durch.“ „Aber…“ „Nichts aber. Mr. Malfoy, bitte gehen sie weiter.“ „Wenn ich nicht klar komme, dann hole ich euch.“, meinte er noch zu Oliver und Malik. Die Beiden nickten ernst. Es fehlte nur noch, dass sie salutierten und Draco hätte sich wirklich wie der General einer ganzen Armee gefühlt. Unbeirrt und mit festem Schritt ging er in den Raum hinein. Sein Vater stand hinter Alfons am Fenster und drehte sich nur halb herum, als er den Raum betrat. „Setz dich bitte, Draco.“, sagte Alfons lächelnd und wies auf den Stuhl vor ihm. Als er platz genommen hatte, drehte sich auch Lucius herum. Eine Weile war es still, dann seufzte Alfons. „Ich muss mich bei euch beiden entschuldigen.“, meinte er dann nur. Draco glaubte seinen Ohren währen mit einem Fluch belegt. „Was meine Tochter getan hat, war unverantwortlich. Ich versichere euch, sollte so etwas noch mal vorkommen, fliegt sie von dieser Schule.“ „Verzeih mir, mein Freund.“, meinte Lucius. „Was ich jetzt sage fällt mir nicht leicht, Doch was hast du erwartet als du dich mit einer Muggel verbunden hast? Das du einen Sohn bekommst, der nach Hogwarts geht und nach Slytherin kommt? Ich hätte es dir gewünscht, doch es war abzusehen. Muggel sind einfach nichts wert. Deine Frau in allen Ehren. Wenigstens sie ist annehmbar.“ „Da magst du Recht haben.“ Draco schlug ein Bein über das andere, faltete die Hände im Schoß und regte das Kinn. „Darf ich erstmal erfahren, WAS Amy gemacht haben soll?“, fragte er und sah sie beide scharf an. Verwirrt blickten die Männer zu ihm. „Das weißt du doch. Unsittliche Berührungen, Küsse und wie ich gehört habe sogar verfängliche Bewegungen.“ „Quelle?“ „Ihre Reitlehrerin.“ „Ja, sie war alles andere als begeistert, als Amy auf mich gehört hat und zu mir aufs Pferd gestiegen ist.“, seine Lüge kam perfekt an. „Es gab keine unsittlichen Berührungen und auch keine Küsse. Vielleicht Bewegungen, aber die hat keiner von uns wirklich als Bewegungen wahrgenommen.“, er sah zu seinem Vater auf. „Ich habe ihr angeboten ihr reiten beizubringen und habe die gleiche Methode benutzt, wie du es bei mir getan hast, Vater.“, erklärte er. „Wirklich?“, es sollte eine Frage sein, doch hörte es sich typischer Weise immer an wie eine Feststellung. „Und warum hast du das getan?“ „Amy hat mir angeboten, dass sie mir Nachhilfe im Tanzen gibt und mir hilft, hier einiger maßen klar zu kommen, damit ich bald wieder verschwinden kann.“ „Zeugen?“, fragte Alfons. „Sagen sie ihrer Frau sie soll die Zeugen rein lassen.“, entgegnete er nur. Verwirrt drückte Alfons einen Knopf am Telefon und reichte die Bitte an Elenor im Empfangszimmer weiter. Gleich darauf ging auch diese Flügeltür auf und alle wollten gleichzeitig den Raum betreten. „Amy ist unschuldig, Sir.“, begannen die Zwillinge und bauten sich erneut hinter Draco auf, dem schon wieder ein selbstgefälliges Grinsen über die Lippen zuckte. Oh ja, sein Vater hatte allen Grund auf ihn stolz zu sein. Er war ein Meister darin, sich Freunde und Verbündete zu machen. Er war ja so ein Genie. „Ganz gleich, was Cerberus ihnen auch erzählt hat, es ist nicht war.“, Oliver stockte. „Verzeihung, ich meine natürlich Fräulein Cerberus.“ „Cerberus, ja?“, Lucius warf einen Blick auf seinen Freund. „Habe ich dir nicht schon in der Schule gesagt, dass du der nicht vertrauen sollst? Die würde ihre eigenen Eltern verschlingen um ewige Jugend zu bekommen.“ Alle kicherten, aber keiner ahnte, welche Wahrheit hinter diesen Worten steckte. „Amy“, rief Alfons und das Mädchen kam kurz darauf durch eine kleine Gasse auf den Schreibtisch zu. „Stimmt es, dass du Draco Nachhilfe im Tanzen geben willst und er dir im Gegenzug Reiten beibringt?“ Schnell sah das Mädchen zu dem Jungen auf dem Stuhl. Er sah zu ihre hoch, keine Gefühle im Blick ablesbar. „Ja, Direktor.“, sie hob den Blick zu ihm und reckte das Kinn. „Es gab keine zweideutigen Situationen zwischen euch?“ „Nein, Direktor.“ „Damit hättest du den wahren Schuldigen, Alfons. Ich schlage vor, dass du dich endlich von der Schlange verabschiedest.“ Wieder amüsiertes Glucksen im Raum. Der Schulleiter nickte. Er war erleichtert, dass seine Tochter doch nichts Falsches getan hatte. „Also dann.“, Lucius sah seinen Sohn an. „Wann wollt ihr beide üben?“ „Heute nach dem Abendessen.“ „Macht es dir etwas aus, Alfons, wenn Narzissa und ich heute erneut mit euch speisen? Ich möchte das sehen.“ Alfons nickte. „Ich bitte darum, Lucius.“ Dann wendete er sich an die Klasse. „Ihr dürft gehen. Verzeiht mein rüdes Verhalten.“ „Ach was, Sir, Turner, Sir.“, Malik grinste breit. „Das war doch selbstverständlich. Für Ihre Tochter tun wir einfach alles.“, ergänzte Oliver. Draco erhob sich. Als er sich herumdrehte machten die anderen ihm wieder Platz. Amy folgte ihm einfach. Die ganze Klasse löste sich nach und nach auf und schließlich schlossen sich wieder die großen Türen. „Tanzunterricht.“, Amy schüttelte den Kopf, als sie Stunden später im Klassenraum an ihrem Schreibtisch saßen und einen Geschäftsplan entwickelten. „Du kommst vielleicht auf Ideen.“ „Irgendwas musste ich mir ausdenken. Die dachten du wärst über mich hergefallen und hättest dir die Kleider vom Leib gerissen oder so was.“ Amys Ohren wurden rot, wie am Tag zuvor. „Na ganz klasse.“ „Zeit ist um. Gebt bitte alles ab.“, die Lehrerin kam die Tische entlang, gab die Punktezettel aus und nahm von jeder Gruppe eine Kopie der Pläne mit. „Ich muss noch zu meiner Mutter. Wir treffen uns um sieben in der Festhalle, ja? Für deine Nachhilfestunde. Immerhin müssen wir ja den Schein wahren.“ Er grinste. „Gut, machen wir es so.“ Sie nickte und drehte sich dann herum. „Hallo, Casanova!“, die Zwillinge fielen ihn von hinten an. „Hab ich euch nicht gesagt, dass ihr das lassen sollt?“, fragte er genervt. „Und hast du nicht gemerkt…“, begann Oliver. „Dass der einzige…“, machte Malik weiter. „Der uns aufhalten kann, Amy ist?“ „Und jetzt sieh dich mal um!“ Zwangsweise machte Draco das. „Amy ist nicht da!“, stellten die Zwillinge belustigt fest. „Also, nun zu unserer eigentlichen Frage: Kommst du mit schwimmen?“ Draco überlegte kurz. „Nein.“ „Was? Du bist jetzt schon drei Tage hier, es ist brütend heiß und du gehst nicht baden?“ „Doch, aber unter der Dusche. Jetzt muss ich erstmal was anderes erledigen.“ „Na schön, wenn du meinst...“, Oliver zuckte die Schultern. „Amüsieren wir uns eben alleine.“ Schnatternd und gackernd gingen die anderen dreizehn Mädchen ihres Jahrganges an ihnen vorbei. „Hey, Mädels, wartet!“, riefen sie und sprinteten hinterher. Blaise hat sich verwandelt und Klonen lassen. Jetzt war er hinter das Geheimnis gekommen. Das wurde ihm schlagartig klar, als Beide die Arme um jeweils zwei Mädchen legten und lachend mit ihnen zum Klassenhaus zurückgingen. Draco wollte deswegen nicht mit, weil er etwas Zeit für sich brauchte. Irgendwie verstand er sich selber nicht. Vor zweiundsiebzig Stunden hatte er sie alle noch gehasst und sie ihn auch. Und jetzt benahmen sich die Zwillinge, als hätten sie einen dritten Bruder und mit Amy verstand er sich auch auf einmal. Lag das vielleicht am Zaubertrank? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es gut tat irgendwo dazuzugehören. Er würde sie irgendwann alle wieder verlassen, natürlich, aber fürs Erste gefiel es ihm hier ganz gut. Mittlerweile. Er sah Melodie hinterher, die ihre wunderschönen Locken über die Schulter warf. Er sah ihr Profil, wie sie ausgiebig lachte und konnte den Ton in seinem Kopf hören. Na ja, eigentlich war es der Klang von Amys Lachen. Sie war wirklich unglaublich. Zu schade, dass sie nicht in seine Welt passte. Auch wenn sie sich ständig gestritten hatten und jetzt immer noch gewisse Distanz hielten, wusste er doch, dass sie eine Freundin war, wie man sie sich wünschte - Hilfsbereit und ehrlich und treu. Entgegengesetzt seiner anfänglichen Überlegungen glaubte er jetzt nicht mehr daran, dass sie eine Gryffindor gewesen währe. Sie ist das, was der sprechende Hut am Anfang seiner Schulzeit meinte mit „wahre Freunde“. Gab es nicht eine Möglichkeit sie immer noch zur Hexe zu machen? Er verwarf den Gedanken. Es währe ein zu großer Zufall, wenn ausgerechnet dieser Unfall für die Behinderung verantwortlich währe. Er sollte aufhören sich an diese Möglichkeit zu klammern. Moment, wieso beschäftigte ihn das eigentlich so, dass sie keine Kräfte hatte? Er dachte nach und erinnert sich wieder daran, wie Amy das erste Mal in seiner Gegenwart gelacht hatte und wie lieb sie zu ihm gewesen war und auch an diese Schlagfertigkeit, die sie an den Tag legen konnte, wenn sie Lust drauf hatte. Aber sein Vater fände es sicher nicht so prickelnd, wenn er weiterhin Kontakt zu ihr haben würde. Er würde ihn vermutlich auch noch glatt enterben und zu Hause raus schmeißen. Na schönen Dank aber auch. So enden wie die Weasleys wollte er eigentlich nicht. Würde ihn Amy aufnehmen, wenn so was passieren würde? Mit Sicherheit. Dieses Mädchen war ein Engel… Zumindest gegenüber ihren Freunden, ansonsten war sie das Grauen. Er lächelte, als er an ihre erste Begegnung dachte. Sie sah so verstopft aus mit den perfekt sitzenden Klamotten und dem harten Blick, aber eigentlich war sie eine kleine schnurrende Katze. Komisch, auf welche Vergleiche er doch kam. Ehe er noch vollends in Gelächter ausbrach ging er lieber in sein Zimmer, holte einige Sachen, ging Duschen und zog sich für das Abendessen an. Amy saß wieder nicht mit ihnen am Essenstisch, stellte Draco kurz vor sechs fest, als er die Wohnung des Direktors betrat. Eleonor saß in einem hellblauen Kleid auf ihrem Platz und streichelte eine Katze auf ihrem Schoß, scheinbar war sie völlig in Gedanken versunken. Die Väter unterhielten sich, Narzissa saß ebenfalls am Tisch und sah ihm stolz entgegen. „Da ist er ja.“, so begrüßte sie ihn heute und erhob sich schnell um zu ihm zu eilen. Er ließ sich einen Kuss auf die Wange verpassen und hängte sein Jackett über die Stuhllehne. Als er sich seine Krawatte zu recht rücken wollte, fiel ihm auf, dass die immer noch auf seinem Bett lag. Nun ja, zu spät war zu spät, aber wenigstens war das Hemd vernünftig zugeknöpft. Er fingerte an den Manschettenknöpfen, als er zu den anderen ging. „Isst Amy nicht mit?“, fragte er. Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte nur mit euch essen.“ Der Junge verkniff sich jegliche Bemerkung über seine Frau, die auch noch da war, doch sagen musste er auch nichts. Elenor stand mit einem mal auf, die Katze auf dem Arm, und verließ die Wohnung. Keiner schien Notiz davon zu nehmen. Draco starrte aus dem Fenster und fummelte weiter an den Knöpfen herum. Schade eigentlich. Er hatte auf Amys Gesellschaft gehofft. Dann hätte er sich mit jemandem Unterhalten können, während die Eltern laberten. Er seufzte innerlich. Na ja, was soll’s, er würde sie schon noch früh genug sehen. Sie setzten sich auf genau die Plätze, die sie schon einige Abende zuvor eingenommen hatten, nur das heute Abend zwei frei blieben. Er hört nicht zu, was die anderen sagten und sah nur immer wieder auf seine Uhr. Halb sieben. Sechs Uhr fünfunddreißig. Zwanzig vor… Die Zeit schien einfach nicht zu vergehen. Er wollte endlich in diesen Festsaal. Warum dem so war, erklärte er sich damit, dass er das Ganze endlich hinter sich bringen wollte, aber irgendwas sagte ihm, dass die Antwort nicht zufrieden stellend war. Dreiviertel sieben. Komm schon, nur noch fünfzehn Minuten. zehn… neun… Was? Noch neun Minuten? Es waren doch mindestens zehn vergangen… acht… sieben… Welcher Idiot hatte eigentlich gemacht, dass sie Zeit so langsam verstrich? Er wurde immer kribbeliger. Er wollte los… sechs… sechs… Immer noch sechs! Irgendjemand (vermutlich der Autor) war mehr als nur gegen ihn, das konnte doch nicht mit rechten Dingen zu gehen! Fünf… Sein Herz machte einen Sprung. Endlich. Er konnte gehen, ohne, dass es auffiel, dass er schnell zu der Nachhilfestunde wollte. Sein rechtes Bein begann vor Aufregung zu zittern und er fühlte sich merkwürdig frei in der Bauchgegend. War das wirklich nur wegen dem Tanzen? Als Draco sich erhob schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Sah es vielleicht so aus als wollte er sie ganz schnell wiedersehen, wenn er jetzt schon ging? Nicht, dass das so war, aber die Gefahr konnte doch bestehen, oder? „Wohin willst du?“, fragte Narzissa. „Ich bin mit Amy um sieben im Festsaal verabredet.“ „Wir kommen auch gleich.“, meinte Lucius. „Wir müssen nur noch etwas klären.“ „Ja, Vater.“, damit ging Draco. Er versuchte nicht zu überstürzt zu wirken, als er die Wohnung verließ. „Viel Spaß, Amy.“, hörte er eine Stimme in der Eingangshalle und warf einen Blick über die Brüstung. Sein Jahrgang verabschiedete sich gerade und verschwand durch das Tor. Nur Amy und ihre Mutter standen noch dort unten. Sie rieb ihrer Tochter über die Oberarme und sagte etwas mit gedämpfter Stimme zu ihr. Nur ein leises Wispern konnte er hören. Gerade überlegte er sich, dass er noch warten sollte - es sollte nicht so aussehen als hätte er es so eilig zu ihr zu kommen, was natürlich nicht so war, wie ja alle wissen (Wenn man es sich lange genug einredet glaubt man daran) - als er einen besseren Blick auf Amy erhaschte. Sie hatte eine andere Frisur. Nicht ihren üblichen Zopf. Sie trug die Haare fast offen, außer einigen vorderen Strähnen, die nach hinten gefasst waren. Das Kleid, das sie trug war schwarz, glänzte aber merkwürdig grün im Licht. Absatz trug sie auch, den Geräuschen nach zu urteilen. Hatte sie sich etwas schick gemacht? Extra nur für ihn? Er spürte wie sein Gesicht warm wurde. Oh Gott, nein, mach, dass das nicht wahr war. Eine schreckliche Ahnung quoll in ihm auf. „Vertraue mir. Diese Bagage steht nur auf eine Farbe und das ist schwarz.“, meinte ihre Mutter zum wiederholten Male, als sie sich bei ihr untergehakt hatte und zusammen zu dem Festsaal spazierten. „Magst du mir nicht endlich erklären, was du mit "Bagage" meinst?“ „Ich meine deinen Vater und seine Freunde. Einschließlich Draco.“ Amy senkte den Blick. „Mach dir nicht zu große Hoffnungen, Kind.“, meinte sie plötzlich. Amy seufzte. Ihre Mutter hatte den Verstand verloren. Seit diesem Nachmittag quatschte sie sie schon zu, dass sie sich keine Hoffnungen machen soll. Als würde sie sich etwas aus Draco machen. Nein, hier ging es einzig und allein um die Präsentation und Ehre ihres Vaters. „Mutter, ich habe Vater enttäuscht. Und auch wenn ich ihn nicht leiden kann…“ „Rede nicht so von ihm!“ „…möchte ich doch dir gefallen und dir kann ich nur gefallen wenn ich mir wenigstens Mühe gebe, ihm zu gefallen.“ „Ach Schatz.“, sie blieben stehen. „Du bist meine Tochter und ich liebe dich, so wie du bist. Auch ohne, dass du schwarze Kleider trägst.“, sie liefen weiter. „Ich meinte auch eigentlich Draco.“ „Warum sollte ich mir bei dem bitte Hoffnungen machen? Mittlerweile ist er ganz nett, ja, aber nur wenn wir nach seiner Pfeife tanzen. Ansonsten ist er ungehobelt, eingebildet und arrogant wie ein Käsekuchen.“ Elenor lachte los. Diese unsinnigen Vergleiche hatte sie immer an ihrer Tochter geliebt. Alles was sie sagte - war es auch noch so verletzend - wurde dadurch abgeschwächt und klang schon beinahe lächerlich. „Ich sehe es dir an, mein Schatz. Bitte, verlier dich nicht selbst bei dieser Aktion, ja? Draco gehört zu einer Familie, die wahnsinnig rassistisch denkt.“ „In wiefern?“ „Das soll dir dein Vater erklären, dafür bin ich nicht zuständig.“ Amy zuckte die Schulter. „Rassistisch hip oder hop. Ich weiß nicht was sie kritisieren sollen an mir. Ich bin Engländer wie sie, habe bleiche Haut wie sie, keine Religion die sie verachten können… Das klammert doch eigentlich schon alles aus, oder?“ Elenor schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Aber bitte, lass uns lieber für eure Nachhilfestunde alles vorbereiten.“, die Frau schloss die Halle auf. „Mutter, warum hast du eigentlich mit uns gegessen?“ „Dein Vater meinte, er wolle alleine mit den Malfoys essen, als Draco gefragt hat, wo du bist. Also bin ich auch gegangen.“ „Er hat nach mir gefragt?“ „Nun werde nicht gleich rot, Kind.“ Die Diskokugel über ihnen ging kreiselnd an und warf kleine Lichtpünktchen in alle Ecken des Raumes. Die Sekretärin lief zur Anlage und sah sich einige CDs an. Amy machte die Kugel hoch über ihrem Kopf aus und schaltete das einfache Deckenlicht an, als ihre Mutter protestierte: „Ich hab die nicht umsonst angemacht. Ich liebe diese Kugel! Mach sie wieder an und höchstens noch die gelben Scheinwerfer.“ „Ja, ja, denk an dein Herz.“ Sie stellte wieder alles um und machte sich auf den Weg zu ihrer Mutter, als die Tür aufging und Draco herein kam. Er schloss sie hinter sich und stapfte dann mit eben jenem vollkommen neutralem Gesicht auf sie zu, das er immer an den Tag legte. „Kann’s los gehen?“, fragte er desinteressiert. Amy seufzte. Man, wieso hörte sie eigentlich nie auf ihre Mutter? Sie hätte eine Hose anziehen sollen, einfache, abgelatschte Turnschuhe und ein viel zu großes T-Shirt. Eine Änderung in seiner Reaktion hätte es eh nicht gegeben. Aber gut, das hier war nicht für ihn, sondern für ihren Vater. „Ja, kann es. Mutter, lass uns mit dem Walzer beginnen.“, Draco sah hinüber zu der Anlage. Die Frau hatte er vorher gar nicht bemerkt. Er war zu gefesselt gewesen. Von nahem sah sie wirklich wunderschön aus. Gerade so konnte er seine Hand noch zurück halten, ehe sie zum Streich ausholte und ihm deftig eine pfefferte, damit er wieder zu Verstand kam. „Den kann ich.“, meinte er und sah wieder zu Amy hinunter. „Dann können wir ihn ja zum aufwärmen benutzen.“, meinte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zögerte kurz, dann legte er die Hand auf den unteren Bogen ihrer Wirbelsäule und nahm ihre Hand. „Nicht so schlaff, Draco, etwas mehr Körperspannung bitte.“ Das Schlimmste: jetzt hörte er in jedem Satz auch noch Zweideutigkeit raus. Er seufzte, als sie seine Hand nahm und ihren ganzen Rücken wieder hinauf gleiten ließ, direkt zu dem Schulterblatt. „Ellenbogen nach oben.“, sprach sie sanft und drückte ihn sanft in die korrekt Position, dass sie ihren Arm darauf ablegen konnte. Er überlegte gerade, ob er sie so auch woanders hinführen konnte, als durch diesen Raum, ertönte die Musik und ihr Kopf nickte leicht im Takt. So machte er einfach den ersten Schritt und zog sie mit sich. Sie folgte. Gut, also woanders konnte er schon mal mit ihr hin, wenn die Tür offen stehen würde. Aber wohin nur? Moment mal, wieso dachte er darüber eigentlich nach? Draco und Amy blendeten beide alles aus, was um sie herum passierte und was sie eigentlich gerade taten und verloren sich in ihren eigenen Gedanken. Den Rest stellten sie auf Autopilot um. Sie merkten nicht mal, dass die Tür aufging und Alfons, sowie Dracos Familie herein kamen. „Wer ist verantwortlich für diese Schummerbeleuchtung?“, donnerte Alfons, kam aber nicht wirklich gegen die Musik an. „Ich.“, bestimmte Elenor schroff. „Ich liebe die Discokugel. Was dagegen?“ Grummelnd setzte er sich neben Lucius, der die Hand seiner Frau genommen hatte und sah den beiden Tanzenden nur zu. Ihre Augen sind fast gelb., stellte Draco in dem Moment fest. Fast schon eine unnatürliche Farbe. Takt hat er., ging Amy in Gedanken diese Stunde durch. Sie versuchte haargenau bei den Gedanken zu bleiben, die nützlich für dieses Unterfangen hier waren. Das Lied endete und dank des Autopilots taten sie einfach das übliche, ohne gleich weiter zu machen, eine Verbeugung des Herren, ein Knicks der Dame. Dann waren sie wieder in der Realität. „Na schön, also die leichtesten Sachen sind noch Rumba und Chachacha.“, meinte sie nur und lies seine Augen mit ihren nicht los. Er schon. Sein Blick heftete sich plötzlich auf ihre feucht glänzende Lippen. Wieso betrachtete er sie überhaupt gerade so genau? „Es sind beides fast die gleichen Bewegungen. Mutter, als erstes bitte den Chachacha.“ Elenor grinste und legte eine andere CD ein. Draco lies sie nicht aus den Augen, als sie sich neben ihn stellte. Sie setzte den rechten Fuß nach rechts, setzte den linken vor den rechten, das ganze wieder zurück, machte kleine schnelle, fast schon gesprungene Schritte in seine Richtung und setzte nach einer kaum merklichen Pause den rechten Fuß hinter den linken und vollführte das ganze wieder in die andere Richtung. „Seit, Schritt, Platz, Chacha“, sagte sie zu jedem Schritt. Es war ihm schwer gefallen seinen Blick auf ihre Füße zu richten, doch er schaffte es, indem er sich einfach damit tröstete, dass er wieder hochgucken durfte, wenn er es drauf hatte. Sie zählte in diesen Worten den Takt, als sie ihm die Schrittfolge zeigte. Auf einmal ging Musik an, praktischer Weise passte sie sofort zum Takt. Als er das Gefühl hatte, dass er sicherer wurde, griff sie nach seiner Hand. „Nicht aufhören.“ Schon wieder so ein zweideutiger Satz von ihr. Er fluchte innerlich und hoffte, sein Körper würde die Reaktion auf sie verdrängen, bis er in seinem Bett lag, die Tür abgeschlossen war und er noch einmal den Tag Revue passieren lassen würde. Als sie sich, ohne den Takt zu verlieren vor ihn drehte und seine Bewegungen parallel machte sah er wieder hoch, doch ihre Augen waren stur auf den Boden gerichtet. Sie nahm seine Hände und sah nun grinsend hoch. „Klappt doch.“, meinte sie. „Es ist ungewohnt.“, gab er zu. Sie lachte, drehte sich im Kreis und nahm sofort wieder den Takt an. Sie legte in der typischen Art wieder ihre Hand auf seine Schulter. Da er seinen Autopiloten weiter laufen lief, damit er sich dem Kopfrechnen hingeben konnte, schlang er einfach wieder den Arm um sie, erneut einige Zentimeter zu tief und tapste weiter auf dem Parkett herum. Die Musik verstummte und Amy wollte gerade mit ihrem Satz beginnen, als Lucius aufstand und auf sich aufmerksam machte. „Nun, ich denke ich habe genug gesehen.“, meinte er und wandte sich an Alfons. „Ich überlasse meinen Sohn dann wieder ganz vertrauensvoll dir.“ Alfons, der mit ihm aufgestanden war, nickte nur. „Komm, Narzissa, meine Liebe.“, die angesprochene Frau hakte sich bei ihrem Gatten unter und zusammen verließen sie das Haus. Elenor, am Arm ihres Mannes, folgte. Alleine, Dieses Wort kreiste in Amys Gedanken. Sie sah hoch zu Draco, der eindeutig das Gleiche im Kopf hatte. Sie grinste breit. „Gerettet, hm? Gerade noch mal so.“ Er nickte nur als Antwort und lies sie los, als sie sich von ihm löste. „Hör mal, Malfoy, ich wollte dir danken, dafür, dass du meinem Vater gesagt hast, dass ich dich nicht geküsst hätte.“ Dracos Herz flimmerte. Geküsst? Sie hatte ihn geküsst? Warum konnte er sich daran nicht erinnern? Dann fiel es ihm wieder ein. „Ach, das, ja, schon in Ordnung. Deine Leute haben mich dazu gezwungen.“ Sie lächelte wissend. „Nein, das haben sie nicht.“, sie zog ihn mit sich hinüber zu der Anlage und schaltete sie endlich aus. Als es still in dem Raum wurde griff sie nach etwas, das bis eben noch auf dem Tresen vor dem Plattenspieler gelegen hatte. Sie atmete einmal tief durch, dann sah sie wieder hoch. „Siehst du, als du hier angekommen bist, da konntest du uns nicht leiden und wir haben dich verabscheut…“, zählte sie auf. „aber, korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege…“ Verdammt ja! Ja sie lag falsch! In dem falschen Bett! Wieso zum Henker war hier überall Zweideutigkeit zu sehen? „…aber wir glauben, dass sich das geändert hat. Was du in den letzten Stunden für uns getan hast hat uns wirklich alle tief beeindruckt.“, sie senkte den Blick. Draco wollte ihn wieder heben, traute es sich aber nicht. „Am Anfang der ersten Klasse wird ein Vertrauensschüler des Jahrgangs vom Schulleiter bestimmt.“, erklärte sie. „Der agiert die ganzen sieben Jahre, die man hier ist. Für gewöhnlich tragen sie immer kleine, silberne Anstecker, aber ich habe das nur das erste Jahr gemacht. Wieso sollte ich das auch weiterhin tun? Es wissen doch alle wer oder was ich bin. Wie auch immer. Jedenfalls hat der Vertrauensschüler das Recht sich einen Zweiten aus dem Jahrgang zu suchen, der mit ihm zusammen arbeitet. Ich habe mit den anderen geredet und wir sind der Meinung, dass du diesen Sommer über dieser jemand sein solltest .“ Draco fielen fast die Augen aus dem Kopf. Mit offenem Mund starrte er sie an, als sie den Kopf hob. „Nun guck nicht so!“, meinte sie lachend. Sie hob eine Brosche hoch, die das Schulwappen darstellte: Ein aufgebäumtes Pferd. „Ich glaube du weißt, wieso ich das Ding nie getragen habe.“, meinte sie grinsend. „Ja ich kann es mir vorstellen.“ Sie lächelte und richtete den Blick auf sein Hemd. Feierlich, auch wenn nur sie beide hier waren, steckte sie ihm das Symbol in Brusthöhe an. Dann nahm sie ein Zweites. „Und für dich trage ich das dann auch wieder.“, meinte sie grinsend. Wortlos nahm er es ihr aus der Hand und öffnete die Nadel. Zwanghaft versuchte er nicht in ihren Ausschnitt zu starren, als er nach einem geeigneten Platz für es suchte und pinnte es schließlich einfach an dem Träger an. Dann sahen sie sich wieder an. Amy begann zu lächeln. „Ach egal, komm her du…“, sie legte ihm einfach beide Arme um den Hals und umarmte ihn so. Draco war vollkommen perplex, ließ es aber geschehen und legte den Kopf auf ihre Schulter, während seine Arme um sie fuhren. „Willkommen in der Familie, du großer, blöder, Holzkopf.“, flüsterte sie in sein Ohr. „Danke, Hüpfdole.“ Sie lachten leise. Kapitel 7: 17 Jahre - Der schönste Geburtstag --------------------------------------------- Draco öffnete die Tür und lies Amy als Erste in den Gemeinschaftsraum ihrer Klasse treten. „Hey“, gröhlte Bastian los, ein dunkelhäutiger Junge, der bei den Zwillingen saß. „Da sind sie ja!“ „Und seht mal wie stolz der Dicke grinst als Vertrauensschüler.“ „Ja ich hoffe, das steigt ihm nicht zu Kopf!“, lachte Amy und ließ sich auf ihren Stammsessel plumpsen. „Quatsch, an meiner Schule bin ich auch Vertrauensschüler.“, erklärte er ihnen und machte eine abwehrende Handbewegung. „Ja und was dabei raus kam, haben wir ja gesehen.“ „Wir kriegen sicher Morddrohungen, wenn er da wieder auftaucht!“ Wieder lachten alle los. „Komm, Malfoy, setz dich zu uns.“, Amy nahm ein Kissen, an dem sie eben noch gelehnt hatte und warf es zwischen Bastian und Elisabeth auf den Boden. Er folgte der Aufforderung einfach. Es widerstrebte ihm zwar, sich auf den Boden zu setzen, aber würde er sich einen der freien Sessel nehmen, währe er außerhalb ihres Kreises. „Wie ist es an deiner Schule denn so?“, fragte eines der Mädchen und sah ihn gespannt an. Er überlegte eine Weile, was er sagen sollte, dann meinte er schlicht: „Anders.“ Wieder lachten alle. „Komm schon, etwas genauer bitte.“ Er grinste nachdenklich und beugte sich etwas vor. „Also, wir bekommen Punkte für gute Leistungen und Punktabzug für Vergehen.“, er überlegte. „Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich erzählen soll. Es ist ein riesiges Gelände wie das hier. Ein großes Schloss, Schulgarten, Gewächshäuser und einen riesigen Wald. Es ist aber verboten ihn zu betreten.“ „Wieso das?“ Draco zuckte die Schulter. „Keine Ahnung, ich schätze er ist einfach so groß, dass man schnell die Orientierung verliert. Es ist ja nicht so, als könnte man sagen: an der nächsten Eiche links.“ die Umsitzenden brachen erneut in Gelächter aus. Das gefiel im. „Jedenfalls besteht ein Jahrgang bei uns nicht nur aus knapp dreißig man, sondern wesentlich mehr. Meiner besteht aus vierzig Leuten. Die Jahrgänge werden dann unter sich noch mal in sogenannte Häuser gegliedert - Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin und Gryffindor. Wo man schläft ist von der Einteilung abhängig.“ „Und in welchem bist du?“ „Slytherin.“ „Ausgerechnet der gruseligste Name.“, Caro schüttelte sich. „Ja? Also mir gefällt er.“, gestand Amy. Das wunderte ihn nicht im Geringsten. Auf einmal grinsten die Zwillinge los und sahen sich an. „Hast du auch die gleiche Idee wie ich, Malik.“ „Wenn du die gleich wie ich hast, Oli.“ „Wir sind ja solche Genies.“, sagten sie gemeinsam und sprangen auf. „Flur eins ist ab jetzt Slytherin! Draco, Amy, Oli, Ich, Bastian, Martina, Sharon und Betty.“ „Flur zwei heißt Ravenclaw! Melodie, Elisabeth, Maik, Garry, Alex, Katharina und Luis“ „Flur drei wird Gryffindor sein! Saskia, Lisa, Marvin, Leonard, Paula, Paul und Henry“ „And last but not least: Hufflepuff: Caro, Mila, Clara, Helen, Christian, Robert und Julius.“ Der Rest des Jahrganges sah die beiden einfach nur groß an, während sie sich gegenseitig für diese Idee beglückwünschten. „Malfoy, würde es dir denn helfen, uns ein wenig besser zu akzeptieren?“, fragte Amy ungläubig. „Na ja, es herrscht große Rivalität zwischen den Häusern. Vor allem bei Gryffindor und Slytherin.“, erklärte er einfach nur. „Ich denke wenn wir das durchziehen, dann habe ich am Ende der Ferien Realitätsverlust…“ „Ein Grund mehr das zu machen!“, riefen Oliver und Malik, die nur noch mehr Begeisterung für die Idee hegten. Alle starrten auf einmal Amy an. Hilflos sah sie in die Runde, dann seufzte sie. „Fragt Malfoy, ich kenn mich da nicht aus.“, mir einer Handbewegung schob sie alle Blicke zu ihm hinüber. Er zögerte. „Wenn es euch glücklich macht…“, meinte er schließlich. Die Zwillinge hüpften auf und ab und umklammerten sich fest, was die anderen wieder zum lachen brachte. So hatte Draco es also geschafft sein eigenes kleines Hogwarts zu kreieren. Etwas seltsam, da alle Häuser den gleichen Aufenthaltsraum hatten und sie beim schlafen nur durch ein bis drei Etagen getrennt voneinander waren, die mit Leichtigkeit überwunden werden konnten, aber immerhin... „Na schön, ich gehe schlafen.“, stellte Amy fest und erhob sich mit einem Ruck. „Wir auch“, stimmten einige Mädchen im Chor zu und folgten ihr zur Treppe. Irgendwie belustigend, wenn man sich jetzt vorstellen würde, dass sie wirklich zu Slytherin gehören würde und ihr Hufflepuffs, Ravenclawas, aber vor allem die drei Gryffindors gefolgt sind… Draco stand ebenfalls auf. Es war ein langer Tag und er wollte auch endlich seine wohl verdiente Ruhe im Schlaf wieder finden. Gähnend fand sich die Klasse am Vormittag im Schulgarten wieder. Warum hatten sie nur nicht daran gedacht, dass sie heute Pflanzenkunde hatten? Das Fach war ein Tick ihres Schulleiters, aber alles andere als Lustig. Blumen umtopfen, Heilkräuter lernen und so weiter und so fort. Heute war das Pflanzen von Bäumen an der Reihe. Miesepetrig hoben die Zwillinge ein Loch aus und beratschlagten, in wiefern das eigentlich mit ihrer Zukunft zu tun hatte. Außer Draco wusste natürlich keiner, dass es einen gewissen Hintergrund gab und der nannte sich "Kräuterkunde". Während er dabei zusah, wie Amy einen jungen Baum in sein Loch stellte, sah er Oliver und Malik dabei zu, wie sie bei dem kläglichen versuch ihres auszuheben, es doch immer nur wieder zuschütteten. „Jetzt reicht es.“, Oliver nahm seinen Spaten und ging einige Meter weiter weg, wo er ihn kurzer Hand in den Rasen rammte. „Gibst du schon auf?“, fragte Malik. „Nein, ich mach es mir nur leichter.“, erklärte er, ging zu seinem Loch, stellte sich breitbeinig darüber und bückte sich. Als er begann wie ein Hund zu buddeln und seine Hintermänner einsaute, musste Draco grinsen. Diese Idee hätte genauso gut von Crabbe oder Goyle stammen können, so beknackt wie sie war. Obwohl… vielleicht eher die Weasleys… Ach quatsch! Die beiden beschmierten, natürlich nur unbewusst, keine ihrer Slytherin mit Dreck. Als sie die Reihe gebildet hatten waren sie die hinteren gewesen. Klar, einige von den anderen standen hier auch bei ihnen rum, aber Fakt war, dass nicht einer der „Slytherin“ den matsch abbekam. Als Amy anfing zu lachen zog sie seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie hockte auf dem Boden, den langen Schutzmantel über ihre Schuluniform gezogen, und lachte ausgelassen. Er kniete sich zu ihr hinunter und schob die Erde um die Wurzel des Gewächses. Als Oli wieder aufhörte mit dem Mist und die Jungs ihren Baum pflanzten, half Amy auch wieder mit. Sie klopften die Erde rund herum fest. „So ein Fach gibt es an meiner Schule auch. Nennt sich aber Kräuterkunde.“, erklärte Draco. „Daher hat Vater vermutlich diese fixe Idee. Er war ja auch auf der Schule.“ Draco nickte. „Fertig.“, meinte er schließlich. „Ach, übrigens, alles Gute zum Geburtstag.“ „Woher weißt du das?“ „Haben mir die anderen gestern beim reiten gesteckt.“ Sie nickte. „Also dann, Ihre Stunde ist beendet.“, rief der Gärtner, der sie dazu angestiftet hatte den Boden zu durchwühlen wie Maulwürfe und die Bäume zu pflanzen. Amy zog sich die Handschuhe aus, kratzte sich kurz an der Stirn und nahm dann auch den Mantel ab. „Mich hat irgendwas gestochen…“, murmelte sie. „Hör auf zu heulen und komm. Das essen wird sonst kalt.“ „Dann müssen die es eben wieder für mich warm machen.“, Amy sprang förmlich hinter den anderen Mädchen her. Draco sah ihr nach. Sie haben kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt, seit sie ihm zum zweiten Vertrauensschüler gemacht hatte. Er sah auf das Abzeichen herab. Trügerischer Stolz durchflutete ihn. Und eine Vorahnung, dass das hier alles nur eine falsche Idylle war. Irgendwas würde passieren. Früher oder später. Als er den Jungs zum Haupthaus folgte, schwieg er und dachte nach. Es war Donnerstag. Fast eine Woche war geschafft, sieben weitere lagen vor ihm, da konnte noch vieles passieren. Er setzte sich an einen der vier Tische, den ihr Jahrgang immer einnahm und damit wieder zu Amy. „Was haben wir heute noch?“ „Tanzen.“, meinte Malik und Oli machte eine Bewegung als hätte er eine Imaginäre Partnerin in den Armen. „Ah, Gut, da muss ich ja nicht mitmachen. Du hast ja nur so getan als währst du verletzt.“ „Dann tu ich eben noch mal so.“ Als er einen gequälten Blick aufsetzte und sich das Bein hielt lachten sie. Der Nachmittag verlief auch ohne Zwischenfälle. So viel Glück konnte hier doch gar nicht herrschen, oder? Draco war sich nicht ganz sicher, doch normal war das alles definitiv nicht. Aber gut, vielleicht gab sich der Jahrgang auch nur besonders viel Mühe für Amy. Ihre Eltern hatten ihr nicht zum Geburtstag gratuliert. Gut, aus der Klasse, abgesehen von ihm, auch noch keiner, sie taten scheinbar so als hätten sie es vergessen, aber das mit Mr. und Mrs. Turner war nun doch etwas sehr hart. Ach nein, stimmt ja gar nicht, da kam ja was heute morgen. Eine potthässliche Geburtstagskarte, auf der ihre Mutter einen Gruß geschrieben hatte. Ihr Vater hatte nur unliebsam unterschrieben, so wie er es auch tat, wenn er Verträge oder ähnliches abschloss. Bei dem Abendessen saßen sie wie immer nur da, in ihren vier Grüppchen, und unterhielten sich über belangloses Zeug. Er selbst ging nach oben und tat das gleiche mit dem Direktor. Da er sich mit Amy etwas früher verabredet hatte ging er von dort auch früher weg und hampelte dann noch ein wenig in Rumbaschritten durch den Festsaal. Als die Musik zu fünften Mal ausging, blieb auch Amy stehen und die Zeit hielt mit ihr zusammen an. Nachdenklich sah Draco auf ihren braunen Haarschopf. Moment, was war heute noch mal alles passiert? Irgendwie war er den ganzen Tag nicht wirklich anwesend gewesen. Oder hatte sie ihn gerade angesprochen? Er hatte gar nicht aufgepasst. „Es ist komisch.“, flüsterte sie auf einmal und es hörte sich an wie ein Schrei in der Stille. „Was meinst du?“, fragte er einfach. Sie schwieg und griff stattdessen nach seinem rechten Arm. „Abgesehen von dir scheinen mich alle vergessen zu haben.“, erklärte sie und öffnete die Manschettenknöpfe. Wortlos krempelte sie die Ärmel hoch. Sie brauchte einfach etwas, womit sie sich beschäftigen konnte. Quasie eine Ablenkung. „Als du hier angekommen bist habe ich dich gehasst. Gleich als ich deine komischen Haare gesehen habe.“, sie grinste, langte hoch und schupste eine Strähne seiner Haare in der Gegend herum. Er lies sie gewähren. „Danke gleichfalls.“, stellte er nur fest. Sie nahm die Hand wieder herunter und griff nach seinem linken Arm. Instinktiv zog er ihn zurück. Verwundert sah sie ihn an. „Vater hat Respekt vor dir.“, stellte sie fest. „Er sieht dich an, als hätte er gerne dich als Kind und nicht mich. Woran liegt das? Weil du ein Junge bist?“, fragte sie und griff dabei unauffällig wieder nach seinem Arm. „Lass das bitte.“, stellte er nur fest. „Ich habe nicht vor dir die Pulsadern aufzuschlitzen.“ „Ich möchte trotzdem nicht, dass du an diesem Ärmel herumfummelst.“ „Aber bei dem war es doch auch egal.“, sie zeigte auf den Rechten. Trotzdem lies sie ihn los. Es war närrisch von ihm. Für das dunkle Mal, dass sich unter dem weißen Stoff des Uniformhemdes verbarg brauchte er sich gewiss nicht zu schämen, aber aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass sie es sah. „Wenn du weißt, was du richtig machst, obwohl er dich nicht kennt, dann sag es mir.“, plötzlich sah sie ihn flehend an. „Vater kann mich nicht leiden und ich weiß nicht was ich falsch mache. Ich versuche ihm zu gefallen, aber ich schaff es einfach nicht.“ „Gib es auf.“, schlug er vor und blickte direkt zurück. In ihrem Blick lag tiefe Verletzlichkeit, als sie sich herum drehte und zu den Stühlen ging. Hatte er was Falsches gesagt? Er hatte doch nur ihre Frage beantwortet. Gut, vielleicht war es etwas hart das so direkt zu sagen, aber wie konnte man das denn auch anders ausdrücken. „Ich meine“, begann er und setzte sich neben sie hin. „Pass auf, dein Vater scheint nicht zu erkennen, was er an dir hat. Ich weiß wie es ist, seinem Vater gefallen zu wollen, nur liegt bei uns der Unterschied, dass mein Vater mich nicht ignoriert. Ich weiß nicht genau, was es ist, ich kann nur vermuten, aber ich sage dir: Egal was es ist, wenn er nicht von selbst merkt, was er an dir hat, dann bringt das alles eh nichts.“ Verblüfft sah sie ihn an. „Wow, aus welchem Film ist das geklaut?“ „Keine Ahnung. Das hab ich mir gerade ausgedacht.“, er zuckte die Schulter und sie begannen zu lachen. Diese Situation war aber auch zu dämlich. Als sie sich wieder eingekriegt hatten, nahm er einfach eine ihrer Hände in seine und suchte ihren Blick. „Mach dich nicht kaputt dafür. Deine Mutter liebt dich und deine Freunde auch und das sind weit mehr als dreißig zu eins. Also willst du die dreißig verlieren für eine Person, oder lieber die dreißig behalten und die eine Person als nebensächlich betrachten?“ Stumm sah sie ihn an. Man konnte ihr Gehirn förmlich rattern sehen, dann sprang sie plötzlich auf. Entschlossenheit glitzerte in ihren Augen und sie schloss ihre Finger in seinen fest um seine Hand. Die andere ballte sie zur Faust und hob den Kopf. Jetzt erinnerte sie doch leicht an einen Comichelden. „Du hast Recht!“, rief sie. „Vater kann mich mal Kreuzweise. Wenn die anderen mich lieb haben, dann reicht mir das.“ „So meinte ich das jetzt gerade nicht ganz.“ „Was?“, fragte sie, wo bei das „a“ sich merkwürdig glucksend anhörten. Sie lies die Schultern hängen und bedachte ihn mit einem Blick, wie ein Auto im Nebel. Ihre schulterlose, rote Bluse schien noch tiefer hinab zu rutschen. Leise lachend stand er auf. „Ich habe nicht gesagt, dass du auf ihn pfeifen sollst, sondern dass du dich für ihn nicht verändern musst. Das ist ein Unterschied.“ „Und wo liegt der?“ „Na ja bei dem einen lässt du ihn links liegen und bei dem anderen verschwendest du nur nicht so viele Gefühle an ihn.“ Sie wedelte mit der Hand. „Das ist doch Haarspalterei. Genau wie Drohung und Warnung. Das eine klingt nur aggressiver als das andere, das ist alles.“ „Na schön, mach was du willst.“, seufzte er. „Gut.“, sie griff erneut nach seinem linken Arm und machte sich über die Knöpfe her. Sie lies ihm gar keine Gelegenheit seinen Arm weg zu nehmen. „Nanu…“, brachte sie verblüfft hervor, als die ersten Linien des Tattoos in Sicht kamen. „Was ist das?“ „Ach, nichts weiter…“, meinte er nur und wollte es wieder verbergen. Röte lief ihm ins Gesicht. „Hey, ich bin noch nicht fertig.“, empört riss sie den Arm zurück und krempelte den Ärmel nach oben. Zu spät. Jetzt lies er es einfach geschehen. Sanft strich sie darüber. Nachdem er sich so geziert hatte, hatte sie mit Narben aus einer depressiven Phase gerechnet, aber das hier… Wenn sie lange genug hinsah hatte sie das Gefühl, dass sich das Ende des Totenkopfes bewegte und die Schlange aus seinem Mund sich über seinen Arm schlängelte. „Es ist…“, begann sie und Draco wappnete sich schon innerlich. Gewiss hatte ihr Vater ihr gesagt, was das bedeutete und dass sie sich vor ihnen in Acht zu nehmen hatte. Umso mehr verblüffte ihn das Kommende. „Es ist wunderschön…“, erklärte sie und legte die Hand darüber, als müsse sie es vor unwürdigen Augen schützen. „Was?“, fragte er vollkommen baff und sah sie groß an. „Dir GEFÄLLT es? Das ist ein Witz, oder?“ „Dir nicht? Warum hast du es dir dann stechen lassen?“ „Doch, natürlich gefällt es mir. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du… Ich meine…“ Sie lachte. „So verlegen kann ich dich ja gar nicht.“ Verwirrt strich er sich durchs Haar. „Ist es deswegen? Hast du es dir unerlaubt machen lassen und darum wurdest du hergeschickt?“, fragte sie einfach. „Nein“, er schüttelte den Kopf. „Mein Vater trägt es auch. Viele unserer Bekannten ebenfalls. Es ist eine Art Erkennungsmerkmal für eine Organisation.“ Er erzählt viel zu viel. Das würde dem Lord nicht gefallen, dass er das alles einer Muggel erklärte, oder einer Squib, was auch immer. „Was hast du dann getan? Willst du es mir erklären?“ „Das dauert zulange.“ Sie sah ihn trotz dieser Abfuhr auffordernd an. „Na gut… Ich habe ein wenig Mist gebaut, bei einer Aufgabe, die mir übertragen wurde. Ich habe meine Chance sie zu erledigen verpasst und mein Patenonkel musste es erledigen.“ „Das ist alles?“, fragte sie ungläubig. Er nickte. Er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er den Erzfeind des dunklen Lords töten sollte. Das würde sie eh nicht verstehen. Sie seufzte. „Na gut, ich habe schon vorlanger Zeit aufgegeben die Welt der Reichen und Schönen zu verstehen.“ Sie gab nach und beschloss, nicht weier darauf herum zu haken. Sie wusste, dass es ihm schwer viel darüber zu reden, also lies sie ihn einfach gewähren. Sie war wirklich etwas ganz besonders. Mit Sicherheit währe sie sehr beliebt auf seiner Schule gewesen. Und er hätte sie auch bewundert. Auf ihre besondere Art und Weise war sie stark und irgendwie übertrug sie das auf ihn, so das er das alles überhaupt über sich ergehen lassen konnte. Das Merkwürdigste jedoch war, dass sie jegliche Gedanken an Pansy aus ihm verbannte. „Lass uns Schluss machen für heute.“, beschloss sie und ging an ihm vorbei. Er sah ihr hinterher, während sie die Anlage ausschaltete. Der Erste was ihm auffiel, war die Betonung ihrer Beine durch den langen Jeansrock, den sie trug. Kam es ihm eigentlich nur so vor oder machte sie sich immer hübsch wenn sie sich trafen? Als sie die CDs wieder zurück sortierte, folge er ihr zum Tresen und lehnte sich locker auf der anderen Seite dagegen. Sie stand wieder auf, kontrollierte mit einem schweifenden Blick ihre Umgebung und strich ihren Rock glatt. „Wir können.“, meinte sie und nahm die Schlüssel, die vor Draco lagen. Sie hielt inne und sah in seine grauen Augen hoch. „Du bist einmalig.“, platzte es plötzlich aus ihm heraus und als diese Nachricht auch zu ihm durchdrang stand in seinem Gesicht deutlich die Frage: „War ich das, der das gerade gesagt hat?“ Sie prustete los. „Erst denken, dann handeln, Malfoy.“ „Ich merk es mir.“ Sie sahen sich an, dann lachte sie schon wieder los. Mit einem einzigen Sprung landete sie sitzend auf dem Tresen, hob die Beine und drehte sich, bis sie vor ihm saß. Überrascht sah er ihr dabei zu und machte einen Schritt zurück. Sie schlug die Beine so gut es ging übereinander und stützte die Hände auf dem Tisch auf. „Ich muss mich doch sehr wundern.“, meinte sie neckend. „Beginnt der Eisprinz etwa zu schmelzen? Kein Wunder bei der Hitze.“, sie hob den Schlüsselbund. „Hier ist bestimmt auch der für die Kühlkammer dran, wenn du willst.“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Nein danke.“ Er kam wieder näher und stützte sich rechts und links von ihr ab. Irgendwie kam er sich gerade untergraben vor, da er zu ihr hinauf sehen musste, nicht mehr anders herum. Diese Stellung war merkwürdig. Ihr Gesicht hatte mit einem mal eine gewisse Ähnlichkeit mit dem seiner Tante Bellatrix. Derselbe verrückte, schmollende Dackelblick. „Bitte, guck nicht so. Du siehst aus wie mein Tante.“ Sie machte einen empörten Laut und verschränkte die Arme. Leicht tippte ihre Fußspitze gegen seinen Brustkorb, als sie mit ihm zu wackeln begann. Er knotete ihre Arme wieder auseinander. Sie hörte auf mit dieser gespielt beleidigten Position und strich ihm die Haare aus dem Gesicht, die er die letzten Tage rein stylisch etwas vernachlässigt hatte. Sie legte den Kopf leicht schräg und kämmte sie mit den Fingern in alle möglichen Richtungen, bis sie wieder genauso lagen wie am Tag seiner Ankunft. „Das Aussehen ist das A und O. Eine perfekte Erscheinung ist der halbe Siege.“, erklärte sie und hob einen Finger. Ganz eindeutig versuchte sie eine Lehrerin zu imitieren. Er lachte. „Geht denn wenigstens die Kleidung?“ Forschend sah sie an ihm hinab. „Akzeptabel.“ Er schnaubte in einer Mischung von Belustigung und Nichtglauben. Sie richtete seinen Kragen. Dann seufzte sie und lies sich leicht nach vorne kippen, den Kopf auf seine Schulter, die Arme um seinen Brustkorb geschlossen. „Was ist?“ „Keine Ahnung, brauch ich für alles was ich tue einen Grund?“ Okay, diese Unterredung war unlogisch, aber er hielt den Mund. Eine Hand bewegte sich zu seinem Kieferknochen und strich darüber. Die Stirn bohrte sich auf der anderen Seite in die Halsbeuge. „Ich find es gut, dass du da bist.“, meinte sie schließlich. „Na ja, ich bin da eher geteilter Meinung.“ „Ja, ich weiß.“ Er legte seinen Kopf gegen ihre Schulter und atmete tief durch. Verfänglich, verfänglich. Wenn jetzt diese Lehrerin hier auftauchen würde, dann währe es aus. Aber die hatten sie schon seit Gestern nicht mehr gesehen. Es war eine automatische Bewegung, dass er seinen Kopf in Richtung Amy drehte, als sich ihrer ebenfalls bewegte. Er sah nur ihre halbgeschlossenen Augen und spürte die Hände an seinen Schläfen. Hatte sie vielleicht seinen Kopf gedreht? Er hätte es nicht sagen können, vor allem, als die Zeit mit einem mal wirklich ihren Lauf aufgab und sich die Welt um ihn wie ein Kreisel zu drehen begann. Solch einen Herzschlag hatte er nicht mal gehabt, als Pansy ihn geküsst hatte, nur jetzt, als Amys Lippen sacht seine suchten. Als er die Macht über seinen Körper wiedererlangt hatte griff er in ihren Nacken und zog sie fester an sich. „Ich glaub ich hab dich lieb…“, murmelte Amy. „Ich mich auch, danke.“ Sie schnaubte lachend und sprang wieder von dem Tresen herunter. Sofort zog er sie näher zu sich. „Und dich natürlich auch.“, flüsterte er nur. „Ich weiß.“ „Man bist du eingebildet.“ „Ich bin eben genau wie du.“, meinte sie lächelnd und griff wieder nach seinem Arm. „Komm jetzt, die anderen warten vermutlich schon.“ Er folgte ihr einfach und konzentrierte sich lächelnd auf die Verbindung zwischen ihnen. Die beiden Hände, die ineinander verhakt waren. Beide schienen auf dem Weg zurück zum Haus zu schweben und als die Tür aufging… „Überraschung!“, hallte es aus allen Ecken des Gemeinschaftsraumes und alle siebenundzwanzig Jahrgangsmitglieder hielten triumphierend Geschenke in die Luft. Amy machte einen überraschten Laut und sah sich mit tellergroßen Augen um. Der Arm mit der Tätowierung fuhr um ihre Schultern. „Alles Gute zum Geburtstag, zum wiederholten Male.“, hauchte Draco in ihre braunen Haare. „Angenommen.“, lächelte sie und der erste offizielle Kuss wurde von Johlen und Pfiffen begleitet. Kapitel 8: ein wenig leichte Lektüre ------------------------------------ Als Draco am nächsten Morgen erwachte war sein erster Gedanke, dass etwas nicht stimmte. Woran das aber lag, wusste er jedoch noch nicht genau. Er sah sich um. Das Zimmer war schon mal seines. Er legte den Kopf zurück aufs Kissen und ließ den Blick erneut schweifen. Was war es nur, das ihm keine Ruhe lies? Das Zimmer war seines, die Decke war seines, das Mädchen neben ihm war seines… Halt! Stopp! Auszeit! Sein was? Mit weit aufgerissenen Augen sah er auf braune Haare. Amy. Verdammt, was war denn gestern passiert? Angestrengt dachte er nach, doch augenblicklich wurde jeder Gedanke zerrissen. Etwas bewegte sich. Leicht geschockt hob er die Decke hoch. Sie waren nackt. Alle beide. Amy in seinen Armen drehte sich halb auf den Rücken. Sein Blick saugte sich auf ihrer Brust fest, von der aus eine rosa Knospe kerzengerade in die Luft ragte. Was war passiert? Hatten sie etwa…? Er wollte gar nicht daran denken, was passiert sein könnte, Nicht dass es ihm was ausgemacht hätte, aber das würde Ärger geben. Gewaltigen Ärger. Amy drehte sich vollends um und ihr Bein schob sich auf seine Hüfte, als sie sich an ihn drückte. Oh nein..., hallte es laut in seinem Kopf, als er seine alltägliche, morgendliche Erektion hart pochen spürte. Das gibt es doch alles nicht! Amy gähnte genüsslich. Gleich würde sie die Augen aufmachen. Was jetzt? Verzweifelt sah er sich um, vielleicht war ja irgendwo ein Verschwindekabinet, durch das er schnell flüchten konnte. Aber nein, Fehlanzeige. Schlussendlich musste er sich doch auf die unmöglichste Idee konzentrieren, die es gab: Er spielte den schlafenden Draco Malfoy. Schnell legte er sich übertrieben bequem hin und schloss die Augen. Gerade als er es mit einer Schnarchattacke probieren wollte, hörte er schon ihre Stimme: „Oh mein Gott…“ Die Antwort lag ihm auf der Zunge, aber er konnte jetzt unmöglich seine Tarnung aufgeben. „Malfoy? Malfoy!“, sie schüttelte ihn leicht an der Schulter. Gut, jetzt durfte er aufwachen. Er öffnete die Augen, sah sie verwundert an und fragte: „Amy? Was machst du denn hier?“ Okay, das kam jetzt nicht wirklich überzeugend rüber, aber was sollte er machen? Aufspringen? Sie aus dem Bett schupsen? Das würde peinlich werden. „Was machen wir hier? Und wieso sind wir…“, sie hob die Decke. „…nackt?“ Dann nahmen ihre Wangen eine rote Färbung an. „Und wieso zum Henker bist du erregt?“ „Wieso liegst du in meinem Bett?“, fragte er einfach dagegen. Sie lies sich auf den Rücken plumpsen und zog schnell die Decke wieder höher, als sie von ihrem Oberkörper rutschte. Draco tat es ihr einfach gleich und starrte an die Decke. „Okay, jetzt lass uns mal logisch denken.“, bat sie. „Wir haben doch nicht… Wir können doch nicht…“ „Können schon, ob wir es haben, weiß ich nicht. Ich kann mich an gar nichts erinnern.“ „Dann konzentrier dich, verdammt noch mal!“ „Halt mir jetzt bitte keine Vorträge! Ich kann für diese Situation auch nichts.“ Amy machte einen ungläubigen Laut und drehte sich auf die Seite. Als sie sich auf den Arm stemmte sagte sie: „Okay, jetzt denk nach: An was kannst du dich noch erinnern?“, fragte sie. Beide schwiegen, bis Draco sich plötzlich die Hand ins Gesicht schlug, als ihm die hämisch grinsenden Gesichter von Malik und Oliver in den Kopf kamen. „Was ist?“ „Die Zwillinge haben Alkohol ins Haus geschmuggelt.“, seufzte er. „Ach ja, da war ja was…“, nun viel es ihr auch wieder ein. Beinahe gleichzeitig erinnerten sie sich an den Verlauf des Abends: Sie alle, der ganze Jahrgang, hatten getrunken bis zum umkippen. Caro hatte sich mehrere Male in der Toilette verschanzt und ihrem Magen umgedreht. Irgendeiner hatte laut Musik angestellt und sie hatten getanzt wie die wilden, auf Tische und Stühle und dem Tresen ihrer Küchenecke. Es war beinahe in eine Orgie ausgeartet, als sie beide unter dem tosenden Applause der anderen die Treppe hoch gestürmt waren. Amy hatte die Zimmertür von Draco aufgestoßen. Sie war noch nicht mal darin, als sie sich wieder umdrehte und ihm am Kragen gepackt hatte. Stürmisch küssend zog sie ihn herein und er schloss ab. Danach ging alles sehr schnell: Sie hatte sich einfach die Bluse über den Kopf gezogen, er ließ sie nicht aus seinen Armen. Sie machte sich über sein Hemd her, er öffnete ohne Scham ihren Büstenhalter. Er hatte sie in Richtung Bett gedrängt, auf dem sie unsanfte gelandet war. Sie hatte sich den Stoff von der Brust gerissen, als er die Hose fallen ließ und hinter ihr her krabbelte. Er drängte sie zur Wand, nagelte ihr Arme über ihrem Kopf fest und beide waren so erregt, dass es schon fast schmerzte. Als sie sich wieder in die Senkrechte stemmten, um auch die letzten Hüllen fallen zu lassen, verknoteten sie sich beinahe ineinander und hatten frustriert gelacht, weil es einfach nicht schneller ging. Stürmisch wurde sie wieder zurück gedrängt, nicht mehr daran denkend, dass eine Wand auf sie wartet und knallte sie hart dagegen. Heulend lachte sie los als sie auf dem Bett tiefer rutschte. Ebenfalls lachend sah er ihr hinterher, wie sie langsam unter ihm verschwand. Sie stieß gegen das Kopfende und rollte sich zur Seite, während sie sich noch immer den Kopf hielt. Er hatte seine Hand auf ihren Hinterkopf gelegt. Es war eigentlich alles andere als lustig, aber beide hatten nicht mehr aufhören können zu lachen. Selbst, als Amy nur noch unter knackenden Geräuschen den Kopf bewegen konnte, war es unmöglich wieder ernst zu werden. Was danach passiert war, wussten sie nicht mehr. „Na klasse.“, murmelte Amy. „Interessante Nacht.“, stellte Draco fest. „Du sagst es. Ich habe solche Nackenverspannungen…“, sie rieb sich den Hals. Er zögerte einige Sekunden, doch dann richtete sich Draco auf und schob eine Hand unter die schmerzende Stelle. Sie schloss die Augen, als er sie zu massieren begann. Sie sah es nicht, spürte aber, wie er sich allmählich hinab beugte und sie küssend zurück auf die Matratze drückte. „Willst du noch?“, flüsterte sie sanft an seinen Lippen. Er nickte leicht, stieg über sie und verschwand beinahe noch im selben Augenblick mit ihr unter der Bettdecke. „Wow, war die Nacht so gut?“, fragte eine der Mädchen, als sich Amy breit grinsend auf ihrem Platz am runden Tisch nieder ließ. Draco setzte sich hinter sie, an den Tisch der Jungen. „Geheim Ladies.“, erklärte sie grinsend und griff traumverloren nach dem Glas von Melodie neben ihr. Auf deren Protestrufe reagierte sie gar nicht erst. „Was haben wir als erstes?“, fragte sie in die Runde. „Telefonieren, Telefonieren und noch mal Telefonieren.“ „Ach ja…“, sie stellte das Glas wieder vor Melodies Teller ab. „Draco, wir müssen bei deinen Favoriten anrufen. Die meinten sie wollten bis heute fertig sein.“ „Ist gut.“, er schlurfte eine Tasse Kaffee und blätterte in einer Zeitung, wo auch immer er die gerade hergeholt hatte. Vermutlich stammte sie von Bastian, der einen anderen Teil (den Wirtschaftsteil) in Augenschein nahm. Eine Bedienstete kam auf Amy zu. „Fräulein Turner, ihre Mutter würde sie gerne heute Mittag in ihrer Wohnung treffen.“ „Alles klar.“ Als die Frau wieder ging erhob sich das Mädchen. „Ich hol mir mal was zu essen.“ „Bring mir ein Brötchen mit, Käse und Butter und dazu bitte eine Schale Cornflakes mit Milch.“, meinte Draco ohne von seiner Zeitung aufzublicken. „Wie war das?“, sie stemmte die Arme in die Seite, während die Anderen begannen zu lachen. Draco sah auf, grinste herzerweichend und spielte mit seinem Abzeichen. „Anordnung des Vertrauensschülers.“, klärte er sie auf. „Ach so? Seit wann darfst du mir dann Befehle erteilen?“ „Seit ich oben liege.“ Sie riss gespielt empört den Mund auf, die anderen begannen noch mehr zu feiern. „Wie heißt das Zauberwort?“ "Imperio?" „Nein! BITTE.“ „Gut, dann eben: würdest du mir BITTE ein Brötchen mitbringen? Käse, Butter und eine Schale Cornflakes mit Milch.“ „Natürlich.“, sie drehte sich herum und wollte gerade zu dem Büfett gehen, als er noch rief: „Aber mach flott, ich verhungere!“ Die ganze Schule drehte sich herum, als die Älteren noch lauter zu feiern begangen. Amy ging einfach nicht weiter darauf ein. Wieso auch? Das war doch alles nur Scherz. „Wenn Sie glauben, ich würde das nicht verstehen, dann kann ich Ihnen nur raten: unterschätzen Sie mich nicht.“, blökte Amy hart in den Telefonhörer und schlug die Beine übereinander. Ihr Gesprächspartner am Anderen Ende der Leitung klang so von oben herab, dass sie sich wünschte er würde ebenso tief fallen. Draco dagegen, der vor ihr am Computer saß, versuchte mehr oder weniger gelangweilt durch das Internet zu surfen, wie er es eine Unterrichtsstunde zuvor gelernt hatte. Eine Weile noch lauschte seine Freundin dem Gesprächpartner am anderen Ende der Leitung, dann piepte es plötzlich in eben dieser. Wütend begann sie in der Luft herum zu fuchteln. „Ich hoffe dieser Scheißkerl erstickt an seiner eigenen Krawatte.“, fluchte sie lautstark, doch noch ehe Draco etwas erwiedern konnte, meldete sich erneut eine Frau - die Sekretärin des Typen zuvor - an ihrem Ohr zu Wort. Sie sollte ihr ihre Faxnummer durchgeben, damit sie die Untersuchungsergebnisse des Grundstückes bekam, welches Draco und Amy sich für ihr Projekt ausgesucht hatten. Sie war noch nicht mal bei der zweiten Stelle angelangt, als die Frau plötzlich den Namen ihres Bosses rief. „Ich rufe sie zurück.“, erklärte sie ihr und die Verbindung war unterbrochen. „Gut, dann rufe ich eben die anderen an.“, beschloss Amy und warf den Hörer beiseite. „Kein Erfolg?“ „Nein. Sie haben irgendwas herausgefunden, was sie mir nicht sagen wollen. Also bekommen wir das Grundstück nicht.“ Draco nickte und klickte auf einen Link, der ihm bei Google und dem Namen "Hogwarts" angegeben wurde. Während er weiter seiner Langeweiletherapie nach hing, wählte Amy die Nummer des nächsten Unternehmens, doch bei den meisten hatte sie Pech, andere legten wieder auf, kaum, dass sie sich gemeldet hatte. Schwer seufzend strich sie jeden einzelnen Kandidaten wieder durch. „Was machst du da eigentlich?“, fragte sie schließlich und schielte auf den Bildschirm. „Nichts.“, schnell schloss er die Seiten und sah sie an. Sie legte wohl wissend den Kopf schief. „Was?“ Amy sah sich um. Ihre Lehrerin hatte vor einigen Minuten den Raum verlassen, also stand sie auf. „Wir sehen uns zum Nachmittagskurs.“, meinte sie mürrisch. Sie gab ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann machte sie sich auf den Weg hinüber zum Haupthaus. Als sie den Schlüssel im Schloss herumdrehte und die Wohnung aufsperrte war noch keiner da. Sie seufzte, packte ihre Tasche auf einen der Sessel und ging zum Fenster. Seufzend sah sie hinaus. Was ihre Mutter wohl wollte… Als sie sich herumdrehte und am Fensterbrett anlehnte fiel ihr Blick auf das Bücherregal neben ihr. Es war voll gestopft mit alten Schinken, die mit goldenen Lettern verziert waren. "Gifte und Gegengifte", las sie groß auf einem und stockte. Was war das denn für ein Wisch? Interessiert ging sie hinüber und hockte sich hin. "Flüche und Gegenflüche" "Magische Pflanzen und ihre Haltung" "Verteidigung gegen die dunklen Künste – vom Anfänger zum Profi" Band eins bis zehn "Nützliche Verwandlungen des Alltages" "Zauberkunst in zehn Schritten" Sie schüttelte überrascht den Kopf. Was war denn hier los? Hatte ihr Vater etwa ein Hobby oder was? "Die Wahl des richtigen Zauberstabes" Sie zog das Buch aus dem Regal. Gleichzeitig segelte ein Zettel aus ihm heraus. "Amy: Weißdorn, Haar einer Veela, 11Zoll" Stand in der Schrift ihres Vaters darauf. Darunter war eine Nummer. Vielleicht eine Telefonnummer? Ein Pin? Verwirrt öffnete sie das Buch. Bedeutungen der einzelnen Bestandteile wurden erklärt, aber nichts davon verstand sie wirklich. Ein Zauberstab? Ihr Vater wollte ihr einen Zauberstab machen? Aber was war bitte eine Veela? Man, das war alles ziemlich verrückt. Sie schob das Buch zurück an seinen Platz und steckte den Zettel in die Brusttasche ihrer Bluse. Was die Nummer zu bedeuten hatte würde sie schon noch herausfinden. Viel wichtiger war jetzt etwas anderes. Sie zog das dicke Buch mit der Aufschrift: „Zauberkunst in zehn Schritten“ aus dem Regal und wollte gerade aufstehen, als sie die weiche Stimme ihrer Mutter hörte. „Amy.“, sprach sie mit einem gewissen sing-sang. „Was tust du da?“ „Abendlektüre von Vater.“, meinte sie. „Was ist das, Mutter?“ Sie stand auf und hielt das Buch hoch. „Frag das bitte deinen Vater.“ „Der wird mir das gar nicht erst beantworten.“ „Und ich auch nicht. Das ist nicht meine Welt.“ „Gut, dann nehme ich das eben mit.“ Elenor seufzte, ließ sie aber gewehren. „Dracos Vater hat angerufen. Wir werden bald noch ein wenig mehr Besuch bekommen. Er findet, dass Draco große Fortschritte gemacht hat.“ Amy nickte. „Ist gut, ich richte es ihm aus.“ „Nein, das soll eine Überraschung sein. Aber wir brauchen zwei oder vier weitere Zimmer in eurem Haus dafür.“ „Ach herje…“, murmelte sie. „Okay, so viel haben wir noch frei. Die drei oberen Etagen und das Zimmer unten beim Glasbau.“ Ihre Mutter nickte, dann schwiegen sie. „Darf ich dann gehen?“ „Sicher.“ Gerade als sie sich herum drehte um die Wohnung zu verlassen klopfte es. Eine Angestellte, sowie eine wichtig aussehende Frau und ein Mann kamen herein. „Besuch für Amy Turner, Ma´am.“, erklärte die Angestellte. „Ich bin Inspektor Raoul, das ist meine Kollegin.“, stellte der Mann sich vor. „Sind sie Amy Turner?“, wollte er weiter wissen und hielt dem Mädchen seinen Dienstausweis unter die Nase. Amy nickte mit großen Augen. „Wir ermitteln in einem Mordfall. Dürften wir ihnen einige Fragen stellen?“ Kapitel 9: von sinnlosen Büchern und schmerzenden Wunden -------------------------------------------------------- Nachdenklich hatte Draco sein Kinn auf einer Hand gebettet und sah auf den braunen Hinterkopf Amys, die zu seinen Füßen auf einem Kissen saß. Fast alle Schüler ihre Jahrganges hatten sich um sie herum versammelt, saßen wie er auf den Sesseln oder auf dem Boden und starrten das Mädchen aufmerksam und mit weit aufgesperrten Augen und Mund an. Amy legte ihre Wange auf die Hände, die sich auf Dracos Bein zusammen gefaltet hatten und schwelgte in Gedanken. „Was ist los? Was passierte dann?“, fragte Sharon. „Nichts weiter. Sie haben mir erklärt was genau passiert ist. Der Mann, dieser Manager mit dem ich wegen des Grundstückes telefoniert habe, wurde gleich, nachdem er mich an seine Sekretärin weitergeleitet hat, erdrosselt. Sie wollten wissen, ob ich vielleicht etwas mitbekommen habe. Ob er aufgeregt klang oder drängelnd oder irgendwas anderes. Allerdings hat die Sekretärin aus dem Vorzimmer niemanden reingehen sehen und bestätigte, wie einige andere auch, dass er ohne Krawatte zur Arbeit gekommen war.“, sie streckte die Beine aus. „Doch er wurde eindeutig mit einer seiner Krawatten erwürgt.“ Während ein entsetztes Raunen durch den Raum ging, musste Draco an einen Satz denken, den Amy am Telefon gesagt hatte „Ich hoffe dieser Scheißkerl erstickt an seiner eigenen Krawatte.“, hatte sie geknurrt und kurz darauf aufgelegt. Aber sie konnte doch nicht an der Sache schuldig sein, oder doch? Gefährlich war es nicht, sie hatte ein wasserdichtes Alibi und nachweisen könnte ihr ohnehin niemand etwas, aber wie hatte sie das dann angstellt, so ganz ohne magische Fähigkeiten? Er tat den Gedanken als ein Hirngespinst ab. Das konnte einfach nicht sein. Die sich öffnende Tür riss sie alle aus dem Thema und unter dem Getöse des Windes und dem Prasseln der Regentropfen, kamen die sechs Leute rein, die gefehlt hatten: Die Zwillinge, Julius, Caro, Lisa und Paula. Sie waren noch einmal über das Grundstück gerannt, weil Lisa irgendwo ihre Sachen hatte liegen lassen und nun waren sie bis auf die Unterwäsche triefend nass. „Welcher Idiot hat eigentlich dieses Wetter bestellt?“, schimpfte Caro, die zusätzlich auch noch von oben bis unten mit Schlamm bespritzt war. „Wir nicht. Wir wollten reiten gehen.“, erklärte Melodie. „Ja und es ist Wort wörtlich ins Wasser gefallen.“, bemerkte Oliver und sprang hinter seinem Bruder die Treppe hinauf. Die anderen vier folgten ihnen. „Mal ein anderes Thema.“, Amy griff in ihre Brusttasche, als sie weg waren, und holte einen Zettel heraus. Sie faltete ihn und zeigte der Gruppe dann eine Ziffernfolge. „Weiß einer von euch, was genau das ist?“, fragte sie und hielt es auch kurz zu Draco nach hinten. Als er den Kopf schüttelte zeigte sie es wieder den anderen. Sie sahen es sich genauer an und man sah die Köpfe rauchen. „Das ist, glaube ich, die Nummer und Pin eines Tresorraumes einer Pariser Bank meines Vaters.“, überlegte Katharina. „Wo hast du das her?“ „Das habe ich in einem Buch von mir gefunden.“, log sie schnell. Wobei, so unsinnig war das ja nicht, mittlerweile hatte sie einen Namenszug auf einer der ersten Seiten entdeckt. Dort stand in der sauberen Schrift ihres Vaters: „Für mein ein und alles, Amy.“ „Ich könnte ihn mal anrufen und darum bitten nachzusehen.“ „Ja?“, fragte Amy und schob diese liebevollen Wörter ihres Vaters aus dem Gedächtnis. „Würdest du das für mich tun?“ Sie nickte und wollte ihr schon den Zettel aus der Hand nehmen, als Amy ihn wieder zurück zog, den oberen Teil abriss und zurück in die Tasche steckte. Dann war ihre Klassenkammeradin auch schon die Treppe hinauf verschwunden. Einige Weitere folgten ihr, legten sich scheinbar zum Ausruhen hin oder holten sich Bücher herunter. Auch Amy erhob sich und kletterte auf eine der Armlehnen ihres Freundes. „Bist du sicher, dass du nichts mit dem Todesfall zu tun hast?“, fragte er sie und zog sie von dort herunter zu sich auf die Sitzfläche. „Natürlich! Wie soll ich das bitte angestellt haben, ohne da zu sein?“ „Und was Ungewöhnliches gehört?“ „Auch nicht.“ Nachdenklich sah er an die gegenüberliegende Wand und lies Amy sich ankuscheln. Genauso plötzlich wie der Regenschauer vor etwa zwei Stunden begonnen hatte verschwand er nun. Innerhalb von fünf Minuten hatte sich der Wasserfall in ein sanftes Tröpfeln verwandelt und die ersten Sonnenstrahlen brachen wieder durch die Wolken. Als die Zwillinge die Treppe runter gesprungen kamen sahen sie sich um und ließen beleidigt Köpfe und Schultern hängen. „Na klar, jetzt hört es auf, wo wir unsere Regensachen rausgeholt haben.“, maulten sie herum und gingen wieder die Stufen hinauf. „Ihr könnt ja eure Badesachen raus holen! Bestimmt können wir gleich wieder ins Meer!“, rief Amy ihnen hinterher. „Als ob du freiwillig mit uns baden gehen würdest.“ „Stimmt, da laufe ich ja Gefahr, ertränkt zu werden.“, lachte sie und schlang die Arme um Draco. „Ist was?“, fragte er und kraulte leicht ihren Kopf. Sie verneinte es leise. Man merkte, dass es draußen schlagartig wieder wärmer wurde. Die Temperatur im Haus stieg und mit einem Summen ging die Klimaanlage an. Die sechs Leute, die eben noch aus dem Regenguss heraus gekommen waren und sich so viel Mühe gegeben hatten, trocken zu werden, sprangen mit Badehosen und Bikinis, eingewickelt in Handtüchern, die Treppe hinunter und rannten in Richtung Meer. „Ich glaube ich hole mir was zu lesen runter.“, erklärte Amy und stand umständlich vom Sessel auf. Sie lies es sich nicht nehmen, Draco einen Kuss auf die Wange zu drücken und ihm leicht am Hals zu knabbern. Er machte einen zufriedenen Laut, bevor sie ganz aufstand und die Treppe hinauf ging. Das hatte sie gerade gebraucht, nach der Sache in der Wohnung, und Draco wollte es ihr nicht verbieten. Es gefiel ihm sowieso, dass sie ihn so umgarnte. Mit ihr war es wirklich ganz anders, als mit Pansy. Apropos Pansy, was sollte er mit ihr eigentlich machen? Gut, sie wusste nichts von seiner Sommerromanze, aber was würde daraus werden, wenn die Ferien vorbei waren? Ach, wieso stellte er sich diese Frage überhaupt? Pansy gehört nach Hogwarts und damit in seine wahre Welt und Amy war wirklich nur das eine: Eine kleine Sommerromanze und mehr nicht. Abgesehen davon: Er war, was er war und es ist unter seiner Würde, ohne ein Mädchen herum zu laufen, das ihn anschmachtete. Diese Ferien war es eben noch Amy und nach den Ferien Amy. Ehm… Korrektur. nach den Ferien war es wieder Pansy. Auch wenn er es sich schon gar nicht mehr vorstellen konnte, ohne diese Leute um sich herum, die er hier kennengelernt hatte. Und natürlich ohne seine Freundin, die gerade wieder die Treppe herunter gekommen war, mit einem aufgeschlagenem Heft, als wollte sie damit das Buch verbärgen, in das sie so eifrig schaute. „Na gut, dann mach ich dieses Arbeitsblatt, dass wir ausfüllen sollen.“, überlegte er und griff nach Amys Tasche, die neben dem Stuhl stand. „Es liegt im Block.“ Er packte den Hefter wieder zurück, den er raus geholt hatte und zog den Block vor, schlug ihn auf und sucht nach einem Stift. Eine Frage nach der anderen war schnell beantwortet. Er dachte gar nicht groß nach, die Art und Weise, wie die Schüler hier erzogen wurden zu denken, war ihm bereits in Fleisch und Knochen übergegangen. Er war ein wenig... menschlicher geworden. Dann kam die Frage, die ihn wieder an den Grund erinnerte, warum er hier war. "Welche Gelände sind ethisch gesehen tabu?" Er dachte an Friedhöfe, an den Tod… An den verpatzten Auftrag und schließlich an diese Strafe hier. Er erinnerte sich an die Schläge, die er von Voldemort kassiert hatte und spürte diese magische Peitsche auf sich herab sausen, gefolgt von Schmerzen und Pain. Er spürte frisches Blut auf seinem Rücken... „Draco? Was ist? Ist alles in Ordnung? Sag doch was! Draco.“, es war die Stimme von Amy die ihn rief und er sah auf. Überrascht, dass es nicht sie war, die vor ihm stand. Er dachte, sie würde vor ihm knien, doch er sah nicht mal nach unten, sondern hinauf in das hämisch grinsende Gesicht des dunklen Lordes. Panik stieg in ihm auf. „Draco bitte, komm zu dir!“, formten die Lippen von du-weißt-schon-wem. Der Siebzehnjährige warf das Gesicht in die Hände. „Draco, was hast du denn?“, als er wieder aufsah hockte Amy zwischen seinen Beinen und rüttelte an ihnen herum. Er zitterte leicht und sah in ihre beinahe gelben Augen. Es kam vollkommen überraschend für sie, als er sie auf einmal in seine Arme zog. „Was ist passiert, Draco?“, flüsterte sie. „Ich weiß nicht, mir geht es einfach nicht so gut, glaube ich“, erklärte er ihr. „Geh schlafen.“, bat sie ihn. Stumm nickte er, legte ihre Sachen auf den Tisch und zwang sich dann die Treppe hinauf. Amy sah ihm nach, dann setzte sie sich wieder auf den Sessel. Sie sah eine Weile auf das Schreibzeug, die Draco hatte liegen lassen, dann öffnete sie wieder ihr Buch. "Der Schwebezauber: Als einer der leichtesten Zauber lässt sich ganz klar der Schwebezauber Wingardium Leviosa bezeichnen.", stand dort, zusammen mit einer ausführlichen Beschreibung, wie man den Zauberstab zu schwingen hatte., um die Dinge nicht nur nach oben fliegen zu lassen und dort zu halten, sondern auch, wie man sie hin und her schicken konnte, wohin auch immer man wollte. Amy blätterte eine Seite weiter. "Entwaffnungszauber" "Sprühen von Funken" Sie schüttelte nur den Kopf und klappte das Buch halb zusammen, um sich die Blätter über den Daumen gleiten zu lassen. Es standen nur solche verrückten Überschriften auf den Seiten, dann kam sie zu den letzten: "Die unverzeihlichen Flüche" "Imperius Fluch - anderen seinen Willen aufzwingen - imperio" Moment, wo hatte sie dieses Wort schon mal gehört? Imperio? Hatte das Draco nicht am Morgen zum Frühstück benutzt? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Er war einfach nicht der Typ, der sich mit solchen schwammigen Sachen beschäftigen würde. Sie blätterte eine Seite weiter. Doch! Das hatte er gesagt! Ganz eindeutig… Oder vielleicht konnte er einfach nur Latein? "Der Cruciatus-Fluch - Folterfluch - Crucio" Was war das nur für ein Buch? Langsam wurde es ihr unheimlich. Sie schlug schnell eine Seite weiter, in der Hoffnung, dass dort etwas weniger grässliches stehen würde, doch… "Der tödliche Fluch - Avada Kedavra" Schnell klappte sie das Buch wieder zu. Mit was beschäftigte sich ihr Vater da? In was wollte er SIE hineinziehen? Draco konnte nicht schlafen. Er konnte sich nicht auf den Rücken legen, also lag er auf dem Bauch, doch selbst die Decke tat ihm weh. Er hatte all die letzten Tage seinen Rücken nicht gespürt, doch jetzt auf einmal war er wieder da, der Schmerz. Nur leicht zwar, aber es war trotzdem merkwürdig. Er legte eine Hand auf den Rücken und strich darüber. Das Brennen zog ihm bis in die Zehspitzen. Blut fand er nicht, aber seine Hand war schwitzig. Voldemort, er hatte sich in seinen Kopf geschlichen. Vermutlich war es ihm zu langweilig geworden, da er Draco nicht selber bestrafen konnte. Warum sonst tat ihm dann jetzt erst alles weh? Warum sonst, hatte er sich nicht mehr daran erinnert, es gekonnt verdrängt und dieses schlangenartige, bleiche Gesicht nicht mehr vor sich gesehen? Er wusste es, diese Stille war einfach trügerisch Gut. Kapitel 10: alles wieder auf Anfang ----------------------------------- Am Samstagvormittag Unterricht zu haben, war einfach nichts für ihn. Das hatte Draco nach dem Mittagessen beschlossen und ausnahmslos alle hatten ihm zugestimmt. Besonders deshalb, weil ihre Aufgabe darin bestannt, in einem völlig vom nächtlichen Regen aufgeweichtem Blumenbeet herum buddeln. Nach dieser Tortur hatten sie sich alle einen sonnigen, warmen Nachmittag am Strand verdient. Nicht das Draco eine Badehose hatte, Himmel nein, so was besaß er nicht mal ansatzweise. Er und baden gehen? Badewanne vielleicht, oder Dusche, Whirpool ging ja auch noch, aber eine Badehose? Und selbst wenn er so was besessen hätte, hatte er eigentlich nicht vorgehabt, sie mit hierher zu nehmen. Doch es half nicht, sich etwas vorzumachen. Es war definitiv zu heiß um in langen Hosen und Ärmeln herum zu laufen, das musste auch er zugeben. Also hatten die Zwillinge in kurzer Hand in eine ihrer Badehosen gesteckt - eine dunkelgrüne mit schwarzen streifen - und ihn dazu überredet ein kurzärmliges Hemd zu tragen. Was das dunkle Mal anging: Natürlich wollte er dämlichen Fragen der Anderen zuvor kommen und hatte sich einen Verband darum gewickelt. Ins Wasser gehen wollte er dennoch nicht. Vergangenen Abend hatte er gewartet bis alle Jungs aus den Duschen verschwunden waren und seinen Rücken so gut es ging im Spiegel betrachtet. Die Striemen waren leuchtend rot, wie die Farbe einer Ampel, und die aufgeplatzte Haut konnte man als leichte Erhebungen unter den Fingern spüren. Schlimm genug, dass Amy sie doch noch am Abend per Zufall entdeckt hatte. Er hatte um Aufmerksamkeit gebettelt und gemeint, dass sein Rücken schmerzen würde. Er hatte nich daran Gedacht, dass sie sich sofort um ihn kümern wollte und ihn massierte. Dabei hatte sie schlussendlich auch noch diese Schläge begutachten können. Sie wollte ihn zu einer Krankenschwester schicken, weil sie der Meinung war, dass sie sich vielleicht entzünden könnten. Darüber hinaus verlangte sie alles über ihren Ursprung zu erfahren, doch zum Glück hielt er dicht. Sie war aber auch zu leicht abzulenken. Er hatte ein wenig Süßholz geraspelt, ein paar kleine Streicheleinheiten wallten lassen und schon nahm sie ihm, zahm wie ein Lämmchen, jede Erklärung ab. Na ja, zumindest hatte sie sich dann mit einem „mein Geheimnis“ zufrieden gegeben. Nun saß er hier, mitten im Sand, die Beine angezogen und sah den anderen dabei zu, wie sie sich gegenseitig mit Wasser bespritzten. Die Zwillinge waren die Könige im Meer. Vor ihnen nahm jeder reiß aus und wehe dem, den sie in die Fänge bekamen. Einmal bis drei gezählt und er lag im Wasser. Weiter hinten bauten einige Kinder Sandburgen. Wie konnte man wertvolle Zeit seines Lebens für etwas verschwenden, dass nur so kurz bestand hatte? Er sah auf, als Amy aus dem Wasser gesprungen kam und sich direkt vor ihm in den Sand plumpsen lies. „Ach komm schon, Draco.“, begann sie wieder zu betteln und erneut schüttelte er nur den Kopf. Sie seufzte. „Na ja, vielleicht hast du ja auch recht. Salz währe sicher nicht so gut für deine Wunden.“ Draco begann zu grinsen. „Was ist?“, fragte sie und begann noch beinahe im selben Moment zu schreien. Malik hatte sich einen Eimer bei den Kleinen geborgt, ihn voll Wasser gemacht und direkt über ihrem Kopf ausgeschüttet. „Danke, Alter!“, er hob den Daumen, warf den Eimer über die Schulter und rannte los. Amy stolperte ungelenk hinterher, mit kräftigem Durst nach Rache. „Mr. Malfoy, Sir?“, fragte einen Stimme hinter ihm und als er sich umsah, stand der alte Butler hinter ihm, der in Alfons Begleitung war, als er ihn vom Bahnhof abgeholt hatte. „Sie und Fräulein Amy sollen sich im Büro des Direktors melden.“, erklärte er. Na klasse, was der wohl wieder wollte…? „Ist gut, wir kommen gleich.“, meinte er nur und kam auf die Füße. Der Mann nickte und verschwand. „Amy?“, rief er und brachte das Mädchen zum stoppen, als sie ihrem Gießer gerade einen Eimer Sand über den Kopf schütten wollte. „Was ist?“ „Wir werden bei deinem Vater erwartet.“ Amy nickte und wollte in ihrer Bewegung weiter machen, als sie merkte, dass der Zwilling aufgesprungen war und schon einige Meter entfernt ins Wasser hopste. Sie seufzte, goss den Sand aus dem Eimer und gab ihn einer Erstklässlerinnen zurück, dann stakste sie zu Draco hinüber. Er hob gerade ihr Handtuch vom Sand auf und reichte es ihr. Mit einer großen Geste schüttelte sie es aus und trocknete sich schnell ab. Mit dem Handtuch über den Schultern und gebückt versuchte sie ihren Badeanzug anzuziehen und den zweiten dafür an, schaffte es schließlich und wickelte sich noch einen Rock darum. Die Haare abrubbelnd gingen sie hinunter von dem Sand. „Weißt du, was er will?“, fragte Draco und Amy schüttelte den Kopf. Natürlich wusste sie es. Vermutlich ging es um die Überraschung für Draco. Zusammen gingen sie zu dem Hauptgebäude. Als erstes viel ihr auf, dass keine Autos davor auf dem Parkplatz standen, zumindest keine fremden. Na ja, vielleicht hatte sie sich ja auch geirrt. Sie erklommen die Marmortreppe und öffneten die Tür zum Vorzimmer. Nach einer kurzen Begrüßung an Elenor klopfte Draco an der Tür. „Herein.“ Er öffnete sie und lies Amy durch… Dann war Schluss. Er sah schwarz. Sieben Personen standen und saßen in dem Raum, zusammen mit Alfons hinter seinem Monstrum von Schreibtisch. Er lächelte ihnen entgegen, doch Draco war absolut nicht nach lachen zumute. „Was hast du denn da an?“, fragte eine belustigte Mädchenstimme und riss die Augen auf. Was sie sah gefiel ihr. Das Hemd war offen, die Hose hatte etwas Verwegenes und sein Haar war leicht zerzaust von dem Wind, der schon den ganzen Tag vom Meer her herüber wehte. Pansy stand zwischen Blaise und ihrem Vater. Sie war es, die gesprochen hatte. Er sah zu seinem Vater, der ihn nicht gerade sonderlich belustigt von oben bis unten musterte. „Woher hast du das?“, fragte er ohne Umschweife. „Geliehen. Es wurde mir hier allmählich zu heiß.“, erklärte er und warf einen Hilfe suchenden Blick auf Amy. Scheinbar zogen einige Anwesende falsche Schlüsse daraus, denn sofort heimste sie sich einen zornigen Blick ihres Vater ein. „Amy, hast du uns was zu sagen?“, fragte er barsch. „Was? Nein!“, meinte sie sofort. „Er hat sich das Zeug freiwillig angezogen!" Empört stemmte sie die Hände in die Hüfte. Jegliche gute Erziehung schien sich zu verflüchtigen. Wut, das war ihre Art und Wiese das zu überspielen, was gerade in ihr hoch kroch. Angst und Panik breiteten sich bei dem Anblick der beiden Schränke und ihrer Väter, dem großen dunklen Typen und selbstverständlich Lucius - in dessen Blick nichts als pure Verachtung lag - aus. Was das Mädchen anging, so wusste sie noch nicht, was sie von ihr halten sollte. „Malik und Oliver waren der Meinung, dass Draco etwas überhitzt aussah nach unserer Schulgartenaktion heute Morgen und haben seinen Kleiderschrank durchforstet. Da er keine Badehose hat, haben sie ihm einen von ihnen aufgequatscht, zusammen mit dem Hemd.“, sie zottelte daran herum, was jedoch vor allem bei Lucius und Alfons die Blicke nur noch weiter verfinsterte. „Finger weg von meinem Sohn.“, entfuhr es Lucius und sie hob abwehrend und geschockt die Arme. Alfons atmete einmal tief durch. „Also, Draco, du kennst diese vier Herrschaften ja. Amy, nun für dich“, ein gewisser Unterton in der Art von und-nun-für-ganz-Dumme war herauszuhören. „Das hier sind Freunde von Draco, aus seiner Schule. Blaise Zabini, Gregory Goyle, Vincent Crabbe und Pansy Parkinson.“ „Aha“, war alles was sie darauf antworten konnte. Parkinson, was war das denn bitte für ein Name? „Was ist, Draco, freust du dich gar nicht uns zu sehen?“, fragte das Mädchen und lachte als hätte sie einen unglaublich guten Witz gemacht. Doch Amy fand das ganz und gar nicht lustig. Und das nicht nur, weil die Antwort offen auf der Hand lag: NEIN! Genau die gleiche Antwort ging auch durch Dracos Kopf. Natürlich, es war schön seine Leute zu sehen, aber im Endeffekt war es doch so: Er freute sich jeden Tag aufs neue, Amy zu sehen. Er mochte sie und zwar sehr. Vielleicht war sie nur eine kleine Sache über die Ferien, aber ein falsches Wort der anderen und Pansy kam dahinter, dass er sie betrogen hatte. Denn so war es, wie ihm nun klar wurde. Währe er normal gewesen, dann hätte er jetzt die Qual der Wahl zwischen zwei der wunderbarsten Frauen, die man sich nur anlachen konnte. Gut, Amy war zwar die bessere Wahl, ganz ohne Zweifel, aber er hatte so das dumme Gefühl, dass Pansy ihm einen Seitensprung noch eher verzieh, als Amy es ihm jemals verzeihen würde, nicht ehrlich gewesen zu sein, in Bezug anderer Beziehungen. Aber nicht nur wegen seinen Herzensdamen war er nun so verwirrt, sondern auch, weil er sich hier eine eigene, kleine Welt geschaffen hatte. Eine Welt ohne Verpflichtungen und ohne Potter. Sich einfach mal treiben lassen, umgeben von Leuten, die ihn mochten, auch ohne, dass er über jeden Schritt nachdenken musste. Sie nahmen ihn einfach hin wie er war und nahmen das ganze als Spaß. Doch diese vier waren ein Stück Realität, die ihn nun wieder einholte. Seine Vorahnung über den Ausgang dieser Geschichte schien sich zu bewahrheiten. Tränen, Wut und Chaos, das würde das alles hier hinterlassen, nicht mehr und nicht weniger. „Was hast du mit deinem Arm gemacht?“, fragte Lucius und zog ihn damit von der gedanklichen Klippe zurück, von der er gerade zu fallen drohte. „Nichts, ich wollte nur lästige Fragen umgehen.“, erklärte er und sah auf seinen linken Arm, als hätte dieser eine Antwort von ihm verlangt. „Schämst du dich etwa?“ „Nein!“, beeilte Draco sich zu sagen, doch der Blick seines Vaters war bohrend. „Geht jetzt.“, meinte Alfons um sich und Lucius noch einen gewaltigen Krach zu ersparen. „Ich will mitkommen.“, meinte Lucius und machte sich aufbruchsbereit. Amy atmete einmal tief durch und drehte sich herum, um das Büro zu verlassen. Als sie das Büro ihrer Mutter durchquert hatte, sah sie noch einmal zurück. Die Frage, wo Draco bleibe, blieb ihr im Hals stecken. Er stand noch immer in der Tür und begrüßte seine Freunde. Natürlich, was hatte sie auch anderes erwarten können. Sicher wollte er ihnen erstmal "Hallo" sagen. Sie seufzte leise und öffnete die Tür, um alleine hindurch zu gehen. Unten, am Fuß der Treppe, setzte sie sich hin und starrte auf die Bodenfliesen. Sie hatte so das dumme Gefühl, dass nun endgültig alles vorbei war. Die unbeschwerte Zeit, die sie sich alle hart zurück erkämpft hatten, als Draco auf der Matte stand, würde nicht länger andauern. Nicht jetzt, wo diese Leute aufgetaucht waren. Was würden nur die anderen sagen? Sie wollte Frieden in ihrem Haus, da sie sich in Gegenwart ihrer Eltern, vor allem in der ihres Vaters, immer so unwahrscheinlich dumm und naiv vorkam, doch all das würde jetzt verschwinden und egal wie sehr sie sich Mühe geben sollten, nichts könnte es wieder zurück bringen. Am liebsten währe sie einfach zu dem Haus gegangen und hätte die Anderen überredet, sich ganz schnell ein Neues zu suchen, bevor der Besuch eintreffen würde, aber das konnte sie schlecht machen. Es gab kein anderes Haus in dem sie sich verstecken konnten. Als sie die Tür hörte und Draco am Treppenabsatz sah, dicht gefolgt von diesem schwarzhaarigen Mädchen und dem dunkelhäutigen Jungen, stand sie auf und verließ das Haus. Draußen hatte es mittlerweile wieder zu Regnen begonnen. Gott, wie gut dieses Wetter doch passte. Sie hatte diese Typen gesehen und wusste sofort, dass vermutlich nicht nur die Ruhe in ihrem Haus gefährdet war. Sie nahm die Beine in die Hand und rannte los. Unsinnig, nass war sie jetzt schon, so oder so, aber sie bekam auf einmal diesen Fluchtinstinkt, der sie immer überfiel, wenn etwas völlig aus dem Ruder lief. Sie rannte lieber vor Problemen davon, als sie zu bewältigen. Die Tür ging auf, noch ehe sie angekommen war und Malik half ihr rein. „Was ist? Wo ist Draco?“ „Kommt gleich. Zusammen mit vier Neuen.“ „Schon wieder?“, fragte Melodie. „Ja. Einer muss hier unten in das Zimmer, die anderen drei nehmen die freien Zimmer auf den oberen drei Etagen.“ Die anderen nickten. „Freunde von Draco?“ Amy nickte. „Na klasse, damit hätten wir vermutlich unseren alten Zombie zurück.“ „Hey, ich ziehe mir erstmal was anderes an, ja? Oli, zeig du ihnen bitte wo ihre Zimmer sind.“, der Angesprochene salutierte und Amy sprang die Treppe hinauf. Als die Tür erneut aufging, blickte sich der Jahrgang um. Alle hatten sich auf einem Fleck versammelt, die Arme verschränkt und sahen der Kolonne, aus Regenschirmen entgegen, die hereinkam. „Wenn die welche haben, hätten sie ja Amy auch mitnehmen können.“, wisperte Malik seinem Bruder zu. Der nickte nur. Der erste der hereinkam war Draco. Er sah auf, blickte in jedes einzelne Gesicht, sah wieder weg, als müsse er sich zur Ordnung rufen, und trat beiseite. Sein Vater folgte, dann der Direktor, zwei bullige Jungs, ein Mädchen und ein dunkelhäutiger, gut aussehender Typ. Einige der Mädchen zogen scharf die Luft ein, als sie ihn sahen und manche begannen sogar zu kichern. Die vierzehn Jungs warfen ihrer weiblichen Jahrgangshälfte böse Blicke zu, doch die ließen sich gar nicht beirren. „Amy zieht sich um. Sie ist triefend nass geworden.“, erklärte Malik mit einem Seitenblick auf Draco. Dieser sah ihn gar nicht an, sondern lies ich von dem Mädchen neben ihm berieseln. Es schien, als nehme keiner wirklich Notiz von ihnen, trotzdem sprach er weiter: „Die Zimmer für unsere Gäste befinden sich in der zweiten, dritten und vierten Etage, sowie hier unten.“ „Das Mädchen geht nach ganz oben. Ihr anderen drei könnt entscheiden.“, erklärte Oliver und stellte sich neben seinen Bruder. Es gab abfällige Blicke von Seiten Lucius und arrogante der Neuankömmlinge. Die Zwillinge mussten sich zusammen reißen um nicht sofort auszurasten. „Wo ist dein Zimmer, Draco?“, fragte der Mann mit den langen blonden Haaren. „Erste Etage.“, erklärte der Angesprochene. „Dürfte ich es vielleicht sehen?“ Sein Sohn nickte und ging einfach an den Jungen und Mädchen vorbei, gefolgt von seinen Gästen. Amy suchte gerade nach einer eleganten Bluse, als auf einmal ihre Tür aufschwang und diese Pansy herein marschierte. Sie sahen sich an. „Sag mal was fällt dir eigentlich ein? Hast du gar keine Manieren?“, schrie Amy und hielt sich etwas vor die bloße Brust. Draco stand hinter ihr, genauso wie ihr Vater, Lucius und all die anderen. Sie kam sich vor, wie mitten in einer Piepshow. Und sie war das Objekt, das alle begafften. „Raus hier, verflixt noch mal!“, schrie sie, doch keiner ging auf sie ein. Die drei Jungen sahen sie mit großen Stielaugen an, Lucius reckte das Kinn empor, zeigte aber auch nicht das geringste bisschen Scham, musterte sie stattdessen wie ein Stück Vieh. Ihr Vater sagte rein gar nichts, sah sie nur teilnahmslos an und Draco, tja, der hatte sich demonstrativ umgedreht. Wut, Angst und Verzweiflung verschleierten ihren Blick. „Warum kann ich nicht dieses Zimmer haben?“, fragte Pansy und wandte sich an den Direktor, der nun ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, genau wie Lucius. „Soll das ehrlich eine Frage sein?“, entgegnete Amy und zog sich schnell die Bluse über. „Das hier ist mein Zimmer!“, damit stapfte sie auf sie zu. „So was Ungehobeltes wie dir bin ich ja noch nie begegnet. Sogar unsere Erstklässler haben mehr Disziplin!“ „Amy!“, tadelte ihr Vater. „Ach, jetzt bin ich wieder schuld, oder was? Wer platzt denn hier bitte einfach rein, wie so ein Berserker und wer glotzt hier rum als würde er vor einem Fenster in Amsterdam stehen?“, sie wies auf die Jungs und schlussendlich auf Malfoy Senior. „Amy, du vergisst dich.“ „Ich vergesse mich? Ich vergesse mich?“, schrie sie aufgebracht. Irgendetwas in der Nähe knackte bedrohlich. Draco zuckte kurz zusammen, blieb aber ansonsten still. Allmählich war ihr wirklich alles egal. Ihre Familie, ihre Freunde, die Umgebung, in der sie war. Da war nichts, außer reinem Hass und der konzentrierte sich voll und ganz auf die sieben Leute, die hier in ihrer Tür und im Zimmer standen und ihr mehr als deutlich zeigen wollten, dass sie weniger Wert war, als eine Kakerlake. Aber das würde sie sich nicht mehr gefallen lassen. Allmählich reichte es nun doch. Sie wollte ja alles tun, um ihrem Vater zu gefallen, sofern es sich im Rahmen bewegte. Eine Strippshow hinlegen, gehörte allerdings definitiv nicht zu diesem Repertoire. Draco hatte Recht gehabt: Dieser Mann war es einfach nicht wert. Sie sah kurz zu Malfoy Junior, doch der stand immer noch nur da, starrte die Tür gegenüber an und redete gleichzeitig leise mit dem Typen namens Blaise. „Amy, du wirst deine Sachen packen und in das Zimmer im Erdgeschoss ziehen.“, erklärte ihr Vater mit zusammengebissenen Zähnen. „Wie bitte? Das ist ja wohl die Höhe!“, schrie sie und ballte die Hände zu Fäuste. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut. Noch ein Wort und sie hätte sich nicht mehr unter Kontrolle, soviel stand fest. „Nein, dein Verhalten ist die Höhe.“, erklärte Alfons und in dem Moment geschah es. Das Bett, der Schrank, der Schreibtisch, einfach alles flog in die Luft. Schreiend duckte sich Amy. Die Wut wich der Angst, als sie die Arme über den Kopf warf und Verwirrung sich breit machte. Die anderen taten es ihr nach. Staub wirbelte um sie herum als sie sich langsam wieder erhoben und einige Federn der Matratze und der Kissen zu Boden segeln sahen. „Was war das?“, fragte Amy schockiert. „Nimm deine Sachen und geh runter.“, befahl ihr Vater nur noch einmal, als sie sich nicht sofort rührte, wurde er ungehalten: „SOFORT!“, schrie er und so schnell sie konnte klaubte sie die Kleidungsstücke zusammen, die nicht auch zerrissen worden waren und rannte hinaus. Unsanft stieß sie an Draco. Nicht ohne die Hoffnung, dass er endlich aufwachen würde. Was war mit ihm los? Warum behandelte er sie auf einmal wie Luft? Draco schluckte schwer. Das war eine Träne gewesen, in Amys Augen. Und er konnte ihr nicht mal sagen, was los war. Zum Glück war keiner des Jahrgangs hoch gekommen, als es geknallt hatte. Diese anklagenden Blicke hätte er jetzt nicht noch mal ertragen. Abgesehen davon zog Alfons gerade seinen Zauberstab und reparierte alles mit einem einzigen Schwung. Nur die Kleidung, die verbrannte er. „Das Zimmer gehört dir, Pansy.“, beschloss er anschließend. „Wir wollen auch hier unten bei Draco bleiben.“, erklärten die Jungen. „Sucht euch ein Zimmer.“, gestattete Alfons, ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken. Wer hatte gerade dieses Zimmer zu Kleinholz verarbeitet? Niemand hatte seinen Zauberstab gezogen. Irgendjemand musste solche Wut in sich gehabt haben, dass sie sich einfach entladen hatte. Aber wer? Er vielleicht? Nein, dazu hatte es nicht gereicht. Abgesehen davon hatte er sich vollends unter Kontrolle. Lucius? Nein, der auch nicht. Er war zu sehr tief gefroren, als dass er sich wegen einer kleinen Muggel so aufregen könnte. Zugegeben, er sah sich genau wie Alfons mit einer Spur Verblüffung um, im Angesicht dieser Kraft, die Auslauf gefunden hatte, doch er würde niemals die Beherrschung verlieren, so dachte Alfons zumindest. Eher dafür in Frage kamen die Jungs und Pansy. Wobei er sich nicht vorstellen konnte, weshalb Crabbe, Goyle oder Zabini sich hätten so aufregen sollen. Doch auch Pansy und Draco fielen aus der Sache raus. Beide hatten Amy einfach ignoriert. Draco in dem er sich mit Blaise unterhalten hatte und Pansy hatte sich eher auf ihn und Lucius konzentriert. Blieb eigentlich nur eine Person übrig, aber die konnte erstrecht nicht der Grund sein. Amy und eine solche Explosion von Gefühlen? Nein, niemals. Er hatte sie von einem Bekannten aus dem St.-Mungo-Hospital untersuchen lassen, der ihm mitteilte, dass Amy eine schwere Blockade im Nacken habe, die ihre Zauberkräfte für immer unter Verschluss halten würde. Als er die Untersuchung hatte machen lassen war der Unfall schon zwei Jahre her gewesen und sie stand kurz vor ihrem neunten Geburtstag. Er hatte sich Sorgen gemacht, weil sie immer noch keine magischen Anzeichen zeigte und nun gab er sich die Schuld daran, dass sie so verkrüppelt war, obwohl sie keine äußerlichen Schäden hatte. Hätte er sie gleich auf diese Möglichkeit hin untersuchen lassen, dann, so sein Bekannter, hätte sie ihre Kräfte erhalten. Doch nach zwei Jahren war das Hexenerbe in ihr so verkümmert, dass sie bei dem Versuch hätte sterben können, es wieder zu erwecken. Also wieso sollte es jetzt anders sein? Er hatte sich nie mit diesem Umstand abfinden können und sich nach und nach von ihr entfernt. Es war also nicht verwunderlich, dass sie ihn hasste und solch eine Wut für ihn hegte. Doch so viel sich auch angestaut haben mag, solch ein Ausmaß konnte es einfach nicht erreichen. Das war biologisch unmöglich. Oder war es vielleicht doch Draco? Rein von seinen Beobachtungen her hatten er und Amy sich sehr eng angefreundet. Vielleicht brachte es ihn doch in Rage, dass man sie so behandelte, doch auch seine Kräfte waren durch einen Trank unterdrückt. Er folgte dem entsetzten Blick von Lucius Sohn, der sich auf einige Zimmer, nahe seinem Eigenen, häftete. Draco war sprachlos, als er es mit ansah, wie die Jungs sich die Zimmer von Oliver, Malik und Bastian nahmen. Ausgerechnet die Zimmer der Zwillinge! Schlimmer konnte es doch nicht mehr kommen. Malfoy hörte schon ihre frechen Zungen und sah glasklar vor sich, wie sein Vater den Zauberstab zücken würde, um sie kurzer Hand ins Land der Träume zu verbannen. Oder auch nicht, das würde wohl auf den Fluch ankommen. Moment, diese Stimmen bildete er sich nicht nur ein. Wie lange stand er hier schon in Amys, pardon, Pansys Tür? Den Jungs wurden gerade ihre Klamotten zugeworfen. Schnaubend packten sie die Sachen zusammen und beschimpften Crabbe und Goyle als fette, verfressene Warzenscheine. Bastian, der das gleiche mit Blaise tat, stand den Zwillingen dabei in nichts nach. Auch er war stink wütend über die Situation, doch letztendlich knallten die Türen vor ihren Nasen zu, beinahe synchron, und sie wandten sich schnaubend der Treppe zu. Als sie an Draco vorüber marschierten, wünschte er sich, im Erdboden zu versinken. Bastian und Oliver bedachten ihn nur mit hasserfüllten Blicken, doch Malik blieb stehen. „Du bist eine echte Ratte, Malfoy. Und wir dachten du währst einer von uns! Ein FREUND.“, zischelte er ihn an. „Du bist nichts, einfach nur ein Lacher.“ „Falsch. Draco ist eine Schlange!“, säuselte Pansy und schmiegte sich leicht an ihn. Der Zwilling sah sie an, wie es sonst nur ein Malfoy konnte. „Und was bist du dann? Es müsste ein Tier sein, das potthässlich und dazu noch struns dumm ist.", er wandte sich wieder Draco zu. „Und für so was verrätst du uns, ja? Man bist du widerlich.“, er drehte sich herum und stapfte die Treppe hinunter. Pansy wollte gerade ihren Zauberstab zücken, doch er hielt sie noch auf. Stattdessen nickte sie nur, dachte wohl lediglich an die Tarnung, doch die war Draco gelinde gesagt egal. Er wusste, er hatte diese Wut auf sich gelenkt und er hatte sie auch verdient. So murmelte sie nur irgendwas unverständliches und ging wieder in ihr neues Zimmer. Das nächste Donnerwetter erreichte seine Ohren und er sprang zur Treppe. Vor der Tür des Zimmers, wo nie einer geschlafen hatte, stand Amy, flankiert von den anderen drei Jungen, die aus ihrem Zimmer vertrieben wurden. Sie sah abfällig ihrem Vater ins Gesicht. „Du wirst nicht mit drei Jungen in einem Zimmer schlafen!“, donnerte er. „Ach ja? Dann hole ich mir eben die Erlaubnis von Mutter.“, zischte sie barsch. „DU hast mir gar nichts zu sagen.“ „Wie redest du mit mir?“ „So wie du es verdient hast.“ Nun versammelten sich auch all die anderen männlichen Klassenmitglieder um sie herum und begannen, sie vor ihrem Vater abzuschirmen. Das war die beste Taktik. Vier konnte er vielleicht der Schule verweisen, aber nicht einen halben Jahrgang. Er wirbelte herum und verließ schnaubend das Haus, gefolgt von Lucius. Amy legte das Gesicht in eine Hand und fuhr sich durch das Haar. Hinter sich hörte Draco Pansy und Blaise schadenfroh lachen. Crabbe und Goyle drängten sie gerade zu ihnen und die Treppe hinunter. Mit einem Schlag wurde er nach Hogwarts zurückversetzt. Er und seine eigentlichen Freunde waren die Könige. Niemand konnte sich ihnen in den Weg stellen. Nichts da mit den nervigen, chaotischen Zwillingen, die ihm den Rücken stärkten und angenehmer waren als Crabbe und Goyle. Keine Amy, die ihn zum lachen bringen konnte und genau das tat, was für ihn am Besten war, was auch immer er gerade brauchte. Das musste jetzt wieder Pansy übernehmen. „Bist du jetzt zufrieden, ja, Malfoy?“, keiften die Zwillinge im Chor. Amy sah auf und schüttelte sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, das plötzlich hart und abfällig wurde, wie zu ihrer ersten gemeinsamen Zeit. Fünfzehn Leute standen mit verschränkten Armen vor ihm. Die anderen dreizehn Mädchen hielten sich abseits und beobachteten das Ganze abwartend. Pansy lachte. „Was wollt ihr schon tun, gegen uns fünf?“, fragte sie lachend. „Oh, komm nur her und wir zeigen es dir.“, knurrte Leonard, der zugegebener maßen ein wirklich furchteinflößender Gegner war, da er mehrere Kampfsportarten trainierte. Doch trotzdem lachte die Schwarzhaarige nur und trat direkt neben Draco. Sie lehnte sich lässig an ihn, mit einer Hand auf seiner Schulter. „Haltet euch lieber zurück und tut, was wir euch sagen, dann passiert euch nichts.“, meinte sie fies grinsend und gleich drei Jungs mussten Leo davon abhalten, nicht auf sie los zu gehen. Parkinson sah das alles als ein Spiel und lachte weiter. Die anderen drei Jungs nahmen Flankenposition ein und grinsten ebenfalls warnend. Nun konnte man Amys spöttische Stimme hören. „Parkinson, dieser Name passt absolut klasse zu dir, oder nicht? Du bist genauso abartig wie diese Krankheit.“ Nein, dieser Satz war nicht gerade schlagfertig, aber es half, damit die Zwillinge anfingen zu lachen und mit den Fingern auf die nun vor Wut kochende Pansy zu zeigten. Sie rissen Witze der übelsten Art über sie und taten sogar, als hätten sie selbst einen Anfall dieser Krankheit. Das brachte nun auch die anderen Jungen zum lachen. Die richtigen Slytherin von Hogwarts schnaubten verächtlich. „Komm, Draco, diese komischen Kinder sind es einfach nicht wert.“, erklärte Pansy schnurrend zu ihrem Freund und griff nach seinen beiden Händen. Er folgte ihr ohne Umschweife. Amy zog angewidert einen Mundwinkel hoch, als sie ihn auch noch küsste. „Wow, du vögelst aber auch alles, oder? Wie erbärmlich.“ Die Übrigen um sie herum klatschten begeistert und einige pfiffen zustimmend. „Hoffen wir mal, dass diese Mistkuh was Ansteckendes hat. Ein imposanter Abgang von der Welt, wenn er dann so einfach abnippelt, oder nicht?“ Ohne eindeutige Gefühlslage sah Draco zu Amy. Sie hob das Kinn noch weiter und setzte das abwertenste Gesicht auf, das sie hatte. Und somit geht alles wieder auf Anfang…, sprach eine traurige Stimme in ihm, die ihn gleichzeitig dazu zwingen wollte Pansy los zu lassen und sich vor Amy auf den Boden zu werfen, doch er konnte es natürlich nicht tun. Diese Blöße konnte er sich einer Muggel gegenüber nicht geben. Stattdessen verfinsterte sich sein Blick nur noch mehr und er beschloss seine Gefühle einfach abzustellen, die er für diese Leute entwickelt hatte. Denn sie waren genau das: Nichts als einfach, dreckige, kleine Muggel. Er gehört nicht hier her. Er gehört zu seinen Leuten nach Hogwarts, nach Slytherin. Doch als er sich herum drehte, seine Freunde ihm Platz machten und er hinaufstapfte wurde ihm schmerzlich bewusst, welche der beiden Mädchen er lieber hatte. Welche von ihnen er wirklich wollte, doch dieses Mädchen war nun ein für alle Mal unerreichbar. Ade Amy Kapitel 11: die wirklich wahrste Wahrheit über Amys Familie ----------------------------------------------------------- Das kleine Zimmer im Erdgeschoss des Hauses war gerammelt voll. Auf dem Bett und den drei Matratzen auf dem Boden tummelten sich genau fünfzehn Schüler des siebten Jahrganges: Vierzehn Jungen und ein Mädchen. Amy hatte sich im Schneidersitz mitten auf das Bett gesetzt, neben ihr die Zwillinge sowie Bastian. Leonard hatte mit dem Fußende vorlieb genommen und sah verbissen auf seine Fußspitzen. Keiner sagte etwas, doch jedem war Wut, Verzweiflung und Frustration ins Gesicht gestempelt. „Irgendwas müssen wir gegen die Invasion der Außerirdischen doch unternehmen können!“, entfuhr es Luis und schob seine Brille nach oben. „Ich fürchte nein. Der Direktor hat nur Augen für sie. Andere scheinen ihn nicht zu interessieren.“ „Und nun?“ „Nichts. Wir können nur abwarten und hoffen, dass sie bald wieder verschwinden.“, knurrte ein anderer. Amy atmete einmal tief durch und sah aus dem Fenster. Gerade jetzt als es so schön hier wurde mussten diese Typen kommen. Ausgerechnet jetzt! „Alles klar bei dir?“, fragte Oliver und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Noch, ja. Aber ich hab so ein blödes Gefühl bei der Sache.“ „Wer nicht?“, Julius sprang auf und versuchte zwischen den anderen so gut es ging auf und ab zu laufen. Das Tat er immer, wenn er nervös war und nicht wusste wohin mit der überschüssigen Energie. „Was ist wenn wir bei der Sekretärin Beschwerde erheben? Und wenn sie sich an den Direktor wendet, dann muss doch etwas passieren, oder nicht?“ Amy schnaubte: „Diese Vermutung ist eher schwammig, wenn du mich fragst. Der kümmert sich doch einen Dreck darum, was Mutter oder ich zu sagen haben.“ Wieder schwiegen sie. Es klopfte und Katharina steckte den Kopf herein. „Störe ich?“, fragte sie gut gelaunt und öffnete die Tür so weit es ging. Sie trug einen großen Karton herein und lies ihn vor die Füße der Jungs auf den Boden knallen. „Puh!“, machte sie und stemmte die Hände in die Hüfte. „Dafür verlange ich aber Trinkgeld!“ „Was soll das sein?“, fragte Amy. „Hoffentlich die Köpfe von Zabini, Malfoy, Crabbe, Goyle und Lepra, als Friedensangebot.“, meinte Malik und verschränkte die Arme. „Du, ich glaube die heißt Parkinson.“, berichtigte Oliver. „Ach du meinst…“, Malik begann heftig zu zittern - doch natürlich tat er nur so. Als die Jungs erneut loslachten, holte Amy sich den Karton aufs Bett. „Das ist nicht lustig!“, fauchte Katharina. „Sie kann für ihren Namen auch nichts. Außerdem ist sie richtig nett und eine sehr gute Freundin. Mann muss sie nur genauer kennen lernen. Draco versteht sich ja auch mit ihr und er ist kein schlechter Mensch.“ Damit knallte sie die Tür hinter sich zu. „Wahnsinnig überzeugend.“, meinte Leo spöttisch. „Die ist genauso lieb wie ein Stinktier auf Revierverteidigungskurs.“, erkannte Henry. „Wetten, dass Kathi gar keinen Kontakt zu denen hat?“ „Ich glaube, dass das nicht mal nötig ist. Ich meine: Schau dir doch unsere Mädels an! Die sind alle so drauf. Die Neuen hier, die Neuen da...“ „Na dann mal schauen.“, lenkte Amy von diesen Beschuldigungen ab und versuchte das Paketband aufzubekommen. „Wahrscheinlich der Inhalt des Schließfaches.“, überlegte Garry und beugte sich mit den anderen über den Rand des Kartons. „Was zum…?“, verblüfft rissen sie alle die Augen auf, als es ihnen aus dem Inneren entgegen funkelte. „Ist das Gold?“, hauchte ein anderer. „Keine Ahnung…“, murmelte Amy und strich einmal über den Inhalt. Es handelte sich um Münzen, sehr viele Münzen sogar, doch diese Art Geld hatte sie noch nie gesehen. „Das ist ein Schatz.“, hauchte irgendjemand. „Und was ist dann das?“, fragte der nächste und nahm eine ca. dreißig Zentimeter lange Schachtel aus dem Karton. Amy nahm sie ihm am und öffnete es. Darin lag ein Stock. Zugegebener Maßen ein sehr schöner Stock, aber ein Stock... Er war weder sonderlich dunkel noch hell und absolut gerade. Das eine Ende war aalglatt und sah aus, als währe es zum halten da. Von diesem etwas dunkleren Ende umwickelten dünne Fäden das Holz und trafen sich an der Spitze. Amy wusste genau was das war: Ein Zauberstab. Sie hatte Bilder in dem Buch gesehen, dass sie gerade las, und das hier war mit absoluter Sicherheit ihrer. Weißdorn, mit dem Haar einer Veela, Elf Zoll. Als sie vorsichtig den Griff berührte und ihn aus dem schützenden Etui nahm hörte sie leise Glöckchen bimmeln, wie die eines Windspiels. Der Beweis, dass sie sich diese wunderschöne Melodie nicht einbildete war der, dass sich alle verwundert umsahen, einige sprangen sogar auf. Doch sie war sich sicher, dass nur sie die leise singende Frau hörte. Sie summte zu dem Klang der Glocken eine beruhigende und faszinierende Melodie. Leider währte das Konzert nicht ewig und schon nach einigen Sekunden wurde es leiser, dann verstummte es vollends. Niemand wagte es ein Wort über die Lippen zu bringen. Blaise stand am Fenster und sah hinaus in den Regenguss. Pansy saß neben Draco auf dem Bett, der schon die ganze Zeit in seinen eigenen Gedanken versunken auf der Matratze hockte und Löcher in den Fußboden starrte, als könnte er dadurch alle Mysterien des Universums lüften. Seiner Freundin schien es, als wolle er durch die Decke hindurch, doch verstand sie nicht, was es ihm bringen würde. Sie wussten alle, dass unter ihnen die Muggel saßen. Nichtsnutzige, dreckige Muggel, die sich nicht bewusst waren, wo ihr Platz in dieser Welt war. Doch eigentlich wollte Draco nur seine Ruhe haben. Warum waren sie alle hier in seinem Zimmer? Er wollte doch nur alleine sein. Wenn er es ihnen jedoch genau so sagen würde, würden sie vielleicht Verdacht schöpfen und das wollte er nicht. Unter keinen Umständen würde er sich die Blöße geben und zugeben, dass ihm diese Normalsterblichen, die er auf dem Internat kennengelernt hatte, etwas bedeuteten. Als er sich nach gefühlten Stunden endlich das erste Mal bewegte, sahen ihn seine vier Freunde an, doch außer sich die Schulter zu massieren tat er nichts. Sie brannte schon wieder. Zwar nur ein wenig, aber sie brannte. Pansy seufzte und durchbrach so nun endlich die Stille. „Wir müssen dich aufheitern. Du bist ja ganz verstört!“, meinte sie. „Komm, lass uns ein paar Muggel verhexen!“ „Ich habe meine Kräfte nicht, Pansy, schon vergessen?“, fragte er und sah sie an abfällig und mürrisch an. Wie sie ihm mit nur diesem einen, kleinen Vorschlag auf die Nerven ging! „Oh, nein, entschuldige bitte.“ „Ich will hier eigentlich nur weg!“, meinte er und stand auf, um aufgeregt auf und ab zu laufen, wie ein Tiger im Käfig. Pansy zögerte einen Augenblick, dann ging sie zu ihm. Zärtlich hielt sie ihn in seinem Tun auf und nahm ihn leicht in die Arme. „Hey, alles wird gut. Vielleicht brauchst du, wenn das alles zu Ende ist, einen guten Psychiater…“, sie lachte schon wieder über ihren eigenen Antiwitz. „…aber alles wird gut.“ Er nickte. Ja, sie musste einfach Recht haben, es ging nicht anders. Es klopfte an der Tür und gleich darauf sah eine breit lächelnde Melodie hinein. „Hallo!“, sang sie freudig und machte die Tür noch weiter auf, sodass man die ganze Meute der Mädchen hinter ihr erkennen konnte. Sie trugen alle die schönsten Kleider, die sie besaßen und waren so voll bepackt mit Schminke, wie es für einen einzelnen Menschen nur möglich war. Die vier Slytherin sahen sich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an, dann blickten sie zurück zu den Neuankömmlingen, als währen sie Aliens. „Wir stören doch nicht etwa, oder?“, fragte Caro, die noch gedrungener als sonst in dem Kleid wirkte und kam hinter ihrer größeren Freundin zum Vorschein. Melodie wartete einfach keine Antwort ab, sondern marschierte schnurstracks hinüber zum Fenster, wo Blaise stand, und klammerte sich an dessen Arm. „Wir wollten euch zum Essen abholen.“, meinte sie schnurrend und setzte einen gekonnten Schlafzimmerblick auf. Blaise jedoch betrachtete sie kritisch. Man musste keine große Menschenkenntnis besitzen, um zu erkennen, dass sie nicht gerade gut abschnitt. Doch Melodie schien das nicht zu beeindrucken. Weitere aus dem Jahrgang strömten herein und tummelten sich um Blaise, um Draco und selbst Crabbe und Goyle blieben nicht ohne Anhang. Sie schnatterten so wild durcheinander, dass es einer Erlösung glich, als Blaise das Wort ergriff. Ihm war ein Gedanke gekommen, wie man Malfoy wieder aufheitern konnte. Ausschlag gebend war der Umstand, dass Draco schon wieder nach seiner Schulter fasste. Arbeit ihm Schulgarten war aber auch anstrengend, zumindest bezog er es darauf. „Mädels, Mädels, bitte“, er hob die Hände, was sie zum schweigen brachte. Als er ihnen einen absoluten Traum von Augenaufschlag schenkte, brachte das einige von ihnen zum dahin schmelzen. „Wir sind noch erschöpft, von der langen Reise. Wir wollten uns erstmal entspannen.“, er griff Melodie unter das Kinn. „Aber ihr Süßen könnt uns dabei sicherlich helfen.“, säuselte er und kam ihr näher. Ergeben schloss sie die Augen, bis auf einen winzigen Spalt, und hauchte ein zärtliches „Ja“. Blaise grinste finster. Muggel waren noch leichter zu manipulieren als Hexen. Nichts ging doch über die Einfältigkeit Normalsterblicher. „Ihr da“, er wies auf die Gruppe bei Draco. „Ihr zwei müsst Draco massieren und ihr anderen drei: Pansy muss ganz dringend zur Maniküre. Außerdem leidet sie unter chronischen Kopfschmerzen. Es währe also schön, wenn einer ihr den Kopf massiert.“ Dann wandte er sich den drei Mädchen zu, die sich an Crabbe und Goyle heran schmissen. Er überlegte kurz, dann viel ihm etwas ein: „Crabbe hat es in der Wirbelsäule, er brauch auch eine Massage. Und Goyle hat erst gestern einen Marathon bestritten. Ihm tun noch immer die Füße weh. Ein heißes Fußbad währe nicht schlecht.“ Dann wandte er sich an die übrigen fünf Mädchen, die sich um ihn herum tummelten. „Und ihr Süßen.“, er sah sie alle an. Nun ja, sie waren nicht gerade hübsch, aber immerhin die schönsten der Klasse, also zuckte er einfach mit den Schultern. „Ach wisst ihr was, macht mit mir, was ihr wollt. Hauptsache ich kann entspannen und muss mich nicht anstrengen.“ Freudig quiekend fielen sie über ihn her, während Pansy schon auf einen Sessel gedrückt wurde und zwei sich über ihre Hände her machten und eine über ihren Kopf. Auch bei den beiden männlichen Bulldoggen, ließen die Mädchen es sich nicht nehmen den Befehlen von Blaise Folge zu leisten. Ebenso wenig wie bei Draco. Zwei Mädchen drängten ihn aufs Bett und wollten ihn massieren. Doch sie waren zu scheu um ihn darum zu bitten sein Hemd auszuziehen. Als er so da lag und sich von ihren groben Griffen betatschen ließ musste er zwangsläufig an Amy denken. Vergangene Nacht war sie es noch gewesen, die sich auf seinen Rücken gehockt hatte und ihn vorsichtig massierte. Sie hatte nicht riskieren wollen, ihm mit seinen Wunden noch mehr weh zu tun. Die Art und Weise, wie sie sich an ihn geschmiegt, ihm einen zarten Kuss in den Nacken gedrückt und jede einzelne Wunde sanft nachgezogen hatte, hatte so unsagbar gut getan. Die bloße Erinnerung brachte ihn dazu, die Augen zu schließen. Er hatte das Gefühl, dass er es gerade in diesem Moment wieder spürte, doch das war natürlich nur Einbildung. Die harten Griffe der Mädchen, die jetzt mit ihm auf dem Bett saßen, waren die Griffe eines Fleischers. „Du lächelst ja so selig.“, bemerkte Pansy irgendwann. „Ist es so gut? Wenn ja hätte ich nachher auch gerne eine Massage.“ Die anderen Jungen lachten, doch Draco hatte ihre kleine Ansprache mit einem Ruck wieder zurück in das hier und jetzt befördert. Es war nicht Amy bei ihm, es waren die Mädchen ihrer Klasse, die um sie herum hüpften und genau das taten, was Blaise ihnen gesagt hatte. Die gesamte Situation war so absurd, dass er plötzlich zu lachen begann. Erst war es ein leises Glucksen, tief in seiner Brust, und breitete sich aus, bis er so laut und ausgelassen lachte, dass seine Freunde zufrieden lächelten und einstimmten. Doch Plötzlich schrie er auf vor Schmerzen. Entsetzt rissen die beiden Mädchen die Hände zurück, als er aufsprang und sich zu ihnen umdrehte. Es war Sharon, die er anschrie: „Kannst du nicht aufpassen? Mein Rücken ist empfindlich oder glaubst du, dass ich ein Stück Vieh bin?“ Entsetzt riss das Mädchen die Augen noch weiter auf. „Bitte entschuldige…“, murmelte sie. „Bitte entschuldige? Was fällt dir überhaupt ein? Wozu bist du eigentlich zu gebrauchen? Raus!“ Sharon zögerte noch einen Augenblick, dann sprang sie vom Bett auf und flüchtete aus dem Zimmer. Betty - die andere, die sich um Draco gekümmert hatte - folgte ihr. Sie hörten eine Tür zufallen, lautes Getrappel auf der Treppe und dann warf sich eine schluchzende Sharon in den Raum hinein. Betty folgte ihr zögerlich und schloss die Tür. „Was ist passiert?“, fragte Oliver und alle drängten sich um sie herum. Den Karton mit dem Geld hatten sie unter das Bett geschoben, ebenso wie die Schachtel mit dem Zauberstab. „Er hat sie angeschrieen, beschimpft und dann rausgeschmissen.“, erklärte Betty und setzte sich zu ihnen auf das Bett. „Wer „er“? Inzwischen gibt es drei, die in Frage kommen könnten.“ „Draco.“, meinte sie und sah Amy eindringlich an. „Ich will da nicht mehr hoch.“, wimmerte Sharon. „Wir holen die Matratze.“, beschlossen die Zwillinge. „Meine bitte auch. Ich bleibe bei ihr.“, sie nickten und gingen gefolgt von zwei weiteren die Treppe hinauf. Sie warteten einige Sekunden, dann stand auch Amy auf. „Kommt, beruhigt euch. Lasst uns ins Bad gehen, die Schminke abmachen und dann was essen gehen. Von solchen Idioten lassen WIR uns doch nicht unterkriegen.“, ihr Gesicht sprach puren Hass aus. „Wir sind immerhin die Herren in diesen Mauern. Sie können uns vielleicht mit der Hilfe des Direktors unsere Zimmer nehmen, aber weder unseren Stolz, noch unsere Würde.“, sie war die Einzige, die den Titel ihres Vaters mit solcher Verachtung aussprechen konnte und niemand widersprach ihr. Sie hatte ja Recht. Einer der Jungen machte die Tür auf, dass sie den Raum verlassen konnten und während Betty ihre in Tränen schwimmende Freundin wieder auf Vordermann brachte, warteten sie alle auf die Beiden. Eine Tür ging auf, es wurde lauthals geschimpft und im nächsten Moment flog Oliver die Treppe runter, zusammen mit der Matratze. Unsanft landete er auf dem Boden und das weiße, große Ding direkt auf ihm. Entsetzt sprangen Malik und die beiden anderen Jungen die Treppe hinunter und zogen das Bettzeug von ihm weg. Am Absatz erschienen lachender Weise die Slytherin, vorne weg: Draco. Amy konnte einfach nicht glauben, was sie da sah. Er stand dort oben und hielt sich den Bauch, während er seiner Belustigung lauthals Kund tat. Ihr Blick verfinsterte sich zusehends. Sofort viel ihr der letzte Zauber ihres Buches eins; Der tödliche Fluch. Sie hatte auch gelesen, dass er einer der drei Sprüche war, die verboten waren und verfluchte diese Regel innerlich. Gut, sie wusste eh nicht, ob das überhaupt funktionierte, aber sie hätte nichts unversucht gelassen, um ihn los zu werden. Zum Glück hatte Oliver sich nichts getan, außer, dass es ihm schwer viel, einen Arm und das entgegegesetzte Bein zu bewegen. Sein Bruder und Bastian halfen ihm auf. „Das sollte euch eine Lehre sein: Geht uns aus dem Weg, dann passiert euch nichts.“, rief Draco hinunter, mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. „Wage es nicht uns zu drohen, Malfoy.“, Maik spukte dieses Wort in den Raum, doch seine offenkundige Wut belustigte die fünf Freunde nur noch mehr. Erst, als abgesehen von den Zwillingen und Bastian alle die Treppe hinauf stürmten, bereit ihnen eine Lektion mit Hilfe von körperlichen Schmerzen zu verpassen, sahen sie auf einmal nicht mehr so mutig aus. Ihr Glück war, dass Sharon und Betty gerade aus dem Bad kamen. Das Mädchen, das eben noch geheult hatte wie ein Schlosshund, stand nun wieder auf festem Boden neben Amy, die sich auch kein bisschen gerührt hatte, und hielt sie auf: „Lasst es, diese Missgeburten sind es nicht wert.“ Die Jungs sahen sie an, dann nickten sie und kamen einfach zurück. „Kommt.“, meinte einer von ihnen und sie nahmen die drei Mädchen und den Verwundeten in ihre Mitte, als sie hinausgingen. „Seit ihr feige oder was?“, rief Draco ihnen nach. Er fühlte sich so stark in seiner alten Position. Nichts und niemand konnte ihm jetzt noch etwas anhaben. Pansy und die Jungs hatten ihm wieder vor Augen geführt, wer und was er war. Die letzten Tage, hatte er sich als unwürdig erwiesen, der Sohn seines Vaters zu sein. „Nein, aber zu unserem Vokabular gehören einige Sachen, die eurem fehlen. Das nennt sich Anstand, Vernunft und Freundschaft. Ihr seid einfach nur peinlich.“, erklärte Betty. „Peinlich?“, presste Draco durch geschlossene Zähne hervor und überwand die letzten Stufen zum Edgeschoss. Wie konnte sie es wagen? ... Jetzt reichte es Amy. Was wollte er bitte mit diesem Verhalten erreichen? Wut und Agression stiegen ihr zu Kopf. Sie war ja, bei Gott, nicht gewalttätig, aber an dieser Stelle war schluss. Das Rot, das alles andere um sie herum ausblendete trieb ihr Tränen in die Augen und sie presste die Kiefer zusammen. „Amy, was hast du vor?“, fragte Sharon ängstlich, als sie ihre geballten Fäuste sah. Sofort hielten alle Inne. Noch immer stapfte Draco auf sie zu, den Blick in Rage verzerrt, und das heizte sie nur noch mehr an. Sie riss ihren Arm von dem Mädchen neben sich los, bahnte sich grob einen Weg aus der Jungenmenge heraus und packte Draco am Kragen, noch ehe er ganz realisierte, was geschah. Dracos Herz flimmerte närrisch, als er sie auf sich zukommen sah, und er gefror zu Eis, als sie die Hand nach seinem Hemd ausstreckte. Die Faust kam in Zeitlupe, aber selbst wenn er gewollt hätte, hätte er sie nicht aufhalten können. Er war wie gelähmt, bis ihre Knöchel mitten in seinem Gesicht landeten. „Das ist für diese ganze schräge Aktion, die du hier abziehst, Mistkerl!“, schrie sie ihn an. Blitzschnell griff sie nach seinen Schultern und trat ihm in den Magen. „Das ist für Sharon.“, er ging keuchend und würgend zu Boden. Als wollte sie einen Fußball kicken trat sie ihm in die Seite. „Das ist für Oliver.“ Er landete mit dem Gesicht voran auf dem Boden, doch Zeit zum verschnaufen gab sie ihm nicht. Sie krallte grob die Finger in seinen Rücken und kratzte ihn so fest sie durch den Stoff nur konnte. Er schrie, als sie die alten Wunden von Voldemort erwischte. „Und das ist für mich!“ Geschockt sahen sie alle an, wie sie immer und immer wieder auf seinen Rücken einschlug, wohl wissend, dass es dort am Meisten wehtun würde. „Amy, jetzt reicht es.“, zwei der Jungs packten jeweils einen ihrer Arme und zogen sie weg, um ihren Rachefeldzug zu beenden. Immer noch vollkommen perplex, rannten die anderen vier Slytherin auf Draco zu und knieten sich nieder. Er keuchte und rang vor Schmerzen nach Luft. In seinen Augen sammelten sich Tränen. Er sah zu Amy hoch, die sich mit einem aggressiven Ruck aus der Umklammerung löste, herum fuhr und ohne ein weiteres Wort das Haus verließ. Amy aß nichts. Sie saß nur schweigend auf ihrem Platz im Speisesaal und dachte nach. Noch immer war sie wütend. Draco war noch viel schlimmer, als zu Beginn seiner Anwesenheit. Was der Gruppenzwang nicht so alles aus einem machen konnte... „Amy, hör auf dir einen Kopf zu machen. Du hast einfach nur das getan, was wir auch alle tun wollten, sich aber keiner getraut hat.“, meinte Malik, der gerade erst aus dem Krankenhaus des Grundstückes zurück gekommen war, nachdem er Oliver dort abgeliefert hatte. „Es geht nicht um meinen Ausraster, sondern um Draco.“, meinte sie mit gedrückter Stimme. „Er hat bekommen, was er verdient hat.“, rechtfertigte der Zwilling ihre Tat. „Das wird Ärger geben…“, murmelte sie. „Der kann uns mal!“, rief Bastian. Sie wusste diese Versuche sie aufzumuntern wirklich zu schätzen, aber sie wusste auch, wie das enden würde. Die Slytherin waren zum Abendessen bei ihrem Vater und wer weiß, was sie ihm erzählen würden. Sie sah auf die Uhr. Drei – Zwei – Eins … Die Flügeltür schwang auf und ihr Vater flog herein, zusammen mit Pansy, Goyle und Lucius Malfoy. „Show beginnt.“, murmelte sie und stand auf. Die Arme vor der Brust verschränkend reckte sie das Kinn. Es wurde Still in der Halle, als ihr Vater vor ihr anhielt und die anderen drei sich in einem Halbkreis um sie herum aufbauten. „Na komm, schrei los, dass ich Oliver gerächt habe, sowie Sharons Gefühle und meine dazu. Komm, tu es!“ Für eine Sekunde verschlug es Alfons die Sprache, dass seine Tochter ihm so die Stirn bot, doch Lucius schnaubte nur verächtlich und das löste die Muskelstarre, die ihn ergriffen hatte. „Wie kommst du dazu ihn so zuzurichten?“ „Wie ich dazu komme? Nennt sich Wut, musst du doch kennen, lässt du immerhin dauerhaft an mir aus, weswegen auch immer.“ „Du wusstest, dass sein Rücken schwer verwundet ist.“ „Ja, und es hat mir Spaß gemacht, darauf rumzuhacken. Hab ich vermutlich von dir: Immer noch weiter rauf auf die Wunde. Ob seelische über körperliche. Immer schön hau rauf.“ Es ging schnell als er ausholte und mit der flachen Hand in ihr Gesicht schlug. Ihr Kopf schnellte herum. Blut sammelte sich in ihrer Wange und färbte das Gesicht rot. Sie schloss für einen Moment die Augen, um ihren stockenden Atem zu normalisieren, dann zwang sie sich wieder in sein Gesicht zu sehen. Es war totenstille im Raum, sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Aufschlagen natürlich auch. Umso bedrohlicher kam der Rest herüber. „Von nun an wird Pansy Parkinson Vertrauensschülerin für deinen Jahrgang sein.“ „Was?“, schrieen die umstehenden entsetzt. „Aber Dr. Turner, Sir, das können Sie nicht tun.“ „Ach nein?“, abfällig sah er zu seinen Schülern hinunter. „Und wie ich das kann. Sie ist gewalttätig und ungehobelt.“ „War das gerade ein Eigenlob?“, platzte es aus Amy heraus. Eine zweite Backpfeife knallte auf die Spuren der Ersten nieder. Doch das alles machte sie nur noch wütender. Sie schwor sich: Noch ein Schlag und sie würde mit ihm das Gleiche machen, wie mit Malfoy, dieser verlogenen Ratte. „Sir, Amy ist nur so ausgerastet, weil Draco und seine Freunde Oliver die Treppe hinunter gestoßen haben. Er liegt jetzt drüben auf der Krankenstation und kann sich kaum bewegen.“, rief Malik schockiert, doch wieder kassierte er nur abfällige Blicke von Lucius. „Kannst du das auch beweisen?“, fragte er spöttisch. „Schluss jetzt mit der Diskussion. Ich habe etwas gesagt. Pansy wird Vertrauensschülerin.“, er hob drohend den Zeigefinger. „Das wird noch ein ernstes Nachspiel haben!“ „Schön, ganz wie Sie meinen, Direktor.“, zischelte seine Tochter zurück. „Entschuldigen Sie mich, aber ich sollte mich mal mit ihrer wesentlich besseren Hälfte auseinander setzen, da sie scheinbar nicht bei klarem Verstand sind.“, sie marschierte einfach an ihm vorbei. Amy kochte vor Wut. Sie nahm die Stufen im Paar und riss die Tür zur Wohnung auf. Prompt stand sie vor dem Esstisch, der gedeckt war. Auf dem Sofa lag Draco und hielt sich jammernd den Kopf, während seine Mutter seine Hand tätschelte. Crabbe und Blaise waren die Einzigen, die bemerkten, dass sie da war. „Wo ist Mutter?“, fragte sie herrisch. Erschrocken fuhr Narzissa herum, Draco wand ebenfalls den Kopf. Kaum, dass er sie sah, schien es ihm gar nicht mehr zu schlecht zu gehen. „Im Büro.“, entgegnete Narzissa nur. Sie sagte nichts mehr, nicht einmal danke, als sie wieder hinaus ging, die Tür schloss und in das Büro marschierte. Ihre Mutter saß da, mit einem Teller auf dem Schoß, die Beine auf ihren Schreibtisch und den Blick auf den Computer gerichtet, in dem gerade „Verliebt in eine Hexe“ lief. „Mutter.“, polterte Amy und sie fuhr erschrocken hoch. Der Teller, der ihr fast entglitten war, wurde schnell auf dem Schreibtisch abgestellt und die Pausetaste des Films gedrückt. „Was ist los, Liebes?“ „Vater, der ist los. Irgendein Irrer hat ihn aus der Klappse gelassen.“ „Sprich nicht so von ihm.“ „Okay, Vater ist ein abartiger Zombie, der sich von irgendwelchen dahergelaufenen Idioten in komischen Umhängen sagen lässt, was er zu tun hat.“, giftete sie. Ihre Mutter sagte nichts mehr. Das würde die Sache nur noch verschlimmern. „Welcher Idiot hatte eigentlich die Idee, dass die vier auch noch her kommen? Wir hatten genug Probleme damit, Daco zu zähmen. Aber dank seiner Freunde ist er wieder zu dem Arsch… Verzeihung, zu diesem … mir fällt keine passende Bezeichnung ein… Na ja eben zu dem gleichen Etwas mutiert, das er vorher war.“ „Was macht dich so sicher, dass er gezähmt war?“ Amy schwieg und lies sich neben sie auf einen Stuhl plumpsen. „Weil ich bis vor einigen Stunden noch mit ihm zusammen war, deswegen. Bis ich dann mitbekommen habe, dass er eine Freundin hat und diese zusammen mit seinen Kumpels hier aufgetaucht ist.“ „Ach Schatz…“, sie wollte sie in den Arm nehmen, doch Amy sprang wieder auf. „Und was ist seine erste Amtshandlung? Erst komm Vater, nimmt mir mein Zimmer weg und verbannt mich in den Raum ganz unten. Dann werden die Zwillinge und Bastian rausgeschmissen, dann verletzt Draco meine Gefühle, dann die von Sharon und dann stoßen er und seine Freunde Oliver die Treppe hinunter. Immer kommen sie ungeschoren davon und jetzt macht Vater auch noch Parkinson zur Vertrauensschülerin und schlägt mich.“ „Du hast aber Draco auch ganz schön zur Sau gemacht.“, erinnerte die Frau belustig und hielt sich gleich den Mund zu bei ihrem Ausdruck. Amy sah sie entsetzt an, dann lachten sie los und setzte sich wieder zu ihr. „Ich bin einfach so verdammt wütend auf ihn, Mutter.“, erklärt sie und schlug mit der Faust auf den Tisch. Fontänen aus Tinte sprühten aus den Stiften im Standglas. Entsetzt sah ihre Mutter sich das an, murmelte etwas und griff nach den Händen ihrer Tochter. „Amy, bitte beruhige dich, bevor noch etwas zu Bruch geht.“ „Wie, zu Bruch geht? Willst du mir jetzt auch noch die Schuld für alles in die Schuhe schieben?“, fragte sie aufgebracht und erneut brodelte etwas in ihr hoch. Dieses Mal bekamen die Fensterscheiben Sprünge. Erschrocken wandten die beiden sich ihnen zu. „Mutter, was geht hier vor?“, fragte sie verwirrt und fasste ängstlich ihre Hände fester. Elenor schien eine Weile mit sich selbst zu ringen, doch letztendlich gab sie auf: „Ich finde es nicht gut, dass ich das mache und nicht dein Vater, aber es geht wohl nicht anders.“ Sie seufzte. „Amy, was ich dir jetzt erzähle ist die ganze Wahrheit über unsere Familie.“ Gespannt sah das Mädchen ihre Mutter an. „Bitte, erzähle mir alles.“ „Knapp zwanzig Jahre ist es her, dass ich deinen Vater kennen gelernt habe.“, begann sie. „Und ich habe ihn geliebt, musst du wissen. Sehr sogar. Nicht einmal seine Herkunft hat mich gestört.“ Verwirrt sah Amy sie an. „Er ist ein Zauberer.“ Belustigung zeichnete sich auf dem Gesicht ihrer Tochter ab. Gerade noch so konnte sie sich zurück halten, um nicht in Gelächter auszubrechen. Doch ihre Mutter schüttelte den Kopf. „Nein, mein Schatz, du verstehst es nicht. Ich meine es vollkommen ernst. Und diese Magie, die er besitzt hätte eigentlich auf dich übergehen sollen, doch als du mit sechs Jahren deinen Unfall hattest wurden deine Fähigkeiten blockiert.“, sie zeigte auf die Scheiben und die Tintensauerei auf dem Tisch. „Doch irgendwie hast du sie nun doch bekommen. Das hier warst alles du. Er erzählte mir, dass so was passieren würde, wenn deine Kräfte sich entfalten. Das ist bei allen magischen Kindern so, anfangs kann man es wohl nicht kontrollieren.“ „Du willst damit sagen, dass ich eine Hexe oder so was bin?“ Sie nickte. „Ja.“, schnell drückte sie ihre Hand fester. „Doch nimm dir das, was ich jetzt sage zu Herzen: Beherrsche deine Gefühle! Niemals darf dein Vater davon wissen.“ „Wieso?“ Elenor sah aus dem Fenster und dann wieder zu ihrer Tochter. „Vor siebzehn Jahren brannte ein Krieg in der Welt der Zauberer und Hexen.“, erklärte sie. „Ich weiß nicht viel darüber, nur, dass dein Vater und auch die Malfoys darin verstrickt waren. Im Prinzip ging es darum, das Reinblütige Zaubererfamilie die Macht an sich reißen wollten. Dazu gehörte dein Vater und auch die Malfoys und noch viele mehr. Ich bekam selbstverständlich von dem Ganzen nichts mit. Wie auch, ich bin das, was sie im allgemeinen "Muggel" nennen, also normale Nichtmagier. Als der Krieg zu Ende war, wollte dein Vater mich plötzlich heiraten. Seine Cousine, eine gewisse Molly Weasley hatte mich gewarnt, er würde es nur tun, um seine Schuld an diesem Krieg zu verbergen, aber ich war natürlich von seiner Liebe und Unschuld überzeugt. Allerdings musste ich schon kurz danach meinen Irrtum eingestehen, doch da war ich schon mit dir schwanger. Er, als absolut rassistischer Reinblüter, war im Grunde seines Herzens sowohl gegen mich, als auch gegen ein Mischlingskind. Um ehrlich zu sein, war die Nacht deiner Zeugung auch die Einzige, in der wir etwas Tieferes miteinander hatten. Um der Regierung seiner Welt weiß zu machen, dass er unschuldig war und nur mit Hilfe eines Zaubers dem Führer der gegnerischen Seite geholfen hatte, heiratete er mich, eine Normalsterbliche. Als sie das sahen, ließen sie ihn in Ruhe. Ich habe versucht mich von ihm zu trennen, aber er drohte mir damit, mich und dich und meine ganze Familie zu töten, also blieb ich. Als du dann da warst, dachte ich, dass alles besser würde, aber dann war der Unfall und als wir herausfanden, dass du niemals nach Hogwarts gehen könntest, war seine anfängliche Zuneigung wieder wie weg geblasen.“ Amy schwieg. „Aber wenn ich ihm jetzt sage, dass ich meine Kräfte wieder habe, dann wird doch alles gut, oder nicht?“ „Nein, nichts wird mehr gut. Versprich mir, dass du nichts sagen wirst. Lucius Malfoy hat sich sehr selten gemeldet und auch Andere aus seiner Welt, die alle reinblütig sind, taten es kaum. Doch in den letzten sieben Jahren hat sich der Kontakt verstärkt. Es geht wieder los, dessen bin ich mir sicher. Ich konnte Alfons und Lucius vor einiger Zeit belauschen. Ihr „Dunkler Lord“, wie sie ihn nennen, ist wieder zurück. Irgendwas mit erlesenem Kreis kam zur Sprache. Ich habe das Gefühl, dass ihnen wieder ein Krieg bevor steht. Wenn dem so ist, dann sind Muggel und Muggelgeborene und auch Mischkinder nicht mehr sicher. Oder auch nur irgendwelche, die auch nur einen Klecks Menschenblut in sich haben.“, sie seufzte. „Molly hat mir gesagt, ich könnte sofort zu ihr kommen, wenn die Sache zu riskant wird. Ich habe das letzte mal vergangenen Sommer mit ihr geredet, aber ich denke nicht, dass sie woanders wohnen, als noch in ihrem Fuchsbau.“ „Fuchsbau?“, platzte es Amy überrascht heraus. „Im übertragenem Sinne natürlich. Sie nennen es nur so.“ Wieder schwiegen sie. „Sollte irgendetwas passieren, dann schicke ich dich sofort dahin.“ „Und dann?“ „Molly wird sich schon um dich kümmern. Sie und ihr Mann Arthur haben im Gegensatz zu ihrem Cousin ein gutes Herz. Sie haben selber sieben Kinder.“ Amy schwieg. Wie sollte sie das nur alles verarbeiten? „Mama, was hat es mit diesen Büchern auf sich in eurer Wohnung?“ Elenor nickte. „Dein Vater wollte dich zu einer Superhexe machen. Wenn du schon nur halb bist, wollte er dich mit an der Spitze der mächtigsten Hexen sehen. Er kaufte Bücher, die er für hervorragend hielt und schrieb in jedes sorgfältig deinen Namen.“, sie lächelte verträumt. „Er hat alles daran gesetzt um den absolut perfekten Zauberstab für dich zu finden, um ihn dir zu deiner Einschulung stolz zu überreichen und hat es auch geschafft. Ein Teil unseres Jahreseinkommens nahm er beiseite und tauschte es bei einer Zaubererbank in Galeonen, oder wie sich das nennt, um.“ „Gelagert war es alles in einer Pariser Bank, lieg ich richtig.“, fragte Amy grinsend. Verblüfft sah ihre Mutter sie an. „Woher weißt du das?“ „Ich habe den Zettel mit dem Schließfach und dem Passwort gefunden. Der Inhalt liegt jetzt unter meinem Bett.“ Die Augen ihrer Mutter wurden tellergroß, ihre Haut schlohweiß. „Was hast du getan…?“, flüsterte sie entsetzt. „Hey, es gehört doch mir, hast du doch selbst gerade gesagt!“ „Ja, aber wenn dein Vater davon Wind bekommt…“ „Wird er nicht.“, Amy winkte ab. „Wir müssen es loswerden, bevor Alfons es erfährt.“ „Und wo willst du es hinbringen? Verbrennen?“, fragte Amy spöttisch. „Nein, wir werden alles in einer Londoner Bank unterbringen. Molly wohnt mit ihrer Familie in England, da wirst du sowieso hin müssen.“ Amy überlegte. Die Sache mit der großen Retterin Molly gefiel ihr noch nicht, aber wenn sie ihre Mutter so ansah, hatte sie vermutlich sowieso keine Wahl. „Na schön.“, meinte das Mädchen. „Dann sollen die Bücher da aber auch hin. Es sind doch immerhin meine, oder nicht?“, Ihre Mutter seufzte. „Du raubst mir den Verstand.“ „Klasse!“, Amy grinste breit. Elenor schüttelte nur lächelnd den Kopf, dann nickte sie. „Na schön. Wir schicken am besten Franczieska mit den Sachen los. Sie ist die Einzige vom Personal, der ich vertraue.“, erklärte die fast Vierzigjährige und erhob sich. „Ich weiß auch schon genau, wo alles hin soll.“, sie notierte schnell etwas. „Machen wir uns an die Arbeit.“, Amy nickte und zusammen gingen sie zu dem Haus der Siebtklässler. Mit der Hilfe der beiden verbliebenen Jungs aus Amys neuem Zimmer, machten sie den Karton mit dem Zauberergeld und dem Buch, das Amy schon hatte mitgehen lassen, fertig für den Transport. Die Schatulle, selbstverständlich ohne Zauberstab, packten sie dazu. Ihre Mutter bestand darauf, dass sie das Werkzeug selber behielt. So hatte sie wenigstens etwas, wenn sie dort ankam, wo sie hingehen würde und alles andere verloren gegangen war. Danach warteten Malik, Bastian und Amy gespannt, bis ihre Mutter sie anrief, um ihnen zu Bescheid zu geben, dass sie in die Wohnung kommen konnten. Als sie aufbrachen, begegneten sie Draco und seinen Freunden, doch da sie es sehr eilig hatten fertig zu werden, konnten sie sich nicht mit ihnen befassten und rannten einfach gerade aus weiter zu dem Haupthaus. Damit der Verlust der Bücher nicht sofort auffiel schoben sie alte Videokassetten und Bücher aus der privaten Bibliothek der Sekretärin in die entstandenen Lücken und kurz darauf waren weitere zwei Kisten rannt voll mit Schriftstücken für Anfänger, bis hin zur schwarzen Magie, zum Transport bereit. Ihr Abend endete damit, dass die Bedienstete und Vertraute ihrer Mutter in einem kleinen, unauffälligen Smart sicher vom Grundstück fuhr, um in der Nacht quer durch Frankreich, zu fahren, so lange bis sie irgendwann im London ankommen würde und in Elenors Bank des Vertrauens die Sachen abgab. Kapitel 12: Ku-Klux-Klan? ------------------------- Amy saß alleine in dieser Nacht im Gemeinschaftsraum der Klasse, um die anderen nicht beim Schlafen zu stören, wenn sie noch etwas las. Doch Schluss endlich saß sie doch nur da, mit Blick hinaus auf das Meer, die Arme um das Buch geschlungen und die Beine angezogen auf dem Sessel. Ihr Zauberstab lag - noch immer unbenutzt - neben ihr auf der Armlehne. Es war kein Zaubererbuch, dass sie hatte studieren wollen. Wie sollte das auch gehen? Die waren gerade unterwegs nach England, um dort sicher verwahrt zu werden. Doch kaum, dass sie die Liebeskomödie in ihre Armen aufgeschlagen hatte, sah sie nicht Buchstaben vor sich, die beschrieben wie die beiden Protagonisten einander näher kamen, nein, sie sah die Seiten des Buches "Zauberkunst in zehn Schritten" vor sich. Zauber für den Alltag, für den Kampf und sogar die unverzeihlichen Flüche schossen ihr durch den Kopf. Als sie das Buch noch ohne Zauberstab gelesen hatte, war sie an einigen Stellen begierig darauf gewesen, ihre Anwendungen zu lernen, aber nun, da sie wirklich und wahrhaftig einen Zauberstab bei sich hatte, traute sie sich nicht sie auch nur in Erwägung zu ziehen. Wenn sie es ausprobieren würde und es sollte Widererwartens wirklich funktionieren, dann würde sich die Geschichte ihrer Mutter ein für alle Mal bewahrheiten. Sie glaubte ihr zwar schon und fühlte sich sogar sinnloser Weise etwas stolz aufgrund dieses Erbes, aber trotzdem Hoffte sie noch immer, dass das alles nur ein schlechter Traum war. Inklusive der Sache mit ihrem Vater und ihrer Mutter. Bisher hatte sie immer geglaubt, dass die beiden mehr als nur ein Ehepaar waren. Sie dachte sie währen Freunde, Geliebte, ein Team und alles, was man doch eigentlich von einer glücklichen Familie erwarten durfte. Doch sie wurde getäuscht. Glücklich war definitiv etwas anderes und gehört nicht hier her. Während sie so über Familie nachdachte, kamen Ihre Gedanken zwangsläufig wieder auf die Magie und damit das Buch zurück. Das Buch… Es war nach den Schwierigkeitsgraden der Zauber geordnet, zumindest sah es so aus. Immerhin schien es ja eine Art Aufbaukurs zum Mitnehmen (von wegen mitnehmen bei der dicke) zu sein, also dürfte doch der aller erste Zauber weder sonderlich schwer noch gefährlich sein. Sie sah zu ihrem Zauberstab. Sollte sie es wirklich riskieren? Vielleicht sprengte sie ja dieses Mal nur das ganze Haus, so wie beinahe heute Mittag, als alle Möbelstücke in ihrem Zimmer explodiert waren. Vielleicht bekam dieses Mal die Decke einen riss und das Gebäude würde in sich zusammen fallen. Genauso plötzlich, wie ihre Neugier gekommen war, war sie wieder gegangen. Sie atmete einmal tief durch und sah erneut hinaus aus dem Fenster. Ihre Fingerspitzen juckten und ihr rechtes Handgelenk zuckte vor Erregung, als hätte sie nur auf diesen einen Moment gewartet, in dem sie ihre ganze Kraft in den Weißdornstab mit dem Veelahaar legen würde und "Abra Kadabra" sagen würde. Oder "Avada Kedavra". Wieso brachte man kleinen Kindern einen typischen Zauberspruch bei, der sich fast genauso anhörte wie der tödliche Fluch? Man, wie makaber. Allmählich war es genug. Amy schalte sich selbst als dämlich. Sie hatte doch schon vorher die ganze Zeit den Stab in der Hand gehabt und nichts war passiert… abgesehen von diesem komischen Orchester natürlich… Sie gab ihrer bebenden Hand und ihrer Neugier nach und tastete nach dem Holz. Sie hatte es nie zuvor getan und sich auch nie vorgestellt, doch sie musst gestehen, dass es sich verdammt gut anfühlte. Von diesem kleinen, zwarten Gebilde ausgehend, schien sie unbegrenzte Macht zu durchfließen. Wie aufregend! ... Konnte man von seinem Zauberstab eigentlich abhängig werden, wie von einer Droge? Oder konnte er Kontrolle über einen erlangen? Ach, quatsch! "Abra Kadabra", verkündete Amy feierlich vor Glück, einfach nur aus einem übermütigen Impuls heraus, und wedelte mit dem Stab im Kreise. Er sprühte Funken wie eine Wunderkerze und spuckte einen kleinen Blitz, der sich teilte. Dann explodierte es an der Spitze, wie bei einem Feuerwerk. Mit einem entsetzten Aufschrei lies sie den Weißdornstab fallen. Hatte das jemand gehört? Bitte nicht! Sie sah sich um, doch es blieb ruhig. Bei ihrem Versuch endlich wieder zu Atem zu kommen, öffnete sich im ersten Stockwerk eine Tür. Entsetzt sah sie zur Treppe. Was nun? Wer auch immer runter kommen würde, würde sicher wissen wollen, woher der Krach gekommen war! Sie konnte doch aber schlecht mit Unschuldsmine auf ihren Zauberstab zeigen, oder? Nur was könnte sie als Ausrede verwenden? Ihr Blick fiel auf die große Anlage in der Ecke. Wo war die Fernbedienung? Da! Schnell griff sie nach dem kleinen Kasten und gleichzeitig nach ihrem Zauberstab auf dem Boden. Mit einer schnellen Bewegung verschwand das Holz unter ihrer Bluse und sie sah wieder zur Treppe. Das Spurenverwischen war gerade noch so geglückt, denn in genau diesem Moment kam ein gehetzter und verschwitzter Draco auf der untersten Stufe zum Vorschein. „Ach du bist das, Turner.“ „Jemanden anderes erwartet?“ Er antwortete nicht, ging nur hinüber zu dem Jungenbad. Amy sah ihm hinterher. Er lief gebückt, als hätte er kaum Kraft oder ihm täte etwas weh, doch er hatte noch immer den gleichen harten Gesichtsausdruck, also beschloss sie, ihm keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Sie wandte sich ab und legte die Fernbedienung beiseite. Mi drei tiefen Atemzügen beruhigte sie ihr pochendes Herz und wagte einen zweiten Versuch mit dem Zauberstab... Draco besaß in wirklichkeit ebenfalls solche Kräfte, das wurde ihr in diesem Moment schlagartig klar. Wenn also so ein hinterhältiger Schleimbolzen wie er diese Kunst beherrsche, warum dann nicht auch sie? Gut, er wusste vermutlich sein Leben lang wer er war und wurde darin auch unterricht, doch sie ... Ja, was eigentlich? Was machte sie besser, als diese weiß-blonde Schlange, mit ihren Freunden? Sie sah sich auf der Suche nach einem Hinweis um, konnte jedoch nichts entdecken. Nun gut, dann musste sie es eben ohne Spezialfähigkeiten schaffen, sich groß zu fühlen. Draco hatte sicher bei seinem ersten Zauberversuch einen Lehrer gehabt, doch sie würde es auch alleine schaffen, ihren ersten Spruch aufzusagen. Gedanklich erinnerte sie sich an das Buch über Zauberkunst und an den ersten Spruch, der darin stand. Es war ein Schwebezauber und darunter stand, dass man vorerst mit etwas leichtem beginnen sollte, um ihn zu üben. Aber was war hier so leicht, dass sie es mal locker zum schweben bringen könnte? Ihr Blick fiel auf ein Kissen der Couch gegenüber. „Wingardium Leviosa“, murmelte sie und versuchte sich an die Richtige Handbewegung zu erinnern. Nichts geschah. Nachdenklich sah sie von dem Kissen zu ihrem Zauberstab. Ob es zu schwer war? Oder war die Beschwörungsformel falsch? Die Handbewegung? Sie wusste nur noch "wutschen" und "wedeln", doch wie soll man von diesen Worten - die irgendwie an ein Kleinkind erinnerten - auf eine Bewegung schließen? Wenn sie wutschen hörte, musste sie an rutschen denken, aber hieß das nun, dass sie diesen Zauber nur auf einem Kinderspielplatz wirken konnte? Und was war wedeln? Einen Schwanz hatte sie doch gar nicht. „Wingardium Leviosa“, versuchte sie noch einmal und das Kissen zitterte. Fast. Eine Welle der Freude überkam sie und nun war es amtlich: Sie musste es einfach schaffen, eher würde sie nicht ruhen. Sie sprach den Spruch noch einmal und das Kissen hob ab. Auf ihrem Sessel hüpfend wie ein kleines Kind verfolgte sie das Kissen mit den Augen, als es einen knappen halben Meter über seiner alten Position ruhig dahin schwebte. Sie lachte freudig. Sie hatte es wirklich geschafft das Kissen zum schweben zu bringen. Es war kein Traum. Ein Knall ertönte, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Das Kissen fiel zurück auf die Sitzfläche. Sie wirbelte herum und sah zur Tür des Jungenbades. Hatte sie jemand gesehen? Nein, sie hätte gehört, wenn einer gekommen währe. Als sie aufstand rührte sich nichts. Sie packte das Buch auf den Tisch und stecke aus einem Impuls heraus den Stab unter ihren Rockbund, wo er von der Bluse verdeckt wurde. Vorsichtig ging sie zu der Tür und öffnete sie. Wasser rauschte. Der Wasserhahn des Badebassins der Jungen füllte unaufhörlich das Becken. Schaum und Bläschen strömten an die Oberfläche. Draco hatte vermutlich zu viel Schaumbad in das Wasser gekippt. Aber wo war er? Sie hörte ihn nicht. „Malfoy, komm raus.“, rief sie und ging weiter hinein. Eine der Seifenablagen, die ursprünglich an den Wandfliesen bei den Duschen angebracht waren, war zu bruch gegangen. Verschiedene Flaschen und Tuben lagen auf dem Boden verstreut. Eine von ihnen ergoss sich unaufhaltsam in das laufende Wasser. Und neben ihr erblickte sie eine bleiche, regungslose Hand, gefulgt von einem Arm und schließlich erkannte sie Draco. Zitternd lag er auf dem Boden. „Malfoy“, schrie sie und sprang mit einigen wenigen Sätzen an seine Seite. Draco bekam die Stimme nur am Rande mit. Das gehässige Lachen des Dunklen Lordes hallte in seinem Kopf wider. Das Gesicht über ihm war nur verschwommen zu erkennen, aber er war sich sicher, dass es das Gesicht einer Schlange war. Etwas tätschelte ihm das Gesicht, vielleicht schlug es ihn auch, doch sein Schädel dröhnte so sehr, dass er beides nicht hätte voneinander unterscheiden können. Er holte rasselnd Luft und wollte etwas sagen, doch kein Wort kam ihm über die Lippen. Er wurde auf den Rücken gedreht und zugedeckt, zumindest glaubte er das. Amy hob seinen Oberkörper etwas an und stützte ihn, während sie weiter auf seine Wangen eintrommelte. Klar, Stabile Seitenlage währe logischer gewesen, aber wer denkt in solch einem Moment schon rational? Abgesehen davon: er war weder bewusst- noch atemlos. „Malfoy, was hast du?“ Er wollte ihn erwürgen! Der Dunkle Lord hatte ihn gepackt und wollte ihn erwürgen! Oder eher das Genick brechen... Panik schoss in ihm hoch. Reflexartig griff er an den Arm, der immer noch versuchte sein Gesicht zu ramponieren, und wollte ihn weg zu drücken. Das Lachen des Mannes wurde noch lauter. Schmerzen, Schmerzen überall im Kopf. Er warf sich herum. Geschockt lies Amy ihn los, was keine Gute Idee war. Mit einem lauten „platsch“ landete Draco in dem warmen Wasser und blieb reglos liegen. Jetzt war es aus, dachte er sich, als die Wärme ihn umhüllte und schweben lies. Es rauschte in seinen Ohren, vermutlich sein Blut, und er spürte, wie er losgelöst von allem in Richtung Jenseits schwebte. Vor seinem geistigen Auge sah er alle möglichen Gesichter: Seinen Vater, seine Mutter, seine Freunde, Alfons, dessen Frau und sogar Amy und die anderen. Zur Hölle noch eins, dahinten standen auch noch Potter und seine Leute und etwas weiter abseits winkte ihm Dumbledore mit seinem angetackerten Dauergrinsen zu. Schockiert sprang Amy hinter ihm her, drehte ihn wieder auf den Rücken und versuchte ihn zurück über den Rand zu schieben. Als er mit dem Oberkörper rücklings auf den Fliesen lag schloss sie die Hähne und hockte sich neben ihn. Er atmete schnell, als stünde er unter Schock, seine Augen aber waren nur halb geöffnet. Wo war er hier? Er konnte sich gar nicht daran erinnern, jemals so ein Bad gesehen zu haben. Es sah zwar ein wenig aus wie das der Vertrauensschüler, aber in Hogwarts war er nicht. „Malfoy? Lebst du noch?“, fragte eine Stimme neben ihm. Als er den Kopf auf die andere Seite drehte, sah er eine triefend nasse Amy neben ihm hocken. Wieso sah sie ihn so besorgt an? Was war eigentlich passiert? Sie atmete tief durch. „Ich hab ja keine Ahnung, was dieser Selbstmordversuch zu bedeuten hat, aber wenn du mir noch mal so einen Schock versetzt, bringe ich dich um.“ Selbstmord... Mord... Voldemort... Mit einem Schlag fiel es ihm wieder ein. Der Dunkle Lord wollte ihn töten, aber Amy hatte ihn gerettet. Er lächelte leicht. „Nein, ich wollte mich nicht umbringen, was soll die Welt denn ohne mich machen?“ „Na ja, ohne dich wäre sie auf jeden Fall besser dran.“, meinte sie spöttisch. Sie hatte diesen Satz nicht sagen wollen. Was auch immer hier passiert war, er währe fast gestorben. Und wenn sie jetzt noch mit so was kam, dann würde er vielleicht in Depressionen versinken oder so. Obwohl, ging das bei seinem Ego überhaupt? Immerhin leidete er an einem empfindlichen Übermaß an Persönlichkeit. „Danke“, murmelte er plötzlich. „Was?“, verwundert sah sie ihn an. „Danke.“, wiederholte er nur und versuchte sich auf zu setzen, nur um sofort rot anzulaufen und doch lieber liegen zu bleiben. Sie klatschte ihm ein Handtuch ins Gesicht. „Als ob ich das nicht schon mal gesehen hätte.“, knurrte sie nur, war aber ebenfalls peinlich berührt. Er breite den weißen Stoff über seinem Schoß aus. „Kann ich dich alleine lassen? Dann hole ich deine Freunde.“, schlug sie vor. „Nein, schon gut, ich gehe lieber duschen, anstatt zu baden…“, murmelte er. „Dann brauchst du trotzdem jemanden, der dir hilft.“, meinte sie. Sie fischte seine Beine aus dem Wasser. „Komm, ich helfe dir hoch.“, meinte sie. Verflucht war ihre ständige Sorge um andere Leute. Was sollte das eigentlich? Warum kümmerte sie sich um diesen…Malfoy? „Das musst du nicht.“, meinte er nur leise. Höre auf ihn und verschwinde!, befahl sie sich, tat es aber nicht und sagte stattdessen: „Ich hab keinen Bock auf eine Wasserleiche unter meinem Dach. Ach nein, das gehört hier ja jetzt alles dir und deiner Süßen, ich weiß schon.“ Er verdrehte schwach die Augen. Sie schob seinen Oberkörper in die Senkrechte und wollte gerade aufstehen, um ihn auf die Beine zu ziehen, als er sie fest hielt. „Ich wollte nicht, dass es so kommt.“ „Passt schon.“, meinte sie nur stur. „Ich habe auch kein Verlangen mit dir über dein Doppelspiel mit mir und Alzheimer zu reden.“ „Parkinson.“ „Wie auch immer. Ich will dich gerade eigentlich nur loswerden, also komm, steh auf.“ Die Bewegung ging rasch und nachdem Draco bis eben so schwach gewesen war, hatte sie ihm diese Kraft gar nicht zugetraut. Ihre Köpfe prallte beinahe aneinander, als er sie mit einem Ruck zu sich zog und wieder Rücklings auf den Fliesen landete. Gerade so konnte er seinen Kopf abbremsen, bevor er auf den Fliesen aufschlug. Seine Hand lag in ihrem Nacken, als er sie einfach küsste, die Beine angewinkelt für den Fall, dass er sie schnell herumwerfen musste, wenn sie wieder floh. Doch sie tat es nicht. Unfähig sich zu bewegen starrte sie ihn nur entsetzt an. Warum tat er das eigentlich? Genauso schnell wie die Frage in seinen Kopf schoss, war sie schon beantwortet. Er hatte Amy nicht einfach nur gesehen, als er im Wasser lag, sie stand auch noch ganz vorn und der Schmerz in ihren Augen, hatte ihm selbst einen Stich ins Eisherz gesetzt. Pansy hat es nie geschafft ihn so zu verwirren, aber Amy war anders. Sie war seine Amy, ob sie nun wollte oder nicht. „Ich denke aber, dass wir darüber reden sollten.“, flüsterte er leise. „Ich will nicht, dass du sauer auf mich bist.“ Sie schnaubte verächtlich. „Zu spät.“ „Dann lass es mich erklären.“ Sie schloss die Augen und drehte den Kopf weg, doch rückte um keinen Millimeter von ihm ab. „Draco!“, schrie eine Stimme von der Tür. Erschrocken fuhren die zwei herum. Seine Freunde hatten das Bad betreten, doch viel hatten sie zum Glück nicht mitbekommen. Wie musste dieses Bild nur aussehen? Draco nackt auf den Fliesen, nur von einem Handtuch bedeckt, Amy über ihn gebeugt. Pansy zog ihren Zauberstab, doch der Fluch blieb ihr im Halse stecken, als Amy nicht sonderlich beeindruckt antwortete: „Reg dich ab, es ist nichts passiert. Ich hab ihn nur halb Tod aus dem Wasser gezogen, das ist alles. Also steck das Ding wieder weg.“ Als sie nun aufstand, brachte sich auch Draco wieder in eine sitzende Position. „Bringt ihn lieber zum Arzt, das ist nicht der erste Anfall, den er hier hatte.“ Der unfreiwillige Patient sagte nichts dazu, befestigte nur sein Tuch um die Hüfte und ließ sich dann von Goyle auf die Beine ziehen und stützen. Amy marschierte unbeeindruckt an Pansy und Blaise vorbei und schob Crabbe beiseite. Er wollte sie eigentlich aufhalten, vielleicht wollten sie sie ja noch fertig machen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie nicht von seiner Erscheinung beeindruckt war und ihn einfach aus dem Weg schupsen würde, um vorbei zu kommen. Sie saß auf ihrem Sessel und starrte erneut aus dem Fenster. Eigntlich hätte sie es sich denken können. Die Slytherin kamen aus dem Bad, hatten ihr unterstellt, sie hätte sich an Draco heran gemacht und waren anschließend zu ihrem Vater aufgebrochen. Auf die kommende Standpauke freute sie sich bereits jetzt. Warum konnte Draco nicht einfach sagen, was passiert war? Dieses Weichei! Sie legte die Füße auf dem Couchtisch ab und sah zu der Uhr der Anlage hinüber. Es war kurz nach eins und sie hatte noch immer nicht geschlafen. Falls sie nicht gleich von der Schule verwiesen werden würde, würde der Unterricht am nächsten Tag irre komisch werden... Die Tür des Hauses ging mit einem Ruck auf und sie wappnete sich für die Prügel ihres Lebens, doch stattdessen hechtete ihre Mutter auf sie zu. Panik zeichnete ihr Gesicht. „Weck die anderen!“, befahl sie. „Was? Wieso?“ „Wir müssen alle hier weg. Die Todesser sind unterwegs. Sie wollen die ganze Schule auslöschen. Sie glauben, Alfons sei weich geworden, ein Muggelfreund!“ In Amys Gesicht spiegelte sich Verwirrung. Ihre Zimmertür ging auf und Malik steckte den Kopf raus. „Was ist das denn hier für ein Krach?“ „Malik“, wendete sich Elenor jetzt an ihn. „Weck die anderen und nehmt nur das Nötigste mit, oder ab besten gar nichts. Flieht so schnell ihr könnt! Am besten mit den Booten aus dem Hafen das liegt am dichtesten.“ Sofort war der Zwilling hell wach. Elenor war eine reservierte Frau, so aufgewühlt hatte er sie noch nie gesehen. „Jetzt beeilt euch, sonst werden wir alle sterben!“ Sofort fuhr der Junge herum und weckte die andere drei unsanft. Mit der gleichen Feinfühligkeit holten sie die übrigen Hausbewohner aus den Federn. „Wir zwei müssen in das Büro deines Vaters.“, erklärte Elenor und zog ihre Tochter auf die Beine. „Wieso das?“ „Wir verschwinden durch den Kamin zu Molly.“ „Wie, durch den Kamin?“ „Wirst du schon noch sehen.“ Sie zog ihre Tochter hinaus in den kalten Seewind und schleifte sie in aller Eile über einen versteckten Trampelpfad im Wald zum Hauptgebäude. Es knallte, gleißendes Licht erfüllt alles um sie herum und Amy stolperte erschrocken über ihre eigenen Füße. Mit dem Gesicht voran landete sie ihm feuchten Morast und rappelte sich panisch wieder auf. Hinter sich sah sie an der Stelle ihres Wohnhauses Flammen in die Luft züngeln. Ob die anderen es geschafft hatten zu entkommen? „Komm, Kind, wir haben keine Zeit uns Sorgen zu machen!“, drängelte Elenor und zog ihre Tochter auf die Beine. „Todesser sind schnell und können überall sein, wir müssen hier weg.“ Sie stolperten weiter über Matsch und Wurzeln, bis hin zu dem Haus. Alles war hell erleuchtet, das Krankenhaus brannte lichterloh, das kleinere Haus für Unterrichtsmaterialien war zusammen gefallen, lediglich das große Hauptgebäude stand noch. Sie schlichen zu der Eingangstür hinüber. Alles lag still und verlassen da. Sie schlüpften hinein und sprangen die Treppen nach oben, wo sie durch die Tür in Elenors Büro schlüpften und von dort in das von Alfons. Keiner war da. Elenor schloss die Tür und hechtete zum Kamin hinüber. Als sie den Schutz davor weg machte, entdeckte Amy ein zerrissenes Foto ihrer Familie im Papierkorb. „Kind, Amy, komm her!“, Elenor zog sie an der Hand in Richtung Kamin. Davor blieb sie stehen und griff in ihre Hosentasche. Ein kleines Säckchen kam zum Vorschein. In seinem inneren war ein grünes Pulver. „Hör zu, du nimmst jetzt eine Hand voll hiervon, steigst in den Kamin und sagst klar und deutlich „Fuchsbau“.“, klärte sie sie auf. „Sag aber wirklich ganz deutlich, wohin du willst, nicht dass du irgendwo anders landest.“ Sie hörten eine Tür. „Na los, Flohpulver in die Flammen!“, Amy tat was sie ihr sagte. „Steig hinterher und sag dein Ziel“ Gerade als das Mädchen in dem Kamin stieg waren Stimmen aus dem Vorzimmer zu hören. „Beeil dich!“, drängte ihr Mutter weiter. Amy zögerte. Warum verbrannten die Flammen sie eigentlich nicht? „Mach endlich!“ „Fuchsbau“, sagte Amy und im selben Moment sprang die Tür auf. Grüne Flammen schossen an ihr hoch und wollten sie verschlingen, doch sie konnte noch genau erkennen, was passierte. Ihr Vater in einer dunklen Robe, zusammen mit… Anhängern des Ku-Klux-Klans (?) sprangen in das Büro. Ein eben so grüner Lichtblitz wie ihre Flammen mit den Worten „"Avada Kedavra"“ traf ihre Mutter und … Ihren Aufprall konnte Amy nicht mehr sehen. Sie schien zu fallen. Tiefer und immer tiefer. Alles um sie herum drehte sich. Dann gab es einen Ruck, als würde ein Fahrstuhl anhalten, und sie rutschte durch tiefste Dunkelheit auf dem Bauch über einen leicht staubigen Fußboden, knallte gegen ein Tischbein und blieb Regungslos liegen. Ihr Vater… Er hat ihre Mutter getötet. Kapitel 13: so blöd, dass es klappen könnte ------------------------------------------- Stumm saß Amy auf der alten Couch, umklammerte eine Tasse heiße Schokolade und starrte ins Leere, während sie den Zauberspruch von Mr.Weasley über sich ergehen ließ, der ihre Kopfwunde heilen sollte. „Hier, mein Kind.“, Molly legte ihr eine quietschbunte Decke über den Schoß, bevor sie sich vor ihr in den Sessel setzte. Es war ein Schock für das Ehepaar und deren Kinder gewesen, durch ein lautes Poltern geweckt zu werden und ein rußbedecktes, leicht blutendes Mädchen mitten auf dem Küchenboden vorzufinden, halb unter dem Tisch begraben, augenscheinlich dem Kamin entsprungen. Schnell war klar, dass sie magischer Natur war. Ein Zauberstab war unter ihrer Bluse versteckt und sie kam mit Flohpulver angereist. Sie hatten sie versorgt und die Kinder wieder in die Betten geschickt. Doch nun saß das arme Ding vor ihnen und starrte Löcher in die Luft. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen und zogen schmutzige Spuren hinter sich her, bevor sie auf ihren nun schon fast grauen Ärmel tropften. „Nun rede doch mit uns.“, versuchte es Arthur erneut. „Dränge sie nicht!“, fuhr ihn Molly an und er schwieg. Eine Weile blieb es still, außer einer Uhr, die tickte, und dem Guhl auf dem Dachboden. „Er hat sie getötet…“, flüsterte Amy und die beiden sahen auf. „Wer? Wer hat wen getötet?“, fragte der Mann. „Arthur!“, tadelte ihn seine Frau erneut, doch Amy machte sich daraus nichts mehr. Die Schokolade wärmte sie von innen heraus und es tat gut mit jemandem zu reden. „Vater, er hat Mama getötet…“, murmelte sie. „Dein Vater hat deine Muter getötet?“ „Ein Angriff... Wir wollten fliehen... Er hat uns erwischt...“ Nun waren die beiden doch verblüfft. „Hier her? Aber wieso zu uns?“ „Mama hat gesagt, dass ihr mit uns verwandt seid.“ „Verwandt? Wir mit euch?“, fragte Arthur, doch Molly ging ein Licht auf. „Du bist Alfons Tochter, oder nicht?“ Amy nickte, die Frau tat es ihr nach. „Ich hatte mir schon gedacht, dass ihr hier bald auftaucht, aber dass die arme Elenor es nicht mehr geschafft hat…“, sie senkte den Kopf. „Alfons? Du meinst doch nicht etwa deinen Todessercousin, der sich die Muggel genommen hat, um dem Gesetz zu entkommen, oder?“ Molly sah ihn nur an. „Das ist Amy, seine mehr oder weniger unfreiwillige Tochter.“, stellte sie das Mädchen vor. „Ich hatte ihrer Mutter gesagt, dass sie sofort zu uns kommen können, wenn etwas passieren sollte.“, erklärte sie. „Ja, das verstehe ich natürlich.“ „Bis vor wenigen Tagen war noch alles gut, doch dann sind immer mehr Zauberer bei uns aufgetaucht und dann haben sie uns angegriffen. Ich weiß nicht was aus meinen Freunden geworden ist… Mama kam auf einmal in das Haus und hat uns alle geweckt. Wir sollten verschwinden. Wir wollten zu dem Kamin im Büro. Das Haus ist explodiert…“, eine weitere Träne kullerte über ihre Wange. „Soweit ich doch aber weiß, hast du nie deine Fähigkeiten entwickeln können.“, warf Molly ein. „Und doch hast du einen Zauberstab bei dir. Bist du auf der Beauxbatons?“ Verwirrt sah Amy sie an. „Was ist das?“ „Also nicht.“ „Ich weiß erst seit ein paar Stunden, was ich bin. Und seit vergangenem Freitag explodieren ständig Gegenstände um mich herum, wenn ich sauer bin…“, erklärte sie. „Dann bist du geheilt? Aber wie?“, fragte Molly. Amy zuckte nur die Schultern und dachte nach. Ja wieso eigentlich jetzt auf einmal und so plötzlich? Freitag tat ihr der Rücken weh, hing es damit zusammen? Donnerstag hatte sie ihr erstes Mal mit Draco gehabt. Wobei, vielleicht auch nicht, wer wusste das schon? Aber da war was gewesen. Sie hatte sich den Kopf gestoßen und ihr Nacken hatte die schönsten Geräusche zum Besten gegeben. Sie machte ein verächtliches Geräusch mit einem leichten Lächeln. Wie makaber, dass ausgerechnet die Nacht mit einem dieser Todesser ihre Kräfte zurückgebracht hatte. „Was ist?“, fragte Arthur. „Nichts, mir ist nur eingefallen, wie die Blockade vielleicht gelöst wurde.“ „Wirklich? Wie?“, fragte Molly. Amy druckste ein wenig herum. „Ach, nicht so wichtig.“, beschloss sie. Wieder schwiegen alle. „Vielleicht möchtest du dich etwas ausruhen?“, fragte Molly. „Ich denke die Kinder sind noch nicht wieder im Bett, bestimmt können wir dich erstmal in Ginnys Zimmer unterbringen.“ Arthur nickte. „Ich gehe gleich schauen, ob die nicht doch schon alle schlafen.“, erklärte er und erhob sich. In dem Moment fiel Amy etwas ein. „Mein Gold!“, schrie sie und sprang auf. Die beiden sahen sie an als wäre sie nun vollends übergeschnappt. „Dein was?“ „Vater hatte einen riesigen Goldvorrat für mich angelegt, oder wie auch immer eurer Geld heißt. Das und auch all meine Bücher sind auf dem Weg nach London!“, erklärte sie. „Wohin genau sollen sie gehen?“ „An irgendeine große Londoner Bank, meinte Mama, ich weiß nicht genau wie sie heißt. Sie hat ja nicht damit gerechnet, dass sie…“, das Mädchen sank wieder zurück auf die Couch. „Schon okay, mein Kind.“, flüsterte Molly und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Jetzt gehst du erstmal hoch und ruhst dich aus und um deine Sachen kümmern wir uns schon. Wir finden sie.“ Amy nickte schwach und ließ sich die Treppe hinauf führen. „Fakt ist, dass sie verschwinden muss.“, erklärte Moody noch einmal und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Mehrere Mitgliedes des Orden des Phönix saßen um den Tisch in der Küche herum und diskutierten über Amys Schicksal. Sie selbst saß dazwischen und stocherte in ihrem Rührei herum. „Alastor, darf ich dich daran erinnern, dass sie ein lebendiges, siebzehnjähriges Mädchen ist?“, warf ihm Molly an den Kopf. „Nun beruhigt euch doch mal endlich.“, versucht Remus Lupin zu schlichten, doch Mrs.Weasley funkelte den Auror weiterhin an. „Woher sollen wir wissen, dass sie nicht für die Todesser arbeitet?“, warf dieser zu seiner Verteidigung ein. Ein Fenster zersplitterte geräuschvoll. Entsetzt wandten sich alle Anwesende zu dem Loch um und sahen dann zu Amy, die mit einem giftigen Blick über den Tellerrand hinweg zu Mad-Eye schielte. „Pass auf, Alastor, sie ist leicht reizbar.“, meinte Molly belustigt und reparierte den Schaden mit einem einzigen Schwung ihres Zauberstabes. „Abgesehen davon solltest du nicht vergessen, dass ihre Mutter von den Todessern getötet wurde.“ Er murmelte irgendwas vor sich her. Amy erschreckte sich mittlerweile schon vor nichts mehr. Vergangene Nacht hatte sie so angefangen zu weinen, dass es auf einmal durch das Dach regnete und alle Nass wurden. Als kurz vor dem Frühstück die Kinder ihrer Großcousine auf sie eingeredet hatten, hatte auf einmal jeder von ihnen einen Knebel im Mund, weil sie es nicht mehr ertragen konnte und als Moody durch diese Tür kam und sie mit seinem rotierendem Auge ansah, wünschte sie sich im Boden zu versinken, schrumpfte allerdings nur auf Mausgröße zusammen. „Nun ja, dann sollte sie wohl lernen mit ihrer Kraft umzugehen. Wir nehmen sie mit nach Hogwarts.“, meinte McGonagal. „Hogwarts ist vielleicht gut geschützt, aber so gut du auch bist: Du kannst sie nicht ohne Dumbledore vor den Todessern bewahren.“, warf Lupin ein. „Trotzdem hat Minerva recht. Sie muss nach Hogwarts.“ „Dann aber bitte nicht nach Slytherin, sonst bin ich ja schon wieder mit Malfoy unter einem Dach.“, warf sie in die Runde. „Das entscheiden nicht wir, sondern der sprechende Hut, aber das erkläre ich dir später.“, meinte die Schulleiterin. Ein lauter Knall lies all hinaus schauen. Mr. Weasley und Nymphadora Tonks kamen herein. Beide trugen jeweils eine große Kiste. Sofort sprang Amy auf um ihre Sachen in Empfang zu nehmen. Sie nahm Tonks den Karton ab, in dem vermutlich die Bücher waren und riss ihn auf. Erleichtert atmete sie aus. „Alles ist noch da!“, jubelte sie und öffnete den Zweiten. „Auch das Gold.“ „Das sind Galleonen.“ „Aber ziemlich viele davon.“, warf Lupin ein. „Das währe der nächste Grund, warum die Todesser sie jagen.“, meinte Molly. Amy zog das Anfängerbuch heraus, in dem auch der einzige Zauber, den sie konnte, stand. Die Frauen mussten ein Kichern unterdrücken, als sie wie an Heiligabend ihre kleinen Schätze durchwühlte. „Bevor wir irgendwas mit ihr anstellen können, müssen wir sie…verschwinden lassen.“, erklärte Moody, als der nächste Pistolenschuss sie unterbrach. Kingsley kam herein. „Schlechte Neuigkeiten.“, begann er. „Eine Muggelschule in Südfrankreich wurde komplett abgebrannt. Mehrere Tote, darunter auch die Sekretärin des Hauses. Dreimal dürft ihr Raten, wer der Schulleiter war.“ „Alfons Turner, mein Cousin und seine Tochter hockt hier unten und badet in ihrem erbeuteten Gold.“, antwortete Molly und wies auf Amy, die freudig jauchzend das Geld zählte. „Ihr wisst also schon davon?“ „Seit sie heute irgendwann um ein Uhr nachts hier aufgetaucht ist, ja.“, Mrs.Weasley nickte. „Dann haben wir noch ein Problem: Die Todesser suchen sicher nach ihr.“ „Genau daran arbeiten wir gerade.“, stellte Moody klar. „Und ich denke wir sind uns einig, dass „Amy Turner“ verschwinden muss.“ Kingsley lies sich auf einen Stuhl plumpsen. „Und hast du auch schon eine Idee wie?“, fragte er. Alle schüttelten den Kopf. „Wenn man seinen Tod unter Menschen vortäuschen kann, dann geht das hier doch auch, oder nicht?“, fragte Amy und stand auf, nachdem sie wieder alles Geld verstaut und sich ein Buch unter den Arm geklemmt hatte. „Das währe natürlich eine Idee. Nur haben wir bessere Mittel und Wege festzustellen, ob jemand wirklich tot ist.“ Amy setzte sich auf ihren Stuhl und schlug das Buch auf, um die Lektion über den Schwebezauber zu vollenden. „Die Presse verkauft doch auch jeden Quatsch über Harry.“, meinte Mr. Weasley. „Wieso können wir sie das dann nicht auch über Amy tun lassen?“, überlegte er. „Wir lassen einfach die Nachricht verbreiten, dass sie irgendwo Tod aufgefunden wurde.“ „Als Hexe hätte sie sich doch egal vor welchem Tod verteidigen könen, oder?“ „Schon, aber alle denken, dass sie ihre Kräfte nie entwickeln konnte, Aufgrund eines Unfalls. Die Todesser wissen nicht, dass sie doch hat, nur wir tun es. Sie werden vermuten, dass sie etwas über diese Welt weiß - sie kam durch das Flohnetzwerk - doch mehr auch nicht.“ „Wir sollen also einfach die Nachricht von ihrem Tod verbreiten und gut ist?“ „Wir dürfen aber keinen Namen nennen. Ein Foto muss reichen.“ „Und wie willst du das machen? Wir können nicht wissen, was auf dem Bild passiert. Vielleicht übertreibt ihr Portrait oder sie schielt ständig unter dem Motto: „Ist es jetzt vorbei?“.“, gab Tonks zu bedenken. „Dann geben wir ihr einen Trank, der sie für kurze Zeit wirklich Tod sein lässt.“, erklärte Minerva. „Dann hätten wir aber immer noch das Problem: Was tun wir mit der "Leiche"?“ „Sofort verbrennen lassen?“, schlug Kingsley vor. „Man kann sie ja finden, eine sofortige Verbrennung veranlassen und Amy wieder hier her bringen. Die Asche, die zum Schluss übrig bleibt, ist eigentlich nur Holzasche, mehr nicht.“ Amy sah über den Rand des Buches hinweg die Umsitzenden an. Alle schwiegen. Der Plan war also geschmiedet, auch wenn er sich viel zu leicht, um zu funktionieren, anhörte. Er ließ sich nichts anmerken, doch der Mann, der mit an der langen Tafel zum Frühstück saß, machte ihn nervös. Er kannte ihn zwar mittlerweile über eine Woche und wusste, dass er nichts vor ihm zu befürchten hatte, doch nachdem er eiskalt seine eigene Frau getötet hatte - auch wenn sie nur ein Muggel war und die Ehe zur Deckung diente - hatte ihn doch geschockt. Draco erinnerte sich daran, dass er nicht mal Dumbledore umbringen konnte, doch Alfons konnte einfach Elenor töten. So mir nichts dir nichts. Und dass Amy verschwunden war, machte ihm auch nichts aus, ganz im Gegenteil. Er saß hier zusammen mit seinem Vater im Malfoy Manor gemütlich beim Frühstück und plante, wie sie sie finden und um die Ecke bringen konnten. Zwei Tage war der Anschlag auf die Muggelschule nun her. Zwei Nächte hatte er jetzt wieder in seinem eigenen, geliebten Bett schlafen können, wenn auch nicht sonderlich gut. Die Frage, wohin Amy verschwunden war, nagte an ihm. Wie es ihr ging, ob sie ein Dach über den Kopf hatte… Er hatte gehört, dass sie mit Hilfe des Flohnetzwerkes verschwunden war, doch niemand hatte gehört, welches Ziel sie den Flammen genannt hatte. Sie war einfach so, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwunde. „Draco, geht es dir nicht gut?“, fragte Narzissa besorgt. „Ich habe schlecht geschlafen.“, gab er zu. „Das tue ich schon, seit ich keine Kräfte mehr habe.“, warf er noch schnell hinterher. „Ich denke, dass es dir dann bald besser gehen wird.“, verkündete Lucius in feierlichem Ton. „Severus wird schon dabei sein, dir das Gegenmittel zusammen zu stellen. Ein Schluck und du kannst uns dabei helfen, Alfons Tochter zu suchen und dich für alles Rächen, was sie getan hat. Diese verfluchten Muggel.“ Da war noch so ein Thema. Alle dachten, Amy hätte ihn grundlos verprügelt und dann noch im Jugenbad angegriffen, doch dem war nicht so. Für alles gab es plausible Erklärungen. Erst hatte er sie verletzt und dann hatte er einfach seiner Erleichterung freien Lauf gelassen, nachdem sie ihm Voldemort aus dem Kopf getrieben hatte. Durch eines der bodenlangen, offenen Fenster kam eine Eule geflogen. Der Tagesprophet war da. Lucius nahm ihn, bezahlte das Tier und teilte die Zeitung brüderlich mit Alfons. Stille kehrte wieder über dem Tisch ein, als sie zu lesen begannen. Lediglich das Knistern des Pergaments war zu hören. Draco stocherte also weiter in seinem Frühstück herum. Hunger hatte er wirklich nicht, was wohl nicht nur daran lag, dass er in der Nacht aufgestanden war und das halbe Müsli ausgelöffelt hatte. „Vielleicht bist du ja krank!“, überlegte Narzissa und fühlte seine Stirn. Doch natürlich war nichts und bevor sie weiter ihre Theorien äußern konnte, erhob nun Lucius das Wort: „Was sagt man denn dazu?“, er klang amüsiert. „Siebzehnjährige Hexe erfriert unter Tower Bridge.“ Sowohl Draco, als auch Alfons blieb der Bissen im Halse stecken. Amy? „„Zwei Muggel entdeckten auf ihrem morgendlichen Spaziergang die Leiche einer siebzähnjährigen Hexe. Sie erfror in der Nacht vom elften zum zwölften Juli“ blablabla "„Bekannt ist uns nur eine junge Hexe in diesem Alter mit solch einer Sperre der Kräfte, Amy Turner.“, erklärte Doktor M. des St.-Mungo-Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen. Er selbst identifizierte die Leiche, auf Grund seiner Funktion als ihr Arzt. Vermutlich war das Mädchen hier her gekommen, nachdem ein Anschlag auf ihre Schule in Frankreich verübt worden war und ihre Mutter im Feuer starb. Von ihrem Vater, Alfons Turner, fehlt bisher jede Spur.“ Blablabla.“, mit einem amüsierten Grinsen drehte Lucius die Zeitung um, sodass sie alle das große Foto einer blassen Amy sehen konnten. Ihre Haare waren triefend nass, vermutlich vom Regen der zurzeit herrschte und selbst die Lippen schienen auf dem Schwarzweißfoto tief blau. Übelkeit regte sich in Dracos Bauch, als er die leblosen Lider sah und den starren Ausdruck auf ihrem Gesicht, der keine Gefühle zeigte. Es drückte ihm auf den Magen, der sich beinahe umdrehte. „Bist du sicher, dass es dir gut geht, Draco?“, fragte Narzissa. „Du bist ganz blass.“ „Mir ist schlecht.“, meinte er und eilte aus dem Esszimmer. Er rannte quer durch die Halle, hin zum Bad, riss die Tür auf und konnte gerade noch so den Klodeckel heben, bevor sich sein nächtliches Mahl in das Porzellan ergoss. Das war also aus ihr geworden. Sie war Tod. Genauso Tod, wie all die anderen, mit denen er sich angefreundet hatte. Er biss die Zähne zusammen, als eine einzelne Träne über seine Wangen lief. „Das war ganz schön knapp.“, schwor Kingsley, als er mit Amy zusammen beim Fuchsbau eintraf. „Was ist passiert?“, fragte Molly und bugsierte das Mädchen zwischen Ron und Ginny auf einem Stuhl. „Wir mussten McLaren einweihen. Er hat sie zwar sofort erkannt, weil er sie schon oft untersucht hat, aber er wollte sie auch wirklich auseinander nehmen.“ „Aber er ist doch ein Freund von Alfons!“, meckerte die Frau los. „Schon, aber wir haben ihm die Situation erklärt. Er ist sowieso nicht so begeistert von dieser Todessernummer, meint er.“ „Hoffentlich geht das Gut.“ „Zur Sicherheit ist Moody noch da geblieben. Er wird ihn, wenn nötig, mit einem Vergessenszauber belegen.“ „Was hast du eigentlich getan, Amy, dass sie dich suchen?“, fragte Percy interessiert herüber. „Die Kurzfassung: Ich habe meinen Vater bestohlen, Reinblüter beleidigt und Draco Malfoy zusammen geschlagen.“, verkündete sie Achselzuckend. Verblüfft sahen sich Ron und die Zwillinge an. Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. „Nicht wahr.“, meinte Fred. „Einfach nur Genial.“, George wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Hört auf, das ist nicht lustig!“, warf Ginny ein. „Oh doch und wie!“, berichtigte Ron. „Egal ob lustig oder nicht, als nächstes brauchen wir etwas um sie unbemerkt nach Hogwarts zu schicken.“, meinte Molly. „Ich habe auch schon eine fantastische Idee.“, sagte Mr. Weasley, der gerade mit Ted und Andromeda Tonks das Haus betrat. Kapitel 14: das Ende der Ferien ------------------------------- „Und du meinst, dass das klappt?“, fragte Remus nicht wirklich überzeugt seine Frau und zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich klappt das!“, Tonks tat sein misstrauen mit einer kleinen Handbewegung ab und sah durch das große Schaufenster in den kleinen Raum, in dem vor riesigen Spiegeln Menschen mit Umhängen auf Hockern saßen. Es war ein Friseursalon und ihr Zielobjekt wurde gerade aufgerufen. Das kleine Mädchen, etwa um die zehn Jahre alt, sprang gerade auf einen der Stühle und bekam ein langes, buntes Cape, ehe sich die Frau mit einer Schere über ihre lockigen, fast schon gekräuselten Haaren her machte. „Arthur hat recht, sie sieht aus wie Bellatrix Lestrange in klein.“, meinte der Werwolf und schüttelte sich kaum merklich. „Genau das Richtige.“, freute sich seine Begleiterin. Lupin war immer noch nicht sonderlich überzeugt von der Idee, die Mr.Weasley vorgetragen hatte, um Amy zu decken, aber er wurde eh überstimmt. „Komm jetzt!“, Tonks packte seine Hand und zog ihn hinein in den Salon. Selbstverständlich zog er wegen seinen Narben einige merkwürdige Blicke auf sich, aber das störte Nymphadora nicht weiter. Sie war nur hinter einer Sache her: Die Haare des kleinen Mädchens. Sie bugsierte ihren Mann auf einem Stuhl und griff sich eine der Zeitschriften, eher als Tarnung, als aus Interesse. „Bevor sie die Haare auffegt, müssen wir sie uns nehmen.“, meinte sie und ihre Augen funkelten, als mehrere Strähnen mit fast fünf Zentimetern Länge zu Boden segelten. „Und vor allem brauchen wir viel davon.“ „Ganz ehrlich? Das ist mir zu riskant.“, meinte Remus und wollte schon aufstehen, doch Tonks hielt ihn zurück. „Bleibst du wohl hier?!“ Seufzend lies er sich wieder zurück auf den Stuhl plumpsen. „Und wie willst du daran kommen?“, fragte er weiter. Sie grübelte eine Weile über die Frage nach. „Glaubst du, ich habe in etwa die gleiche Statur wie sie?“, wollte sie wissen. Lupin sah sie an. „Ein wenig, wieso?“ "Weil ich mir jetzt etwas zum anziehen besorgen!", sie sprang auf, als die Angestellten gerade nicht hinsahen und war gleich darauf hinter der Tür verschwunden, auf der "privat" stand. Verwundert sah Remus ihr nach und blickte sich nervös um, bis sie schließlich verkleidet wieder heraus kam. Mit einer Ladenschürze um den Hüften, veränderter Haarfarbe und dem selben Halstuch wie die Angestellten, machte sie sich daran die abgeschnittenen Haare mit einem Besen aufzukehren. Tatsächlich war ihre vermeidliche Kollegin so in ihrer Arbeit und dem Gespräch mit dem Mädchen vertieft, dass sie nicht all zu genau auf Tonks achtete und sie einfach gewähren lies. Sie fegte den ganzen Haufen in eine unbeobachtete Ecke und sammelte dann die ganzen Büschel mit Hilfe einer Tüte ein. „Auftrag ausgeführt.“, erklärte sie freudestrahlend, als sie zurückkam, den Beutel hielt sie unter ihrer Kleidung versteckt. „Können wir dann wieder gehen?“, fragte Lupin. Tonks nickte freudestrahlend und zusammen verließen sie unbemerkt das Geschäft. „Ich schätze du wirst eine Ravenclaw.“, stellte McGonagal fest und sah Amy dabei zu, wie sie nun schon größere und vor allem schwerere Gegenstände durch den Raum schweben ließ - vor allem erleichterte der Zauber das Abräumen des Esstisches. „Dafür, dass du es dir selber beibringst, lernst du schnell. Oder aber eine Hufflepuff, dass du gewillt bist fleißig zu sein.“ „Oder eine Gryffindor, weil sie mutig genug ist, das durch zu ziehen.“, stellte Molly fest. „Mir egal, Hauptsache ich komme nicht nach Slytherin.“, erklärte Amy und stapelte die dreckigen Teller fein säuberlich neben der Spüle. „Das wird schon.“, Arthur füllte ein dickflüssiges Gebräu in kleine Gläser und verkorkte sie sorgfälltig. „Fertig.“, verkündet er und kratzte den letzten Rest aus dem Kessel. „Kann es los gehen?“ Amy und Kingsley sahen sich an, dann nickten sie. Das Mädchen, eingewickelt in einer magisch warm gehaltenen Decke, zitterte am ganzen Leib, als sie unter tosendem Blitzlichtgewitter mitten in einer riesigen Halle unterhalb von London stand. Ihr langes, schwarzes Haar hing strähnig in ihren Augen und sie war so mager, als hätte sie lange nichts zu essen bekommen. Kingsley, der hinter ihr stand legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Nur die Ruhe, Sathyria.“, flüsterte er. Ein anderer Mann erhob nun die Arme und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich. „Bitte, bitte, meine Freunde, verschreckt das arme Ding doch nicht.“, bat Rufus Scrimgeour. „Alle Fragen nun bitte an mich.“ Sofort schwabbte eine Flut von Stimmen auf ihn ein, die er erneut mit einer einzigen Geste unterbrach. „Aber, aber, bitte nicht alle auf einmal.“, der Zaubereiminister holte tief Luft. „Sathyria Tonks wurde gefunden, nachdem sie einen Stuhl in dem kleinen Verschlag in brand setzte, in dem sie festgehalten wurde.“, erklärte er und reckte stolz die Brust. „Vor acht Jahren wurde sie von einem Unbekannten entführt. Ein erstes ärztliches Gutachten hat ergeben, dass es wohl Stress und die Strapazen ihrer Entführung waren, die ihre magischen Kräfte bisher unterdrückt hatten. Da der Entführer in dem Haus tot aufgefunden wurde, gehen wir davon aus, dass es ihr Instinkt war, der sie durch die Aktivierung ihrer Kräfte am Leben erhalten wollte.“ Die Kleine kam sich vor wie ein Stück Vieh, das man stolz präsentieren musste. Ganz schön Gefühlskalt, doch sie durfte sich nichts anmerken lassen. Immer schön stur gerade aus gucken, keine Gefühle zeigen und alles über sich ergehen lassen. Sobald Nymphadora mit Andromeda und Ted zurück war, wäre alles vorbei. Die Elfjährige sah auf, als grüne Flammen in einem der Kamine aufschlugen und ihre Familie ausspuckten. Die Reporter drehten sich herum und dieses Mal fingen die Kameras die erleichterten Gesichter der Eltern ein und die kleinen Tränchen, die über Andomedas Wange kullerten, als sie zu dem Podium eilte, auf dem man Sathyria ausgestellt hatte. Die Schwarzhaarige, die so unglaubliche Ähnlichkeit mit Bellatrix Lestrange im Kindesalter hatte, musste innerlich den Hut vor der Frau ziehen, als sie vor ihr auf die Knie viel, stammelnd ihr Gesicht betatschte und sie dann, Freudentränen heulend, in die Arme schloss. Es war die ehrliche Erleichterung einer Frau, die ihre Tochter wieder hatte, die mit drei Jahren spurlos verschwunden war, entführt von einem Muggel, der in ihr seine eigene Tochter sah, die verstorben war. Zumindest so sah die Geschichte aus, die sie sich alle ausgedacht hatten. Fast alle Mitglieder des Orden des Phönix waren darin verstrickt, zusammen mit Sathyria Tonks, die in Wahrheit Amy Turner hieß. Die Haare des jungen Mädchens aus dem Ort, die nun in ihrem Vorrat an Vielsafttrank schwammen und bei der Familie Tonks im Keller lagerten, hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Niemand zweifelte ihre Verwandtschaft zu den Tonks und den Blacks an. Es war eine gute Idee gewesen, auch wenn das hieß, dass sie jetzt offiziell sogar mit den Malfoys verwandt war, das war ihr gleich. Zumindest musste sie sich nicht mehr verstecken... Oder fast nicht mehr verstecken... Während der Minister weiter seine Reden schwang und zu seiner großen Genugtuung auch noch Lobsagungen von ihrer Mutter empfing, brachten sie sie schnell zu dem Kamin, der noch immer brannte und reisten, gerade noch rechtzeitig, zu dem Haus der Familie Tonks. Die langen, schwarzen Locken wurden schon allmählich braun und eines der tiefdunklen Augen wurde zu einem honigen Gold-Braun. „Hier, Amy, trink das.“, Mrs. Weasley, die natürlich schon sehnsüchtig und voller Angst, dass etwas schief ging, auf sie gewartet hatte, reichte ihr sofort einen Becher mit dem Zaubertrank, den sie nun schon zum fünften Mal hinunter würgte und sie weiter in der Gestalt des kleinen Mädchens zurück drängte. Sie schüttelte sich und verzog das Gesicht, während die Farben von Haar und Augen sich wieder änderten. „Ich glaube, ich gewöhne mich langsam an das Zeug.“, meinte sie und sah hilflos zu den anderen, die lachten. „Wenigstens haben wir es jetzt geschafft.“, meinte ihre neue große Schwester und ging zurück zum Kamin. „Ich und Kingsley werden die Fotos der Reporter überprüfen, ehe sie in den Druck gehen. Nicht dass etwas drauf ist, das uns verraten könnte.“ „Ich werde mich nie daran gewöhnen sie nicht mehr Amy zu nennen.“, seufzte Molly. „Der Plan ist ja nicht für immer gedacht.“, versuchte ihr Mann sie zu beschwichtigen. Nymphadora verschwand wieder durch die Flammen. „Na gut, Amy hier, Sathyria da, lasst uns jetzt erstmal was essen.“, schlug Andromeda vor. „Hier, die hab ich dir vorhin gekauft. Ich denke, sie müssten passen.“, sie hielt ihrer Tochter eine Jeans und ein T-Shirt hin. „Zieh dich um, wir warten solange.“ „Ist gut.“, Amy nahm die Kleidung an und lief zur Treppe und die Stufen hinauf. Die anderen versammelten sich bereits um den großen Tisch. Sie ging den langen Korridor entlang, auf eine große magisch aussehende Pflanze zu und dann nach rechts, in einen der Räume hinein. Das war das Zimmer, das ihr Andromeda und Ted gegeben hatten. Es war groß und in warmen gelb und Rottönen gestrichen. Das Bett das links an der Wand stand, hatte einen mit Blümchen bestickten Bettbezug in einem zarten Rosaton. Das Holz des Gestells und der anderen Möbelstücke war dunkel und der Teppich weich mit langen Fasern. Das Gefühl auf ihm zu laufen war wie Watte. Alles war so neu, wie ihr Aussehen und die Kleider, Hosen, Röcke, Blusen und Pullover im Schrank. Vertraut waren ihr nur die zahllosen Bücher, die an der Wand fein säuberlich aufgereiht in einem Regal standen. Das Gold hatten sie bereits in ein neu angelegtes Schließfach bei Gringotts verstaut. Sie legte die Decke beiseite und zog die Kleidungsreste aus, die früher einmal Ginny gehört hatten, an einigen Stellen schon geflickt waren und sie gestern noch dem Guhl zum spielen gaben. Trotz ihres neuen Aussehens, dass wirklich keine Verbindung mehr zu ihrem alten Ich hatte, und der Tatsache, dass sie Tonks Eltern erst seit fast drei Wochen kannte, fühlte sie sich wohl zwischen all den Leuten. Molly hatte sie gut aufgenommen und Andromeda und Ted behandelten sie wirklich wie ihre Tochter, die in Wahrheit damals umgekommen war. Sathyria wurde entführt, doch nicht aus dem Grund, den man der Öffentlichkeit erzählte, sondern rein aus Mordlust. Sathyria Tonks war am Tag ihrer Entführung einem Kindermörder zum Opfer gefallen, der damals unter den Muggeln umging und hauptsächlich kleine Mädchen um die fünf Jahre tötete. Einige Monate nach ihrem Verschwinden, hatte Ted sie dann mit dem Gesicht nach unten schwimmend im Gartenteich gefunden, doch als verstorben hatte er sie nicht gemeldet. Er und seine Frau schafften es einfach nicht, denn dann hätten sie uh zwangsläufig einen Schlussstrich ziehen müssen, was keiner konnte. So hatten sie sie stillschweigend unter einer jungen Weide im Garten beerdigt, die zu ihrer Geburt auf den Resten der Nachgeburt gepflanzt worden war. Sie sah sich Amy in ihrer neuen Gestalt das schmale T-Shirt an und überlegte, wie sie da reinpassen sollte. Nicht nur, weil sie normalerweise etwas mehr Masse auf den Rippen trug, sondern auch wegen ihrer Oberweite, bis ihr einfiel, dass sie nichts davon mehr besaß, seit sie jede Stunde diesen Verwandlungstrank nahm. Sie zog das Loch über den Kopf, es passte hervorragend. Sie schlüpfte in die großen Pantoffeln und fühlte sich auf einmal noch kleiner. Als Amy Turner war sie schon nicht sonderlich groß gewesen, doch Sarthyria war noch kleiner, als sie. Wie sie so vor dem Spiegel stand und sich selbst musterte, durchflutete sie plötzlich pure Euphorie. Ach, was soll’s? Neues Spiel, neues Glück. Sie würde solange die kleine Elfjährige sein, wie es ging und sie würde es genießen. Sie konnte nicht leugnen, dass das Mädchen, das sie nun war, wahnsinnig hübsch aussah. Dicke, starke Haare - die glänzen würden, sobald sie den Dreck heraus gewaschen hatte, den die Weasleybrüder ihr in die Strähnen geschmiert hatten - große, dunkle Augen und lange Wimpern. Und das Beste war: Sie hatte im Prinzip sechs Jahre ihres Lebens gewonnen! Sie riss die Tür auf und eilte hinunter in den Speiseraum. Alle unterhielten sich gerade gutgelaunt über die herannahende Hochzeit von Fleur und Bill, als sie auf ihren Stuhl kletterte und Andromeda ihr etwas zu Essen auf tat. Das war also ihre neue Familie und sie war stolz darauf. Nicht einmal die Tatsache, dass sie nun Draco Malfoys Cousine war, vermieste ihr die Laune. Immerhin musste sie ihn ja nicht heiraten. Zwei Tage danach stand Sathyria mit ausgebreiteten Armen auf einem Hocker, während eine junge Frau um sie herum sprang und Nadeln in das lange Gewand steckte. „Ich hoffe nur, dass dein Vater nicht wieder die Hälfte vergisst.“, bemerkte Andromeda und brachte ein Tablett mit kalten Getränken herein. „Na Hauptsache ich habe einen Zauberstab, oder?“, fragte die Kleine und lies sich von ihrer neuen Mutter einen Zopf machen. „Und den hab ich schon.“ Andromeda lachte. „Das stimmt. Kommst du klar, Hellen?“, fragte sie die andere Frau. Sie nahm die Nadeln aus ihrem Mund und grinste sie von unten herauf an: „Natürlich komm ich klar. Ich gebe mir für ihre Schuluniform auch besonders viel Mühe. Für Sathyria nur das Beste.“ Wieder lachte Andromeda. Aus dem Kamin heraus trat Ted, der mehrere Schulbücher und anderen Kram trug. Schnaufend stellte er alles neben der Couch ab, während Hellen mit ihrem Zauberstab wedelte und der Stoff sich von selbst schnitt, um die korrekte Form zu erhalten. „Das war’s.“, Ted lies sich erschöpft auf einen Sessel fallen. „Mit Nymphadora war es ja schon schwer, aber jetzt, wo die halbe Winkelgasse dicht ist, geht gar nichts mehr.“ „Also die Uniform ist fertig.“, erklärte die Schneiderin und fummelte noch ein wenig an einem von Amys Ärmeln herum. „Das ist ja wunderbar.“, Andromeda tat es ihr nach. Amy sah nur an sich herunter. Was war das für eine Schule? Oder sollte sie in ein Kloster eintreten? So sicher war sie sich da noch nicht, was eigentlich Sache war. „Ich hab dir übrigens was mitgebracht.“, Ted hob einen Finger und richtete sich wieder auf. Zwischen den verschiedensten Sachen, die alle auf dem Hogwartsbrief gestanden hatten, den McGonagal wie versprochen geschickt hatte, zog er einen Korb hervor. Er stellte ihn vor sich auf den Boden und öffnete das Gitter an einen Ende. Vorsichtig steckte eine Katze mit dichtem Fell ihre weiße Schnauze durch die Öffnung. „Na komm schon“, Ted versuchte sie heraus zu locken. Zögernd folgte sie der Aufforderung und sofort nahm er sie hoch. Sie sah noch sehr jung aus und ihr Fell war rot und schwarz, mit Ausnahme zweier, weißer Samtpfötchen und der weißen Nase. Sie maunzte leise, als er sie hoch hielt. „Auf der Liste stand, dass man einige bestimmte Tiere mitnehmen darf. Also dachte ich mir ich bringe dir eine RagaMuffin Katze mit. Sie ist jetzt etwa sechs Monate alt. Aber wie sie heißt musst du dir überlegen.“ Er kraulte das Tier unterm Kinn, während sie den Mantel wieder auszog. „Den Rest der Uniform schicke ich euch dann, wenn sie fertig ist. Ich hab ja jetzt die Maße.“, meinte Hellen und nahm von Andromeda etwas Geld an. Amy ging zu Ted hinüber und nahm die Katze an sich. Sie schnurrte und rieb ihren Kopf an den Haaren von Sathyria, stupste sie leicht mit der Nase an und maunzte weiter, beinahe schon vergnügt. „Ich glaube ich nenne sie Socke.“ „Socke?“, fragten die drei Anwesenden verwirrt, grinsten aber. Wieso redete sie ständig solch sinnloses Zeug? Doch Hellen winkte ab: „Kinder eben.“, meinte sie. „Also dann, wir sehen uns sicher noch mal in den Ferien.“, sie umarmte Andromeda und Ted und wuschelte Sathyria einmal durch die Haare, dann war sie auch schon durch den Kamin verschwunden. „Also über deine Liebe dazu, uns zu verwirren, müssen wir noch mal reden.“, bestimmte Andromeda und wedelte mit einem Finger. Gerade als Amy etwas erwidern wollte, krachte es draußen wie ein Donnerschlag. Entsetzt rannten die drei zum Fenster und sahen hinaus. Hagrid und ein gewaltiges Motorrad fielen vom Himmel. „Was zum…?“, murmelte Ted. „Sollten die nicht heute Harry abholen?“ „Da fällt er!“, rief Andromeda und rannte hinaus, ihr Mann ihr hinterher. Es war ein Junge, etwa in ihrem echten Alter, das erkannte Amy, als sie, immer noch mit ihrer Socke auf dem Arm, auf den Stufen des Eingangs stehen blieb. Aber wie konnten er und Hagrid vom Himmel fallen? Klar, das Fahrzeug war verzaubert, das hatte sie auch schon mitbekommen, aber das einfach der Sprit ausging. Sie sah hinauf. Schwarze Schatten konnte sie weit über ihnen im Himmel ausmachen. Schwarze Schatten mit großen spitzen Hüten. Todesser. Entsetzt riss sie die Augen auf und zog scharf die Luft ein. Wenn sie sie erwischen, dann war alles aus. Sie schlich sich langsam zurück ins Haus und lies das Kätzchen runter, dass sich völlig verängstigt in sein Körbchen zurück zog. Was machten Todesser hier? Waren sie dahinter gekommen, wer sie in Wirklichkeit war? Dann währe sie nicht mehr sicher. Obwohl, sie hatten die anderen Beiden angegriffen. Sie waren eher wegen ihnen da. Verstohlen sah sie wieder hinaus und in den Himmel. Nichts. Die Angreifer waren verschwunden. "Sathyria, geh und hole was zu trinken.“, bat Ted und schob den gewaltigen Halbriesen mit einem Zauber vor sich her in das Haus. Sofort lief sie los. Es war der Junge, hinter dem sie her gewesen waren. Harry Potter war jemand Wichtiges, soviel hatte sie schon mitbekommen. Und irgendwann mal hatte ihr Ron auch seine Geschichte erzählt, aber was wirklich passiert war wusste sie jetzt auch nicht mehr. Zuhören gehörte nunmal nicht zu ihren Stärken. Sie holte etwas Eistee aus dem Kühlschrank und Gläser vom Regal, dann brachte sie alles ins Wohnzimmer, wo Hagrid gerade die Reste von dem Termin mit der Schneiderin wegtrank. Harry kam ebenfalls wieder zu sich, wenn er auch noch recht benommen wirkte. „Sathyria“, donnerte die Stimme von Hagrid erfreut durch das Haus, als er das Mädchen sah. Er schien erleichert, als würde er endlich mal etwas Gutes an einem schlechten Tag sehen. Harrys erste Reaktion bei dem Krach jedoch war ein Zurückweichen. Es schien, als müsste er erstmal seinem Gehirn erklären, dass ihm niemand etwas Böses wollte. „Harry, das ist Tonks Familie. Ihre Eltern und ihre Schwester... Na ja, mehr oder weniger Schwester. Weißt du sie ist nämlich eigentlich...“ „Hagrid, musst du immer gleich jedem davon erzählen?“, fuhr Andromeda ihn an. „Nicht dass ich Harry nicht vertrauen würde, aber je weniger davon wissen, desto besser.“ „Ach was, Harry ist auf unserer Seite.“, meinte er, als würde er gerade eine alte Weisheit verkünden, die niemand jemals wiederlegen würde. „Das ist eigentlich Amy.“, plapperte er weiter. „Sie ist mit den Weasleys verwand, von Mollys Seite her, weißt du?! Schlimme Familie, Schlimme Familie, ihr Vater ist ein Todesser, wir haben ihren Tod vorgetäuscht und ihr Vielsafttrank gegeben.“ Potter entspannte sich wieder. „Ja, ich hab davon im Tagespropheten gelesen.“, meinte er und sah sie an. „Ich bin Harry.“, stellte er sich dann vor. Amy lächelte leicht. „Freut mich.“ Ein weiß-schwarz-rotes Knäuel lief über die Lehne des Sofas und umschmuste Harry. „Und diese Schmusekatze ich noch ein neues Mitglied der Familie: Socke.“, meinte Ted und sah belustigt in Hagrids Gesicht. „Socke?“, wiederholte er. „Bestimmt von Amy benannt oder?“ „Natürlich“, bestätigte Andromeda. „Sie ist schließlich ihre Begleiterin für Hogwarts. Aber nun genug davon. Was ist passiert?“ „Wir haben Harry abgeholt und uns in Gruppen aufgeteilt. Wir müssen zum Fuchsbau.“, erklärte Hagrid. „Und dafür, dass wir nicht zum Orden gehören sind das schon zu viel Informationen, hab ich recht?“, fragte Sathyria und nahm ihren Umhang für Hogwarts. „Flohpulver haben wir genug da. Reist einfach damit weiter.“, schlug Ted vor, ehe jemand auf sie eingehen konnte. „Die Todesser sind sicher noch in der Nähe. Eine andere Möglichkeit haben wir also nicht.“ „Ach was, ich passe doch in keinen Kamin rein.“, meinte Hagrid. „Dann Schrumpfen wir dich eben. Das hat Amy immerhin auch geschafft, als sie Mad-Eye das erstmal begegnet ist, schon vergessen?“ „Ich glaube ich hab da einen Zauberspruch in einem meiner Bücher gesehen.“, meinte das Mädchen schon und sprang auf, um die Treppe hinauf zu eilen. Die Katze tapste ihr so schnell es ging hinterher und wenig später waren Harry und ein auf zwergengröße geschrumpfter Hagrid durch den Kamin verschwunden. Wie verhält man sich als Elfjährige? Ja, das war die Frage. Sathyria hatte ihre Haare zu einem Knoten hochgesteckt, aus dem noch immer vereinzelt Strähnen hingen, und zupfte an ihrem Knielangen, dunkelrotem Kleid. Sie wollte sich ein Beispiel an Gabrielle nehmen, die Schwester der heutigen Braut Fleur, doch irgendwie war das Mädchen gerade schon wieder verschwunden. Also lief sie zurück zu ihren Eltern und setzte sich in ihre Mitte, so sie einen Stuhl für sie frei gehalten hatten. „Was ist, Sathyria? Wieso gehst du nicht spielen?“ „Keine Ahnung…“, murmelte sie. Es war der erste August. Nur noch ein Monat und sie würde nach Hogwarts gehen. Aber wollte sie das eigentlich? Anfangs schon, doch je näher der große Tag rückte, desto nachdenklicher wurde sie. Was würde sie dort erwarten? Und noch wichtiger: Was würden wohl Draco und die anderen tun? Okay, die wussten nicht, wer sie war, aber trotzdem machte sie sich Gedanken. Immer wieder stellte sie sich die Frage: Was wäre wenn? „Sathyria?“, Gabrielle tippte sie an. „Komm, ich zeig dir was.“ Sie lies sich von dem Mädchen mit ziehen und lief mit ihr von einem Ort zum anderen, doch wirklich aufpassen tat sie nicht. Es war sogar so schlimm, dass sie nicht mal merkte, wie ein silbriger Patronus die Feier unterbrach und im nächsten Moment alle aufsprangen. „Was ist denn jetzt los?“ Erst bei diesem Satz ihrer Begleiterin sah sie auf zu der Tafel, an der eben noch alle saßen. Fleur und die Tonks kamen auf sie zu. „Kommt!“, sie packten die Mädchen an den Händen und zogen sie mit sich. „Was ist passiert?“, fragte Sathyria, doch bekam keine Antwort. Mit einem Mal wurde sie in die Nacht zurück versetzt, als sie in diese Welt kam. Sie rannten in einen Wald hinein, immer tiefer und tiefer, etwas knallte und sie stolperte. „Komm, nur noch ein bisschen!“, rief Ted und zog sie weiter. Etwas weiter weg blieben sie stehen und mit einem Knall, der in ihren Ohren widerhallte, standen sie auf einmal nur einige hundert Meter von ihrem eigenen Haus entfernt. „Die Todesser haben das Ministerium übernommen.“, erklärte Andromeda, als sie sich neben sie apparierte. „Dann die Hochzeit angegriffen. Ich denke, nun wird niemand mehr die Wahrheit an Harrys Aussagen anzweifeln. Zumindest nicht, wenn man richtig bei Verstand ist.“ „Und wer ist das schon?“, fragte Ted und drängte Amy zum Haus. „Hoffentlich ist wenigstens Hogwarts noch ein freier Ort.“ Kapitel 15: Gefühlschaos ------------------------ „Es reicht, Wir haben keine andere Wahl mehr!“, donnerte Mr. Weasley und polterte die Treppe hinauf. Seine Frau, Remus und die ganze Familie Tonks rannten ihm hinter. Wutentbrannt stieß er die Tür zu Sathyrias Zimmer auf und stapfte zu ihrem Bücherregal hinüber. Ein Buch nach dem anderen riss er heraus. „So beruhige dich doch, Arthur.“, bat Molly und beteiligte sich mit den anderen dabei die Sachen wieder einzusammeln. „Beruhigen? Diese verdammten Todesser haben eine Schulpflicht vereinbart! Was soll denn jetzt aus Amy werden? In drei Tagen muss sie zur Schule und der Vielsafttrank wirkt nur für eine Stunde. Währe Minerva noch Direktorin währe das alles kein Problem gewesen, aber jetzt, wo es Snape ist wird es nur umso gefährlicher. Es muss doch etwas geben, um den Trank zu verstärken.“ Er verfing sich regelrecht in seiner Raserei, während die Bücher teilweise kreischend durch die Lüfte flogen. „Wir haben doch schon alles durchsucht, es gibt nichts!“, warf Andromeda ein und wich einem der Bücher über Verteidigung gegen die dunklen Künste aus. „Diese Sammlung besteht zum größten Teil aus Büchern über schwarze Magie und die haben wir bisher nicht in Erwägung gezogen.“ Entsetzt sahen die anderen ihn an, abgesehen von Amy. „Du willst schwarze Magie anwenden? Bist du nicht mehr ganz bei Trost?“, hauchte Ted. Sathyria strich eine ihrer dunklen Locken hinters Ohr und hob ein nahe liegendes Buch auf, das aufgeschlagen und mit geknickten Seiten heulend auf dem Boden lag. „Ich habe keine Lust mein Leben frühzeitig zu beenden.“, erklärte sie. „Ich denke er hat Recht. Wir sollten alles in betracht ziehen.“ Nicht sonderlich begeistert führten sie ihre Arbeit fort die Bücher wieder zusammen zu klauben und durchforsteten sie. „Wärst du ein Metamorphagi wäre das alles einfacher…“, seufzte Nymphadora. „Ist sie aber nicht.“, meinte Molly nur. „Gut, wie wäre es dann mit der Kralle eines Werwolfs?“ „Die Kralle eines Werwolfs? Wie kommst du darauf, Schatz?“, fragte Remus, der offensichtlich sofort mit Schrecken an seine zweite Seite dachte. „Hier steht, dass sie einige Tränke verstärken kann. Darunter aufgezählt ist die Wirkungsdauer des Vielsafttranks. Die Kralle muss gemahlen werden und mit Kamille zerkocht… Merlin noch eins, das ist schon fast ein eigener Trank, den wir da zusammen mixen müssen.“ „Dann kommt er nicht in Frage. Es könnte zu viel schief gehen.“ „Es ist aber das Einzige, was uns weiter hilft.“, fluchte Nymphadora zu ihrer Verteidigung. Alles schwieg. Tatsächlich hatte niemand eine andere Lösung gefunden. „Nun ja, die Zutaten haben wir auch alle beisammen.“, meinte Remus schließlich in die Stille und zuckte die Achseln. „Und wie sollen wir bitte an einen Werwolf kommen?“, fragte Amy ungläubig. „Ich bin einer.“, stieß er verdattert heraus. Amy klimperte mit den Augen, als könnte sie diese Erkenntnis so hinter ihrer Stirn behalten. „Echt? Ich hab die mir immer ganz anders vorgestellt.“, meinte sie kleinlaut. „Du bringst dir selbst Zaubersprüche bei, lernst aber nicht die Theorie, unter anderem: Wie erkenne ich einen Werwolf?“, fragte Nymphadora und griff nach einem anderen Buch. Sie hielt es ihr offen entgegen. Die Überschrift lautete: "Werwölfe". Amy nahm es an, doch noch ehe sie auf ihre Schwester eingehen konnte, wurde sie von Arthur unterbrochen. „Was brauchen wir?“ „Kamille, eine bestimmte Menge an Wasser, abgestimmt auf das Gewicht der Kralle, dann eben die Kralle…“, begann Nymphadora aufzuzählen. „Nachteil: wir haben keinen Vollmond mehr, ehe die Schule beginnt.“ „Fingernagel reicht auch.“ Alle schwiegen. Amy hatte bereits aufgegeben ihrem Gespräch folgen zu wollen, stattdessen las sie sich die Merkmale eines Werwolfes durch und versuchte sie auf Remus zurück zu führen. Ein lauter Knall lies sie alle zusammenfahren. Ted und Andromeda eilten auf den Flur hinaus und sahen hinunter. „Ihr bleibt alle hier und macht keinen Mucks. Amy, du kommst mit uns mit.“, meinte sie und zu dritt liefen sie die Treppe hinunter. Sie sahen durch die Gardinen geschützt in den Garten. Zwei Personen, ein Mann und eine Frau kamen zielstrebig auf das Haus zu. Andromeda drängte das Mädchen zurück in den Salon. „Du wartest hier.“, war ihre einzige Anweisung. Als sie zurück zu ihrem Mann trat, hatte der bereits die Haustür aufgemacht. „Wir sind Reporter vom Tagespropheten. Sicherlich haben sie von mir schon mal etwas gehört.“, stellte sich die Frau gerade vor, und machte eine Kunstpause, offensichtlich in der Erwartung, die beiden würden jetzt sofort ein Autogramm verlangen, doch nichts geschah. Unverrichteter Dinge fuhr sie also in ihrem Text fort. „Es ist jetzt fast zwei Monate her, dass ihre Tochter zurück ist und seit unserem ersten Bericht über sie bekommen wir regelmäßig Leserbriefe in denen gefragt wird, wie es denn nun um die Kleine steht. Sind Sie bereit, uns einige Fragen zu beantworten?“ Andromeda und Ted sahen sich an. Vermutlich war es angeordnet von der neuen Regierung, doch sie sahen noch nicht den Sinn hinter dieser Aktion. Todesser waren sie zumindest nicht. Beide waren kurzärmlig und keiner hatte das dunkle Mal, doch sie mussten mit den Todessern sympathisieren, wenn sie ihren Job behalten wollten. Wie auch immer, einen Angriff in diesem Haus würden sie doch nicht wagen, oder? „Natürlich, bitte, kommen sie herein.“, bat Ted und trat zur Seite. „Bist du wahnsinnig? Wir sind nicht alleine und wer weiß, was sie im Schilde führen.“, zischelte Andromeda ihm leise zu. „Wenn wir weiter zögern könnte es noch schlimmer werden.“ Er ging in den Salon. Amy saß mit der Katze auf der Couch und kraulte sie hinterm Ohr. „Mein Schatz, besuch für dich.“, meinte er sanft und setzte sich neben sie. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte Andromeda und führte die beiden Besucher herein. „Nein, danke.“, sprach die Frau und sah begierig auf die schwarzhaarige, mit der dreifarbigen Katze auf dem Schoß. Die Kamera blitzte und die Reporterin in dem dunkelgrünen Kleid ließ sich ungebetener Weise auf dem Sessel nieder. „Keine Sorge, Sathyria, ich will dir nur ein paar Fragen stellen.“, sie klappte ihre Tasche auf und Ted versteifte sich, doch seine erste Angst bezüglich Veritaserum blieb unbegründet. Stattdessen schwebten im nächsten Moment ein Block und eine Feder neben ihrem Kopf. „Also, Sathyria, fast sieben Wochen bist du jetzt wieder in unserer Welt. Wie fühlst du dich?“ Unsicher sah das Mädchen zwischen ihren Eltern hin und her, die sich neben sie gesetzt hatten. Andromeda hielt ihre Hand. Doch so richtig sicher, was man eigentlich von ihr wollte, war sie noch nicht. „Ehm…“, machte sie. „Ich fühle mich ganz gut, denke ich.“ „Was ist mit den Erinnerungen an die letzten Jahre? Die hast du doch sicher nicht vergessen.“ Wieder dachte das Mädchen nach. „Nein, aber ich will auch nicht daran denken.“, konnte man das so ausdrücken? „Was war das Schlimmste für dich in dieser Zeit?“ Hörte diese Frau überhaupt zu oder hatte sie nur einen Fragenkatalog, die sie einfach hinunter ratterte? Amy war nicht die einzige, die das nur zu gern wissen wollte. Auch Ted und Andromeda dachten angestrengt darüber nach. Ungläubig starrten sie die Reporterin an. „Sind Sie eigentlich schwerhörig? Wie können sie unsere Tochter nur dazu zwingen, das alles noch einmal zu durchleben?“, fragte Ted. „Meine Aufgabe ist es, meinen Lesern jede Einzelheit darzulegen. Die Leute lieben ergreifende Schicksale. Tragödien mit Toten sind besser, aber ein traumatisiertes Mädchen ist auch nicht übel.“ Sathyria klappte der Mund auf. Wie Gefühlskalt konnte man eigentlich sein? Und sie hatte immer gedacht, dass ihr Vater schlimm war. „Tut uns leid, aber wir lassen unsere Tochter nicht wie ein Stück Vieh ausstellen.“, erklärte Andromeda und stand auf. „Ich möchte Sie bitten dieses Haus sofort wieder zu verlassen.“ Ted zog Amy auf die Beine. Socke sprang von ihrem Schoß und davon. „Eine Frage noch, Mr. und Mrs. Tonks!“, verlangte die Frau trotzdem. „Wir haben gesagt...“ „Wie fühlt man sich als Angehöriger der Muggel, wenn das eigene Kind von so einem entführt wird?“` Ruhe trat in dem Haus ein. Die fünf Personen starrten sich nur an. „Verschwinden sie aus diesem Haus.“, verlangte Ted merkwürdig ruhig. „Normalsterbliche sind genau wie Hexen und Zauberer. Es gibt solche und solche.“ „Wollen Sie damit sagen…“ „RAUS!“, allmählich verlor Andromeda die Beherrschung. „Es gibt für Sie hier keine Story.“ Die Hexe grinste unergründlich und schob ihren unbeteiligt glotzenden Begleiter hinaus. Ted ging sicher, dass sie verschwanden, dann marschierte er zum Kamin. „Ich sag Kingsley bescheid.“, erklärte er sich. „Wir können den Trank nur auf sechs Stunden verlängern.“, rief Tonks und kam die Treppe hinunter gesprungen. Sie hatte nur darauf gelauert, dass die ungebetenen Gäste das Gelände verließen. „Das machen wir, du musst zu Kingsley.“ „Ist unsere Welt nicht dramatisch?“, spottete Pansy und faltete den Tagespropheten zusammen, ehe sie ihn auf den Tisch in dem Wagen schob. „Eine Hexe ist tot, eine andere wird wiedergefunden, aber beide sind nur halb! Wie schrecklich ist doch die Welt.“, sie schüttelte mit dem Kopf. „Was meinst du, Draco?“ Gelangweilt sah der Angesprochene hinaus auf den noch immer von Hexen und Zauberern überfüllten Bahnhof. Es interessierte ihn irgendwie nicht, was sie zu sagen hatte. Generell fühlte er sich mit jedem Tag immer mieser. Zwar hatte er bereits vor der Machtübernahme der Todesser seine Zauberkräfte wieder bekommen, aber besser ging es ihm dadurch nicht. Ganz im Gegenteil, er fühlte sich mit jedem Tag immer leerer. Es war mittlerweile über sieben Wochen her, dass Amy tot war und noch immer schien es ihm, als hätte er ein Loch im Herzen. Er hatte gar keine Möglichkeit, um sie zu trauern. Ständig war jemand bei ihm, ob nun seine Freunde oder seine Familie. Er hatte auch nichts, was ihn an sie erinnerte, nur seine bloßen Erinnerungen, die er begann aufzuschreiben. Er wollte sie nicht wie andere Zauberer in Phiolen sperren und in einem Denkarium wieder anschauen, er hatte zu viel Angst, dass sie herunter vielen und sie dann für immer weg waren. Da waren sie in einer Art Tagebuch besser aufgehoben. Er hatte sich sogar ihr Bild aus dem Tagespropheten herausgeschnitten. Zwar war sie darauf tot aber er hatte kein anderes Bild und vielleicht war es auch seine gerechte Strafe dafür, was er getan hatte. „Draco, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Pansy ihm gegenüber, doch er reagierte noch immer nicht. Er wollte einfach nicht, erst recht nicht, weil sie sich unsanft zwischen ihn und seine Gedanken an seine tote Liebe geschoben hatte. Am liebsten würde er ihr richtige Briefe schreiben und sie einfach mit seinem Uhu verschicken, auch wenn er genau wusste, dass sie niemals ankommen würden. Es wäre einfach nur eine Befriedigung wenn sie weg wären, doch da sie tot war, wäre vermutlich jeder wieder zu ihm zurück gekommen. Wenn er sich das vorstellte, dann versank er erneut in tiefen Depressionen. Als sich Blaise neben Pansy auf die Bank plumpsen ließ, hatte Draco keine andere Wahl mehr, er musste aufsehen. „Na endlich!“, freute sich die Schwarzhaarige. „Also, was sagen diene Eltern zu der glamourösen Wiederauferstehung deiner Cousine?“ „Sie sind nicht wirklich begeistert.“, meinte er nur schlicht. „Oder sagen wir es so. Es ist ihnen egal und mir auch.“ Er drehte sein Gesicht wieder zum Fenster und seufzte kaum merklich. „Man, seit wir aus Frankreich zurück sind ist bei dir absolut tote Hose.“, murmelte Blaise und stützte gelangweilt seinen Kopf auf einen Arm. Draco hielt sich zurück, ihm nicht einfach an den Kopf zu werfen, wieso das so war, immerhin waren sie an der ganzen Sache schuld. Sie hatten ihn wieder zu dem Kotzbrocken gemacht, der er nun mal war und damit hatte er den Tod seiner Freunde regelrecht beantragt und auch persönlich unterschrieben! Er fühlte sich so schäbig und klein. Und nun war da auch noch seine Cousine... Er kannte das Mädchen nicht und dementsprechend hatte er auch keine gefühlsmäßige Verbindung zu ihr, doch seit er gesehen hatte, wie seine Tante einfach so das Haus in die Luft gejagt hatte, in dem er eine Woche lebte und einige liebgewonnene Muggel brennend aus der Tür gerannt kamen um sich im Meer zu löschen, dort aber stattdessen aufgrund ihrer Verletzungen ertranken oder von ihr mit dem tödlichen Fluch hingerichtet wurden, war er sich nicht mehr sich, zu der Familie gehören zu wollen, in der er lebte oder eher zu diesen Leuten, deren Mal er schwarz und kräftig auf dem Arm trug. Trotzdem: Was sollte er tun? Seine Tante Bella hatte ihm aufgetragen, Sathyria um die Ecke zu bringen. Sie selbst wollte sich über Nymphadora her machen. Aber wie sollte er ein kleines Mädchen umbringen? Eine Elfjährige? Er hatte es nicht geschafft Dumbledore zu töten und er hätte es auch nicht übers Herz gebracht einen seiner Freunde zu töten als die anderen Todesser über die Schule herfielen. Natürlich, er kannte sie nicht mal, im Gegensatz zu den anderen, aber er wusste jetzt schon, dass er nicht fähig dazu war, jemandem das Leben zu nehmen. Himmel Herrgott noch mal, er wagte es sich ja noch nicht mal an Selbstmord zu denken, obwohl er unbedingt wieder bei Amy sein wollte! „Wenn du so weiter machst schreib ich bald einen Brief an das St. Mungo, wir brauchen ganz dringend eine Familienpackung Antidepressiva.“, stellte Pansy fest. „Was können wir tun um dich wieder aufzuheitern?“ Die klappe halten, dachte sich Draco, aber das würde er niemals laut sagen. Blaise hob plötzlich den Kopf und beugte sich weiter zum hinüber Fenster. „Hey, starrst du etwa deine Cousine an?“, fragte er. „Was?“, verwundert sah Draco ihn an. „Da, ist das nicht diese Sathyria Tonks?“, fragte er und wies auf den Bahnsteig. Tatsächlich. Dracos erster Gedanke war, dass seine Tante den Jungbrunnen entdeckt hatte und es mit dem trinken etwas übertrieben hatte, aber als hinter dem Mädchen seine Tante Andromeda mit einem Gepäckwagen auftauchte, verschob er den Gedanken wieder. Es war schlau von ihnen, ohne Ted zu kommen, der als Schlammblut mittlerweile gejagt wurde. „Sie ist süß!“, stellte Blaise fest. „Unfassbar, dass du auf kleine Mädchen stehst war mir ja klar, aber auf kleine Halbblüter?!“, Pansy lachte leise. „Die wird’s doch sicher nicht bringen.“ „Wer weiß, die Blacks sind eine starke Familie und auch, wenn sie aus dem Stammbaum gestrichen wurde hat sie immer noch ähnliches Blut wie ich.“, stellte Draco fest. „Du vergleichst dich mit einem Halbblut und machst dabei auch noch auf Gemeinsamkeiten aufmerksam?“, fragte Pansy ungläubig. „Wir haben nun mal viele gemeinsame Vorfahren.“, rechtfertigte er sich. „Ihr seit ja beide vollkommen krank!“, Pansy lachte, nahm das alles aber als Scherz hin. Draco unterdessen heftete nun seine ganze Aufmerksamkeit auf seine kleine Cousine und seine Tante. Sathyria strich sich eine Strähne hinter ein Ohr und sah zu Andromeda hinauf, die irgendwas zu ihr sagte. Das Mädchen artig und antwortete brav. Ihre Körpersprache war ruhig und fließend. Sie wirkte nicht halb so aufreget wie die andere Erstklässler, die aus der Wand heraus auf den Bahnsteig traten. Andromeda setzte sich mit dem Gepäckwagen in Bewegung und tippte den Schrankkoffer dann kurz mit dem Zauberstab an. Er schwebte von dem Wagen, Satyria nahm eine Umhängetasche und einen Katzenkorb, und zusammen gingen sie etwas weiter vorne in den gleichen Wagen in dem auch er saß. Vielleicht sollte er nachher mal einen Abstecher zu ihr machen und sie sich genauer ansehen. „Na also, da haben wir doch ein leeres Abteil.“, meine Andromeda und brachte den Koffer in die Ablage. „Dein Geld ist in der Tasche, deine Fahrkarte ist dabei und was zu Essen und zu Trinken für die Fahrt hast du auch.“ Amy öffnete die Tür des Katzenkorbes und ließ Socke hinaus. Der Kater begutachtete seine Umgebung gewissenhaft und stapfte dann auf das Polster der Sitzbank. „Vergiss nicht mir Morgen zu schreiben, in welchem Haus du bist und schreib immer sofort, wenn irgendetwas ist!“, trichterte Andromeda ihrer Tochter weiter ein. „Ist gut.“, Sathyria nickte und stellte ihre Tasche neben Sockes Box auf die Sitzbank. Als sie damit fertig war breitete Andromeda ihre Arme aus und Sathyria legte sich hinein. „Bitte pass gut auf dich auf!“ „Ich verspreche es dir.“ „Okay.“, Andromeda lächelte sie liebevoll an und strich ihr über das Haar. „Und sobald irgendetwas ist, wenn du Angst hast, dass das Geheimnis auffliegt, dann gehst du sofort zu Minerva!“ „Ja Mama“, langsam begann Amy zu grinsen und rollte mit den Augen. Diese Frau war aber auch zu Sorgenvoll. „Es wird schon nicht so schlimm, so lange ich nicht mit Malfoy in einem Haus bin.“ Andromeda nickte. „Ist gut.“, so hauchte sie ihr einen letzten Kuss auf die Stirn. „Machs gut, kleine Maus. Und denk daran, alle sechs Stunden deine Medizin zu nehmen, sonst wird es hässlich! Und melde dich, wenn du mehr brauchst.“ „Ja, keine Sorge, ich werde es nicht vergessen.“ Sathyria nahm ihre Katze auf den Arm und winkte ihrer Mutter hinterher, die in den Gang verschwand und durch die Wagentür hinaus auf den Bahnsteig traten. Dann öffnete sie das Fenster weit. „Und vergiss nicht uns zu schreiben!“, erinnerte sie Amy noch einmal, die sich einen Spaß daraus machte eine Pfote der gerade genüsslich gähnenden Katze zu nehmen und mit ihr zu winken. Jetzt machte sie doch den Eindruck einer fast normalen Elfjährigen. Ein Pfiff ertönte und einige Sekunden später ruckte der Zug an. „Wir lieben dich!“, rief Andromeda noch - mit dem wir meinte sie natürlich sich und Ted, der nicht bei ihrer Verabschiedung dabei sein konnte. „Ich euch auch!“, schrie sie zurück. Sie sah noch winkender Weise aus dem Fenster, bis sie sie über die Köpfe der anderen hinweg nicht mehr entdecken konnte. Dann schloss sie das Fenster und lies Socke los, nur um beim herumdrehen beinahe einen Herzinfarkt zu bekommen. Ein groß gewachsener Junge, mit beinahe schlohweißen Haaren saß hinter ihr an der Abteiltür und grinste sie aus frechen eisblauen Augen an. „Deine erste Fahrt nach Hogwarts, was?“, fragte er. Seine Stimme war so melodisch, dass es ihr die Sprache verschlug. „Sorry, dass ich dich nicht gefragt habe, ob ich hier sitzen kann, du hast so beschäftigt ausgesehen.“ Er war etwa so alt, wie sie in Wirklichkeit war, von schlanker, muskulöser Statur und mit so perfekten Gesichtszügen und Bewegungen, dass es beinahe wehtat. Zum Glück war sie ein kleines Mädchen, sonst müsste sie sich selbst ohrfeigen, als sie stotternder Weise versuchte die Sprache wieder zu finden. „Das ist kein Problem.“, piepste sie und konnte ihn immer noch nur anstarren. Er lächelte unbeirrt weiter. „Ich bin Victorian Romulus. Sechster Jahrgang, Slytherin.“, erklärte er. „Sathyria Tonks. Erstklässlerin.“ „Ich weiß. Ich glaube du bist so bekannt wie ein bunter Hund nach deiner Entdeckung. Und diesem Artikel neulich.“ Ach ja, der Artikel. Tonks und Kingsley konnten die Veröffentlichung leider nicht verhindern und so wurde sie zum Vorzeigeobjekt der Opfer von Muggeln. Die Antimuggelpolitik der Todesser blühte seitdem auf, als hätte man sie mit Kuhdung eingerieben. Was eine gut passende Umschreibung war für das ganze Dilemma, wenn sie ehrlich war. „Willst du dich nicht wieder hinsetzen, Tonks?“, fragte er und nickt zur Bank. Schnell, beinahe zu hastig, kam sie dieser Aufforderung nach. Es schien ihn zu belustigen, denn wieder gluckste er ein Lachen wie ein kleines Glöckchenspiel. Es zog sie in den Bann. „Und? Hast du schon eine Idee in welches Haus du willst?“, fragte er. „Nein…“, hauchte sie nur, nicht gewillt ihre Abneigung gegen sein Haus offen zuzugeben. Wobei, vielleicht war es ja doch nicht so schlimm ein Slytherin zu sein, wenn man dafür mit diesem Victorian Romulus unter einem Dach war. „Vielleicht kommst du ja mit meiner kleinen Schwester in eines. Sie fährt heute auch das erste Mal nach Hogwarts, allerdings habe ich keine Ahnung wo sie gerade herumschwirrt.“ Sie antwortete nicht darauf, konnte nur ihren Blick immer noch nicht von ihm abwenden. „Bin ich dir unangenehm?“ Schnell schüttelte sie den Kopf. Er strich sich weiterhin lächelnd durch das wunderschöne, glänzende Haar. „Ich schätze, du hast noch nie etwas von einer Veela gehört, oder?“, fragte er. „Oh doch! Der Kern meines Zauberstabs ist das Haar einer Veela.“ „Wirklich? Interessant, unsere Mutter ist eine. Unser Vater ist allerdings ein reinblütiger Zauberer.“ Das war also der Grund für seine überragende Schönheit. Er hatte Veelablut in sich. Himmel noch eines, Fleur war nur zum viertel Veela, aber er und seine Schwester zur Hälfte! Gab es eigentlich noch eine Steigerung für dieses blendende Aussehen? „Das erklärt dann natürlich einiges.“ Er lächelte wieder mit diesen perfekten Zahnreihen. „Victorian, hier bist du!“, ein Mädchen kam herein, ebenso wunderschön wir der sechszehnjährige. „Ernesta.“, begrüßte er das Mädchen. „Darf ich dir meine neue, kleine Freundin Sathyria Tonks vorstellen? Tonks, dass ist meine Schwester Ernesta.“ Die Mädchen sahen einander kurz an. „Hi“, Ernesta streckte ihr die Hand entgegen, Amy nahm an. Erst dann erkannte sie, was er eben gesagt hatte. Freunde? Wann waren sie denn Freunde geworden? „Du fährst auch das erste Mal?“, fragte die Neue, die etwas größer war als Sathyria. „Ja.“ „Toll!, vielleicht kommen wir ja in die gleichen Häuser!“, sie lies sich neben ihr auf den Sitz plumpsen, als drei weitere Schüler, alle im Alter von Victorian, das Abteil betraten. Zwei Mädchen und ein Junge. Sie stellten sich alle vor und alle waren aus dem sechsten Jahrgang von Slytherin, mit Ausnahme einer der Mädchen, die mit Draco zusammen eingeschult worden war. Sie waren sehr nett zu ihr und allmählich verlor Amy ihre Beklommenheit und vergaß sogar, ihr eigenes Geheimnis. Sie spielten kleine Spielchen und amüsierten sich über ihre Haustiere, zwei Ratten, drei Katzen und eine Eule. Die Fahrt dauerte wirklich lange und obwohl Ernesta völlig hibbelig war, oder vielleicht gerade deswegen, schlief sie irgendwann zusammen gerollt mit dem Kopf auf dem Schoß ihres Bruders ein, der sich zwischen sie und Sathyria gesetzt hatte. Ebenso die vier Slytherin, dich sich so viel zu erzählen gehabt hatten und noch immer aufgeregt waren nach Hogwarts zu gehen, obwohl sie dort bereits sechs Jahre unterrichtet wurden. Amy jedoch schlief nicht. Sie lehnte mit dem Rücken an Victorian, der beide Arme auf der Lehne ausgestreckt hatte, einen um sie und einen um seine Schwester. So starrte sie hinaus in die Landschaft, die sich langsam zu heben begann und verkündete, dass sie sich dem Norden des Landes näherten. Sie dachte nach. Von Harry hatte sie erfahren, dass der Hut nicht nur nach den Charaktereigenschaften beim verteilen der Schüler ging, sondern auch nach ihren eigenen Wünschen. Von Ronald hatte sie erfahren, dass es unter den vier Häusern auch heftige Streitereien gab. Hermine hingegen hatte das alles abgestritten und meinte, dass das nicht für Ravenclaw, Hufflepuff und Gryffindor unter sich galt, sondern hauptsächlich für die Slytherin gegenüber den anderen. Das und Malfoy waren der Grund gewesen, weshalb sie unter keinen Umständen in dieses Haus wollte, doch diese fünf Leute, die hier mit ihr im Abteil saßen waren wieder ein Grund dafür nach Slytherin zu gehen. Sie bewiesen doch, dass nicht alle Slytherin Stinkstiefel waren, das Einige auch ganz umgänglich waren. Oder war das vielleicht nur eine romantisch verklärte Sicht von ihr auf die Dinge, die hier geschahen? Schabend öffnete sich die Tür. „Sathyria.“, hörte sie eine Stimme und fuhr zusammen. Na klasse. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Und sie hatte gehofft, ihm nicht all zu früh zu begegnen, doch hier war er. Sie drehte nur den Kopf halb zur Seite und sah ihn aus dem Augenwinkel heraus an. „Ich weiß wie ich heiße, danke.“, platzte es aus ihr heraus und sie spürte, sie Victorians Brust leicht zuckte, als würde er lachen. Malfoy schnaubte verächtlich, als er sich weiter umsah. „Du hast also schon Freunde gefunden.“, stellte er nur fest. „Wenigstens habe ich welche, oder rennst du nur zum Spaß alleine hier herum, Cousin?“ „Du weißt also wer ich bin.“ „Ja, aber ich lege kein Wert darauf, dich näher kennen zu lernen. Dass ich wissen muss wer du bist, ist schon Strafe genug. Also lass mir bitte meine Luft zum Atmen und geh wieder.“ Erneut ein verächtliches Schnauben. „Freu dich nicht zu früh, Tonks, das Lachen wird dir schneller vergehen als du denkst.“ „Drohst du ihr etwa jetzt schon, Malfoy?“, das war nun der Veelasohn, der sich einmischte, scheinbar hatte er doch nicht geschlafen. „Und selbst wenn, was willst du dagegen tun? Ich bin immerhin Vertrauensschüler.“ „Willst du deinem eigenen Haus Punkte abziehen? Mach dich nicht lächerlich. Ich meine nur, dass du mit deinen Versprechen noch etwas warten solltest. Geh lieber zurück zu Dick und Doof.“ „Du weißt noch nichts von den neuen Regelungen in der Schule, oder?“, seine Stimme klang belustigt. „Nein, wie auch, wir sind hier noch nicht in der Schule. Folglich kannst du deine Segel streichen und dir die heiße Luft für das Schloss aufsparen. Außerdem: Vergreife dich lieber an den Gryffindor, als an deinen eigenen Leuten.“ „Winselst du um Gnade?“ „Nein, ich will nur nicht, dass du dir selbst ans Bein pinkelst. Dürfen wir jetzt in Ruhe weiter schlafen?“ Schnaubend schloss Draco die Tür hinter sich. Okay, Romulus hatte recht, das musste er zugeben, aber dieser eingebildete Affe war ihm schon immer ein Dorn in seinen Augen gewesen. Nun war auch noch unverkennbar seine Schwester an der Schule. Er ging den Gang weiter und späte in die Abteile. Er war losgelaufen, weil er nicht mehr sitzen und das Schweigen der Anderen ertragen konnte. Ihm schwirrten genau zwei Personen im Kopf herum. Eine davon war unwiderruflich Tod und er dachte nur an die gemeinsame Zeit mit ihr... Die andere brachte ihn eher zur Weißglut... Ähnlich Amy damals. Sathyria. Sie sah seiner Tante Bellatrix wirklich sehr gleich. Doch die Sprüche hatten absurderweise eher etwas von Amy. Oder er hatte nur das gehört, was er hören wollte. Doch trotzdem, diese Verhaltensweise passte nicht zu einem Mädchen, das Jahre lang in Gefangenschaft gelebt hatte und nun endlich freigekommen war. Ob nur Einbildung oder ob Sathyria doch verwandte Charakterzüge wie Amy besaß, war egal. Was er jedoch wusste, nachdem er dieses Mädchen gesehen hatte, war, dass er das, was Bellatrix ihm aufgetragen hatte, niemals tun könnte. Seine Tante war nach dem Treffen der Todesser so versessen darauf, seine Cousin Nymphadora umzubringen, dass sie schon wieder ihren Wahnsinn raus holte. Sie hatte eigentlich nur noch dieses eine Ziel, seitdem sie mit diesem Werwolf verheiratet war, und nun sollte er auch noch Sathyria töten, nur wegen dieser Ansicht mit dem reinen Stammbaum. Natürlich, reines Blut war das A und O, aber er wollte das alles nicht mehr und es war auch alles andere als wichtig, das wurde ihm klar, nachdem er wieder drei Nächte nach Amys Tod wach im Bett ausgeharrt hatte. Er wollte nichts mehr mit dem Tod und vor allem mit Todessern und Lord Voldemort zu tun haben. Natürlich, er hatte keine andere Wahl, und man würde ihn töten, wenn was von seinem Zweifeln durchsickern würde, aber Teufel noch eins, das Mädchen, dass er geliebt hatte war Tod wegen dieser kranken Bande und dafür gab es einfach keine Entschuldigung. Nicht mal annähernd. Aber was sollte er mit Sathyria machen? Konnte er das Ganze lange genug hinauszögern, sodass sich das Thema im Sand verlief oder würde seine Tante schon Morgen einen Brief schicken, oder am besten noch einen Heuler, der ihn anschrie, wieso er sie noch nicht umgebracht hatte? Verdammt er brauchte Hilfe. Verdammt gute Hilfe… „Ernesta Romulus.“, wurde die blonde halb-Veela aufgerufen. Sie atmete einmal tief durch, warf ein Hilfe suchendes Lächeln zu Sathyria und stieg dann die Stufen hinauf. Wie bereits ihre Vorgänger sprang sie auf den Stuhl und bekam einen großen, alten Hut aufgesetzt. Dieser begann rum zu brabbeln. Amy hingegen hörte gar nicht zu. Sie war immer noch im Konflikt. Was wollte sie eigentlich? Ravenclaw. Gryffindor. Hufflepuff. Nein doch lieber Ravenclaw. Aber was ist mit Slytherin und Victorian und Rebecka und die anderen beiden mit denen sie in einem Abteil gesessen hatte. „Slytherin!“, verkündete der Hut laut und nun ging auch Ernesta unter tosendem Applause zu der Tafel hinüber und setzte sich zu ihrem Bruder und seinen Freunden. Sie sah ihr nach, nickten ihr lächelnd und aufmunternd zu. Unweit von ihnen saß Draco, der sie eher Gefühlskalt beobachtete, genau wie seine Freunde. Moment, sahen sie wirklich alle sie an? Nein, das währe zu viel. „Emil Rankow“, wurde aufgerufen. Wohin wollte sie? Ravenclaw, Hufflepuff oder Gryffindor. Vielleicht doch lieber Slytherin? Was sollte sie machen? Es gab nur eine Chance. „Sathyria Tonks“ Sie war so in Gedanken, dass sie erst gar nicht merkte, dass das ja ihr Name war, doch schließlich fing sie sich noch schnell genug und ging hinauf. Die Häuser ratterten durch ihren Kopf wie ein Gebet. Immer rauf und runter wiederholte sie ihre Name, dann saß sie auf den Stuhl. Gleich würde alles vorbei sein. Das hier, dieser Moment, würde darüber entscheiden, ob sie mit ihren neuen Freunden weiter klar kam oder ob sie sie verachten würden. Die Krempe des Hutes rutschte über ihre Augen und es war still. Zu still. Hatte der Hut nicht eben noch lange Reden geschwungen? Jetzt war er still. Sie wusste es, sie hätte hier gar nicht hinkommen dürfen. Sie war eigentlich keine Hexe. Aber dann hätten die Zauber nicht funktioniert. Oh Gott, wohin kam sie denn nun? Hut sag doch was! Ravenclaw, Huffelpuff oder Gryffindor. „Slytherin, ich will nach Slytherin.“, platzte es plötzlich aus ihr heraus und sie wusste, dass sie das gerade laut in die ganze Halle gesagt hatte, doch den Hut störte es nicht weiter. „Na endlich hast du dich für was entschieden. Bei dem Gefühlschaos hätte ich nicht gewusst wohin mit dir.“, grummelte der er griesgrämig und rief: „Slytherin“ wieder begann Applause und der Hut hob sich. Sie sah zu dem Tisch zu dem sie nun gehen sollte, stand auf und marschierte zu ihm hinüber. So war es also entschieden. Kapitel 16: Crucio ------------------ Sathyria nahm ihre Bettdecke und schüttelte sie einmal durch. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Schlafsaals, tat Ernesta das Gleiche. „Haben wir nicht ein Glück?“, fragte sie und kletterte auf die Matratze. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir die Einzigen Mädchen in Slytherin sind.“ Sie hatte Recht. Auch Amy hätte das nicht gedacht. Sie waren die einzigen beiden Mädchen unter knapp dreißig gewesen, die nach Slytherin geschickt wurden. Jungs waren etwas mehr, sechs um genau zu sein, doch laut Victorian war das eigentlich unüblich. Oftmals hielt sich die Wagen, sowohl bei den Geschlechtern, als auch bei den Häusern. Wieso es dieses Mal anders war konnten sie nur vermuten. Eine Mögliche Variante war wohl die Sache mit der Schulpflicht. Es gab mehrere Familien, die dahinter eine Verschwörung rochen und ihre Kinder lieber auf andere Schulen schickten, wie Beispielsweise Durmstrang und Beauxbatons. Doch wie auch immer, so hatten sie einen großen Schlafsaal, der sonst für eine Handvoll Mädchen ausgerichtet war nur für sich zu zweit. Und natürlich die beiden Katzen, die ihnen gehörten. „Wer weiß, ich bin zumindest glücklich darüber.“, meinte Amy schließlich und stellte sich hinter den geöffneten Schrankkoffer, sodass Ernesta nicht sehen konnte was sie tat, und öffnete ein verstecktes Fach, in dem fein säuberlich aufgereiht die ganzen Flaschen mit dem Vielsafttrank standen. Sie nahm eine Thermokanne, die sie zur Tarnung abgefüllt hatten, und goss sich daraus etwas von dem Zeug in den Verschlussbecher. „Gehen wir gleich Duschen?“, fragte Ernesta von der anderen Seite des Koffers und kramte bereits ihren Bademantel hervor. „Klar.“, mit einem Schluck nahm sie den Trank und verschloss die Kanne wieder, ehe sie sie zurück stellte. „Was trinkst du da?“, fragte die weiß-blonde interessiert und lugte hinüber. „Medikamente.“, meinte sie sofort reflexartig. „Du weißt schon...“ „Wegen der Entführung?“ Amy nickte und verschloss das Geheimfach wieder. Als sie ihre Schlafsachen herausgeholt hatte und den Koffer wieder verschloss kniete sich Ernesta plötzlich neben ihr auf die Matratze. „Wenn du reden willst, dann bin ich für dich da, okay?“, bot sie an. „Danke… Ich werde darauf zurückkommen.“, meine Sathyria lächelnd. Sie standen beide auf und wollten gerade gehen, als die Tür einfach so aufschwang und Pansy Parkinson hereinspaziert kam. Sie sah zwischen den Mädchen hin und her. „Zwei Halbblüter.“, stellte sie abwertend fest. „Ist das alles wieso du Panzer spielst und reinstürmst, Alzheimer? Immerhin hast du uns doch schon in der großen Halle gesehen.“, platzte es aus Amy heraus. Die Augen der Angesprochenen und ihrer beiden Begleiterinnen fixierten sie hart. „Reiß deinen Mund nur nicht so weit auf, Tonks.“, zischelte sie. „Sonst was? Ziehst du mir Hauspunkte ab?“ Die Vertrauensschülerin biss sich auf die Unterlippe. „Komm hier raus und wir zeigen dir, wo in der Rangfolge du stehst.“ „Deine Rangfolge interessiert mich nicht.“ Sie machte ein verächtliches Geräusch. „Verdammtes Halbblut. Kein Respekt, diese Schande.“ „Um unseren Respekt zu bekommen musst du ihn dir erst verdienen!“, rief Ernesta dazwischen und machte einen Schritt auf sie zu. Ihr sonst so wunderschönes Gesicht war auf einmal nicht mehr wunderschön. Es war beinahe schon erschreckend verzerrt. Doch anstatt sich zu erschrecken lachten die drei Mädchen nur laut auf. „Ich und Draco gehen jetzt zu einen Vertrauensschülertreffen.“, meinte sie. „Und du glaubst das interessiert uns?“, verwundert sahen sich die Erstklässlerinnen an. Wieder sah die Schwarzhaarige aus als würde ihr gleich der Kragen platzen. „Ich schwöre euch, wenn ich zurück bin, dann wird euch das Lachen schon vergehen.“, damit wirbelte sie herum und stolzierte mit den anderen Beiden davon. „Und was hat ihr das gebracht?“, frage Amy. „Nun, ich denke das war ihre Art und Weise ihr Revier zu markieren.“, entgegnete Ernesta. „Na immerhin pinkelt sie dafür nicht in alle Ecken.“ Die Beiden sahen sich an und lachten, dann marschierten sie tiefer in den Teil der Mädchen, bis hin zu den Bädern. Es waren die jüngeren beiden Vertrauensschülermädchen, die etwa zwei Stunden später bei Ernesta und Sathyria an die Tür klopften. „Kommt raus. Wir müssen was ansagen.“, erklärten sie knapp und verschwanden wieder. Die Beiden standen auf und zogen sich ihre Morgenmäntel über. Noch während sie sie verschlossen, gingen sie in den Gemeinschaftsraum. Es war als würden sich die Geschwister magisch anziehen. Kaum, dass sie aus dem Gang hinaus getreten waren, lenkte Ernesta ihre Freundin bereits hinüber zu ihrem Bruder und seinen Freunden. Sie trugen noch ihre Schulumhänge. Mit zusammengekniffenen Augen und vor der Brust verschränkten Armen sahen sie zu Draco Malfoy und Pansy Parkinson, die in der Mitte des Geschehens standen und sich unterhielten. Als sie die beiden Mädchen auf sich zukommen sahen stieß Victorian sich von dem Tisch ab, an den er gelehnt hatte und legte Ernesta einen Arm um die Schulter, um sie an sich zu ziehen. „Was ist los?“, fragte sie. „Hey, Tonks, bleib lieber hier in unserer Nähe.“ Sathyria war glatt weiter gelaufen, wurde aber prompt von Vaisey, einem Freund von Victorian aus dem Zug, zurück gezogen. Als hätte der Name eine Antenne von Pansy und Draco gereizt, sahen beide auf und suchten die Menge nach ihr ab. Als sie sie gefunden hatten, grinste das Mädchen finster, Draco hingegen sah eher gefühllos drein. Pansy sprang auf den nächsten Stuhl und brachte damit die Schüler zum schweigen. Draco stieg auf einen anderen daneben und verschränkte schweigsam die Arme. „Was auch immer jetzt kommt, ich denke nicht, dass es lustig ist.“, murmelte Rebecka, die hinter den Jungs auf dem Tisch saß. „Pansy hat die ganze Zeit im Schlafsaal ziemlich beschissen gelacht.“, erklärte Tracey Davis, die neben ihr saß und zog die Beine an. Mit ihren siebzehn Jahren war sie die älteste der Gruppe aus vier Köpfen. „So lange, wie sie uns in Ruhe lassen...“, bemerkte Victorian und sah Sathyria dabei zu, wie sie sich einen Zopf machte. „Wir haben nur ein paar Neuigkeiten für euch.“, erklärte Parkinson und grinste weiter. „Draco, darf ich bitten?“ Der Angesprochene seufzte tonlos und nahm die Arme auseinander. „Professor Burbage ist, wie ihr sicher wisst, verschwunden. "Muggelkunde" wird jetzt also von Professor Alecto Carrow unterrichtet. "Verteidigung gegen die Dunklen Künste" heißt ab jetzt nur noch "Dunkle Küste" und wird von Professor Amycus Carrow übernommen. Des Weiteren wird von nun an jeder, der nicht die entsprechenden Leistungen bringt oder irgendetwas verbockt, bestraft.“ Ein Gemurmel ging los, doch Pansy lachte nur. „Draco, sag ihnen doch, was auf sie zukommt. Ihnen die Entscheidungen nicht mitzuteilen ist doch etwas hart.“, sie sah zu Sathyria, als sie ihm dennoch gar nicht erst die Chance ließ weiter zu reden, sondern nahm die Ankündigungen selbst vor. „Von heute an, wird jegliches Vergehen mit dem Cruciatusfluch bestraft. Nicht nur von Lehrern, auch wir sind dazu berechtigt, diese Strafen auszuführen. Auf Befehl der Lehrer, müssen auch andere Schüler das übernehmen.“ Sie machte eine Künstlerpause, in der alle noch aufgeregter wurden. „Na klasse. Ich würde sagen, du bist hier die Gefährdete.“, murmelte Rebecka, die mit Sathyrias Zopf spielte. „Erst müssen sie an uns vorbei.“, stellte Victorian sauer fest. Wie konnte man das nur erlauben? Einen der unverzeihlichen Flüche, die eigentlich verboten waren, einfach an Schülern auszuprobieren und ihnen das beizubringen? Was kam als nächstes? Beim durchfallen einer ZAG-Prüfung oder Abschlussprüfung der tödliche Fluch? Erneut konnte man Draco dabei zusehen, wie er einmal tief durchatmete. „Wir haben den Auftrag, mit der Bestrafung jetzt sofort zu beginnen und auch jedes Vergehen zu bestrafen, das seit der Zugfahrt begangen wurde.“, erklärte er und sah nun auch zu Sathyria. „Hast du was gemacht?“, fragte Victorian. „Nun, genauer gesagt haben wir beide was getan.“, erklärte Ernesta und wurde leichenblass. Das Gesicht von Sathyria verfinsterte sich. „Wie niveaulos.“, stellte sie nur knurrend fest. „Wir statuieren unser Exampel an Sathyria Tonks.“, verkündete Draco weiterhin. Alle Blicke wandten sich ihr zu. „Wegen Vertrauensschülerbeleidigung.“, rechtfertigte sich Pansy freudig. „Draco, darf ich bitten?“, lächelnd sah sie ihn an und wies mit der Handfläche nach oben anbietend auf Sathyria. „Seit ihr Wahnsinnig?“, warf Vaisey ein. „Was auch immer sie getan hat, sie hat genug durchgemacht in ihrem Leben, da muss sie nicht noch von euch gefoltert werden!“ „Vergangenheit zählt hier nicht.“, bellte Pansy, als ihr Freund bereits von dem Stuhl stieg und den Zauberstab zückte. „Ich sag’s ja, niveaulos.“, wiederholte Sathyria, nun etwas lauter. Die Ankündigung ihrer Folterung hatte sie nicht erschreckt, sie hatte sie nur noch wütender auf Draco und die anderen Siebtklässler gemacht, mit Ausnahme von Davis natürlich, die bisher nett zu ihr war. Ihre Wut, die allmählich in ihr hinauf kroch, brachte sie dazu, nicht mehr über ihre Worte nachzudenken. Mit einer Mischung von Entsetzen und Neugier im Gesicht machten die übrigen Slytherin Draco Platz, der bis auf halbem Weg auf sie zukam. Amy tat es ihm nach und wollte auf ihn zugehen, als Victorian dazwischen ging. Er stellte sich einfach mit gezücktem Zauberstab in die Bahn. „Lasst das lieber. Wir sollten nicht gegeneinander arbeiten.“, teilte er mit. „Reicht es nicht schon, dass wir die anderen drei Häuser ausstechen müssen? Sollen wir uns jetzt auch noch gegenseitig fertig machen?“ „Wenn du nicht aus dem Weg gehst, bist du der Nächste!“, stellte Pansy mit einer widerlichen Stimme fest. Amy überlegte. War sie im Slytherin-Haus wirklich richtig? Sie hatte die einzelnen Häuser studiert und sie selbst hätte sich keinem zuordnen können. Und sie wusste auch nicht, ob der Mut des Gryffindor aus ihr sprach oder aber die tiefe Freundschaft eines Slytherin, als sie Victorian am Arm nahm und aus dem Bild schob. Sie wollte nicht, dass er auch noch etwas von dem Wahnsinn abbekam, den sie schon vor zwei Monaten an diesen beiden gesehen hatte. „Lass gut sein, Romulus.“, meinte sie und ging auf Draco zu. „Bist du jetzt zufrieden, ja, Malfoy?“, knurrte sie. „Sogar Erstklässler haben mehr Anstand als du.“ „Du sagst du wärst besser?“, schrie Pansy, doch sie wurde übertönt. Ein Lichtstrahl traf Sathyria und das Mädchen brach kreischend zusammen. Sich vor Schmerzen krümmend wand sie sich auf dem Boden hin und her. Ein Murmeln ging durch die umstehenden Slytherin und einige sahen sogar schnell verschreckt oder angewidert weg. Draco konnte nicht anders. Er konnte den Blick nicht von dem Schauspiel abwenden. Pansy folterte seine Cousine ohne Hemmungen. Es war grauenvoll und gleichzeitig wieder faszinierend. Aber irgendwas störte ihn an dieser Situation. Was genau es war wusste er noch nicht. Sathyria lag mit einem mal ruhig da. Pansy hatte die Verbindung unterbrochen. Während die Elfjährige keuchend auf dem Boden nach Atem rang, wandte sie sich mit einem zufriedenen und gleichzeitig schon fast fanatischen Blick an ihren Freund zu ihrer Linken. „Komm schon, Draco, du bist dran.“, meinte sie grinsend. Er sah sie an, dann zu dem Mädchen. Er sah ihn ihre halbgeschlossenen, wässrigen Augen und dann zu dem Zauberstab in seinen Händen. Er konnte das nicht tun. Was erwarteten sie? Er konnte doch nicht mal Dumbledore töten, wie sollte er es da schaffen, eine Blutsverwandte zu foltern? Natürlich, sie war nur ein jämmerliches Halbblut und noch dazu hatte er sie niemals kennen gelernt, aber es war doch so, dass sie unverkennbar zu seiner Familie gehörte. Sollte das nicht ihm, als den Älteren, eine Art Beschützerinstinkt abverlangen? Aber er konnte sich jetzt hier nicht hinstellen und sagen, dass es genug war. Man erwartete von ihm eine gewisse härte. Er war doch immerhin auch ein Todesser! Er starrte weiter das Mädchen an. „Ich will euch nicht den Spaß nehmen.“, meinte er schließlich. „Bedient euch. Ich bin müde, ich gehe schlafen.“, damit drehte er sich herum. „Aber Draco, du kannst doch nicht einfach gehen!“, rief Pansy ihm hinterher. „Mich langweilt die Vorstellung.“, rechtfertigt er sich. „Vielleicht das nächste Mal.“ Pansy war verwirrt und außer sich. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, als sie einen Blick zu Crabbe und Goyle rüber warf. Die beiden, und auch Blaise, hatten allerdings keine Erklärung für sein Verhalten. Sie zuckten nur ratlos mit den Schultern. Wütend fuhr sie wieder herum und musste sich beherrschen nicht den tödlichen Fluch auszusprechen. Stattdessen traf der nächste Cruciatus Amy. Wieder schrie das Mädchen, doch ihre Stimme klang erschöpfter. Sie verfolgte Draco solange bis er die Tür des Schlafsaals der Jungen hinter sich schloss. Einige Sekunden blieb er nur so stehen, wischte sich mit einer Hand durch die Haare und fing sich wieder. Pansy unterdessen reagierte ihre Wut an der anderen Schwarzhaarigen ab. Es dauerte fast eine Minute, ehe sie den Zauberstab wieder senkte. „Lasst euch das eine Lehre sein!“, bellte sie in die Runde und marschierte dann in die Richtung ihres Schlafsaals zurück. Die anderen Mädchen folgten ihr. Die Jungs ihres Jahrganges verschwanden ebenfalls. Andere begafften weiterhin die mittlerweile ohnmächtige Sathyria und lösten sich nur schrittweise auf, vorwiegend jedoch deswegen, weil sie den wütenden Blicken von Victorian und Vaisey entgehen wollten, mit denen sie sie straften und zurück in ihre Schlafsäle drängten. Rebecka hob leicht den Kopf der Jüngeren an. Sie hing schlaff in ihren Armen. „Was für ein ungleiches Duell.“, stellte sie fest. „Duell? Sie haben sie nur als Ventil benutzt.“, berichtigt Tracey. „Ich nehme sie mit in unser Zimmer. Da ist sie am sichersten.“, meinte Victorian. „Vergiss es. Diesen Part übernehmen wir. Sie kann doch nicht einfach in den Jungenschlafsaal.“ Tracey beschwor eine Trage herauf, die Sathyria prompt anhob. „Wir beschwören einen Alarmzauber am Eingang ihres Schlafsaals und wenn da jemand Unbefugtes reingeht, dann bemerken wir das schon.“, schlug sie vor und nahm es auch gleich als Vereinbarung hin, denn die Trage schwebte in aller Ruhe in den Bereich, in den die Jungen nicht rein konnten. Ernesta folgte ihr, ebenso wie Tracey. Rebecka und die beiden Jungs bleiben zurück. „Zum Glück ist dieses Malfoy-Schwein nur noch ein Jahr hier.“, meinte das Mädchen schließlich und folgte den drei anderen. Victorian und Vaisey taten es ihr nach, nur in die andere Richtung. Es war eine dieser Nächte, in denen er zwar relativ gut schlafen konnte, aber trotzdem von seinen Geistern verfolgt wurde. Wunderschönes, rötlich-gelbes Licht erfüllte den Raum und eine sanfte Meeresbriese umwehte ihn. Genauso begann es immer. Ein wunderschöner Traum, von der perfekten Zukunft ohne Krieg. Pures Leben durchflutete ihn. Immer sah er diesen Sonnenuntergang vor sich, wenn er seine Traumwelt betrat, die er als das Internat in Südfrankreich erkannte. Er lehnte sich an den Rahmen der Balkontür. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Er hörte die Pferde auf der Koppel auf der anderen Seite des Hauses, konnte das Rauschen des Meeres hören und das Glitzern der Wellen in der Abendsonne sehen. Genüsslich schloss er die Augen. Da waren sie: Zarte Hände fuhren über seine Arme und seinen Rücken und der Duft von frischen Blumen umschmeichelt seine Nase. „Alles in Ordnung bei dir, mein Liebster?“, flüsterte diese weiche Stimme, die er ständig in seinem Kopf hörte und sogar dieses raue Bellen von Voldemort übertönen konnte. „Jetzt schon.“, flüsterte er, griff nach ihren Fingern und führte sie an seine Lippen. „Du wirkst so still.“ Er drehte sich herum und sah in diese beinahe unnatürlich gelben Augen. Zwei lange, geflochtene Zöpfe hingen über ihre Schultern und verliehen ihr das Aussehen eines kleinen Mädchens. Amy war genauso schön wie er sie in Erinnerung hatte und wie er sie immer in seinen Erinnerungen bewahren würde. Sie lächelte in liebevoll, mit diesen wundervollen, glänzenden Lippen, von denen er wusste, sie würden nur ihm gehören. „Es ist nichts.“, flüsterte er und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Er wusste es war jetzt soweit. Er hatte diesen Traum schon Wochen lang und konnt ihn einfach nicht steuern. Er senkte den Kopf, während die Warnung in seinem Kopf hämmerte. Eine Explosion. Es war schwarz um ihn. Feuer, überall Flammen, Meter hoch. Amy? Wo war Amy? Panisch sah er sich um, doch die Maske des Todessers behinderte ihn. Er trug den langen Mantel, den er bei dem Überfall getragen hatte. Eine kleine Gruppe seiner Mitschüler kam aus den Flammen, keuchend und hustend. Einer nach dem anderen brach flach atmend zusammen. Bellatrix materialisierte sich neben ihm. „Töte sie, Draco.“, hauchte sie ihm ins Ohr und er zog ohne zu zögern seinen Zauberstab. Der Fluch war leicht und traf sie fatal - was dumm war, er hatte doch gar keine Kräfte gehabt, bei dem Überfall... Doch das schien egal. Die Umgebung änderte sich, ein kleines Boot lang vor ihm am Kay. Ein weiterer Fluch, dieses mal von seiner Tante. Er sah sie nicht, doch er hörte einen der Zwillinge schreien. Lachend und tanzend kam sie angesprungen und wurde schon zum Hauptgebäude gerufen. Es ging zu schnell, er sah seine Amy rennen, er sah sie durch das Haus die Treppe hinauf rennen und in den Kamin springen. Wo sie landete wurde nie aufgelöst, immer empfing ihn genau in diesem Moment, da die Flammen um sie schlugen Finsternis. Er stand allein in einem dunklen Raum ohne Angang und ohne Ende. Das war immer seine Schlussszene ehe er mit Tränen in den Augen hoch schreckte und eines seiner Kissen so hielt, wie er Amys toten Körper halten würde. Gleich würde sie wieder in der Finsternis liegen. Tot, einfach erfroren. Er sah sich um. Dort lag sie. So wie immer, steif auf dem Rücken mit tief blauen Lippen. Er lief zu ihr hin und viel wie jedes Mal auf die Knie. „Nein, Amy, tu mir das nicht an.“, verlangte er mit zittriger Stimme, doch natürlich konnte sie ihn nicht hören. Er strich über die bleiche Wange und ihre blauen Lippen. Es war nur recht und billig, dass er sie jede verfluchte Nacht so sah. Er war daran schuld gewesen wie alles geendet hatte. Er hatte sie alle verraten. Wie immer wollte er mit einer Hand unter ihren Nacken fahren und den Kopf heben, um sie noch ein aller letztes Mal in die Arme zu nehmen und vielleicht war der Sandmann auch endlich so gütig, ihn so lange schlafen zu lasse, bis er ihr endlich alles gesagt hatte und sich verabschieden konnte, doch etwas war anders. "Bist du jetzt zufrieden, Malfoy?“, hörte er die spöttischen Stimmen der Zwillinge. Wo war er jetzt? Das hier war doch nicht mehr die übliche Finsternis, in der er immer hockte um Amy zu betrauern. Das hier war der Gemeinschaftsraum im Internat. Und die Zwillinge standen hinter ihm mit verschränkten Armen. „Du bist echt eine Ratte, Malfoy. Und wir dachten du wärst einer von uns. Du wärst ein Freund. Du bist nichts, einfach nur ein Lacher.“, fügte Malik noch hinzu. Er erinnerte sich, das war der fatale Samstag… „So was Ungehobeltes wie dir bin ich noch nie begegnet. Sogar unsere Erstklässler haben mehr Disziplin!“, Es war Amy, sie stand vor ihm und hielt sich eine Bluse vor den Oberkörper. Halt, das war falsch! Diesen Satz hatte sie zu Pansy gesagt, nicht zu ihm. Er sah in ihre tief schwarzen Augen. Tief schwarz? Wieso schwarz? Sie hatte gelbe Augen, was lief hier? Schon wieder ein Ortsprung, er kniete auf dem Boden des Gemeinschaftsraumes der Slytherin. Um sie herum alle Schüler. Sie stand da, immer noch unbekleidet. Keiner sollte sie so sehen, doch alle starrten die an und sie starrte zu ihm hinunter. „Sogar Erstklässler haben mehr Anstand als du.“, spukte sie ihm entgegen. Das war falsch, so falsch, das war nicht Amy gewesen. Ein Blitz traf sie. Schwarzes Haar warf sich um ihre Schultern. Er lag falsch, die trug etwas. Einen schwarzen Morgenmantel. Ihre Stimme war noch heller als sonst. Sie schrie um ihr Leben. Sie brach vor ihm auf die Knie. Es war Sathyria. Sie sah ihn an. „Verräter.“, klagte sie ihn an und brach endgültig ein. Ihr Peiniger… Wer war es? Er sah hoch. Ein fies grinsendes Gesicht umrandet von weiß-blonden haaren und mit grauen Augen. Er selbst hatte den Cruciatus auf das Mädchen losgelassen. Schreiend schreckte Amy hoch. „Sathyria? Alles in Ordnung?“, fragte Ernesta in die Dunkelheit hinein. „Ja, ja alles in Orndung, ich habe nur schlecht geträumt.“, sie stutzte. „Was ist mit deiner Stimme?“, fragte das Mädchen ihr gegenüber in dem Bett verwirrt. Ihre Stimme, etwas stimmte nicht. Sie griff nach ihren Haaren. Sie waren lang und glatt. Der Trank. Wie spät war es? Sie sprang aus dem Bett. „Alles klar bei dir?“ „Ja schon okay, ich hab nur was im Hals, ich nehme schnell meine Medizin.“ „Soll ich Licht an machen?“ „NEIN!“, schrie Amy und tastete in der Dunkelheit nach ihrer Thermokanne. Sie schaffte es gerade so, die Menge musste sie abschätzen. Schnell runter mit dem Zeug und sie atmete erleichtert aus. Es brannte ein wenig als sie sich zurück verwandelte, doch es ging schnell. „Alles wieder in Ordnung.“, meinte sie und stellte die Flasche weg, doch Ernesta antwortete nicht mehr. „Ernesta?“ Das Mädchen war wieder eingeschlafen. Kapitel 17: verfressene Insekten -------------------------------- „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Rebecka erneut, als sie beim Frühstück saßen. „Ja doch.“, seufzte Sathyria und trank schnell den Vielsafttrank, den sie sich für den Unterricht in einen Becher mit Deckel abgefüllt hatte. „Seih froh, dass es dir gut geht.“, meinte Victorian. „Vielleicht solltest du dich lieber einen Tag krank melden. Pomfrey wird das mit absoluter Sicherheit verstehen.“ „Ich kann doch nicht am ersten Tag fehlen.“ „Das ist eine Ausnahme.“ „Mir geht’s gut.", sie packte ihren Becher zurück in ihre Tasche und wand sich dann wieder ihrem Teller zu. „Was habt ihr beide in eurer ersten Stunde?“, fragte Davis. „Verwandlung.“, antwortete Ernesta. „McGonagal.“, murmelte Vaisey. „Wer weiß was dabei heraus kommt.“, grummelte der Veelasohn. „Soweit ich weiß, ist sie gar nicht so schlimm.“, meinte Sathyria und zog damit den Blick aller auf sich. Scheinbar hatte sie etwas gesagt, dass nicht ganz richtig war, doch was es war, wusste sie nicht. „Was?“, fragte sie. „Ist sie etwa eine alte Gewitterziege?“ „Das nun nicht, aber sie ist nicht die Einfachste.“, meinte Rebecka. Amy nickte. „Kein Lehrer ist einfach.“, stellte sie fest. „Und dort kommt auch schon die Post.“, flötete Tracey und wechselte so das Thema. Die vier Freunde legten ihr Besteck beiseite. Sie alle hatte bereits die Eulen entdeckt, die für sie bestimmt waren. Sathyria sah nach oben, doch in diesem Gewühle war es einfach unmöglich für sie, auch nur irgendeine von ihnen zu erkennen. Vier Eulen landeten nach und nach zwischen ihnen und übergaben ihre Nachrichten, ehe sie sich an ihrem Frühstück vergingen. Eine fünfte landete sanft auf Amys Schulter. Sie verschluckte sich beinahe, als der Waldkauz ihr ins Ohr schrie. „Bitte, Gabriel, muss das sein?“, fragte sie gereizt und nahm den Brief entgegen. Der junge Vogel sprang von ihrer Schulter, auf den Tisch und pickte prompt auf ihrem Teller herum. Einige Umsitzenden lachten. „Du hast einen Vogel, Tonks!“, rief Crabbe. Sathyria sah zu ihm auf und zog eine Augenbraue hoch. „Wow, auch noch ein Genie in der Tierwelt?“ Sauer sah er zu Goyle und Draco. Goyle hatte den gleichen Gesichtsausdruck, Draco hingegen tat einfach, als würde er nichts mitbekommen. Seine Aufmerksamkeit galt dem Tagespropheten vor ihm auf dem Tisch. „Ich glaube das war anders gemeint, Tonks. Er will damit sagen, dass du nicht mehr alle Tassen im Schrank hast.“, warf Pansy ein, um ihm zu Hilfe zu kommen. „Ach, damit kann ich leben. Ich trinke eh viel lieber aus Gläsern.“, meinte Sathyria nur achselzuckend. Pansys Gesicht lief allmählich rot an, ob vor Peinlichkeit oder Zorn war nicht zu sagen. Sie sah zwischen ihren Freunden hin und her, die ihren Blick nur unschlüssig erwiderten. Schließlich wandte sie sich Draco zu, der sich gerade so auffällig unauffällig in den Sportteil des Tagespropheten vertieft hatte, dass er beinahe in einem Foto von Victor Krum verschwand. „Du vergisst dich, Tonks, oder hast du etwa schon Gesternabend vergessen? Wir können das gerne noch mal wiederholen.“ Dracos Augen blieben stumm auf einen Punkt geheftet stehen. Seine Ohren spitzten sich sichtlich. Sathyria blieb still. Man sah ihr zwar an, dass eine Antwort auf ihrer Zunge lag, doch sie hatte den Mund so voll gestopft, dass nur Brotkrümel fliegen würden, würde sie ihn öffnen. Pansy inerpretierte das erzwungene Schweigen falsch und grinste zufrieden. „Na also, geht doch, endlich hältst du deine lose Zunge. Bleib am besten gleich dabei, so bist du wesentlich erträglicher.“ Mit einer großen Geste schluckte die Elfjährige ihren Toast hinunter und untersuchte die Brotscheibe nach der perfekte Stelle für den nächsen Biss. „Wenn ich vor dein Maul ein Schloss machen darf, können wir gerne darüber reden.“, erklärte sie. Jetzt reichte es Pansy. Sie sprang auf und zog ihren Zauberstab. Diese abrupte Bewegung zwang auch Draco auf die Füße. „Lass es gut sein, Pansy.“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Sie weiß schon, dass sie zu weit geht und sie wird sich dafür entschuldigen. Also steck den Zauberstab wieder weg.“ Plötzlich war es ruhig am ganzen Slytherintisch. Ausnahmslos alle starrten zu Draco hinauf. Amy war verwirrt. Sie sollte sich entschuldigen? „Du verteidigst sie?“, gab Pansy von sich mit halb erstickter Stimme. Das war der nächste Punkt: Warum tat er das? „Ich habe einfach keine Lust auf gezicke.“, verteidigte sich Malfoy. „Von mir aus prügelt euch, aber ich möchte gern in Ruhe frühstücken.“ „Also verteidigst du sie?!“ Verdammt dieses Mädchen war einfach nur… Amy fehlten die Worte um sie zu beschreiben. „Hey, lass uns gehen, mir wird hier die Luft zu dick.“, meinte Ernesta und nahm ihre Sachen. Amy nickte und stand mit ihr zusammen auf, doch Draco hielt sie sofort wieder auf. „Hey, Tonks, entschuldige dich gefälligst.“ Sathyria dachte kurz nach, dann drehte sie sich zu Pansy herum. „Tut mir Leid, Parkinson, dass ich dich als verbitterte, schrullige Hexe bezeichnet habe. Es war falsch von mir...“, gab sie kalt zu. „...das laut auszusprechen.“, damit drehte sie sich herum und marschierte mit Ernesta davon. Parkinson sah ihr hinterher, dann wieder zu Draco. „Was sollte das?“, fauchte sie ihn an. „Folter hat sie verdient.“ „Mag sein. Aber bitte nicht jetzt, ich will essen.“ Draco setzte sich wieder hin und suchte die Stelle in der Zeitung, wo er gerade gelesen hatte. Ungläubig sah seine Freundin ihn an. „Du bist mit diesem Halbblut verwandt, darum verteidigst du sie, oder? Du hast Mitleid mit ihr.“ „Der Einzige mit dem ich Mitleid habe, ist mein Magen.“ Pansy sah ihn finster an. „Du bist weich geworden.“, damit fuhr sie herum und stapfte aggressiv aus der Halle. Staunend sahen sich Ernesta und Sathyria einige Stunden später in der Bibliothek um. „So viele Bücher auf einem Haufen habe ich zu letzt bei meinen Eltern gesehen.“, stellte Sathyria fest und kassierte ein angesäuertes psst von Madame Pince. Schnell steckten die beiden Mädchen die Köpfe zusammen. „Mein Bruder hat gesagt, er und die anderen würden immer hinten sitzen, in der Nähe der verbotenen Abteilung.“, flüsterte Ernesta und gab ihr einen Wink ihr zu folgen. Die beiden huschten mit ihren Schulsachen durch die Regalreihen. „Da“, rief Ernesta plötzlich, zum Glück war Madame Pince nicht in der Nähe. Die gesuchte Gruppe hatte sich einen der größeren Tische geangelt, auf dem nun Berge von Büchern und Pergamentrollen kreuz und quer lagen. „Wie war der erste Tag?“, fragte eines der Mädchen und rutschte für Ernesta ein Stück beiseite. „Es ist so…wow.“, schwärmte diese, während ihr Bruder und ihre Freundin noch versuchten das Materiel auf der Platte so zusammen zu schieben, dass auch der zweite Neuankömmling platz hatte. „Und wie hat es dir gefallen, Sathyria?“ „Es ging.“, bemerkte sie. „Wieso denn das?“ „Das meiste, das wir gemacht haben, konnte sie schon.“, meinte Ernesta von der Seite und holte ihre Schreibfeder heraus. „Woher das?“ „Ich habe Zuhause schon ein wenig in Büchern gewälzt.“ „Sehr voraus schauend gedacht. Ich wünschte, ich währe auch so klug gewesen.“, seufzte Tracey und zerknüllte das Pergament, auf dem sie eben noch geschrieben hatte. „Was macht ihr gerade?“, fragte Rebecka einfach mal drauf los. „Wir haben die unverzeihlichen Flüche.“, erklärte Ernesta aufgeregt. „Ziemlicher Stuss, wenn ihr mich fragt. Wir sollten erstmal das Grundlegende lernen. Wann braucht man schon mal einen unverzeihlichen Fluch?“, frage Sathyria. „Wäre es nicht viel wichtiger, Werwölfe zu erkennen? Oder zu wissen, wie man sich vor Vampiren schützt? Oder wie sieht es mit diesen ganzen widerlichen, schleimigen Insekten aus?“ Die Umsitzenden sahen sie etwas verwundert an, mussten ihr aber Recht geben. „Na ja, ich such mal nach einem passenden Buch.“, überlegt Sathyria und stand auf. Sie lies die anderen zurück und bog hinter einen der Schränke ein. Das brauchte sie, Freiraum. Sie durften sie nicht dabei beobachten, wenn sie den Vielsafttrank nahm. Nicht, dass sie ihnen nicht vertraute, aber die Gefahr war einfach viel zu groß. Sie zog ihre Flasche heraus, endstöpselte sie und nahm einen Schluck. Als sie sie wieder einstecken wollte, wurde sie nach hinten geworfen. Sie rieb sich den Kopf und sah hoch, doch das war überflüssig. Der Junge, der blindlings in sie hineingelaufen war, saß direkt vor ihr, ebenfalls auf seinem Hinterteil. Draco rieb sich genau wie sie die Stirn, die er sich am Regal angestoßen hatte, dann starrte er sie sauer an. „Kannst du nicht aufpassen?“, meckerte er los. „Ich hab hier nur gestanden, du bist in mich hinein gelaufen.“ „Ja sicher.“, er machte ein abfälliges Geräusch, stand auf und klopfte sich den Umhang ab. „Vor dem Schulsprecher hat man Respekt und geht ihm aus dem Weg, wenn er kommt.“, damit rauschte er an ihr vorbei. Schulsprecher? Wieso denn Schulsprecher? Seit wann war er das? Als sie aufstand, hatte sie das Gefühl ihre Robe hätte ein Eigenleben entwickelt, aber das war ja wohl unmöglich, oder? Regungslos stand sie da. Etwas war komisch. Da bewegte sich doch was. Sie schüttelte sich, unfreiwillig natürlich, dann durchfuhr ein stechender Schmerz ihre Hüfte. Mit einem gellenden Schrei, zog sie die Aufmerksamkeit aller in der Bibliothek auf sich. Sie hielt sich die schmerzende Stelle und schlug wie wild um sich, als Madame Pince, gefolgt von mehreren Schülern, um die Ecke bog. „Kind, was ist mit dir?", verlangte die Bibliothekarin zu wissen, doch Sathyria jammerte nur weiter. Bewegte sich da etwas in ihr? Da das Mädchen ihr keine Antwort gab, streckte Madame Pince beherzt beide Hände nach ihr aus. Schnell lüftete sie den Umhang, um heraus zu finden, ob irgendeine Ursache für das Gezeter zu erkennen war. Amys Kleidung bewegte sich. Eine Kinderfaust-große Beule zeichnete sich unter ihrem Polunder ab und bewegte sich flink von ihrem Bauch zu ihrem Rücken. „Oh mein Gott.“, die ältere Dame zupfte ihr die Bluse aus dem Rock und hob sie ein Stück an, gerade rechtzeitig, als die Beule auf ihre Hüfte zurück kehrte und dann auf dem Bauch hinauf kroch. Erschrocken zückte Madame Pince ihren Zauberstab und ließ Amy und das Wesen unter ihrer Haut mit Hilfe eines Schockzaubers erstarren. „Schnell, bringen sie sie in den Krankenflügel!“, befahl die Frau ihren Freunden und mit einem einfachen Schwebezauber folgte Victorian der Anweisung. „Alle raus aus der Bibliothek!“, schrie sie weiter und alle Schüler, die in dem Raum waren, gingen unter aufgeregtem Gemurmel. Madame Pince verschloss die Räume und versiegelte alle Türen doppelt, dann rannte auch sie hinauf in den Krankenflügel. Das Schreien der kleinen Tonks erreichte sie bereits eine Etage tiefer, doch der Schock folgte erst, als sie das Zimmer betrat. Heulend lag das Mädchen auf einem der Betten, ihre Slytherinfreunde um sie herum verteilt. Madame Pomfrey näherte sich ihr gerade mit ihrem Zauberstab. „Tut mir leid mein Kind, das wird jetzt etwas weh tun.“, versprach die Frau mit mitfühlendem Blick und schnitt die Beule, die direkt auf ihrer Schulter saß, einmal ringsherum auf. Das Geräusch war widerlich schmatzend, als sich Fleisch und Knochen voneinander trennten und schließlich mit einem dumpfen platschen ein Käfer in ein Einmachglas fiel. Zurück blieb eine riesige, klaffende Wunde, aus der das Blut nur so strömte. „Herrschaften, bitte gehen sie und sagen sie dem Direktor Bescheid, dass sofort die Familie Tonks hier her kommen soll. Ihre Tochter ist schwer verletzt.“ Die älteren Schüler nickten, doch Ernesta machte Schwierigkeiten. „Ich will bei ihr bleiben!“, rief sie. Victorian, der auch gehen wollte, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du solltest dir das nicht ansehen, kleine Schwester. Geh mit Tracey und den anderen mit, ok? Ich pass hier auf Sathyria auf.“ „Aber…“, tränen sammelten sich in dem Gesicht von Ernesta, doch sie hörte immer auf ihren großen Bruder. „Was ist es?“, fragte Victorian, als alle gegangen waren, und hielt Amy seine Hand hin. Sofort griff das Mädchen zu und zerquetschte sie regelrecht. „Ein fleischfressender Skarabäus“, es war eine Feststellung, doch trotzdem war Madame Pince mehr als überrascht. „Wie kommt der hier her?“, wollte sie sofort wissen. „Ob es noch mehr davon im Schloss gibt?“ „Wollen wir mal nicht hoffen.“, bemerkte Madame Pomfrey und schaffte es schließlich die Blutung zu stoppen und alles zu verbinden. „Warte hier mein Kleines, ich bin gleich zurück.“, sie verließ den Raum. „Hast du den Käfer mit gebracht?“, fragte die Bibliothekarin, in der Hoffnung, dass es nur Unwissenheit war, doch das Mädchen schüttelte schwer den Kopf. „Ruhig, Sathyria, alles ist gut.“, murmelte Victorian und zog mit einem Schwung seines Zauberstabes einen Stuhl heran, um sich darauf zu setzen. Madame Pomfrey kam mit einer kleinen Flasche zurück. „Hier, Tonks, trinken Sie das.“ Sie reichte ihr ein Becher. „Schön schlucken. Das wird das Gift neutralisieren und die Eier töten, falls er welche abgelegt hat, sowie all ihre inneren Schäden wieder zusammenflicken. Heute Nacht werden sie noch hier bleiben müssen, aber schon Morgen sind sie wieder auf den Beinen, das verspreche ich.“ „Sathyria!“, mit einem gewaltigen Schwung stieß Ted Tonks die Flügeltür auf. Gefolgt von seiner Frau, seiner älteren Tochter, Professor Snape und den restlichen Slytherin, marschierte er zu ihrem Bett und setzte sich auf die Matratze. „Oh mein kleines Mädchen was machst du nur?“, fragte er entsetzt und riss sie in seine Arme. „Bitte, Mr. Tonks, ihre Tochter braucht äußerste Ruhe. Sie wurde von einem Skarabäus angegriffen.“ „Was?“, schrie Andromeda entsetzt. Nymphadora legte ihr die Hände auf die Schultern. „Ja, aber keine Sorge, Morgenfrüh ist sie wieder auf den Beinen. Madame Pince hat gut reagiert.“ „Oh Merlin, danke, danke, danke“, Andromeda ging auf die streng dreinblickende Frau zu und griff nach ihrer Hand. „Schon gut, aber Severus, bitte, es ist in meiner Bibliothek passiert, ich habe vorerst alles verriegelt, aber ich will, dass sofort eine Suche nach weiteren Käfern stattfindet!“ Snape, der nur ausdruckslos, beinahe schon abfällig, die Tonks beobachtet hatte, sah nun hinauf zu seiner Kollegin, als hätte er sie erst jetzt bemerkt. „Aber natürlich“, säuselte er in seiner üblichen, aalglatten Stimme. „Folgen, sie mir.“ Zusammen mit Madame Pince verließ er das Krankenzimmer. „Und ihr jetzt auch, lasst der Familie ein wenig Luft!“, scheuchte Madame Pomfrey den Rest der Slytherin hinaus und verließ die Krankenstation dann ebenfalls. Victorian tätschelte noch einmal Sathyrias Hand, ehe er ihnen folgte. „Wie ist das passiert?“, fragte Nymphadora sofort, als sie allein waren. „Ich stand einfach nur da und habe meinen Trank getrunken, als Draco in mich hinein lief. Er hat mich doof angemacht und ist gegangen und dann habe ich nur noch gemerkt, dass mein Mantel sich bewegt hat und gleich darauf hatte ich dieses Ding in mir.“ „Dann war es Malfoy! Ohne Zweifel!“, kombinierte ihre Schwester. „Nymphadora, bitte, dafür gibt es keine Beweise.“, beschwichtigte Andromeda. „Aber möglich ist es, wenn ich daran denke, wie sehr Bellatrix hinter ihr her ist.“, überlegte Ted und hob das Glas an, in dem der Käfer immer noch ruhig saß. „Was ein ekeliges Wesen. Es sieht so ungefährlich aus und doch ist es ein wahres Monster.“ „Wir müssen Madame Pomfrey einweihen.“, erklärte Andromeda. „Amy muss heute Nacht ihren Trank nehmen.“ Die Familie sah sich an. „Ich denke ich habe noch etwas davon, das wird reichen.“ „Sicher ist sicher.“ „Aber…“ „Keine Sorge, sie ist eine Gute Freundin von Minerva.“ In diesem Moment ging auch schon die Tür auf und die Hauslehrerin der Gryffindor stolperte herein. „Wie geht es ihr?“, fragte sie und rauschte an das Bett heran. „Mir geht es gut, danke schön.“, antwortete Amy lächelnd. „Ihr benachrichtigt doch die Weasleys, oder?“ „Ja, mach dir keine Sorgen deswegen Minerva.“, Nymphadora klopfte ihr auf die Schulter. „Wir müssen Madame Pomfrey einweihen.“, erkläre Andromeda. Eine Weile überlegte die alte Frau, dann nickte sie, ja, natürlich, das übernehme ich sofort, damit rauschte sie in das Nebenzimmer. „Wenn etwas ist, dann komm sofort zu mir oder Minerva!“, trichterte Madame Pomfrey Sathyria ein, als sie ihre Uniform wieder anzog und vom Bett sprang. „Natürlich mach ich das.“ „Und halt dich von Malfoy fern.“ „Aye, Aye, Ma'am!“, das Mädchen salutierte und die Ärztin musste lachen. „Nun geh zum Frühstück, mein Kind.“ „Ja“, damit lief das Mädchen schnell los. „Sathyria!“, freute sich Ernesta schon und kam durch den Gang zwischen ihrem und den Nachbartisch auf sie zu gerannt. „Wie geht es dir?“, fragte sie ihr und fiel ihr um den Hals. „Ganz gut, ein bisschen Müde, die Nacht war echt hart, aber wenigstens habe ich noch alle Innereien!“, lachte sie und ging mit ihr nach hinten wo die Anderen saßen. „Tonks, da bist du ja wieder, wir dachten schon wir müssten uns schwarze Schleier wegen deines Todes besorgen.“ „Tja, wie ihr seht bin ich noch quietsch lebendig.“ Sie hob ein Bein über die Bank und wollte das Andere nachziehen, als ihr Blick auf den Eingang der großen Halle fiel. Sechs weitere Slytherin marschierten im Eiltempo herein, angeführt von Draco Malfoy. Er zerrte gerade seine Kravatte zurecht, als sein Blick den von Sathyria traf. Er erstarrte und wurde kreidebleich. Wut stieg in ihr auf. Er war es also doch und er macht sich nicht mal die Mühe, das zu verbergen. Pansy und die anderen drehten sich um, als sie merkten, dass er nicht nur einfach so stehen geblieben war, sondern sich wieder zum gehen abwandte. Folgen taten sie ihm aber nicht. Oh nein, mein Freund, nicht mit mir!, dachte Sathyria. „Ich bin gleich wieder da.“, mit diesem Satz heftete sie sich an die Verse ihres Cousins. Kapitel 18: Freundin oder Gefangene? ------------------------------------ Er bog nach links ab, so viel konnte sie noch erkennen, als sie an seinen Freunden vorbei hechtete. Eine Gruppe von Ravenclaws kam ihr entgegen. (Wieso mussten eigentlich immer alle kommen, wenn es am ungünstigsten war?) Unsanft bahnte sie sich einen Weg durch sie hindurch. Kaum, dass sie es geschafft hatte, sah sie Dracos schmierige Frisur gerade noch so durch die Kerkertür verschwinden.Eilig rannte sie hinter ihm her, die Treppe hinunter und durch die Gänge des Kellers. Weiter vor sich, hörte sie das regelmäßige Aufschlagen der lackierten Schuhe Malfoys. Sie schwor sich sie ihm um die Ohren zu schlagen, wenn sie auch nur die Gelegenheit dazu bekommen würde. Sie hörte seine aufgeregte Stimme, als er gehetzt das Passwort in die Richtung des Wandteppichs schmetterte, und hinter der nächsten Ecke konnt sie gerade noch so sehen, wie er sich wieder schloss. Sie brüllte ihm das Passwort entgegen, das "Voldemort" hieß und sprang wie beim Hürdenlauf hindurch. Dort stand er, mit der Stirn an der kalten Steinwand zu den Jungenschlafsäälen, und atmete keuchend. Als einige Slytherin erschrocken auswichen, weil Sathyria ohne vorankündigung vor ihnen stand, wo eben noch nur der ruhige Teppich hing, drehte er sich um. Auf Tellergröße weiteten sich seine Augen, als er sie erblickte, dann verschwand er mit einem Satz in dem Flur der zu seinem eigenen Zimmer führte. Aufgrund seiner Funktion als Schulsprecher, genoss er gewisse Privilegien und eine davon war das Glück, ein Einzelzimmer zu besitzen. Amy grinste. Jetzt hatte sie ihn. Die Jungen konnten zwar nicht zu den Schlafsäälen der Mädchen, doch sie konnte durchaus zu denen der Jungs. Er lief also in eine Sackgasse. Sie sprang die zwei einzelnen Stufen hinauf und in den Korridor hinein. Er war noch nicht in seinem Zimmer verschwunden und seine Tür noch offen. Nur noch ein paar Meter lagen zwischen ihr und ihm. Langsam schloss sich die Tür. Mit einer letzten Anstrengung ergriff sie die Klinke, riss das Holz zurück, stolperte in den Raum und knallte sie hinter sich ins Schloss. Fertig. Draco saß in der buchstäblichen Falle. Sie starrten einander in die Augen. Er war regungsunfähig. Erst als sie nach ihrem Zauberstab griff und die Tür verriegelte tastete er auch nach seinem, doch er war nicht in seiner Tasche, sondern lag neben ihr auf der Kommode. Sie lächelte triumphierend, als sie das Holz hob und es zielsicher auf ihn richtete. Sie sagten beide kein Wort. Plötzlich kroch Angst in ihm auf. Da, eine einzelne Strähne löste sich aus ihrem Haarknoten. Sie rutschte ihr ins Gesicht. Sofort schien es ihm, als hätte er seine Tante vor sich. Wahnsinn. Dieses Mädchen war wahnsinnig. „Malfoy“, knurrte sie und griff nach seinem Zauberstab um ihn schnell unter ihrem Umhang verschwinden zu lassen. „Überleg dir was du tust!“, forderte er sie auf. „Wenn wir hier raus sind, wird dir das sehr leid tun.“ Er spürte wie sich der Schweiß auf seiner Stirn bildete. Es war nicht Sathyria, vor der er sich fürchtete, es war Bellatrix, an die er gerade denken musste. „Hast du Angst, Malfoy?“ Er wich einen Schritt zurück. Seine Tante spielte ihm einen Streich! Oder er träumte! Amy lachte leise und pustete sich die Strähne aus dem Gesicht. Sie schritt auf ihn zu und drängte ihn rückwärts. Es war so einfach. Ein Schritt. Und noch einer. Bald würde er gegen die Wand stoßen. Immer breiter wurde ihr Lächeln. Sie neigte den Kopf und drehte den Zauberstab. Da gaben seine Knie nach. Er stieß gegen einen seiner großen Sessel und landete mit einem erstickten Laut auf dem grünen Teppich vor dem Kamin. Sie nutzte die Chance, lief schneller und drückte ihn zu Boden. Sie war nicht schwer, aber hielt ihn geschickt an seinen Handglenken auf dem Boden. Ihre Füße drückten auf seine Oberschenkel. „Und jetzt unterhalten wir uns mal in aller Ruhe, Malfoy.“, zischelte sie. „Ich denke, du legst keinen Wert darauf mich kennen zu lernen.“, entgegnete er hart. Sie lachte. „Na und? Das bringt dich ja auch nicht davon ab, mich töten zu wollen, oder?“, da hatte sie recht. Sie sah in seine grauen Augen, in die sie vor einigen Wochen noch so verliebt war und plötzlich schien es Draco, als würde etwas Weiches in ihrem Blick aufleuchten. War das seine Chance? Doch er hatte keine Gelegenheit es auszuprobieren. „Bevor ich dich los lasse, Malfoy, wirst du mir einige Fragen beantworten.“ Gut, diese Situation war nicht ganz so, wie er sie letztes Jahr schon einmal mit Potter im Bad erlebt hatte, aber immerhin doch so ähnlich. „Und was, wenn ich nicht will?“, brummte er ihr entgegen. „Dann wirst du wohl vergeblich auf Nachwuchs hoffen.“, erklärte sie gelassen. „Frage Nummer eins: Wieso versuchst du mich zu töten?“ Draco und Sathyria starrten sich an. Sie wollte eine Antwort und Schweigen würde sie nicht lange dulden. Er konnte also nur hoffen, dass er entweder schnell an seinen Zauberstab unter ihrem Umhang kam oder aber die anderen ihn suchen würden. Doch nichts davon schien der Fall zu sein. „Du, deine Eltern und deine Schwester, ihr seit eine Schande für unsere Familie.“, erklärte er und versuchte seinen typischen, abfälligen Blick anzuwenden. „Weil wir Halbblüter sind, oder was?“ „Ganz recht.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Und was ist mit deinen Freunden aus der Sommerschule?“, diese Frage platzte eher aus ihr heraus, als dass sie sie wirklich beabsichtigt hatte. Seine Augen wurden tellergroß. „Woher weißt du davon?“ Ja woher? Sie dachte nach. Sie hatte davon gehört, dass ihr momentaner Schulleiter ein Spion Voldemorts im Orden war, also wieso sollten sie dann nicht auch einen Spion unter den Todessern haben? Ja, das war die Idee. Sie grinste. „Nicht nur Todesser können spionieren.“ „Du gehörst nicht zum Orden.“, konterte er. „Na und? Trotzdem bekomme ich einiges mit.“ Er schwieg. „Also, was ist mit deinen Freunden dort? Es sind alles Muggel, soweit ich weiß. Abgesehen von der Direktoren Tochter. Das war ja wohl etwas Tieferes, oder?“ Draco schnaubte. Doch woher wusste sie das? Vielleicht stimmte das mit dem Spion, doch nicht einer wusste, dass da mehr bei ihm und Amy gewesen war. Niemand wusste, dass er mit dem Jahrgang, zu dem er gestoßen war, befreundet gewesen ist. Sie alle dachten, dass er immer versucht hatte, Abstand zu ihnen zu halten. „Na? Rede!“ „Das waren Zweckbündnisse.“, erklärte er, sah ihr aber nicht in die Augen, sondern auf die Nase. Sie bemerkte es nicht. „Zweckbündnisse.“, wiederholte sie ungläubig. Konnte das sein?, schoss es ihr durch den Kopf. Konnte er wirklich nur so getan haben, als würde er sie alle irgendwie mögen? In der Tat, zuzutrauen wäre es ihm, immerhin wollte auch er so schnell es ging von der Schule verschwinden und zurück in seine Welt. „Abgesehen davon, jetzt bringt es auch nichts mehr darüber nachzudenken.“, meinte er Schultern zuckend. „Sie sind tot, ich sehe sie eh nie wieder.“ „Was?“, Amy traute ihren Ohren nicht. „Tot? Wie, tot?“ Natürlich, sie hatte es gehört und gelesen, aber nun die Bestätigung von jemandem zu bekommen, der dort gewesen war, war etwas anderes. Draco dagegen störte etwas anderes, an dieser Unterhaltung: Ihr Interesse. Nahm es sie etwa mit? Sie kannte diese Leute doch gar nicht und trotzdem nahm es sie mit? „Die Todesser haben sie alle getötet.“ Sie erstarrte. Was war mit diesem Mädchen nur los? Konnte man so weich sein, dass das Sterben wildfremder Leute einen dermaßen fertig machte? Nein, niemals! Das Mädchen kannte sie, dessen war er sich sicher. „Ich habe es gesehen. Sie kamen aus dem Haus und der unverzeihliche Fluch traf sie. Die Bote hat unsere Tante höchst persönlich in die Luft gejagt. Niemand hat überlebt. Ob Grundschüler aus dem zweiten Bereich der Schuler oder die Oberschüler. Niemand.“ „Was…“, hauchte sie. Malik, Oliver, Leonard, Sebastian, Caro, Sharon, Betty, Melodie… Sie alle waren tot. Wieso nur? Nichts hatten sie mir dieser Welt zu tun und doch… Draco nutzte die Gunst der Stunde. Mit einem Ruck warf er sie herum, schlug ihr den Zauberstab aus der Hand, der quer durch das Zimmer segelte und hielt sie mit einer Hand auf dem Boden fest. Schnell griff er nach seinem eigenen Zauberstab und drückte ihn ihr unter den Kiefer. Doch der tödliche Fluch blieb ihm im Halse stecken. Nicht dass er überhaupt gedacht hätte, er könnte den Zauber wirken, Merlin, nein, doch was ihn am meisten irritierte, waren die dicken Tränen und das zum heulen zerrissene Gesicht, dass ihn schluchzend ansah. Langsam beruhigte sich sein Puls wieder. „Na komm, mach.“, bellte sie ihn heiser an. Er dachte an Dumbledore, den er nicht so einfach töten konnte und nun sah er sich erneut in der gleichen Situation. Allerdings handelte es sich hier bei seinem Gegner um ein kleines Mädchen, seine Cousine. ... Das Mädchen, in das sich vor einigen Nächten Amy in seinem Traum verwandelt hatte, und nun verwandelte sich Sathyria vor seinem geistigen Auge in Amy. Er kniff die Augen zusammen. Amy. Wieder sah er das bleiche Gesicht auf den harten Steinen liegen und die aufgesprungenen Lippen. Die Tränen konnte er nicht mehr unterdrücken. Verbissen kniff er die Lippen zusammen. Sathyria sah ihn irritiert an, ihre eigene Trauer beugte sich der Irritation, durch seinen Gefühlsausbruch. Leise gluckst sie. „Hey, schmilzt der Eisprinz etwa gerade? Ich glaube ich habe den Schlüssel von der Kühlkammer, wenn du magst.“, witzelte sie näselnder Weise, als wäre sie erkältet. Verkrampft sah er sie an. Sie lächelte matt. Woher kannte er diesen Spruch nur? Ach ja, von Amy. Scheinbar kannte Sathyria sie. Mit einem halb seufzenden, halb lachenden Laut stieß er die Luft aus und nahm den Zauberstab von ihrem Hals. „Du hast mich hart mit diesem Thema erwischt.“, gab er zu. „Woher kennst du sie?“ „Ich kenne sie nicht. Ich bin nur eine aufmerksame und neugierige Zuhörerin.“ Sie sahen sich an und auf einmal schienen sie sich besser zu verstehen. „Frieden, Malfoy?“ Er dachte kurz nach. Wieso eigentlich nicht? Reinblut hin oder her, dieses Mädchen war was besonderes. Außerdem gehörte sie zur Familie. Wenn er recht darüber nachdachte, mochte er sie eigentlich schon alleine dafür. Sie war widerspenstig und lies sich nicht unterbuttern, schon allein das weckte den Wunsch des Beschützers in ihm. Wenn sie reinblütig wäre, könnte sie auch gut seine kleine Schwester sein, wenn auch unwahrscheinlich im Stammbaum der Malfoys, wo nur männliche Einzelkinder geboren wurden. Schließlich seufzte er und lies sie los. „In Ordnung, Tonks, Frieden.“, bestätigte er und setzte sich hin. Sie stand auf. „Hör zu, wenn du mir versprichst nicht mehr so aufmüpfig gegenüber den anderen zu sein, dann pass ich auch auf, dass du nicht mehr gefoltert wirst.“, schlug er vor und klopfte sich die Sachen ab. „Ich mag sie nicht.“, meinte Sathyria und hob ihren Zauberstab auf um ihn weg zu stecken. „Ja, mag schon sein. Aber ich habe auch keine Lust auf Streitereien. Eigentlich will ich nur noch raus hier“, gestand er. „Aber da das nicht geht, sollte man sich irgendwie versuchen unter zu ordnen.“ „Du willst hier weg? Wohin denn? Ist doch ganz schön in Hogwarts.“ Draco dachte an die Muggelschule in Südfrankreich und die Freundschaften, die er dort geschlossen hatte. Er erinnerte sich an die Zeit mit den anderen. „Weist du…“, passende Worte, wo waren sie nur, wenn man sie suchte? „Es gibt Orte, die weit aus schöner sind, als dieser hier.“ „Kann ich nicht beurteilen. Ich kenne nur mein Verließ, mein Zuhause bei meinen Eltern und Hogwarts. Und Hogwarts gehört zu meinen Lieblingsorten, gleich nach meinem Zuhause.“ Draco schwieg dazu und schloss die Tür wieder auf und sah hinaus. Seine Freunde waren nicht da. Niemand der anderen Slytherin war zu sehen. Er ließ seine Cousine heraus und ging dann schweigend neben ihr her aus dem Gemeinschaftsraum, durch die Kerkergänge und hinauf in die große Halle. Es war ein merkwürdiges Bild für die anderen, als die zwei schweigend nebeneinander herein kamen. Selbst, als die Tafel der Slytherin zwischen ihnen war, liefen sie auf ein und der selben Höhe und setzten sich einander Gegenüber. Verwundert sah Victorian von einem zum anderen. Pansy grinste. „Na also, du hast es geschafft der Bestie die Krallen zu ziehen, Draco!“, freute sie sich und lachte zusammen mit seinen Freunden um die Wette. Amy wollte gerade zum Streich ausholen, als Malfoy einmal quer über den Tisch nach ihrer Hand griff und sie so zum schweigen brachte. Verwundert sah sie zu ihm auf. Eindringlich fixierte er sie und schüttelte leicht den Kopf, dann wandte er sich an Parkinson. „Du irrst dich, Pansy, ich und Sathyria haben lediglich unseren Streit geklärt und beschlossen, miteinander auszukommen.“ „Was?“, entfuhr es der vollends endgeisterten Schwarzhaarigen. Sathyria grinste breit und umschloss Dracos Handgelenk mit ihrer Hand. „Tja, Alzheimer, damit hast du wohl nicht gerechnet.“ „Wie hast du mich genannt? Draco! Sag doch was!“ Der Angesprochene seufzte nur. „Sie heißt Parkinson. Auch eine Krankheit, aber etwas extremer.“, beschloss er und wandte sich damit an seine kleine Cousine. Sie grinste ihn mit einem Ausdruck der Verwegenheit an, den definitiv nur jemand seiner Familie vollführen konnte... Und Amy natürlich... Ein Lächeln zuckte über seine Lippen. Waren Voldemort und Snape nicht auch nur Halbblüter? Wieso konnte man sie dann nicht auch in die richtige Richtung erziehen? Sie war immerhin eine von ihnen, eine Slytherin, er würde sie schon formen. Aber konnte er sich vorstellen, dass sie so wie ihre Tante in einigen Jahren das dunkle Mal auf dem Arm tragen würde und wahllos ihres Gleichen tyrannisierte und andere tötete? War er selbst dazu überhaupt in der Lage? Sicher war er sich da noch nicht, aber bis es soweit war, würde noch einige Zeit vergehen. „Draco Malfoy, ich kann es einfach nicht glauben!“, entfuhr es Pansy. „Du verteidigst dieses, dieses…und dann…dann fast du es auch noch an?“ „Das „Es“ ist kein "Es", es ist eine "Sie" und diese "Sie" hat auch noch einen Namen. Sie heißt Sathyria Tonks!“, berichtete Ernesta auf einer Seite ihrer Freundin. Ihr großer Bruder beobachtete noch immer verwundert das Schauspiel. „Tja, Blut ist eben dicker als Wasser…“, meinte er schließlich schulternzuckend. Das war Pansy Parkinson zu viel. Dem Heulkrampf nahe vor Wut, sah sie zu Draco und sprang schließlich mit bebender Unterlippe auf. Die anderen Mädchen ihres Jahrgangs folgten ihr, mit Ausnahme von Davis natürlich. Draco schüttelte den Kopf, von sich selbst überascht. Wieso hatte er das nicht schon früher getan? Damals in Südfrankreich? Nur natürlich mit Amy anstelle von Sathyria. Er zog seine Hand zurück und nahm sich ein Stück Brot. Er wusste nicht wieso, aber dieses Mädchen verlieh ihm eine gewisse Kraft. In dem Moment, als sie sich vertragen hatten durchströmte ihn das selbe Glücksgefühl, das er hatte, wenn er den Traum von Amy träumte, wo er auf das Meer hinaus sah und sie ihn umarmte. Er hatte das Gefühl, er müsste alles was er bei Amy falsch gemacht hatte, nun an Sathyria wieder gut machen, damit er seine Schuld würde tilgen können. Ja, sein Entschluss stand fest: Niemand sollte seine Cousine verletzen, geistig oder körperlich. Sein Beschützerinstinkt war erwacht und klammerte sich an die Schwarzhaarige vor ihm, die fröhlich mit den Füßen schwingend mit ihrer Freundin über die erste Flugstunde tratschte, die bald anstand. Seine kleine Sathyria. Um nichts in der Welt würde er sie einfach gehen lassen. Niemand, der ihr was antun wollte, sollte ihr zu nahe kommen. Rechts neben Sathyria bewegte sich etwas. Victorian. Er beugte sich vor, nahm sich ein Brötchen, sah hinüber zu seiner Schwester und Dracos Cousine, er legte die Backware beiseite, hob den Arm und der junge Malfoy spürte wie sein Verstand sich auf rot schaltete. Der Veelasohn streckte die Hand aus, nein, das durfte er nicht! Schneller als der Blitz schoss Dracos Hand vor und fing Victorians Handgelenkt auf, ehe seine Finger Sathyria berühren konnten. „Finger weg von ihr!“, befahl er kalt. Niemand, absolut niemand durfte die Kleine auch nur streicheln. Niemand würde sie jemals berühren. ... Außer ihm natürlich... Kapitel 19: von den Sorgen, die Gefühle so mit sich bringen ----------------------------------------------------------- Nachdenklich kratzte sich Ernesta am Kopf und blätterte die Seite in ihrem Zaubertrankbuch um. Es war gerade mal ihre zweite Stunde und trotzdem ging es schon darum, Gifte her zu stellen. Das neue Schulsystem der Todesser war merkwürdig. Sathyria neben ihr schien das alles eher lockerer zu sehen. Tüchtig unterstrich sie einige Stellen in dem Buch und zog dann ihr Tablett heran. „Ich verstehe nur die Hälfte von dem, was da steht.“, erklärte die Blonde neben ihr. „Na, so schwer ist es auch nicht.“, spielte Amy das ganze hinunter und begann an Froschschenkeln herum zu schneiden. „Wie machst du das bloß?“ „Ich habe eben schon viel gelesen, ehe ich hierher kam.“ „Damit wirst du vermutlich unsere Jahrgangsbeste.“ „Um das zu werden, müsste ich auch in anderen Fächern gut sein und allein in "Dunkle Künste" hat dieser Carrow etwas gegen mich.“ „Du bist eben nur halb.“ „Du auch.“ Sie seufzten beide gleichzeitig und grinsten sich dann breit an. Professor Slughorn wanderte an ihrem Tisch vorrüber. „Miss Romulus, Miss Tonks, das sieht schon sehr gut aus, was sie da machen.“, erklärte er. Man sah ihm an, dass er eigentlich keine Lust mehr hatte zu unterrichten, nicht unter den gegebenen Umständen, aber was blieb ihm denn anderes übrig? Er schlurfte weiter, ohne genauer hingesehen zu haben und schaute den Anderen über die Schulter. „Ich mache drei Kreuze, wenn die Todesser wieder weg sind.“, erklärte Ernesta. „Ich würde ja gerne sagen ich auch, aber bisher habe ich noch nichts anderes von der Zaubererwelt mitbekommen, als diese Todesser.“, erwiderte Amy. Ihre Freundin nickte. „Am besten ist, man lässt seine Kräfte mit einem Trank blockieren und macht sich so ein komisches Gebräu, wie heißt es noch gleich?“, sie schlug in dem schlauen Buch vor sich nach. „Ach ja, Vielsafttrank. Vielleicht hilft das um sich vor ihnen zu verstecken.“ „Das glaub ich eher weniger“, erklärte Sathyria, schob mit dem Zauberstab die Froschüberreste in den Kessel und rührte darin herum. Blubbernd bewegte sich die Masse. „Bäh ist das ekelig. Na ja, Hauptsache ich muss das nicht schlucken. Im Gegensatz zu den Franzosen mag ich Froschschenkel nämlich nicht so.“ Lauthals prusteten die Zwei über Sathyrias Witz los und kassierten verständnislose Blicke der Übrigen. „Typisch Slytherin.“, fauchte eine Gryffindor von der Seite. „Nur Leute wie ihr, können dabei Spaß empfinden, ein Gift zu mischen.“ Stumm sahen Sathyria und Ernesta sich an. Sie hatten doch nichts Falsch gemacht, oder? Es versuchte aber auch niemand, sie zu verteidigen. Die Jungs ihres Jahrganges waren alle Reinblüter und wollten nichts mit ihnen zu tun haben und für die anderen waren sie einfach nur dämliche Slytherin, die eh in allem bevorzugt wurden, da sie ja das Lieblingshaus ihres Direktors waren. Selbst ihr Meister der Zaubertränke sah sie nur etwas argwöhnisch an, dann wandt er sich an die Klasse. „Die Stunde ist rum, bitte verlassen sie ihre Plätze ordnungsgemäß.“ „Was? Aber…“, Ernesta sah auf das Stundenglas. Gerade mal die Hälfte des Sandes war hindurch gelaufen. Eigentlich hatten sie noch eine ganze Menge Zeit. „Wenn er das sagt, dann machen wir das auch.“, stellte Sathyria nur schulternzuckend fest und löschte das Feuer. Schweigend räumten sie unter dem Gemurmel böser Zungen ihren Platz auf und verließen dann den Raum. Ihr nächster Unterricht, war die Flugstunde. „Du und Malfoy.“, begann Ernesta da plötzlich. „Was hat sich geändert?“ Sathyria überlegte. „Nun, sagen wir, wir haben jetzt herausgefunden womit wir einander in der Hand haben.“ Das Mädchen witterte eine Story und grinste breit. „Raus mit den schmutzigen Einzelheiten.“ „Es geht um die Sommerferien. Mehr sag ich nicht.“ „Du bist blöd.“ „Ich weiß.“ Sie stiegen die Stufen hinauf in die Eingangshalle und von dort aus verließen sie das Schloss auf dem Weg zum großen See. Irgendwie schon etwas einfallslos, diese Namen, dachte sich Amy. Große Halle, großer See... Auf seiner Oberfläche paddelte in aller Ruhe der Riesenkrake im Sonnenschein herum. Beneidend sah Sathyria ihm zu. In dem See zu baden war verboten, aber sie vermisste das Wasser, vor allem das Meer, in dem sie zwischen den Stunden mit ihren Freunden plantschen konnte. „Hey ihr Zwei, ihr schwänzt doch wohl nicht etwas jetzt schon, oder?“, rief eine ihnen wohl bekannte Stimme. Unweit von ihnen, direkt am Ufer, saßen Vaisey, Rebecka und Victorian. Tracy hatte Unterricht. „Slughorn hat die Stunde vorzeitig beendet.“, erklärte Ernesta und marschierte sofort auf sie zu. „Ja, kein Wunder. So begeistert von den Todessern ist der nämlich nicht.“ „Ich befürchte eher, dass es dabei um uns ging.“, meinte Sathyria und kam ihr hinterher. „Wir haben Gifte gemischt und ich hab mich über die Froschschenkel lustig gemacht. Na ja, die Gryffindor haben das falsch verstanden, als wir gelacht haben und prompt war dicke Luft.“ „Treffer versenkt.“, stellte Vaisey fest. „Typisch Gryffindor. Können die nie ihre dicke Klappe halten?“ „Wem’s Spaß macht.“, Amy zuckte die Schultern und begegnete dem Blick von Victorian. Schlagartig wurde sie Rot. „Was ist?“ Der blonde Veelasohn schüttelte nur den Kopf. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du uns was verheimlichst.“, erklärte er. „Ich? Wieso ich?“ „Das Gefühl haben wir alle. Du benimmst dich gar nicht wie eine Elfjährige. Eher... erwachsener.“, meinte Rebecka. „Was?“, verwundert sah sie die anderen an. Sie benahm sich doch nicht anders als Ernesta, oder doch? „Du hast eine andere Ausstrahlung.“, erklärte Victorian weiter. „Liegt vielleicht an meiner Vorgeschichte?“, zog Amy ihren letzten Trumpf aus dem Ärmel. „Ja, möglich.“, warf Vaisey ein und gab sich, ebenso wie Rebecka, mit dieser Erklärung zufrieden. Nur Victorian fixierte sie weiterhin. „Jetzt schau mich nicht so an, das ist mir unangenehm!“, fauchte sie und schupste ihn in das Gras. Er lachte. „Na warte du Biest!“, er packte sie. „Nein!“, kreischend, lachend und sich gleichzeitig in seinen Armen windend strampelte Amy um sich, als er sie kitzelte. „Romulus!“ Der See schien regelrecht einzufrieren, als sie in ihrer Bewegung erstarrten. Mit festem Schritt marschierte Draco mit Blaise und Crabbe auf sie zu. Missbilligend betrachtete er das Bild, wie Sathyria halb auf dem Schoß des anderen jungen Mannes saß, fest umklammert von ihm. „Lass sofort Tonks los.“ „Ja, ja, schon gut. Schraub mal wieder ein Stück zurück.“, bat der Angesprochene und lies Amy aufstehen, die sich sofort vor dem Weißblonden aufbaute. „Was gibt’s?“, fragte sie mehr oder weniger desinteressiert. „Komm zu uns.“, befahl er stur. „Das ist kein Umgang für dich.“, er nickte in Richtung ihrer Freunde. „Was hier Umgang für mich ist und was nicht entscheide wohl ich.“, erklärte sie. „Ich weiß, du kennst so was nicht, aber ich stehe zu meinen Freunden.“ „Schön, bleib bei ihnen, aber ich will nicht, dass du sie anfasst.“ „Wieso? Sind sie giftig?“ „Nein, wir beißen!“, rief Vaisey dazwischen und Victorian tat so, als würde er genüsslich eine Keule vertilgen. Amy grinste, dann drehte sie sich wieder zu Malfoy. „Ich find es toll, dass du dir Sorgen um mich machst, aber das brauchst du nicht.“, erklärte sie ihm. „Ich bin schon ein großes Mädchen, ich kann auf mich alleine acht geben.“ Noch einmal musterte Draco ihre Freunde im Gras. Ganz besonders Victorian, der es schon wieder gewagt hatte Sathyria anzufassen. Doch die Blöße wollte er sich nicht geben. Sie würde schon noch merken, dass es bei ihm sicherer war, als bei Romulus. „Zu welcher Stunde musst du jetzt?“ „Fliegen.“ „Wo?“ „Quidditchfeld“ „Schön. Wir haben frei und werden dort sein.“, meinte er noch. „Aber Draco, Pansy…“, begann Blaise. Schnell hob der Angesprochene die Hand. „Bitte, ich will von der gerade nichts hören.“, damit drehte er sich herum und marschierte davon, dicht gefolgt von seinen Freunden. „Das ist nicht lustig.“, murmelte Ernesta. „Langsam scheint es so als wärst du in deine eigene Cousine verschossen.“, meinte Crabbe, als sie ihrem Anführer zum Spielfeld folgten. „So ist es aber nicht.“ „Pansy ist der Meinung, dass deine Wahrnehmung nicht mehr ganz da ist. Sie will dich melden.“ „Soll sie. Mir geht es gut.“ „Warum dann…?“ „Jungs.“, fuhr Mafoy sie an. „Ernesta ist kein Reinblut, schon klar, aber der Dunkle Lord und Professor Snape auch nicht. Sathyria hat die Fähigkeiten, die man als große Hexe braucht. Warum sollen wir sie dann also nicht für uns nutzen? Ich brauche nur einen Plan, wie ich sie von diesen Idioten weglotsen kann.“ Verwundert sahen sich die Anderen an. „Woher weißt du das?“ „Bitte, sie ist immer noch eine Black! Na gut, nicht ganz, aber sie hat viel von meiner Tante. Abgesehen davon habe ich einige Lehrer reden hören. Sie lernt besser als alle anderen. Sie zeigt... ein größeres Verständnis und Interesse für die Zauberkunst.“ Er stapfte eine Treppe hinauf. Schnaufend folgte Crabbe. „Und wie willst du sie von Romulus weg holen?“ „Der Typ ist zur Hälfte Veela. Niemand kann ein Mädchen von ihm ablenken.“ „Ich glaube nicht, dass Sathyria so oberflächlich ist. Man kann von meiner Tante Andromeda sagen was man will, aber so einfach gestrickt ist sie nicht. Das gilt für alle aus meiner Familie.“ Nachdenklich sahen sich Blaise und Crabbe an. Nicht oberflächlich? Da war die Selbsteinschätzung aber definitiv getrübt. Zumindest war das das Bild was sie und auch alle anderen von Draco hatten. Doch im Grunde seines Herzens war er kein übler Kerl. Es war ihm egal gewesen, dass die anderen in Frankreich nur Muggel waren. Es war ihm auch egal gewesen, das Amy nur ein Halbblut war und genau so egal ist es ihm jetzt auch bei Sathyria. Er hatte die Verletzlichkeit und Loyalität in ihr Gesehen, die ihn schon bei Amy fasziniert hatte. Die eine hatte er verloren, aber die andere würde er hüten wie seinen Augapfel. Er suchte sich einen guten Platz, von dem aus er alles überblicken konnte, als auch schon Madame Hooch den Rasen betrat zusammen mit mehreren alten Schulbesen. Einige Erstklässler hatten sich bereits auf dem Rasen versammelt als sie auf sie zu trat. Kurz nach ihnen erreichten auch Ernesta und Sathyria das Stadion. Mit wehenden Umhängen liefen sie eilig zu dem Kurs hinüber und stellten sich mit in eine der zwei Reihen an die die Lehrerin die Besen verteilte. Neugierig, aber mit diesem typisch angewiderten Blick, der nahezu immer sein Gesicht zierte, beugte Draco sich vor und stützte sich auf der Holzbalustrade ab. Dort unten war ein Gryffindormädchen, das sich auffällig unauffällig neben Sathyria stellte. Er hatte gedacht, dass auch in dem Jahrgang Gryffindor und Slytherin wie Katz und Maus waren. Vielleicht ja nicht? Ernesta und Sathyria tratschten ein wenig, dann hoben sie die Köpfe. Sie hatte ihn gesehen. Was Hooch sagte konnten die Jungs nicht hören, aber es war auch nicht wichtig. Vermutlich dieselbe Leiher wie damals bei ihnen. Kurz darauf breiteten die Schüler ihre Arme aus und versuchten ihre Besen dazu zu bewegen in ihre Hände zu fliegen. Das Gryffindormädchen bei Sathyria schaffte es auf Anhieb, zwei Ravenclaws und ein Slytherin ebenfalls, aber ansonsten zappelten die Besen nur unkontrolliert auf dem Boden herum. „Sieht so aus als würde deine Perle nicht damit klar kommen.“, meinte Blaise von der Seite und beobachtete ebenso wie die andere beiden das schwarzhaarige Mädchen, dass es noch nicht mal versucht hatte, sondern stattdessen Ernesta etwas ins Ohr flüsterte. Sie kicherten beide. Erst dann hielt Amy die Hand über den Besen, sagte: „Auf“ und im nächsten Moment hatte sie ihn auch schon gegriffen. Anerkennend nickte Crabbe. „Nicht übel, nicht übel, wenn man bedenkt, dass sie bis vor Kurzem noch nichts von uns wusste.“ Draco grinste triumphierend. „Sie ist eine Black, ganz klar. Keine dämliche Tonks.“ Kaum waren alle Besen oben mussten sie sich auch schon darauf setzen. Ein paar Takte wurden noch gesagt, dann hörten sie die Pfeife der Lehrerin. Das Fliegen schien etwas von der Sorte zu sein, das seiner Cousine gut lag. Locker saß sie auf dem einfachen Besen, als sie sich abgestoßen hatten. Sie übten das Starten und Landen, dann das vorwärts fliegen und wenden. Doch als Madame Hooch sie frei gab, damit sie noch selbst üben konnten, geschah es. Mit der Höchstgeschwindigkeit, die die alten Schulbesen hergaben, fegten Ernesta und Sathyria über den Platz. Verwegen grinsend sah Draco ihnen nach, als sie an ihnen vorbei sausten. Das Grinsen verging ihm, als drei weitere Mädchen an ihnen vorbei kamen, von denen er eine als die erkannte, die neben Sathyria gestanden hatte. Das Folgende erinnerte ihn an eine Szene aus seinem ersten Jahr, als Slytherin gegen Gryffindor gespielt hatte. Zwei der Mädchen klammerten seine Cousine zwischen sich ein, während die dritte Ernesta davon drängte, die in ihren Landungen noch sehr unsicher war und so halb über den Boden kullerte. Sathyria hatte nicht so viel Glück. Die zwei, die sie bedrängten, drückten sie gerade Wegs auf eine der höheren Tribünentürme zu, drehte kurz vorher ab und mit einem mal sauste die Schwarzhaarige in ihn hinein und segelte gegen mehrere Balken schlagend auf den Boden hinab. Regungslos kam das Mädchen zum Liegen. Dracos Herz rutschte in seine Hose. Nein! „Sathyria…“, murmelte er und stürzte an Crabbe vorbei zurück zur Treppe. „Hey, warte doch!“, schrie Blaise und zu zweit folgten sie ihm. „Wie ist das passiert?“, verlangte Madame Hooch zu wissen und landete neben Amy, die eine schwere Kopfverletzung zu haben schien. „Wir wollten zu dritt eine Flugübung machen.“, erklärte eines der Gryffindormädchen. „Aber sie hatte ihren Besen wohl doch nicht so gut unter Kontrolle, wie sie dachte.“ In ihren letzten Worten schwangen Unmengen von Wut und Verachtung mit. „Was für eine Übung soll das gewesen sein?“, fragte Hooch misstrauisch und drückte etwas gegen die Wunde an Amys Stirn. „Von wegen Übung!“, schrie Ernesta. „Sie haben mich abgedrängt und Amy ganz übel bedrängt!“ „Das stimmt doch gar nicht.“ „Und ob dass stimmt, wir haben es gesehen!“, rief Draco und kam mit seinen Freunden über den Platz marschiert. „Mr. Malfoy, was haben sie hier eigendlich zu suchen?“ „Wir haben eine Freistunde, Madame. Also dachten wir uns, wir schauen uns die erste Flugstunde meiner Cousine an. Und die haben sie ganz klar gefoult.“ Tränen standen in den Augen der Mädchen. „Wieso gefoult? Das war eine Übung.“ Draco tastete bereits nach seinem Zauberstab, doch Blaise und Crabbe hielten ihn auf und ließen ihn sicherheitshalber nicht mehr los. „Ihr haltet euch nur für ganz toll, weil ihr ja die Lieblinge des Direktors und Reinblüter seid. Aber deswegen seid ihr noch lange nicht besser.“, erklärte eine der anderen Mitschülerinnen stur. „Ihr hättet sie töten können, verdammt!“, schrie Draco. „Aber es war doch keine Absicht.“ „Komm her und ich zeig dir was keine Absicht ist!“ "Mr. Malfoy.“, schrie Hooch. „Ihre Besorgnis in allen Ehren, aber die Situation zu beurteilen, ist allein meine Aufgabe. Meine Damen, zehn Punkte Abzug für Gryffindor, wegen einer solchen Selbstüberschätzung. Miss Tonks lassen wir erstmal heraus, sie hat Bestrafung genug für dieses Verhalten bekommen. Mr. Malfoy fünfzig Punkte Abzug für das Bedrohen eines Jüngeren. Ich werde mich mit dem Direktor auseinander setzen.“ Am liebsten hätte Draco sie angeschrieen, aber das hätte wohl nichts gebracht. Hooch war eine der Lehrer, die keinen Hehl daraus machte wie wenig sie von den Todessern hielt und er war nun mal einer davon. So entschied er sich, sich wieder zu beruhigen. Ruckartig löste er sich aus den Griffen der anderen Jungen, bedachte die Lehrerin mit einem finsteren Blick und sah dann zu Sathyria, die von einer schwebenden Trage angehoben wurde und dann davon flog. Eilig folgte er ihr. Sie hörte ein Engelschor singen und glaubte die Glocken im Hintergrund schlagen zu hören, als sie die Augen öffnete und in den gesenkten Blick grauer Augen sah. „Malfoy? Was machst du hier?“, sie sah sich um. „Und was mach ich hier?“ „Du hattest einen Unfall.“, erklärte Andromeda. „Das war eine heimtückische Attacke.“, knurrte Draco seine Tante an. „So was würden Gryffindor niemals tun.“, die Anklage in ihrem Blick war deutlich lesbar. Immerhin hatte er ja versucht ihre Tochter zu töten. „Geht es um die Flugstunde?“, fragte Sathyria. „Ja, darum geht’s.“, meinte Draco. Amy nickte. „Die drei sind einfach gekommen und haben mich eingeklemmt.“, erklärte sie. „Sie haben irgendwas geredet mit von wegen, dass ich eingebildet und hochnäsig sei und mich für was Besseres halten würde und dann…keine Ahnung.“ „Dann bist du in einen der Türme geflogen.“, meinte Draco und sah zu Andromeda zurück. „Was hab ich gesagt? Ein Angriff.“ Die Frau stöhnte genervt. „Bitte, ich bin ja schon weg und rede mit Snape und McGonagall.“, damit verschwand sie, aber nicht ohne Madame Pomfrey einen Wink zu geben, dass sie auf die Beiden achten sollte. Doch das war überflüssig. Draco hatte nicht vor seiner Cousine ein Haar zu krümmen. Stattdessen stützte er sich auf der Matratze auf und sah das Mädchen an, das einen dicken Verband um den Kopf trug. „Wie geht es dir?“, fragte er. „Nicht wirklich gut. Aber wieso bist du hier? Dachte Mama, dass du was damit zu tun hast?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe mir sorgen gemacht.“ Sie seufzte. „Was habe ich dir dazu gesagt?“ „Ja ich weiß, aber scheinbar kannst du ja nicht selbst auf dich aufpassen.“, Amy blieb still. Tief atmete Draco durch. „Du hast mich einfach an jemanden erinnert.“, meinte er und dämpfte die Stimme. Überall sah er hin, nur nicht zu ihr. Er wusste selbst nicht wieso er ihr das erzählen wollte, was geschehen war, aber vermutlich lag es daran, dass es langsam mal heraus musste und er das Gefühl hatte ihr vertrauen zu können. Irgendwie war er mit seiner Cousine auf einer Wellenlänge. „Du hast mich an Amy erinnert. Also Amy Turner... die Direktorentochter, von der du heute Morgen geredet hast.“, druckste er ein wenig herum. Dann atmete er geräuschvoll aus. „Amy war stark und konnte auch auf sich alleine aufpassen, zumindest glaubte sie das. Und dann wurde sie gefunden. Tod.“, er lächelte sie kurz schwach an um den Schmerz zu überspielen, der sich langsam in seinem Verhalten abzeichnete. Doch da gleich darauf sein Kopf hinunter sackte, als könnte er so das Schluchzen verbergen, war es mehr als einfach, ihn zu durchschauen. „Ich habe so vieles falsch gemacht in den Ferien und nur deshalb lebt sie nicht mehr. Sie ist einfach erfroren unter einer Brücke in London. Und das im Sommer!“, er schüttelte den Kopf. „Du bist ihr so ähnlich, darum will ich unter keinen Umständen, dass dir was passiert, Sathyria. Noch mal eine geliebte Person verlieren kann ich einfach nicht. Und wenn ich es schaffe dich vor dem dunklen Lord zu beschützen, dann kann ich vielleicht ein wenig von meiner Schuld an Amys Tod wieder gut machen. Und dem meiner Freunde.“ Er schwieg kurz und nickte unaufhörlich wie ein Wackeldackel. Dann Schniefte er auf einmal wieder los und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Nicht weinen.“, befahl Sathyria und setzte sich schnell hin. Ohne zu zögern zog sie ihn an sich heran. „Was sagt man dazu, hast du doch ein weiches Herz, wie?“ Er drückte die Hand auf seinen Mund. Amy wünschte sie könnte ihm alles sagen, aber das ging nicht. Ihr Leben hing am seidenen Faden. Vielleicht würde sie es tun, wenn das alles vorbei war und Harry Voldemort besiegt hatte, aber vorerst ging das nicht. „Ich verspreche dir, ich passe von jetzt an besser auf, okay?“, erklärte sie, als er sich wieder aufrichtete. Keinerlei Spuren hatte der kurze Gefühlsausbruch bei ihm hinterlassen, nur dass sein Blick nicht mehr so hart war. „Ich werde dir schon nicht unter der Nase wegsterben! So leicht wirst du mich nämlich nicht mehr los!“ Er lächelte. „Ich nehme dich bei Wort, Sathyria.“ „Natürlich tust du das.“ Sie griff nach einer seiner Hände und schloss sie in ihren ein. Freundschaftlich rieb sie sie ein wenig und sah auf seine Finger hinab. „Mir ist leider zu spät klar geworden, dass ich sie liebe…“, flüsterte Draco. „Also so richtig. Nicht nur eine kleine Sommerromanze.“ Amy spürte, dass sie was sagen sollte, nur was? Sie schwieg einen Moment und entschied sich schließlich für die Wahrheit. „Und sie liebt dich... also... liebte.“, verbesserte sie sich schnell noch und sah in seine grauen Augen. „Da bin ich mir ganz sicher, Draco.“ Kapitel 20: Sathyrias Cruciatus ------------------------------- „Der Cruciatusfluch dürfte Strafe genug sein.“, singsangte Snape auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch im Büro des Direktors und sah in das Gesicht einer völlig entsetzten McGonagall. „Der Cruciatus?“, quietschte Andromeda. „Dafür dass es um Ihre Tochter geht, Tonks, scheint Sie die Strafe zu schockieren. Oder meinen Sie, dass es nicht genug ist? Sie können Ihn gerne selbst durchführen.“ Die Frauen verstummten. Jeder Mucks gegen das System der Todesser konnte schlimmer bestraft werden, als mit dem Folterfluch. Aber einem Kind konnte man so was doch nicht antun. Dennoch sachen sie sich zum Schweigen verdammt und blickten einander ratlos an. War es das alles wert? Vermutlich schon, denn bei der Strafe, die Snape auferlegte lief niemand Gefahr zu sterben. So rief sich Andromeda also zu Ordnung. Auch wenn ihr Kiefer zuckte während sie die folgenden Worte sprach: „Nein, ich denke das ist angemessen.“ Minerva, die sonst niemals ein Blatt vor den Mund nahm hielt sich daraus. Das würde nicht spaßig werden. Hoffentlich würden sie von einem Zeugen absehen, sodass sie intern so tun konnten als ob sie die Strafe verhängt hätten. Doch dieser Wunsch wurde sofort zerschlagen. „Poppy sagte, dass Sathyria wohl spätestens zum Abendmahl wieder aus dem Krankenflügel könnte. Ich denke das nutzen wir auch gleich, als Test ihres Charakters.“, schlug Amycus Carrow vor, der auf einem Sessel in der Ecke saß und gerade mit Snape geredet hatte, als die beiden Frauen herein kamen. „Charaktertest? Wie meinen Sie das?“, fragte Andromeda alarmiert. „Sathyria wird den Cruciatus selbst über die kleine Gryffindor verhängen, damit wir sehen ob sie das Zeug zu einer echten Hexe hat.“ „Was hat das mit echter Hexe zu tun?“, fragte Minerva aufgeregt. Der Angesprochene grinste und rutschte mit einem Gefühl von Überlegenheit auf seinem Stuhl hin und her. „Das werden Sie schon noch sehen.“ „Meine Tochter wird KEINEN unverzeihlichen Fluch über eine Mitschülerin verhängen!“, donnerte Andromeda los. „Entweder das oder wir foltern sie.“ „WAS?“, die Stimme der Mutter überschlug sich. „Das können Sie nicht tun!“ „Da irren Sie sich.“, meinte Snape nur. „Sathyria verhängt den Folterfluch über die Gryffindor, oder ich tue es bei Sathyria.“ „Oder ich.“, schaltete sich Carrow mit einem dicken, hämischen Grinsen ein. „Dann… Dann nehme ich meine Tochter von der Schule!“, erklärte Andromeda. „Diese Option steht nicht zur Verfügung. Schulpflicht.“, erklärte Carrow. Die Belustigung über die Situation war schmierig in sein Gesicht geschrieben. Man sah Andromeda an, dass sie noch was sagen wollte, doch McGonagall kam ihr zuvor. „Lass es gut sein. Gehen wir lieber und sehen nach, ob Mr. Malfoy noch was von Sathyria übrig gelassen hat.“, flüsterte sie und drehte die Frau herum. Ein Charaktertest. Für was? Ob man einfach so andere Kinder quälen konnte? Toller Test. Im Grunde war das Gryffindormädchen doch ganz normal. Eine Tochter aus der Mittelschicht mit Mischlingseltern. Ihr Vater war sogar um einige Ecken mit den Weasleys verwandt, aber diese Verwandtschaft war bereits so gut wie vergessen. Nur in einem Stammbaum, der einige Hundert Jahre zurück reichte, konnte man das noch erkennen. Ihre Eltern waren nicht im Widerstand, aber sie waren auch keine Befürworter der neuen Regierung. Nachdem sich Andromeda vorhin mit ihr unterhalten hatte und sich von ihr die Gründe hat erklären lassen, war klar gewesen, dass der Angriff ihrerseits das Resultat eines Missverständnisses war. Nichts weiter. Es tat dem Mädchen sogar leid. Das alleine zählte doch, oder nicht? Natürlich war sie immer noch wütend, Amy hätte bei dieser Aktion sterben können, aber durch diese ganze Cruciatussache bekam die geborene Black nun doch Mitleid. „Wir müssen unbedingt was dagegen machen…“, murmelte Andromeda. „Nicht jetzt.“, zischelte Minerva und sah sich um. „Wir reden später. Ich geh jetzt erstmal zu Jeannine und den anderen beiden Mädchen und versuchen den armen Dingern das Urteil von Snape beizubringen..“ Andromeda setzte ein gequältes Gesicht auf. „Sie tut mir so leid…“, murmelte sie. „Vorerst können wir nichts tun. Leider.“, bemerkte sie. Tonks nickte. „Ich gehe noch kurz zu Sathyria und dann zurück nach Hause. Ted und Nymphadora machen sich auch Sorgen.“ McGonagall nickte verstehend. „Sag Ted einen Schönen Gruß von mir, aber er sollte langsam was für seine Sicherheit tun. Ich denke lange wird diese Galgenfrist bezüglich Muggelgeborener nicht mehr gelten.“, dann trennten sie sich. In dem Moment, wie sie ihrer Freundin hinterher sah, beschlich ein ungutes Gefühl die Frau. Ein Charaktertest. Vielleicht um heraus zu finden, ob sie im Grunde ihres Herzens die Veranlagung eines Todessers hatte? Andromedas Familie war immer besonders Stolz auf ihre Reinblütigkeit. Sie selbst jedoch hatte sich in einen Muggelgeborenen verliebt und ihn geheiratet. Nun waren sie gelöscht aus dem Stammbaum. Nichts Schlimmes, wirklich nicht, aber währe Sathyria wirklich Sathyria, hätte sie vermutlich weniger Verbindung zur dunklen Magie. Mit dem Vater, den Amy in Wirklichkeit hatte, wäre sie vermutlich, trotz des gemischten Blutes, irgendwann ein Todesser geworden. Sie wollte nicht an dem Geist des Mädchens zweifeln, aber was würde geschehen wenn… Sie öffnete die Tür zum Krankenflügel... Ihr Herz setzte einen Moment aus... Socke schnurrte wohlwollend auf der Decke des Bettes. Draco, der noch immer neben dem Bett saß, hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt und studierte ein Buch über Dunkle Künste, während seine Cousine auf ihn einredete. Sein Gesicht verzog sich zu etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte, und er schüttelte den Kopf. Erklärend tippte er auf eine Stelle auf der aufgeschlagenen Seite und sprach gedämpft. Das war vermutlich ihr persönlicher Alptraum. Todesser versuchten ihre Tochter für sich zu gewinnen. Andromeda schluckte und ging zu dem Bett hinüber. „Ich möchte nicht, dass du so etwas liest.“, erklärte sie mit einem Blick auf das Buch. Dracos Gesicht nahm die übliche Gleichgültigkeit an, als er sie ansah. „Keine Sorge, Mama, das ist für den Unterricht. Ich hab es nicht so mit der Praxis.“ „Du hast doch sicher noch jemand anderes, als einen Todesser, der dir das erklären kann oder?“ „Schon aber…“ „Nichts aber.“ Draco schloss betont gelassen das Buch und legte es neben Sathyria auf das Bett. „Nur die Ruhe, Tante, ich habe nicht vor Sathyria zu bekehren.“ „Und ich habe nicht vor ein Todesser zu werden.“ „Ich will ihr das nicht antun.“ „Und ich bin kein Sadist.“ „Außerdem würde sie nicht klar kommen.“ „Ich bin nicht mal Reinblüter.“ „Das hat damit nichts zu tun.“, schaltete sich Andromeda in das Wechselgespräch der Beiden ein, dass sie nun doch etwas beängstigte. „Außerdem werden Schüler nicht aufgenommen.“, mit einer Handbewegung wollte Draco Andromedas Bedenken wegwischen. „Warum dann du?“, fragte Sathyria. „Ein Unfall.“, erklärte er nach einigem nachdenken. Sein Gesicht verzog sich. „Und der nennt sich Potter.“ Daraufhin hielten beide den Mund. Auch wenn es ihnen nicht gefiel, dass Draco Harry dafür verantwortlich machte, würden seine Gehirnwindungen wohl immer nur diese Verbindung zu Tage bringen. Sein Beitritt hatte immerhin etwas mit der Festnahme seines Vaters vor zwei Jahren zu tun und da hatte Harry gewissermaßen seine Finger im Spiel gehabt. So wenig Andromeda für ihren Neffen übrig hatte war sie doch feinfühlig genug zu wissen, dass hier Schluss mit dem Thema war und so lenkte sie wieder ab. „Ich habe mit Snape geredet. Du wirst einen Cruciatus über Jeannine verhängen müssen. Vielleicht auch über die anderen, aber mindestens sie.“ „Was?“, fragte Amy entsetzt. „Niemals.“ „Das ist die einzige Möglichkeit, ohne, dass wir Gefahr laufen einen Toten zu kassieren.“ Sathyria war nicht begeistert von der Idee. „Ich helfe dir.“, meinte Draco. Nun war Andromeda doch erleichtert. Dankbar nickte sie ihm zu. „Ich muss wieder nach Hause, Liebes.“, erklärte sie noch und gab ihrer Tochter einen kurzen Kuss auf die Stirn. Mit einem letzten, undeutbaren Blick, marschierte sie dann in das Büro von Madame Pomfrey, um durch deren Kamin zu verschwinden. Amy und Draco sahen sich eine Weile an. „Du bist erst elf Jahre alt. Eine so große, magische Kraft besitzt du noch nicht. Einer von uns wird also daneben stehen müssen und wenn Snape der Meinung ist, dass der Fluch zu schwach ist, muss derjenige übernehmen. Als Schulsprecher werde ich das sein.“, erklärte Draco als Amy abends aus dem Bett aufstand. Er nahm ihre Tasche und ließ es ohne zu meckern zu, dass sie sich bei ihm unterhackte. Etwas schwindlig war ihr doch noch, vor allem, nachdem sie gerade den Vielsafttrank genommen hatte (natürlich ohne dass Draco was merkte) um ihre Verwandlung aufrecht zu erhalten. Das Mittel war stärker, als sie sich bewusst war. Sie gingen gemeinsam hinunter in die Große Halle. Bereits auf den Fluren wurde sie mit unfreundlichen Blicken bedacht, vor allem von Seiten der Gryffindor. Natürlich gefiel niemandem, was passieren würde, aber es konnte auch niemand verhindern. Draco beschloss, sich für diesen Abend neben sie zu setzen. Sie steuerten direkt Ernesta an und ließen sich neben ihr auf der Bank nieder, als auch schon Snape aufstand. Es sah so aus, als wären alle da und die Strafe sollte noch vor dem Essen vollzogen werden. „Auf Grund des hinterhältigen Angriffes einiger Gryffindor auf zwei Slytherin beginnen wir den Abend mit einem Cruciatus.“, erklärte er knapp. Es war ziemlich schwammig formuliert. Niemand wusste genau, was passiert war, da sah Sathyria es bereits kommen, wie sie spätestens Morgen von dem Rest der Schule fertig gemacht wurde. Das die Häuser in Fehde lagen war kein Geheimnis. Es würden somit alle denken, dass sie übertrieben hatte oder sich vermutlich den Angriff nur ausgedacht hatte. Sie gehörte in ihren Augen zu den Lieblingen des Schulleiters und konnte sich damit alles erlauben. So seufzte sie nur, als er weiter sprach: „Die Bestrafte wird Jeannine Dillen, in Vertretung für alle drei beteiligten Gryffindor, sein. Ausführende ist Sathyria Tonks.“ Amy sah hinüber zum Gryffindortisch an dem das Mädchen zwischen ihren Freundinnen saß. Unweit von ihnen sah sie Ginny und Neville, die sie beide verblüfft und erschrocken zugleich ansahen. Professor Alecto Carrow griff in dem Moment grob nach Jeannines Arm und zog sie hoch. Amy schloss kurz die Augen. Der andere Geschwisterteil der Carrows kam zu ihr, berührte sie aber nicht. „Los, Tonks.“, meinte er nur und sah auf sie hinab. „Komm, Sathyria.“, murmelte Draco und stand bereits auf. Amy sah wieder zu Neville und Ginny, als sie aufstand und neigte etwas den Kopf. Sie musste das jetzt durchziehen. Sie hatte keine andere Wahl und das wussten die beiden hoffentlich. So folgte sie Professor Carrow nach vorn, gefolgt von Draco. Die Lehrer gingen etwas auf Abstand, als sie Jeannine vor ihr ablieferten. Draco blieb hinter Amy stehen. Stumm sahen sich die Erstklässlerinnen in die Augen. Betont langsam und abgehackt bewegte die Gryffindor ihre Augenlider hinab und hinauf, als wollte sie nicken, doch das kam Amy vermutlich nur so vor. Unbehaglich war ihr dennoch zu Mute. Sie atmete tief durch und zog dabei ihren Zauberstab. „Stell dir vor es wäre Pansy.“, flüsterte Draco in ihr Ohr. „Du musst es wirklich wollen, sonst zieht sich das hier nur unnötig in die Länge und quält sie noch mehr.“ Amy schloss die Augen. Merkwürdiger Weise half sein Rat sogar. Sie dachte an Pansy, aber nicht an die Situation, die Draco meinte, als sie sie im Gemeinschaftsraum gefoltert hatte, sondern daran, wie sie und Dracos anderen Freunde in Frankreich aufgetaucht waren. Und daran, was sie ihren Mitschülern angetan hatten. Sie umklammerte ihren Zauberstab als sie an die brennenden Häuser dachte. Funken stoben, eine Explosion. Als sie die Augen wieder öffnete wich Jeannine einen Schritt zurück. Es war unfaire, dass sie es nun auf sie ablud, aber ihre Gefühle brodelten. Wie Lava schwappte sie über und verfärbte ihre Sicht rot. „CRUCIO“, schrie sie mit sich überschlagender Stimme noch ehe sie ihren Zauberstab richtig gehoben hatte und lenkte den Zauber direkt auf Jeannine. Das Mädchen schrie und sackte auf die Knie. Amy wusste nicht, dass sie so viel Hass aufbringen konnte. Mit einer Mischung aus Verzweiflung, Abscheu, Wut und kranker Freude, sah sie der Gryffindor dabei zu, wie sie sich auf dem Boden herum rollte. Snape wäre beinahe von seinem Stuhl gefallen. Er hätte nicht gedacht, dass dieses Mädchen einen solchen Fluch zu Stande bekommen würde. Jeannine schrie und wimmerte. Nichts war sonst zu hören in dem Raum. Neville hatte seine Arme und Hände gegen die Ohren gepresst um diese Schreie nicht ertragen zu müssen. Besonders für ihn musste das ein schreckliches Gefühl sein, wenn man dann auch noch bedachte wem Sathyria so schrecklich ähnlich sah. Den Charaktertest hätte sie wohl bestanden. Und sogar mit einem "Herausragend", wie er feststellen musste. Kaum zu glauben, dass sie nur ein Mischling war. Und dann noch eine Tonks. Wenn es nicht vollkommener Irrsinn gewesen wäre, hätte er geschworen, dass Sathyria nicht das Kind von Andromeda, sondern Bellatrix war. Das ging zu weit. „Das reicht.“, rief er nach nur wenigen Augenblicken, aber es schien, als würde Amy ihn nicht hören. Erst, als Draco ihren Arm runter drückte, brach die Verbindung und Jeannine blieb keuchend auf dem Boden liegen. Amy sah noch eine Weile auf Jeannine hinunter, dann wandte sich ihr Blick mit einem Ruck um zu Pansy, die sie nur überrascht anschaut. Als sie dem Blick begegnete, der sie mehr als nur anzuklagen schien klappte ihr der Mund zu. Sofort wandte sie den Blick ab. Die Jungs die sie nach Frankreich begleitet hatten, folgten ihrem Beispiel, als würden sie gezwungen werden. Amy steckte ihren Zauberstab wieder weg. Jeannine wurde von Professor Carrow auf die Beine gezogen und beschimpft, dass sie sich gefälligst zusammen reißen solle. „Lass uns gehen.“, meinte Draco mit einem merkwürdigen Grinsen in Richtung der Gryffindor und drehte sie an der Schulter herum, um sie zurück zum Haustisch zu bringen. Blicke voller Hass, Abscheu und Angst von den anderen Häusern folgten ihr. Anerkennende, bewundernde und positiv überraschte Blicke von den meisten Reinblütern ihres Tisches. Als sie saßen und Jeannine hinaus gebracht worden war, eröffnete Snape mit einer für seine Verhältnisse recht positive und freudige Ansprache das Essen. Doch Sathyria war nur schlecht. Mit einem Schwung wurde die Zimmertür von Amy und Ernesta aufgerissen. Tracy Davis streckte den Kopf rein. „Versammlung im Gemeinschaftsraum.“, rief sie knapp. „Snape höchstpersönlich hat sich in die Kerker bemüht.“ Verwundert sahen sich die Mädchen an, die eben noch eine Runde Zauberschach auf dem Boden gespielt hatten und sprangen auf. Gekonnt hatte die Blonde ihre Freundin nach dem Cruciatusfluch auf andere Gedanken gebracht, doch der Auftritt des Direktors persönlich konnte nichts Gutes heißen. Sie hatte es sicher übertrieben und Jeannine an den Rand des Wahnsinns getrieben. Ach was, da überschätzte sie sich doch sicher, oder nicht? So stark war der Fluch nicht gewesen. Im Gemeinschaftsraum saßen und standen bereits die anderen Slytherin herum. Sie tuschelten darüber, was wohl passieren würde. Zielstrebig wie immer, lotste Erneste Sathyria zu ihrem Bruder. „Es geht um das zweite Semester.“, meinte Victorian, ohne, dass sie ihn gefragt hatten, als sie sich zu ihm und seinen Freunden stellten. „Irgendwas für Reinblüter und ein paar ausgewählte Mischlingskinder.“ Verwundert sahen die Mädchen zu Snape, der flankiert von den Carrows und mit Professor Slughorn am Eingang stand. Er sprach mit Pansy, die sich über irgendetwas sehr zu freuen schien. Malfoy stand neben ihr mit verschränkten Armen und ausdruckslosem Gesicht. Der Schulleiter nickte auf Pansys Rede hin seinen Schulsprechern zu und sah sich dann um. In der Annahme, dass alle Slytherins nun versammelt waren begann er zu reden. „Für das zweite Semester haben wir uns für einen ausgewählten Kreis von Schülern etwas Besonderes ausgedacht.“, verkündete er. „Alle Reinblüter von euch sind herzlich dazu eingeladen, ihr zweites Halbjahr in Südfrankreich zu verbringen.“ Amy klappte die Kinnlade herunter. Das war doch jetzt sicher nur ein schlechter Scherz oder? „Dr. Alfons Turner, ihr kennt ihn sicher, besitzt dort ein großes Grundstück, auf dem ein altes Muggelinternat steht. Aus diversen Gründen musste es geschlossen werden und nun arbeitet er daran, es Muggelsicher zu machen. Zu Beginn des nächsten Halbjahres, werden einige von Euch nicht nach Hogwarts zurückkehren, sondern das Glück einer besonderen Ausbildung in Frankreich genießen.“ Sathyria schluckte. „Einige Halbblüter von euch sind natürlich auch Willkommen.“, Snape sah in Victorians Richtung. „Romulus, Sie sind ein hervorragender Zauberer, genau das was wir suchen“, Wir? Was suchen sie? „Obwohl Sie zur Hälfte Veela sind haben Sie auch das Blut einer stolzen Reinblüterfamilie. Sie gehören mit zu den besonderen Fällen. Tonks.“, Sathyria sah wie vom Donner gerührt von Victorian zu Snape. „Nach diesem Cruciatus heute Abend, habe auch Sie sich die Reise nach Frankreich verdient. Weitere Halbblüter können sich mit eben solchen Leistungen die Reise sichern.“ Gemurmel flutete den Raum. Reinblüter beglückwünschten sich und freuten sich sichtlich auf diese Möglichkeit. Die Anderen schienen sich eher darauf zu konzentrieren, wie sie es am besten einfädeln konnten, mit zu fahren. „Die Todesser festigen ihre Macht, indem sie die Jüngsten in die Richtung erziehen, wie sie es sich wünschen.“, murmelte Victorian. „Das kennen wir doch irgendwoher.“, murmelte Sathyria und musste an den zweiten Weltkrieg denken. Victorian nickte und legte Amy wie zum Schutz eine Hand in den Nacken. Kapitel 21: eine Entscheidung kommt selten allein ------------------------------------------------- Die folgenden Wochen vergingen mehr oder weniger ruhig. Wie erwartet, gab es viele Hogwartsschüler, die Amy für die Sache mit dem Fluch am liebsten an die Gurgel gegangen wären, doch wenigstens ließen sie sie und Ernesta jetzt in Ruhe. Ginny und Neville hatten sich nicht zu der Bestrafungssache geäußert, aber da sie weiterhin normal mit Sathyria umgingen, schienen sie nicht sauer zu sein. Geändert hatte sich jedoch das Verhalten der Jungen ihres Jahrgangs in ihrem Haus. Sie sahen sie nicht mehr abwertend an oder ignorierten sie völlig, nun redeten sie sogar mit ihnen, doch auf diese Bekanntschaften hätte Amy gut und gerne verzichten können. Sie war nicht stolz auf das was sie getan hatte, auch wenn es nun deutlich weniger Ärger für sie gab. Selbst die in der Schule anwesenden Todesser, fassten sie mit einem mal mit Samthandschuhen an. Wenn sie es nicht besser wüsste hätte sie gedacht, dass sie unheilbar krank war und nicht mehr lange zu leben hatte, weshalb alle so freundlich zu ihr waren. Wahrscheinlicher war jedoch eine Tatsache, die sich nicht mehr leugnen ließ. Etwas, das sie nun schon seit fast zwei Monaten vor sich her schob und immer wieder verdrängte, um nicht daran zu denken. Es ging um ihr Wesen und um das, was sie getan hatte und um das was aus ihr werden würde. Mit gewaltigen Schritten kamen die Weihnachtsferien auf sie zu und bereits innerhalb dieser Woche musste sie sich entscheiden, ob sie das - wie die Todesser es nannten - großzügige Angebot annahm und eine „besondere Ausbildung“ erhielt, oder hier blieb und Gefahr lief diese Leute nicht nur zu verärgern, sondern auch misstrauisch zu machen. Das Schlimmste war: Sie hatte niemanden, mit dem sie reden konnte. Natürlich, Ginny wusste von ihrer wahren Identität, aber es war zu auffällig für eine Slytherin - besonders von ihrem Ruf - mit einer Gryffindor zu kommunizieren. Und was war mit McGonagall? Wie sah das aus, wenn eine Slytherin Rat bei der Hauslehrerin der Gryffindor suchte? Und was war mit Pomfrey? Nein, die Frau kannte nicht ein winziges Detail aus ihrer Vergangenheit. Es ihr zu erklären wäre viel zu umständlich gewesen. Nicht mal mit ihren neuen Eltern konnte sie reden, da beinahe jede Eule, die die Schule verließ oder ankam, untersucht wurde. Blieben noch Victorian und Ernesta, Draco natürlich auch, doch von ihnen wusste niemand, dass sie nicht Sathyria Tonks, sondern Amy Turner war. Was diese Erkenntnis in ihnen auslösen würde wollte sie sich gar nicht erst ausmalen. Trotzdem kam sie nicht umhin, mit ihrer Mutter darüber zu reden. Zumal Snape für die Eltern der ausgewählten Schülerinnen und Schüler einen Empfang geben wollte. Heute Abend. Sathyria schluckte. Sie hatte erst vor einigen Tagen an Andromeda geschrieben und ihr die Situation geschildert. Ihr erklärt, dass sie eingeladen war zu einem Plauderstündchen mit mehreren Reinblüterfamilien, aufgrund eines Ausfluges im nächsten Semester. Noch hatte sie keine Antwort. Vielleicht kam die Eule ja nie bei ihr an? Vielleicht wusste sie auch schon, worum es ging und sah es nicht ein, sie mitgehen zulassen. Diese Ausrede hörte sich selbst für sie so an, als wolle sie dahin. Und war es nicht auch in einer gewissen Weise so? Sathyria zog ihre Jacke fester zusammen und stapfte die Stufen hinauf zur Brücke. Neben ihr her über den Rasen schlich Socke. Ernesta hatte sie in der Bibliothek bei Victorian und den Anderen zurück gelassen. Sie mussten noch arbeiten und sie wollte unbedingt raus, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie stapfte über den steinernen Weg, bis etwa zur Hälfte, dann wand sie den Kopf von ihren Fußspitzen zu den Bergen, die sich in der Ferne erhoben. Sie ging zum Geländer, lehnte sich an und sah in die Schlucht unter sich. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie jetzt schon auf dem Grundstück herum irrte, aber eines war ihr in dieser Zeit klar geworden: So dämlich es auch klang, sie wollte nach Frankreich. Sie war dort aufgewachsen und auch wenn sie wusste, dass ihre Freunde dort nicht mehr waren, es war immer noch ihre Heimat. Trotz allem was geschehen war, fühlte sie sich mit diesem Ort verbunden. ... Und ihr Vater... Es stimmt: Kinder liebten ihre Eltern bedingungslos. Auch wenn er sie nie beachtet hatte, auch wenn sie ihn dafür hasst: In den letzten Tagen, wenn ihre Gedanken zu der Reise abdrifteten, musste sie an ihn denken. Sie spürte immer, wie schwer ihr ums Herz wurde und mit der Zeit war es ihr sogar beinahe egal geworden, dass er ihre Mutter getötet hatte. Sie hatte sich sogar in der vergangenen Nacht dabei ertappt, wie sie dachte: „Na ja, sie war ja eh nur ein Muggel“. Dafür hätte sie sich Ohrfeigen können. Ihre Mutter war nicht nur eine Muggel, sie war ein menschliches Lebewesen! Doch egal wie sehr sie sich anstrengte, die konnte keinen Hass mehr gegen ihren Vater empfinden. Immer wieder zermaterte sie sich den Kopf darüber, wie er sich wohl fühlte, ob diese ganze Geschichte mit ihr ihm nahe ging... Sie hatte sogar versucht Malfoy darüber auszuquetschen, aber er meinte nur, dass er diesen Mann nicht einschätzen könne und ihn auch schon lange nicht mehr gesehen habe. Allgemein jedoch fühlte er sich nicht wohl in seiner Nähe. Was also sollte Amy nun tun? Sollte sie mit nach Frankreich fahren oder sollte sie hier in Hogwarts bleiben? Vermutlich wäre es wesentlich ungefährlicher gewesen hier zu bleiben - Ernesta blieb schließlich auch, zumindest hatte sie von ihr nichts gehört, dass auch sie eingeladen wurde - jedoch waren Victorian eingeladen, Tracy und Vaisey. Ebenso wie Draco, Pansy und noch einige andere aus dem Abschlussjahrgang. Aber würde Victorian mitkommen? Dass Draco fuhr, war so sicher wie das Amen in der Kirche, aber zumindest wenn Pansy dabei war, achtete sie darauf, dass sie nicht so viel Zeit mit Draco verbrachte. Ob das nur Eifersucht war oder Hass auf sie, konnte Sathyria da auch nicht genau sagen. Was Victorian und seine Freunde anging, war sie sich sicher, dass sie davon absehen würden mit nach Frankreich zu fahren. Sie waren alle drei nicht so begeistert von den Todessern. Und sie? Warum zog sie es eigentlich in betracht doch zu fahren? War es nur wegen ihrem Vater, wegen Draco, oder vielleicht doch Neugierde? Was sollte sie sagen, vielleicht war sie ja doch eine typische Todesser-Tochter, wenn auch nicht reinblütig. Verwirrt kratzte sie sich am Hinterkopf. Was waren die Vorraussetzungen dafür, dass die fuhr? Es gab keine. Vielleicht eine bessere Ausbildung? Die Nähe zu ihren Freunden? Aber zu welchem Preis? Ernesta blieb hier und in Frankreich würde man sie höchstwahrscheinlich noch mehr in die schwarze Magie einführen als man es bereits in Hogwarts tat. Es war zum verzweifeln. Was sollte sie tun? Während sie in die Ferne sah schoben sich genau zwei Gesichter vor ihr geistiges Auge. Das eine war das von Draco: Weißblondes Haar, graue Augen, harter Gesichtsausdruck. Vielleicht hatte er sie damals verraten, vielleicht gehörte er zu den Leuten, die ihre alte Welt zerstört hatten, aber sie fühlte sich trotzdem mit ihm verbunden. War er nicht einer ihrer besten Freunde gewesen? Und hatte er nicht gesagt, dass er keinen von ihren alten Freunden getötet hatte? Und dann war da noch Victorian. Der Veelasohn hatte sie seit der ersten Begegnung im Zug fasziniert. Er war nun ihr bester Freund, zusammen mit seiner kleinen Schwester. Er hatte sie nie im Stich gelassen. Aber wie würde sich ihre Beziehung zu ihm verändern wenn sie mit fuhr? Und wie würde sich die Beziehung zu Draco verändern wenn sie nicht mit fuhr? Sie hing an beiden und fühlte sich bei beiden wohl. Beide wollten nur das Beste für sie, auch wenn sie keine blasse Ahnung davon hatten, wer sie eigentlich war. „Miss Tonks.“, hörte sie eine Stimme vom Schloss her rufen. Professor Slughorn stapfte auf sie zu. Mit aufmerksamem, vorsichtigem Blick betrachtete er das Mädchen. Er wusste nie genau, in welche Schublade er sie stecken sollte. Sie machte nicht den Eindruck einer gewalttätigen Hexe wie ihre Tante Bellatrix, aber zu was sie im Stande gewesen war, hatten sie alle gesehen, auch wenn es schwer gewesen war seinen eigenen Augen zu glauben, vor allem, wenn man sie sah wie jetzt: Ruhig, nachdenklich und eine zärtliche Bewegung hinunter zu ihrer Katze, als sie sie auf den Arm hob. „Ihre Mutter ist eingetroffen.“, erklärte er, als er sie erreicht hatte. Amy nickte nur stumm. „Sie wartet in meinem Büro.“, er wies mit der Hand in Richtung schloss und deutete so an, dass sie vorgehen sollte. Sie gehorchte, kraulte Socke hinter den Ohren und lief voraus in Richtung Schloss. Slughorn schloss kurz darauf an sie auf und lief neben ihr her. Er schwieg. Er hätte nicht gewust, was er mit ihr bereden sollte. So erreichten die Beiden nach nur wenigen Augenblicken das Büro des Zaubertrankmeisters. In einer Ecke auf einem Sessel saß Andromeda Tonks und trank Tee. Als ihre Tochter herein kam, stellte sie die Tasse auf dem Tisch neben sich ab und stand auf. „Hi Mom“, begrüßte Amy sie kleinlaut und ließ sich fest umarmen. „Ich lasse sie beide alleine, ich muss zurück in den Unterricht.“, erklärte Slughorn und schloss hinter sich die Tür. Eine Weile war es still, bis sie sich sicher sein konnten, dass er verschwunden war. „Snape hat mir eine Eule geschickt.“, erklärte Andromeda. „Deine habe ich auch bekommen, aber ich wollte das nicht per Post mit dir beredet.“ Sie setzte sich wieder, während Amy sich einen anderen Stuhl heran zog. „Wie geht es den Anderen?“, versuchte das Mädchen abzulenken, als sie selbst merkte, wie unangenehm das Thema mit einem Mal für sie wurde. Das Gefühl beschlich sie, dass sie nach Frankreich wollte, aber damit würde sie die Tonks, die Weasleys und den gesamten Orden vor den Kopf stoßen. Sie würde sie regelrecht verraten! Andromeda merkte, wie es in ihr aussah und sie konnte es sogar verstehen. So sehr sie und die anderen auch die Todesser hassten, so fühlte sich Amy doch zu ihrer wahren Familie hingezogen und das war nun einmal ihr Vater. Sie wollte wissen was aus ihrer ursprünglichen Heimat geworden war, auch wenn es sie verletzte, auch wenn sie wusste, dass es kein Zurück in die alte Zeit mehr gab. „Es geht ihnen gut.“, die Frau beugte sich vor. „Und du sollst wissen, dass wir alle hinter dir stehen, wie auch immer du dich entscheidest. Ted und Nymphadora sind nicht begeistert davon, dass sie dich eingeladen haben, keiner von uns ist das, aber wir verstehen und werden dich nicht zurückhalten, wenn du fahren willst.“ „Es ist keine Frage von wollen.“, erklärte Amy. „Sondern eher ein Drang. Ich will nicht wie sie werden, aber ich will dahin, von wo ich hergekommen bin. Ich muss es einfach sehen.“ Andromeda nickte. „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.“, begann sie. „Aber du musst wissen, dass vermutlich viele, wenn nicht sogar alle, Todesser da sein werden. Vielleicht sogar, der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf. Es wird schwer, dich dort mit deiner... Medizin zu versorgen.“, sie begann nach Worten zu suchen die das umschrieben, was niemand anderes hören durfte. „Vor allem aber wird ER da sein.“ „Ich weiß.“ „Was ist, wenn er dich erkennt?“ „Ich muss aufpassen, dass er es nicht tut.“ Andromeda seufzte. „Die Todesser haben einen Ellenlangen Bericht über diese „Ehre“ im Tagespropheten gebracht.“, erklärte sie. „Und dass sie eine besonders gut gerüstete Schule für die Elite eröffnet haben und bereits in diesem Sommer Schüler von Hogwarts die ersten sein werden, die sie testen dürfen. Wenn sie sich als passend erweist, dann wird für das nächste Schuljahr jede Zaubererschule der Welt gespalten und ein Teil geht nach Frankreich. Einige Schüler, die sich besonders heraus getan haben und bereits für den ersten Versuch feststehen, wurden in einer Liste abgedruckt. Draco war darunter.“ „Ja, so weit ich weiß wird sein Vater Unterricht in Verwandlung geben.“ „Unterricht von den Todessern persönlich. Welch eine Ehre.“ Amy nickte. „Ich werde versuchen, mich vorzusehen. Aber…“ Amy stockte. Bei dieser ganzen Unterhaltung hatte sie Victorian vergessen. Was würde er nur von ihrer Entscheidung halten? Es klopfte an der Tür. Typisch, immer wenn man vom Teufel sprach, oder in diesem Fall: Von der Veela. Der weiße Haarschopf des Jungen streckte sich durch die Tür. „Oh hallo.“, in Begleitung seiner kleinen Schwester, Vaisey, Rebecka und Tracy kam er herein. „Slughorn hat uns gesagt, dass du hier bist.“, erklärte Rebecka ihr plötzliches Auftauchen. „Hallo Mrs. Tonks.“, begrüßte Tracy sie knapp. Adromeda nickte zurück. Schnell stellte Sathyria sie vor. „Seit ihr Kinder auch nach Frankreich eingeladen?“, fragte Adromeda prompt los. Verblüfft sahen sie sich an. „Tracy, Vaisey und ich, ja“, Victorian nickte mit dem Kopf. „Dann möchte ich euch bitten, dass ihr mitfahrt und auf meine Tochter aufpasst.“, legte die Mutter fest. „Was?“, kam es von den dreien schockiert wie aus einem Mund. „Sag nicht, dass du da wirklich hin willst, Sathyria.“, verlangte Rebecka. „Ihr müsst es nicht verstehen, aber ja, ich will dahin.“, sie sah zu Victorian, der sie nur ausdruckslos ansah. „Wegen Draco, oder?“, fragte er mit tieferer Stimme als sonst. Seine Augen begannen fast zu leuchten. Schnell schüttelte das Mädchen den Kopf. „Nein, es ist nicht wegen ihm.“ Die beiden älteren Mädchen sahen sich an. Augenscheinlich glaubten sie ihr kein Wort. „Dieser Typ ist kein Umgang für dich, Sathyria.“ „Er ist doch nur mein Cousin! Glaubt ihr in der Tat, ich würde mehr für meinen Cousin übrig haben?“ „Ihr kommt doch gut miteinander zurecht.“, erklärte Ernesta. „Aber mehr ist da auch nicht.“ „Ich tu es.“, beschloss Victorian plötzlich und stapfte zu Sathyria rüber. Sicher legte er ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie um zu ihrer Mutter. „Ich begleite ihre Tochter, ich lasse sie nicht alleine da hinfahren.“, verkündete er. Seine Freunde waren mit einem Schlag still. Schließlich fasste sich Tracy Davis ein Herz. „Fein.“, meinte sie und seufzte. „Überredet. Ich komme auch mit.“ Vaisey murrte etwas unverständliches, stimmte dann aber ebenfalls zu. Andromeda lächelte. „Danke.“ Kapitel 22: zwei Jungs um Sathyria ---------------------------------- Schaukelnd fuhr der Zug an. Gelangweilt wischte Amy mit der flachen Hand über die beschlagene Scheibe, um draußen etwas sehen zu können. Das ganze Dorf war von Schnee bedeckt und einige andere Schüler, die über die Weihnachtsferien nicht nach Hause fahren würden, liefen durch die Straßen von Hogsmead oder standen am Bahnsteig um ihre Freunde zu verabschieden. Satyria war flau im Magen, wenn sie daran dachte, dass sie nach den Ferien nicht hier her zurückkommen würde, sondern nach Frankreich zu ihrem Vater fuhr. Jetzt rannten ja schon unzählige Todesser in der Schule herum, doch dort würde es wohl noch schlimmer werden. Sie würde sich nicht wundern, wenn Voldemort persönlich anwesend war. „Ich weiß nicht ob ich dich beneiden soll oder nicht.“, stellte Ernesta fest. „Auf einer Seite wird es sicher tot langweilig ohne dich und Victorian, aber auf der anderen Seite habe ich auch keine Lust nach Frankreich zu den Todessern zu fahren. Wieso willst du da unbedingt hin?“ „Das ist eine lange Geschichte...“, murmelte Satyria. „Ich hab Zeit. Fast den ganzen Tag, um genau zu sein.“ Amy schüttelte den Kopf. „Ist zu kompliziert.“ Die Türen zum Abteil schoben sich auf und Victorian kam herein. Er hatte den Schulumhang bereits abgelegt und seine Krawatte hing lose um seinen Hals. Seufzend ließ er sich neben Amy auf die Bank plumpsen. „Und warum fährst du mit?“, fragte Ernesta einfach gerade heraus, aber er verstand worum es ging. „Wer soll denn sonst auf Sathyria aufpassen?“, fragte er und zog das Mädchen mit einem Arm an sich. „Na toll und wer passt auf dich auf?“, fragte Amy. „Das machen wir schon.“, murmelte Tracy Davis hinter einem Buch hervor. „Appropos, wo hast du eigentlich Vaisey gelassen?“, fragte sie und blätterte eine Seite um. „Der spielt noch mit einigen Mädchen ein Paar Türen weiter.“ „Da wo du gerade herkommst, nehme ich an. Du siehst aus, als ob du gerade irgendwo versucht hättest zu strippen.“ „Oh, eifersüchtig Sathyria?“, fragte er lachen und öffnete nur für sie noch einen Knopf seines Hemdes, öffnete es so weit es ging für sie. „Idiot!“, knurrte sie und knöpfte ihn wieder zu. „So war das nicht gemeint.“, beteuerte sie und wurde sichtlich rot. Ernesta, Tracy und Victorian lachten nur noch mehr. „Ihr seit doch doof!“, verkündete das Mädchen schmollend, rutschte von dem Veelasohn weg und sah schmollend aus dem Fenster. „Jetzt komm schon, sei doch nicht gleich sauer.“, meinte er lieb, rutschte ihr hinterher und umarmte sie leicht. Stimmt schon, wie konnte man so einem Jungen nur böse sein? „Nöö, ich bin jetzt bockig.“,beharrte sie dennoch neckend und drehte den Kopf noch weiter weg. „Ich kann dich ja abkitzeln!“ „Untersteh dich!“ Grinsend legte Tracy das Buch zur Seite und Ernesta sprang vom Sitz. Zu dritt gingen sie auf sie los. „NEIN!“, schrie Sathyria lachen und versuchte sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen, als ein zusammen gefalteter Zettel durch den Türschlitz segelte und auf Amy zu. Verwundert griff sie nach ihm. „Was soll das denn jetzt?“, alle rutschten etwas weg von ihr, sodass sie ihn lesen konnte. Sie erkannte die Schrift auf anhieb. Es war Dracos. „Bin im dritten Wagen in einem Abteil. Allein.“, las sie vor und wusste, dass er damit eigentlich „komm her“ sagen wollte. „Und von wem ist der und was soll uns das jetzt sagen?“, fragte Victorian. „Das sagt uns, dass ich mal kurz weg bin.“, meinte Amy und stand auf. „Was? Du weißt doch nicht mal von wem der ist.“ „Draco.“, meinte Tracy. „Diese Handschrift ist einmalig.“ Man sah, wie sich das Gesicht des Jungen zusehendst verdunkelte. „Was willst du bloß mit diesem Todesser?“ „Hey, er ist auch mein Cousin, ok?“, rechtfertigte sie sich. Der wirkliche Grund war, dass sie bei ihm sein wollte. Vielleicht war das keine schlaue Idee, oder gar Wunsch - zumal ihre Freunde hier waren - aber sie war immernoch Amy und nur rein äußerlich Sathyria. Und Amy wollte nun mal weiterhin bei Draco sein, wenn er sie auch verraten hatte. Immerhin hatte er gesagt, dass es ihm leid tat und war dabei fast in Tränen ausgebrochen... „Wenn du in einer Stunde nicht wieder da bist, dann komme ich und hol dich ab!“, knurrte Victorian ihr hinterher, als sie die Tür zum Abteil aufschob. „Ich komm schon klar.“, versicherte sie ihm und warf ihren Umhang noch zurück in den kleinen Raum ehe sie ging. „Keine wiederrede! Eine Stunde, nicht mehr.“, rief er, als sie die Tür schon geschlossen hatte. Gefolgt von einem Schatten namens Socke, machte sie sich auf den Weg, passierte eine Verbindung zweier Wagen und marschierte erhobenen Hauptes und mit stolz gehobenen Blick durch einen Großraumwagen voller Ravenclaws, die sie teils ignorierten und teils missbilligend betrachteten. Wie war Draco bitte nach hier hinten gekommen? Normalerweise saßen doch alle Slytherin in einem Wagen. Als sie in den Bereich mit den kleineren Abteilen kam, sah sie durch die Glastüren hinein. Gleich im ersten saß er. Den Oberkörper nach vorn gelehnt, mit dem Zauberstab gedankenverloren in der Luft herum rührend. Langsam schob sie die Tür auf, er sah sie nicht mal an. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie vorsichtig. Er zögerte, zuckte dann aber mit den Schultern. Schweigend schob sie die Tür wieder zu und setzte sich neben ihn auf die Bank. Stille. Sie sah auf seinen Zauberstab. Seidige, weiß-goldene Fäden waberten aus ihm hervor und formten eine Spirale zum Boden. Tief holte sie Luft und legte eine Hand auf seine Wirbelsäule. Stumm zog sie die Beine an und kraulte ihm leicht über die Knochen. Draußen begann es zu schneien. Schnell zogen die Hügel und Berge an ihnen vorbei. „Wieso fährst du mit nach Frankreich?“, fragte er schließlich. Amy hielt kurz inne, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“, meinte sie und es klang wirklich danach. „Du wirst es nicht leicht haben. Sie haben dich zwar eingeladen, aber du bist nur ein Halbblut, dein Vater ist Muggelgeborener und flüchtig. Du entsprichst nicht ihrem Ideal.“ „Tust du das denn?“ Er schnaubte. „Ich bin ein Reinblut! Und Todesser! Ich gehöre dazu.“ „Und das sagst du, nachdem sie deine Freunde umgebracht haben, ja?“ Er schwieg, zog den Zauberstab wieder ein und sah suefzend aus zum Fenster. „Was ist mit Pansy? Warum ist sie nicht hier bei dir?“ „Sie ist sauer, weil ich gesagt habe, dass ich mich mit dir treffen will. Sie wollte mitkommen, aber ich habe gesagt "allein" und jetzt redet sie vermutlich wieder ein paar Tage nicht mit mir.“ „Kommt sie denn mit nach Frankreich?“ Er nickte. „Sie, Nott, Zabini, Crabbe und Goyle.“ „Die ganze Gang also.“ „Wenn du es so willst.“, er nickte und drehte den Kopf zu ihr. „Und du? Wer kommt bei dir mit?“ „Nur Tracy, Vaisey und Victorian. Ernesta hat leider keine Einladung bekommen und Rebekka ist nur Halbblut.“ „Außer Vaisey seit ihr alle nur Halb.“, stellte er fest. „Und eigentlich müssten du und er auch nicht zu den Todessern passen.“ „Wieso das?“ „Weil ihr beide mit Halbblütern befreundet seit. Du warst sogar mit einem zusammen.“ Er seufzte und lehnte sich zurück. „Das ist kompliziert.“ „Egal, ich habe trotzdem recht. Wenn man es genau nimmt, brechen alle Todesser dieses Ideal, den Voldemort ist auch kein Reinblut, Snape doch auch nicht, wenn ich mich richtig erinnere.“ „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“, fragte er nun doch etwas gereizt. „Das was du für richtig hältst?“ „Und das ist?“, fragte er. „Ich kann jawohl schlecht in der Zeit zurück reisen und so was Entscheidendes ändern, wie den Tod meiner Freunde. Das geht nicht.“ Amy schwieg. Eigentlich wollte sie nicht darüber reden. Das war Vergangenheit und wenn sie Pech hatte würde sie eh irgendwann geschnappt und hingerichtete werden. „Wie kommen wir eigentlich nach Frankreich? Doch sicher nicht mit der Bahn oder? Das würde doch viel zu lange dauern.“ „Zumindest wenn wir mit der Muggelbahn fahren. Nein, die haben vor einen Zug wie den Hogwartsexpress zu nehmen. Damit fahren wir dann durch. Da sind wir fast genauso lange unterwegs. Mehr kann ich dir auch noch nicht sagen.“ „Und die Osterferien?“ „Fährst du ganz normal nach Hause oder nicht, wie du willst.“ Amy nickte. Schweigend sahen beide aus dem Fenster. „Irgendwie hab ich Angst.“, erklärte sie schließlich. „Ein zurück gibt es nicht mehr.“ „Ich weiß.“ Amy streckte sich genüsslich. „Unterricht von Todessern und ich bin mit Abstand die Jüngste. Das wird sicher lustig!“ „Ich pass schon auf dich auf, keine Sorge.“, meinte Draco grinsend und zog sie leicht an sich. „Dann musst du dich hinten anstellen, die anderen drei haben auch schon Anspruch bekundet.“ „Ich passe auf, dass du immer ganz in meiner Nähe bleibst.“, murmelte er und zog sie mit einem Arm fester an sich. „Ich sterbe dir schon nicht weg.“, meinte lachend und setzte sich etwas höher. Einen Arm hinter seinem Rücken, den Hände auf der anderen Seite seiner Hüfte ineinander verschränkt, den Kopf tief in seine Schulter gekuschelt, so blieb sie sitzen. Sanft strich er ihr mit der freien Hand über den Kopf. Schnurrend rollte sich eine Katze mit dickem Fell quer über die Beine der Beiden zusammen. „Ich habe Angst vor dem, wie es da jetzt aussieht.“, gab Draco zu. „Wie sah es denn vorher aus?“ „Wie ein Fünfsterne-Feriencamp.“, meinte er lachend. „Vielleicht ist es ja immernoch so.“ „Wenn ja, weiß ich nicht wie lange ich meine Fassade aufrecht halten kann, weil ich überall diesen Verschnitt der Weasleyzwillinge sehe.“ „Was?“ „Ach das waren zwei Freunde von mir. Ein Zwillingspaar. Und ich glaube die besten Freunde von Amy.“, er legte vorsichtig den Kopf auf ihren und schwieg dann. Nur das Rattern der Räder über den Schienen war zu hören. Amy wünschte sich so sehr, sie wäre in ihrem eigenen Körper. Aber man konnte nicht alles haben, ebenso wenig wie sie die Zeit zurückdrehen konnte. Kurz bewegte sie sich und hob den Kopf. Ihre Augen trafen seine. Diese grauen Augen die sie so faszinierend fand. „Versuch dich zusammen zu reißen, Draco.“, bat sie. „Du kannst es nicht mehr ändern. Es ist nun mal geschehen. Jetzt zählt nur noch eines: Das du überlebst. Und egal wie sehr die Anderen dich vielleicht gehasst haben nach der Sache: Du warst ihr Freund und sie würden sicher nicht wollen, dass du jetzt auch noch dein Leben wegen diesen Idioten lässt. Halte dich soweit es geht aus den Todesserangelegenheiten heraus und pass auf, dass du ihnen keinen Grund lieferst dich zu töten.“ Er hatte keinen Ausdruck im Blick. Er hörte ihr nur zu und sah sie weiter an. Als sein Kopf sich nach vorn neigte und seine Stirn auf ihrer landete schien es ihr wie bei ihrem ersten Kuss. Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus. „Den Grund haben sie schon...“, murmelte er. „Die Tatsache, dass ich mich mit Muggeln angefreundet und mit einem Halbblut geschlafen habe... und jetzt auch noch ein enges Verhältnis zu meiner Cousine mütterlicher Seite führe... Du bis nicht nur ein Halbblut, sondern auch aus dem Stammbaum der Blacks gelöscht. Dein Schwager ist ein Werwolf...“ „So was nennt man: Gute Beziehung!“, meinte sie lachend. Seine freie Hand schob sich an ihren Kiefer. Sanft strich sie darüber, bis hinter das Ohr, in ihren Nacken und im nächsten Moment hatte er ihren Kopf nach hinten gekippt. Sanft suchten seine Lippen ihre. „Lach noch mal.“, flüsterte er mit halbgeschlossenen Augen. Wenn sie redete, wenn sie sich bewegte, wenn sie lachte, sie war genauso wie Amy. Es war ihm so egal, dass er sich schon wieder in ein Halbblut verliebt hatte und noch wichtiger: In seine eigene Cousine. Sie war sprachlos. Sie konnte nichts mehr sagen, sah ihn nur mit einer Mischung aus Frustration und Überraschung an. Bewegen konnte sie sich auch nicht. Was war das auf einmal gewesen? Er schloss die Augen und senkte den Blick wieder. „Ich glaube ich gehe besser wieder zu den Anderen.“, stellte er fest und stand auf, sodass Socke keine andere Wahl blieb, als von seinem Schoß zu springen. Als seine Körperwärme mit einem mal durch die Kälte des Abteils ersetzt wurde brachte sie das zurück. Schnell sprang sie auf und hätte dabei beinahe nach ihrem Kater getreten. Draco sah auf sie hinunter und sog jede Bewegung gierig auf. Als sie die Arme hob schlossen sich seine bereitwillig und automatisch um ihre Taille und zogen sie dicht heran. Sie war als Elfjährige definitiv zu klein um an einen Siebzehnjährigen heran zu kommen, da half es auch nichts sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Er beugte sich runter und... Die Abteiltür flog auf. „Nimm deine Finger von ihr!“, donnerte Victorian durch den Raum und zog sie von ihm weg. Beide waren wie aus einem Traum gerissen. Keiner konnte sich bewegen. Socke huschte erschrocken hinaus, um vor dem wütenden Veela zu flüchten. „Wir gehen, Sathyria.“, meinte er nur und schob sie sanft, aber bestimmt aus dem Raum, mit einem finsteren Blick auf den zurück gebliebenen Draco. Der sah ihnen nur ausdruckslos nach und ließ sich dann wieder auf die Bank sinken. Da hatten sie das Dilemma, er fühlte sich von seiner sechs Jahre jüngeren Cousine angezogen. Kapitel 23: der, dem wir das alles zu verdanken haben ----------------------------------------------------- Sie hörte das leise Läuten von Glocken, als sie am Weihnachtsmorgen wach wurde. Aus der Halle unten drangen Stimme zu ihr hinauf. Lachen, offenkundig von Gästen, die gerade das Haus betreten hatten. Leise murrend warf sich Amy auf die anderen Seite, musste ihren Zopf unter ihrem Kopf hervor holen, um bequem zu liegen, und zog die Decke bis über die Ohren. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. „Amy, aufstehen, wir haben Weihnachten! Geschenke!“, rief Ginny und zog ihr die Bettdecke weg. Geschockt von der plötzlichen Kälte zog die braunhaarige die Beine an und grummelte etwas Unverständliches in ihr Kissen. „Man du bist ja schwerer aus dem Bett zu bekommen als Ron!“, stellte die Rothaarige fest. „Das könnte vielleicht daran liegen, dass du erstens: Ron heute nicht wecken musstest, weil er mit Harry und Hermine verschwunden ist und zweitens: Ich den ganzen Tag unterricht bei Minerva hatte...“, schlaftrunken rollte sich die Siebzehnjährige auf den Rücken und tastete nach ihrer Decke, doch die war nicht mehr aufzufinden. Stattdessen griff ihre Cousine nach ihren Armen und zog sie in eine aufrechte Position. Fließend gingen Amys Augen auf, wie bei einer Spielzeugpuppe. „Jetzt komm schon! Wir sind schon alle da und warten mit dem Frühstück nur auf dich!“ Erneut grummelte Amy los und schwang die Beine aus dem Bett. Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln und ging hinüber zu ihrem Schrank. In dem großen Spiegel, der die ganze Tür in Beschlag nahm, kam ihr ein Gesicht entgegen, das ihr nach den vielen Monaten als Sathyria schon fast fremd war. Sie kannte sich nicht mehr mit braunen, vom Schlaf zerzausten Haaren. Sie kannte sich auch nicht mit halb eingefallenen Wangen und wusste noch weniger, seit wann sie so hohe Wangenknochen besaß. Sie kannte sich nur als ein kleines, molliges Mädchen, aber mit dem Stress, den ihr Körper bei der ständigen Verwandlung durchlitt, blieben kaum mehr Fettpolster übrig. Nur ihre Kopfform erinnerte noch an ihr Mondgesicht und ihre Hüfte, die noch immer gut gefüttert war, wie McGonagall immer sagte. Amy zog sich schnell eine Hose an und einen viel zu großen, selbstgemachten Pullover von Mrs. Weasley und schlurfte hinter Ginny her, die Treppe hinunter und in das Esszimmer, wo an einer langen Tafel der komplette Besuch Platz genommen hatte. „Da ist sie ja!“, freute sich Molly und kam auf sie zu, um sie an sich zu drücken. „Setz dich, setz dich!“, forderte sie dann, ohne dass das Mädchen auch nur einen Ton sagen konnte. Remus, der neben ihr saß, sah grinsend zwischen ihr und ihrem Frühstücksteller hin und her. „Heute wieder Post von Romulus?“, wollte er wissen. Seit sie diesen Namen das erste mal in seiner Gegenwart erwähnt hat und dann noch Post von ihm bekam, zog er sie damit auf. Ob es ihm allgemein Spaß machte oder er sich einfach nur über diese passenden Namen, Romulus und Remus, freute, war ihr jedoch ein Rätsel. Betont gelangweilt nahm Amy die Briefe hoch und hielt sie sich vor das Gesicht um das Grinsen zu unterdrücken, dass sich gerade auf ihren Lippen breit machte. Die ganzen Weihnachtsferien über hatte Victorian ihr wirklich jeden Tag eine Eule geschickt. Meist waren die Briefe von ihm und Ernesta, aber manchmal auch nur von ihm. Seine kamen morgens und sie schickte ihre zum Abend zurück. Sie musste zugeben, dass das fast so wie Chatten oder E-Mails schreiben in der Muggelwelt war, nur mit viel mehr Spaß und Nervenkitzel und vor allem persönlicher, Dank der handgeschriebenen Nachrichten. Dieses mal jedoch waren es vier Briefe. Lächelnd sah sie auf den ersten Absender. Victorian Romulus stand dort in fein säuberlichen, geschwungenen Buchstaben, wie nur er sie schreiben konnte. „Oh, seht nur diesen Blick!“, Nymphadora stieß Amy in die Seite, in der Hoffnung sie so aus ihrer Starre zu bekommen. Die anderen lachten kurz, redeten dann aber in Ruhe weiter - über welches Thema auch immer. Amy schüttelte den Kopf und legte den Brief beiseite. Bei dem zweiten Brief hielt sie den Atem an, sie hatte noch gar nicht gesehen wer ihn geschrieben hatte, aber sie kannte auch diese Schrift. Sie hatte sie schließlich beinahe eine Woche jeden Tag gesehen und mit deren Besitzer jede freie Stunde verbracht. Es war ein Brief von Draco. „Na toll, nicht mal an Weihnachten hat man vor Todessern Ruhe.“, knurrte Remus, was seine Narben im Gesicht nur noch gefährlicher aussehen ließ. „Todesser? Wo?“, fragte Arthur sofort alarmiert. „Amy hat einen Brief von Draco Malfoy.“, meinte Lupin und biss mürrisch von seinem Brötchen ab. „Du musst es ja nicht lesen.“, bemerkte Amy und schob es ordentlich unter den von Romulus, damit er ihn nicht mehr sehen musste. Niemandem hatte sie von der Sache im Hogwartsexpresserzählt. „Sag mal, bist du die Todesser-Postzentrale?“, fragte dann Gorge von der anderen Seite, der nun - neugierig geworden - zu dem nächsten Brief schielte. „Deine Witze waren auch schon mal besser!“, stellte Bill fest und langte über den Tisch, um ihm einen Klaps zu verpassen, doch sein kleiner Bruder wich gekonnt aus. Amy konzentrierte sich voll auf den Brief und ignorierte die Beiden. Vorne stand in einer solch geschlungenen Schrift ihr Name, dass sie sich nicht sicher war, ob er gedruckt oder von einem Schönschreibmeister in Millimeterarbeit in Stunden des Schweißes zu Papier gebracht wurde. Sie drehte ihn herum. Ein großes Siegel aus schwarzem Wachs hielt es zusammen. Ein stolzes Pferd bäumte sich auf, umgeben von einem Wappen. Sie erkannte das Symbol sofort. „Haben die jetzt ihr Zeichen geändert?“, fragte Arthur, der vorsichtshalber aufgestanden war, um über ihre Schulter zu sehen. Post von Todessern war selbst für Amy, die in seinen Augen langsam rekrutiert wurde, merkwürdig. „Nein“, murmelte sie. „Das ist das Zeichen meines Papas.“ „Und der vierte Brief?“, fragte ihr Onkel und zog ihn hinter dem der Schule hervor. „Das ist ebenfalls von den Todessern.“, meinte er, als er das Siegel sah. „Scheinbar haben die Malfoys einen Narren an dir gefressen, das ist der Zweite aus ihrem Haus, nur offizieller.“ Er war drauf und dran ihn zu öffnen, da griff Amy danach und packte ihn ganz nach unten unter die Briefe der Anderen. „Entschuldige bitte, aber das sind meine, Onkel Arthur.“, meinte sie nur kühl. „Amy.“, keuchte Molly entsetzt. „Na ist doch wahr. Ich will jetzt frühstücken und nicht über Voldemort und seine Bagage nachdenken!“ Mit dieser Antwort gaben sie sich (vorerst) zufrieden. Mr. Weasley setzte sich wieder hin und man aß weiter, bis die Zwillinge irgendwelchen Quatsch veranstalteten, um die Stimmung aufzulockern. Amy hörte jedoch gar nicht zu. Das war ihr einfach zu viel Post auf einmal. Mit dem von Victorian hatte sie ja gerechnet, auf einen von Draco hatte sie gehofft, aber die anderen... Als Andromeda und Molly begannen den Tisch abzuräumen und sich die anderen über die Geschenke her machten, folgte Amy den Frauen in die Küche. Andromeda und Molly redeten über irgendwas und wirkten die Zauber, die das Geschirr säubern, abtrocknen und wegstellen sollten, als sie herein kam. Kurz sahen sie sich um, als Amy auf einen Barhocker kletterte und die Briefe auf den Tisch legte, ehe sie den ersten mit dem Schulsiegel öffnete. „Na Schatz, was steht drin? Dass sie dich doch nicht haben wollen?“, fragte Molly und sah ihr über die Schulter. „Nein“, Amy hielt eine Fahrkarte hoch und las dabei weiter. „Inhaltlich fast der gleiche Brief, wie der von Hogwarts.“, stellte sie fest. „Eine Bestätigung, dass man angenommen wurde und was man mitzubringen hat und was man mitbringen darf und so weiter. Socke ist auf jeden Fall erlaubt.“ „Vielleicht solltest du Socke lieber hier lassen. Er wäre ein gefundenes Fressen für Voldemorts Schlange.“, meinte Andromeda nur. „Abgesehen davon könnte ihm das Klima da unten vielleicht ein wenig zusetzen.“ Amy schwieg erst, dann nickte sie und packte den Brief beiseite. Der nächste war der der Familie Malfoy. „Geehrte blablabla GELIEBTE NICHTE!“, mit einem bedeutungsvollem Blick sah las Molly den Brief synchron zu Amys Gedanken vor. „Wir möchten Dich auf unserer Jahresabschlussfeier herzlich Willkommen heißen...“ „Wer sagt denn noch Jahresabschlussfeier?“, fragte Amy verwundert. „Narzissa.“ „Deine Schwester?“ „Dracos Mutter.“, Andromeda nickte. „Auf Grund deiner Fähigkeiten ... von meinem Blut ... “, Molly las noch weiter solche Textstellen vor und trocknete sich dann die Hände an einem Handtuch ab, obwohl sie nicht nass waren. Es schien eher so als wollte sie etwas von ihren Händen wischen, vielleicht den Schleim, der regelrecht von Narzissas Zeilen tropfte. „Damit wäre es dann wohl amtlich: Die Todesser versuchen Amy auf ihre Seite zu ziehen.“ „Nein, sie versuchen es bei Sathyria!“, berichtigte Amy. „Das ist Haarspalterei.“, Andromeda kam auf sie zu und nahm ihr den Zettel aus der Hand. „Sie wissen ja nicht, dass du sie bist.“ „Und wenn sie es wüssten, dann wäre sicher schon einer angekommen, um mich zu töten.“ „Das hätten sie auch schon, wenn du deine Kräfte nicht wieder gefunden hättest.“ „Wie ist das überhaupt passiert? Das hast du immer noch nicht erzählt!“, meinte Molly. Amy rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. „Naja... also...“, Molly und Andromeda sahen sich bei ihrem Gestammel mit hochgezogener Augenbraue an. „Also ich hatte was mit Draco...“, murmelte sie. „An meinem siebzehnten Geburtstag... im betrunkenen Zustand... und dann war ich mit ihm zusammen, bis Pansy Parkinson und seine Freunde aufgetaucht sind... also zwei Tage.“ Molly und Andromeda schwiegen, sahen sie nur aus großen Augen an. „Oh bitte, lasst mich Narzissa sagen, dass ihr Sohn ein Blutsverräter ist, wie sie es nennen!“, bettelte sie. „Du hattest was mit Malfoy?“, murmelte Molly. „Amy, wirklich...“ „Ja-ha, ich weiß, jetzt macht mich nicht fertig. Fakt ist zumindest, dass ich mir ordentlich den Kopf gestoßen habe, in unserer ersten Nacht, und danach habe ich dauerhaft Dinge in die Luft gejagt, wenn ich sauer war... wenn ich so darüber nachdenke: Vielleicht bin ich auch für den Regen an den beiden letzten Tagen verantwortlich... Erst weil ich nicht reiten wollte und dann, weil ich frustriert darüber war, dass Parkinson, Crabbe, Goyle und Blaise in Frankreich aufgetaucht sind.“ „Oh bitte, bitte lasst es mich ihr sagen!“, bettelte Andromeda nun doch. Ihr gefiel offensichtlich die Vorstellung, Narzissa zu stecken, dass ihr ach so geliebter Reinblüter-Sohn eine Affäre mit einem Halbblut hatte. Amy grinste. „Wenn du das so toll findest, gefällt dir sicher die Vorstellung zu erfahren, dass er mir maßlos hinterher trauert.“ Andromedas Augen wurden immer größer. „Ich weiß ich sollte das nicht sagen, aber JETZT kommt meine sadistische Ader heraus! Oh bitte, bitte lasst es mich ihr sagen!“ „Du mutierst gerade zu einem peinlichen Abklatsch von Bellatrix Lestrange.“, stellte Molly nur ungerührt fest. Andromeda biss sich auf die Lippen und sah sie mit entschuldigenden Dackelaugen an. „Was ist mit dir, Amy? Ist das der Grund, weshalb du nach Frankreich willst? Wegen Draco?“, fragte Molly stattdessen. Sofort war Andromeda wieder ernst. Sie war sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. „Nein... eigentlich ist es mehr aus nostalgischen Gründen...“, murmelte sie. „Ich bin da aufgewachsen und ich will da wieder hin... und ich will meinen Vater sehen und wissen, ob er nicht wenigstens ein wenig traurig wegen Mutter und mir ist. Was machst du da Andromeda?“, fragte sie verwundert um sofort vom Thema abzulenken. Die Frau hatte sich ein Pergament genommen und schwang gerade ihren Zauberstab, woraufhin etwas auf dem Blatt erschien. Meine Tochter wird nicht zu euch kommen, auf gar keinen Fall., stand dort. „Ich antworte nur schon mal.“, meinte Andromeda, rief ihre Eule, die auch sofort kam und schickte sie los. „Und was steht in den anderen beiden Briefen?“, wollte Molly wissen und nickte zu den übrig gebliebenen Umschlägen von Victorian und Draco. „Das schau ich mir nachher in Ruhe an.“, meinte Amy und faltete die Briefe, ehe sie sie in ihrer Hosentasche verschwinden ließ und hinaus ging zu den anderen. „Achso, und die Sache mit Draco bleibt unter uns dreien, ja?“, bat sie die Frauen noch, die nur nickten. „Wir hätten dich gerne hier gehabt zu Silvester, aber Mutter meinte, dass es sicher besser für dich wäre, mit deiner Familie zu feiern.“, stand in Victorians Brief. „Aber wir beide vermissen dich wirklich sehr, besonders Ernesta. Sie ist langsam am verzweifeln, weil du unbedingt nach Frankreich willst und nicht wieder zurück nach Hogwarts gehst. Ich habe ja das Glück, dich bald wieder sehen zu dürfen. Ach ja und auch schöne Grüße von Vaisey, Tracy und Rebecka, die drei waren gestern hier. Wir haben ein wenig Quidditch gespielt...“ Amy lag auf ihrem Bett und las sich den Brief ihres Freundes nun schon zum zweiten Mal durch. Sie war noch immer am überlegen, was sie ihm schreiben sollte. Sie wollte ihm nicht unbedingt erzählen, dass sie einen Brief von Draco bekommen hatte und von seiner Mutter noch dazu, mit einer Einladung, Silvester im Malfoy-Manor zu verbringen. Zumal er sie auf der Heimfahrt von Hogwarts geradezu inflagrantie erwischt hatte. Zwar war ihrer Meinung nach die Situation bei den Beiden eindeutig gewesen, doch Romulus war trotzdem der festen Übehrzeugung gewesen, dass Draco über sie hergefallen war und das gefiel ihm gar nicht. Allgemein war er seit diesem Zusammenprall anhänglicher den je, oder war er eher aufdringlich? Sie wusste nicht, wie sie das nennen sollte, Fakt war jedoch, dass der Sechzehnjährige sie seitdem nicht mehr aus den Augen ließ. Wenn sie es nicht besser wüsste hätte sie gedacht, dass Victorian eifersüchtig war... Wusste sie es überhaupt besser? Sie nahm ihre Schreibfeder und malte einen großen Kussmund auf das Pergament unter ihrem Text an Victorian mit dem Untertitel: „Ich vermiss euch so!“ und belegte ihn mit einem Zauber, sodass er die ganze Zeit Kussbewegungen vollführte. Dann faltete sie den Zettel, verschloss ihn und öffnete das Fenster. Beinahe sofort kam ihre Zweite Eule zu ihr ins Zimmer geflogen. Der alte Waldkauz gehörte Ted und flog jeden Abend zu Victorian und Ernesta und wieder zurück. Kaum, dass sie ihm über die sanften Federn gestrichen hatte, nachdem sie ihm ihre Post gab, flog er auch schon davon. Sie streckte sich und sah auf den vierten und letzten noch ungeöffneten Brief. Nachdenklich, mit dem Blick zu ihrem Fensterrahmen, streckte sie sich und sah in den klaren Sternenhimmel. Draußen roch es nach Schnee. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und schloss das Fenster wieder, zog die Vorhänge davor und warf noch schnell zwei Holzscheite in ihren Kamin, ehe sie das Zimmer verließ um sich etwas zu trinken zu holen. Sie goss sich einen Becher randvoll mit Kakao und lehnte sich an die Ablage, als ein Uhu auf dem Fensterbrett landete. Verwundert stellte sie das Gefäß ab und öffnete das Fenster. Das Tier sprang herein und überreichte ihr den Brief. Ohne irgendwas an Trinken oder Essen zu verlangen, sprang er wieder hinaus und flog davon. Amy schloss das Fenster und drehte das gefaltete Pergament in der Hand. Ein weiterer Brief von Draco. War er so ungeduldig von ihr zu hören oder wieso war das schon der Zweite an diesem Tag? Sie nahm wieder ihr Trinken und verließ die Küche, hinauf in ihr Zimmer. Sie legte den Brief beiseite und öffnete erst einmal den Ersten. „Entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde“, stand dort. „Ich wusste nicht was ich sagen oder schreiben sollte, nach der Sache im Zug. Es tut mir leid, was da geschehen ist, nimm es mir bitte nicht übel. Ich bin zur Zeit ein wenig verwirrt. Je näher der Tag rückt, an dem wir nach Frankreich fahren, desto mehr denke ich wieder an sie; An Amy und an meine Freunde, die ich dort fand. Vor einigen Tages war ich dort... Es sieht wieder genauso aus, wie vor dem Angriff und als ich in der Eingangshalle des Hauptgebäudes stand, habe ich geglaubt die Zwillinge, von denen ich dir erzählt habe, lachen zu hören. Ich glaube ich verliere langsam den Verstand. Egal wo ich war, ich dachte ständig, ich würde Amy sehen... Ich habe den Hauselfen dabei zugesehen, wie sie den Müll sortiert haben und dabei habe ich einige Negativfilmrollen gefunden. Ich hab sie mitgenommen, in der Hoffnung Bilder von Amy zu finden und so war es auch. Auf den meisten war nichts besonderes zu sehen, aber ich habe unter anderem ein Klassenfoto ihres Jahrgangs und ein paar Bilder von ihr. Ich habe sogar eines gefunden, dass Bastian von den Zwillingen, mir und Amy gemacht hat. Ich habe jedes einzelne selbstentwickelt, sodass sie sich bewegen... Und nun weiß ich nicht, ob das eine gute Idee war. Ich weiß nicht, wieso ich dir das alles erzähle, vielleicht weil du die Einzige bist, die von der Sache zwischen mir und Amy weiß. Du bist die Einzige, die weiß, dass noch immer kein Tag vergeht, an dem ich nicht an sie denke. Und mein Traum, er verfolgt mich immer noch. Erst ist alles gut und dann sehe ich sie tot vor mir und dann kommen Oliver und Malik und ich wünschte nur noch, sie würden mich umbringen. Was habe ich da nur getan? Wieso habe ich das nur alles geschehen lassen? Und was passiert, wenn ich bei dir den gleichen Fehler mache? Du bist wie sie. Du bist wie Amy. Und du hast mich im Zug so an sie erinnert, deswegen ist es geschehen. So was will niemand hören, das ist mir klar, aber es ist einfach so. Du redest wie sie, du verhältst dich wie sie, sogar deine Bewegungen sind von der gleichen Art und deine Ausraster. Deswegen, und weil du meine kleine Cousine bist, werde ich alles tun um dich zu Schützen! Pansy hätte dich sicher schon in den Wahnsinn getrieben, wenn ich nicht endlich durch dich wach geworden wäre. Doch ich habe trotzdem einen Fehler gemacht, Sathyria, einen schrecklichen Fehler, den du mir nie erzeihen wirst. Ich war es, der den Todessern, und dem dunklen Lord selbst, von dir erzählt hat. Ich bin es gewesen, der vorgeschlagen hat, dich mit nach Frankreich zu nehmen. Dass du den Cruciatus sprechen musstest war ein Charaktertest, ob du wirklich dem entspricht, was ich den Todessern beschrieben habe: Eine talentierte Hexe. Unsere Tante, Bellatrix, wollte mich schon fast verfluchen, als ich sagte, dass du dem Namen „Black“ Ehre machst, doch nachdem unsere Lehrer Carrow und auch Snape in der Versammlung von deinem Fluch berichteten, ist sie vollauf von dir begeistert. Nun wollen sie dich unter allen umständen so schnell es geht von deiner Familie weg holen. Ich wollte dich nur einladen zu uns zu kommen, über Silvester, ich will dich wieder sehen, aber meine Tante und mein Vater wollen diesen Vorwand nun benutzen, um dich auf unsere Seite zu ziehen. Bitte, egal was kommt, nimm diese Einladung nicht an! Bellatrix ist unberechenbar. In ihrer Gegenwart wirst du niemals sicher sein und ich will nicht, dass dir etwas passiert, da warte ich lieber, bis wir uns zum nächsten Schuljahr im Zug wieder sehen und hoffe, dass du mir vielleicht schreibst. Ich brauche jemanden zum Reden und dieser jemand bist du. Bitte Antworte mir“ Amy legte den Brief beiseite und sah aus dem Fenster. Gedankenverloren, oder eher halb tot, denn ihr Kopf war vollkommen leer, starrte sie in die Sterne, bis hinter ihr die Tür geöffnet wurde und ein Holzscheit im Kamin knackte. „Du bist ja immernoch wach. Bist du nicht bald fertig mit Briefe schreiben? Minerva kommt Morgenfrüh und dann geht’s an den Unterricht.“, meinte Andromeda und kam zu Amy hinüber. „Ich weiß...“, murmelte sie. „Hast du was?“ Amy nahm den Brief und hielt ihn ihrer Mutter hin. „Hier, du wolltest doch für Nazissa einen Beweis, dass ihr Sohn was mit einem Halbblut hatte und es auch noch liebt.“, murmelte sie, sah sie jedoch nicht an. Tonks zögerte, nahm dann aber den Brief und überflog ihn rasch. Als sie wieder zu Amy aufschaute, hatte diese einen Fuß auf ihren Stuhl gestellt, den Allenbogen auf das Knie aufgestützt und die Augen in der Handfläche vergrabe. Eine einzelne, glänzende Tränenspur zog sich über die weiße Wange. „Amy“, Andromeda legte den Brief beiseite, hockte sich hin und umarmte sie leicht. Geräuschvoll zog das Mädchen die Nase hoch. „Wieso darf ich ihm nicht sagen, dass ich ich bin?“, näselte sie und lehnte sich an sie. Andromeda antwortete nicht, denn diese Frage war rein rhetorisch. Natürlich wusste Amy ganz genau, warum sie das nicht durfte. Und auch, wenn sie es ihr erlauben würde, würde Amy es nicht wagen, weil sie ihm damit zwar seinen Schmerz nehmen würde, ihn aber vermutlich in Lebensgefahr brachte. Sie schwiegen beide, bis Amys Tränen wieder versiegt waren. „Ich hol dir noch einen Kakao.“, meinte Andromeda und griff nach ihrem Becher. Amy rührte sich nicht, bis die Frau aus dem Zimmer war, dann griff sie nach dem zweiten Brief von Draco und öffnete ihn. „Ich soll dir ausrichten, dass mein Vater und meine Tante es schade finden, dass du nicht zu uns kommen willst, oder nicht darfst, ich weiß es nicht. Doch dieses „Nein“ stachelt Bellatrix nur noch weiter an. Warne deine Eltern, sie will Morgen mit meiner Mutter zu euch kommen.“ Amy wurde kreidebleich. „Oh...verdammt..“, murmelte sie. „Was hast du, mein Schatz?“, fragte Andromeda. „Ich würde sagen, wir haben ein „kleines“ Problem...“, Sie hielt den zweiten Brief hoch. Kapitel 24: ein Vielsafttrank ist eben dicker als Wasser -------------------------------------------------------- Warm und seidig floss der heiße Kaffee in die drei Tassen. Das Gewicht der großen Stehuhr in der Ecke klickte leise, während es hin und her schwang. Keine der drei Anwesenden Frauen sagte etwas, ebenso wenig wie Sathyria. Sie hatten die vergangene Nacht damit verbracht, Ted ordentlich zu verstecken, damit er nicht aus Versehen herein platzte, wenn sie Todesserbesuch bekamen. Amy saß in der Gestalt der Elfjährigen in einem Sessel, die Beine auf die Sitzfläche gezogen, den Kater quer über ihren Schoß gelegt. Schnurrend ließ er sich von ihr zwischen den Ohren kraulen. Irgendwie war die Luft angespannt. Sie hatte Andromeda noch nie so gefühlskalt erlebt wie in dem Moment, da ihre ältere Schwester Bellatrix und ihre jüngere Schwester Narzissa das Haus betraten. Ohne eine Miene zu verziehen, hatte sie sie herein gebeten, in die Stube, in der Amy gerade in einem Buch geblättert hatte, dass nun vor ihr auf dem Tisch lag. Narzissa hatte sie leicht angelächelt und ihr beteuert, dass Draco nur in den höchsten Tönen von ihr schwärmen würde und sie sich nun freute, sie endlich kennen zu lernen. Auch diese Frau hatte sie verblüfft, sie kannte sie nur als zurückhaltende Dame, soviel wie sie zur Begrüßung gesagt hatte, hatte sie sie nicht mal in Frankreich sprechen hören.. Doch beeindruckt, aber auch verunsichert war sie von Bellatrix Lestrange. Sie wusste von ihr nur, dass sie Nevills Eltern den Verstand gekostet hatte und in Askaban saß. Ted hat ihr sogar mal einen Steckbrief von ihr gezeigt. Diese Frau nun in Real zu sehen, die sie nur als knurrende, schreiende Hexe in gestreiftem Anzug der Gefangenen von einem Foto her kannte, machte in ihr den Wunsch breit einfach zu verpuffen. Auch wusste sie nun, was alle damit meinten, wenn sie sagten, dass dieses Aussehen, das sie als Sathyria hatte, schon fast zu perfekt als Tarnung war. So wie Bellatrix aussah, konnte man sich das Mädchen, das ihr als Vorbild diente, sehr gut in einigen Jahren vorstellen. Die Frau schlich durch das Zimmer und kroch an jedes einzelne Foto heran, um es genauer zu betrachten. Amy folgte ihren Bewegungen aus dem Augenwinkel heraus, bis sich Andromeda gesetzt hatte. „Wo ist denn Teddy, Andri?“, säuselte Bellatrix aus der Ecke und nahm eines der neuesten Familienfotos vom Kaminsims, auf dem auch Lupin und Sathyria zu sehen waren. „Das weiß ich nicht, Bella.“, meinte sie nur und hob ihre Kaffeetasse an den Mund. „Ich habe ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen. Seit Pius Thicknesse an der Macht ist, um gnau zu sein.“ „Das macht dich doch sicher traurig, oder nicht, Sathyria, dass du deinen Vater nicht mehr siehst.“, beteuerte Narzissa in einem ehrlich mitleidigem Ton. „Es ist zu ertragen...“, erklärte sie sofort. „Ich habe ihn ja vorher auch nie gesehen. Ich kenne ihn also gar nicht. Und ich habe ja noch Mama.“ „Eine positive Einstellung! Ein Reinblüter ist besser als ein Schlammblut, das gefällt mir!“, kicherte Bellatrix und ging von hinten auf den Sessel ihrer Nichte zu, um sich über ihre Lehne zu beugen und ihr einen liebevollen Kuss in die Haare zu hauchen. „Bella, ich dulde solche Worte nicht unter meinem Dach. Und schon gar nicht in der Gegenwart meiner Tochter.“ „Ein Schlammblut? Was ist das?“, fragte Amy einfach. Sie war sich sicher dieses Wort schon einmal gehört zu haben, aber sie war sich nicht mehr sicher. „Oh, das sind böse Menschen, mein Liebes, sehr böse Menschen, die uns Hexen und Zauberern die Macht stehlen wollen in dem sie uns die Zauberstäbe entwenden.“ „Bella!“, fauchte Andromeda. „Und so einer ist Papa?“, fragte Sathyria einfach weiter und sah ihre Tante mit großen Augen an. „Ja, mein Liebes.“, flüssterte sie. „NEIN!“, donnerte Andromeda dazwischen. „Hör gefälligst auf mit diesem Schwachsinn, Bella.“ Mit einem verblüfften und empörten Gesichtsausdruck hob sich Bellatrix in die senkrechte und sah ihre Schwester an. „Schwachsinn?“, piepste sie heiser. „Wie kannst du es wagen?“ Schneller als Sathyria sehen konnte, zog sie ihren Zauberstab, doch Narzissa musste damit schon gerechnet haben. Die Jüngste der Schwestern stand auf und zog Bella einfach das Holz aus der Hand. „Setz dich hin, Bellatrix Lestrange!“, fauchte sie sie an. „Ich will keinen Streit!“ Die Angesprochene lies sich grummelnd auf einem Sessel neben Amy und gegenüber von Andromeda nieder und sah ihre jüngere Schwester feindselig an. „Sathyria“, Narzissa lies den Namen ihrer Nichts ganz sanft klingen. „Wir finden es sehr schade, dass du nicht zu uns kommen möchtest. Auch Draco hätte sich sehr gefreut.“ „Ich weiß, er hat es mir in seinem Brief geschrieben.“ „Aber wir haben entschieden, dass sie nicht kommen wird.“, Andromeda wollte die beiden eigentlich so schnell es ging wieder los werden. Dabei ging es ihr weniger um die Manipulation, die sie bei Sathyria versuchten, oder gar ihre Unterstützung für das Regime, welches an der Macht war. Viel mehr fühlte sie sich in ihrer Gegenwart einfach unbehaglich, da sie von ihren eigenen Schwestern wie eine Aussätzige behandelt wurde, seit sie mit einem Muggelgeborenen verheiratet war. Dazu kam die Frustration darüber, dass Bella in ihren Jahren in Askaban noch stärker in ihrem Wahn vom reinen Blut versunken war, während Narzissa eine eher positive Wandlung durchlebt hatte, nach der Geburt ihres Sohnes, wenn Letztere auch keine Chance hatte, sich aus dem Einflussbereich des dunklen Lords zu befreien. Selbstverständlich glaubte sie auch noch immer an die Ideale vieler Reinblüiger Familien, doch sie schien ruhiger und besonnener, seit Draco auf der Welt war. Manchmal, wenn sie sie in der Winkelgasse sah, blickten sie sich eine Weile an und dann trennten sich ihre Wege wieder, doch Andromeda hatte jedes Mal einen Kloß im Hals und sie war sich sicher, dass es ihrer Schwester da nicht anders ging. Irgendwo vermisste sie ihre kleine Schwester sogar und doch wollte sie beide, sowohl die Ältere, als auch die Jüngere, so schnell es ging wieder loswerden. „Draco hat uns von deinem wunderbaren Cruciatus erzählt und von deinen Leistungen im Unterricht!“, so richtete Bella ihre Konzentration wieder auf Sathyria. Andromeda schloss die Augen um sich zur Ruhe zu rufen. „Ich lese viel.“, bemerkte ihre Tochter und beugte sich zum Tisch vor, um ihre Tasse zu nehmen. „Ja, das sehe ich, du bist fleißig und mit deinen Fähigkeiten sicher bald eine große Hexe, zu schade, dass du nur halb bist.“ „Was willst du dann hier, Bella? Du kannst doch Mischlinge und Verräter nicht leiden!“, platzte es in einem hohen Ton aus Andromeda heraus. „Andromeda“ „Ist doch war, Narri, das will sie doch die ganze Zeit sagen: Dass sie nur ein Mischling ist und ich ein Verräter!“ Narzissa atmete schwer aus und verzog ihr Gesicht traurig. Die Hand, die sie gehoben hatte, um den Arm ihrer älteren Schwester zu berühren, nahm sie lieber wieder hinunter. Bellatrix wollte etwas sagen, als ihr Sathyria dazwischen fuhr. „Ein Verräter kann wieder auf die richtige Bahn gelenkt werden und das Blut eines Mischlings mit etwas Geduld über Generationen hinweg reingewaschen. Also wieso sich seine Fähigkeiten nicht zu nutze machen, wenn er gut ist.“, sie nippte an ihrer Schokolade, dann ging ihr auf, was sie gerade gesagt hatte. Erschrocken sah sie auf. Andromeda und Narzissa waren verblüfft, doch Bella quietschte freudig. „Welch eine Einstellung, das Mädchen gefällt mir!“, erklärte sie und rutschte freudig auf dem Sessel hin und her. „Entschuldige, Mama...“, murmelte Amy nur und trank noch einmal. „Wofür entschuldigst du dich denn?“, Bella stand auf und setzte sich auf die Armlehne ihrer Nichte, um sie in die Arme zu schließen. Das war Sathyria nun doch unangenehm. „Ich freue mich schon sehr darauf, dich in Frankreich wieder zu sehen!“, erklärte sie mit einer ernsthaft vorfreudigen Stimme. Von nun an war es amtlich: Diese Frau war geisteskrank. „Bella“, Narzissa zwang sich zu einem Lächeln als sie sich an ihre Schwester wandte. „Ich weiß, du hast eine neue Freundin gefunden, aber bitte begnüge dich mit deiner Vorfreude und lass mich und die beide alleine weiter reden.“ Bella zog einen Schmollmund. „Aber sie ist meine Lieblingsnichte.“ „Bitte, Bella.“, Narzissa wurde eindringlicher. Die Frau seufzte und stand auf. „Bitte, wie ihr wollt.“, sie beugte sich zu ihrer Nichte hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, tänzelte um die Couch zu Andromeda und umarmte sie von hinten. „Wenigstens an einer Tochter hast du alles richtig gemacht!“, stellte sie fest. „Eine geborene Black!“ Andromeda wollte etwas erwidern, doch Narzissa kam ihr zuvor. „Hier ist dein Zauberstab, geh bitte nach Hause, Schwester. Ich komme gleich nach.“ „Ist gut.“, Bella griff nach dem Zauberstab und tänzelte hinaus, wo sie sich mit einem Knall apparierte. Für einen Moment war es still. „Tut mir leid, da war meine Zunge schneller als mein Kopf...“, begann Amy sich kleinlaut zu entschuldigen. „Definitiv.“, bemerkte Andromeda. „Da hat deine Mutter recht.“, verblüfft sahen beide zu Narzissa auf. „Was?“, fragte sie nur verwirrt. „Es ist doch so. Wenn ich eines gelernt habe, seit Lucius in Askaban war, dann das, dass jedes Leben wichtig ist, egal ob Reinblut, Halbblut oder Muggelgeborener.“ Andromeda fiel beinahe die Kinnlade hinunter. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihre kleine Schwester oder überhaupt einer aus der Familie, jemals den politisch korrekten Namen für "Schlammblut" in den Mund genommen hatte. „Wird das hier so eine Nummer wie guter Bulle, böser Bulle?“, fragte Amy und zog eine Augenbraue hoch. Verblüfft sah Narzissa sie an, kicherte dann aber leise los, Andromeda stimmte ein. „Nein, das habe ich nicht vor.“, die blonde Frau lächelte sie lieb an. „Ich habe nur Bella nicht von Anfang an zu Hause lassen können. Ich bin für Draco hier und nicht im Auftrag der Todesser.“ „Was hat denn dein Sohn mit der Sache zu tun?“, fragte Andromeda. „Draco liegt mir schon lange in den Ohren damit, wie toll seine kleine Cousine wäre und dass er sie gerne zu Silvester bei sich haben würde. Seine erste Überlegung ist gewesen her zu kommen, da er sich nicht sicher war, wie die Todesser und vor allem Bella auf Sathyria reagieren würden...“ „Spätestens in Frankreich hätte er es gesehen.“, warf Amy ein. „...aber da ihr engen Kontakt zum Wiederstand habt, hatten wir wiederum Angst, wie die Weasleys reagieren könnten, wenn Draco bei euch wäre. Ihr feiert sicher dieses Jahr wieder gemeinsam?“ „Mit Sicherheit.“, Andromeda nickte, langsam löste sich ihre Anstrengung. „Oh von dieser Situation werde ich heute träumen! Wie Fred und Gorge Weasley Seite an Seite mit Draco Malfoy in einen vom Feuerwerk erleuchteten Himmel gucken! Die Vorstellung alleine ist Goldwert.“, Sathyria lehnte sich in ihrem Sessel zurück und sah grinsend an die Decke. „Langsam glaube ich, du hast den gleichen Knacks weg, wie deine Tante.“, stellte Andromeda kopfschüttelnd fest. „Ich hab ich auch lieb.“, Sathyria machte einen Kussmund. Andromeda warf ihr einen Luftkuss zurück. Narzissa begann selig zu lächeln. Sie gluckste kurz. „Was ist?“ „Das erinnert mich an früher, das haben wir beide und Bella auch immer gemacht, wenn wir uns geärgert haben. Küsschen per Luftpost verschickt.“ „Jetzt wird es sentimental! Soll ich schon mal die Taschentücher holen und die Musik für die große Versöhnung einlegen?“, fragte Amy. „Sathyria“, lachte Andromeda gespielt empört, Narzissa stimmte ein. Für die Malfoy war das ungewohnt. Wann saß sie das letzte mal mit jemandem in einem Raum und hat so herzhaft lachen können? Definitiv nicht seit der dunkle Lord wieder aktiv war, also seit mindestens sieben Jahren. Es war so leicht einfach wieder sie selbst zu sein. Sie wusste nicht, was ihr Mann dazu sagen würde, wenn er mitbekam, dass seine Frau in dem Haus ihrer Schwester saß und sich mit dem unterhielt, was er "Blutsschande" nannte. Vor allem, wenn er dann auch noch sehen würde wie gut es ihr dabei ging. Und wenn sie sich Sathyria so ansah, dann musste sie sich eingestehen, dass sie zu gerne auch eine Tochter hätte. Natürlich liebte sie Draco, aber er war schon erwachsen, sie wollte noch ein Kind, ein kleines Mädchen, aber bei den Malfoys bekam man nur ein Kind. Einen Jungen mir grauen Augen und weiß-blonden Haaren. Sie seufzte leise. „Ich beneide dich, Andromeda...“, murmelte sie. „Wieso das?“ „Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte mal so frei gefühlt habe.“ „Dann denk nicht darüber nach und iss ein Stück Kuchen.“ „Ich hol ihn.“, damit sprang Amy auf, der Kater lief protestierend davon, und weg war sie, in der Küche verschwunden. „Ich liebe meinen Sohn und meinen Mann, das kannst du mir glauben, aber manchmal wünschte ich, alles wäre einfacher.“, erklärte sie ihrer Schwester weiter. „Du glaubst gar nicht, wie ich dich gehasst habe, als du Ted Tonks geheiratet hast. Nicht weil er Muggelblut hatte, sondern weil du einfach nach deiner eigenen Nase gegangen bist. Ich hatte dazu keine Kraft. Ich bereue nichts, wenn ich mir meine Familie ansehe, aber ich wünschte trotzdem, dass einiges anders wäre.“ „Zum Beispiel?“ „Zum Beispiel wünschte ich mir, dass Lucius nicht in Askaban gesessen hätte und der dunkle Lord Draco niemals diesen Auftrag gab. Ich wünschte, er würde gar nicht mehr existieren. Ich habe das Gefühl, dass mein Mann sich langsam aber sicher in der Angst, die er hat, selbst verliert und mein Sohn unter der Bürde, die er durch das dunkle Mahl trägt, mehr leidet, als irgendwer anderes. Außerdem entfernt er sich immer weiter von mir.“ „Und hier kommt der Kuchen.“, freute sich Amy und ließ den Teller auf den Tisch fallen, ehe sie sich zwischen Andromeda und Armlehne des Sofas drängelte, damit sie zwischen ihr und Narzissa saß. Mit einem großen Messer schnitt sie großzügige Stücke ab. „Schokolade macht glücklich, also her damit!“, sprach sie, nahm sich ein glasiertes Stück und Biss genüsslich rein. „Ist gut, da mach ich mit.“, erklärte Narzissa und griff ebenfalls nach einem Stück, genau wie ihre Schwester, doch beide aßen wesentlich damenhafter als die Elfjährige. „Wieso willst du eigentlich unbedingt nach Frankreich, Sathyria?“, fragte Narzissa schließlich und wischte sich einige Krümel aus dem Mundwinkel. Andromeda winkte ab. „Frag bloß nicht, das weiß sie selber nicht, manchmal macht sie Sachen, die keiner versteht. Unser Kater heißt auch Socke, weil ihr danach war.“ Amy machte nur zustimmende Kopfbewegungen und griff sich noch ein Stück Kuchen. „Dann scheint Draco wohl recht zu haben, dass du interessant bist.“, meinte ihre Tante. „Wenn er das so sieht.“ „Das Mädchen ist nur merkwürdig, das ist alles.“, stellte Andromeda fest. „Aber lieber merkwürdig als verrückt, so wie Bellatrix.“ „Ich bin eine merkwürdige Verrücktheit und ist eine verrückte Merkwürdigkeit.“, stellte Amy fest. „Das könnte sogar hinhauen, wenn man drüber nachdenkt.“, bemerkte Andromeda. „Ich weiß.“, Amy zuckte mit den Schultern. „Du weißt alles.“ „Nein, aber sollte ich mal unrecht haben tritt automatisch Regel eins in diesem Haus in Kraft.“ „Und die wäre?“, wollte Narzissa nun doch belustigt wissen. „Regel eins lautet: Sathyria hat immer Recht.“ Die beiden Frauen lachten wieder los. „Ich hoffe, dass dir der Ausflug nach Frankreich bekommt und dass die Todesser dich nicht in den Wahnsinn treiben.“, bemerkte Narzissa. „Drei Leute haben sich schon gemeldet, die das unter allen Umständen verhindern wollen.“ „Und das sind?“, wollte Narzissa interessiert wissen. „Tracey Davis aus Dracos Jahrgang und Vaisey und Victorian Romulus aus dem sechsten Jahrgang.“ „Na dann können sie ja mit Draco eine Vereinigung bilden.“, meinte Narzissa lachend. „Er auch? Na dann mach ich mir ja keine Sorgen mehr.“ Die Frauen lächelten sich an. Amy hingegen wurde ernst. „Das ist so eine Sache...“, murmelte sie und die beiden sahen sie an. „Victorian und Draco können sich auf den Tod nicht ausstehen. Draco hat von Anfang an versucht, Victorian davon abzuhalten, mir auch nur auf den Rücken zu klopfen und mittlerweile ist das umgekehrt nicht anders. Beide machen sich einander bei mir schlecht. Manchmal scheint es, als würden sie gleich aufeinander einschlagen, wenn sie sich auch nur von Weitem sehen.“ „Wirklich? Davon hat er mir gar nichts erzählt.“, bemerkte Narzissa. Sathyria zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich halte Sathyrias Freunde und auch Draco für gute Zauberer, doch wenn ich mir ansehe, mit wem sie fährt und vor allem wohin und für wie lange, dann habe ich doch Angst.“, erklärte sie. „Wieso das?“, wollte Narzissa wissen. „Allein Bellatrix scheint einen Narren an ihr gefressen zu haben, mit Sicherheit sitzt sie gerade unter den anderen Todessern und schwärmt von ihrer neuen Lieblingsnichte. Wenn sie Babyphotos von ihr hätte, würde sie die sicher auch noch rum reichen.“ „Okay, JETZT hab ich Angst.“, meinte Amy. „Und wenn sie dann den Erwartungen nicht gerecht wird, die die anderen haben? Und wenn sie schließlich doch damit kommen: Ach was soll’s, lasst uns die Mischlinge auch noch um die Ecke bringen?“ „Dann lass ich mir was einfallen.“, erklärte Narzissa prompt. „Würdest du das schwören?“ Verblüfft sahen Narzissa und Sathyria zu Andromeda auf. „Würdest du den unbrechbaren Schwur für meine Tochter leisten?“ Amy vielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie das hörte. Auch Narzissa schien vollkommen überrascht von der Bitte und sah ihre Schwester an, als verstünde sie ihre Sprache nicht. War dieses Mädchen es ihr wirklich wert, dass sie vielleicht ihr Leben verlor, wenn was schief ging? Sie war ihre Nichte, die Tochter ihrer Schwester, aber konnte sie das wirklich tun? Ein Schalter legte sich in Narzissas Kopf um. Sie dachte daran, wie sie und Bella Snape vor diese Frage gesetzt hatten und genauso wie sie jetzt, musste er sich auch gefühlt haben. Überrumpelt. Sie sah in die Augen ihrer Schwester und ihr wurde klar, dass sie, trotz der Lücke im Stammbaum, noch immer ihre Schwester war. Eine Schwester, die sie ohne Bedingung liebte. Auch sie gehörte zu ihrer Familie, so wie Sathyria auch. Merlin noch eins, sogar Ted und Nymphadora gehörten dazu. Wenn ihr Schwager hier gewesen wäre, sie hätte auch ihn angelächelt und ihm gesagt wie schön es war, ihn zu sehen und das wäre ernst gemeint. Die Familie ist doch das was zählt, oder nicht? Und wenn Draco oder Lucius vom dunklen Lord bedroht würden, würde sie genauso handeln, wie bei Andromeda. Sie würde etwas unternehmen. Ihr Gesicht nahm eine entschlossene Miene an und sie nickte. „Ja, ich würde einen Schwur für sie leisten.“ „HALT! MOMENT! AUSZEIT!“, rief Amy und sprang auf. Die beiden Frauen sahen sie an, als sie sich an Andromeda wandte. „Du vergisst hier war entscheidendes, MUTTER.“, das letzte Wort betonte sie besonders. „Wir können sie doch danach einweihen.“ „Bist du verrückt geworden?“ „Worin einweihen?“ Die beiden ignorierten die Frau. „Das kannst du nicht machen! Du kannst sie keinen Schwur leisten und damit ins offene Messer laufen lassen.“ Andromeda senkte den Blick. „Ich weiß.“ Narzissa griff nach Amys Hand und zog sie etwas beiseite um sowohl ihr als auch ihrer Schwester in die Augen zu sehen. „Was ist los?“ Andromeda seufzte. „Ich hoffe das geht gut, wenn wir ihr alles erzählen.“, meinte sie. „Jedes Wort! Für dich!“, versprach Narzissa und setzte sich schnell neben sie. Andromeda sah erst zu ihr und griff ihre Hand, dann sah sie zu ihrer Tochter hinauf. „Wie viel Zeit bleibt noch?“ Sie sah auf die Stehuhr. „Zehn Minuten, Maximum.“, antwortete sie. „Dann bring ihr den Brief von Draco. Damit sie alles versteht.“ „Sicher, dass du nicht nur sadistisch bist?“ Andromeda lachte etwas gehetzt. „Ja ganz sicher, nun geh schon.“ Sathyria schüttelte den Kopf und sprintete die Treppe hinauf, holte Dracos ersten Brief hinunter, den sie gestern bekommen hatte und kam wieder zu den Frauen. Sie gab ihn Andromeda, die gab ihn an Narzissa weiter. „Ließ den, dann erklären wir dir alles weiter.“ Verständnislos sah Narzissa auf den Brief, der wirklich eindeutig die Handschrift ihres Sohnes trug, doch die Zeilen verwirrten sie. Sie hatte es noch nie erlebt, dass er sich so verzweifelt ausdrückte. Angst kroch in ihr hoch, als sie die Zeile mit dem Morden las und plötzlich wurde ihr alles klar. Wieso er so bleich wurde, als er ihr Foto in dem Tagespropheten gesehen hatte, wieso er sich schlagartig übergeben musste und wieso er nur noch schlecht schlief und jeden Tag müder wirkte. Nun wurde ihr endlich bewusst, was sie damit angerichtet hatten, seinen Freunden aus Hogwarts zu sagen, wo er war und sie zu ihm zu bringen und sie konnte sich vorstellen, wie er nun litt. „Er hat sie geliebt...“, murmelte sie. „Kein Wunder dass er sich immer weiter von uns entfernt, er muss uns die ganze Schuld daran geben.“ „Nein, das tut er nicht, Mrs. Malfoy.“, meinte Sathyria und nahm ihre Hand. „Er gibt sich die Schuld, dass er nicht zu seinen Freunden stehen konnte.“ „Selbst wenn er es getan hätte, hätte das nichts geändert. Sie wären alle getötet worden. Und wenn er sich auf ihre Seite gestellt hätte, sogar noch schneller. Aber wieso zeigt ihr mir das jetzt? Was hat das alles mit Sathyria zu tun?“ „Sathyria ist tot.“, erklärte Andromeda sofort. „Aber...“, Narzissa zeigte auf Amy, die vor ihr auf dem Tisch saß. Sie sah sie an. Seit wann hatte das Mädchen keine schwarzen Augen mehr? Seit wann waren ihre Augen fast so gelb, wie die von Alfons? Eine Ahnung kroch in ihr hinauf. „Ted hat Sathyria bereits einige Zeit nach ihrer Entführung gefunden. Wir haben es... aus Verzweiflung niemandem gesagt. Wir wollten es... verdrängen, verstehst du...“ „Und dann bin ich aufgetaucht.“, sprach Amy so leise, dass Narzissa nun auch ihre Stimme wieder erkannte. „Ich bin durch den Kamin zur Weasleyfamilie geflüchtet. Meine nächsten Verwandten, zumindest glaube ich das. Die Todesser haben mich noch gesehen, aber zum Glück nicht gehört wohin ich gereist bin.“ Narzissa sah mit großen Augen dabei zu, wie das Mädchen vor ihr wuchs, bis eine abgmagerte, aber quietschlebendige Amy Turner vor ihr saß. Andromeda griff nach ihrer Hand. „Bitte, Narzissa, sie ist zwar nicht meine Tochter, aber sie ist WIE meine Tochter.“, erklärte sie ihr. „Ich brauche jemanden der sie vor den Todessern schützen kann, bitte!“ Narzissa reagierte darauf erst mal nicht weiter. Sie sah nur wieder verblüfft zu Amy. „Wie hast du deinen Tod vorgetäuscht?“ „Ein Trank zum einschlafen, ein eingeweihter Arzt, das ist nicht viel anders als in der Muggelwelt.“, meinte sie achselzuckend. „Du bist verwegen wie dein Vater!“ „Aber ich bin einfallsreicher!“, sie tippte sich an die Nase. „Die einzigen Schwachstellen in unserer bisherigen Strategie sind ein elfjähriges Mädchen, das irgendwo in England herum rennt und deren Gestalt ich mir... na ja ... sagen wir geborgt habe, die Tatsache, dass wir den Trank nur auf sechs Stunden verlängern konnten und jetzt auch sie, Mrs. Malfoy.“ „Oh Merlin, was würde Draco sagen, wenn er sehen könnte, dass du noch lebst?“, hauchte sie und hielt sich lächelnd eine Hand vor den Mund. „Und dein Vater erst.“ „Eben das ist unser Problem!“, unterbrach Andromeda. „Keiner darf es jemals erfahren, zumindest so lange nicht, wie die Todesser an der Macht sind.“ Narzissa sah zu ihrer Schwester. „Ist gut, ich leiste den Schwur, dass die Todesser ihr nichts antun werden und helfe euch.“ „Wirklich?“, fragten die beiden vollkommen verblüfft. „Natürlich! Wenn ich so der Liebe meines Sohnes helfen kann? Ob du nun Sathyria oder Amy bist, in beiden Gestalten liebt er dich. Wenn er jetzt auch noch Sathyria verlieren würde, oder dich ein zweites Mal, dann würde ihn das vielleicht vollkommen zerstören. Und das will ich nicht.“ „Und was ist mit der Sache, dass ich nur Halb bin...?“ „Mir ist wichtig das Draco glücklich ist und das ist er momentan definitiv nicht. Dafür, dass ich dir helfe, bringst du meinen Sohn wieder zum lachen, verstanden?“ Amy lächelte. „Deal!“ Die beiden gaben sich die Hände, sofort zückte Andromeda ihren Zauberstab. Sanft wob sie Fäden um die Stelle, an der sich ihre Schwester und ihre Tochter berührten. Narzissa schwor, wie sie gesagt hatte, Amy Turner vor den Todessern zu bewahren und ihr aus der Klemme zu helfen, sollte sie Hilfe brauchen. Sie schwor, sie mit dem Vielsafttrank zu beliefern, während sie in Frankreich war und ihre Identität geheim zu halten, solange, wie sie sich ganz auf die Rolle Sathyria Tonks verlassen musste. Der Zauber verband sich mit ihren Händen. Andromeda atmete einmal tief durch, dann sah sie zu ihrer kleinen Schwester. „Danke“, hauchte sie. Narzissa sah auf ihre Hand, durch die der Zauber in sie eingedrungen war. „Eine Frage habe ich aber schon noch.“ „Und die wäre?“ Verunsichert sahen Amy und Andromeda sie an. „Darf Amy denn nun zu uns zu Silvester kommen oder ist das immer noch verboten.“ Perplex sahen die zwei sie an, dann lachten sie los. Kapitel 25: Bellas Neujahrsgeschenk ----------------------------------- Ein lauter Knall zeigte an, dass Narzissa kam, um Sathyria abzuholen. Es klopfte zweimal. „Komm herein, die Tür ist offen.“, rief Andromeda und verschloss Amys Kette im Nacken. Narzissa öffnete die Tür. Socke lief auf sie zu, sodass sie aufpassen musste, dass er nicht einfach nach draußen verschwand. „Ich habe Draco nicht gesagt, dass du doch kommst und Bella auch nicht. Der eine hätte wahrscheinlich vor Aufregung nicht mehr geschlafen und die andere hätte eine Vor-Silvesterfeier-Feier geschmissen.“, erklärte sie und schloss die Tür. Als sie sich umdrehte lächelte sie. „Wow, wer hat dich denn eingekleidet.“ „Deine Schwester.“, meinte Amy und wies hinter sich auf Andromeda, die immer noch an dem hauchzarten, grünen Chiffon herum zupfte, das wie ein gekonnt gefalteter Schleier um den Rock aus dunkelgrünem Satin hing. „Es reicht jetzt, Andromeda, sie sieht auch so gut genug aus! Es ist doch nur eine Feier!“, meinte Narzissa und hielt sie davon ab noch einmal die Spangen aus der schwarzen Lockenpracht von Sathyria zu lösen. „Danke, endlich hilft mir mal einer!“, maulte diese herum, wischte über ihren Bauch und hob den Saum des Kleides leicht an. „Bei euch weiß man doch nie, was richtig ist und was nicht.“ „Die Farbe ist definitiv schon mal falsch.“, meinte Sathyria. „Meine Mutter meinte zu mir, dass man den Malfoys und so besser nur in schwarz begegnet, das ist die beste Farbe.“ „Schwarz ist keine Farbe sondern ein Kontrast. Aber ja, stimmt schon. Lucius und Draco stehen wahnsinnig auf schwarz.“, meinte Narzissa. „Und auch dein Vater und die ganzen anderen Todesser, aber keiner von ihnen hat ausnahmslos schwarze Sachen im Schrank, glaube mir.“ „Selbst wenn, dann wäre es mir auch egal, ich habe nicht vor meine Garderobe zu ändern, nur um denen zu gefallen.“ „Gut so!“, meinte Andromeda sofort. Narzissa lachte. „Ist in Ordnung, es zwingt dich auch keiner, hast du alles?“ Amy sah sich um und überlegte. Der Koffer war magisch vergrößert, sie hatte ein Teil ihres Geldes, die Fahrkarte und ihre Sachen. Einige Bücher und die Dinge, die sie mit zu der neuen Schule nehmen sollte. Nur Socke ließ sie hier, sicher war sicher. Ein riesiger Vorrat an kühl gelagertem Vielsafttrank befand sich wie immer in einer versteckten Tasche ihres Schrankkoffers. „Ja, ich denke ich habe alles.“, meinte sie. Narzissa hatte ihre Schwester schließlich überreden können, dass Amy nicht nur die Silvesternacht im Malfoy Manor verbrachte, sondern auch noch die vier übrigen Nächte, bis sie nach Frankreich mussten. Sie hatte so den Verdacht, dass Narzissa in den nächsten Tagen sie wie ihre Tochter behandeln würde. Dass sie sich eine zusätzlich zu Draco wünschte, wussten sie ja nun inzwischen. „Wenn der Vielsafttrank ausgeht, meldest du dich einfach sofort bei Narzissa.“ „Ich sag dann bescheid, dann muss Nymphadora einen machen.“, beschloss Narzissa. „Was sagst du eigentlich den anderen, wenn sie fragen wo Amy ist?“ „Die Wahrheit. Ich habe ihnen gesagt, dass du eingeweiht bist und auf sie aufpasst.“, erklärte Andromeda. „Also, wollt ihr lieber Apparieren oder nehmt ihr den Kamin?“, wollte sie wissen. „Bist du schon mal appariert, Amy?... Ich meine Sathyria... Mist jetzt muss ich mir wieder angewöhnen Sathyria zu sagen...“, setzte sie noch murmelnd hinterher. „Ja, bin ich.“ „Gut, dann apparieren wir.“, Narzissa nickte und holte ihren Zauberstab raus. „Wo ist deiner?“ Amy drehte sich seitlich zu ihr und den Chiffon etwas an. Sie hatten provisorisch versteckt unter ihm einen schmalen Gürtel mit einer Schlaufe angebracht an dem der Weißdorn mit dem Veelahaar hing. Narzissa nickte und der Schrankkoffer ihrer Nichte erhob sich über dem Fußboden. „Mantel“, warf Andromeda in den Raum und hielt einen langen, schwarzen Mantel auf. Schnell schlüpfte Sathyria in ihn hinein, holte sie unterste Strähne ihres Haares aus dem Kragen und drehte sich dann noch einmal um, um ihre Mutter zu verabschieden. „Pass auf dich auf und wehe du schreibst nicht.“ „Ist klar.“ Amy ging zu Narzissa, die ihr eine Hand auf den Rücken legte. „Und mach mir keine Schande.“, meinte Andromeda und stellte sich noch einmal hinter sie, um ihr die Hände auf die Schulter zu legen. „Damit mein ich euch beide. Nicht dass mir nachher irgendwelche Klagen kommen, dass ihr Pyjamapartys voranstelltet!“, sie und ihre Schwester teilten ein paar Küsschen auf die Wange. „Keine Sorge, ohne dich ist uns das viel zu langweilig.“, stellte Narzissa fest und öffnete die Tür für Amy. Schnell bückte sich Andromeda um Socke hoch zu nehmen, ehe er hinaus tapsen konnte, dann sah sie den beiden hinterher, wie sie durch den Garten liefen, hinaus aus dem Zauntor und hinter dem Apparierschutz verschwanden. Als Narzissa vor fünf Tagen das erste mal wieder vor ihrer Tür stand, war Andromeda noch voller Zweifel gewesen. Auch die erste Nacht, gleich nach dem Schwur ihrer Schwester, hatte sie schlecht geschlafen, doch seitdem hatte die Frau beinahe jeden Tag bei ihnen verbracht. Teilweise war sogar Ted da gewesen und das hatte sie nicht gestört, ganz im Gegenteil. Auch mit Nymphadora kam Narzissa wunderbar aus. Sie wusste nicht, ob das alles nur ein Traum war, das ein vollkommen fremdes Mädchen auftauchte und plötzlich ihre kleine Schwester zurückbrachte, aber sie war froh darüber wenigstens eine geliebte Person zurück bekommen zu haben, zusätzlich zu der, die sie neu ergattert hatte. Sie hoffte nur, dass beide aus dieser ganzen Geschichte heil heraus kamen. Andromeda nahm ihren Umhang und eine Tasche, sowie ihren Zauberstab, löschte überall das Licht und verschwand durch den Kamin in Richtung Fuchsbau. Amy, Narzissa und ihr Koffer landeten vor einem gewaltigen, schneebedeckten Eisentor. Am Ende der riesigen Auffahrt konnte sie ein Gebäude ausmachen, dass eher einem Palast als allem anderen ähnelte. „Wow“, entfuhr es Amy. „Das Malfoy-Manor“, stellte Narzissa vor. Es knallte und vor ihnen erschien ein Hauself. Interessiert sah Amy ihn an, hatte sie diese Wesen doch bisher nur auf Abbildungen gesehen. „Der Koffer kommt in Sathyrias Zimmer.“ „Sehr wohl, Herrin.“, der Hauself nickte, legte eine Hand an den Koffer und mit einem weiteren Knallen waren er und die Sachen verschwunden. „Kopf hoch und Brust raus, Kleines, jetzt kommt die Höhle des Löwen.“, warnte Narzissa und bot ihr einen Arm hin. „Wenn das gut geht tanze ich morgen ums Feuer und singe „drei kleine Wölfe“ oder so.“, murmelte Sathyria, als Narzissa mit dem Zauberstab wedelte und sie durch das Tor schritten. „Keine Sorge, so schlimm wird das nicht werden. Es seih denn Bella will zur Feier des Tages, ein Muggeldorf auslöschen.“ „Zuzutrauen wäre es ihr.“ „Definitiv.“, die beiden lachten, auch wenn die Vorstellung nicht die Spaßigste war. Amy sah hinauf zu den grauen Schneewolken, die über sie hinweg zogen. Feuerwerk unter Sternenhimmel war wesentlich schöner, aber notfalls machten sie einfach die Wolken weg. Oder waren die Malfoys überhaupt Freunde von Feuerwerkskörpern? Wie auch immer, das was sie am meisten störte, war die Ungewissheit, wie Draco reagieren würde, wenn sie plötzlich vor ihm stand. Und noch Wichtiger: Wer war noch alles hier? War es nicht äußerst unwahrscheinlich, dass die Malfoys alleine feierten? Ihre Vermutung wurde bestätigt. Von drinnen hörte sie das spielen von vermutlich verzauberten Instrumenten und Stimmengewirr. Sie stiegen die Treppen zum Eingang hinauf, die Pforten glitten weit vor ihr auf. Drinnen tummelten sich Massen von Hexen und Zauberern. Es kam Amy so vor, als gäben die Malfoys einen Empfang für die gesamte Zaubererschaft. Dass es sich bei den Anwesenden jedoch höchstwahrscheinlich ausschließlich um Reinblüter handelte - mit Ausnahme von ihr natürlich - war ihr klar. „Wo ist die Gabel?“, fragte sie Narzissa. „Was? Wozu brauchst du eine Gabel?“ „Ich will wissen, ob der Auflauf schon gar ist.“, meinte sie und nickte auf die Menschenmenge. Narzissa lachte los. „Also mit deinem Humor machst du Bellatrix Konkurrenz, pass lieber auf.“ Sie zog ihren Umhang aus, der sofort davon schwebte. Sathyrias Mantel folgte. „Lass uns mal die anderen der Sippschaft suchen, Sathyria.“ Amy nickte. „Ich hoffe ich gewöhne mich daran, dich so zu nennen.“ „Musst du.“ „Ich weiß.“ Narzissa sah sich um, sie suchte nach einem blonden Langhaarigen oder einer schwarzen, aufgebauschten Lockenpracht, doch nichts davon ließ sich ausmachen. Amy unterdessen sah in eine andere Richtung. Sie versuchte heraus zu finden, woher die Musik kam. Instrumente, die von selbst spielten, hatte sie noch nie gesehen, das wäre mit Sicherheit ein köstlicher Anblick. „Lass uns einfach mal in diese Richtung gehen.“, forderte Narzissa sie auf und wies zu dem Salon, indem die Flügeltür offen stand. Amy wurde sanft mitgezogen. Das Haus war kein Haus, das war nicht mal ein Gebäude! Zuerst hatte sie damit gerechnet, dass die Decke vielleicht verzaubert war wie die in Hogwarts, doch das Deckengemälde, das dort oben prangerte war auch nicht schlecht. Was sollte das eigentlich darstellen? „Ha, Narzissa, haben Sie zufällig ihren Mann gesehen?“, fragte ein schmierig wirkender Herr mit Kinnbart und langen Haaren. „Nein, Pius, Tut mir leid, ich suche ihn selbst gerade.“ Der Mann nickte, dann viel sein Blick auf Sathyria. „Ich dachte immer, ihr habt nur einen Sohn.“, stellte er fest. Narzissa lachte. „Nein, das ist nicht meine Tochter, sondern meine Nichte.“ „Bellatrix?“ „Andromeda.“ „Ach so, ja, das kleine wunder Mischlingskind. Freut mich sehr, mein Kind.“ Schleimer, dachte Amy, nahm aber trotzdem die ihr angebotene Hand hin. „Sathyria Tonks, Herr Minister.“, stellte sie sich artig vor. Er lächelte leicht, doch ob dieser Gesichtausdruck nur Freundlichkeit war oder Anstand oder gar erzwungen, wusste sie nicht. Dieser Mann war nicht einzuschätzen. „Nun, ich werde dann weiter nach meinem Mann suchen, wenn ich ihn sehe, dann sage ich ihm bescheid, dass Sie ihn suchen.“ „Bitte tun Sie das.“ Sie nickten sich einander zu, dann lotste Narzissa Amy um ihn herum in den angrenzenden Saal. Der Salon hatte eine etwas niedrigere Decke als die Eingangshalle, doch war er um einiges wärmer. An einer Wand flackerte ein gewaltiger Kamin, aus dem hin und wieder Zauberer kamen. So war das eben, wenn man die Tür nicht schloss wurde die Party voller und diese hier war, wie Amy schon bemerkt hatte, mittlerweile ein Auflauf von Magiern. Die Kirche im Mittelalter hätte sich gefreut. Ein Haus anzünden und die halbe Bagage ginge drauf. Sie musste grinsen bei dem Gedanken, dass dann vermutlich alle Todesser weg wären, dann viel ihr aber ein, dass eine echte Hexe die Flammen einfror und einfach nur um Hilfe schrie, um den Schein zu wahren. Eine Frau, an der sie vorbei gingen, passte nicht auf, lachte und machte einen Schritt zurück. Sie rempelte Amy kurz an, entschuldigte sich aber sofort wieder, vielleicht auch nur, weil sie an Narzissas Arm hing, doch als die Alte beiseite ging, sah sie ihn. Er stand in einem ihr vollkommen unbekannten Anzug bei einer großen Couch, ein Whiskeyglas in der Hand, und unterhielt sich angeregt mit zwei Damen seines Alters, die sich köstlich amüsierten. Alfons Turner, ihr Vater. Als Amy so abrupt stehen geblieben war, sah sich Narzissa nach ihr um und folgte ihrem Blick. „Entschuldige.“, meinte sie. „Ich wusste nicht, dass er auch kommt. Lucius meinte er hätte keine Zeit wegen der Schule.“ „Ist ok, früher oder später hätte ich ihn sowieso sehen müssen.“, stellte Amy fest. Eine andere Hexe trat durch den Torbogen zum angrenzenden Raum an ihn heran und begrüßte ihn. Sichtlich erfreut sie zu sehen küsste er ihre Hand, sehr zärtlich, und flüsterte ihr etwas ins Ohr. In Amy brodelte Wut hoch, das Glas in seiner Hand zersprang. Narzissa erschrack. „Biste du irre? Schnell weg hier!“, meinte sie glucksend und zerrte Sathyria aus dem Sichtfeld ihres Vaters, der jedoch schien sie, Gott seih Dank, nicht wahrgenommen zu haben. Amy begann zu grinsen. „Das hat er verdient, und noch mehr.“ „Mag sein, aber bitte nicht jetzt, sonst fliegen hier fetzen!“, meinte sie lachend und entdeckte Bellas Wuschelkopf, der sich schnell auf sie zu bewegte. „Da ist sie ja!“, flötete sie, als sie sie erreicht hatte. „Alle fragen sich schon, wo du steckst, Narzissa!“ Ihr Blick fiel auf Sathyria an ihrem Arm, die mit einem Grinsen von einem Ohr zum anderen zu ihr hinauf sah. Sofort hellte sich Bellatrix Gesicht noch mehr auf. „Was für ein süßes Neujahrsgeschenk hast du mir denn da mitgebracht?“, quietschte sie voller Glück. „Hallo, Tantchen, du siehst heute wieder besonders verrückt aus.“ „Oh danke schön, das ist nicht leicht, weißt du?!“, sie zupfte seelig grinsend an ihren Locken, dann sprang sie schon fast im Hechtsprung auf ihre Nichte zu. „Und nun lass dich auffressen!“, sie küsste ihr die Wangen, bis es Amy so schien als wären sie Wund. „Nicht doch, Bella, lass noch was von ihr übrig! Die Kleine ist nur geliehen! Ich muss sie gegen Kaution zurück bringen!“, lachte Narzissa bei dem untergebutterten Gesicht von Sathyria, das gerade von ihrer Tante zerknautscht wurde. „Mir egal, jetzt ist es meins!“, sie umarmte sie fest. „Vermutlich würdest du mich auch noch wirklich fressen, was?“, fragte sie mit einem Seitenblick auf ihre Tante. „Mit Pfeffer und Salz schmeckst du bestimmt gut, ja!“ Das Schlimme daran war: Bei der Frau wusste man nicht, ob sie das ernst meinte, oder doch nur als Spaß. Amy entschied für ihren eigenen Seelenfrieden, dass es eher Letzteres war. „Mal zu was anderem: Hast du Lucius und Draco gesehen? Für Draco ist diese Überraschung hier nämlich auch!“ Bella stellte sich hinter Sathyria, mit beiden Händen auf ihren Schultern und sah ihre Schwester an. „Zuletzt waren sie am Kamin, wenn sie ihrer üblichen Route folgen, müssten sie sich jetzt im Terrassenraum aufhalten.“ „Und seit wann ist Alfons hier?“ „Vor ca. zwanzig Minuten dem Feuer entsprungen. Meinte, er sei fertig geworden, wird wohl für ein paar Nächte bleiben. Und wie lange habe ich meinen kleinen Goldfisch hier?“ „Bis sie wieder zur Schule muss.“ „Au fein! Darauf trinken wir einen! Ich bin sofort wieder da, geht schon mal zu Lucius und Draco!“, damit tänzelte die Frau kreiselnd davon. „Wenn sie die vier Tage auch hier ist, brauche ich danach einen Psychiater!“, stellte Sathyria fest. „Ist sie.“ „Verstand Ade, mir brummt jetzt schon der Schädel.“ Amy schwankte, Narzissa lachte. „Komm, hier müssen wir lang.“ Narzissa führte sie weiter, in einen weiteren angrenzenden Raum mit einer großen Wand aus Glas, mit Blick ein einen gigantischen Garten. Nahe dem Fenster standen sie, Lucius und Draco Malfoy. Beide in schwarzen Anzügen und beide mit dem gleichen hochtrabenden Blick. Sie unterhielten sich mit einem anderen Paar, deren Namen Amy jedoch nicht kannte. Mit festem Schritt marschierte Narzissa auf sie zu. Wie auf Kommando wandte Lucius seinen Bick ihnen zu, sagte etwas und nickte dabei in ihre Richtung. Die anderen drei folgten seinem Blick, Draco erstarrte kurz und nahm überrascht die Hände aus seinen Hosentaschen. Amy grinste breit, zog die Hand aus Narzissas Armbeuge und breitete sie weit aus. Sie blendete in diesem Moment alles aus und sah nur Draco, der immer noch leicht perplex sein Glas seinem Vater in die Hand drückte und die letzten Meter zwischen ihnen persönlich überbrückte. „Hallo, mein Holzkopf, überrascht?“, fragte sie mit dem Kopf auf seiner Schulter. „Das kann man wohl sagen, Hüpfdole.“ Fest drückte er sie an sich und hätte sie vermutlich für den Rest des Abends auch nicht mehr los gelassen, wenn Narzissa nicht von hinten geschoben hätte. Sie war nicht ohne Amy weiter gegangen. Draco ging die paar Schritte zu seinem Vater voran und nahm ihm wieder das Glas aus der Hand, damit er sich von seinen momentanen Gesprächspartnern für den Moment verabschieden konnte. „Das ist Sathyria, Vater. Sathyria Tonks.“ Er musterte das Mädchen von unten bis oben, dieses mal jedoch mit einem neutraleren Blick als früher, wo sie noch Amy hieß. „Lucius Malfoy.“, meinte er schließlich und reichte ihr die Hand. „Sehr erfreut, Sir.“, meinte sie etwas eingeschüchtert und vollführte einen gekonnt, zaghaften Knicks. Diese Geste rang ihm mit einem mal ein Lächeln ab. Dieses Mädchen gefiel ihm. Ganz anders, als er es von der Schwester seiner Frau erwartet hatte. „Das ist dein Onkel.“, meinte Narzissa und beugte sich leicht runter. „Ihn kannst du ruhig duzen.“ „Sicher?“, fragte Sathyria etwas eingeschüchtert. „Selbstverständlich.“, erklärte Lucius und war selbst erstaunt darüber, dass er das sagte. „Sathyria wird übrigens bis zum Ende der Ferien hier bleiben und mit uns zum Bahnsteig kommen.“, verkündete Narzissa lächelnd ihrem Sohn. Der sah noch überraschter, aber immer glücklicher zwischen ihnen hin und her. „Wirklich?“, fragte er freudestrahlend. Er konnte sein Glück gar nicht fassen. Sathyria war hier und wurde auch noch von seinen Eltern akzeptiert, trotz der Hälfte Muggelblut in ihr. „Deine Mutter hat mich dazu überreden können, dass wir ihr eines der Gästezimmer geben.“, erklärte Lucius nickend. „Sathyria ist bis zum vierten bei uns und fährt dann mit dir nach Frankreich.“ „Das heißt, ich habe jetzt ganz viel Zeit für meine kleine Lieblingsnichte!“, stellte Bellatrix fest, die mit fünf Gläsern, die spielerisch um ihren Kopf kreisten, an kam. Sie zog Sathyria zu sich, als sich die Gläser verteilten und hob dann ihres an. „Auf mein Neujahrsgeschenk!“, prostete sie in die Runde. „Ich glaube, dass sie Dracos Neujahrsgeschenk ist.“, stellte Lucius fest. „Dann müssen sie sie sich eben teilen.“ „Sag das bloß nicht, Narzissa, die beiden würden an mir zerren bis ich zerreiße!“, warf Amy geschockt in die Runde, die anderen vier lachten. „Gibt es was zu feiern?“, fragte eine Amy bekannte Stimme, als sie gerade ansetzten um ihre Drinks, oder in Amys Fall Kürbissaft, zu trinken, die Bella ihnen gebracht hatte. „Alfons, da bist du ja wieder.“, Lucius legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich darf bekannt machen, Sathyria Tonks, Alfons Turner.“ Sathyria sah stur in die Augen ihres Vaters. Er sah sie eine Sekunde an, eine Augenbraue zuckte etwas, dann hob er seine Hand. „Freut mich sehr, Miss Tonks.“, sie vollführte wieder einen Knicks. „Mich ebenso, Sir.“, erklärte sie. Ein Lächeln zuckte über seine Lippen. „Ein liebes Mädchen, für einen Mischling.“ Amys Augen verengten sich kurz zu Schlitzen, die Krawatte die er trug bewegte sich gefährlich, doch Narzissa war die Einzige, die das mitbekommen hatte. Sie zog Amy zu sich zurück und tat so, als wollte sie ihr die Kette richten. „Reiß dich zusammen, wir brauchen keine Toten. Springende Gläser ist das eine, aber keine Strangulationen“ „Ich weiß, entschuldige.“ „Wer wird stranguliert?“, fragte Draco neugierig. „Du, wenn du mir nicht gleich das Haus zeigst!“, erklärte Sathyria und hackte sich bei ihm unter. Narzissa fummelte nun, wie schon ihre Schwester kurz zuvor, an dem Chiffon von Amys Kleid herum. „So ihr zwei, lasst mir das Buffett ganz, ärgert keine Gäste und legt nicht unbedingt bei dem ersten Rundgang alles in Schutt und Asche, ok?“, bat Narzissa und richtete auch noch eine Strähne von Dracos Haaren ehe sie sie gehen ließ. „Und bring mir mein Geschenk ja ohne Kratzer zurück!“, fauchte Bella eifersüchtig hinterher. Alfons sah ihnen nach, wie sie in der Menge verschwanden. „Das ist sie also, ja? Die, von der die anderen so schwärmen.“ Lucius und Narzissa nickten. „Ist sie nicht ein Prachtexemplar? Ein richtiges kleines Törtchen, wenn sie nur meine Tochter wäre...“, schwärmte Bellatrix herum. „Sie kommt mir bekannt vor.“, warf Alfons in die Runde. Kapitel 26: ein Teil der Wahrheit --------------------------------- Egal was man ihr erzählt hatte, DAS hätte Amy niemals von den Malfoys erwartet. Auf ihrer Feier wurde getanzt. Die Familie war so stock steif, mit Ausnahme von Bellatrix natürlich – die aber zugegebener maßen keine Malfoy war – dass sie nicht gedacht hätte, einen Saal im Malfoy Manor zu betreten, in dem Draco sie am Rande vorbeiführen musste, weil er vollgestopft mit tanzenden Pärchen war. Doch Ausweichmanöver oder nicht, auch abseits steckten sie nun schon eine gefühlte Stunde fest. Der Grund war eine kleine, dicke Hexe, die Draco angesprochen hatte und anschließend nicht mehr aus dem Reden heraus kam, als ob ihr Leben davon abhing. Wie lange war es eigentlich her, dass sie getanzt hatte? Das war zu ihrem Geburtstag gewesen, zusammen mit Draco. Oder noch danach? So genau wusste sie das gar nicht mehr. Sie sah auf die Tanzfläche zu der im Takt eines Walzers wirbelnden Masse. Die Instrumente, die sie seit ihrer Ankuft suchte, hatte sie schließlich dicht unter der Decke schwebend entdeckt, wo sie fröhlich spielten. Die Welt der Magie war einfach faszinierend. „Langweile ich sie etwa, Miss Tonks?“, fragte die Hexe, sodass sich Amy sofort wie in der Schule fühlte. „Reinblüter scheinen sie wohl nicht für so wichtig zu halten, dass Sie ihnen zuhören müssten, oder, Miss Tonks?“, fragte die kleine Hexe. „Was? Aber...“ „Sathyria ist noch nicht all zu lange in dieser Welt.“, erklärte Draco schließlich. „Dass sie in Gefangenschaft eines Muggel aufgewachsen ist, haben Sie doch sicher gelesen. Sie ist immer noch leicht ablenkbar, wenn sie etwas entdeckt, dass neu für sie ist. Daher ist es manchmal schwer, ihre Aufmerksamkeit für sich zu behalten.“ Beide sahen zu ihm hoch. „Nun, Miss Tonks, dann schlage ich vor, dass sie sich diese Eigenschaft ganz schnell abgewöhnen, ehe sie an die neue Schule kommen.“, riet sie, Amy nickte sofort. „Natürlich, bitte verzeihen Sie.“ „Wissen Sie denn wenigstens noch, wer ich bin?“, fragte die Frau weiter als würde sie mit einer geistig behinderten Großmutter sprechen. Amy dachte nach. Sie hatte an diesem Abend schon so viele verschiedene Leute kennen gelernt und sie alle waren irgendwie wichtig, aber diese Frau schien so unscheinbar. Sie betrachtete die Frau. Klein, dick, eine mädchenhafte Stimme, aber bissige Wortwahl... Ihr Kostüm war rosafarben und eine kitschige Blume prangerte am Knopfloch. Die Haare sahen aus wie frisch mit einem Lockenstab bearbeitet und auf ihrem Kopf thronte eine überdimensionale Schleife, die sie irgendwie an Minni Mouse erinnerte... Ob Walt Disney hier der Schlüssel zu dem Rätsel war? Die Frau machte ein empörtes Geräusch und ihre Stimme überschlug sich fast, als sie weiter redete. „Das ist ja nicht zu fassen!“, quietschte sie. „So etwas respektloses ist mir damals ja noch nicht einmal in Hogwarts unter gekommen!“ Amy war sich sicher, dass Fred und Gorge noch nie so beleidigt wurden, falls sie die beiden kannte, sprach das aber lieber nicht laut aus. „Das ist Dolores Jane Umbridge.“, erklärte Draco Sathyria. „Sie ist im Ministerium für die Säuberung von Schlammblütern verantwortlich.“ „Und ich denke ohne einige bestimmte Mischlinge wären wir noch besser dran.“, warf sie die Spitze in den Raum. Draco überhört das einfach. Sie beide wussten, dass sie damit höchstwahrscheinlich Sathyria meinte. „Sie wird uns übrigens in Frankreich in Muggelkunde unterrichten.“, bemerkte er weiter. Amy nickte. Ja, dunkel konnte sie sich an das Wort „Muggelkunde“ im Zusammenhang mit einer alten Hexe erinnern, aber mehr auch nicht. „Sie, meine Liebe, sollten sich in meinem Unterricht besonders anstrengen. So etwas wie gerade, will ich da nicht erleben.“ „Ja Ma’am.“, meinte Sathyria nur. „Nun, Mr. Malfoy, da dieses Mädchen ja offenkundig zu Ihnen gehört...“, mit einem abwertenden Blick sah sie auf die Hand von Sathyria, die in seinem Ellenbogen ruhte. „...werden Sie sich hoffentlich auch darum kümmern, dass sie ihre schrecklichen Angewohnheiten ablegt. Ich verlasse mich da ganz auf Sie.“ „Natürlich, Professor.“, er nickte kurz. „Sehr schön, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend.“, dieser Abschied war auffallender Weise nur an Draco gerichtet, dann marschierte sie einfach gerade aus los. Prompt musste Sathyria ihren Arm von Draco zurück ziehen, damit die Frau vorbei kam. Kaum war sie in der Menge verschwunden, wusste Amy nicht was sie sagen sollte. „Was für ein dummes kleines Halbblut du doch zur Cousine hast!“, meinte sie schließlich und verschränkte die Arme. „Nun nimm dir das doch nicht zu Herzen.“, meinte er kopfschüttelnd und zog sie zu sich heran. Ein Arm um ihre Schulter gelegt drehte er sie mit dem Rücken zu der Menge und zu den großen Fenstern, durch die sie hinaus in den schneebedeckten Garten sehen konnte. „Denk einfach daran, dass du noch vier Tage frei hast und erst dann musst du sie wiedersehen.“, erinnerte er. „Ihr seit ja immer noch hier.“, meinte da eine Stimme. Narzissa, Lucius und Bella hatten zu ihnen aufgeschlossen. Wo Alfons war, wusste Amy nicht, irgendwie war es ihr auch relativ egal. „Wir wurden noch von Umbridge aufgehalten.“, erklärte Draco. „Ja, die kam uns eben entgegen und hat sich maßlos über Sathyria aufgeregt.“, erklärte Lucius. „Na toll.“, das Mädchen rollte mit den Augen und sah wieder aus dem Fenster. „Draco, tanz doch mit Sathyria, um sie wieder aufzumunter!“, bat Narzissa. „Ich kann doch gar nicht tanzen!“, meinte Amy sofort. „Nicht?“, fragte Lucius. „Woher denn?“ Das war allerdings eine gute Frage. „Wenn Draco nicht will, dann tanze ich mit ihr!“, rief Bella freudig und griff schon nach beiden Händen von Sathyria um sie mit sich auf die Tanzfläche zu zerren. „Hilfe ich werde gekiddnapt!“, rief das Mädchen, doch Narzissa winkte ihnen nur hinterher. Während sich Amy von ihrer Tante über das Parkett kreiseln ließ, wandt sich Lucius an Draco. „Deine Freunde sind übrigens hier.“, meinte er. „Crabbe und Goyle sind beim Essen und Nott und Zabini dürften noch bei ihren Vätern im Kaminzimmer sein. Wo die Mädchen sind, weiß ich allerdings nicht.“ „Da kommen sie.“, Narzissa zeigte zur Tür. Draco rutschte das Herz in die Hose. Millicent Bullstrode in schwarz und Daphne Greengrass in lila, angeführt von Pansy Parkinson in einem rosafarbenen Kleid spazierten herein. Gleich würde wieder Krieg ausbrechen, sobald Pansy Sathyria sah. Und noch schlimmer: Was würden seine Eltern sagen, wenn er sich wieder vor Sathyria stellte und Pansy dann so wie sie es immer tat übertrieb? Seine Eltern würde Sathyria sofort einen Kopf kürzer machen. Pansy war wie eine Slytherin eben war, eine durchtriebene, hinterhältige Hexe, und Sathyria war noch so jung... Die drei Mädchen entdeckten ihn und sofort winkte Pansy ihm freudestrahlend zu. „Egal was sie erzählt über Sathyria, es stimmt nicht!“, schwor Draco seinen Eltern vorsorglich, die ihn dafür nur verständnislos ansahen und dann waren die Mädchen auch schon bei ihnen. „Mr. und Mrs. Malfoy“, begrüßte Pansy sie, die beiden Mädchen in ihrem Schlepptau stimmten nur nickend ein. „Draco.“, sie warf ihrem Freund die Arme um den Hals und drückte ihn. In diesem Moment war das irgendwie unangenehm für ihn. Er fühlte sich fast so, als würde er Sathyria betrügen, wieso, wusste er allerdings auch nicht. „Es ist schön dich zu sehen.“, erklärte sie und hackte sich bei ihm unter. Stolz sah sie in den Raum und schon erstarrte sie. Sie hatte Bellatrix Lestrange mit Sathyria an den Händen entdeckt, wie sie sich auf einem kleinen freien Platz immer schneller umeinander drehten. „Was sucht die denn hier?“, fragte sie ganz unverblümt und drehte sich so, dass sie sie direkt ansehen konnten. Dracos Eltern und ihre Freundinnen folgten dem Blick. Bulstrode begann zu lachen: „Oh nein, guckt euch das nur an, wie albern!“ „Was hat dieses Halbblut hier zu suchen?“, wiederholte Daphne Pansys Frage. „Hast du sie etwa eingeladen, Draco?“, fragte Pansy und sah zu seinen Eltern. „Sie wissen doch sicher, dass sie nur halb ist oder? Noch dazu ein freches Biest mit keinerleih Respekt vor Reinblüter. Als ich ihr das Erste mal begegnet bin, hat sie sofort meine Autorität als Schulsprecherin untergraben.“, den Rang, den sie an der Hogwartsschule inne hatte sprach das Mädchen aus, als wäre es der Thron der Welt. „Natürlich habe ich sie ganz nach Vorschrift sofort gefoltert, gar keine Frage.“ „Das ist schön für dich, Pansy, aber hier in diesem Haus wird niemand gefoltert.“, Narzissa lächelte freundlich als sie das sagte und sprach in ihrer liebevollsten Stimme. Überrascht sahen alle zu ihr, mit Ausnahme von Lucius und Draco. Draco war eher erleichtert, dass seine Mutter das Wort ergriffen hatte, sein Vater hatte nichts anderes erwartet. Seine Frau hatte einen Narre an dem Mädchen gefressen, so wie seine Schwägerin offensichtlich auch. „Ich hatte nicht vor hier einen Cruciatus auszusprechen!“, entgegnete Pansy sofort als Entschuldigung. „Ich wollte sie nur vorwarnen, dass dieses Mädchen sehr hinterhältig ist. Und vielleicht sollten Sie aufpassen, wie viel Kontakt sie mit Draco hat. Sie hat ihn unter Kontrolle.“ „Sie hat mich nicht unter Kontrolle.“, verteidigte sich nun Draco. „Ach ja? So durcheinander und verweichlicht habe ich dich zu letzt in Frankreich erlebt, also diese Amy noch gelebt hat.“ Draco schüttelte den Kopf. Wie konnte sie es eigentlich wagen, jetzt von Amy zu reden? Noch viel wichtiger: Wie konnte sie es wagen überhaupt ihren Namen auszusprechen? Er sah zu Sathyria, die immer noch im Bellatrix tanzte als hätten sie ein Feuer auf dem schönen Holzboden gemacht. Die schwarzen Haare der beiden sprangen wie Sprungfedern auf ihren Rücken auf und ab und beide lachten das gleiche Lachen. „Ich sage nur, dass Sathyria Tonks ihren Sohn kontrolliert und das nicht gerade zu seinem Vorteil. Wo soll das auch bitte ein Vorteil sein, von einem Halbblut kontrolliert zu werden?“ Alfons Turner kam dazu. „Alles okay?“, fragte er verwundert. Das Gezeter von Pansy war ihm natürlich nicht entgangen. Draco starrte weiterhin stur auf Bellatrix und Sathyria. Bella hatte angehalten und sah zu ihnen hin. Ihre Lippen formten die Frage: „Was ist denn jetzt los?“ und Sathyria folgte ihrem Blick. Die dunklen Augen des Mädches verengten sich zu Schlitzen. „Pansy Parkinson.“, sah er sie reden, erkannte es auch nur daran, dass sie die Ps in dem Namen seiner Freundin beinahe spuckte. Bellatrix Leastrange nahm sich ihre Nichte und schob sie vor sich her zu den Anderen zurück. Pansy drehte den Kopf zu ihr und bedachte sie mit einem abfälligen Blick. Dann zog sie Draco so zu seinen Eltern herum, dass er mit ihr den Kreis schloss. „Sathyria Tonks erinnert mich an Amy Turner.“, erklärte sie. Alfons sah auf. Er hatte das Gefühl, dass gerade irgendetwas in seinem Kopf Klick gemacht hatte und er sah zu Sathyria, die von Bella neben Narzissa geschoben wurde. Zweifelsohne hatte sie das ebenfalls gehört und sah nun schockiert zu Pansy. Bella hinter ihr kniff die Augen zusammen. Narzissa griff nach der Hand ihrer Nichte. War sie wirklich Amy? Und waren die beiden eingeweiht darin? Diese zwei Fragen schossen dem Vater durch den Kopf. Wobei, es war doch eigentlich unmöglich. Am war tot! „Sie versucht seit dem Beginn dieses Schuljahres Draco auf ihre Seite zu ziehen, ebenso wie es diese Amy getan hat in Frankreich. Abgesehen davon, hat sie ein ebenso loses Mundwerk.“, alle starrten auf Pansy. Amy rutschte das Herz in die Hose, oder in ihrem Fall eher in das Kleid. War dies nun die Stunde, da sie enttarnt wurde? „Und das tolle: Sathyria hat es sogar geschafft! Erst hat er sie nur verteidigt, wenn sie mich beleidigt hat und dann hat er angefangen ständig ihre Nähe zu suchen. Als sie von den Gryffindor auf dem Quidditchfeld beim Fliegen angegriffen wurde saß er danach stundenlang neben ihrem Bett im Krankenflügel, bis sie von Madame Pomfrey entlassen wurde und hat sich mehrere Male fast mit ihrem Freund Victorian Romulus geprügelt, weil er nicht wollte, dass er Sathyria näher kam. Und die Zugfahrt nach Hause war die Beste! Erst hat er gar nicht mit uns geredet und dann steht er auf wie ein Zombie und sagte er wolle sich mit Sathyria treffen. Als ich meinte, dass ich mit will - immerhin habe ich mir ja Sorgen wegen seines Verhaltens gemacht - hat er mich angeschrien, dass er mich nicht dabei haben will. Niemanden, das waren seine genauen Worte. Und wenn ich daran denke, was alles in Frankreich passiert ist, dann habe ich so den Verdacht, dass Sathyria genauso ist wie diese Muggel Amy...“ In eben diesem Moment platzte Draco der Kragen. Mit einem wütenden Ruck entriss er ihr seinen Arm und schob sie unsanft von seiner Seite. „Wenn du es auch nur noch ein einziges Mal wagst ihren Namen in den Mund zu nehmen!“, drohend hob er seinen linken Zeigefinger. Entsetzt sahen ihn alle an. „Draco, was hat das alles zu bedeuten?“, fragte sein Vater mehr oder weniger ruhig. „Ich kann das alles nicht mehr hören, dass hat das zu bedeuten.“, erklärte er und sah ihn bestimmt an. „Es stimmt, dass Sathyria eine verflixt spitze Zunge hat, aber Pansy tut auch alles, um mit ihr in einen Streit zu geraten. Während sie ihr versucht aus dem Weg zu gehen, muss Pansy absolut alles kommentieren. Es ist wahr, dass ich an Sathyrias Bett gesessen habe, als sie verletzt wurde, aber was ist daran so schlimm? Ich habe es mit angesehen, wie die drei Gryffindor auf sie los gegangen sind. Ich habe sie danach in den Krankenflügel gebracht und versucht die Lehrer von dem zu überzeugen, was ich, Blaise und Crabbe gesehen haben, aber keine wollte uns glauben. Ich stand unmittelbar hinter ihr, als sie den Cruciatus als Bestrafung auf eines der Mädchen gehetzt hat...“ „Und darauf bin ich so stolz!“, flötete Bella. „Und ich wollte im Zug alleine mit ihr sein, weil Pansy mich aufgeregt hat! Seitdem Professor Snap Sathyria nach Frankreich eingeladen hat, hieß es bei ihr nur noch Sathyria hier und Sathyria da und ist sie nicht ein wiederliches kleines Halbblut? Ich hab da eine Kurzmitteilung für dich, Pansy, ich bin viel lieber mit Sathyria unterwegs. Sie hört mir zu.“ Er steigerte sich immer weiter in seine Wut hinein. Sathyria sah schon mit ihrem geistigen Auge, wie er seinen Zauberstab zücken würde und alles in Kleinholz verwandelte. Einen solchen Ausbruch von Gefühlen hatte sie noch nie bei ihm erlebt und auch niemals erwartet. Den Anderen schien es ähnlich zu gehen. Sie waren wie eingefroren. Unfähig sich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu bewegen und mitlweile hatten sogar Umstehende das Gespräch mitbekommen und spitzen die Ohren. Sathyria hob ihren Arm und legte ihn auf Dracos Schulter, strich ihm dann langsam seinen Arm hinunter. „Komm runter, es gucken schon alle.“, murmelte sie, doch es half nichts. Sas Einzige was sich veränderte, war seine Lautstärke, aber damit steigerte sich auch die Intensivität seiner Worte. „Während du dich nur auf Oberflächlichkeiten verlagerst, gibt mir Sathyria wenigstens das Gefühl, dass ich jemandem habe, der versucht mich zu verstehen. Sie weiß viel mehr über mich, als du jemals erfahren wirst.“ „Hey, es reicht, komm runter!“, Sathyria krallte ihre Finger in seinen Ärmel. „Niemand will dir Schaden.“ „Sie hat recht, Draco, bitte halte dich etwas zurück.“, bemerkte Lucius. „Und wage es nicht noch ein einziges Mal "Amy" zu sagen.“, knurrte er noch. Das wars, Sathyria bekam Angst. „Draco, schluss jetzt!“, meinte sie bestimmt und löste sich von Bellatrix. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn von Pansy weg, stellte sich dazwischen. „Es reicht, du hast deinen Standpunkt klar und deutlich formuliert, jetzt lass sie in Ruhe. Sie hat es verstanden.“ „Ich aber noch nicht.“, erklärte Alfons. „Was ist mit Amy, dass du so auf diesen Namen reagierst, Draco?“ „Sie sagen ihn am besten auch nicht mehr.“, knurrte er leise und funkelte den Zauberer böse an, ehe er auf seine Cousine hinunter blickte, die ihn langsam in Richtung Bellatrix drängte, weg von Pansy. „Draco, was erlaubst du dir eigentlich?“, fragte Lucius nun doch schneidender. „Diese Reaktion ist nur verständlich.“, gab Narzissa zum Besten und zog damit die Blicke der anderen auf sich. „Wenn man bedenkt, dass Draco und Amy sich geliebt haben.“ „Was?“, platzte es aus Pansy heraus. Die anderen sahen Dracos Mutter nur schockiert an. Der Erste, der sich aus dieser starre löste war Alfons. Er strich sich durch das Haar und legte eine Hand an den Mund. „Diese Information macht so einiges verständlicher.“, murmelte er. „Hast du ihr das gesagt?“, so ging Draco nun auf Sathyria los, die einen Schritt zurück wich. „Ich bin deine Mutter, ich kenn dich und ich sehe, wenn was mit dir los ist.“, meinte Narzissa nur liebevoll. „Oder glaubst du ich fand es nicht verwunderlich, dass ein so stilles Mädchen einfach über dich hergefallen ist, um auf dich einzuschlagen? Und diese Situation im Bad, die Pansy uns als ein Übergriff seitens Amy geschildert hat, war sicher kein Übergriff ihrer Seits, eher deiner Seits.“ Draco schluckte. Jedes Augenpaar war auf ihn gerichtet. Er sah aus dem Fenster, dann zu Sathyria hinunter. „Ist das wahr, Draco?“, wollte Lucius wissen. Seine Stimme verlor schon wieder an Kraft, als würde der dunkle Lord mit ihm reden. „Und wenn, was würde das ändern? Würdest du sie dann suchen und umbringen?“, fragte er. „Zu spät, sie ist schon tot. Und warum? Weil ihr die Schule angegriffen habt. Angeblich zu meinem und seinem Wohl.“, er nickte in die Richtung von Amy Vater. Narzissa legte ihrem Sohn die Hände auf die Schultern, doch das half nichts. „Ich will mit dir unter vier Augen reden.“, erklärte Lucius. „Danke, ich verzichte.“, Draco nahm die Hand seiner Cousine. „Komm, Sathyria.“, damit zog er das Mädchen hinter sich her, durch die Umstehenden davon. Narzissa ging zu Lucius, um ihn davon abzuhalten seinem Sohn zu folgen. „Lass ihn sich erst mal abreagieren. Diese ganze Geschichte hat ihn schon genug mitgenommen.“ Kapitel 27: Sathyria und Voldemort ---------------------------------- Sathyria kannte diese Uniform. Es war die Gleiche, die sie als Amy besessen hatte. Sie schloss die Knöpfe am Handgelenk ihrer Bluse und strich an dem Rockbund entlang, dicht unter ihrem Brustkorb. Sie stand auf einem Stuhl in ihrem Zimmer und ließ sich von der Schneiderin von Narzissa und Bellatrix einkleiden. Die beiden Frauen saßen daneben in ihren Sesseln und sahen dabei zu. „Draco und dieses wertlose kleine Halbblut.“, knurrte Bellatrix. „Ich kann es immer noch nicht glauben!“ „Ich bin auch halb.“, meinte Sathyria. Dass es auch noch sie war, über die sich Bella aufregte, musste sie ja nicht wissen. „Du bist was anderes.“, erklärte sie und winkte ab. „Bei dir würde mir das nichts ausmachen.“ „Bella, sie ist seine Cousine!“, warf Narzissa nur. „Na und? Als ob die Reinblüter nicht eh schon immer unter Inzest gelitten hätten. Es gibt einach zu wenige von uns.“ Amy seufzte. Den ganzen Tag ging das schon so. Draco war gar nicht erst zum Frühstück erschienen und sein Vater hatte sie rund gemacht, warum ihm keiner etwas gesagt hatte, bezüglich der Affäre zwischen Draco und Amy. Leider drückten sowohl er, als auch Alfons immer weiter auf die Einzelheiten, bis Sathyria gar nichts anderes übrig blieb, als alles zu erzählen, was sie offiziel wusste, bis hin zu ihrem Geburtstag, an dem sie mit Draco vermutlich geschalfen hatte. Alfons hatte sich wie immer die ganze Zeit nur bei Lucius entschuldigt, bis dem der Kragen geplatzt war. Ihm war nicht wichtig, dass es PASSIERT war, sondern dass er nichts davon WUSSTE. Solange sein Sohn nicht unbedingt eine Familie mit ihr gründete. konnte er sich ruhig bei ihr austoben, so hatte er sich ausgedrückt. Amy hatte dazu nichts gesagt. Über diese Aussage hatte sie nur mit den Augenbrauen gezuckt und Narzissa hatte zu ihr hinüber geschielt, für den Fall eines Anfalls von unkontrollierter Magie. Passiert war aber nichts. Nachdenklich drehte Narzissa Amys Zauberstab zwischen den Fingern. „Wollt ihr eine ehrliche Antwort von mir? Mir wäre es egal gewesen, ob er Amy erwählt hätte oder nicht.“ „Was redest du da?“, fragte Bellatrix empört. „Die gute Linie von Reinblütern wäre durchbrochen!“ „Ich möchte nur, dass er glücklich ist, auch wenn ihn ausgerechnet das glücklich gemacht hätte.“, gab sie zu bedenken. „Er ist mir wichtiger als das Blut.“ „Oh, Narzissa, bist du krank geworden? Bestimmt, wir müssen dich ganz schnell untersuchen lassen.“, Bella schüttelte den Kopf. „Was wird nur der dunkle Lord dazu sagen?“ Narzissa hielt lieber den Mund. In Bezug auf Voldemort konnte Bellatrix anstrengend sein. Und einer Auseinandersetzung mit ihr wollte sie lieber aus dem Wege gehen. So gut sie sich auch verstanden, Bella würde sicher nicht zögern sie als Blutschande zu ächten und mit dem tödlichen Fluch zu belegen. Die Schneiderin wedelte mit ihrem Zauberstab und Amys Rock schnitt sich auf die richtige Länge. Ein lauter Knall ließ die vier Frauen herum fahren. Draco hatte die Tür zu Amys Zimmer aufgestoßen und marschierte auf sie zu, dicht gefolgt von Lucius und Alfons. „Draco, bleib endlich stehen!“, befahl sein Vater scheinbar zum hundertsten Mal. Er hatte seinen Zauberstab in der Hand, war aber natürlich nicht gewillt ihn gegen seinen Sohn einzusetzen. Wut schnaubend blieb er vor Sathyria stehen. „Du hast ihnen gesagt, dass ich mit Amy geschlafen habe?“, fragte er mit einem flehenden Blick, dass sie das verneinen sollte. „Ich musste, es ging nicht anders.“, murmelte sie leise entschuldigent. Draco wirbelte herum und hob die Hände an den Kopf. Er war vollkommen verzweifelt. „Ich hab dir das im Vertrauen erzählt!“, heulte er und fuhr herum. Er klang nicht sauer, eher als wäre er am Rande eines katastophalen Nervenzusammenbruches. Amy ging in die Hocke und kletterte von ihrem Stuhl hinunter. „Reg dich nicht auf, bitte.“, sie ging auf ihn zu und griff nach seinen Armen. Ruhelos, sah sich Draco um. So hatte er sich vier Tage mit Sathyria nicht vorgestellt. Er wollte nicht mit seinen Eltern über seine Liebe zu einer Toten reden, sondern mit Sathyria im Garten spazieren oder vorm Kamin sitzen und weiterhin diese Eigenschaften an ihr finden, die er auch schon an Amy gemocht hatte. War es egoistisch, dass er seine Cousine dazu benutzte, um sich an Amy Turner zu erinnern? Narzissa stand auf und ging ebenfalls zu ihrem Sohn. „Beruhige dich Draco.“, der Angesprochene begann zu zittern. Sein Innerstes war aufgewühl. Rastlosigkeit. „Vielleicht wird er krank?“, überlegte Bella. „Ach was, krank“, Lucius winkte ab, er wusste allerdings selbst nicht was mit seinem Sohn los war. So verstört hatte er ihn noch nie gesehen. Beinahe panisch sah sich Draco in Sathyrias Zimmer um. Bis Amy schließlich nach seinem Gesicht griff. Fest hielt sie es zwischen ihren Händen und schob es so, dass er seine Augen nur noch auf sie richten konnte. „Guck mich an, Draco.“, verlangte sie ruhig. „Komm runter, beruhige dich.“ „Amy“, flüsterte er und griff nach ihrer Taille. „Wieso hast du es ihnen gesagt?“ Alfons hörte nur ein Wispern von Lucius Sohn, aber er hatte seine Cousine eindeutig Amy genannt. War er der Einzige, der das verstanden hatte? In der Hoffnung auf ein Anhaltszeichen sah er sich um und entdeckte etwas, von dem er nicht gedacht hätte, es jemals wieder zu sehen. Ein ca. siebenundzwanzig Zentimeter langer Zauberstab lag auf dem Sessel in dem Narzissa gesessen hatte. Nichts auffälliges in dieser Welt, doch selbst aus der Entfernung erkannte er ihn. Er sah zu dem schwarzhaarigen Mädchen, das immer noch leise auf Draco einredete und seiner Mutter, die ihm über den Rücken strich. Er nutzte die Gelegenheit und überwand die Distanz zwischen sich und dem Sessel um den Zauberstab näher unter die Lupe zu nehmen. Ganz eindeutig, das war er. Ein Weißdorn, elf Zoll und wenn er raten müsste konnte er mit Bestimmtheit sagen, dass der Kern das Haar einer Veela war. Hatte er sich geirrt? War seine Tochter gar nicht gestorben sondern lebte weiter, nur unter einem anderen Namen und mit anderer Identität? Verschiedene Gefühle ströhmten auf Alfons ein. Ratlosigkeit gehörten zu ihnen, aber auch... Freude? Ja, das war das Gefühl. Wenn dieses Mädchen tatsächlich nicht Sathyria Tonks, sondern Amy Turner hieß, dann musste seine Tochter noch leben. Das würde doch erklären weshalb sein Glas am vergangenen Abend zersprungen war und auch woran sie ihn erinnerte: an seine Tochter. Er legte den Stab wieder zurück an seinen Platz, genau in dem Moment, wo Draco vorn über sackte und in den Armen des Mädchens versank. „Ich glaube Draco braucht einen Arzt.“, sagte die Elfjährige und strich ihrem Cousin über die Haare. Ja, definitiv, das war doch ihre Stimme, oder nicht? Hatte er vielleicht Halluzinationen? Lucius ging zu seinem Sohn. Er wollte ihn in sein eigenes Zimmer bringen. Neben ihm verließ auch die Schneiderin das Zimmer, nachdem sie von Narzissa bezahlt worden war. Zwischen Sathyria und Lucius schlurfte Draco in sein Zimmer und legte sich dort ins Bett. Bella lief an ihnen vorbei um mit Hilfe des Flohnetzwerkes einen Arzt aufzutreiben. Kaum war sie weg und Lucius wieder zurück bei Alfons, um seiner Frau den Platz neben Dracos Bett zu geben, sah Alfons seinen Freund gespannt an. Er wusste nicht ob er eingeweiht war oder nicht, aber er war sich sicher, dass dieses Mädchen Amy war. „Kommt dir Sathyria nicht verdächtig vor?“ „Wie meinst du das?“, wollte Lucius wissen. „Die Stimme, die Art sich zu bewegen, ihr ganzes Auftreten.“ „Was soll damit sein?“ „Hast du nicht gehört, dass Draco sie Amy genannt hat?“ Lucius rollte mit den Augen. „Alfons, bitte, Draco scheint krank zu sein, vielleicht hat er Fieber und halluziniert.“ „Und wie erklärst du dir dann, dass dieses Mädchen Haar genau den Zauberstab besitzt, den Amy hätte bekommen sollen? Weißdorn, elf Zoll und ich bin mir sicher sein Kern ist das Haar einer Veela.“ „Alfons, jetzt hör mir mal zu, du bist selbst ins St. Mungo gefahren und hast den Körper deiner Tochter gesehen. Tod. Du warst bei ihrer Verbrennung dabei und ihre Asche steht bei dir zu Hause auf dem Kaminsims, was brauchst du noch für Beweise?“ Alfons sah zur Seite. Er war da gewesen, ja. Er hatte den Zeitungsartikel genutzt, um aufzutauchen und den Tod seiner Tochter zu betrauern. Natürlich diente das rein dem Schutz. Offiziell gesehen. Doch inoffiziell... Hatte sie nicht vielleicht doch zum Schluss ihre Kräfte wieder erlangt...? Nein, bestimmt irrte er sich. Amys Blockade war irreparabel. Sie war tot, er hatte sie selbst gesehen. Sein Freund in dem Hospital hatte ihm genau rekonstruieren können, was geschehen war und ihm seine Tochter in einer schneeweißen Urne nach der Verbrennung mitgegeben. Er verwarf den Gedanken wieder, dass Sathyria in Wahrheit Amy war und spürte, wie das Herz ihm schwer wurde. Er konnte ja nicht ahnen, dass er von den Ärzten im Krankenhaus einen verzauberten Baumstamm vorgelegt bekommen hatte. Er war so darauf fixiert in Lucius Augen zu gucken, der immer noch felsenfest davon überzeugt war, dass Alfons einem Hirngespinst verfallen war, dass er gar nicht merkte, wie Sathyria zu ihnen gekommen war und an Lucius heran trat. „Ich denke Draco hat Fieber.“, erklärte sie ihm und sah zu Lucius hoch mit ihren großen, schwarzen Augen. „Er glüht förmlich. Wenn es möglich wäre, würden Rauchwolken aus seinen Ohren schießen.“ Lucius sah zu ihr hinunter, nickte und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Lass uns lieber unten warten.“, schlug er vor, wenn es auch eher ein Befehl war, und schob sie an Alfons vorbei in Richtung Treppe. Stille war im Salon des Malfoy-Manor eingekehrt, nachdem Bella mit einem Arzt zurück gekommen war und der zu Narzissa und Draco ins Zimmer ging. Sathyria, die immer noch in ihrer Schuluniform herum lief, hatte einen kleinen Tisch zu den Sessel geschoben, in dem Bellatrix saß und spielte mit ihrer Tante Zauberschach. Alfons und Lucius saßen daneben und sahen den beiden stumm zu. Die einzigen Worte, die diese geräuschlose Wand durchbrachen, waren die Namen der Felder auf die ihre Figuren rücken sollten. „Schach und Matt“, erklärte Bella irgendwann zum wiederholten Mal grinsend und Sathyria ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen. „Gib es auf, mein Schatz.“, forderte Bellatrix lachend. „Ich glaube das sollte ich, das nagt an meinem Selbstvertrauen.“ Bella kicherte leise und klopfte auf ihre Armlehne. Als Amy sich erhob sah ihr Vater auf und folgte ihr. Doch, diesen Gang kannte er. Sie umrundete den Tisch und ließ sich auf die Armlehne ihre Tante fallen, die sie gleich neben sich auf die Sitzfläche zog. Zusammen quetschten sie sich in das gepolsterte Monstrum. Der Arzt, den die Hexe gerufen hatte, betrat zusammen mit Narzissa den Raum und trat an die kleine Gruppe heran. „Mr. Malfoy hat sich nur eine kleine Grippe eingefangen, nichts weltbewegendes.“, versicherte er beruhigend. „Ich lasse ihnen einen Trank da, den er bitte bis zum Schulbeginn drei mal täglich nimmt und wenigstens für heute und morgen verordne ich ihm strenge Bettruhe.“ Lucius erhob sich und schüttelte dem Mann die Hand, dann verschwand der durch den Kamin. Als Narzissa sicher war, dass er weg war, setzte sie sich in einen der noch freien Sessel und sah jeden einzelnen von ihnen eindringlich an. „Ich bin der Meinung, dass wir aufhören sollten, Draco weiter mit diesen Geschichten über Amy zu konfrontieren.“, meinte sie ernst. „Gerade das regt ihn besonders auf und ich möchte gerne vermeiden, dass mein einziger Sohn noch in den Wahnsinn getrieben wird.“ Widerwillig nickten Alfons und Lucius. Sathyria legte nur ihren Kopf auf Bellas Schulter, die ihr über die Hand streichelte. „Das Mädchen ist eh tot. Es bringt nichts mehr über sie zu philosophieren.“, stellte die Frau klar, woraufhin sich alle Blicke auf sie konzentrierten. Doch Narzissa hatte recht. Mit ihrer Fragerei hatten sie Draco nur dazu gebracht, dass er ausgerastet war. Vielleicht sollten sie ihre Neugierde zügeln. „Schläft er?“, fragte Amy, Narzissa nickte. Ein Knall ließ sie alle aufschrecken. Lucius erhob sich und ging zu dem Fenster. Augustus Rookwood marschierte die Auffahrt hinauf, in Begleitung von Walden Macnair. „Das Treffen“, brachte Lucius hervor. „Das habe ich bei dieser Aufregung vollkommen vergessen.“ „Treffen?“ „Die Todesser, mein Liebes.“, erklärte Bellatrix. „Komm, Sathyria, wir gehen lieber hinauf.“, bemerkte Narzissa und sprang förmlich aus dem Sessel. „Aber ich möchte sie unserem dunklen Lord vorstellen!“, warf Bellatrix ein. „Ich glaube das ist keine gute Idee.“, bemerkte ihre Schwester und zog Sathyria aus den Armen ihrer Tante. „Wir gehen lieber beide hinauf in Dracos Zimmer.“ Das Feuer im Kamin loderte auf und im nächsten Moment traten Yaxley und Pius Thicknesse in den Raum. „Ihr habt das kleine Halbblut also immer noch hier?“, war Yaxleys erste Bemerkung, ohne auch nur „Hallo“ zu sagen. Narzissa reagierte nicht, dafür aber Bellatrix. „Sie ist eine kleine, begabte Hexe“, erklärte sie. „Und mit der richtigen Erziehung, kann sie uns sicher von Nutzen sein. Sie schafft Folterflüche, von denen du nur träumen kannst!“, stolz strich sie ihrer Nichte über den Arm. „Komm, Sathyria, wir gehen hinauf.“, damit zog Narzissa sie hinter sich her, noch ehe weitere Todesser dazustoßen konnten, wobei Pius in der Tat ja eigentlich kein Todesser war, sondern nur Yaxleys Marionette. Narzissa führte sie beide in Dracos Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. „Sicher, dass das hier Schutz genug ist?“, fragte Amy und sah sich um. Ihr war unwohl bei der Sache. Sie konnte förmlich spüren, wie das Haus immer voller wurde. „Ich hoffe, dass Lucius sich durchsetzen kann und wir hier ungestört bleiben. Immerhin muss Draco sich ausruhen. Mit dem dunklen Lord würde das nicht funktionieren.“ Mit einem mal schien es noch stiller zu werden. Jegliches Leben kroch aus dem Mafloy Manor und aus seinen Gärten und das Feuer in Dracos Kamin flackerte kurz. „Ist er da?“, flüsterte Amy, beinahe ehrfurchtsvoll. Narzissa nickte. „Er und alle seine Todesser.“ Amy schluckte und ging um das Bett von Draco herum, soweit wie möglich von der Tür weg, wie sie nur konnte. Der Junge in dem Kissen kniff kurz angestrengt die Augen zusammen. Amy nahm seine Hand und drückte sie leicht. Auf der anderen Seite lies sich Narzissa auf einem Stuhl nieder und strich ihrem Sohn über die Haare. Sie schwiegen mehrere Stunden, wie es Amy schien, doch sie wusste, dass es nur einige Augenblicke waren. Gedankenverloren streichelte sie Draco über das dunkle Mal an seinem Arm, dass sie so schön fand, aber von dem sie gleichzeitig wusste, dass es ihn als Todesser markierte. Etwas quietschte. Erschrocken fuhr Narzissa herum und sah zu der Tür. Amys Blick hob sich und sie griff fester die Hand ihres Freundes. Es klang wie das leise Drehen eines Schlüssels. Das Schloss der Tür wurde von der anderen Seite mit Hilfe eines Zaubers geöffnet. Narzissa schluckte. Laut schlug die Tür auf. Das schlangenhafte, nasenlose, bleiche Gesicht Voldemorts, schien durch die dunkle Robe und die Finsternis im Flur beinahe zu leuchten. Schockiert wich Amy von dem Bett zurück und blieb wie angewurzelt mit dem Rücken zur Wand stehen. So hatte sie sich diesen Mann definitiv nicht vorgestellt. Eher... menschlicher? Schwebend, oder vielleicht auch gleitend wie eine Schlange bewegte er sich durch den Raum. Bellatrix folgte, Lucius und Alfons blieben in der Tür stehen und versperrten so den anderen Todessern den Weg. Narzissa neben dem Bett ihres Sohnes sprang auf und sah stolz, aber ehrfürchtig zu dem Mann, der da auf sie zu kam. „Mein Lord“, begrüßte sie ihn. „Ich grüße dich, Narzissa Malfoy“, säuselte er mit einer heiseren, aber aalglatten Stimme. „Wie geht es deinem Sohn?“ „Schlecht, mein Herr, er schläft.“ „Ja, das ist auch gut so.“, bemerkte er, doch der Ton seiner Stimme war eher gleichgültig. Er streckte die Hand nach dem Weißblonden aus. Obwohl er schlief, schien Draco die berührung seines Meisters unangenehm zu sein. Fest presste er die Lider aufeinander, als die knöchrige Hand einige Zentimeter über seinem Gesicht durch die Luft strich. Er drehte den Kopf in Richtung Sathyria und öffnete die Augen nur einen kleinen Spalt. Die Hand, die ihr am nächsten war streckte, die Finger nach ihr aus, krallte sich dann aber in das Lacken. Interessiert beobachtete Voldemort diese Bewegung und richtete seinen Blick dann schlagartig auf Sathyria. „Oh“, gab er überrascht zum Besten, als hätte er sie vorher gar nicht bemerkt. „Wen haben wir denn da?“ Er ließ von Draco ab und glitt beinahe schon abgehackt und mit vorgebeugtem Oberkörper um das Bett herum. Sathyria verkrampfte sich noch mehr. Ängstlich sah sie dem ... DING entgegen, das dort auf sie zuschwebte und sie in einem nahezu perfektem Kreis umrundete. Von oben bis unten sondierte der dunkle Lord das Mädchen. „Deine Tochter, Bella?“, säuselte er. „Nein, mein Herr, leider nicht. Meine Nichte.“ Sein Blick glitt rüber zu Lucius. „Ich dachte ihr habt nur einen Sohn?!“ „Die dritte Schwester, Herr, Andromeda Tonks.“, berichtigte er seine Gedanken. „Ach ja.“, mit einem Ruck wand sich Voldemort wieder an Amy, die ihren Atem anhielt. „Das Halbblutkind, wie hieß sie noch?“, diese Frage war eindeutig an Sathyria selbst gerichtet. Mit bebender Unterlippe sah sie zu ihm auf. Bellatrix im Hintergrund hob neugierig die Nase. Das Mädchen schluckte. „Sathyria Tonks“, antwortete sie beinahe quietschend. „Mein Herr(?)“, sie verschluckt das Ende beinahe, senkte den Blick und vollführte einen zittrigen Knicks. Heiser begann Voldemort zu lachen und sah belustigt zu seinen Todessern, die sofort einstimmten, mit Ausnahme von Alfons, Lucius und Severus Snape, der sich nach vorn geschoben hatte. Lächelnd wandt er sich wieder an Amy und packte ihren Kiefer bestimmend und zwang ihren Kopf in den Nacken, dass sie ihn ansehen musste. Die Furcht in ihrem Blick gefiel ihm. In seiner eigenen, kranken Welt geilte er sich nur zu gerne an der Angst seiner Untertanen auf. „Deine Lehrer halten viel auf dir, Halbblut, deswegen darfst du auch mit in die neue Schule.“ „Ich bin darauf auch sehr stolz und dankbar.“, presste sie so gut es ging zwischen den Zähnen hervor. „Das will man auch meinen.“, er nickte und führte die freie Hand zu dem Körper des Mädchens. Mit spitzen, krampfhaft gerade gehaltenen Fingern, griff er nach ihrem Zauberstab und zog ihn aus ihrem Rockbund heraus. Interessiert betrachtete er das Instrument. „Weißdorn?“, fragte er säuselnd. „Ja, Herr.“ Er nickte. „Kern? Länge?“ „Das Haar einer Veela, Sir. Elf Zoll.“ Alfons schluckte. Wusste er es doch. Das Haar einer Veela. Voldemort gab dem Mädchen ihren Zauberstab wieder zurück. Beinahe im selben Moment überwand Bella die Distanz zu den beiden. „Sie hat großes Potenzial, mein Lord“, erklärte sie voller Stolz. „Darum haben wir sie jetzt schon von unserer verräterischen Schwester weg geholt. Sie kann uns sicher von Vorteil sein.“ Voldemort sah noch einmal in die finsteren Augen des Mädchens. „Severus, du hast sie doch beobachtet, wie schätzt du das ein?“ Der Angesprochene sah zwischen Amy, Bella und auch Draco hin und her und schließlich zu Voldemort. „Ich stimme Bellatrix zu.“, meinte er. Der Dunkle Lord lachte. „Dann gehört sie in deine Obhut, Bella, mach aus ihr eine Hexe, die zu uns passt. Und streicht den Namen ihres Schlammblutvaters!“, befahl er noch, als er sich herum drehte. Er rauschte hinaus, seine Anhänger machten im Platz und folgten dann. Bellatrix strich ihrer Nichte durch das Haar und drückte ihr dann einen ihrer kalten Küsse auf die Schläfe. „Ich bin stolz auf dich!“, erklärte sie freudig und tänzelte hinaus. Lucius warf noch einen Blick auf Sathyria, dann auf Draco und seine Frau und folgte ihr. Alfons sah nur auf seine Tochter, von der er nun sicher war, dass sie es war, und folgte ihm. Magisch schloss sich die Tür hinter ihnen, aber die dunkle Präsenz von dem-dessen-Name-nicht-gennant-werden-darf blieb unausweichlich. Amy musste schlucken um die Starre, die immer noch auf ihr lag, los zu werden, dann sprang sie förmlich zurück zu Dracos Bett. Er richtete sich halb auf, als sie auf die Matratze hüpfte und beide Arme um ihn warf. Dass sie gerade in Lebensgefahr geschwebt hatte, war ihr so deutlich wie noch nie. Und dass sie dem Tod gerade so durch die Finger geschlüpft war brachte nun sie, wie Draco einige Stunde zuvor, beinahe an den Rand des Wahnsinns. Kapitel 28: der zweite Teil der Wahrheit ---------------------------------------- Die Nacht kam genauso schnell, wie die Todesser vor einigen Stunden. Seitdem die anderen gegangen waren, hatten Alfons und Lucius sowohl Narzissa als auch Sathyria nicht mehr gesehen. Bellatrix war irgendwohin verschwunden, wohin genau allerdings, war ein Rätsel. Doch Alfons war das egal. Er und Lucius saßen schweigen vor dem Kamin und sahen in die Flammen. Abgesehen von dem Knistern der Scheite, war nichts zu hören. Mr. Turner schwenkte sein Glas, nippte kurz daran und betrachtete den Ring an seinem Finger. Der Rubin funkelte ihn an. „Und woran denkst du?“, fragte Lucius mit einem mal. „An dies und das.“, antwortete er nur. Er wollte ihm nicht schon wieder erklären, dass er der Meinung war, dass Sathyria Amy war. Bei diesem Thema hatte er mehr Chancen eine Wand zu überzeugen. Aber irgendein Beweis musste sich doch finden lassen, oder nicht? So wie es aussah akzeptierten sie alle Sathyria Tonks, warum dann also nicht auch Amy Turner? Was er wollte war einfach: Er wollte seine Tochter zurück. Es war schwer zu verstehen, selbst für ihn, aber er vermisste sie. Nach ihrem Tod hatte er einen fürchterlichen Klos im Hals gehabt und nun mit der Gewissheit, dass sie noch lebte, auch wenn es dafür keinen konkreten Beweis gab, war er mit einem mal wieder zuversichtlich, was die Zukunft betraf. Er hatte wieder einen Grund, das alles, was geschah, zu überstehen. Ob er einfach mit ihr reden sollte? Aber vielleicht würde sie ihn auch gar nicht sehen wollen. Ach, das war doch schwachsinnig, oder nicht? Weshalb sollte sie es ihm gegenüber nicht zugeben, dass sie noch lebte? Sie war doch immerhin seine Tochter! Und nachdem er das von ihr und Draco wusste und das Geschehene vom Sommers Revue hatte passieren lassen, war alles so eindeutig gewesen. Die einzige Frage, die er sich noch immer stellte, war die, wie zum Geier sie nun doch an ihre magischen Fähigkeiten gekommen war. Und wie war sie innerhalb kürzester Zeit zu einer Schülerin geworden, die von ihren Lehrern hoch gelobt wurde, obwohl sie doch noch nicht so lange von der Zaubererwelt wissen konnte. Erneut schwenkte er das Glas. „Es geht um Sathyria, stimmt es?“, fragte Lucius seufzend. „Du hast es gehört, das Haar einer Veela.“ „Vergiss es endlich.“ Aber er konnte nicht vergessen. In einem Zug leerte er sein Glas und stand auf. „Ich werde mich hinlegen.“, verkündete er. „Schlaf gut, Lucius.“ „Ja, du auch.“ Damit verließ Alfons das Zimmer und stapfte die Treppe hinauf. Sein Zimmer lag, ebenso wie das von Draco, seinen Eltern, Bellatrix und Sathyrias, in der zweiten Etage. Bereits im Gehen öffnete er seine Krawatte und bog ab, auf dem Weg zur zweiten Treppe. Während er so weiterhin über Amy und Sathyria nachdachte, kam er irgendwann an ihrem Zimmer vorbei. Nichts war daraus zu hören. Vielleicht war sie auch noch bei Draco? Doch diese Räume waren so Schalldicht isoliert, dass es ohne die Tür zu öffnen nicht möglich war heraus zu finden, in welchem Raum sich wer befand. Es gab nur einen einzigen zweiten Weg und das war spionieren. Leider war er kein Animagus und selbst wenn, konnte er sich nicht sicher sein, dass er dann klein genug war, um irgendwie unbemerkt in ein anderes Zimmer zu gelangen. Er musste an Wanzen denken, oder wie die kleinen Geräte hießen, die Muggel einsetzten, um sich gegenseitig auszuspionieren und überlegte, wie er solch einen ähnlichen Zauber vielleicht anwenden konnte. Hatte er vielleicht etwas das klein genug war um es durch den Türspalt hindurch zu schieben? Er überlegte und ging weiter zu seinem Zimmer, das dem von Amy gegenüber lag, und drückte gerade die Türklinke hinunter, als die Zimmertür von Draco aufging und Sathyria und Narzissa heraus kamen. Leise schloss die Schwarzhaarige sie wieder hinter ihnen. „Oh, Alfons, alles in Ordnung? Brauchst du was?“, fragte Narzissa freundlich und kam auf ihn zu. „Nein, ich bin müde, ich lege mich hin.“, meinte er lächelnd. „Ich wünsche dir eine angenehme Nacht.“, erklärte Narzissa und öffnete hinter ihm die Tür zu Sathyrias Zimmer. Das Mädchen ignorierte ihn, während sie neben ihrer Tante stand. Irgendwie gefiel ihm das nicht. Wenn Amy wirklich Sathyria war, weshalb ging sie ihm dann so stur aus dem Weg? War es denn zu viel verlangt, wenn sie ihn wenigstens ansah? „Auch dir eine gute Nacht, Sathyria.“, sprach er sie also in einem liebevollen Ton an. Erschrocken hob sie den Blick und sah ihn mit tellergroßen, schwarzen Augen an. Irgendwie musste er lächeln. Dieses Mädchen, sein Mädchen, wirkte so unschuldig... Der freundliche Blick, den er aufgesetzt hatte und die leichten Krähenfüßchen an seinen Augen, zwangen nun auch sie dazu die Mundwinkel zu heben. „Danke schön, Sir, ihnen auch...“, murmelte sie schüchtern. Narzissa öffnete ihre Zimmertür und ließ Amy eintreten. Alfons drehte sich herum und sah auf der Kommode neben seiner Tür einen Kaktus stehen. Die Idee überkam ihn sofort. Schnell brach er einen Stachel ab, tippte ihn mit dem Zauberstab an und sprach eine Formel, dann warf er ihn durch den sich schließenden Türspalt in das Zimmer des Mädchens. Niemand schien es bemerkt zu haben. Mit einem Grinsen ging er in sein Zimmer, schloss die Tür und nahm den Kaktus von der Kommode. Er brachte ihn hinüber zu seinem Nachttisch und stupste ihn mit seinem Zauberstab an, beinahe im selben Moment konnte er leise aber deutlich Narzissas Stimme hören. „Wenn du das machst, kann es ihn genauso aufregen, als wenn Alfons und Lucius wieder mit dem Thema anfangen.“, stellte die Frau fest. Irgendwas schnappte im Hintergrund auf. „Draco hat Fieber, sollte er sich überhaupt daran erinnern, dann würde er sich vielleicht denken, dass es ein Fiebertraum war.“ „Ein Fiebertraum der rein zufällig in sein Zimmer marschiert, alles klar. Du weiß nicht was passiert, wenn mein Mann plötzlich auf die Idee kommt nach ihm zu sehen und dich da erwischt. Das ist Wahnsinn.“ Sathyria seufzte lautstark. „Mach es nicht. Ich rate dir davon ab.“ Kurz war es still. Irgendwas machte einen Ton als würde ein Korken gezogen werden, dann kam Sathyria wieder zu Wort. „Ich würde ihm nur gerne ein einziges Mal als... na ja, als ich selbst gegenübertreten. Diese Gelegenheit hab ich vielleicht nie wieder.“, murmelte sie traurig. „Amy“, zischelte Narzissa. Alfons wurde hellhörig. Er hatte es gewusste, er wusste es! „Amy ich habe den anderen geschworen, dass dir kein Todesser etwas antut!“ Alfons musste sich zurück halten nicht freudig auf und abzuspringen. „Ich weiß...“, hörte er seine Tochter seufzen. „Und weißt du was passiert, wenn Lucius, Bella oder sogar dein Vater heraus finden, dass du noch lebst und dann auch noch hier unter uns bist?“ Alfons stutzte. „Sie würden mich vermutlich so schnell es geht umbringen.“, Amy seufzte erneut. „Aber... ich will doch nur kurz.“ „Amy, NEIN!“, knurrte Narzissa. „Und nun trink den Vielsafttrank! Die Verwandlung muss aufrecht erhalten bleiben!“ Erneut war es still bei den beiden, aber nur für wenige Sekunden. „Na geht doch.“, meinte Narzissa zufrieden. Erneut hörte man einen Stöpsel, dann das Klappern von Flaschen und etwas wurde verschlossen. „Nun geh ins Bett Kind.“ „Ist gut.“ Das schwere Seufzen seiner Tochter war das Ende der Unterhaltung. „Und denk daran: In sechs Stunden spätestes musst du ihn wieder nehmen.“, ermahnte Narzissa. „Und auch wenn es dann mitten in der Nacht ist: Keine heimlichen Ausflüge hinüber zu Draco! Das Risiko ist viel zu hoch.“ „Ich weiß, du hast ja recht.“ Dieses mal war es Narzissa die seufzte. Leise quietschte ein Bett, dann bewegte sich scheinbar eine schwere Decke. „Ich wünsch dir eine schöne Nacht, Kleines.“ „Ich dir auch.“ Die Tür ging auf und die nächste Stimme war die von Bellatrix Lestrage. „Ich will ihr noch einen Kuss geben!“, singsangte sie und gleich darauf hörte man einen lauten Schmatz. „Schlaf gut, Tante Bella.“ „Das werde ich, das werde ich!“, erklärte sie. „Komm jetzt, Bella, lassen wir sie schlafen.“, Narzissa lachte, als hätte es das Gespräch vorher nie gegeben. „Und du denk daran, was ich dir gesagt habe!“ „Was hast du ihr gesagt?“ „Nächtliche Ausflüge in Dracos Zimmer sind verboten.“ „Ah, da läuft der Hase also lang!“, die Belustigung in Bellatrix Stimme war heraus zu hören. „Hör auf deine zweit liebste Tante, Sathyria, Draco braucht seine Ruhe.“ „Aye Aye, Captain Lestrange.“ Bella quietschte vor Begeisterung. „Gute Nacht“, damit schien sie den Raum zu verlassen. „Ich werde jetzt Andromeda schreiben. Wir sehen uns dann zum Frühstück.“ Die Tür schloss sich. Man hörte noch kurz ein paar Decken, die sich bewegten, dann kehrte Stille ein, in dem Zimmer gegenüber. Alfons schluckte. Angst. Sie hatte Angst vor ihm. Nachdenklich stand er auf. Konnte man dagegen etwas machen? Er wartete einen Moment, sodass er sicher sein konnte dass niemand auf dem Flur war, dann steckte er den Kopf hinaus und wies mit der Spitze seines Zauberstabes zu dem unteren Türspalt der gegenüber liegenden Tür. „Accio Kaktusdorn“, murmelte er und konnte noch gerade so das spitze Ding auffangen, ehe es in seinem Gesicht landete. Ihre Koffer wurden in den Zug gebracht, kurz nachdem sie auf ihrem Gleis ankamen. Sathyria und Draco verabschiedeten sich von seinen Eltern und stiegen dann ein. Die Wagen waren wesentlich leerer, als die des Hogwartsexpresses. Das war auch nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass noch nicht einmal einhundert Schüler von Hogwarts nach Frankreich fuhren. Die Todesser hatten dafür gesorgt, dass Reporter vor der Fahrt anwesend waren, um für ihren Artikel für den nächsten Tag zu recherchieren, in dem sie natürlich diese ganze Schulaktion glorifizieren wollten. Offiziell hieß es, dass die besten und talentiertesten Schüler von Hogwarts nach Südfrankreich geschickt wurden, um dort nur von den besten Zauberern und Hexen zu lernen, dami sie eines Tages die Spitze ihrer Welt anführen konnten. Wer eins und eins allerdings zusammen zählen konnte, wusste natürlich, dass es sich hierbei vorwiegend um eine Säuberung der Zaubererlinien handelte und dass vermutlich nicht mal die Halbblüter, die man eingeladen hatte, lange in dem Regime überlebten. Böse Zungen behaupteten sogar, dass man sie nur mitgenommen hatte, um an ihnen die unverzeihlichen Flüche lehren zu können. Im Prinzip war die ganze Aktion also schlicht und ergreifend nur traurig. Draco schob eine Abteiltür auf und ging vor Sathyria hinein. „Das sieht doch ganz gemütlich aus.“, meinte er und ließ sich auf die Bank fallen. Amy nickte und sah neugierig auf den Gang hinaus. „Wartest du auf irgendwas?“ „Victorian, Tracey und Vaisey…“, erklärte sie nickend. Er seufzte. „Nein, oder? Nicht der schon wieder. Musst du denn immer mit Romulus auf einer Stelle hocken?“ „Er ist immer noch mein Freund, Draco.“ „Ja, schon, aber...“ „Ich werde ihn sicher nicht einfach so fallen lassen, wie du deine Freunde in Frankreich.“, vollkommen verdattert sah er Sathyria an. Sie schlug sich die Hände vor den Mund. „Entschuldige bitte.“ Wieso hatte sie das nur wieder gesagt? Sie war so aufgeregt, wieder an ihre alte Schule zu kommen, dass sie schon ein paar mal solche Spitzen fallen gelassen hatte. Aber wie lange würde Draco sich das noch von ihr gefallen lassen? Er wandt den Blick von ihr ab und sah aus dem Fenster. „Entschuldige bitte, Draco, dass war so nicht gemeint!“, beteuerte sie. Sie ließ sich neben ihm auf den Sitz plumpsen. Er sagte nichts, sah nur weiter hinaus und zu dem anderen Zug, der nach Hogwarts fahren würde. „Warum sagst du es dann?“, fragte er nach einer Weile traurig. „Ich weiß nicht...“, murmelte sie. „Es ist mir so heraus gerutscht.“ „Hallo, Sathyria, lange nicht gesehen!“, rief eine fröhliche Stimme und der dazugehörige Junge spazierte in das Abteil. „Victorian!“, freute sie sich und sprang auf, doch die Freude ihres Freundes war bereits wieder verflogen. Er hatte Draco entdeckt. „Hast du in ihrem Mantel einen Sensor oder so was versteckt, oder wieso klebst du an ihr, wie eine widerliche Klette?“, keifte er ihn an. Draco sprang auf, legte einen Arm um Sathyria und zog sie an sich. „Wir sind zusammen hergekommen, was dagegen, Romulus? Zufällig hat sie die letzten vier Tage bei mir gewohnt.“ „Das gibt dir aber noch lange nicht das recht dich aufzuführen, als würde sie dir gehören!“ „Jungs, könnt ihr nicht mal endlich damit aufhören?“, schrie Tracey Davis von der Eingangstür. „Ihr beide macht mich so fertig, das glaubt ihr gar nicht!“ „Sathyria mag euch beide, kommt damit klar.“, knurrte Vaisey und ließ sich in dem Abteil auf einen Platz fallen. Draco waren die beiden egal. Sie kamen ihm nicht in die Quere was Sathyria betraf, aber Victorian Romulus ging ihm doch gewaltig gegen den Strich. Zu allem übel ließ der auch noch gerade seinen Rucksack auf die Bank fallen und setzte sich daneben. „Was soll das denn jetzt?“, griff Draco ihn erneut an. „Ich sitze bei meinen Freunden, was dagengen?“ „Ja, ich war zu erst hier.“ „Draco, jetzt benimmst du dich kindisch!“, bestimmte Sathyria und drückte ihn auf seinen Platz zurück. „Dann sitzen wir eben alle fünf hier drin, was soll’s? Ich werde mich nicht zwischen euch entscheiden, wenn es das ist, worauf ihr hinaus wollt!“, sie setzte sich neben Draco, der Victorian immer noch anfunkelte. Romulus sah mit nicht besserem Gesichtsausdruck zurück. „Draco, kommst du mit hinter?“, Blaise steckte den Kopf ins Abteil und sondierte kurz die weiteren Passagiere darin. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er hier bei dem Veelasohn bleiben wollte, mit dem er sich sowieso dauerhaft stritt, augenscheinlich sogar gerade in diesem Moment. Draco sah auf. In seinem Kopf ratterte es. Sollte er mit seinen Freunden mitgehen oder die Zugfahrt mit Romulus in diesem kleinen Raum verbringen. Die Entscheidung wäre ihm leicht gefallen, wenn seine Cousine nicht anwesend gewesen wäre. „Kommst du mit?“, fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid. Die drei sind meine Freunde und ich bleibe hier. Wenn du gehen willst, dann tu das.“ Er knurrte etwas Unverständliches und sah sich noch einmal um. Es missfiel ihm sie hier alleine zurück zu lassen. „Geh nur, Todesser“, knurrte Victorian von der anderen Seite. „Denn stell dir vor was passiert, wenn wir in Frankreich bei deinen Kollegen ankommen und du dir ein Abteil mit zwei Halbblütern und einer halben Veela teilst.“ Amy trat nach Victorians Schienbein. Er funkelte sie nur an, meckerte aber nicht, wie er es bei jemandem anderen getan hätte. Das war’s. Jetzt reichte es Draco. Er nahm seine Jacke und erhob sich. „Wo gehst du hin?“, fragte Amy. „Keine Sorge Sathyria, wir sitzen nur ein paar Meter weiter im offenen Abteil.“, erklärte Blaise ihr. „Du kannst ja nachkommen, wenn du willst.“ Im Gegensatz zu seinen anderen Freunden war Blaise seit der Silvesterfeier auffallend nett gegenüber Amy gewesen. Bei den anderen jedoch, hatte sich nichts verändert. „Ich hoffe du kommst nach.“, knurrte Draco noch zu Sathyria und ging zur Tür. Kaum war der Weg frei sprang Victorian auf und setzte sich dorthin wo Draco vorher gesessen hatte, dicht neben die Schwarzhaarige. Für dieses Manöver kassierte er einen weiteren, hasserfüllten Blick, den er mit nicht minder starken Gefühlen erwiderte, dann war Draco verschwunden. Sathyria funkelte ihren Veelafreund an, der nur breit zu Grinsen begann, als sich die Abteiltür geschlossen hatte. „Was ist?“, fragte er scheinheilig und legte einen Arm um sie. Endlich hatte er sie wieder für sich allein. Kapitel 29: Geister der Vergangenheit ------------------------------------- „Wir sollten Reinblüter und Halbblüter trennen.“, warf Walden Macnaire ein und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Wir klassifizieren die Kinder sofort nach ihrem Blutsgrad.“, bestätigte Dolores Umbridge freundlich lächelnd und grinsend. „Bedenkt bitte“, begann Alfons Turner gelangweilt. „dass wir jeden Einzelnen von ihnen nach unserem Ideal formen wollen. Wenn wir nun ganz offensichtlich nach dem Blut trennen, stellen wir keinen Zusammenhalt zwischen den Kindern her.“ „Du warst zu lange unter Muggel.“, mit diesen Worten konnte Greyback seine Autorität in diesem Thema untergraben und den gerechtfertigten Einwand seines Kollegen beiseite schieben. „Das hat nichts mit Muggeln zu tun. Wenn es ihnen auffällt, dass wir trennen, dann erschaffen wir Konkurrenz und das können wir nicht gebrauchen. Sie sollen für eine Sache kämpfen und nicht gegeneinander. Die Halbblüter werden glauben, sich verteidigen zu müssen und die Reinblüter benutzen die anderen als Fußabtreter.“ Die anderen Todesser sahen sich an. Irgendwie hatte er recht. „Aber egal, wie wir uns entscheiden, wir sind uns doch einig, dass Sathyria mit Draco ein Haus bezieht, oder?“, Bellatrix wollte nur eine Bestätigung, doch ihr eigener Mann machte ihr ein Strich durch die Rechnung. „Wenn wir nach Blut trennen, dann wird auch deine kleine Halbblutnichte nicht zu den Reinblütern gehen.“ „Da hat er recht, Bella. Deine Zuneigung zu Sathyria in allen Ehren, aber Halbblut ist und bleibt Halbblut.“, bemerkte Lucius endlich. Rodolphus lehnte sich zurück und rieb die Finger seiner linken Hand, die noch immer leicht deformiert waren. Beinahe ein halbes Jahr war zwischen dem St. Mungo und seinem eigenen Haus hin und her gependelt, wegen der Verletzung, die er im Sommer erhalten hatte, als die Todesser Harry auf seinem Weg zum Orden abfangen wollten. Nun war er jedoch wieder fit und konnte zusammen mit seiner Frau das Fach "Dunkle Künste" übernehmen. Er hatte seine Nichte bisher nicht kennen gelernt und war mittlerweile auch etwas genervt von Bellas überschwänglichen Reden über sie. Am meisten störte ihn daran, dass sie so vernarrt in ein Halbblut war. „Ich denke wir sollten trennen. Ich will keine Halbblüter in der Nähe der Reinblüter wissen. Wenn wir sie ansonsten gleich behandeln, fällt es schon keinem auf. Dazu sind die Halbblüter zu dumm.“, bemerkte sein Bruder Rabastan Lestrange. Alfons sah sich überstimmt. Diese Endscheidung gefiel ihm zwar überhaupt nicht, aber was sollte er tun? „Gut.“, meinte er also und tat unbeteiligt. „Dann machen wir das so.“ „Die Reinblüter sollten die besseren Häuser am Strand bekommen.“ „Ist unten der Empfang schon fertig?“ „Als ich das letzte Mal nachgesehen habe ja. Sie sind jetzt damit beschäftigt, die Zimmer her zu richten.“, Alfons sah auf die Uhr. „Wir sollten die Sache hier beenden und hinunter gehen. Der Zug müsste jeden Augenblick ankommen.“ Er erhob sich und mit ihm jeder einzelne anwesende Lehrer. Viel hatte sich in dem alten Internat wirklich nicht geändert. Die Häuser sahen noch genauso aus und an sich waren es auch immer noch die gleichen. Ein paar Schwünge mit dem Zauberstab und die von den Bränden zerstörten Gebäude waren wieder her gestellt. Hauselfen hatten sie keine, da momentan keine Freien zur Verfügung standen, doch auch dieses Problem hatte Alfons auf andere Art gelöst. Ehe er als letzter den Raum verließ, warf Alfons noch einen Blick auf die weiße Urne auf dem Kamin, der sich hinter seinem Stuhl befand. Er hatte noch zwei Tage im Haus der Malfoys gewohnt, ehe er die Heimreise angetreten war. Er musste zugeben, dass es ihn verletzte hatte zu erfahren, dass seine eigene Tochter Angst vor ihm hatte und damit rechnete, dass er sie wie ihre Mutter töten würde, sobald er sie enlarvt hatte. So beschloss er Stillschweigen über diese Angelegenheit zu wahren. Er wollte sie nicht bedrängen und dass sie eine Beschützerin wie Narzissa an ihrer Seite hatte, konnte nur von Vorteil sein. Ob es allerdings so gut von ihr war, Bella um den kleinen Finger zu wickeln, wusste er noch nicht, doch Verdacht schien niemand zu schöpfen. Als Letzter verließ er den Salon seiner Wohnung im Hauptgebäude und folgte den andern Todessern und Dolores Umbridge die Treppe hinunter in den Hof. Es war windig, aber Sonnig und immerhin um die zehn Grad. Um die Anreise der Schüler leichter zu machen, hatten die Todesser mit Hilfe von Magie magisch versteckte Gleise von London bis hier her verlegt. Der Zug selbst war ebenfalls durch einen Zauber geschützt. Seit dem Feuer dachte man auch von außen, dass das Grundstück verwahrloste. Unbewusst in eine Keilformation verfallend, zogen die Männer und Frauen vom Mittelpunkt der Anlage zum Eingang. Als Zauberer konnten sie die Gleise sehen, die aus der Hügellandschaft aus dem Inneren des Landes kam und hier in einer Sackgasse endete. Als sie über die Treppen auf den Bahnsteig stiegen öffnete sich quietschend das gewaltige Tor. Der Zug musste in unmittelbarer Nähe sein. Tatsächlich konnten sie bereits ein Pfeifen der Lokomotive hören. Langsam drangen Motorengeräusche an ihr Ohr und die große, runde Schnauze des vordersten Wagens kam in Sicht. Schnaubend und pfeifend fuhr er langsam an ihnen vorbei. Hinter den Scheiben der Wagen war nichts zu erkennen. Kaum das der Zug angehalten hatte, sprangen die Türen der anhängenden Wagen auf und die ersten Schüler stiegen auf den Bahnsteig. Die Todesser begannen damit die jugendlichen zu sortieren. Die Jüngste unter ihnen war Sathyria, der Rest war zwischen vierzehn und siebzehn Jahren alt. Bellatrix erste Handlung war es, ihre Nichte aus der Meute heraus zu picken und sie an ihrer Seite zu halten. Die anderen wurden hinunter auf den freien Platz geschickt. Unauffällig begannen Rodolphus und Rabastan bereits damit, die Gruppen nach Herkunft zu sortieren. Erst als das vollendet war, lies Bellatrix Sathyria wieder gehen, damit sie sich zu ihren Freunden stellen konnte. „Ich habe genau drei Fragen an dich, Sathyria.“, meinte Victorian, als das Mädchen zurück kam. „Schieß los.“ „Erstens: In welchem Land sind wir? Zweitens: Welches Jahr haben wir? Und drittens: Sind wir Gefangene oder Schüler?“ Zuerst sah sie sich um und bedachte ihn mit einem verwirrten Blick, doch als sie näher über diese Fragen nachdachte, viel es auch ihr auf. Langsam aber sicher wurde die ganze Sache unheimlich. „Willkommen.“, rief Alfons und mit einem Schlag war alles still. Amy warf einen Blick auf Bellatrix, die die Schüler musterte und dann zu Draco, der aufmerksam zu den anderen Todessern hinauf sah. „Eure Lehrer haben euch unter allen Schülern von Hogwarts auserwählt, eine besondere Ehre zum empfangen.“, erklärte ihr Vater weiter. „Dieses Semester werdet ihr von den besten Hexen und Zauberern ausgebildet. Nehmt eure Lehrstunden hier so wichtig, wie in Hogwarts oder am besten noch wichtiger, denn mit der Unterweisung hier, werden euch später die größten Plätze in der Führung unserer Welt offen stehen. Lernt miteinander umzugehen und euch zu schätzen. Doch zuvor werdet ihr nun Lehrern zugewiesen, die gleichsam eure Hauslehrer sind. Sie werden euch zu euren Häusern bringen wo bereits euer Gepäck wartet. Alles weitere werden sie euch dann erklären.“ Alfons nickte Lucius zu und verpuffte dann als schwarzer Nebel, der sich schnell zurück in Richtung Grundstücksmitte verzog. Lucius warf nur einen Blick zu den anderen Todessern, die sich nun unter den Schülern aufteilten. „Tracey Davis, Victorian Romulus, Sathyria Tonks...“, verlas die kleine dickliche Hexe von einer Rolle Pergament. Amy kannte sie. Wie hieß sie noch mal? Doris Umschiss oder so? „Na wunderbar, Dolores Jane Umbridge, herzlichen Glückwunsch. Die Hexe hat mir gerade noch gefehlt.“, bemerkte Vicorian leise. „Ach ja, Dolores Jane Umbridge. Sie wird uns in Muggelkunde unterrichten!“, fiel es Sathyria wieder ein und die Hexe erhob schlagartig ihren Kopf. Säuerlich sondierte sie das Mädchen. „Ich freue mich sehr, dass sie ihr Gedächtnis wiedergefunden haben, Miss Tonks, aber es ist sehr unhöflich MICH zu unterbrechen.“ Sathyria zog ihren Kopf ein und versteckt sich eilig hinter Tracey und Victorian. Geschlossen verließen einige Gruppierungen von Schülern bereits die Menge, angeführt von einem Todesser pro Gruppe. Kurz löste sich Vaisey von seiner, zu der auch Draco und seine Freunde gehörten, und legte Victorian und Tracey eine Hand auf die Schulter. Er beugte sich über Sathyrias Kopf, um zu seinen drei Freunden zu reden. „Wir sehen uns nachher beim Essen.“, meinte er schnell und grinste Umbridge breit an, die schon wieder unterbrochen worden war, dann schloss er schnell zu seiner Gruppe auf. Außer den drei Freunden bei der Hexe in Rosa, waren noch zwei weitere Jungs und ein Mädchen dabei. Soweit Amy das beobachtet hatte, waren die anderen Gruppen bis zu zwölf Mann stark gewesen, doch die Frage, warum sie nur zu sechst waren, war schnell geklärt. Victorian hatte es bereis angedeutet. Die Todesser hatten die Schüler nach ihrem Blutsstatus sortiert und sie waren die, die zur Hälfte Muggel oder, wie in Victorians Fall, irgendwas anderes als Zauberer oder Hexe waren. Das war auch der Grund, weshalb sie eine Hauslehrerin hatten, die im Gegensatz zu all ihren anderen Kollegen kein Todesser war. Ihr Status hier war sofort klar dargestellt worden. Umbridge wies sie an, ihr zu folgen und marschierte in die Richtung der Wohnhäuser davon. „So kein bisschen auffällig, oder?“, fragte Victorian Sathyria und legte ihre einen Arm um die Schulter. „Lass sie doch. Soll nicht unser Problem sein, Hauptsache sie bringen uns nicht gleich bei der ersten Gelegenheit um.“ „Damit rechnen sollten wir trotzdem.“, bemerkte Tracey und sah sich bereits nach einem großen Schornstein um unter dem man sie vielleicht verbrennen würde. „Jungen und Mädchen, Sicherheitsabstand! Das gilt auch für sie beide!“, keifte die Umbridge in dem Moment los und mit einem Schwung ihres Zauberstabes sprangen Victorian und Sathyria gezwungenermaßen auseinander. Sie sahen sich verständnislos an, zuckten dann aber mit den Schultern und liefen weiter hinter ihr her. Die Häuser sahen noch so aus wie vorher, Draco hatte recht gehabt, doch hatten sie sie um zwei Etagen schrumpfen lassen. Unten war wie vorher schon ein Aufenthaltsraum, darüber waren die Schlafzimmer der Jungen und ganz oben die der Mädchen. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, das größer war, als die Zimmer früher gewesen sein und sogar noch heller, dank der größeren Fenster. Ihre Koffer waren bereits in den Zimmern und standen neben einem riesigen Schrank. Dolores stand immer noch unten im Gemeinschaftsraum und ihre sechs Schützlinge, oder vermutlich eher Gefangenen, waren in ihren Zimmern, doch trotzdem hörten sie sie, als würde sie neben ihnen stehen. „Die Schuluniform wird immer getragen. Zivil ist nur an Wochenenden gestattet. Jeder von Ihnen findet in seinem Zimmer auf dem Kopfkissen einen Anstecker mit dem Wappen der Schule darauf, das immer getragen werden muss, egal welcher Tag es ist. Einer unter Ihnen hat diesen in Gold. Dieser jemand wird der Vertrauensschüler dieses Hauses sein und agiert das gesamte Halbjahr. Im nächsten wird gewechselt. Sollten sie mich brauchen: Sie finden mich im Hauptgebäude, erste Etage auf der linken Seite. Für die die eine extra Erklärung brauchen: Mein Büro ist die Tür mit der Aufschrift Professor Dolores Jane Umbridge. Nun ziehen sie sich um und dann erwarten wir sie um sieben zum Abendessen im Hauptgebäude. Sie finden für jeden einen Lage- und Stundenplan auf dem Tisch im Gemeinschaftsraum.“ Amy begann breit zu grinsen. Ihr Büro ist also die Tür, ja? Unten hörten die sechs Schülerinnen und Schüler, dass die Haustür zuflog und es war still. Beinahe Synchron steckten sie ihre Köpfe aus den Zimmertüren. „Wer von euch hat den goldenen Anstecker?“, hörten sie Victorian durchs ganze Haus brüllen. „Ich“, meldete sich Tracey. „Gut dann kommt hier meine erste Beschwerde.“, rief ein anderer Junge. „Ich hasse diese Frau!“ „Dann stell dich hinten an, das tun wir alle!“, antwortete Amy. Neben Victorian, Tracey und Sathyria, waren auch die anderen beiden Jungs in ihrem Haus aus Slytherin. Das dritte Mädchen jedoch war ihre zweitjüngste und im vierten Jahr von Ravenclaw. Sathyria war die erste die unten im Gemeinschaftsraum ankam. Sie hatte ihren Vielsafttrank genommen und war dann die Treppen runter gesprungen, um sich in den Sessel zu setzen, der an der Stelle stand, wo auch ihrer früher immer gestanden hatte. Gut, das hier war nicht ihr Haus gewesen, es war das der Erstklässler, aber es schien ihr dennoch so vertraut. Es war ihre gewohnte Umgebung. Sie studierte bereits ihren Stundenplan, als die anderen herunter kamen. Es war still geworden seit sie begonnen hatten ihre Koffer auszupacken. Niemand wusste wirklich, was er sagen sollte und langsam hatte Amy ein schlechtes Gewissen, dass Tracey und Victorian nur wegen ihr mitgekommen waren. Wie es Vaisey ging, der ja ebenfalls nicht mit Draco und seinen Freunden auskam und ausgerechnet mit denen in einem Haus wohnte, wollte sie gar nicht erst wissen. Romulus nahm die Pläne, auf denen sein Name stand, faltete sie mehr oder weniger Lustlos und lies sie in seiner Hosentasche verschwinden ehe er seinen Umhang zuknöpfte. „Na gut, Kinder, lasst uns gehen.“, schlug er vor. „Hey, ich bin hier die Vertrauensschülerin!“, meinte Tracey grinsend. Scheinbar versuchte sie Schwung in die Sache zu bringen. „Und was sagt unsere große Anführerin?“, wollte Amy neugierig wissen. Tracey dachte einen Moment nach. „Na gut, Kinder, lasst uns gehen?“, fragte sie scheinheilig. Es klappte. Das dritte Mädchen und die anderen beiden Jungen lachten leise, doch Victorian und Sathyria schüttelten nur lächelnd die Köpfe. „Dann lasst uns mal sehen was die uns zu essen vorsetzen. Hoffentlich doch keine Froschschenkel.“, meinte Sathyria und erhob sich. Zielstrebig öffnete sie die Tür und marschierte los. „Hier müssen wir lang?“, fragte Tracey und schloss mit dem Blick auf die Karte auf. „Ja müssen wir.“ „Und woher weißt du das?“, fragte Victorian. Ihr erster Gedanke war zu sagen, weil sie hier aufgewachsen war, aber das wäre ja ein wenig dämlich. „Siehst du den Turm dort? Der steht genau in der Mitte des Grundstückes und um ihn herum die Unterrichtshäuser und auch das Haupthaus mit den Wohnungen und Büros der Lehrer und dem Speisesaal.“ „Was du nicht so alles weißt.“, meinte Victorian und steckte die Hände in die Umhangtaschen. „Sie hat recht, das steht so auf der Karte.“, meinte Tracey und hielt sie ihm hin. „Ob sie ihre gefressen hat?“, überlegte er und beugte sich zu seiner Freundin rüber. „Nein, ich habe nur einfach die Zeit genutzt die Karte zu studieren, während du dein Make-up erneuert hast!“, meinte Sathyria lachend und drehte sich um. Gerade so wich Romulus aus, ehe sie spielerisch nach ihm schlagen konnte. Als sie den zentralen Platz erreichten, strömten bereits aus allen Ecken die Schüler zu dem Gebäude. Sie betraten die große Eingangshalle, die sich ebenfalls nicht geändert hatte, wie Amy feststellen musste, und betraten den Speisesaal. „Wow, das nenn ich neu!“, meinte einer der Jungs in ihrem Schlepptau, Victorian stimmte ihm zu. Sie nahmen keine Notiz davon, dass Sathyria wie angewurzelt stehen geblieben war, und gingen einfach an ihr vorbei und suchten sich einen der größeren Tische an den sie alle passten, doch Amy hatte das Gefühl, dass sie sich unter keinen Umständen noch weiter bewegen konnte. Sie zählte zehn Geister. Und alle zehn kannte sie. Zehn ihrer alten Freunde schwebten durch den Raum. Sie trugen Teller und Essen und brachten es zu den Tischen. „Oh Gott...“, murmelte eine Stimme neben ihr. „Alles nur nicht das.“ Mit weit aufgerissenen Augen sah sich Draco um. „Na wen haben wir denn da.“, knurrten zwei Stimmen, die sich beinahe komplett glichen. Erschrocken wirbelten sie herum. Malik und Oliver schwebten mit verschränkten Armen hinter ihnen. Beide trugen Pyjamas, genau wie die anderen, denn das tugen sie, als sie starben. Nur Oliver trug dazu noch dicke Verbände. „Wir dachten uns schon, dass du auch kommen wirst. Der Verräter kehrt immer zu seinem Tatort zurück.“, knurrten sie. Dracos Gesicht verzog sich schmerzlichst gequält. „Hört auf, bitte!“, bat Sathyria leise, doch die Zwillinge sahen sie nur abfällig an. „Sie an, noch so eine kleine Hexe, die du um den Finger gewickelt hast. Zu schade, dass Amy nicht unter uns ist, aber sie musste ja unbedingt auf der Flucht vor dir erfrieren! Wenn du sie suchst, sie hat ein schönes Fleckchen Kamin, oben in der Wohnung ihres Vaters.“, Malik wies hinter sich die Treppe hinauf. Sathyria wollte schnell nach der Hand ihres Cousin greifen, doch sie war nicht schnell genug. Ohne was zu sagen, lief er im Eilschritt davon. „Draco“, rief sie ihm verzweifelt nach. „Amy?“, brachten beide Geister verblüfft hervor, doch sie sah sie nur noch einmal kurz an, dann rannte sie Draco hinterher. Malik und Oliver sahen sich irritiert an. Hatten sie sich gerade verhört oder war das wirklich Amys Stimme gewesen? Schnell schwebten sie hinter ihnen her zum Fenster und sahen hinaus. Das Mädchen erreichte Draco und griff nach seinem Handgelenk. Sein Gesicht war so verkrampft als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Sie griff an seine Schultern und redete auf ihn ein. „Krieg dich ein! Oder sollen alle mitbekommen, dass du sie kennst?“, fragte sie und sah in seine grauen Augen. „Wieso sind sie hier?“ „Hast du noch nie Geister gesehen?“, diese Frage war auf Grund der Geister in Hogwarts sarkastisch gemeint. „Und wenn ich tippen müsste sind sie versklavt worden!“ „Ich geh da nicht mehr rein! Ich kann das nicht.“, erklärte er mit einem beinahe schon flehenden Unterton. Amy legte beide Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich hinunter, sein Kopf landete auf ihrer Schulter. Die Zwillinge im Haus sahen sich an. „Wer ist sie?“, fragte Malik. „Amy?“, antwortete Oliver mit einer Frage. „Aber was macht sie hier?“ „Sie ist eine Hexe?“ „Und wieso sieht sie so aus?“ „Tarnung?“ „In welchem Haus wohnt sie?“ „Weiß Draco davon?“ „Hey, kommt ihr beide wieder? Wir brauchen eure Hilfe hier.“, erklärte Melodie hinter ihnen und warf einen Blick hinaus. Natürlich erkannte sie Draco. „Und noch so ein Freak.“, stellte sie fest. Die Zwillinge folgten ihr zurück in den Speiseraum. Kapitel 30: erwischt -------------------- Als Sathyria Draco beruhigt hatte, gingen beide wieder hinein. Gefasst und mit festem, stolzen Blick wie immer, konnte er den Geistern seiner alten Freunde gegenübertreten. Vaisey hatte sich an den Tisch zu ihren Freunden gesetzt. Zwei Plätze waren noch frei, aber Sathyria wollte Draco nicht alleine lassen und war sich sicher, dass er nicht zu ihren Freunden gehen wollte. Sie sah zu ihm. Als sie seinem Blick folgte, entdeckte sie Pansy und seine Freunde an einem Tisch. Sie wurden gerade von Sharon und Betty bedient, die damals, in ihrem Beisein, einem Wutanfall von Draco zum Opfer fielen. Die beiden sahen zu ihm auf, eindeutig sauer, wie es schien. Auch mehrere andere Geister wandten ihre Blicke um und verlangsamten ihre Aktivitäten. Oliver schwebte hinüber zu Bastian und Melodie und flüsterte ihnen was zu. Überrascht sahen sie ihn an und redeten gedämpft auf ihn ein, aber selbst wenn man wollte, hätte man sie nicht verstehen können, da die noch lebendigen Schüler gut gelaunt tratschten. Pansy, die sich nicht weiter um die Geister um sie herum kümmerte, winkte Draco zu und wies auf den Stuhl neben sich. Amy legte ihm eine Hand auf den Rücken und sah zu ihm hinauf. „Wenn du willst, dann geh zu deinen Freunden.“ „Nein“, er schüttelte den Kopf. „Lass uns lieber den Tisch da nehmen, oder möchtest du zu deinen Freunden?“, er nickte in eine Ecke, wo noch einer der kleineren Tische frei war. Amy sah kurz zu Pansy. Ein Grinsen zuckte über ihr Gesicht. „Nein, von mir aus können wir gerne woanders sitzen. Vielleicht ist das auch ganz gut für deine Beziehung zu deinen Geisterfreunden, wenn du nicht bei ihr sitzt.“ Er nickte und schob Amy zu dem Tisch. Verblüfft sah Pansy ihnen nach. „Sie hat es schon wieder geschafft!“, fauchte sie zu den anderen. „Sie hat ihn schon wieder auf ihre Seite gezogen! Dieses kleine Biest!“ „Reg dich nicht auf. Nachher kommt Romulus wieder und dann ist er schneller von ihr weg, als ein Reinblüter vom Schlammblut.“, meinte Theodore. Die Geister um sie herum sahen sich an. Oliver und Malik grinsten leicht. Blaise erhob sich. „Zickt mal noch ein wenig, ich geh zu den beiden.“, erklärte er und nahm seinen Teller, um sich zu Tonks und Malfoy zu setzen. Ungerührt sah Draco auf, als Blaise den Stuhl zurück zog und sich niederließ. „Ich darf doch, oder?“, fragte er. „Ich hatte kein Bock mehr auf Pansy. Ich bin zu müde, um mir ihre Hetzereien anzuhören.“ Bastian, der gerade angeschwebt kam, um Draco und Amy ihr Geschirr zu bringen, verkniff sich jegliches Kommentar, doch Draco sprach das aus, was er dachte, wenn auch etwas benutzerfreundlicher. „Sonst hast du auch nichts gegen ihre Sprüche.“, meinte er nur trocken. „Aber nicht heute. Heute reicht es.“ Also beließ es Draco dabei. Bastian verschwand wieder und Leonard ersetzte ihn, der das Essen für die drei zum Tisch brachte. Melodie schloss sich an. Amy räusperte sich unauffällig und schob ihren Zauberstab auf den Tisch. Bastian, der sich gerade neben ihr über den Tisch beugte, sah hinunter. Sofort erkannte er den Stock. Er hatte ihn schon einmal gesehen und zwar bei Amy. Er schielte zu ihr. Amy sah zu ihm und dann zu Draco, der mit einem weniger begeisterten Blick zu Romulus sah, der gerade über ihn zu reden schien. Blaise folgte dem Blick seines Freundes. Unbeobachtet sah Amy wieder hinauf zu ihrem toten Freund, grinste leicht und zwinkerte einmal. Sofort lies er ihr Glas sinken und krauchte ganz dicht an sie heran. „Was machst du hier?“, fuhr er sie an. „Das sind diese Typen die uns umgebracht haben.“ „Ich weiß, aber ich bin offiziell mit Draco und einigen anderen von ihnen verwandt.“ „Was machst du überhaupt in diesem Körper? Und warum lebst du noch?“ „Lange Geschichte, aber niemand darf wissen, dass ich es bin!“ „Worüber redet ihr?“, fragte Draco mit hochgezogener Augenbraue. Verstanden hatte er jedoch nichts. „Über das Essen.“, erklärte Sathyria schnell. „Du weißt doch, ich mag nicht unbedingt alles.“ Draco nickte, man sah ihm aber an, dass er nur mäßig zufrieden mit der Antwort war. „Seit wann interessiert es dich überhaupt, was wir sagen?“, knurrte Bastian als er an ihm vorbei schwebte und zu den anderen zurück, wo er leise die Nachricht verbreitete, dass Amy noch am Leben war. „Warum liegt dein Zauberstab auf dem Tisch?“, fragte Blaise. „Für den Notfall.“ Der Dunkelhäutige grinste amüsiert. „Geister kann man nicht verhexen, Sathyria.“ „Achso? Schade...“, sie nahm den Zauberstab und schob ihn zurück unter ihren Umhang. „Ich sage nur, dass ich es nicht gut heiße.“, meinte Victorian. Sie liefen alleine zurück zum Haus. Er hatte ihr einen Arm um die Schulter gelegt und sie hielt sich an der Hand fest, die locker über ihrer Schulter hing. „Könnt ihr euch nicht endlich miteinander arrangieren? Dieses ganze Gezicke ist einfach nur nervend.“ „Dann hör auf dich mit ihm zu treffen.“ „Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich mich NICHT zwischen euch beiden entscheiden werde! Entweder ihr seht das endlich ein und kommt miteinander klar oder ihr seht mich beide nie wieder!“ Victorian murmelte etwas Unverständliches. „Ist ja schon gut, aber... Es gefällt mir einfach nicht. Erst macht er dich fertig und von jetzt auf gleich seid ihr ganz dicke miteinander und ständig funkt er mir dazwischen...“ „Victorian, das mit Draco und mir ist sehr kompliziert, das habe ich dir schon mal gesagt.“ „Ja, aber nie erklärt! Was ist daran so kompliziert? Ich will es endlich wissen.“ Sie seufzte. „Ich kann dir das einfach nicht sagen, tut mir leid. Irgendwann sicher, irgendwann werde ich nicht mehr drum herum kommen, aber nicht jetzt. Jetzt ist es noch zu gefährlich. Vor allem für dich!“ „Dann ist es auch für dich gefährlich!“, stellte er klar und hielt sie an. „Ja, aber ich alleine kann das wegstecken.“ „Das musst du aber nicht alleine tun! Ich bin dein Freund, ich steh dir bei.“ „Das weiß ich doch alles!“, sie seufzte. „Bitte, können wir nicht von was anderem reden?“ Victorian sah sie aus seinen tief blauen Augen an. „Ich mag es nicht, wenn du mir was verheimlichst!“, gab er zu. „Ich weiß.“ „Und ich mag es nicht, wenn ich es weiß und du es mir trotzdem nicht sagst.“ „Ich weiß.“ „Und ich mag auch diese dumme Ausrede nicht, mit von wegen: Es ist zu gefährlich für dich. Ich bin älter und wesentlich erfahrener als du.“ „Ich weiß.“ „Ich will dir doch nur helfen.“ „Das kannst du aber nicht.“ „Aber wieso?“ „Weil ich dich nicht in Gefahr bringen will und jetzt lass diese dämliche Fragerei.“ „Sathyria Tonks“ „Ja?“ „Du machst mich Wahnsinnig.“ Amy grinste breit. „Wunderbar, ich habe mein Lebensziel erreicht, dann kann ich ja jetzt in Ruhe sterben.“ „Nicht so voreilig Missi, eine Weile brauche ich dich schon noch.“ „Na gut, dann bleib ich noch ein wenig am Leben.“ Amy drehte sich herum und wollte weiter gehen, doch Victorian hielt sie auf. Er griff nach ihrer Taille und zog sie zurück zu sich. „Und bevor du gehst will ich noch dein Geheimnis wissen!“, knurrte er mit tiefer Stimme und beugte sich runter. Seine blauen Augen schienen zu leuchten. Erschrocken sah sie ihn mit tellergroßen Augen an. Zwei mal schluckte sie um ihre Stimme wieder zu erlangen. „Deine Veelatricks wirken bei mir nicht.“, piepste sie. Victorian grinste. Er wusste ganz genau, dass das nicht der Fall war. Er war vielleicht nur halb, aber so wie seine Schwester und alle seine Verwandten auf der Seite seiner Mutter, wusste er genau, wie er sich verhalten musste, um jemandem den Kopf zu verdrehen, sodass sein Opfer tat, was er wollte. Und Amy machte ihn, wie er schon sagte, wahnsinnig. Er wollte endlich wissen was sie für ein Spiel trieb und um das zu erfahren, war ihm jedes Mittel recht. Eine Bewegung an ihrem Hals zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie schluckte schon wieder, als wollte sie diesen Zauber den er auf sie hatte, einfach hinunter würgen und so schwächen. Er sah ihr wieder in die Augen. „Also, was sagst du?“, fragte er schnurrend und griff bestimmter in ihren Rücken, presste sie fester an sich. „Ich halte den Mund.“, piepste sie wieder. „Wirklich?“, fragte er grinsend und kroch mit seinem Gesicht so nah zu ihr hinunter, dass sich ihre Nasen fast berührten. „Ich will es wissen, Sathyria.“ „...Und ich ... will es dir nicht sagen.“, stotterte sie leise. Sie musste erneut schlucken. Langsam bekam sie keine Luft mehr. Sie hasste es, wenn er seine Veelaseite einsetzte, um sie zu ärgern oder zu bedrängen. Er tat es nicht oft, aber die paar Male waren schon schlimm genug und das hier war die Krönung. „Sathyria“, seine Stimme schien zu singen und zwang sie dazu ihre Arme zu heben und nach seinen Schultern zu greifen. „Ich sag es dir nicht.“, murmelte sie. Ihre Stimme hörte sich merkwürdig dumpf an in ihren Ohren. Nur seine war klar, wie das Klingeln von Glocken. Sein Kopf drehte sich. Seine Nase legte sich an ihre und sie spürte beinahe seine Lippen auf ihren. Fest schloss er die Arme um sie und zog sie an sich. „Sag es!“, forderte er. Ihr Herz klopfte so stark, dass es aus ihrer Brust hätte springen müssen, als sein Atem über ihre Lippen strich. „Niemals“, flüsterte sie. Er rieb seine Nase an ihrer. Sie spürte wie der Drang die Wahrheit zu sagen immer stärker wurde. Es war schwer ihm Widerstand zu leisten. Es war, als wäre er in ihrem Kopf und drückte auf einen großen Knopf über dem stand: Zerstör dich und das Leben deiner Freunde. „Vergiss es...“, das Flüstern war fast nicht mehr zu hören. Mit einem mal brach der Zauber ab. Victorian zog den Kopf zurück. Amy war schwindlig. Sie schwankte. „Du bist doof.“, meinte er. Er hatte es noch nie erlebt, dass ein Mädchen ihm nicht erlag. Noch nie hatte es eine geschafft, so lange durchzuhalten wie sie, wenn er einmal richtig los legte. „Ich gehe nie wieder alleine mit dir zurück zum Haus...“, murmelte sie und hielt sich den Kopf. „Wegen dir habe ich Kopfschmerzen.“ Er legte ihr wieder den Arm um die Schulter und drehte sie herum um sie zu dem Haus zu führen. „Keine Sorge, ich komm schon noch hinter dein kleines Geheimnis.“ Sie warf sich auf das Bett und schloss die Augen. Laut ihrer Uhr war es gegen Mitternacht. Sie konnte einfach nicht schlafen. Zu viel war an diesem Tag passiert. Selbst wenn sie jetzt einschlafen würde, in spätestens einer Stunde würde sie wieder wach werden, weil sie ihren Trank nehmen musste. „Amy“, flüsterte ihr etwas ins Ohr. Erschrocken drehte sie den Blick nach links. Olivers Kopf ragte aus ihrem Kissen. „Buh“, machte er mit großen Augen. Entsetzt schrie sie auf und fiel aus ihrem Bett. Mehrere Stimmen gleichzeitig begannen zu lachen. Ihre gesamte alte Klasse hatte sich in dem Zimmer versammelt. „Seid ihr noch ganz klar im Kopf? Könnt ihr nicht anklopfen wie jeder normale Mensch auch?“, schimpfte sie leise und kletterte wieder in ihr Bett. „Wir sind tot.“, meinte Sharon nur. „Und noch dazu keine Poltergeister.“, erklärte Maik. „Was wollt ihr hier überhaupt?“ „Die Frage lautet wohl eher: was willst du hier?“, meinte Oliver und schwebte aus ihrem Bett heraus. Er setzte sich neben seinem Bruder an ihr Fußende. „Ich wurde von den Todessern eingeladen her zu kommen.“, murmelte sie leise und strich sich das Haar aus der Stirn. „Was hast du mit diesen Leuten zu schaffen?“ „Das sind unsere Mörder!“ „Und die reinsten Sklaventreiber. Nicht mal im Tod lassen die uns in Ruhe.“ „Ich bin offiziell mit Bellatrix Lestrange und den Malfoys verwandt.“, erklärte sie. „Und herkommen wollte ich, weil ich wissen wollte, ob und was sich hier verändert hat. Und ich wollte wissen, was mit meinem Vater ist. Ob der sich wenigstens etwas um den Tod meiner Mutter kümmert und um meinen.“ „Nein, das hat er nicht. Außer der Urne vielleicht auf seinem Kaminsims.“, die Jugendlichen nickten. „Aber wieso bist du hier in dieser Verkleidung?“ „Weil sie nicht wissen dürfen, dass ich Amy bin. Wer weiß was die dann machen würden.“ „Ah ja, Amy, und weiter?“, fragte eine Stimme von der Tür. Entsetzt sahen alle Victorian an, der in dem Türrahmen lehnte. „Was machst du hier?“, schrie sie entsetzt und sprang auf. Sie zerrte ihn in den Raum und sah sich um. Niemand anderes schien es mitbekommen zu haben, das sollte auch so bleiben. Sie schloss die Tür und verriegelte sie. „Du hast geschrieen und es hat gerumpelt. Mein Zimmer ist direkt unter deinem, ich dachte du hattest vielleicht einen Alptraum.“ „Was hast du gehört?“, fragte sie entsetzt und trat auf ihn zu. „Dass du Amy bist und wenn du mir jetzt nicht sofort alles genauestens erklärst, dann schwör ich dir, ich finde es auch ohne dich heraus und wenn ich zu Malfoy rennen muss, er muss dich ja kennen.“ Triumphierend verschränkte er die Arme vor der Brust. Amy schluckte. „Ich höre, AMY?“ Kapitel 31: Geschenke zum freuen und zum fürchten ------------------------------------------------- Victorian strich sich durch das schöne, weißblonde Haare und sah in die fremden, gelb-grünen Augen. Er war noch immer verwirrt, aber je mehr er darüber nachdachte, desto einleuchtender wurde diese ganze Geschichte. So vieles ergab nun endlich einen Sinn: Sathyrias Verhalten, ihre Beziehung zu Draco und der Grund weshalb sie herkommen wollte. Amy, die nun nicht länger als Elfjährige verkleidet in dem Zimmer hockte kreuzte die Beine und zog die Decke über ihre Knie. Ihr Schlafshirt war auf die Größe eines Minikleides zusammengeschrumpft, was in Anbetracht ihrer Gesellschaft nicht sonderlich positiv war. „Damit hast du deinen Willen. Jetzt kennst du mein Geheimnis.“, erklärte sie. Ihre Stimme war immer noch so, wie er sie kannte, aber an das neue Bild musste er sich erst mal gewöhnen. Das kleine Mädchen Sathyria Tonks war gar nicht Sathyria, es war Amy Turner. Und sie war auch noch ein Jahr älter als sie und nicht fünf Jahre jünger. „Und du kannst es dir aussuchen, entweder behältst du das hier für dich, auch gegenüber Vaisey, Rebecka, Tracey und Ernesta, oder aber ich muss dein Gedächtnis löschen und da ich nicht wirklich geübt darin bin, kann ich für nichts garantieren.“ „Vergiss es, diese Erkenntnis gebe ich nicht her.“, erklärte er schnell. „Egal was kommt, Victorian, du darfst es niemandem erzählen. Wenn meine Identität auffliegt, dann wirst du sagen, dass du davon nichts wusstest.“, sie sah ihn eindringlich an. „Du kennst mich nicht, klar?“ „Tu ich auch nicht.“, platzte es aus ihm heraus. „Zumindest nicht so, wie ich gehofft hatte.“ Dieser Satz schmerzte sie und sie war sich sicher, dass auch in seiner Stimme ein bedauernder Unterton lag, doch sie konnte darauf nun keine Rücksicht nehmen. „So lange, wie die Todesser noch an der Macht sind, wirst du mich auch nicht kennen lernen, sondern nur Sathyria.“, erklärte Amy und stellte einen Ellenbogen auf ihr Knie. Leicht frustriert drehte sie ihr Gesicht von Victorian weg und legte es auf die Hand. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie ihn hatte einweihen müssen. Das Ganze schien aus dem Ruder zu laufen. Es war toll, dass sie wenigstens einen ihrer Freunde nicht mehr belügen musste, aber richtig war es dennoch nicht. Es war einfach zu gefährlich für ihn zu wissen, dass sie mit ihrem Schulleiter verwandt war, dass sie diesen Ort bereits kannte und diese ganze Anhängerschaft von Voldemort nach Strich und Faden belog. Himmel wenn diese Maskerade aufflog war sie so gut wie tot. „Nach dem zu urteilen, was wir so beobachtet haben“, meinte Betty da und schwebte sitzend von ihrem Platz auf dem Boden zu ihr auf das Bett. „Ist sie selbst als dieses kleine Mädchen noch sie selbst.“ Victorian sah zu der Brünetten, die ihren Blick nun auf den Geist richtete. Vorsichtig hob dieser seine bleiche Hand und machte eine Bewegung, als wolle er über ihren Rückenstreichen, was aber natürlich nicht gelang. „Wenigstens lebst du noch und das ist die Hauptsache.“, stellte Leonard fest. „Wenn dieses blöde Boot angesprungen wäre würden wir vielleicht auch noch am Leben sein.“, erklärte Oliver. „Sag das nicht, diese Typen sind schnell wie Schatten.“, meinte Melodie. „Das sind Schatten.“ „Oder Nebel.“ „Dichter, schwarzer Nebel.“, meinte Malik. „Wie ist das mit euch eigentlich gekommen?“, fragte Victorian. Es war vielleicht das erste Mal, dass er die Geister ihrer Freunde direkt ansprach. „Das hier ist kein magischer Ort so wie Hogwarts. Wieso seit ihr dann noch Geister?“ „Ganz ehrlich?“, fragte Malik. „Das wissen wir auch nicht.“, beantwortete sein Bruder. „Wir waren bereits tot.“, Sharon zuckte mit den Schulter. „Defintiv tot. Alles war total weiß um uns herum und wir haben miteinander reden können...“ „Und wir haben jüngere Schüler unserer Schule getröstet, die vollkommen aufgelöst bei uns ankamen.“ „Irgendwann ging es dann aufwärts.“, meinte Bastian und zuckte nur die Schultern. „Uns wurde irgendwie total leicht ums Herz und wir schienen uns aufzulösen.“ „Aber dann hat uns irgendwas gepackt. Es war wie ein Strudel, der uns wieder nach unten gezogen hat und ehe wir uns versahen, schwebten wir als dieses milchige Zeug, das wir jetzt sind, über unseren Körpern. Teilweise vollkommen verkohlt.“, beendete Mila das Ganze. „Caro hatte es glaube am schlimmsten erwischt. Von ihr war nur noch ein komplett verbrannter Kopf übrig.“ „Verdammt hinterhältig die Guten.“, meinte Victorian. „Geister bleiben normalerweise nur an bereits verzauberten Orten zurück.“, erklärte er Amy, die ihn nur fragend ansah. „Wenn man einen Verstorbenen nachträglich zurück holt, brauch man seine Leiche und einen Gegenstand, den er bei seinem Tod mit sich trug.“ „Es war dein Vater.“, meinte Helen. „Zumindest sah es so aus.“ Die Anderen stimmten ihr zu und so nickte auch Amy. Ja, so was hatte sie sich schon gedacht. Schweigend erhob sie sich und ging zu ihrem Schrankkoffer. „Wenn du mit uns gestorben wärst, hätte er deine Seele vermutlich auch gleich zurück geholt.“ „Ich frage mich gerade, ob er es nicht sogar versucht hat.“, überlegte Victorian. Alle sahen ihn erschrocken an. „Er könnte wissen, dass du nicht tot bist.“ „Was?“, entfuhr es ihr schockiert. „Wenn er „deine Asche“ auf seinem Kamin zu stehen hat, dann wird er auch deine „Leiche“ im St. Mungo gesehen haben. Dazu kommt, dass die dort dann auch massig Dinge gehabt haben müssen, die du bei dir getragen hast. Vielleicht wollte er deinen Geist auch zurück holen, aber als er nicht gekommen ist, muss er gemerkt haben, dass du noch lebst.“ „Das heißt...“ „Eigentlich suchen dich die Todesser noch, ja.“ Amy griff nach einer Flasche und leerte den Inhalt mit einem Zug. „Hey, nun mal ganz langsam!“, Victorian sprang auf. „Dreh nicht gleich am Rad.“ „Sie regt sich doch gar nicht auf...“, murmelte Melodie, doch das Gesicht von Amy, als sie die Flasche wieder herunter nahm, sprach was anders. Sie verzog es nicht nur gequält wegen der dickflüssigen Masse, die sie gerade herunter würgte, sondern auch, weil sie sich zurück halten musste nicht einfach los zu schreien. Aber es stimmte, wenn man so Geister rufen konnte und ihr Vater das mit ihrem versucht hatte und sie dann nicht erschienen war, dann musste er doch wissen, dass sie noch lebte. Vor den Augen der anderen blubberte ihr Gesicht und schließlich auch der Rest ihrer Haut und veränderte sich wieder zu der des kleinen Mädchens. Sie schüttelte sich einmal und packte die Flasche weg. Zwei Hände legten sich auch ihre Schultern. „Bleib ruhig. Wenn sie es wissen, dann schöpfen sie keinen Verdacht, so wie deine Tante dich behandelt. Also liefere ihnen jetzt keinen Grund, sonst sind sie schneller hinter dir her, als ich Schnatz sagen kann.“ Sathyria strich sich die Haare aus dem Gesicht nach hinten in den Nacken und sah ihn über die Schulter hinweg an. „Na toll, ich soll mir keine Sorgen machen? Dann hättest du diese Idee für dich behalten sollen, Romulus.“ „Nimm deine schlechte Laune und pack sie ins Kopfkissen.“, meinte er nur. „Und wenn du damit fertig bist, dann denk über das nach, was dich wirklich beschäftigt.“ Verwundert sahen ihn alle an. „Und das wäre bitte?“ „Na wie du deine Freunde wieder ins Jenseits bekommst.“ „Und du sagst du kennst sie nicht, ja?“, murmelte Malik. Victorian zuckte nur mit den Schultern. „Geht das überhaupt?“, fragte Amy. „Ich weiß nicht, du bist doch hier die von uns beiden, die dauernd Lektüre über schwarze Magie wälzt.“ „Aber über Geister habe ich noch nie was gelesen.“ „Dann wird’s Zeit.“ „Macht euch keinen Ärger.“, meinte Oliver da. „Wenn diese Aktion in die Hose geht, dann seid ihr dran. Wirklich, lasst uns lieber so, wie wir jetzt sind.“ „Klar, wir verrichten zwar irgendwie Personalarbeit, aber immerhin können sie uns nichts antun.“ „Geister kann man nicht verzaubern, zumindest nicht so leicht und wenn wir merken, dass was passiert lässt es sich verhindern... und was antun werden sie uns auch nicht, sie brauchen uns noch.“ Amy war nicht so begeistert. Sie ließ das Geheimfach ihres Koffers zuschnappen und verschränkte die Arme. „Ich suche trotzdem nach einem Weg.“, erklärte sie bestimmt. „Trotzig wie eh und je.“, meinte Victorian grinsend und legte ihr einen Arm um den Nacken. Spielerisch wuschelte er ihr durch die Haare. „Aua, nicht, die krieg ich nie wieder auseinander!“, heulte Sathyria los und versuchte ihn aufzuhalten. Ihr zerzauster Kopf mit den Locken, die in alle Richtungen abstanden brachte die Anwesenden dann doch wieder zum lachen. „Ich helfe dir natürlich.“, erklärte Romulus als sie sich wieder beruhigt hatten. „Ich werde Morgen in der Freistunde in das Bibliothekshaus gehen und schauen, ob ich was Interessantes finde.“ Sie teilten ihre Schüler in Jahrgänge. Gleichaltrige hatten zusammen unterricht oder in Kursen getrennt, je nach dem, wie viele es waren. Am stärksten vertreten waren Siebt- und Sechsklässler. Nur Sathyria blieb übrig, wie nicht anders zu erwarten, da sie die jüngste war. Sie sollte Einzelunterricht bekommen. Eigentlich war Alfons erste Überlegung gewesen, sie mit den Viertklässlern zusammen zu unterrichten, doch es fehlten ihr ganze drei Jahre Erfahrung und damit jede Menge Grundlagen, sodass sie diese Idee wieder verwarfen. Dienstagmorgen, direkt nach dem Frühstück, sollte ihr einer der Lehrer Flugstunden geben. Zwar konnte sie mittlerweile ganz gut fliegen, immerhin trainierte sie das ein halbes Jahr in Hogwarts, aber so waren nun mal die Vorschriften. Also wartete Amy wie verlassen unter dem Turm in der Mitte des Grundstückes. Andere Schüler zogen an ihr vorbei ohne sie weiter zu beachten. Sie war sich nicht sicher, aber Draco hatte an diesem ersten Tag zusammen mit einigen anderen seiner Freunde Zaubertränke. Victorian hatte dunkle Künste, zusammen mit Vaisey. Victorian bereitete ihr, seit er letzte Nacht ihr Zimmer wieder verlassen hatte, Kopfzerbrechen. Er stellte keine unbequemen Fragen mehr und behandelte sie noch immer wie Sathyria, nichts hatte sich geändert. So weit so gut, aber nun wollte er ihr auch noch mit ihren Freunden helfen. Und das wie selbstverständlich. Sie blickte bei Romulus einfach nicht mehr durch. Alles hätte sie erwartet, aber nicht, dass er es einfach so hinnahm. Immerhin glaubte er ja mit einer Neuauferstandenen befreundet zu sein und nicht mit einer Totgeglaubten. Wobei wohl auch das Erstere passte. Als jemand, der ständig den Tagespropheten wälzte, wusste er natürlich nicht nur alles, was sie über Sathyria gebracht hatten, sondern konnte sich auch an den Namen Amy Turner erinnern, wenn auch nur noch dunkel. Diesem Artikel hatte er nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit gewidmet. Sie sah einzelnen Gruppen von Schülern nach. Einige gingen zurück zu ihren Häusern, andere wollten zur Bibliothek, weitere studierten ihre Pläne auf der Suche nach ihren Klassenräumen. Sie lehnte sich an den Turm und steckte die Hände in ihren Umhang. Es wurde kalt. Sie kannte dieses Wetter genau und war sich sicher, dass es heute noch einmal ordentlich regnen und stürmen würde. Ein kleiner Zauberer mit wehendem Umhang viel ihr auf. Er kam beinahe aus dem Hauptgebäude gestolpert und sah sich gehetzt um. In seinen Händen trug er zwei Besen. Amy richtete sich wieder gerade auf und sah ihm entgegen. Erst als er näher kam erkannte sie ihn. Alfons Turner. Er lächelte schief, als er bei ihr ankam. „Das Wetter ist zwar nicht das Beste, aber ich denke es reicht, um wenigstens ein wenig zu fliegen.“, erklärte er und reichte ihr einen der Besen. Schweigend nahm sie ihn an und sah dann wieder zu ihm hinauf. Zwanghaft suchte sie nach einem Anzeichen dafür, dass er wusste, wer sie war, aber da war nichts. Sollte er wissen, dass sie Amy war, dann würde er doch nicht so gut gelaunt sein, oder? Na schön, auch die letzten Tage im Malfoy Manor waren so gewesen. Er war immer freundlich zu ihr, manchmal schon fast liebenswürdig, wie sie erschrocken festgestellt hatte. Mit diesem Verhalten machte er ihr eher Angst und sie beschloss, noch vorsichtiger zu sein. „Ich habe gehört, dass du sehr gut im fliegen sein sollst.“, erklärte er. „Das freut mich. Wirklich! Nur die Sache deiner ersten Flugstunde mit der Gryffindor.“, er schüttelte den Kopf. „Wäre ich dein Vater hätte ich einen Aufstand gemacht.“ In Wirklichkeit hatte er das auch, als ihm klar wurde, dass sie Amy war und sich an den Unfall erinnerte, als es um die Frage ging, wer Amy eigentlich Fliegen beibringen sollte. Aber das musste ihr ja niemand sagen. Er lehnte seinen Besen an den Turm und holte einen schweren Umhang aus einer magisch vergrößerten Innentasche seines eigenen. „Der ist für dich.“, erklärte er und reichte ihn ihr. Er war grün-schwarz, glänzte an einigen Stellen sogar silbrig. Mit großen Augen betrachtete sie das Gewand. Da sie keine Anstalten machte ihn anzuziehen, nahm Alfons ihn ihr wieder ab und öffnete ihn so, dass sie hineinschlüpfen konnte. Die Schnallen und der Gürtel schienen aus Elfenbein. „Das Material ist Drachenleder.“, verkündete er stolz. „Nicht unbedingt von der leichtesten Sorte und erst recht nicht billig, aber ich dachte mir, dass er dir gefallen könnte. Außerdem wäre es ohne ihn verdammt kalt dort oben.“ „Wie jetzt, ich darf ihn behalten?“, fragte Sathyria ungläubig und sah zu ihm auf. „Natürlich, Natürlich. Er ist mit einem speziellen Zauber versehen, damit er mit dir mit wächst. War nicht leicht den zu machen, aber es hat funktioniert, oder nicht?“, er grinste breit. „Schau in die Taschen, dort sind Handschuhe für dich.“ Amy griff in die Taschen, wie er ihr vorschrieb, und zog dicke Handschuhe hervor, die beinahe so lang waren wie ihr Unterarm. Sie passten hervorragend zu dem Umhang. „Alles Drachenleder.“ Amy war noch immer sprachlos. Sie sollte das alles behalten? Das konnte sie doch gar nicht machen, oder? „Mr. Turner, Sir.“, murmelte sie. „Wieso?“ Alfons Lächeln verschwand nicht, was für seine Verhältnisse doch mehr als nur unwirklich schien. Immerhin machte er gerade einem wildfremden Mädchen Geschenke. „Ganz einfach.“, meinte er und winkte ab. „Du bist ein außergewöhnliches Kind. Und ich habe zu viel Geld, mehr, als ich in einem Leben ausgeben könnte. Warum soll ich da also nicht der Zukunft unserer Welt unter die Arme greifen?“ Das waren ganz neue Töne von ihm und irgendwie wirkten sie zurecht gelegt. Als hätte er nur etwas herunter geleiert, was er vorher auswendig gelernt hatte. „Aber das kann ich doch nicht annehmen!“, meinte Amy entrüstet. „Das geht doch nicht.“ „Ach Papperlapapp“, meinte er und griff dann nach ihrem Besen, den sie neben seinen an den Turm gestellt hatte. Sathyria kannte diese Sorte nicht. Er war nicht wie ihre Schulbesen in Hogwarts. Obwohl, gab es nicht jemanden, bei dem sie so einen schon malgesehen hatte? War das nicht Harry gewesen? „Der ist auch für dich.“, meinte er. „Ein Feuerblitz. Falls es mal eng werden sollte und du noch nicht apparieren kannst...“ Schnell sah Amy zu ihm hoch. „Warum sollte es eng werden?“, fragte sie erschrocken. Alfons schwieg. Sein Dauergrinsen war einer eher besorgten Miene gewichen, doch er atmete einmal tief durch und fing sich, ehe er was Falsches sagen konnte. „Ich meine damit, falls du jemals in Gefahr sein solltest. Gründe dafür kann es viele geben.“ Nun gut, er hatte schon recht, aber wie viele Galeonen hatte er für dieses ganze Zeug ausgegeben? Ein Umhang mit langer, spitzer Kapuze, plus dicke Handschuhe, alles aus feinstem und besten Drachenleder. Dazu kam, dass das nur zum fliegen auf einem Feuerblitz war, dem momentan besten Rennbesen auf dem Markt. Und das alles schenkte Alfons ihr! Ein Mann, der vor einem halben Jahr ihre Mutter getötet hatte und der sie in dieser Kostümierung, die sie nun hatte, nicht mal kannte. Er wusste nicht mal, dass sie Amy war, er ahnte es nicht ein Stück... oder doch? Aber wieso zum Geier hätte er es ihr kaufen sollen? Nur um sie damit hinter den nächsten Baum zu locken, zu foltern und dann umzubringen? Das wäre doch dezent übertrieben. Wobei... Er war ein Todesser und war Todessern nicht alles zuzutrauen? Und was sollte die Sache mit: Falls es mal eng werden sollte... „Es gibt übrigens noch passende Schuhe dazu.“, meinte Alfons da lachend. „Noch mehr?“, fragte Amy entsetzt. „Ja, aber keine Sorge, das ist das letzte und ich dachte mir, dass das jetzt zu lange dauern würde wenn du die auch noch anziehen müsstest. Wir fliegen ja nur zum Quidditchfeld, machen ein paar Flugmanöver und dann kommen wir wieder zurück. In der Zwischenzeit werden die Geister sie zu deinem Zimmer bringen.“ „Moment mal, ich verstehe das immer noch nicht. Ist da jetzt irgendein Trick bei?“ „Nein, ich möchte dir nur einfach eine Freude machen.“, er sah sie nicht an, sondern griff nur nach seinem Besen. „Dann... Danke...“, murmelte sie und sah auf ihre Ärmel. Er nickte und klopfte ihr auf die Schulter. „Und nun genug geredet, Miss Tonks, aufsteigen und dann zum Quidditchfeld.“ Sein Besen erhob sich schon in die Luft und er flog hoch. Verwundert sah ihm Amy noch nach, tat es ihm dann aber nach und kaum dass sie sich vom Boden abgestoßen hatte sauste der Stiel unter ihr schon los. Beinahe so schnell, dass sie nach hinten weggekippt wäre. Das Ding war wirklich ein Mörderinstrument. „Er hat dir das geschenkt?“, fragte Bellatrix verblüfft und betrachtete ihre Nichte, die mit dem Besen in der Hand und eingepackt in Drachenleder, zusammen mit den Viertklässlern den Raum für dunkle Künste betreten hatte. Rodolphus stand etwas weiter abseits an einen schweren Tisch gelehnt und betrachtete neben der hereinströmenden Masse auch das Mädchen und seine Frau. „Ich weiß, ich versteh es auch nicht. Er kam einfach auf mich zu und hat mir die Sachen in die Hand gedrückt.“, erklärte sie Achsel zuckend. Bella sah sie nachdenklich an. „Das sieht Alfons aber gar nicht ähnlich, einfach so Geschenke zu verteilen. Und schon gar nicht so was!“, erklärte sie. „Ich war auch verwundert.“ „Aber du hast dich doch bedankt, oder?“ „Natürlich!“ „Wenn ihr beiden Plappermäuler nichts dagegen habt, dann würde ich gerne mit meinem Unterricht beginnen.“, knurrte Rodolphus mit zusammen gekniffenen Augen in Richtung Sathyria. Bellatrix sagte nichts zu ihm. Sie nahm nur ihre Nichte und schob sie hinaus in einen angrenzenden Raum in dem sie sie unterrichten wollte. „Irgendwie scheint Onkel Rodolphus was gegen mich zu haben.“, bemerkte Sathyria als sie die Tür geschlossen hatte. Sie packte ihren Besen beiseite und zog Handschuhe und Mantel wieder aus. „Wir haben alle was gegen Halbblüter.“, erklärte Bellatrix. „Allerdings mit der Ausnahme, dass einige von uns in deine Fähigkeiten glauben und andere nicht. Einige sind beeindruckt, anderen sind deine Fähigkeiten egal.“ „Man kann es eben nicht allen recht machen.“, erklärte Amy. Ihre Tante schüttelte den Kopf. „Aber so lange du hier niemanden hintergehst, können wir den Rest auch noch von dir überzeugen.“ Sie grinste breit und schob eine Truhe heran. Ihr Lachen irritierte Amy nun doch etwas. „Was hast du da?“, fragte sie und trat vorsichtig näher. „Komm her, mein Liebes.“, bat Bellatrix und strich liebevoll über die Truhe. Nichts ahnend folgte Amy dieser Anweisung und trat dichter heran. Kaum stand sie davor öffnete Bellatrix den schweren Gegenstand. Der große Deckel schwang auf und neugierig steckte Sathyria den Kopf über den Rand. Tief unten auf dem Boden der Kiste, saß ein Mann. Seine Klamotten waren schäbig, entweder saß er schon verdammt lange dort unten oder aber er war ein Obdachloser. „Armer kleiner Muggel.“, meinte Bellatrix in die Richtung des Mannes mit einem gespielt traurigen Gesicht. „Er und seine Wandergruppe haben vor einigen Tagen unerlaubter Weise das Grundstück betreten.“, meinte sie leise schnurrend und stellte sich hinter ihre Nichte. „Sie dachten, sie könnten hier Unterschlupf finden.“, sie zog erneut einen Schmollmund. „Wir haben ihnen eine Bleibe gegeben!“ Sie lachte leise über ihren eigenen Antiwitz. Amy wusste noch nicht, was sie davon halten sollte. Noch immer sah sie verwirrt zu dem Mann hinunter. Flehend sah er zu ihr hinauf. „Hol ihn raus, mein Schatz.“, zischelte sie ihr ins Ohr. „Er wird dein Übungsobjekt sein!“ Da war er, der Grund für das Ganze. Erschrocken sah sie ihre Tante an. „Was?“ „Komm schon.“, schnurrte sie sie an. „Es ist nur ein kleiner, wertloser Muggel. Niemand wird ihn vermissen.“ Amy schluckte. „Hol ihn aus der Truhe!“, Bellas Stimme wurde schneidender. Sie verlor sehr schnell die Geduld. Schockiert drehte sich Amy wieder um. Sie konnte doch nicht... Sie wollte nicht... Aber sie musste, wenn sie ihr eigenes Leben retten wollte. Schwer schluckend zog sie ihren Zauberstab. „Ja, gut so mein Liebes“, schnurrte Bella hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Schulter. „Hol ihn hoch.“ Amy richtete den Zauberstab auf den Mann, der schockiert in eine Ecke zurück wich. Entsetzt schrie er auf und wedelte mit Armen und Beinen, als sie ihn aus der Truhe heraus schweben ließ. Zappelnd wie ein Fisch ohne Wasser landete er vor ihnen auf dem Boden. „Gut so, Sathyria, mein Kind.“, murmelte Bellatrix und gab ihr einen leichten Kuss auf die Schulter, ehe sie die Seite wechselte und ihr über die Andere sah. Der Mann zog flehend die Augenbrauen zusammen. „Lasst mich gehen, bitte!“, wimmerte er. Der kleine Mädchen schluckte, doch die Frau, die ihr so ähnlich sah erhob die Stimme. „Halt den Mund, Muggel!“, kreischte sie. „Bitte...“, bettelte er. „Silencio“, Amys Stimme zitterte leicht, als sie den Fluch auf den Mann los ließ. Sofort brachte er keinen Ton mehr heraus. „Hu? Na sieh mal einer an!“, mit einer Mischung aus Stolz und Verblüffung sah Bellatrix ihre Nichte an. „Was ein braves Mädchen.“, säuselte sie. Entsetzt saß der Mann auf dem Boden und versucht noch einen Ton heraus zu bekommen. Amy sah ihn nur an. Sie wollte das nicht. Aber... „Du weißt wieso er hier ist, Sathyria, mein Kind.“, säuselte Bella wieder, die weiter ihr Kreise um ihre Nichte zog. „Der kleine, neugierige Muggel ist in unsere Welt eingedrungen und wollte uns unsere Zauberkräfte stehlen. Dafür muss er doch bestraft werden!“ Sie lachte leise. „Also wird er, anstatt unsere Kräfte zu bekommen, dir dabei helfen, deine zu stärken!“, sei freute sich beinahe dumm und dämlich. „Mein Geschenk an dich. Als Übung für die drei Flüche!“, hauchte sie ihr ins Ohr. „Der Imperius, der Cruciatus und...?“ „Der tödliche Fluch.“, murmelte Amy. Panisch sah der Mann zu ihr auf. „Ja!“, freute sich Bellatrix. „Mein kluges, kleines Mädchen!“ Er wollte seinem Tod noch nicht ins Auge sehen, soviel war klar. Der Mensch sprang auf, und rannte zu der Tür, ihm doch egal, dass er nicht mehr reden konnte, doch der Fluch von Bellatrix traf ihn schwer im Rücken. „Crucio“, schrie sie und auf halben Weg zur Freiheit brach er zusammen und krümmte sich auf dem Boden. Er sollte schreien, aber Amy war dankbar dafür, dass er es dank dem Schweigezauber nicht mehr konnte. Sie erinnerte sich daran wie sie Jeannine vor der ganze Hogwartsschule gefoltert hatte und spürte, wie es ihr in den Fingern zuckte, kombiniert mit dem Wunsch nach ihrem Zauberstab zu greifen und den Fluch ihrer Tante zu unterstützen. Die Verbindung zwischen Bellas Zauberstab und dem Mann brach ab. Er blieb am Boden liegen, schnell atmend und mit Tränen in den Augen. „Wo waren wir?“, schnurrte Bella und sah zu ihrer Nichte. „Bei der Aufzählung der Flüche.“, erklärte sie. Ihre Stimme war mit einem mal wieder fest. „Ah ja, genau.“, sie nickte. „Lass uns doch mit dem Imperius beginnen.“, enschied Bellarix grinsend. Amy antwortete nicht. Sie sah noch immer auf den Fremden hinunter. Er ergab sich, streckte die Beine und die Arme aus und legte den Kopf beiseite. Die Schultern zuckten. Er weinte. Kapitel 32: Gewissheit ---------------------- Lustlos stocherte Amy in ihrem Mittagessen herum. Nach dieser Stunde mit Bellatrix, war ihr gehörig der Appetit vergangen. Sie wusste, dass Victorian ebenfalls am Morgen dieses Fach gehabt hatte, aber wie er noch in Ruhe essen konnte, war ihr ein Rätsel. Auch Vaisey langte kräftig zu. Hatten sie die gefangenen Muggel etwa gar nicht gesehen? Das konnte doch nicht sein, Bella hatte von mehreren geredet. Von einer ganzen Reisegruppe... Wer wusste schon, wie viele Menschen sie gefangen hielten... Wenn jeder einzelne Schüler im Laufe dieses Halbjahres einen töten sollte... Himmel, das Ende wollte sie sich gar nicht erst vorstellen. „Was ist los mit dir?“, fragte Tracey von der anderen Seite. „Hast du keinen Hunger? Schokopudding ist doch bei dir immer schneller weg, als eine Waldnymphe beim Geruch eines Trolls.“ Amy seufzte. Tracey wusste noch nichts davon. Sie hatte bisher nur Zaubertränke und Muggelkunde gehabt. „Ich glaube es geht ihr um die gefangenen Muggel.“, meinte Draco. Verblüfft sahen alle auf, als er den letzten freien Stuhl an ihrem Tisch zurecht rückte, damit er sich neben Amy setzen konnte. „Was willst du denn hier?“, knurrte Romulus von der anderen Seite. „Ich sitz bei meiner Cousine, was dagegen?“ Amy lies den Löffel in ihre Schale fallen und stöhnt laut auf, als sie sich nach hinten lehnte. „Wisst ihr eigentlich, wie ihr beide mich ankotzt? Ich habe andere Probleme, als mir euren Hahnenkampf reinzuziehen!“ Schweigend sahen die Jungen sie an. „Da hat sie recht, langsam ist das nicht mehr normal.“, erklärte Vaisey. „Was weißt du denn schon?“, murmelte Victorian, beugte sich aber wieder über ein Essen. Mit aller Kraft trat ihm Amy auf den Fuß. „Aua! Man, wofür war das denn wieder?“ „Für deine dummen Bemerkungen!“, knurrte sie ihn vielsagend an und erhob sich von ihrem Platz. Mag sein, dass sie sich nicht gerade toll ihm gegenüber verhielt, aber sie hatte einfach schon alleine an diesem Vormittag zuviel gesehen. Dazu kam die Tatsache, dass Victorian sofort wieder auf Draco losgegangen war, obwohl er sich nur zu ihnen gesetzt hatte und dann noch die Anspielung auf ihr Geheimnis. Na klar, es war eine normale Frage gewesen, aber in dem Kontext zu dem, was er letzte Nacht gesehen hatte war das definitiv zu viel. Sie rauschte aus dem Saal und an ihrem Vater vorbei. „Sathyria, stimmt was nicht?“, fragte Alfons. „Hast du was?“ „Ja, schlechte Laune.“, knurrte sie nur und riss das Portal auf. Ratlos sah der Mann ihr nach, bis auch Draco an ihm vorbei kam. „Draco, was ist mit der denn los?“, fragte er und nickte in die Richtung in der sie verschwunden war. „Ist sauer auf Romulus und mich.“, meinte er und ging einfach weiter, um Amy einzuholen. Kopfschüttelnd sah der Mann ihnen nach und marschierte dann in den Speisesaal, nur um dort noch mal fast von Victorian überrannt zu werden. „Lass mich raten, du bist Romulus.“, seufzte Alfons. „Ja.“, meinte dieser verblüfft. „Gut, dann geh den beiden nach und hol sie wieder, ich hab eine Ansage zu machen.“, erklärte er und ließ ihn passieren. Victorian nickte und ging weiter. Er trat hinaus auf den Hof. Auf der anderen Seite des Platzes erreichte Malfoy gerade Tonks und hielt sie am Arm fest. Er sagte was, aber sie giftete ihn nur an. Der Veelasohn verkniff sich ein Grinsen und schlenderte relativ gelassen auf die beiden zu. Als Amy ihn sah rollte sie mit den Augen. „Oh nein, nicht schon wieder.“ Sie wollte sich herum drehen und verschwinden, aber Draco hielt sie erneut auf. „Jetzt bleib endlich hier!“, meckerte er. „Ich hab aber keine Lust, ok? Ich hab einen echt beschissenen Tag hinter mir – und das Tolle: er ist noch nicht vorbei(!) - da kann ich auf euer kindisches Gezanke verzichten.“ Draco seufzte. „Warum bist du überhaupt zu uns gekommen?“, fragte Victorian da. Die Stichelei „Schlechtes Gewissen?“ lag ihm auf der Zunge, aber er behielt es für sich. Draco sah ihn nicht sonderlich begeistert an. Riss sich aber zusammen wenigstens nicht all zu abfällig zu klingen. „Weil ich mein Mittagessen mit Sathyria verbringen wollte.“, erklärte er. „Und da ist es dir egal ob wir dich haben wollen oder nicht, ja?“, fragte Victorian weiter. „Du redest nur von dir, Romulus. Den anderen ist es egal ob Draco bei uns sitzt und mir auch!“, erklärte Sathyria. Draco verschränkte die Arme und sah Victorian abwartend an. „Seine Art passt mir nicht. Der führt doch was im Schilde.“, knurrte Victorian. „Ach so? Und was machst du?“, fragte Draco. „Sathyria kennt mich, sie weiß, dass ich nichts Böses vorhab.“ „Jungs, es reicht, schnallt ihr es eigentlich noch?“ Erneut sahen die Beide sie an. Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte, dass Victorian einfach verschwand. Ganz schnell, ganz weit weg. Er mochte ihn einfach nicht und was anderes konnte er auch nicht vorheucheln. Diese Halbveela konnte er einfach auf den Tod nicht ausstehen. Victorian ging es in Bezug auf Draco auch nicht besser. Er wollte ihn nicht haben. Er konnte Draco nicht einschätzen und das machte ihn zu einer Gefahr und zwar für sie alle. „Geh zurück zum Speisesaal, Malfoy.“, meinte er zu ihm. „Dr. Turner will was ansagen und ich muss vorher noch was mit Sathyria bereden.“ „Das kannst du auch vor mir tun.“, meinte er. „Wir haben keine Geheimnisse voreinander.“ Victorian schnaubte verächtlich. „Davon träumst du, ich kenne sie besser als du.“ Amy hob die Hände an den Kopf und machte eine Handbewegung als würde er explodieren, knurrte dazu nicht gerade damenhaft und wirbelte herum. „Sathyria“, riefen ihr beide gleichzeitig nach und sahen sich dumm an. „Wow! Jetzt seit ihr euch einig ja?“, fragte sie sarkastisch, blieb aber nicht stehen. „Geht zurück zum Essen.“ „Was?“, fragte Romulus entrüstet. „Aber Sathyria!“, hängte Malfoy hinten ran. „Lasst mich in Frieden.“ Erst sahen sich die Jungen ratlos an, dann fletschten sie wieder die Zähne. Außer Knurren folgte aber kein Gebell wie üblich. „Gut, wir reißen uns zusammen, aber rede gefälligst mit uns.“, gab sich Draco geschlagen. „Aber wirklich nur für dich, nicht, weil wir uns plötzlich leiden könnten.“, Victorian verschränkte die Arme. „Na klar, und du glaubst, dass sie das überzeugen wird, ja?“, fragte Draco genervt. „Hör auf, du kennst sie doch gar nicht.“, zischelte der Halbveela ihm zu. „Ach und du schon oder was?“ „Besser als du auf jeden Fall.“, Victorian sah wieder Amy nach, die schon fast am Haus angekommen war. „Wir sollen ALLE zurück in de Saal. Turner hat was anzusagen.“, rief er. „Und außerdem müssen wir uns noch wegen der SACHE unterhalten.“ Sathyria blieb stehen und sah zurück. Welche Sache meinte er jetzt? Ihre wahre Identität oder die Geister? Sie beschloss, dass es sich um die Geister handeln musste. Zumindest hoffte sie das für ihn. „Welche Sache?“, knurrte Draco leise. „Geht dich nichts an. Unser Geheimnis.“ „Sathyria, welche Sache?“, rief Draco dem Mädchen entgegen, das mittlerweile wieder auf sie zustapfte. Ihre erste Amtshandlung war Victorian am Kragen zu sich hinunter zu ziehen. „Als erstes: Was fällt dir eigentlich ein das hier so herum zu posaunen? Sei froh, dass keiner außer Draco hier ist!“ Sie ließ ihn wieder los und tippte Draco auf die Brust. „Und zweitens: Hör auf so neugierig zu sein. Ich hätte dir schon noch davon erzählt, wenn ich deine Hilfe gebraucht hätte.“ Moment mal... das ist es doch! Als Amy ein Licht aufging wie sie die beiden vielleicht dazu bringen könnte, sich doch noch zu vertragen, veränderte sich ihr Gesichtausdruck wie auf Knopfdruck von zornig zu überrascht. Verwundert sahen sich die Jungen an, dann wieder zu ihr. „Ich denke ich weiß jetzt, was ich mit euch mache.“, erklärte sie und verschränkte die Arme. „Hä? Wie jetzt?“, fragte Victorian. „Ihr beide werdet jetzt in „der Sache“ zusammen arbeiten, so einfach ist das.“ „Was?“ „Was ist überhaupt „die Sache“?“, fragte Draco. „Wir wollen die Geister befreien.“ „Was? Seid ihr irre?“, fragte er entsetzt. „Sei doch ruhig, Mensch!“, knurrte Amy und hielt ihm den Mund zu. „Die Todesser haben sie versklavt, sie tun mir leid! Und dir doch wohl auch oder?“ Draco überlegte was er sagen sollte. Natürlich taten sie ihm leid. Nein, er fühlte sich sogar schuldig wegen dem Ganzen, aber DAS war die dümmste Idee auf die Sathyria jemals hätte kommen können. Aber irgendwie passte sie wieder zu ihr... Merlin noch eins und er würde sie nicht alleine da durch gehen lassen... Dazu war diese Aktion viel zu gefährlich und mit seinem Können und Wissen war sie einfach besser gerüstet. Als Draco schließlich nickte, nahm sie ihre Hand wieder runter. „Aber diese Idee ist Wahnsinn! Wenn sie das heraus finden, seid ihr zwei so gut wie tot!“ „Darum hilfst du uns ja auch.“, erklärte Sathyria. „Damit sie es nicht herausfinden.“ „Warte, warte, Auszeit!“, bat Victorian und wedelte wie verrückt mir den Armen. „Du willst DEN da mit hineinziehen?“ „Er hat auch einen Namen und steht neben dir.“, meinte sie nur kühl. „Und ja, das werde ich. Und ich bin mir sicher, dass er uns hilft, oder Draco? Und wir beide wissen auch, warum du mir helfen wirst.“, dass auch Victorian es wusste, sagte sie lieber nicht. Draco strich sich durch das Haar. „Gut, ich helfe euch.“, knurrte er. „Aber wie sollen wir das bitte anstellen?“ „Alle Geister kann man erlösen.“, meinte Victorian. Seine Stimme war nicht mehr so gereizt gegenüber dem Blonden. Ob er sich einfach nur von jetzt auf gleich damit abgefunden hatte oder so tun wollte als ob, um Amy gnädig zu stimmen, hätte sie nicht sagen können. „Und für unsere habe ich glaube auch das passende gefunden. Aber vorher sollten wir zurück in den Saal, sonst suchen die uns noch und überraschen uns vielleicht beim Pläne schmieden. Turner will, wie gesagt, irgendwas ansagen.“ Amy lächelte leicht und sah sich um. Die Begegnung mit dem Muggel am Vormittag hatte sie schon fast wieder vergessen. Aber darum würde sie sich schon auch noch Gedanken machen... „Gut, gehen wir zurück.“, entschloss sie und schob sich zwischen den Beiden hindurch zurück zum Saal. Die Jungs folgten wortlos. Eingepackt in ihren neuen Drachenledermantel, den Handschuhen und den Stiefeln, sowie einer schweren Tasche voller Bücher stand Amy einige Stunden später auf der Tribüne des Quidditchfeldes, das jetzt dort stand, wo früher einmal die Koppel der Pferde und der Stall war. Sie sah hinauf in den Himmel. Sie hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, aber ihr Gesicht war trotzdem nass. Die Idee ihres Schulleiters hatte so gut wie alle Schüler sofort mitgerissen. Sie waren sieben Häuser und diese sieben Häuser durften jeweils eine Quidditchmannschaft aufstellen, mit Ausnahme des Hauses der Halbblüter natürlich. Sie waren in der Tat nur zu sechst und damit einer zu wenig für eine Mannschaft. Wenn man es genau nahm sogar zwei zu wenig, da Sathyria das Spiel überhaupt nicht kannte und sich auch nicht dazu in der Lage sah, mit ihrer geringen Flugerfahrung mitzuspielen. Die Manschaft dort oben war eine von den Reinblütern, mit Ausnahme eines Spielers. Victorian. Dracos Mannschaft war schnell kombiniert gewesen. Crabbe und Goyle als Treiber, Zabini und Vaisey als Jäger, Nott als Hüter und Malfoy selbst wollte unbedingt der Sucher sein. Gefehlt hatte ihnen aber noch ein Jäger, jedoch hatte niemand aus dem Haus Draco und seinen hohen Ansprüchen genügt, also hat Vaisey so lange genervt, bis er schließlich Romulus als dritten Jäger genommen hatte. Den Ausgang dieser Diskussion hatten sie aber nicht nur Romulus Talent zu verdanken - er und Vaisey waren einfach ein unschlagbares Team - es lag auch daran, dass Vaisey irgendwann gesagt hatte, er würde nicht mitspielen, wenn Victorian nicht in das Team kam und das wollten seine Mitbewohner auf gar keinen Fall riskieren. Er war immerhin der beste Jäger von Slytherin! Das Glück war perfekt, als Dr. Turner dem zustimmte. Er hatte nichts dagengen, dass sich die Häuser mischten. Amy war nicht die Einzige, die dem ersten Training der sieben Jungs zusah. Auch Pansy und ihre Freundinnen, sowie einige andere standen hier oben rum und sahen in den Himmel. Doch lange durfte das Training nicht mehr dauern. Ein Pass von Vaisey an Romulus, noch ein paar Runden geflogen, dann landeten die sieben Jungs auf dem frisch gesäten, durchnässten Rasen unter ihnen. Amy zog ihre Tasche höher und sprang förmlich die Stufen hinunter zu ihren Freunden. Sie waren alle triefend nass, aber sie schienen zufrieden zu sein, für ihre erste gemeinsame Trainingsrunde. „Hey, da kommt ein Drache!“, rief Vaisey und ging auf sie zu. Victorian folgte ihm lachend. Die anderen Jungen sahen nur kurz zu ihr, definitiv verwundert über die Kleidung die sie trug, und verschwanden dann. Draco folgte ihnen. Er wollte raus aus dem Regen und seinen nassen Klamotten. „Wow“, begrüßte Victorian sie. „Wo hast du das denn gefunden?“ „Unser Direktor hat mir das geschenkt.“, erklärte sie stolz. „Und damit währ ich wohl als Einzige von uns noch trocken.“ „Ja vor allem hinter den Ohren!“, erklärte Vaisey und klopfte ihr auf die Schulter. „Na warte du!“, sie knuffte ihm in die Seite. Er lachte, rieb sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte und folgte dann mit einer kurzen Verabschiedung den anderen Spielern aus seinem Wohnhaus. „Und lass dich nicht von der Umbridge mit den Sachen erwischen! Die macht dich einen Kopf kürzer, weil man deine Schuluniform nicht mehr sieht!“, rief er noch zu Sathyria zurück. „Mir egal, mir ist es wichtiger trocken zu sein, als meinen Mitschülern zu zeigen, dass ich immer noch auf die selbe Schule gehe wie sie.“ „Also, dein Vater hat dir das geschenkt?“, fragte Victorian als sie alleine waren und einen anderen Weg zu ihrem eigenen Haus einschlugen. „Wieso? Ich meine: Kleidung aus Drachenleder ist nicht unbedingt die Billigste.“ „Ich weiß, ich hab mich auch gewundert. Er hat nur irgendwas mit von wegen zu viel Geld für ein Leben gelabert und dass er es mir gekauft hat „um die heranwachsende Generation zu unterstützen“.“ Victorian zog verwundert den Kopf ein und zog die Augenbrauen zusammen. „Sicher, dass er nicht doch weiß, wer du bist?“, fragte er. „Ich meine: Kein normaler Mensch würde einem wildfremden Kind etwas kaufen, das schon allein wegen des Materials schweineteuer ist. Wie oft stirbt schon ein Drache? Oder wie leicht bringt man den um? Noch dazu wächst du noch, zumindest offiziell! Irgendwann würdest du da nicht mehr reinpassen!“ „Dagegen hat er auch was gemacht!“, erklärte sie. „Er meinte, er hätte einen Zauber angewandt, damit die Kleidung mit mir mit wächst.“ Sie vergaß vollkommen, dass dieser Körper, den sie jetzt hatte, nicht ihr eigener war. Zumindest nicht in der Form wie er gerade war. Das war vermutlich auch der Grund, warum sie noch immer grinste, während Romulus immer blasser wurde. „Er hat was?“, fragte er entsetzt. „Ja, er meinte, er hätte den Mantel und alles so verzaubert, dass sie sich immer meinem Körper anpassen.“ „Warte, warte, warte... jetzt noch mal im Klartext.“, Victorian blieb stehen. Sie tat es ihm nach und sah zu ihm zurück. „Wo hat er bitte ein Stück von dir her?“ „Ein Stück von mir?“, fragte Amy belustigt. „Soll er mich anschneiden wie eine Torte, oder was?“ „Sathyria, ich meine es ernst!“, knurrte er. „Das was er gemeint hat war kein Zauber, wo du ein paar kleine Formel sprichst, den Namen der Person hinterher sagst und den betreffenden Gegenstand mit deinem Zauberstab berührst.“, erklärte er ihr. „Das ist ein Trank, ähnlich dem eines Vielsafttrankes. In diesem Zeug werden die Kleidungsstücke eingetaucht, dann lässt man sie trocknen und dann kannst du sie normal waschen. Der Trank zieht in das Material ein.“ Amy lächelnd verschwand. Sie zog die Augenbrauen zusammen. So ganz konnte sie sich noch nicht einen Reim auf die Sache machen. Romulus wurde ungeduldig. „Was kommt zum Schluss in den Vielsafttrank, um das Aussehen zu bestimmen?“, fragte er. Natürlich musste sie das wissen. Sie nahm das Zeug immerhin regelmäßig. „Zum Beispiel ein Haar.“, Amy erschrak als die Erkenntnis sie überrollte. „Du meinst... er weiß...?“ „Ja.“, funkte Romulus dazwischen. „Das könnte ein Test gewesen sein, ob du es bist.“ Amys Herz stolperte beinahe. „Wie viel Zeit hast du noch?“, fragte Victorian. Er musste nicht aussprechen was er meinte. Sie wusste es auch so. „Höchstens eine halbe Stunde.“, murmelte sie und sah zu dem Haus, das sie hinter den Bäumen sehen konnten. „Lass uns in dein Zimmer gehen, du lässt die Wirkung verziehen und dann wissen wir es.“, er legte ihr eine Hand in den Rücken und schob sie weiter. Amy rannte beinahe los und hinein ins Haus wo die anderen sie begrüßten, doch sie winkte nur ab und war schon die Treppe hinauf verschwunden. Victorian entschuldigte sie und meinte, dass es ihr nicht gut ging und hielt Tracey noch davon ab, nach Sathyria zu sehen oder gar jemanden zu holen, der sie sich ansehen sollte. Mit der Ausrede, dass er sich schnell was Trockenes anziehen wollte, ging dann auch er nach oben, hing seinen Umhang vom fliegen über die Schranktür und seine anderen durchgeweichten Klamotten über einen Stuhl. Magisch trocknen konnte er sie später, jetzt musste er zu Amy. Er zog sich schnell was über und sprang dann die Treppe hinauf, immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend. Er klopfte an ihr Zimmer. „Ich bin es.“, rief er nur und trat ein. Mit schockiertem Gesicht stand ein braunhaariges Mädchen ihm gegenüber, gekleidet in einen perfekt sitzenden Mantel aus Drachenleder. „Er muss die Locke von mir benutzt haben, die meine Mutter in einer Frischhaltetüte in mein Babyalbum geklebt hat.“, murmelte sie. „Die erste Strähne von meinem Haar, die mir jemals abgeschnitten wurde.“ Victorian schluckte schwer. „Er weiß es...“, murmelte er leise. „Definitiv.“ Kapitel 33: von Helfern und Drohungen ------------------------------------- Der Tag begann eigentlich relativ gut. Die Sonne schien und die Temperaturen kletterten langsam ins erträgliche. So konnte Amy getrost ihren Drachenlederumhang in den Schrank hängen und musste erst einmal nicht mehr daran denken. Der Januar neigte sich seinem Ende zu und sie hatte zugegebener maßen ihren Vater seit der ersten Flugstunde nicht mehr gesehen. Jedes weitere Mal war es Narzissa, die sie am Turm abgeholt hatte. Die hatte jedoch nicht einen Ton darüber sagen können, in wieweit die Todesser über ihre Identität bescheid wussten. Auch Alfons hatte nie einen Ton darüber verloren. Es war Samstagmorgen und sie hatte vermutlich als Einzige aus der ganzen Schule keinen Unterricht. Trotzdem hockte sie mit angezogenen Beinen auf einem Fensterbrett in der Bibliothek. Mehrere Bücher schwebten aufgeschlagen um sie herum und eines hatte sie auf ihrem Schoß um darin zu blättern. Beinahe vier Wochen waren vergangen und sie waren nicht einen Schritt weiter, was die Geister betraf. Das Einzige, was sich gelegt hatte, waren die ständigen Zankereien von Draco und Victorian, doch das lag wohl weniger an Amy, als an der Tatsache, dass die zwei zusammen Quidditch spielten. Frustriert ließ sie das Buch offen auf ihren Knien liegen und schlug einige anderer Seite in dem Buch über ihr um. Warum fand sie denn nur nichts? Es musste doch irgendetwas geben! Sowohl Victorian als auch Draco waren sich da sicher und die zwei lebten schließlich ihr gesamtes Leben schon in dieser Welt. Es war zum verzweifeln. Mit einem Schwung ihres Zauberstabes, schwebte auch das Buch auf ihrem Knien hinauf in die Luft zu den anderen und ein Neues flatterte von dem Stapel auf dem Boden, den sie vorher aufgehäuft hatte, zu ihr hinauf. Leise hörte sie die Tür des Hauses aufgehen und wieder zu. Dann waren Schritte zu hören. Der Boden knarrte trotz Teppich. Sie jedoch reagierte nicht darauf. Wer auch immer es war: Sie lernte hier ja nur... Sie stopfte ihren Zauberstab in ihren Mund und studierte das Inhaltsverzeichnis. Wieso war es nur so schwer, etwas zu finden? „Na nu, wen haben wir denn da?“, ertönte eine freudige Stimme vom anderen Ende des Ganges. Überrascht sah sie auf. „Der Zauberstab ist aber nicht zum Essen da, Miss Tonks.“, erklärte Alfons lachend. „Haben Sie nicht genug gefrühstückt?“ Er trug einen Haufen Bücher auf dem Arm, die er gerade einsortierte. Amy lächelte leicht und nahm den Zauberstab zwischen den Lippen hervor. „Doch, Sir, ich bin nur gerade leicht am verzweifeln.“ „So?“, fragte er und stellte das letzte Buch beiseite. „Was suchen Sie denn?“, er trat heran. „Och.“, schnell schlug sie das Buch auf ihrem Schoß zu und zuckte die Schultern. „Eigentlich nichts Interessantes.“ Verdammt. Er wusste bereits, wer sie war, aber wenn sie ihm jetzt auch noch einen Grund liefern würde, dieses Stillschweigen darüber zu lösen... Vielleicht gefiel es ihm ja sogar sie so schwitzen zu sehen... Er wusste sicher, dass sie mittlerweile herausgefunden hatte, dass er nun doch ihr Geheimnis kannte. Doch Wochenlang hat er nicht einen Finger gerührt und das versetzte sie in Panik. Er spielte mit ihrem Verstand, so kam es ihr vor. Warum hatte er sie noch nicht auffliegen lassen? Warum hatte er sie noch nicht ans offene Messer geliefert? Desto mehr er mit dieser Ungewissheit von ihr spielte, desto panischer wurde sie, doch sie musste es verbergen. „Wenn es nicht wichtig ist warum, verzweifeln Sie dann?“, fragte er einfach, friedlich lächelnd wie immer und fischte eines der Bücher aus der Luft. Er runzelte die Stirn und überflog die Seite. Mit einer Handbewegung war das nächste Buch aus der Luft geholt und ebenfalls ein Blick hinein geworfen. Das würde hart werden, wenn er Eins und Eins zusammen zählen konnte. Er kannte sie ja wohl gut genug, um zu wissen, dass sie nicht einfach so Artikel über Geister suchte und so ganz zufällig siebenundzwanzig alte Freunde von ihr als Milch durch die Luft schwebten. „Also, ich würde sagen, wenn Sie schon was mit Geistern machen wollen, dann versuchen Sie sie zu beschwören. Das ist das Leichteste.“, erklärte er ihr. Verdutzt sah sie auf. Hatte er das etwa nicht geschnallt? „Das mit dem Beschwören, das können selbst Muggel. Und nein ich übertreibe nicht.“, er gab ihr die Bücher zurück. „Alles andere geht nicht nur tiefer in die schwarze Magie, sondern ist auch noch viel zu schwer für einen Anfänger.“ Sein Ton war ermahnend, aber noch immer freundlich. Irgendwann würde sie das noch den Verstand kosten. „Allerdings...“, er drehte sich um und marschierte um eines der Regel herum. „Allerdings glaube ich, dass Ihnen dieses Buch weiterhelfen wird.“ Er hielt ein dickes, in Leder gebundenes Buch hoch und kam zu ihr zurück. Als er neben ihr stehen blieb schlug er es auf und blätterte es schnell durch ehe er es ihr reichte. „Hier sollten Sie alles finden.“, erklärte er. „Ich muss weiter. Machen Sie sich keinen Ärger.“ Mit diesen Worten ging er. Amy legte das Buch, das sie gerade noch durchforstet hatte, beiseite und sah sich den Eintrag an, den ihr Vater ihr gegeben hatte. Es war der beginn eines ganzen Kapitels über Geister. Dieses Wort „Geister“ zog sich über die komplette Seite. Sie blätterte um. Über das Inhaltsverzeichnis konnte sie nur die Stirn runzeln. "Vorwort..." "Das Rufen von Geistern..." "Das Fixieren von Geistern..." "Das Bannen von Geistern..." Amy musste die letzte Teilüberschrift fünf Mal lesen ehe sie begriff was dort stand. "Das Erlösen von Geistern..." Sie schluckte schwer und sah dorthin, wo ihr Vater verschwunden war, doch er war weg. Schnell blätterte sie auf die Seite zum Befreien von Geistern. Als Victorian und Draco zusammen nach dem Mittagessen das Hauptgebäude verließen, waren beide ratlos, wo Sathyria abgeblieben war. Seit dem Frühstück hatten sie sie nicht mehr gesehen. Blaise und Vaisey gingen an ihnen vorbei. „Kommt ihr jetzt oder was?“, fragten sie. Sie trugen ihre Flugumhänge und ihre Besen bei sich. Den Nachmittag wollten sie nutzen, um zu trainieren, da bereits in einer Woche das erste Spiel sein sollte, wie sie am morgen erfahren hatten. Vier Teams hatten sich gebildet und sie waren gleich die ersten die antreten sollten. „Geht schon mal vor.“, meinte Draco und sah den anderen drei Spielern entgegen, die hinter ihnen aus dem Gebäude traten. „Wir suchen nur noch schnell nach Sythyria.“, erklärte Victorian. Malfoy machte sich bereits auf zur Bibliothek. „Glaubt ihr nicht wir können auch einmal ohne unser Maskottchen trainieren?“, fragte Vaisey genervt. Seit Draco und Victorian miteinander klar kamen, waren beide dauerhaft darauf erpicht, Sathyria überall mit hin zu schleppen, egal was sie vorhatten. Wenn es möglich gewesen wäre, hätten sie sie vermutlich mit unter die Dusche genommen. Die Elfjährige machte nicht einen Schritt ohne von den beide kontrolliert zu werden. Immer mussten sie ganz genau wissen, wo das Mädchen war und nichts durfte ohne ihre Zustimmung geschehen. Irgendwie tat Sathyria ihm und Blaise leid, aber was sollten sie machen? Die zwei hörten eh nicht auf sie. „Wie kommen gleich nach.“, meinte Romulus nur und schloss zu Draco auf. Nebeneinander gingen sie zu der Bibliothek. Der Raum war leer, zumindest auf den ersten Blick. Schnell suchten sie alle Gänge ab, bis sie Sathyria gefunden hatten. Das Mädchen stand an einem Regal. Unter einem Arm trug sie ein großes Buch, um sie herum flogen weitere Bücher der gleichen Art. „Hey, was ist los, hattest du keinen Hunger?“, fragte Draco und sah ihr dabei zu, wie sie mit dem Schwung ihres Zauberstabes ein Buch aus dem Regal holte und es vor ihrem Gesicht durchblättern ließ. „Nein.“, meinte sie nur bestimmt. Bildeten sie es sich nur ein, oder war sie wirklich gehetzt? „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Victorian vorsichtig. „Turner war hier.“, erklärte sie und schickte das Buch in die Luft zu den anderen. Dann drehte sie sich zu den beiden um. „Ja, und?“, fragte Draco. „Er hat gesehen was ich lese und dann“, sie öffnete das Buch vor der Nase der anderen. „Dann hat er mir das hier gegeben! Hier drin steht alles über Geister, vom Kontakt aufnehmen bis zu ihrer Befreiung. Glaubt ihr, dass das Zufall ist? Dass der Mann hier herein kommt und mir ein Buch über Geister in die Hand drückt? Ich glaube er ahnt was!“ „Was? Wieso sollte er das denn bitte tun?“, Draco winkte ab. Victorian schwieg nur. Zwar kamen sie inzwischen besser miteinander aus und die drei verbrachten quasie jede freie Minute zusammen, doch von Sathyrias wahrer Identität wusste er trotzdem noch immer nichts. „Wieso gibt er mir dann ein Buch, in dem steht, wie man Geister erlöst?“, fragte sie mit gedämpfter Stimme, wenn auch sonst niemand zuhören konnte. „Und dieses Buch scheint das Einzige zu sein, dass das beschreibt. In der gesamten Bibliothek.“ „Vielleicht hat er ja einfach nur kombiniert, was du gerne lesen würdest.“, überlegte Victorian. „Ich meine, vielleicht fasst dieses Buch ja gerade alles zusammen, was du über Geister wissen kannst.“ „Und was ist, wenn er es weiß?“, fragte sie und schwang ihren Zauberstab, sodass sich alle Bücher wieder einsortierten. „Wir fliegen auf!“ „Das denk ich weniger.“, meinte Draco. „Wenn einer Verdacht hätte, dann wüssten wir es schon lange, weil man uns zur Rede gestellt hätte. Ich denke, dass Victorian recht hat.“ Amy sah den Büchern dabei zu wie sie ihre Plätze im Regal wieder einnahmen. Draco nahm ihr das Buch aus der Hand und holte seinen Zauberstab heraus. „Was machst du?“, fragte Amy. „Ich werde uns das Geisterkapitel kopieren.“, erklärte er und legte das Buch auf den Tisch. Gleich darauf lag ein kleineres, schmaleres Buch daneben. Er schwang den Zauberstab und schickte das Original zurück in das Regal und gab Sathyria das Neue. „Pack es ein, wir gucken es uns nach dem Training an.“, beschloss der Blonde. Pass von Vaisey zu Zabini, hinüber zu Romulus und wieder zurück zu Vaisey. Vaisey wirft und... Nott wert den Quaffel gekonnt vor dem mittleren Ring ab. Begeistert kreischten Pansy und ihre Freundinnen, zusammen mit einigen anderen Reinblüter-Mädchen aus ihrem Wohnhaus los. Amy saß etwas abseits von ihnen auf einer Sitzbank, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und sah hinauf in den Himmel. Irgendwie hatte sie die Regeln dieses Spiels immer noch nicht ganz verstanden. Vor allem: Was machte der Sucher? Bei allen Trainingsrunden hatte die Draco nur am Rande herfliegen sehen und Befehle brüllen. War der Sucher so was wie ein Trainer, der die ganze Zeit nach Fehlern suchte, oder wie? Sie fragte sich, wieso sie jedes Mal dabei hocken sollte wenn die Jungs trainierten. Sie wollte viel lieber weiter über Geister recherchieren. Klar, sie hatte in ihrer Tasche eine magische Kopie von dem Kapitel aus dem Buch, aber das war doch zu auffällig, wenn sie hier und jetzt darin rumblätterte, oder nicht? „Sport scheint Sie nicht so zu interessieren, was?“, fragte eine Stimme neben ihr und gleich darauf ließ sich ihr Vater auf die Bank sinken. Verfolgte er sie? Erst hatte sie ihn Wochen lang nie zu Gesicht bekommen und heute gleich zwei Mal? Misstrauisch beäugte sie ihn, doch er sah nur hinauf zu dem Team, das dort trainierte. „Ich bin eigentlich nur hier, weil ich Draco etwas ausrichten wollte. Aber er scheint ja beschäftigt.“, er wandte sich an Amy und bemerkte ihren Blick. „Was ist?“ „Gar nichts.“, meinte sie, es klang aber wenig ehrlich. Er zog eine Augenbraue hoch und wartete ab, ob sie vielleicht doch noch was sagen würde, aber dem war nicht so. „Mr. Turner, was eine Freude!“, rief das Pansy und kam zu ihnen herüber geschwebt. In ihrer Begleitung waren die Mädchen, mit denen sie eben noch am Rand der Brüstung gestanden hatte, um mit sabbernden Mäulern die Mannschaft zu beobachten. Er wand den Kopf zu ihr. „Guten Tag, Miss Parkinson, meine Damen, Sie genießen das Spiel?“ „Ja, sehr, unsere Mannschaft wird sicher gewinnen!“, erklärte sie lachend. „Und Sie? Sind Sie ein großer Quidditchfan?“ Er pustete nachdenklich, schüttelte dann aber den Kopf. „Bei einem guten Spiel gucke ich gerne mal zu, aber ansonsten reizt es mich nicht, nein.“ „Das wird sich jetzt hoffentlich ändern.“, erklärte sie und sah zu Sathyria, die jedoch hatte ihren Kopf wieder gehoben und sah dabei zu, wie Blaise und Victorian einander zupassten. „Und was machen Sie jetzt hier?“, fragte Pansy schließlich wieder an Alfons gerichtet. „Ach ja, da war ja noch was, Miss Tonks“, er zog die Aufmerksamkeit des Mädchens wieder auf sich. „Hm?“ „Richten Sie doch bitte Mr. Malfoy, Mr. Crabbe und Mr. Goyle meine besten Grüße aus und sie mögen heute um sechs Uhr in meine Wohnung kommen. Ich würde gerne mit einigen Freunden zu Abend essen.“ Amy nickte artig. „Sie sind auch herzlich eingeladen, Miss Tonks.“ „Was?“, entfuhr es Amy und Pansy zeitgleich. Grinsend wand sich Alfons an die Ältere der beiden. „Wollen sie etwa auch kommen, Miss Parkinson?“, fragte er amüsiert. „Wie? Nein, ich...“ „Wie schade, ich wollte Sie nämlich gerade auch einladen.“, erklärte Alfons und sah grinsend zu Amy. Sie zog einen Mundwinkel hoch, auch wenn sie nicht wusste, was sie davon halten sollte. „Ich komme natürlich gern, Mr. Turner, keine Frage, Ich habe mich nur gerade gewundert wieso... ein Halbblüter?“, fragte sie verzweifelt. „Weil sie nun mal zur Familie Malfoy gehört, die ich ebenfalls eingeladen habe.“, erklärte er ihr. Pansy war sprachlos. Wieso sollte so jemand wie Amy zu der Familie IHRES Freundes gehören? Zugegebener maßen: Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander und sie war ja auch seine Cousine, aber sie war ein Halbblut! Unwürdig zu einer stolzen Familie von Reinblütern zu gehören. Wut kochte in ihr hoch. Wieso drängelte sich dieses kleine Biest überall dazwischen? Alfons erhob sich. „Miss Tonks, ich freue mich Sie heute Abend begrüßen zu dürfen.“, er nickte ihr zu. „Miss Parkinson.“ Ohne ein weiteres Wort nickte er auch in ihre Richtung, dann war er schon wieder verschwunden. Doch etwas verwirrt aber irgendwie auch wieder belustigt sah Amy ihrem Vater hinterher. „Dein dämliches Grinsen wird dir schon noch vergehen!“, fauchte Pansy da mit einem mal. Verblüfft sah sie zu ihr hin. Hatte sie denn gegrinst? „Du hast dich zum letzten Mal mit mir angelegt!“ „Ich mach doch gar nichts...“, murmelte Amy und setzte sich schlagartig gerade hin. „Ach nein?“, Pansy schnaubte, ihre Freundinnen taten es ihr nach. „Du gehörst nicht hier her!“, knurrte sie. „Dich will hier niemand haben, aber das wirst du schon noch sehen, Tonks.“ Kapitel 34: unbekannt, verlobt und irgendwann verheiratet --------------------------------------------------------- Victorian legte einen Fuß auf sein Knie und lümmelte sich tiefer in einen der Sessel in Dracos Zimmer. Nachdenklich blätterte er in dem Geisterkapitelbuch, während Draco sich die Manschettenknöpfe seines Hemdes von Sathyria schließen ließ. „Da haben wir es.“, verkündete er und las vor. „Der "Ortus" eines zurückgerufenen Geistes, ist ein Gegenstand, den der Verstorbene bei seinem Tod mit sich trug. Für das Binden eines Toten an das Diesseits ist der Ortus unumgänglich, jedoch kann er vom Original im nachhinein auf verschiedene andere Dinge gelenkt werden. Ein Ortus kann mehrere Geister beherbergen, die immer in dessen Nähe bleiben. Ausnahmen bilden Geister, die auf magischem Boden verstorben sind oder nicht gehen wollten.“ Draco richtete seine Ärmel und zog sich dann die Jackettjacke über, die Amy ihm reichte. „Das hilft uns nicht weiter.“, erklärte er. „Jetzt wissen wir zwar, was ein Ortus ist, aber bezüglich dessen Existenz bei den Geistern hier, waren wir uns ja schon vorher sicher, oder?“ „Die Frage ist also eher: Wo sind sie?“, meinte Sathyria und setzte sich auf einen andere Sessel. „Ich denke, es muss ein Ort sein, aus dem sie nicht raus können, aber die Geister hinein.“, meinte Victorian und blätterte einfach weiter herum, als würde irgendwo auf der Seite die Lösung des Problems stehen. „Ich denke ich frag sie mal nachher, während ihr essen seit.“, entschied er und klappte das Buch zu. Aufmerksam sah er zwischen Sathyria und Draco hin und her, die ihn ebenso gespannt ansahen. „Und wenn wir sie haben?“, fragte Draco schließlich. „Wir können ja wohl schlecht die Dinger einen Monat mit uns rumschleppen, bis der Trank fertig ist.“ „Und in der Zwischenzeit können die Todesser die Geister auf etwas anderes prägen.“, entschied Amy. „Vorrausgesetzt, sie kommen uns auf die Schliche.“ Was ja bereits geschehen war, so dachte sie. Victorian seufzte und schlug das Buch erneut auf. „Dann suchen wir uns eben einen Gegenstand und machen den vorher zu ihrem Ortus, ehe wir den Trank zubereiten, meine ich. So sind sie immerhin schon mal in Sicherheit.“, überlegte Victorian und schlug die Seite mit dem Rezept auf. „Der Rest sollte sich doch machen lassen, oder?“ Er überflog den Text. „Und wie kommen wir an die Zutaten?“, fragte Draco. „Einbruch, das ist die einzige Möglichkeit, denke ich, oder?“, stellte Amy die Gegenfrage. „Die Einzige, oder hast du einen Lieferanten für uns, der Stillschweigen behält?“, wollte Victorian an Draco gewand wissen. „Sehr lustig, Victorian.“, seufzte Draco. „Die Geister werden schon für uns in Erfahrung bringen, ob alles nötige in den Vorratskammern ist.“, erklärte Victorian. „Dann sehen wir weiter.“ Es klopfte an der Tür und gleich darauf steckte eine breit grinsende Pansy ihren Kopf in den Raum. „Hallo, Draco, bist du bereit? Können wir gehen?“, fragte sie freudig. Draco dachte eine Weile nach... Wann hatte er sich eigentlich mit ihr verabredet, um zusammen zu dem Treffen zu gehen? Pansys Blick viel auf Victorian, Amy - die nicht in ihrem Sichtfeld saß - bemerkte sie gar nicht erst. „Na Victorian, ihr habt mal wieder ein klasse Training abgeliefert. Die Mädchen sind ganz hin und weg! Mit Ausnahme von Tonks, die könnt ihr in der Pfeife rauchen. Sie interessiert sich doch gar nicht für euch!“ „Alzheimer, meine Süße, sich für jemanden oder den Sport den dieser Jemand ausübt nicht zu interessieren sind zwei vollkommen andere Dinge. Und nun verschwinde bitte, wir reden gerade, falls du es nicht mitbekommen hast.“, Amys Stimme war hörbar genervt. Draco ging auf Pansy zu und gab damit den Blick auf die Elfjährige frei. „Tonks“, keuchte sie empört. „Was machst DU denn hier? In UNSEREM Haus? Das hier ist halbblutfreie Zone!“ „Oh tut mir leid, dann hab ich mich scheinbar auch verlaufen.“, erklärte Victorian gelangweilt und studierte weiter hin das Buch in seiner Hand. „Pansy, geh doch schon mal vor, ich komme gleich mit Sathyria nach. Das hier ist privat.“, meinte Draco nur und schob das Mädchen wieder aus seinem Zimmer. Er schloss hinter ihr die Tür und verriegelte sie magisch. „Draco!“, schrie Pansy empört von der anderen Seite. „Nun gut, hier der Plan. Ihr beide geht jetzt essen und mimt die Unwissenden und ich suche nach unseren Freunden und bespreche mit ihnen alles. Dann schaue ich nach, wo die wichtigesten Dinge sind.“, erklärte er. „Gut, ich bringe dann Sathyria nach dem Essen zu euch, da sind wir ungestört und können in Ruhe weiter reden.“, erklärte Draco und ging bereits zur Tür, um diese für Sathyria zu öffnen. Als er sie aufzog, stolperte Pansy in seine Arme. Sie hatte, gegen die Tür gelehnt, gelauscht, was die drei beredet hatten, zumindest sah es so aus. Mit großen Augen sah sie ertappt zu Draco hinauf. Überrascht sahen die drei sie an. „Ehm...“, murmelte Pansy. Da fasste sich Victorian wieder, sprang auf, zerrte Pansy herein und warf die Tür erneut zu. Der Knall des Holzes holte auch die anderen wieder zurück. „Was hast du gehört?“, knurrte Sathyria. Erschrocken sah die Älter zu ihr. „Nichts, erklärte sie schnell. Ich habe versucht an der Tür zu lauschen, aber nichts verstanden...“, erklärte sie kleinlaut. „Und warum tust du so was?“, fuhr Draco sie an. „Hast du noch nie was von Privatsphäre gehört, oder was?“ Sie zog den Kopf ein. „Ich habe mir Sorgen gemacht...“, erklärte sie. „Machst du dir umsonst.“, meinte er nur. Er nickte Victorian zu. Der beäugte noch mal das Mädchen misstrauisch, dann öffnete er die Tür. „Geh.“, meinte Draco nur und nickte zur Tür. „Wie, kommst du nicht mit?“, fragte sie, in der Hoffnung so diese Situation überspielen zu können, doch sie hatte nicht mehr an Sathyria gedacht, die sich gerade mit nicht weniger wütenden Blick wie Victorian neben Draco stellte und sich bei ihm einhakte. Schlagartig veränderte sich ihr Gesicht von entschuldigend-ertappt zu sauer. „Verschwinde einfach, Schnüffelnase.“, bellte das Mädchen sie auch noch an. „Du glaubst wohl, dass du hier die große Königin bist, oder?“, blaffte Pansy zurück. „Aber warte es nur ab, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und gewinnen wirst DU sicherlich nicht.“ Sie fuhr herum ehe einer von den Jungs noch was sagen konnte und rauschte durch die Tür davon. Victorian verließ den Raum und drehte sich auf dem Flur noch einmal um, Draco verschloss hinter ihnen wieder die Tür. Zu dritt verließen sie das Gebäude und unterhielten sich leise weiter. „Was Pansy angeht, seit jetzt lieber auf der Hut. Mit der müssen wir jetzt immer als Anhängsel rechnen.“, meinte Romulus. „Jetzt erst?“, fragte Amy. „Dann habe ich mir wohl das letzte Halbjahr nur eingebildet...“ „Du weißt was ich meine!“, murrte Victorian. „Aber du hast recht.“, meinte Draco. „Wir müssen jetzt immer mit ihr an den Versen rechnen. Von jetzt an reden wir nur noch hinter verschlossenen Türen über die Sache.“ Auf dem Hof im Zentrum der Anlage, holten sie den Rest des Quidditchteams aus Haus drei ein. Victorian schloss sich ihnen Wortlos an und nickte Draco und Sathyria noch einmal zu. Die zwei marschierten die Treppe hinauf und zur Wohnung des Direktors. Kaum hatte Malfoy an die Tür geklopft wurde diese auch bereits geöffnet. „Da sind sie ja endlich.“, rief Narzissa und die beiden traten ein. Nicht ohne dem Geist, der neben ihnen schwebte, einen Blick zuzuwerfen. Bastian sah Draco wenig begeistert an. Kein Wunder, nicht einer aus der alten Klasse wusste, dass er in den Plan sie zu befreien, mit verstrickt war. Sie hatten noch immer einen ungezügelten Hass auf ihn, doch Malik und Oliver schienen sich zurück zu halten und spielten ihm nicht, entgegen aller Erwartungen, Streiche. Die Tür schloss sich. Narzissa kam auf sie zu und gab ihrem Sohn einen zaghaften Kuss auf die Wange und umarmte dann Sathyria. „Wir hören, ihr zwei habt Geheimnisse?“, begann Lucius wie immer ohne Umschweife. „Wie kommt ihr denn auf diese Idee?“, fragte Sathyria gut gelaunt, wusste aber selbstverständlich von wem sie stammte. Pansy saß bereits mit einem finsteren Lächeln zwischen ihren Eltern am Tisch. Ihr Vater sprach gedämpft mit ihrer Mutter. Draco zog Sathyria den Arm weg und zog einen Stuhl am Ende des Tisches für sie zurecht, sodass seine Cousine sich setzen konnte. „Pansy hat uns erzählt, dass ihr zwei zusammen mit einem anderen Halbblut... wie hieß er noch?“, Lucius sah zu Pansy, doch ehe sie antworten konnte ergriff Sathyria das Wort. „Victorian Romulus.“, erklärte sie seufzend. „Daher hoppelt also der Hase. Ja, wir saßen zu dritt in Dracos Zimmer und, ja, haben uns noch über ihr bevorstehendes Spiel unterhalten. Oder sagen wir, die Jungs haben sich darüber unterhalten. Ich habe eher darauf geachtet, dass Dracos Garderobe ordentlich sitzt.“ „Das du mich auch immer so blamieren musst.“, warf dieser mit gespielt gekränkter Stimme leicht lächelnd dazwischen. „Das ist noch lange kein Grund mich anzugreifen!“, rief Pansy empört. „Wer hat dich angegriffen?“, fragten die zwei verblüfft. Was war das schon wieder für eine Aussage? „Pansy hat erzählt, dass sie Draco abholen wollte und ihr zwei - Sie, Miss Tonks, und dieser Victorian Romulus - sie attackiert hätten.“, erklärte Alfons. „Wie bitte?“, fragte Draco entrüstet, seiner Tochter klappte die Kinnlade hinunter. „Pansy hat angeklopft und ist ohne Aufforderung in Dracos Zimmer spaziert. Sie wollte ihn zum Abendessen abholen.“, erklärte Sathyria. „Kaum hat sie Victorian gesehen hat sie sich bei ihm eingschmeichelt, wie toll sein Training doch wieder war und ist gleichzeitig über Sathyria hergezogen.“, fügte Draco an. Amy grinste kurz. „Ich habe sie freundlich darauf hingewiesen, dass ich auch da bin und dass wir gerade geredet haben und sie stört.“, nun ja, dass ihre Aussage alles andere als höflich war, musste ja niemand wissen, Pansy erzählte ja auch immer den größten Mist. „Ich habe sie wieder raus geschickt.“, meinte Draco achselzuckend. „Und als wir ebenfalls gehen wollten, öffnete ich die Tür und schon hat sie mich beinahe umgeworfen, als sie hineingestolpert kam. Sie hat versucht uns zu belauschen.“ „Ist das wahr, Pansy?“, fragte ihr Vater. „Na ja, einiges, aber ich...“, begann sie, doch Amy ging dazwischen. „Ganz ehrlich, Sir, bei allem Respekt, es reicht mir langsam, dass ich mich hier ständig für Dinge rechtfertigen muss die sich ihre Tochter über mich ausdenkt.“, erklärte sie an Mr. Parkinson gerichtet. „Das geht nun schon seit Beginn des Schuljahres so und irgendwann reicht es. Ich bin hier, um etwas zu lernen und zu versuchen, meiner Familie gerecht zu werden und nicht, um ständig mit Hetzreden von Pansy bombardiert zu werden, weil sie mir Dinge anhängt, die ich nie getan habe.“ „Natürlich, Miss Tonks, das verstehe ich sehr gut. Sie haben sicherlich recht.“, erklärte der Mann und wandte sich von Pansy ab, die schon wieder versuchte was zu sagen, doch dieses mal war es Draco, der ihr mit hartem Blick dazwischen fuhr. „Es reicht, Pansy. Jedes Mal wenn du Sathyria mit mir zusammen siehst denkst du dir was Neues aus was sie verbockt haben soll, allmählich nervt es auch mich. Das habe ich dir schon einmal gesagt.“ Das Mädchen zog den Kopf ein und plusterte ihre Wangen vor Wut auf. Alfons, der sich das Gespräch eine Weile angehört hatte, zog den Stuhl am Ende der Tafel neben Sathyria zurück und setzte sich. „Ich bin dafür, dass dieses Thema damit endlich gegessen ist.“, erklärte er. „Und wir über erfreulichere Dinge reden.“ „Der Meinung bin ich auch.“, bemerkte Narzissa und setzte sich neben ihren Sohn. Neben den Malfoys und den Parkinsons waren noch weitere Familien da, die sich bisher aber im Hintergrund gehalten hatten und nur leise miteinander sprachen. Darunter Crabbes und Goyles, aber auch die Lestranges und sogar Severus Snape. Das Essen erschien kurz darauf wie von Zauberhand. „Meine Freunde, ich bitte euch, langt kräftig zu und nehmt so viel wie ihr wollt.“, eröffnete Alfons und wies auf die Köstlichkeiten. „Und dann lasst uns reden, aber nur über schöne Dinge und nicht über irgendwelche Schuldzuweisungen.“ Einheitlich stimmten sie alle zu, mit Ausnahme von Pansy, die immer noch bockig schien, es aber so gut es ging zu vertuschen versuchte. „Sag uns doch, Alfons, was machst du jetzt eigentlich?“, fragte Goyle Senior schließlich. „Was meinst du?“, Alfons lächelte freundlich und schob sich die Gabel zwischen die Zähne. „Was tust du jetzt, wo dein Stammbaum wieder reingewaschen ist von der Muggel und dem Halbblut?“ Amy schluckte schwer, sah zu dem Mann und dann zu ihrem Vater. Der schielte nur kurz in ihre Richtung, während er sein Essen hinunterschluckte und sah dann wieder zu Goyle Senior. „Worauf willst du hinaus?“, verlangte er zu wissen. „Ich will wissen, was du mit deiner Blutlinie anfängst. Willst du sie nicht fortsetzen?“ Alfons grinste. „Natürlich würde ich das gerne.“, erklärte er. „Aber ich bin dreiundvierzig Jahre alt, mein Freund, welche Frau in meinem Alter von reinblütigem Stand ist denn jetzt noch zu haben?“ Sathyria glaubte ein Murmeln von Rodolphus zu hören, das verdächtig nach: „Du kannst meine haben.“ klang. Doch sie sagte nichts. „Dann nimm dir eine Jüngere.“, Schlug Crabbe Senior gegenüber von Goyle sitzend vor. „Ach.“, Alfons winkte ab. „Die nächsten unversprochenen Mädchen gibt es frühestens mit siebzehn wieder. Und was soll ich mit so einem jungen Ding? Und was soll sie mit mir?“ Im Augenwinkel konnte Amy beobachten wie sich Pansy zu ihrem Vater beugte. Der nickte nur und erhob dann das Wort. „Warum nimmst du nicht Sathyria?“ Das Mädchen musste sich zusammen reißen, um nicht ihr gesamtes Mahl über den Tisch zu spucken. War ja klar, dass so eine Idee nur von Pansy stammen konnte. „Zugegebener Maßen: Sie ist kein Reinblut, doch scheinbar passt sie ja hervorragend hier her.“, erklärte Mr. Parkinson. Die Ironie war deutlich zu spüren. Amy hätte sie locker mit dem Brotmesser durchschneiden können. Nach einer Schrecksekunde lachte Alfons gekünstelt auf und klopfte seiner Tochter auf die Schulter. „Ein so süßes Pärchen, wie wir zwei auch währen, glaube ich doch nicht, dass ich das richtige Los für unsere Jüngste hier bin.“, erklärte er grinsend. „Was soll sie denn, wenn sie erwachsen ist, mit einem bald sechzig jährigen Knacker?“ Amy nickte ihm dankbar zu und tupfte sich den Mund ab. War das überhaupt legal eine Elfjährige einem über vierzigjährigen Mann zu versprechen? Waren arrangierte Ehen überhaupt noch legal? Wobei, vermutlich war das unter der gehobenen Gesellschaft der Zaubererwelt Gang und Gebe. Wie sonst konnten man auf fast inzestuöse Verhältnisse stoßen? Irgendwann hätte sich ein Reinblut ja wohl auch mal in einen Muggelgeborenen oder Muggel verliebt. „Ich finde diese Idee gar nicht so schlecht!“, erklärte Bellatrix und wand sich damit an Sathyria. „Er hat Macht, er hat Geld, es wird dir an nichts fehlen, mein Schatz.“ Amy wollte gerade zum Reden ansetzen, als Narzissa das Wort erhob: „Das dürfen wir gar nicht entscheiden. Sie ist nicht unsere Tochter.“, erklärte sie an Bella gewandt, die damit auf den Boden der Tatsachen zurück gerufen wurde. „Miss Tonks“, Alfons wand sich an seine Sitznachbarin, die ihn gespannt ansah. „Darf ich Sie Sathyria nennen?“ Amy zuckte mit den Schultern und nickte. „Natürlich Sir“ „Alfons.“, berichtigte er. „Sathyria, was hältst du denn von der Sache, sollte ein Mann, wie ich, noch einmal heiraten, oder nicht?“ Amy zog die Augenbrauen zusammen. Genau wie sie, verstand nicht eine Person am Tisch, warum er das Wort an sie gerichtet hatte und dann auch noch mit diesem Thema. „Ich denke, dass es auf Dauer ziemlich einsam werden kann, auch für Sie.“, erklärte sie. „Für dich.“ Sie runzelte die Stirn. „Okay, dann also für dich ziemlich einsam werden kann. Es ist somit deine Entscheidung. Da kann dir niemand rein reden.“ „Hört, hört“, erklärte Pansys Mutter und hob das Glas, um den Beiden zuzuprosten. Ihr Blick sprach Bände, mit dem passenden Titel: „Damit hättest du deine zukünftige Frau gefunden“. Draco spürte langsam so etwas wie Eifersucht in ihm aufbrodeln. Versuchte dieser Mann, der seine Amy hatte sterben lassen, etwa wirklich gerade ihm seine Sathyria wegzunehmen? Das Schlimmste war ja: Wieso ging sie darauf ein? (Oder kam ihm das nur so vor?) Sie konnte doch unmöglich diesen, vergleichsweise, alten Mann in Betracht ziehen. Er wollte gerade seine Meinung zum Besten geben, als seine Tante ihm das Wort abschnitt. „Und was willst du machen? Deine Frau ist tot und deine Tochter auch“, sie nickte ihm zu. Verwundert folgte Amy der Geste und entdeckte, dass sie nicht ihn meinte, sondern eine schneeweiße Urne die hinter ihm auf dem Kaminsims stand. Verblüfft öffnete sie Mund und starrte das Ding an, in dem sie offiziell lag. Oder zumindest das, was noch von ihr übrig war. Es war das erste mal, dass sie sie sah, ihre letzte Ruhestätte „Was willst du tun wenn du stirbst? Das ganze, gute Geld...“, heulte Bellatrix. „Keine Sorge, ich habe alles bereits genau geregelt. Mein Geld ist sicher verwart und sollte es mit mir zu Ende gehen, dann werden sich die Kobolde um meinen Nachlass kümmern.“ „Ich bin trotzdem noch immer der Ansicht, dass du Sathyria heiraten solltest.“, verkündete ihre Tante. Wieder wollte Draco was sagen, doch Alfony ging dazwischen. „Nein, nein, da gibt es gewiss bessere Partien für deine Nichte, Bella.“, erklärte Alfons. „Zum Beispiel... Was hältst du davon, Lucius, würdest du Draco Sathyria versprechen?“ Pansy verschluckte sich und begann laut und nicht sonderlich schick zu husten und zu würgen. Sathyria sah von ihrem echten Vater zu Lucius und dann zu Draco, der ebenfalls gerade von seinem Vater zu ihr sah. Stumm sahen die zwei sich an. Idiotischer Weise flimmerte Dracos Herz schon wieder. Diese Reaktion kannte er bisher nur von Amy, aber nicht von Sathyria... Sie sah ihn fragend an. Scheinbar wartete sie darauf, dass er irgendetwas sagte oder tat, doch außer mit den Schultern zu zucken brachte er nichts zu Stande. „Tut mir leid, Alfons, aber so sehr wir Sathyria auch mögen, und ihr wisst ja, sie gehört bereits zu unserer Familie, können wir Draco trotzdem nicht mit ihr verheiraten.“ Die beiden sahen wieder zu Lucius, der das Wort erhoben hatte. „So? Schade“, erklärte Alfons. „Trotz allem ist sie immer noch ein Halbblut.“ „Dann, mein Freund“, ergriff nun Pansys Vater das Wort. „Dann möchte ich euch gerne meine Tochter, als zukünftige Mrs. Draco Malfoy vorschlagen.“ „Na dann viel vergnügen.“, flüsterte Amy Draco zu, der sie nur verstohlen angrinste. „Wir haben einen starken Stammbaum...“ „Ich dachte es geht um Zauberer und nicht um Hunde.“, murmelte Amy. Draco lachte leise, ebenso wie Alfons, der es ebenfalls gehört hatte. „...Macht und Geld. Ist das nicht gut genug?“ Pansy lächelte ihren Vater dankbar an und sah dann schüchtern zu Draco, was allerdings nur Amy mitbekam, da Draco sich gerade flüsternd zu ihr hinüber beugte. Die gute Miene von Pansy verwandelte sich schlagartig in zwei blitzende Augen, denen man den tödlichen Fluch regelrecht ansah. Das Schlimmste jedoch war, dass Pansys Vater recht hatte. Von den zwei Mädchen am Tisch, die noch nicht verheiratet oder versprochen waren, war rein vom gesellschaftlichen Rang Pansy die bessere Wahl. Vor allem aber gefiel es Amy nicht, dass sie so offenkundig darum warben, in Dracos Familie einzuheiraten, aber im Zweifelsfall würden sie damit durchkommen, das war ihr klar. „Tut mir leid“, verblüfft über diese Worte sahen alle zu Lucius. „So verlockend dieses Angebot auch klingen mag, so ist Draco doch bereits versprochen.“ „Ist er?“, fragten Pansy und Sathyria gleichzeitig. „Bin ich?“, rutschte es Draco im Anschluss noch hinaus. „Ich fürchte, dass keine der anwesenden Damen in den Stammbaum der Malfoys aufgenommen wird. Der bestehende Heiratsvertrag, wurde mit der Familie Greengrass gemacht.“ „Daphne?“, fragte Draco entsetzt. „Nein“, sein Vater schüttelte den Kopf. „Ihre kleine Schwester, Astoria. Draco wird sie in zwei Jahren, wenn sie mit der Schule fertig ist, heiraten.“ „Was?“, murmelte Draco und strich sich durch das Haar. „Und das sagt ihr mir erst JETZT?“, fragte er kleinlaut. Amy legte ihm eine Hand auf die Schulter. Pansy sah ebenso schockiert und betroffen zu ihm. „Entschuldigt, mir ist der Appetit vergangen, ich muss das erst mal verdauen.“, erklärte er und stand auf, um den Raum zu verlassen. Sathyria folgte ihm wortlos. Kapitel 35: Operation "Geister" ------------------------------- Victorian saß bereits in seinem Zimmer über die Pläne des Grundstückes gebeugt. Neben ihm stand ein Kesser und das aufgeschlagene Buch mit den Zutaten stand auf dem Schreibtisch. Nachdenklich studierte er das Rezept zum Umlenken eines Ortus, als seine Zimmertür aufflog. Draco rauschte herein. Er erschrak so heftig, dass er beinahe alles umgeworfen hätte. Frustriert und sauer zugleich, ließ sich der andere Slytherin in Victorians zweiten Sessel plumpsen und stützte das Gesicht in eine Hand. Leise schloss Amy die Tür und folgte ihm dann wortlos. Victorian beobachtete sie als sie sich auf eine Armlehne des Älteren setzte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Sie schwiegen beide. „Sollte ich dem noch folgen können?“, fragte Romulus schließlich und lehnte sich nach hinten zurück. Draco strich sich mit der Hand durch das Haar, als er den Kopf hob und legte die andere auf der Armlehne um Sathyria. Doch er sagte noch immer nichts. Würde er das, was er eben erfahren hatte über die Lippen bringen, dann wäre es unumgänglich. Dann müsste er es sich eingestehen... Sich vielleicht damit abfinden, aber das wollte er nicht. Astoria Greengrass? Sie sollte er heiraten? Er kannte das Mädchen, flüchtig aber nur. Sie war auch mit ihnen in einem Haus, aber er hatte nichts mit ihr zu tun, außer vielleicht, dass sie, ebenso wie Pansy und ihre Schwester, immer beim Training neben dem Quidditchfeld stand. Das war es dann aber auch schon. Die Kleine hatte keine besonderen Reize. Sie war ebenso, wie alle anderen Frauen aus der gehobenen Schicht der Hexen und Zauberer, eine kleine, verwöhnte Zicke, die immer ihren Willen bekommen musste. Hatte er sie je schon mal lachen sehen, also so richtig und nicht nur dieses künstliche Kichern, wie alle anderen Mädchen? Hatte er es je erlebt, dass sie eine eigene Meinung hatte, die ihr niemand vorgegeben hatte? Er sah zum Fenster und dachte nach. Ihr Blutstatus war ihre größte Stärke. Und vielleicht war sie auch eine bessere Wahl als Pansy, aber Reinblut hin oder her: War das der richtige Weg für ihn? Wollte er das? Er spürte eine Hand auf seinem Kopf. Schmale, zarte Finger strichen tröstlich durch seine Strähnen. „Seine Eltern haben gerade eröffnet, dass er verlobt ist...“, hörte er Sathyrias Stimme, wie von weiter weg. „Wie bitte?“, fragte Victorian entsetzt und beugte sich wieder zu den beiden vor. „Mit wem?“ „Astoria Greengrass“, erklärte Sathyria und lehnte sich über Draco auf die Lehne. „Nicht euer Ernst, oder?“ „Doch.“, knurrte Draco und sah nun auch zu seinem Freund. „Aber wenigstens ist es nicht Pansy. Ihr Vater hat sie als meine Zukünftige anbieten wollen, aber das mit Astoria ist schon geregelt.“ „Wie wir gerade erfahren haben.“, fügte Amy hinzu. Draco nickte zustimmend. „Na wunderbar. Wie seid ihr bloß auf dieses dämliche Thema gekommen?“ „Turner wollte mich als Dracos Frau vorschlagen.“, meinte Amy grinsend. Victorian brach in Gelächter aus. „Was gibt’s da zu lachen?“, fragte Draco. „Sathyria wäre mir wesentlich lieber.“ „Also als erstes: Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Zweitens: Sie ist deine Cousine und drittens: Hallo, Malfoy, seit wann ziehst du kleine Halbblüter in betracht?“, fragte Victorian und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Nun gut, er hatte Recht, Sathyria war nur ein Halbblut, aber sollte ihn nur das davon abhalten, sie zu nehmen, anstelle von Astoria? Victorian war auch nur Halb und doch kamen die drei sehr gut miteinander aus. Er sah wieder aus dem Fenster. Abgesehen davon: Seine Cousine zu heiraten war doch erlaubt, oder nicht? ... Greengrass war eine Familie die nicht zu den Todessern gehörte, doch trotzdem waren sie dem Wahn vom reinen Blut ebenso verfallen wie seine eigene. Die Greengrass Geschwister standen ihren Eltern in nichts nach und er war sich sicher, dass nur die Angst vor dem danach sie davon abhielt, offiziell das dunkle Mal zu tragen. Sie hatten Angst, dass sie bei einer erneuten Niederlage Voldemorts ebenso nach Askaban kamen, wie er und die anderen Todesser. Stimmt eigentlich, vielleicht saß er in zwei Jahren schon im Gefängnis, weil Potter den dunklen Lord besiegte. Vielleicht war er zu der Zeit aber auch schon tot. Ob durch einen tödlichen Fluch oder den Kuss eines Dementoren... Aber er hatte doch niemanden getötet, oder nicht? War das kein mildernder Umstand? Victorian und Sathyria, von den beiden wusste er genau, dass sie alles andere als mit den Todessern sympathisierten. Würden sie für ihn aussagen und ihn aus Askaban heraus holen? Sie wussten beide, dass er einer von ihnen war... Sein Kopf schmerze. Was war denn nun richtig und was nicht? Er war sicher, dass wenn er Potter sehen würde sofort wieder auf der Seite der Todesser stehen würde... Aber was war mit seinen beiden Freunden... Würde er sie verraten können? Sie waren nur Halb und so wie Voldemort jetzt schon mit den Muggeln und Muggelgeborenen Umsprang war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Halbblüter kontrolliert wurden. Was würde dann aus den beiden werden? Was würde dann mit ihrer Freundschaft passieren? Früher oder später musste er sich doch entscheiden, oder? Aber was war das Richtige? „Draco, aufwachen!“, Sathyria klopfte ihm auf die Schulter. Nur langsam kehrte sein Bewusstsein zurück ins Diesseits, als er zu ihr hoch sah, in die großen dunklen Augen. Konnte er dieses Mädchen verraten? Seine eigene Cousine? Das Mädchen, dass ihn so an ein anderes Halbblut erinnerte, dass er geliebt hatte? Er war wirklich eine Schande für die Ideologie seiner Familie! Aber... „Ich glaube den hat das Ganze ausgeknockt.“, bemerkte Victorian und wedelte mit einer Hand vor seinen grauen Augen herum. Das holte Draco zurück. „Nimm deine Finger runter, Romulus, oder ich zaubere sie dir an die Zehen.“, knurrte er. „Na also, wir haben unseren Stinkstiefel wieder. Wenn du dann deine Aufmerksamkeit unserer Mission zuwenden würdest...“ Draco seufzte. „Hör auf ihn zu ärgern.“, befahl Sathyria in einem mütterlichen Ton und rutschte von ihrem Platz auf der Armlehne hinunter vom Sessel. „Wie weit bist du schon?“, fragte sie und ging zu dem Kessel, in dem es langsam zu brodeln begann. „Noch nicht sehr weit.“, erklärte Victorian ratlos. „Ich habe aber auch gerade erst angefangen. Malik und Oliver haben mir die Zutaten aus dem Vorratskeller geholt und wenn wir den heute anfangen, dann ist er Morgenabend fertig und dann können wir uns übermorgen, während sich alle das Quidditchspiel von Haus fünf und sechs angucken um die Orti kümmern. Die Geister wissen wo sie liegen. Wir holen sie uns und lenken die Geister auf einen neuen Ortus um. Anschließend haben wir hoffentlich genug Zeit, um sie zu befreien.“ Draco beobachtete die Beiden wie sie sich über die Zutaten und das Rezept beugten. Wie würde er sich entscheiden? Gegen Voldemort und seine Familie, zu Gunsten von Sathyria, Victorian und schlussendlich sogar Potter und Amy? Oder würde er die Menschen verraten, die er zu lieben und schätzen gelernt hatte, zu Gunsten eines Mannes der nahezu wahllos mordete und früher oder später auch seine Freunde umbringen würde? Sathyria und Victorian standen ganz am Rand einer Tribüne an den Treppen und sahen in den Himmel, wo sich die Spieler aufwärmten. „Wo ist Draco?“, murmelte Victorian. „Der hatte gerade Zaubertränke, sollte aber gleich da sein.“, flüsterte Sathyria zurück und sah zu dem Ausgang des Treppenturmes. Nichts. „Er kneift doch wohl nicht etwa doch noch, oder?“ „Nein, sicher nicht...“, Amy wünschte, dass sich ihre Stimme wenigstens zuversichtlich anhörte, aber die Wahrheit war: Sie hatte Angst, dass er sie wirklich hängen ließ. Nachdem Draco erfahren hatte, dass er Astoria Greengrass heiraten sollte war er sehr still geworden. Eine Gruppe von Viertklässlern kam vorüber. „Der Kessel steht in meinem Zimmer bereit.“, meinte Victorian. „Wir brauchen nur die Orti und dann müssen wir uns beeilen. Wer weiß, wie lange das Spiel geht. Vielleicht Stunden, vielleicht aber auch nur ein paar Minuten.“ „Egal, wir haben alles beisammen und sind zu dritt, da wird das schon klappen.“ „Wie sieht es mit dem neuen Ortus aus?“ „Liegt bereit. Ein einfacher Modering aus meiner Zeit als Muggel, wo unsere Geister noch gelebt haben.“, erklärte sie und sah erneut zum Eingang. Wo blieb Draco nur? Sie hörten Schritte auf der Treppe und kurz darauf erschienen beinahe alle Siebtklässler in der Tür. Sie hatten erst jetzt, kurz vor dem Spiel, Schluss gehabt. Sofort kam Draco zu ihnen. „Entschuldigt“, meinte er. „Wir dachten schon du lässt uns im Stich.“, erklärte Victorian und kassierte einen wütenden Blick von Malfoy. „Ich bin dabei, das sagte ich schon...“, er wirkte nervös. „Was ist los?“, fragte Sathyria. „Sie haben das verschwinden der Zutaten bemerkt.“, erklärte Draco leise. „Und da wir alle Zutaten aus der Vorratskammer haben wissen sie vermutlich auch was für ein Trank hergestellt werden soll.“ „Was?“ „Das könnte ein Problem werden.“, bemerkte Romulus. Die drei schwiegen. Draco drehte sich zum Spielfeld herum. Rabastan Lestrange betrat nun den Platz, in seiner Hand ein Besen. Er sollte der Schiedsrichter sein. Ihr nächster Blick ging zur den Lehrern, die weiter rechts von ihnen auf einem erhöhten Podest saßen. Sie unterhielten sich. „Wenn ihr jetzt nicht mehr wollt, dann zieh ich das alleine durch.“, erklärte Sathyria. Die Jungs schüttelten den Kopf. „Nein, das machen wir zusammen.“, meinte Victorian. „Aber wie?“ Die Spieler versammelten sich um Rabastan, der noch etwas zu ihnen sagte. Dann kam ein Pfiff und im nächsten Moment startete das Spiel bereits. Die anderen Schüler um sie herum, feuerten die Spieler schreiend an. „Jetzt oder nie...“, zischelte Romulus, doch keiner bewegte sich. Sie sahen sich nur ohne Worte an. Keiner wagte den ersten Schritt zu machen. „Was ist, wenn sie die Orti jetzt versteckt haben?“, überlegte Sathyria. „Oder sie bewachen?“, fragte Draco. Victorian schluckte. „Es ist ein zugemauerter Raum. Die Geister können nur hinein, aber nicht mit den Sachen hinaus. Dazu benötigt man einen Zauber...“, erklärte er völlig zusammenahngslos. Wieder stille bei den Dreien. „Sie warten auf uns...“, flüsterte Victorian. „Unten an unserem Haus. Sie zählen auf uns.“ Draco und Sathyria sahen sich an. Das Mädchen schluckte. „Dann los jetzt.“, sie griff nach Dracos Hand und zog ihn schnell mit sich ehe sie jemand bei ihrem Verschwinden beobachten konnte. Sie liefen über den Hof, zwischen den Bäumen entlang, bis hin zum Wohnhaus. Davor konnten sie eine milchige Masse ausmachen. Siebenundzwanzig Geister hatten sich vor dem Gebäude versammelt. Als sie zwischen den Bäumen hervor kamen und sie sich grinsend zu ihnen umwandten, wollte Draco eigentlich nur noch umdrehen und wieder gehen. Was hatte er sich dabei gedacht? Natürlich, er wollte ihnen helfen, aber wollten sie das auch? „Was sucht der denn hier?“, fragte Malik da schon und nickte in seine Richtung. Draco wollte gerade zum reden ansetzen, als Sathyria auf die Geister zu ging. Victorian blieb an seiner Seite stehen. „Er hilft uns, Malik.“, erklärte sie nur. „Also fahr die Hormone zurück.“ Die Zwillinge waren mit der Erklärung nicht wirklich zufrieden, aber sie hörten auf sie. Langsam bildete sich ein schwebender Halbkreis um das Mädchen. „Er weiß aber nicht, dass ich Amy bin, also sprecht mich mit Sathyria an.“, flüsterte sie ihnen zu, sodass Draco es nicht hören konnte. Er bemerkte nicht einmal, dass sie was sagte. Starrte nur weiter auf das, was von seinen alten Freunden übrig geblieben war. „Was guckst du so?“, fuhr Sharon ihn an. Amy rollte mit den Augen und drehte sich um, als sie auf ihn zu schwebte. Sie wollte etwas sagen, da verschränkte Draco die Arme. „Was willst du hören?“, fragte er. „Das es mir leid tut? Ja, tut es, aber ich kann es nicht mehr ändern. Das Einzige was ich machen kann, ist euch zu helfen, deswegen habe ich entschieden, bei Sathyrias Schnapsidee mit zu machen.“, dass sie ihn eigentlich eher dazu genötigt hatte musste er ihnen ja nicht sagen. Sharon bleib in der Luft stehen. Sathyria seufzte. „Lass ihn in Frieden. Der macht zur Zeit genug durch.“, rief sie ihrer Freundin zu. „Woher willst du wissen, dass er uns nicht wieder hintergeht?“, fragt Oliver von der Seite. „Weil ich damals einen Fehler gemacht habe.“, meinte Draco und entknotete seine Arme, um sie in der Manteltasche verschwinden zu lassen. „Ja? Das erkennst du aber reichlich früh.“, knurrte Sharon und flog zurück zu der Klasse. „Zu schade, dass Amy nicht bei uns ist.“, stichelte Caro weiter. „Die würde dir schon zeigen, was wir von deinen leeren Worten halten.“ „Er reicht!“, Draco schrie beinahe. „Lasst Amy gefälligst aus dem Spiel, verstanden?“ Sathyria seufzte und legte den Kopf schräg. „Was ist? Schlechtes Gewissen, Malfoy?“, fragte Bastian. „Das solltest du auch haben!“, erklärte der Nächste. „Oh wie peinlich wäre das, wenn Amy noch leben würde und ihm das nicht mal zeigt.“, Oliver lachte los. „Wir tun dir leid? Du tust uns leid.“ Die anderen stimmten ein. Draco schluckte. Amy konnte nicht mehr leben, das war unmöglich und das wussten sie auch. Er hob eine Hand an die Augen und rieb sich über die geschlossenen Lider, in der Hoffnung, so die Gedanken an sie vertreiben zu können. „Oh seht nur, er weint!“, lachte einer los und der Nächste imitierte die Laute eines schreienden Babys. „Ruhe jetzt im Schuhkarton und Deckel drauf!“, schrie Amy, prompt war es still. Wutschnaubend sah sie zu ihren Freunden und marschierte dann zu Draco. Victorian schwieg weiter und verschränkte die Arme. Würde jetzt alles über Amy auffliegen? „Wollt ihr, dass er die Zeit zurück dreht? Entschuldigt, aber dass kann er nicht. Ich weiß, dass ihr sauer seit, aber das ist kein Grund, hier so über die strenge zu schlagen, okay? Ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen und ohne ihn schaffen wir es auch nicht weiter zu gehen. Also reißt euch gefälligst zusammen und versucht darüber hinweg zu kommen, was passiert ist.“ Draco legte Sathyria einen Arm um die Schulter und das Kinn auf ihren Kopf, den Blick weg von den Geistern. „Wenn Amy noch leben würde, dann wüsste ich es... Oder?“, murmelte er und sah in die Ferne, wohin jedoch konnte sich keiner erklären. Er schien vollkommen woanders zu sein. Die Geister sahen sich an, sagten dazu jedoch nichts. Das sich Draco mit dieser Aussage gerade selbst zum Affen machte, weil Amy neben ihm stand und er es nicht wusste, behielten sie lieber für sich. „So, wenn wir uns jetzt wieder alle lieb haben, können wir dann beginnen?“, fragte Victorian. „Ich habe nämlich den dummen Verdacht, dass wir nicht den ganzen Tag Zeit haben.“ Malik nickte. „Ihr beide geht mit.“, meinte Amy zu Draco und Victorian. Der Ältere der beiden löste sich wieder von ihr und sah demonstrativ nicht zu den Geistern, als er nickte. „Ich warte hier und mache alles fertig damit es ohne Unterbrechung weiter gehen kann.“ „Verlass dich auf uns.“, Victorian nickte und legte Daco eine Hand auf die Schulter. Kapitel 36: gefunden und verloren --------------------------------- Als es in Alfons Tasche zu vibrieren begann rutschte ihm sein Herz in die Hose. Das Unaussprechliche, womit er bereits gerechnet hatte, als er Amy in der Bibliothek vorfand, war geschehen: Seine Tochter brach in das Versteck der Geister ein und stahl die Orti. Wieso nur hatte er ihr geholfen den richtigen Trank zu finden? Nur wegen seiner Dummheit ihr zu helfen, hatte sie die Zutaten gestohlen und natürlich waren die anderen Todesser so schlau gewesen, die richtige Reihenfolge zu kombinieren, sodass sie wussten, was geschehen würde. Das Schlimme nur war: Wenn er alleine den Alarm bemerken würde, dass die Wand, hinter der die Dinge eingemauert waren, zerstört wurde, dann könnte er am Ende sagen können, dass er nichts davon mitbekommen hatte, doch nun vibrierte bei allen Todessern eine Münze im Mantel. Er schluckte, als Bellatrix mit einem mal hinterhältig zu grinsen begann. „Unser Verräter hat zugeschlagen!“, verkündete sie verzückt und gackerte was das Zeug hielt. Niemand außer ihm ahnte, um wen es sich handelte. Wobei, niemand war nicht ganz richtig. Er sah zu Narzissa, sie wurde kreidebleich. Scheinbar sah sie auch sich bereits tot umfallen, dank des Schwures, den sie auf das Kind abgegeben hatte. Amy, er hatte gehofft seine Tochter wäre klüger gewesen. Bella sprang freudig in die Höhe, ihr Mann folgte mehr oder weniger gelangweilt. „Kommt, Rabastan, Rodolphus, wir kochen uns ein Süppchen!“ Ganz ohne Zweifel gefiel es Bellatrix. Sie sah es als Spiel, oder sogar willkommene Abwechslung, jemanden Bestrafen zu dürfen. Das Quidditchspiel der Schüler fand sie eher langweilig. Mit einem – zugegebener Maßen – klischeehaften Hexenlachen, tänzelte sie davon, zusammen mit den angesprochenen Männern. Zwar dauerte der Fußweg länger, aber sich auffälliger davon zu machen, hätte die Kinder aufgescheucht und das wollten sie nicht. „Verdammt, Draco, ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache!“, erklärte Viktorian und sammelte alles ein, dass sein Kumpane ihm zuwarf. „Halt die Klappe und beschwere dich bei Sathyria! Die hat sich das immerhin ausgedacht.“, er kam mit dem Schädel von Caro heraus, das Einzige, was noch übrig war, von dem, was sie bei sich hatte, als sie starb. „In Ordnung, wenn das hier vorbei ist, dann schließe ich mich dem Orden an!“, verkündete Viktorian. „Ha, ich wünschte das könnte ich auch so einfach sagen!“ Er nickte in die Richtung des Ganges, aus dem sie gekommen waren. „Los jetzt, ich habe das doofe Gefühl, wir sind gleich nicht mehr nur zu zweit!“ „Du meinst zu dritt.“, berichtigte Viktorian und nickte in Richtung des verkohlten Schädels. „Sehr lustig“, schnaubte Malfoy, verschloss mit einem Schwung seines Zauberstabes wieder die Mauer und rannte los, der Veelasohn hinterher. Sie hatten Glück. Gerade, als sie am Eingang zu den Kellergewölben des Haupthauses ankamen hörten, sie bereits Stimmen aus dem Gang, von wo sie gekommen waren. Sie hofften einfach, dass die Lehrer, die das Versteck kontrollieren würden, darauf vertrauten, dass die Eindringlinge in dem kleinen Raum bei den Orti gefangen waren. Sie nahmen die Beine in die Hand und rannten zu dem Wohnhaus, in dem Sathyria bereits auf sie wartete. Zwei Geister schlossen auf, Malik und Oliver. „Lauft schneller, da sind drei von ihnen, die gerade versuchen, wieder in das Versteck zu gelangen.“ Viktorian schnaufte. „Anstatt hier dusselig zu quatschen könntet ihr uns ja die Orti abnehmen und direkt zu Sathyria bringen. Wir brauchen länger als ihr!“ Das ließen sich die Zwillinge nicht zweimal sagen. Als würden sie irgendein besonderes Spiel spielen, schnappten sie sich die Bündel und waren innerhalb von drei Sekunden in dem obersten Stock des Hauses durch ein offenes Fenster verschwunden. Malfoy griff nach dem Ärmel von Romulus und zog ihn unter Protest in sein eigenes Wohnhaus, wo sie sich schnell versteckten. „Lass uns versuchen, so schnell es geht wieder zum Stadion zu kommen!“, schlug Draco vor und lugte aus dem Treppenhaus hervor um die Umgebung des Hauses zu überprüfen. „Was? Was ist mit Sathyria? Wir können sie nicht im Stich lassen!“ „Tun wir ja nicht. Den Rest schafft sie auch alleine. Wir dürfen nur kein Aufsehen erregen, damit wäre keinem von uns geholfen. Wenn man uns jetzt erwischt, wie wir zu eurem Wohnhaus gehen und nicht zum Stadion, dann werden sie erstrecht misstrauisch! So haben wir zumindest eine kleine Chance, dass sie nicht wissen, wer die Orti hat und wo er sich befindet.“ Victorian überlegte. Er hatte schon Recht, um ihre alten Habseligkeiten würden sich anschließend die Geister selbst kümmern. Aber was war mit Sathyria? Er fühlte sich als würde er sie im Stich lassen. Hart schluckte er. Doch er wusste, dass auch Draco nicht wirklich zufrieden mit seinem Plan war, aber hatten sie eine andere Wahl? Schließlich nickte der Jüngere dem anderen zu. „Also gut, lass uns zurückgehen.“ Sie erhoben sich in dem fensterlosen Treppenaufgang und klopften sich die Kleidung zu Recht, ehe sie betont gelassen die Stufen hinter stiegen. Sie waren beide Slytherin, perfekte Schauspieler, das würde ihnen schon im Notfall das Leben retten. Doch es geschah nichts. Ohne jegliche Behelligung kehrten sie zum Stadion zurück und sahen das Spiel, bis endlich der Schnatz gefangen wurde. Narzissa schluckte. Wie sollte sie dieses Dilemma bloß ihrer Schwester beibringen? Und was war mit Mr. und Mrs. Weasley, Amys eigentlicher Familie? Wobei, würde sie überhaupt dazu kommen, die drei noch einmal zu sehen? Sie glaubte nicht daran, dass auch nur einer von ihnen beiden - weder sie, noch Amy - diesen Tag überstehen würde. Amy würde getötet werden und sie, das weibliche Oberhaupt der Familie Malfoy, mit ihr, da der Schwur nicht erfüllt wurde. Sie schluckte. Jetzt, wo Amy sie in solch eine Bredouille geritten hatte, war sie sich nicht mehr so sicher, dass sie den Schwur hätte leisten sollen, doch es war zu spät einen Rückzieher zu machen. Nur das komische war: Auf der anderen Seite bereute sie diesen Entschluss gar nicht. Sie hatte es für Draco getan und wenn er nun auch Sathyria verlor, dann wollte sie eh nicht mehr leben und dabei zusehen, wie er sich selbst aufgab und vielleicht gar zerstörte. Papperlapapp! Wieso hatte dieses Mädchen nur so eine törichte Dummheit begangen? Mit schnellem Schritt und gerafftem Kleid sprang sie hinter ihrem Mann die Treppe hinauf. Mit ihnen zusammen all die Todesser und Lehrer, die auf dem Gelände versammelt waren. Alfons stieß das Vorzimmer auf. Schreie wehten ihnen entgegen und als er in dem Büro ankam, musste er schlucken. Sathyria wälzte sich auf dem Boden herum. Bellatrix über ihr folterte sie mit einem verbissenen Ausdruck im Gesicht. Kaum dass sich alle Todesser in dem Büro versammelt hatten erhob Alfons die Stimme: „Hört auf der Stelle auf!“ Bella hielt in ihrer Bewegung inne und sah schnaufend zu ihrem momentanen Chef. „Was hat das hier zu bedeuten?“, fragte er, zwang seine Stimme zu einem gefassten Ton. „Tja, ich würde sagen: Wir haben hier einen kleinen Verräter geschnappt.“, erklärte Rodolphus. „Einen ganz kleinen großen Verräter.“, ergänzte Rabastan. „Das heißt?“, oh Gott, Narzissa kam sich so seltsam vor, sie wusste sehr wohl, was das hieß; Sie musste unweigerlich sterben. „Das heißt, dass unsere geliebte kleine Nichte...“, Bellas Atmung beschleunigte sich. „...uns alle hintergangen hat!“ Als sie einen Hechtsprung auf Sathyria zu machte zog ihr eigener Mann sie zurück. „Mach dir die Hände nicht schmutzig.“, damit wand er sich dann wieder seinen eigenen Leuten zu. „Die Kammer der Orti ist geplündert, also haben wir uns auf dem Gelände umgesehen und siehe da, wer sitzt in seinem Zimmer und zieht gerade die Orti aus ihrem Zaubertrank? Sathyria Tonks höchst persönlich.“ Alle Augen waren auf das Mädchen gerichtet, die langsam wieder zur Besinnung kam. „Du wertloses kleines HALBBLUT!“, schrie Bella und der nächste Cruciatus erreichte Sathyria. Erneut schrie sie auf. Entsetzt beobachtete Alfons das Geschehen, blieb jedoch rein äußerlich gefasst. „Bella, hör auf.“, befahl er und trat einen Schritt an seine Tochter heran, die nun wieder wach war und ihn schnaubend ansah. Amy sah in seine Augen und versuchte die Gefühlswelt ihres Direktors zu ergründen, doch sehen tat sie nichts. Nur endlose Leere und... Angst? Alfons wusste von ihr, das war ihr klar, er hatte sie selbst auf den Zauber gestoßen, das wusste sie auch und damit war das ganze seine Schuld. Wenn er gewusst hatte, was sie wollte, dann hätte er sie, würde er sie lieben, aufhalten müssen – ‚Ein paar kleine Worte hätten gereicht!‘, dachte sie sich verzweifelt – doch vermutlich gehörte das zu seinem Plan. Ohne einen Beweis, hätte er sie niemals umbringen können, denn bis vor einigen Minuten stand da ja noch die verrückteste der Todesser zwischen ihr und den anderen, die ihr nichts Gutes wollten. Doch nun... Alfons rieb sich die Finger und sah sie nervös an, als er nach der passenden Frage suchte. „Sathyria Tonks, warum brichst du in die Kellergewölbe ein, stielst die Orti unserer Geister und versucht einen Trank zu brauen, der sie alle auf einen neuen Gegenstand prägt?“, fragte er gefasst, flehte sie jedoch gedanklich an, etwas zu sagen, dass sie nicht noch mehr hineinreiten würde. Vielleicht etwas wie: ‚Ich wollte die Handhabung der Seelen erleichtern, ich habe gelesen, dass man sie so leichter kontrollieren konnte.‘ Doch natürlich kam Nichts der Gleichen. Tief atmete sie sein. „EURE Geister? Das waren einmal lebendige Menschen! Sie sind keine Dinge, die man benutzen kann, wenn man sie schon tötet, dann lässt man sie auch in Ruhe, das nennt sich Anstand.“ „Wie kannst du es wagen?!“, schrie Bellatrix. Der nächste Fluch traf Sathyria. „Hör auf, Bella!“, brüllte Alfons noch einmal. Wild atmend sah die Frau ihn an. „Diese Magie ist zu hoch für eine elfjährige.“, stellte Lucius fest. „Du musst einen Komplizen gehabt haben. Wer war das?“ „Ich hatte keinen Komplizen!“, knurrte Sathyria. Lucius nickte und sofort hob Bella erneut wild lachend ihren Zauberstab, um Amy zum ‚singen‘ zu bringen. Narzissa schluckte. Ihre Hand prickelte. Sie musste etwas machen, sonst würde der Schwur sie mit sich nehmen. Nur was? Als der Fluch abbrach fragte Lucius erneut: „Wer hat dir geholfen?“ „Niemand!“ „Bring diesen Romulus und Draco her.“, bat Alfons Umbridge, die sich köstlich amüsierte. Sofort sprang sie, um den Befehl zu befolgen. „Du glaubst doch wohl nicht, dass Draco was damit zu tun hat!“, Lucius klang ängstlich. „Wir müssen alles in Betracht ziehen.“, erklärte Alfons trocken. Selbst wenn er wusste, dass er damit seinen Freund verärgerte, so war es ihm egal. Seine einzigen Gedanken kreisten um Amy und wie er sie aus der Misere wieder heraus bekam. Die Tür des Büros sprang auf und Umbridge führte mit gezücktem Zauberstab die Jungen herein. „Sathyria!“, stieß Draco erschrocken hervor. Victorian schaltete seinen Verstand aus und wollte zu ihr hechten, doch der Zauber der Frau hinter ihm erreichte ihn schnell. Mit gefesselten Händen und Füßen schlug er hart wie ein nasser Sack auf und kam nur mit Mühe wieder auf die Knie, um sich zu setzen. Verdammt, wieso hatte er bloß auf Draco gehört und war verschwunden? Nun war Sathyria in Gefahr, als Amy nur noch mehr, und wenn er richtig lag, dann war ihre Zeit der Verwandlung gleich abgelaufen. „Lasst die beiden in Ruhe, sie haben absolut nichts getan!“, bat Sathyria und sah Victorian fest an. Sie war sich beinahe sicher, dass er gleich jegliche Schuld auf sich nahm, aber sie wollte das nicht, dass hatte sie ihm bereits eingetrichtert und er hatte ihr sein Wort gegeben. „Was soll das alles?“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Was habt ihr mit Sathyria angestellt?“ „Das kleine Halbblut wird angeklagt, uns hintergangen zu haben. Sie hat unsere Großmütigkeit ausgenutzt!“, singsangte Bellatrix und schlich gebückt um den Jungen herum, sodass sie ihm ins Ohr flüsterte. „Nun stellt sich doch die Frage...“, damit richtete sie sich auch an Draco, griff an seine Schulter und schlängelte sich regelrecht um seinen Nacken. „Wer hat ihr geholfen? Alleine wäre sie nicht dazu fähig gewesen.“ Schmollend sah sie ihren Neffen an. Draco sah zu Bellatrix, dann zu Amy und verschränkte die Arme. Sie schüttelte den Kopf, beinahe unmerklich. Lucius bemerkte es, sagte jedoch nichts. Wenn sein Sohn darin verstrickt war, dann würde nicht er ihn ans Messer liefern. „Was soll sie getan haben?“, fragte der Weißblonde, nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte. „Verrate du es uns!“, bat Rabastan. „Wie, wenn ich es nicht weiß?“ Ein kurzes Schweigen, dann ergriff wieder Bella das Wort. „Sie wollte unsere Muggeldiener befreien.“, erklärte sie. Draco nickte. Victorian wollte zum Reden ansetzen, doch erneut fuhr Draco ihm dazwischen. „Ah ja, und was haben wir bitte damit zu tun?“ „Irgendjemand muss ihr geholfen haben.“, entgegnete Rodolphus genervt. „Nun, dann scheiden Victorian und ich aus.“, erkärte Draco hart und Victorian schloss die Augen. „Oh Gott, Sathyria...“, flüsterte er und ließ den Kopf hängen. „Wir waren beide fast das ganze Spiel über im Stadion, nur den Anfang haben wir verpasst. Ich wollte mich umziehen, da ich erst so spät aus der Stunde kam. Victorian hat mich begleitet, wir wollten Sathyria abholen, haben sie allerdings nirgends gefunden, also sind wir zurück zum Spiel gegangen.“ „Du meinst, das Halbblut da hat ein Alibi?“, fragte Bella spitz. Draco nickte. „Ja, Victorian war die ganze Zeit über bei mir.“ Alfons musterte die beiden. Er war sich sicher, dass Draco log, doch wenn ja, dann nur Sathyria zu liebe, dessen war er sich sicher. Und eine Person konnte er eher retten, als zwei oder gar drei. Also nickte er. „Gut.“, Alfons nickte. „Er darf gehen.“ Widerwillig löste Umbridge ihren Zauber und Victorian aufstehen. Dieser betrachtete Sathyria schweigend, die ihn leicht anlächelte und nickte. „Tut mir leid, Victorian.“, flüsterte sie. Bella bebte, als sie zu sprechen begann, sagte jedoch nichts. Der Veelasohn sagte nichts, drehte sich nur Wortlos herum und begutachtete Malfoy, der ihm ausdruckslos entgegen starrte. Beide wussten, dass sie einen Fehler machten, doch gab Victorian seinem ewigen Nebenbuhler die Schuld daran, dass Amy nun für sie alle gerade stand. Er schluckte die Wut hinunter und verließ das Büro. „Kann ich auch gehen?“, fragte Draco. „Das hier gehört zu unserem Handwerk.“, verkündete Bella. „Du bleibst schön hier. Interesse an ihrem Tod hast du doch wohl auch, oder?!“ Wackelnd und abgehackt stakste sie auf Sathyria zu und hockte sich hin. „Meine arme, kleine Nichte! Du bist wirklich begabt, aber... WAS ZUM TEUFEL!“, sie stolperte zurück und landete auf dem Hinterteil. Vor den Augen aller wurde Sathyrias Haar glatt und hell. Draco nahm die Arme auseinander. Ein hinterhältiges Grinsen erschien auf dem Gesicht seiner... was auch immer. „Tut mir leid, Tantchen, aber ich bin Merlin sei Dank, NICHT deine Nichte.“, sie lachte gehässig. Nun war ihr absolut alles egal. „Sathyria Tonks ist schon vor Jahren gestorben.“ Bellatrix erhob sich. „Wer bist du?“ Draco schluckte, ebenso wie Narzissa. Oh Gott, was sollte sie tun? Alfons trat an ihre Seite. „Kümmere dich bitte um meine Tochter.“, flüsterte er ihr zu, als sie alle gebannt auf die langsam brodelnde Haut des Mädchens sahen. „Was?“, hauchte sie entsetzt. „Alfons, was...?“ „Glaubst du ich bin blind und erkenne mein eigenes Kind nicht, wenn es vor mir steht? Dafür hat sie selbst in der Fremden Gestalt zu viel von mir.“ Narzissa schluckte. „Aber wieso...“ Alfons beugte sich zu ihr hinunter. „Nimm ihre Sachen, bring sie zu meinem Schließfach bei Gringots. Ich habe eine Vollmacht für dich hinterlegt, als ich merkte, dass du sie schützt. Nimm einfach alles was mir gehört und bringe es dahin, es muss alles an sie gehen.“ Narzissa schluckte. Als Alfons sich wieder aufrichtete sah sie es in seinen Augen. Er hatte mit sich und der Welt abgeschlossen. Liebe und unendliche Erleichterung saß in seinem Blick. Er wandte sich lächelnd wieder zu Amy um, die beinahe so verrückt lachend wie Bella auf dem Boden saß, ihre Sachen waren an einigen Stellen gerissen. Draco war wie erstarrt. Das hier war kein Traum und dieses Mal hatte sich auch nicht Amy in Sathyria verwandelt, sondern Sathyria war zu Amy geworden. Sie lebte, wie sehr hatte er sich eigentlich vor ihr zum Affen gemacht? Oder hatte er das gar nicht getan? Sie hatte ihn zum Narren gehalten, oder war es nur Schutz gewesen? Er schluckte. Nun würde sie wirklich sterben. Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. Alfons trat aus der Menge heraus. Sein erster Reflex war es zum Zauberstab zu greifen und sie zu schützen, doch der Mann lächelte selig, er schien nicht sauer. Amy sah ihren Vater und grinste hämisch. Sie wusste es, er hatte es herausgefunden und nun würde er sich nicht mehr verstellen müssen und sie töten. Er kam näher kniete sich zu ihr, niemand hielt ihn auf, es war seine Tochter, in ihren Augen wollte niemand mehr ihren Tod, als er. Doch Amy wurde überrascht. Seine Augen, die ihren so ähnlich waren, glänzten vor Erleichterung. Verwundert, aber auch verzweifelt zog sie die Augenbrauen zusammen. „Du bist wahrlich meine Tochter...“, flüsterte er. „Ich bin so stolz auf dich!“ „Vater... warum...“ Doch die Frage blieb ihr im Halse stecken. Sie nahm eine Bewegung bei Bella war, sie zog ihren Zauberstab. Erschrocken sah Alfons hinter sich. Er musste schnell handeln. In einer Sekunde, die ihm wie ewig vor kam, sah er noch einmal zu Narzissa. „Avada“, setzte Bella an, ihr Kadavra ging in dem Knall unter, als Alfons mit seiner Tochter apparierte. Totenstille herrschte im Raum. Dort wo eben noch die zwei gehockt hatten, war nichts. „Ich hab sie erwischt!“, hauchte Bella nach einer Weile, als wäre sie selbst davon überrascht. „Ich habe sie wirklich erwischt!“ Sie begann so freudig zu lachen, dass man hätte meinen können, sie würde gleich zu tanzen beginnen. Draco schluckte. Einmal. Zweimal. Der Kloß ging nicht weg. Als er herum fuhr, machten ihm die Todesser, die immer noch etwas überfordert von der Situation waren, bereitwillig platz. Narzissa sah ihm nach, dann zu ihrem Mann. Niemand außer ihr war sich sicher, dass Bellatrix Amy nicht erwischt hatte, denn Mrs. Malfoy lebte noch. Draco rannte die Treppe hinunter, Tränen rannen ihm über die Wangen, als er bereits an seiner Krawatte zurrte. Unten trat Victorian an ihn heran. „Was ist? Was ist mit ihr?“ Draco antwortete nicht, hechtete nur an ihm vorbei und verließ das Haus. „Malfoy, was ist mit Sathyria?“ Er antwortete immer noch nicht. „Was ist mit Amy, hab ich gefragt!“, nun wirbelte er doch herum. „Du wusstest davon?“, fragte er mit bebender Stimme. „Sagen wir ich habe es per Zufall herausgefunden.“ Dracos Gehirn setzte aus. Amy stöhnte leise als sie wieder zu sich kam. Ihr Gehör war nur dumpf, doch das waren definitiv Andromedas und Mollys Stimmen, die an ihre Ohren drangen. Sie legte den Kopf auf die Seite und blickte in das friedliche Lächeln ihres Vaters. Mit halb geschlossenem Blick sah er sie an. „Papa...“, flüsterte sie leise und spürte selbst das Lächeln ihn ihrem Gesicht. Tränen stiegen in ihre Augen, als sie alle Kraft zusammen nahm und sich auf die Seite drehte um sich über ihn zu stemmen. Ihr Herz setzte aus, als sein Blick ihrer Bewegung nicht folgte. „Papa?“, flüsterte sie zaghaft und drehte sein Gesicht. Er war schlaff. „Papa?“, ihre Stimme wurde fester. Schlagartig war sie hell wach. Nein, das durfte einfach nicht wahr sein! Sie rüttelte an seinen Schultern, Tränen stiegen ihr in die Augen. Nein! Nicht jetzt! Nicht jetzt, da sie ihn endlich wieder hatte! Er durfte einfach nicht tot sein! „Papa!“, schrie sie ihn verzweifelt an und heulte los. „Amy, komm weg!“, Molly griff nach ihren Schultern und wollte sie zurück ziehen, doch Amy weigerte sich. „Nein! Lass mich in Ruhe!“, schrie sie sie an und klammerte sich verzweifelt an den Umhand ihres Vaters. Eine zweite Person, die sich als Arthur entpuppte, packte sie und zu zweit schafften sie es, sie von Alfons weg zu ziehen. Nymphadora und Lupin waren es, die sich zusammen mit Andromeda über Alfons beugten. Letztere tastete Alfons Hals ab, auf der Suche nach einem Lebenszeichen. Es dauerte nicht mal eine Sekunde, da war die Diagnose da. Vielsagend sah sie zu ihrer Tochter und dessen Mann auf, ehe sie die Augen des Todessers schlossen. „Nein!“, schrie Amy und ließ sich von ihrer Großcousine in das Haus der Tonks schleifen. Kapitel 37: wenn man nicht still sitzen kann -------------------------------------------- Amy schluckte, als sie mit Andromeda vor dem menschlichen Bestattungsinstitut stand. An diesem Tag hatten sie gleich zwei Opfer zu beklagen: Ted und Alfons. Nur wenige Stunden, ehe Alfons sich selbst und Amy gerade noch so apparierte, wurde Ted auf der Flucht ergriffen und von den Todessern hingerichtet. Es regnete, wie passend, als Andromeda vor ihr die Stufen hinauf stieg und den Laden betrat. Amy folgte. Vorsichtig legten sie ihre Kapuzen ab und sahen sich um. Nie hätte sie gedacht, dass sie das tun müsste. Ein Mann in schwarzem Anzug trat aus einem Hinterzimmer und sah ihnen entgegen. „Ja, die Damen Tonks.“, erinnerte er sich. „Bitte folgen sie mir.“ Sie taten, wie er ihnen sagte, und liefen hinter ihm her in ein weiteres Zimmer. „Bitte, setzen sie sich doch.“, damit wies er auf zwei große, weiche Sessel. Erneut folgten sie schweigend dieser Aufforderung. Er ließ sie einige Sekunden allein, nur um gleich darauf mit einem kleinen Wagen zurück zu kommen. Auf ihm lagen eine riesige Urne und eine Schmuckschachtel. Andromeda musste sich zusammenreißen, als sie das Gefäß sah. Der Wagen kam zum Stehen und der Mann ergriff das Wort. „Ich hoffe es ist alles zu ihrer Zufriedenheit.“, damit griff er nach der Urne und überreichte sie Andromeda. „Es tut mir leid, Ma’am, für ihren Verlust.“ Dieser Mann hatte eindeutig zu viele Leichen gesehen. Mitgefühl ging ihm ebenso am Allerwertesten vorbei wie der Tod. „Für sie“, er wandte sich an Amy. „Habe ich mir besonders viel Mühe gegeben.“ Aber sicher doch, wer das glaubte, war zu verblendet von seinem Verlust, doch sie nahm es schweigend hin. Ihren Vater brachte ihr das Ganze sowieso nicht mehr zurück. Der Mann ergriff die Schmuckschachtel und Amy musste sich eine Hand vor den Mund halten, um zu verbergen, wie sich ihre Mundwinkel bereits krampfhaft zu einem heulen verzogen. Ihr Vater hatte sie gerettet. Nur gerade so, und hatte doch dabei sein Leben gelassen. Sie hatte ihm Unrecht getan und er hatte sein Leben für sie geopfert. Sie war so grausam zu ihm gewesen und nun das. Sie schloss kurz die Augen, ehe der Mann die Schachtel öffnen konnte und drückte ihre Lippen an den Ring ihrer Familie, den sonst ihr Vater immer getragen hatte. Als sie die Augen öffnete, öffnete sich auch die Schatulle vor ihr. Der Ring, der in ihm lag war in einem dunklen Ton gehalten und eher schlicht im Vergleich zu dem Modering mit den Geistern und dem Familienring, die beide an ihrer rechten Hand steckten. Der Bestatter hob ihn aus der Schatulle und zeigte ihn ihr genauer. Er hatte ein leicht geschwungenes Muster, trotz seiner im Vergleich zu Amys Fingern enormen breite. An seiner Spitze war ihr Vater eingebettet als einziger, größerer Stein, umgeben von weiteren, kleineren, die sich Amy hatte leisten können, Dank dem vielen Geld, das ihr Vater für sie ein Leben lang zurück gelegt hatte. Innen war sein Name, sowie eine kleine Liebeserklärung von ihr an ihm, eingelassen. „Ich darf doch, oder?!“, fragte der Mann und griff bereits nach ihrer noch freien, linken Hand, um ihr ihren Vater buchstäblich um den linken Ringfinger zu legen. Hätte sie gewusst, wo ihre Mutter lag, die bereits aus hygienischen Gründen auch ohne sie und ihrem Vater von der französischen Regierung begaben worden war, hätte sie wohl mit ihr dasselbe getan. Der Ring passte perfekt. Unmerklich wirkte Andromeda einen Zauber um die Echtheit zu überprüfen (so viel Misstrauen musste dann doch sein), doch alles war in Ordnung. „Dann Danken wir ihnen.“, verkündete sie anschließend und Amy griff nach dem Kästchen. Als die zwei ihre Geldbörsen hervorholten, um das frisch eingetauschte Muggelgeld zu zücken erschienen beinahe Dollarzeichen in den Augen des Mannes. Irgendwie war er den beiden Frauen zuwider, aber was sollten sie machen? Es gab keine Alternative in ihrer Welt, da die Todesser noch immer an der Macht waren. Sie bezahlten ihn höflich, packten alles weg und Amy zog sogar ihre schwarzen Handschuhe über, ehe sie das Geschäft verließen. Aufmerksam sahen die zwei sich um, immerhin waren sie sich sicher, dass man nach ihnen suchte und eine Menge von Muggel würde sie sicher nicht vor einer Attacke schützen, doch es war weit und breit niemand verdächtiges zu sehen. Die zwei verschwanden hinter das Gebäude und Andromeda apparierte sie zurück zu ihrem Haus in dem der Orden damit beschäftigt war, alle Sachen zu packen. Sofort ließ Molly den Koffer fallen, den sie gerade die Treppe hinunter brachte, und stürmte aus dem Haus auf sie zu. Doch weiter kam sie nicht. Ein weiterer Knall und sie blieb wie angewurzelt stehen. Erschrocken fuhren Amy und Andromeda herum. Keiner zückte den Zauberstab, niemand sah Narzissa als eine Gefahr an. Mrs. Malfoy schluckte hart, als sie einen Schritt auf die zwei zu machte. Andromeda drehte sich vollends zu ihr um und hob die Arme. Beinahe rennend überwand ihre kleine Schwester die letzten Meter und nahm sie in die Arme. „Es tut mir so leid, Adromeda!“, flüsterte sie leise, während die Andere zu schluchzen begann. „Amy, komm her...“, bat Narzissa und öffnete einen Arm, um auch sie in ihren Kreis aufzunehmen. Molly trat dichter heran. „Kommt doch bitte rein, außerhalb des Schutzzaubers ist es zu gefährlich!“, verkündete sie und wies in Richtung Tür. Amy löste sich und lief vor, während Narzissa und ihre Schwester sich noch immer in den Armen lagen und mehr schlecht als recht hinterher stolperten. „Ich habe nicht viel Zeit.“, verkündete die Frau dann und reichte Amy einen Zettel. „Ich habe eine Vollmacht von deinem Vater und den Kobolden gesagt, dass ich dich aufsuche. Das hier ist der Schlüssel und seine Schließfachnummer bei Gringots. Deine Sachen, dein Besen, dein Umhang und alles was ihm gehörte habe ich dort verstaut, samt dem restlichen Geld. Die Urkunde über euer Land konnte ich auch in Sicherheit bringen. Sei nur vorsichtig, wenn du dorthin gehst. Vielleicht ist es sogar besser, wenn du es unangetastet lässt, solange das alles nicht vorbei ist.“ Amy nickte nur. Tränen hatte sie keine mehr übrig. Ihre Augen brannten nur noch. „Aber das ist das geringste Problem.“, verkündete sie. „Potter, Weasley und Granger, plus einige weitere Freunde von ihnen sind den Todessern ins Netz gegangen.“ „Was? Ronald!“, rief Molly entsetzt, sofort hielt ihr Mann sie fest ehe sie zu Boden ging. „Sie sitzen bei uns zu Hause im Verließ.“, sprach Narzissa weiter. „Noch haben sie eine Galgenfrist, Draco hat gelogen, er wäre sich nicht sicher, dass sie es sind.“, gab sie zu. „Aber ich weiß nicht, wie viel Zeit uns das gibt.“ Ein Hauself tapste heran. „Dobby macht das schon.“, erklärte er. „Dobby wird alle zu dem Treffpunkt bringen.“ Damit war der Elf verschwunden. „Danke!“, hauchte Molly. Narzissa nickte. „Wo kommt ihr jetzt unter?“ „Das sollten wir lieber geheim halten.“ „Arthur!“, tadelte Molly, doch Narzissa nickte nur. „Schon gut.“, sie sah zu Amy, dann zu Andromeda. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder und zwar lebendig und ohne Kratzer.“ „Bestimmt...“, flüsterte Andromeda und strich sich eine Träne aus dem Gesicht. Dann sah Narzissa zu Amy. „Sag Draco, dass es mir leid tut.“, bat diese flehend. „Ich wollte ihm nicht verschweigen, wer ich bin.“ Narzissa nickte und gab ihr einen leichten Kuss auf den Scheitel, dann verschwand sie wieder, ehe die anderen Todesser nach ihr suchen konnten. Molly schüttelte sich. „Ich muss sofort zu Großtante Muriel!“, rief sie, schnappte sich ein paar Taschen und türmte ebenfalls aus dem Schutzzauber hinaus. „Du bleibst hier!“, Großtante Muriel stapfte trotzig mit dem Fuß. „Ich dulde es nicht, dass du dich da einmischst!“ Andromeda legte Amy eine Hand auf die Schulter. „Deine Großmutter hat recht, Amy, du bist nicht so erfahren, wie die anderen. Minerva hat sämtliche Minderjährigen von Hogwarts durch die Tunnel evakuiert. Glaubst du, dass du auch nur im Entferntesten mit den anderen Siebtklässlern mithalten kannst?“ „Ich kann dich gut verstehen.“, seufzte Nymphadora. „Wenn ich nur mitgehen könnte!“ Draußen hörte man einen Knall, die letzten waren in Richtung Hogwarts aufgebrochen. „Ich möchte Remus ungerne alleine lassen!“ „Schatz, denk an das Kind! Was ist, wenn euch beiden etwas passiert?“ Nymphadora schwieg. „Aber was ist, wenn Remus etwas passiert? Ich könnte mir das nie verzeihen, wenn ich ihm nicht geholfen hätte...“ „Du tust besser daran, bei deinem Kind zu bleiben!“, donnerte Muriel wieder los. „Kämpfen ist Männersache!“ Nymphadoras Haare verfärbten sich Zornrot. Ihr Sohn in der Wiege neben der Couch gähnte genüsslich und legte den Kopf auf die andere Seite. Amy schluckte und drehte Gedankenverloren an einem ihrer drei Ringe. Sie dachte an Draco, an Ernesta und an Victorian, ebenso wie an ihre anderen Freunde, die alle zu der Zaubererschule aufgebrochen waren. Sie war vielleicht keine große Hilfe, aber sie fühlte sich nutzlos, weil sie dazu verdammt war, das Haus zu hüten. Sie ließ sich zurück gegen die Lehne fallen und atmete einmal tief aus. „Denk nicht mal daran, Amy!“, murmelte Andromeda, die durchaus die richtigen Schlüsse zog, in Bezug auf ihre Gedanken. „Was soll ich machen?“, fragte sie verzweifelt. „Meine Freunde sind alle dort...“ „Es reicht, ich kann nicht mehr still sitzen!“, brummte Nymphadora und stand entschlossen auf. „Kind, was hast du vor?“, rief Andromeda schockiert und folgte ihr, als sie sich zur Haustür aufmachte. „Ich gehe jetzt nach Hogwarts.“, verkündete die Metamorphmagi und rannte los, ehe die Tür richtig offen war. „Kümmere dich um Ted, bis ich wieder da bin!“, rief sie und mit einem Knall war auch sie verschwunden. „Nymphadora!“, schrie Andromeda. Sie spürte die Tränen in ihr hoch steigen. Ein ungutes Gefühl breitete sich aus. Ted hinter ihr begann zu schreien, als Muriel sie wieder ins Haus hinein zog und die Tür schloss. Der Name ihrer Tochter ging in den ersten Schluchzern unter. „Bleib stark, Tonks!“, bat Muriel und zog sie mit sich zur Couch. Sie drückte sie in die Kissen und holte Teddy aus seiner Wiege um ihn ihr in die Arme zu legen. Andromeda schniefte noch ein paar Mal und strich ihrem Enkel sanft über den Kopf. „Denk positiv!“, bat die alte Frau und ließ sich auf den Platz neben ihr sinken, wo Amy gerade noch gesessen hatte. Nun bemerkte Andromeda erst, dass auch sie verschwunden war. Panisch sah sie sich um. „Wo ist sie?“, sie sprang auf, noch immer mit dem Jungen in den Armen. „Amy? Amy Turner, komm sofort wieder her, junge Dame!“ Muriel erhob sich, sah zur Treppe die zu den Schlafzimmern führte und sprang diese dann schon hinauf, besser, als man es ir zugetraut hätte. „Amy!“, donnerte sie, als sie ihre Schlafzimmertür aufriss. Das Fenster stand offen. Die Siebzehnjährige war nur noch als kleiner Punkt im Himmel zu erkennen. „Amy Turner, du kleines Biest, komm sofort wieder runter!“, schrie Muriel ihr hinterher, doch Amy interessierte sich dafür gar nicht. Tiefer legte sie sich auf den Besen, damit dieser seinen Flug beschleunigte. Kapitel 38: geisterhafte Dankbarkeit ------------------------------------ Als endlich das Schloss in Sicht kam, donnerte es. Sie riss den Besen zur Seite und zog einen Kreis über der Menge, die versammelt war. McGonagal versuchte ihre älteren Schüler zusammen zu treiben und von Hogwarts weg zu bringen. Mehrere Todesser waren bereits verhaftet worden und wurden von den Auroren bewacht. Irgendwo in der Menge erkannte sie Molly und ging runter. „Amy!“, rief sie und lief auf sie zu. „Was machst du hier, Kind?“ „Keine Ahnung, ich bin wohl zu spät.“ „Gott sei Dank!“, bemerkte die Frau ehrlich erleichtert und sah in die Richtung des Schlosses, wo Madame Pomfrey gerade drei Tragen heraus schweben ließ. „Fred... Nymphadora... Remus...“, flüsterte Amy. Molly schluckte hart und sah dann wieder zu Amy. „Ich habe keine Ahnung wo Harry ist. Er hat sich Voldemort gestellt. Irgendwo hier müssen sie sein!“ McGonagal kam zu ihnen. „Los jetzt, wir müssen hier weg!“, sprach sie die zwei an. Als Amy ihr mit dem Blick folgte entdeckte sie Kingsley Shacklebolt, der bei den gefangenen Todessern stand. Neben ihm hockten die Malfoys. Lucius sah sich einfach nur um. Draco starrte Löcher in den Boden, Narzissa redete leise auf ihn ein. Narzissa. Sie hatte es nicht verdient gefangen genommen zu werden. Draco zwar ebenfalls nicht, doch im Gegensatz zu seiner Mutter, war er ein Todesser. „Kingsley!“, rief Amy und rannte zu ihm hinüber. Überrascht sah er auf. „Turner, du solltest nicht hier sein, verdammt noch mal! Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ „Amy!“, Draco sah auf. Sie wollte zu ihm, doch der Auror hielt sie auf. „Bleib bitte hier. Sie sind Gefangene.“ Amy sah Draco direkt an. „Ich weiß. Ich will auch gar nicht die Todesser verteidigen.“, erklärte sie und sah den Mann an. „Aber bitte, Kingsley, lass wenigstens Narzissa frei!“ „Was?“, fragte er verwundert. „Warum das?“ „Du weißt doch, dass sie den Schwur auf mich geleistet hat. Solange ich unter den Todessern war, hat sie mich geschützt.“ „Und? Das macht sie nicht besser.“ „Und sie hat uns verraten, dass die Todesser Harry, Ron und Hermine gefangen hatten.“ „Hat sie?“, verwundert sah Shacklebolt zu der Angeklagten hinab. „Was sagt sie da?“, fragte Lucius seine Frau leise. Narzissa schluckte, als sie ihn ansah, dann zu Draco. „Als ihr Potter weg gesperrt habt, habe ich Andromeda und Amy aufgesucht um ihnen davon zu erzählen.“, gab sie zu „Und ja, ich habe kurz nach Weihnachten erfahren, wer Sathyria wirklich ist und für meine Schwester geschworen, dass ich sie vor euch bewahre. Wenn Alfons sie nicht weggebracht hätte, dann hätte ich nicht gewusst, wie ich uns beide aus der Misere herausholen sollte.“ „Sie hat uns, also dem Orden sozusagen, als Helfer, oder auch Spion gedient, wenn du so willst.“, erklärte Amy noch einmal dem Auror. Er strich sich über das Kinn. „Narzissa Malfoy, ich kann Sie nicht ohne offizielle Anhörung einfach gehen lassen.“, erklärte er. „Sie kommt mit mir zu Andromeda! Und ich komme mit ihr zum Gericht!“, versprech Amy Kingsley. Er überlegte, schließlich nickte er. „Gut. Da Sie uns geholfen haben, Mrs. Malfoy, werde ich sie auf Verantwortung von Miss Turner gehen lassen.“ Ein Ruck fuhr durch die Frau und mit einem Mal konnte sie sich wieder bewegen. Die lautstarke Verwunderung und Empörung der Todesser darüber, was Narzissa getan hatte, mussten die Auroren ersteinmal wieder unterdrüchen. Das nahm Amy als Anlass, um sich zu Draco herunter zu knien. „Hilf mir!“, flehte er leise. „Ich kann nicht.“, hauchte sie verzweifelt zurück. „Ich weiß nicht wie!“ Narzissa ließ sich neben die beiden sinken und strich ihrem Mann die Haare aus der Stirn. Leise begann sie Worte der Entschuldigung zu murmeln. Draco sah verzweifelt zu seinem Vater hinüber, dann zu seiner Mutter und schließlich wieder zu Amy. „Bitte! Ich will nicht nach Askaban.“ „Das weiß ich.“, sie strich ihm über die Wange. „Und ich werde mein möglichstes Versuchen, aber ich weiß noch nicht wie. Bitte, halte nur ein paar Tage aus.“ Sie sah hinüber zu Narzissa, der dicke Tränen über die Wangen rollten, als sie ihrem Mann auf die Stirn küsste. „Wir kriegen euch da raus!“, entschied sie bestimmt, doch mit zitternder Stimme und wand sich noch einmal an ihren Sohn. Fest nahm sie ihn in die Arme. „Halte durch, bitte!“ Draco schluckte. Als sie ihn los ließ beugte sich Amy noch einmal hinunter und küsste ihn leicht. „Kommt, wir müssen weg hier!“, dieses Mal war es Molly, die den zwei Frauen jeweils eine Hand auf die Schultern legte und so dazu antrieb aufzustehen. Zu zweit gingen sie hinüber zu den anderen Widerstandskämpfern und sahen Lucius und Draco noch einmal nach. Sie wurden bereits mit geschliffen um sie in Richtung Gefängnis zu bringen. Molly verriet Narzissa, wohin sie gehen musste und ehe Amy sich versah stand sie wieder vor dem hohen Haus ihrer Großmutter. Gerade jene und Andromeda kamen aus dem Haus gestürmt um sie sich vor zu knöpfen, doch Narzissa brach bereits in Tränen zusammen. Zeit für böse Amys blieb da nicht mehr. „Narzissa Malfoy, in Anbetracht ihrer Dienste für den Widerstand betrachtet sie dieses Gericht hiermit als "rehabilitiert". Sie sind frei und dürfen gehen.“, Kingsley schlug mit einem Hammer auf sein Pult. Narzissa atmete einmal tief durch. Zwar stand schon vor einigen Wochen in Hogwarts fest, dass man sie nicht länger gefangen halten würde, doch war dieses Urteil doch eine enorme Erleichterung für die Frau. Sie sah zu Amy, die zusammen mit ihrer Schwester Andromeda auf einer der Bänke auf sie wartete. Sie lächelte leicht, wenn auch nur halbherzig. Sie hatte viel zu viel Angst davor, Draco wieder zu sehen, nachdem er beinahe drei Wochen in dem Gefängnis gewesen war. Noch mehr Angst jedoch hatte sie davor, ihn wieder dorthin zurück gehen zu sehen, wenn ihr Plan nicht funktionierte, oder besser: Der Plan von Malik und Oliver. Ganze siebenundzwanzig Zeugen hatten sie dafür, dass er sich ebenfalls gegen die Todesser gewandt hatte und wenn das nichts half, so waren da immer noch die Aussagen von Narzissa und Harry, die ihn ebenfalls entlasteten. „Nächster Fall, Draco Malfoy, Todesser.“, verlas der provisorische Minister und ein Käfig wurde in das Gerichtszimmer gefahren. Amy erkannte Draco kaum wieder: Die Haare zerzaust, dreckige Sträflingskleidung... Zum Glück sah sie ihn nur von hinten! Narzissa sog scharf die Luft ein. „Mr. Malfoy, sie sind angeklagt ein Todesser zu sein. Ist das richtig?“ Natürlich war es das. Das dunkle Mal an seinem Unterarm, war der perfekte Beweis. Vielleicht schien er das ebenfalls so zu sehen, denn er sagte nichts. „Bitte schreiben sie: Der Beschuldigte verweigert die Aussage, doch das Mal ist deutlich auf seinem Arm zu erkennen.“ Die Gerichtsschreiberin nickte und schrieb los. Eine verhexte Feder zu nehmen war Shacklebolt in solchen Fällen zu riskant. „Mr. Malfoy, wollen sie etwas zu ihrer Verteidigung sagen?“ Erneut schwieg der Angesprochene. „Gut, bitte schreiben sie, dass er die Aussage erneut verweigert. Dann bitte ich nun Amy Turner in den Zeugenstand.“ Das war das erste Mal, dass seine Ketten rasselten. Als Amy an seinem Käfig vorbei ging sah er sie aus halb toten Augen an. ‚Hilfe‘, formten seine Lippen kraftlos. Sie schluckte, dann stellte sie sich vor ihn. „Euer Ehren, Mr. Shacklebolt, Sir, ich bin ehrlich gesagt nicht die einzige, die gerade im Zeugenstand steht, allerdings die einzige Hexe.“ Er hob eine Augenbraue. „Das erkläre bitte genauer, Amy.“ Es war, als würde jemand ein weißes Licht anknipsen, als sich plötzlich siebenundzwanzig Geister um sie und den Käfig herum versammelten. Draco hob den Kopf und blickte direkt in das Gesicht von Bastian, der innerhalb seiner Stahlstreben stand. „Alter“, begann der. „Du siehst vielleicht scheiße aus man!“ Ein kurzes Grinsen flüchtete sich auf seine Lippen. „Danke...“, flüsterte er. Eine andere Stimme, ihm wohl bekannt, erhob das Wort. Und Oliver waberte aus der Menge. „Euer Ehren, wir sind keine Hexen und Zauberer. Um ehrlich zu sein: vor unserem Tod wussten wir nicht einmal, dass es Magie wirklich gibt, aber wir sind immerhin durch sie gestorben. Wir sind der gesamte siebte Jahrgang des Internats aus Frankreich, dass von euren sogenannten Todessern vergangenen Sommer niedergebrannt wurde.“ „Draco war dabei!“, rief Sharon. „Doch nicht einen von uns hat er getötet.“, erklärte Leonard. „Wie auch? Zu dem Zeitpunkt hatte er gar keine magischen Fähigkeiten. Er war einer von uns. Ein Freund. Und auch wenn wir nach unserem Tod erst ihm die Schuld für unseren jetzigen Zustand gaben: Er hatte nichts damit zu tun.“ „Ganz im Gegenteil.“ Langsam wurde es Shacklebolt zu viel. Er wusste gar nicht mehr, wo er hinschauen sollte, vor lauter Geister. „Als die Todesser uns versklavten, zögerte er keine Minute, Amy zu helfen, uns zu helfen! Uns, einfache ... Schnuckel?“, die anderen Geister nickten bei der Frage. „Das heißt ‚Muggel‘, Caro!“, rief Amy. „Ach so. Naja jedenfalls haben er, dieser Victorian und Amy uns befreit. Noch nicht ganz, aber unsere Erlösung steht kurz bevor und das verdanken wir unserem Freund, den sie wegsperren wollen.“ „Es gibt noch mehr Zeugen, die für ihn sprechen.“, verkündete Amy da noch hinein. „Seine Mutter und auch Harry Potter.“ Der letzte Name löste fast schon etwas magisches bei den anwesenden Geschworenen und ihrem Minister aus. „Nun, Mr. Malfoy“, begann Kingsley. „Ich möchte das hier ungerne noch weiter in die Länge ziehen.“ „Dann beenden sie das!“, rief Malik von weiter hinten. „Verdammt, ich weiß ja nicht, was ihr hier für Gefängnisse habt, aber der Alte kann ja kaum noch stehen!“ Der Minister sah sich um und erhielt stillschweigendes nicken. „Nun gut, in Anbetracht der vorliegenden Aussagen, erklärt das Gericht Draco Malfoy hiermit für "rehabilitiert".“, ein erneuter Hammerschlag und der Käfig öffnete sich. Wie im Traum sah Draco sich um und tastete sich vorsichtig heraus, nur um gleich darauf in den Armen seiner Mutter zu liegen, die einfach so in die Mitte des Saals gesprungen war. „Würden dich ja in den Arm nehmen“, begann Malik. „Und abknutschen“, führte Oliver mit einem großen Kussmund weiter. „Aber wir sind müde, wir wollen endlich nach Hause.“ Amy kam zwischen ihnen hindurch und strich Malfoy über das Haar. „Es tut mir leid, wie es gekommen ist.“, flüsterte sie. „Aber jetzt ist wieder alles gut.“, sie hauchte ihm kurz einen Kuss auf den Mund. „Leb wohl, mein Holzkopf.“ „Amy?“, fragte er leise, aber sie strich ihm nur noch einmal über die Wange. Draco hatte nicht die Kraft sie auf zu halten und als sich die Geister wieder in den Ring, den sie am Finger trug, zurückgezogen hatten, wandte sie sich noch einmal an Narzissa. „Wir sehen uns sicher mal bei Andromeda.“ Sie nickte. Sie hatten dieses Thema bereits durchgekaut. Die Familie Greengrass bestand immer noch auf das Heiratsabkommen, für den Fall, dass Draco freigesprochen wurde. Da Mr. Greengrass auch noch ein hohes Tier in der Übergangsregierung war, bangte sie um den Status ihre Familie, wenn sie einfach alles abbrach. Leider, denn sie wusste, was das für Draco und Amy bedeutete. Das Mädchen sah noch einmal zu ihrem Sohn. Schmerz lag in ihren gelben Augen. „Ich vergesse dich nie.“, flüsterte sie. „Amy...“, setzte Draco noch einmal an, aber weiter kam er einfach nicht. Zu schwach war er, nachdem die Dementoren sich über seine köstlichen, reichlichen Erinnerungen von ihr hergemacht hatten. Hilflos, fast schon ohnmächtig, musste er mit ansehen, wie sie sich herum drehte und aus seinem Leben verschwand. Andromeda wartete bereits auf sie und vor der Tür stand er: Victorian Romulus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)