Wetteifer von Zyra (Der Auslöser war das Pfirsichsorbet ...) ================================================================================ Kapitel 7: Wettfreizeit ----------------------- Hallo! Ha, geschafft! Diese Kapitel ist schneller gekommen. Das nächste und letzte werde ich wohl Ende September hochladen. Bald also! ^^ Ich hoffe, es gefällt euch! LG Kyra --- Kapitel 7: Wettfreizeit „Okay“, sagte Aaran nach einem Augenblick langsam, abwägend, „wo steht denn die Kaffeemaschine?“ Es fehlte nicht viel und mir wären die Gesichtszüge entgleist. Mit einem Schlag wallte Enttäuschung in mir auf. „Nebenan“, antwortete ich, darum bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, was ich von seiner Entscheidung hielt. „Und was ist nebenan sonst so?“, fragte er weiter. Seine Miene hatte etwas Nachdenkliches. Ich überlegte kurz. Sonst so? Was meinte er damit? Letztendlich entschied ich mich dafür, in seine Frage nichts hineinzuinterpretieren, und beschrieb ihm die Ausstattung des Raumes: „Eine kleine Küchenzeile, ein Konferenztisch mit sechs Sesseln, ein Computer, Aktenschränke, mein Schlafsofa ...“ Ich zuckte mit den Schultern, um ihm zu zeigen, dass ich nicht wusste, was das mit der Frage nach Kaffee oder „Kaffee“ zu tun hatte. „Ein Schlafsofa?“, wiederholte er fragend. „Wozu?“ „Zu Hause arbeite ich meistens drüben. Da habe ich mehr Platz. Wenn ich viel zu tun habe, lege ich mich dort manchmal aufs Ohr“, erklärte ich. Genau genommen kam „manchmal“ ziemlich oft vor. Immer dann, wenn ich so fertig war, dass ich mich nicht mehr in der Lage sah, mich in mein Schlafzimmer zu schleppen. Ich schlug die Vertragsmappe zu, nahm sie und stand auf. Dabei war ich mir die ganze Zeit Aarans musternden Blicken bewusst. „Komm einfach mit rüber“, forderte ich ihn auf und ging los, ohne ihn anzusehen. „Wenn du danach noch Fragen hast, kannst du sie stellen.“ Ich hörte, dass Aaran mir folgte. In meinem eigentlichen Arbeitszimmer setzte ich mich an den Tisch und schlug den Vertrag wieder auf. Während ich begann ihn zu überfliegen, konnte er sich umsehen. Das ich weit kommen würde, bezweifelte ich stark, so viele Frage, wie er zu haben schien. Zunächst jedoch nahm er nur das Zimmer unter die Lupe, öffnete die Türen der Küchenschränke, besah sich deren Inhalt, bestaunte meine Kaffeemaschine, gab aber nur hin und wieder Laute der Verwunderung oder der Begeisterung von sich. „Nett“, sagte er schließlich und als ich aufblickte, sah ich ihn auf meinem Sofa liegen. Auf der Seite. Den Kopf auf einem Arm abgestützt. Ein Bein angewinkelt. Einladend, schoss mir durch den Kopf und irgendetwas setzte bei mir aus. „Du schläfst öfter hier, oder?!“ Ich starrte ihn an und nickte. Der Mann sah wirklich verboten gut aus. Bevor ich meine Gedanken wieder geordnet hatte, stand ich auf und lief zu ihm hinüber. Ich ließ mich auf der Sofakante nieder und zwang ihn damit, sich auf den Rücken zu legte, wollte er sich nicht den Nacken verrenken, um mich anzusehen. Wie erwartete, drehte er sich. Das eine Bein blieb angewinkelt. Die Arme verschränkte er hinter dem Kopf. Bei der Bewegung rutschten sein Pullover sowie das Shirt darunter ein Stück nach oben. Ein Streifen sonnengebräunter Haut wurde sichtbar. Ohne nachzudenken, streckte ich eine Hand aus und fuhr unter den Stoff. Aaran zuckte kurz zusammen und sah mich ein wenig überrascht an. Als meine Finger begannen über seinen Bauch zu streicheln, lächelte er leicht und seufzte entspannt. Ich genoss die Wärme, die in meine Finger strömte. So wie ich sie bisher immer genossen hatte. „Also?“, fragte ich schließlich. „Hast du dich entschieden, welcher Kaffee es sein darf?“ Entgegen meiner Erwartung bekam ich wieder nicht die gewünschte Antwort. Seine Gesichtszüge wurden ernst und der Blick aus seinen klaren, blauen Augen lag musternd auf mir. Schließlich verschwand ebenfalls eine seiner Hände unter seinen Shirts. Ich rechnete schon damit, dass er meine entfernen wollte, aber als sich seine Finger um meinen Handrücken schlossen, schob er sie in die andere Richtung – weiter seine Brust hinauf. Irritiert ließ ich es geschehen. Als ich unter meinen Fingern kräftig Aarans Herzschlag spürte, hielt er in der Bewegung inne. „Du weißt, dass er dir gehört“, sagte er bedächtig, „aber ich weiß nicht mehr, ob es so gut war, es an dich zu verlieren. Ich möchte glauben, dass du das Richtige tust. Ich möchte dir vertrauen. Aber dein Handeln hält mich in einem Zustand zwischen Hoffen und Zweifeln. Und ich weiß nicht, ob ich das durchstehen kann, bis zu diesem Irgendwann an dem du mir Irgendwas erklären willst, von dem ich noch nicht einmal weiß, ob ich es überhaupt hören will. Solange ich es nicht halbwegs einschätzen kann, werde ich nichts tun, von dem ich ausgehe, dass ich mich hinterher noch mieser fühle, als es ohnehin schon der Fall sein würde.“ Ich nickte und gestattete mir ein Seufzen. Was hatte ich auch erwartet? Im Grunde war es klar gewesen, dass ich ihn damit in eine verzwickte Lage brachte. Aber wie es aussah hatten Melanie und ich uns ein wenig verschätzt. Das war allerdings kein Argument, um von meinem Plan abzulassen. Es musste eine andere Möglichkeit geben, ihm ein wenig Sicherheit zu geben. Meine Finger strichen über seine Brust, spürten bei jeder Bewegung seinen Herzschlag. Plötzlich kam mir eine Idee. Sie war zwar alles andere als optimal, aber sie würde ihren Zweck erfüllen: ein halbwegs faires Verhältnis zu schaffen. Behagen tat es mir nicht. So wie jedes Mal, wenn ich die Kontrolle nicht hatte. Aber Aaran hatte gezeigt, wie sehr er mich liebte, und ich bezweifelte, dass er mich verletzten würde. Und wenn ich dadurch meine intimen Momente mit ihm bekam, sollte mir dieser Schritt möglich sein. … Zumal ich bisher so oder so beim Sex nicht viel zu sagen gehabt hatte. „Ich verstehe“, erwiderte ich, „allerdings sehe ich mich nicht in der Lage, dir die Informationen zu geben, die du möchtest. Aber vielleicht kann ich dir auf andere Art und Weise mehr Sicherheit geben.“ Ich merkte, dass er im Begriff war etwas zu sagen, und legte ihm eine Finger an die Lippen. „Frag nicht nach dem Warum. Ich werde es dir nicht sagen. Was ich dir jedoch sagen kann, ist, dass es sich bei dem Zeitraum um Monate handelt.“ „Sehr detailliert, Seto“, murmelte er gegen meinen Finger. „Detaillierter als Irgendwann“, entgegnete ich. Ich zog meine Hände zurück und zupfte Aarans Shirts wieder etwas zurecht. „Außerdem versichere ich dir, dass ich ab ungefähr elf Monaten von ungefähr einem Jahr und bei ungefähr einem Monat von Wochen sprechen würde.“ „Okay“, sagte er seufzend. „Mach deinen Vorschlag.“ „Ich dachte an ein Pfand“, klärte ich ihn auf und er runzelte die Stirn. „Du willst darauf vertrauen können, dass ich keinen Schabernack mit dir treibe. Deine Sicherheit wäre, dass auch ich darauf vertrauen müsste, dass du mit mir keinen Schabernack treibst.“ „Du könntest mir dein Herz geben“, sagte Aaran und grinste leicht. „Das fänd ich fair!“ „Ich dachte eher an Herz gegen Körper – um auf der metaphorischen Ebene zu bleiben.“ Er legte die Stirn in Falten und wies mich mit einem Blick an, weiter zu erklären. „Du überlässt mir die Kontrolle über unsere außerschulischen Angelegenheiten. Ich sichere dir für jeden Monat zwei Treffen zu und überlasse dir, im Rahmen des Treffpunkts, die Kontrolle über das, was wir machen, beziehungsweise was du mit mir machst.“ Aaran blickte mich nachdenklich an, vielleicht sah er aber auch nur durch mich hindurch. „Lass mich noch mal wiederholen, was das für mich bedeutet“, sagte er schließlich. „Dafür, dass ich warte, darf ich also während unserer Treffen über dich verfügen?“ Ich nickte. „Du machst, was ich sage?“ Wieder nickte ich. „Du gehorchst mir aufs Wort? Egal was?“ „Wie du es für angemessen hältst.“ Langsam wunderte ich mich, warum er immer und immer wieder nach derselben Sache fragte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er es noch nicht so ganz begreifen zu können. Vielleicht klang es ihm zu paradox, dass ich mich freiwillig herumkommandieren ließ. „Das heißt, um es ganz platt zu formulieren: Solange du nett zu mir bist, bin ich nett zu dir?“, fragte er grinsend. „Ja.“ Ich war mir nicht sicher, ob mir sein Gesichtsausdruck zusagte. Er fand ohne Zweifeln Gefallen an der Situation. Die Frage war nur, ob es ihm nicht zu sehr gefiel. Hoffentlich bereu ich das nicht noch irgendwann, dachte ich, während Aaran zustimmte. „Bei deinem Stolz beruhigt mich das tatsächlich“, meinte er lächelnd, „und am Ende kann ich auf jeden Fall behaupten, Seto Kaiba hätte mal nach meiner Pfeife getanzt.“ Er setzte sich auf und strich mir, wie so oft, sanft über die Wange. „Du kommst auf erstaunlich gute Ideen!“, murmelte er und gab mir dann den langersehnten Kuss. Automatisch schloss ich die Augen und genoss das Gefühl der sich gegen meine bewegenden Lippen. „Ich glaub, ich nehm den „Seto-Kaffee“, hauchte Aaran mir ins Gesicht. Er schlang die Arme um mich und küsste mich kurz. „Ja, definitiv“, bestätigte er grinsend und während er sich zurücklehnte und mich mit in eine liegende Position zog, murmelte er: „Außerdem hätte ich gern ein Kostprobe deiner ‚Gehorsamkeit‘!“ Ich lag halb auf Aarans Burst und halb auf dem Sofa und blickte in sein grinsendes Gesicht. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen. Aber zumindest konnte ich mir sicher sein, alle Proteste über Unzufriedenheit abblocken zu können. „Es gibt keine Kostprobe“, sagte ich mit Bestimmtheit. „Das ist unser erstes Treffen im Januar!“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Warum wundert mich das jetzt überhaupt nicht?!“ „Tja, wenn du das schon nicht weißt“, sagte ich leicht ironisch. Ein fragender Blick, der eine Erklärung verlangte, traf mich. Sofort war mir klar, dass er wissen wollte, wie ich das eingefädelt hatte. „Das hat sich so ergeben“, log ich. „Na dann …“, sagte Aaran und ich spürte deutlich, dass die Antwort ihm nicht genügte. Umso mehr überraschte es mich, dass er nicht weiter nachfragte. „Zum ursprünglichen Thema zurück: Wenn das hier unser erstes Januartreffen ist, tust du ja trotzdem, was ich möchte.“ „Was möchtest du denn?“, fragte ich rau und leckte mir lasziv über die Lippen. Aaran lächelte zufrieden und äußerst „angeregt“. „Als erstes hilf mir doch mal auf meinem Pullover und T-Shirt“, sagte er. Der Aufforderung kam ich gerne nach. Für Aaran anscheinend überraschend. Als ich ihm die Shirts über den Kopf zog, unterbrach ich ihn mitten im Satz: „Und dann …“ Ich schaute in sein verdutztes Gesicht. „Ja?“, fragte ich provokant unschuldig. Das hier machte mir ganz eindeutig Spaß. Als er nicht sofort antwortete, wanderte mein Blick nach unten über seine Brust und seinen Bauch. Seine Muskeln zeichneten sich unter seiner Haut ab. Aarans Antwort war nonverbal. Er zog mein rechtes Bein über seinen Körper, sodass ich mich nicht mehr schief über ihn beugte. Seine andere Hand vergrub sich in meinen Haaren und übte sachten Druck nach unten aus. Erregung wallte in mir auf, als ich der Bewegung folgte und meine Lippen auf sein Schlüsselbein legte. Ich küsste kurz die Stelle und ließ meinen Mund weiter über die warme Haut wandern. Unter mir stöhnte wohlig Aaran auf. „Du kannst ja tatsächlich tun, was man dir sagt!“ *** Seit dem Tag war mir klar, dass Aaran Lennox zu den Leuten gehörte, die nicht zwischen zwei Dingen wählten, die sie haben wollten, sondern sich einfach beide nahmen. In diesem Falle mich und meinen besten Kaffee … Träge blinzelte ich und vertriebt den Tagtraum. Ich rieb mir die müden Augen. 0:34 zeigte die Uhr. Zeit langsam ins Bett zu gehen, dachte ich, während ich mich aus dem Sessel erhob, in dem ich die letzten Minuten gesessen und ins Leere gestarrt hatte. Ich trottete ins Bad und stellte zum wiederholten Male fest, dass es mir zu pompös gestaltet war. Bei meinem nächsten New York Besuch würde ich auf mein übliches Hotel mit meiner üblichen Suite bestehen. Sobald ich im Bett lag und die Augen schloss, tauchten wieder Bilder von meinem letzten Treffen mit Aaran in meinem Kopf auf. Es verfolgte mich schon die ganzen vergangenen Tage. Sorgen, dass Aaran vielleicht etwas von mir verlangen würde, dass ich nicht wollte, machte ich mir immer weniger. Wenn ich jetzt an unsere Abmachung – und deren Umsetzung – am Mittwoch dachte, kam entweder ein Gefühl des Gefallens oder der Beschämung in mir auf. Mir hatte gefallen, was wir taten – was er von mir wollte – und es hatte mich unglaublich erregt. Es hatte mich erregt, ihm zu gehorchen. Wie erniedrigend. Und immer wenn ich soweit dachte – nicht auf der Ebene des Geschehens verweilte, sondern auch reflektierte –, war ich beschämt. So etwas Erbärmliches passte nicht zu mir. Genau genommen passte einiges an meinem Verhalten Aaran gegenüber nicht zu mir. Aber da ich so bekam, was ich wollte, waren mir diese Mittel recht. Dass dieses Verhalten auch etwas mit meiner Verliebtheit zu tun hatte, ignorierte ich beflissen. Ich öffnete die Augen, um den Gedanken zu vertreiben, begann wie schon früher am Abend ins Leere zu starren. Andere Erinnerungen wurden wachgerufen. Natürlich auch an Mittwoch. *** „Haben alle Bürokraten eine solche Ausdauer?“, fragte Aaran mich ruhig, während ich noch um Atem rang. Wie es schien seit einer Ewigkeit. Ich lag in seinen Armen – nackt, ebenso wie er – und genoss seine Nähe genauso wie die „Nachwehen“ der Orgasmus. „Ich bin kein Bürokrat … zumindest nicht im eigentlichen Sinne“, brachte ich schließlich halbwegs flüssig heraus. „Ich bin nur der Trottel, der die ganzen Bestimmungen einhalten muss.“ Aaran lachte auf. „Du bist wirklich zu bedauern“, sagte er. Ich hörte regelrecht, dass er grinste. Ein Finger strich federleicht einen Teil meiner Wirbelsäule auf und ab. „Aber ich dachte eher an die Bedeutung: Schreibtischathlet.“ „Hast du etwa ein Problem mit meiner Kondition?“, murrte ich, zugegebenermaßen ein wenig in meinem Stolz gekränkt. Das hatte wirklich noch niemand zu mir gesagt. Wozu verschlang Sport denn ein Viertel meiner Freizeit, wenn er ausgerechnet dabei etwas zu bemängeln hatte? Hatte er überhaupt eine Ahnung wie fordernd er war? „Kein Problem. Eher im Gegenteil“, murmelte Aaran und kraulte mir durchs Haar. „Wie lange kann ich denn bleiben?“ Einen Moment schwankte ich zwischen geschmeichelt und überrascht sein. Dann schaffte ich es, mich auf die Frage zu konzentrieren. „Bis heute Abend. Ungefähr acht.“ Kurz hielten seine Hände inne. „Solange?“, fragte er verdutzt, begann aber, das Streicheln fortzusetzen. „Dein Bruder kehrt nicht früher zurück? Und was soll ich in der Schule erzählen, wenn jemand fragt, warum ich nicht wiedergekommen bin?“ Mit der Frage hatte ich gerechnet. Ich lächelte innerlich. „Wenn mein Bruder mit Freunden am Videospielen ist, kommt er erst wieder nach Hause, wenn ich anrufe und ihn daran erinnere, wie spät es bereits ist. Für den Fall, dass in der Schule jemand Fragen stellt, sagst du einfach, ich hätte darauf bestanden, dass du den Vertrag wieder mitnimmst und hätte dich warten lassen. Danach hätte es sich nicht mehr gelohnt, zu kommen. Das glauben sie dir.“ „Da hast du wahrscheinlich recht“, bestätigte er mir. „Darf ich denn wenigstens behaupten, ich hätte in der Zeit deinen Kaffeevorrat dezimiert?“ „Möchtest du das denn wahrheitsgemäß äußern?“, fragte ich schelmisch, als ich endlich begriffen hatte, dass er jetzt vom Getränk sprach. „Ja, ich hätte gern eine Tasse … auch mehrere“, erwiderte Aaran grinsend. „Wärst du so nett? Ich bezweifele, dass ich dieses ominöse Monstrum bedienen kann.“ Ich seufzte. Warum meinten eigentlich alle Leute, mit meiner Kaffeemaschine nicht umgehen zu können? Aber wahrscheinlich war es besser so. Nicht, dass irgendein Trottel sie noch kaputt machte. Eigentlich hatte ich keine Lust, mich zu erheben. In seinen Armen zu liegen, war erstaunlich komfortabel. „Ja natürlich“, sagte ich letztendlich, nicht zuletzt, weil ich ihm ja versprochen hatte, das zu tun, was er wollte. Ich setzte mich auf und Aaran nahm mein Gesicht in seine Hände und drückte mir einen Kuss auf. Im Gegensatz zu den letzten war dieser erstaunlich sanft. „Was denn jetzt?“, fragte ich leicht spöttelnd. Er küsste mich noch einmal neckend und schob mich dann in Richtung Sofakante. Ich fügte mich murrend und bahnte mir einen Weg über die am Boden verstreut liegenden Kleidungsstücke. Erleichtert stellte ich fest, dass mir das Laufen keine Probleme bereitete. … Wie auch immer Aaran das immer anstellte. Wenig später kehrte ich mit einer Thermoskanne voll Kaffe und zwei Tassen zum Sofa zurück. Ich stellte alles auf der kleinen Kommode ab, die hinter der Lehne stand, an der Aaran immer noch saß. Er zog mich sofort wieder in seine Arme. Ich zögerte kurz, lehnte mich dann aber an ihn. Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es mir wohl nicht möglich gewesen, zu leugnen, dass ich mich in seiner Gegenwart wohlfühlte. „Hier“, sagte Aaran, reichte mir eine gefüllte Tasse und zog eine meiner Wolldecken über unsere Beine. Während ich schon begann, meinen Kaffee zu trinken, schnupperte er erst einmal ausgiebig. Wahrscheinlich war das der aromatischste Kaffee, den er jemals gerochen hatte. Als endlich Bewegung in ihn kam, lag mir schon die Aufforderung, mir nachzuschenken, auf den Lippen. Ich hielt inne, während er sich vorbeugte und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Was soll das jetzt, fragte ich mich und spürte seine Nase an meinem Hinterkopf. Der warme Lufthauch seiner Atemzüge ließ mich schaudern. „Ich mag deinen Geruch“, murmelte er schließlich in mein Ohr. „Besonders nachdem ich mit dir geschlafen habe. Und den hätt‘ ich auch gern in meiner neuen Bettwäsche!“ Ehe ich darauf reagieren konnte – vielleicht war es auch ganz gut, dass ich keine Zeit für eine Erwiderung hatte –, küsste Aaran meinen Nacken. Feuchtwarm fühlte ich seine Zunge auf meiner Haut. Ich lehnte mich noch weiter zurück, drückte mich regelrecht an ihn, um mehr von seinen Berührungen zu bekommen. Die Frage nach dem Heißgetränk war erst einmal vergessen. „Ich denke, da lässt sich etwas machen“, sagte ich und schluckte. In der Richtung fädelte ich doch gern etwas ein. „Ja?“, hauchte er neckend gegen meine Schultern. Er legte seinen Kopf an meinen und hob die Tasse an die Lippen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er genießerisch das Gesicht verzog. Nachdem auch er seine Tasse geleert hatte, nahm er mir meine aus der Hand und stellte beide hinter sich auf die Kommode. „So gut der Kaffee auch ist“, flüsterte er, während seine Finger wieder begannen, meinen Körper zu liebkosen, „dich ziehe ich immer vor.“ *** Ich war gerade dabei mich endgültig in meinen Erinnerungen zu verlieren, als mein Handy klingelte. Widerwillig öffnete ich die Augen und zog ebenso ungern eine Hand unter der warmen Bettdecke hervor, um nach dem Störenfried zu tasten. Welcher Trottel hatte denn jetzt schon wieder die Zeitverschiebung vergessen? „Kaiba“, grummelte ich in den Hörer. Kurz hatte ich überlegt, es einfach klingeln zu lassen, aber als ich Dukes Nummer gesehen hatte, war mir die Lust darauf vergangen. Dem traute ich es ohne weiteres zu, mich mit Anrufversuchen die ganze Nacht wachzuhalten. „Hallo Seto“, ertönte es munter. Reue, mich mitten in der Nacht zu stören, war nicht einmal ansatzweise zu vernehmen. Duke eben. „Sag bloß ich hab dich geweckt?! Ich dachte, du wärst noch wach.“ „Es ist halb zwei“, knurrte ich ein wenig ungehalten. „Was willst du?“ „Ist ja schon gut. Nicht so aggressiv. Tut mir ja leid“, versuchte er mich zu beschwichtigen, aber sein Tonfall sagte etwas anderes. „Ich hab gute Nachrichten und dachte mir, sie würden dich sicher freuen.“ „Aha“, erwiderte ich desinteressiert. Das war kein Grund, mich zu stören. „Wir wichteln in der Klasse …“, sagte Duke und ich konnte sein breites Grinse förmlich hören. Oje, was hatte der nur wieder angezettelt. „Erspar mir die Erklärung, warum man nach Weihnachten wichtelt“, forderte ich. Ich wollte es wirklich nicht wissen. Wahrscheinlich war das wieder irgendein verrückte Auswuchs von Fantasie einer meiner pubertierenden Klassenkameraden. „Aaran macht mit“, sagte Duke. Der süffisante Unterton entging mir nicht, aber Aarans Name weckte meine Neugierde. Wehe der Kerl wollte mich nur ärgern. „Ja und?“, fragte ich, bemüht möglichst nicht zu interessiert zu klingen. „Du auch“, ergänzte Duke mit diebischer Freude. „Und ich hab ausgewürfelt, wer etwas für wen besorgen muss.“ So wie das klang, hatte er dabei geschummelt. Und da es im Moment sein Ziel war, mich und Aaran zu verkuppeln, musste man kein Genie sein, um zu wissen, wen er mir „zu gelost“ hatte. Dummerweise hatte ich keine originelle Idee. „Ich nehme an, dass bedeutet, dass ich für Aaran ein Geschenk kaufen soll“, sagte ich seufzend, um auf Nummer sicher zu gehen. „Und er für dich“, fügte Duke hinzu. Na da hatte aber jemand Spaß gehabt. „Gibt es irgendwelche Bedingungen?“, fragte ich weiter, in der Hoffnung dadurch vielleicht einen Denkanstoß zu bekommen. „Als Betitelung des Geschenks fielen ‚persönlich und/oder bezeichnend‘.“ Keine Ahnung, was „bezeichnend“ implizierte. Bei „persönlich“ kam mir sofort eine Idee. „Duke, mag Aaran Katzen?“, fragte ich, bevor ich richtig darüber nachgedacht hatte. „Ja, sehr sogar. Aber du willst ihm doch wohl kaum eine Katze schenken“, meinte Duke und ich wusste, dass er jetzt die Stirn runzelte. „So in der Art“, formulierte ich vage. Ich lächelte. Es würde ihn ärgern, nicht zu wissen, was ich meinte. „Och komm schon“, schmollte er. „Vergiss es!“, bestimmte ich, kaum dass er geendet hatte. „Das ist gemein“, sagte er beleidigt. Dann schlug seine Stimmung um und er lachte fröhlich. „Ach ja, ich wollte mich noch mal nach unserer neuen Wette erkundigen.“ „Nicht jetzt. Es ist spät“, sagte ich und verabschiedete mich. Das letzte, was ich jetzt wollte, war eine weitere Wette. Immerhin schien ich alles fürs erste wieder ins Lot gebracht zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)