kyoosha - learning by doing von ivy-company (AoixKanon) ================================================================================ Kapitel 71: Wie man glücklich wird ---------------------------------- So.. nach der kleinen Pause gibts heute das vorletzte Kapitel. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen ;) ____ Kapitel 71 Wie man glücklich wird „Bist du denn eifersüchtig?“ Die Worte des Älteren durchbrachen die Stille. Leise. Fast ein Flüstern. Kanons Angst wurde immer größer. Teruki hatte sicher etwas falsch verstanden. Er wusste doch gar nicht, was Aoi genau zu dem Drummer gesagt hatte. Vielleicht war das auch alles nur ein Trick von Teruki, um ihn aus der Reserve zu locken. Es war garantiert so. Er brauchte einen Ausweg aus der Situation. Schnell. „Ich habe nicht gesagt, dass ich eifersüchtig bin. Ich hätte nur einen Grund dazu“, antwortete er ausweichend. Der Ältere brach ihren Blickkontakt und Kanon war das nur Recht. Er schämte sich. Er schämte sich für seine feige Art, der er irgendwie nicht entkommen konnte. „Ich denke es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“ Bevor Kanon das leise Flüstern überhaupt richtig verstehen konnte, war Aoi schon zur Tür gelaufen. Der Bassist brauchte kurz, um die Situation zu begreifen, bis ihn die Erkenntnis wie ein Schlag traf. Nicht schon wieder. Er war es so leid dieses Spiel zu spielen. Aoi konnte jetzt nicht einfach gehen! Der Bassist sprang auf und warf Aoi einen flehenden Blick zu, der gerade seine Schuhe anzog. „Aber…“, begann der Jüngere stotternd, was Aoi dazu brachte kurz in seiner Bewegung innezuhalten. „Du hast deinen Tee doch noch gar nicht ausgetrunken.“ Er hörte die Verzweiflung in seiner eigenen Stimme. Er hatte das doch gar nicht sagen wollen. Er wusste selbst, dass ein kalter Tee Aoi auch nicht davon abhalten würde zu gehen, doch er konnte es einfach nicht aussprechen. Er traute sich nicht. Aoi schüttelte bei Kanons Worten nur leicht den Kopf und zog sich weiter seine Schuhe an. Der Jüngere spürte, wie ihm aus Verzweiflung die ersten Tränen emporstiegen, doch er unterdrückte sie sofort wieder. Aoi musste ihn schon für einen feigen Idioten halten. Da wollte er „Weichei“ nicht auch mit auf die Liste setzten. Der Gitarrist hatte inzwischen seine Schuhe angezogen und schnappte sich seine Jacke. „Man sieht sich.“ Die Worte klangen frustriert, doch Kanon schnappte den Blick des Älteren auf. Er wirkte so gebrochen und traurig. Seine ganze Erscheinung machte Kanon eins klar: Aoi war kurz davor aufzugeben. Er würde sich nicht weiter die Mühe machen aus ihrer eigenartigen Beziehung irgendetwas rausholen zu wollen, sondern es hinter sich lassen. Kanon hinter sich lassen. Er wollte nicht zurückgelassen werden. Nicht von Aoi. Als er sah, wie sich der Ältere abwandte und die Tür öffnete, brach es aus Kanon heraus. „Warte!“ Eine Sekunde später stand er neben Aoi. Hatte seinen Arm mit beiden Händen ergriffen. Den Blick allerdings gesenkt. Wenn er ihn jetzt durch diese Tür gehen ließ, war es vorbei. Er fühlte es einfach. Aoi hielt inne. Kanon spürte den Blick auf sich, aber er konnte den Kopf einfach nicht heben. Er starrte weiter seine Hände an, die den Arm des Anderen umklammert hielten. Der Kloß in seinem Hals wurde größer und größer. Es war fast unmöglich zu schlucken und er biss sich auf die Lippe, um nicht zu weinen. Es lag an ihm, wie die Situation ausging. Aber Kanon wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht, was das Richtige war. Und nach einer halben Ewigkeit schloss er einfach die Augen und ließ seine Stirn auf die Schulter des Anderen fallen. Er war verzweifelt. Dabei wollte er doch nur Aois Nähe. Körperlich und emotional. War das wirklich zu viel verlangt? „Geh nicht weg…“, presste er hervor. Seine Stimme klang merkwürdig fremd. Erstickt. Aoi würde sicher denken, er wäre ein Weichei. Aber das war Kanon plötzlich egal. Er sollte einfach nur bei ihm bleiben. Als er hörte, wie nach einer weiteren halben Ewigkeit der Stille die Tür leise wieder ins Schloss fiel, machte sein Herz einen Sprung. Es war nicht geschafft. Sie hatten noch viel vor sich, wenn das hier zu einem Happy End führen sollte. Aber allein dieses kleine Geräusch löste in ihm so viel Erleichterung aus. Und als Aoi sich dann auch noch ganz zu ihm umwandte und einen Arm um ihn legte, um ihn sanft an sich zu ziehen, konnte Kanon nicht anders als einen ersticken Laut von sich zu geben und seine Finger noch mehr in Aois Arm zu krallen. „Ich bin eifersüchtig.“ Die Worte verließen von ganz allein Kanons Mund. Er flüsterte sie gegen Aois Brust und schmiegte sich noch ein wenig mehr an sie. „Auf jeden Menschen in deiner Nähe.“ „Du wirst wohl kaum so eifersüchtig sein wie ich an dem Abend, an dem du dich lieber mit diesem fremden Kerl unterhalten hast, statt mit mir. Das hätte doch unser Abend sein sollen.“ Aois Stimme war so leise geworden, dass der letzte Satz nicht mehr als ein Flüstern gewesen war. Trotzdem waren sie stark genug, um Kanon zu erreichen. Anscheinend war er nicht der Einzige gewesen, der immer wieder nach einem passenden Zeitpunkt für ein Geständnis gesucht hatte. Es schmerzte zu wissen, dass sein Gespräch mit Ryu Aoi davon abgehalten hatte diesen wichtigen Schritt auf ihn zuzukommen. Stattdessen hätte es sie fast weiter voneinander entfernt. „War das der Grund dafür, dass unsere Verabschiedung so knapp ausgefallen ist?“, fragte Kanon gegen Aois Brust. Er fühlte sich hier sicher. Sicher genug, um solche riskanten Fragen zu stellen. „Ich hab dein Verhalten an dem Abend als Abfuhr gedeutet“, murmelte der Ältere mit gebrochener Stimme. „Besonders der Augenblick, als du meintest, dass du in keiner Beziehung seist.“ Kanon lachte kurz auf. Es war kein freudiges Lachen. Es war pure Ironie. Die Verzweiflung darüber, wie sie sich gegenseitig immer wieder in ein solches Gefühlschaos stürzen konnten, dass sie irgendwann nicht mehr zwischen Vermutung und Wahrheit unterscheiden konnten. „Aber ich bin in keiner Beziehung.“ Kanon löste sich von dem Älteren. Nicht weil er nicht weiter seine Nähe wollte oder brauchte. Doch er hielt es für wichtig Aoi bei diesen Worten in die Augen zu blicken. Er konnte den Schmerz sehen. Er wollte ihm nicht weh tun und er wollte ihn erst recht nicht von sich weisen. Es war an der Zeit einen Schritt zu machen. „Noch nicht“, fügte Kanon hinzu. Er atmete tief durch und versuchte sich selbst zu beruhigen. Die Angst vor Zurückweisung war groß. Sein Kopf war schon dabei Strategien zu entwickeln, wie er der Situation entfliehen konnte. Und sie waren alle verführerisch. Doch heute würde er sie ignorieren. „Wärst du gern in einer?“, fragte Aoi leise weiter. Kanon sah den Schmerz in den Augen des Anderen. Die Verzweiflung. Die Hoffnung. Ob seine eigenen Augen wohl das gleiche widerspiegelten? Und was würde Aoi in ihnen lesen können? Sonst konnte er auch immer alles darin lesen. Er wurde sich erst bewusst, dass er viel zu lange für seine Antwort brauchte, als er bemerkte, wie die Verzweiflung, das Flehen im Blick des Älteren größer wurde. Er konnte nicht mehr warten. Er durfte nicht mehr warten! Also nahm Kanon all seinen Mut zusammen und löste seine Finger aus der fast schon schmerzhaften Starre, mit der sie noch immer Aois Arm ergriffen hatten. Langsam ließ er sie über die Haut des Anderen wandern, den Blick jedoch nicht lösend. Er spürte die sanfte Wärme unter seinen Fingern, die ihm einen Schauer nach dem anderen durch den Körper jagte, bis sie schließlich an Aois Hand angekommen waren. Er bemerkte, wie sie kurz zuckte, wusste diese Regung aber nicht zu deuten. Doch es war keine Zeit mehr für Zweifel. Und es war auch zu spät dafür. Sanft ließ er seine Hand in Aois gleiten, verflocht die Finger miteinander, auf jede Gefühlsregung in dessen Augen achtend. Weil er aber kein Missfallen darin sehen konnte, atmete er noch einmal tief durch und öffnete dann den Mund. „Ich wär gern in einer Beziehung.“ Sein Herz klopfte so laut. Es war das einzige Geräusch, das er momentan wahrnahm. „Mit dir.“ Aois Hand zuckte bei seinen letzten Worten erneut. Kanon war unglaublich warm. Jetzt, da er das ausgesprochen hatte, müsste er warten. Aber er wollte nicht mehr warten! Er wollte, dass Aoi die Spannung löste. Die bedrückende Stille durchbrach. Er wollte endlich Gewissheit! Er wollte nicht nur so angesehen werden und darauf warten, dass seine Träume zerplatzten. Er hielt es einfach nicht mehr aus! „Aoi, du-“ Kanon stockte, als er spürte, wie der Ältere den Druck seiner Hand erwiderte. Er konnte nicht weitersprechen, als er sah, wie sich etwas in dessen Blick veränderte. So intensiv. So voller Hoffnung. Bevor Kanon überhaupt reagieren konnte, spürte er schon Aois Lippen auf seinen. Es war ein Kuss, wie sie ihn davor noch nicht geteilt hatten. Er war sanft und trotzdem voller Leidenschaft. Aois Arme hatten sich um den Körper des Jüngeren geschlungen als wolle er damit sagen, dass Kanon jetzt zu ihm gehöre. Kanon erwiderte die Geste. Seine eine Hand fand den Weg in Aois Nacken und zog den Gitarristen noch näher an sich. Er wollte Aoi dasselbe Gefühl geben. Das Gefühl, dass sie jetzt zusammengehörten. Auch wenn sein gesamter Körper rebellierte, beendete Kanon den Kuss. Sie hatten es noch nicht erreicht. Das war noch nicht ihr Happy End gewesen. Wäre ihre Vorgeschichte nicht mit so viel Chaos und falschen Vermutungen geprägt gewesen, hätte er sich wahrscheinlich zufrieden gegeben. Doch seine Beziehung zu Aoi war ihm einfach zu wichtig, um sie nicht auf einer völlig soliden Grundlage weiterwachsen zu lassen. Er brauchte Gewissheit. Der Ältere lächelte ihn an. Ein überglückliches Lächeln, welches Kanon fast jeden Zweifel raubte. Er spürte, wie er das Lächeln erwiderte. Sein Körper hörte nicht auf Glückshormone in hohen Mengen zu produzieren. Er hätte Lachen können. Weinen. Schreien! Am liebsten hätte er Aoi in einen weiteren Kuss verwickelt. Doch das musste alles noch einen Augenblick warten. Kanon unterbrach kurz ihren Augenkontakt. Es war so schon schwierig genug einen klaren Gedanken zu fassen. Sie standen sich immer noch ganz nah. Die Arme sanft um den anderen geschlungen. „Was hast du damals mit Teruki besprochen?“, fragte Kanon leise. Er hoffte sehr, dass das der richtige Einstieg war. „Teruki meinte zu mir, ich soll es nicht verbocken“, flüsterte Aoi zurück. Küsste Kanon liebevoll auf die Wange. „Ich hoffe, ich habe es noch nicht verbockt?“ Kanon grinste. Es war genau der richtige Einstieg gewesen. „Das kommt ganz darauf an, was du jetzt zu mir sagen wirst.“ Seine Worte waren leise. Nicht, weil er sich nicht traute lauter zu sprechen, sondern weil das bei ihrer intimen Umarmung gar nicht nötig war. Aoi hörte ihn. Und er verstand. Kanon konnte es in seinen Augen lesen, dass er genau wusste, was der Jüngere jetzt hören wollte. Der Bassist kaute auf seinem Piercing, während er wartete. Er war nervös. Freudig nervös. Aoi kam ihm noch näher. Ihre Lippen berührten sich fast. Sein Blick war so intensiv, dass Kanon für einen Moment unbewusst die Luft anhielt. „Ich liebe dich.“ Der Atem des Anderen strich über seine Lippen. Die Worte klangen hundertfach im Raum nach. So kam es dem Jüngeren vor. Als sie endlich bei ihm angekommen waren, lagen schon wieder weiche Lippen auf seinen. Er wusste nicht, ob es die Worte oder der Kuss waren, die dieses unglaubliche Kribbeln in seinem ganzen Körper auslösten. Er wusste nur, dass er sich wünschte, es würde nie aufhören. Er wünschte sich, dieser Moment würde nie enden. Dieser eine Moment, auf den er so lange gewartet, so lange gehofft hatte. „Ich liebe dich“, hauchte Aoi noch einmal, als er ihre Lippen wieder voneinander löste und ihm zärtlich über die Wange strich. „Ich liebe dich auch.“ Es war ein so erlösendes Gefühl, diese Worte endlich aussprechen zu können. Sie hatten beide so lange auf den richtigen Moment gewartet und während sie gewartet hatten, hatten sie die vielen richtigen Momente nicht bemerkt, die an ihnen vorbeigezogen waren. Seine Beine schienen plötzlich so schwach, als Aoi ihn mit diesem unglaublich glücklichen Lächeln ansah. Darum klammerte er sich noch mehr an den Älteren. Drückte ihn noch stärker an sich. Kanon spürte, wie sich die Tränen der Verzweiflung, die noch vor kurzer Zeit in ihm aufgestiegen waren, in Tränen des Glücks verwandelten und erneut in seine Augen traten. Trotzdem versuchte er sie wegzublinzeln. Weinen wollte er jetzt wirklich nicht. Was sollte Aoi denn von ihm denken! Der schien das allerdings bemerkt zu haben, denn ein liebevolles Lachen kam ihm über die Lippen, bevor er eben diese auf die Wange des Bassisten legte und über die andere erneut sanft mit dem Daumen strich. Kanon konnte sich an dieses Gefühl gewöhnen. Wirklich. Wenn Aoi jedes Mal so reagierte, dann hatte er nichts dagegen, wirklich Freudentränen zu weinen. Langsam küsste sich der Ältere über die Wange zum Mundwinkel. So wie bei ihrem ersten richtigen Kuss. Nur dass es sich heute noch schöner anfühlte. Befreiter. Ohne Ängste im Hinterkopf. Sie küssten sich lange. Kanon kraulte zärtlich Aois Nacken, während dieser ihn fest an sich drückte. Der Jüngere ging voll in dem Kuss auf. Er vergaß alles um sie herum. Er fühlte nur Aoi und das Glück, das dieser in ihm auslöste. Deshalb zuckte er kurz überrascht zusammen, als er plötzlich die Wand hinter sich spürte. Wann hatte ihn Aoi denn bitte gegen die gedrückt? Scheinbar merkte der Ältere seine Verwunderung, denn er lächelte in den Kuss und presste sich noch stärker an den Jüngeren. Als Art Strafe biss Kanon leicht in die volle Unterlippe seines Freundes, bevor er seine Mundhöhle bereitwillig Aois fordernder Zunge übergab. Allerdings überließ er dem Älteren nur kurz die Führung. Kanons Hände waren in Aois Haarschopf gewandert, während dessen Hände nun über die Hüfte des Bassisten kreisten. Inzwischen drückten sie sich so nah aneinander, dass Kanon das Atmen immer schwerer fiel. Die Art, wie sich ihre Körpermitten gegeneinander pressten, tat sein übriges. Erst als Kanon glaubte vor Sauerstoffmangel ohnmächtig werden zu müssen, löste er den Kuss. Ihm war unsagbar heiß. Sogar ein bisschen schwindelig. Sein Herz raste. Sein Atem ging schnell. Er wollte mehr. Das war zu gut. Zu gut, um jetzt damit aufzuhören. Ein Blick in die Augen seines Freundes sagte ihm, dass es diesem genauso ging. Hinter den dunklen Iriden brannte ein Feuer, das Kanon gerne zu einem Großbrand entfachen wollte. Er gab dem Älteren noch einen Kuss, entzog sich ihm aber sofort wieder. Erst sah Aoi etwas enttäuscht aus. Als er dann allerdings Kanons nächste Worte hörte, breitete sich auf seinen Lippen ein kleines Lächeln aus. „Wie wär’s, wenn du die Schuhe wieder ausziehst und nochmal reinkommst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)