kyoosha - learning by doing von ivy-company (AoixKanon) ================================================================================ Kapitel 63: Wie man Geheimnisse austauscht ------------------------------------------ Kapitel 63 Wie man Geheimnisse austauscht Kanons Herz schlug ihm bis zum Hals, als die Klingel schrill durch die Wohnung klang. Tora, Hiroto und Uruha saßen schon zusammen mit Reita vor dem Fernseher und zockten das erste Spiel. Das bedeutete, dass nur noch Ruki und Miyavi fehlten. Und nach Aois Erzählungen, dass Ruki schon beinahe bei dem Solokünstler eingezogen war, war sich Kanon auch ziemlich sicher, dass die beiden jetzt zusammen vor der Tür standen. Wie genau sich die Zusammensetzung ihrer Party ergeben hatte, konnte er nicht wirklich sagen. Miyavi hing an Ruki und Tora war sicher da, weil er Reitas bester Freund war. Und Hiroto… Kanon hatte den leisen Verdacht, dass Aoi ganz alice nine eingeladen hatte, damit sich der An Cafe Bassist nicht ganz so verloren unter Gazette fühlte. Und darüber war er auch wirklich ein wenig erleichtert. Shou und Saga hatten keine Zeit gehabt. Genauso wie Nao, was wohl auch die Abwesenheit Kais erklärte. Aber durch Hiroto und Tora hatte Kanon wenigstens noch zwei weitere Freunde, mit denen er bis jetzt mehr zu tun gehabt hatte als nur auf der einen Party bei Miyavi. „Ja, klar kann ich die Tür aufmachen! Gar kein Problem!“ Aoi stand neben ihm. Sein ironischer Tonfall war nicht zu überhören. Er warf Reita noch einen tadelnden Blick zu, der sich davon aber überhaupt nicht stören ließ und munter weiterzockte, und rollte mit den Augen, bevor er von Kanons Seite wich und zur Sprechanlage an der Tür ging. Kanon hatte es sich nicht nehmen lassen etwas zu kochen. Reita hatte zwar auf Pizza bestanden, aber der Schwarzhaarige hatte das Gefühl gehabt, irgendetwas zur Party beisteuern zu müssen. Jetzt stand er am Herd, zwei große Pfannen mit gebratenen Nudeln vor sich. Aoi hatte nur zugestimmt, wenn er nichts Aufwändiges machte. Zum Einen, weil sie dafür einfach zu viele waren, und zum Anderen, weil das Essen an diesem Abend sowieso nur Nebensache war. Nichtsdestotrotz fanden sie sich alle eine Viertelstunde später am Esstisch ein und aßen gemeinsam zu Abend. Außer Ruki und Reita ließen sich sogar alle dazu herab, Kanon Komplimente für seine Kochkünste zu machen, was diesen doch etwas verlegen werden ließ. Miyavi meinte sogar, dass er wahrscheinlich ein besserer Haushälter als Ruki sei und er vielleicht Kanon nach seiner Geburtstagsparty zum Aufräumen hätte dabehalten sollen und nicht Ruki. Rukis einziges Kommentar darauf war ein Hieb in Miyavis Magengegend und ein doch etwas gekränkter Blick, woraufhin Miyavi auch gleich anfing sich bei seinem Freund zu entschuldigen. Allerdings war der Gazette-Sänger nicht der Einzige gewesen, der negativ auf Miyavis Aussage reagiert hatte. Kanon hatte aus dem Augenwinkel Aoi dabei beobachten können, wie dieser dem Solokünstler einen Todesblick zugeworfen und sogar leise geknurrt hatte. Kanon aß lächelnd weiter seine Nudeln. Das konnte ja noch ein interessanter Abend werden. Nachdem das Essen eine schöne Grundlage gebildet hatte, begann auch schon der Alkohol zu fließen. Wobei das eigentlich übertrieben war. Kanon hatte mit einer ziemlichen Sauforgie gerechnet. Schließlich kursierten einige wilde Geschichten über die PSC und ihre Partys. Und allen voran natürlich über Gazette! Doch stattdessen handelte es sich eher um einen netten Abend mit ein paar Freunden. Es wurde PlayStation gespielt, Musik gehört und sich unterhalten. Kanon stand gerade in der Küche und füllte eine der Chipsschalen auf, die Hiroto leergefuttert hatte, als er Aoi hinter sich hörte. „Das musst du doch nicht machen!“ Kanon musste grinsen. Ihm war klar gewesen, dass Aoi nicht wollte, dass er sich um die Gäste kümmerte. Allerdings schien Aoi auf der anderen Seite aber bewusst zu sein, dass Kanon gerne mithalf und sich davon auch nicht abbringen ließ. Der Gitarrist beließ es nämlich bei dieser einen Aussage und sah Kanon stattdessen beim Umfüllen der Chips zu, während er seine eine Hand auf die Hüfte des Jüngeren legte. Bei der Berührung zuckte der Bassist kurz zusammen und schenkte Aoi einen unsicheren Blick, den dieser aber gar nicht zu merken schien. Scheinbar war dem Gitarristen seine Handlung gar nicht bewusst. Also wandte sich Kanon wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu und füllte die Schale. Dabei ging ihm die Hand an seiner Hüfte aber gar nicht aus dem Kopf! Die Berührung fühlte sich viel intensiver an als sie wohl in Wirklichkeit war. Als der Jüngere ein leises Kichern hinter sich vernahm, spürte er, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Er konnte nicht sagen, ob das Kichern wirklich ihm – oder besser Aois Hand – galt und auch nicht, wer sie da vielleicht beobachtete, aber trotzdem reicht es aus, um sich angestarrt zu fühlen. Der Körperkontakt endete, als die Schale voll war und Aoi sie mit einem leisen „Danke“ und einem Lächeln nahm und auf den Boden vor den Rest der Bande stellte. Den kleinen Wohnzimmertisch hatten sie in weiser Voraussicht beiseite geschafft. Der störte sowieso nur. Als sich Kanon umdrehte, sah er Tora und Uruha mit je einer Flasche Bier am Esstisch sitzen. Sie beachteten ihn gar nicht, sondern starrten gebannt auf den Bildschirm, zu dem sie ihre Stühle gedreht hatten. Sofa und Sessel waren zwar nicht wirklich vollbesetzt, aber Kanon wusste, dass vor allem Reita beim Spielen so in seinem Element war, dass es nicht gerade angenehm war, direkt neben ihm auf der Couch zu sitzen. Die Tatsache, dass Uruha und Tora so auf das Spiel konzentriert waren, ließ Kanon allerdings bezweifeln, dass das Kichern wirklich von ihnen gekommen war. Uruhas plötzliches Aufspringen riss ihn aus seinen Gedanken. „Jetzt bin ich aber mal dran!!“, rief der Gitarrist entrüstet und stürmte zum Fernseher, wo er Reita den Controller aus der Hand riss. Der Bassist sah einen Moment aus als würde er protestieren wollen, bevor er sich zu Ruki, der neben ihm saß, drehte und ihm den zweiten Controller aus der Hand riss. Kanon machte sich schon auf großes Geschrei gefasst und setzte sich deshalb auf den Platz, an dem Uruha vorher gesessen hatte. Er wollte schließlich nicht zwischen die Streitenden geraten, so gern er sich auch auf die Armlehne des Sessels gesetzt hätte, auf dem Aoi jetzt saß. „Wir haben uns schon lang nicht mehr gesehen! Bei dir alles klar?“, wollte Tora von ihm wissen, was ihn davon abhielt Aoi weiter anzustarren. „Ja, alles so wie immer“, antwortete Kanon und lächelte den Gitarristen dankbar an. Sie hatten sich wirklich schon lange nicht mehr gesehen und er fand es irgendwie lieb, dass der Ältere sich so nach ihm erkundigte. „So wie immer also?“, hakte Tora grinsend nach, was Kanon schon gleich dessen guten Absichten infrage stellen ließ. Und tatsächlich fügte der Gitarrist direkt ein „Ich seh nämlich alles“ hinzu, was Kanon aufstöhnen ließ. Natürlich! Es war doch klar gewesen, dass Aoi ihn nur einmal unschuldig berühren musste und alle es sofort mitbekamen. Kein Wunder, dass er paranoid wurde. „Du solltest dir von Reita nicht immer so viel einreden lassen“, murrte der Bassist nur, woraufhin Tora ihm ein etwas bitteres Lächeln schenkte. „Naja, sehr viel haben Reita und ich in letzter Zeit auch nicht geredet.“ Kanon sah den anderen verwirrt an. Damit hatte er irgendwie nicht gerechnet. „Wieso denn nicht?“ „Differenzen“, antwortete Tora knapp und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. Kanon wollte nicht weiter stochern und trotzdem fragte er sich, was solche Differenzen sein könnten. Langsam erinnerte er sich aber wieder, wann er Tora das letzte Mal gesehen hatte und dann fiel der Groschen. Das war bei der großen Besprechung gewesen, bei der Kai und Nao ihnen mitgeteilt hatten, dass sie ein Paar seien und Tora und Saga dann den Proberaum verlassen hatten, um etwas zu besprechen. Damals hatte Aoi schon angenommen, dass Tora und Saga etwas am Laufen hatten. Eine Schlussfolgerung die Kanon eigentlich ziemlich schlüssig vorkam. Und es war kein Geheimnis, dass Reita Saga nicht leiden konnte. Natürlich gab es dann Streit, wenn der beste Freund mit dem Feind zusammenkam! Irgendwie verständlich, dass Reita da immer schlechte Laune hatte. Aoi hing nur noch mit Kanon rum und Tora war plötzlich mit Saga zusammen. Nur gut, dass sich das scheinbar gelegt hatte. Zumindest deutete Kanon Toras Anwesenheit als gutes Zeichen. Natürlich gab es in dem Zusammenhang aber trotzdem noch eine Frage, die Kanon stellen musste: „Also… du und Saga?“ „Hm?“ Tora hatte sich wieder auf den Bildschirm konzentriert und hörte anscheinend nur mit halbem Ohr zu. Allerdings hielt das Kanon nicht davon ab nachzuhaken: „Seid ihr jetzt ein Paar?“ Erst bei dem Wort „Paar“ fuhr aus seiner Versunkenheit auf und warf hektisch einen Blick zu dem streitenden, spielverrückten Haufen. Kanon folgte seinem Blick, aber er schien nicht so, als ob irgendjemand etwas mitbekommen hatte. „Woher…“, meinte der Gitarrist leise, aber der Jüngere fiel ihm nur mit einem wissenden Grinsen ins Wort. „Hey, ich bin nicht blind!“ Vor allem nicht, wenn er sich selber mit diesem Thema tagtäglich beschäftigte. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass es bei seinem eigenen Privatleben nicht so leicht war durchzublicken. Wieder sah Tora verstohlen zu den Anderen, bevor er zögernd ansetzte: „Aber… Das weiß noch niemand.“ Deshalb sprach er also so leise! Kanon entfuhr ein Seufzen und er bekam sogar ein bisschen Mitleid mit Reita. „Ich sags keinem“, fügte er deshalb mitfühlend hinzu, auch wenn es ihm nicht leicht fiel, vor Aoi Geheimnisse zu haben. „Danke.“ Der Andere schien gleich erleichterter zu sein. Ach, der hatte es gut. Zwar war da das Problem mit Reita, aber Tora hatte es zumindest auf die Reihe bekommen, mit dem zusammen zu sein, den er liebte. „Ich beneide euch…“, kam es Kanon unbewusst über die Lippen und er erntete dafür ein leises Lachen von dem Anderen. „Du kriegst das auch noch hin.“ Jetzt war es an dem Bassisten verdutzt zu gucken. „Hey, wenn Reita mal angepisst ist, regt er sich über viele Sachen auf! Und weil ich der bin, der ihn dann meistens ertragen muss…“ Gut gelaunt zwinkerte er dem Jüngeren zu. „Aber keine Angst, ich sags keinem!“ Kanon konnte nicht anders als über diese seltsame Situation ebenfalls kurz zu lachen und sich dann auch, wie Tora zuvor, zu bedanken. Sie saßen noch ein paar Minuten zusammen am Tisch. Kanon beobachtete aus den Augenwinkeln, wie der Gitarrist seine Bierflasche nahm und sie an die Lippen setzte. Und ihm entging auch nicht das glückliche Grinsen, das sich auf Toras Gesicht zeigte, als dieser dachte, niemand würde hingucken. Natürlich freute sich Kanon für seinen Freund, doch ein letztes wehmütiges Seufzen konnte er sich nicht verkneifen, bevor er seinen Blick wieder auf die Chaoten vor dem Fernseher richtete. Gerade rechtzeitig, um Reita bei einem Siegertanz zusehen zu können, da dieser Uruha anscheinend um Längen geschlagen hatte. „Und? Wer von euch Weicheiern möchte als nächstes von mir fertig gemacht werden?“, fragte der Bassist und blickte stolz in die Runde. „Weiß Rei wie gut du spielst?“, fragte Tora Kanon leise, was dieser nach kurzer Bedenkzeit verneinte. Tatsächlich konnte er sich nicht daran erinnern mit Reita je an der Konsole gespielt zu haben. Eigentlich verwunderlich. Schließlich teilten sie scheinbar dasselbe Interesse. Und Kanon war gut! Zwar nicht mehr so begnadet wie früher, weil Teruki seine „Spielzeit“ irgendwann drastisch gekürzt hatte vor Angst um Kanons Daumen, aber er war sich ziemlich sicher, dass er es mit Reita aufnehmen konnte. Und wenn er Toras Lächeln richtig deutete sah dieser es wohl genauso. „Was hast du vor?“, wollte Kanon leise wissen, was Tora nur noch breiter Grinsen ließ. „Spiel mit und du wirst es schon merken. Ich glaub es wird Zeit Reita mal einen kleinen Dämpfer zu verpassen.“ Kurz hatte Kanon noch gezweifelt. Schließlich hatte er gerade erst mitbekommen, dass Reita durch seinen Streit mit Tora auch harte Wochen hinter sich hatte. Der Blonde schaffte es mit seiner arroganten Art jedoch schnell alles Mitgefühl in Kanon wieder absterben zu lassen. Also setzten sich Tora und Kanon zu Reita vor die Konsole, wo Kanon dann gegen den Blonden die ersten paar Runden verlor. Natürlich auf Toras Anweisung hin. Als sich Reita dann völlig in Sicherheit wiegte, schlug Tora dann vor, dass sie das ganze doch interessanter gestalten könnten indem sie abmachten, dass der Verlierer immer einen Kurzen Tequila trinken musste. Reita war hellauf begeistert von der Idee. Zuerst. __ „Reingelegt habt ihr miiich“, maulte der Blonde betrunken, nachdem er das Tequilaglas wieder abgestellt hatte. Der Rest der Anwesenden war am Lachen, während Tora und Kanon nur unschuldig lächelten. Zwar war Reita anfangs schon eine kleine Herausforderung gewesen, doch je mehr Alkohol er getrunken hatte, umso leichter war es Kanon gefallen ihn immer wieder zu besiegen. Aber natürlich hatte Reita auch nicht aufgeben wollen. Die Konsequenz für ihn war, dass er jetzt sturzbetrunken halb auf Tora hing, welcher sich vor Lachen kaum halten konnte. Auch Kanon musste bei diesem Bild lachen, nahm sich aber vor, sich an diesem Abend lieber von Reita fernzuhalten. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie anhänglich der Blonde in diesem Stadium werden konnte und er wollte ja nicht wieder Aois Eifersucht heraufbeschwören. Apropos Aoi… Kanon ließ seinen Blick über das Sofa und anschließend durch das Zimmer schweifen. Sein Lächeln verblasste. Eigentlich würde er ja davon ausgehen, dass er vielleicht nur auf der Toilette war oder kurz in seinem Zimmer. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er den Gitarristen schon länger nicht gesehen hatte. Er hatte auf dem Sessel gesessen, bevor sich Kanon und Tora daran gemacht hatten Reita abzufüllen. Aber dann hatte sich der An Cafe Bassist so auf das Spiel konzentriert, dass er sich um nichts anderes mehr gekümmert hatte. Und auf dem Sessel saß jetzt Hiroto. Von Aoi keine Spur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)