Weihnachtsstress von Ur (Felix x Leon | Kleine Weihnachtsepisode zu Spiegelverkehrt) ================================================================================ Kapitel 1: 16th --------------- Mitten im April also Weihnachten. Na ja, was soll's. Ich hoffe ihr freut euch auch bei Sonnenschein und grünen Bäumen darüber ;) Für Kaoru und Armaterasu, die das alles so fleißig lesen und vor allem kommentieren, obwohl sie es schon kennen :) In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und viel Spaß beim Lesen :D ________________________ Es war zum Verzweifeln. Heute war der beknackte 16. Dezember und er hatte immer noch keinen blassen Schimmer, was genau er Felix zu Weihnachten schenken sollte. Natürlich war er alles durchgegangen. CDs, DVDs, Klamotten, irgendwelche teuren technischen Errungenschaften, Bücher… Aber er konnte Felix nicht einfach irgendwas schenken. Nicht nur, weil er genau wusste, dass Felix ihm auch nicht einfach irgendwas schenken würde, sondern weil er wollte, dass Felix zu ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest etwas… Besonderes bekam. Diese ganze sentimentale Scheiße vor Weihnachten ging ihm gehörig auf den Wecker, alle schienen irgendwie fröhlicher und so geheimniskrämerisch zu sein. Und er konnte Geheimnisse nicht ausstehen, weil er im Gegensatz zu Felix nie dahinter kam, was diese Geheimnisse genau waren. Tatsächlich war Nicci zur letzten Bandprobe mit einer Weihnachtsmütze erschienen und hatte Kekse verteilt. Leon war ein wenig überrascht gewesen, als er sah, wie Felix sich auf die Plätzchen stürzte, als hätte er seit einer Woche nichts mehr gegessen. »Ich liebe Kekse«, hatte er verkündet. Nachdem sie Niccis Kekse aufgegessen hatten, hatten Unterhaltungen darüber begonnen, wie man Weihnachten feiern würde. Lara und Timo schienen Weihnachten besonders im Stress zu sein. Heiligabend wollten sie mit ihrer jeweiligen Familie verbringen, aber dann hatten ihre Eltern darauf bestanden, den Partner ihres Kindes einzuladen. Und so verbrachten die beiden den ersten Weihnachtsfeiertag gemeinsam bei Laras Familie und den zweiten bei Timos. Leon stellte sich vor, wie Felix ihm mitteilte, dass seine Mutter und seine Schwestern ihn unbedingt kennen lernen wollten und dass sein Vater sich nicht damit abfinden konnte, dass sein Sohn mit einem Mann zusammen war. Eine schreckliche Vorstellung. Tatsächlich hatte Felix nichts in diese Richtung erwähnt und auch Leons Eltern hielten sich, was Weihnachtseinladungen anging, zurück, da sie genau wussten, wie wenig ihr Sohn von Weihnachten hielt. Er konnte diese ganzen bunten Lichter und die falschen Weihnachtsmänner auf den Tod nicht ausstehen. Jedes Mal, wenn er so einen sah, wollte er ihm eins überbraten, aber der Gedanke daran, was Felix sagen würde, hielt ihn zurück. Vielleicht erwartete Felix von ihm, dass er einen Tannenbaum kaufte und ihn mit seinem nicht vorhandenen Christbaumschmuck schmückte, dass sie pompös kochten und Weihnachtslieder sangen. Er hatte keine Ahnung, wie Felix sein Weihnachtsfest feiern wollte, aber er wollte ihn auch nicht fragen, denn dann musste er zugeben, dass es ihn interessierte, wie Felix das Fest verbringen wollte. Vielleicht wollte er auch alle drei Feiertage mit seiner Familie verbringen und dachte nicht im Traum daran, Weihnachten mit Leon zusammen zu feiern? Er raufte sich die blonden Haare. Was sollte er nur tun? Sollte er einen kleinen Baum kaufen? Oder lieber nicht? Was sollte er Felix schenken? Und wie zur Hölle sollte er das Geschenk einpacken, was auch immer es sein würde? Zwei Tage lang war er kurz davor seine Mutter um Rat zu bitten, bis ihm schließlich ein viel besserer Gedanke kam und er den Hörer in die Hand nahm. Er betrachtete ihn kurz, dann wählte er Niccis Nummer. Er musste es ewig lang klingeln lassen, bis Nicci schließlich abnahm und dann klang sie auch noch ausgesprochen gehetzt, als wäre sie zum Telefon gerannt. »Hallo?« »Hey Nicci. Ich bin’s«, sagte er. »Du Leo, ich hab grad wirklich gar keine Zeit, ich schreib an Lennards Song zu Weihnachten«, erklärte seine beste Freundin außer Atem. Leon runzelte die Stirn. »Du komponierst? Du schreibst ihm ein Lied?«, fragte er mit wachsender Panik und unbändigem Unglauben. Nicci lachte. »Ja, schon. Nicht, dass ich ein sonderliches Gitarrengenie wäre, aber…« Leon unterbrach sie. »Du wirst ihm das doch nicht etwa vorsingen? Und vorspielen?« Erneute Stille. »Ähm… doch. Wieso?« Leon konnte es nicht fassen. Selbst Nicci war völlig am Durchdrehen. Er seufzte kaum hörbar. »Na gut, dann komponier schön weiter. Bis dann.« »Bis dann, Leo! Ruf doch sonst einfach Felix an, der kann dir sicher weiterhelfen!« Leon schnaubte. Tolle Idee. »Hey Felix, was soll ich dir zu Weihnachten schenken?«. Das würde seine Ahnungslosigkeit noch mehr unterstreichen. Nein danke. Er legte grummelnd auf und starrte den Telefonhörer an. Dann wählte er Timos Nummer. »Hey Timo, hier ist Leon«, sagte er hoffnungsvoll. »Hey Leo! Du, tut mir Leid, aber ich bin grad beschäftigt, ich bastele Laras Weihnachtsgeschenk«, erklärte er. Im Hintergrund raschelte es verheißungsvoll. »Du…bastelst«, erkundigte er sich, nur um sicher zu gehen, dass er das auch richtig verstanden hatte. »Ja, ich bastele. Ich hab keine Zeit, das genau zu erklären, meine linke Hand ist voller Kleber, ruf doch einfach Nicci an, die kann dir sicher weiterhelfen.« »Ok… dann bastel noch schön«, sagte er matt. »Ja, mach ich. Tschüss!« Und Timo legte auf. Die ganze Welt war im Weihnachtswahn, es konnte doch nicht sein, dass seine Bandkollegin tatsächlich in ihrem Zimmer saß und ein Geschenk für Timo bastelte. Aus dem Bastelalter waren sie jawohl heraus, seit ungefähr zwanzig Jahren. Er raufte sich erneut die Haare, kaute nervös auf seiner Unterlippe herum und wählte die nächste Nummer. »Ja?« »Hey Lara, hier ist Leon.« »Ach hey. Ich will echt nicht unhöflich sein, Leo, aber gerade passt es mir nicht so gut.« Er bemühte sich, nicht zu schreien oder zu motzen, weil alle so geschäftig waren. Er räusperte sich und fuhr sich mit der hörerfreien Hand durch die Haare. »Lass mich raten. Du… bastelst gerade ein Geschenk für Timo?« Lara schwieg einen Moment lang. Als sie sprach, hörte Leon deutlich, dass Lara grinste. »Ja, schon. Ich musste vom Sessel auf die Couch springen, weil der ganze Boden voll mit seinem noch nicht fertigem Weihnachtsgeschenk ist.« Leon blinzelte. Unweigerlich stellte er sich vor, wie Lara von Möbelstück zu Möbelstück hechtete, um zum Telefon zu gelangen, während auf dem Boden ein monströses, unbekanntes Objekt lag, das ihr den Tritt auf den Fußboden verweigerte. Er schloss die Augen. »Was für ein Geschenk kann so riesig sein, dass es deinen ganzen Boden bedeckt?«, fragte er tonlos. Lara lachte. »Ach, es ist gar nicht so groß, wenn ich erstmal alles ins Album eingeklebt habe, dann kann ich sicher auch wieder treten.« Leon hob die Brauen. »Album?« »Ja, ich bastele ihm ein Album. Mit Eintrittskarten und Fotos und Kassenbons und so… was wir so zusammen gemacht haben. Gemeinsame Erinnerungen. Du weißt schon.« Die Wahrheit war: Nein, wusste er nicht. Aber das machte nun auch nichts mehr. »Ok… Und hast du irgendeinen blassen Schimmer, was ich Felix schenken könnte?«, fragte er zaghaft. Lara schwieg einen Moment. »Also… hm… Ich bin sicher, dass Felix auch was Persönliches haben wollen würde«, sagte sie. Leon grummelte. »Was Persönliches? Was soll das heißen?« »Na ja, irgendwas, was von Herzen kommt. Was selbst Gemachtes eben.« »Ich…denk mal drüber nach. Bastel noch schön.« »Danke, schönen Tag noch!« »Hm.« Das konnte doch nicht wahr sein. Timo bastelte irgendwelche Wahnwitzigkeiten, die ihm die Finger mit Kleber besudelten, Nicci komponierte ein Lied und schrieb einen beknackten Text dazu, wohlmöglich, um es Lennard dann unter einem hell erleuchteten und Lametta- behangenen Weihnachtsbaum vorzusingen. Was war nur mit der Welt geschehen? Da waren sie dahin. Die Hoffnungen darauf, dass ihm jemand ein Patentrezept lieferte, was er Felix zu Weihnachten schenken sollte. Er drehte nachdenklich den Hörer in den Händen, wiegte den Kopf hin und her und dachte angestrengt nach. René konnte er nicht anrufen. Der war beziehungsunfähiger als er selbst und hatte ohnehin seit fünf Jahren keine Freundin mehr gehabt… Er hielt inne. Sein Kopf kippte zur Seite und er verharrte einen Moment lang in völliger Regungslosigkeit. Da war noch ein Mitglied jemand, dessen Nummer er hatte. Nicht, dass er erpicht darauf gewesen wäre, ihn anzurufen, aber… Seine Finger tasteten nach dem Handy in seiner Hosentasche. Felix hatte ihm Christians Nummer gegeben, falls sie zu Hause und auf dem Handy nicht zu erreichen war. Leon kaute auf seiner Unterlippe herum und dachte nach. Sollte er…? Seine Gedanken wanderten zu Felix und zu der enttäuschten Miene, die er sicher machen würde, wenn Leon ihm irgendein Ramschgeschenk unter den fiktiven Weihnachtsbaum legte… Er wählte die Nummer, hielt den Hörer ans Ohr und schluckte, als er es tuten hörte. Er konnte noch auflegen. Er konnte sich diese Peinlichkeit ersparen… »Ja?« Einen Moment lang schwieg er. »Hallo?«, sagte Christians Stimme verwirrt. »Hey… hier ist… Leon.« Schweigen am anderen Ende. Leon erinnerte sich dunkel an eine Party, auf der er Christian hatte verprügeln wollen… »Was verschafft mir dir Ehre?« Christians Stimme klang sehr amüsiert und Leon hatte augenblicklich den Drang, Christian eine rein zu schlagen. Leon holte tief Luft. »Ich… ähm… brauche Hilfe.« Erneutes Schweigen. »Von mir?«, fragte Christian mit einem Grinsen in der Stimme, als würde er erwarten, dass Leon ihn jeden Moment auslachte und ihm erklärte, es sei nur ein Juxanruf gewesen. »Ich hab schon alle anderen angerufen, die in Frage kommen, aber die konnten mir nicht weiterhelfen, deswegen… dachte ich… ruf ich dich an…« »So so… und warte. Sag nichts. Es geht nicht zufällig um das bevorstehende Weihnachtsfest und darum, was du Felix schenken sollst, oder?« Einen Moment lang war Leon fassungslos, erstarrt in der heillos verwirrten Missinterpretation dieser Worte, die klangen, als sei Christian genauso gruselig wie Felix, weil er wusste, was Leon wollte, bevor der es überhaupt erwähnt hatte. Dann erinnerte er sich daran, dass Christian und Felix gut befreundet waren und Felix ihm vermutlich alles über Leons Gefühlskrüppeligkeit erzählt hatte. Als er schwieg lachte Christian. »Also, du hast Recht. Ich weiß nicht, was ich ihm schenken soll«, gab er kleinlaut zu. »Du bist doch mit ihm zusammen. Was mag er denn so, außer Männer und Chemie?«, fragte Christian amüsiert. Leon grummelte ungehalten. Dieser Kerl machte ihn rasend! »Kekse zum Beispiel. Letztens hatte Sabine welche mit und er ist fast ausgeflippt vor Begeisterung«, fügte Christian hinzu und seine Stimme klang erneut, als würde er gleich anfangen zu lachen. »Was haben Kekse mit meinem Problem zu tun?«, fragte er entnervt. Christian lachte. Leon wollte ihn durch den Hörer ziehen und erwürgen. Auf der Stelle! »„Na, back ihm doch welche. Er würde sich sicher freuen, wenn er wüsste, dass du dich in der Küche abgequält hast, nur um ihm Kekse zu backen. Meinst du nicht? Du kannst ihm ja noch was kaufen, irgendwas Kleines, von dem er mal gesagt hat, dass er es haben will. Und dann schreibst du ihm eine Karte dazu und… fertig.« Leon blickte in Richtung Fenster, ohne das Fenster wirklich zu sehen. »Backen… ich? Kekse?«, sagte er langsam. Christian lachte schon wieder. »Dafür gibt es Kochbücher«, erklärte er amüsiert. Leon kaute auf seiner Unterlippe herum. Auch wenn er sicher war, dass er und backen sich in etwa so gut verstanden wie er und Christian, konnte er doch nicht leugnen, dass Felix die Tatsache ‚niedlich’ finden würde, wenn Leon sich für ihn in die verhasste Küche stellte und… »Hm…ok… ich denk mal drüber nach…danke.« »Kein Problem. Frohes Fest und gutes Gelingen«, sagte Christian. »Danke. Dir auch«, murmelte er, in Gedanken schon bei Mehl, Zucker und Eiern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)